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An ihren Früchten werdet ihr sie Erkennen

17.02.2019Jesaja 5,1-30

Einführung: Die Herausforderung guter Frucht

Liebe, wir haben gerade in der Textlesung aus Galater 5 gehört, dass wir die Werke des Fleisches meiden und stattdessen gute Frucht bringen sollen. Wie sieht es damit bei dir aus? Welche der beiden Listen, die wir gerade gehört haben, beschreibt dich?

Ich glaube, wenn wir ehrlich sind, stellen wir fest, dass wir alle ein bisschen zwischen beiden Listen stehen. Warum eigentlich? Warum tun wir uns so oft so schwer damit, gute Frucht zu bringen? Darüber wollen wir heute nachdenken.

Wir kommen zu einem Predigttext im Rahmen unserer Predigtserie durch die ersten Kapitel des Propheten Jesaja, in denen es genau darum geht. Der Prophet Jesaja spricht in Kapitel 5 das Volk Juda an. Er spricht ganz direkt an, dass dieses Volk keine gute Frucht gebracht hat. So klagt Gott in diesem Kapitel sein Volk an. Er verkündet sein Gericht über dieses Volk, das schlechte Frucht bringt.

Es ist ein finsteres Kapitel. Wir werden in diesem Kapitel nichts von Hoffnung lesen. Ein Kapitel, bei dem ich mich schwer getan habe, es überhaupt zu predigen. Wie geht man das an? Wenn wir einen Predigttext finden, der nichts bringt außer Anklage und der Androhung von kommendem Gericht, und doch ist uns dieses Kapitel in Gottes heiligem Wort gegeben – zu unserem Besten.

Wir können aus den Fehlern Judas lernen, so dass wir eben nicht diesen Weg gehen, der hier von Gott angeklagt wird. So dass wir nicht in den Fußstapfen Judas wandeln und schlechte Frucht bringen.

Ich möchte beten, dass der Herr uns hilft, sein Wort so zu hören, dass wir das, was wir heute lesen und bedenken wollen, wirklich als eine Warnung verstehen. Und dann Hilfe finden, einen anderen Weg zu gehen.

Ich bete mit uns: Himmlischer Vater, Jesaja 5 ist ein Kapitel, das wahrscheinlich selten einfach mal so gepredigt wird. Ich weiß, wie schwer es mir diese Woche fiel, deine Botschaft in diesem Kapitel zu finden – eine Botschaft, die nicht einfach nur niedermacht, sondern eine Botschaft, die uns Hoffnung gibt.

Eine Botschaft, die uns den Weg weist zu einem guten Leben, zu einem Leben, das gute Frucht bringt, zu einem Leben, das dich ehrt und gut für uns ist. Ja, und wenn diese Predigt das zu tun vermag, dann nur, weil du ein Gott bist, der mächtig wirkt.

Darum möchte ich dich bitten, dass du mir hilfst, dein Wort treu zu predigen und doch, und gerade deshalb, auch Hoffnung zu finden.

Und ich möchte uns als Hörende in das Gebet einschließen: Herr, bewege du unsere Herzen, dass sie bereit sind, dein Wort an uns heranzulassen. Dann zeig uns den guten Weg, so dass wir so leben können, wie es gut für uns ist und dich ehrt.

So gebrauche die Verkündigung deines Wortes, um Gutes zu tun in unserer Mitte, heute Morgen. Darum bitten wir in Jesu Namen. Amen.

Aufbau des Predigttextes und poetische Struktur

Die Predigt folgt einer ganz einfachen Struktur. Zunächst betrachten wir den Text, der aus zwei Teilen besteht.

Der erste Teil umfasst die ersten sechs Verse. Es handelt sich dabei um ein Gleichnis, ein Lied mit Gleichniskarakter, das am Ende in Vers 7 aufgelöst wird.

Ab Vers 8 beginnt der zweite Abschnitt. Hier folgen acht Anklagen, die ein bestimmtes Echo erzeugen. Diese Anklagen beginnen alle mit dem Buchstaben „W“ – insgesamt sechsmal „W“. Dazwischen stehen vier Ankündigungen von kommendem Gericht.

Nach den ersten beiden „W“-Worten folgen zwei Anklagen. Nach der sechsten Folge kommen nochmals zwei Anklagen, womit das Kapitel endet. Diese Anklagen beginnen immer mit dem Wort „darum“. Bei Luther ist eine Stelle mit „daher“ übersetzt, doch es handelt sich immer um dasselbe Wort.

Man erkennt hier ein deutliches Echo, eine poetische Sprache und eine bewusste Struktur, die Jesaja verwendet. Er möchte, dass wir diese Struktur erkennen.

Das Gleichnis vom Weinberg: Gottes Fürsorge und die enttäuschende Ernte

Aber bevor wir zu den „We“ und „Darum“-Aussagen kommen, schauen wir uns zunächst das Gleichnis vom Weinberg an, das wir am Anfang des Kapitels finden. In den ersten beiden Versen von Jesaja 5 hören wir, dass es ein Lied ist – ein Lied, das zugleich den Charakter eines Gleichnisses hat.

Ich lese uns mal die ersten beiden Verse vor:
„Wohl an, ich will meinem lieben Freunde singen, ein Lied von meinem Freund und seinem Weinberg. Mein Freund hatte einen Weinberg auf einer fetten Höhe, und er grub ihn und entsteinte ihn und pflanzte darin edle Reben. Er baute auch einen Turm darin und grub einen Kelter und wartete darauf, dass er gute Trauben brächte.“

So weit erst mal. Das klingt nach einem recht vielversprechenden Projekt, nicht wahr? Gute Hanglage – ja, das ist hier schön beschrieben mit „fetten Höhen“. Dann noch entsteint, edle Reben gepflanzt – das hat das Potenzial für einen guten Tropfen. Die Weinkenner unter uns sagen: Ja, das könnte passen. Und wenn wir dann noch wissen, dass die klimatischen Bedingungen in Israel natürlich hervorragend geeignet sind für Weinanbau, dann ist eigentlich klar, was man zu erwarten hat.

Alles ist vorbereitet für die Ernte, für die Weingewinnung, und uns läuft quasi jetzt schon, wenn wir Wein mögen, das Wasser im Munde zusammen. Doch dann kommt auf einmal eine Wendung in dieses bis hierhin so hoffnungsfrohe Lied. Der Freund Jesajas wartet darauf, dass der Weinberg gute Trauben brächte. Und dann heißt es weiter: „Aber er brachte schlechte.“

Wie kann das sein – schlechte Trauben in einer solchen hervorragenden Situation? So folgt jetzt eine Anklage. Nun spricht nicht mehr Jesaja über seinen Freund, sondern Jesajas Freund selbst. Jetzt dreht sich das ein klein wenig.

„Nun richtet ihr Bürger zu Jerusalem und ihr Männer Judas zwischen mir und meinem Weinberg!“ Was sollte man noch mehr an meinem Weinberg tun, das ich nicht getan habe? Warum hat er schlechte Trauben gebracht, während ich darauf wartete, dass er gute brächte?

Ja, was soll man dazu sagen? Nach allem, was wir gehört haben, hat der Besitzer tatsächlich alles richtig gemacht. Die Schuld liegt offensichtlich nicht bei ihm. Und warum auch immer dieser Weinberg jetzt keine guten Trauben bringt, ich denke, wir alle können verstehen, dass der Besitzer des Weinbergs jedes Recht hat, jetzt diesen Weinberg wieder einzuebnen.

Und genau das kündigt der Besitzer dann ab Vers 5 an:
„Wohlan, ich will euch zeigen, was ich mit meinem Weinberg tun will. Sein Zaun soll weggenommen werden, dass er verwüstet werde, und seine Mauer soll eingerissen werden, dass er zertreten werde. Ich will ihn wüst liegen lassen, dass er nicht beschnitten noch gehackt werde, sondern Disteln und Dorn darauf wachsen.“

Ich kann mir vorstellen, dass die Zuhörer Jesajas vielleicht in dem Moment noch nicht genau wussten, worauf er hinauswill, aber sagten: Ja, das ist ein gutes Recht. Also ist das ja schon eigentlich auch eine traurige Situation: Da investiert einer in einen Weinberg, kauft edle Reben, setzt sie ein, entsteint den Boden – das ist anstrengend in Israel –, macht alles, und es geht so fürchterlich schief. Sein gutes Recht, jetzt seinen eigenen Weinberg zu verlassen. Da kann er damit machen, was er will. Und dass er da aufgibt und sagt: „Na dann halt Dorn und Disteln“ – ich glaube, das kann man nachvollziehen.

Aber dann werden wahrscheinlich die Zuhörer noch gefragt haben: Ja, aber was soll das jetzt? Was will er uns damit sagen? Es ist ja irgendwie ein nettes Lied, aber was ist da eine tiefere Bedeutung drin?

Da wird am Ende von Vers 6 auf einmal klar, dass dieses Lied einen Gleichnischarakter hat. Denn am Ende von Vers 6 wird klar, wer dieser mysteriöse Freund Jesajas ist. Da heißt es: „Und will den Wolken gebieten, dass sie nicht darauf regnen.“

Also einen Weinberg einfach liegen lassen, die Mauer abreißen und so – das kann ein normaler Weinbauer tun. Aber wer kann den Wolken gebieten, dass sie nicht regnen? Das kann nur Gott. In diesem Lied geht es um Gott.

Und im Vers 7 macht Jesaja dann ganz deutlich, dass dieses Lied von seinem Freund und seinem Weinberg letztendlich von Gott handelt und von denen, die bisher eben noch interessiert zugehört haben:
„Des Herrn Zebaots Weinberg, aber ist das Haus Israel, und die Männer Judas seine Pflanzung, an der sein Herz hing. Er wartete auf Rechtsspruch, siehe, da war Rechtsbruch; auf Gerechtigkeit, siehe, da war Geschrei über Schlechtigkeit.“

Der Herr benutzt also dieses Gleichnis, um Juda erst einmal mit hineinzunehmen – scheinbar als neutralen Beobachter. „Ich will euch mal eine Geschichte erzählen“, und dann gibt es da zwei Handelnde. Juda hört zu, und ganz klar: Wenn man so eine Geschichte hört, stellt man sich natürlich auf die Seite des Besitzers des Weinbergs, nicht wahr? Der hat jedes Recht, der Arme, so eine Enttäuschung. Da können wir mitfühlen.

Und dann kommt Jesaja und sagt: „Und übrigens, der Weinberg, das seid ihr!“ Wenn wir die Bibel ein bisschen kennen, erinnert uns das vielleicht ein bisschen an Nathan und David. Der Prophet Nathan spricht Davids Sünde im Ehebruch mit Bathseba letztendlich an, indem er ein wunderschönes Gleichnis bringt. David ist sofort auf der Seite der Anklage, bis er merkt, dass er selber der Böse ist.

Gott tut das mit einem konkreten Ziel: Er möchte, dass die, die angeklagt werden, erst einmal zuhören, ihre eigene Schuld erkennen. Er möchte überführen von Sünden. Er macht deutlich, warum Gott zu Recht richtet. Juda allein war schuld daran, dass es keine gute Frucht brachte. Es lag nicht an Gott. Er hatte sein Volk gut versorgt, er hatte alles richtig gemacht.

Und in Vers 7 sehen wir, wie Gottes Einstellung Juda gegenüber war. Er hat nicht darauf gewartet, dass Juda scheitert. Nein, es heißt doch hier, dass Gott das Herz am Haus Israel und an den Männern Judas hing. Sein Herz hing an ihnen. Er liebte sein Volk und hatte alles dafür getan, dass es dem Volk gut geht und es gute Frucht bringt.

Der Weinberg war an der richtigen Stelle gepflanzt, er hatte die richtigen Reben gepflanzt, er hatte alles gut gemacht. Alles war vorbereitet.

Und, ihr Lieben, ist das nicht die Geschichte der ganzen Bibel? Gott hat die Menschen einst gemacht. Nachdem alles vorbereitet war – eine wunderbare Schöpfung, alles war gut – und als Letztes, als Krone der Schöpfung, macht er Menschen in seinem Ebenbild, damit sie sich an allem Guten, was er vorher schon geschaffen hat, erfreuen, gute Haushalte darüber führen, ihn ehren in allem.

Er setzt sie in diese wunderbare Schöpfung und sagt: „Das ist perfekt, es ist sehr gut“, heißt es am Ende der Schöpfung.

Und was geschieht? Die Menschen werden ihm untreu, sie wenden sich ab von Gott. Sie wollen nicht unter seiner guten Herrschaft leben. Sie wollen selbst sein wie Gott. Sie rebellieren gegen ihn, sie lassen sich versuchen, und alles gerät aus den Fugen.

Und wir sehen, dass der biblische Bericht weitergeht in genau der gleichen Art und Weise. Gott erwählt sich dann einen Mann, Abraham, und verheißt ihm, dass aus ihm ein großes Volk werden wird. Er sagt: „Mit euch fangen wir noch mal neu an. Ich stelle euch ein gutes Land bereit, ein Land, das mit Milch und Honig fließt. Ich werde euch dahinführen, ich mache euch zu einem großen Volk. Ich werde über euch herrschen, ich werde euch gute Gebote geben, damit ihr den Segen erleben könnt, der ursprünglich für alle Menschen gedacht war.“

Und er tut, was er verheißt. Doch das Volk rebelliert gegen ihn schon auf dem Weg dorthin. Es vertraut Gott nicht, es klagt und sagt: „Wir wären doch lieber in Ägypten geblieben“, während er sein Volk ins gelobte Land führen will.

Und dennoch bleibt Gott treu. Er gibt immer noch nicht auf. Auch dieser zweite Versuch scheitert eigentlich, indem das Volk in der Wüste murrt und klagt, anstatt froh zur Verheißung zu gehen.

Gott bringt das Volk letztendlich ins gelobte Land. Dort ist nun dieses Land. Er vertreibt die Feinde, er nimmt die Steine aus dem Boden, wenn man so will. Er bringt sie in die beste Lage, segnet sie mit allen guten Gaben, und sagt ihnen, wie ein Leben funktionieren kann – durch seine guten Gebote.

Und was tut das Volk? Es vergisst Gott, handelt gegen seine guten Gebote, bringt keine gute Frucht, keine gute Frucht. So wird das Reich zerteilt in zwei Teile, Nordreich und Südreich, die sich gegeneinander bekämpfen.

Und Gott gibt immer noch nicht auf.

Die Situation zur Zeit Jesajas: Wohlstand und Abkehr von Gott

Das bringt uns nun zu der Situation, in der wir uns hier mit Jesaja befinden. Denn in der Zeit, als Jesaja seinen Prophetendienst beginnt, schenkt Gott dem Volk noch einmal eine Blütezeit. Es ist eine Zeit, in der Gott das Volk auf wundersame Weise Kriege gewinnen lässt.

Nach der Blütezeit unter David erreicht das Land zum zweiten Mal eine sehr große Ausdehnung. Es hat viel Erfolg, ist sehr reich, und es geht ihm gut.

In dieser Situation – das haben wir in den letzten Wochen bereits betrachtet – wendet sich Juda wieder vom Herrn ab. Sie werden stolz auf das Erreichte, das Gott ihnen geschenkt hat, und vergessen Gott. Stattdessen tun sie Böses.

Das, was wir am Ende von Vers 7 lesen, ist tatsächlich ein hebräischer Reim. Luther hat ihn, denke ich, sehr gut übersetzt, wenn er sagt: „Er wartete auf Rechtsspruch, es sollte Gerechtigkeit herrschen, siehe da war Rechtsbruch; auf Gerechtigkeit, siehe da war Geschrei über Schlechtigkeit.“

Dies ist die Anklage, die Jesaja durch dieses Lied erhebt und für die das Volk gerichtet werden soll. Im weiteren Verlauf wird Jesaja dann konkreter. Ab Vers 8 nennt er die schlechte Frucht und beschreibt diese.

Bisher blieb das hier relativ abstrakt, doch jetzt wird es konkret. Jesaja nennt sechs Bereiche, sechs schlechte Früchte im Volk Juda.

Die sechs Anklagen gegen das Volk Juda

1. Gier (Vers 8)

Die erste schlechte Frucht sehen wir ab Vers acht: Es ist die Gier, die Gier des Volkes. Wehe denen, die ein Haus an das andere bringen und einen Acker an den anderen grenzen lassen, bis kein Raum mehr da ist und sie allein das Land besitzen.

Es ist in meinen Ohren das Wort des Herrn Sebaoth, es ist in meinen Ohren das Wort des Herrn Sebaoth. Fürwahr, die vielen Häuser sollen veröden, und die großen und feinen sollen leer stehen. Denn zehn Morgen Weinberg sollen nur einen Eimer geben, und zehn Scheffel Saat nur einen Scheffel.

Was Gott hier letztendlich sagt, ist: Ich hatte das Judareich versorgt, ich hatte eigentlich alles gegeben, was sie brauchen. Doch anstatt dass sie sich daran erfreuen, an all dem Gut, das der Herr gegeben hat, war es für die Reichen nie genug, nie genug.

Anstatt, wie von Gott angeordnet, innerhalb der Gemeinschaft des Volkes denen abzugeben, die weniger hatten, wurden die Reichen immer reicher. Sie wurden immer gieriger und konnten nie aufhören.

Ein Haus an das andere, ein Acker an den anderen, kein Raum mehr dazwischen – alles, ich brauche alles, ich brauche immer noch mehr. Das ist das Problem der Gier. Sie kann nie genug bekommen und verlangt immer nach mehr.

Das ist ein Monster, das nie satt wird. Es ist nie genug – das ist die erste Anklage.

2. Zügellosigkeit und Gottvergessenheit (Vers 11)

Die zweite findet sich ab Vers 11. Hier geht es um Zügellosigkeit. Wehe denen, die des Morgens früh aufstehen, um zu saufen, dem Trunk nachgehen und bis in die Nacht sitzen, sodass sie vom Wein erhitzt werden. Sie haben Hafen, Zittern, Pauken, Pfeifen und Wein in ihrem Wohlleben. Doch sie sehen nicht auf das Werk des Herrn und schauen nicht auf das Tun seiner Hände.

Hier wird gefeiert und gesoffen, was das Zeug hält. Doch das ist nicht die Frucht, die Gott sich wünscht. Das Verheerende ist, dass diejenigen, die sich dem Suff und dem Feiern verschrieben haben, gar nicht mehr wahrnehmen, dass sie Gott vergessen haben. Sie sehen nicht auf das Werk des Herrn und schauen nicht auf das Tun seiner Hände, heißt es hier.

Anstatt dem Geber aller guten Gaben zu danken, ihn zu ehren und zu feiern – unser Gott, unser Gott ist gut, Ehre sei unserem Gott allein, dem Gott, der uns so treu versorgt – geht schon morgens hoch die Tassen: „Uns geht's gut, Halleluja, lasst uns essen und trinken, denn morgen sind wir tot.“ Das ist der zweite Vorwurf: diese Zügellosigkeit und Gottvergessenheit, die wir hier sehen.

Ab Vers 13 unterbricht Jesaja dann seine Wehrufe und bringt die ersten beiden Gerichtsworte: „Darum wird mein Volk weggeführt werden, unversehens, und seine Vornehmen müssen Hunger leiden, und die lärmende Menge Durst.“

Er kündigt hier an, dass genau das, was Juda ausmacht – Gier und Zügellosigkeit in den ersten beiden Anklagen – ein jähes Ende finden wird. Die Gierigen werden hungern und von ihrem Hab und Gut weggeführt werden. Es wird nichts mehr bleiben von all dem, was sie in ihrer Gier zusammengerafft haben, und die Säufer werden durstig zurückbleiben.

So wird es sein, so war es dann auch, als das Volk Juda ins babylonische Exil geführt wurde. Aber das war natürlich nur ein blasser Abglanz eines noch viel größeren Gerichts, das jeden erwartet, der keine gute Frucht bringt. Das lesen wir dann ab Vers 14:

„Daher hat das Totenreich den Schlund weit aufgesperrt und den Rachen aufgetan ohne Maß, das hinunterfährt, was da prangt, und lärmt alle Übermütigen und Fröhlichen. So wird gebeugt der Mensch und gedemütigt der Mann, und die Augen der Hoffärtigen werden erniedrigt. Aber der Herr Zebaoth wird hoch sein im Gericht, und Gott der Heilige sich heiliger weisen in Gerechtigkeit. Da werden dann Lämmer weiden wie auf ihrer Trift und Ziegen sich nähren in den Trümmerstätten der Hinweggerafften.“

Verheerendes Gericht! Das Volk ist nicht mehr in diesem Land, die Tiere freuen sich an dem guten Boden.

Ab Vers 18 folgen dann in schneller Folge noch weitere vier Weh-Aussagen. Vers 18 zeigt uns, dass Jesaja die schlechte Frucht des ungebremsten Ausnehmens von Sünde anprangert und damit einhergehend die völlige Missachtung von Gott:

„Wehe denen, die das Unrecht herbeiziehen mit Stricken der Lüge und die Sünde mit Wagenseil, und sprechen: Er lasse eilend und bald kommen sein Werk, dass wir es sehen, er nahe und treffe ein, es nahe und treffe ein, der Ratschluss des heiligen Israels, dass wir ihn kennenlernen.“

Hier wird deutlich: Die Menschen haben nichts verstanden, nichts verstanden, wer Gott überhaupt ist. Anstatt inmitten ihrer Sünden Gott zu fürchten, scheinen sie sich ihrer Sache ganz sicher zu sein. Sie meinen, Gott könne ruhig kommen, dann könnten sie ihn mal kennenlernen, dann könnten sie mal gucken, wie er so ist und ob er ihnen gefällt. Es gibt keine Gottesfurcht mehr in Juda zur Zeit Jesajas.

Die nächste schlechte Frucht, die Jesaja anspricht, ist das Verdrehen der Wahrheit, Vers 20:

„Wehe denen, die Böses gut und Gutes böse nennen, die aus Finsternis Licht und aus Licht Finsternis machen, die aus Sauer süß und aus Süß sauer machen.“

Auch hier sehen wir, wie gottlos das Volk ist. Anstatt anzuerkennen, dass Gott allein das Recht hat zu entscheiden, was gut und richtig ist und was böse und falsch, maßen sie sich an, das einfach für sich selbst zu definieren. Wir nennen heute mal Gut böse und Böse gut, wir nennen Licht Finsternis und Finsternis Licht. Sauer wird süß und süß wird sauer – wir machen, was wir wollen. Sie spotten Gott, dem Gott, der allein bestimmt, was richtig und was falsch ist.

Dann sehen wir schließlich als Fünftes, dass das wirklich einhergeht mit einer kompletten arroganten Selbsttäuschung:

„Wehe denen, die weise sind in ihren eigenen Augen und sich selbst für klug halten.“

Das ist die typische Überheblichkeit von Menschen, die weder Gott noch sich selbst richtig kennen. „Wir haben alles im Griff, wer braucht schon Gott?“ So war das damals in Juda.

Schließlich erwähnt Jesaja als Sechstes, wie korrupt Juda geworden ist:

„Wehe denen, die Helden sind, Wein zu saufen, und wackere Männer, Rauschtrank zu mischen, die den Schuldigen gerecht sprechen für Geschenke und das Recht nehmen denen, die ihm Recht sind.“

Oh Gott, du bist ein Gott der Gerechtigkeit! Und das sollte sein Volk reflektieren, aber es tut das überhaupt nicht. Es tritt die Gerechtigkeit mit Füßen, es ist korrupt durch und durch.

Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber wenn ihr jetzt hier den Eindruck habt: „Oh Matthias, das wird jetzt langsam anstrengend, all diese Sünden, all diese negativen Botschaften, das ist kein schöner Sonntagmorgen mehr“, stimmt, geht mir auch so. Aber jetzt lasst uns mal einen Moment in Gott hineinversetzen. Lasst uns mal einen Moment Sympathie haben mit unserem Gott.

Der musste sich das jetzt nicht nur kurz anhören, der musste das mit ansehen. Tag um Tag sieht er all das. Und diese Sünde ist, wie wir gerade gesehen haben, allen voran gegen ihn gerichtet. Er hat alles getan, damit der Weinberg gute Frucht bringt. Aber er brachte schlechte.

Deswegen können wir, glaube ich, gut verstehen, wenn er noch einmal in zwei „Darum“-Worten sein Gericht verkündet. Ich weiß, 24 und folgende:

„Darum wie des Feuers Flamme Stroh verzerrt und Stoppeln vergehen in der Flamme, so wird ihre Wurzel verfaulen und ihre Blüte auffliegen wie Staub, denn sie verachten die Weisung des Herrn Zebaoth und lästern die Rede des heiligen Israels. Darum ist der Zorn des Herrn in Brand über sein Volk und erreicht seine Hand wieder; sie schlägt sie, dass die Berge beben, und ihre Leichen sind wie Kehricht auf den Gassen.“

Und bei all dem lässt sein Zorn nicht ab, sondern seine Hand ist noch ausgeschreckt. Er wird ein Feldzeichen aufrichten für das Volk in der Ferne und pfeift es herbei vom Ende der Erde.

Es ist fast so ein Bild, wie jetzt ruft Gott: „Jetzt hole ich mir ein paar Truppen, und jetzt zeige ich euch, was Gerechtigkeit ist. Ihr werdet Gerechtigkeit erleben, ihr bekommt den gerechten Lohn, die gerechte Strafe für eure Sünden.“

Vers 28 fort:

„Und siehe, sie kommen schnell daher, keiner unter ihnen ist müde oder schwach, keiner schlummert noch schläft, keiner geht der Gürtel auf von seinen Hüften, keiner zerreißt einen Schuhriemen; ihre Pferde sind scharf und all ihre Bögen gespannt, die Hufe ihrer Rosse sind hart wie Kieselsteine, und ihre Wagenräder sind wie ein Sturmwind; ihr Brüllen ist wie das der Löwen.“

Sie brüllen wie junge Löwen, sie werden daherbrausen und den Raub packen und davontragen, dass niemand retten kann. Und es wird über ihnen brausend zu der Zeit wie das Brausen des Meeres.

Wenn man das Land ansehen wird, siehe, so ist es finster vor Angst, und das Licht scheint nicht mehr über ihnen.

Noch mal zwei Gerichtseinkündigungen. Das Erste klingt fast wie der Tag des Herrn, wenn Gott kommt und richtet und alles nicht mehr sein wird. Das Zweite bringt uns dann wieder etwas mehr in die Gegenwart Judas zurück.

Wir können hier sehen: Die ersten Feinde, die kamen, waren die Assyrer, die das Nordreich Israel zerstörten und das Südreich Juda belagerten. Die zweite Welle, gut hundert Jahre später, war dann das Reich Babylon, das ins Südreich Juda einzog, Jerusalem zerstörte und die Menschen von Juda verschleppte ins babylonische Exil.

Die schlechte Frucht Judas sollte nicht ungestraft bleiben. Wir haben am Anfang gehört, in einem Gleichnis, dass Gott Recht hat, es ist sein gutes Recht. Es war sein Weinberg, er hat ihn gepflanzt, er hat alles richtig gemacht, und dieser Weinberg hat keine Frucht gebracht. Es ist sein gutes Recht, diesen Weinberg umzugraben und anderen zu geben.

Hier endet Jesaja 5. Nicht besonders ermutigend.

Aber was hat das eigentlich mit uns zu tun? Zum einen sehen wir die schlechte Frucht natürlich nicht nur damals in Juda. Wenn wir uns diese sechs „Weh“-Worte noch einmal vor Augen führen, dann müssen wir sagen: Das sehen wir doch auch heute in unserer Gesellschaft.

Unsere Gesellschaft ist geprägt von Gier und Zügellosigkeit. Auch bei uns gibt es doch kein Genug mehr. Man hat scheinbar nie genug, um großzügig abzugeben an Notleidende und an das Werk des Herrn. Nein, man braucht immer mehr, und es ist nie genug.

Auch hier und heute sehen wir, dass Sünde sogar gefördert wird und Gott verspottet wird.

Ich habe mir vorher überlegt, wahrscheinlich sollte ich es lieber nicht sagen, weil ich mir dann unbeliebt mache und nachher von allen von euch Schimpfe bekomme. Aber ich sage es jetzt einfach trotzdem, und dann könnt ihr nachher schimpfen.

Ich habe wahrscheinlich zehn E-Mails und persönliche Anfragen bekommen, ob ich nicht das Volksbegehren „Rettet die Bienen“ unterschreiben will. Hey, ich habe nichts gegen Bienen, ich bin meinetwegen sehr gerne „Rettet die Bienen“, total dafür.

Aber ich habe gedacht: Was für ein absurdes Volk sind wir, wenn die gleichen Leute, die sagen „Rettet die armen Bienen“, sagen „Ach, und übrigens, Schwangerschaftsabbruch sollte bis zum neunten Monat möglich sein.“ Leute, haben die Sie noch alle? Das kann doch nicht wahr sein!

Die kleinen Bienen retten wir, aber die Menschen soll man abtreiben im Sinne der Frauenrechte – allerdings nur der lebenden Frauen, nicht der noch nicht Geborenen.

Was denkt Gott darüber? Wo ist unsere Gesellschaft eigentlich hingekommen? Wir sind gar nicht so anders wie die Judäer damals.

Wir tauschen biblische Wahrheiten ein gegen Dinge, die wir einfach mal neu definieren, und wir sagen: „Ach, lasst uns mal alles neu definieren.“ Wir definieren Geschlecht neu. Es gibt gar nicht mehr zwei Geschlechter. Gott hat die Menschen geschaffen als Mann und Frau, aber wir sagen mal, es gibt einfach unendlich viele, und es ist alles nur ein Spektrum.

Und ach, übrigens, die Ehe ist auch eigentlich beliebig – ob Mann und Frau oder irgendwie anders, oder es ist ja sowieso gar nicht mehr klar, was das eine und was das andere ist.

Wo sind wir gelandet?

Und das Ganze endet damit, dass wir genauso arrogant, verblendet und korrupt sind in unserer Gesellschaft wie damals Juda.

Mal ganz ehrlich: Müssen wir lange suchen, um schlechte Frucht zu finden? Gott sandte den Propheten Jesaja und viele andere Propheten, um uns Menschen zurückzurufen, zu sagen: „Kehrt um, kehrt um, hört auf damit, kommt zurück zu mir! Damit ihr nicht diese schlechte Frucht bringt, sondern gute.“

Und doch müssen wir erkennen: Das menschliche Herz ist so weit von Gott entfremdet, so von der Sünde durchdrungen, dass all das Werben, alles Wähnen Gottes letztlich auf taube Ohren stößt.

Die Menschen wollen Gott nicht, sie lehnen ihn ab, sie verspotten ihn und bringen lieber ihre schlechte Frucht.

Jetzt kommt die gute Nachricht: Weil Gott weiß, wie wir sind, weil Gott weiß, wie hart unsere Herzen sind, wie verdorben wir sind durch die Sünde, weil Gott weiß, dass von Natur aus keiner zu Gott will, keiner auf ihn überhaupt Acht haben will, deshalb ruft Gott uns nicht nur zu sich.

Nein, er kommt zu uns. Er kam zu uns in Jesus Christus. Er kam zu uns, um Herzen zu verändern. Er kam zu uns, damit da, wo nur schlechte Frucht ist, wieder gute Frucht entstehen kann.

Er sandte in Jesus Christus seinen eigenen Sohn in seinen Weinberg, damit wieder gute Frucht entstehen kann.

Die Menschen waren nicht bereit, ihn anzunehmen. Genauso wie zuvor die Propheten waren sie darauf bedacht, ihn zu töten. Sie lehnten ihn ab.

 Matthäus 21 berichtet das. Jesus selbst sagt das, ein zweites Gleichnis von einem Weinberg. Ihr kennt das Gleichnis:

 Matthäus 21: Es war ein Hausherr, der pflanzte einen Weinberg, zog einen Zaun darum, grub eine Kelter darin und baute einen Turm. Klingt genauso wie Jesaja 5, oder?

„Er pflanzte einen Weinberg, zog einen Zaun herum, grub eine Kelter darin, baute einen Turm und verpachtete ihn an Weingärtner und ging außer Landes. Als nun die Zeit der Früchte herbeikam, sandte er seine Knechte zu den Weingärtnern, damit sie seine Früchte holen. Dann nahmen die Weingärtner seine Knechte, den einen schlugen sie, den zweiten töteten sie, den dritten steinigten sie. Aber abermals sandte er andere Knechte, mehr als das erste Mal, und sie taten mit ihnen dasselbe. Zuletzt aber sandte er seinen Sohn zu ihnen und sagte sich: Sie werden sich vor meinem Sohn scheuen. Als aber die Weingärtner den Sohn sahen, sprachen sie zueinander: Das ist der Erbe, kommt, lasst uns ihn töten und sein Erbgut an uns bringen! Und sie nahmen ihn, stießen ihn zum Weinberg hinaus und töteten ihn.“

Sie töteten ihn, sie schlugen ihn an ein Kreuz, und die Sünde dachte, sie hätte triumphiert.

Aber sie hatte es nicht.

Denn am dritten Tage kam er wie ein Spross durch harten Boden hindurch und geht auf. Er ist der wahre Weinberg, der gute Frucht bringt – hier schon auf Erden, bevor sie ihn getötet haben, und für alle Ewigkeit, denn Jesus lebt.

Und Jesus sagt jetzt: „Ich sage euch, wie ihr gute Frucht bringen könnt. Ich verrate euch das Geheimnis guter Frucht: Aus euch heraus werdet ihr das niemals schaffen. Aus euch heraus habt ihr harte Herzen, die immer wieder Gott ausblenden und eigene Wege gehen und gar nicht merken, wie ihr die Wahrheit vertretet, wie ihr arrogant und blind durch die Gegend lauft. Ihr feiert euch zu Tode. Aber ich sage euch, wie ihr gute Frucht bringen könnt.“

In Johannes 15 heißt es:

„Ich bin der wahre Weinstock und mein Vater der Weingärtner. Eine jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt, wird er wegnehmen, und jede, die Frucht bringt, wird er reinigen, dass sie mehr Frucht bringe. Ihr seid schon rein um des Wortes willen, das ich zu euch geredet habe. Bleibt in mir und ich in euch. Wie die Rebe keine Frucht bringen kann aus sich selbst, wenn sie nicht am Weinstock bleibt, so auch ihr nicht, wenn ihr nicht in mir bleibt. Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht, denn ohne mich könnt ihr nichts tun. Wer nicht in mir bleibt, der wird weggeworfen wie eine Rebe und verdorrt, und man sammelt sie und wirft sie ins Feuer, und sie müssen brennen.“

Was Jesus hier erklärt, ist: Wahre gute Frucht bringen wir genau dann, wenn wir das tun, was Juda nicht getan hat. Juda hat Gott vergessen, Juda hat sich immer wieder von Gott abgewandt.

Jesus sagt: „Tut das nicht, bleibt in mir!“

Der Auftrag ist nicht einfach „Bring Frucht“. Ich befürchte, dass wir das manchmal so lesen und leben, dass wir denken: „Bring Frucht!“ Das Fruchtbringen ist die Konsequenz. Die Konsequenz, dass der Geist Gottes in uns Raum hat. Er bringt die Frucht.

Die Frucht ist die Konsequenz, dass wir in Jesus bleiben.

Wenn wir in Jesus bleiben, dann bringen wir Frucht. Das ist der Auftrag für uns. Das ist die gute Lehre, die wir aus dem schlechten Vorbild Judas ziehen dürfen.

Lasst uns nicht von Gott weggehen, lasst uns bei Gott bleiben.

Wir bleiben in ihm, indem wir zu ihm beten, indem wir ihn wirklich vor Augen haben und mit ihm reden, unsere Gedanken auf ihn hin ausrichten, unsere Anbetung auf ihn hin ausrichten, ihm unsere Sünden bekennen, bei ihm Vergebung unserer Schuld suchen, ihn bitten um die Dinge, die wir wirklich brauchen, und ihm danken für alles Gute, was er uns gibt.

Wir bleiben in ihm, in Jesus Christus, indem wir uns von ihm ins Leben sprechen lassen, durch Predigten, die manchmal anstrengend sind und uns herausfordern, und durch persönliches Bibelstudium, indem wir uns wirklich unter Gottes Wort stellen und sagen: „Herr, sprich du zu mir, ich möchte hören, was du mir zu sagen hast“, damit sein Wort wieder unser Denken, unser Fühlen und unser Handeln prägt.

Wir bleiben in Christus, indem wir in der Gemeinschaft seiner Gemeinde, in der Gemeinschaft seines Leibes bleiben, so dass wir einander helfen können, den Lügen, Versuchungen und falschen Denkmustern der Welt zu widerstehen.

All das hatte Juda nicht getan. Sie hatten ihre Beziehung zu Gott vernachlässigt. Sie blieben anfänglich sogar religiös, aber sie lebten nicht mehr wirklich in Beziehung mit ihm, nicht mehr wirklich für ihn. Deshalb brachten sie schlechte Frucht.

Lasst uns eine Gemeinde sein, die in Jesus bleibt, tief gegründet.

Wenn du gute Frucht bringen willst, dann nimm dir nicht erst die Fruchtliste vor und sagst: „Da muss ich jetzt mehr davon und da mehr davon machen und da mehr davon machen.“ Ich sage dir, das wird anstrengend, und es wird letztendlich nicht klappen.

Ich brauche Beziehung zu Jesus, ich brauche Zeiten des Gebets, ich brauche Zeiten, in denen ich auf ihn höre, ich brauche Zeiten in der Gemeinschaft seines Leibes.

Wenn du so in Jesus bleibst, dann kann ich dir versprechen: Etwas Großartiges wird passieren. Sein Lebenssaft, der Heilige Geist, wird von ihm in dich hineinfließen. Er verändert dich von innen heraus, und dein Herz wird auf einmal mehr lieben wollen, mehr Sanftmut haben, Sünde mehr hassen.

Das ist das Gute, was Gott in uns wirkt.

Deshalb bleibt ihm!

Ich bete mit uns:

Himmlischer Vater, danke für diese herausfordernden Worte aus Jesaja 5. Wir sehen, dass das, was dort von dir angeklagt wird, zu Recht in manchem auch bei uns noch vorhanden ist.

Herr, ich bekenne dir, wie mich dein Wort in dieser letzten Woche überführt hat, davon, wie leicht es ist, selbst für einen Pastor, der wegen des Dienstes betet und Bibel liest, das zu tun, ohne dass mein Herz darin ist.

Ich kann nur ahnen, wie es vielen unter uns da geht.

Ich bitte dich, dass du uns neu dieses Verlangen gibst, die Beziehung zu dir zu pflegen, nicht einfach darauf loszumachen, sondern unsere Schwachheit anzuerkennen und zu dir zu kommen und bei dir das zu empfangen, was wir brauchen.

Herr, nimm du durch deinen Geist in uns mehr Raum ein, hilf uns, deinem Geist mehr Raum zu geben, indem wir uns dir mehr aussetzen, deinem Wort, die Beziehung zu dir pflegen im stillen Gebet.

Herr, danke, dass du uns zusagst, dass du es tun wirst, dass du durch deinen Geist in uns gute Frucht bringen wirst.

Herr, tu das! Wir vertrauen darauf, dass es zu deiner Ehre und zu unserer wahren und ewigen Freude ist.

Deshalb erbitten wir und flehen wir dich darum, im Namen dessen, der gekommen ist, damit wir gute Frucht bringen können – in Jesu Namen, Amen.

4. Ungebremstes Ausnehmen von Sünde und Missachtung Gottes (Vers 18)

Ab Vers 18 folgen dann in schneller Folge noch weitere vier Weh-Aussagen. Vers 18 zeigt uns, dass Jesaja die schlechte Frucht des ungebremsten Ausnehmens von Sünde anprangert und damit einhergehend die völlige Missachtung von Gott.

Vers 18 lautet: „Wehe denen, die das Unrecht herbeiziehen mit Stricken der Lüge und die Sünde mit Wagenseil, und sprechen: Er lasse eilend und bald kommen sein Werk, dass wir es sehen, er nahe und treffe ein, es nahe und treffe ein, der Ratschluss des heiligen Israels, dass wir ihn kennenlernen.“

Hier wird deutlich, dass die Menschen nichts verstanden haben, nichts verstanden, wer Gott überhaupt ist. Anstatt inmitten ihrer Sünden Gott zu fürchten, scheinen sie sich ihrer Sache ganz sicher zu sein. Sie meinen, Gott könne ruhig kommen, dann könnten sie ihn ja mal kennenlernen, dann könnten sie schauen, wie er so ist, ob er ihnen gefällt.

Es gibt keine Gottesfurcht mehr im Juda zur Zeit Jesajas.

5. Verdrehen der Wahrheit (Vers 20)

Die nächste schlechte Frucht, die Jesaja anspricht, ist das Verdrehen der Wahrheit. In Vers 20 heißt es: Wehe denen, die Böses gut und Gutes böse nennen, die aus Finsternis Licht und aus Licht Finsternis machen, die aus Sauer süß und aus Süß sauer machen.

Auch hier sehen wir, wie gottlos das Volk ist. Anstatt anzuerkennen, dass Gott allein das Recht hat, zu entscheiden, was gut und richtig und was böse und falsch ist, maßen sie sich an, einfach für sich selbst zu definieren, was richtig und falsch ist.

Heute nennen wir oft Gut böse und Böse gut, wir nennen Licht Finsternis und Finsternis Licht. Sauer wird süß und süß wird sauer. Wir tun, was wir wollen und spotten damit Gott. Dabei ist er der Gott, der allein bestimmt, was richtig und was falsch ist.

6. Arrogante Selbsttäuschung und Korruption (Verse 21-23)

Und dann sehen wir schließlich als Fünftes, dass das wirklich einhergeht mit einer kompletten arroganten Selbsttäuschung. „Weh denen, die weise sind in ihren eigenen Augen und sich selbst für klug halten.“ Das ist die typische Überheblichkeit von Menschen, die weder Gott noch sich selbst richtig kennen. Wir haben alles im Griff – wer braucht schon Gott? So war das damals in Juda.

Schließlich erwähnte ich als Sechstes, wie korrupt Juda geworden ist. Im Rausch schert man sich nicht mehr darum, was gut und richtig ist, was Gott angeordnet hat. Nein, man gibt dem Meistbietenden Recht, um selbst etwas davon zu haben. „Weh denen, die Helden sind, Wein zu saufen, und wackere Männer, Rauschtrank zu mischen, die den Schuldigen gerecht sprechen für Geschenke und das Recht nehmen denen, die ihm Recht sind.“ Oh Gott, bist du ein Gott der Gerechtigkeit! Und das sollte dein Volk reflektieren, aber es tut das überhaupt nicht. Es tritt die Gerechtigkeit mit Füßen, es ist korrupt durch und durch.

Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber wenn ihr jetzt hier den Eindruck habt: „Oh Matthias, das wird jetzt langsam anstrengend, all diese Sünden, all diese negativen Botschaften, das ist kein schöner Sonntagmorgen mehr“, dann stimmt das. Geht mir auch so.

Aber jetzt, lasst uns mal einen Moment in Gott hineinversetzen. Lasst uns einen Moment Sympathie mit unserem Gott haben. Er musste sich das jetzt nicht nur kurz anhören, er musste es mit ansehen. Tag um Tag sieht er all das. Und diese Sünde ist, wie wir gerade gesehen haben, allen voran gegen ihn gerichtet. Er hat alles getan, damit der Weinberg gute Frucht bringt, aber er brachte schlechte.

Deswegen können wir, glaube ich, gut verstehen, wenn er noch einmal in zwei „Darum“-Worten sein Gericht verkündet. Ich weiß, Jesaja 5,24 und folgende:

„Darum wie des Feuers Flamme Stroh verzehrt und Stoppeln vergehen in der Flamme, so wird ihre Wurzel verfaulen und ihre Blüte auffliegen wie Staub; denn sie verachten die Weisung des HERRN Zebaoth und lästern die Rede des heiligen Israels.

Darum ist der Zorn des HERRN in Brand gegen sein Volk, und seine Hand erhebt sich wieder gegen sie und schlägt sie, dass die Berge beben, und ihre Leichen sind wie Kehricht auf den Gassen.

Und bei all dem lässt sein Zorn nicht nach, sondern seine Hand ist noch ausgestreckt.

Er wird ein Feldzeichen aufrichten für das Volk in der Ferne und ruft es herbei vom Ende der Erde.

Sie kommen eilends und schnell, keiner unter ihnen ist müde oder schwach, keiner schlummert noch schläft, keiner lockert den Gürtel von seinen Hüften, keiner zerreißt einen Schuhriemen.

Ihre Pferde sind scharf und all ihre Bögen gespannt, ihre Hufe sind hart wie Kieselsteine, und ihre Wagenräder wie ein Sturmwind.

Ihr Brüllen ist wie das der Löwen, und sie brüllen wie junge Löwen.

Sie werden daherbrausen, den Raub packen und davontragen, dass niemand retten kann.

Und es wird über ihnen brausend sein wie das Brausen des Meeres.

Wenn man das Land ansieht, siehe, so ist es finster vor Angst, und das Licht scheint nicht mehr über ihnen.“

Noch einmal zwei Gerichtseinkündigungen. Die erste klingt fast wie der Tag des HERRN, wenn Gott kommt, um zu richten und alles nicht mehr sein wird. Die zweite bringt uns dann wieder etwas mehr in die Gegenwart Judas zurück.

Wir können hier sehen: Die ersten Feinde, die kamen, waren die Assyrer, die das Nordreich Israel zerstörten und das Südreich Juda belagerten. Die zweite Welle, gut hundert Jahre später, war dann das Reich Babylon, das ins Südreich Juda einzog, Jerusalem zerstörte und die Menschen von Juda ins babylonische Exil verschleppte.

Die schlechte Frucht Judas sollte nicht ungestraft bleiben. Wir haben am Anfang gehört: In einem Gleichnis sagt Gott, es ist sein gutes Recht. Es war sein Weinberg, er hat ihn gepflanzt, er hat alles richtig gemacht, und dieser Weinberg hat keine Frucht gebracht. Deshalb ist es sein gutes Recht, diesen Weinberg umzugraben und anderen zu geben. Hier endet Jesaja 5 – nicht besonders ermutigend.

Aber was hat das eigentlich mit uns zu tun?

Nun, zum einen sehen wir die schlechte Frucht natürlich nicht nur damals in Juda. Wenn wir uns diese sechs „W“-Worte noch einmal vor Augen führen, dann müssen wir sagen: Das sehen wir doch auch heute in unserer Gesellschaft. Unsere Gesellschaft ist geprägt von Gier und Zügellosigkeit. Auch bei uns gibt es kein Genug mehr. Man hat scheinbar nie genug, um großzügig abzugeben – an Notleidende und an das Werk des Herrn. Nein, man braucht immer mehr, und es ist nie genug.

Auch hier und heute sehen wir, dass Sünde sogar gefördert wird und Gott verspottet wird. Ich habe mir vorher überlegt, ob ich das lieber nicht sagen soll, weil ich mir dann unbeliebt mache und nachher Schimpfe bekomme. Aber ich sage es jetzt trotzdem, und ihr könnt nachher schimpfen.

Ich habe wahrscheinlich zehn E-Mails und persönliche Anfragen bekommen, ob ich nicht das Volksbegehren „Rettet die Bienen“ unterschreiben will. Hey, ich habe nichts gegen Bienen, ich bin meinetwegen sehr gerne „Rettet die Bienen“ – total dafür.

Aber ich habe gedacht: Was für ein absurdes Volk sind wir, wenn die gleichen Leute, die sagen „Rettet die armen Bienen“, auch sagen: „Ach, und übrigens, Schwangerschaftsabbruch sollte bis zum neunten Monat möglich sein.“ Leute, habt ihr noch alle? Das kann doch nicht wahr sein! Die kleinen Bienen retten wir, aber die Menschen soll man abtreiben – im Sinne der Frauenrechte, allerdings nur der lebenden Frauen, nicht der ungeborenen.

Was denkt Gott darüber? Wo ist unsere Gesellschaft eigentlich hingekommen? Wir sind gar nicht so anders wie die Judäer damals. Wir tauschen biblische Wahrheiten gegen Dinge ein, die wir einfach mal neu definieren. Wir sagen: „Ach, lasst uns mal alles neu definieren.“ Wir definieren Geschlecht neu – es gibt gar nicht mehr zwei Geschlechter. Gott hat die Menschen geschaffen als Mann und Frau, aber wir sagen: Es gibt unendlich viele, es ist alles nur ein Spektrum.

Und ach übrigens: Die Ehe ist auch eigentlich beliebig – ob Mann und Frau oder irgendwie anders, oder es ist ja sowieso gar nicht mehr klar, was das eine und was das andere ist. Wo sind wir gelandet?

Und das Ganze endet damit, dass wir genauso arrogant, verblendet und korrupt sind in unserer Gesellschaft wie damals Juda.

Mal ganz ehrlich: Müssen wir lange suchen, um schlechte Frucht zu finden? Gott sandte den Propheten Jesaja und viele andere Propheten, um uns Menschen zurückzurufen und zu sagen: „Kehrt um, kehrt um, hört auf damit, kommt zurück zu mir!“ Damit ihr nicht diese schlechte Frucht bringt, sondern gute.

Und doch müssen wir erkennen: Das menschliche Herz ist so weit von Gott entfremdet, so von der Sünde durchdrungen, dass all das Werben und Wahren Gottes letztendlich auf taube Ohren stößt. Die Menschen wollen Gott nicht, sie lehnen ihn ab, verspotten ihn und bringen lieber ihre schlechte Frucht.

Jetzt kommt die gute Nachricht: Weil Gott weiß, wie wir sind, weil Gott weiß, wie hart unsere Herzen sind, wie verdorben wir durch die Sünde sind, weil Gott weiß, dass von Natur aus keiner zu Gott will, keiner auf ihn achtet, ruft Gott uns nicht nur zu sich. Nein, er kommt zu uns.

Er kam zu uns in Jesus Christus, um Herzen zu verändern. Er kam, damit dort, wo nur schlechte Frucht ist, wieder gute Frucht entstehen kann. Er sandte in Jesus Christus seinen eigenen Sohn in seinen Weinberg, damit wieder gute Frucht entstehen kann.

Die Menschen waren nicht bereit, ihn anzunehmen. Genauso wie zuvor die Propheten waren sie darauf bedacht, ihn zu töten. Sie lehnten ihn ab.

 Matthäus 21 berichtet das, Jesus selbst erzählt ein zweites Gleichnis von einem Weinberg. Ihr kennt das Gleichnis:

 Matthäus 21: „Es war ein Hausherr, der pflanzte einen Weinberg, zog einen Zaun darum, grub eine Kelter darin und baute einen Turm – klingt genauso wie Jesaja 5, oder?

Er verpachtete den Weinberg an Weingärtner und ging ins Ausland. Als die Zeit der Früchte herbeikam, sandte er seine Knechte zu den Weingärtnern, damit sie seine Früchte holen.

Doch die Weingärtner nahmen seine Knechte: den einen schlugen sie, den zweiten töteten sie, den dritten steinigten sie.

Aber abermals sandte er andere Knechte, mehr als beim ersten Mal, und sie taten mit ihnen dasselbe.

Zuletzt aber sandte er seinen Sohn zu ihnen und sagte: ‚Sie werden sich vor meinem Sohn scheuen.‘

Als aber die Weingärtner den Sohn sahen, sprachen sie zueinander: ‚Das ist der Erbe, kommt, lasst uns ihn töten und sein Erbe an uns bringen.‘

Sie nahmen ihn, stießen ihn zum Weinberg hinaus und töteten ihn.“

Sie töteten ihn, sie schlugen ihn ans Kreuz, und die Sünde dachte, sie hätte triumphiert. Aber sie hat es nicht.

Denn am dritten Tag kam er wie ein Spross durch harten Boden hindurch und geht auf. Er ist der wahre Weinberg, der gute Frucht bringt – hier schon auf Erden, bevor sie ihn töteten, und für alle Ewigkeit, denn Jesus lebt.

Und Jesus sagt jetzt: „Und ich sage euch, wie ihr gute Frucht bringen könnt. Ich verrate euch das Geheimnis guter Frucht: Aus euch heraus werdet ihr das niemals schaffen. Aus euch heraus habt ihr harte Herzen, die immer wieder Gott ausblenden, eigene Wege gehen und gar nicht merken, wie ihr die Wahrheit verfehlt, wie ihr arrogant und blind durch die Gegend lauft. Ihr feiert euch zu Tode. Aber ich sage euch, wie ihr gute Frucht bringen könnt.“

In Johannes 15 heißt es: „Ich bin der wahre Weinstock, und mein Vater ist der Weingärtner. Jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt, wird er wegnehmen. Und jede, die Frucht bringt, wird er reinigen, damit sie mehr Frucht bringt.

Ihr seid schon rein um des Wortes willen, das ich zu euch geredet habe.

Bleibt in mir, und ich in euch! Wie die Rebe keine Frucht bringen kann aus sich selbst, wenn sie nicht am Weinstock bleibt, so auch ihr nicht, wenn ihr nicht in mir bleibt.

Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun.

Wer nicht in mir bleibt, der wird weggeworfen wie eine Rebe und verdorrt; man sammelt sie und wirft sie ins Feuer, und sie müssen brennen.“

Was Jesus hier erklärt, ist: Wahre gute Frucht bringen wir genau dann, wenn wir das tun, was Juda nicht getan hat. Juda hat Gott vergessen, sich immer wieder von Gott abgewandt. Jesus sagt: „Tut das nicht, bleibt in mir!“

Der Auftrag ist nicht einfach „Bring Frucht“. Ich befürchte, dass wir das manchmal so lesen und leben, dass wir denken: „Bring Frucht!“ Aber das Fruchtbringen ist die Konsequenz, die Folge davon, dass der Geist Gottes in uns Raum hat.

Der Geist Gottes bringt die Frucht. Die Frucht ist die Konsequenz, dass wir in Jesus bleiben.

Wenn wir in Jesus bleiben, dann bringen wir Frucht. Das ist der Auftrag für uns. Das ist die gute Lehre, die wir aus dem schlechten Vorbild Judas ziehen dürfen: Lasst uns nicht von Gott weggehen, lasst uns bei Gott bleiben.

Wir bleiben in ihm, indem wir zu ihm beten, indem wir ihn wirklich vor Augen haben und mit ihm reden, unsere Gedanken auf ihn ausrichten, unsere Anbetung auf ihn hin ausrichten, ihm unsere Sünden bekennen, bei ihm Vergebung unserer Schuld suchen, ihn bitten um die Dinge, die wir wirklich brauchen, und ihm danken für alles Gute, was er uns gibt.

Wir bleiben in ihm, in Jesus Christus, indem wir uns von ihm ins Leben sprechen lassen – durch Predigten, die manchmal anstrengend sind und uns herausfordern, und durch persönliches Bibelstudium, indem wir uns wirklich unter Gottes Wort stellen und sagen: „Herr, sprich du zu mir, ich möchte hören, was du mir zu sagen hast“, damit sein Wort wieder unser Denken, Fühlen und Handeln prägt.

Wir bleiben in Christus, indem wir in der Gemeinschaft seiner Gemeinde, in der Gemeinschaft seines Leibes bleiben, so dass wir einander helfen können, den Lügen, Versuchungen und falschen Denkmustern der Welt zu widerstehen.

All das hatte Juda nicht getan. Sie hatten ihre Beziehung zu Gott vernachlässigt. Sie blieben anfänglich sogar religiös, aber sie lebten nicht mehr wirklich in Beziehung mit ihm, nicht mehr wirklich für ihn. Deshalb brachten sie schlechte Frucht.

Aber lasst uns eine Gemeinde sein, die in Jesus bleibt, tief gegründet.

Wenn du gute Frucht bringen willst, dann nimm dir nicht erst die Fruchtliste vor und sagst: „Da muss ich jetzt mehr davon machen und da mehr und da mehr.“ Ich sage dir, das wird anstrengend, und es wird letztendlich nicht klappen.

Ich brauche Beziehung zu Jesus. Ich brauche Zeiten des Gebets, ich brauche Zeiten, in denen ich auf ihn höre, ich brauche Zeiten in der Gemeinschaft seines Leibes.

Und wenn du so in Jesus bleibst, dann kann ich dir versprechen: Etwas Großartiges wird passieren. Sein Lebenssaft, der Heilige Geist, wird von ihm in dich hineinfließen. Er verändert dich von innen heraus, und dein Herz wird auf einmal mehr lieben wollen, mehr Sanftmut haben, Sünde mehr hassen.

Das ist das Gute, was Gott in uns wirkt. Deshalb bleibt ihm treu.

Ich bete mit uns:

Himmlischer Vater, danke für diese herausfordernden Worte aus Jesaja 5. Wir sehen, dass das, was dort von dir angeklagt wird, zu Recht in manchem auch bei uns noch vorhanden ist.

Herr, ich bekenne dir, wie mich dein Wort in dieser letzten Woche überführt hat, wie leicht es ist – selbst für einen Pastor, der von Dienst wegen betet und Bibel liest – das zu tun, ohne dass mein Herz wirklich dabei ist.

Ich kann nur ahnen, wie es vielen unter uns da geht.

Ich bitte dich, dass du uns neu das Verlangen gibst, die Beziehung zu dir zu pflegen. Nicht einfach draufloszumachen, sondern unsere Schwachheit anzuerkennen und zu dir zu kommen und bei dir das zu empfangen, was wir brauchen.

Herr, nimm du durch deinen Geist mehr Raum in uns ein. Hilf uns, deinem Geist mehr Raum zu geben, indem wir uns dir mehr aussetzen – deinem Wort, der Beziehung zu dir im stillen Gebet.

Herr, danke, dass du uns zusagst, dass du es tun wirst, dass du durch deinen Geist in uns gute Frucht bringen wirst.

Herr, tu das! Wir vertrauen darauf, dass es zu deiner Ehre und zu unserer wahren und ewigen Freude geschieht.

Deshalb bitten und flehen wir dich darum, im Namen dessen, der gekommen ist, damit wir gute Frucht bringen können – in Jesu Namen, Amen.

Die Bedeutung für heute: Schlechte Frucht in unserer Gesellschaft

Aber was hat das eigentlich mit uns zu tun? Zum einen sehen wir die schlechte Frucht natürlich nicht nur damals in Juda. Wenn wir uns diese sechs W-Worte noch einmal vor Augen führen, müssen wir sagen: Das sehen wir doch auch heute in unserer Gesellschaft.

Unsere Gesellschaft ist geprägt von Gier und Zügellosigkeit. Auch bei uns gibt es kein Genug mehr. Man hat scheinbar nie genug, um großzügig abzugeben – an Notleidende und an das Werk des Herrn. Nein, man braucht immer mehr, und es ist nie genug. Auch hier und heute sehen wir, dass Sünde sogar gefördert wird und Gott verspottet wird.

Ich habe mir vorher überlegt, wahrscheinlich sollte ich es lieber nicht sagen, weil ich mir dann unbeliebt mache und von euch Schimpfe bekomme. Aber ich sage es jetzt einfach trotzdem, und dann könnt ihr nachher schimpfen.

Ich habe wahrscheinlich zehn E-Mails und persönliche Anfragen bekommen, ob ich nicht das Volksbegehren „Rettet die Bienen“ unterschreiben will. Hey, ich habe nichts gegen Bienen, ich bin meinetwegen sehr gerne „Rettet die Bienen“, total dafür. Aber ich habe gedacht: Was für ein absurdes Volk sind wir, wenn die gleichen Leute, die sagen „Rettet die armen Bienen“, auch sagen: „Ach, und übrigens, Schwangerschaftsabbruch sollte bis zum neunten Monat möglich sein.“ Leute, haben die Sie noch alle? Das kann doch nicht wahr sein!

Die kleinen Bienen retten wir, aber die Menschen soll man abtreiben – im Sinne der Frauenrechte, allerdings nur der lebenden Frauen, nicht der noch nicht Geborenen. Was denkt Gott darüber? Wo ist unsere Gesellschaft eigentlich hingekommen?

Wir sind gar nicht so anders als Juda damals. Wir tauschen biblische Wahrheiten gegen Dinge ein, die wir einfach mal neu definieren. Wir sagen: „Ach, lasst uns mal alles neu definieren.“ Wir definieren Geschlecht neu – es gibt gar nicht mehr zwei Geschlechter. Gott hat die Menschen als Mann und Frau geschaffen, aber wir sagen: Es gibt einfach unendlich viele, und es ist alles nur ein Spektrum. Ach übrigens, die Ehe ist auch eigentlich beliebig – ob Mann und Frau oder irgendwie anders. Oder es ist ja sowieso gar nicht mehr klar, was das eine und was das andere ist.

Wo sind wir gelandet? Das Ganze endet damit, dass wir genauso arrogant, verblendet und korrupt sind in unserer Gesellschaft wie damals Juda.

Mal ganz ehrlich: Müssen wir lange suchen, um schlechte Frucht zu finden? Gott sandte den Propheten Jesaja und viele andere Propheten, um uns Menschen zurückzurufen. Sie sagen: „Kehrt um, kehrt um, hört auf damit, kommt zurück zu mir!“ Damit ihr nicht diese schlechte Frucht bringt, sondern gute.

Und doch müssen wir erkennen: Das menschliche Herz ist so weit von Gott entfremdet und so von der Sünde durchdrungen, dass all das Werben, all das Warten Gottes letztendlich auf taube Ohren stößt. Die Menschen wollen Gott nicht, sie lehnen ihn ab, sie verspotten ihn und bringen lieber ihre schlechte Frucht.

Die gute Nachricht: Jesus, der wahre Weinstock

Jetzt kommt die gute Nachricht: Gott weiß, wie wir sind. Er kennt die Härte unserer Herzen und wie verdorben wir durch die Sünde sind. Gott weiß, dass von Natur aus keiner zu ihm will und niemand wirklich auf ihn achtet.

Deshalb ruft Gott uns nicht nur zu sich – nein, er kommt zu uns. Er kam zu uns in Jesus Christus. Er kam, um unsere Herzen zu verändern. Dort, wo nur schlechte Frucht war, soll wieder gute Frucht entstehen.

Gott sandte in Jesus Christus seinen eigenen Sohn in seinen Weinberg, damit wieder gute Frucht wachsen kann. Doch die Menschen waren nicht bereit, ihn anzunehmen. Genau wie zuvor die Propheten waren sie darauf bedacht, ihn zu töten. Sie lehnten ihn ab.

 Matthäus 21 berichtet davon. Jesus selbst erzählt ein zweites Gleichnis von einem Weinberg. Ihr kennt das Gleichnis: Ein Hausherr pflanzte einen Weinberg, zog einen Zaun darum, grub eine Kelter und baute einen Turm. Das klingt genauso wie in Jesaja 5.

Er pflanzte also einen Weinberg, zog einen Zaun darum, grub eine Kelter und baute einen Turm. Dann verpachtete er den Weinberg an Weingärtner und ging ins Ausland. Als die Zeit der Früchte kam, sandte er seine Knechte zu den Weingärtnern, damit sie die Früchte holen.

Doch die Weingärtner nahmen seine Knechte schlecht auf: Den einen schlugen sie, den zweiten töteten sie, den dritten steinigten sie. Trotzdem sandte der Hausherr weitere Knechte, mehr als beim ersten Mal. Doch sie behandelten sie genauso.

Zuletzt sandte er seinen Sohn zu ihnen und dachte: „Sie werden sich vor meinem Sohn scheuen.“ Aber als die Weingärtner den Sohn sahen, sprachen sie zueinander: „Das ist der Erbe, kommt, lasst uns ihn töten und sein Erbgut an uns bringen.“ Sie nahmen ihn, stießen ihn aus dem Weinberg hinaus und töteten ihn.

Sie schlugen ihn ans Kreuz, und die Sünde dachte, sie hätte triumphiert. Doch das war nicht so. Am dritten Tag kam er wie ein Spross durch den harten Boden hindurch und ging auf. Er ist der wahre Weinberg, der gute Frucht bringt – schon hier auf Erden, bevor sie ihn töteten, und für alle Ewigkeit. Denn Jesus lebt.

Jesus sagt jetzt: „Ich verrate euch das Geheimnis guter Frucht.“ Aus euch selbst werdet ihr das niemals schaffen. Eure Herzen sind hart, ihr blendet Gott immer wieder aus, geht eigene Wege und merkt nicht, wie ihr die Wahrheit verwerft. Ihr seid arrogant und blind. Ihr feiert euch zu Tode.

Doch Jesus sagt: „Ich verrate euch, wie ihr gute Frucht bringen könnt.“ In Johannes 15 heißt es: „Ich bin der wahre Weinstock und mein Vater der Weingärtner. Jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt, wird er wegnehmen. Jede Rebe, die Frucht bringt, wird er reinigen, damit sie mehr Frucht bringt.“

Jesus sagt zu seinen Jüngern: „Ihr seid schon rein um des Wortes willen, das ich zu euch geredet habe. Bleibt in mir und ich in euch. Wie die Rebe keine Frucht bringen kann, wenn sie nicht am Weinstock bleibt, so könnt auch ihr keine Frucht bringen, wenn ihr nicht in mir bleibt.“

„Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, bringt viel Frucht. Denn ohne mich könnt ihr nichts tun. Wer nicht in mir bleibt, wird weggeworfen wie eine Rebe, verdorrt und wird gesammelt, um ins Feuer geworfen zu werden, wo sie brennen muss.“

Was Jesus hier erklärt, ist: Wahre gute Frucht bringen wir genau dann, wenn wir das tun, was Juda nicht getan hat. Juda hat Gott vergessen und sich immer wieder von ihm abgewandt. Jesus sagt: „Tut das nicht, bleibt in mir, bleibt in mir!“

Der Auftrag ist nicht einfach nur „bring Frucht“. Manchmal lesen wir Galater 5 so, als sei das der Auftrag. Doch Fruchtbringen ist die Konsequenz. Die Konsequenz davon, dass der Geist Gottes in uns Raum hat. Der Geist Gottes bringt die Frucht.

Die Frucht ist die Folge davon, dass wir in Jesus bleiben. Wenn wir in Jesus bleiben, bringen wir Frucht. Das ist der Auftrag für uns.

Praktische Schritte, um in Jesus zu bleiben und gute Frucht zu bringen

Das ist die gute Lehre, die wir aus dem schlechten Vorbild Judas ziehen dürfen. Lasst uns nicht von Gott weggehen, sondern bei Gott bleiben.

Wir bleiben in ihm, indem wir zu ihm beten, indem wir ihn wirklich vor Augen haben und mit ihm reden. Wir richten unsere Gedanken auf ihn aus, ebenso unsere Anbetung. Wir bekennen ihm unsere Sünden, suchen bei ihm Vergebung unserer Schuld, bitten ihn um die Dinge, die wir wirklich brauchen, und danken ihm für alles Gute, was er uns gibt.

Wir bleiben in ihm, in Jesus Christus. Das geschieht, indem wir uns von ihm ins Leben sprechen lassen – durch Predigten, die manchmal anstrengend sind und uns herausfordern, und durch persönliches Bibelstudium. Wir stellen uns wirklich unter Gottes Wort und sagen: Herr, sprich du zu mir, ich möchte hören, was du mir zu sagen hast. So prägt sein Wort unser Denken, unser Fühlen und unser Handeln.

Wir bleiben in Christus, indem wir in der Gemeinschaft seiner Gemeinde, in der Gemeinschaft seines Leibes bleiben. So können wir einander helfen, den Lügen, Versuchungen und falschen Denkmustern der Welt zu widerstehen.

All das hatte Judas nicht getan. Er hatte seine Beziehung zu Gott vernachlässigt. Anfangs blieb er sogar religiös, aber er lebte nicht mehr wirklich in Beziehung mit ihm, nicht mehr wirklich für ihn. Deshalb brachte er schlechte Frucht.

Lasst uns eine Gemeinde sein, die in Jesus bleibt, tief gegründet. Wenn du gute Frucht bringen willst, dann nimm dir nicht erst die Fruchtliste vor und sagst: „Da muss ich jetzt mehr davon und da mehr davon machen.“ Ich sage dir, das wird anstrengend, und es wird letztendlich nicht klappen.

Ich brauche Beziehung zu Jesus, ich brauche Zeiten des Gebets, ich brauche Zeiten, in denen ich auf ihn höre, ich brauche die Gemeinschaft seines Leibes. Wenn du so in Jesus bleibst, dann kann ich dir versprechen: Etwas Großartiges wird passieren.

Sein Lebenssaft, der Heilige Geist, wird von ihm in dich hineinfließen. Er verändert dich von innen heraus, und dein Herz wird auf einmal mehr lieben wollen, mehr Sanftmut haben und Sünde mehr hassen. Das ist das Gute, was Gott in uns wirkt.

Deshalb bleibt ihm treu.

Schlussgebet: Bitte um Hilfe und Fruchtbarkeit im Glauben

Ich bete mit uns. Himmlischer Vater, danke für diese herausfordernden Worte aus Jesaja 5. Wir sehen, dass das, was dort von dir angeklagt wird, zu Recht in manchem auch bei uns noch vorhanden ist.

Herr, ich bekenne dir, wie mich dein Wort in dieser letzten Woche überführt hat. Es zeigt mir, wie leicht es ist, selbst als Pastor, der im Dienst betet und die Bibel liest, dies zu tun, ohne dass mein Herz wirklich dabei ist. Ich kann nur ahnen, wie es vielen unter uns in dieser Hinsicht geht.

Ich bitte dich, dass du uns neu dieses Verlangen gibst, die Beziehung zu dir zu pflegen. Nicht einfach darauf loszumachen, sondern unsere Schwachheit anzuerkennen, zu dir zu kommen und bei dir das zu empfangen, was wir brauchen.

Herr, nimm du durch deinen Geist in uns mehr Raum ein. Hilf uns, deinem Geist mehr Raum zu geben, indem wir uns dir mehr aussetzen – deinem Wort und der Beziehung zu dir im stillen Gebet.

Herr, danke, dass du uns zusagst, dass du es tun wirst, dass du durch deinen Geist in uns gute Frucht bringen wirst. Herr, tu das! Wir vertrauen darauf. Das ist zu deiner Ehre und zu unserer wahren und ewigen Freude.

Deshalb erbitten wir, ja, wir flehen dich darum, im Namen dessen, der gekommen ist, damit wir gute Frucht bringen können: in Jesu Namen, Amen.