Einführung: Zweifel und Informationsquellen im Glauben
Woher weiß ich, dass der christliche Glaube wahr ist?
Von Chris Morphew
Theologie, die dich im Glauben wachsen lässt – Nachfolge praktisch: dein geistlicher Impuls für den Tag.
Mein Name ist Jürgen Fischer, und wie schon in den letzten Jahren gibt es an Ostern eine exklusive Lesung.
Was wissen wir eigentlich über Jesus?
Stell dir vor, ich würde nach einem Tag, an dem ich krank war, auf den Pausenhof der Schule gehen, an der ich arbeite. Ein sechsjähriges Kind rennt auf mich zu und fragt: „Herr Morphew, haben Sie das von dem Tiger gehört, der gestern durch die Schule gelaufen ist?“
Sollte ich ihm ohne weiteres glauben? Wohl eher nicht.
Ein ausgebrochener Tiger, der durch meine Schule streift, wäre mehr als ungewöhnlich. Vielleicht hat sich das Kind die Geschichte also einfach nur ausgedacht, oder es gibt nur ein seltsames Gerücht weiter, das sich jemand anderes ausgedacht hat.
Aber mal angenommen, die Freunde des Kindes würden die Story bestätigen: „Es stimmt, Herr Morphew, wir haben ihn auch gesehen.“
Sollte ich Ihnen dann glauben? Vermutlich immer noch nicht.
Denn woher weiß ich, dass es sich nicht bloß um einen bizarren Streich handelt, den Sie zusammen ausgeheckt haben?
Die Bedeutung unabhängiger Quellen für Glaubwürdigkeit
Stellen wir uns nun weiter vor, ich würde meinen Weg über den Schulhof fortsetzen und dabei zufällig hören, wie ein Vater seine Tochter beruhigt: „Keine Angst, Sie haben den Tiger gestern Abend eingefangen. Er ist wieder da, wo er hingehört, im Zoo.“ Das würde die Sache ändern, oder?
Denn jetzt habe ich mindestens zwei verschiedene Informationsquellen über den besagten Tiger. Diese Quellen sind voneinander unabhängig. Ich kann mir also ziemlich sicher sein, dass sie die Informationen nicht voneinander übernommen haben.
Was, wenn ich mich nun hinsetzen würde, um meine Mails zu checken, und ich im Posteingang eine Mail von dem Direktor hätte? Darin steht: „Information für alle Mitarbeiter: Bitte kommen Sie um acht Uhr ins Lehrerzimmer. Wir geben ein Update zu dem Tigervorfall von gestern.“
Auf einmal erscheint die Geschichte mit dem ausgebrochenen Tiger viel wahrscheinlicher, oder? Denn jetzt habe ich noch eine dritte unabhängige Quelle.
Je mehr unabhängige Informationsquellen ich über ein Ereignis habe – und sollte das Ereignis noch so ungewöhnlich sein – desto mehr kann ich darauf vertrauen, dass es das Ereignis tatsächlich gab.
Historiker nutzen dieselbe Strategie, um Menschen und Ereignisse aus der Geschichte zu erforschen. Die Frage, wie viele unabhängige Quellen uns vorliegen, ist sehr hilfreich, um herauszufinden, inwieweit wir einer Behauptung über die Geschichte Glauben schenken können.
Historische Quellen über Jesus außerhalb der Bibel
Deshalb wollen wir diese Frage jetzt einmal bei Jesus anwenden. Du denkst vielleicht, der einzige Grund, warum wir überhaupt schon einmal von Jesus gehört haben, ist, dass er in der Bibel auftaucht. Aber das stimmt keineswegs.
Zu Beginn unserer Untersuchung wollen wir daher einen Blick darauf werfen, welche historischen Quellen außerhalb der Bibel uns etwas über Jesus sagen können. Zunächst einmal wäre da ein römischer Historiker namens Tacitus, der nur etwa dreißig Jahre nach dem Tod von Jesus geboren wurde. Zu dieser Zeit lebten noch viele Menschen, die Jesus wirklich begegnet sind.
Tacitus schrieb einen geschichtlichen Bericht über das römische Reich mit dem Titel „Annalen“. Er erwähnt Jesus nur sehr knapp, aber trotzdem erfahren wir dadurch einiges. Jesus lebte während der Zeit, als Tiberius römischer Kaiser war. Jesus wurde von Pontius Pilatus, dem römischen Statthalter über die Provinz Judäa, zum Tod verurteilt. Aus irgendeinem Grund gab es auch Jahrzehnte nach Jesu Tod immer noch Menschen, die ihm nachfolgten.
Natürlich ist das nicht wahnsinnig viel Information, aber es ist ein Anfang. Außerdem gab es noch einen jüdischen Geschichtsschreiber namens Josephus, der weniger als zehn Jahre nach Jesu Tod geboren wurde. Er schrieb ein Werk über die Geschichte des jüdischen Volkes, das er „Antiquitates Judaicae“, deutsch „Jüdische Altertümer“, nannte. Darin stehen noch ein paar weitere Details.
Jesus war ein weiser Lehrer. Er wurde für seine überraschenden Taten, sprich Wunder, bekannt. Jesus hatte einen Bruder namens Jakobus, der ebenfalls zum Tod verurteilt wurde. Die Menschen nannten Jesus den Christus, ein Titel, der so viel bedeutet wie „der Auserwählte“ oder „König“ beziehungsweise „Gesalbter“. Wie Tacitus berichtet auch Josephus, dass Pontius Pilatus derjenige war, der Jesus töten ließ.
Doch Josephus liefert ein zusätzliches Detail, nämlich dass Jesus gekreuzigt wurde, also an ein Kreuz genagelt wurde. Und wie Tacitus bestätigt auch Josephus das merkwürdige Detail, dass die Nachfolge von Jesus ihm sogar nach seinem Tod immer noch folgte.
Unsere dritte unabhängige Quelle ist ein römischer Senator mit dem Namen Plinius der Jüngere, der ungefähr zur selben Zeit lebte wie Tacitus und Josephus. Aus einem Brief von Plinius an den römischen Kaiser Trajan erfahren wir außerdem, dass die frühen Christen Jesus wie einen Gott verehrten, indem sie Lieder für ihn sangen.
Jesus wird noch ein paarmal in anderen historischen Dokumenten erwähnt. Aber worauf ich hinaus will, ist dies: Wir brauchen die Bibel nicht, um zu wissen, dass Jesus wirklich eine historische Person ist.
Zusammenfassung der historischen Fakten über Jesus
Ohne die Bibel überhaupt aufzuschlagen, können wir folgende Informationen über Jesus zusammentragen:
Jesus war ein echter Mensch, der einen Bruder namens Jakobus hatte. Er lebte zur Zeit, als Tiberius römischer Kaiser war und Pontius Pilatus Statthalter von Judäa in Israel war.
Jesus war bekannt als ein weiser Lehrer, der Wunder vollbrachte. Manche Menschen nannten ihn den Christus, das heißt, sie bezeichneten ihn als König.
Jesus wurde ungefähr zur Zeit des jüdischen Passafestes in Jerusalem festgenommen. Auf Befehl von Pontius Pilatus wurde er an ein Kreuz genagelt und getötet.
Nach seinem Tod tauchten Berichte auf, die besagten, dass er wieder lebte und sich seinen Nachfolgern gezeigt hatte. In der Folge folgten ihm die Menschen nicht nur weiterhin, sondern sie beteten ihn auch an.
Statt dass die Zahl von Jesu Nachfolgern zurückging, wuchs sie immer weiter an.
Die Rolle der Bibel als historische Quelle
Natürlich finden wir noch viel mehr Informationen über Jesus, wenn wir die Bibel aufschlagen. Doch bevor wir das tun, sollte ich vielleicht etwas klarstellen.
Im Moment denkst du vielleicht: Warte mal, die Bibel ist ein religiöses Buch, kein geschichtliches. Man kann den Beschreibungen der biblischen Autoren über Jesus nicht trauen. Die waren doch total voreingenommen. Sie wollen dich nur dazu bringen, an Jesus zu glauben.
Und es stimmt, die Bibel ist voreingenommen. Aber jeder gute Historiker wird dir bestätigen, dass das auch auf jeden anderen historischen Text zutrifft. Tacitus zum Beispiel war dahingehend voreingenommen, dass er nichts von Jesus hielt. Er nannte den christlichen Glauben einen gefährlichen Aberglauben. Aber das bedeutet noch lange nicht, dass Historiker seine Erwähnungen von Jesus einfach ignorieren.
Die Menschen, die in der Bibel von Jesus berichten, waren ebenfalls voreingenommen, weil sie auf Jesu Seite standen. Doch Historiker ignorieren auch bei ihnen nicht, was sie über Jesus geschrieben haben.
Gute Historiker wissen, dass jeder Text von einer bestimmten Person mit einer bestimmten Sichtweise geschrieben wurde. Würden wir also jede historische Quelle übergehen, die in irgendeiner Art parteiisch ist, müssten wir so ziemlich alles verwerfen, was wir aus ihnen erfahren haben.
Stattdessen versuchen gute Historiker, den Standpunkt jedes Schreibers zu verstehen und behalten ihn beim Lesen im Hinterkopf. Das bedeutet, dass Historiker die Bibel, auch wenn sie sie vielleicht nicht als zuverlässiger ansehen als andere historische Quellen, auch nicht als weniger zuverlässig betrachten.
Die Vielfalt der biblischen Quellen und ihre Bedeutung
Außerdem sollten wir bedenken, dass die Bibel nicht nur ein einzelnes Buch ist. Sie ist vielmehr eine ganze Bibliothek, bestehend aus verschiedenen Büchern, die von unterschiedlichen Autoren verfasst wurden.
Wenn wir die Bibel aufschlagen, finden wir darin nicht nur eine einzige Quelle über Jesus, sondern eine Vielzahl von Berichten, die von verschiedenen Personen geschrieben wurden.
Herauszufinden, wie viele dieser Quellen tatsächlich unabhängig voneinander sind, ist etwas kompliziert und erfordert spezielles Fachwissen. Deshalb wollen wir hier nicht zu sehr ins Detail gehen. Die Kurzfassung lautet jedoch wie folgt: Historiker sind sich einig, dass das Neue Testament der Bibel mindestens fünf unterschiedliche Informationsquellen über Jesus enthält – wahrscheinlich sogar noch mehr.
Wenn wir diese Quellen zu den etwa zehn unabhängigen Quellen außerhalb der Bibel hinzuzählen, kommen wir auf mindestens fünfzehn Informationsquellen über Jesus.
Die Bedeutung der Vielzahl unabhängiger Quellen
Und wenn dir das jetzt nicht besonders viel vorkommt, dann wusstest du vielleicht noch nicht, dass es über viele wichtige Menschen aus der Antike nur eine oder zwei Quellen gibt. Im Vergleich dazu sind fünfzehn unabhängige Quellen aus der Antike also eine Menge.
Wenn mir fünfzehn verschiedene Menschen berichten würden, wie ein Tiger frei durch unsere Schule gelaufen ist, und ich wüsste, dass sie sich nicht abgesprochen haben, bevor sie mir davon erzählten, hätte ich mehr als genug Grund, diese Tigerstory ernst zu nehmen.
Mit fünfzehn unabhängigen Quellen, die uns alle von Jesus erzählen, haben wir daher mehr als genug Gründe, auch seine Geschichte ernst zu nehmen.
Abschluss und Ausblick
Die Bücher von Chris Morphew richten sich an Jugendliche. Bitte bete dafür, dass sie vielen jungen Menschen zum Segen werden.
Das war's für heute. Neben „Woher weiß ich, dass der christliche Glaube wahr ist?“ gibt es auch noch die Titel „Wer bin ich?“ und „Wie kann ich Gott erleben?“
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen!