Einführung und Überblick zum Predigttext
Wir gehen heute weiter im Buch Salomo, Kapitel 1, Vers 12. Letzte Woche haben wir nur elf Verse behandelt. Heute lesen wir bereits zwei Kapitel, sogar ein bisschen mehr. Nächste Woche machen wir drei Kapitel, wir steigern uns also jede Woche.
Ich habe Ihnen wieder vier Zettel gegeben, die eine Übersicht für den heutigen Abend bieten. Schlagen Sie bitte auf, falls Sie die Bibel dabei haben, Prediger Kapitel 1.
Prediger Kapitel 1: Schau, Regina, da vorne sind noch Plätze frei. Ah nein, da ist noch einer. Ja, schau, Regina, nimm doch den Sessel da ein wenig wahr. Da ist noch einer, Hilde, sehr gut. Da unten, in meinem Blickfeld, hinten ist noch ein Platz. Genau, okay, schau, Hilda, da habe ich noch einen Sessel, sonst wäre das nicht so geschehen.
Okay, schlagen Sie bitte auf Prediger Kapitel 1, Vers 12.
Wir haben letzte Woche festgestellt, dass das Leben sinnlos ist. Er sagt das dreißig Mal: „Nichtigkeit der Nichtigkeiten, es ist alles sinnlos.“ Dann hat er uns erklärt, warum das so ist. Er hat uns gezeigt, dass das Leben mühsam ist, es ist vergänglich, es wiederholt sich ständig, es ist unersättlich, es ist unveränderlich und es ist unbedeutend. Und...
Die Methoden des Predigers zur Sinnsuche
Dann sagt er im Vers 12 – jetzt erklärt er uns, warum er das sagt. Er kündigt an, in Kürze darzulegen, was er alles probiert hat und warum er zu dem Schluss gekommen ist. Letzte Woche haben vielleicht einige gesagt: „Nein, so sinnlos ist es auch wieder nicht.“ Aber tatsächlich ist es so sinnlos. Nun erklärt er uns, warum das so ist.
Er bedient sich zweier Methoden – mehr haben wir übrigens nicht in dieser Welt. Diese zwei Methoden, die die Wissenschaft heute anwendet, sind Studieren und Probieren. Akademisch ausgedrückt heißt das die theoretische und die empirische Methode. Es klingt zwar besser, macht es aber nicht besser. Es ist dasselbe.
Grunde jetzt ist noch irgendwo ein Platz frei, vielleicht müsst ihr auf dem Boden sitzen oder irgendwo anders. Oder wartet, was da hinten auf dem Tisch liegt – kennst du den Koffer? Du drückst den Tisch ein bisschen um, da tut es auch. Genau.
Jetzt zeigt er uns die zwei Methoden, die er ausprobiert hat. Zuerst geht er zum Studieren, also zur theoretischen Methode, und die schauen wir uns hier jetzt an.
Kapitel 1, Vers 12 – das ist einmal die theoretische Methode, die er anwendet:
„Ich, der Prediger, war König über Israel in Jerusalem, und ich richtete mein Herz darauf, in Weisheit alles zu erforschen und zu erkunden, was unter dem Himmel getan wird. Ein übles Geschäft hat Gott da den Menschenkindern gegeben, sich darin abzumühen. Ich sah all die Taten, die unter der Sonne getan werden, und siehe, alles ist Nichtigkeit, alles ist sinnlos und ein Haschen nach Wind. Gekrümmtes kann nicht gerade werden, und Fehlendes kann nicht gezählt werden. Ich sprach in meinem Herzen und sagte: Ich nun sehe, ich habe die Weisheit vergrößert und vermehrt, mehr als jeder, der vor mir über Jerusalem war, und mein Herz hat in Fülle Weisheit und Erkenntnis geschaut. Auch richtete ich mein Herz darauf, Weisheit zu erkennen und Erkenntnis von Tollheit, Dummheit und Torheit zu haben. Doch erkannte ich, dass auch das nur ein Haschen nach Wind ist, denn wo viel Weisheit ist, ist viel Verdruss, und wer Erkenntnis mehrt, der mehrt seinen Kummer.“
Er sagte im Vers 13, dass er sein Herz darauf richtete, in Weisheit alles zu erforschen. Das heißt, Salomon hat sich wirklich bemüht. Er hat sich total eingesetzt, wirklich herauszufinden, was dieses Leben zu bieten hat, und er hatte die besten Voraussetzungen. Wir wissen von Salomon, dass er der weiseste Mensch im Osten war. Könige sind zu ihm gefahren, um von ihm zu lernen. Er ist überall eingetaucht in die ganze Palette von Philosophie, Theologie, Spekulation – alles hat er erforscht.
Übrigens hat er dazu geschrieben: Das Wort „Weisheit“ hat in der Bibel zwei Bedeutungen, und das ist wichtig. Weisheit hat erstens nichts zu tun mit Intelligenz. Ich kenne intelligente Menschen, die sind hochintelligent, aber sehr unweise. Wie sie ihre Entscheidungen treffen, wie sie ihre Kinder erziehen, wie sie in der Ehe leben, ist extrem unweise – hochintelligent, aber unweise.
Dann gibt es Menschen, die sind vielleicht relativ „einfach gestrickt“. Das sind nicht die intelligentesten Menschen, aber wisst ihr was? Ich kenne solche, die leben ein extrem weises Leben. Sie erziehen ihre Kinder gut, haben eine glückliche Ehe, ein gutes Umfeld und sind eigentlich glückliche Menschen.
Darum, wenn „Weisheit“ steht, hat das nichts mit Intelligenz zu tun. Und Intelligenz generell in der Bibel heißt in Sprüche 1, Vers 7: „Die Furcht des Herrn ist der Anfang aller Weisheit.“ Das heißt: Weise ist ein Mensch, der Gott fürchtet, der Gott kennt und ihn liebt. Das ist in der Bibel Weisheit.
Aber im Buch Prediger bedeutet Weisheit etwas anderes. Darum habe ich dazu geschrieben: Weisheit, so wie sie hier gebraucht wird, heißt, dass man diese Welt und ihr Geschehen versucht gedanklich zu erforschen und zu erfassen. Das bedeutet Weisheit hier in diesem Buch – nur damit wir da nicht durcheinanderkommen.
Das ist übrigens der Geist der Aufklärung. Das hat so begonnen mit Immanuel Kant – er hat so geheißen, geboren 1724, gestorben 1804. Er hat gesagt: Der Mensch muss anfangen zu denken, ihr müsst denken! Er hat gesagt, Faulheit und Feigheit sind der Grund, warum die Menschen nicht aufgeklärt sind. „Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“ Und dann hat er dazu geschrieben: „Ohne die Leitung eines anderen.“ Das heißt, Gott brauchst du auch nicht. Denk nur für dich, du brauchst sonst niemanden. Du musst nur mutig sein, zu denken.
Kant hat mutig zum Denken aufgefordert, das ist richtig, aber er hat mutig zum Denken ohne Gott aufgefordert, und das ist falsch. Das ist ungefähr so, wie wenn du dein Teenager über Sex aufklärst. Ich habe mir mal eine Folge angeschaut, da hat der Direktor Karsten einmal versucht, über Sex zu reden. Er war wohl etwas rau, hat nicht viel erklärt, und wir Kinder waren damals schon neugierig. Dann ist es interessant, warum er so rau wurde und so weiter.
Aber wenn du dein Teenager über Sex aufklärst, ohne Moral, das ist genau dasselbe. Wenn du über Sex redest, als wäre es eine mechanische Sache, und nicht darüber redest, dass Sex viel mehr bedeutet – dass Gefühle involviert sind, Ängste, Bindungen. Jetzt merkt man, wenn jemand vergewaltigt wird, wenn es nur etwas Mechanisches ist, dann ist es kein Problem. Warum bringen sie dann vor ein paar Jahren am Gletscher ein Dirndl gefunden, in der Gletscherspalte? Diejenige, die sich hineingelegt hat, Tabletten genommen hat, und der Faden war siebzehn – ein bildhübsches Mädchen, das vergewaltigt wurde. Darum hat sie sich umgebracht.
Wenn Sex nur etwas Mechanisches ist, dann ist es egal. Es ist aber viel mehr. Und wenn dieses Leben nur mechanisch zu erfassen ist, dann ist es nicht viel. Es ist aber viel mehr, das wissen wir alle.
Da ist Emanuel Kant mit der ganzen Aufklärung kurzgekommen. Sie hat versucht, die Welt ohne Gott zu erklären. Aber genau das probiert der Prediger. Er sagt: Wir schauen uns nur diese Erde unter der Sonne an, dieses Leben unter der Sonne ohne Gott. Und jetzt versuchen wir, da einen Sinn zu finden.
Und folgendes sagt er: Da sind wir jetzt beim Punkt A, Vers 13. Vers 13 sagt er:
„Ich richtete mein Herz darauf, in Weisheit alles zu erforschen und zu erkunden, was unter dem Himmel getan wird.“ Und jetzt kommt eine Schlussfolgerung:
„Ein übles Geschäft hat Gott da den Menschen gegeben, sich darin abzumühen.“
Erstens sagt der Prediger: Das Leben ist sinnlos, und Gott ist schuld daran. Gott hat den Menschen ein übles Geschäft gegeben. Es überrascht mich übrigens immer wieder, wenn Menschen auch in unserer Gegend nie nach Gott fragen, aber wenn plötzlich ein Schicksalsschlag kommt – ihr Kind stirbt, der Ehepartner stirbt – wisst ihr, was das Erste ist, was man oft hört? „Warum hat Gott dies zugelassen?“ Sonst fragen sie nie nach Gott. Aber plötzlich muss Gott herhalten als der Böse.
Es ist interessant: Das Leben ist mühsam, Gott ist schuld dran. „Du bist schuld“, obwohl man ihn nie dankt, wenn es einem gut geht – aber das nur nebenbei.
Der Prediger sagt, dieses Erdenleben ist ein übles Geschäft. Warum? Weil er sagt: Ich habe mit Weisheit alles erforscht und ich habe nichts herausgebracht. Goethe hat das so schön gesagt – ich kann es nicht zitieren, aber er hat ein paar nette Sachen gesagt. Er sagt: „Ich habe nun auch Philosophie, Juristerei, Medizin und leider auch Theologie durchaus studiert mit heißem Bemühen. Da stehe ich nun, ich armer Tor, und bin so klug wie zuvor.“ Und das stimmt: Du kannst alles studieren, was den Sinn des Lebens anbelangt, bist du so klug wie zuvor.
Der Prediger kommt genau zu derselben Einsicht. Er sagt, es ist ein übles Geschäft, was Gott uns in diesem Leben zumutet.
Vers 14 sagt er dann:
„Ich sah all die Taten, die unter der Sonne getan werden.“ Unter der Sonne unterstreicht er das immer.
„Und siehe, alles ist Nichtigkeit und ein Haschen nach Wind.“
Der Ausdruck „Haschen nach Wind“ kommt oft vor. Das ist wirr, und der Wind geht, und du probierst, den Wind zu fangen. Da kann es nur so schnell sein, es wird dir nicht gelingen. Es ist ein Haschen nach Wind.
Er sagt, das Leben ist sinnlos und es bleibt sinnlos.
Sokrates war ein kompletter Mensch, er hat den berühmten Satz geprägt: „Ich weiß, dass ich nichts weiß.“ Das klingt zwar ganz nett, aber ermutigend ist es nicht unbedingt.
Warum bleibt Philosophie letztlich so sinnlos? Es gibt zwei Gründe: Erstens kannst du alles in dieser Welt erkennen, aber es wird den Menschen nicht verändern. Das ist ein Problem. Zweitens kannst du philosophieren, so weit du willst, ohne Gott wirst du nie wissen, woher du kommst, warum du da bist und wohin du gehst. Du wirst es nie wissen.
Voltaire, ein französischer Philosoph und Gegner des christlichen Glaubens, hat es ganz schön platt gesagt: Gott hat uns in die Welt gesetzt, damit wir uns amüsieren, alles andere ist platt, scheußlich und erbärmlich. Und in seinem Grübeln über Gott und die Welt kommt er zu dem Schluss:
„Alles um euch, alles in euch ist ein Rätsel, dessen Lösung zu erraten dem Menschen nicht gegeben ist. Manchmal bin ich nahe daran, in Verzweiflung zu versinken, wenn ich bedenke, dass ich nach allem Forschen nicht weiß, woher ich komme, was ich bin, wohin ich gehe und was aus mir werden wird.“
Da sagt die Kimne drauf, Unterpunkt C, da liest man im Vers 15:
„Gekrümmtes kann nicht gerade werden, und Fehlendes kann nicht gezählt werden.“
„Gekrümmtes kann nicht gerade werden.“ Das Problem ist: Der Mensch ist krumm. Eigentlich wissen wir, der Mensch soll gerade sein – hilfreich, edel und gut. So sollte der Mensch sein, das weiß jeder normale Mensch. Der Mensch sollte hilfreich, edel und gut sein. Die Tatsache ist, wir sehen es nicht.
Und was noch schlimmer ist: Alles Nachdenken hilft uns nicht, diesen Zustand zu ändern. Du kannst so viele Kinder haben, wie du willst, sie werden alle sündig bleiben. Sie wachsen auf und lernen, obwohl du es ja nie beigebracht hast. Deine Kinder wachsen auf und stehlen, obwohl du es nie gelernt hast. Es wird nicht gerade.
Wenn Studieren etwas bringen würde, müssten Pädagogen und Psychologen die glücklichsten Familien haben. Wenn Psychologie etwas bringen würde, müsste jeder Psychologe eine glückliche Familie haben. Die Tatsache ist, dass ein Großteil der Psychologen eine Katastrophenfamilie hat. Warum? Jetzt hat er sein Leben lang studiert, wie man das tut. Die Pädagogen, die Erzieher sind, die sollten ja wissen, wie es geht.
Schaut mal, die Kinder finden keine Lehrer. Ich meine, die sind auch nicht viel besser, als wenn sie keine hätten.
„Gekrümmtes kann nicht gerade werden.“ Wisst ihr, dass ein Soziologe einmal gesagt hat – das hat mir gut gefallen –, er hat speziell über das deutsche Volk eine Studie gemacht, aber das gilt, glaube ich, für alle von uns. Er hat gesagt, wir haben unsere Augen nach innen gedreht. Wir schauen oben nach innen. Du steigst da früh auf und denkst: „Da tut mir was weh.“ So fängst du schon an.
Es geht eben nur um mich. Ich habe meine Augen nach innen gedreht. Den ganzen Tag über geht es um mich.
Und wisst ihr was? Ich war mal so im Stress, man schaut nur auf die Probleme, den Termin, da soll ich fertig werden, den soll ich anrufen, da soll ich noch hingehen, den soll ich besuchen – und du drehst deine Augen nach innen.
Was ich oft tue: Ich gehe dann spazieren und wirklich körperlich hebe ich meine Augen auf und schaue nach außen. Ich gehe über so einen Skitourenweg, da kann man, wenn man so ein bisschen trainiert, gleich in die Ferne schauen und nachdenken. Nachher denkt man sich gar nicht mehr, es gibt etwas anderes außer meinen Ski. Und man schaut runter und sieht, da ist noch ein Wald rundherum.
Mir gefällt Psalm 121, wo steht:
„Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen: Woher kommt meine Hilfe? Meine Hilfe kommt vom Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat. Ich hebe meine Augen auf.“
Aber wir sind krumm, wir haben die Augen nach innen gedreht, sagt der Prediger.
Entschuldige mal das Ding da, vielleicht hilft es. Ein bisschen ein Luftzug bei uns dort.
Das Zweite, was der Prediger sagt, was ein Problem ist: „Gekrümmt kann nicht gerade werden“, sagt er im Vers 15. „Entschuldigung, Fehlendes kann nicht gezählt werden“, sagt er. Das zweite Problem ist, dass uns egal ist, wie viel wir studieren, wir können das Universum nie ganz verstehen.
Er sagt: Das Fehlende kann nicht gezählt werden. Wisst ihr, warum wir das Universum nie ganz verstehen werden? Aus einem ganz einfachen Grund: Weil wir selbst Teil davon sind.
Das ist so, wie wenn du ein Bild studierst, aber du bist selber ein Puzzleteil im Bild. Du kannst das Bild nicht studieren, weil du selbst Teil davon bist. Du kannst nicht objektiv aufs Bild schauen, weil du im Bild bist.
Pascal hat gesagt: „Ihr sitzt selbst im Boot, das ist das Problem.“ Und ich denke mir oft, wenn ich mir so das Universum anschaue – ihr kennt das ja vom Fernsehen –, es ist ja eine super Sendung, die mich total fasziniert. Oft denke ich mir: Es ist schon interessant, mit welcher Arroganz und Sicherheit sie Dinge behaupten, die man nur erahnen kann. Du kannst es nicht behaupten, es geht nicht. Ohne ein bisschen mehr Bescheidenheit in diesen Dingen würde uns gut zu Gesicht stehen.
Übrigens werden Christen manchmal beschuldigt: „Ja, ihr Christen, ihr behindert uns am Studieren, weil ihr selber sagt, wenn man etwas nicht erklären kann, ‚Ja, das ist Gott.‘“ Das stimmt aber nicht.
Die Bibel ermutigt uns, zu studieren und Wissenschaft zu betreiben. Psalm 111, Vers 2 zum Beispiel sagt:
„Groß sind die Werke des Herrn zu erforschen für alle, die ihre Lust an ihm haben.“
Wir sollten Dinge erforschen, wir sind dazu angehalten, aber wir sollten auch entdecken, sonst werden wir es nicht ergründen.
Nur einer ist von außen auf die Erde gekommen, und nur der kann objektiv auf die Erde schauen, und das ist der Sohn Gottes. Er ist der Einzige, der es objektiv sehen kann. Wir sind nur Teil vom Bild und darum immer beschränkt.
Dann Vers 17 und 18, Punkt E: Weder Wissen noch Dummheit ist die Antwort. Er sagt da nämlich im Vers 17:
„Auch richtete ich mein Herz darauf, Weisheit zu erkennen und Erkenntnis von Tollheit oder Dummheit und Torheit zu haben, doch erkannte ich, dass auch das nur ein Haschen nach Wind ist.“
Er sagte dann im Vers 18:
„Denn wo viel Weisheit ist, ist viel Verdruss, und wer Erkenntnis mehrt, der mehrt Kummer.“
Er sagt, da wo viel Weisheit ist, hat der Mensch, der viel weiß, eigentlich nur mehr Verdruss. Und eigentlich der, der etwas weniger weiß, ist gar nicht viel schlechter dran. Der ist nicht so viel belastet, der kann sich mit weniger zufrieden geben.
Und es ist auch so: Als junger Mensch glaubt man noch, da gibt es ein Lebensgeheimnis. So als 18-Jähriger, ja, da sind wir heute nach Kanada geflogen, Viertel Franz Gleeswilny – irgendwo da drüben, da muss es auch wohl was geben, da Holzhocken oder irgendwie war es da drüben, es muss ja wohl erfüllen.
Aber da bist du sehr schnell ernüchtert. Es ist nicht mehr. Je länger du lebst, desto mehr erkennst du: Das Leben hat nicht viel zu bieten. Es gibt nicht viel. Das glaubt man als Junge noch.
Ich denke mal an Johannes 6, das gefällt mir so, wo Jesus eine Predigt über Nachfolge hält. Tausende sind Jesus nachgefolgt, und auch die Predigt steht in der Bibel, Johannes 6. Alle sind von ihm weggegangen, alle Tausende. Und dann sagt Jesus zu seinen zwölf Jüngern: „Wollt ihr auch weggehen?“ Ihr könnt weggehen, ist okay.
Und Petrus hat dann gesagt: „Herr, wohin sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens.“
Petrus war schon alt genug, er hat sich einmal umgetraut, hat alles angeschaut, was es in der Welt gibt, und hat erkannt, es gibt nicht viel.
Wisst ihr was, das hilft mir manchmal. Ich habe manchmal extreme Zweifel. Manchmal denke ich, das ganze Bibelwort Gottes ist Blödsinn, das stimmt alles nicht. Die Zweifel plagen mich oft. Aber was mir dann hilft, ist: Wenn das nicht stimmt, was für Alternativen habe ich? Und du stellst fest, es gibt keine Alternative. Diese Welt hat nichts zu bieten. Du hast Worte des ewigen Lebens.
Dann kommen wir zum Zweiten, zum Probieren. Studieren hat nicht geholfen, das hätten wir eh schon gewusst, hilft meistens nicht viel.
Jetzt denkt ihr euch, dann werden wir halt probieren.
Kapitel 2, Verse 1-8:
„Ich sprach in meinem Herzen: Wohl, ich versuche es mit der Freude, genieße das Gute. Aber siehe, auch das ist Nichtigkeit. Zum Lachen sprach ich: Unsinnig ist es, und zur Freude: Was schafft die? Ich beschloss in meinem Herzen, meinen Leib durch Wein zu laden, während mein Herz sich mit Weisheit beschäftigte und die Torheit zu ergreifen, bis ich sehe, was den Menschenkindern zu tun gut wäre unter dem Himmel, die Zahl ihrer Lebenstage. Ich unternahm große Werke, ich baute mir Häuser, ich pflanzte mir Weinberge, ich machte mir Gärten und Parks und pflanzte darin die unterschiedlichsten Fruchtbäume. Ich machte mir Wasserteiche, um daraus den aufsprießenden Wald von Bäumen zu bewässern. Ich kaufte Knechte und Mägde und hatte Hausgeborene. Auch hatte ich größeren Besitz an Rindern und Schafen als alle, die vor mir in Jerusalem waren. Ich sammelte mir auch Silber und Gold und Schätze von Königen und Ländern. Ich beschaffte mir Sänger und Sängerinnen und die Vergnügungen der Menschenkinder, Frauen und Frauen.“
Man könnte jetzt sagen: Salomon, das hätte dir gleich sagen können, dass das Studieren nichts bringt. Du musst es ausprobieren, du musst das Leben genießen.
Er hat der gleichgesinnten Salomon gesagt, es ist die Freude, die das Leben sinnvoll macht. Und so versucht er es.
Er sagt im Vers 1: „Ich versuche es mit Freude und ich genieße das Gute.“ Er hat dann versucht mit Wein, mit Trinken – ich denke, vielleicht hilft das ein bisschen. Er hat dann gesagt mit Torheit: „Ich…“ Er ist dahin gekommen, hat gesagt: Wenn es die Weisheit nicht bringt, dann ist es vielleicht die Dummheit. Vielleicht bin ich zu vernünftig. Ich muss einmal Sachen tun, die so richtig blöd sind. Vielleicht bringt das was, vielleicht bin ich ganz auf dem falschen Weg.
Er hat es mit Dummheit probiert, mit Torheit.
Gibt es bei uns auch. Hier waren die Aussteiger, die sagen: „Nein, das Arbeiten, da bist du Pensionsgast, was kriegen wir überhaupt und so weiter.“ Aussteigen, Indien, irgendein Tempel mich hinhocken oder was weiß ich. Hat er auch erst probiert, der Salomon.
Übrigens gibt es Schulen der Psychiatrie heute, die sagen: Ausgelassenheit ist ein Weg, mit der Realität zurechtzukommen. Und wenn du in die Psychiatrie gehst, sind die Gurken, die sagen: Du musst laut schreien! Schrei laut, dann geht es dir gar nicht besser. Dem anderen geht es zwar nicht mehr gut, aber Hauptsache dir.
Wenn es dir zornig ist, musst du deinen Zorn auslassen. Ausgelassenheit ist die Antwort. Wer die Umwelt ausschaut, ist egal.
Und der Salomo sagt: Das habe ich alles probiert, und wisst ihr was meine Schlussfolgerung ist? Es ist nichtig, es ist unsinnig und es schafft nichts.
Okay, hat nicht hingehauen.
Jetzt sagt er: B, probieren wir mal was anderes. Jetzt probieren wir es mit ganz was Gutem, und mit dem können wir uns gut identifizieren: Schaffen.
Jetzt werden wir arbeiten.
Das Problem der meisten Menschen ist, sie denken zu viel und arbeiten zu wenig. Menschen mit Problemen sind Menschen mit zu wenig Arbeit. Sie sollen ein bisschen mehr arbeiten und haben keine Probleme. Das ist so die gängigste Meinung in unserer Kultur.
Da sagt der Vers 4:
„Ich unternahm große Werke, ich baute mir Häuser, ich pflanzte mir Weinberge, ich machte mir Gärten, Parks, Fruchtbäume, Wasserteiche usw.“
Denn wie bei uns auch ist: Du bist, was du geschaffen hast. Du hast geschaffen, was du bist. Aber nichts geschaffen, was ewig bleibt.
Und was hat der Salomon gesagt? Totaler Blödsinn.
Die Bibel ist zwar ganz klar, übrigens, was Arbeit anbelangt. In 2. Thessalonicher 3,10 steht:
„Wenn jemand nicht arbeiten will, soll er auch nicht essen.“
Die Bibel sagt, wir sollen arbeiten. Arbeit schafft auch politische und wirtschaftliche Stabilität, keine Frage.
Aber wenn du den Sinn des Lebens in der Arbeit suchst, dann bist du ein betrogener Mensch. Es wird dir kein Stück Sinn geben.
Und wisst ihr, das kennen wir ja. So, ihr wart am Hausbauen. Ich kann selber auch nicht sagen, dass ich so etwas tue, das ist auch ganz schön. Da denkt man sich: Ah, das war fest, dann noch so ein Häuschen dazu oder so, gell. Dann haut man es hin, und dann denkt man nach zwei Jahren: Soll man ein bisschen anbauen oder umbauen, oder einen Biotop machen, ein Carport oder eine Sauna, dann hat man das, dann kommt das Nächste, unterirdische Gangweide, darüber erzähle ich euch mal näher.
Und wisst ihr, was der Prediger sagt? Das Auge wird nie satt vom Sehen. Du kannst bauen, so viel du willst. Wenn du mit einem fertig bist, dann brauchst du das Nächste.
Es ergibt keinen Sinn letztlich, sagt er.
Dann denkst du dir: Okay, bringt da nichts, jetzt versuche ich es nochmal mit C, jetzt versuche ich das mit Macht.
Vers 7-8 sagt er:
„Okay, jetzt habe ich es ausgefunden, ich kaufte Knechte und Mägde, hatte Hausgeborene, hatte größeren Besitz an Rindern und Schafen als alle, die vor mir in Jerusalem waren. Ich sammelte mir Silber, Gold, Schätze, Könige, Sänger, Sängerinnen und Frauen.“
Nichts erhöht das Adrenalin beim Menschen mehr als die Ausübung von Macht.
Und wisst ihr was? Da sind wir alle gleich, es gibt keine Ausnahme. Ob der Bettler in Kiew oder der Präsident von Amerika, jeder hat sein Gebiet, das er verteidigt und wo er Macht ausübt. Der Gottesdienstbesucher oder der Pfarrer, ganz egal, jeder hat seinen Bereich.
Paul Tournier, ein Psychologe, der mir ganz gut gefällt, Schweizer, hat gesagt:
„Es ist eine Tatsache, dass wir alle, ohne es zu wissen, motiviert sind durch einen starken Willen nach Macht, und diesem Willen ist kein Hindernis zu groß.“
Das wissen wir vielleicht nicht, aber vor dem werden wir getrieben: die Sehnsucht nach Macht.
Und Salomo probiert Macht über Menschen, Macht durch Besitz und Macht durch Sex – die drei Dinge hat er durchprobiert.
Er hat Diener gehabt, er hat Angestellte gehabt, zu Tausenden.
Übrigens, im 1. Könige 5, Kapitel 2 und 3 kann man das nachlesen, lesen wir jetzt nicht. Wisst ihr, was Salomon verdient hat? Es ist enorm. Salomon, der König von Jerusalem, sein täglicher Proviant, den er für die Steuergelder bekam, hat ausgereicht, um 10 bis 20 Menschen zu unterhalten, nur für sich und seinen Ballast.
Schau, wie der arme Mensch dagegen dasteht, das ist ja recht bescheiden, unsere Lieben.
Er hatte die Möglichkeit, die Macht voll auszuüben. Er hatte das Geld, dann hatte er nicht nur das Geld, damals gab es den Harem. Er hatte nicht nur siebzig Frauen, wie die Moslems im Himmel, er hatte dreihundert Frauen, tausend Fragen, wenn er sie nicht gehabt hätte.
Und hat er alles probiert, hat Sängerinnen gehabt, Sänger, Playboy – kennt ihr das Playboy-Magazin? Ist nichts Gescheites, aber die Mentalität hatte Salomon auch schon. Es ist nichts Neues, es gibt nichts Neues unter der Sonne, das hat es alles schon gegeben, es war alles schon da.
Er probiert das aus und sagt, kommen wir zur Zwischenbilanz, Seite zwei, das heißt Seite acht, das ist die Zwischenbilanz seiner Versuche, Verse 9-11, lesen wir durch:
„Und ich wurde größer und reicher als alle, die vor mir in Jerusalem waren. Dazu verblieb mir die Weisheit, ich bin nie blöd geworden dabei. Alles, was meine Augen begehrten, entzog ich ihnen nicht, ich versagte meinem Herzen keine Freude, denn mein Herz hatte Freude von all meiner Mühe, und das war mein Teil von all meiner Mühe. Und ich wandte mich hin zu all meinen Werken, die meine Hände gemacht, und zu der Mühe, mit der ich mich abgemüht hatte, und siehe, das alles war Nichtigkeit und ein Haschen nach Wind.“
Es gibt also keinen Gewinn unter der Sonne.
Er sagt hier zwei Dinge.
Die Zwischenbilanz ist die:
A) Salomons momentaner Genuss. Er sagt im Vers 9:
„Ich war reich und so weiter, ich bin weise geblieben, ich habe meinem Herzen nichts vorenthalten, und dann sagt er: Ich versagte meinem Herzen keine Freude. Mein Herz hatte Freude von all meinen Mühen, und das war mein Teil von der Mühe.“
Mit anderen Worten sagt Salomon: Eigentlich habe ich es geschafft. Ich bin Nummer eins in meinem Land, ich bin der reichste, weiseste und begehrteste Mann im Land. Ich bin nicht blöd geworden dabei, ich bin weise geblieben, ich habe mir alles gegönnt.
Aber dann stellt er fest: Die Freude ist nur kurz und vorübergehend.
Es ist ja so, das wissen wir alle, etwas zu schaffen bringt schon Freude. So ein Häuschen oder wo man es sich leisten kann. Und wisst ihr, wie es oft geht, wenn man ein Häuschen baut? Da hält man den Keller aus, da steigt man und schaut. Ja, dann hält man die Frau, schaut da, und so. Da interessiert es sich meistens wieder so. Dann betoniert man in den Keller, dann schraubt man wieder, man steht und schaut, stellt ein, steht und schaut, geht wieder durch und schaut. Da mein erster Trick, dann steigt man und schaut wieder ins oberste Leiche. Eigentlich bis zum ersten Holzdecken, da ist die Frau auch schon begeistert, zuversichtlich.
Eine Zeit lang hat man echte Freude damit, aber wenn alles fertig ist, ein Jahr oder zwei später, so: Was kommt jetzt noch?
Es geht immer so weiter.
Er sagt, das Schaffen bringt schon eine Freude. Das will ich nicht verleugnen, aber nur für ganz kurze Zeit. Es ist vorübergehend.
Und darum
B) Salomons bleibender Frust im Vers 11:
„Ich wandte mich hin zu allen meinen Werken, die meine Hände gemacht haben, und zu der Mühe, mit der ich mich abgemüht habe, und siehe, es war alles umsonst. Ein Haschen nach Wind, es gibt keinen Gewinn unter dieser Sonne.“
Nicht so interessant ist, wie Salomon geschaut hat auf alles, was er geschaffen hat. Letztlich hat er gesagt: Alles umsonst.
Wenn ein alter Mann jetzt das Maul nimmt: Alles umsonst.
Als Gott die Erde geschaffen hat, in sechs Tagen, sagt die Bibel, heißt es in der Bibel: Als Gott alles geschaffen hatte, sagte Gott: Sehr gut.
Es ist interessant, wie Gott geschaffen hat, hat er gesagt: Sehr gut. Wie Salomon geschaffen hat, hat er gesagt: Sinnlos.
Wisst ihr, was wir daraus lernen? Alles, was Gott schafft, ist ewig und darum sinnvoll. Alles, was der Mensch schafft, ist nur von kurzer Dauer und kann daher nie befriedigen.
Und Jesus hat gesagt, Johannes:
„Ohne mich könnt ihr nichts tun, ihr braucht mich, wenn euer Lebenswerk einen Sinn haben soll.“
Und ich habe da was, ich habe es in Graf geschrieben auch, Charles Bridges, ich lese es mir durch, das hat mir gefallen, was er gesagt hat:
„Verwechsle nicht den Glanz dieser Welt mit wahrem Glück. Gott will, dass wir uns an unserer Arbeit und deren Früchte erfreuen, dass wir unsere irdischen Segnungen genießen, nicht aber, dass wir in ihnen unsere Ruhe suchen. Ein momentanes Vergnügen ist alles, das erwartet werden kann. So lass diese Erde lediglich ein Brunnen sein, nicht aber die Quelle. Lass nicht auf der Erde deine Ruhe sein. Gott hat seinen Erlösten nie einen so armseligen Teil zugedacht. Wahre Freude und Genuss findet sich dann, wenn Gott und der Erretter in deiner Mitte ist.“
Und der Augustinus, der Kirchenvater, hat etwas Schönes gesagt:
„Gebrauche diese Welt, aber erfreue dich an Christus. Die Welt sollst du genießen und gebrauchen, aber deine Freude sollst du in Christus suchen.“
Wisst ihr was? Jemand muss jetzt sagen: Du bist anders herum. Ich genieße, ich freue mich an der Welt, und ich gebrauche Christus dann, wann ich ihn brauche. Und so lebst du.
Wenn du so lebst, hast du keinen Frieden. Wir sollen diese Welt gebrauchen und Christus genießen, Freude daran haben, nicht umgekehrt.
Den Vers habe ich oft für mich selbst geprüft: Am Tag frage ich mich: „Gebrauche ich heute die Welt und genieße ich Christus? Oder gebrauche ich Christus nur und genieße die Welt?“
Es ist gut, sich daran ab und zu zu erinnern, um recht zu leben.
Und dann noch vor der Pause der relative Vorzug der Weisheit, und zwar Kapitel 2, Verse 12-16:
„Und ich wandte mich um, um Weisheit und Tollheit und Torheit zu betrachten. Denn was wird der Mensch tun, der nach dem König kommen wird? Das, was man schon längst getan hat. Und ich sah, dass die Weisheit den gleichen Vorzug vor der Torheit hat wie das Licht vor der Finsternis. Der Weise hat seine Augen in seinem Kopf, der Tor aber geht in die Finsternis. Doch erkannte ich auch, dass ein und dasselbe Geschick sie alle trifft. Und ich sprach in meinem Herzen: Gleich dem Geschickten Dorn wird es auch mich treffen, wozu bin ich dann so überaus weise gewesen? Und ich sprach in meinem Herzen, dass auch das Nichtigkeit ist, denn es gibt keine bleibende Erinnerung an den Weisen, so wenig wie an den Toren, weil in den kommenden Tagen alles längst vergessen sein wird, und wie stirbt der Weise gleich dem Toren hin?“
Da vergleicht er Weisheit mit Dummheit. Und er sagt, die Weisheit ist schon ein bisschen besser. Wisst ihr warum? Weil der weise Mensch sich ein bisschen leichter in dieser Welt tut. Ein weiser Mensch hat einen besseren Umgang mit Menschen und kommt deshalb besser durch.
Aber dann sagt er, letztlich ist es völlig egal.
Er sagt da dann im Vers 12:
„Denn was wird der Mensch tun, der nach dem König kommen wird?“
Ich weiß nicht, ob ihr die Geschichte kennt, aber Rehabeam war der Sohn von Salomon. Mit einem Satz hat er das ganze Königreich verspielt, was sein Vater aufgebaut hat, über Jahrzehnte. Mit einem Satz ist das ganze Königreich niedergegangen, weil er sehr unweise war, der Sohn Rehabeams.
Und wisst ihr was? In unserer Gegend, ihr wollt es sein, ich habe es schon gehört: Nach seinem Leben lang hat er gerackert, nachher sein Bub, alles verwischt, alles verkauft, nichts ist übrig geblieben, alles umsonst.
Genau so ist es. Du kannst rackern, dich abmühen, dein Bestes geben dein Leben lang. Was wird derjenige tun, der nach dir kommt? Und wenn es nicht dein Bub verwischt, dann hat es wahrscheinlich der Nächste. Verwischt wird es früher oder später sowieso.
Es ist ja so, früher oder später kommen und gehen die Generationen, die Königreiche kommen und gehen, es vergeht.
Und Salomon sagt: Jetzt bin ich so weise gewesen, habe so viel gearbeitet, bin jetzt achtzig Jahre alt, und was tut mein Bub nachher? Verwischt er es? Das ist ja sinnlos, was er da hat.
Seht ihr, das ist der Schluss, zu dem er hier kommt.
Und dann sagt er aber, das ist noch krasser, das ist noch sicherer.
Da sagt er, Vers 14:
„Der Weise hat seine Augen in seinem Kopf, der Tor aber geht in die Finsternis. Doch erkannte ich auch, dass ein und dasselbe Geschick sie alle trifft.“
Da sagt er dann in der nächsten Vers: Jetzt war er sterblich. Da hat sein Geld verwischt, hat sein Leben lang nicht viel gearbeitet, aber mit der Arbeitslosenhilfe ist er durchgekommen. Der andere buddelt sein Leben lang wie ein Blöder, baut was auf, und dann sterben sie jetzt.
Beim Begräbnis ist es so, da kriegt jeder eine Begräbnissprache von ungefähr 15 Minuten. Die guten Daten für den guten Menschen kannst du sowieso nicht alle aufzählen in 15 Minuten, und weil man beim Begräbnis auch nicht schlecht reden will, sagt man halt über den einen auch ein paar gute Sachen.
Und er sagt, was ist letztlich der Unterschied? Das ist, was er hier sagt.
Da wollte er, der ein bisschen zynisch war, ein bisschen krass, hat er gesagt:
„Wir sind Luftbälle in der Hand des Geschicks. Wir hüpfen ein paar Mal auf, die einen auf Marmor, die anderen auf Mist, und dann ist es aus.“
Das hat er aber gesagt, solange er lebte.
Interessant, wie er wohl am Totenbett lag, hat es ein bisschen anders ausgesehen, weil da wird es ernst.
Da hat er zu seinem Doktor Trochin – so hat er geheißen – gesagt:
„Ich bin verlassen von Gott und Menschen. Doktor, ich gebe dir die Hälfte von allem, was ich habe, wenn du mir noch sechs Monate zum Leben gibst.“
„Sir, Sie haben nicht einmal sechs Wochen“, sagte Doktor Trochin.
Darauf antwortete Voltaire: „Dann gehe ich zur Hölle.“
Das war’s.
Man kann im Leben recht lustig über den Tod reden, bis man am Totenbett liegt. Dann weiß man es genau, und dann kommt es darauf an, wie man sich entschieden hat.
Und der Unterschied zwischen Voltaire und dem Prediger ist der, dass Voltaire Gott verleugnet hat und der Prediger zu einer heilsamen Ernüchterung kommt.
Lesen wir Vers 17 bis 23:
„Es ist sehr ernüchternd, aber sehr heilsam.
Vers 17: Da hasste ich das Leben, denn das Tun, das unter der Sonne getan wird, war mir zuwider, denn alles ist Nichtigkeit und ein Haschen nach Wind, und ich hasste all mein Mühen, mit dem ich mich abmühte unter der Sonne.
Ich muss es ja doch dem Menschen hinterlassen, der nach mir sein wird, und wer weiß, ob der weise oder töricht sein wird. Und doch wird er Macht haben über all mein Mühen, mit dem ich mich abgemüht habe und worin ich weise gewesen bin unter der Sonne, auch das ist Nichtigkeit.
Da wandte ich mich, mein Herz der Verzweiflung zu überlassen, wegen all dem Mühen, mit dem ich mich abgemüht hatte unter der Sonne.
Denn da ist ein Mensch, dessen Mühen in Weisheit und Erkenntnis und in Tüchtigkeit geschehen, und doch muss er sie an einen Menschen als seinen Teil abgeben, der sich nicht darum bemüht hat.
Auch das ist Nichtigkeit und ein großes Übel.
Denn was bleibt dem Menschen von all seinen Mühen und vom Streben seines Herzens, womit er sich abmüht unter der Sonne?
Denn all seine Tage sind Leiden, und Verdruss ist sein Geschäft, selbst nachts findet sein Herz keine Ruhe, auch das ist Nichtigkeit.“
Der Prediger war da ziemlich am Ende. Er hat gesagt: Ich hasse das Leben, ich hasse mein Mühen, ich bin verzweifelt.
Und wisst ihr, was das Paradox, der Widerspruch ist? Dass die tiefsten Zeiten unseres Lebens zugleich unsere Höhepunkte sind.
Denn wisst ihr, was Jesus Christus gesagt hat? Und ich bitte euch jetzt, das aufzuschlagen mit mir, Johannes 12, Vers 25.
Interessant, Jesus hat gesagt zu uns Menschen, Johannes 12, Vers 25:
„Wer sein Leben liebt, der wird es verlieren. Wer sein Leben in dieser Welt hasst, der wird es zum ewigen Leben bewahren.“
Wer sein Leben liebt, der wird es verlieren. Wer sein Leben hasst, der wird es bewahren.
Geht es noch weiter zu Lukas 14?
Lukas 14, Vers 25:
„Es ging aber eine große Volksmenge mit ihm, und er wandte sich um und sprach zu ihnen: Wenn jemand zu mir kommt und hasst nicht seinen Vater und die Mutter und die Frau und die Kinder und die Brüder und die Schwestern, dazu aber auch sein eigenes Leben, so kann er nicht mein Jünger sein. Und wer nicht sein Kreuz trägt und mir nachfolgt, der kann nicht mein Jünger sein.“
Jesus sagt, wer sein Leben nicht hasst, der kann nicht mein Jünger sein.
Übrigens, wisst ihr, was „hassen“ bedeutet? Das ist eine wichtige Lektion für das Bibellesen.
Es gibt eine Lektion, die ganz wichtig ist: Erkläre niemals leichte Stellen mit schwierigen, erkläre eine schwierige Stelle immer mit leichten.
Wenn hier steht, du sollst Vater und Mutter hassen, was heißt das? Kann es heißen, du sollst Vater und Mutter hassen? Nein, kann es nicht heißen.
Wisst ihr warum nicht? Weil die Bibel von vorn bis hinten hundertmal sagt, du sollst Vater und Mutter lieben.
Was heißt denn diese eine Stelle? Hassen heißt zweitrangig ansehen.
In diesem Zusammenhang kann hassen heißen, zurückschieben auf den zweiten Platz.
Das heißt, wenn Jesus sagt, wer Vater und Mutter nicht hasst, das heißt, ich soll an erster Stelle sein, und dann Vater und Mutter, Frau, Kinder usw. Das bedeutet es.
Und Jesus sagt: Wer sein Leben liebt, der wird es verlieren. Wer sein Leben in dieser Welt hasst, der wird es bewahren.
Und wisst ihr was? Das ist das Paradox. Das ist die erste Regung der Weisheit, wenn ein Mensch erkennt: Dieses Leben ist es nicht, es muss mehr geben.
Wenn ein Mensch erkennt: Dieses Leben hat nicht die Antwort auf den Sinn, erst dann beginnt ein Mensch nach Gott zu fragen.
Solange du völlig zufrieden bist mit deinem Leben, solange für dich diese Welt alles ist, wirst du nie nach Gott fragen. Wozu auch?
Erst wenn du erkennst, dieses Leben ist nicht das Erste, erst dann wirst du zu Jesus gehen.
Und der Prediger in dem Abschnitt sagt: Ich habe mein Leben gehasst. Ich habe gemerkt, dieses Leben ist nicht alles.
Das ist Weisheit, weil dann gehst du erst zu Jesus, vorher nicht.
Und weißt du, was am schwierigsten ist, mit welchen Menschen zu reden? Menschen, die selbstgefällig und selbstzufrieden sind.
Der sagt aber: Ja, wenn du es so meinst, wirst du es wohl schon sein.
Der Nächste sagt das Gegenteil: Ja, kann so auch sein. Wenn das Leben passt, brauche ich nicht mehr.
Der wird nie nach Gott fragen.
Erst da, wo ein Mensch sein Leben hasst.
Und wisst ihr was? Jetzt machen wir eine Pause.
Dann machen wir in der nächsten Stunde kurz das Letzte fertig und gehen dann zum Kapitel 3.
Okay, machen wir eine Pause jetzt bis neun ungefähr.
Die Bedeutung von Weisheit im Buch Prediger
Er sagte in Vers 13: „Ich richtete mein Herz darauf, in Weisheit alles zu erforschen.“ Das bedeutet, Salomon hat sich wirklich bemüht. Er hat sich total angestrengt, um herauszufinden, was dieses Leben zu bieten hat. Und er hatte die besten Voraussetzungen dafür.
Wir wissen von Salomon, dass er der weiseste Mensch im Osten war. Könige kamen zu ihm, um von ihm zu lernen. Er tauchte überall ein – in die ganze Palette von Philosophie, Theologie, Spekulation. Alles hat er erforscht.
Übrigens hat er dazu geschrieben, dass das Wort „Weisheit“ in der Bibel zwei Bedeutungen hat. Das ist wichtig. Weisheit hat erstens nichts mit Intelligenz zu tun. Ich kenne intelligente Menschen, die sehr hochintelligent sind, aber trotzdem unweise handeln. Wie sie ihre Entscheidungen treffen, wie sie ihre Kinder erziehen, wie sie in der Ehe leben – all das ist oft extrem unweise. Hochintelligent, aber unweise.
Dann gibt es Menschen, die vielleicht relativ „einfach gestrickt“ sind. Das sind nicht die intelligentesten Menschen. Aber wisst ihr was? Ich kenne solche Menschen, die leben ein extrem weises Leben. Sie erziehen ihre Kinder gut, führen eine glückliche Ehe, haben ein gutes Umfeld und sind eigentlich glückliche Menschen.
Darum: Wenn von Weisheit die Rede ist, hat das nichts mit Intelligenz zu tun. Intelligenz bedeutet in der Bibel generell Folgendes: In Sprüche 1,7 heißt es: „Die Furcht des Herrn ist der Anfang aller Weisheit.“ Das bedeutet, weise ist ein Mensch, der Gott fürchtet, der Gott kennt und ihn liebt. Das ist in der Bibel die Bedeutung von Weisheit.
Im Buch Prediger hingegen bedeutet Weisheit etwas anderes. Darum habe ich dazu geschrieben: Weisheit, so wie sie hier gebraucht wird, heißt, dass man diese Welt und ihr Geschehen versucht, gedanklich zu erforschen und zu erfassen. Das bedeutet Weisheit in diesem Buch – nur damit wir nicht durcheinanderkommen.
Die Aufklärung und ihr Einfluss auf das Weltbild
Das ist übrigens der Geist der Aufklärung. Er begann mit Immanuel Kant, der 1724 geboren wurde und bis 1804 lebte. Kant sagte, der Mensch müsse anfangen zu denken. Er forderte: „Ihr müsst denken!“
Er erklärte, Faulheit und Feigheit seien die Gründe, warum die Menschen nicht aufgeklärt sind. „Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen“, schrieb er. Und er fügte hinzu: „Ohne die Leitung eines anderen.“ Das heißt, Gott brauchst du auch nicht. Denk nur für dich selbst, du brauchst sonst niemanden. Du musst nur mutig sein, zu denken.
Kant ermutigte dazu, mutig zu denken – das ist richtig. Aber er ermutigte dazu, ohne Gott zu denken, und das ist falsch. Das ist ungefähr so, als würdest du deinen Teenager über Sex aufklären.
Ich habe mir dazu noch eine Folge einer Sendung angeschaut, in der Karsten, der Direktor, einmal versucht hat, über Sex zu reden. Er war dabei eher rau und sprach nicht viel darüber, aber die Kinder hörten zu. Dann wird es interessant, warum er so rau ist und so weiter.
Wenn du deinen Teenager über Sex aufklärst, ohne Moral, ist das genau dasselbe. Wenn du über Sex redest, als wäre es nur eine mechanische Sache, und nicht darüber sprichst, dass Sex viel mehr bedeutet – dass Gefühle, Ängste und Bindungen involviert sind.
Man merkt es, wenn jemand vergewaltigt wird. Wenn Sex nur etwas Mechanisches wäre, wäre das kein Problem. Aber warum haben wir dann vor ein paar Jahren am Gletscher ein Dirndl gefunden, das sich in einer Gletscherspalte versteckt hatte? Sie hatte Tabletten genommen, war siebzehn Jahre alt, ein bildhübsches Mädchen, das vergewaltigt wurde. Darum hat sie sich umgebracht.
Wenn Sex nur etwas Mechanisches wäre, dann wäre das egal. Aber es ist viel mehr. Und wenn dieses Leben nur mechanisch zu erfassen wäre, dann wäre es nicht viel. Doch es ist viel mehr, das wissen wir alle.
Und hier ist die Schwäche von Immanuel Kant und der ganzen Aufklärung: Sie versuchte, die Welt ohne Gott zu erklären. Genau das probiert auch der Prediger. Er sagt: „Wir schauen uns nur diese Erde unter der Sonne an, dieses Leben unter der Sonne ohne Gott.“ Und jetzt versuchen wir, darin einen Sinn zu finden.
Die ernüchternde Erkenntnis des Predigers
Und folgendes sagt er, da sind wir jetzt beim Punkt A, Vers 13: Er sagt: „Ich richtete mein Herz darauf, in Weisheit alles zu erforschen und zu erkunden, was unter dem Himmel getan wird.“
Jetzt folgt eine Schlussfolgerung: Ein übles Geschäft hat Gott den Menschen gegeben, sich darin abzumühen.
Erstens sagt der Prediger, das Leben ist sinnlos, und Gott ist schuld daran. Gott hat den Menschen ein übles Geschäft gegeben. Es überrascht mich übrigens immer wieder, wenn Menschen, auch in unserer Gegend, die nie nach Gott fragen, plötzlich bei einem Schicksalsschlag – wenn ihr Kind stirbt oder der Ehepartner – fragen: „Warum hat Gott dies zugelassen?“ Sonst fragen sie nie nach Gott. Aber plötzlich muss Gott herhalten als der böse Mann.
Es ist interessant: Das Leben ist mühsam, Gott ist schuld daran. „Du bist schuld“, obwohl man ihm nie dankt, wenn es einem gut geht – aber das nur nebenbei.
Der Prediger sagt, dieses Erdenleben ist ein übles Geschäft. Warum? Weil er sagt: „Ich habe mit Weisheit alles erforscht und ich habe nichts außerbraucht.“
Goethe hat das so schön gesagt – ich kann es nicht genau zitieren, aber er hat ein paar nette Dinge gesagt: Er sagt, er habe Philosophie, Juristerei, Medizin und leider auch Theologie mit heißem Bemühen studiert. Und nun stehe er da, „ich armer Tor, und bin so klug wie zuvor.“
Und das stimmt: Du kannst alles studieren, was den Sinn des Lebens anbelangt, und bist am Ende so klug wie zuvor.
Der Prediger kommt genau zu derselben Einsicht: Er sagt, es ist ein übles Geschäft, was Gott uns in diesem Leben zumutet.
Die Sinnlosigkeit des Lebens unter der Sonne
Vers 14 sagt er dann, Leismann: „Ich sah all die Taten, die unter der Sonne getan werden, unter der Sonne.“ Das „unter der Sonne“ unterstreicht sich immer wieder. Und siehe, alles ist Nichtigkeit und ein Haschen nach Wind. Der Ausdruck „Haschen nach Wind“ kommt oft vor. Das ist wirr, denn der Wind geht, und du versuchst, den Wind zu fangen. Das kann nur sehr schnell sein, und es wird dir nicht gelingen. Es ist ein Haschen nach Wind.
Er sagt, das Leben ist sinnlos, und es bleibt sinnlos. Sokrates war ein kompletter Mensch und hat den berühmten Satz geprägt: „Ich weiß, dass ich nichts weiß.“ Das klingt zwar nett, aber ermutigend ist es nicht unbedingt. Warum bleibt Philosophie letztlich so sinnlos? Es gibt zwei Gründe: Erstens kannst du alles in dieser Welt erkennen, aber es wird den Menschen nicht verändern. Das ist ein Problem. Zweitens kannst du philosophieren, so viel du willst, aber ohne Gott wirst du nie wissen, woher du kommst, warum du da bist und wohin du gehst. Du wirst es nie wissen.
Voltaire, ein französischer Philosoph und Gegner des christlichen Glaubens, hat es ganz schön platt gesagt: Gott hat uns in die Welt gesetzt, damit wir uns amüsieren, alles andere sei platt, scheußlich und erbärmlich. In seinem Grübeln über Gott und die Welt kommt er zu dem Schluss: Alles um euch, alles in euch, ist ein Rätsel, dessen Lösung der Mensch nicht erraten kann. Manchmal bin ich nahe daran, in Verzweiflung zu versinken, wenn ich bedenke, dass ich nach allem Forschen nicht weiß, woher ich komme, was ich bin, wohin ich gehe und was aus mir werden wird.
Da sagt der Prediger in Punkt C, Vers 15: „Gekrümmtes kann nicht gerade werden, und Fehlendes kann nicht gezählt werden.“ Gekrümmtes kann nicht gerade werden. Das Problem ist, der Mensch ist krumm. Eigentlich wissen wir, dass der Mensch eigentlich gerade sein soll – hilfreich, edel und gut. So sollte der Mensch sein, das weiß jeder normale Mensch. Der Mensch sollte hilfreich, edel und gut sein. Die Tatsache ist, wir sehen es nicht. Und was noch schlimmer ist: Alles Nachdenken hilft uns nicht, diesen Zustand zu ändern.
Du kannst so viele Kinder haben, wie du willst – sie werden alle sündig bleiben. Sie wachsen auf und lernen, obwohl du es nie beibringen musstest. Deine Kinder wachsen auf und steuern, obwohl du es nie geübt hast. Es wird nicht gerade. Wenn Studieren etwas brächte, müssten Pädagogen und Psychologen die glücklichsten Familien haben. Wenn Psychologie helfen würde, müsste jeder Psychologe eine glückliche Familie haben. Die Tatsache ist, dass ein Großteil der Psychologen eine Katastrophenfamilie hat. Warum? Sie haben ihr Leben lang studiert, wie man das macht.
Die Pädagogen, die Erzieher sind, sollten ja wissen, wie es geht. Schaut mal, die Kinder finden keine Lehrer. Ich meine, viel besser sind die auch nicht, als wenn sie nicht da wären. „Gekrümmtes kann nicht gerade werden.“ Wisst ihr, dass ein Soziologe einmal gesagt hat – das hat mir gut gefallen –, er hat speziell über das deutsche Volk eine Studie gemacht. Aber das gilt, glaube ich, für alle von uns. Er hat gesagt: Wir haben unsere Augen nach innen gedreht. Wir schauen nur nach innen. Du steigst früh auf und denkst: „Da tut mir was weh.“ So fängt es schon an, gell? Es geht eben nur um mich. Ich habe meine Augen nach innen gedreht, den ganzen Tag über. Es geht um mich.
Und wisst ihr was? Ich war mal so im Stress, man schaut nur auf die Probleme: den Termin, da soll ich fertig werden, den soll ich anrufen, da soll ich noch hingehen, den soll ich besuchen. Und du drehst deine Augen nach innen. Was ich oft tue: Ich gehe dann spazieren und hebe wirklich körperlich meine Augen auf und schaue nach außen.
Ich gehe über so eine Skitour. Da kann man, wenn man ein bisschen trainiert ist, gleich in den Boot hinein schauen und dahin gleiten. Und nachher denkt man sich gar nicht mehr, es gibt etwas anderes außer meinen Ski. Man schaut runter und sieht, da ist noch ein Wald rundherum. Mir gefällt so Psalm 121, wo steht: „Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen. Woher kommt meine Hilfe? Meine Hilfe kommt vom Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat.“ Ich hebe meine Augen auf.
Aber wir sind krumm, wir haben die Augen nach innen gedreht, sagt der Prediger. Entschuldige mal das Ding da, vielleicht hilft es. Ein bisschen ein Luftzug bei uns dort. Das zweite, was der Prediger sagt, ist das Problem: „Gekrümmtes kann nicht gerade werden“, sagt er im Vers 15. „Entschuldige, Fehlendes kann nicht gezählt werden“, sagt er. Das zweite Problem ist, dass uns, egal wie viel wir studieren, etwas fehlt. Wir können das Universum nie ganz verstehen.
Er sagt: „Das Fehlende kann nicht gezählt werden.“ Wisst ihr, warum wir das Universum nie ganz verstehen werden? An einem ganz einfachen Grund: Weil wir selbst Teil davon sind. Das ist so, wie wenn du ein Bild studierst, aber du bist selbst ein Puzzleteil im Bild. Ein Teil im Bild. Du kannst das Bild nicht studieren, weil du selbst Teil davon bist. Du kannst nicht objektiv aufs Bild schauen, weil du im Bild bist.
Pascal hat gesagt: Ihr sitzt selbst im Boot, das ist das Problem. Und ich denke mir oft, wenn ich mir das Universum anschaue – kennt ihr das aus dem Fernsehen? Es ist ja eine super Sendung, da staune ich total. Oft denke ich mir: Es ist schon interessant, mit welcher Arroganz und Sicherheit sie Dinge behaupten, die man nur erahnen kann. Du kannst es nicht behaupten, es geht nicht. Ohne ein bisschen mehr Bescheidenheit in diesen Dingen würde es uns gut zu Gesicht stehen.
Übrigens, manchmal werden Christen beschuldigt: „Ja, ihr Christen, ihr behindert uns am Studieren, weil ihr selber sagt, wenn man etwas nicht erklären kann, ja, das ist Gott.“ Das stimmt aber nicht. Die Bibel ermutigt uns, zu studieren und Wissenschaft zu betreiben. Psalm 111, Vers 2 zum Beispiel sagt: „Groß sind die Werke des Herrn zu erforschen von allen, die ihre Lust an ihm haben.“ Wir sollten Dinge erforschen, wir sind dazu angehalten. Aber wir sollten auch entdecken, sonst werden wir es nicht ergründen.
Nur einer ist von außen auf die Erde gekommen, und nur der kann objektiv auf die Erde schauen, und das ist der Sohn Gottes. Er ist der Einzige, der es objektiv sehen kann. Wir sind nur Teil vom Bild und darum immer beschränkt.
Dann Vers 17 und 18, Punkt E: Weder Wissen noch Dummheit ist die Antwort. Er sagt da nämlich im Vers 17: „Auch richtete ich mein Herz darauf, Weisheit zu erkennen und Erkenntnis von Tollheit oder Dummheit und Torheit zu haben, doch erkannte ich, dass auch das nur ein Haschen nach Wind ist.“ Er sagte dann im Vers 18: „Denn wo viel Weisheit ist, ist viel Verdruss; wer Erkenntnis mehrt, der mehrt Kummer.“
Er sagt, da wo viel Weisheit ist, hat der Mensch, der viel weiß, eigentlich nur mehr Verdruss. Und eigentlich ist der, der weniger weiß, gar nicht viel schlechter dran. Der ist nicht so viel belastet, der kann sich mit weniger zufrieden geben.
Und es ist auch so: Als junger Mensch glaubt man noch, es gibt ein Lebensgeheimnis, so als 18-Jähriger. Ja, da sind wir heute nach Kanada geflogen, Viertel Franz Gleeswilny, irgendetwas da drüben, da muss es auch wohl was geben, da Holzhocken oder irgendwie war es da drüben, es muss ja wohl erfüllen. Aber da bist du sehr schnell ernüchtert. Es ist nicht mehr. Je länger du lebst, desto mehr erkennst du: Das Leben hat nicht viel zu bieten. Es gibt nicht viel.
Das glaubt man als Junge noch. Ich denke mal, im Johannes 6, das gefällt mir so, wo Jesus eine Predigt über Nachfolge hält. Und Tausende sind Jesus nachgefolgt, und auch der Predigt steht in der Bibel, Johannes 6: Alle sind von ihm weggegangen, alle Tausende. Und dann sagt Jesus zu seinen zwölf Jüngern: „Wollt ihr auch weggehen?“ Ihr könnt weggehen, ist okay. Und Petrus hat dann gesagt: „Herr, wohin sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens.“
Petrus war schon alt genug, er hat sich einmal umgetraut, hat alles angeschaut, was es in der Welt gibt, und hat erkannt, es gibt nicht viel. Wisst ihr was? Das hilft mir manchmal. Ich habe manchmal extreme Zweifel. Manchmal denken wir, das ganze Bibel und Wort Gottes, das ist alles Blödsinn, das stimmt alles nicht. Die Zweifel plagen mich oft. Aber was hilft mir dann? Dann denke ich: Wenn das nicht stimmt, was für Alternativen habe ich? Und du stellst fest, es gibt keine Alternative. Diese Welt hat nichts zu bieten. Du hast Worte des ewigen Lebens.
Dann kommen wir zum Zweiten, zum Probieren. Studieren hat nicht geholfen, das hätten wir eh schon gewusst, hilft meistens nicht viel. Jetzt denkt ihr euch, dann werden wir halt probieren. Kapitel 2, Vers 1, lesen wir mal die ersten acht Verse:
„Ich sprach in meinem Herzen: Wohl, ich versuche es mit der Freude, genieße das Gute; aber siehe, auch das ist Nichtigkeit. Zum Lachen sprach ich: Unsinnig ist es, und zur Freude: Was schafft die? Ich beschloss in meinem Herzen, meinen Leib durch Wein zu laden, während mein Herz sich mit Weisheit beschäftigte und die Torheit zu ergreifen, bis ich sehe, was den Menschenkindern zu tun gut wäre unter dem Himmel, die Zahl ihrer Lebenstage. Ich unternahm große Werke, ich baute mir Häuser, ich pflanzte mir Weinberge, ich machte mir Gärten und Parks und pflanzte darin die unterschiedlichsten Fruchtbäume. Ich machte mir Wasserteiche, um daraus den aufsprießenden Wald von Bäumen zu bewässern. Ich kaufte Knechte und Mägde und hatte Hausgeborene. Auch hatte ich größeren Besitz an Rindern und Schafen als alle, die vor mir in Jerusalem waren. Ich sammelte mir auch Silber und Gold und Schätze von Königen und Ländern. Ich beschaffte mir Sänger und Sängerinnen und die Vergnügungen der Menschenkinder, Frau und Frauen.“
Man könnte jetzt sagen: Salomo, das hätte dir gleich sagen können, dass das Studieren nichts bringt. Du musst es ausprobieren, du musst das Leben genießen. Er hat der gleichsagenden Salomo, es ist die Freude, die das Leben sinnvoll macht. Und so versucht er es. Er sagt im Vers 1: „Ich versuche es mit Freude und ich genieße das Gute.“ Er hat dann versucht mit Wein, mit Trinken. Ich denke, vielleicht hilft das ein bisschen.
Er hat dann gesagt, mit Torheit – ich. Er ist dahin gekommen und hat gesagt: Wenn es die Weisheit nicht bringt, dann ist es vielleicht die Dummheit. Vielleicht bin ich zu vernünftig. Ich muss einmal Sachen tun, die so richtig blöd sind. Vielleicht bringt das was, vielleicht bin ich ganz auf dem falschen Weg. Er hat es mit Dummheit probiert, mit Torheit.
Gibt es bei uns auch, hier waren die Aussteiger, die sagen: „Nein, das Arbeiten, da bist du Pensionsgast, was kriegen wir überhaupt?“ Aussteigen, Indien, irgendein Tempel mich hinhocken oder was weiß ich. Hat er auch erst probiert, der Salomo.
Übrigens, es gibt Schulen der Psychiatrie heute, die sagen: Ausgelassenheit ist ein Weg, mit der Realität zurechtzukommen. Und wenn du in die Psychiatrie gehst, sind die Gurken, die sagen: Du musst laut schreien. Schrei laut, dann geht es dir gar nicht besser. Dem anderen geht es zwar nicht mehr gut, aber Hauptsache dir. Wenn es dir zornig ist, musst du deinen Zorn auslassen. Ausgelassenheit, das ist die Antwort. Wer die Umwelt ausschaut, ist egal.
Und Salomo sagt: Das habe ich alles probiert, und wisst ihr was meine Schlussfolgerung ist? Es ist nichtig, es ist unsinnig, und es schafft nichts.
Okay, hat nicht hingehauen. Jetzt sagt er: B, probieren wir mal was anderes. Jetzt probieren wir es mit ganz was Gutem, und mit dem können wir uns gut identifizieren: Schaffen. Jetzt werden wir arbeiten.
Das Problem der meisten Menschen ist, sie denken zu viel und arbeiten zu wenig. Menschen mit Problemen sind Menschen mit zu wenig Arbeit. Sie sollten ein bisschen mehr arbeiten und hätten keine Probleme. Das ist so die gängigste Meinung in unserer Kultur.
Da sagt der Vers 4: „Ich unternahm große Werke, ich baute mir Häuser, ich pflanzte mir Weinberge, ich machte mir Gärten, Parks, Fruchtbäume, Wasserteiche usw.“ Denn, wie bei uns auch ist: Du bist, was du geschaffen hast. Du hast geschaffen, was du bist. Aber nichts geschaffen, was ewig bleibt.
Und was hat der Salomo gesagt? Totaler Blödsinn. Die Bibel ist zwar ganz klar, übrigens, was Arbeit anbelangt. In 2. Thessalonicher 3,10 steht: „Wenn jemand nicht arbeiten will, soll er auch nicht essen.“ Die Bibel sagt: Sie sollen arbeiten. Arbeit schafft auch politische und wirtschaftliche Stabilität, keine Frage. Aber wenn du den Sinn des Lebens in der Arbeit suchst, dann bist du ein betrogener Mensch. Es wird dir keinen Sinn geben.
Und wisst ihr, das kennen wir ja. So, ihr wart am Bauen. Ich kann selber auch nicht sagen, dass ich so gerne tue, das ist auch ganz okay. Da denkt man sich: Ah, das war fest, dann noch so ein Häuschen dazu oder so, gell? Dann haut man es, und dann denkt man nach zwei Jahren: Soll man ein bisschen anbauen oder umbauen oder einen Biotop machen, ein Carport oder Sauna? Dann hat es das. Dann kommt das nächste unterirdische Gangweide, darüber gehe ich euch mal näher.
Und wisst du was der Prediger sagt? Das Auge wird nie satt vom Sehen. Du kannst bauen, so viel du willst. Wenn du mit einem fertig wirst, dann brauchst du das Nächste. Es ergibt keinen Sinn letztlich, sagt er.
Dann denkst du dir: Okay, bringt das nichts. Jetzt versuche ich nochmal was anderes, mit C. Jetzt versuche ich das mit Macht.
Vers 7 und 8 sagt er: „Okay, jetzt habe ich es ausgefunden. Ich kaufte Knechte und Mägde, hatte Hausgeborene, hatte größeren Besitz an Rindern und Schafen als alle, die vor mir in Jerusalem waren. Ich sammelte mir Silber, Gold, Schätze, Könige, Sänger, Sängerinnen und Frauen.“
Nichts erhöht das Adrenalin beim Menschen mehr als die Ausübung von Macht. Und wisst ihr was? Da sind wir alle gleich, es gibt keine Ausnahme. Ob der Bettler in Kiew oder der Präsident von Amerika, jeder hat sein Gebiet, das er verteidigt und wo er Macht ausübt. Der Gottesdienstbesucher oder der Pfarrer, ganz egal, jeder hat seinen Bereich.
Paul Tournier, ein Psychologe aus der Schweiz, der mir ganz gut gefällt, hat gesagt: „Es ist eine Tatsache, dass wir alle, ohne es zu wissen, motiviert sind durch einen starken Willen nach Macht, und diesem Willen ist kein Hindernis zu groß.“ Das wissen wir vielleicht nicht, aber vor dem werden wir getrieben: die Sehnsucht nach Macht.
Salomo probierte Macht über Menschen, Macht durch Besitz und Macht durch Sex – die drei Dinge hat er durchprobiert. Er hatte Diener, er hatte Angestellte zu Tausenden. Übrigens, im 1. Könige 5, Kapitel 2 und 3 kann man das nachlesen, lesen wir jetzt nicht.
Wisst ihr, was Salomo verdient hat? Es ist enorm. Salomo, der König von Jerusalem, sein täglicher Proviant, den er für die Steuergelder bekam, reichte aus, um 10 bis 20 Menschen zu unterhalten, nur für sich und seinen Hofstaat. Schüssel, wie der arme Mensch dagegen ist, das ist ja recht bescheiden, unsere Lieben.
Er hatte die Möglichkeit, die Macht voll auszuüben. Er hatte das Geld. Dann gab es damals den Harem. Er hatte nicht nur siebzig, so wie die Moslems im Himmel hätten, er hatte dreihundert Frauen, tausend Fragen, wenn er sie nicht gehabt hätte. Und er hat alles probiert. Er hatte Sängerinnen, Sänger, Playboy – kennt ihr das Playboy-Magazin? Ist nichts Gescheites, aber die Mentalität hatte Salomo auch schon. Es ist nichts Neues. Es gibt nichts Neues unter der Sonne. Das hat es alles schon gegeben, es war alles schon da.
Und er probierte das aus und sagt, kommen wir zur Zwischenbilanz, Seite zwei, das heißt Seite acht, das ist die Zwischenbilanz seiner Versuche, Vers 9-11, lesen wir diese durch:
„Und ich wurde größer und reicher als alle, die vor mir in Jerusalem waren. Dazu verblieb mir die Weisheit, ich bin nie blöd geworden dabei. Alles, was meine Augen begehrten, entzog ich ihnen nicht. Ich versagte meinem Herzen keine Freude, denn mein Herz hatte Freude von all meiner Mühe, und das war mein Teil von all meiner Mühe. Und ich wandte mich hin zu all meinen Werken, die meine Hände gemacht, und zu der Mühe, mit der ich mich abgemüht hatte, und siehe, das alles war Nichtigkeit und ein Haschen nach Wind. Es gibt also keinen Gewinn unter der Sonne.“
Er sagt hier zwei Dinge: Die Zwischenbilanz ist die, und zwar A: Salomos momentaner Genuss. Er sagt im Vers 9: „Ich war reich und so weiter, ich bin weise geblieben, ich habe meinem Herzen nichts vorenthalten, und dann sagt er: Ich versagte meinem Herzen keine Freude. Mein Herz hatte Freude von all meinen Mühen, und das war mein Teil von der Mühe.“
Mit anderen Worten sagt Salomo: Eigentlich habe ich es geschafft. Ich bin Nummer eins in meinem Land, ich bin der reichste, weiseste und begehrteste Mann im Land. Ich bin nicht blöd geworden dabei, ich bin weise geblieben, ich habe mir alles gegönnt. Aber dann stellt er fest: Die Freude ist nur kurz und vorübergehend.
Es ist ja so, das wissen wir alle: Etwas zu schaffen bringt schon Freude. So ein Häuschen oder wo man es sich leisten kann. Und wisst ihr, wie es oft geht, wenn man ein Häuschen baut? Da hält man den Keller aus, da steigt man und schaut. Ja, dann hält man die Frau, schaut da und so. Da interessiert es sich meistens wieder so. Dann betoniert man in den Keller, dann schaufelt man wieder, man steht und schaut, stellt es hin, steht und schaut, geht wieder durch und schaut. Da mein erster Trick, dann steigt man und schaut wieder ins oberste Leiche, eigentlich bis zur ersten Holzdecke. Da ist die Frau auch schon begeistert, zuversichtlich.
Eine Zeit lang hat man echte Freude damit, aber wenn alles fertig ist, ein Jahr oder zwei später, so, was kommt man jetzt noch? Es geht immer so weiter. Er sagt, das Schaffen bringt schon eine Freude. Das will ich nicht verleugnen, aber nur für ganz kurze Zeit. Es ist vorübergehend.
Und darum Nummer B: Salomos bleibender Frust. Im Vers 11 sagt er: „Ich wandte mich hin zu allen meinen Werken, die meine Hände gemacht haben, und zu der Mühe, mit der ich mich abgemüht habe, und siehe, es war alles umsonst, ein Haschen nach Wind. Es gibt keinen Gewinn unter dieser Sonne.“
Nicht so interessant ist, wie Salomo geschaut hat auf alles, was er geschaffen hat. Letztlich hat er gesagt: Alles umsonst. Wenn ein alter Mann jetzt das Maul nimmt: Alles umsonst. Als Gott die Erde geschaffen hat, in sechs Tagen, sagt die Bibel, als Gott alles geschaffen hatte, sagt Gott: „Sehr gut.“ Es ist interessant, wie Gott geschaffen hat: Er hat gesagt „Sehr gut“. Wie Salomo geschaffen hat, hat er gesagt „Sinnlos“.
Wisst ihr, was wir daraus lernen? Alles, was Gott schafft, ist ewig und darum sinnvoll. Alles, was der Mensch schafft, ist nur von kurzer Dauer und kann daher nie befriedigen. Und Jesus hat gesagt, Johannes 15: „Ohne mich könnt ihr nichts tun. Ihr braucht mich, wenn euer Lebenswerk einen Sinn haben soll.“
Und ich habe da was, ich habe es in Graf geschrieben auch, Charles Bridges, ich lese es mir durch, das hat mir gefallen, was er gesagt hat. Er hat gesagt: „Verwechsle nicht den Glanz dieser Welt mit wahrem Glück. Gott will, dass wir uns an unserer Arbeit und deren Früchte erfreuen, dass wir unsere irdischen Segnungen genießen, nicht aber, dass wir in ihnen unsere Ruhe suchen. Ein momentanes Vergnügen ist alles, das erwartet werden kann. So lass diese Erde lediglich ein Brunnen sein, nicht aber die Quelle. Lass nicht auf der Erde deine Ruhe sein. Gott hat seinen Erlösten nie einen so armseligen Teil zugedacht. Wahre Freude und Genuss findet sich dann, wenn Gott und der Erretter in deiner Mitte ist.“
Und der Augustin, der Kirchenvater, hat etwas Schönes gesagt. Er hat gesagt: „Gebrauche diese Welt, aber erfreue dich an Christus.“ Die Welt soll man genießen und gebrauchen, aber deine Freude sollst du in Christus suchen.
Wisst ihr was? Jemand muss jetzt sagen: „Du bist anders herum. Ich genieße, ich freue mich an der Welt und ich gebrauche Christus dann, wenn ich ihn brauche.“ Wenn ich so lebe, haben wir keinen Frieden. Wir sollen diese Welt gebrauchen und Christus genießen, Freude daran haben, nicht umgekehrt.
Den Vers habe ich oft für mich selbst geprüft: Benutze ich heute die Welt und genieße ich Christus? Oder benutze ich Christus nur und genieße die Welt? Es ist gut, sich daran zu erinnern, ab und zu um richtig zu leben.
Und dann noch vor der Pause der relative Vorzug der Weisheit, und zwar im Kapitel 2, Vers 12-16:
„Und ich wandte mich um, um Weisheit und Tollheit und Torheit zu betrachten. Denn was wird der Mensch tun, der nach dem König kommen wird? Das, was man schon längst getan hat. Und ich sah, dass die Weisheit den gleichen Vorzug vor der Torheit hat wie das Licht vor der Finsternis. Der Weise hat seine Augen in seinem Kopf, der Tor aber geht in die Finsternis. Doch erkannte ich auch, dass ein und dasselbe Geschick sie alle trifft. Und ich sprach in meinem Herzen: Gleich dem Geschickten Dorn wird es auch mich treffen. Wozu bin ich dann so überaus weise gewesen? Und ich sprach in meinem Herzen, dass auch das Nichtigkeit ist, denn es gibt keine bleibende Erinnerung an den Weisen, so wenig wie an den Toren, weil in den kommenden Tagen alles längst vergessen sein wird. Und wie stirbt der Weise gleich dem Toren hin?“
Da vergleicht er Weisheit mit Dummheit. Und er sagt, die Weisheit ist schon ein bisschen besser, weißt du warum? Weil der weise Mensch sich ein bisschen leichter in dieser Welt tut. Ein weiser Mensch hat einen besseren Umgang mit Menschen und kommt deshalb besser durch. Aber dann sagt er, letztlich ist es völlig egal.
Er sagt da dann im Vers 12: „Denn was wird der Mensch tun, der nach dem König kommen wird?“ Ich weiß nicht, ob ihr die Geschichte kennt, aber Rehabeam war der Sohn von Salomo. Mit einem Satz hat er das ganze Königreich verspielt, was sein Vater aufgebaut hat, über Jahrzehnte. Mit einem Satz ist das ganze Königreich niedergegangen, weil er sehr unweise war, der Sohn Rehabeams.
Und wisst ihr was? In unserer Gegend, ihr wisst es, ich habe es schon gehört: Nach seinem Leben lang hat er gerackert, nachher sein Bub, alles verwischt, alles verkauft, nichts ist übrig geblieben, alles umsonst. Genau so ist es. Du kannst rackern, dich abmühen, dein Bestes geben dein Leben lang, was wird derjenige tun, der nach dir kommt? Und wenn es nicht dein Bub verwahrt, dann hat es wahrscheinlich der Nächste. Verharrt wird es früher oder später sowieso. Es ist ja so, früher oder später kommen und gehen die Generationen, die Königreiche kommen und gehen, es vergeht.
Und Salomo sagt: Jetzt bin ich so weise gewesen, habe so viel gearbeitet, bin jetzt achtzig Jahre alt, und was tut mein Bub nachher? Verharrt er es? Das ist ja sinnlos, was er da hat. Seht ihr, das ist der Schluss, zu dem er hier kommt.
Und dann sagt er aber: Das ist noch krasser, das ist noch sicherer. Da sagt er in Vers 14: „Der Weise hat seine Augen in seinem Kopf, der Tor geht in die Finsternis.“ Doch erkannte ich auch, dass ein und dasselbe Geschick sie alle trifft.
Da sagt er dann in den nächsten Versen: Jetzt war er sterbenskrank. Da hat sein Geld verwischt, hat sein Leben lang nicht viel gearbeitet, aber mit der Arbeitslosenhilfe ist er nur durchgekommen. Der andere buddelt sein Leben lang wie ein Blöder, baut was auf, und dann sterben sie jetzt.
Beim Begräbnis ist es so: Da bekommt jeder eine Begräbnissprache von 15 Minuten ungefähr. Die guten Daten für den guten Menschen kannst du sowieso nicht alle aufzählen in 15 Minuten, und weil man beim Begräbnis auch nicht schlecht sagt, sagt man halt über den einen auch ein paar gute Sachen.
Und er sagt, was ist letztlich der Unterschied? Das ist, was er hier sagt. Da wollte er wieder, der, der ein bisschen zynisch war, ein bisschen krass, hat er gesagt: „Wir sind Luftbälle in der Hand des Geschicks. Wir hüpfen ein paarmal auf, die einen auf Marmor, die anderen auf Mist, und dann ist es aus.“ Das hat er aber gesagt, solange er lebte.
Interessant, wie er wohl am Totenbett lag, hat es ein bisschen anders ausgeschaut, weil da wird es ernst. Da hat er zu seinem Doktor Trochin, so hat er geheißen, gesagt: „Ich bin verlassen von Gott und Menschen. Doktor, ich gebe dir die Hälfte von allem, was ich habe, wenn du mir noch sechs Monate zum Leben gibst.“ „Sir, Sie haben nicht einmal sechs Wochen“, sagte Doktor Trochin. Darauf antwortete Voltaire: „Dann gehe ich zur Hölle.“ Das war’s.
Weißt du, man kann im Leben recht lustig über den Tod reden, bis man am Totenbett liegt. Dann weiß man es aus, und dann kommt es darauf an, wie du dich entschieden hast. Und der Unterschied zwischen Voltaire und dem Prediger ist der, dass Voltaire Gott verleugnet hat und der Prediger zu einer heilsamen Ernüchterung kommt.
Lesen wir Vers 17 bis 23. Es ist sehr ernüchternd, aber sehr heilsam:
„Da hasste ich das Leben, denn das Tun, das unter der Sonne getan wird, war mir zuwider, denn alles ist Nichtigkeit und ein Haschen nach Wind. Und ich hasste all mein Mühen, mit dem ich mich abmühte unter der Sonne. Ich muss es ja doch dem Menschen hinterlassen, der nach mir sein wird, und wer weiß, ob der weise oder töricht sein wird. Und doch wird er Macht haben über all mein Mühen, mit dem ich mich abgemüht habe und worin ich weise gewesen bin unter der Sonne. Auch das ist Nichtigkeit. Da wandte ich mich, mein Herz der Verzweiflung zu überlassen, wegen all dem Mühen, mit dem ich mich abgemüht hatte unter der Sonne. Denn da ist ein Mensch, dessen Mühen in Weisheit und Erkenntnis und in Tüchtigkeit geschieht, und doch muss er sie an einen Menschen als seinen Teil abgeben, der sich nicht darum gemüht hat. Auch das ist Nichtigkeit und ein großes Übel. Denn was bleibt dem Menschen von all seinen Mühen und vom Streben seines Herzens, womit er sich abmüht unter der Sonne? Denn all seine Tage sind Leiden, und Verdruss ist sein Geschäft. Selbst nachts findet sein Herz keine Ruhe. Auch das ist Nichtigkeit.“
Der Prediger war da ziemlich am Ende. Er hat gesagt: Ich hasse das Leben. Ich hasse mein Mühen. Ich bin verzweifelt.
Und wisst ihr, was das Paradox, der Widerspruch ist? Dass die tiefsten Zeiten unseres Lebens zugleich unsere Höhepunkte sind. Denn wisst ihr, was Jesus Christus gesagt hat? Und ich bitte euch jetzt, das aufzuschlagen mit mir, Johannes 12,25:
Jesus sagte: „Wer sein Leben liebt, der wird es verlieren. Wer sein Leben in dieser Welt hasst, der wird es zum ewigen Leben bewahren.“ Wer sein Leben liebt, der wird es verlieren. Wer sein Leben hasst, der wird es bewahren.
Geht es noch zum Lukas 14? Lukas 14, Vers 25:
Da spricht Jesus Christus und sagt: „Es ging aber eine große Volksmenge mit ihm, und er wandte sich um und sprach zu ihnen: Wenn jemand zu mir kommt und hasst nicht seinen Vater und die Mutter und die Frau und die Kinder und die Brüder und die Schwestern, dazu aber auch sein eigenes Leben, so kann er nicht mein Jünger sein. Und wer nicht sein Kreuz trägt und mir nachfolgt, der kann nicht mein Jünger sein.“
Jesus sagt: Wer sein Leben nicht hasst, der kann nicht mein Jünger sein.
Übrigens, wisst ihr, was hassen bedeutet? Das ist wichtig, vielleicht eine Lektion für das Bibellesen. Es gibt eine Lektion, die ist ganz wichtig: Erkläre niemals leichte Stellen mit schwierigen, erkläre schwierige Stellen immer mit leichten.
Wenn hier steht, du sollst Vater und Mutter hassen, was heißt das? Kann das heißen, du sollst Vater und Mutter wirklich hassen? Nein, kann es nicht heißen. Wisst ihr warum nicht? Weil die Bibel von vorn bis hinten hundertmal sagt, du sollst Vater und Mutter lieben. Was heißt denn diese eine Stelle? Hassen heißt zweitrangig ansehen.
In diesem Zusammenhang kann hassen heißen, zurückschieben auf den zweiten Platz. Das heißt, wenn Jesus sagt, wer Vater und Mutter nicht hasst, das heißt, ich soll an erster Stelle sein, und dann Vater und Mutter, Frau, Kinder usw. Das bedeutet es.
Und Jesus sagt: Wer sein Leben liebt, der wird es verlieren. Wer sein Leben in dieser Welt hasst, der wird es bewahren.
Und wisst ihr was? Und das ist das Paradox, das ist die erste Regung der Weisheit: Wenn ein Mensch erkennt, dieses Leben ist es nicht, es muss mehr geben. Wenn ein Mensch erkennt, dieses Leben hat nicht die Antwort auf den Sinn, erst dann beginnt ein Mensch, nach Gott zu fragen.
Solange du völlig zufrieden bist mit deinem Leben, solange für dich diese Welt alles ist, wirst du nie nach Gott fragen. Wozu auch? Erst wenn du dieses Leben hast, wenn du erkennst, es ist nicht das Erste, erst dann wirst du zu Jesus gehen.
Und der Prediger in dem Abschnitt sagt: Ich habe mein Leben gehasst. Ich habe gemerkt, dieses Leben ist nicht alles. Das ist Weisheit, weil dann gehst du erst zu Jesus, vorher nicht.
Und weißt du, was am schwierigsten ist, mit welchen Menschen zu reden? Menschen, die selbstgefällig und selbstzufrieden sind. Der sagt aber: Ja, wenn du es so meinst, wirst du es wohl schon sein. Der Nächste sagt das Gegenteil: Ja, kann so auch sein. Wenn das Leben passt, brauche ich nicht mehr. Der wird nie nach Gott fragen.
Erst da, wo ein Mensch sein Leben hasst.
Und wisst ihr was? Jetzt machen wir eine Pause, dann machen wir in der nächsten Stunde kurz das Letzte fertig und gehen dann zum Kapitel drei.
Okay, machen wir eine Pause jetzt bis neun ungefähr.
Die Begrenztheit menschlichen Wissens
Das zweite Problem, das der Prediger anspricht, ist das „Gekrümmte“, das nicht gerade werden kann, wie er in Vers 15 sagt. Er betont, dass das Fehlende nicht gezählt werden kann.
Dieses zweite Problem besteht darin, dass wir, egal wie viel wir studieren, das Universum nie vollständig verstehen können. Er sagt, das Fehlende kann nicht gezählt werden. Wisst ihr, warum wir das Universum nie ganz verstehen werden? Aus einem ganz einfachen Grund: Weil wir selbst Teil davon sind.
Das ist so, als würdest du ein Bild studieren, aber selbst ein Teil dieses Bildes sein. Wenn du ein Teil des Bildes bist, kannst du es nicht objektiv betrachten, weil du selbst darin eingebunden bist. Du kannst nicht neutral auf das Bild schauen, weil du mittendrin bist.
Pascal hat einmal gesagt: Ihr sitzt selbst im Boot, und das ist das Problem. Oft denke ich, wenn ich mir das Universum anschaue – ihr kennt das sicher aus dem Fernsehen, es gibt ja viele tolle Sendungen dazu – dann fällt mir auf, mit welcher Arroganz und Sicherheit dort Dinge behauptet werden, die man eigentlich nur erahnen kann. Man kann das nicht einfach so behaupten; das geht nicht.
Ein bisschen mehr Bescheidenheit in solchen Fragen würde uns gut zu Gesicht stehen.
Übrigens werden Christen manchmal beschuldigt, dass sie das Forschen behindern, indem sie sagen, wenn etwas nicht erklärt werden kann, sei es Gott. Das stimmt aber nicht. Die Bibel ermutigt uns, zu forschen und Wissenschaft zu betreiben.
Psalm 111,2 sagt zum Beispiel: „Groß sind die Werke des Herrn, sie werden erforscht von allen, die Freude an ihnen haben.“ Wir sollten Dinge erforschen, wir sind dazu angehalten. Wir müssen entdecken, sonst können wir nichts ergründen.
Nur einer ist von außerhalb der Erde gekommen und kann deshalb objektiv auf sie schauen: der Sohn Gottes. Er ist der Einzige, der das Bild objektiv sehen kann. Wir dagegen sind nur ein Teil des Bildes und daher immer begrenzt in unserem Verständnis.
Die Grenzen von Wissen und Dummheit
Dann Vers 17 und 18, Punkt E: Weder Wissen noch Dummheit ist die Antwort. Er sagt nämlich im Vers 17: „Auch richtete ich mein Herz darauf, Weisheit zu erkennen und Erkenntnis von Tollheit oder Dummheit und Torheit zu haben, doch erkannte ich, dass auch das nur ein Haschen nach Wind ist.“
Im Vers 18 sagt er dann: „Denn wo viel Weisheit ist, ist viel Verdruss, wer Erkenntnis mehrt, der mehrt Kummer.“ Er meint damit, dass dort, wo viel Weisheit ist, der Mensch, der viel weiß, eigentlich nur mehr Verdruss hat. Derjenige, der weniger weiß, ist gar nicht viel schlechter dran. Er ist nicht so sehr belastet und kann sich mit weniger zufrieden geben.
Als junger Mensch glaubt man oft, es gäbe ein Lebensgeheimnis. So als 18-Jähriger, wenn man zum Beispiel heute nach Kanada fliegt, denkt man: „Irgendwo da drüben muss es doch etwas geben, das erfüllt.“ Vielleicht bei einem Ort wie Holzhocken oder irgendwo anders. Doch sehr schnell wird man ernüchtert. Es ist nicht mehr. Je länger man lebt, desto mehr erkennt man, dass das Leben nicht viel zu bieten hat. Als junger Mensch glaubt man das noch, aber die Erfahrung lehrt etwas anderes.
Ich denke da an Johannes 6, das gefällt mir sehr. Dort hält Jesus eine Predigt über Nachfolge. Tausende sind Jesus gefolgt, doch am Ende sind alle von ihm weggegangen. Das steht in der Bibel, Johannes 6. Jesus fragt dann seine zwölf Jünger: „Wollt ihr auch weggehen?“ Er sagt, ihr könnt gehen, wenn ihr wollt. Darauf antwortet Petrus: „Herr, wohin sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens.“
Petrus war alt genug, um sich umzuschauen, hat alles angesehen, was die Welt zu bieten hat, und erkannt, dass es nicht viel gibt. Wisst ihr, das hilft mir manchmal. Ich habe auch manchmal extreme Zweifel. Manchmal denke ich, die ganze Bibel und das Wort Gottes seien Blödsinn und stimmen nicht. Diese Zweifel plagen mich oft. Aber was mir dann hilft: Wenn das alles nicht stimmt, welche Alternativen gibt es? Und man stellt fest, es gibt keine Alternative. Diese Welt hat nichts zu bieten. Du hast Worte des ewigen Lebens.
Die empirische Methode: Probieren und Erleben
Dann kommen wir zum Zweiten, zum Probieren. Studieren hat nicht geholfen, das hätten wir ohnehin schon gewusst. Es hilft meistens nicht viel.
Jetzt denkt ihr euch: Dann werden wir halt probieren. Kapitel 2, Vers 1 – lesen wir mal die ersten acht Verse:
Ich sprach in meinem Herzen: Wohl, versuche es mit der Freude, genieße das Gute! Aber siehe, auch das ist Nichtigkeit. Zum Lachen sprach ich: Unsinnig ist es, und zur Freude: Was schafft die?
Ich beschloss in meinem Herzen, meinen Leib durch Wein zu laden, während mein Herz sich mit Weisheit beschäftigte und die Torheit zu ergreifen, bis ich sehe, was den Menschenkindern zu tun gut wäre unter dem Himmel, die Zahl ihrer Lebenstage.
Ich unternahm große Werke, ich baute mir Häuser, ich pflanzte mir Weinberge, ich machte mir Gärten und Parks und pflanzte darin die unterschiedlichsten Fruchtbäume. Ich machte mir Wasserteiche, um daraus den aufsprießenden Wald von Bäumen zu bewässern.
Ich kaufte Knechte und Mägde und hatte Hausgeborene. Auch hatte ich größeren Besitz an Rindern und Schafen als alle, die vor mir in Jerusalem waren. Ich sammelte mir auch Silber und Gold und Schätze von Königen und Ländern.
Ich beschaffte mir Sänger und Sängerinnen und die Vergnügungen der Menschenkinder, Frauen und Männer.
Die Suche nach Freude und Genuss
Man könnte jetzt sagen: Salomon, das hätte dir doch gleich sagen können, dass das Studieren nichts bringt. Du musst es ausprobieren, du musst das Leben genießen. Er antwortet dem gleichsagenden Salomon, dass es die Freude ist, die das Leben sinnvoll macht.
So versucht er es. Im Vers 1 sagt er: „Ich versuche es mit Freude, und ich genieße das Gute.“ Dann hat er es mit Wein und Trinken probiert. Vielleicht hilft das ein bisschen. Danach sagt er, er habe es mit Torheit versucht. Er ist zu dem Schluss gekommen: Wenn die Weisheit nichts bringt, dann ist es vielleicht die Dummheit. Vielleicht bin ich zu vernünftig. Ich muss einmal Sachen tun, die so richtig blöd sind. Vielleicht bringt das etwas. Vielleicht bin ich ganz auf dem falschen Weg.
Er hat es mit Dummheit, mit Torheit probiert. Das gibt es bei uns auch: Hier sind die Aussteiger, die sagen, „Nein, das Arbeiten, das ist doch nur für Pensionsgäste, was kriegen wir überhaupt?“ Aussteigen, nach Indien gehen, sich in irgendeinen Tempel setzen oder was weiß ich. Das hat Salomon auch erst probiert.
Übrigens gibt es heute in der Psychiatrie Schulen, die sagen, Ausgelassenheit ist ein Weg, mit der Realität zurechtzukommen. Wenn du in die Psychiatrie gehst, sagt der Therapeut manchmal: „Du musst laut schreien, schrei laut, dann geht es dir besser.“ Den anderen geht es zwar nicht besser, aber Hauptsache dir. Wenn du zornig bist, musst du deinen Zorn auslassen. Ausgelassenheit ist die Antwort. Wer die Umwelt dabei ausschaut, ist egal.
Und Salomon sagt: Das habe ich alles probiert, und weißt du, was meine Schlussfolgerung ist? Es ist nichtig, es ist unsinnig, und es schafft nichts. Okay, das hat nicht überzeugt.
Die Suche nach Sinn in Arbeit und Besitz
Jetzt sagt er: B, probieren wir mal etwas anderes. Diesmal versuchen wir etwas wirklich Gutes, mit dem wir uns gut identifizieren können. Jetzt werden wir arbeiten.
Das Problem der meisten Menschen ist, dass sie zu viel denken und zu wenig arbeiten. Menschen mit Problemen sind oft Menschen, die zu wenig arbeiten. Sie sollten einfach ein bisschen mehr arbeiten, dann hätten sie keine Probleme. Das ist die gängigste Meinung in unserer Kultur.
Im Vers 4 heißt es: „Ich unternahm große Werke, ich baute mir Häuser, ich pflanzte mir Weinberge, ich machte mir Gärten, Parks, Fruchtbäume, Wasserteiche usw.“ Denn, wie auch bei uns, gilt: Du bist, was du geschaffen hast. Du bist, was du erschaffen hast. Wenn du aber nichts geschaffen hast, was bleibt dann am Ende?
Und was hat Salomo dazu gesagt? Totaler Blödsinn. Die Bibel ist zwar ganz klar, was die Arbeit betrifft. In 2. Thessalonicher 3,10 steht: „Wenn jemand nicht arbeiten will, soll er auch nicht essen.“ Die Bibel sagt also, man soll arbeiten. Arbeit schafft auch politische und wirtschaftliche Stabilität, daran besteht kein Zweifel.
Aber wenn du den Sinn des Lebens in der Arbeit suchst, dann bist du ein betrogener Mensch. Arbeit wird dir keinen Sinn geben. Und wisst ihr, das kennen wir ja. Ihr habt gebaut. Ich kann auch nicht sagen, dass ich das nicht kenne. Man denkt sich: Ah, das ist fertig, dann noch ein Häuschen dazu oder so. Dann baut man es und nach zwei Jahren denkt man, man könnte noch etwas anbauen oder umbauen. Vielleicht einen Biotop machen, ein Carport oder eine Sauna. Dann kommt das nächste, wie ein unterirdischer Gang.
Darüber werde ich euch noch näher berichten. Und wisst ihr, was der Prediger sagt? „Das Auge wird nie satt vom Sehen.“ Du kannst bauen, so viel du willst, aber wenn das eine fertig ist, brauchst du schon das Nächste. Letztlich ergibt das keinen Sinn, sagt er.
Dann denkst du dir: Okay, das bringt nichts, jetzt versuche ich es mit etwas anderem. Mit Macht. In Vers 7 und 8 heißt es: „Jetzt habe ich es ausgefunden. Ich kaufte Knechte und Mägde, hatte Häuser, Kinder, größeren Besitz an Rindern und Schafen als alle Familien in Jerusalem. Ich sammelte Silber, Gold, Schätze, Könige, Sänger, Sängerinnen und Frauen.“
Die Suche nach Macht und Vergnügen
Nichts erhöht das Adrenalin im Menschen mehr als die Ausübung von Macht. Und wisst ihr was? Da sind wir alle gleich, es gibt keine Ausnahme. Ob der Bettler in Kiew oder der Präsident von Amerika – jeder hat sein Gebiet, das er verteidigt und in dem er Macht ausübt. Der Gottesdienstbesucher oder der Pfarrer, ganz egal, jeder hat seinen Bereich.
Paul Tournier, ein Psychologe aus der Schweiz, der mir sehr gefällt, hat gesagt: „Es ist eine Tatsache, dass wir alle, ohne es zu wissen, motiviert sind durch einen starken Willen nach Macht. Und diesem Willen ist kein Hindernis zu groß.“ Das wissen wir vielleicht nicht, aber vor diesem werden wir getrieben – von der Sehnsucht nach Macht.
Salomo probierte Macht über Menschen, Macht durch Besitz und Macht durch Sex aus – diese drei Dinge hat er durchprobiert. Er hatte Diener und Angestellte, zu Tausenden. Übrigens, im 1. Könige 5,2-3 kann man das nachlesen. Wir lesen es jetzt nicht. Wisst ihr, was Salomo verdient hat? Es ist enorm. Salomo, der König von Jerusalem, hatte für seinen täglichen Proviant so viel Steuergeld zur Verfügung, dass es ausreichte, um 10 bis 20 Menschen zu unterhalten – nur für sich und seinen Hofstaat.
Verglichen damit erscheint der arme Mensch recht bescheiden. Salomo hatte die Möglichkeit, seine Macht voll auszuschöpfen. Er hatte das Geld. Und nicht nur das Geld: Damals gab es Harems. Er hatte nicht nur siebzig Frauen, wie es die Muslime im Himmel hätten, sondern sogar siebenhundert und dreihundert – tausend Frauen, wenn er sie gehabt hätte.
Er probierte alles aus: Er hatte Sängerinnen, Sänger und Playboy-artige Vergnügungen. Kennt ihr das Playboy-Magazin? Es ist nichts Gescheites, aber diese Mentalität hatte Salomo auch schon. Es ist nichts Neues; es gibt nichts Neues unter der Sonne. Das alles gab es schon damals.
Er probierte das aus und zieht eine Zwischenbilanz. Auf Seite zwei, das heißt Seite acht, finden wir diese Zwischenbilanz seiner Versuche. In den Versen 9 bis 11 lesen wir sie durch.
Die Zwischenbilanz: Genuss und Frust
Da sagt er: „Und ich wurde größer“ (Vers 9), „und ich wurde größer und reicher als alle, die vor mir in Jerusalem waren. Dazu verblieb mir die Weisheit; ich bin nie blöd geworden dabei. Alles, was meine Augen begehrten, entzog ich ihnen nicht; ich versagte meinem Herzen keine Freude. Denn mein Herz hatte Freude von all meiner Mühe, und das war mein Teil von all meiner Mühe.“
Und ich wandte mich hin zu all meinen Werken, die meine Hände gemacht hatten, und zu der Mühe, mit der ich mich abgemüht hatte. Und siehe, das alles war Nichtigkeit und ein Haschen nach Wind. Es gibt also keinen Gewinn unter der Sonne.
Er sagt hier zwei Dinge. Die Zwischenbilanz ist die – nämlich Salomons momentaner Genuss. Im Vers 19 sagt er: „Ich war reich und so weiter, ich bin weise geblieben, ich habe meinem Herzen nichts vorenthalten.“ Dann sagt er: „Ich versagte meinem Herzen keine Freude. Mein Herz hatte Freude von all meinen Mühen, und das war mein Teil von der Mühe.“
Mit anderen Worten sagt Salomon: Eigentlich habe ich es geschafft. Ich bin Nummer eins in meinem Land. Ich bin der reichste, weiseste und begehrteste Mann im Land. Ich bin nicht blöd geworden dabei, ich bin weise geblieben. Ich habe mir alles gegönnt. Aber dann stellt er fest: Die Freude ist nur kurz und vorübergehend.
Es ist ja so, das wissen wir alle: Etwas zu schaffen bringt schon Freude. So ein Häusel bauen – oder wo man es sich eben leisten kann. Wisst ihr, wie es oft geht, wenn man ein Häusel baut? Da hält man den Keller aus, da steigt man und schaut. Dann hält man die Frau, schaut da, und so. Da interessiert man sich meistens wieder so. Dann betoniert man im Keller, dann schaufelt man wieder, man steht und schaut, stellt irgendwas auf, steht und schaut, geht wieder durch und schaut.
Dann, mein erster Trick: Man steigt und schaut wieder bis ins oberste Stockwerk, eigentlich bis zur ersten Holzdecke. Da ist die Frau auch schon begeistert, zuversichtlich. Eine Zeit lang hat man echte Freude damit. Aber wenn alles fertig ist, ein Jahr oder zwei später, was kommt dann noch? Es geht immer so weiter.
Er sagt: Das Schaffen bringt schon eine Freude. Das will ich nicht verleugnen, aber nur für ganz kurze Zeit. Es ist vorübergehend.
Und darum: Nummer B, Salomons bleibender Frust. Im Vers 11 sagte er: „Ich wandte mich hin zu allen meinen Werken, die meine Hände gemacht hatten, und zu der Mühe, mit der ich mich abgemüht hatte. Und siehe, es war alles umsonst, ein Haschen nach Wind. Es gibt keinen Gewinn unter dieser Sonne.“
Nicht so interessant ist, wie Salomon geschaut hat auf alles, was er geschaffen hat. Letztlich hat er gesagt: Alles umsonst. Wenn ein alter Mann jetzt das Maul genommen hat: Alles umsonst.
Als Gott die Erde geschaffen hat, in sechs Tagen, sagt die Bibel, als Gott alles geschaffen hatte, sagte Gott: „Sehr gut.“ Es ist interessant, wie Gott geschaffen hat. Er hat gesagt: „Sehr gut.“ Wie Salomon geschaffen hat, hat er gesagt: „Sinnlos.“
Wisst ihr, was wir daraus lernen? Alles, was Gott schafft, ist ewig und darum sinnvoll. Alles, was der Mensch schafft, ist nur von kurzer Dauer und kann daher nie befriedigen.
Und Jesus hat gesagt: „Ohne mich könnt ihr nichts tun“ (Johannes). Ihr braucht ihn, wenn euer Lebenswerk einen Sinn haben soll.
Ich habe da etwas, ich habe es in Graf geschrieben, auch Charles Bridges. Ich lese es mir durch, und es hat mir gefallen, was er gesagt hat. Er sagte: Verwechsle nicht den Glanz dieser Welt mit wahrem Glück. Gott will, dass wir uns an unserer Arbeit und deren Früchten erfreuen, dass wir unsere irdischen Segnungen genießen. Nicht aber, dass wir in ihnen unsere Ruhe suchen.
Ein momentanes Vergnügen ist alles, das erwartet werden kann. So lass diese Erde lediglich ein Brunnen sein, nicht aber die Quelle. Lass nicht auf der Erde deine Ruhe sein. Gott hat seinen Erlösten nie einen so armseligen Teil zugedacht.
Wahre Freude und Genuss findet sich dann, wenn Gott und der Erretter in deiner Mitte sind.
Der Augustin, der Kirchenvater, hat etwas Schönes gesagt. Er sagte: „Gebrauche diese Welt, aber erfreue dich an Christus.“ Die Welt soll genossen und gebraucht werden, aber deine Freude sollst du in Christus suchen.
Wisst ihr was? Jemand muss jetzt sagen: Du bist andersherum. Ich genieße, ich freue mich an der Welt, und ich gebrauche Christus dann, wenn ich ihn brauche. Wenn ich so lebe, haben wir keinen Frieden. Wir sollen diese Welt gebrauchen und Christus genießen, Freude daran haben – nicht umgekehrt.
Diesen Vers habe ich oft für mich selbst geprüft: Nutze ich heute die Welt und genieße ich Christus? Oder gebrauche ich Christus nur und genieße die Welt?
Es ist gut, sich daran ab und zu zu erinnern, um richtig zu leben.
Der relative Vorzug der Weisheit
Vor der Pause betrachten wir den relativen Vorzug der Weisheit, und zwar im Kapitel 2, Verse 12-16:
„Ich wandte mich um, um Weisheit, Tollheit und Torheit zu betrachten. Denn was wird der Mensch tun, der nach dem König kommen wird? Das, was man schon längst getan hat. Und ich sah, dass die Weisheit den gleichen Vorzug vor der Torheit hat wie das Licht vor der Finsternis. Der Weise hat seine Augen in seinem Kopf, der Tor aber geht in die Finsternis. Doch erkannte ich auch, dass ein und dasselbe Geschick sie alle trifft. Und ich sprach in meinem Herzen: Gleich dem Geschickten Dorn wird es auch mich treffen. Wozu bin ich dann so überaus weise gewesen? Und ich sprach in meinem Herzen, dass auch das Nichtigkeit ist, denn es gibt keine bleibende Erinnerung an den Weisen, so wenig wie an den Toren. Denn in den kommenden Tagen wird alles längst vergessen sein. Und wie stirbt der Weise gleich dem Toren hin?“
Hier vergleicht er Weisheit mit Dummheit. Er sagt, die Weisheit sei zwar ein bisschen besser – weißt du warum? Weil der weise Mensch sich ein bisschen leichter in dieser Welt tut. Ein weiser Mensch hat einen besseren Umgang mit Menschen und kommt deshalb besser durch. Aber dann sagt er, letztlich ist es völlig egal.
Er sagt dann im Vers 12: „Denn was wird der Mensch tun, der nach dem König kommen wird?“ Ich weiß nicht, ob ihr die Geschichte kennt, aber Rehabeam war der Sohn von Salomo. Mit einem Satz hat er das ganze Königreich verspielt, das sein Vater über Jahrzehnte aufgebaut hatte. Mit einem Satz ist das ganze Königreich niedergegangen, weil er sehr unweise war, der Sohn des Rehabeam.
Und wisst ihr was? In unserer Gegend habe ich das schon gehört: Nach einem Leben lang harter Arbeit hat der Sohn alles verwischt, alles verkauft, nichts ist übrig geblieben – alles umsonst gewesen. Genau so ist es. Du kannst rackern, dich abmühen, dein Bestes geben dein Leben lang, aber was wird derjenige tun, der nach dir kommt? Und wenn es nicht dein Sohn ist, dann wahrscheinlich der Nächste. Verharrt wird es früher oder später sowieso nicht.
Es ist ja so: Früher oder später kommen und gehen die Generationen, die Königreiche kommen und gehen, alles vergeht. Und Salomo sagt: „Jetzt bin ich so weise gewesen, habe so viel gearbeitet, bin jetzt achtzig Jahre alt, und was tut mein Sohn danach? Verharrt er es?“ Das ist ja sinnlos, was er da hat. Seht ihr, das ist der Schluss, zu dem er hier kommt.
Dann sagt er aber noch etwas Krasseres, das noch sicherer ist. In Vers 14 heißt es: „Der Weise hat seine Augen in seinem Kopf, der Tor aber geht in die Finsternis.“ Doch erkannte ich auch, dass ein und dasselbe Geschick sie alle trifft.
Da sagt er dann in den nächsten Versen: Jetzt war er sterblich. Da hat sein Geld verwischt, hat sein Leben lang nicht viel gearbeitet, aber mit der Arbeitslosenhilfe irgendwie durchgekommen. Der andere buddelt sein Leben lang wie ein Blöder, baut etwas auf, und dann sterben sie beide gleich.
Beim Begräbnis bekommt jeder eine Rede von etwa 15 Minuten. Die guten Daten für einen guten Menschen kannst du sowieso nicht alle in 15 Minuten aufzählen. Und weil man beim Begräbnis auch nichts Schlechtes sagt, erwähnt man halt auch bei jedem ein paar gute Sachen.
Er fragt sich: Was ist letztlich der Unterschied? Das ist, was er hier sagt. Er war etwas zynisch und krass und sagte: „Wir sind Luftbälle in der Hand des Geschicks. Wir hüpfen ein paarmal auf – die einen auf Marmor, die anderen auf Mist – und dann ist es aus.“ Das hat er aber gesagt, solange er lebte.
Interessant ist, wie es wohl am Totenbett aussah. Da wird es ernst. Er sagte zu seinem Arzt Trochin: „Ich bin verlassen von Gott und Menschen. Doktor, ich gebe dir die Hälfte von allem, was ich habe, wenn du mir noch sechs Monate zum Leben gibst.“ Der Arzt antwortete: „Sir, Sie haben nicht einmal sechs Wochen.“ Darauf antwortete Voltaire: „Dann gehe ich zur Hölle.“ Das war’s.
Man kann im Leben recht lustig über den Tod reden, bis man am Totenbett liegt. Dann weiß man es genau, und dann kommt es darauf an, wie man sich entschieden hat.
Der Unterschied zwischen Voltaire und dem Prediger ist der, dass Voltaire Gott verleugnet hat, und der Prediger zu einer heilsamen Ernüchterung kommt.
Lesen wir Vers 17 bis 23. Es ist sehr ernüchternd, aber auch sehr heilsam:
„Da hasste ich das Leben, denn das Tun, das unter der Sonne getan wird, war mir zuwider, denn alles ist Nichtigkeit und ein Haschen nach Wind, und ich hasste all mein Mühen, mit dem ich mich abmühte unter der Sonne. Ich muss es ja doch dem Menschen hinterlassen, der nach mir sein wird, und wer weiß, ob der weise oder töricht sein wird. Und doch wird er Macht haben über all mein Mühen, mit dem ich mich abgemüht habe und worin ich weise gewesen bin unter der Sonne – auch das ist Nichtigkeit.
Da wandte ich mich, mein Herz der Verzweiflung zu überlassen, wegen all dem Mühen, mit dem ich mich abgemüht hatte unter der Sonne. Denn da ist ein Mensch, dessen Mühen in Weisheit und Erkenntnis und in Tugend geschieht, und doch muss er sie an einen Menschen als seinen Teil abgeben, der sich nicht darum bemüht hat. Auch das ist Nichtigkeit und ein großes Übel.
Denn was bleibt dem Menschen von all seinen Mühen und vom Streben seines Herzens, womit er sich abmüht unter der Sonne? Denn all seine Tage sind Leiden, und Verdruss ist sein Geschäft. Selbst nachts findet sein Herz keine Ruhe – auch das ist Nichtigkeit.“
Der Prediger war da ziemlich am Ende. Er sagte: Ich hasse das Leben, ich hasse mein Mühen, ich bin verzweifelt. Und wisst ihr, was das Paradox, der Widerspruch ist? Dass die tiefsten Zeiten unseres Lebens zugleich unsere Höhepunkte sind.
Denn Jesus Christus hat gesagt – und ich bitte euch, das aufzuschlagen – Johannes 12,25:
„Wer sein Leben liebt, der wird es verlieren. Wer sein Leben in dieser Welt hasst, der wird es zum ewigen Leben bewahren.“
Wer sein Leben liebt, der wird es verlieren. Wer sein Leben hasst, der wird es bewahren.
Gehen wir noch zu Lukas 14. Lukas 14, Vers 25:
„Es ging aber eine große Volksmenge mit ihm, und er wandte sich um und sprach zu ihnen: Wenn jemand zu mir kommt und hasst nicht seinen Vater und die Mutter und die Frau und die Kinder und die Brüder und die Schwestern, dazu aber auch sein eigenes Leben, so kann er nicht mein Jünger sein. Und wer nicht sein Kreuz trägt und mir nachfolgt, der kann nicht mein Jünger sein.“
Jesus sagt also: Wer sein Leben nicht hasst, der kann nicht mein Jünger sein.
Übrigens, das Wort „hassen“ ist hier wichtig – vielleicht eine Lektion für das Bibellesen. Es gibt eine wichtige Regel: Erkläre niemals leichte Stellen mit schwierigen, erkläre schwierige Stellen immer mit leichten.
Wenn hier steht, du sollst Vater und Mutter hassen, was heißt das? Kann es wirklich heißen, du sollst Vater und Mutter hassen? Nein, kann es nicht, denn die Bibel sagt von vorn bis hinten hundertmal, du sollst Vater und Mutter lieben.
Was heißt denn diese eine Stelle? „Hassen“ heißt in diesem Zusammenhang, etwas zweitrangig ansehen oder zurückschieben auf den zweiten Platz. Wenn Jesus sagt, wer Vater und Mutter nicht hasst, meint er, dass man ihn an erste Stelle setzen soll, und dann Vater und Mutter, Frau, Kinder usw.
Jesus sagt also: Wer sein Leben liebt, der wird es verlieren. Wer sein Leben in dieser Welt hasst, also zurücksetzt, der wird es bewahren.
Und wisst ihr was? Das ist das Paradox und die erste Regung der Weisheit: Wenn ein Mensch erkennt, dass dieses Leben nicht alles ist, dass es mehr geben muss. Wenn ein Mensch erkennt, dass dieses Leben nicht die Antwort auf den Sinn hat, erst dann beginnt er, nach Gott zu fragen.
Solange du völlig zufrieden bist mit deinem Leben, solange für dich diese Welt alles ist, wirst du nie nach Gott fragen. Erst wenn du erkennst, dass dieses Leben nicht das Letzte ist, erst dann wirst du zu Jesus gehen.
Und der Prediger in diesem Abschnitt sagt: Ich habe mein Leben gehasst. Ich habe gemerkt, dieses Leben ist nicht alles. Das ist Weisheit, denn erst dann gehst du zu Jesus, vorher nicht.
Und weißt du, was am schwierigsten ist? Mit welchen Menschen man zu reden hat? Mit Menschen, die selbstgefällig und selbstzufrieden sind. Der sagt: „Ja, wenn du es so meinst, wirst du es wohl schon sein.“ Der Nächste sagt das Gegenteil: „Ja, kann so auch sein. Wenn das Leben passt, brauche ich nichts mehr.“ Der wird nie nach Gott fragen.
Erst da, wo ein Mensch sein Leben hasst, beginnt er zu suchen.
Jetzt machen wir eine Pause und in der nächsten Stunde machen wir kurz das Letzte fertig und gehen dann zum Kapitel 3.
Okay, machen wir jetzt eine Pause bis ungefähr neun Uhr.
Die Verzweiflung und das Hassen des Lebens
Bitte geben Sie den Text ein, den ich überarbeiten soll.