Einführung: Ein Brief voller Warnungen und Ermahnungen
Wir wollen heute im zweiten Timotheusbrief weiterlesen, dort, wo ein alter Apostel, ein reifer Christ, kurz vor seinem Tod einem jungen Mitarbeiter einige wichtige Ratschläge gibt. Es handelt sich um 2. Timotheus 2,14-26.
Bei mir ist dieser Abschnitt überschrieben mit „Warnung vor unnützem Streit“. Ich würde ihn lieber „Warnung vor gefährlichen Strömungen in der Christenheit“ nennen.
Woran erinnert uns das? Der Herr ist treu. Macht Jesus immer groß – daran sollen wir uns erinnern. Er kann sich selbst nicht verleugnen und mahnt uns inständig vor Gott.
Er warnt uns, nicht um Worte zu streiten, denn das bringt nichts Nützliches, sondern verwirrt nur diejenigen, die zuhören. Deshalb sollen wir uns darum bemühen, uns vor Gott als rechtschaffene und untadelige Arbeiter zu erweisen, die das Wort der Wahrheit richtig weitergeben.
Halte dich fern von ungeistlichem, losem Geschwätz. Denn es führt immer mehr zu ungöttlichem Wesen, und solche Worte breiten sich aus wie Krebs.
Unter diesen Menschen sind Hymenäus und Philetus, die von der Wahrheit abgeirrt sind. Sie sagen, die Auferstehung sei schon geschehen, und bringen dadurch einige vom Glauben ab.
Doch der feste Grund Gottes besteht und hat die Siegel. Deshalb kennen die Seinen ihn, und wer den Namen des Herrn nennt, soll von Ungerechtigkeit ablassen.
In einem großen Haus gibt es nicht nur goldene und silberne Gefäße, sondern auch hölzerne und irdene. Die einen sind für ehrenvollen, die anderen für nicht ehrenvollen Gebrauch bestimmt.
Wenn sich nun jemand von solchen Leuten reinigt, wird er ein Gefäß sein für ehrenvollen Gebrauch. Er ist geheiligt für den Hausherrn, brauchbar und bereit für alle guten Werke.
Fliehe die Begierden der Jugend! Ich würde ruhig das alte Wort stehen lassen: Fliehe die Lüste der Jugend. Jage aber nach Gerechtigkeit, Glauben, Liebe und Frieden mit allen, die den Herrn aus reinem Herzen anrufen.
Die törichten und unnützen Fragen aber sollst du zurückweisen, denn du weißt, dass sie nur Streit erzeugen.
Wir sind also nicht gegen Diskussionen, aber wir müssen wissen, dass es eine Grenze gibt, ab der es unnütz wird. Wir wollen sehr geduldig zuhören, auch wenn Menschen auf der Suche sind.
Ein Knecht des Herrn aber soll nicht streitsüchtig sein, sondern freundlich gegen jedermann. Er soll im leeren Geschick Böses ertragen können und mit Sanftmut die Widerspenstigen zurechtweisen.
Vielleicht gibt Gott ihnen Buße, damit sie die Wahrheit erkennen und wieder nüchtern werden aus der Verstrickung des Teufels, von dem sie gefangen sind, um seinen Willen zu tun.
Die Gefahr der Verfälschung des Evangeliums
Wenn eine Zeitung eine Falschmeldung abdruckt und viele darauf hereinfallen, ist das schon schlimm. Aber noch viel schlimmer ist es, wenn bei der Deutschen Bundesbahn jemand, der den Fahrplan druckt, einfach nach eigenem Gutdünken andere Zeiten einsetzt.
Wir stehen am Bahnhof und wollen mit dem Zug nach Nürnberg fahren. Doch der Zug ist schon weg, obwohl wir zur richtigen Zeit da sind. Wenn wir dann den Schaffner fragen, was los ist, und er sagt, das sei ein Fehler, ärgern wir uns zu Recht. Es kann doch nicht wahr sein, dass jemand die Zeiten einfach verändert hat.
Noch schlimmer ist es, wenn irgendwelche Scherzkekse Straßenschilder oder Wegweiser verdrehen, sodass sie in eine falsche Richtung zeigen. Kommt dann nachts der Notarzt und es geht um Leben und Tod, fährt er in die falsche Richtung. Das ist furchtbar. Man muss sich darauf verlassen können.
Aber wissen Sie, was noch schlimmer ist als solche Situationen, in denen es um Leben und Tod geht? Wenn in einer christlichen Gemeinde – sei es auf der Kanzel, im Religionsunterricht oder im Bildungswerk – jemand das Evangelium nach seinem eigenen Gutdünken verändert. Vielleicht meint er es ehrlich und aufrichtig, aber es ist nicht mehr dasselbe Evangelium.
Er hat es nach seinem Geschmack verändert und an seine Meinung angepasst. Er deutet es freiweg so, wie er es für richtig hält. Das ist noch viel schlimmer. Warum? Weil dadurch der Ernst der Buße verharmlost wird. Vielleicht sagt jemand, es gäbe kein ewiges Gericht. Doch Jesus hat uns das so eindeutig mitgeteilt.
Nicht nur der Gerichtsernst und die Buße werden verharmlost, auch der Trost des Evangeliums wird durch menschliche Gedanken verwässert. Menschen können dadurch nicht nur im Leben großen Schaden erleiden, sondern auch für die Ewigkeit verloren gehen – nur weil in der christlichen Gemeinde jemand das Evangelium verfälscht hat.
Das ist eine riesige Verantwortung, und wir tragen sie mit, genauso wie ich. Wir sind mitschuldig, wenn wir nicht aufpassen und sagen: Das Evangelium muss so verkündigt werden, wie es ist. Schon in der ersten Generation der Christengemeinden gab es viele Verfälschungen des Evangeliums.
Es gibt keinen Brief im Neuen Testament, der sich nicht mit heftigen Worten damit auseinandersetzt. Es gibt schwere Warnungen: „Bitte passt auf, trennt euch und lasst das nicht zu in eurer Mitte!“ Es gibt kein anderes Evangelium, es gibt nur das eine, das verkündigt wurde.
Im Brief an Timotheus spricht Paulus von zwei solchen Leuten. Sie können menschlich sehr feine Persönlichkeiten sein, sogar Menschen, die uns im Charakter überlegen sind. Doch das ändert nichts daran, dass sie nicht nur gewagte, sondern schlicht falsche Lehren verkünden.
Was sagen Hymenäus und Philethus? Sie behaupten, die Auferstehung sei schon passiert. Sie meinen, es sei ein innerseelisches Geschehen, ein Streben nach dem Guten. Gott werde in jedem Herzen erlebt, und das sei die Auferstehung, wenn jemand das Gute in sich sieht.
Paulus ist darüber so erregt, dass er sagt, das sei furchtbar. Denn mit solchen Lehren könne man Christus nicht mehr verkündigen. Ein innerseelisches Verständnis der Auferstehung ist nicht das wahre Evangelium.
Ist es wirklich so schlimm, wenn andere das Evangelium verändern? In einer pluralistischen Gesellschaft mit großer Meinungsvielfalt kann man nicht die Augen davor verschließen, dass in einer Kirche viele Meinungen kursieren.
Das ist auch nicht tragisch, wenn es um politische oder menschliche Überzeugungen geht. Aber wenn es um das Evangelium Jesu geht, darf es in der Gemeinde Jesu keine verschiedenen Meinungen geben. Es gibt nur eine Wahrheit, und so steht es in allen Büchern der Bibel.
Die Wahrheit des Evangeliums als unverrückbares Fundament
Paulus verwendet ein Bild, das Sie nie vergessen dürfen: Krebs. Kennen Sie die Krankheit Krebs? Sie ist gemein. Krebs frisst gesunde Zellen an, sendet Tochtergeschwüre aus und breitet sich aus. So zerstört er einen ganzen Organismus.
Wenn Sie sich die Geschichte der Christenheit ansehen, ob es Schwärmereien waren oder gesetzliche Missverständnisse des Evangeliums, wie im Galaterbrief beschrieben, haben solche Dinge ganze Christengemeinden zerstört. Wenn Sie heute auf die Landkarte schauen, werden Sie sehen: Dort ist alles ausgelöscht, es gibt keine Christen mehr. Wieder Krebs – am Ende bleibt nur der Tod.
Was kann man dagegen tun? Wenn das damals so war, glauben Sie nicht, dass es heute anders ist. Heute ist es genauso. Aber was ist jetzt das Wichtigste? Darauf habe ich meine Predigt überschrieben. Natürlich will ich mich auf drei Punkte beschränken. Wir könnten noch mehr nennen, aber lassen Sie uns drei herausgreifen.
Erstens: Teile das Wort der Wahrheit recht aus. Das empfiehlt Paulus dem Timotheus. Angesichts der großen Zerspaltung der Christenheit sollst du das Wort der Wahrheit gerecht weitergeben.
Was ist denn die Wahrheit? Jetzt sind wir wieder mitten in der Diskussion. Was ist Wahrheit? Der eine sagt so, der andere anders. Was ist richtig? Wer ein bisschen Ahnung von Theologie hat, weiß, dass es unzählige Meinungen gibt. Das erscheint wie ein Widerspruch, eine Hexenküche. Was ist richtig?
Auch in der Welt, in Politik und Erziehung, fragt man sich: Was ist richtig? Wo ist die Wahrheit? Gibt es überhaupt die Wahrheit? Es gibt intelligente Schiedsrichter, die sagen, es gibt keine Wahrheit. Das ist manchmal befreiend: Es gibt keine Wahrheit, keiner hat Recht. Die Wahrheit ist wie ein großer Kuchen, und jeder kann sich nur ein Stückchen abschneiden. Jeder hat nur einen Teil, und erst zusammen haben wir die Wahrheit.
Das klingt schön und ist faszinierend, aber es ist unbiblisch. Das Problem ist: Es stimmt nicht mit der Bibel überein. Die Bibel spricht anders von der Wahrheit.
Andere, darunter der große Philosoph Lessing, sagen: Die große Wahrheit kannst du nie erreichen. Sie ist viel zu gewaltig, als dass wir sie fassen könnten. Was wollen wir kleinen Leute da sagen? Lessing sagt, das Streben nach Wahrheit ist das Höchste, Wahrheit selbst findet niemand.
Wer widerspricht dem? Jesus. Wir müssen uns damit auseinandersetzen. Jesus sagt: „Ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen.“ Das ist für mich mehr als Lessing.
Wie ist das nun? Ich kann es Ihnen nur aus dem Evangelium erzählen. Im wunderbaren Evangelium gibt es keine trockenen, verstaubten Lehren, sondern Bilder und geschehene Geschichten.
Da steht an einem frühen Morgen beim Sonnenaufgang vor dem großen Gouverneurspalast in Jerusalem der Vertreter des römischen Imperiums, ein gewiefter, intelligenter Diplomat: Pilatus. Vor ihm steht ein Häftling, der die ganze Nacht mit rohen Händen gefoltert wurde. Das ist ein Jammerbild, das sogar den erfahrenen Politiker Pilatus, der sich in diesem schwierigen Amt lange gehalten hat, tief im Herzen zum Mitleid rührt.
Er denkt: „Ach, ich muss dem Gefangenen doch den Weg ebnen, damit er frei wird. Ich könnte ihn ja freilassen. Er müsste nur von seinem übertriebenen, versponnenen Wahn ablassen.“ Denn dieser Häftling hat den Wahn, König zu sein.
Pilatus fragt ihn: „Bist du ein König?“ „Du kannst ja ein König sein“, sagt er. „Schau dich an: Dein Körper ist zerschlagen, dein Gesicht blutet, die Menschen verlassen dich, du hast keine Gefolgsleute mehr. Du bist doch kein König. Wo sind deine Armeen, deine Legionen? Du hast doch nichts.“
Der Häftling antwortet mit schwacher Kraft – und das war Jesus: „Ich bin ein König. Ich bin gekommen, um für die Wahrheit Zeugnis abzulegen. Wer aus der Wahrheit ist, der hört meine Stimme.“
Das ist der Anspruch des Evangeliums. Das Wort Jesu, das in ganzer Schwachheit verkündet wird. Der Gouverneur musste furchtbar lachen, vielleicht nur grinsen, weil er es sich nicht anmerken lassen wollte. „Wahrheit? Sein ganzes Leben hat er doch taktiert und gespielt. So ist er zu Amt und Würden gekommen.“
In der Welt wird man nur etwas, wenn man alle Prinzipien verrät. Das ist bis heute so geblieben. Man kann nur aufsteigen, wenn man sich anpasst an Modeströmungen. „Ach, was ist Wahrheit?“ Doch Jesus bleibt dabei.
Plötzlich wird das die Schicksalsfrage. Jesus sagt: „Ich bin der Weg, die Wahrheit, ich bin es.“ Alle anderen Wahrheiten dieser Welt müssen vor Jesus geprüft, gewogen und beurteilt werden, ob sie wahr sind.
Das wird die letzte Frage unseres Lebens sein, wenn wir einmal vor Jesus im Gericht stehen. Alles muss vor ihm beurteilt werden. Er ist die Wahrheit. Alle anderen Wahrheiten sind nur abgeleitet.
Vor dieser Wahrheit werden wir geprüft und gewogen. Diese Frage, die Jesus uns stellt, muss jeder beantworten. Jeder muss vor Jesus Stellung nehmen. Er kann sich nicht drücken – vor der Wahrheit Jesu, dem Anspruch Jesu, der in mein Gewissen zielt, dem, was Jesus sagt.
Da stehe ich plötzlich da, offenbart, durchschaut und geprüft, und sage: „Ja, Herr, Du!“
Jetzt verstehen Sie, warum das so schlimm war mit Hymenäus und Philetus. Sie haben Jesus, den Auferstandenen, einfach geleugnet. Den gibt es bei ihnen nicht mehr. Sie sagten, es gehe nur noch um das Gute. Da ist ja die Wahrheit nicht mehr da.
Wer den auferstandenen Jesus leugnet, vor dem wir leben und vor dem wir sterben, heute oder in der Ewigkeit, der hat alles im Evangelium zerstört und kaputt gemacht.
Paulus rät dem Timotheus in dieser brisanten Lage für die Gemeinde Jesu hochinteressant: Er sagt, das ist tödlich wie Krebs. Streitereien und Diskussionen bringen nicht weiter und schaffen keine Klarheit.
Ihr könnt mit Haarspaltereien diskutieren und disputieren, aber passt auf: Im Wortgezänk verfällt man gern der Polemik und wird heftig gegen andere. Lass das. Verlier dich nicht in Wortgezänk.
Bezeuge stattdessen das Wort der Wahrheit. Teile es einfach aus und geh weiter. Paulus hat einmal, als es auch viel Sturm in der Synagoge gab, einfach weitergezogen ins nächste Gebäude. Dort hat er das Wort der Wahrheit ausgeteilt, und die Gemeinde hat sich dort versammelt.
Du, Timotheus, bleibe dabei. Lass dich nicht in hitzige Diskussionen hineinziehen. Bleibe ein rechtschaffener, untadeliger Arbeiter. Bleibe beim Wort der Wahrheit. Lass es so sein, dass andere genau wissen: Das ist das Wort, das mein Gewissen trifft und das wie ein Messer bis in mein Innerstes dringt und alles scheidet.
So steht es auch im vierten Vers dieses Kapitels. Das hatten wir doch letztes Mal besprochen: Kapitel 2, Vers 2: „Was du von mir gehört hast vor vielen Zeugen, das befiehl treuen Menschen an, die tüchtig sind, auch andere zu lehren.“
Gib das Evangelium unverkürzt und unverfälscht weiter. Bekenne den auferstandenen Jesus und tue deinen Dienst.
Schauen Sie, wie es in den Jahrhunderten war: Nach zehn, zwanzig Jahren waren die ganzen Modetheologien wieder verschwunden, ebenso alle Sonderlehren und sonstigen Absurditäten.
Jede Erneuerung, jede Reformation und jede Erweckung kam immer aus dem Wort. Dann ging es nur noch um das Wort der Bibel und um den auferstandenen Christus, der für meine Sünde starb.
Was ist das Wichtigste? Teile das Wort der Wahrheit recht aus.
Das Fundament des Glaubens und die Gemeinschaft mit Gott
Das Nächste – was ist das Wichtigste? Der Herr kennt die Seinen. Paulus spricht vom festen Grund, vom Fundament. Was ist dieses Fundament? Er will sagen: Alle, die falsch lehren, durcheinanderbringen, Spaltungen verursachen und Sonderlehren verbreiten, können das Fundament der Gemeinde Jesu nicht zerstören.
Es geht dabei nicht um irdische Organisationen. Im Neuen Testament lesen wir darüber auch kaum etwas. Vielmehr geht es darum, dass glaubende Menschen auf einem Fundament stehen, das selbst von denen, die andere Lehren verkünden, nicht erschüttert werden kann.
Der feste Grund trägt ein Siegel. Sie wissen, was ein Siegel ist: eine amtliche Beglaubigung, eine offizielle Bestätigung. Dieses Siegel kommt von Jesus selbst. Sie dürfen wissen, dass Ihr Glaube nicht nur irgendetwas Unsicheres ist, sondern auf einem festen Grund steht – auf Christus ausgerichtet und auf dem Wort der Bibel gegründet.
Der feste Grund besteht und trägt dieses Siegel. Dieses Siegel hat zwei Inschriften. In Vers 19 steht: „Der Herr kennt die Seinen.“ Was bedeutet das? Gott kennt natürlich alle Menschen; er sieht bis ins Innerste jedes Einzelnen. Doch hier ist etwas anderes gemeint: Der Herr kennt die Seinen.
In der Schrift, die wir vorhin gelesen haben, hätte ich fast innegehalten, um Ihnen das zu zeigen: Wenn Jesus von falschen Propheten, von Wölfen im Schafspelz spricht, heißt es dort, dass er diese nie gekannt hat. Natürlich wusste Jesus von Anfang an, wer diese Schurken sind. Aber „kennen“ meint hier etwas anderes: Es bestand nie ein Liebesverhältnis mit Jesus.
Und das dürfen Sie wissen: Ihr Glaube ruht auf diesem Fundament, auf einem festen Grund, auf dem Siegel, das in einem Liebesverhältnis mit Jesus besteht. Selbst wenn wir manchmal durch irdische Kirchenorganisationen verunsichert oder verrückt gemacht werden – etwa wenn selbst Kirchen oder, wie Luther sagt, Konzilien irren können – verlassen wir uns doch nicht auf Synoden, Theologien oder Pfarrer. Unser Glaube hängt davon nicht ab.
Der feste Grund besteht und trägt die Siegel. Daher kennt Jesus seine Leute. Das ist am schönsten in seinem Hirtenwort ausgedrückt: „Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie.“ Selbst wenn sie ganz allein stehen, kennt er sie und erhält ihren Glauben, sodass der glimmende Docht nicht ausgelöscht wird. Das ist herrlich.
Nun hat das Siegel noch eine andere Inschrift, die untrennbar dazugehört. Es heißt: „Daher kennt dies ein und trete ab von Ungerechtigkeit, wer den Namen des Herrn nennt.“ Wer den Namen des Herrn nennt, soll sich von der Gemeinschaft mit dem Bösen abwenden, sich reinigen und sein Leben verändern.
Diese unnützen Bustagsdiskussionen – für uns ist doch jeden Tag Bustag! Was soll das? Bringe dein Leben mit Gott in Ordnung, trete ab von Ungerechtigkeit, wenn du den Namen des Herrn nennst.
Ich kann doch nicht gleichzeitig sagen: „Der Herr kennt mich“ und heimliche Nester in meinen Gedanken und verborgene Stücke in meinem Leben haben. Der Herr soll mich doch durch und durch kennen und lieben können.
Dazu passt ein wunderbares Bild aus einem Haus, genauer gesagt aus der Küche. Dort gibt es ganz verschiedene Gefäße. Wofür man diese Gefäße benutzt, ist entscheidend. Man kann ein Gefäß nehmen, etwa eine große Schüssel, und Müll hineinwerfen – das meint Paulus. Oder man kann in derselben Schüssel einen herrlichen Nachtisch auftischen.
Der Inhalt macht den Unterschied. Paulus sagt oft, dass wir Gefäße sind – irdene Gefäße, zerbrechliche Gefäße. Aber in diese Gefäße legt der Herr etwas hinein.
Lass dein Leben ein Gefäß sein, in dem Jesus, der Herr, wunderbar wirken kann. Ein Gefäß, in dem der Herr seine ganze Schönheit und Herrlichkeit offenbaren kann.
Das ist ein Geheimnis in einer verwirrenden Zeit: Wir sind Gefäße, durch die der Herr wirkt.
Der Umgang mit den Begierden der Jugend und das Streben nach Gottes Willen
Noch ein letztes: Wonach sind wir süchtig? Wonach genau?
Da steht das Wort: „Fliehe die Begierden, die Süchte der Jugend.“ Was bedeutet das? Macht die Bibel die Lust schlecht? Viele haben das aus ihrer Jugenderziehung so mitbekommen.
Doch die Bibel ist nicht gegen Lust. Das stimmt gar nicht. Wer hat uns denn die Lust eingepflanzt? Das hat uns doch der Schöpfer, der ewige Gott, wunderbar gemacht. So dürfen Sie heute Mittag das Mittagsmahl genießen.
Gott will doch, dass Sie sich freuen dürfen, wenn die Sonne wieder durch die Wolken bricht, wenn Sie den Frühling erleben und den herrlichen Blumenstrauß sehen. Da freuen wir uns doch daran.
Unsere ganze Natürlichkeit im Leib ist von der Lust geprägt. Und doch wissen Sie, wie wir alle entflammbar sind für ganz andere Taten.
In der Bibel steht auch die Geschichte von einem jungen Mann, den Gott für große Aufgaben vorbereitet hat. Gott will aus ihm einen Heiland für sein Volk machen, einen Heiland.
Es war ein prächtiger Kerl. Ohne Bodybuilding hat er den Hausflügel, also das Klavier, von einem Raum zum anderen geschleppt. Er war stark wie kein anderer – Simson.
Aber wenn er nur eine Schürze sah, dann konnte ihn niemand mehr halten. Er war wie ein Tier, wie ein Hund, der auf der Straße wegläuft und die Leine noch mit sich reißt.
Und selbst als sein Kopf im Schoß einer Frau lag, die ihn nur umbringen will, sagt er noch ganz bizzert: „Delilale, ganz weg, völlig, das gibt’s!“
Wenn Sie in Ihrem Haus Brennstoffe lagern, wissen Sie, dass Sie amtlich ein Schild anbringen müssen: „Vorsicht, brennbar!“ Das heißt nicht, dass Sie es nicht lagern dürfen, aber Sie müssen wissen, wie, damit es keine Explosion gibt.
In unserem Leben müssen wir auch aufpassen. Wie machen wir das, wenn wir so sind, besonders junge Menschen, die explosionsartig reagieren?
Wir kennen alle das. Manche denken, es geht nur um geschlechtliche Dinge. Dabei geht es um viel mehr: Geiz oder Hochmut. Junge Leute sind vom Hochmut bedroht.
Gerade solche Leute wie Timotheus, die Minderwertigkeitsgefühle haben, werden oft ganz hart und urteilen andere lieblos ab.
„Flieh die Lüste der Jugend, Timotheus! Sei du ein Mensch, der sich nicht dauernd von den Gefühlen reiten lässt. Sei gütig, sanftmütig, abgeklärt und hilf anderen zum Leben. Sei barmherzig!“
Darum ist es wichtig, wenn wir so eine Art haben, dass wir entflammbar sind, sagt die Bibel nicht: Unterdrücke das einfach. Sondern: Hebe deinen Geschmack ein bisschen!
Was soll dein Geschmack sein? Dass du dich nicht an schmutzigen Dingen freust, sondern zuerst nach dem Reich Gottes und seiner Gerechtigkeit trachtest.
Hab deine Freude an Dingen, die dein Leben aufbauen, am Schönen, am Guten – aber nicht am Schmutz. Freu dich an dem, was Gott geschaffen hat.
So steht es ja auch drin: Jage nach der Gerechtigkeit mit Leidenschaft, Hingabe und Inbrunst. Das ist die Fülle in deinem Leben.
So wirst du ein engagierter junger Mitarbeiter, der für ein Ziel kämpft, für das es sich zu leben lohnt.
Brenne für Jesus! Natürlich brenne, aber nicht für den Schmutz, den du in Filmen siehst. Brenne nicht für Dinge, die ein Leben zerstören. Brenne nicht für Dinge, die anderen wehtun.
Brenne nicht!
Jetzt kann jeder vor seinem Gewissen erkennen und die Weichen anders stellen.
Paulus sagt: „Regiert euch der Geist!“ Wenn Jesus in einem Leben Einzug hält, kannst du die Werke des Fleisches nicht mehr vollbringen. Dann wird dein Leben erneuert.
Es ist herrlich, dass es um diese Erneuerung geht – und das haben wir heute gebraucht.
Wo fängt eine Erneuerung der Gemeinde an? Der Gemeinde Jesu, die von den ersten Tagen an von Wölfen in Schafskleidern angefochten wurde, die zerfällt durch falsche Lehren und Zerrissenheit?
Habe deine Lust am Herrn! Freu dich des Herrn, der dich kennt! Freu dich am Wort der Wahrheit und lebe es mit Leidenschaft und Inbrunst!
Habe deine Lust am Herrn! Er wird dir geben, was dein Herz wünscht.
Amen.
