Herzlich willkommen zum Podcast der EFA Stuttgart mit Jörg Lackmann und Thomas Povileit.
Unser Podcast möchte dazu anregen, das Christsein praktisch zu leben und zugleich zum theologischen Nachdenken herausfordern.
In manchen Gemeinden wird das Wort Heiligung immer wieder verwendet. Wenn man mit einem Verhalten nicht einverstanden ist, hört man oft den Satz: „Du sollst mehr an der Heiligung leben.“
Andere Gemeinden empfinden häufig einen Heiligungsdruck und machen Heiligung deshalb nicht so zum Thema.
Wir möchten Heiligung in unserem Podcast heute aber bewusst zum Thema machen. Thomas, du hast dieses Thema für den Podcast geplant. Warum war es dir wichtig?
Ja, das Thema war mir wichtig, weil Gott Heiligung sehr wichtig ist. Mir ist ein Vers eingefallen aus 1. Petrus 1,16. Dort zitiert Petrus aus dem dritten Buch Mose, und Gott selbst sagt: „Seid heilig, denn ich bin heilig.“
Es ist also Gott sehr wichtig, dass ich heilig bin und heilig lebe.
Was heißt heilig jetzt? Das ist ja ein Begriff, den man füllen muss.
Wenn man das dritte Buch Mose anschaut und dort hineinschaut, entdeckt man immer wieder, dass es Gegenstände oder Bereiche gibt, die heilig sind. Das heißt, sie sind für Gott abgesondert, also von anderen Bereichen getrennt. Andererseits sind sie Gott geweiht, also für eine ganz besondere Verwendung bestimmt.
Heilig zu leben bedeutet also, sich von Verhaltensweisen, Dingen oder Beziehungen zu trennen, die nicht zu Gott passen oder die die Beziehung zu Gott negativ beeinflussen. Gleichzeitig sucht man bewusst Gottes Nähe und will in seinem Leben alles fördern, was einen näher zu Gott bringt. Das heißt, in der Heiligung zu leben bedeutet auf der einen Seite Absonderung und auf der anderen Seite, wenn man so will, Zusonderung.
Damit haben wir schon einmal diese Grundkategorie von Heiligkeit. Gibt es noch weitere Eigenschaften von Heiligkeit, um sie zu beschreiben?
Im zweiten Petrusbrief Kapitel 1 redet Petrus davon, dass sie als Jünger auf dem heiligen Berg waren. Dort haben sie Gottes Stimme direkt gehört. Aus anderen Bibelstellen wissen wir, dass Gott über den Herrn Jesus gesagt hat: „Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe.“ Das war die Stimme, die sie dort gehört haben, die direkte Aussage Gottes.
Interessant an diesen Versen finde ich die Formulierung „Wir waren auf dem heiligen Berg.“ Wahrscheinlich war das der Hermon, weil der Berg an anderer Stelle als ein hoher Berg beschrieben wird. Der Tabor ist es definitiv nicht, obwohl das Ereignis traditionell diesem Berg zugeordnet wird. Die Frage, was den Hermon zu einem heiligen Berg gemacht hat, ist aber gar nicht so wichtig.
Die Antwort ist relativ einfach: Gottes Gegenwart. Es ist genauso wie zum Beispiel in 2. Mose 3 bei der Berufung des Mose. Dort geht er zu einem Dornbusch und hört die Stimme: „Zieh deine Sandalen von deinen Füßen, denn die Stätte, auf der du stehst, ist heiliger Boden.“ Auch hier ist es Gottes Gegenwart, die den Ort heiligt, wie auf dem Hermon.
Auch an diesem Dornbusch wird der Boden plötzlich zu einem heiligen Boden gemacht. Der Sandboden war ja an sich nicht heilig, aber Gottes Gegenwart hat ihn dazu gemacht. Ebenso sind wir Menschen an sich nicht heilig, denn es ist viel Sündiges an uns. Aber wenn Gottes Gegenwart in unserem Leben da ist und sichtbar wird, dann werden Sünder zu Heiligen.
Es gibt also nicht nur heilige Orte, sondern auch heilige Menschen. Diese Menschen, sagt Paulus in seinen Briefen, sind heilig, wenn sie Jesus lieben. Paulus bezeichnet sich selbst als heilig, weil der Heilige Geist in seinem Leben wohnt. Er sagt sogar, er sei ein Tempel des Heiligen Geistes.
Wie bei den Orten gilt auch bei Menschen: Gottes Gegenwart macht sie zu Heiligen.
Wobei „heilig“ ja auch immer den Gedanken an moralisch Gutsein oder Ähnliches mit sich bringt. Ich weiß nicht, ob man das den Christen immer so uneingeschränkt zuschreiben kann. Dann sagt man: „Ihr nennt euch Heilige, aber das Leben ist teilweise relativ unheilig.“ Da ist ja eine Spannung drin.
Ja, das stimmt auch. Christen sind lange nicht immer perfekt. Ich denke, ich muss hier die Stellung, die Gott mir gegeben hat, von meinem Zustand unterscheiden. Weil der Heilige Geist in meinem Leben als Christ wohnt, bin ich ein Heiliger. Wir haben eben darüber gesprochen, dass die Bibel mich auch so bezeichnet. Ich glaube, das muss ich dann schon zur Kenntnis nehmen. Deshalb darf ich das auch für mich in Anspruch nehmen.
Aber die Heiligkeit kommt nicht aus mir. Sie ist mir von außen gegeben. Es gibt aber auch einen Zustand, der beschreibt, wie ich mich als Christ benehme. Auch hier zeigen uns die Briefe des Neuen Testaments ein sehr ernüchterndes Bild von uns als Christen. Wenn ich ehrlich auf mein Leben schaue, entdecke ich vieles, was sich verändern müsste, aber leider noch nicht anders ist.
Deshalb haben Theologen über den Prozess der Heiligung gesagt: „Ich werde, was ich bereits bin.“ Das war für mich mal sehr hilfreich. Ich werde, was ich bereits bin – also ich werde in meinem Zustand langsam zu dem, der ich meiner Stellung nach, die Gott mir geschenkt hat, schon bin.
Das ist spannend: Du musst dir die Heiligung nicht erarbeiten, sondern praktisch die Heiligung, die dir durch Christus gegeben wurde und die du in dir hast, umsetzen. Es ist also eine befreitere Art, die Heiligkeit zu leben. Trotzdem hast du sie ja noch nicht vollständig, und das Ziel ist die vollkommene Heiligkeit. Kann man das so sagen?
Ist das das Endziel? Will ich nicht sagen, als Wort, also das Ende? Das ist das Ziel.
Johannes der Täufer sagt ja mal: „Er“ – und damit meint er Jesus – „muss wachsen, ich muss abnehmen.“ Das heißt, mein alter, sündiger Charakter soll in meinem Leben immer weniger sichtbar werden. Stattdessen soll der Charakter des Herrn Jesus in mir immer sichtbarer werden.
Den Charakter des Herrn Jesus kann man auch mit den Früchten des Geistes beschreiben, wie sie in Galater 5 genannt werden. Dort heißt es: Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Heilsamkeit. Das ist der Charakter des Herrn Jesus. Das will Gott in meinem Leben wirken. Darauf ist er mit mir unterwegs.
Letztendlich ist Heiligung genau das. Man kann von meinem Leben auch sagen: Wer mich sieht, der sieht den Vater. Oder wie Jesus sagt: Wer euch hört, der hört mich.
Paulus beschreibt Gottes Heiligungsziel in Römer 8,29 so: Du bist vorherbestimmt, dem Bild seines Sohnes gleichförmig zu sein. Das heißt, ich soll immer mehr dem Herrn Jesus gleichen. Seine Heiligkeit soll dann in meinem Leben sichtbar sein.
Das klingt aber trotzdem noch anstrengend. Gibt es eine Abkürzung? Ich erinnere mich an eine theologische Richtung, die sagt: Du brauchst nur eine zweite Erfahrung des Geistes, und dann bist du geistig sofort auf einem anderen Niveau.
Gibt es diese Aussage? Ja, sie klingt typisch englisch, dann spricht man vom „Second Blessing“, also eben diesem zweiten Segen oder der zweiten Erfahrung. Aber ich muss dazu auch sagen, ich halte das für falsch.
Heiligung ist kein Ereignis. Ich bete, der Heilige Geist erfüllt mein Leben, und ratzfatz bin ich auf einem Heiligungsniveau unterwegs, das sozusagen ein Premiumsegment ist, in dem ich unterwegs bin – so funktioniert es nicht.
Heiligung ist ein Prozess. Diese Veränderung läuft langsam, aber hoffentlich stetig. Und es ist auch so – muss man ehrlicherweise sagen – Heiligung verläuft nicht nur immer in eine Richtung, kontinuierlich positiv, also immer aufsteigend.
Es gibt Rückschläge, es gibt auch Rückentwicklungen. Plötzlich finde ich mich in alten Sünden wieder, von denen ich dachte, das hätte ich schon lange überwunden.
Also Heiligung ist ein Prozess. Ich sollte aber sagen können: In diesem Monat bin ich in einem bestimmten Bereich in meinem Leben näher an dem Leben des Herrn Jesus dran als im letzten Monat.
Ich glaube, das ist so ein bisschen auch das Ziel. Und das dürfen wir uns wünschen, und dafür dürfen wir auch beten. Wenn ich das im Auge habe, dann glaube ich, dass Heiligung in meinem Leben durchaus voranschreitet.
Es besteht ein gewisses Spannungsfeld, das darin besteht, nicht alles aus eigener Kraft schaffen zu wollen.
Einerseits könnte man sich einfach zurücklehnen und sagen: „Na ja, das macht Gott schon alles.“ Andererseits denkt man: „Ich muss alles selbst erledigen.“ Das ist schwierig, denn wenn es ein Prozess ist, bedeutet das, dass Gott zwar alles gegeben hat, aber ich dennoch das Land einnehmen muss, das mir schon verheißen wurde. In diesem Prozess geht es darum, Jesus ähnlicher zu werden.
Wie löst sich diese Spannung auf? Kann man sie überhaupt auflösen? Oder ist es immer ein Ringen? Auf jeden Fall ist es eine Spannung, da hast du recht. Heilig zu leben kann anstrengend sein – also so zu leben, wie es Gott gefällt. Das ist eine andere Formulierung für heilig.
Ich glaube, du hast es schon angesprochen: Das ist auch ein großes Missverständnis. Ich sehe das Leben des Herrn Jesus so klar in der Bibel und versuche, es nachzuahmen. Doch dann merke ich, dass es mir nicht gelingt. Ich sage es mal ein bisschen sarkastisch: Zum Glück gelingt es mir nicht. Denn wenn ich wirklich so leben könnte wie der Herr Jesus, bräuchte ich Gottes Erlösung nicht. Dann könnte ich es ja doch selbst schaffen.
Ich glaube, es braucht diesen Blick: Gott ist bei mir am Werk. Eine ganz wesentliche Sache, die Gott tut, ist, dass er mir zeigt: „Du schaffst es nicht, dich zu heiligen. Du kannst mein Leben nicht kopieren. Lass es dir schenken, hör auf, selbst zu strampeln, und lass mich in dir wirken.“
Das ist, was Gott mir immer wieder deutlich macht. Ich entdecke immer wieder: Es bin nicht ich. Ich habe das zwar vor Augen, aber es ist Gott, der da wirkt.
Und wie mache ich das jetzt konkret? Denn das sind ja theologische Aussagen.
Ich wollte es etwas unfreundlicher formulieren, aber so ist es gut, besser so herum.
Nein, das ist mir noch ein bisschen abstrakt, dieses „Lass Gott an dir wirken“. Die nächsten Fragen sind natürlich: Wie macht man das? Wie geht das? Ich verstehe diese Spannung. Es ist ein Prozess, es ist Anstrengung, und dann ist es doch wieder keine Anstrengung, weil ich es mir schenken lasse.
Wie mache ich das jetzt, mir etwas schenken zu lassen, während ich mich anstrenge und doch nicht? Ja, ein bisschen schon.
Der Herr Jesus sagt in Johannes 15: „Ich bin der Weinstock, du bist die Rebe.“ Wichtig für eine Rebe ist, dass sie in Verbindung mit dem Weinstock bleibt. Dann entsteht Frucht. Ich finde das ein ganz, ganz tolles Bild. Jesus unterstreicht damit die Behauptung: „Ohne mich kannst du nichts tun, nichts tun ohne mich.“ Und das ist tatsächlich so.
Um so zu werden wie Jesus, muss ich eben das machen, was dieses Bild deutlich macht: nahe bei ihm bleiben. Ich muss verstehen, was Paulus zum Beispiel in 1. Korinther 1 sagt. Jesus ist mir nicht nur zur Erlösung gemacht, sondern auch zur Heiligung. Das heißt, Jesus will durch mein Leben wirken.
Ich denke auch an 2. Korinther 3,18. Dort sagt Paulus, was wichtig ist, wenn es um Heiligung geht: „Im Anschauen seiner Herrlichkeit werde ich in sein Bild verwandelt.“
Das heißt nicht, dass ich mich anstrenge, einen Regelkatalog einzuhalten oder in einer Heiligungstabelle ganz oben zu stehen, weil ich Dinge tue, die Menschen von mir als Christ erwarten. Sondern gerade in den Kämpfen – und die habe ich ja – bleibe ich im Gespräch mit dem Herrn Jesus und erwarte, dass er in seiner Kraft durch mich wirkt.
Du hast zu Recht gefragt, was das praktisch heißt. Es heißt, dass ich bete und sage: „Jesus, ich schaffe es jetzt nicht, zum Beispiel in dieser Situation besonnen zu bleiben. Ich explodiere gleich, stehe kurz davor. Danke, dass du in mir die Kraft bist, anders handeln zu dürfen, als ich es von meiner Natur aus tun würde.“
Das kann ich manchmal, je nach Temperament, vierzig Mal am Tag beten. Wichtig ist, dass ich kurz meinen Kopf über Wasser halte und nicht unter Wasser tauche. Und wenn ich unter Wasser tauche, dass ich möglichst schnell wieder rauskomme.
Oder ich bete: „Herr Jesus, du siehst, wie wichtig mir Anerkennung ist. Ich will, dass die Menschen mich bestaunen. Danke, dass du mir jetzt hilfst, über dich zu staunen und nicht hinter meiner Ehre herlaufen zu müssen.“ Auch das kann ein Gebet sein.
Und es gibt tausend Gebete, je nachdem, was das Gebiet ist, an dem ich gerade besonders zu kämpfen habe.
Dieses Weinstockbild betont die Abhängigkeit von Gott ganz stark. Du hast vorhin auch gesagt, du bist froh, dass wir nicht schon heilig sind, sonst bräuchte Gott uns nicht mehr. Dann wären wir unabhängige Menschen. Und das ist ja eigentlich die Ursünde: dass man sich als Mensch unabhängig von Gott macht.
Gott hat diesen Heiligungsprozess so gemacht, dass wir bei ihm bleiben müssen, um ihn bewältigen zu können. Ansonsten würde er eigentlich weiter weg von ihm führen.
Dieses Beten – ist es dann ein Automatismus? Wieder dieses Spannungsfeld zwischen Aktion und Empfangen. Ja, man kann auch abhängig von jemandem sein und trotzdem aktiv bleiben. Das ist möglich.
Im Idealfall ist es wirklich so: Gott wirkt, und ich stehe daneben und freue mich. Aber in der Praxis – ich weiß nicht, wie es dir geht – ist es oft so, dass ich bestimmte Dinge nicht loslassen will. Ich erlebe tatsächlich, und darüber bin ich nicht einmal so erschrocken, wie ich es eigentlich sein sollte, dass mich Dinge freuen, von denen ich weiß, dass Gott sie hasst.
In meinem Leben kämpfe ich mit Punkten, an denen ich merke, dass mir sogar Sünde gefällt. Ich habe es schon gesagt: Ich bin dann überrascht, wie wohlwollend ich mich in solchen Situationen herausrede. Danach habe ich ein schlechtes Gewissen, weil in mir nicht beim ersten Gedanken an die Sünde gleich ein entsetzliches Nein aufleuchtet.
Wenn ich meinen Gedanken freien Raum lasse, zum Beispiel wenn mir jemand Böses getan hat, merke ich in meiner Natur – also Thomas in seiner Natur – wie stark Rachgefühle sein können oder wie Geiz sich in meinem Leben breitmachen möchte. Ich weiß, dass das aus biblischer Sicht nicht richtig ist.
Es hilft mir auch, ein Stück weit zu begreifen, dass Satan sich in meinem Leben ein Zimmer mieten will. Von diesem Zimmer aus will er dann in meine Lebenswohnung hineinwirken. Ja, als Bild gesprochen: Ich habe nicht gedacht, dass ich dämonisch besessen bin oder so, aber ich weiß, was du meinst. Im Prinzip soll er nicht in mein Leben hineinwirken, auch wenn Satan natürlich nicht in uns wohnen kann.
Ich merke einfach, dass es nichts nützt, nur den Kopf über mich selbst zu schütteln und mich darüber zu ärgern, warum dieses Thema bei mir nicht überwunden ist. Die Bibel sagt sehr deutlich: „Widersteht dem Teufel, so flieht er von euch.“ (Jakobus 4,7) Am Ende des Tages kommt es darauf an, dass ich wirklich Nein zur Sünde sage – egal, ob ich mich dabei gut oder schlecht fühle.
Es kann sein, dass ich Nein zur Sünde sage und mich dabei schlecht fühle, weil ich denke: „Hey, da war eine Gelegenheit, die du dir einfach hast durch die Lappen gehen lassen.“ Aber es ist wichtig, zu begreifen, was Gott in seinem Wort dazu sagt.
Ich wünsche mir auch für mein Herz Gottes Furcht – also vor Gott zu stehen und zu sagen: Letztendlich kommt es auf meine Reaktion an und nicht nur darauf, wie ich mich fühle. Gefühle sind ganz sicher nicht unwichtig, aber sie dürfen nicht meine letzte Entscheidungsgrundlage sein.
Ich darf mich auch gegen meine Gefühle entscheiden und immer wieder ein klares Nein sagen, damit Dinge, die nicht zu Gott passen, keinen Platz in meinem Leben bekommen. Und Dinge, die zu Gott passen, auf jeden Fall Platz in meinem Leben erhalten – auch wenn sie bisher diesen Platz vielleicht nicht hatten.
Das ist dann auch ein Prozess der Heiligung.
Bisher haben wir uns auf den inneren Prozess konzentriert. Doch es gibt auch noch Personen und ein Umfeld um dich herum. Das ist manchmal nicht so einfach, wenn du einen geraden Weg gehen willst. Nicht jeder versteht oder akzeptiert das. Das habe ich selbst oft erlebt, und du sicher auch.
Mir war dabei Petrus eine Hilfe. In 1. Petrus 4,3 heißt es: „Die vergangene Zeit ist genug, den Willen der Nationen vollbracht zu haben, als ihr wandelte in Ausschweifungen, Begierden, Trunkenheit, Festgelagen, Trinkgelagen und unerlaubtem Götzendienst.“ Paulus beschreibt hier ein ganz normales Leben mit einer Feiermentalität und den Leidenschaften, die dazugehören.
Mein Umfeld würde sagen: „Was soll daran falsch sein? Das tut doch jeder, das ist völlig normal.“ Doch dann kommt der Geist Gottes in mein Leben und gibt mir ein Gespür dafür, dass Gott diese Dinge hasst. Ich begreife, dass dieser Lebensstil nicht mehr zu mir passt, seitdem ich zu Jesus gehöre.
Petrus drückt das sehr plastisch aus: „Es ist genug.“ Genug ist wirklich genug. Jetzt beginnt ein anderes Leben. Ein Leben, in dem ich mich in der Kraft Gottes von diesem Lebensstil abwenden kann. Natürlich ruft das, wie du richtig gesagt hast, Unverständnis bei denen hervor, die in diesem Lebensstil leben. Es hinterfragt sie immer wieder.
Petrus sagt, es befremdet sie, dass ihr nicht mehr mitlauft im selben Strom der Heillosigkeit. Sie können gar nichts mit meinem anderen Lebensstil anfangen. Warum sollte man jetzt anders leben?
Dann sagt Petrus: „Und sie lästern.“ Das ist die Reaktion. Sie machen sich lustig über mein neues Umfeld, über meine neuen Werte, letztlich auch über meinen Herrn. Das, glaube ich, muss ich aushalten.
Heiligung beinhaltet immer diesen Aspekt der Absonderung. Das wird mir nicht leichtfallen. Es ist ein Kampf, der mich Kraft kostet und sich nicht gut anfühlt. Aber es ist ein wichtiger Kampf – ein Kampf um Heiligung in einer unheiligen Welt.
Vielleicht müssen wir uns als Christen das viel mehr bewusst machen: Wir sind in einen Kampf gestellt. Die alte Natur in uns schreit: „Tu es! Du bist ein Blödmann, wenn du es nicht tust.“ Wenn du zum Beispiel den Lebensstil aus 1. Petrus 4 nicht lebst, heißt das: „Du hast doch keinen Spaß am Leben, dann kannst du dich auch gleich beerdigen lassen.“
Deshalb ist es wichtig, diesen Blick zu haben: Jesus will mir so viel mehr geben. Ich will doch nicht an Dingen festhalten, die wertlos sind und mein Herz nie erfüllen können. Ich will, dass Gottes Gegenwart mein Leben erfüllt und mein Herz sich immer stärker auf Jesus ausrichtet und an ihm orientiert.
Das ist dann praktisch gelebte Heiligung. Heiligung, die auch Absonderung und Trennung bedeutet. Ja, sie schließt auch Spott und Lästerung mit ein – und durchaus auch Schmerz.
Jetzt heißt der Podcast ja "Heiligung – der vergessene Befehl". Meinst du, dass das in den Gemeinden stärker betont werden sollte? Sonst wäre sie ja nicht vergessen.
Richtig. Das macht den Titel erst sinnvoll. Und da der Titel Sinn machen soll, würde ich sagen: Ja, ich denke das schon.
Wir haben ja zu Anfang gelesen, dass Gott mich auffordert: "Seid heilig." Und das muss ich auch predigen. Mein Lebensstil ist nicht meiner Beliebigkeit überlassen. Jesus fordert auch ein klares Bekenntnis, und dieses klare Bekenntnis hat dann auch Konsequenzen.
Ich werde manche Dinge tun oder nicht tun aus Liebe zu Jesus. Nicht weil mein Umfeld mir applaudiert oder weil ich es selbst cool finde, sondern aus Liebe zu Jesus entscheide ich mich für einen bestimmten Lebensstil.
Wenn wir Heiligung predigen, finde ich es sehr wichtig, das auch zu betonen – darum ging es ja auch in diesem Podcast. Ich kann Heiligung nicht einfach machen, auch wenn ich praktische Schritte gehe. Gott wirkt diese Heiligung in mir, aber ich muss ihn auch immer wieder wirken lassen. Ich muss ihn machen lassen.
Außerdem wird durch Heiligung Gottes Gegenwart in meinem Leben greifbarer, und die Beziehung zu Jesus wird durch Heiligung vertieft. Das sind meiner Meinung nach ganz wichtige Aspekte, gerade bei diesem Thema.
Und wenn es eben heißt, der vergessene Befehl: Ich glaube, das ist ein Befehl Gottes – das habe ich ja gelesen – und wir haben das vielleicht zu wenig im Blick, weil wir versuchen, manche Konsequenzen aus dem Weg zu gehen.
Ich glaube, da müssen wir neu hinkommen und sagen: Doch, ich will diese Konsequenzen gerne auf mich nehmen.
Ich habe gestern bei YouTube mal ausnahmsweise einen Podcast von einem Moslem gehört. Dort ging es um den gewissen Druck, den sie als Gemeinschaft erleben. Da habe ich gesagt: Wenn wir diesen Druck einfach nicht erleben sollten, sind wir denn überhaupt Leute, die zu dem Koran stehen?
Dann denke ich, dass uns als Christen vielleicht eine solche Mentalität ein bisschen abgeht, wo man versucht, möglichst nirgendwo anzuecken und irgendwie durchzukommen. Stattdessen sollten wir begreifen, dass Heiligung immer wieder Konsequenzen haben wird und auch unangenehme Folgen mit sich bringt.
Aber ich habe ein Ziel, auf das ich zugehe, und ein Ziel, über das ich mich freuen kann. Und einen Herrn, der mir verheißen hat, bei mir zu sein und mir die Kraft zu geben, die ich brauche.
Also abgesondert zu leben im Sinne von Heiligung und heilig zu sein, weil er heilig ist – so zu werden wie er.
Ich glaube, das ist schon ein anderes Ziel als bei manch anderen Religionsgemeinschaften. Aber das wäre ein anderes Thema.
Das war der Podcast der evangelischen Freikirche Evangelium für alle in Stuttgart zum wichtigen Thema Heiligung. Wir hoffen, dass euch klar geworden ist, wie schön es ist, sich von Jesus verändern zu lassen und seine Heiligkeit auch auszustrahlen.
Wir wünschen euch, dass diese Sehnsucht nach einem heiligen Lebensstil euch packt und ihr viele Erfahrungen damit macht, wie Jesus euch verändert. So werdet ihr immer mehr so, wie Jesus selbst ist. Dazu wünschen wir euch Gottes Segen.
Wenn ihr Fragen habt, über die wir sprechen sollen, oder Anmerkungen zum Podcast, schreibt uns gerne unter podcast@efa-stuttgart.de.
Jetzt haben wir noch eine Ansage für euch: Wie manche andere Podcaster machen auch wir im Sommer eine Pause. Ihr werdet also einige Wochen keinen neuen Podcast von uns hören.
Am 28. August wird ein neuer Podcast von uns erscheinen. Danach werden wir nicht mehr jede Woche einen Podcast veröffentlichen, sondern alle 14 Tage einen neuen Podcast für euch bereitstellen. Wenn ihr uns abonniert, ist das kein Problem. Dann wird euch automatisch angezeigt, wann ein neuer Podcast erscheint.
Wir hören uns also wieder am 28. August. Bis dahin wünschen wir euch Gottes Segen und viele Erlebnisse mit dem auferstandenen Herrn – gerade auch in eurem Urlaub.