Ist es schwer, Gottes Gebote zu halten?

Oder: Als Gott geheiratet hat - und warum es schief ging
Daniel Pfleiderer

Wenn es dir schwer fällt, Gottes Gebote zu halten, dann hat das einen ganz bestimmten Grund: Du glaubst einer Lüge. Vielleicht hilft dir ein Beispiel, dieser Lüge auf die Schliche zu kommen: Gottes gescheiterte Ehe.


Ich habe eine Test für dich: Liebst du Jesus, aber findest es manchmal schwer, die Gottes Gebote zu halten? Bist du manchmal am Kämpfen im Glauben – so wie einer, der abnehmen will, aber dann plötzlich doch irgendwie vor der offenen Kühlschranktür landet? Oder die Chipstüte aufmacht… Der Joggen gehen will, aber dem immer wieder extrem gute Ausreden einfallen, warum er gerade heute keine Zeit dazu hat?

Gehörst du zu denen, die sagen: Ich weiß, dass die Gebote Gottes gut sind – so wie ich weiß, dass gesunde Ernährung gut ist. Aber es fällt mir halt so schwer zu verzichten. Es fällt mir oft so schwer, mich an alles zu halten, was Gott von mir will.

Wenn es dir so geht, dann glaubst du einer Lüge.

Wenn es schwer für dich ist, Gottes Gebote zu halten, dann glaubst du einer Lüge.

Weißt du, woher ich das weiß? Weil in 1. Johannes 5,3 steht: Denn das ist die Liebe zu Gott, dass wir seine Gebote halten; und seine Gebote sind nicht schwer.

Hast du das gewusst? Gottes Gebote sind nicht schwer.

Also entweder stimmt nicht, was in der Bibel steht – oder wir glauben einer Lüge, wenn wir es oft so ganz anders empfinden. Und darüber möchte ich heute sprechen. Weil ich davon überzeugt bin, dass Wahrheit frei macht. Und dass Lüge uns gefangen nimmt. Also: Gottes Gebote. Das ist mein erster Teil heute Morgen.

Gottes Gebote - gut, dass es sie gibt

Gottes Gebote - würdest du sagen, dass die gut sind? Nun – ich glaube schon. OK, manche Gebote kommen uns ein bisschen komisch vor. Warum man keine Kleider aus Mischgewebe tragen soll (3Mo19,19), da erschließt sich uns der Sinn vielleicht nicht wirklich, aber Gott hat seinem Volk Gebote gegeben, damit es ihnen gut geht. Oder?

So steht’s ja auch zum Beispiel in 5. Mose 4,40: Und halte seine Ordnungen und seine Gebote, die ich dir heute gebiete, damit es dir und deinen Kindern nach dir gut geht und damit du deine Tage verlängerst in dem Land, das der HERR, dein Gott, dir für immer gibt.

Langes Leben. Gutes Leben. Das sagt Mose, das hat man davon, wenn man Gottes Gebote und Ordnungen hält. Nun, das erste großen Gebote-Paket bekommen die befreiten jüdischen Sklaven, als sie ihr Camp am Fuß des Berges Sinai aufgeschlagen haben.

Da bekommen sie die ersten Gebote. Meines Wissens das einzige Schriftstück, das Gott persönlich verfasst hat. Die späteren Gebote sind durch Engel dem Mose als Vermittler übergeben worden (Gal3,19) – so steht’s im Galaterbrief. Die 10 Gebote werden alle von uns kennen, auch wenn nicht alle sie unfallfrei und in der korrekten Reihenfolge aufsagen könnten.
Und die Bezeichnung „10 Gebote“ kommt so eigentlich auch nirgends in der Bibel vor. Biblisch wäre eher die Bezeichnung „Worte des Bundes“ oder die „Zehn Worte“ (2Mo34,28) – oder auch einfach „das Gesetz“ oder „das Gebot“ (2Mo24,12).

Aber die Begebenheit drumrum ist hoch interessant – ich weiß nicht, ob dir bewusst ist, wie krass das war damals. Es ist eigentlich der Moment, wo Gott das Volk Israel geheiratet hat – wusstest du das?

Gott heiratet sein Volk

Als die Israeliten am Berg Sinai ankommen, da steigt Mose auf den Berg, und Gott ruft ihm vom Berg aus zu, was er dem Volk ausrichten soll. Und zwar: Ihr habt meine Macht gesehen, was ich mit den Ägyptern gemacht habe, wie ich euch befreit habe.
Wenn ihr nun mir gehorchen werdet und den Bund einhaltet, so sollt ihr das besonderste aller Völker sein – dann gehört ihr in besonderer Weise mir. Ihr dürft dann ein – so heißt es wörtlich – „Königreich von Priestern und ein heiliges Volk sein!“ (2Mo19,6).

Weißt du, was Gott da dem Volk ausrichten lässt? Eigentlich ist es ein Heiratsantrag. Gott macht dem Volk ein Angebot: Wollt ihr in den Bund eintreten?

Und wie reagieren sie? Die sind alle begeistert. Sie sagen „Ja! - Alles, was der HERR gesagt hat, das wollen wir tun!“ (2Mo19,8).

Genau diese Worte richtet Mose dann Gott aus. Er überbringt Gott die Antwort des Volkes – so steht’s da. Ich weiß nicht genau, ob Mose nicht gewusst hat, das Gott das schon längst mitbekommen hat – aber egal.

Dann soll das Volk sein Brautkleid vorbereiten – so könnte man fast meinen. Sie sollen ihre Kleider vorbereiten auf die Begegnung mit dem Bräutigam. Natürlich haben sie jetzt keine Brautkleider, aber es heißt, sie sollen ihre Kleider waschen, sie müssen Abstand halten zum Berg und am dritten Tag kommt eine dichte Wolke auf den Berg.
Es blitzt und donnert. Es ertönen Schopharhörner (2Mo19,16).

Die Israeliten waren auf diese Art von Feier nicht vorbereitet und sind absolut erschrocken – das kann man ja verstehen! Sie fangen an, ein klitzekleines bisschen von der Heiligkeit Gottes zu spüren. Und dann führt Mose sie unten an den rauchenden Berg und er wird von Gott hinaufgerufen.

Ich lese euch den Inhalt des Heiratsantrages noch im Original vor – also die deutsche Übersetzung davon:

2. Mose 19,4-6

4Ihr habt gesehen, was ich an den Ägyptern getan habe und wie ich euch auf Adlersflügeln getragen und euch zu mir gebracht habe. 5 Wenn ihr nun wirklich meiner Stimme Gehör schenken und gehorchen werdet und meinen Bund bewahrt, so sollt ihr vor allen Völkern mein besonderes Eigentum sein; denn die ganze Erde gehört mir, 6 ihr aber sollt mir ein Königreich von Priestern und ein heiliges Volk sein! Das sind die Worte, die du den Kindern Israels sagen sollst.

Und nun geht Mose auf den Berg und Gott fängt an zu reden. Er gibt die 10 Gebote. Und dann kommen noch einige Gebote mehr – unter anderem auch zum Schutz der Schwachen oder auch Feste, die gefeiert werden sollen. Gott spricht – und das Volk hatte ja gesagt: JA! Wir wollen auf dich hören! Wir wollen dir gehorchen. Und als Mose die Gebote aus den Kapiteln 2. Mose 20-23 weitergibt, wiederholen sie einstimmig ihr Einverständnis. Sie sagen „Ja“ zu diesem Bund, der mir wie ein Ehebund vorkommt. „Alle Worte, die der HERR geredet hat, wollen wir tun!“ (2Mo24,3).

Und dann kommt es zum Bundesschluss – es gibt eine Zeremonie mit Altar und Opfern. Es ist sehr feierlich und auch offiziell. Wie auf dem Standesamt. Dort wird ja auch nochmal vom Standesbeamten vorgelesen, was hier offiziell besiegelt wird. So macht das auch Mose.

Es heißt in 2. Mose 24,7: Darauf nahm er das Buch des Bundes und las es vor den Ohren des Volkes. Und sie sprachen: Alles, was der HERR gesagt hat, das wollen wir tun und darauf hören! - also gehorchen.

Schon zum dritten Mal sagen sie: JA, genau. Genau so wollen wir das - das ist genial! Gott soll unser Gott sein. Wir wollen sein Volk sein. Wir wollen auf ihn hören und ihm gehorchen. Der Bund wird mit dem Blut der geopferten Tiere besiegelt. Und es gibt sogar Trauzeugen – neben Mose und Aaron, der noch zwei seiner Söhne dabei hat - Nadab und Abihu (2Mo24,9 -> 2Mo6,23) gibt es auch noch 70 von den Ältesten.

Und die alle feiern dann zusammen die Vermählung. Also so kommt es mir zumindest vor. Ich hab die Bibel ja schon paar Mal durchgelesen, aber das ist mir noch nie so richtig aufgefallen - es heißt hier sogar: Sie sehen den Gott Israels (2Mo24,10-11) – das ist ganz krass. Wo Gott doch Geist ist und eigentlich niemand ihn sehen kann (1Joh4,12) – aber hier bei diesem ganz besonderen Moment heißt es, dass ihn diese 74 Personen gesehen haben. Und es wird explizit erwähnt, dass sie trotzdem nicht gestorben sind – Mose will das später 13 Kapitel später nochmal erleben, aber Gott sagt ihm: Das geht nicht. „Kein Mensch, der mich schaut, bleibt am Leben.“ (2Mo33,20)

Aber hier bei der Hochzeitsfeier, da geht es noch. „Und sie schauten Gott und aßen und tranken.“ (2Mo24,11) Wie Gott ausgesehen hat, wird sogar kurz beschrieben. Ist doch enorm, oder? Essen und trinken – an einer Tafel gemeinsam mit dem lebendigen Gott. Da wäre ich echt gerne dabei gewesen.

Und dann darf Mose als Vertreter des Volkes noch allein auf den Berg in Gottes Gegenwart – und es kommt mir vor wie Flitterwochen: Mose ist 40 Tage und 40 Nächte dort. Allein mit Gott. Er scheint nichts zu brauchen – außer die Nähe Gottes, der sich gerade mit seinem Volk vermählt hat.

Und was meint ihr, worüber reden Mose und Gott so in den Flitterwochen? Über ihr zukünftiges gemeinsames Zuhause! Sieben Kapitel lang erklärt der Bräutigam, wie er sich das gemeinsame Heim vorstellt. Er gibt genaue Anweisungen für den Bau der Stiftshütte – diesem Zelt, das in jedem noch so kleinen Detail ein Hinweis ist auf diese wunderschöne Gemeinschaft des ewigen Gottes mit seinem Volk ist. Er beschreibt seine Vorstellungen davon, wie man auch künftig sicherstellen kann, dass die Ehe nicht leidet, weil man keine Zeit mehr füreinander hat – und gibt das Sabbatgebot.

Und als dann Mose und Gott zu Ende geredet haben, da gibt Gott dem Mose die beiden Steintafeln in die Hand, die er selbst beschrieben hat mit seinem eigenen Finger. (2Mo31,18) Und das ist dann ein Detail, das mir irgendwie nicht mehr ganz so romantisch vorkommt. Es wirkt auf mich, als gäbe er ihm einen Ehevertrag mit.

Ist das wirklich nötig, wenn man sich richtig liebt? Da kommen wir nachher nochmal drauf zurück.

Fremdgegangen direkt nach den Flitterwochen

Was jetzt passiert, kennen viele von uns als Geschichte aus der Kinderstunde. Aber ich möchte es mal in Bildern für uns Erwachsene beschreiben.

Als Mose aus den Flitterwochen zurückkommt – bitte, in der Bibel steht nicht Flitterwochen, das ist halt die Assoziation, die ich habe, wenn ich von diesen besonderen 40 Tagen dort lese – als Mose vom Berg steigt, da ist das Schlimmste passiert, was man sich vorstellen kann.

Nein, die Braut ist nicht gestorben – es ist eigentlich fast noch tragischer: Die frisch vermählte Braut ist fremdgegangen. Die Tinte auf dem Ehevertrag ist sozusagen noch nicht mal trocken – und schon liegt die Braut mit einem anderen im Bett.

Die Israeliten tanzen um einen selbst gebasteltes Götzenbild herum – um das gegossene, goldene Kalb. Das, was sie hatten, um sich schön zu machen, haben sie für dieses Götzenbild geopfert; die Leute haben ihre goldenen Ohrringe abgerissen, Aaron hat sie eingeschmolzen und mit dem Meißel daraus ein Götzentier draus gemacht (2Mo32,2-4).

Übrigens: nicht nur die Ohrringe der Frauen, auch die der Männer („Söhne“ 2Mo32,2). Das Volk hat das Gebot - die „Worte“ - gebrochen noch bevor die Flitterwochen vorbei waren. Weißt du, wie die 10 Gebote anfangen? „Ich bin der HERR, dein Gott, der ich dich aus dem Land Ägypten, aus der Sklaverei in Ägypten befreit/herausgeführt habe.“ (2Mo20,2)
Das sind die ersten Worte, die Gott gesprochen hat, was das Volk halten sollte, nachdem sie feierlich gelobt hatten: ALLES wollen wir tun, was du sagst.

Und weißt du, was sie dann zu dem Kalb sagen? „Das sind eure Götter, Israel, die dich aus dem Land Ägypten heraufgeführt haben!“ (2Mo32,4)

Nicht mal anderthalb Monate nach der Hochzeitsfeier baut das Volk und deren Hauptvertreter Aaron wieder einen Altar. Es gibt wieder ein Fest. Es wird gegessen und getrunken (vgl. 1Kor10,7!). Es wird sogar geopfert. Weißt du, wie Aaron das nennt, was sie da feiern? Jetzt halte dich fest: er nennt es „ein Fest für den HERRN.“ (2Mo32,5)

Er baut einen Altar direkt vor dem goldenen Kalb – so steht’s da! – und nennt es ein „Fest für den HERRN“. Und es wird wieder gegessen und getrunken. Und dann stehen sie auf, um sich zu vergnügen, um sich zu belustigen (2Mo32,6; vgl. 1Kor10,7). Sie nennen es ein Fest für den Herrn. Sind aber überzeugt davon, dass das, was ihnen wirklich geholfen hat, frei zu werden, ein Kalb aus Metall ist, das sie selbst gebaut haben.

Kommt dir das irgendwie bekannt vor? Menschen, die behaupten, dass sie Gott dienen, sie feiern für Gott, ein Fest für den Herrn, sie nennen es Gottesdienst, aber der Mittelpunkt ihrer Feier ist ein goldenes Kalb?

Kennst du solche Menschen? Vielleicht hast du jetzt Personen im Kopf. Oder bestimmte Gemeinden oder Kirchen. Aber mir geht’s heute Morgen nicht darum, andere Gemeinden und Kirchen und Strömungen zu verurteilen. Da gibt’s genug Leute, die das tun. Mir geht’s heute morgen um dich. Um mich. Um uns.

Ist das deine Geschichte?

Ich meine jetzt all diejenigen, die eine bewusste Entscheidung für ein Leben mit Gott getroffen haben, die sich für Jesus entschieden haben. Ist das vielleicht deine Story?

Du warst am Anfang begeistert. Weil du gemerkt hast, wie sehr Gott dich liebt. Weil du begriffen hast: Die Bibel ist die Wahrheit – es stimmt alles! Und du hast „Ja“ gesagt. Und für manche war es wie Flitterwochen mit Gott.

Du wolltest seine Gebote halten, weil du begriffen hast, wie gut sie sind. Nicht lügen. Nicht stehlen. Intakte Beziehungen. Gott allein soll das Zentrum sein – er hat dich ja befreit! Vielleicht hast du es weitererzählt.

Aber heute fühlt es sich nicht mehr an wie Flitterwochen. Sondern manchmal, als ob ihr euch auseinandergelebt hättet – du und Gott. Es ist mühsam geworden. Du willst die Gebote halten – aber es ist schwer. Und du fällst immer wieder.

Ertappst dich selber beim Lästern. Bei unreinen Blicken und Gedanken. Wenn du anderen nicht gönnst, dass sie es besser haben als du. Und du merkst, wie verdorben dein Wesen ist.
Wie du Gott lieben willst und dich immer wieder dabei ertappst, wie du deine Zeit auf dem Altar des egoistischen Vergnügens opferst. Wie du nur für dich selbst lebst. Deine Entscheidungen triffst, egal wie es anderen dabei geht. Wie du deine Hilfe nicht von Gott erwartest, sondern von Menschen.

Vielleicht merkst du immer wieder, wie du von Menschen abhängig bist. Wie du Gott nicht voll vertraust. Ich meine, wenn du deine Hilfe vom Herrn erwarten würdest – dann würde dein Gebetsleben doch anders aussehen, oder? Stattdessen kümmerst du dich um Versicherungen und Geld verdienen und Urlaub und Vergnügen. Die kurzlebigen Nachrichten von heute interessieren dich mehr als das ewige Wort Gottes. Du machst dir mehr Gedanken über eine Impfung als darüber, dass um dich herum Menschen verlorengehen.

Interessieren dich die kurzlebigen Nachrichten von heute mehr als das ewige Wort Gottes?

Und vielleicht hast du ein schlechtes Gewissen - du kennst ja die Gebote. Schließlich kommst du ja immer wieder in den Gottesdienst. Da werden ja solche Sachen gepredigt. Da hören wir ja immer wieder: Tu das hier. Tu jenes. Das darfst du nicht. Das andere auch nicht.

Und dann hat man Durchhänger im Christenleben. Und dann geht’s wieder eine Weile besser. Und irgendwann merken wir, wie die Erdanziehungskraft des Bösen uns scheinbar unwiderstehlich nach unten zieht. Gerade in Gemeinden wie unserer wird viel darüber gepredigt, was man tun soll und was nicht. Und das ist nicht prinzipiell verkehrt. Ich bin davon überzeugt, wie ich es am Anfang gelesen habe: Das Gesetz ist gut.

Zum Scheitern verurteilt

ABER – jetzt kommt ein großes „Aber“: Wir vergessen dabei sehr schnell, wo das Volk Israel gelandet ist. Sie haben die 10 Gebote und noch einige Gesetze mehr bekommen. Und dann wird uns berichtet, wie sie die ersten Gebote brechen, bevor sieben Wochen vorbei sind.

Und dann haben sie noch mehr Gesetze bekommen. Wie sich Priester verhalten sollen. Wie sie opfern sollen. Und dann lesen wir, wie sie diese Gebote brechen.

Die Söhne Aarons – Nadab und Abihu – sie bringen fremdes Feuer (3Mo10). Nadab und Abihu – die waren bei den 74 Personen gewesen, die Gott gesehen hatten. Sie waren dabei gewesen bei der Hochzeit. Hatten genaue Anweisungen erhalten – der Ehevertrag war detailliert und umissverständlich. Sie hatten Gott gesehen! - Und sie haben den Bund übertreten.

Dann gibt Gott noch mehr Gesetze. Wie Gott sich wünscht, dass die Israeliten feiern. Die Feste des Herrn. Gesetze dafür, wie man sauber und rein bleibt. Wie man mit körperlicher Unreinheit und Krankheit umgeht – wie zum Beispiel auch Aussatz. Und was passiert?

Die Israeliten sagen nichts gegen die Reinheitsgebote, aber wir lesen plötzlich, wie sich innere Unreinheit breit macht. Weil nicht alles so läuft, wie sie es sich vorstellen, sehnen sie sich zurück nach Ägypten. Sie meckern, murren, beklagen sich. Unzufriedenheit macht sich breit. Sie beschweren sich über das Essen (4Mo11,4-6). Sie beschweren sich über die Gemeindeleitung – namentlich Mose und Aaron (4Mo14,2). Sie beschweren sich über die Ehepartner der Gemeindeleitung – also über die Frau, die Mose geheiratet hat (4Mo12,1).
Und nach dieser großen Zahl an Gesetzen zum Thema Unreinheit und Aussatz wird die Schwester von Mose selbst unrein – sie bekommt Aussatz.

Es folgen noch mehr Gesetze. Wie sie sich sogar Kleider machen sollen, die sie an die Gebote Gottes erinnern – mit Quasten und Bommeln an den Zipfeln, so dass sie eigentlich bei jedem Schritt an Gott denken sollten.

4. Mose 15,39-41:

Und die Quaste soll euch dazu dienen, dass ihr bei ihrem Anblick an alle Gebote des HERRN denkt und sie befolgt, dass ihr nicht den Trieben eures Herzens nachgeht und euren Augen, denen ihr nachhurt; sondern dass ihr an alle meine Gebote gedenkt und sie tut und eurem Gott heilig seid. Ich der HERR, bin euer Gott, der ich euch aus dem Land Ägypten geführt habe, um euer Gott zu sein; ich der HERR, euer Gott.

Weißt du was im Vers danach passiert: Korah und seine ganze Sippe empören sich gegen Mose. Was war ihr Problem? Sie wollten sich nicht unter die Führung von Mose und Aaron beugen. Was haben sie gesagt? „Die ganze Gemeinde, sie alle sind heilig, und der HERR ist in ihrer Mitte! Warum erhebt ihr (also Mose und Aaron) euch über die Gemeinde des HERRN?“ (4Mo16,3)

Sie wollten selber etwas tun. Sie wollten es selbst schaffen, heilig zu sein. Sie wollten zurück in die Gemeinschaft Gottes. Nach ihren Spielregeln. Ohne einen Mittler – aus eigener Kraft. Die Geschichte geht nicht gut aus für Korah und seine Angehörigen.

Wie geht’s weiter? Ihr ahnt es schon: Noch mehr Gesetze. Noch mehr Versagen.

Was lernen wir also aus der jahrzehntelangen Geschichte der Wüstenwanderung? Gesetze helfen nicht. Die Ehe zwischen Gott und seinem Volk – sie ist mehr als zerrüttet. 1.500 Jahre lang hat das Volk Israel die Gesetze – und sie brechen die Gesetze die ganze Zeit. Ganze Generationen sind zermürbt von diesem gestörten Verhältnis.

Gott macht Schluss

Und Gott verlässt seine Frau. Es geht nicht mehr. Die Beziehung ist kaputt.

Aber Gott wäre nicht Gott, wenn er sich damit abfinden würde. Er beauftragt Propheten, seiner Frau eine Botschaft zu übermitteln. Er schickt Propheten, die ankündigen, dass er seine Geliebte nicht für immer fallenlassen wird. Hör mal rein, wie es Jesaja ausdrückt (Jes54,5-7):

"5 Denn der dich geschaffen hat, ist dein Ehemann, HERR der Heerscharen ist sein Name; und dein Erlöser ist der Heilige Israels, er wird „Gott der ganzen Erde“ genannt. 6 Denn wie eine verlassene und im Geist bekümmerte Frau wird der HERR dich rufen, wie die Frau der Jugendzeit, wenn sie verstoßen ist, spricht dein Gott. 7 Einen kleinen Augenblick habe ich dich verlassen; aber mit großer Barmherzigkeit werde ich dich sammeln.“  also heimholen."

Gott bezeichnet sein Volk als seine Frau – er ist der Ehemann. Er spricht von diesem Israel, das ihm untreu war. Immer und immer und immer wieder. Keine einzige Generation – ja nicht mal ein einziger Mensch einer Generation hat sich an den Ehevertrag - an den Bund - gehalten. Und Gott sagt: Ich habe dich verlassen. Du bist fremdgegangen – damit hast du unsere Beziehung zerstört. Ich bin ein eifersüchtiger Gott. Hast du das gewusst? Gott ist eifersüchtig.
Er will sein Volk nur für sich alleine haben. Er teilt seine Frau nicht mit einem Nebenbuhler. Steht übrigens schon in den 10 Geboten, dass Gott eifersüchtig ist (2Mo20,5).

Und immer und immer wieder geht es ihm wie so einem Ehemann. Da kommt der Mann vielleicht mal früher als geplant von der Arbeit nach Hause. Und die Frau ist nicht im Garten, nicht im Wohnzimmer, nicht in der Küche. Und er sucht sie im ganzen Haus, steigt die Treppe hoch zum Schlafzimmer – macht die Tür auf. Und sieht, wie sie mit einem anderen im Bett ist. 1.500 Jahre lang erlebt Gott das so.

Und obwohl er das immer wieder erlebt, und obwohl er eifersüchtig ist, schickt er seiner Frau Botschaften. Und es kommt mir vor, als würde er seiner untreuen Ehefrau Blumen schicken. Das was Jesaja sagt ist wie so ein Blumenstrauß – und es gibt noch viele andere Propheten und Bibelstellen, die das ganz ähnlich ausdrücken: “Ich habe dich verlassen. Aber mit großer Barmherzigkeit werde ich dich sammeln.”

OK – Gott hat Israel verlassen. Sie haben sich nicht an die Abmachung gehalten. Sie sind mit anderen Götzen ins Bett. Das duldet Gott nicht. ABER: er vergisst seine große Jugendliebe auch nicht. Die „Frau der Jugendzeit“. Er hat sie verlassen. Aber mit großer Barmherzigkeit will er sie wieder heim holen. Wenn sie sich nach ihm zurücksehnt, die „im Geist bekümmerte“ Frau – egal, wie sehr sie rumgehurt hat: Er wird da sein.

An verschiedensten Stellen lässt Gott seinem untreuen Volk ausrichten: “Es kommt die Zeit, da hole ich euch wieder heim!” (vgl. Jes32,15.18).

Einem seiner Propheten sagt Gott sogar: Heirate eine Hure. Und der tut das. Er schreibt sogar ein Buch darüber, das wir bis heute in der Bibel finden – das Buch Hosea. Und Hosea liebt diese Hure, bekommt mit ihr drei Kinder – und sie geht wieder fremd. Kehrt zum alten Leben zurück. Zurück ins Rotlichtviertel. Zu den Zuhältern und Freiern. Genau wie Gottes Volk es immer gemacht hat.

Und Gott sagt dem Hosea: “…und jetzt geh‘ zu ihrem Zuhälter. Geh zu ihm und nimm Geld mit als wärst du ein Freier – und kauf‘ sie los! Jetzt, wo sie ausgemergelt, von ihrem unmoralischen Leben gezeichnet und ausgesaugt ist, innerlich kaputt. Hol sie zurück nach Hause – und liebe sie.”
Und so wird die Lebensgeschichte von diesem Propheten zu einem lebendigen Gemälde von Gottes Liebe, von seiner Barmherzigkeit, die nie aufhört.

Und dann kommt irgendwann die Zeit, wo ein besonderer Mann in Israel auftaucht. Und er bezeichnet sich selbst als Trauzeuge – als Freund des Bräutigams (Joh3,29). Und er sagt: “Ihr lieben Leute – der Bräutigam kommt. Der ist unterwegs!”

Und dann betritt dieser Bräutigam die Bühne der Weltgeschichte. Und es ist unser Herr Jesus. Und wie Hosea will er seine Frau zurückkaufen. Hosea bezahlte 15 Silberlinge an den Zuhälter – Judas verkauft Jesus für das Doppelte. Aber der Preis für seine Braut sind nicht die symbolischen 30 Silberlinge. Der Preis für die Braut ist sein Leben – sein Blut.

Gott gibt der Menschheit eine zweite Chance - aber etwas ist anders

ABER – und jetzt passt auf – das ist jetzt unglaublich wichtig: Der Bräutigam Jesus hat keinen Ehevertrag dabei. Er bringt keine Gesetzestafeln mit. Er stellt keine Bedingungen. Er sagt: Kommt zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid. (Mt11,28)

Er fordert nicht, dass sie ihm gehorsam sind, damit es zu einer Beziehung kommen kann – er fordert nur, dass sie ihm ihre Schuld bringen, damit es zu einer Beziehung kommen kann. Mit Jesus macht Gott dem Jahrhunderte alten System ein Ende. Weil es nicht funktioniert hat.

War es ein schlechtes System? NEIN – es war perfekt. Ich meine: Lüge und Mord und Neid zu verbieten – das ist perfekt. Der Ehevertrag war einwandfrei. Juristisch geprüft – ohne Mängel oder Schlupflöcher.

Aber die Menschen waren nicht einwandfrei. Sie haben den Vertrag gebrochen. Wieder und wieder. Egal wie viele Gesetze noch dazugekommen sind. Und da hat es auch nichts geholfen, sich Bommel an die Klamotten zu machen.

Und deswegen kommt jetzt der Bräutigam Jesus – und er schafft dieses System komplett ab. Und die Autoren im Neuen Testament erklären uns, was das bedeutet. „Er ist das Ende des Gesetzes“ – so schreibt es Paulus (Röm10,4). Und er erklärt es in seinem Brief an die Gläubigen in der damaligen Welthauptstadt Rom so: Wer nach dem neuen System glaubt, der sagt „Das Wort – also das Gesetz - ist dir nahe, in deinem Mund und in deinem Herzen.“ (Röm10,8).

Es geht nicht mehr um einen äußerlichen Ehevertrag mit Bedingungen und Konsequenzen und Sanktionen – es geht um etwas, das im Herzen stattfindet. Und im Hebräerbrief wird der sogenannte Neue Bund erklärt. Und es heißt da: Der erste Bund – also dieser Ehevertrag – diese erste Form der Beziehung zwischen Gott und Menschheit – war mangelhaft. Wenn er tadellos gewesen wäre, so hätte man ja nicht die Möglichkeit für einen zweiten gesucht – so steht es tatsächlich da! (Heb8,7)

Und dieser zweite Bund, diese neue Version von Gott-Mensch-Beziehung wird nicht so sein wie der erste. Wörtlich (Heb8,9): nicht wie der Bund, den ich mit ihren Vätern gemacht habe an dem Tag, als ich sie bei der Hand nahm, um sie aus dem Land Ägypten zu führen — denn sie sind nicht in meinem Bund geblieben, und ich ließ sie gehen, spricht der Herr —,
Ja, was wird denn der Unterschied sein? Was ist denn so vollkommen anders an diesem neuen System? Inwiefern ist diese Beziehung anders als die vorherige? Und warum sollte es jetzt plötzlich funktionieren, nachdem es anderthalb Jahrtausende lang nicht geklappt hat?

Es wird uns erklärt im Hebräerbrief – und der Autor erklärt es uns, indem er einfach zitiert, was der Prophet Jeremia schon gut 600 Jahre vorher geschrieben hatte (Jer31,31-34):

Hebräer 8,10
"sondern das ist der Bund, den ich mit dem Haus Israel schließen werde nach jenen Tagen, spricht der Herr: Ich will ihnen meine Gesetze in den Sinn geben und sie in ihre Herzen schreiben; und ich will ihr Gott sein, und sie sollen mein Volk sein."

Was ist der große Unterschied? Die Gesetze sind nicht im Ehevertrag. Sondern im Herz. Seht ihr: Ich kann meiner Frau Blumen bringen, weil es im Ehevertrag steht. Ist es gut, meiner Frau Blumen zu bringen? Bestimmt.

Aber wenn ich es nur tue, weil es in einem Vertrag steht – was wird passieren, wenn ich einen Vertrag angeboten bekomme, der attraktiver ist? Dasselbe wie bei einem Arbeitsvertrag. Wenn ich woanders mehr Lohn für weniger und angenehmere Arbeit bekomme – dann kündige ich.

Das war das alte System. Kaum war Mose länger weg als gedacht – sucht sich das Volk einen anderen Gott. Es heißt da: Aaron hatte sie zuchtlos werden lassen – oder auch: hatte ihm die Zügel schießen lassen. Beim alten System brauchst du immer Zügel. Brauchst du Zucht. Brauchst du Strafe. Wenn du das nicht tust, dann…

Kennst du das? Wenn du nicht genug betest, dann bist du kein guter Christ. Wenn du nicht genug in der Bibel liest, hat Gott dich nicht so sehr lieb. Vielleicht noch ein bisschen. Vielleicht kommst du nicht in die Hölle. Aber du rutschst auf seiner Beliebtheits-Skala halt nach unten.

Aber das ist eine Denke, die aus dem alten Vertrag kommt: Ich muss liefern, damit der Bund funktioniert. Ansonsten gibt’s die Strafe. (vgl. Hebr2,2) Gibt’s Sanktionen. Das Gesetz – es ist ein Zuchtmeister, ein strenger Erzieher, ein strenger Lehrer… So schreibt es Paulus (Gal3,24-25). Aber Paulus sagt: das Ziel dieses Vertrages, das Ziel des Gesetzes, das Ziel dieses Zuchtmeisters ist es, uns zu Jesus zu ziehen! Zum Glauben an ihn. Und wenn du da bist, dann brauchst du den Erzieher nicht mehr – so schreibt er es in Galater 3,25.

Sind Gottes Gebote schwer zu halten?

Deswegen zurück zu meiner Frage vom Anfang: Findest du es manchmal schwer, Gottes Gebote zu halten? Jetzt denkst du vielleicht: Stopp mal Daniel, grade eben hast du doch gesagt, dass Jesus das Ende des Gesetzes ist? Müssen wir die Gebote überhaupt noch halten? Nun – es stimmt: Jesus ist das Ende des Gesetzes. Und nein – wir müssen die Gebote nicht mehr halten.

Vielleicht überrascht dich das - aber auch die 10 Gebote müssen wir als Christen nicht mehr halten. Ansonsten hätte jeder unter uns, der gestern irgend etwas getan hätte, was man als Arbeit bezeichnen kann, gesteinigt werden müssen. (4Mo15,32-36)

Aber weißt du: Wenn der Teufel es nicht schaffen kann, dich vom Glauben abzuhalten - jetzt bist du halt schon mal gläubig geworden, daran kann er nichts mehr ändern - , dann wird er versuchen, dich unter dem Gesetz gefangen zu halten. Weißt du noch, wie das ausgeht?
Kaum kommt ein neues Gesetz, werden wir es brechen! Wir sind nicht besser als die Israeliten damals in der Wüste. Das ist „altes System“!

Aber warum ist denn dann im Neuen Testament – also in der Zeit nach Jesus – immer noch von Geboten die Rede? Dafür gibt es 2 Gründe:

1. Es ist runtergeschrupft Jesus hat das ganze Gesetz runtergeschrumpft auf ein einziges Gebot: Dass wir uns untereinander lieben sollen. Das ist alles! (Röm13,8-10; 1Joh4,21) Klar, es heißt auch, wir sollen Gott lieben – aber die Liebe zu Gott drückt sich dadurch aus, dass wir Menschen lieben.

Und der 2. Grund, warum im Neuen Testament von Geboten die Rede ist:

2. Das Gesetz ist in unsere Herzen gegeben Was bedeutet das? Dass wir es aus Liebe tun! Und deswegen gern tun.

Wenn’s dir schwer fällt, den Nächsten zu lieben, dann weiß ich etwas über dich: Du hängst am Ehevertrag. Du bist im alten System unterwegs. Und du hast eine Sache nicht begriffen, die wir ständig sagen, aber wo ich überzeugt bin, dass viele von uns das nicht begriffen haben: Jesus liebt dich.

Wenn’s dir schwer fällt, deinen Nächsten zu lieben, hast du eine Sache nicht verstanden: Jesus liebt dich!

Wir reden ständig davon – und doch glaube ich, dass wir es oft nicht in der Tiefe verstanden haben, was es wirklich bedeutet, weil es in unserer Welt immer anders gelebt wird.

Schon unsere Kinder begreifen: Wenn sie den lieben Geschwistern in der Gemeinde Bilder malen und brav Dankeschön sagen für die Lollies, dann bekommen sie Liebe. Aber wenn sie während der Kinderstunde rumschreien und mit dem Fußball das Auto des werten Bruders treffen, oder der Schneeball im Gesicht der lieben Schwester landet, dann ist sie plötzliche nicht mehr so lieb. Dann bekommen sie keine Liebe.

Aber die Liebe von Jesus ist anders. Er hat uns geliebt von Anfang an, als wir uns noch im Dreck gesuhlt haben. Als wir noch Sünder waren. (Röm5,8) Und er liebt uns jetzt. Genauso wie damals. Du kannst nichts tun, damit er dich mehr liebt. Das wusstest du vielleicht.
Aber weißt du: als Kind Gottes kannst du auch nichts tun, damit er dich weniger liebt.

Er ist niemals enttäuscht von dir. Weißt du warum? Weil er dich kennt. Du kannst nur enttäuscht sein von Menschen, die du nicht genug kennst. Dann kommt irgendwann raus, wie sie wirklich sind, und dann sind wir enttäuscht. Bist du manchmal enttäuscht über dich selbst? Das ist, weil du besser von dir selber denkst, als du bist. Gott ist nie enttäuscht von dir! Er kennt dich und mich. Mit all den dunklen Abgründen unserer Seelen. Gott erwartet von mir viel mehr Versagen als ich selbst.

Und er sagt dir und mir: Versuch‘ nicht, dir meine Liebe zu verdienen. Das ist altes System. Du wirst es nicht schaffen. Das alte System gab es aus einem einzigen Grund: Damit wir Menschen begreifen “Es stimmt – ich schaff’s nicht. Lieber Heiland – ich komm mühselig und beladen zu dir. Ich schmeiß dir den ganzen Dreck hin. Meine Schuld, meine schmutzigen Gedanken, meinen Neid, meinen Zorn, meinen Ärger… Ich schrei meine Kinder an, ich ärger mich über meine Enkel und Nachbarn, ich bete zu wenig für meine Gemeinde und die Ungläubigen, ich hab oft keine Lust zum Bibellesen und auch nicht zur Bibelstunde und zum Gottesdienst… Ich komm zu dir – und darf erfahren: Du stößt mich nicht hinaus. Du weist mich nicht ab. Du wirst mich nicht bestrafen. Meine Strafe hast du auf dich genommen (Jes53,5). Die muss ich nicht mehr tragen. Du nimmst mich an.”

So wie Hosea seine Frau. Vielleicht war sie mittlerweile schrumpelig und verbraucht. Von ihrem dreckigen Leben gezeichnet. Hosea bezahlt für sie. Und er liebt sie. Bedingungslos.

So wie der verlorene Sohn. Der umkehrt und denkt „Ich bin nicht wert, ein Sohn genannt zu werden.“ Und der Vater schmeißt ein Fest für ihn.

Unser Auftrag als Christ ist nicht, keine Fehler zu machen.

Unser Auftrag als Christ ist nicht, keine Fehler zu machen. Nie zu versagen. Das ist das alte System. Unser Auftrag als Christ ist, mit unserem Versagen, mit unseren Fehlern und Sünden zu Jesus zu kommen. Wenn sich das unbiblisch anhört für dich, dann bist du im alten System unterwegs. Dann willst du dir die Liebe Gottes verdienen, indem du möglichst fehlerfrei lebst.

Aber ich liebe meine Kinder nicht, weil sie keine Fehler machen. Ich liebe sie aus einem einzigen Grund: Weil sie meine Kinder sind. Ich hab sie geliebt, als sie noch nicht mal geboren waren. Und dann, als ich sie im Arm gehalten habe, schrumpelig, die Käseschmiere notdürftig abgerieben – da hab ich sie geliebt und ich hätte sofort mein Leben für sie gegeben.

Meinen wir wirklich, dass Gottes Liebe zu uns kleiner wäre, als die eines menschlichen Vaters oder einer menschlichen Mutter zu ihrem Kind? (vgl. Mt7,11) Wenn du Gottes Kind bist, darfst du wissen: Gott liebt dich.

Vielleicht denkst du: Aber ich bin unwürdig, Gottes Kind zu heißen. Das hat der verlorene Sohn auch gedacht – ist übrigens eine Geschichte, die Jesus erfunden hat, um uns genau das zu verdeutlichen: Es ist nicht wichtig, ob wir würdig bist – wir sind es nicht. Aber ER ist würdig. Und er will Gemeinschaft mit uns haben. Er sehnt sich danach!

Mit Jesus kam ein neuer Bund – und der bedeutet: Ich brauche nicht mehr selbst gerecht zu sein, weil ich’s nicht hinkriege. So wie die Israeliten auch nicht. Ich kann mir meine Gerechtigkeit nicht verdienen. Ich kann sie nur empfangen. Nur geschenkt bekommen. Ich darf als geliebtes Kind zum Vater kommen, der mir entgegenrennt und mich in seine Arme schließt. Und der mir dann ein wunderschönes Kleid schenkt. Der mich gerecht macht. Ganz egal, wie oft ich hingefallen bin. Und wie oft ich noch hinfallen werde.

Wenn in 1. Johannes 5,3 steht: "Denn das ist die Liebe zu Gott, dass wir seine Gebote halten; und seine Gebote sind nicht schwer." dann sind die Gebote deshalb nicht schwer, weil sie in mein Herz geschrieben sind.

Fällt es mir schwer, meiner Frau Blumen zu schenken? Wenn das so ist, dann ist das ein Indikator dafür, dass die Liebe nachgelassen hat, oder? Wenn ich sie liebe, werde ich nicht erwarten können, herauszufinden, welche ihre Lieblingsblumen sind, und ich werde darauf hinfiebern, sie ihr endlich schenken zu können.

Alles auf Anfang

Wenn du jetzt sagst: Hört sich romantisch an. Aber so ist meine Beziehung zu Jesus nicht. Vielleicht war sie mal so, ganz am Anfang. In den Flitterwochen. Wo du voll Euphorie gesagt hast: Ich will alles tun, was dir gefällt. Ich will dir gehorchen und dir Freude machen. Aber heute ist das nicht mehr so.

Es ist zäh geworden. Es fühlt sich manchmal schwierig an. Es ist ein ständiges Überwinden. Ich muss mir selbst ständig in den Hintern treten…
Dann musst du aufpassen, dass du jetzt nicht ins alte System zurückfällst und denkst: OK, anstrengen und Ärmel hochkrempeln. Ich weiß ja, was das Richtige ist, also streng ich mich jetzt an.

Was sollst du denn dann tun? Komm zu Jesus! Such seine Nähe! Mach dir seine Liebe bewusst! Wenn Johannes davon schreibt, dass es nicht schwer ist, Gottes Gebote zu halten, dann schreibt er ja (1Joh5,3): “Denn das ist die Liebe zu Gott, dass wir seine Gebote halten; und seine Gebote sind nicht schwer.”
OK – ich soll also seine Gebote halten? Das ist Liebe? Moment! Ein Kapitel vorher hat uns Johannes erklärt (1Joh4,10): "Darin besteht die Liebe — nicht dass wir Gott geliebt haben, sondern dass er uns geliebt hat und seinen Sohn gesandt hat als Sühnopfer für unsere Sünden." Deswegen ist das Abendmahl so wichtig – weil es uns genau daran erinnert!

Weißt du, dass Gott ich liebt? Ich steh‘ heute morgen aus diesem einen Grund hier vorne – um dir das zu sagen: Jesus liebt dich! Und wenn du dich geliebt weißt von Gott, dann wirst du gerne Zeit mit ihm verbringen. Bei Leuten, die du liebst, spielt Zeit keine Rolle, oder? Nur bei Leuten, die du nicht magst, schaust du ständig auf die Uhr. Hör auf, Gott wie einen Fremden zu behandeln!

Hör auf, Gott wie einen Fremden zu behandeln!

Hört auf mit ihm umzugehen wie mit deinem Arbeitgeber, der nur schaut, ob du deinen vertraglichen Verpflichtungen nachkommst. Hör sogar auf, Gott auf Nummer 1 in deinem Leben zu setzen. So als wäre er ein Punkt auf deiner ToDo-Liste, den du abhaken musst. Wo du ein schlechtes Gewissen hast, wenn er abrutscht. Gott will nicht ein Punkt sein auf deiner Prioritäten-Liste. Noch etwas, das man tun muss. Noch etwas, das das Leben komplizierter macht, als es ohnehin schon ist.
Er will keine Ansammlung an frommen Aktivitäten wie Gemeinde, Bibellesen und Beten. Das ist Religion. Das ist altes System. Um das durchzuhalten, muss man ständig die Zügel anziehen und Strafen androhen. Und die Gefahr ist groß, dass du deine Aktivitäten ein „Fest für den Herrn“ nennst, aber im Zentrum das goldene Kalb deines Egos steht, weil du dir Bonuspunkte bei Gott sammeln möchtest. Ihm Gründe liefern willst, warum er dich lieben sollte.

Aber Jesus will nicht ein Punkt auf deinem Tagesplan sein - er will in jedem Bereich deines Lebens mit dabei sein! Er will dich begleiten und seine Liebe soll die Triebfeder dafür sein, wie du jeden einzelnen Lebensbereich gestaltest.

Er will teilhaben nicht nur an den frommen Aktivitäten - er will dabei sein, wenn du trainierst, wenn du den Aldi-Prospekt anschaust, wenn du am Auto schraubst oder dekorierst. Wenn du Filme schaust oder ein Buch liest. Stell dir vor, meine Frau würde so mit mir umgehen, als wäre ich ein Teil ihrer Prioritäten-Liste: OK, jetzt habe ich 15 Minuten mit Daniel geredet. Endlich fertig. Jetzt kann ich endlich meine Sachen machen.

So behandeln wir oft Gott. Und wenn wir dann merken, dass die Beziehung zu Gott nicht mehr das ist, was sie mal war, denken wir: OK, was muss ich jetzt tun, um ihn zufriedenzustellen. Du kannst nichts tun, um ihn zufriedenzustellen. Was Gott zufriedenstellt, hat Jesus für dich getan.

Aber er wartet darauf, dass du zu ihm kommst. Dich lieben lässt. So wie du bist. Nicht erst, wenn du abgeliefert hast. Nicht erst, wenn wieder genug Zeit vergangen ist seit der letzten Sünde. Nicht erst, wenn du wieder in der Bibel gelesen hast oder der Ärger verraucht ist. Sondern immer.

Er wartet auf dich. In den dunkelsten Momenten deines Lebens – wartet er auf dich. Mit ausgestreckten Armen. Einfach, weil du sein Kind bist.

Lebe so, als wärst du ein geliebt. Denn genau das bist du. Mehr, als du dir vorstellen kannst. Und wenn du die Liebe begreifst, die Gott zu dir hat – die Liebe, die alle Erkenntnis übersteigt (Eph3,18), dann wird dich diese Liebe antreiben. Hundertprozentig.

Lebe so, als wärst du geliebt. Weil genau das bist du.

Vielleicht kommt’s so weit, dass du sagen kannst: Ich arbeite mehr als alle anderen. So wie Paulus – wisst ihr, warum er so viel gearbeitet hat? Und er sagt ja tatsächlich „Mehr als alle anderen“. Weil er wusste, wie enorm Jesus ihn liebt. Da, wo er das schreibt, dass er so viel gearbeitet hat, sagt er: Ich bin’s eigentlich gar nicht wert, ein Apostel zu sein – ich hab die Gemeinde Gottes verfolgt. Aber Gott hat mich zu dem gemacht, was ich bin (1Kor15,10). Weil er mich so enorm liebt. Das hat mich angetrieben. Ja, ich hab viel gearbeitet, aber eigentlich war’s nicht ich, sondern Gott durch mich – seine Gnade, seine Liebe (1Kor15,10). Für IHN habe ich gearbeitet.

Ich hoffe, dass es immer mehr das wird – und nur das ist, was uns antreibt. Seine Liebe. Er selbst. Seine Liebe zu uns, der uns mit dabei haben will in seinem ewigen Reich – als Könige und Priester. So, wie er es von Anfang an geplant hat (1Petr2,9; Offb1,6; Offb5,10). Er, der ewige Gott – und wir Menschen. Er, der unser Bräutigam ist, der den Moment nicht erwarten kann, wenn wir ihn endlich sehen. Von Angesicht zu Angesicht. So als wäre nie etwas zwischen ihm und uns gestanden. Bei dem gigantischen Hochzeitsfest im Himmel. Weil er schon längst alles vergeben hat – die Sünden unserer Vergangenheit und die unserer Zukunft. Und nie mehr daran denken wird.

Und wir dürfen jetzt schon hier in der engen Beziehung zu ihm leben wie Verlobte – und uns an ihm freuen, wie Jesaja es so poetisch ausgedrückt hat in Jesaja 61,10 (HfA): "Ich freue mich sehr in dem HERRN, und meine Seele ist fröhlich in meinem Gott;"

Hört sich das an, als ob da jemand auf die Uhr schaut? Als ob es da jemand schwer fällt, Gottes Gebote zu halten, den Nächsten zu lieben? Ganz und gar nicht – aber warum denn nicht?

"...denn er hat mir Kleider des Heils angezogen, mit dem Mantel der Gerechtigkeit mich bekleidet, wie ein Bräutigam sich den priesterlichen Kopfschmuck anlegt und wie eine Braut sich mit ihrem Geschmeide schmückt."

Komm zu Jesus! Kehr um zu ihm! Nimm‘ dir Zeit, seine Nähe zu suchen! Er sehnt sich nach dir! Und er liebt dich extrem!