Ich hoffe, dass ihr alle fit seid – voller Mut, Kraft und Freude – so richtig auf der Abschussrampe, um in die Gesellschaft zu gehen und das, was ihr lebt, mit dem Herrn weiterzugeben. Es geht um Beziehung in der Gesellschaft und in der Welt.
Es ist ganz klar, dass dieses Thema, diese Realität, nicht so einfach ist. Das wisst ihr alle schon: Wer mit Jesus lebt, hat bereits gemerkt, dass es eine Herausforderung ist, als Christ in dieser Gesellschaft zu leben.
Deshalb haben im Laufe der Kirchengeschichte immer wieder Christen versucht, sich in eine Art Subkultur zurückzuziehen. Sie wollten unter sich bleiben und keinen Kontakt zu Menschen haben, die nicht glauben. Das geschah oft, um sich zu schützen, um leben zu können und um nicht das Schlechte dieser Gesellschaft und Welt mitzubekommen.
So entstand in den frühen Jahrhunderten, etwa im sechsten und siebten Jahrhundert, das Mönchtum. Die Mönche zogen sich zurück und hatten teilweise die Illusion, dass sie durch diesen Rückzug ohne Sünde und ohne das Schlechte der Welt leben könnten. Doch sie entdeckten schließlich, dass die Sünde im Herzen steckt und nicht einfach nur um die Menschen herum.
Die Herausforderung des christlichen Lebens in der Gesellschaft
Was wollte Jesus? In der Bergpredigt sagt er ganz klar in Matthäus 5,13-16:
"Ihr seid das Salz der Erde. Wenn aber das Salz fade wird, womit soll es wieder salzig gemacht werden? Es taugt zu nichts mehr, als dass es hinausgeworfen und von den Leuten zertreten werde. Ihr seid das Licht der Welt. Es kann eine Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen bleiben. Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter den Scheffel, sondern auf den Leuchter, so leuchtet es allen, die im Hause sind. So soll euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen."
Du hast selbst schon gemerkt, wie es mit der Suppe zuhause ist, wenn du zu viel Salz hineingibst. Du kannst das Salz nicht mehr herausnehmen. Das ist ärgerlich, denn dann musst du immer mehr Suppe hinzufügen, um das Ganze wieder zu verdünnen. Das ist die Realität.
Gott will, dass wir als Kinder Gottes in der Gesellschaft leben, damit die Gesellschaft durch unser Dasein bewahrt wird und einen anderen Geschmack erhält. Aber wir können uns nicht mehr herausnehmen – wir sind mittendrin.
Das war ja die ganze Spannung. Du kennst das Gebet von Jesus in Johannes 17, als er für seine Jünger und für alle betete, die durch sie zum Glauben kommen. Er bat den Vater, dass er ihnen helfe, in der Welt zu leben, ohne von der Welt zu sein. Dabei sagte Jesus, sie sollen eins sein untereinander, so wie er und der Vater eins sind.
Mit anderen Worten: Wenn sie in der Welt leben müssen, aber nicht von der Welt sein sollen, dann können sie das nur, wenn sie in einer engen Beziehung zum Vater stehen – so wie Jesus es mit dem Vater ist. Eng verbunden mit dem Vater werden sie in der Welt leben können. Und wenn sie eng mit dem Vater verbunden sind, werden sie auch eins miteinander werden.
Die Kraft der Beziehung zu Gott als Grundlage
Das scheint mir sehr wichtig zu sein, oder? Nur die Beziehung – das war das erste Thema in diesen Tagen. Nur die Beziehung mit Gott, diese Verbindung, die wir in der Stille mit ihm pflegen. Im ganz ehrlichen Sein mit ihm, im täglichen Leben mit ihm.
Das braucht eine neue, wie soll ich sagen, eine neue Disziplin. Ich weiß nicht, wie du das lebst. Ist es dir bewusst, dass der ganze Tag der Herr mit dir ist? Dass du für die Frauen beim Wickeln von Babys, beim Geschirrspülen – das können ja die Männer auch beim Geschirrspülen – all das für und mit dem Herrn tust? Und dass du zu jeder Zeit in der Beziehung mit ihm sein kannst, mit ihm reden kannst, seine Nähe haben kannst, den ganzen Tag mit ihm?
Es hat mir immer ein wenig geschmerzt, wenn wir mit unseren Traditionen und unserer Religiosität meinen, das geistliche Leben oder das Gebetsleben gehöre nur zu einer gewissen Zeit. Und dann kommt die andere Zeit, in der ich „normal“ lebe, wo ich nicht fromm bin. Und dann kommt die Zeit, wo es sechs Uhr ist, dann ist die Stunde, und jetzt bin ich wieder fromm.
Aber das ist ja absolut nicht das Leben eines Jüngers Jesu. Jünger Jesu zu sein bedeutet, immer mehr bewusst zu werden: Der Meister ist immer bei mir, er geht mit mir durch die Welt. Ich habe viel Freude, wenn ich allein in meinem Auto bin. Da rede ich laut mit ihm. Ich weiß nicht, was die anderen hinter mir denken, wenn ich so gestikuliere beim Fahren und mit ihm rede – über Gemeinde, über Probleme, über meine Liebe zu ihm. Herr, du bist super!
Und meistens kann ich dann meine Tasche nicht auf dem rechten Sitz liegen lassen, denn er sitzt daneben. Niemand sieht ihn, aber dann mache ich die Tasche nach hinten. Dann nimmt er Platz. „Herr, wir fahren miteinander.“ Ja, und da kann ich mit ihm sprechen. Es ist mir bewusst: Er ist da.
Ich glaube, wir sollten das üben. „Müssen“ ist nicht das richtige Wort, das klingt nach Zwang. Aber ich glaube, es ist gut, wenn wir in unserem geistlichen Leben immer mehr bewusst werden, dass er da ist. Du gehst morgens in die Schule, er kommt mit. Du gehst ins Geschäft, er ist dabei. Du sitzt vor dem Computer und siehst Mist an – er ist dabei. Er sieht, was du siehst. Bis du zu Hause bist, alleine – er ist dabei.
Manchmal ist es schwierig, dass er dabei ist, man hätte lieber nicht. Und manchmal hat man so viel Freude, weil er dabei ist. Das Bewusstsein, dass er da ist, diese Beziehung mit ihm – das ist eigentlich das, was dir die Kraft gibt, in dieser Welt zu leben, ohne von der Welt zu sein.
Nehemia als Vorbild im Alltag mit Gott
Ich muss immer wieder vom Leben Nehemias staunen. Im Alten Testament kennt man ja die Geschichte von Nehemia. Er war etwa tausend Kilometer von Jerusalem entfernt, in einer Stadt, die auf Deutsch Syz heißt – oder so ähnlich. Es ist auch nicht so wichtig, genau wie die Stadt heißt. Jedenfalls war er in Babylonien, dort unten.
In dieser Situation lastete die Aufgabe auf ihm, die Mauer Jerusalems wieder aufzubauen. Was in allem, was er tat, immer wieder auffällt, ist das kurze Anrufen zu Gott in jeder Situation. Wenn sein Chef, der König, ihn etwas fragte, sprach Nehemia zu Gott und antwortete dann dem König.
Nehemia war ein Mann, der sich ganz bewusst war: Der Herr ist immer da, er ist mit mir. Er kennt, was ich brauche, und er kann mir helfen – in jeder Situation. Er wird mich nicht im Stich lassen. Ich kann mit ihm rechnen, um in dieser Welt zu leben.
Ich lege darauf viel Gewicht, denn wie willst du in dieser Welt als Zeuge des Herrn leben, ohne ständig unter Druck zu stehen oder Angst zu haben? Angst davor, Zeugnis zu geben, Angst, dass man dich beiseite schiebt, dass man dir nicht zuhört oder dass du nicht die richtigen Worte findest, um etwas zu sagen. Diese Angst verschwindet nur, wenn du weißt: Herr, du bist da, du bist da.
Dann erinnerst du dich daran, wie es in den Evangelien steht: Wenn man dich eines Tages vor Gericht führt, versuche nicht vorher zu überlegen, was du sagen sollst, sagt die Schrift. Der Heilige Geist wird dir im Moment, in dem du dort vorne zitterst, die Worte geben. Du wirst genau das sagen, was wichtig ist.
Welche Gelassenheit, wenn wir wissen: Jesus ist da – in meinem Betrieb, an meiner Arbeit, zu Hause. Wie ich heute Morgen gesagt habe, auch in der Kindererziehung ist Jesus da. Herr, die Kinder sind nicht mehr mein Besitz, du hast sie mir gegeben, du lässt sie atmen. Ich kann sie nicht atmen lassen. Sie können aufhören zu atmen, ich kann nichts mehr machen. Sie gehören dir, Herr.
Und jetzt kann ich sie dir in deine Hände legen. Es ist so gut zu wissen, dass wir einen guten Hirten haben, der jeden Tag in unseren Alltag kommt. Was er von uns erwartet, ist, dass wir daran glauben, dass wir uns freuen und dankbar sind. Dass wir ihm sagen: Herr, es ist so wunderbar zu wissen, dass du dabei bist.
Die Rolle des Heiligen Geistes im Zeugnis
Und das ist die ganze Arbeit des Heiligen Geistes. Der Heilige Geist ist ein Tröster. Du weißt, was ein Tröster ist, ja? Einer, der Trost bringt.
Der Heilige Geist ist niemals der Ankläger, das ist immer der Teufel. Der Teufel kommt oft mit Gedanken wie: „Diese Sünde kennst du ja, die hast du schon oft getan.“ Er klagt an: „Du wirst nie besser werden, Danny.“
Der Tröster hingegen kommt mit dieser Sünde wieder zurück und sagt: „Ich vergebe dir. Die Gnade genügt, das Blut Christi genügt.“ Der Tröster sagt: „Ich weiß nicht, ob du diese Sünde schon mal getan hast.“ Wenn bei uns etwas vergeben ist, ist es nicht mehr da, es ist nicht mehr im Himmel gebucht.
Der Teufel sagt: „Habe ich gebucht, das ist schon das 52. Mal, dass es passiert ist.“ Es ist so schön zu wissen, dass der Tröster dabei ist.
Als Jesus weggegangen ist, hat er den Jüngern gesagt, sie sollen in Jerusalem bleiben, bis der Heilige Geist kommt. Was ist die Hauptaufgabe des Heiligen Geistes? Er wird kommen, und ihr werdet Zeugen sein in Jerusalem, Judäa, Samarien und bis ans Ende der Welt (Apostelgeschichte 1,8).
Die Hauptaufgabe, bei der der Heilige Geist dir unbedingt stets helfen will, ist, dass du Zeuge Jesu bist. Das ist seine Zielsetzung. Er will den Kindern Gottes die Möglichkeit und die Freude geben, Zeuge Jesu zu sein.
Mut und Freude im Zeugnis
Es geht dir vielleicht wie mir: Ich habe immer Angst, wenn ich wieder rausgehe, um von Jesus zu sprechen. Und ich habe oft viele gute Gedanken zu Hause. Dann denke ich, ich kann jetzt nicht gehen, weil ich noch 80 Mails zu beantworten habe. Außerdem möchte ich den Bibelschul-Kurs nochmal durchlesen und Aufgaben beantworten. Es gibt viele Arbeiten im Haus, die noch nicht fertig sind.
Ursula hat mir so eine Liste gemacht, auf der alles steht, was im Haus noch erledigt werden muss. Das und das. Hin und wieder mache ich etwas davon und freue mich sehr, wenn ich es danach durchstreichen darf. Trotzdem habe ich immer noch vieles zu tun, was nicht fertig ist. Und dann muss ich mir doch wieder sagen: Nein, Danny, jetzt gehst du raus!
Kennst du diese Psalmen, in denen der Psalmist mit sich selbst redet? Das müssen wir lernen: mit uns selbst zu reden. Redest du manchmal auch mit dir selbst? Der Psalmist sagt: „Du meine Seele, lobe den Herrn!“ So rede ich auch manchmal mit mir, oder? Wahrscheinlich war er genauso. „Ah, jetzt lobe mal den Herrn, Mann, was ist los?“ Wir brauchen das auch, dass wir lernen, mit uns selbst zu reden – durch die Bibel, durch Gottes Wort.
„Jetzt lob doch mal den Herrn!“ Vielleicht hast du keine Lust dazu. Du brauchst aber nicht unbedingt Lust zu haben. Überlege einfach mal, wie dankbar du sein kannst, dass du Jesus kennst, dass du den Herrn hast. Dann kannst du ihn loben, ihm danken und zu ihm kommen. Durch das Loben und Danken bekommst du neue Freude daran, mit ihm zu leben.
Der Teufel möchte immer, dass Gottes Kinder keinen Grund finden, um dankbar zu sein. Hast du schon gemerkt, dass wir oft das Gefühl haben, es sei alles schwer? Diese Welt sei schwer. Das stimmt aber gar nicht. Es ist gar nicht so schwer. Wir haben viel Freude und viel Freiheit. Wir können mit Christus leben. Wir haben den Tröster, wir kennen Jesus persönlich. Wir können Freude haben, mit ihm reden und wissen, dass er uns hört.
Und wenn du Zeugnis gibst in der Welt, wenn du wieder die Möglichkeit hast, von ihm zu sprechen – hast du das schon gemacht? Merkst du, welche Freude du danach hast? Gott schenkt immer eine ganz besondere Freude, jedes Mal, wenn wir gehorsam sind. Hast du das gemerkt?
Darum gibt es für Christen keine größere Freude, als sich in der Gemeinde ganz konkret zu engagieren, mitzuhelfen und zu dienen. Dienen ist die größte Freude.
Dienst als Ausdruck des Glaubens
Eine Zeit lang, zwischen zwei Gemeindegründungen, waren wir an einem Ort, an dem es keine Gemeinde gab. An den Sonntagen sind wir dann immer ziemlich weit gefahren, um einen Gottesdienst zu besuchen. In der Gemeinde, in der wir den Gottesdienst besuchten, konnte ich nur auf einer Bank sitzen und zuhören.
Nach ein paar Wochen habe ich zu Ursula gesagt: „Wie machen denn die Christen das, um zu leben, ohne zu dienen? Da sterbe ich. Ich kann doch nicht einfach immer nur da sitzen, zuhören und dann wieder gehen.“ Es ist doch eine große Freude, mit anderen Menschen etwas weiterzugeben, die Bibel zu lesen, um anderen zu helfen, damit sie im Glauben weiterkommen. Die Bibel zu studieren gibt uns mehr positive Gedanken, um den Menschen, die Gott nicht kennen, besser begegnen zu können.
Es macht so viel Freude, darüber nachzudenken, wie ein Arbeitskollege denkt und fühlt. Dann kann man darüber beten und den Herrn fragen: „Herr, zeig mir, wie ich meinem Kollegen eine Hilfe auf seinem Weg sein kann.“ Das ist doch spannend. Du bist im Gebet, nimmst die Bibel zur Hand, suchst deinen Weg und sagst dem Herrn deine Not. Du kannst ihm sagen: „Herr, ich möchte am Arbeitsplatz den Kollegen einfach verstehen. Ich merke, die anderen gehen ihm alle aus dem Weg. Er ist ein komischer Typ. Aber Herr, ich bin ja auch ein komischer Typ. Vielleicht klappt es ja. Sollen wir irgendwo einen gemeinsamen Boden finden?“
Ich finde es spannend, mit Gottes Geist zu rechnen, um anderen Menschen zu dienen. Es gibt so viele Möglichkeiten, sich zu engagieren. Jeden Montag kommen bei uns im Dorf die Müllabfuhrleute – gibt es das Wort so auf Deutsch? Ja, die Müllabfuhr. Der Lastwagen mit den zwei Arbeitern, die darauf sind, hält immer bei uns an. Sie wissen das schon seit zehn Jahren: Bei uns geht es immer am Montagmorgen so. Sie trinken ihren Kaffee, stellen ihren Lastwagen vor dem Haus ab und trinken den Kaffee bei uns.
Sie bekommen immer wieder Geschenke: Neues Testament, Jesus-Filme und so weiter. Und es gibt immer ein Gespräch dazu. Ich trinke den Kaffee mit ihnen, sie kommen rein. Sie wissen auch, dass sie bei uns zu Hause immer die Toilette benutzen können, wenn sie unterwegs sind und müssen. Das ist alles bei uns in Ordnung.
Durch sie ist es so schön, mit diesen Männern zusammen zu sein und ihre Freude zu sehen. Wenn der Lastwagen am Morgen kommt, gibt es ein kleines Klackern oder Hupen vor dem Haus, und dann wissen wir: „Ah, sie sind da.“ Dann kommen sie rein und es gibt diese Viertelstunde Freude, in der wir den Männern Mut machen können. Wenn sie mitten im Winter um vier Uhr morgens anfangen und kalt haben, können sie reinkommen, eine Viertelstunde Wärme genießen und dann wieder an ihre Arbeit gehen.
Es gibt so viele Möglichkeiten, in der Gesellschaft zu dienen. Man muss nur ein wenig die Augen öffnen und schauen, wie die Leute leben, die um einen herum sind.
Gemeinde und gesellschaftliches Engagement in der Endzeit
Wir werden als Gemeinde in den nächsten zehn Jahren vor großen Herausforderungen stehen. Ich bin zwar kein Prophet, aber ich heiße Daniel. In Frankreich hat der Staat nicht mehr genug Geld, um sich um die älteren Menschen zu kümmern. Die Alterspyramide ist so gestaltet, dass es allein in den Dörfern sehr viele ältere Menschen gibt. Diese haben oft kaum noch Kontakt zu anderen.
Früher brachten die Postboten nicht nur die Post, sondern auch die Rentenzahlungen zu den älteren Leuten. Die Postangestellten wurden damals mit einem Zeitchronometer genau überwacht, wie viel Zeit sie für die Briefkästen und die Dörfer brauchten. Jeder Postangestellte betreute mehrere Dörfer. Heute haben sie jedoch keine Zeit mehr für den persönlichen Kontakt zu den Menschen.
In Frankreich denkt man kaum daran, dass menschliche Beziehungen das Einzige sind, was ein Volk zusammenhalten und ein Leben bereichern kann. Deshalb werden viele Menschen viel mehr krank werden, weil sie keinen menschlichen Kontakt mehr haben. Die Behandlungskosten, zum Beispiel für Medikamente, werden dadurch steigen. Der Staat will zwar Geld sparen, schafft aber genau das Gegenteil.
Ohne Gott ist das normal. Doch ich finde es großartig, wenn wir als Gemeinde und Gläubige überlegen, wie wir uns üben können, freiwillig und ohne Bezahlung zu helfen. Vielleicht gibt es in deinem Viertel ältere Menschen, denen man helfen kann. Gibt es Menschen, die allein sind, bei denen du plötzlich jemand Wichtiges wirst?
In dem Dorf, in dem wir wohnen, gibt es viele Menschen, die uns lieben – ich kann es nicht anders sagen – und uns begrüßen. Wir haben immer wieder Möglichkeiten zu helfen. Zum Beispiel fährt Ursula, wenn sie in die Stadt zum Einkaufen fährt, vorher einige ältere Leute im Dorf an und fragt: „Ich fahre in die Stadt, wollt ihr mitkommen? Ich habe Platz im Auto.“ So entstehen Kontakte, und Menschen werden unterstützt.
Ich glaube, die Gemeinde in dieser Endzeit – und ja, ich glaube, wir leben in der Endzeit – wird immer mehr offene Türen vorfinden, wenn sie erkennt, dass man dienen kann, ohne dafür bezahlt zu werden. Ursula ist Krankenschwester, sie hat eine Ausbildung im Pflegebereich. Sie ist nach Dijon gegangen und hat angeboten, in den Dörfern die Kranken zu besuchen, Spritzen zu geben und Medikamente zu verabreichen – und das ohne Lohn.
Man sagte ihr, dass es dafür noch keine Formulare gibt. Man wisse nicht genau, wie man eine unbezahlte Tätigkeit offiziell regeln könne. Natürlich ist das eine gute Idee, aber es gibt noch keine klare Lösung. Ursula sagte daraufhin: „Schreibt das einfach auf. Wenn die Zeit kommt, in der es nötig ist, will ich helfen. Ich möchte nicht Krankenschwester mit Bezahlung sein, denn es gibt jüngere Krankenschwestern, die arbeitslos sind, weil viele Krankenhäuser geschlossen wurden. Ich will niemandem den Arbeitsplatz wegnehmen, der Geld verdienen muss. Aber wenn es Not gibt und kein Geld, dann ruft mich bitte an.“
Ich glaube, diese Zeit wird kommen. Dann werden sie sie anrufen, und sie wird helfen. Wir können als Diener in dieser Gesellschaft Menschen unterstützen. Vergiss nicht: Der Weg des Zeugnisses ist auch der Weg des Dienstes.
Die Erziehung zum Dienst am Beispiel Keleto
Ich hatte den Keleto bei mir. Keleto war ein junger Mitarbeiter, der jetzt auf den Pazifikinseln lebt. Er stammt von dort, ist ein Fischer, taucht unter Wasser nach Fischen – so ein Wilder. Er war bei uns zu Hause, mit seinem Länderschoss im Dorf.
Ich muss das erklären, damit Sie nicht denken, ich hätte da einen ganz anderen Menschen bei mir gehabt. Keleto ist Missionar für die Pazifikinseln geworden. Als er bei uns war, habe ich gemerkt, dass er etwas Besonderes ist. Keleto ist sein Vorname. Ich dachte immer, da steckt etwas Besonderes in diesem Kerl.
Ich fragte ihn: „Wie haben dich eigentlich deine Eltern auf der Insel erzogen?“ Die Insel ist klein, dreizehn Kilometer lang, drei Kilometer breit, mit fünftausend Einwohnern. Sie liegt mitten im Pazifik. Dort leben die Menschen noch ohne Modernismus, ganz einfach, fast so, als wären sie auf den Bäumen.
Das war höchst interessant. Bei der Kindererziehung gab es eine Erziehung vom Blick – nicht die Zeitschrift „Blick“, sondern eine Erziehung durch den Blick. Das heißt: Sein Vater hat ihm, als er klein war, immer gesagt: „Schau mal hin, wo kannst du helfen?“
Der kleine Keleto musste dann herumschauen, in die Hütten der Nachbarn hineinschauen, und überlegen: Wo kann ich helfen? Er half älteren Leuten, machte Gartenarbeit, holte Kokosnüsse – zehn Meter über dem Boden – und brachte sie herunter. Immer wieder half er.
Egal, wann er nach Hause kam, wenn er irgendwo gedient hatte, sagte sein Vater: „Sehr gut.“ Aber wenn er nichts getan hatte und zu spät nach Hause kam, gab es Strafe. Also war es eine Erziehung vom Blick: „Schau mal hin, wo kannst du dienen?“
Das habe ich dann gemerkt. Es war komisch, aber ich habe es gemerkt. Er wohnte bei mir, in der Wohnung, war jeden Tag mit uns beim Essen. Es war merkwürdig: Wenn irgendwo Arbeit war, war Keleto sehr schnell dabei und sagte: „Das kann ich machen, Dani. Du brauchst nichts zu tun, das kann ich auch machen.“
Ich fragte mich, wie er immer merkt, wohin ich gehe und was ich tun werde, und wie er so schnell zur Arbeit kommt. Aber es war die Erziehung vom Blick.
Ich würde sagen, das ist bestimmt etwas, das wir einüben können, wenn wir ganz bewusst Diener des Herrn sein wollen und bei den Menschen ein Zeugnis von Christus weitergeben möchten: den Blick, wo kann ich helfen?
Von diesem Weg aus wirst du sehen, dass sich auch Herzen öffnen werden.
Zuhören als Schlüssel zum Zeugnis
Zeugnis sein in dieser Welt und in der Gesellschaft leben bedeutet nicht, als Christ einfach zu versuchen, seine Botschaft loszuwerden. Nein, das funktioniert nie. Die Menschen brauchen nicht zuerst eine Botschaft. Sie brauchen zuerst deine Ohren. Sie müssen erst wissen, ob du zuhören kannst, ob du anhören kannst, ob du verstehen kannst und ob du Mitleid hast, ob du mit dabei bist.
Ich denke an meine Arbeitskollegen, als ich im Supermarkt gearbeitet habe. Die meisten Kontakte entstanden dadurch, dass verschiedene Arbeitskollegen Kinder hatten, die eine Zeit lang krank waren. Diese Kinder habe ich dann im Krankenhaus besucht und ihnen ein Geschenk mitgebracht – von ihren Eltern, meinen Arbeitskollegen. Sie sind ins Krankenhaus gegangen, haben das Kind besucht, Geschenke gebracht und gesagt: „Ich komme, denn ich arbeite mit deinem Papa zusammen. Ich habe gehört, dass du im Krankenhaus bist und möchte dir einfach etwas bringen. Ich hoffe, dass es dir bald besser geht.“ So hat er einen Krankenhausbesuch gemacht.
Das hat die Eltern sehr tief bewegt. Für sie war das absolut nicht normal. Und dann öffnen sich Herzen. Denn du hast auf dem Weg der Liebe, durch den Dienst, diesen Weg gewählt – ohne einen Hintergedanken wie: „Ich muss das Evangelium predigen.“ Das Evangelium ist die gute Botschaft für Menschen, die sich schlecht fühlen.
Die meisten Menschen, die ich treffe, fühlen sich aber nicht schlecht. Sie finden sich sehr gut. Erst mit der Zeit, durch menschliche Beziehung und Vertrauen, merken sie plötzlich, dass sie Nöte haben. Sie öffnen ihr Herz und erzählen von ihren Problemen. Wenn sie so weit sind, weiß ich, dass der Platz für die frohe Botschaft gekommen ist. Dann kann ich ihnen sagen: „Ich habe auch Probleme im Leben, aber ich habe einen Weg gefunden, wie Probleme gelöst werden können. Ich kann dir vielleicht mal davon erzählen, wenn du möchtest. Ich habe wirklich etwas gefunden, das mir hilft, von der Last all dessen wegzukommen, was ich schlecht mache.“
Oft muss ich die Menschen so lassen und ihnen nicht sofort eine Antwort geben. Sie sollen überlegen können und merken, dass es einen Weg, eine Möglichkeit gibt.
Beziehung in der Gesellschaft – ich weiß nicht, wie du das lebst – bedeutet immer eine gewisse Spannung, aber auch immer eine gewisse Freude.
Umgang mit Ablehnung und kleinen Zeugnissen
Und so oft wirst du Sämannsarbeit leisten, zum Beispiel ganz einfach durch das Verteilen von Traktaten. Traktate gibst du Leuten, die du gar nicht kennst. Man wird dir oft sagen: Das nützt alles nichts, die Leute lesen nicht, da brauchst du nichts zu machen. Heutzutage macht man das sowieso nicht mehr, keiner will etwas wissen und so weiter. Ich höre solche Aussagen auch immer wieder.
Beim Bezahlen auf der Autobahn, zum Beispiel in Frankreich, wo man die Autobahngebühr entrichten muss, passiert etwas Interessantes. Wenn man bezahlt, sieht man wieder einen Menschen – das finde ich gut. Beim Anhalten öffnet jemand einen Kasten, man bezahlt, und ich habe ihm ein Johannesevangelium gegeben. Beim Zurückfahren habe ich wieder ein Johannesevangelium verteilt. Mein älterer Mann war dabei, nicht so alt wie ich, aber doch älter. Er saß dort, ich gab ihm das Evangelium, und er sagte: „Früher war ich bei dem, wie sagt man, Messdiener. War ich früher, aber jetzt sagt mir das alles nichts mehr, Religion ist alles nichts.“
Ich antwortete ihm: „Ja, interessant. Früher habe ich auch nicht geglaubt, heute glaube ich. Es ist wirklich interessant. Vielleicht verwechseln Sie Gott mit Religion. Vielleicht haben Sie da eine Verwechslung gemacht.“ Ich sagte weiter: „Gegen Religion bin ich auch. Alle menschlichen Systeme bringen nichts, es ist alles Geldsache. Aber mit Gott habe ich Frieden, wirklich super.“
Da konnte ich nur noch sagen, weil ein Auto hinter uns wartete und ich nicht lange stehen bleiben konnte: „Mit Jesus habe ich es super.“ Ich glaube, dass Gott immer wieder in den Herzen arbeitet. Er arbeitet mit deinem Zeugnis, mit ein paar Worten, mit Gottes Wort, also mit den Evangelien, mit der Bibel. Er kann in den Herzen wirken.
Natürlich kenne ich auch Situationen, in denen ich das Evangelium gebe und die Leute sagen: „Nein, nein, das kann ich alles nicht gebrauchen.“ Dann nehme ich das Evangelium wieder zurück und sage: „Entschuldigung, dass ich Sie gestört habe.“ Dann fahre ich weiter. Ich will nicht stören, bin nicht unbedingt dafür da, aber wir haben Möglichkeiten, das Evangelium in dieser Welt weiterzugeben.
Wir müssen einfach zugeben, dass wir die stete Beziehung mit Jesus brauchen, sonst haben wir nicht den Mut, es zu tun. So bin ich jedenfalls. Ich habe auch immer wieder Möglichkeiten, die ich nicht nutze, und dann muss ich dem Herrn sagen: „Ich hatte da den Mut nicht, vergib mir, ich war da schlapp.“
Ich bin so froh, dass wir immer von der Vergebung leben können, denn er ist treu. Wir können immer wieder neu versuchen, in dieser Gesellschaft das Evangelium weiterzugeben.
Die Wurzeln des Glaubens als Grundlage für das Zeugnis
Was braucht es eigentlich dazu? Es braucht, dass deine Überzeugungen gut verwurzelt sind. Bist du wirklich überzeugt davon, dass Jesus der einzige Retter ist? Wirklich der einzige? Glaubst du, es gibt noch einen anderen Weg, um in den Himmel zu kommen und gerettet zu sein?
Wenn du wirklich davon überzeugt bist, ist das eine ganz wichtige Wurzel. Falls du es noch nicht bist, dann lerne auswendig Apostelgeschichte 4,12: "Es gibt keinen anderen Namen, der unter dem Himmel gegeben worden ist, um die Rettung der Menschheit als Jesus." Diese Überzeugung musst du im Gebet vor den Herrn bringen, damit sie in dein Herz kommt. Wie wunderbar ist es, dass dieser einzige Name von Gott gegeben ist!
Ich verstehe nicht, wie ich das mit 19 Jahren fassen konnte. Ja, die Gnade Gottes – Gott hat mich davon überzeugt: Ich brauche Jesus. Von dieser Überzeugung aus weiß ich genau, was die Welt braucht, was die Menschen brauchen, was die Gesellschaft braucht. Es ist nicht ein System oder eine Theologie, sondern eine Person. Sie brauchen Jesus als Person in ihrem Leben.
Und da kannst du dann mit Überzeugung davon reden. Ich kann nicht so mit Überzeugung über die evangelikale Welt sprechen und was alles geschieht. Das ist zwar schön, aber ich habe zu wenig Überzeugung, davon zu reden. Aber von der Person Jesu Christi kann ich mit Überzeugung sprechen.
Von ihm kann ich sagen, dass er nie enttäuscht hat. Von ihm kann ich sagen, er ist treu. Auch in schweren Situationen war er da, und besonders in ganz schweren Situationen habe ich ihn ganz nah gespürt. Ich kann sagen: Er ist treu, Jesus. Ja. Und das kann ich dann mit Überzeugung weitergeben.
Überlege mal in deinem Leben, in deinem Herzen: Welche Überzeugungen hast du, wenn du an Jesus denkst? Welchen Wert hat er für dein Leben? Wenn er den richtigen Wert bekommt, dann wird dein Zeugnis in der Welt kein Krampf sein. Es wird etwas, womit du selbst überrascht bist, dass du Zeuge Jesu bist, ohne es zu merken.
Denn du hast in deinem Leben etwas, das dich nach vorne treibt: die Liebe Gottes, die dich trägt und dir den Mut gibt, Stellung zu nehmen für den Heiland, für deinen Retter und deinen Herrn. Diese Überzeugung ist wichtig.
Der Sinn des Lebens und der Auftrag der Gemeinde
Das andere, was mir auch hilft, ist die Überlegung: Warum lässt mich Gott in dieser Welt leben? Warum lebe ich eigentlich noch? Faktisch gesehen weiß ich, dass ich noch lebe wegen Epheser 2, weil noch Werke da sind, die der Herr vorbereitet hat und die ich scheinbar noch nicht getan habe.
Also glaube ich das: Ich lebe noch für diese Werke. Außerdem lebe ich auch in dieser Welt, weil Gott in seinem Heilsplan entschlossen hat, die Gläubigen in jeder Generation als Zeugen zu gebrauchen, damit andere Menschen das Evangelium hören.
Ich muss immer staunen, wenn ich daran denke, dass der große Gott des Universums sich in seiner Liebe so beschränkt hat und sich gesagt hat: „Ich werde jetzt meine Kinder gebrauchen, um die wichtigste Botschaft der Welt weiterzugeben.“ Er hätte doch etwas ganz Neues schaffen können. So ist er ja, der Schöpfer, ein ganz großes Wesen, so wie ein riesiger Airbus oder noch größer – so ein großes Wesen, das über Neuwied fliegt und ausruft: „Bald kommt das Gericht, ihr müsst alle bereit sein!“ Das wäre für Gott kein Problem gewesen.
Aber jetzt hat er in seiner Liebe den Auftrag seiner Gemeinde gegeben – also Sonipus, seiner Frau, oder besser gesagt: seiner Braut – den Auftrag, von Generation zu Generation die Welt wissen zu lassen, dass Jesus Gott ist.
Jetzt sind wir Gemeinde. Wir haben einen Auftrag. Und für diesen Auftrag brauchen wir jeden Tag die Beziehung mit dem Bräutigam, mit Jesus, damit wir diesen Auftrag weitergeben können.
Die Liebe zum Herrn als Motor für das Zeugnis
Ich weiß nicht, wie das bei den Verheirateten ist. Kannst du dich noch erinnern, als du verlobt warst? Ich weiß nicht, ob du Schwierigkeiten hattest, von deiner Verlobten zu sprechen. Ob du dich vielleicht geniert hast.
Leider muss ich sie euch jetzt vorstellen. Ich habe nichts Besseres gefunden, entschuldigung. Sie ist eben so, und wenn ich sie nicht so nehme, bin ich auch zu blöd, um etwas Besseres zu suchen. Ich weiß nicht, wie das bei dir war.
Wenn ich mit ihr zusammen war, hatte ich immer viel Freude, von ihr zu sprechen. Für mich war es einfach: Ich habe die schönste Frau gefunden. Es hat mit dir geklappt, aber ich habe die Schönste genommen.
Bist du verliebt in den Heiland, den Herrn? Bist du verliebt? Das ist eine gute Frage. Je mehr er dir vergibt, desto mehr Liebe wirst du für ihn haben. Du musst nicht mehr sündigen, um mehr Vergebung zu bekommen. Du musst einfach ehrlich sein, so wie ich es auch versuche.
Wenn wir ehrlich sind, dann sind wir alle Sünder und brauchen viel Vergebung. Weil er so viel vergibt, verlieben wir uns in ihn. Oft verstehe ich nicht, warum er mich so liebt. Ich kann es nicht begreifen.
Wenn wir in dieser Beziehung mit ihm sind, schenkt er uns immer wieder die Freude, ihn anderen vorzustellen. Nicht in theologischen Gesprächen, sondern einfach, um zu sagen: Für mein Leben habe ich eine Lösung gefunden. Diese Lösung ist nicht in mir, sondern außerhalb von mir. Aber ich habe sie in mein Herz hineingelassen, und jetzt habe ich die Lösung in mir.
Wir müssen lernen, mit Menschen so zu reden, dass wir nicht von vornherein eine Mauer aufbauen. Wenn ich den Leuten sage: „Ich habe Gott gefunden“, ist die Mauer oft schon da. Sie denken: „Das ist ein Stündler“ oder „eine gefährliche Sekte“. Da muss man vorsichtig sein.
Wir sollten ihnen helfen, dass sie verstehen können: Du hast in deinem Leben etwas gefunden, das dich zufrieden macht. Es muss wahr sein, dass du zufrieden bist mit ihm. Du hast etwas gefunden, wo du deine Nöte abladen kannst, wo du deine Sorgen loswerden kannst.
Wir dürfen nicht versuchen, der Welt zu zeigen, als hätten wir keine Sorgen. Das stimmt ja gar nicht. Wie oft sage ich den Leuten: Ich habe auch Sorgen. Aber ich bin so dankbar, dass ich sie irgendwo abladen konnte und heute frei davon bin.
Natürlich kommen dann manchmal Fragen wie: „Wie haben Sie das gemacht?“ Dann sage ich: „Ich habe kein Yoga gemacht, ich habe nicht versucht, meinen Kopf zu lehren, und ich war auch nicht bei einem Psychiater. Ich habe aber eine andere Quelle gefunden.“
„Ja, aber was ist denn diese Quelle?“ Da muss man langsam vorgehen, damit die Leute entdecken können: Wir haben eine Person gefunden, Jesus Christus als Person.
Die Frage „Warum lässt mich Gott in dieser Welt leben?“ hilft mir. Ich bin noch in dieser Welt, und du bist auch noch in dieser Welt. Denn du bist Salz der Erde und Licht der Welt.
Oft zeigt uns der Herr gar nicht, wie fest unser Licht ist. Das bewahrt uns davor, hochmütig zu werden. Das ist seine Liebe.
Authentizität und Freude als Zeugnis
Es ist immer wieder interessant, wenn ich Zeugnisse von Menschen höre, die sich bekehrt haben, besonders in der Pionierarbeit. Oft erzählen sie mir später, dass sie anfangs nicht wussten, was eigentlich los war.
Ich denke zum Beispiel an eine Situation im Volleyballclub. Dort spielte ich, als sich Benoit bekehrte. Er war Geschichtslehrer und ebenfalls im Volleyballclub. Mit ihm hatte ich nie direkt über Jesus gesprochen. Später jedoch sprach ich mit ihm über Jesus und von der Quelle, die ich kenne.
Benoit sagte mir, als er bekehrt war: „Ich habe immer gedacht, bei dir ist etwas anders. Einfach anders.“ Das hat mich sehr gefreut. Ich fragte ihn, wie er das gemerkt habe. Er antwortete: „Ich habe doch nicht besser gespielt als andere.“ Ich sagte: „Nein, du hast nicht besser gespielt, gar nicht. Aber etwas war da.“ Dieses Etwas ist auch in dir – das ist Jesus in dir. Glaub daran, das Etwas ist bei dir.
Dieses Etwas ist am Anfang für manche Menschen komisch, für andere sogar ein Ärgernis. Vergiss nicht: Wenn Leute ohne Grund gegen dich sind, zum Beispiel Arbeitskollegen, ist das ein gutes Zeichen. Sie haben etwas gespürt, und dieses Etwas macht ihnen Probleme.
Das Schlimmste ist, wenn sie gegen dich sind und du trotzdem freudig bleibst. Das macht sie fertig. Sie denken: „Das geht doch nicht!“ Sie versuchen, dich zu testen, um zu sehen, wie lange du das aushältst, bevor du ausrastest. Und du bleibst fröhlich. Ja, Wahnsinn!
Ich erinnere mich noch, wie mich Kollegen im Supermarkt immer wieder getestet haben. Ich war dort verantwortlich für 250 Sorten Alkohol, obwohl ich eigentlich nichts vom Alkohol verstand. Das machte aber nichts.
Zu meinem Bereich gehörte auch die Reihe mit verschiedenen Sirupsorten, wie Pfefferminzsirup und so weiter. Ein Kollege nahm, wenn ich den Rücken zuwandte – ich hatte ihn schon beobachtet – immer wieder eine Sirupflasche und schlug sie an den Boden. Das ist natürlich unangenehm zum Putzen, denn Glas und Sirup kleben überall.
Ich dachte: „Der Kerl testet, wie lange es dauert, bis ich die Beherrschung verliere.“ Später gab er es zu. Er sagte: „Als ich wusste, dass du Christ bist, wollte ich sehen, wie lange du das aushältst.“ Das fand ich interessant.
Es plagt die anderen, dass du anders bist. Aber sie wollen unbedingt wissen, ob das authentisch ist oder nur Schein.
Auch ich habe am Arbeitsplatz schon mal die Beherrschung verloren. Ja, ich habe sie angesungen – allerdings nicht nett, eher in Moll. Danach habe ich mich bei ihnen entschuldigt. Ich erklärte, dass ich ein unruhiges Gewissen habe, wenn ich so reagiere, und dass ich innerlich weiß, dass das nicht richtig ist. Deshalb sagte ich: „Es tut mir leid, dass ich so reagiert habe.“
Ich gab zu, dass ich Fehler gemacht habe. Diese Ehrlichkeit öffnet Herzen. Die Menschen merken, dass ich es zugeben kann. Ich muss nicht so tun, als ob ich perfekt wäre. Ich kann authentisch und wahrhaftig bleiben.
Ich glaube, das berührt die Leute, wenn du echt bist.
Ich erinnere mich auch an eine Situation mit meinem Chef im Geschäft. Ich fuhr mit dem Gabelstapler und holte eine ganze Reihe Flaschen. Dabei bin ich an einen Pfosten gefahren und habe Flaschen beschädigt.
Wie gewöhnlich schrie der Chef durch den ganzen Laden. Ich schrie sofort zurück: „Nicht mit allen schreien, ich bin schuld!“ Der Chef war überrascht.
Ich ging zu ihm, entschuldigte mich und sagte: „Es tut mir leid, ich bin an den Pfosten gefahren. Sagen Sie mir, wenn ich etwas bezahlen muss. Ich habe das Geld nicht jetzt, aber ich kann sparen und es später bezahlen. Es tut mir wirklich leid, dass das passiert ist. Ich habe nicht aufgepasst.“
Er antwortete: „Schon gut, schon gut.“ Für mich war es wichtig, dass ich zugeben konnte, was ich falsch gemacht hatte.
Der Christ kann wahrhaftig sein. Das ist sein Vorteil: Er kann zugeben, wenn er Fehler macht.
Das ist auch etwas, was unsere Gesellschaft heute braucht. Sie muss merken, dass es Menschen gibt, die authentisch sein können, die zu ihren Fehlern stehen und sagen: „Das habe ich falsch gemacht, nicht die anderen.“
Diese Wahrheit braucht unsere Gesellschaft heute. Es ist so wichtig, dass wir das weitergeben.
Eigene Grenzen erkennen und im Glauben wachsen
Das Letzte, und danach könnt ihr hoffentlich Fragen stellen, falls ihr welche aufgeschrieben habt oder euch etwas eingefallen ist. Auch zu dem, was ich gesprochen habe, könnt ihr gerne etwas sagen.
Das Letzte, was mir im Zeugnis in dieser Gesellschaft wichtig ist, ist zu lernen, mich selbst gut einzuschätzen. Was verstehe ich darunter? Ich muss meine persönlichen Möglichkeiten kennen. Am Anfang meines Glaubenslebens habe ich meine persönlichen Möglichkeiten manchmal nicht wirklich gekannt, sondern bin über meine Grenzen hinausgegangen.
Ich möchte euch das mal erklären: Als ich noch ein junger Bekehrter war, war ich in der Bibelschule Grishona. Dann ging ich nachts, von Samstag auf Sonntag, ziemlich regelmäßig nach Basel in die Oase und in den Bierkeller – ich weiß nicht, ob ihr diese beiden Nachtlokale kennt. Ich ging mit meiner Gitarre dorthin, um zu singen und zu evangelisieren. Die Leiter kannten mich langsam.
Ich habe natürlich am Anfang immer auf Englisch gesungen, damit niemand etwas versteht. Das ist beim Evangelisieren einfacher, ein paar Negrospirituals auf Englisch, ja, das ging gut. Aber dann habe ich auch Zeugnis gegeben, klar, evangelisiert, zur Bekehrung aufgerufen und so weiter.
Wenn ich in das Nachtlokal kam, stellte der Chef immer die Jukebox aus, also die Musik. Er sagte dann: „Komm, sing uns noch eins.“ So habe ich in der Nacht evangelisiert. In diesem Nachtlokal waren viele Freudenmädchen oder wie man sie nennt – diese lieben Menschen. Sie sind alle Geschöpfe Gottes, wunderbar, aber sie sind einfach auf einem falschen Weg.
Ich dachte, okay, hier kann ich evangelisieren. Aber oft, wenn ich dann auf den Heiligen Berg Grishona hochging, war es etwa drei Uhr morgens, und es fuhr kein Bus mehr. Ich musste im Wald hochmarschieren, mitten in der Nacht, mit meiner Gitarre. Ich hätte nicht gewollt, dass du gesehen hättest, was da alles für Gedanken und Kämpfe in mir waren – auf sexueller Ebene, welche Bilder da in meinem Kopf auftauchten.
Oft habe ich beim Gehen geweint und gesagt: „Herr, ich bin doch zum Evangelisieren gegangen, warum habe ich jetzt so einen Kampf?“ Erst später habe ich gemerkt: Danny, du bist weitergegangen, als deine Wurzeln in Gott und in seinem Wort solide waren.
Ich musste später lernen, beim Evangelisieren auch ganz bewusst zu wissen, was ich kann, ohne in Sünde zu fallen. Wie fest bin ich in Gottes Wort verankert? Gibt es Dinge, bei denen ich nicht alleine sein darf, sondern mit anderen zusammen, um gemeinsam Zeugnis zu tragen und im Kampf zu stehen? Das habe ich in den ersten Jahren nach der Bibelschule überlegt.
Während der ganzen Zeit in der Bibelschule hat es mich nicht abgehalten. Ich ging immer wieder evangelisieren, und Gott hat mich in seiner Liebe bewahrt. Das ist für mich ein Wunder. Er hat mich bewahrt in seiner Liebe.
Aber ich musste dann später überlegen: Was sind meine persönlichen Möglichkeiten? Wo kann ich nicht hingehen, weil ich zu schwach bin? Was kann ich im Zeugnis tun, was muss ich anderen überlassen? Was könnte ich tun, wenn wir zwei, drei, vier oder zehn Leute zusammen sind? Das ist eine Hilfe.
Das zeigt uns auch Gottes Wort. Wenn wir zum Beispiel den Zustand der Endzeit lesen, zum Beispiel in 2. Timotheus 3,1-9, da steht, dass die Menschen sich negativ verhalten werden. Ich kenne den Text: Alles Negative steht am Anfang, also alles, was ich tun kann, wenn ich meinen Willen nicht einsetze.
Ungehorsam gegenüber den Eltern – das passiert oft automatisch, ohne dass man den Willen bewusst einsetzt. Im Text steht: Von diesen Leuten nimm Distanz.
Ich habe dann immer gedacht: „Herr, wie soll ich das machen? Du betest, dass ich in der Welt leben soll, und du sagst, ich soll Distanz nehmen.“ Das passt doch nicht zusammen.
Dann wurde mir klar: Ich soll in der Welt sein, aber da, wo die Versuchung zu groß ist, muss ich lernen, Distanz zu nehmen.
Jeder hat in seinem Leben Bereiche, wo er lernen muss, Distanz zu nehmen. Das kann ganz verschieden sein, es muss nicht extrem sein. Vielleicht musst du Distanz nehmen vor den Kleidergeschäften, weil du immer stehen bleibst und denkst: „Oh, das wäre noch schön. Wenn ich zehn Jahre jünger wäre, würde ich das nehmen.“
Oder du hast solche Farben. Ich durfte eine Zeit lang nie vor Bürogeschäften anhalten. Ich bin Bürofan und meine immer, ich brauche zwanzig Kugelschreiber. Und wenn einer schreibt, dann brauche ich einen neuen – ich habe zwar zwanzig, aber plötzlich brauche ich doch noch einen, ganz merkwürdig.
Jeder hat seine Schwächen, die er im Leben entdecken kann. Von denen muss man Distanz nehmen, damit man in seinen Prioritäten klar weiterleben kann.
Ich glaube, viele Gläubige sind auch in den Materialismus hineingesunken, weil sie nicht gemerkt haben, dass die Zufriedenheit immer von Christus kommt und nicht von der Umgebung. Nicht von der Umgebung.
Du kannst das schönste Haus haben, die schönsten Möbel – ich freue mich, wenn du das hast. Ich freue mich, wenn es schön bei dir ist, wunderbar. Aber die Zufriedenheit kommt davon, dass du in Christus die Zufriedenheit gefunden hast.
Und diese Zufriedenheit gibt die Möglichkeit, immer zu geben. Der zufriedene Mensch hat immer etwas zu geben. Der Unzufriedene sucht immer nur etwas zu haben.
Es ist interessant, wie man als zufriedener Mensch immer wieder merkt, was man weitergeben kann.
Ich denke an Ursula, meine Frau. Ich habe ihr zur Hochzeit das schönste Möbelstück gekauft. Ich habe mein ganzes Geld zusammengekratzt und ein schönes Wohnzimmermöbel gekauft. Ich wusste, das entspricht ihrem Stil, das mag sie gerne.
Ich habe das als Geschenk zur Hochzeit hingestellt. Sie hat sich sehr gefreut, hat mich mehrmals umarmt, das war schön.
Dann sind wir das erste Mal umgezogen und kamen in eine andere Gegend, um dort Pionierarbeit zu leisten. In dem neuen Haus, in das wir eingezogen sind – ein Altbau – gab es keine Mauer, die lang genug war für dieses Möbelstück.
Ich habe ihr nichts gesagt, habe nur mit dem Meter das Möbelstück angeschaut und gesagt: „Uff, keine Mauer, wo man das Möbel hinstellen kann.“ Ich war schon verrückt, so ein großes Möbelstück zu kaufen, aber na ja, das macht man so.
Ich habe ihr gesagt: „Du, wir haben ein Problem. Ich weiß nicht, ob wir diese Wohnung nehmen können, die Mauern sind alle zu kurz für das Möbel.“
Sie sagte: „Danny, das ist ja super. Gerade jetzt heiratet ein anderer Missionar, und ich habe überlegt, was wir ihm schenken könnten. Wir schenken ihm dieses Möbelstück zur Hochzeit.“
Ich sagte: „Uh, das ist schön.“ Das Problem war gelöst.
Ich war später so dankbar, denn das Möbelstück war lang und schwer. Wir sind achtmal umgezogen. Stell dir vor, ich hätte das Möbelstück achtmal die Treppen hoch- und runtertragen müssen.
Zum Glück haben wir es verschenkt. Da hat jemand anderes die Probleme damit. Gute Lösung.
Ich sage nur: Es ist wichtig, dass du in deinem Leben die Zufriedenheit bei Jesus hast. Diese Zufriedenheit wird in deinem Zeugnis herausstrahlen, ohne dass du es merkst.
Stell dir vor, du sagst bei den Arbeitskollegen – wie es mir auch passiert ist – dass du total zufrieden mit deinem Lohn bist, gut bezahlt. Sie schauen dich an und denken: „Dem geht es nicht gut.“ Denn man ist doch nie zufrieden mit dem Lohn.
Meine Kollegen haben immer im Supermarkt etwas mitgenommen. Es ist normal, dass sie immer wieder Verschiedenes in der Tasche haben, wenn sie rausgehen. Das gehört zum Lohn.
Ich habe auch so große Taschentage. Das gehört zum Lohn, nimmt man einfach mit.
Warum? Weil Unzufriedenheit da ist!
Und sie hatten eigentlich nichts mehr vom Leben, standen finanziell nicht besser da als wir. Aber die Unzufriedenheit bleibt etwas, das im Herzen steckt.
Deine Zufriedenheit wird eine große Kraft im Zeugnis sein.
Also, ich höre jetzt auf: Grenzen kennen, Zufriedenheit.
Und vergiss es nicht, wenn du verheiratet bist, daran zu denken, wie du in dieser Welt von deiner Frau redest. Wie redest du von ihr? Das ist ganz wichtig.
Meine Kollegen, die Männer, haben immer blöde Witze über Frauen gemacht, auch im Supermarkt. Da habe ich das erste Mal gesagt: „Ach Männer, ich bin so dankbar. Ich weiß, ihr redet nicht von meiner Frau, denn meine ist super.“
Wenn sie dann wieder so geredet haben und ich nicht dazugekommen bin, haben sie gesagt: „Still, der Priester kommt!“
Oft, wenn ich morgens zur Arbeit kam, sagte ich: „Ah, der Priester ist wieder da.“
Ich bin reingekommen und habe gesagt: „Ja, meine lieben Schafe, es ist schön, heute wieder mit euch zusammen zu sein.“
Ich habe den Priester gespielt, am Anfang im Geschäft ein Kreuzzeichen gemacht, damit sie merken: Der Priester ist gekommen.
Humor als Kraftquelle im Glaubensleben
Zeugnis: Für mich ist Humor unverzichtbar. Ich glaube, ich könnte ohne Humor kein Christ sein. Mir fehlt immer eine der Seligpreisungen aus Matthäus 5. Wie heißt die Szene noch einmal? Genau, die Seligpreisungen.
Mir fehlt immer eine, die Jesus nicht gegeben hat, die aber für mich wichtig ist: „Glücklich ist, wer gelernt hat, über sich selbst zu lachen, denn er wird nie aufhören zu lachen.“ Also lerne, über dich selbst zu lachen – das ist etwas Schönes.
Lerne Humor in diesem Leben. Wenn andere spöttisch sind, versuchen, dich runterzudrücken oder dir irgendwie wehzutun, kannst du oft mit Witzen die Situation entschärfen. So nimmst du ihnen oft die Waffen weg. Dann merken sie, dass man dir nicht weh tun kann. Du lachst sogar über solche Dinge.
Das kann eine große Hilfe sein, auch im Leben und in unserer Gesellschaft.