Persönliche Vorstellung und Weg nach der Bibelschule
Also, schönen guten Abend! Ja, guten Abend! Auch von unserer Seite ist jetzt die Gelegenheit, kurz etwas zu uns zu sagen. Es gibt so viel zu erzählen. Eigentlich haben wir eine PowerPoint-Präsentation vorbereitet, die wir euch gerne am Sonntagabend zeigen möchten. Dort fangen wir am Anfang an und enden genau dort, wo wir jetzt sind. So ist der Zusammenhang besser zu verstehen.
Heute Abend möchte ich einfach erzählen, was wir nach der Bibelschule bis hierher gemacht haben. In der Vorbereitung dachte ich zuerst, ich müsste ein Jahr vorher anfangen zu erzählen, dann sogar zwei Jahre. Aber jetzt bleibe ich einfach bei der Bibelschulzeit.
Dazu möchte ich auch etwas zu unserem Literaturtisch hier hinten sagen, für die, die das vielleicht nicht mitbekommen haben.
Ich komme aus Nordirland, Claudia ist Deutsche. Wir haben uns hier auf der Bibelschule kennengelernt. Dass wir überhaupt hier sind, verdanken wir Michael Kotschart-Schul, weil er unser Klassenlehrer war. In der ersten Woche auf der Bibelschule hat er uns als Klassensprecher eingesetzt – ich für die Jungs und Claudia für die Mädchen. So haben wir uns kennengelernt, zusammengearbeitet und Sachen für die Schule geplant. Michael, danke schön! Er hat uns 1999 auch getraut. Wir waren Klassensprecher hier, ich war im dritten Jahr Schulsprecher, und wir sind befreundet geblieben.
Wie viele von euch haben das Genesis-Turnier der Bibelschule gesehen? Genesis oder vielleicht Daniel oder so? Gut. Also in den drei Jahren, als ich hier auf der Bibelschule war, war ich für die Technik bei der Genesis-Darstellung zuständig. Das war von 1996 bis 1999. Im Herbst 1999 haben wir hier die Bibelschule abgeschlossen.
In dem Freundesbrief damals stand Amsterdam, Weiterbildung und Fernzielmission oder so etwas Ähnliches. Wir hatten Pläne. Ich wollte noch studieren, am Tyndale Theologischen Seminar in Amsterdam meinen Master machen. Das wurde auch akzeptiert, und wir haben eine Wohnung gesucht. Aber wir haben nichts gefunden. Gott hat die Tür zugemacht. Das war ziemlich hart für uns, weil wir bereit waren, von Deutschland wegzuziehen. Holland lag so in der Mitte zwischen Irland und Deutschland.
Dann haben wir Gott gefragt, was wir jetzt tun sollen. Wir haben darüber geredet und gedacht, vielleicht möchte Gott, dass wir doch nach Irland gehen. Wir einigten uns darauf, dass ich zwei Wochen nach Irland fahre, um zu schauen, ob es dort Möglichkeiten gibt. Vielleicht könnte ich eine Bibelschule besuchen. Ich hatte zwar schon die Dreierle gemacht, wollte aber mehr Erfahrung in der Pastorenarbeit sammeln und vielleicht mehr im Bereich Gemeindegründung studieren.
Also bin ich für zwei Wochen nach Irland gekommen. Ich sollte nicht zu viel erzählen, weil Claudia das noch aus ihrer Sicht erzählen möchte. Aber nach einer Woche hatte ich einen Platz auf einer Bibelschule, eine Wohnung um die Ecke meiner Eltern gefunden. Ich bekam ein Auto angeboten und sogar einen Lastwagen kostenlos, um unsere Sachen aus Deutschland zu holen. Wir mussten nur die Versicherung besorgen.
Ein paar Tage nachdem der Lastwagen angeboten wurde, bekamen wir einen Anruf, dass die Versicherung schon fertig sei und wir sie nur abholen müssten. Es gab so viele Zeichen, dass Gott uns ganz klar wieder nach Irland geführt hat. Das war in der Zeit, als E-Mails gerade aufkamen. Ich habe Fotos gemacht und Claudia geschickt. Sie war jeden Tag erstaunt, wie Gott diese Türen geöffnet hat.
Ich habe dann am Irish Baptist College in Belfast noch ein Jahr studiert. Während dieser Zeit kam die Anfrage von der Baptistengemeinde ganz in der Nähe, ob ich Interesse hätte, dort meine erste Erfahrung im Predigtdienst zu sammeln. Die Gemeinde hatte 15 bis 20 Gottesdienstbesucher, wenn es gut lief. Dort begann alles.
Ich machte meine ersten Erfahrungen. Auf Deutsch hatte ich das schon gemacht, aber auf Englisch war es neu für mich. Die Gemeinde lag in einem Gebiet mit hoher Arbeitslosigkeit und vielen Herausforderungen. Ich musste alles machen: Kinderarbeit, Jugendarbeit, sonntags die Kinderbotschaft bringen, morgens und abends predigen, jeden Sonntag Abendmahl leiten und eine Kurzbotschaft halten.
Außerdem Kinderstunde in der Woche, Andachten bei den Jugendlichen, Besuche, Evangelisation und Traktate verteilen. Wir haben alles gemacht und sehr viel über Leitung, Teamarbeit, Predigtvorbereitung und Motivation gelernt. Ich habe auch regelmäßig Religionsstunden in Schulen gegeben. In Irland ist es noch möglich, als Pastor jede Woche eine Unterrichtsstunde in Schulen zu halten.
Dann kam der Zeitpunkt, an dem wir merkten, es wäre Zeit weiterzuziehen. Wir sind ausgetreten, wussten aber nicht, was als Nächstes kommt. Wir waren bereit, wieder in einen normalen Beruf zu gehen. Früher habe ich fotografiert und Gestaltung gemacht, und ich war bereit, das wieder aufzunehmen.
Dann kam eine Anfrage von einer anderen Gemeinde, der Portadown Baptist Church, einer Baptistengemeinde mit etwa 300 Gottesdienstbesuchern. Im August 2003 wurde ich dort als Zweitpastor angestellt. Der Seniorpastor war schon 20 Jahre dort. Ich habe die Anfrage angenommen.
Von 2003 an war ich dort tätig, mit Hauptverantwortung für Evangelisation und Jugendarbeit. Fast jeden Sonntag habe ich gepredigt und andere Dinge gemacht. Das war unsere geistliche Heimat. Claudia hat sich dort sehr wohl gefühlt.
Es war eine große Sache für uns, wieder nach Deutschland zu kommen. Nur wenige Wochen nach unserer Hochzeit sind wir nach Irland gezogen, und das war alles, was wir zusammen kannten. Jetzt sind wir wieder in Claudias Heimat. Viele in Irland sagten: „Zumindest gehst du wieder nach Hause.“ Sie können sich gar nicht vorstellen, dass Neumünster zehn Stunden mit dem Auto von unserem jetzigen Wohnort entfernt ist.
Wie wir hierher in die KIB gekommen sind: Wir waren immer noch an Mission interessiert und sehr zufrieden mit der Gemeindearbeit, die wir gerne machten. Aber wir wussten, dass wir irgendwann wieder in die Mission gehen würden.
Ganz gezielt haben wir Rundbriefe und Missionsliteratur abbestellt. Wir haben den Leuten geschrieben, sie sollten uns kein Material mehr schicken. Wir haben uns auf einige Missionsgesellschaften konzentriert und Informationen von ihnen eingeholt. Die KIB war eine davon.
2005 waren wir auf einer Missionskonferenz der Kinderevangelisationsbewegungen in Irland. Wir sind nur für einen Tag hingefahren. Dort wurden wir richtig angesprochen, und unser Herz wurde warm für die Arbeit der KIB.
Wir konnten uns aber nicht vorstellen, vollzeitliche Kindermitarbeiter zu sein. Wir wussten nicht, wie wir das zusammenbringen könnten. Es schien, als würde Gott uns in diese Richtung führen, aber gleichzeitig konnten wir es uns nicht vorstellen.
In Deutschland haben wir uns auch interessiert. Vor zwei Jahren im Herbst habe ich Gemeindegründungsprojekte in Rostock angeschaut, wo es Möglichkeiten gab. Kurz danach bekamen wir Besuch von der KIB, von den Leitern in Irland. Einer kam mit Brief und Arbeitsbeschreibung von der europäischen Feldleitung der KIB.
Ich habe uns dann direkt gefragt, ob wir bereit wären, wieder aufs europäische Festland zu ziehen und hier die Arbeit unter Teenagern in Europa zu leiten. Wir sind für Teens aktiv in Europa. Auf Englisch heißt das Youth Challenge. Deshalb steht auf dem Plakat draußen auch „Youth Challenge“.
Wir sollten diese Arbeit leiten – nicht die gesamte KIB in Europa, sondern diesen Zweig der Arbeit mit Teenagern. Die „Teens aktiv“ sind die 11- bis 14-Jährigen, und „Youth aktiv“ sind die 15- bis 17-Jährigen.
Ich werde zu einem anderen Zeitpunkt mehr über die Arbeit erzählen. Ihr könnt uns auch vorher ansprechen, wir erklären dann gerne mehr dazu.
Ich sehe mich überhaupt nicht als Profi in der Jugendarbeit. Ich habe viele Erfahrungen gesammelt, aber wahrscheinlich wissen viele von euch als Eltern mit Jugendlichen mehr als ich. Trotzdem wissen wir, dass Gott uns ganz klar in diese Arbeit geführt hat.
Das ist eine große Herausforderung. Wir sind dankbar, wenn ihr im Gebet an uns denkt.
Als Kai uns diese Anfrage brachte, war unser Gebet nicht: „Herr, zeig uns deinen Willen“, sondern „Herr, gib uns die Gnade und den Mut, diesen Glaubensschritt zu wagen.“ Und das hat er getan.
Unsere Gebetskarten liegen hinten auf dem Tisch draußen. Dort ist alles erklärt: unsere Hauptziele, wie wir diese Arbeit europaweit leiten und fördern möchten, sowie alle Anschriften und Details.
Wir haben auch unseren Rundbrief, den „Cousins Courier“. Er sieht so aus – ich glaube, das ist der letzte, der da liegt. Ich habe noch andere kopiert, die müsst ihr nur abholen. Sie sind danach erhältlich.
Wenn ihr den Rundbrief weiterhin viermal im Jahr erhalten wollt, könnt ihr euren Namen auf der Liste eintragen.
Vorstellung der Kinderevangelisationsbewegung (KIB) und Materialien
Nur kurz zur Literatur: Was ist die KIB, die Kinderevangelisationsbewegung? Was ist unsere Überzeugung, unser Werk, unser Auftrag und unsere Arbeitsweise?
Wenn du noch nie von der KIB gehört hast, ist dieses Heft genau richtig für dich. Heute Morgen haben wir viel über die stille Zeit gehört und wie wichtig sie ist. Die KIB möchte Kinder ermutigen, die Bibel jeden Tag zu lesen.
Wir haben wöchentliche Kinderhauskreise, und schon seit vielen Jahren kommen die Kinder einmal pro Woche zusammen. Die Leitung in Amerika hat jedoch gesagt, dass wir die Kinder jetzt auch ermutigen und unterstützen müssen, die Bibel täglich zu lesen, damit sie auch eine stille Zeit haben.
So entstanden die Hefte meiner Entdecker-Zeit eins und zwei. Mittlerweile gibt es sechs Stück davon, jeweils mit sechzig Andachten. Das meiste Material auf dem Tisch ist kostenlos, nur diese Hefte kosten zwei Euro fünfzig. Ihr könnt sie einfach vom Tisch nehmen.
Außerdem liegt der Katalog der KIB von 2007 aus. Darin enthalten sind biblische Lektionen, Missionsgeschichten, Erzählungen, Vorschulmaterial, Materialien zu Festen im Kirchenjahr, Bastelmaterial, Bibelkurse, Zederräume, DVDs und evangelistisches Material – also alles, was man braucht.
Wenn ihr unter Kindern arbeitet, die kein Deutsch sprechen, oder Material in anderen Sprachen benötigt, gibt es hier das Heft „Tools for the Children's Worker“. In der Mitte ist unser gesamtes Material aufgeführt, und zwar in verschiedenen Sprachen. Wenn ein Punkt gesetzt ist, ist das Material in dieser Sprache erhältlich und kann bestellt werden.
Es gibt auch kostenlose Ideen, Plus-Hefte, Material und Themen für die Arbeit mit Kindern. Darin sind auch vollständige biblische Lektionen enthalten. Dieses Heft erscheint viermal im Jahr. Probehefte liegen zum kostenlosen Mitnehmen bereit.
Außerdem gibt es auf Englisch das Heft „Evangelizing Today's Child“ aus Amerika, das ebenfalls kostenlos auf dem Tisch liegt.
Habe ich etwas vergessen, lieber? Gut, danke.
Ich gehöre sicherlich zu denjenigen, die hier besonders interessiert zuhören, wenn ihr aus eurem Leben und eurer Arbeit berichtet. Zwischendurch habe ich auch immer wieder E-Mails bekommen, aber ich denke, es wird wahrscheinlich noch intensiver, plastischer und anschaulicher, wenn ihr das selbst vorstellt.
Ich bin gespannt darauf. Vielen Dank dafür, den Staat.
Einführung in das Thema Krankheit und Gesundheit in der Bibel
Wir wollen uns heute Abend mit dem Thema Krankheit und Gesundheit in der Bibel beschäftigen – ein durchaus wichtiges Thema.
Man könnte den Eindruck gewinnen, dass sich die Bibel in erster Linie um geistliche Dinge kümmert, und das ist auch so. In der Bibel finden wir vor allem Hinweise darauf, wie unsere geistliche Beziehung zu Gott aussieht. Allerdings zeigt uns die Bibel auch, dass der Mensch nicht einfach in Geistliches, Körperliches und Seelisches getrennt wird. Diese Bereiche greifen ineinander.
Daher wundert es uns kaum, dass die Bibel auch Auskunft über unseren körperlichen und gesundheitlichen Zustand gibt – also über Krankheit und Gesundheit. Das ist ein wichtiges Thema. Die Bibel betrachtet den Menschen ganzheitlich. Es wird nicht nur ein Teil des Menschseins herausgenommen, sondern alle Bereiche werden angesprochen. Dazu gehören eben auch Krankheit und Gesundheit, denn sie sind wesentliche Bestandteile unseres Alltags.
Vielleicht kennt ihr das Sprichwort: „Gesundheit ist nicht alles, aber ohne Gesundheit ist alles nichts.“ Das ist zwar kein biblisches Wort, aber es steckt viel Wahrheit darin. Wir alle kennen das Gefühl, wenn wir uns körperlich schlecht fühlen, Schmerzen haben oder mit Fieber im Bett liegen. Dann kann die Umgebung noch so schön sein – wir haben keine richtige Freude daran.
Ein Beispiel dafür ist die Geschichte von Herrn Rockefeller, einem der reichsten Männer der USA Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts. Wenn man seine Geschichte liest, erfährt man, dass er von Jugend an darauf hingearbeitet hat, alles gespart und sich viel abverlangt hat. Er erreichte sein Ziel, doch auf dem Weg dahin ruinierte er seine Gesundheit weitgehend. In den letzten Jahren seines Lebens konnte er trotz seines Reichtums und Ansehens kaum mehr als Haferschleim essen.
Stellt euch vor, ihr könnt euch alles leisten, besucht großartige Bankette, und das Einzige, was ihr dann morgens, mittags und abends essen könnt, ist Haferschleim. Da fragt man sich schon: Was habe ich denn von all dem erreicht? Natürlich könnte man sagen, dass man sich auch mal an die Sonne legen oder andere Dinge tun kann. Aber dennoch merken wir: Krankheit lässt uns generell leiden, wenn wir damit zu tun haben.
Deshalb sollte es uns nicht wundern, dass die Bibel diesen Aspekt auf verschiedenen Ebenen berücksichtigt. Zuerst habe ich die Bibel durchgesehen, und ihr könnt das gerne auch tun, um zu sehen, was sie über den Zustand von Krankheit sagt. Ich war erstaunt, dass die Bibel einige Hinweise auf ganz konkrete Krankheiten enthält.
Ich werde jetzt nicht alle Bibelstellen einzeln aufschlagen – ihr könnt sie selbst nachlesen. An einigen Stellen werde ich die Bibel stellvertretend zitieren. Zwischendurch werde ich auch immer wieder in einem Buch blättern, das ich zu diesem Thema geschrieben habe. Deshalb denke ich, habe ich das Recht, mich ab und zu darauf zu berufen – als Gedankenstütze für das, was ich dort aufgeschrieben habe.
Konkrete Krankheitsbilder in der Bibel
Nun, zunächst gibt es in der Bibel spezifische Beschreibungen einzelner Krankheiten. Ein Beispiel dafür ist der Aussatz. Im dritten Buch Mose, Kapitel 13, wird detailliert beschrieben, wie die Symptome dieser Krankheit erkennbar sind und wie man mit den Kranken umgehen soll.
Dort wird erklärt, wie man bei Verdacht auf Aussatz vorgehen muss. Diese Krankheit zeigt sich durch Schwellungen auf der Haut, Hautausschlag, helle Flecken auf der Haut oder in den Haaren. Die betroffenen Menschen müssen isoliert werden. Sie dürfen keinen Kontakt mehr zu den Gesunden haben und müssen außerhalb des Dorfes leben. Sie dürfen selbstverständlich nicht mehr in den Tempel oder später in die Synagoge gehen. Außerdem müssen sie rufen: „Unrein, unrein!“, wenn sich jemand nähert. So waren sie vollständig aus der Gesellschaft ausgeschlossen.
Eine Heilung konnte durch ein Eingreifen Gottes erfolgen. Wir sehen das an verschiedenen Beispielen, etwa bei Naaman oder bei Miriam, die von Aussatz betroffen war und durch ein göttliches Eingreifen geheilt wurde. Wenn eine Heilung geschah, musste die betroffene Person vor den Priester treten. Dieser musste bestätigen, dass die Heilung tatsächlich eingetreten ist. Dann durfte der Mensch wieder unter die Gesellschaft der Gesunden zurückkehren.
Auch Jesus schickt die zehn Aussätzigen, die er heilt, zuerst zu den Priestern. Diese waren nach alttestamentlichem Recht dafür zuständig, die Heilung offiziell festzustellen.
Das Krankheitsbild des Aussatzes lässt sich heute nicht genau zuordnen. Es könnten mehrere Krankheiten darunterfallen, möglicherweise auch das, was wir heute als Lepra kennen. Wir wissen das nicht hundertprozentig. Auf jeden Fall handelte es sich um eine schlimme Erkrankung, die damals nicht heilbar war.
Im Alten Testament wird außerdem die Auszehrung erwähnt. Auch hier wissen wir nicht genau, was gemeint ist. Die Beschreibungen deuten auf einen sukzessiven Verfall der Lebenskräfte hin, der relativ schnell voranschreiten kann. Möglicherweise handelt es sich um eine Form von Tuberkulose, die früher auch als Schwindsucht bezeichnet wurde. Dabei nehmen die Kräfte des Menschen ab, es treten Lungenerkrankungen auf, und man stirbt schließlich daran.
Im Alten und Neuen Testament werden auch verschiedene psychische Erkrankungen genannt. Dabei muss man sie von Phänomenen unterscheiden, die als Besessenheit beschrieben werden. Das ist etwas anderes.
Psychische Erkrankungen hängen mit einer Erkrankung der Seele zusammen, also mit der Psyche. Besessenheit hingegen hängt mit dem geistlichen Zustand des Menschen zusammen und ist auf dämonische Belastung zurückzuführen.
Die Bibel kennt beides: Menschen, die unter großer psychischer Belastung leiden, ohne dass okkulter Einfluss vorliegt, und solche, die besessen sind.
Ein typisches Beispiel für eine psychische Erkrankung finden wir in 1. Könige 17 und 18. Elija flieht in die Einöde, nachdem er auf dem Berg Karmel war und die Königin Isebel ihm droht, ihn töten zu lassen. Er wirft sich auf den Boden und sagt, es wäre am besten, wenn er sterben würde, da keiner mehr übrig geblieben sei. Hier würden wir heute von einer Erschöpfungsdepression sprechen.
Elija ist vollkommen ausgepowert. Er hat Großartiges erlebt, doch die Drohung ist der Auslöser, der ihn zusammenbrechen lässt. Die Reaktion Gottes ist, dass er ihn erst einmal ausruhen lässt, ihm Essen gibt und ihm eine Begegnung mit Gott ermöglicht. Das ist ein typischer Fall einer psychischen Erkrankung, ausgelöst durch körperliche und seelische Belastung.
Auf der anderen Seite gibt es Personen, die wir heute vielleicht in einer psychiatrischen Klinik antreffen würden, die aber nicht psychisch krank sind, sondern besessen. Davon berichtet die Bibel ebenfalls. Im Neuen Testament begegnet Jesus mehreren Besessenen.
Ich werde das hier nicht ausführlich behandeln, da ich wahrscheinlich im Laufe der Freizeit noch einen ganzen Abend den Unterschieden zwischen psychischer Erkrankung und Besessenheit widmen werde. Dabei wird auch die Frage behandelt, wie man mit beiden Fällen umgeht.
Weiterhin finden wir in der Bibel verschiedene Formen von Blindheit. Zum Beispiel in Johannes 9,1 wird von einem Blindgeborenen berichtet. Dort wird die Frage gestellt, wer schuld an der Blindheit sei – der Blinde selbst oder seine Eltern. Hier handelt es sich um eine von Geburt an bestehende Blindheit.
Es gibt aber auch Blindheit, die im Alter erworben wird, wie in 1. Mose 27,1 bei Isaak. Er kann nicht mehr gut sehen, als sein Sohn Jakob mit dem Erstgeburtsrecht zu ihm kommt. Diese Blindheit ist altersbedingt.
Außerdem gibt es Blindheit, die durch Gewalt hervorgerufen wird. In Richter 16,21 wird von Personen berichtet, die geblendet werden, etwa als Kriegsgefangene.
Neben der Blindheit wird auch der Blutfluss erwähnt. Wenn eine Frau außerhalb ihrer normalen Periode Blutfluss hat, wird dies als besondere Krankheit bezeichnet. Körperlich ist dieser Zustand nicht so tiefgreifend, aber die soziale Auswirkung ist sehr schwerwiegend.
Wir lesen, dass eine Frau, die unter Blutfluss leidet, als unrein gilt. Alles, worauf sie sich setzt, gilt ebenfalls als unrein. Jeder, der sich auf das Sofa setzt, auf dem sie gesessen hat, gilt als unrein, ebenso jeder, der sie berührt. Sie darf weder den Tempel noch die Synagoge besuchen. Somit ist sie aus der Gesellschaft ausgeschlossen.
Dieses Schicksal wird in der Bibel deutlich beschrieben, zum Beispiel in Markus 5,25 und folgenden sowie im dritten Buch Mose 15,25 und folgenden.
Weiter werden Brandwunden und Eiter, der durch Wunden hervorgerufen wird, erwähnt. Auch Missbildungen werden beschrieben. Priester, also Männer aus dem Stamm Levi, die unter Missbildungen leiden, dürfen nicht Priester werden. Diese Regel wird sogar auf Tiere übertragen: Tiere mit Missbildungen dürfen nicht im Tempel geopfert werden, da Gott einen vollkommenen Anspruch hat. Diese Vorschriften finden sich im Alten Testament.
Fieberhafte Erkrankungen werden ebenfalls erwähnt. Lukas beschreibt in Lukas 4,38 die Krankheit der Schwiegermutter des Petrus. Er verwendet sogar ein medizinisches Fachwort seiner Zeit, das eine besonders hohe, plötzlich auftretende Fieberform beschreibt. Auch hier finden sich detaillierte Beschreibungen von Erkrankungen.
Geschwüre aller Art werden in der Bibel beschrieben, ebenso Lepra mit Ausschlag am Kopf und Bart, wie im dritten Buch Mose 13. Auch Herzerkrankungen werden genannt.
Psychische und psychosomatische Erkrankungen werden ebenfalls erwähnt. Als Krankheit wird unter anderem auch Kahlheit genannt. Das kennen wir vom Propheten, der kahl ist und vor dem die Jungen hinter ihm herrufen. Ich persönlich empfinde das nicht als Krankheit, aber es gibt Menschen, die das als krankhaft ansehen. Wahrscheinlich sind das oft diejenigen, die dann Gegenmittel verkaufen wollen. In der Medizin ist es häufig so, dass man erst eine Krankheit suggeriert, damit man ein Heilmittel verkaufen kann.
Knochenbrüche werden erwähnt, etwa durch Unfälle oder Hinrichtungen, wie bei Jesus, dem die Knochen gebrochen werden sollten. Auch andere Personen sind davon betroffen. Jemand mit schlecht verheilten Brüchen, die zu Verkrüppelungen führen, ist für den Priesterdienst disqualifiziert.
Kretze wird genannt, ebenso Lahme, die durch Unfälle oder Verstümmelungen bei Kriegszügen entstanden sind. Lähmungen aller Art werden beschrieben.
Der Mondsüchtige wird in Matthäus 17,15 erwähnt. Wir wissen nicht genau, worum es sich handelt, ob Schlafwandeln oder Epilepsie, da er sich manchmal ins Feuer oder Wasser wirft. Das äußere Phänomen wird durch Besessenheit verursacht. Jesus erkennt dies und treibt den Dämon aus, wodurch die Krankheit verschwindet.
Auch die Pest wird beschrieben, etwa als verheerende Strafe Gottes in 3. Mose 26,25 oder 5. Mose 28.
Die Ruhr wird als schmerzhafte Erkrankung des Verdauungssystems an mehreren Stellen erwähnt. Sonnenstiche finden sich im Psalm 121,6.
Stummheit wird genannt, manchmal im Zusammenhang mit Besessenheit. Taubheit wird ebenfalls erwähnt.
Wahnsinnige, also Verrückte, kommen vor, zum Beispiel David, der in 1. Samuel 21,14 Wahnsinn simuliert. Er lässt Speichel seinen Bart herunterfließen und schreit herum, um nicht gefangen genommen zu werden. Tatsächlich war das nur ein Kriegstrick, da er von Saul verfolgt wurde und sich an Israels Feinde wandte.
Verschiedene Formen von Lähmungen, Verletzungen und Wurmerkrankungen werden ebenfalls beschrieben, etwa Herodes in Apostelgeschichte 12,23.
Generell möchte ich die Bibel nicht als medizinisches Handbuch heranziehen. Wenn wir ein umfassendes Handbuch aller heute bekannten Krankheiten suchen, ist die Bibel ungeeignet.
Was ich mit dieser Auflistung sagen will, ist: Die Bibel beschäftigt sich auch mit dem körperlichen Wohlergehen der Menschen. Sie beschreibt dies nicht nur pauschal, etwa „Wenn du krank bist, mach dies und das“, sondern geht auf Details ein. Denn Gott kümmert sich ganzheitlich um uns und sorgt für uns.
Medizin und Heilkunst in der Bibel
Ich möchte sogar sagen, dass die Bibel die Medizin positiv bewertet. Häufig wird Medizin in einem neutralen oder positiven Zusammenhang genannt. So wird beispielsweise in 1. Mose 50,2 die Heilkunst der Ägypter vorbildlich erwähnt. Römische und griechische Medizin finden wir unter anderem in den Evangelien genannt.
Wir finden auch indirekte Hinweise darauf, dass es in Israel Menschen gab, die nicht hauptberuflich als Ärzte arbeiteten, sondern nebenbei als Heilkundige tätig waren und dafür auch bezahlt wurden. So meine ich, dass wir einen Hinweis im 2. Mose 21,19 haben. Ich schlage die Stelle auf, um den Zusammenhang zu verdeutlichen:
Wenn Männer miteinander streiten und einer den anderen mit einem Stein oder mit der Faust schlägt, so dass dieser nicht stirbt, aber im Bett liegen muss und sich mit einem Stock stützen kann, soll der, der ihn geschlagen hat, nicht bestraft werden. Er soll ihm aber bezahlen, was er versäumt hat, und auch das Arztgeld geben.
Indirekt wird hier darauf hingewiesen, dass es in Israel üblich war, für Krankenpflegeleistungen bezahlt zu werden. In diesem Fall wurde jemand im Handgemenge verletzt und musste danach gepflegt werden. Wir würden heute sagen, hier wird Verdienstausfall bezahlt – ganz modern – und dazu kommen die Kosten für die Krankenpflege. Schmerzensgeld finden wir hier nicht direkt, aber an anderen Stellen wird Ähnliches erwähnt. Dort heißt es, wenn jemand etwas erleidet, dann muss ihm eine bestimmte Summe erstattet werden.
Im Alten Testament finden wir also eine Bezahlung für medizinische Leistungen. Außerdem werden verschiedene medizinische Berufe in Israel erwähnt. Am bekanntesten sind wohl die Hebammen. Sie werden beispielsweise im Zusammenhang mit Israel in Ägypten erwähnt. Dort heißt es, die neugeborenen Knaben sollten getötet werden. Die Hebammen taten das nicht, sondern halfen mit und versteckten die Kinder. Auch später werden die Hebammen noch einmal speziell erwähnt, etwa beim Auszug aus Ägypten.
Darüber hinaus kennen wir Lukas, den Begleiter des Paulus, dessen Beruf im Kolosserbrief 4,14 erwähnt wird. Vielleicht ist das bisher nicht aufgefallen: In der Grußliste heißt es: „Es grüßt euch Lukas, der Arzt, der Geliebte, und Demas.“ Dieser Lukas, der Arzt, ist auch der Verfasser des Lukasevangeliums und der Apostelgeschichte. Das lässt sich durch die sogenannten Wir-Berichte in der Apostelgeschichte belegen, in denen der Autor sich mit einbezieht. Außerdem verwendet Lukas medizinische Fachbegriffe, zum Beispiel bei der Beschreibung des Fiebers der Schwiegermutter des Petrus. Das deutet darauf hin, dass er, gemessen an dem Wissen seiner Zeit, als Arzt praktizierte, bevor er als Missionar mit Paulus unterwegs war.
Auch hier werden Hebammen und Ärzte als positive Personen erwähnt. Ebenso die Salbenbereiter in 1. Mose 50,2 bis hin zur Offenbarung. Jesus bezeichnet sich zumindest indirekt als Arzt. Das lesen wir in Matthäus 9,12:
„Als Jesus das hörte, sprach er: Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken.“
Dieser Satz steht im Zusammenhang mit dem Vorwurf, Jesus gehe zu den Sündern. Er vergleicht sich also mit einem Arzt und sagt, so wie der Arzt zu den Kranken geht, so gehe er zu den Sündern. Hier bezeichnet sich Jesus indirekt als Arzt – allerdings nicht nur für körperliche Krankheiten, die er häufig heilte, sondern auch als Arzt für die geistliche Erkrankung des Menschen, nämlich seine Sünde.
Noch deutlicher wird diese Aussage in 2. Mose 15,26:
„Ich bin der Herr, dein Arzt.“
Hier bezeichnet sich Gott selbst als Arzt – im höheren Sinne. Er wacht nicht nur über unseren Körper, sondern lässt nichts geschehen, was er nicht zulässt, auch wenn wir das nicht immer verstehen können. Wenn wir lesen: „Sorgt euch nicht um den morgigen Tag, denn jeder Tag hat seine eigene Sorge“ und „Es fällt kein Haar von eurem Haupt ohne euren Vater zu Boden“, zeigt das, dass Gott umfassend für uns sorgt, auch körperlich.
Darüber hinaus finden wir in der Bibel keine Ablehnung von Gläubigen, die sich an Ärzte wenden. Das wird generell als positive Möglichkeit dargestellt. Ausnahmen gibt es nur wenige, etwa wenn Ahasja sich in seiner Krankheit an ein heidnisches Orakel wendet statt an Gott (2. Könige 1,6). Hier ist das Problem nicht die Medizin, sondern dass er sich nicht an Gott wendet.
Genauso ist es bei Asa, der alle ihm zugänglichen Ärzte konsultiert, statt Heilung und Vergebung bei Gott zu suchen (2. Chronik 16,12). Auch hier geht es nicht darum, dass Ärzte schlecht sind, sondern dass Gott durch die Krankheit den König auf sich aufmerksam machen will. Statt sich an Gott zu wenden, sucht Asa die Ärzte auf. Das Problem ist also nicht die Medizin, sondern die fehlende Offenheit gegenüber Gottes Reden.
Davon sollten wir lernen: Ärzte sind gut, aber sie sind nicht für alles die Lösung. Im Extremfall könnte jemand kommen und sagen: „Ich leide sehr unter meiner Sünde, ich habe viel falsch gemacht.“ Diesen Menschen würde man nicht zum Arzt schicken, hoffentlich. Manche würden sagen, er brauche eine Psychotherapie, weil er sich die Schuld nur einbilde. Die Bibel sagt aber: Schuld ist da und muss bekannt werden. Dafür brauchen wir keinen Arzt.
Genauso ist es, wenn Gott durch Krankheit oder Sünde aufmerksam machen will – dann brauchen wir keinen Arzt, sondern sollten uns Gott zuwenden. Ärzte werden in der Bibel generell positiv erwähnt. In Hiob 13,4 ist zwar von „unnützen Ärzten“ die Rede, aber hier ist der Zusammenhang wichtig: Hiobs Erkrankungen waren keine medizinischen Probleme, sondern eine geistliche Auseinandersetzung. Hinter den Kulissen fand ein Streit zwischen Gott und dem Teufel statt, den Hiob nicht kannte. Deshalb wandte er sich an Ärzte, stellte aber fest, dass sie nicht helfen konnten.
Sowohl im Alten als auch im Neuen Testament wird immer wieder betont, dass Ärzte nicht alleine heilen können. Menschliche Medizin reicht nicht aus. Wir haben Hebammen und Ärzte erwähnt, die positiv bewertet werden. Es wird als gut angesehen, zu einem Arzt zu gehen, außer bei geistlichen Problemen.
In der Bibel werden auch verschiedene Therapien genannt, die damals angewandt wurden und zum Teil bis heute relevant sind. So finden wir Beispiele von verbundenen Wunden in Jesaja 1,6. Es wird berichtet, dass Beine geschient wurden. Offene Wunden wurden erst mit Alkohol ausgewaschen und desinfiziert, dann mit Öl verschlossen. Das erwähnt Jesus im Gleichnis vom barmherzigen Samariter. Er nahm Wein und Öl, um die Wunde zu behandeln. Das war damals die Erste-Hilfe-Apotheke. Prinzipiell wird das heute ähnlich gemacht, nur verwendet man statt Wein andere desinfizierende Mittel.
Das bedeutet: Wenn man unterwegs einen Unfall hat und nur Wein und Öl dabei hat, kann man damit auch helfen. Im Alten Testament werden Salben und Balsam erwähnt, zum Beispiel in Jeremia 8,22. In der Offenbarung wird sogar eine Augensalbe genannt.
Es wird auch berichtet, dass pflanzliche Heilmittel eingesetzt wurden, etwa Feigen bei Geschwulst oder die Früchte des Liebesapfels gegen Unfruchtbarkeit. Ob diese Mittel wirklich helfen, steht nicht in der Bibel. Ich möchte das nicht als Therapie empfehlen, sondern nur sagen, diese Anwendungen wurden genannt und praktiziert. Gott ist dem nicht grundsätzlich abgeneigt, und wir können solche Mittel durchaus nutzen.
In Markus 15,23 wird erwähnt, dass Myrrhe mit Wein zur Schmerzbekämpfung diente. Als Jesus am Kreuz hing, wurde ihm ein Schwamm mit dieser Mischung gegeben. Die Evangelien berichten unterschiedlich über die genaue Zusammensetzung, manche nennen Essig. Wichtig ist, dass die Myrrhe eine betäubende Wirkung haben sollte. Die Soldaten wollten Jesus also nicht verspotten, sondern seine Schmerzen lindern.
Paulus rät Timotheus bei einem nicht näher beschriebenen Magenproblem, etwas Wein zu trinken (1. Timotheus 5,23). Das war offenbar eine damalige Therapie bei Magenbeschwerden, natürlich in Maßen.
In der modernen Medizin hat sich in den letzten Jahrzehnten eine neue Therapie bei Magengeschwüren durchgesetzt. Lange Zeit wurden Magengeschwüre vor allem auf psychische Faktoren zurückgeführt und entsprechend behandelt. Erst vor etwa 15 bis 20 Jahren entdeckte ein australischer Mediziner – der dafür sogar den Nobelpreis erhielt –, dass ein Bakterium, das sich in der Magenschleimhaut einnistet, für viele Magengeschwüre verantwortlich ist. Dieses Bakterium kann sogar Krebs verursachen. Die Therapie besteht darin, die Bakterien mit Antibiotika zu bekämpfen. Manchmal ziehen sie sich in die Schleimhaut zurück und sind schwer zu erreichen.
Timotheus erhielt also eine ähnliche Behandlung, auch wenn der Wein im Mittelmeerraum mit sieben bis zehn Prozent Alkohol vermutlich nicht ausreichte, um Bakterien abzutöten. Das war das damalige Wissen.
In der Bibel finden wir auch eine Art Musiktherapie. Das wäre heute eine alternative Heilmethode. Ein Beispiel ist Saul, der offenbar unter einer psychischen Erkrankung litt, die wir heute als manisch-depressiv bezeichnen würden. Die Ursache war hier ein böser Geist. Sauls Stimmungsschwankungen wurden offenbar durch das Harfenspiel Davids gemildert. Das ist eine frühe Form von Musiktherapie.
Außerdem werden verschiedene Formen von Besessenheit beschrieben, bei denen Menschen anderen Schaden zufügen. Diese werden im Detail geschildert.
Ursachen von Krankheit aus biblischer Sicht
Nun möchte ich zum nächsten Thema kommen, das sich damit beschäftigt, wo die Krankheitsursachen liegen, die die Bibel uns nennt.
Zunächst möchte ich auf das Menschen- und Weltbild hinweisen, das die Bibel uns vorstellt. Dieses Menschen- und Weltbild beruht darauf – ich sage es zunächst negativ – dass der Materialismus falsch ist. Die Welt besteht nicht nur aus der Materie, die wir vor Augen haben. Das sagt die Bibel ganz deutlich. Und daran müssen wir, glaube ich, immer wieder festhalten, denn wir leben heute in einer modernen Gesellschaft, die in einer Spannung steht.
Auf der einen Seite des Extrems stehen die Materialisten. Häufig sind das Menschen, die die Naturwissenschaften als Legitimation heranziehen, um zu sagen: Nach dem Tod ist alles aus, der Mensch ist nur seine Materie. Gerade die Diskussionen der letzten Jahre haben sich auf die Hirnforschung konzentriert. Ich weiß nicht, ob ihr das etwas mitverfolgt habt. Es gibt Wissenschaftler, die ernsthaft behaupten, der ganze Mensch – einschließlich des Glaubens – sei nur auf hirnphysiologische Prozesse zurückzuführen.
Sie sagen zum Beispiel, es gibt einen Schläfenlappen, in dem ein neuronales Feuerwerk stattfindet, und deshalb bist du gläubig. Wenn man diesen Schläfenlappen herausoperiert, bist du auch nicht mehr gläubig. Das ist interessant, nicht wahr? Das heißt, man könnte den Glauben durch eine Operation entfernen. Oder man könnte als Christen vielleicht sogar herausgefordert sein, zukünftige Missionsstrategien so zu gestalten, dass man Neurochirurgen anstellt, die dann den Hirnlappen operieren, damit alle gläubig werden. Oder man könnte einfach ein paar Sensoren anbringen, auf einen Knopf drücken, und plötzlich bekommt jemand eine religiöse Stimulation und sagt: „Ich glaube, ich bin gläubig.“
Da merken wir natürlich, dass das zu kurz greift. Damit will ich nicht bezweifeln, dass es bestimmte Prozesse im Gehirn gibt, die unser Denken, Empfinden und Fühlen beeinflussen. Aber das, was an der Oberfläche läuft, beantwortet nicht das Warum und Woher. Das zeigt ein Problem unserer Gesellschaft: Der blosse Materialismus führt alles nur auf materielle Ursachen zurück.
Auf der anderen Seite gibt es exzessive Esoteriker, die alles voller Elfen und Engel sehen. Die gibt es auch im christlichen Bereich, und dort gibt es ebenso Extreme. Plötzlich ist die Materie, das Handfeste, gar nicht mehr da. Man ist irgendwie schon im Himmel, alles wird nur noch durch eine geistliche Brille betrachtet – aber nicht biblisch geistlich, sondern übergeistlich, abgehoben. Das ist natürlich auch falsch.
Das reicht bis zu Situationen, die ich erlebt habe. Einmal war ich mit jemandem zusammen, der längere Zeit nicht geschlafen hatte, weil er so im Einsatz war – ich glaube, es war bei OM, Operations- und Mobilisationseinsätzen, damals sehr aktiv von morgens bis abends. Das Team war bunt gemischt, und er war sehr müde. Da sagte jemand, nachdem er das bemerkt hatte: „Du hast den Dämon der Müdigkeit, der müsste jetzt ausgetrieben werden, dann geht es dir wieder gut.“ Das ist ziemlich unsinnig. Der junge Mann musste einfach nur richtig ausschlafen, und dann war alles in Ordnung. Da war kein Dämon im Spiel.
Wir müssen also deutlich unterscheiden: Nicht Materialismus, aber auch nicht eine Pseudo-Übergeistlichkeit, denn die schadet uns ebenfalls. Das Weltbild der Bibel ist weder materialistisch noch alles vergeistigend, wie es manche Esoteriker oder die Gnostiker zu biblischen Zeiten getan haben.
Die Gnostiker waren die Esoteriker der frühen Christen. Sie hatten ganz ähnliche Ideen, die unter anderem in den apokryphen Evangelien zu finden sind, die heute immer wieder zitiert werden. Vielleicht wisst ihr, dass im letzten Jahr das Judas-Evangelium neu ausgegraben wurde und behauptet wird, das Judas-Evangelium sei das eigentliche Evangelium. Das ist ein gnostisches Evangelium. Ihr kennt vielleicht auch Dan Brown und seine Anhänger, die all diese Evangelien hervorzaubern, die mit der Bibel nichts zu tun haben und auch mit den Anhängern Jesu nichts zu tun haben. Diese Schriften wurden zwar viel aufgeschrieben, sind aber historisch in keinem Fall glaubwürdig. Das sage ich hier nur am Rande, denn das ist nicht mein Hauptthema.
Ich möchte nun gerne, dass ihr mitarbeitet, indem ich euch noch kurz etwas zum Menschenbild der Bibel sage. Der Mensch besteht aus drei Bereichen: Körper, Seele und Geist. Ich möchte nicht auf die theologischen Streitpunkte eingehen, wie Dichotomie oder Trichotomie – also ob Körper und Seele zusammengehören und der Geist gesondert ist. Ich nenne hier die drei Begriffe, weil wir sie in der Bibel finden.
Im Neuen Testament finden wir einmal Soma oder Sarx, das heißt Fleisch oder Körper. So wird das Materielle bezeichnet, das, was nach dem Tod in der Erde vergeht. Dann gibt es die Psyche, die Gefühle und Empfindungen des Menschen. Und schließlich den Geist des Menschen, der tot ist, solange der Mensch nicht gläubig ist.
Wir wissen natürlich, dass der Leib beseelt ist, dass etwas darin ist, das Gefühle ausdrückt und Persönlichkeit ausmacht – das wird als Psyche bezeichnet. Nach der Bibel kann jeder dieser Bereiche krank werden. Wenn einer krank wird, ist das aber nicht isoliert, sondern hat Auswirkungen auf die anderen Bereiche.
Das heißt, wenn ich körperlich krank bin, beeinflusst das auch immer meine Seele und meinen Geist, denn wir sind nach Gottes Schöpfung eine Einheit.
Ein Beispiel: Wenn ich dauerhaft unter Rückenschmerzen leide, wie kann das meine Psyche und meinen Geist beeinflussen? Das heißt, wie wirkt sich das auf meine Verbindung zu Gott aus? Vielleicht leidet ja jemand von euch unter ständigen Schmerzen und könnte dazu etwas sagen.
Ja, ich habe einige Menschen kennengelernt, die unter chronischen Schmerzen leiden und mit der Zeit seelisch niedergedrückt sind. Sie sagen: „Ich werde das nicht los, mir geht es immer schlecht, immer die Rückenschmerzen, egal was ich mache. Ich fühle mich bei allem schlecht.“ Geistlich kann das auch niederdrücken, denn mit der Zeit kommen Fragen auf: Warum? Mutet Gott mir das zu? Warum nimmt Gott diese Krankheit nicht weg? Was will er mir sagen? Gibt es Gott überhaupt, der eingreift? So bekommt die Krankheit eine geistliche Komponente.
Diese körperliche Erkrankung kann vom Teufel genutzt werden, um uns geistlich zu schaden. Er tut das, weil er unsere Schwächen kennt und sie ausnutzt. Andererseits hat das auch psychische Auswirkungen. Psychische Erkrankungen können auch körperliche Symptome hervorrufen – und geistliche.
Nehmen wir jemanden, der psychisch krank ist: Welche Auswirkungen kann das körperlich oder geistlich haben? Das ist ein typisches Phänomen psychischer Erkrankungen, die sich oft körperlich zeigen. Wir kennen das unter dem Begriff Psychosomatik. Viele körperliche Erkrankungen werden durch psychische Probleme mitverursacht. Untersuchungen bestätigen, dass ein großer Teil der körperlichen Symptome durch psychische Faktoren stimuliert wird.
Zum Beispiel haben viele Menschen Fehlstellungen an der Wirbelsäule, die Schmerzen verursachen könnten. Ein Großteil dieser Menschen klagt aber nicht über Symptome. Andere mit derselben Diagnose haben Schmerzen. Das zeigt, dass nicht nur das Körperliche eine Rolle spielt, sondern auch das Psychische.
Wir kennen das auch aus der Bibel, zum Beispiel bei David. Er war psychisch total niedergeschlagen, als ihm durch den Propheten Nathan angekündigt wurde, dass sein Sohn sterben wird, der aus der Ehe mit Bathseba hervorgegangen war. Im Psalm sagt er: „Alle meine Gebeine verdorren in mir, und nichts ist mehr heil.“ Er wurde nicht körperlich geschlagen, aber seine psychische Situation ließ ihn so fühlen. Er isst nichts mehr, und das hat körperliche Auswirkungen.
Also sehen wir, dass beides zusammengehört.
Genauso ist es bei geistlicher Krankheit. Sünde ist eine typische geistliche Krankheit. Kann Sünde Auswirkungen auf Psyche und Körper haben? Ja, die Bibel nennt mehrere Beispiele.
Denken wir an Menschen, die sündigen und körperlich krank werden, zum Beispiel Mirjam. Sie empört sich gegen ihren Bruder Mose und bekommt daraufhin Aussatz. Es gibt auch viele andere Stellen.
Nachdem wir gesehen haben, wie sich die Bereiche gegenseitig beeinflussen, möchte ich nun den Spuren nachgehen, was die Bibel als Ursache von Krankheit nennt – und zwar Krankheit im umfassenden Sinne, also psychische und körperliche Erkrankungen.
Wo liegen die Hintergründe? Wer das ausführlicher nachlesen will, findet das in meinem Buch. Hier sammeln wir nur einige Beispiele, um einen Überblick zu bekommen.
Ihr seid herausgefordert, mir ein paar Ursachen für Krankheit in der Bibel zu nennen. Bitte nennt sie einfach, gerne mit Beispielen.
Ja?
Hier sehen wir, dass es eine Auseinandersetzung in der unsichtbaren Welt gibt, die sich im körperlichen Befinden der Menschen niederschlagen kann. Das ist der typische Fall bei Hiob. Man könnte es auch als Anfechtung deuten. Der Teufel versucht, Menschen von Gott wegzuziehen. Gott gibt ihm einen gewissen Freiraum, in dem er körperliche und psychische Erkrankungen nutzen kann, um uns von Gott wegzuziehen. Das ist eine Ursache von Erkrankungen, die in der Bibel genannt wird.
Weiter?
Wenn wir es weiter fassen, könnte man sagen: Rebellion, also Sünde. Krankheit kann definitiv Strafe für Sünde sein. Dabei ist nicht nur die Wüstenwanderung zu nennen. Denken wir an 1. Korinther 11, dort werden Menschen krank und sterben, weil sie das Abendmahl nicht richtig unterscheiden. Oder denken wir an Ananias und Saphira, die plötzlich sterben, weil sie den Heiligen Geist belügen – Sünde. Solche Beispiele finden sich immer wieder in der Bibel: Sünde kann Ursache von psychischer und körperlicher Erkrankung sein.
Was noch?
Ganz genau, das ist der blind Geborene. Da wird gefragt: Wer hat gesündigt, er oder seine Eltern? Die Antwort ist: Niemand. Er ist krank und wird geheilt zur Verherrlichung Gottes. Das ist wahrscheinlich eine der Krankheitsursachen, die uns am schwersten fällt zu verstehen oder zu akzeptieren.
Stellen wir uns vor, jemand leidet jahrelang unter einer Krankheit, und Jesus kommt, um ihn zu heilen, damit er als Gottes Sohn verherrlicht wird. Wir müssen akzeptieren, dass Gott so etwas kennt – ohne direkte Schuld oder besondere Absicht, außer dass Gott sich zu diesem Zeitpunkt verherrlicht und heilt.
Gott verherrlicht sich nicht nur durch Heilung, sondern auch dadurch, dass er Kraft zum Ertragen des Leides gibt. Kennt ihr Beispiele? Zum Beispiel Paulus.
Wir finden das an mehreren Stellen: Einmal, wo ihm der Engel des Herrn den „Pfahl im Fleisch“ gibt, ein Leiden, das er dreimal weghaben wollte, das aber blieb. Später, im 2. Korintherbrief, schreibt er über das Leiden und die Angriffe, die Christen erleiden. Gott verherrlicht sich dadurch, dass er den Angefochtenen und Kranken Kraft gibt, das zu ertragen. Auch das ist ein Weg, wie Gott sich verherrlichen kann: Krankheit zur Verherrlichung Gottes.
Was noch?
Bei Ahab, der an einer Seitenverletzung starb, war es eine falsche Lebensführung, die zum Tod führte. Das kann man als Sünde bezeichnen, die Krankheit und Tod zur Folge hat. Manchmal ist Krankheit eine logische Folge falschen Verhaltens, ohne dass Gott direkt eingreift. Das wird auch bei den Schlemmern in den Sprüchen erwähnt, die durch zu viel Alkohol ihr Leben zerstören. Eigenes falsches Verhalten kann also zu Krankheit und Leid führen.
Was noch?
Auch das kann Sünde sein, gegen Gottes Ordnungen zu verstoßen.
Manchmal hat die Krankheit nichts mit der eigenen Sünde zu tun, sondern mit der Sünde anderer. Die anderen sündigen und überfallen einen, wie beim barmherzigen Samariter.
Wenn ich das weiter ausweite, gibt es Krankheiten, die uns alle betreffen, ohne spezifische Ursache, sondern begründet in der strukturellen Sünde. Das ist nicht individuelle Sünde, sondern die Sünde, durch die die ganze Welt gekennzeichnet ist. Zum Beispiel der Tod.
Egal, was wir tun, wir werden alle sterben. Das wurde seit Adam gesagt: Alle Kinder Adams werden sterben, und dazu gehören wir auch. Egal, wie gesund wir leben, wir werden sterben, es sei denn, die Entrückung kommt vorher. Das heißt nicht, dass gesunde Ernährung und Sport schlecht sind – im Gegenteil, das ist gut. Darauf werden wir später noch bei den Heilmethoden eingehen. Aber das wird uns kein ewiges Leben spenden.
Wir alle stehen unter dem Fluch Adams, wir werden körperlich sterben. Das hängt nicht davon ab, wie sündig wir leben, sondern ist ein generelles Ergebnis. Andere Beispiele sind angeborene Erkrankungen, für die weder die Eltern noch die Betroffenen verantwortlich sind, sondern die durch Erbgutveränderungen entstehen. Zum Beispiel meine Kurzsichtigkeit. Das hat nichts mit der Sünde meiner Vorfahren oder meiner eigenen zu tun, sondern ist Folge einer Mutation, die das Bild vor der Netzhaut unscharf macht.
Dann gibt es Krankheiten, die durch die Sünde anderer verursacht werden. Andere sündigen, und ich leide unter den Auswirkungen.
Das kann dadurch geschehen, dass andere mir direkt schaden wollen. Manchmal ist es indirekt, wie bei Achan. Dort sündigt ein Einzelner, und das ganze Volk leidet, weil sie Niederlagen erleiden und Menschen sterben.
Wir leiden also manchmal mit, weil wir Menschen in unserer Mitte dulden, die Sünde praktizieren. Die Bibel sagt auch, dass Gott die Missetat der Väter bis ins dritte und vierte Glied heimsucht. Ob wir das gerecht finden oder nicht, die Bibel sagt, dass Leiden auch durch das falsche Leben unserer Vorfahren oder Angehörigen verursacht werden kann.
Wir können aber auch aus diesem Fluch aussteigen: Jesus durchbricht all das. Das ist eine Antwort darauf. Aber zunächst kann es sein, dass bestimmte Krankheiten darauf zurückzuführen sind.
Es gibt auch Krankheiten, die pädagogisch weiterbringen sollen. Gott gibt uns eine Krankheit, um uns vor schlimmerem Schaden zu bewahren. Ich nenne wieder Paulus als Beispiel. Er bat dreimal den Herrn, seinen „Pfahl im Fleisch“ zu nehmen. Das geschah nicht. Paulus sagt, er habe dieses Leiden, damit er nicht überheblich wird. Überheblichkeit wäre ein geistlicher Schaden, der seinem Dienst schaden würde. Gott gibt ihm also ein Leiden, das ihn demütig hält. Manche Ausleger sehen es als psychisches, andere als körperliches Leiden. Auf jeden Fall ist es ein pädagogischer Einsatz.
Es gibt in der Bibel noch weitere Ursachen, zum Beispiel Besessenheit. Auch das gibt es. Ebenso gibt es die Prüfung von Gottes Seite, die nicht darauf abzielt, uns von Gott wegzuziehen, sondern unsere Treue zu prüfen.
Wenn wir diese verschiedenen Krankheitsursachen erkennen, dann nenne ich das in erster Linie, weil wir selbst, wenn wir mit Krankheit zu tun haben, zumindest die Frage an uns heranlassen sollten: Will uns Gott eine bestimmte Krankheitsursache benennen?
Denn wenn ihr zu einem normalen Arzt geht, gibt es meist nur wenige Krankheitsursachen. Dort gibt es körperliche Probleme, und manchmal psychische Probleme, die das Befinden beeinflussen. Alle anderen Ursachen, die die Bibel nennt, fallen oft unter den Tisch.
Wenn wir aber erahnen, wo eine Ursache sein könnte, oder zumindest die Frage danach stellen, merken wir, dass es viel differenzierter ist.
Nehmen wir einen einfachen Fall: Du bist krank aufgrund von Sünde, zum Beispiel wie die Person im 1. Korinther 11, die das Abendmahl nicht richtig unterscheidet. Du gehst zum Arzt und sagst: „Ich fühle mich schlecht, ich habe dauernd Kopfschmerzen.“ Der Arzt verschreibt dir ein Schmerzmittel. Wird es danach besser? Eigentlich nicht, oder?
Warum? Gott will uns auf Sünde aufmerksam machen. Sünde lässt sich nicht mit Medikamenten beheben. Das muss klar sein. Kein Medikament heilt Sünde. Sünde muss bekannt werden, dann ist sie weg.
Manchmal werden Symptome durch Medikamente unterdrückt, und dann zeigt sich das Problem an anderer Stelle. Zum Beispiel habe ich keine Kopfschmerzen mehr, aber plötzlich Zahnschmerzen. Dann gehe ich zum Zahnarzt, und danach tun mir die Hände weh oder ich bekomme Ausschlag. Die Ursache liegt also woanders als das Symptom.
Darauf müssen wir vorbereitet sein. Wir müssen als Christen tiefer sehen und dürfen nicht nur Materialisten sein.
Das ist eine wichtige Konsequenz: Krankheitsursachen sind sehr unterschiedlich.
Heilung in der Bibel und Gottes Souveränität
In der Bibel wird nicht nur über Krankheit und Gesundheit gesprochen, sondern auch sehr viel über Heilung. Heilung finden wir auf mehreren Ebenen.
Einerseits gibt es Heilung durch den Einsatz von Menschen, wie zum Beispiel durch den barmherzigen Samariter und andere. Das heißt, sie nutzen innerweltliche Möglichkeiten, um Menschen zu helfen. Andererseits finden wir auch übernatürliche Heilung in der Bibel, die in erster Linie von Gott ausgeht. Menschen wenden sich direkt an Gott, um Heilung zu erbitten, oder Gott benutzt Menschen dafür. Propheten im Alten Testament, im Neuen Testament die Apostel oder andere Nachfolger Jesu heilen Menschen.
Diese Heilungen finden sich an ganz verschiedenen Stellen. In meinem Buch erwähne ich manchmal, dass Gott dabei auch materielle Dinge benutzt. Diese Dinge heilen aber nicht aus sich heraus – Gott heilt dahinter. Denken wir an die Kleider der Apostel, die Heilung bewirken, oder an die Gräber, auf die Kranke fallen. Oder an den Dreck, den Jesus von der Erde nimmt und den Blinden auf die Augen schmiert. Hier könnte man lange suchen, ob es heilkräftige Substanzen gibt – aber es geht nicht um den Dreck selbst, sondern darum, dass Jesus im Vertrauen auf Gott handelt. Ebenso der nahe Mann, der sich im Wasser untertauchen soll: Zehn Aussätzige können sich untertauchen, doch nur einer wird geheilt, weil er auf den Befehl Gottes hin handelt. Gott kann sich also auch solcher innerweltlichen Dinge bedienen.
Allerdings müssen wir auch sehen, dass Gott nicht in jedem Fall heilt und dass Heilung nicht immer auf Sünde zurückzuführen ist. Besonders wird hier Jesaja 53,4-5 erwähnt: „Fürwahr, er trug unsere Krankheit und lud auf sich unsere Schmerzen; wir aber hielten ihn für den, der geplagt und von Gott geschlagen und gemartert wäre. Aber er ist um unserer Missetat willen verwundet und um unserer Sünde willen zerschlagen; die Strafe lag auf ihm, auf dass wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt.“
Hier wird Heilung erwähnt, die vieles bedeuten kann: Wohlbefinden, Befreiung von körperlichem Leiden oder ein glückliches Leben in Einzelfällen. Definitiv wird aber auch Krankheit, das heißt das Erddruck unserer Krankheit, angesprochen. Einige charismatische Gruppen heben diesen Vers besonders hervor und sagen, genauso wie Jesus unsere Sünden weggenommen hat, hat er auch unsere Krankheiten weggenommen.
Was wir daraus ziehen können, ist, dass durch den Tod Jesu unsere Krankheit besiegt ist. Die Frage bleibt jedoch: Wann wird dieser Sieg auch realisiert? Wann findet die vollständige Heilung statt? Die Bibel gibt dazu Hinweise, insbesondere in Offenbarung 21. Dort wird das himmlische Jerusalem beschrieben, also die neue Erde und der neue Himmel.
Ich lese dazu Offenbarung 21,1-4: „Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen, und das Meer ist nicht mehr. Und ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott aus dem Himmel herabkommen, bereitet wie eine geschmückte Braut für ihren Mann. Und ich hörte eine große Stimme vom Thron her sagen: Siehe, die Hütte Gottes bei den Menschen! Und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein, und Gott selbst wird bei ihnen sein und ihr Gott sein. Und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid, noch Geschrei, noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen.“
Dieser Vers setzt scheinbar voraus, dass es bei den Gläubigen, denn nur sie sind im himmlischen Jerusalem, vorher noch Schmerz, Krankheit und Leiden gibt. Wir lesen, dass die Gläubigen in der Verfolgungszeit, der Endzeit, leiden werden. In Matthäus 24 wird beschrieben, dass Christen verfolgt werden, körperlich, psychisch und auf andere Weise.
Es gibt Beispiele von vorbildlichen Jüngern, selbst von dem, von dem Paulus sagt, er handle nach seinem Willen. Im Philipperbrief sagt Paulus das von Timotheus. Doch selbst Timotheus ist krank, ohne dass er unmittelbar geheilt wird. Jesus verspricht auch keinem ein Leben auf der Erde, das vollkommen frei von Leid, Krankheit oder materiellen Problemen ist. Er sagt vielmehr, dass der Menschensohn keinen Platz hat, wo er sein Haupt hinlegen kann.
Jesus warnt auch: „Wenn sie mich verfolgt haben, werden sie auch euch verfolgen.“ Und: „Wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und mir nachfolgt, der ist meiner nicht wert.“ Solche Aussagen zeigen, dass Leid zur Zeit des Neuen Testaments existierte und auch in der Zukunft erwartet wird.
Jesus wird Leid und Krankheit beseitigen, aber das wird erst in der Ewigkeit vollständig geschehen. Punktuell wird dieser Sieg Jesu schon hier durchgesetzt, wenn Gott übernatürlich eingreift und Menschen heilt. Jesus hat das immer wieder durch sein Wort getan, und auch heute tut Gott das durch Gebet und übernatürliches Eingreifen. Doch er tut es nicht bei jedem Christen und nicht immer.
Hier zeigt sich eine gewisse Souveränität Gottes, ein Spielraum, den Gott offenlässt. Es ist klar, dass niemand einfach sagen kann: „Ich spreche dich heil.“ Zum Beispiel beim Abendmahl soll die Sünde behoben werden, nicht einfach durch menschliche Macht. Paulus selbst macht keine Wunderheilungen, wenn er sagt, dass sein „Pfahl im Fleisch“ bleibt. Er sieht darin sogar einen Vorteil, weil er sonst überheblich werden könnte.
Diese Souveränität Gottes muss geachtet werden und nicht die Macht, die der Mensch dabei haben könnte.
Umgang mit Krankheit und Leid aus biblischer Perspektive
Letzter Punkt: Was machen wir nun, wenn wir mit Krankheit zu tun haben? Ich möchte dazu eine Stufenfolge nennen.
Zuerst einmal müssen wir lernen, Gott zu vertrauen. Das bedeutet, dass wir uns zuerst an Gott um Heilung wenden. In unserer materialistischen Welt sind wir gewohnt, zuerst an Medikamente oder den Arzt zu denken. Wenn wir jedoch wirklich glauben, was in der Bibel steht, müssten wir wissen, dass Gott unseren Körper viel besser kennt als jeder Arzt. Deshalb sollten wir uns zuerst an Gott wenden.
Wir werden dann auch viel mehr Gebetserhörungen erleben, bei denen Gott direkt eingreift und uns heilt, als wenn wir hinterher meinen, der Arzt hätte das getan. Hier sollten wir einem falsch verstandenen Materialismus Einhalt gebieten.
Wenn wir an einem Punkt sind, an dem uns Gott zeigt, dass wir in Sünde leben, sollten wir diese Sünde bekennen. Dabei ist es egal, ob die Sünde die Ursache unserer Erkrankung ist oder nicht – das können wir ja nicht mit Sicherheit feststellen. Wenn wir mit Krankheit zu tun haben, sollten wir auch nachfragen, ob Sünde vorliegt, und sie ausräumen. Denn Sünde schadet in jedem Fall unserer Beziehung zu Gott und auch unserem körperlichen Leben.
Wenn du dann immer noch nicht gesund bist, würde ich sagen: Als nächstes besuche die Ärzte und nutze die Medizin. Gott kann ohne Ärzte wirken, aber er kann auch das Wissen der Ärzte benutzen, um dich gesund zu machen. Da in der Bibel Medizin häufig positiv erwähnt wird, ist ihre Nutzung nicht verboten. Wir sollten sie jedoch erst als zweiten beziehungsweise dritten Schritt in Anspruch nehmen.
Als vierten Schritt würde ich durchaus auch dazu aufrufen, bestimmte alternative Heilmethoden zu nutzen. Nicht nur die klassische, materialistische Medizin kann uns helfen, sondern es gibt auch Angebote alternativer Heilmethoden. Ihr müsst dabei natürlich aufpassen, aber einige dieser Angebote können uns unterstützen.
Ganz einfach gesagt: Wenn euer Kind Fieber hat, betet zuerst. Dann geht zum Arzt, der vielleicht ein Mittel verschreibt, das in den meisten Fällen hilft. Manchmal helfen aber auch sogenannte Pressnetzwickel, also Wadenwickel. Das ist eine alternative Heilmethode, auch wenn wenige Ärzte sie empfehlen.
Oder wenn du dich ständig abgeschlagen fühlst, nachdem du aus dem Büro kommst, nimmst du vielleicht Medikamente oder Aufputschmittel. Manchmal hilft es aber auch, am Abend einfach noch einen Spaziergang durch den Wald zu machen, kräftig durchzuatmen und etwas körperliche Bewegung zu haben. Plötzlich fühlst du dich viel besser. Auch das ist eine alternative Heilmethode – eben statt eines Medikaments oder einer anderen Behandlung.
Wenn das alles nicht hilft, ist die Stunde gekommen, in der die Ältesten gerufen werden sollen. Jakobus 5,14-15 sagt: "Wenn jemand krank ist, soll er die Ältesten der Gemeinde rufen. Sie sollen für ihn beten und ihn mit Öl salben." Direkt danach steht, dass man einander die Sünden bekennen soll. Das gehört also auch dazu.
Es wird gesagt, dass es besser werden soll. Hier steht nicht, dass jeder geheilt wird, aber immerhin ist das ein Weg, den die Bibel uns nennt. Da sich diese Anweisung speziell an die Ältesten richtet, scheint es mir, dass dies nicht der erste Weg ist, den wir wählen sollten. Der erste Schritt ist, sich direkt an Gott zu wenden. Erst später kommt dieser Weg.
Wenn das auch nicht hilft, sollte ich erwägen, dass Gott mir vielleicht die Kraft geben will, Krankheit zu ertragen. Das finden wir an verschiedenen Stellen, zum Beispiel bei Hiob, der Krankheit erträgt, oder in Psalm 91,3-7, wo der Psalmschreiber Gottes Bewahrung und Stärkung in der Krankheit erfährt.
Denn Gott ist nicht nur der Dienstleister, der meine Sünden oder Wünsche erfüllt. Möglicherweise muss ich auf ihn hören, was er durch meine Krankheit bewirken will.
Was ich auch tun muss, gerade wenn ich längerfristig krank bin, ist, meine Hoffnung zu erhalten. Ich soll daran glauben, dass Gott am Ende jede Krankheit besiegen wird und Herr über alles ist. Mein Bild von Gott darf nicht kleiner werden, nur weil er meine Krankheit nicht sofort beseitigt hat.
Dabei ist es wichtig, auch zu bedenken: "Allen, die Gott lieben, dienen alle Dinge zum Besten." Diesen Gedanken sollten wir nicht vergessen. Wir können dann fragen, was Gott durch meine Krankheit Gutes bewirken möchte – bei mir und bei anderen.
Krankheit sollte also nicht nur als etwas Negatives gesehen werden, sondern auch als eine Möglichkeit, durch die Gott uns und andere weiterführen will.
Als letzten Punkt möchte ich nennen, dass wir im Umgang mit Leiden auch anderen helfen sollen, die in Leiden sind. Wir sollten Mitgefühl zeigen und praktisch helfen, wie der barmherzige Samariter.
Wir sollen für sie beten, wie in Jakobus 5,14 oder Apostelgeschichte 28,8 beschrieben. Wir sollen sie besuchen, wie Matthäus 25,34 sagt, wo Jesus erklärt: "Was ihr einem dieser Geringsten getan habt, das habt ihr mir getan." Dort ist auch von Krankenbesuchen die Rede.
Solche Dinge gehören also ebenfalls zum Umgang mit Krankheit dazu: Mitgefühl zeigen, Anteilnahme und praktische Hilfe für diejenigen, die nicht selbst krank sind.
Schlussgebet
Hier möchte ich für heute abschließen. Sicherlich gibt es noch einige Fragen, die wir entweder in den nächsten Abenden weiter besprechen werden. Wenn euch diese Fragen aber gerade auf der Seele brennen, dann bleibt einfach noch hier. Wir können im kleinen Kreis weiter darüber sprechen.
Ich werde den Abend jetzt offiziell mit einem Gebet beenden.
Vater im Himmel, vielen Dank, dass du uns als Menschen geschaffen hast. Wir danken dir auch, dass wir in der Bibel einige Informationen darüber finden, was es mit Krankheit auf sich hat.
Wir danken dir, dass du dich für unsere körperlichen und seelischen Zustände interessierst und dass dir das nicht gleichgültig ist. Ebenso danken wir dir für die vielen Stellen in der Bibel, in denen es um Krankheit und Gesundheit geht.
Ich möchte dich bitten, uns ein klares Bild zu geben – ein klares Menschen- und Weltbild, wie du die Sache siehst und wie du uns als Menschen siehst. Bitte öffne uns die Augen dafür, wo wir mit Krankheit zu tun haben, in unserem Leben oder im Leben anderer, und woher diese Krankheit kommt. Offenbare uns das und zeige uns den Weg, damit umzugehen.
Ich möchte dich bitten, unser Vertrauen in dich zu stärken, damit wir immer mehr erleben, wie du durch Gebete in unser Leben eingreifst, Heilung bewirkst, Krankheit beseitigst und dich als den Sieger über Krankheit erweist.
Gleichzeitig bitte ich dich, uns zu helfen, wenn wir mit Leiden zu tun haben, das du noch nicht wegnehmen willst. Hilf uns, dieses Leiden zu ertragen, besonders dort, wo wir es selbst nicht können.
Ich bitte dich, dass du uns deutlich zeigst, wo wir Schuld auf uns geladen haben, damit wir sie bekennen können und dadurch Befreiung erleben.
Hilf uns auch, anderen Menschen beizustehen, die mit Krankheit und Leiden zu kämpfen haben – auch wenn es schwer ist.
Ich bitte dich, unseren Gemeinden eine klare Perspektive zu geben, wie wir mit Krankheit umgehen können, ohne die Verantwortung allein auf Ärzte zu schieben.
Ich danke dir, dass wir über all diese Probleme Bescheid wissen und dass wir eines Tages, wenn wir bei dir sind, nichts mehr mit Krankheit, Tod, Geschrei und Leid zu tun haben werden.
Vielen Dank dafür! Amen!