Zum Inhalt

Das Leben gewinnen!

24.10.1998Matthäus 16,25-26

Einleitung

Angst lähmt die Schweiz. So leitete die Sonntagszeitung einen Artikel über eine Umfrage eines Forschungsinstituts ein. Was die Forscher verblüffte, war die Reihenfolge dieses Angst-Barometers. Nicht die Klimaveränderung, die Globalisierung, die unheilbaren Krankheiten, oder die politische Radikalisierung führten diese Barometer an, sondern – und das war die Überraschung – die Spitzenangst der Schweizer ist der Egoismus. Die Individualisierung des Lebens, das als eine Errungenschaft unserer Zeit gilt, wird plötzlich zum Schreckgespenst. Natürlich fühlen wir uns nicht von unserem eigenen Egoismus bedroht, sondern von dem Egoismus des anderen. Wenn jeder das scheinbare Maximum aus dem Leben herauspressen will. Wenn er in diesem Leben alles erlebt haben muss. Wenn einer der höchsten Werte der persönliche Lustgewinn ist, dann gibt es wenig Raum für Rücksichtnahme auf andere. Schliesslich ist sich jeder selber der Nächste. Was interessiert, ist das nächste Lusterlebnis, nicht die Verantwortung. Soweit sehen das die Forscher. Es ist eben eine Untersuchung, die nicht alle Facetten aufzuzeigen vermag. Aber immerhin fühlt sie uns auf den Zahn. Bestimmt spiegelt sie ein Stück Wirklichkeit unseres Lebens. Wenn das nun so ist, dann klingt das, was Jesus seinen Jüngern sagt schon etwas herausfordernd. Er sagt: Text lesen: Mt.16,25-26Wer sein Leben retten will, wird es verlieren. Aber wer sein Leben um meintwillen verliert, wird es gewinnen. Was hat ein Mensch davon, wenn er die ganze Welt gewinnt, aber zuletzt sein Leben verliert? Womit will er es dann zurückkaufen?

I. Der verlierende Gewinner

Jesus spricht hier von den verlierenden Gewinnertypen. Sie tun alles und strengen sich an, das Leben zu gewinnen, das optimale aus dem Leben herauszupressen. Eigentlich das, was jeder gerne möchte. Niemand will bedeutungslos über diese Welt gehen. Jeder will sein Leben retten, d.h. er will möglichst viel gewinnen. Wir kennen viele Menschen, die in unseren Augen das Leben gewonnen haben. Sie haben viel erreicht und sind bis heute z.Teil noch Vorbilder. Sie arbeiteten viel, waren anerkannt und manchmal sehr reich. Sie haben bedeutungsvoll gelebt und man findet Biographien über sie und manche schafften es sogar zu einem längeren Eintrag in die Lexika unserer Zeit. Sieht man aber, was diese Menschen im Rückblick auf ihr Leben sagen, kann uns das schon zum Nachdenken bringen.

  • Cesare Borgia, ein Staatsmann: "Ich habe für alles Vorsorge getroffen im Laufe meines Lebens, nur nicht für den Tod, und jetzt muss ich völlig unvorbereitet sterben."
  • Sir Thomas Scott, der frühere Präsident des englischen Oberhauses: "Bis zu diesem Augenblick dachte ich, es gäbe weder Gott noch Hölle. Jetzt weiss und fühle ich, dass es beides gibt, und ich bin dem Verderben ausgeliefert durch das gerechte Urteil des Allmächtigen.
  • Jean-Paul Sartre: „Ich bin gescheitert."
  • Churchill: "Welch ein Narr bin ich gewesen!"
  • Fürst Talleyrand (1754-1837) ein grosser und reicher Staatsmann. Am Morgen des Tages vor seinem Tod fand man auf seinem Nachttisch einen Zettel, worauf er selbst geschrieben hatte: "Siehe da, 83 Jahre dahingegangen! Wieviel Sorgen! Wieviel Feindschaft! Wieviel schlimme Verwicklungen! Und alles ohne einen andern Erfolg als Unruhe im Blick auf die Vergangenheit und ein tiefes Gefühl der Entmutigung und Verzweiflung im Blick auf die Zukunft." Bsp.303.

Im Angesicht des Todes wurde diesen Menschen bewusst, dass die Werte, das, was für sie Leben bedeutete, verblasst. Was sie gewonnen hatten verlieren sie.

  • Jesus sagt: Was hat ein Mensch davon, wenn er die ganze Welt gewinnt, aber zuletzt sein Leben verliert? Womit will er es zurückkaufen?

II. Der gewinnende Verlierer

Andererseits spricht Jesus von den gewinnenden Verlierern. Es klingt wirklich sehr paradox: wer sein Leben verliert, der wird es gewinnen. Im Loslassen des eigenen egozentrischen Wesens, gewinnen wir das wahre Leben. Wir rennen nicht den Werten nach, mit denen wir in dieser Welt Anerkennung finden, sondern wir richten uns auf das Leben aus, das sich mit dem Sterben nicht erschöpft. Jesus spricht nicht einfach von einem prinzipiellen Loslassen. Sondern von einem gezielten loslassen. Einem gezielten aufgeben. Nämlich wer sein Leben aufgibt um Jesus willen, der wird das wahre ewige Leben finden. Jesus weiss nämlich, zu wieviel Opfer ein Mensch bereit sein kann, und zu wieviel Selbstaufgabe er im Stande ist, wenn er gemerkt hat, dass der Tod nur ein Übergang ist. Viele Menschen verlieren Ihr Leben in Religionen, Sekten, Philosophien usw. Ihr ganzes Leben schenken sie einer Idee. Leider nützt dieses Verlieren und diese Aufopferung – so sieht es Jesus - gar nichts, denn nur wer sein Leben um Jesu Willen verliert, der wird gerettet werden. Denn Jesus ist der einzige, der für unsere Schuld gestorben ist. Er hat für uns am Kreuz die Erlösung geschaffen. Sicherlich, viele Menschen leben sehr vorbildlich und aufopfernd, aber nur wer sein Leben Jesus gibt, der wird gerettet.

Evangelisation

Darf ich Sie fragen: Haben Sie ihr Leben um Jesu willen verloren? Jesus spricht zu ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich. Joh.14,6. Nur durch den Glauben an Jesus kommen wir zum Vater und beim Vater sein heisst gerettet sein.

Schlusswort an die Täuflinge

Ihr habt Euer Leben Jesus anvertraut, indem ihr IHN als Euren Erlöser erkannt und Eure Sünden bekanntet, d.h. indem ihr euren Sinn geändert habt. Ansonsten würdet Ihr nicht hier sein. Eure Taufe ist keine Versicherung, sondern ein Bekenntnis. Die Taufe macht Euch nicht zu perfekten Menschen, die nichts mehr falsch machen, die nie schimpfen, die nie sauer werden, die allezeit fröhlich sind – was ja alles wünschenswert wäre. Mit der Taufe drückt ihr aus, für wen und mit wem ihr Leben wollt, nämlich für und mit Jesus. Und ihr sagt, dass ihr Euch von Jesus weiter führen und beeinflussen lassen wollt. Mit Jesus habt ihr das Leben gewonnen! Mit ihm seid ihr begraben worden durch die Taufe; mit ihm seid ihr auch auferstanden durch den Glauben aus der Kraft Gottes, der ihn auferweckt hat von den Toten. Kol.2,12. Amen