Einführung in die verschiedenen Perspektiven der Evangelisten
Gott wird Mensch – Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist.
Episode 332: Jesus geht auf dem See, Teil 3.
Ich hatte bereits erwähnt, dass jeder Evangelist das Ereignis, in dem Jesus auf dem See geht, aus einer leicht unterschiedlichen Perspektive schildert. Markus betont die Furcht der Jünger und die Tatsache, dass Jesus an ihnen vorbeigehen wollte. Matthäus legt einen anderen Schwerpunkt.
In Matthäus 14, Verse 25-27 heißt es:
„Aber in der vierten Nachtwache kam er zu ihnen, indem er auf dem See einherging. Und als die Jünger ihn auf dem See einhergehen sahen, wurden sie bestürzt und sprachen: ‚Es ist ein Gespenst!‘ und sie schrien vor Furcht. Sogleich aber redete Jesus zu ihnen und sprach: ‚Seid guten Mutes, ich bin es, fürchtet euch nicht!‘“
Bis zu diesem Punkt kommt uns die Erzählung recht bekannt vor: Jesus kommt, die Jünger halten ihn für ein Gespenst, und er spricht ihnen Mut zu mit den Worten: „Fürchtet euch nicht.“
Der mutige Schritt des Petrus als Prüfstein des Glaubens
Aber jetzt wird es spannend, denn nur Matthäus berichtet davon, dass sich ein Jünger ein Herz fasst.
Matthäus 14,28: Petrus aber antwortete ihm und sprach: „Herr, wenn du es bist, so befiehl mir, auf dem Wasser zu dir zu kommen.“
Matthäus erklärt uns hier, wie die Jünger sicherstellen, dass es kein Gespenst ist, dem sie begegnen. Petrus spricht den vermeintlichen Geist an und hat einen ganz einfachen Test im Sinn. Wenn es sich um Jesus handelt, soll dieser ihm befehlen, aus dem Boot zu steigen und auf dem Wasser zu ihm zu laufen.
Warum war das ein guter Gespenstertest? Zwei Punkte: Zum einen sind Gespenster nicht dafür bekannt, viel zu reden. Zum anderen sind sie noch weniger dafür bekannt, Menschen zu befähigen, auf dem Wasser zu laufen. Keine Ahnung, wie Petrus auf diesen Gedanken gekommen ist, aber der Test ist gut, und Jesus geht darauf ein.
Matthäus 14,29: Er aber sprach: „Komm!“ Und Petrus stieg aus dem Boot, ging auf dem Wasser und kam auf Jesus zu.
Ein Wunder, ja, aber lasst mich euch noch etwas zeigen.
Die Bedeutung des Wandels im Glauben
Petrus sagt: „Wenn du es bist, so befiehl mir, auf dem Wasser zu dir zu kommen.“ Ich möchte diese Bitte einmal anders formulieren: „Wenn du es bist, so lass mich auf dem Wasser laufen, so wie du auf dem Wasser läufst.“ Oder etwas allgemeiner: „Wenn du es bist, so lass mich so wandeln, wie du gewandelt bist.“
Vielleicht gehe ich jetzt ein wenig zu weit, aber ich habe mich gefragt, was ich aus dieser Episode im Leben Jesu lernen kann. Beim Nachdenken darüber ist mir aufgefallen, dass sich auch im Leben eines Christen die Frage stellt, ob ich dem richtigen Lehrer folge. Ich hoffe, dass sich jeder diese Frage schon gestellt hat: Woher weiß ich, dass Jesus die Wahrheit ist? Was gibt mir diese Sicherheit?
Bitte lasst uns nicht so naiv sein, diese Frage für unwichtig zu halten. Wir alle folgen irgendeiner Vorstellung davon, wie das Leben gelingt. Und die meisten dieser Vorstellungen haben wir uns nicht selbst ausgedacht. Wir haben sie irgendwo aufgeschnappt – vielleicht von unseren Eltern, in der Schule, in einem Videoclip oder in einem Buch.
Vielleicht denken viele Menschen nicht oft darüber nach, woher sie ihre Einstellung zum Leben haben. Aber als Christen sollten wir wissen, warum wir gerade Jesus folgen. Immerhin kostet echte Nachfolge mich meine bisherigen Vorstellungen von Existenz. Ich mache Jesus zum Herrn meines Lebens. Ich studiere die Bibel, um seinen Willen kennenzulernen. Ich bin bereit, Nachteile in Kauf zu nehmen, um ihm zu gefallen.
Also: Woher weiß ich, dass Jesus von allen religiösen Angeboten wirklich der Wahre ist? Soweit es mich betrifft, finde ich die Antwort in diesem Text. Jesus ist die Wahrheit, weil er mich wandeln lässt, wie er selbst gewandelt ist. Er lässt mich, bildlich gesprochen, auf dem Wasser gehen.
Der Prozess der Heiligung als Zeichen der Wahrheit
Und für alle, die ich jetzt abgehängt habe: Entschuldigung, ich bin ein komischer Kauz, das weiß ich. Was ich sagen wollte, ist Folgendes: Wenn ich Christ werde, dann beginnt ein Prozess, den man Heiligung nennt.
Heiligung ist das, was der Heilige Geist in mir bewirken möchte. Er will, dass ich werde wie Jesus, dass ich wandle, wie er gewandelt ist. Jesus selbst will in mir Gestalt gewinnen.
Der Apostel Paulus drückt das so aus: 2. Korinther 3,18
„Wir alle aber schauen mit aufgedecktem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn an und werden so verwandelt in dasselbe Bild, von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, wie es vom Herrn, dem Geist, geschieht.“
Der Geist Gottes verwandelt unseren Charakter Stück für Stück, von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, in das Bild Christi.
Damit wir uns nicht falsch verstehen: Das ist ein Prozess, der uns ein Leben lang Schritt für Schritt verändert. Der Heilige Geist nimmt sich mit mir Zeit, die Zeit, die ich brauche. Er wird mich nicht überfordern, aber auch nicht in Ruhe lassen.
Es geht ihm inhaltlich um Dinge wie Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Disziplin – das, was man landläufig Frucht des Geistes nennt. Diese Eigenschaften machen den Charakter Jesu aus.
Und weil jeder Mensch seine eigenen biografischen Probleme in sich trägt, kommen in puncto Heiligung noch das ein oder andere sehr eigene Thema hinzu.
Wenn du wissen möchtest, ob Jesus und das ganze Christentum echt sind, ob es sich dabei um die Wahrheit handelt, dann schau dir an, wie sich dein Charakter über die Jahre verändert.
In dem Maß, wie es dir gelingt, ganz automatisch liebevoller mit anderen Menschen umzugehen, nimmt Jesus selbst in dir Gestalt an.
Die Herausforderung der Stürme im Glaubensleben
Und es ist diese reale Veränderung des Charakters, die mir zeigt, dass ich mich tatsächlich in der Mitte eines Wunders befinde. Häufig geschieht dieses Wunder auf besondere Weise gerade in den Stürmen meines Lebens.
Es sind gerade diese Stürme, weil sie mich zwingen, eine Entscheidung zu treffen: Will ich das Normale weiterleben oder im Glauben aus der Normalität hinaustreten und mehr wie Jesus unterwegs sein?
Bei der Veränderung des Charakters geht es stark darum, alte Verhaltensweisen abzulegen. Die Frage lautet also: Will ich wirklich Neuland betreten? Bin ich bereit, Glauben zu leben und den Möglichkeiten zu vertrauen, die im Wort Gottes stecken und die zu mir sprechen?
Aber was, wenn ich mich dabei dämlich anstelle? Was, wenn ich wieder auf die Probleme schaue und nicht auf Jesus? Was, wenn ich versage?
Wir kennen die Antwort aus Matthäus 14,30-31: Als Petrus den starken Wind sah, fürchtete er sich. Als er aber anfing zu sinken, schrie er: „Herr, rette mich!“ Sogleich streckte Jesus die Hand aus, ergriff ihn und sprach zu ihm: „Kleingläubiger, warum zweifelst du?“
Vertrauen trotz Zweifel und die Einladung zum Glaubenswagnis
Das ist wieder typisch Jesus. Sogleich streckte er die Hand aus. Wir müssen uns nicht fürchten – niemals. Wir müssen nur vertrauen.
Ganz ehrlich: Das ist gar nicht so einfach. Es fühlt sich manchmal nämlich ganz schön herausfordernd und total falsch an, so zu leben, wie Jesus es tut. Das gelingt nur, wenn wir nicht zweifeln.
Gerade das macht die Charakterveränderung als Christ so spannend. Spannend, weil Gott uns den Glauben nicht abnimmt. Wem vertraue ich? Das ist die entscheidende Frage, wenn das Wagnis, Jesus nachzufolgen, auf die brutale Realität des Lebens trifft.
In der nächsten Episode gibt es noch ein paar Gedanken dazu.
Was könntest du jetzt tun? Du könntest die Frage beantworten, wo Jesus dich einlädt, Neues zu wagen, obwohl du dich noch nicht traust, aus deinem Lebensboot aufs Wasser zu gehen.
Das war's für heute. Wenn du mehr aus einer Episode mitnehmen möchtest, dann hör sie dir nicht nur an, sondern lies auch das Skript. Du findest es in der App oder auf frogwords.de.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.
