Angst und Verunsicherung in unsicheren Zeiten
Die Terroranschläge in Paris liegen gerade einmal zwei Wochen zurück. Seitdem ist kein Tag vergangen, an dem nicht neue Terrorwarnungen bekannt wurden. Nur wenige Tage nach Paris gab es in Mali einen Terroranschlag auf ein Luxushotel, in dem Menschen Urlaub machen wollten. Dabei starben 21 Menschen.
Parallel dazu geht der Terror der ISIS unvermindert weiter. Millionen von Menschen sind auf der Flucht. Gleichzeitig macht sich in Europa, das scheinbar nicht mehr ganz so sicher ist, die Angst breit, dass mit den bedürftigen Flüchtlingen vielleicht weitere Terroristen ins Land kommen.
In Gesprächen erlebe ich immer wieder, dass viele Menschen angesichts dieser Entwicklung verunsichert sind. Wie ist das bei dir? Den Christen im ersten Jahrhundert ging es ganz ähnlich. Auch sie erlebten Leid und Dinge, die für sie Fragen aufwarfen.
Genau in diese bedrängte Situation hinein kommen die Visionen, die zusammengefasst im Buch der Offenbarung zu finden sind. Gott offenbart durch Jesus Christus, der einen Engel sendet, dem Johannes, damit er uns weitergibt, was in Kürze geschehen soll. Johannes schreibt diese Vision als ein Bruder und Mitgenosse in der Bedrängnis. Er weiß, wie es denen geht, die in unsicheren Zeiten leben.
Letzte Woche haben wir in den ersten drei Kapiteln gesehen, dass Jesus Christus in all dem nicht weit weg ist. Nein, er ist mittendrin. Er ist der gegenwärtige Herr, der mitten bei seiner Gemeinde ist – in seiner ganzen Herrlichkeit. Aber auch als ein nicht ganz zahmer, in gewisser Weise ein nicht ungefährlicher Herr, vor allem für diejenigen, die sich ihm widersetzen und gegen seinen Willen handeln.
Heute kommen wir zur zweiten Predigt in der Serie. Irgendwie komme ich hier nicht weiter, doch wir schauen auf die Kapitel vier bis sieben, beziehungsweise bis zum ersten Vers von Kapitel acht. Das ist eine zweite Vision, die Johannes erhält.
In dieser Vision, nachdem die erste Vision sich auf der Erde abspielt und ein Schauen in die geistliche Realität dessen ist, was auf der Erde geschieht – das heißt, Jesus inmitten seiner Gemeinden –, sehen wir heute in den Himmel. Wir bekommen einen Einblick in himmlische Dinge, wir sehen Gott, wir sehen Jesus Christus und werden mit hineingenommen in die Anbetung des Himmels.
Ich denke, die Funktion dieser zweiten Vision, die wir gleich im Detail betrachten wollen, ist, uns mit hineinzunehmen in diese Anbetung, in dieses Staunen über unseren Gott, über unseren Herrn Jesus Christus. Sie soll uns zeigen, dass er alles im Griff hat, dass er fest auf seinem Thron sitzt und wir nichts und niemanden fürchten müssen.
So ist es mein Gebet für uns heute Morgen, dass wir diese Gewissheit, diese Zuversicht und diese frohe Anbetung in unseren Herzen finden. Damit sie aus unseren Herzen herauskommt und zum Zeugnis wird in dieser Welt.
Struktur der Vision und Einladung zum Mitlesen
Die Predigt habe ich im Prinzip entlang dieser vier Kapitel strukturiert.
Zuerst wollen wir die atemberaubende Anbetung des Schöpfers betrachten, der auf dem Thron sitzt. Das sehen wir in Kapitel 4. Danach wenden wir uns der Anbetung zu, die sich von Gott, dem Vater, hin zu einem Lamm richtet. Dieses Lamm wurde geschlachtet und hat die Gläubigen erlöst.
In Kapitel 6 werden wir sehen, dass dieses Lamm alles kontrolliert und alles in seiner Hand hält. Kapitel 7 zeigt uns, dass es dabei seine eigenen bewahrt. So ergibt sich eine relativ einfache Entfaltung des Predigttextes.
Kommen wir nun zu Kapitel 4. Ich möchte Sie einladen, die Bibel aufzuschlagen – die vielleicht vor Ihnen liegt oder die Sie mitgebracht haben. Das ist immer noch besser. Im hinteren Teil, auf Seite 283, finden Sie das letzte Buch der Bibel, überschrieben mit Offenbarung. Dort finden Sie die große Zahl 4, die die Kapitelangabe ist. Daneben stehen kleine Zahlen, die die Verse angeben. Diese Zahlen entsprechen den Angaben hinter dem Komma auf meinen Folien.
Falls Sie die Folien nicht lesen können, ist zumindest die Textstellenangabe hilfreich, damit Sie in Ihrer eigenen Bibel mitlesen können.
Die himmlische Szenerie um den Thron Gottes
Wir sehen am Anfang dieser zweiten Vision, wie Johannes im Geist vor den Thron Gottes im Himmel kommt. Gott selbst wird dabei nicht direkt beschrieben. Stattdessen wird ausführlich geschildert, was Johannes um den Thron herum sieht.
In sehr bildhafter Sprache ist die Rede von Edelsteinen, einem Regenbogen, Blitzen, Stimmen, Donnern, Fackeln und einem gläsernen, nach Kristall aussehenden Meer. Diese Szenerie um den Thron herum ist beeindruckend und phantastisch.
Dann sehen wir zwei Gruppen. Zuerst, in Kapitel 4, Vers 4, sieht Johannes um den Thron herum 24 Throne. Auf diesen Thronen sitzen 24 Älteste, die weiße Kleider tragen und goldene Kronen auf ihren Häuptern haben. Sehr wahrscheinlich handelt es sich bei diesen 24 Ältesten um die zwölf großen Repräsentanten der alttestamentlichen Offenbarung und die zwölf großen Repräsentanten der neutestamentlichen Offenbarung – also um die zwölf Stammväter Israels und die zwölf Apostel. Sie sind hier versammelt und sitzen auf ihren Thronen um den Thron Gottes herum.
Dann geht es weiter, und Johannes sieht noch mehr. Er sieht vier himmlische Gestalten, die voller Augen sind – vorne und hinten, wie es heißt. Diese vier Gestalten werden folgendermaßen beschrieben: Die erste Gestalt gleicht einem Löwen, die zweite einem Stier, die dritte hat ein Antlitz wie ein Mensch, und die vierte Gestalt ähnelt einem fliegenden Adler. Jede dieser vier Gestalten hat sechs Flügel und ist außen und innen voller Augen.
Interessant ist, dass die Offenbarung viele Bilder aus dem Alten Testament aufgreift. Was hier beschrieben wird, ist ein Bildnis, das zum Beispiel der Prophet Ezechiel beschrieben hat. Ezechiel erklärt, dass es sich bei diesen Wesen um die Cherubim handelt – die höchsten Engel, die auch über der Bundeslade standen. Es sind die höchsten himmlischen Wesen und die bedeutendsten Vertreter des Alten und Neuen Testaments, die hier zusammen versammelt sind.
Johannes wird nun mitten in ihre Gegenwart versetzt, er wird im Geist dorthin versetzt. So fantastisch dieses Bild ist, ist es vielleicht gut, sich einmal hineinzudenken.
Stellen wir uns vor, wir kommen in eine Szenerie, in der Johannes nur ein frommer Mann ist. Dabei sind die Versammelten diejenigen, die man am höchsten achtet – wer auch immer das sein mag, die Lieblingsprominenten oder andere bedeutende Personen. Sie sind alle dort versammelt, aber nicht nur das, sondern auch die bedeutendsten Menschen aller Zeiten. Alle stehen umher, und man selbst steht mitten unter ihnen.
Dann kommen aus dem Himmel noch die mächtigsten Wesen, die man sich vorstellen kann, und man steht mitten unter ihnen. Johannes hat vielleicht zunächst das Bedürfnis, Fragen zu stellen, zu staunen und zu sagen: „Mann!“ Doch dann sieht er, wie alle auf ihre Knie gehen. Es geht gar nicht um sie selbst. Sie alle richten ihre Aufmerksamkeit nur auf den einen, der auf dem Thron sitzt. Sie beten ihn an – den, der auf dem Thron sitzt, inmitten dieser Szenerie und dieser Gestalten.
Die Anbetung des heiligen Gottes
Und dann lesen wir weiter, wie diese Gestalten in einem wunderbaren Lobpreis ausbrechen. Die vier himmlischen Gestalten loben Gott Tag und Nacht. Dabei heißt es, sie preisen ihn mit den Worten: „Heilig, heilig, heilig ist Gott, der Herr, der Allmächtige, der da war und der da ist und der da kommt.“
Nachdem die Gestalten Preis, Ehre und Dank dem gegeben haben, der auf dem Thron saß und von Ewigkeit zu Ewigkeit lebt, fielen die 24 Ältesten nieder vor dem, der auf dem Thron sitzt. Sie beteten ihn an, der von Ewigkeit zu Ewigkeit lebt. Dabei legten sie die Kronen, die sie erhalten hatten, nieder vor dem Thron und sprachen: „Herr, unser Gott, du bist würdig, Preis, Ehre und Kraft zu empfangen, denn du hast alle Dinge geschaffen. Durch deinen Willen sind sie entstanden und wurden geschaffen.“
Was für eine Anbetung! Und genau diese Anbetung gebührt Gott. Das ist die Anbetung der frommen Männer von alters her, die Anbetung des Himmels. Und es ist auch die Anbetung, die Gott von dir und mir erhalten sollte.
Denn das, was hier gesagt wird, ist wahr: Gott ist heilig. Heilig, heilig – er ist vollkommen rein, ohne jegliches Böse. Er ist wunderbar, rein, perfekt, gut und allmächtig. Er vermag alles zu tun; nichts und niemand kann ihn aufhalten. Er ist allmächtig, und das nicht nur im Hier und Jetzt, sondern von Ewigkeit zu Ewigkeit. Er ist der, der da war, der da ist, und der Schöpfer aller Dinge. Durch seinen Willen sind sie entstanden.
Kennst du diesen Gott? Ihm verdankst du dein Leben und alles, was du hast. Er ist der Ewige, und was er will, das geschieht. Er regiert über alle Dinge.
Wie wir sehen, betet der ganze Himmel ihn an: „Herr, unser Gott, du bist würdig, Preis, Ehre und Kraft zu empfangen.“ Möge das nicht nur die Anbetung im Himmel sein, sondern auch die Anbetung, die Gott von dir und mir durch unsere Worte und unser Leben erhält. Dass wir ihn erkennen als den, der auf dem Thron sitzt und alle Anbetung verdient.
Das ist die himmlische Anbetung, die atemberaubende Anbetung des Schöpfers auf dem Thron, die wir in Kapitel 4 sehen.
Das geheimnisvolle Buch und das würdige Lamm
Dann kommen wir zu Kapitel fünf. In diesem Kapitel wirkt es fast so, als ob die Vision, die Johannes hat, ihn direkt zu Gott, dem Vater, führt. Johannes sieht die Szenerien und beobachtet, wie alle vor dem Thron niedergehen. Es nimmt uns fast mit, als ob die Kamera jetzt einzoomt – und zwar auf den Thron, genauer gesagt auf die rechte Hand dessen, der auf dem Thron sitzt, und auf das, was der Herr in seiner rechten Hand hält.
Da heißt es in Vers 1: „Und ich sah in der rechten Hand dessen, der auf dem Thron saß, ein Buch, beschrieben innen und außen, versiegelt mit sieben Siegeln. Und ich sah einen starken Engel, der rief mit großer Stimme: ‚Wer ist würdig, das Buch aufzutun und seine Siegel zu brechen?‘ Weder im Himmel, noch auf der Erde, noch unter der Erde konnte das Buch aufgetan und hineingesehen werden. Und ich weinte sehr, weil niemand für würdig befunden wurde, das Buch aufzutun und hineinzusehen.“
Uns fehlt hier die genaue Erklärung, um was es sich bei diesem Buch eigentlich handelt. Aber ganz offensichtlich ist dieses Buch von größter Bedeutung. Der Apostel Johannes bricht in Tränen aus, weil scheinbar niemand da ist, der die Siegel öffnen kann. Nur die Offenbarung ist voller Symbolik, und im weiteren Verlauf wird deutlich, dass dieses Buch offensichtlich der große Plan Gottes zur Erlösung dieser Welt ist. Es enthält die Dinge, die noch geschehen müssen, den Ratschluss Gottes.
Johannes muss miterleben, wie inmitten dieser großartigen Szenerie im Himmel – mit den 24 Ältesten, den vier himmlischen Gestalten und Engeln überall – niemand für würdig befunden wird, das Buch aufzutun und hineinzusehen. Niemand kann die Geschicke dieser Welt in seine Hand nehmen.
Hier auf Erden ist das natürlich anders. Hier gibt es immer wieder Menschen, die meinen, Dinge in die Hand nehmen zu können. Sie glauben, die Geschichte voranschreiben oder die Welt entscheidend beeinflussen zu können. Sie schmieden Pläne und meinen, sie ausführen zu können. Das erleben wir ja gerade: Die ISIS will ihre Herrschaft aufrichten, hat ihre Pläne gemacht und führt sie aus. Herrscher dieser Welt haben das immer wieder probiert. Auch religiöse Kreise versuchen immer wieder, den Lauf der Welt entscheidend zu beeinflussen.
Und wir sind da vielleicht gar nicht so anders. Wie ist das bei dir? Wer führt Regie in deinem Leben? Wir alle kennen das, dass wir immer mal wieder Dinge selbst in die Hand nehmen und meinen, wir könnten die Zukunft gestalten – so als wären wir Gott.
Ich glaube, wir alle haben schon feststellen müssen, dass das ein naiver Irrtum ist. Dinge geschehen, die wir nicht unter Kontrolle haben. Manchmal merken wir auf schmerzhafte Weise, dass unsere Pläne zerschlagen werden. Wenn das geschieht, dann ist es doch ungemein tröstlich zu wissen, dass eben nicht alles einfach irgendwie geschieht, sondern dass es einen gibt, der alles im Griff hat.
Das ist genau der Trost, den Johannes jetzt bekommt, der ihm von einem der Ältesten zugesprochen wird. So hört er die Stimme eines Ältesten in Vers 5, der zu ihm sagt: „Weine nicht!“ Das ist Trost: „Weine nicht! Siehe, es hat überwunden, der Löwe aus dem Stamm Juda, die Wurzel Davids, aufzutun das Buch und seine sieben Siegel.“
Dann schaut Johannes und sieht ein Lamm, das aussah wie geschlachtet, das aber mit dem Geist Gottes ausgerüstet war. Dieses Lamm nimmt das Buch mit den sieben Siegeln aus der Hand Gottes. In diesem Moment geschieht etwas höchst Erstaunliches.
Wir müssen uns das so vorstellen: Die ganze Szenerie im Himmel hat nur einen Fokus – Gott auf seinem Thron. Jetzt aber bekommt dieses geschlachtete Lamm das Buch in die Hand. Es sieht fast so aus, als würde sich die ganze atemberaubende Anbetung plötzlich dem Lamm zuwenden.
So heißt es dann: „Da fielen nieder die vier Gestalten und die 24 Ältesten nieder vor dem Lamm. Und jeder hatte eine Harfe und goldene Schalen voll Räucherwerk, das sind die Gebete der Heiligen. Sie sangen ein neues Lied: ‚Du bist würdig, das Buch zu nehmen und aufzutun seine Siegel, denn du bist geschlachtet und hast mit deinem Blut Menschen für Gott erkauft aus allen Stämmen und Sprachen und Völkern und Nationen. Du hast sie unserem Gott zu Königen und Priestern gemacht, und sie werden herrschen auf Erden.‘“
Johannes sieht und hört dann eine Stimme vieler Engel um den Thron, um die Gestalten und um die Ältesten. Ihre Zahl war tausend mal tausend. Sie sprachen mit großer Stimme: „Das Lamm, das geschlachtet ist, ist würdig, Kraft und Reichtum und Weisheit und Stärke und Ehre und Preis und Lob zu nehmen.“
Und jedes Geschöpf, das im Himmel ist, auf Erden, unter der Erde und auf dem Meer, sowie alles, was darin ist, hörte Johannes sagen: „Dem, der auf dem Thron sitzt, und dem Lamm sei Lob und Ehre und Preis und Gewalt von Ewigkeit zu Ewigkeit!“
Die vier Gestalten sprachen „Amen“, und die Ältesten fielen nieder und beteten an.
Auf einmal gilt diese ganze atemberaubende Anbetung nicht mehr nur Gott auf dem Thron, sondern auch dem Lamm. Nur am Rande sei bemerkt: Das ist eine interessante Stelle für diejenigen, die behaupten, das Lamm sei nicht Gott. Der ganze Himmel betet das Lamm an.
Das Lamm als Erfüller der Verheißungen
Aber die entscheidende Frage für uns ist: Wer ist dieses Lamm? Was hat es damit auf sich? Der Älteste hatte dieses Lamm ganz seltsam beschrieben, nämlich als den Löwen aus dem Stamm Juda und die Wurzel Davids.
Wer das Alte Testament etwas kennt, kann damit etwas anfangen. Er sagt: Der Löwe aus dem Stamm Juda – der Stamm Juda war einer der zwölf Stämme Israels. Als Jakob stirbt, segnet er die Stämme und spricht zu Juda. Er sagt, aus dir soll einer kommen, der Löwe aus dem Stamm Juda, der ewig regieren wird.
Also war das eine Verheißung aus dem Alten Testament: Ein Löwe, ein Herrscher, ein mächtiger König aus dem Stamm Juda sollte über das Volk Gottes herrschen. Später wurde König David, dem größten aller Könige Israels, zugesagt, dass er einen Nachkommen haben würde, eine Wurzel, die aus ihm kommen würde – ein Nachkomme Davids, wiederum ein ewiger König, der für alle Zeit herrschen wird.
Das heißt, der Löwe aus dem Stamm Juda und die Wurzel Davids sind letztendlich dasselbe. Es ist der verheißene König, auf den Israel schon lange wartet. Doch dann sieht Johannes einen, der aussieht wie ein Lamm, das geschlachtet war.
Auch das ist tief im Alten Testament verankert. Dort sehen wir immer wieder, dass Gottes Volk Opfer bringen muss, dass Opfer dargebracht werden müssen. Warum? Weil Gott heilig ist – heilig, heilig, heilig – und wir Menschen es nicht sind. Gott ist rein und perfekt, und in seine Gegenwart können Menschen, die Schuld auf sich geladen haben, nicht kommen.
Da alle Menschen Schuld auf sich geladen haben, sind wir von Gott komplett getrennt. Gott hat dem Volk Israel aber einen Weg gegeben, wie sie zu ihm kommen können. Unsere Schuld wird stellvertretend auf ein Opfertier gelegt, das dann für unsere Schuld stirbt. So können wir Menschen wieder Zugang zu Gott haben.
Das ist es, was das Opferlamm tat. Es nahm symbolisch die Schuld des Volkes auf sich, damit Menschen zu Gott kommen konnten. Das Problem im Alten Testament war nur, dass diese Opfertiere ständig gebracht werden mussten. Jeden Tag mehrfach, weil es so sicherer war als das Amen in der Kirche, dass die Menschen wieder sündigen würden.
Sie würden wieder ihren Zugang zu Gott verlieren, weil sie wiederum nicht rein wären und vor dem heiligen Gott nicht bestehen könnten. Deshalb kommt immer wieder Opfer um Opfer. Es hört niemals auf, bis dann das Opfer kommt, auf das alle anderen Opfer nur hinweisen: Ein perfektes Opfer, ein einmaliges Opfer.
Dieses Opfer musste gebracht werden, damit Menschen für alle Zeit mit Gott versöhnt sein können. So wartet Israel darauf, dass ein solches Opfer kommt. Und dann steht Johannes der Täufer eines Tages am Jordan, sieht Jesus auf sich zukommen und erkennt ihn von weitem. Er sagt: „Siehe, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt trägt!“
Jesus Christus ist dieses Lamm. Er ist das Lamm, das geschlachtet wurde. Denn Jesus Christus lebte hier auf Erden allein so, wie wir hätten leben sollen. Er war heilig, frei von aller Schuld. Dann ging er ans Kreuz, das stellvertretende Opfer, das für uns gebracht wurde. Sein Blut musste fließen.
Durch dieses Blut erkauft er für Gott ein für alle Mal alle, die ihn als ihr Opfer anerkennen, die ihre Hände auf ihn legen und sagen: „Sei du mein stellvertretendes Opfer!“ Das hat Jesus getan. Das Opfer ist gebracht worden, das Lamm wurde geschlachtet.
In seiner Vision sieht Johannes Jesus hier wie ein Lamm, das geschlachtet war, um dadurch Menschen aus allen Stämmen, Sprachen, Völkern und Nationen für Gott zu erkaufen. Dieses Lamm, das geschlachtet war, wird am dritten Tag auferstehen und in Jesus Christus leben.
So ist dieses Lamm ein Bild, eine Vision dessen, was Johannes dort sieht. So ist dieses Lamm im Himmel, in der Gegenwart Gottes, und wird dort angebetet. Das ist das Lamm, das wir hier sehen.
Dieses Lamm ist würdig, das Buch zu nehmen und seine Siegel zu öffnen. Jesus ist derjenige, der jetzt die Regie übernimmt und den guten Plan Gottes ausführt.
Kennst du dieses Lamm? Weißt du, dass dieses Lamm für dich geschlachtet wurde, durch sein Blut? Kannst du mit Gott versöhnt sein? Wenn du bisher dein Leben noch für dich selbst lebst, noch selbst versuchst, die Regie in deinem Leben zu haben und alles unter Kontrolle zu halten, dann sieh doch ein: Das ist zum Scheitern verurteilt.
Gib dem die Kontrolle, der sie ohnehin hat. Lass dieses Lamm in deinem Leben regieren, wende dich ihm zu und gehöre zu denen, die erkauft worden sind, befreit von ihrer Schuld für Gott, um eines Tages mit ihm zu herrschen.
Sieh auf Jesus und stimme mit ein in dieser Anbetung, denn er allein ist würdig zu nehmen Kraft und Reichtum und Weisheit und Stärke und Ehre und Preis und Lob.
Wir werden in Kapitel fünf eines Tages alle mit einstimmen und dies erkennen und bekennen. Für all jene, die Jesus schon zu Lebzeiten auf Erden als ihren Herrn, als das Lamm, das regiert, erkannt haben, wird es dann eine wunderbare, eine atemberaubende Anbetung sein, die niemals mehr aufhört.
Die Öffnung der Siegel und die Realität der Welt
Aber noch ist es nicht so weit. Unsere Anbetung wird immer wieder überlagert, weil wir in einer Welt leben, in der wir das Lamm aus dem Blick verlieren und stattdessen das sehen, was uns unmittelbar vor Augen ist: alle Nöte und alles Leid.
Davon lesen wir in Kapitel sechs, wo das Lamm, Jesus Christus, die Siegel öffnet. Bevor wir uns den einzelnen Siegeln zuwenden, sollten wir jedoch eines bedenken: Viel entscheidender als zu verstehen, was es genau mit den einzelnen Siegeln auf sich hat, ist etwas ganz anderes. Es ist entscheidend zu sehen, wer diese Siegel öffnet und wer die Kontrolle über diese Dinge hat.
Das Lamm Gottes hat das alles im Griff. Er bricht die Siegel auf und sorgt dafür, dass diese Dinge geschehen. Jesus selbst hatte das angekündigt. Wir haben vorhin die Worte aus Lukas 21 gehört. Das geschieht nicht einfach so, es ist nicht außerhalb seiner Kontrolle. Es ist das, was er kontrolliert, denn er ist würdig.
So sehen wir bei den ersten vier Siegeln Dinge, die mehr oder weniger gleichzeitig oder parallel geschehen. Wir sehen, wie vier Reiter auf Pferden aus dem Himmel kommen und zur Erde unterwegs sind. Sie symbolisieren wirklich das, was Jesus jetzt zulässt. Er lässt zu, dass diese Welt in gewisser Weise anfängt, sich selbst zu richten.
Wir sehen, wie Kriege kommen, Hungersnöte und der Tod. Das erklärt uns unsere Welt. Die Welt, in der wir leben, ist eine Welt voller Leid, voller Katastrophen, voller Kriege, Hungersnöte und Tod. Ich denke, diese vier Reiter sind schon lange unterwegs.
Dann sehen wir, wie Jesus das fünfte Siegel öffnet. Der Fokus ändert sich, und Johannes sieht diejenigen, die umgebracht worden waren – so heißt es – um des Wortes Gottes und um ihres Zeugnisses willen. Das sind die Märtyrer. Einige von ihnen wurden schon zu Lebzeiten von Johannes umgebracht, andere sterben heute noch um ihres Zeugnisses für Christus willen.
Die Märtyrer werden uns hier vor dem Thron Gottes gezeigt. Sie sehnen sich danach, dass Gott endlich alle Feinde besiegt und alles Leid beendet. Wann wird die Herrschaft Gottes endlich aufgerichtet? Wann wird das Leid in dieser Welt ein Ende haben?
Mal ganz ehrlich: Wie geht es dir? Kannst du dich mit dem Ruf der Märtyrer vor dem Thron Gottes identifizieren? Sie rufen: „Du Heiliger und Wahrhaftiger, wie lange richtest du nicht? Und rächt nicht unser Blut an denen, die auf Erden wohnen!“
Aber in seiner großen Weisheit ist es noch nicht so weit. Der Herr hat seinen großen Rettungsplan noch nicht vollendet. So folgt dann das sechste Siegel, das uns beschrieben wird. Es klingt ein bisschen wie das Ende der Welt.
Da heißt es: „Und ich sah, als das sechste Siegel geöffnet wurde, da geschah ein großes Erdbeben. Die Sonne wurde finster wie ein schwarzer Sack, und der ganze Mond wurde wie Blut. Die Sterne des Himmels fielen auf die Erde wie ein Feigenbaum seine Feigen abwirft, wenn er vom starken Wind bewegt wird. Der Himmel wich zurück wie eine Schriftrolle, die zusammengerollt wird, und alle Berge und Inseln wurden von ihrem Ort wegbewegt.“
Kosmische Phänomene also. Und die Könige auf Erden – das ist nicht nur ein kleines Erdbeben – die Könige auf Erden und die Großen, die Obersten, die Reichen, die Gewaltigen, alle Sklaven und alle Freien verbargen sich in den Klüften und Felsen der Berge. Sie sprachen zu den Bergen und Felsen: „Fallt über uns und verbergt uns vor dem Angesicht dessen, der auf dem Thron sitzt, und vor dem Zorn des Lammes! Denn es ist gekommen der große Tag ihres Zorns, und wer kann bestehen?“
Dieser Tag wird kommen, und jeder wird erkennen, dass Gott allein im Regiment sitzt: die Könige auf Erden, die Großen, die Obersten und alle. Aber hier lesen wir nichts von himmlischer Anbetung. Nein, im Gegenteil: Die Menschen werden voller Angst und Schrecken versuchen, sich vor Gott zu verbergen, weil sie den Zorn Gottes spüren.
Das passt vielleicht nicht in unser Gottesbild. Der Zorn Gottes ist keine blinde Wut. Gott verliert hier nicht die Kontrolle. Nein, es ist sein ganz kontrollierter, gerechter Zorn – der Zorn, nach dem sich die Märtyrer gesehnt haben. Der Zorn über alles Böse und jede Ungerechtigkeit.
Das Problem dabei ist nur, dass keiner von uns vor Gottes Zorn sicher wäre, weil wir doch alle Ungerechtigkeit in uns haben. Deshalb ist das eine ganz wichtige Frage: Es ist gekommen der große Tag des Zorns – und wer kann bestehen?
Unsere einzige Hoffnung ist, dass der vollkommen gerechte Gott, den wir hier sehen, zugleich der gnädige Gott ist. Er hat seinen eingeborenen Sohn in diese Welt gesandt als das Lamm Gottes, das um der Welt Sünden willen starb.
Das heißt: Wenn du das Lamm kennst und weißt, dass Jesus deine Schuld am Kreuz von Golgatha gesühnt hat, dann musst du keine Angst haben. Dann ist dieser Schrecken, der hier beschrieben wird, nicht für dich.
Gottes Schutz für sein Volk inmitten des Gerichts
Genau das sehen wir dann in Kapitel sieben. Inmitten dieses Horrorszenarios bekommt Johannes noch einmal einen neuen Blick in den Himmel. Er sieht, dass, während die Feinde Gottes verzweifelt um Schutz vor dem Zorn Gottes flehen, Gott seine Seinen bewahrt – inmitten des Chaos. Gott ist der gute Hirte, der auf seine Schafe achtet.
So sehen wir, dass Johannes noch einmal eine Szene im Himmel hört – erst hört und dann sieht. Am Anfang lesen wir davon, wie es zu Beginn von Kapitel sieben ist: Die vier Engel halten das Gericht zurück, für einen Moment wird alles auf Pause gesetzt. Wir sehen, wie alles zusammenkracht, doch es gibt diesen einen Moment der Pause.
Ich glaube nicht, dass das eine chronologische Abfolge ist, sondern dass es ein Bild dafür ist, dass Gott sagt: Halt! Aber inmitten dieser Dinge geschieht das, was parallel läuft – also das, was geschieht, bevor das Ende kommt. Ein fünfter Engel kommt aus dem Himmel. Wiederum ist es eine bildhafte Sprache, mit dem Siegel des lebendigen Gottes.
Wir müssen jetzt nicht damit rechnen, dass wir irgendwo einen Siegelabdruck haben müssen, damit wir dazugehören. Dieses Siegel ist hier drin – es ist die Versiegelung des Herzens, die der Heilige Geist bei allen vollbringt, die an ihn glauben. Dieser Engel ist unterwegs und versiegelt Gottes Volk.
Dann bekommen wir Gottes Volk zu sehen. Erst hört Johannes von diesem Volk. Er hört die Zahl derer, die versiegelt wurden: 144.000, versiegelt aus allen Stämmen Israels. Dann hört er eine Auflistung von zwölf Stämmen, jeweils 12.000.
Nachdem er das gehört hat, bekommt er jetzt einen Blick darauf. Er sieht eine große Schar, die niemand zählen konnte, aus allen Nationen, Stämmen, Völkern und Sprachen. Sie stehen vor dem Thron und vor dem Lamm, angetan mit weißen Kleidern und mit Palmenzweigen in ihren Händen.
Sie rufen mit großer Stimme: „Das Heil ist bei dem, der auf dem Thron sitzt, unserem Gott, und dem Lamm!“ In diesem Lobkreis stimmen dann alle Engel mit ein. Johannes wundert sich wieder. Wie schon zuvor kommt einer der Ältesten ihm zur Hilfe und erklärt ihm, was es mit dem zu hören und zu sehen auf sich hat.
So heißt es dann im Fortgang, ab Vers 14, Kapitel 7, Vers 14: „Diese sind es, die gekommen sind aus der großen Trübsal und haben ihre Kleider gewaschen und haben ihre Kleider hell gemacht im Blut des Lammes. Darum sind sie vor dem Thron Gottes und dienen ihm Tag und Nacht in seinem Tempel.
Wer auf dem Thron sitzt, wird über ihnen wohnen, und sie werden nicht mehr hungern noch dürsten. Es wird auch nicht auf ihnen lasten die Sonne oder irgendeine Hitze. Denn das Lamm mitten auf dem Thron wird sie weiden und leiten zu den Quellen des lebendigen Wassers, und Gott wird alle Tränen von ihren Augen abwischen.“
Wenn Jesus Christus, das Lamm Gottes, dein Herr ist, dann wird dieser Text richtig persönlich. Denn du bist mitten dabei. Johannes sieht in den Himmeln und er sieht dich inmitten dieser Menschen. Ist dir das klar?
Diese große Schar sind die Gläubigen aller Zeiten, aus allen Völkern und Nationen – und mitten unter ihnen bist du. Ist das nicht großartig? Das Lamm hat dich erkauft mit seinem Blut.
„Du, der du keine weißen Kleider hattest“ – diese weißen Kleider entsprechen der Gerechtigkeit, der Heiligkeit, die vor Gott notwendig ist. Sie werden dir angezogen, du bekommst sie, weil du reingewaschen bist. So absurd das klingen mag, durch das Blut des Lammes.
Weil Jesu Blut für dich geflossen ist, bist du von deiner Schuld befreit und mit seiner Gerechtigkeit umkleidet, so dass du da sein kannst. Und du bist da.
Jesus Christus sagt Johannes hier: „Schau, Johannes, ich will dich ermutigen und mit dir alle ermutigen, die durch dieses Leben gehen und Not, Schwierigkeiten und Leid erleben und bei denen Tränen fließen. Ich möchte euch einen Blick geben auf das, was sein wird.“
„Schau, Christian, schau, Gisela, schau, Edith – da bist du! Beim Lamm, um den Thron herum, da bist du.“ Bist du dabei? Dann preise den Herrn und stimme ein in den Lobkreis vor dem Thron Gottes – schon hier auf Erden. Damit noch viele es hören mögen und auch dabei sind. Noch ist Zeit.
Das siebte Siegel und der ewige Lobpreis
Aber das siebte Siegel wird vom Lamm aufgebrochen werden. Das ist der letzte Vers, den wir heute betrachten wollen, in Kapitel 8, Vers 1. Dort sehen wir, wie das siebte Siegel geöffnet wird.
Als das Lamm das siebte Siegel auftat, entstand eine Stille im Himmel, etwa eine halbe Stunde lang. Es ist der Horror, der Horror des Endgerichts, der für einen Moment allen im Himmel den Atem stocken lässt. Ihr kennt sicher Horrorszene aus Filmen, in denen man den Atem anhält. So ist es hier auch.
Dann wendet sich alles wieder dem Thron zu, und der Lobpreis geht für alle Ewigkeit weiter. Amen und Amen. Lasst uns ihn loben – mit unseren Liedern und mit unserem Leben.
Himmlischer Vater, danke, dass du auf deinem Thron sitzt. Danke für dein Lamm, das geschlachtet wurde und alle, die an den Glauben glauben, von aller Schuld reingewaschen hat. Herr, ich bete für die unter uns, die vielleicht noch meinen, ihr Leben selbst kontrollieren zu können. Hilf ihnen zu erkennen, dass sie das nicht können und dass nur du würdig bist.
Hilf ihnen auch, sich nicht vor dir zu verstecken, sondern zu dir zu fliehen, um bei dir Schutz, Segen und Herrlichkeit für alle Ewigkeit zu finden.
Herr, wirke in uns allen diese feste Gewissheit, dass, was auch immer um uns herum geschieht, du fest im Regiment sitzt. Du wirst alle Dinge zu einem guten Ende bringen. Eines Tages werden alle Tränen abgewischt sein, alles Leid ein Ende haben, und unser Leben wird in deiner Gegenwart auf alle Ewigkeit weitergehen. Dann wird es ein freudiger, unvorstellbar froher Lobpreis sein.
Hilf uns, unser Leben auch hier schon so zu leben, dass es zum Lobpreis deiner Herrlichkeit wird. Amen.