Nun will uns heute Morgen unser Gott neu begegnen. Er möchte uns ermutigen, stärken und uns Geborgenheit schenken.
Diejenigen, die auf den Herrn harren, erhalten neue Kraft. Sie werden auffahren mit Flügeln wie Adler, laufen und nicht matt werden, wandeln und nicht müde werden.
Ich freue mich, dass viele von Ihnen das schon oft in Ihrem Leben erfahren haben. Darum wollen wir auch unserem Gott zur Ehre dieses Lied singen: "Ein feste Burg ist unser Gott", Lied 201, die Verse 1 bis 3.
Eröffnung und Gebet zum Gottesdienstbeginn
Lieber Herr Jesus Christus,
wenn wir hier zusammenkommen, bringen wir die Unruhe, die Angst und die Bedrückung der vergangenen Tage mit. Du weißt, welche Lasten auf jedem von uns liegen.
Dann treten wir vor dich und freuen uns, dass du alle Macht hast und niemand dir widerstehen kann. Du bist stärker als alles, was uns bedrängt und Sorgen macht. Deshalb wollen wir zuerst wieder Frieden bei dir finden.
Wir wollen nicht dorthin blicken, wo uns so viele Dinge erschrecken – weder in der Welt noch in unserem eigenen Leben, wo wir uns oft ohnmächtig fühlen. Stattdessen möchten wir dich heute Morgen bitten, uns in deine große Heilsgeschichte hineinzunehmen.
Du willst in diesen Tagen dein Reich bauen und deine Gemeinde sammeln. Du willst in unserem Leben selbst der Herr sein. Komm heute Morgen mit uns zum Ziel.
Wir bekennen vor dir manches, was in unserem Leben unrecht ist. Es tut uns leid, Herr. Nimm du es durch deine Vergebung weg und mach uns ganz rein. Du kannst uns freisprechen und losmachen, auch von aller Sünde, die uns immer wieder anhängt und träge macht.
Jetzt wollen wir dir in der Stille all das sagen, was uns bedrückt. Wir beten in der Stille.
Wer zu dir kommt, den stößt du nicht hinaus. Amen.
Einführung in die Schriftlesung und Thema der Predigt
Die Schriftlesung steht in 2. Mose 1. In den nächsten Sonntagen wollen wir, heute beginnend, darüber nachdenken, wie Gott Menschen in seinen Dienst nimmt. Dabei interessiert uns besonders die Gestalt Moses.
Ich lese das Kapitel, das unserem heutigen Predigttext vorausgeht, ab 2. Mose 1,6:
Als nun Joseph gestorben war, und alle seine Brüder sowie alle, die zu jener Zeit gelebt hatten, wuchsen die Nachkommen Israels. Sie zeugten Kinder, mehrten sich und wurden überaus stark, so dass das Land von ihnen voll war.
Da kam ein neuer König in Ägypten auf, der nichts von Joseph wusste. Er sprach zu seinem Volk: „Siehe, das Volk Israel ist mehr und stärker als wir. Wollt also wir sie mit List niederhalten, damit sie nicht noch mehr werden. Denn wenn ein Krieg ausbräche, könnten sie sich auch zu unseren Feinden schlagen, gegen uns kämpfen und aus dem Land ausziehen.“
Man setzte Frohnvögte über sie, die sie mit Zwangsarbeit bedrücken sollten. Sie bauten dem Pharao die Städte Pithom und Ramses als Vorratsstätten.
Aber je mehr sie das Volk bedrückten, desto stärker mehrte es sich und breitete sich aus. Da kam ihnen ein Grauen vor Israel.
Die Ägypter zwangen die Israeliten unbarmherzig zum Dienst und machten ihr Leben sauer mit schwerer Arbeit in Ton und Ziegeln und mit mancherlei Frohdienst auf dem Feld. Mit all ihrer Arbeit, die sie ihnen auflegten, taten sie dies ohne Erbarmen.
Der König von Ägypten sprach zu den hebräischen Hebammen, von denen die eine Schifra hieß und die andere Pua. Es ist gut, dass die Namen dieser glaubensmutigen Frauen noch erwähnt sind.
Er sagte: „Wenn ihr den hebräischen Frauen helft und bei der Geburt seht, dass es ein Sohn ist, so tötet ihn. Ist es aber eine Tochter, so lasst sie leben.“
Doch die Hebammen fürchteten Gott und taten nicht, wie der König von Ägypten ihnen befohlen hatte. Stattdessen ließen sie die Kinder leben.
Da rief der König von Ägypten die Hebammen und fragte sie: „Warum tut ihr das, dass ihr die Kinder leben lasst?“
Die Hebammen antworteten dem Pharao: „Die hebräischen Frauen sind nicht wie die ägyptischen, denn sie sind kräftige Frauen. Ehe die Hebamme zu ihnen kommt, haben sie geboren.“
Darum tat Gott den Hebammen Gutes. Das Volk mehrte sich und wurde sehr stark. Weil die Hebammen Gott fürchteten, segnete er ihre Häuser.
Da gebot der Pharao seinem ganzen Volk: „Alle Söhne, die geboren werden, werft in den Nil, aber alle Töchter lasst leben!“
Jetzt hören wir noch einmal unseren Kinderchor.
Ich möchte euch ganz herzlich danken, dass ihr heute den Gottesdienst so mitgestaltet habt.
Thema des Gottesdienstes: Glaube in schwierigen Entscheidungen
Wir haben heute in unserem Gottesdienst das Thema behandelt, wie glaubende Menschen oft schwierige Entscheidungen durchstehen müssen und wie dies ein Kampf sein kann. Auch bei Ihnen.
Wir singen das Lied von Johann Albrecht Bengel: „Gott lebt, sein Name gibt Leben und Stärke“ (544), die Verse 1, 2 und 4.
Anschließend lesen wir im zweiten Buch Mose, Kapitel 2, Verse 1 bis 10, die Geschichte von Moses Geburt und seiner wunderbaren Errettung:
„Und es ging hin ein Mann vom Hause Levi und nahm ein Mädchen aus dem Hause Levi zur Frau. Sie wurde schwanger und gebar einen Sohn. Als sie sah, dass es ein feines Kind war, verbarg sie ihn drei Monate.
Als sie ihn aber nicht länger verbergen konnte, machte sie ein Kästlein aus Rohr, verklebte es mit Erdharz und Pech und legte das Kind hinein. Dann setzte sie das Kästlein ins Schilf am Ufer des Nils.
Seine Schwester aber stand von ferne, um zu erfahren, wie es ihm ergehen würde.
Die Tochter des Pharao ging hinab, um im Nil zu baden, und ihre Gespielinnen gingen am Ufer hin und her. Als sie das Kästlein im Schilf sah, sandte sie ihre Magd hin und ließ es holen.
Als sie es öffnete, sah sie das Kind, und siehe, das Kindlein weinte. Da jammerte es sie, und sie sprach: ‚Es ist eins von den hebräischen Kindlein.‘
Da sprach seine Schwester zur Tochter des Pharao: ‚Soll ich hingehen und eine der hebräischen Frauen rufen, die da stillt, damit sie das Kindlein stille?‘
Die Tochter des Pharao sprach zu ihr: ‚Geh hin!‘
Das Mädchen ging hin und rief die Mutter des Kindes.
Da sprach die Tochter des Pharao zu ihr: ‚Nimm das Kindlein mit und stille es mir, ich will es dir lohnen.‘
Die Frau nahm das Kind und stillte es.
Als das Kind groß war, brachte sie es der Tochter des Pharao zurück. Es wurde ihr Sohn, und sie nannte ihn Mose, denn sie sprach: ‚Ich habe ihn aus dem Wasser gezogen.‘“
Herr, segne dein Wort an unser aller Herzen! Amen!
Die Realität von Leid und Gottes Heilshandeln
Wahrscheinlich haben Sie alle auch die schlimmsten Nöte mit Menschen durchgestanden. Es gibt viel Schweres in dieser Welt, doch Menschen können einem das Allgemeinste und Hinterlistigste zufügen. Die Bibel erzählt davon. Man meint, es sei ein Bericht aus unseren Tagen, so wie man es immer wieder in Reportagen hört, in denen von Grauenhaftem in der Welt berichtet wird. Doch dieses Leid zieht sich durch die Jahrtausende.
Ein grausamer Diktator unterdrückt ein Volk mit den übelsten Methoden. Er quält und schindet die Menschen. Um sie wirklich ganz kleinzuhalten, schreckt er nicht davor zurück, sie sogar auszumerzen. Selbst die kleinsten Kinder werden selektiert und getötet. Welch eine grauenhafte Welt, in der wir leben! Niemand soll sagen, das gäbe es heute nicht mehr.
Aber genau dort, inmitten dieser Welt und dieses grauenhaften Geschehens, macht Gott seine Heilsgeschichte. Die Welt wird nicht verändert, und das Böse wird nicht abgeschafft. Die Welt bleibt so grauenhaft, wie sie ist. Doch mittendrin ruft Gott Menschen – einzelne Menschen.
Gottes Ruf und der Dienst in dunklen Zeiten
Ist es mir wichtig, dass wir das alle verstehen? Gott hat einen Ruf an uns. Manche werden ganz aufgeregt sagen: „Lieber Gott, wie kannst du das Schreckliche in der Welt zulassen? Siehst du das denn nicht?“
Doch Gott ruft uns und sagt: „Ich will in deinem Leben etwas Neues beginnen, etwas, das ganz anders aussieht als das, was gerade geschieht. Öffne dich meinem Ruf!“
Das gilt seit den Tagen Moses: Gott hört an den dunkelsten Orten der Welt nicht auf zu handeln. Er ruft Menschen in seinen Dienst. Das soll auch heute für uns gelten. Aus dem Leben Moses können wir lernen: Du hast einst Mose trotz widriger Umstände in deinen Dienst genommen.
Herr, ich möchte heute dein Diener sein. Ich möchte dein Segensträger in dieser Welt sein, ganz gleich, wie dunkel es um mich herum aussieht. Wenn ich nur dein Licht in diese dunkle Welt tragen kann.
Sei ein Diener Gottes, jemand, den Gott für seinen Dienst gebrauchen kann.
Wahrer Glaube zeigt sich im Gehorsam
Mein erster Punkt: Wahrer Glaube beugt sich nicht. Wahrer Glaube beugt sich nicht.
In unserem Abschnitt wird hauptsächlich von heldenhaften Frauen gesprochen. Dabei soll keine Angst aufkommen, dass Männer dadurch unwichtig wären. Zur Klarheit: In der Bibel gibt es keine Diskriminierung der Frau, im Gegenteil. In entscheidenden Stunden waren es immer Frauen, die ihren Glauben bewährten und für Gott besonders brauchbar und nützlich waren.
Diese zwei Hebammen machen nicht viele Worte, sondern handeln entschlossen. Das ist mutig, wenn man bedenkt, dass ein diktatorischer Herrscher wie der Pharao seine Gesetze erlässt und sie dennoch nach dem Wort Gottes handeln. Sie wissen, wie schwierig es oft ist, sich richtig zu verhalten, wenn man in einem solchen Konflikt steckt.
Heute als Christ zu leben, ist nicht leicht, sagen viele. Schauen Sie sich die beiden Hebammen und auch Jochebed, die Mutter Moses, an. Sie redet nicht viel, sondern handelt. Vielleicht wird heute das Reden und Demonstrieren überschätzt – viele Papierresolutionen, viele Demonstrationen. Das darf man tun, ich habe nichts dagegen. Aber das Handeln ist entscheidend, ob wir aus Gehorsam handeln.
Ich meine auch immer wieder, dass nicht nur einige wenige Menschen uns Schwierigkeiten machen, sondern dass es nicht die ganze Welt ist, die uns in einen Strudel zieht, der mit Gottes Ordnungen im Streit liegt. Da fragt man sich: Kann man heute noch wirklich so leben, wie Gott es in seinem Wort befiehlt und wie seine Gebote lauten?
Jochebed sagt: Ja, ich will nur nach Gott handeln. Ganz gleich, wie das Königsgebot lautet, sie fürchtet es nicht und geht ihren Weg.
Wenn wir das näher betrachten und fragen, was für ein Glaube diese Frau hatte, so scheint es keine besondere Größe gewesen zu sein. Es steht nichts davon da, ob sie uns überlegen war. Wahrscheinlich wusste sie vom Glauben nicht so viel wie wir heute. Sie hatte ja noch nicht die ganze Offenbarung Gottes.
Aber eines hatte sie, was uns oft fehlt: Sie fürchtete Gott. Es war ihr eine große Angst, von Gott verworfen zu werden. Sie wusste, dass sie einmal vor Gott stehen würde im Gericht. Dann ist nicht wichtig, was Menschen zu ihr sagen oder ob sie Anerkennung erhält. Auch nicht wichtig, welche Position sie erreicht. Wichtig ist nur, dass sie nicht gegen Gott sündigt.
Ich erschrecke, wie wir das heute verloren haben. Wissen Sie, dass Sie mit Ihrem Tun und Ungehorsam die Freundschaft Gottes aufs Spiel setzen? Gott nimmt das sehr genau bei seinen Leuten.
Jochebed weiß: Ich kann nicht anders, ich muss handeln. Bei uns heute spüre ich oft die Versuchung, zu sagen: „Ich muss mich abfinden. In unserer Welt geht das eben nicht so.“ Man schaut auf andere, die alle Kompromisse gemacht haben.
Wenn Jochebed andere ihres Glaubens angesehen hätte, hätte sie viele Kompromissler gefunden. Sie hätten gesagt: „Die anderen haben alle einen Kompromiss gemacht, um ihr Leben zu retten.“ Doch das spielt keine Rolle. Gott sucht Einzelne, die ihm treu sind. Mit denen kann er arbeiten.
Und wenn das nur wenige sind, müssen sie sich nicht fürchten, wenn sie allein stehen. Einzelne, die sich nicht beugen – gerade in einer Zeit, in der alle sagen: „Da ist doch nichts dabei.“ Doch Jehova sagt: „Ich fürchte Gott und bleibe ihm gehorsam.“
Sie weiß, der ewige Gott ist Herr, und sie lässt sich nicht blenden von denen, die heute große Sprüche machen und das Sagen haben. Da erschrecke ich: Warum sind wir oft so feige und weichen zurück? Warum lassen wir uns immer wieder erschrecken?
Ich wünsche mir, dass unsere jungen Leute ihren Weg entschlossen gehen und sagen: Ganz gleich, was ich lese und höre und was mir andere einreden – ich will nicht gegen Gott sündigen. Ich will mit meinem Leben Gott dienen.
Ganz gleich, wie in dieser Zeit ein kleines Kind wertgeschätzt wird oder nicht. Und wenn es ein jüdisches Kind ist – auch das gab es, dass es nichts wert war. In unserer Zeit mögen es andere Dinge sein.
Orientierung am Wort Gottes als Grundlage des Glaubens
Woher weiß Jochebed, was Gott will? Eine Mutter weiß das intuitiv, aber es ist gut, dass wir es durch Gottes Wort noch genauer erfahren. In den entscheidenden Fragen unseres Lebens darf es keine Zweifel daran geben, was Gottes Wort uns sagt.
Es war schön, dass uns die Kinder dieses Lied erneut gesungen haben, das von der Bedeutung des Wortes Gottes handelt. Darin wollen wir immer wieder suchen: Was ist Gottes Gebot für uns heute? Wir wollen uns nach seinen Ordnungen richten. Wenn wir dadurch anstoßen und anecken, sollte uns das nicht überraschen – natürlich nicht!
In einer verkehrten Zeit und unter einem verkehrten Geschlecht müssen wir anecken. Andere werden den Kopf über uns schütteln. Hoffentlich ist unser Lebensstil an den entscheidenden Punkten anders als der unserer Mitmenschen, sodass wir sagen können: „Ich will nicht wieder gegen Gott sündigen.“
Wir wissen genau, dass es nicht nur ein Pharao ist, sondern die Macht des Bösen, die uns von allen Seiten mitziehen will. Es sind Einflüsse und Einflüsterungen, die uns von Gottes Geboten wegführen.
Jochebed ist eine betende, mutige Frau, die sich nicht beugt. Der wahre Glaube beugt sich nicht.
Durchhaltevermögen im Glauben trotz Not
Mein zweiter Punkt: Aber es geht durch viel Not hindurch.
Man liest solche Geschichten oft sehr schnell und sagt dann bewundernd, wie wunderbar Gott alles fügt, sodass dieses Kindlein auf wunderbare Weise gerettet wird. Doch dann hat man die Geschichte nicht wirklich verstanden. Man muss die Leiden dieser Mutter nachempfinden und auf sich wirken lassen.
Es war eine mutige Tat dieser Mutter, das Kind zu nehmen und aufzuziehen, obwohl es streng verboten war. Die Häscher standen doch vor der Tür, die Geheimpolizei lauschte. Das konnte doch nicht verborgen bleiben. Und die Frau wusste auch nicht, wie sie das Kind hinausbringen sollte. Sie sagt oft: „Ich weiß nicht, wie das werden soll.“ Sie braucht sich nicht um morgige Sorgen zu kümmern. Jochebed wusste einfach: „Ich darf hier nicht nachgeben.“ Und so zog sie das Kind auf, obwohl es aussichtslos war. Denn Kinder schreien. Und das kann nicht verborgen bleiben.
Damals gab es keine schalldichten Fenster wie heute in verkehrsreichen Straßen. Ein Kind in einer Hütte mit Strohdach kann nicht einfach unbemerkt bleiben. Die anderen würden es hören, merken, und man käme auf die Spur.
Ich muss an eine Erfahrung denken, die meine Frau und ich vor vielen Jahren gemacht haben, als wir eine Mädchenfreizeit gehalten haben. Die Umstände waren sehr schwierig. Wir hatten keine Mitarbeiter, meine Frau erwartete unser drittes Kind, und der Platz im Jugendheim war so knapp, dass wir in einer benachbarten Pension unterkommen mussten. Unsere zwei kleinen Kinder waren dabei.
In einer Pension, wissen Sie, da sind Kurgäste, die nachts schlafen wollen. Kleine Kinder schlafen manchmal nicht so ruhig. Unsere waren zwar brav, sie machten nachts keinen Lärm und schrien nicht – es sei denn, sie hätten Mundfäule bekommen. Kennen Sie diese schreckliche Krankheit, bei der der ganze Mund wund aussieht und die Kinder nachts wimmern?
Nebenan war ein Berliner Kurgast. Wir Schwaben haben ja ohnehin Respekt vor Berlinern, weil sie so schön sprechen können. Jeden Morgen hielt er uns Vorträge darüber, wie man Kindererziehung macht und Kinder zur Ruhe bringt. Wir fragten ihn, wie viele Kinder er selbst habe. Er antwortete, er sei unverheiratet.
Wir waren verzweifelt, wenn man nachts zwischen zwölf und vier Uhr vor dem Kinderbett sitzt und sagt: „Sei doch ruhig, sei doch ruhig!“ Und je nervöser man wird, desto lauter schreien die Kinder. So wird es Jochebed auch gegangen sein. Sie trug das Kindlein auf dem Arm und sagte: „Du darfst doch nicht schreien, Kind!“ Und es schrie.
Das ist die Verzweiflung einer Mutter, die kühn aus Gehorsam gegenüber Gott anders handelt – und es geht schief. Sie ist betrogen, reingefallen. Was kann sie tun? Sie kann ihr Kind nicht behalten. Und in diesen Stunden scheint es, als wolle der Teufel uns höhnisch verspotten und sagen: „Siehst du, so weit kommst du, wenn du Gott vertraust. Du bist reingefallen, es hat keinen Wert. Man kann nicht anders, man muss sich arrangieren in dieser Welt, fünf gerade sein lassen.“
Auch gläubige Menschen kommen ans Ende. Es ist nicht wahr, dass gläubige Christen, selbst wenn sie beten, Schlag auf Schlag Wunder erleben. Ich spreche jetzt zu denen, die diese Anfechtung durchleiden und sagen: „Ich habe zum Herrn geschrien, und er hat mich im Elend sitzen lassen.“
Das Große ist, dass Jochebed ihren Glauben dennoch nicht aufgibt. Das steht in der Bibel, das ist biblischer Glaube. Sie nimmt das Kindlein und legt es in Gottes Hand. Anders kann man es nicht nennen. Sie legt es auch in den Näh, dorthin, wo die anderen Kinder getötet wurden. Sie baut dem Kind ein kleines Särglein, ein kleines Körbchen. Ist das eigentlich etwas anderes als ein Sarg?
Sie muss mit den Krokodilen im Nil rechnen und all den anderen Lebewesen, die dem Menschen feindlich gesinnt sind. Aber sie kann nicht selbst eingreifen. Sie sagt: „Herr, du musst das tun.“ Und hier wird es fast zu groß.
Sie ist ganz am Ende. Mir ist dieser Punkt so wichtig, weil viele das durchleiden: „Ich bin ganz am Ende, ich weiß nicht mehr weiter, ich bin in der Erziehung gescheitert, ich bin in meiner Ehe gescheitert, ich komme nicht mehr weiter!“ Und dennoch legen sie es in Gottes Hand.
Gott ist nicht am Ende, sondern fängt da an, wo wir am Ende sind. Darum geht es nicht so triumphal, wie es uns oft erzählt wird. Gott wirkt Wunder dort, wo wir nicht mehr weiterwissen. Dort, wo wir keinen frommen Spruch mehr auf den Lippen haben.
Diese gescheiterte Frau, die mit ihren Tränen nicht mehr aus- und ein weiß, ist mit Gott noch lange nicht am Ende. Und wenn sie Gott nicht versteht und nicht weiß, was er tut, macht das nichts aus. Wir wollen ihn loben und ihm dienen – auch bis in den Tod.
Ich glaube, deshalb rede ich so. Auch wenn unser äußerer Leib vergeht, wird der innere von Tag zu Tag erneuert. Das haben Christen zu allen Zeiten erlebt.
Ich gehe durch schwere Nöte und Anfechtungen. Ich weiß nicht, was morgen kommt, ich verstehe nicht, warum so viel um mich herum geschieht. Doch ich weiß: Ich stehe in der Hand meines Herrn. Auch mit dem dunklen Geschehen, auch mit der Rätselhaftigkeit meines Lebens. Er ist da.
Es ist fast ein großer Schritt des Glaubens. Sie haben es vielleicht schon aus Kindertagen in Erinnerung, wenn Ihnen die Geschichte erzählt wurde, wie Jochebed als glaubende Frau ihr Kind den Fluten des Nils übergibt.
Glaubende müssen nicht alles in ihren Händen behalten. Sie können es in die große Hand Gottes legen. Es gibt keinen leeren Platz in dieser Welt, an dem ich mich verlassen weiß. Ich weiß mich überall geborgen bei Gott und in seinem Frieden.
Wenn Sie die Bibel durchblättern, merken Sie, dass alle großen Glaubenszeugen solche Nöte durchlebt haben. Elija etwa, der verzagt war und nicht mehr weiterleben wollte. Er war am Ende und sagte: „Ich kann nicht mehr.“ Doch Gott hebt ihn auf und sagt: „Elija, jetzt machen wir weiter.“
Das ist das Wunder: Gott arbeitet mit zerbrochenen Menschen. Paulus, der körperlich total am Ende war und nicht mehr konnte, hat die Heilung, die er herzlich und heiß erbat, nicht erlebt – und machte dennoch weiter. David, voller Schwäche und Versagen, gebeugt über seine Schuld – solche Menschen nimmt Gott in seinen Dienst. Dort macht Gott seine Siege.
Ohne Glauben sind wir verloren. Der Glaube umfasst das, was man nicht sehen kann, das, was man nicht denken kann. Dort, wo man nicht mehr weiterweiß, ist die Stunde, in der das Gebet am meisten Erhörung findet. Dort, wo man nicht weiß, wie es werden soll, wo man total in der Sackgasse steht, darf man Großes von Gott erwarten und sagen: „Herr, dein Wille geschehe!“
Man darf nicht meinen, das sei ein Trick der Christen. Falls Gott nicht da sei und nicht handeln würde, würden wir sagen: „Dein Wille geschehe“, um uns herauszureden, weil wir keine Erhörung sehen.
Nein, das ist kein Trick. Gott hat viele tausend Weisen, uns aus der Not zu retten. Und auch wenn mein Leib zerfällt, wird er doch meine Sache hinausführen. Es geht nicht mehr um ein Ich, es geht nur noch um seine Sache. Er hat viele tausend Weisen, auch dort, wo ich ganz am Ende bin, aus der Not heraus zu retten.
Gott kennt den Weg und sorgt für das Kind
Mein letzter Punkt: Gott weiß den Weg.
Gerade das Schöne ist, wie die Schwester Miriam bei der Pharaonentochter eine Amme sucht – und diese Amme ist zufällig die Mutter des Kindes. Da möchte man die Freude kaum zurückhalten. Ist das nicht wunderschön? Es bleibt nur eine kurze Episode von wenigen Monaten, in der die Mutter ihr Kind noch einmal stillen darf.
Ich denke, es muss ihr jedes Mal das Herz gebrochen sein, denn sie wusste, die Zeit neigt sich dem Ende zu. Bald muss sie ihr Kind wieder hergeben. Manche Mütter können das überhaupt nie, auch wenn die Kinder schon einundzwanzig Jahre alt sind – Kinder loszulassen. Aber diese Mutter Moses muss ein kleines Kind, das auf sie angewiesen ist, loslassen.
Was ihr das Loslassen so schwer machte, war noch mehr als das Loslassen an sich: Es war die Tatsache, dass sie ihr Kind in die Hände des Hofes Pharao geben musste. Sie war eine gläubige Frau und wusste, was an diesem Hof geschah – dieser irrsinnige Luxus. Sie freute sich nicht über die Karriere, die Moses offenstand. Sie wollte nicht die gute Versorgung und die akademische Ausbildung für ihn.
Vielmehr sah sie mit Schrecken, dass dort die Sonne angebetet wurde und nicht der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs verehrt wurde. Wie sollte ihr Kind dort bestehen können? Wo keine Gottesfurcht herrscht und der Weg Gottes nicht gelehrt wird – ist das nicht das Allerschwerste für eine Mutter?
Und wie groß der Glaube dieser Mutter war, sieht man erst daran, dass sie diesen schweren Schritt trotzdem geht. Sie gibt das Kind wieder zurück, weil sie weiß: Mein Gott, dem dieses Kind geweiht ist, ist größer als alle Feinde und Versuchungen, größer als alle Mächte der Finsternis.
Sie weiß, das Denken Ägyptens wird ihm nicht schaden können. Später war Ägypten in Israel immer ein Deckname für alles, was Gott entgegensteht. Dieses ägyptische Denken wird dieses Kind nicht beeinflussen können.
Ich wünsche mir heute wieder Erzieher, Mütter, Väter, Paten, Lehrer und Kindergärtnerinnen, die Kinder so erziehen – als Beter, die sagen: Herr, habe du die Oberhand im Leben dieses Kindes. Das gilt auch für unsere Jungscharen und Jugendkreise. Wir müssen wieder für Kinder eintreten und beten: Herr, du kannst diese Einflüsse von ihnen fernhalten.
Meinen Sie, man könnte auch nur ein junges Kind vor sündigen Einflüssen bewahren? Wir wissen aus unserem eigenen Leben, wie das Böse viel schneller kommt und sich durchsetzt – es hat oft schon lange einen Brückenkopf in unserem eigenen Herzen.
Diese Mutter Moses war eine Betende. Das Geheimnis des Lebens Moses kann man nur verstehen, wenn man an seine Mutter denkt. Dort hat alles angefangen: Ein Mensch wurde brauchbar, weil jemand ihn zum Dienst geweiht hat.
Sagen Sie nicht, dass Ihnen das gefehlt hat. Gott kann man auch direkt anrufen. Seien Sie dankbar, dass Gott Sie gefunden hat – auch wenn Sie keine gläubige Mutter hatten. Wichtig ist, dass Sie brauchbar werden, für andere eintreten und von dieser Frau lernen, wie man im Glauben ruht.
Befiehl du deine Wege, und was dein Herz kränkt,
der allertreusten Pflege, des, der den Himmel lenkt.
Der Wolken, Luft und Winden gibt Wege, Lauf und Bahn,
der wird auch Wege finden, da dein Fuß gehen kann.
Ich will mich nicht beugen, ich will mich auch nicht unter die Schwermut drücken lassen. Ich will ihm dankbar bleiben und ihn loben, dass der Herr in der Höhe größer ist und niemand loslässt, den wir ihm anvertraut haben. Amen!
Abschlusslied und Gebet
Nun wollen wir das Lied singen: Warum sollte ich mich denn grämen? Paul Gerhard hat darin die schönen Verse des Glaubens und des Bekennens hineingeschrieben. Diese wollen wir singen.
Wir singen den ersten Vers und dann die Verse sechs, sieben und acht.
Herr Jesus Christus, du hast so viele Worte zu uns gesprochen, dass wir in dir Frieden haben sollten. Wir dürfen uns nicht von der Welt ängstigen lassen. Es tut uns leid, wie oft wir faule Kompromisse machen, aus Angst und Kleinglauben.
Dafür danken wir dir. Du hast uns ein Beispiel gegeben, wie die Mutter Moses, die dein Wort noch nicht kannte, dich nicht kannte und von deinem Sieg noch nichts wusste. Sie beugte sich nicht.
Erhilfe uns nun, dass wir ganz konkret in den Entscheidungen, die vor uns stehen, auch in unserem ganz praktischen Verhalten, uns nicht beugen. Lass uns nicht einwilligen in sündige und unrechte Dinge, die geschehen.
Sondern bewahre uns im Gehorsam bei dir. Herr, gib uns ein geschärftes Gewissen, damit wir richtig handeln können, wo wir gefordert sind. Und wenn es sein muss, lass uns ein mutiges Wort sagen.
Wenn ich in meinem Amt reden soll, so gib den Worten Kraft und Nachdruck, ohne Vertrauensverlust. Herr, nimm von uns diese Feigheit weg, dieses Zurückweichen und das faule Kompromisse-Machen, die deinem Wort widersprechen.
Zeige uns aus deinem Wort immer wieder ganz konkret, wo unser Gehorsam heute gefordert ist. Herr, du sendest uns in diese Welt, und wir nehmen wieder neu unseren Auftrag an, dort dir zu dienen – auch in unserer Gesellschaft, in unserem Volk, in der Öffentlichkeit.
Wir wollen dir dienen und nicht den Menschen gefallen. Gib, dass wir dort ein Zeugnis für dich sein können und vor allem, dass wir das, was wir tun, in deinem Namen tun. Lass du Frucht erwachsen, Frucht, die bleibt.
Wir wollen heute auch bitten für die Welt in ihrem ganzen Unfrieden. Zeig uns, was wir tun können in dieser zerrissenen Welt, in der so viel Not herrscht.
Sei auch draußen bei denen, die wir von hier ausgesandt haben – im Missionsdienst und in ganz praktischen Aufgaben. Stärke sie, damit sie auch dort in deinem Namen wirken können.
Du bist ihr Schutz, du behütest sie und bewahrst sie, dass ihnen nichts geschehen kann.
Lasst uns gemeinsam beten:
Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name, dein Reich komme, dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Hinweise und Ausblick auf Gemeindeveranstaltungen
Sie haben hoffentlich jetzt alle den Notizenzettel. Ich möchte darauf hinweisen, dass nächsten Sonntag der neue Grundkurs im Glauben beginnt. Wir sind Rolf Brune und Gerhard Ellermann sehr dankbar, dass sie den Kurs immer nach dem ersten Gottesdienst drüben im Gemeindehaus anbieten. So müssen diejenigen, die eine längere Anfahrt haben, nicht zweimal kommen. Das ist eine praktische Fortsetzung des Gottesdienstes.
Viele unter uns haben im Konfirmandenunterricht noch nicht viel mitbekommen. Es ist bei uns oft so, dass Gott uns erst später wecken muss. Deshalb hätten wir gern, dass Sie noch einmal einige Themen systematisch hören. Alles steht näher auf dem Zettel. Ich möchte Sie dazu einladen, am Grundkurs teilzunehmen.
Vom 23. bis 25. September findet eine Wochenendfreizeit statt. Das ist immer schön, auch für diejenigen, die noch keinen Anschluss in der Gemeinde haben. Alle sind eingeladen, ganz gleich, wo sie wohnen. Kommen Sie einfach mit. Jung und Alt sind dabei. Hinten liegen die leicht grünen Zettel mit dem Kaktus drauf. Darauf steht: „Kein Kaktus ist so dicht mit Stacheln besetzt, dass nicht noch Platz für eine Blüte wäre.“ Die Blüte sind Sie! Sie dürfen sich in unseren stacheligen Kaktus, in unsere Gemeinde, hineinsetzen. Wir möchten Sie herzlich werben und freuen uns, wenn Sie zu uns kommen. Nehmen Sie den Zettel mit und füllen Sie ihn bald aus.
In unserer Bibelstunde, im Bibeltraining, lesen wir den ersten Johannesbrief. Das ist auch eine gute Zurüstung. Wer keine Gemeinschaft in einer Gruppe hat, in der die Bibel gelesen wird – und davon sprachen wir letzten Sonntag – braucht irgendwo Gemeinschaft. Die landeskirchlichen Gemeinschaften und Hauskreise sind wichtig. Wenn Sie das alles nicht haben, lade ich Sie zu unserem Bibeltraining ein. So können Sie im Wort Gottes immer besser Bescheid wissen, sich zurechtfinden, wachsen und zunehmen.
Hinten liegen außerdem verschiedene Missionsberichte aus Soweto von unseren Missionaren aus. Sie können diese Berichte von Willi Ehret und anderen noch mitnehmen. Wir werden sie nach diesem Sonntag wegnehmen.
Es liegt auch ein Zettel vom Waldorfer Frauentag am nächsten Sonntag aus. Außerdem finden Sie hier hinten auf dem Tisch die Plakate zum Jugendgottesdienst. Wer diese noch aushängen kann, ist herzlich eingeladen, dies zu tun.
Weiterhin gibt es ein Seminar zur häuslichen Krankenpflege, das im September beginnt. Es geht darum, wie man zuhause richtig pflegebedürftige, alte oder kranke Menschen versorgt. Manche sind froh, daran teilnehmen zu können. Auch Männer sind herzlich willkommen. Der Zettel dazu liegt ebenfalls hinten auf dem Tisch.
Unser Opfer heute ist für eine neue Arbeit, die in Württemberg von der Hofhacker-Vereinigung begonnen wurde. Es gibt viele schwermütige Menschen. Seit etwa zwei Jahren werden Helfer ausgebildet, die sich um diese Menschen kümmern können. Ich erwähne das jetzt, nicht damit viele wiederkommen und fragen, wo sie hin können. Ich sage es nur, weil wir heute diese Arbeit, diese biblisch-therapeutische Seelsorge, unterstützen wollen. Gerade damit sie besser arbeiten kann.
Sie müssen ihre Kurse verstärken und mehr Mitarbeiter ausbilden. Denn es gibt ein großes Heer von Menschen, die unbetreut sind. Oft wissen wir nicht, wie wir uns verhalten sollen. Deshalb ist die biblisch-therapeutische Seelsorge so wichtig. Diese Arbeit wird hauptsächlich von Ehrenamtlichen geleistet, aber es sind auch Fachleute nötig, die die Kurse halten und die nötige Schulung geben.
Wir sind dankbar, dass wir hier ein Stück aktuellen Dienst in unserem Land tun können, der noch von vielen nicht entdeckt wurde, aber so wichtig und dringend ist.
Am nächsten Samstag werden hier in unserer Kirche Ulli Ottomar Ludwig, Programmierer aus Wangen, und Isolde Hirsch, Krankenschwester aus Stuttgart, getraut.
Schlusssegen
Nun wollen wir um den Segen Gottes bitten.
Herr, segne und behüte uns. Erlasse, dass dein Angesicht über uns leuchtet und sei uns gnädig. Herr, erhebe dein Angesicht auf uns und gib uns deinen Frieden.