Herr, wir sind so froh, wenn du uns führst, denn das ist wichtig. Ohne deine Führung würden wir verzagen und verzweifeln. Du musst uns auch auf diesen irdischen Wegen richtig leiten.
Wir wollen dich jetzt bitten, dass du Wiegels vielen Menschen zum Segen setzt und sie gebrauchen willst, auch in den ganz alltäglichen Arbeiten. Es soll uns erst später deutlich werden, wie vieles von dir erfüllt wird. So soll es auch uns ergehen, wenn wir manchmal müde und resigniert sind.
Es ist so wunderbar, dass du noch Pläne und Gedanken mit uns hast und Großes wirken willst, auch durch uns. Amen!
Einführung in den Epheserbrief und die Bedeutung des Bibelwortes
Wir befinden uns im Epheserbrief, Kapitel 1. Beim letzten Mal haben wir nur die ersten beiden Verse betrachtet.
Wir hatten den Besuch unseres Inders, Doktor Paul Gupta. Es war gut, dass wir uns auf diese zwei Verse beschränkt hatten, denn das, was er uns über Indien erzählte, war für uns besonders wichtig.
Im Epheser 1 passiert es oft, dass wir beim Bibellesen große Worte einfach an uns vorüberziehen lassen. Das wäre jedoch schlimm. Wir müssen das Bibelwort immer wieder mit unseren täglichen Nöten konfrontieren. Erst dann beginnt es zu leuchten.
Manchmal merken Sie auch, wie ein einzelnes Bibelwort eine solche Kraft hat, vielleicht als Konfirmationsspruch, dass Sie sagen: „Damit werde ich ein Leben lang nicht fertig.“
Es wäre schade, wenn wir heute einen so umfangreichen Abschnitt hätten und nicht alles richtig zum Klingen bringen könnten, weil es einfach zu viel ist.
Der geistliche Segen und die Erwählung in Christus
Herr Strey, gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns mit allem geistlichen Segen im Himmel durch Christus gesegnet hat. Denn in ihm hat er uns erwählt, ehe der Welt Grund gelegt war, damit wir heilig und untadlig vor ihm sein sollten. In seiner Liebe hat er uns dazu vorherbestimmt, seine Kinder durch Jesus Christus zu sein, nach dem Wohlgefallen seines Willens.
Zum Lob seiner herrlichen Gnade hat er uns in dem Geliebten begnadet. In ihm haben wir die Erlösung durch sein Blut, die Vergebung der Sünden, nach dem Reichtum seiner Gnade, die er uns reichlich hat zuteilwerden lassen – in aller Weisheit und Klugheit.
Denn Gott hat uns das Geheimnis seines Willens nach seinem Ratschluss offenbart, den er zuvor in Christus gefasst hatte, um ihn auszuführen, wenn die Zeit erfüllt wäre. Dann sollte alles zusammengefasst werden in Christus, was im Himmel und auf Erden ist.
In ihm sind wir auch zu Erben eingesetzt worden, die wir dazu vorherbestimmt sind nach dem Vorsatz dessen, der alles wirkt nach dem Ratschluss seines Willens. Das geschieht, damit wir etwas seien zum Lob seiner Herrlichkeit, die wir zuvor auf Christus gehofft haben.
In ihm seid auch ihr, die ihr das Wort der Wahrheit gehört habt, nämlich das Evangelium von eurer Seligkeit. In ihm seid auch ihr, als ihr gläubig wurdet, versiegelt worden mit dem Heiligen Geist, der verheißen ist. Er ist das Unterpfand unseres Erbes zur Erlösung, damit wir sein Eigentum würden zum Lob seiner Herrlichkeit.
Die Situation des Paulus und die Kraft des Glaubens in Bedrängnis
Nun, hoffentlich haben Sie beim Zuhören nicht abgeschaltet, sondern sagen jetzt erst recht: „Ich möchte wissen, was da steht.“
Ein kleiner Tipp: Wo hat Paulus den Brief geschrieben? Schlagen Sie einmal Epheser 6,20 nach. Dort sehen Sie, wo er sitzt – im Gefängnis.
Das war kein humaner Strafvollzug wie bei uns. Römisches Recht wird zwar hochgehalten – ein Jurist wie Herr Gottschling weiß, wie das ist –, doch die Praxis in römischen Gefängnissen war brutal und grausam.
Stellen Sie sich vor, Sie sitzen in einem feuchten Verlies. Die Wärter sind grob, wahrscheinlich abgehalfterte Soldaten, die man im Justizvollzug eingesetzt hat. Sie gehen mit den Gefangenen um, wie es ihnen gerade passt. Sie sitzen in der Zelle, kommen nicht heraus – Jahr um Jahr, Woche um Woche. Sie leiden unter all dem.
Wer kümmert sich um Ihre medizinische Versorgung? Ihnen wird einfach Futter vorgesetzt, Ratten huschen durch die Zelle. Da kommen Gedanken auf: Ärger, Auflehnung, Wut. Sie würden gegen die Wände rennen und rufen: „Lasst mich raus!“
Und Paulus singt in dieser Situation ein Lied. Sie kennen das ja auch: Paulus in Philippi, blutig geschlagen am Rücken, gefesselt mit Armen und Füßen, das Brennen der Wunden unerträglich. In die Wunden wurde Essig gegossen. Es muss schreckliche Schmerzen gewesen sein. Er wurde mit Lederriemen gepeitscht, in die Bleistücke und Knochenstücke eingelegt waren, sodass sein Rücken zerfleischt war.
Doch mitten in der Nacht lobten sie Gott. Sicher haben sie solche Töne angestimmt wie hier.
Das muss man wissen, weil wir uns oft von den Tagesereignissen niederdrücken lassen. Wenn ich zuvor sagte, wir müssen die Bibelworte richtig zum Klingen bringen, dann heißt das auch: Wir müssen sie mit dem Ärgerlichen in unserem Leben konfrontieren.
Wir müssen uns fragen: Warum geht es mir so schlecht? Warum bin ich krank? Warum habe ich so viel Misserfolg? Warum sind die Menschen so gemein zu mir? Da gibt es viele Gründe, Klage anzustimmen, traurig zu sein oder depressiv zu werden.
Paulus aber blickt auf. Wer auf ihn sieht, wird erquickt. Lasst uns aufsehen auf Jesus, den Anfänger und Vollender unseres Glaubens.
Dass wir Lieder singen, kommt daher, dass wir unseren Blick immer mehr auf den lebendigen Herrn richten.
Ich wünsche Ihnen, dass Sie das tun – in der Nacht, wenn Sie nicht schlafen können –, und anfangen zu singen, zu loben und zu preisen.
Die Bedeutung des Lobpreises und der Gotteserfahrung im Alltag
Was sagt er nun? Gelobt sei Gott.
Es ist beim Übersetzen oft schwierig. Das griechische Wort bedeutet eigentlich „Gott sei gesegnet“. Man könnte es auch übersetzen mit „Gott sei gepriesen“ oder „Gott sei groß gemacht“. Hinter diesem Segenswort steht die Aufforderung, Gott groß zu machen – groß gemacht von mir.
Ich möchte Gott in einer Welt groß machen, in der es so war wie bei Paulus: Gitterstäbe, rohe Justizbeamte und das Unrecht einer Verhaftung, die ihm nicht zustand. In einer Welt, in der alles Grausame geschieht, möchte ich Gott groß machen.
Das ist ein Lebensziel: Ich möchte Gott groß machen. Haben Sie das als Lebensziel auch? Ich will in meiner Familie Gott groß machen.
Man sagt oft: „Wo ist denn Gott?“ Aber man soll ihn groß machen. Wir wollen ihn verkündigen, wir wollen von ihm Zeugnis ablegen. Er ist ja da, und wir erfahren ihn.
Gelobt sei Gott, gepriesen sei Gott! Er erfüllt diese Zelle mit der Freude an Gott und macht daraus einen Tempel.
Es ist nicht gut, dass wir Kirchen einfach „Gotteshäuser“ nennen. Ich halte das nicht für richtig, und oft stimmt es ja auch gar nicht. Aber Ihre Wohnungen sollen Gotteshäuser sein, Ihre Arbeitsplätze sollen Gotteshäuser sein, wo Gott wohnt. Ihr Leib soll ein Gotteshaus sein, in dem er mit Ihrem Leben gepriesen wird.
Und wenn es Ihr Krankenzimmer ist, soll es ein Gotteshaus sein, ein Tempel Gottes. Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus.
Geistlicher und leiblicher Segen – Bedeutung und Praxis
Wir kennen Gott nur durch Jesus Christus; sonst wissen wir von Gott nicht viel. Er offenbart sich uns, der uns mit allem geistlichen Segen im Himmel gesegnet hat, durch Christus.
Es gibt auch einen leiblichen Segen, zum Beispiel, dass wir heute gesund sind. Meine Frau hat am Mittag so gute Maultaschen gekocht – das ist ein leiblicher Segen. Dankbar sind wir auch, wenn wir vor dem Essen beten; das ist ebenfalls Segen.
Leiblicher Segen zeigt sich auch darin, dass wir uns am Dankfest über den Segen freuen, der auf den Gärten und Äckern liegt und über unsere Arbeit. Leiblicher Segen ist wichtig, aber zuerst einmal hängt er am geistlichen Segen.
Was ist geistlicher Segen? Das heißt, er kommt von Gott her. Nicht geistig, sondern geistlich bedeutet, dass der Segen vom Geist Gottes gewirkt wird und im Himmel seinen Ursprung hat.
Ich möchte ein paar Worte zum Segen sagen, weil das im Moment wieder wichtig ist: Was geschieht beim Segen? Segnen heißt eigentlich „groß machen“. Beim Segen macht uns Gott groß.
Sind Sie sich bewusst, wenn wir um den Segen Gottes bitten oder herzliche Segenswünsche aussprechen? Wir gebrauchen solche Worte oft unüberlegt, aber wir wollen, dass Gott uns groß macht, dass Gott uns preist und erhebt. Wir meinen damit, dass Gott unser Leben sichtbar bestätigt und mit seiner Nähe und Gegenwart erfüllt.
Es ist schön, dass wir um den Segen bitten dürfen, ganz besonders gerne. Ich sage Segensworte auch am Krankenbett. Ich bitte Sie, Kinder zu segnen. Neulich hatte ich ein Gespräch mit Müttern, die mich ganz überrascht fragten: „Darf ich Kinder segnen?“ Ja, natürlich. Es ist etwas Schönes, wenn sie abends mit Kindern beten, ihnen die Hände auflegen und ihnen ein Segenswort sagen: „Herr, segne dich und behüte dich.“ Das ist für Kinder etwas Wunderbares.
Auch wenn wir Sterbende oder Kranke segnen, dürfen wir Menschen segnen. Jesus hat uns aufgetragen: „Segnet die, die euch fluchen, tut wohl denen, die euch hassen.“ Über den Segen wird viel in der Bibel gesagt.
In unseren Tagen wird der Segen in manchen Gruppen neu entdeckt, und es werden Segnungsgottesdienste eingeführt. Ich habe dazu einige Fragen, die ich ganz einfach biblisch stelle. Interessant ist, dass der Segen in der Bibel nicht dieselbe Bedeutung hat wie etwa das Abendmahl. Zum Beispiel wird nur selten dazu aufgefordert, einander zu segnen.
Die Praxis, wie sie oft in Segnungsgottesdiensten bekannt ist, hat für mich keine biblische Grundlage. Deshalb habe ich Bedenken, einfach einem unbekannten Menschen die Hände aufzulegen und ihm ein Segenswort zu sagen, weil ich ihn viel zu wenig kenne.
Ich habe auch schon viel Not erlebt, wenn junge Leute zu mir kamen und sagten: „Mich hat jemand zum Predigerdienst eingesegnet, aber ich bin Kaufmann. Hat er überhaupt das Recht gehabt, mich einzusegnen? Wie kommt er dazu?“ Da geschieht viel Durcheinander, und wir sollten vorsichtig sein.
Ich sage noch einmal: Wir dürfen segnen und Menschen die Wirklichkeit Gottes zusprechen. Was können wir segnen? Wir können ihnen zum Beispiel zusagen: „Der Herr sei mit dir.“ Das dürfen wir sagen. „Fürchte dich nicht, der Herr ist mit dir.“ So wie das Wort es zusagt, das Bibelwort, das Verheißungswort, so dürfen wir einen Segen zusprechen.
Aber wir sollten nicht über das Bibelwort hinausgehen. Der Segen hängt immer an dem Bibelwort, und in dem Bibelwort ist der Segen Gottes enthalten.
Jetzt verstehen wir es doch: Indem ich einem Menschen sage „Fürchte dich nicht, der Herr ist mit dir“, sollen wohl Berge weichen und Hügel hinfallen. „Meine Gnade soll nicht von dir weichen, sei fröhlich.“ So sage ich einem zum Geburtstag mit einem Bibelwort herzliche Segenswünsche und sage: „Das gilt mit dir, geht der Herr freudig.“ Das ist der Segenszuspruch.
Also, dass Sie wissen, was wir hier tun: Unsere Bibelstunde soll auch eine Anleitung zur Praxis sein, wie man einen Segen zuspricht. Ich darf einem Menschen einen Segen zusprechen, aber wir sollten es nicht falsch verstehen. Der Segen ist nicht irgendetwas Magisches, das einfach so kommt, sondern wird durch das Wort zugesagt: „Der Herr ist mit dir.“
Das ist auch hier schön ausgedrückt: Ich habe einen geistlichen Segen in himmlischen Gütern. Jesus kennt dich, Jesus weiß um deine Anliegen, er will bei dir sein, er will seine Hand nicht von dir abziehen, er lässt dich nicht los. Es sind alles herrliche Dinge des himmlischen Segens, der mir in Christus zugesprochen wird.
Es ist auch schön, noch einmal auszudrücken, dass aller Segen in der Person Jesu zusammengefasst ist. Jesus segnet. Jesus hat Kinder gesegnet. In Jesus haben wir den Segen. Wenn wir Jesus haben, ist der volle Segen bei uns da. Und wenn wir ihn haben, kann uns nichts schaden – weder Teufel, Welt, Sünde noch Tod. Dann sind wir in seinem Segen, und alle Mächte der Finsternis prallen an uns ab.
Das ist doch schön: Er ist der Segensträger, und ich bin bei ihm wunderbar versorgt. Der Segen wird von Jesus gegeben, nicht von uns. Wir können dem anderen Menschen nur bezeugen, dass Jesus sich ihm geben will, dass Jesus sich ihm schenken will, und das dürfen wir einander sehr zusagen.
Und doch darf ich noch einmal festhalten: Da ist auch die Symbolik, besonders in meiner körperlichen Schwachheit, eine ganz besondere Hilfe – auch beim Kind, beim Kranken, aber auch beim Gesunden –, dass ich es ihm noch einmal sage.
Ich habe gerade gemerkt, das bedeutet sehr viel. Ich mache das gern bei Kranken, nur als Erfahrungswert, wenn ich beim Beten die Hand halte. Ich möchte nicht einfach nur ihre Hand fassen beim Beten. Ich muss ehrlich sagen, wir haben in unserer Kultur auch einfach Schwierigkeiten damit.
Verstehen Sie, für uns bedeutet das sehr viel. Ich vergesse den Tag nicht, an dem mir das erste Mal ein Mädchen die Hand gab und wir beim Spaziergang die Hand hielten. Das war meine Frau, und das bedeutet mir auch viel.
Das kann ich einfach überall so sehen, das sind ja auch Empfindungen. Aber es ist ganz wunderbar am Krankenbett, die Hand zu halten und auch schwachen Menschen noch ein Wort zu sagen und dann die Hand auf die Stirn zu legen. Das kann ganz ungemein viel bedeuten, weil die Wirklichkeit der Zusage einem Menschen erst richtig bewusst wird.
So verstehen Sie auch, wie ich es meine: Nicht als etwas Neues und Revolutionäres, sondern als die Zusage, dass Jesus sich einem Menschen schenken will. Aber wir dürfen den Segen jetzt fassen.
Erwählung und göttliche Vorherbestimmung
Jetzt möchte ich nicht mehr zum Segen sagen. Wir können ja von unserem Abraham ausgehen, der ja ein Segensträger für die Welt sein sollte. Wir gehen weiter, zu Vers vier. Es ist ja gut, wir müssen kein Pensum erledigen, sondern machen einfach so weiter, wie wir hier vorankommen.
Wenn Sie ein Bibellexikon zur Hand haben, viele von Ihnen haben sicher eins, dann schauen Sie einfach unter dem Wort „Segen“ nach. Lesen Sie das einmal. Dort bekommt man einen sehr weiten Blick dafür und kann dann richtig verstehen, was es bedeutet.
Vers vier: „In ihm“ – wer ist das „ihm“? Das ist in Jesus. In Jesus hat uns Gott erwählt. „Ehe der Welt Grund gelegt war“ – jetzt müssen Sie sich dieses Bibelwort richtig auf der Zunge zergehen lassen, so wie Sie es auch tun, wenn Sie etwas Gutes essen und es genießen. „Ehe der Welt Grund gelegt war“ heißt, vor 1. Mose 1,1, bevor die Erde wüst und leer war. Das bedeutet: Noch bevor die Erde wüst und leer war, hat Gott mich, Winrich Schäfbuch, gekannt, geliebt und erwählt.
Wenn Sie sagen, das sei Ihnen im Glauben viel unverständlicher, dann überraschen Sie mich nicht. Ich habe das auch nie wirklich begriffen, aber es steht immer wieder in der Bibel. Wenn Sie das Wunder der göttlichen Liebe verstehen wollen, dann müssen Sie wissen: Gott hat mich gewollt, Jahrhunderte und Jahrtausende bevor überhaupt meine Eltern gelebt haben, die mich gezeugt haben. Verstehen Sie das, wer es will: Er hat mich erwählt.
Jetzt grübeln wir ja immer wieder über das Thema der Erwählung, oft ganz dumm in den Haustreissen – verzeihen Sie, wenn ich Sie mal kritisiere. Aber da kommen wir nie weiter, wenn wir immer fragen, warum Gott die einen wählt und die anderen nicht. Das wissen Sie ja nicht. Sie können nur rückblickend von Ihrem Glauben sagen, dass Ihr Glaube nicht Ihre Leistung war und auch nicht Ihre Frömmigkeit.
Sie müssen rückblickend in Ihrem Leben sagen: Was hat Gott in meinem Leben gemacht, dass er mich dahin gebracht hat, wo ich heute bin – im Bibeltraining, wo ich das höre und verstehe? Da hat Gott in meinem Leben zusammengewirkt. Da sind viele schwere Dinge zusammengekommen, da waren Leute im Kindergottesdienst, im Religionsunterricht, da haben Menschen mir seelsorgerlich geholfen. Und ich darf heute verstehen, dass Gott in seiner wunderbaren Therapie an mir gearbeitet hat.
Das Thema, was mit anderen Menschen ist, werden Sie nie verstehen, und das ist nicht Ihr Auftrag. Ich verstehe es auch nicht. Es ist Gottes Sache, ich weiß es nicht. Ich darf für andere Menschen beten, aber ich verstehe nie, was Gott mit ihnen für eine Geschichte hat. Rückblickend kann ich in meinem Leben nur staunen, was da ist.
Es ist eine Aussage, die ich im Dank und im Lobpreis Gottes bewundernd für mein Leben bekennen darf. Wer daraus eine Lehre macht, muss immer merken, dass mehr gesagt wird, als Gott mir enthüllt hat. Dann wird es oft krumm. Es gibt viele Bibellehren, die irgendwie komisch sind, weil Menschen versucht haben, mehr auszulegen, als Gott enthüllen wollte.
Mein Lehrer, Professor Schlinken aus Heidelberg, sprach immer von der theologischen Einbahnstraße. Er sagte, diese kann man eigentlich nur bewundernd rückblickend und dankend in der Anbetung Gottes befahren. Die andere Richtung, wenn ich sie anders durchfahren will, führt zu Zusammenstößen, und ich komme nicht weiter. Ich verstehe dann andere Dinge nicht, die mir Gott nicht enthüllt hat.
Es geht nicht darum, was mit anderen Menschen ist, sondern um das Wunder, dass es Gottes Güte war, seine wunderbare Güte, die mich gesucht hat. Paulus hat es rückblickend bei sich festgestellt: Warum hat Christus ihn vor Damaskus gestoppt und ihm das erklärt? Warum hat Gott ihn gerufen? Warum hat er sein Gewissen geweckt? Warum hat er das getan?
Wunderbar, ich darf ihm danken: Er hat mich erwählt, ehe der Welt Grund gelegt war. Die Lehre von der Erwählung wird falsch und dumm, wenn ich sage, alle Menschen seien erwählt. Das stimmt nicht. Ich kann nur danken und sagen: Herr, du hast mit meinem Leben etwas Wunderbares gemacht. Ich darf mich freuen, Gott kennt mich, Gott will mich und Gott hat ein Ziel mit mir.
Das wäre ein Thema für einen ganzen Abend, aber wir wollen es heute einfach so stehen lassen. Sie können ja auch einmal in einem Hauskreis darüber reden und verschiedene Dinge zusammenfassen. Es ist ein ganz wichtiger Punkt, das Fundament meines Glaubens. Ich glaube nicht bloß, weil ich etwas verstehe, sondern ich glaube, weil Gott mich will, weil Gott mich ruft, weil Gott mich sucht.
Mein Glaube ruht auf dem Willen Gottes, und ich darf auf diese Erwählung antworten. Es ist etwas Großes, dass Gott mich wollte, schon lange bevor ich geboren wurde. Diese Lehre entfaltet großen Trost und große Freude für uns.
Er hat uns erwählt, bevor diese chaotische Welt da war, bevor die Schöpfung war, bevor das Paradies war, hat Gott mich schon gewollt. Mein Leben ist vor Gott nicht unbekannt, sondern er kennt mich.
Das ist auch schön in einem Lied ausgedrückt, das ist ein ganz toller Gedanke: Jesus hat am Kreuz an mich gedacht, als er rief: „Es ist vollbracht.“ Singen wir doch in dem Lied 421: „Eines wünsche ich mir vor allem anderem: Er hat an mich gedacht.“
Heiligung und das Ziel des Lebens in Gottes Plan
Wir sollten heilig und untadelig vor ihm sein. Das war sein Ziel. Er möchte, dass unser Leben harmonisch und schön wird und dass wir in den Tagen unseres Lebens etwas für ihn bewirken können. Wenn wir die Tage nutzen, warum hat Gott sie dann geschaffen? Damit andere Menschen durch sie erquicket werden.
Gott hat einen großartigen Plan. Kein Tag ist leer und vergeblich, keine Stunde umsonst. Im Plan Gottes hat alles ein großes Ziel. Wenn wir die Tage unseres Lebens vergeuden, verfehlen wir dieses Ziel. Gott möchte, dass von unserem Leben ein Segen in die Welt hinausgeht.
Daran freut sich Paulus auch im Gefängnis. Das macht ihn ruhig. Er sagt, dann hat Gott es auch zugelassen, dass ich jetzt untätig in der Zelle sitze. Wenn Gott es will, darf ich hier sein. So war es ihm dann wichtig, an diesen Justizbeamten ein Stück der Liebe Gottes sichtbar zu machen. Und wenn das nur im ganz kleinen Umfeld ist. Paulus hat das ja nie groß gedacht. Er sagt, ich möchte nur in den kleinen Zusammenhängen treu sein, heilig, unsträflich und untadelig.
In seiner Liebe hat er uns dazu vorherbestimmt, seine Kinder durch Jesus Christus zu sein. Mit den Kindern ist auch gemeint, dass wir Ebenbilder Gottes sein sollten. Das ist ein großes Wort. Wer kann das schon richtig fassen, dass Gottes Art durchschlägt? Wir sind ja oft so zerbrochen, oft sind wir den Tieren mehr ähnlich – Affen, Kamele, Esel, Schweine, was man alles nennen möchte.
Damit wir die Worte immer wieder auf Menschen beziehen: Wir sollten Gottes Ebenbilder sein und seine Güte und Barmherzigkeit widerspiegeln. Es ist so wichtig, dass Christus in uns Raum gewinnt und wir dieses neue Ebenbild darstellen können – nach dem Wohlgefallen seines Willens, zum Lob seiner herrlichen Gnade.
Das sind alles so gefüllte Worte. Aber damit möchte Paulus nur ausdrücken, dass wir das nicht jetzt krampfhaft machen müssen, sondern als Echo auf die erfahrene Gnade, die er uns erwiesen hat, darstellen dürfen. So, wie er uns vergeben hat, weil er uns immer wieder aufrichtet und vergibt, dürfen wir das weitergeben: Liebe, Barmherzigkeit, Güte, Freundlichkeit.
Ach, das wäre so schön, wenn das jetzt nicht bloß ein gefülltes Lied wäre, sondern wenn das bei uns jetzt klingen würde – mit der herrlichen Gnade, mit der er uns begnadigt hat in dem Geliebten, das ist Jesus. Er hat uns begnadigt, er hat uns angenommen. Das ist ja ein ganz großes Wunder.
Wir sprachen zuletzt über die Gemeinde, und heute soll das nicht vergessen sein. Er hat uns hier zusammengestellt, auch heute Abend in so einer Versammlung. Das war der Plan Gottes: Er sagt, du passt da hinein. Da sind lauter Leute, die aus ganz schwierigen Verhältnissen kommen. Aber in all diesen Menschen möchte seine Macht sichtbar werden.
Er kann erneuern, er kann vergeben. Dort, wo vorher Sünde zerstört hat und wo grausam der Teufel gewirkt hat, soll jetzt seine Gnade wirken, und Christus soll Raum gewinnen.
Erlösung durch das Blut Christi und Befreiung von der Sünde
Und jetzt schildert er das ab Vers sieben: In ihm haben wir – wir haben angenommen, wir haben erfahren – die Erlösung durch sein Blut. Sind sie frei geworden von diesen schrecklichen Bindungen der Sünde?
Ich weiß, wie das ist, wenn uns irgendwo der Teufel gefangen hat. Es können schreckliche, unreine Fantasien sein, es können zwingende Handlungen sein, bei denen wir nicht aufhören können, es können Süchte und Triebe sein. Und wir kommen einfach nicht los. Das ist ein schrecklicher Kampf. Wir sind immer wieder gebunden, bis wir die Erlösung durch sein Blut begriffen haben und sagen: Herr Jesus, du bist dafür gestorben, weil du mich aus dieser Gefangenschaft herausführen willst.
Sie dürfen das auch erfahren, auch im Freispruch des seelsorgerlichen Gesprächs, dass Jesus Gebundene freimacht und erlöst – durch sein Blut.
Warum betont die Bibel das immer wieder so? Ich habe das neulich in einer Fernsehdiskussion erlebt und auch in einer Predigt erzählt: Die Tochter unseres Bundespräsidenten Gustav Heinemann hat es so obszön und lästerlich gesagt, dass Gott kein Blut brauche. Doch Gott braucht Blut zur Versöhnung, weil die Sünde unser Leben so zeichnet. Wir sind dankbar, dass das Blut Jesu Christi uns rein macht von aller Sünde.
Wir bekennen das beim Abendmahl – nicht der Freispruch durch den Austeilenden beim Abendmahl, sondern das Blut Jesu macht uns rein. Ich möchte über alle Dinge meines Lebens das Blut Jesu breiten, weil er mich frei macht von der Lüge, frei macht von den dunklen Dingen, vom Streit, von der Unreinigkeit und vom gottlosen Wesen. Er macht mich ganz rein, untadelig und heilig durch sein Blut.
Wir haben die Erlösung. Und wenn Sie diese nicht haben, dann suchen Sie heute Abend die Erlösung. Denn sie macht mich frei, sodass ich sagen kann: Ich kann das Alte hinter mir lassen.
Wenn Sie versuchen, sich mit eigener Kraft zu ändern, dann ist das immer eine Not. Der größte Teil der Predigten sagt: „Jetzt mache ich das und setze es um.“ Aber Sie können es nicht. Sie können nur gnädig annehmen, dass er Sie herausführt und Jesus Sie freimacht.
Die Vergebung der Sünden – alle, alle will er vergeben, auslöschen und wegtun nach dem Reichtum seiner Gnade. Das ist so unendlich, wie er uns da beschenken will. Unbegrenzt will er uns all das geben.
Gottes Weisheit und der verborgene Plan der Welterneuerung
Jetzt machen wir heute nicht mehr den ganzen Abschnitt, den ich gelesen habe. Ich glaube, wir haben auch schon viel zu viel gehört. Wir machen das noch fertig bis Vers 10, die er uns reichlich hat widerfahren lassen in aller Weisheit und Klugheit.
Die Vergebung haben wir empfangen. Nehmen Sie die Vergebung an, löschen Sie das Alte aus und treten Sie immer wieder in die Freude hinein. Sie sagen sich: „Alles ist erlassen und vergeben.“ Weisheit und Klugheit hinter Weisheit und Klugheit Gottes.
Jetzt spricht er vom Geheimnis, das kommt ja bei Paulus oft vor. Er will damit nicht sagen, dass das nicht verständlich sei, aber er will sagen, dass Gott das nicht vor allen Menschen offenbar gemacht hat. Er enthüllt das nur denen, die glauben. Denn so zeigt er, was nämlich sein Geheimnis ist.
Er hatte einen Plan von Anfang der Welt. Und was ist denn der Plan? Der Plan Gottes ist, dass diese Welt nicht im Chaos versinkt.
Ab Ende nächster Woche gibt es Vorträge in Hamburg, auf die ich mich schon freue. Dort muss ich über das tausendjährige Reich und über das Reich des Antichristen reden. Es war mir jetzt in der Vorbereitung ganz wichtig, wenn man einmal an die Darstellung der Offenbarung schaut, die großen Weltbetrachtungen, dann ist es ja unheimlich, dass am Ende der Zeit der Teufel noch einmal durch den Antichristen ein Welteinheitsreich schafft.
Aber dann wird in der Offenbarung gesagt: Das bleibt nicht das Letzte, sondern am Ende kommt die Herrschaft Christi in Herrlichkeit und Schönheit. Und das ist eigentlich toll, dass wir wissen, auch wenn noch ganz dunkle Abschnitte der Geschichte bevorstehen, auch etwa der Laien, die über das Volk Israel hinweggehen, hat Gott einen Plan. Er wird das alles auf sein großes Ziel hinausführen.
Jetzt habe ich eine Erkenntnis gehabt, die mich selbst ganz fasziniert. Es ist ja immer so, dass Gott dieses Ziel nicht erst am Ende bringt. Wir haben ja immer schon ein Stück weit die Erfahrung, etwa die Auswirkungen der künftigen antichristlichen Macht.
In der brutalen Christenverfolgung im Kommunismus, im Hitlerreich, bei Napoleon, bei den Christenverfolgungen der Römer – die antichristliche Macht hat sich ja immer schon portionenweise durch die Geschichte hindurch verwirklicht. Sie wird noch einmal ganz enthüllt kommen.
Aber genauso ist auch durch die Geschichte hindurch schon sichtbar die kommende Christusherrschaft. Und das ist mir jetzt wichtig: Die kommende Christusherrschaft dürfen wir heute schon leben. Wir erfahren, wie ich heute mit Christus schon etwas Neues bauen darf.
Wir sollten nicht dauernd dieses pessimistische Bild zeichnen. Wir wissen, das stimmt, die Welt geht immer mehr auch in diese dunkle Richtung. Und doch dürfen wir heute anfangen, Familien zu bauen. Wir dürfen Liebe weitergeben, Gemeinden aufbauen, Jugendwerke haben, Menschen retten. Wir dürfen dem Teufel unter unsere Füße treten, wir dürfen aufbauen, mit Christus herrschen.
Da hat ein Bodelschwinghsches Liebeswerk für acht Kranke aufbauen können. Da gehen unsere Missionare in die Welt hinaus, mitten im Bürgerkrieg wirken sie Versöhnung.
Verstehen Sie, was da ist? Da kann ich heute schon mit der Christusmacht, das ist schon ein Angeld der künftigen Herrschaft, etwas darstellen. Also Gott hat mit dieser Welt auch einen Friedensplan. Ich denke, wir sollten vielmehr auch damit leben, dass wir heute schon diese Christusmächte darstellen, nach seinem Ratschluss.
Denn es war in seinem Ratschluss drin, den er in Christus gefasst hatte, dass alles zusammengefasst würde in Christus. Das ist ja die biblische Schau, dass alle menschlichen Versuche nicht das Heil schaffen können.
Wenn Sie mal noch einmal denken, wie Karl Marx sich das so schön vorgestellt hat, wie diese Menschen wirklich in der klassenlosen Gesellschaft leben. Das ist eine tolle Philosophie. Und nachher sind 22 Millionen Kulaken ermordet worden für dieses leuchtende Ziel.
Und der afrikanische Sozialismus trieft von Blut. Aber auch all die anderen Pläne, wo Menschen im Kaiserreich versuchen, auch wenn die kirchliche Gemeinde meint, sie könne die Welt beglücken und ein Friedensreich aufbauen, es waren immer Tränen und das Böse daran gehängt.
Das einzige, was wirklich diese Welt erneuert, ist, wo Christus heute Dinge zusammenfasst. Und das ist mir so wichtig.
Da gab es einen griechischen Kirchenvater, Irenäus, der eine ganze Lehre daraus gemacht hat, dass Christus die ganze Schöpfung erneuert. Ich bin überzeugt, wenn Sie heute anfangen und erfahren, wie Christus alles zusammenfasst, was im Himmel und auf Erden ist.
Wenn Sie heute anfangen, zerrüttete Ehen zu heilen, Verzweifelte zu trösten, Menschen aufzurichten, seelisch Kranken beizustehen – Sie dürfen hier Liebe pflanzen und das schon darstellen, dass in Christus alles zusammengefasst wird.
Wir haben doch die heilenden Kräfte für die Welt, auch wenn es uns noch nicht gegeben ist, dass wir heute alle Nöte der Welt lindern dürfen. So war es doch immer wieder dargestellt, da wo Menschen angefangen haben, im diakonischen Dienst, im Versöhnungsdienst hineinzugehen und Liebe weiter zu pflanzen.
Es war mir tief eindrücklich, ich möchte das nur in diesem Rahmen sagen, und lassen Sie es in diesem Raum, wie Cesar Mollibazi uns am Sonntagabend in einer geschlossenen Versammlung noch gesagt hat, dass man meint, Gründe zu haben, auch zu wissen, dass Nelson Mandela Christus angenommen hat und das sei die Hauptveränderung.
Und Sie glauben wirklich, dass da etwas sichtbar wird von einer ganz neuen Versöhnungskraft. Ich bin immer noch der Meinung, dass Christus die Kraft hat, das zusammenzubringen, was im Himmel und auf Erden ist.
Wir werden die Katastrophen dieser Weltzeit nicht ausschalten können. Aber das, was mir Mut macht, ist, dass wir mit Jesus heute schon etwas in dieser Welt auch wieder wirken dürfen im Guten.
Verstehen Sie diesen letzten Satz im Vers 10? Dass der Plan Gottes ist, dass in Christus alles zusammenkommt. Das wird einmal erst am Ende der Weltzeit sein, wenn Christus alles in allem sein wird, wenn der Tod verschlungen ist und das Leid nicht mehr sein wird.
Aber das Große geschieht ja heute schon, wo wir mit Christus herrschen. Wir dürfen heute schon diesen wunderbaren Dienst tun.
Ich kann das nie verstehen, wenn Christen immer so eine pessimistische Botschaft haben: Die Welt ist so sinnlos. Ich hatte ja einen Vater, der auch im politischen Dienst war und der sich so glücklich fühlte, nach dem Chaos des Dritten Reiches einfach hier im Kultusministerium das Schulwesen ordnen zu dürfen, erziehen zu dürfen, und sagt: „Das ist doch eine lohnende Aufgabe, wir dürfen aufbauen im Auftrag Jesu.“
Nicht, dass es deshalb keinen Ärger gebe, aber ich glaube, dass uns Christus immer wieder das schenkt, auch in dieser Welt, dass eine Erneuerung geschieht.
Dieses Wort zielt natürlich hier im Vers 10 auf das Ende aller Zeiten, sicher. Aber es wird heute schon erfahren bei den Gläubigen, die hier mit Christus wirken.
Ich möchte hier einfach abschließen. Wir machen dann das nächste Mal weiter. Wir brauchen keine Portionen haben, sondern ein Stück weit einfach hier weitergehen.
Ich hoffe, dass deutlich geworden ist, was das Geheimnis des Willens war. Viele haben nicht erkannt, was im Kommen Jesu auf sie zukommt, sondern das ist dort für uns erst sichtbar geworden.
Er hat Welterneuerung im Sinn, Heilung einer zerrissenen Welt, Versöhnung und Rettung.