Glaube an Gott – ein zentrales Thema, das aus fünf verschiedenen Perspektiven beleuchtet wird.
Theologie, die dich im Glauben wachsen lässt, praktische Nachfolge und dein geistlicher Impuls für den Tag.
Mein Name ist Jürgen Fischer, und heute geht es um das Wachstum im Glauben.
Einführung in das Thema Glaubenswachstum
Nachdem wir uns mit den Fragen beschäftigt haben, was Glaube ist, welche falschen Formen es gibt und wie man einem Mangel an Glauben begegnet, soll es heute um die Frage gehen: Muss mein Glaube wachsen? Und wenn ja, wie macht man das?
Fangen wir mit der ersten Frage an: Muss mein Glaube wachsen? Die Antwort darauf lautet Ja und Nein – je nachdem, was ich unter Glaube verstehe.
Unter Christen gibt es manchmal eine merkwürdige Vorstellung davon, was es heißt, zu glauben. Glaube wird nicht als Vertrauen in Gott gesehen, sondern als eine innere Kraft, die mich befähigt, Wunder zu tun. Glaube wird als eine magische Größe verstanden, die mich, je mehr sie wächst, als eine Art Überchrist dastehen lässt. Mehr Glaube bedeutet mehr Macht und mehr Ego.
Ich denke, die Jünger haben so gedacht. In Lukas 17,5 heißt es: „Und die Apostel sprachen zu dem Herrn: Mehre uns den Glauben!“ Der Herr aber sprach: „Wenn ihr Glauben habt wie ein Senfkorn, so würdet ihr zu diesem Maulbeerfeigenbaum sagen: Entwurzele dich und pflanze dich ins Meer! Und er würde euch gehorchen.“
Die Jünger bitten also: „Mehre uns den Glauben, Herr Jesus, mach unseren Glauben größer!“ Doch die Antwort des Herrn Jesus ist nicht: „Na klar, toll, dass ihr fragt!“, sondern: „Wenn ihr Glauben habt, so klein wie ein Senfkorn, dann wäre das mehr als genug.“
Die wahre Natur des Glaubens verstehen
Glaube ist nicht die Kraft hinter den Wundern, und je mehr ich davon habe, desto größere Wunder kann ich tun. Das ist tatsächlich magisches Denken – das ist Star Wars oder Harry Potter. Aktuell ist das in der christlichen Szene durchaus wieder populär, aber weiterhin falsch.
Beim Thema Glaube geht es um Vertrauen. Es bedeutet, dass ich mich mit meinem Leben ganz Gott anvertraue. Es kommt nicht auf die vermeintliche Größe meines Glaubens an, sondern auf die Echtheit meiner Beziehung zu Gott. Es geht um mein Auf-Gott-Geworfensein, mein wirkliches An-Ihn-Hängen und mein von ganzem Herzen auf Ihn Hoffen.
Ein Senfkorn solchen Glaubens ist alles, was wir brauchen. Echtheit ist Trumpf. Wenn Jesus in diesem Zusammenhang von Kleinglauben spricht, dann meint er nicht die Frage, wie viel Glaube ich habe, sondern wie sehr ich glaubend an Gott hänge.
Schaut man sich die Stellen an, in denen Jesus den Kleinglauben der Jünger tadelt, merkt man deutlich, dass das Problem des Kleinglaubens ein Problem des Vertrauens ist. Kleinglaube ist zweifelnder, vergesslicher oder anmaßender Glaube. Es ist nicht „zu wenig“ Glaube, sondern unreifer Glaube.
Merkt euch einfach: Glaube ist wie Käse. Wenn er unreif ist, dann brauche ich nicht mehr davon. Kleinglaube ist ein Glaube, der sich noch entfalten muss. Der Kleingläubige muss noch lernen, weniger von sich selbst und alles von Gott zu erwarten.
Muss Glaube wachsen?
Unsere Eingangsfrage lautete: Muss mein Glaube wachsen?
Wenn es sich dabei um geistliche Stärke handelt, dann lautet die Antwort nein. Ein senfkorn großes Stück echten Glaubens kann Berge versetzen.
Und trotzdem fordert der Apostel Paulus seinen Kollegen Timotheus auf: In 2. Timotheus 2,22 heißt es: „Die Jugendlichen aber begierden, fliehe, strebe aber nach Gerechtigkeit, Glauben, Liebe, Frieden mit denen, die den Herrn aus reinem Herzen anrufen.“
Hier steht also: strebe nach Glauben. Wir merken, dass Glaube etwas ist, das bewahrt und gepflegt werden will. Es ist etwas, das ein Leben lang gefördert werden muss.
Wie macht man das? Wie strebt man nach Glauben, wenn man verstanden hat, dass Glaube etwas mit Vertrauen zu tun hat? Wie sorge ich dafür, dass mein Glaube reift und nicht über die Jahre vergammelt?
Drei Tipps, die mir persönlich helfen.
Praktische Schritte zum Glaubenswachstum
Erstens nehme ich die Lektion zwei dieser Reihe, von einem Glauben, der nicht oder nicht mehr rettet, ernst. Ich frage mich, ob mein Glaube nur Begeisterung sein könnte. Dabei überlege ich, welche guten Werke ich tun kann, und achte sehr darauf, dass mir Irrlehrer nicht das geistliche Leben zerstören.
Für mich ist mein Gottvertrauen nicht selbstverständlich. Ich habe gute Freunde, mit denen ich über Jahre hinweg Gemeinde aufgebaut habe. Ich habe gesehen, wie sie ihren Glauben verloren haben. Dabei geht es mir nicht um eine theologische Einordnung ihres Verhaltens, sondern nur um die Tatsache, dass mir meine Freunde, die heute von Gott nichts mehr wissen wollen, eine Warnung sind. So will ich nicht enden.
Deshalb ist 2. Timotheus 2,22 für mich ein Gebot, ein Gebot wie jedes andere auch. Ich denke darüber nach: Strebe nach Glauben! Ich nehme die Tatsache, dass ich heute Gott vertraue, nicht als selbstverständlich hin. Ich weiß, dass der Teufel alles tun wird, um mich zu Fall zu bringen.
Zweitens lebt eine Glaubensbeziehung von den Zeiten, die man miteinander verbringt. Jeden Tag danke ich Gott im Gebet für das Gute, das er mir geschenkt hat. Jeden Sonntag schreibe ich eine Liste mit den besonderen Segnungen der zurückliegenden Woche. Ich freue mich bewusst an Gottes Geschenken, so wie der Psalmist es in Psalm 34,9 formuliert: „Schmeckt und seht, dass der Herr gütig ist; glücklich der Mann, der sich bei ihm birgt.“ Schmecken und sehen ist mehr als wissen und glauben.
Ich sorge dafür, dass ich die Güte Gottes in meinem Leben beschreiben und feiern kann. Das tut meiner Seele gut und stärkt meine Beziehung zu Gott.
Drittens nutze ich die kleinen Herausforderungen im Leben, um meinen Glauben zu trainieren. Was meine ich damit? Wenn ich in eine Situation komme, die nicht sonderlich bedrohlich ist, mich aber herausfordert – vielleicht, weil mein Zeitplan durch meine eigene Schusseligkeit völlig durcheinandergebracht wurde, oder weil ich mich womöglich zu Recht über meine Frau ärgere, oder weil etwas, das ich bestellt habe, kaputt ankommt – also eine Situation, die mich schnell ärgerlich oder ängstlich machen könnte.
Dann nutze ich solche Situationen, um ganz schnell Gott zu danken, ihm mein Vertrauen auszusprechen und genau das zu tun, was sein Wort sagt. Fast wie in einem Experiment erlebe ich dann, wie er die Situation auf seine Weise löst.
Ich ahne, dass euch das komisch vorkommt, aber ich habe auf diese Weise viele interessante und großartige Erfahrungen mit Gott gemacht. Und warum lässt das meinen Glauben reifen? Das ist klar, oder? Wenn ich in kleinen Situationen bewusst Gott vertraue – und nicht meinen Gefühlen, Erfahrungen oder vermeintlichen Möglichkeiten – wenn ich ausprobiere, wie gut mein Leben mit ihm gelingt, wenn ich neugierig an seiner Hand die kleinen Herausforderungen meistere, wächst so mein Vertrauen Schritt für Schritt.
Genau darum geht es: Vor den großen Glaubenssprüngen kommen immer die kleinen Trippelschritte.
Abschluss und Ausblick
Was könntest du jetzt tun? Du könntest überlegen, wo dir das Konzept des magischen Glaubens bereits begegnet ist und für welche Irrlehren es verwendet wurde.
Das war's für heute. Wenn du es noch nicht kennst, schau doch einmal auf meiner Homepage www.frogwords.de vorbei. Dort findest du zum Beispiel einen Kommentar zu den Sprüchen.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden! Amen!