Viele Menschen, die hierbleiben möchten, können dies tun, so wie es für sie passt.
Die Schauspielerin Marilyn Monroe hatte wahrscheinlich alles, was sich Mädchen erträumen können: Erfolg, Verehrer, Berühmtheit und Reichtum. Manche würden auch sagen, Schönheit. Dennoch starb sie an einer Überdosis Schlaftabletten. Ein Schriftsteller schrieb über ihr tragisches Ende: „Sie suchte Liebe und man gab ihr Showgeschäft, sie suchte Ruhe und man gab ihr Psychopharmaka.“ Bevor sie starb, schrieb Marilyn Monroe auf einen Zettel: „Ich suchte nach grenzenloser Liebe.“
Natürlich hatte diese Frau eine besonders schillernde Biografie. Doch ihr Grundproblem dürfte, denke ich, nicht nur Schauspieler oder Promis betreffen. Die Sehnsucht nach Leben, der Hunger nach Glück und nach grenzenloser Liebe existiert ebenso in kleinen Mietwohnungen wie in den nobelsten Villen.
Die meisten von uns sind nicht halb so cool, wie wir nach außen hin den Anschein erwecken. Deshalb leuchtet unser Predigtthema vielen auch gar nicht ein.
Leben und Träumen: Eine Begriffsbestimmung
Lebst du schon oder träumst du noch? Leben und Träumen sind keine Gegensätze. Nur wer seine Träume verwirklicht, lebt richtig.
Das zeigt, wie wichtig es ist, Begriffe genau zu klären. Was verstehen wir unter Leben? Was verstehen wir unter Träumen? Träumer können auch sehr positiv beschrieben werden. Ein Träumer sucht neue Lösungen für die Zukunft. Ein Träumer im guten Sinne hängt nicht träge an seinem alten Trott, sondern wagt es, etwas anderes zu denken, das er bisher nicht gekannt hat.
Ein Träumer ist ein Visionär. Viele Entdecker und Erfinder waren zuerst Träumer. Auch viele Sozialreformer mit christlicher Motivation, wie Friedrich von Burdeschwing oder Johann Wichern, waren in diesem besten Sinne Träumer. Ein Träumer hofft darauf, dass man die Dinge ändern kann. Man könnte fast sagen: Lebst du schon, dann träumst du noch.
Aber es gibt auch die problematische Variante des Träumers. Das ist jemand, der sich vom wirklichen Leben längst abgemeldet hat. Der negative Träumer nutzt seine Träume nur als versponnene Flucht aus dem normalen Leben, aus der Wirklichkeit. Er taucht ab in eine Scheinwelt, und seine Träume ändern nichts und bessern überhaupt nichts.
Schlimmer noch: Seine Träumereien können verhindern, dass jemand das Leben richtig anpackt. Man möchte solchen Menschen zurufen: Hör endlich auf zu träumen und fang an zu leben!
Da ist zum Beispiel ein Student im fünfundzwanzigsten Semester Maschinenbau. Er hat immer noch nicht die Zwischenprüfung in Mathematik bestanden und träumt immer noch davon, ein großer Maschinenbauer zu werden. Dem sollte man sagen: Hör endlich auf zu träumen und suche dir einen vernünftigen Beruf oder eine andere Ausbildung, die möglichst schneller geht.
Das ist zugegeben nicht leicht bei der aktuellen Arbeitsmarktsituation. Und selbst wenn er den richtigen Beruf gefunden hat, hat er dann schon das richtige, das wahre Leben gefunden?
Die Frage nach dem wirklichen Leben
Wenn man sie heute Morgen fragen würde: Lebst du schon? Was wäre dann ihre Antwort?
Irgendwie kommt diese Frage immer wieder auf, besonders wenn wir noch nicht abgestumpft sind und noch nicht so sehr im Alltagstrott feststecken. Dann ist jeder Tag nicht einfach nur ein weiterer Tag, an dem wir automatisch funktionieren, ohne darüber nachzudenken. Lebe ich wirklich? Was brauche ich eigentlich noch, um richtig zu leben?
So ähnlich dürfte es auch den Menschen gegangen sein, von denen unser Bibeltext berichtet, der auf ihrem Gottesdienstblatt steht.
Das Ganze beginnt in Tiberias im Norden Israels. Man muss sich vorstellen, dass es am Westufer des Sees Genezareth liegt. Die Landkarte Israels sehen wir ja oft in den Nachrichten. Dort, im Norden, am See Genezareth, war schon damals viel los.
In dieser Gegend gab es viel Trubel, zahlreiche Geschäfte und immer wieder Menschenaufläufe.
Die Begegnung am See Genezareth
Als Jesus auftrat, erfasste viele Menschen, die das mitbekamen, eine eigenartige Sehnsucht. Viele begannen, ihr Leben noch einmal ganz neu zu überdenken.
An dem Tag, von dem der Text berichtet, hatte Jesus wieder gepredigt. Er wollte sich mit seinen Jüngern zurückziehen. Und dann geschah Folgendes – sehen Sie selbst:
Danach fuhr Jesus über das Galiläische Meer, das auch See von Tiberias oder See Genezareth genannt wird. Viele Leute folgten ihm, weil sie die Zeichen sahen, die er an den Kranken vollbrachte.
Jesus aber ging auf einen Berg und setzte sich dort mit seinen Jüngern. Es war kurz vor dem Passa, dem Fest der Juden. Das ist die zeitliche Einordnung.
Da hob Jesus seine Augen auf und sah, dass viele Menschen zu ihm kamen. Er sprach zu Philippus, einem seiner Jünger: „Wo kaufen wir Brot, damit diese zu essen haben?“ Das sagte er, um Philippus zu prüfen, denn er wusste genau, was er tun wollte.
Philippus antwortete: „Für zweihundert Silbergroschen Brot reicht nicht aus, dass jeder auch nur ein wenig bekommt.“
Da sagte einer seiner Jünger, Andreas, der Bruder von Simon Petrus: „Es ist ein Kind hier. Es hat fünf Gerstenbrote und zwei Fische. Aber was ist das für so viele?“
Jesus aber sprach: „Lasst die Leute sich lagern.“ An dem Ort war viel Gras. Dort lagerten sich etwa fünftausend Männer. Dazu kamen noch die Frauen und die Kinder in entsprechender Anzahl.
Jesus nahm die Brote, dankte und gab sie denen, die sich gelagert hatten. Ebenso verteilte er die Fische, so viel sie wollten.
Als sie satt waren, sprach er zu seinen Jüngern: „Sammelt die übrigen Brocken, damit nichts verloren geht.“
Sie sammelten und füllten von den fünf Gerstenbroten zwölf Körbe mit Brocken, die von denen übrig geblieben waren, die gespeist worden waren.
Die Reaktion der Menschen und Jesu Rückzug
Als die Menschen das Zeichen sahen, das Jesus tat, sagten sie: „Das ist wahrlich der Prophet, der in die Welt kommen soll.“
Als Jesus bemerkte, dass sie kommen würden, um ihn zu ergreifen und zum König zu machen, entwich er wieder auf den Berg – ganz allein.
In Vers 35 sagt Jesus: „Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, wird nicht hungern, und wer an mich glaubt, wird nie mehr dürsten.“
Liebe Zuhörer, während ich daran glaube, dass es einen lebendigen Gott gibt, muss dieser Bericht doch Bauchschmerzen bereiten. Denn fünf Brote, um 5000 Menschen zu speisen – versuchen Sie das mal!
Angenommen, es gäbe keinen lebendigen Gott oder dieser Gott wäre so machtlos, dass er nicht wirklich in diese Welt eingreifen könnte. Dann wäre diese Geschichte bestenfalls ein nettes Märchen à la Tischlein, deck dich oder Goldesel.
Deshalb haben Leute, die sich für besonders schlau hielten, diese Geschichte ein wenig umgeschrieben. Sie machten daraus die Geschichte von den kleinen Tüten.
Die Tütentheorie und ihre Grenzen
Ich weiß nicht, ob Sie diese Geschichte schon einmal gehört haben. Es klingt dann so, als habe die Menge gesehen, wie selbstlos der kleine Junge seine fünf Brote und zwei Fische hergab. Daraufhin wurden sie ganz gerührt und holten verschämt ihre eigenen Vespertüten hervor, die sie bis dahin unter dem Hemd versteckt hatten. Dann teilten sie brüderlich, und alle hatten genug.
Die Moral von der Geschichte lautet: Wenn jeder austeilt, was er hat, dann werden alle Menschen satt. Das klingt ganz gut und hat einen wahren Kern, aber leider nichts mit unserem Bericht hier zu tun.
Sehen Sie, wäre das alles so harmlos abgelaufen, wie die Tütentheoretiker behaupten, dann wäre die Menge hinterher sicherlich nicht auf Jesus zugestürmt. Dann hätten sie ihn nicht zum Volkstribun machen wollen und zum neuen König.
Wenn die Tütentheorie stimmen würde, dann hätte man die zwölf Körbe hinterher höchstens zum Aufsammeln des Butterbrotpapiers verwenden müssen, aber nicht zum Einsammeln der vielen Brotbrocken.
Nein, was hier steht, hat nur Sinn, wenn es wirklich passiert ist. Es hat nur Sinn, wenn es wirklich einen lebendigen Gott gibt. Und es hat nur Sinn, wenn Jesus Christus in einer einzigartigen Verbindung zu diesem lebendigen Gott steht – als sein eigener Sohn, Gottes Sohn.
Es gilt, erst einmal ernstzunehmen, was diese Quelle, was dieser Text hier sagt.
Der Hunger, der Menschen bewegt
Wir machen heute Morgen keine Märchenstunde, sondern einen Gottesdienst.
Wir sind zwar keine 5000, aber Hunger haben wir auch. Selbst wenn Sie heute Morgen ausgiebig gefrühstückt haben sollten, haben wir trotzdem Hunger. Es gibt eine Art von Hunger, die selbst ein voller Magen nicht stillen kann. Wer sich noch nicht aufgegeben hat, versucht irgendwie, mit diesem Hunger zurechtzukommen.
Das sehen wir auch in diesem Bericht. Das ist das erste: Hunger macht Beine, Hunger macht Beine. Die Volksmassen lassen sich bewegen (Vers 2), und es zog ihm viel Volk nach, weil sie die Zeichen sahen, die er an den Kranken tat.
Wir sehen also, die Volksmassen kommen in Bewegung. Während Jesus und seine Jünger mit dem Boot über den See Genezareth fahren – vom Westufer zum Ostufer – laufen die Menschen um den See herum und wollen dort hinkommen, wo Jesus ankommen wird.
Das Ostufer war nicht gerade ein Ausflugsgebiet. Normalerweise war es hier sehr einsam, eine hügelige Wüstengegend im Schatten des Golangebirges. Hier war eigentlich der Hund begraben. Deshalb wollten Jesus und seine Jünger sich auch zurückziehen, hierher in dieses Gebiet.
Aber diesmal wird nichts mit der Ruhe. Männer werfen den Hammer weg, Mütter packen ihre Kinder ein, ganze Familien wandern zum Ostufer, wahrscheinlich um die Spitze des Sees Genezareth herum. Als Jesus dorthin kommt, sind viele auch schon da oder kommen gleich hinterher.
Man fragt sich: Warum machen die das? Was wollen sie von Jesus? Was treibt die Menschen wohl dahin? Sicher nicht die Aussicht auf eine wundersame Brotvermehrung, denn das wussten sie ja nicht; damit hatte keiner gerechnet. Sie leiden auch nicht in erster Linie an knurrenden Mägen, denn sonst hätten sie ja ihr Proviant mit eingepackt.
Nein, diese Menschen treibt ein anderer Hunger.
Die verschiedenen Arten von Hunger
Derjenige, der diesen Bericht schreibt und als Augenzeuge dabei war, ist der Jünger Johannes. Er deutet das auch in Vers 2 an: Dort steht, dass ihm viel Volk nachzog, weil sie die Zeichen sahen, die er an den Kranken vollbrachte.
Das war also die Zeit, in der Jesus in Galiläa, im Norden des Landes, immer populärer wurde. Seine jüngsten Wunder und die Augenzeugenberichte verbreiteten sich schnell wie ein Lauffeuer. Die Menschen sahen das offenbar ganz einfach und klar. So trieb der Sensationshunger viele zu ihm.
Man kann sich gut vorstellen, wie das von Mund zu Mund ging, was Jesus kürzlich am Teich von Bethesda getan hatte. Dieser Teich wurde vor einigen Jahrzehnten ausgegraben, sodass man sich das heute sehr plastisch und genau vorstellen kann. Im vorherigen Kapitel berichtet Johannes auch darüber.
Hast du nicht gehört, wie die Leute sagten: „38 Jahre lang lag der Mann auf seiner Matratze, gelähmt und bewegungslos wie ein Stock, verlassen von allen Freunden.“ Und dann stand plötzlich dieser Wanderprediger vor ihm und fragte ihn tatsächlich: „Willst du gesund werden?“
Stell dir vor, es hat geklappt. Jesus sagte zu ihm: „Steh auf und nimm dein Bett.“ Und der Mann schulterte seine Matratze und rannte jubelnd durch die Straßen von Jerusalem. Ich habe es gesehen. Es war tatsächlich so, und viele Leute können das bezeugen.
Kein Wunder also, dass andere sich selbst überzeugen wollten. Die Sensationshungrigen suchten Jesus, den Exoten, den Außergewöhnlichen. Aber sicher gab es unter den Menschen auch einen anderen Hunger: den Hunger nach Gesundheit.
Das kann man gut verstehen. Ein Mensch sah, was Jesus mit anderen gemacht hatte, und dachte: „Vielleicht kann er auch meiner kranken Mutter helfen.“ Drei Jahre schon litt sie unter schrecklichen Schmerzen, und kein Arzt und keine Medizin konnte ihr helfen. „Lasst uns doch sehen, ob Jesus helfen kann.“
Hunger macht Beine – das ist so verständlich. Die Gesundheitshungrigen suchten Jesus, den Wunderdoktor. So wurde der Zug ans Ostufer immer größer. Masse wirkt anziehend, das kennen wir. Es entstand viel Bewegung am See von Nazareth, der sonst eher still dalag.
Zu diesem Zug schlossen sich auch die Freiheitshungrigen an: die Zeloten. Sie waren damals Widerstandskämpfer gegen die römische Besatzungsmacht. Die Zeloten waren zu jeder Gewalt bereit. In Galiläa hatten sie gewissermaßen ihr Stammquartier. Dort gab es echte nächtliche terroristische Aktionen von Zeloten.
Und dieser Jesus, so dachten sie, sei endlich die Führungsfigur, der starke Mann, den sie brauchten. „Den machen wir zu unserem Führer. Er kann die Massen mobilisieren.“ Dann würden sie den Römern an den Kragen gehen und die verhassten Besatzer dem Erdboden gleichmachen. Das war die Hoffnung vieler Menschen damals in Israel.
Deshalb auch ihre Reaktion, die man am Ende hier in Vers 15 sieht: Sie kommen und wollen Jesus zum König machen, zu ihrem Anführer, der politisch die Initiative ergreift. Sie suchten Jesus, den Macher. Hunger macht Beine.
So kamen die Massen schließlich an die Stelle, wohin Jesus und seine Jünger sich eigentlich zurückziehen wollten. Was als Ruheplatz gedacht war, wurde gewissermaßen zur Festwiese.
Jesu Blick auf die Menschen
Und schauen Sie, wie Jesus in Vers 5 reagiert. Dort heißt es: Jesus hob seine Augen auf und sieht. Er sieht – das klingt ganz banal. Aber wer das Neue Testament ein wenig kennt, weiß, dass Jesus nicht einfach nur hinschaut. Wenn dort steht, Jesus sieht, dann bedeutet das, dass er wirklich sieht. Er sieht nicht nur die Masse, sondern den Einzelnen.
Das Besondere an Jesus ist, dass er den Menschen ins Herz sieht. Er erkennt genau, was sie wollen, was sie brauchen und was sie suchen. Jesus sieht immer den Einzelnen – auch uns hier. Er weiß, welcher Hunger uns antreibt, welche Sehnsucht uns bewegt.
So sieht Jesus hinter dem Sensationshunger, dem Gesundheitshunger und dem Freiheitshunger noch einen ganz anderen Hunger. Ich nenne diesen Hunger den Hunger zweiten Grades. So wie es Verbrennungen ersten und zweiten Grades gibt, gibt es sicherlich auch den Hunger ersten und zweiten Grades.
Ein Kollege von Johannes, der ebenfalls Evangelist ist, hat dieses Ereignis auch beschrieben: Markus. In seinem Evangelium berichtet er von derselben Szene und gibt uns in Markus 6,34 eine wichtige Zusatzinformation darüber, wie Jesus diese Menschen sah.
Dort heißt es: Sie taten ihm von Herzen leid. Warum? Denn sie waren wie Schafe, die keinen Hirten haben. Und er begann eine lange Predigt.
Verstehen Sie, so sieht Jesus diese Menschen: wie Schafe, die keinen Hirten haben. Schafe ohne Hirten sind schutzlos. Schafe ohne Hirten sind orientierungslos. Schafe ohne Hirten sind deshalb letztlich hilflos, wenn es um die Gesamtkonzeption und die Richtung ihres Lebens geht.
So sieht Jesus uns, wenn es um die großen Fragen geht – um die große Frage, wohin unser Leben führt, was unser Leben ausmacht und was aus unserem Leben wird. Da sind wir orientierungslos wie Schafe ohne Hirten. Da haben wir einfach keine Antworten.
Der unerfüllte Hunger des Menschen
Wolf Biermann, der Liedermacher, der nun zum Ehrenbürger Berlins ernannt wird, hat das einmal in einem Gedicht so ausgedrückt. Er fragt: „Soll das denn alles gewesen sein? Das bisschen Fußball und Führerschein – war das dann das donnernde Leben? Die Schafe, die keinen Hirten haben.“
Jesus sieht das. Er blickt in unser Herz und erkennt den Hunger, der oft tief in uns schlummert, ohne dass wir ihn selbst bewusst wahrnehmen. Wir wollen immer mehr, doch wissen eigentlich gar nicht, was wir wirklich wollen.
Ernesto Cardenal, der Schriftsteller, hat diesen urmenschlichen Hunger mit bewegenden Worten beschrieben. Er sagt: „Alle Welt trägt einen Wunsch mit sich, viele Wünsche, eine Unendlichkeit von Wünschen: noch ein Gläschen, noch ein Stück Kuchen, noch ein Blick, noch ein Wort, noch ein Kuss, noch eine Reise.“
Der Mensch denkt stets, mit ein wenig mehr hätte er schon genug. Doch immer wünscht er sich noch mehr und mehr. Wir können überdrüssig werden, aber niemals satt. Wir können überdrüssig werden, aber niemals satt.
So suchen wir weiter. Jesus sieht das und hat ein Herz für diese Menschen – und zwar in jeder Hinsicht. Nach der langen Predigt denkt er auch an ihren knurrenden Magen. Er vollbringt ein Wunder: Er versorgt die Leute mit Fladenbrot und Fischen. Er heilt Kranke, nicht nur einmal. Er stillt den Hunger der Mägen und richtet die Körper wieder auf.
Doch trotz dieser Begegnung am Ostufer des Sees Genezareth gibt es kein Happy End. Der Tag endet nicht gut. Das lesen wir in Vers 15: „Als nun Jesus merkte, dass sie kommen würden, ihn ergreifen, um ihn zum König zu machen, entwich er auf den Berg – er war ganz allein.“
Die Blindheit der Träume
Das Missverstehen könnte kaum größer sein. Am Ende dieses Tages ist Jesus den Leuten fremder, als er es vorher war. Denn – und das ist das Entscheidende – Träume machen blind. Hunger macht Beine, aber Träume machen blind.
Die Träume, die Wunschvorstellungen dieser Menschen, wurden zu Forderungen an Jesus. Sie hatten ganz bestimmte Vorstellungen und Erwartungen, die Jesus nun gefälligst erfüllen sollte. Der Hunger trieb sie zu Jesus Christus, und er hat sie angesehen. Er nahm sich Zeit für diese Menschen, ging auf ihre Situation ein und hielt eine lange Predigt.
Doch trotz all dessen sind ihm die meisten nicht wirklich begegnet – und das ist das Tragische an diesem Text. Ja, sie waren dabei, als man sich in Fünfzigergruppen ins Gras setzte. Sie haben die Spannung der Situation miterlebt, das wundersam vermehrte Brot zwischen ihren Zähnen geschmeckt und die Fische hinuntergeschluckt. Und doch hat das in ihrem Leben nichts, aber auch gar nichts geändert.
Man kann beim Trubel um Jesus dabei sein, mitmachen beim Unternehmen Kirche, sich alles anhören und ansehen – und trotzdem Jesus verpassen. Wenn man ihn nur an den eigenen Vorstellungen misst, denn Träume machen blind. Wer Jesus vor den Kadi seiner eigenen Erwartungen zieht, wird ihn nicht finden.
Die Zeloten träumten, Jesus werde unser Volksheld, der den Aufstand gegen die Römer anführt. Doch ihre Revolutionsträume zerschellten an der Wirklichkeit. Die Wohlstandsträume zerplatzten ebenso: Jesus als Brotkönig, als Garant des israelischen Wirtschaftswunders, der auf Knopfdruck alles in Fülle produziert. Auch das zerplatzte, denn mit einem König, der sich kreuzigen lässt, konnten sie nichts anfangen. Macht ihre Träume nicht mit, da spotteten sie höchstens mit.
Träume machen blind – bis heute. Und bis heute zerplatzen solche Träume. Die Träume von einem Jesus, der durch die Kirche und alle gutwilligen Menschen das Leid dieser Welt besiegen wird – diese Träume zerplatzen. Die Träume vom politischen Jesus, der allen Entrechteten Vergeltung schaffen wird, egal ob sie an ihn glauben oder nicht, der einfach das Gute hier aufrichtet – diese Träume zerplatzen. Und wie schnell! Das kennen wir alle.
Unerfüllte Träume schlagen oft in hasserfüllte Anklagen um. Jesus hat gefälligst den Hunger in der Welt zu besiegen, er hat gefälligst das Kindersterben zu stoppen. Wenn er das nicht tut, dann weg mit ihm, dann hat er ausgespielt, dann brauchen wir ihn nicht. Was soll uns so ein Jesus?
Auch die Träume vom religiösen Jesus – vom harmlosen, wie ein Maskottchen – zerplatzen. Man stellt ihn sich vor wie einen Jesus, der in unserem privaten Seelenstübchen für ein paar fromme Gefühle sorgt, der uns zu Weihnachten warm ums Herz werden lässt und uns ansonsten in Ruhe lässt mit einem „Du bist schon okay“. Auch diese Träume zerplatzen, denn Jesus ist anders.
So endet dieser Bericht mit einer gescheiterten Begegnung. Johannes, der das aufschreibt, macht deutlich: Leute, wir können Jesus nicht nach unseren Vorstellungen benutzen und vereinnahmen. Wir können Jesus nicht in unser schlichtes Weltbild einfach einsortieren.
Wie viele Menschen sind bis heute an Jesus gescheitert, weil sie nur ihre eigenen Vorstellungen im Kopf hatten und nicht bereit waren, sich auf eine wirkliche Begegnung mit Jesus Christus einzulassen? Wie viele sind gescheitert?
Die Hoffnung auf neues Leben
Aber nicht alle haben so auf Jesus reagiert, und das ist das Erfreuliche. Wenn Sie dieses Kapitel weiterlesen und am besten das ganze Johannesevangelium, werden Sie sehen, dass es damals und bis heute Menschen gibt, die durch Jesus ein neues Leben geschenkt bekommen haben.
Es gab und gibt bis heute Menschen, deren Lebenshunger durch Jesus wirklich dauerhaft gestillt wurde. Wie das funktioniert, müssen wir am Ende noch kurz klären. Die Antwort darauf steht nämlich in Vers 35, den ich Ihnen am Ende auch noch einmal abgedruckt habe.
Dort sagt Jesus: „Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, den wird nicht hungern, und wer an mich glaubt, den wird nie mehr dürsten.“
Hunger macht Beine, Träume machen blind, und das Letzte: Jesus, Jesus macht satt.
Das Brot des Lebens als Lösung
Hier am Ende sehen wir, was Jesus mit diesem Speisungswunder eigentlich deutlich machen wollte. Er hat das Wunder wirklich vollbracht, es war real. Die zwölf Körbe wurden mit Brotresten eingesammelt und später irgendwann verspeist. Jesus hatte den Hunger ersten Grades wirklich gestillt. Er hat die knurrenden Mägen satt bekommen.
Aber das war nicht alles. Er wollte den Menschen noch mehr geben. Das Wunder, das er vor ihren Augen tat, sollte ein Beispiel sein. Wissen Sie wofür? Es sollte zeigen, dass dieser Jesus die Macht hat, auch unseren Hunger zweiten Grades zu stillen.
Dieser Hunger zweiten Grades ist uns oft nicht bewusst. Vielleicht spüren wir nur die Symptome. Irgendwann merken wir, wie unvollständig, unruhig und hilflos unser Leben ist. Wir erkennen, wie ausgeliefert wir in einer Krise sind. Manchmal auch in einem besonders glücklichen Moment, wenn wir sagen: „Jetzt müsstest du doch eigentlich richtig rundum glücklich sein“, und wir fragen uns trotzdem schon wieder, wie es weitergeht.
So unterschiedlich die Menschen sind, so verschieden reagieren sie auf diesen Hunger, auf diese Hilflosigkeit, auf das Gefühl, ausgeliefert zu sein. Die einen reagieren einfach mit Resignation.
Jetzt im Sommer ist der Lyriker Robert Gernhardt gestorben. Er wusste seit langem, dass er Krebs hatte, und hat kurz vor seinem Tod noch einen Gedichtband herausgegeben, in dem er sich mit seiner Krankheit auseinandersetzt. Da heißt es in einem seiner Gedichte: „Und musst dich doch ergeben, du hast nur dieses Leben, mach also nicht so'n Wind.“ Das ist Resignation: „Du musst dich doch ergeben, was soll's. Lass es sein.“
Manche halten das nicht mehr aus. So haben Sie es vielleicht auch gelesen: Am letzten Sonntag, also heute vor einer Woche, hat sich der tschechische Komponist Karel Svoboda das Leben genommen. Er war berühmt – wir wollen uns gar nicht von dem Gequäke da hinten stören lassen.
Karel Svoboda wurde den Mozart Tschechiens genannt. Aber mit dieser Hilflosigkeit kam er nicht klar. 1993 starb seine erste Frau. Dann heiratete er wieder. Die Tochter, die er mit der zweiten Frau bekam, starb im Alter von fünf Jahren an Leukämie. Er selbst wurde schwer krank. Manche nehmen an, dass er auch Schulden hatte. So erschoss sich der Achtzigjährige im Garten seines Hauses in der Nähe von Prag.
Am letzten Sonntag also Resignation. Er kam einfach nicht mehr klar, er hielt es nicht mehr aus.
Andere Biografien verlaufen nicht so dramatisch. Wenn Menschen diesen Hunger spüren, reagieren manche ganz anders: Sie kämpfen dagegen an, arbeiten, stürzen sich in alle möglichen Ablenkungen. Sie suchen besondere Vergnügungen, probieren alles Mögliche aus und sagen: „Bloß nicht zu sehr nachhängen, wir wollen dieses Leben genießen, solange wir es haben.“
Aber ist das eine Lösung?
Jesus behauptet, es gibt nur eine Lösung. Es gibt nur eine einzige Speise, die euren Hunger nach Leben wirklich stillen kann. Das steht hier im letzten Vers, wo er sagt: „Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, den wird nicht mehr hungern.“
Jetzt kommen natürlich gleich die Vorwürfe: „Ach, das ist auch nur eine Vertröstung, nur so ein Fluchtmechanismus, eine religiöse Träumerei.“ Die Marxisten haben gesagt, das sei das Opium des Volkes – so beruhigt man sie, damit sie nicht aufmucken und sich weiter ausbeuten lassen.
Aber was ist der Unterschied bei Jesus? Der Unterschied ist, dass Jesus seine Macht bewiesen hat. Das sehen wir zum Beispiel hier in dieser Situation. Er hat gezeigt, dass er Macht hat, Dinge zu verändern.
Und das sehen wir noch viel deutlicher etliche Wochen später, als er wirklich von den Toten aufersteht und die stärkste Macht dieser Welt, nämlich den Tod, unter die Füße bekommt.
Die Vergebung als wahres Brot des Lebens
So stellt sich die spannende Frage: Wie will Jesus unseren Hunger stillen, und was ist das für ein Brot, das er uns geben will? Die Antwort ist einfach und doch vielleicht überraschend. Dieses Brot, das Jesus uns geben will, ist die Vergebung unserer Schuld.
Das muss erklärt werden. Was ist unsere Schuld? Was ist unser Problem? Jesus hat es gezeigt: Wir Menschen verhungern bei lebendigem Leibe, trotz allem, was wir ständig konsumieren. Wir verhungern, weil die entscheidende Beziehung in unserem Leben zerstört ist. Diese entscheidende Beziehung ist die zu dem, dem wir unser Leben verdanken – zu dem lebendigen, heiligen Gott.
Wir kennen ihn nicht, wir wollen ihn nicht, wir glauben ihm nicht. Doch das ändert nichts daran, dass er da ist und dass unsere Beziehung zu ihm kaputt ist – ob wir es einsehen oder nicht. Man kann diese grundlegende Beziehungsstörung an vielen Symptomen erkennen. Zum Beispiel daran, wie wir mit den Geboten Gottes umgehen, wie viel sie uns bedeuten und wie sehr er in unserem Leben wirklich das Sagen hat – oder eben auch nicht.
Diese Beziehungsstörung ist nicht einfach nur Schicksal, sondern Schuld, sagt Jesus. Das ist unsere Situation, und daran verhungern wir früher oder später.
Doch nun hat Gott selbst etwas getan, um diese Beziehungsstörung zu heilen. Deshalb ist der christliche Glaube in erster Linie nicht irgendein Gedankensystem, sondern eine Reportage darüber, was Gott getan hat.
Darum hat Gott seinen Sohn Jesus Christus in diese Welt gesandt. Jesus hat ständig gesagt: Gott ruft euch, Gott will euch, kehrt endlich um von eurem Leben ohne Gott. Jesus ist am Kreuz gestorben und hat sein schuldloses, sündloses Leben wirklich geopfert, um die Strafe auf sich zu nehmen, die ich und Sie eigentlich hätten tragen müssen. Ein heiliger Gott kann Schuld und Böses nicht einfach so dulden. Jesus hat diese Strafe für uns getragen.
Er, Jesus Christus, hat sich auf unsere Seite gestellt und die Schuld freiwillig auf sich genommen. Er hat sich in den Riss zwischen Gott und uns hineingestellt. Deshalb kann Jesus uns nun das eine schenken, was wir nirgendwo anders finden oder bekommen: die Vergebung unserer Schuld.
Das ist das Brot des Lebens, das ist das Wasser des Lebens. Wer von diesem Brot isst, wird heil werden, innerlich heil. Das Leben bekommt eine völlig neue Richtung.
Die Einladung zum Glauben
Aber dieses Brot ist zu wertvoll, es ist zu einzigartig, als dass es uns einfach hinterhergeworfen würde. Deshalb betont Jesus in diesem Satz, den Sie am Ende lesen: Wer zu mir kommt, den wird nicht hungern, und wer an mich glaubt, den wird nie mehr dürsten.
Es geht also darum, dass wir uns auf den Weg machen. Es geht darum, auf diese Liebeserklärung Gottes zu reagieren. Und das geht nur so, dass wir uns an diesen Jesus Christus wenden, der auch verstanden ist, der deshalb lebt, auch wenn wir in unseren Augen noch nichts sehen können.
Er ist in Gottes unsichtbare Welt gegangen, nachdem er noch vierzig Tage hier auf der Erde gewesen war. Und er hat gesagt: "Und nun komm, und nun glaube." Das heißt, vertraue dich mir mit deinem Leben an und gib zu, dass du mein Brot brauchst. Gib zu, dass du auf meine Vergebung angewiesen bist, auf meine Rettung und auf meinen Schutz.
Dann verspricht er uns nicht das Schlaraffenland. Jesus sagt: Wer zu mir kommt, den wird nicht mehr hungern, und wer an mich glaubt, den wird nie mehr dürsten. Das sind die Grundnahrungsmittel. Und das wichtigste Grundnahrungsmittel, von dem wir leben, ist die Vergebung, die geheilte Beziehung zu dem lebendigen Gott. Das bedeutet, dass er uns jetzt als seine Kinder annimmt und sagt: So, und jetzt stehst du unter meinem Schutz.
Dein Leben kommt jetzt auf diese neue Spur, die dein Leben in Sicherheit bringt und gut enden lässt. Jesus hat das an einer anderen Stelle so formuliert. Er hat dort zwei Spuren, auf denen wir leben können, miteinander verglichen. In der Bergpredigt sagt er in Matthäus 7: Geht hinein durch die enge Pforte; denn die Pforte ist weit und der Weg ist breit, der zur Verdammnis führt, und viele sind's, die auf ihm hineingehen. Aber eng ist die Pforte und schmal der Weg, der zum ewigen Leben führt, und wenige sind derer, die ihn finden.
Da hat Jesus sich selbst mit dieser Pforte verglichen, eher mit dem Brot, eher mit der Pforte. Erst wenn wir zu ihm kommen, ist unser Leben auf der Spur, auf der es nicht in der ewigen Verdammnis endet, sondern bei Gott. Und auf der es schon hier mitten in dieser Welt, unter den Bedingungen dieser Zeit, nachhaltige Folgen gibt – schon hier für das Leben auf der Erde.
Jesus stillt unseren Hunger – unseren Hunger nach echter Geborgenheit, nach einer Geborgenheit, die nicht am Krankenbett oder in der Leichenhalle endet. Wer zu Jesus kommt, der ist auch nicht ratlos, wenn es um die letzte Frage geht, nämlich um die Frage: Was wird aus dem Tod? Was kommt dann?
Wer das Brot Jesu gegessen hat, der muss sich nicht mehr ablenken. Er muss nicht unruhig werden, wenn diese Frage kommt, weil er weiß: Ich falle nicht ins Bodenlose. Jesus Christus hat einen guten Plan mit meinem Leben, und er bringt mich sicher ans Ziel.
Wer so lernt, mit Jesus zu leben, wer so in dieser neuen Spur seinen Weg geht, der muss nicht von einem Urlaub zum anderen hoffen und irgendwie zwischendurch so einigermaßen durchs Leben kommen. Wie hatte Ernesto Kardinal gesagt? Wir brauchen immer mehr und mehr: noch ein Gläschen, noch ein Wort, noch einen Kuss, noch eine Reise. Wir können überdrüssig werden, aber niemals satt.
Der Mann hatte fast Recht. Er hat nur eines nicht gewusst: Jesus macht satt. Darum haben die Christen vor vielen Jahrzehnten in einem alten Lied gesungen: Wer ihn hat, ist still und satt. Mit still meinen sie nicht, dass derjenige den Mund hält. Nein, nein, der wird den Mund schon zu den richtigen Dingen aufmachen.
Still bedeutet hier, dass derjenige Frieden hat, weil er durch Jesus satt ist. Jesus ist darum die wichtigste Adresse, die man in dieser Welt kennen muss. Er zeigt uns nicht nur die Lösung, sondern Jesus Christus ist die Lösung selbst.
Darum sagt er: Wer zu mir kommt und an mich glaubt. Es geht also über diese eine Schiene: dass wir uns an ihn wenden, dass wir ihn anrufen. Dabei kommt es nicht auf irgendwelche speziellen Formulierungen oder Rituale an. Er sieht ja unser Herz. Er sah die Leute damals und sieht uns heute. Er weiß, wer ihn braucht.
Und wer zu ihm kommt und es ehrlich meint, wer seine Schuld zugibt und erkennt, dass er Jesus braucht.
Die richtige Nummer wählen
Als man Marilyn Monroe tot im Bett fand, soll sie den Telefonhörer noch in der Hand gehalten haben. Aus diesem Telefonhörer ertönte immer wieder der Satz: „Kein Anschluss unter dieser Nummer.“
Bis heute weiß man natürlich nicht, wen Marilyn Monroe in dieser Stunde ihrer Verzweiflung anrufen wollte. Wir wissen nur, dass sie die falsche Nummer gewählt hat.
In diesem Text heute macht Jesus uns deutlich, was die richtige Nummer ist. Er allein macht satt. Darum wünsche ich jedem hier, dass er diese Nummer, Jesus Christus, nicht nur kennt, sondern auch von ihr Gebrauch macht.
Zum Abschluss möchte ich von einem deutschen Ehepaar erzählen, das Mitte der Achtzigerjahre eine besondere Erfahrung gemacht hat. Sie mussten plötzlich mit dem Zug nach Paris reisen, weil ihr Sohn Matthias einen schweren Unfall hatte. Sie wollten ihn nicht im Stich lassen und brachen Hals über Kopf auf. Während sie noch unterwegs waren, starb Matthias in einem Pariser Krankenhaus.
Diese Eltern waren bewusste Christen, die mit Jesus lebten. Bei der Trauerfeier wollte der Vater den verzweifelten Freunden seines Sohnes den Trost weitergeben, den er selbst kannte. Er erzählte, wie er und seine Frau in Paris angekommen waren und vom Nordbahnhof mit der Metro zum Krankenhaus fahren wollten.
Doch sie hatten keine Fahrkarten und natürlich kein französisches Geld. Die Schranken an der Metrostation blieben geschlossen, und sie standen davor ohne Geld und ohne Karten.
Dann bemerkte ein freundlicher Schaffner ihre Lage. Er kam ihnen entgegen und schenkte ihnen die beiden Fahrkarten. Sie steckten die Karten in den Schlitz, gelangten zum Bahnsteig und so an ihr Ziel.
Wenige Tage später, bei der Trauerfeier, zeigte der Vater diese beiden Bahnsteigkarten noch einmal hoch. Er sagte zu den Freunden seines Sohnes: „Die Karten in meiner Hand sind uns zu einem Bild geworden.“
Sie fragten ihn: „Können wir Matthias jemals wieder treffen?“ Er antwortete: „Ja, das könnte sein. Aber für den Eingang in Gottes ewige Welt braucht man auch gültige Eintrittskarten.“
Das Portal zum ewigen Leben öffnet sich nicht automatisch. Diese Karten können wir nicht kaufen oder erarbeiten. Weder unser Geld noch unsere Bravheit, weder unsere guten Worte noch unser soziales Engagement werden bei Gott angerechnet.
Bei Gott gelten ausschließlich Freikarten. Sie liegen bereit für jeden, der sie geschenkt haben möchte. Für jeden, der sie sich bei Jesus abholt, ihn dankbar annimmt und das alles von ganzem Herzen tut – und das völlig gratis.
Dann sagte der Vater noch: „Auch diese Karten tragen eine Aufschrift, die sie gültig macht.“ Auf ihren Fahrkarten stand natürlich „Nordbahnhof“. Die Freikarten zur Welt Gottes werden gültig durch fünf Buchstaben: durch einen Namen – den Namen Jesus.
Er hat die Freikarten Gottes mit seinem Leben bezahlt. Wer sich jetzt an Jesus wendet, ihn kennen und lieben lernt, wer sich von ihm beschenken lässt mit der Vergebung seiner Schuld, wer sich ihm anvertraut und ihn anruft, der hat freien Zugang zum ewigen Leben.
Der Vater sagte weiter: „Wenn jemand von euch heute anfangen sollte, nach dem wirklich Feste, nach dem Todfesten zu fragen, wenn einer von euch sich Jesus anvertraut, der Vater wird uns allen entgegenlaufen.“
Dann wird aus dem so dunklen Tod von Matthias doch noch etwas ganz Helles, das uns heimleuchtet ins ewige Leben.
Genau das will Jesus auch mit den Worten sagen, die er gesprochen hat und die wir heute hier lesen konnten: „Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, den wird nicht mehr hungern, und wer an mich glaubt, den wird nie mehr dürsten.“ (Johannes 6,35)
Glauben Sie an Jesus Christus? Amen!
