Sommerbibelschule 2025
Der erste Korintherbrief, Kapitel 1 bis 6.
Theologie, die dich im Glauben wachsen lässt. Nachfolge praktisch – dein geistlicher Impuls für den Tag.
Mein Name ist Jürgen Fischer, und ich darf euch drei Wochen lang die Predigten der Sommerbibelschule 2025 präsentieren.
Die Rolle der Influencer und Sophisten damals und heute
Ich weiß nicht, wen die Älteren noch so kennen, der in ihrer Zeit – wie man heute sagen würde – als Influencer galt, also irgendeine berühmte Persönlichkeit. Mir sind kurz Rudi Carrell eingefallen, oder ich weiß nicht, an wen man sonst noch denken könnte: Thomas Gottschalk vielleicht, Frank Elstner, Linda de Mol – die einen oder anderen können sie noch kennen.
Heute heißen diese Typen anders. Heute sind es Fritz Meinecke, Knossi und andere. Ich habe mir überlegt: Wenn Paulus diese Typen gekannt hätte, wären das vielleicht die Sophisten seiner Zeit gewesen. Sophisten waren damals Leute, die sehr gut reden konnten und Dinge praktisch „verkaufen“ konnten.
Damals gab es noch nicht so viele Energydrinks oder irgendwelche Game-Apps im Appstore, die man bewerben konnte. Stattdessen gab es kluge Ideen und Philosophien, die man geschickt darstellen konnte, um sich hervorzuheben. Wenn du heute auf Instagram oder YouTube unterwegs bist, begegnen dir solche Leute. Jeder hat das beste Produkt und will es dir verkaufen.
Ihr Älteren habt vielleicht keine genaue Vorstellung davon, aber damals gab es auch Werbung für die „beste Haarwäsche“ von Pfarr oder Klosterfrau Melissengeist und Ähnliches. Ich glaube, ihr versteht, worauf ich hinaus will. Jeder hat etwas, und er will dir das Produkt verkaufen. Sie sind dafür angestellt, dir das Produkt zu verkaufen – egal wie schlecht es ist.
Es gab Tests und Forschungsprojekte von Aufklärungsjournalisten, die Influencern irgendwelchen Mist geschickt haben. Diese Influencer haben dann gesagt: „Hier, das ist das Beste, verkaufen wir das auf der Plattform.“ Sie machten Werbung und lobten Inhaltsstoffe, die gar nicht drin waren. Tatsächlich war es oft nur Erde, ein bisschen angerührt in weißer Paste. Und die Influencer haben das auf die Haut geschmiert und behauptet: „Zehn Wochen vorher sah meine Haut viel schlechter aus.“
Paulus’ bewusster Verzicht auf Überhöhung der Botschaft
Und heute haben wir einen Text mitten im Korintherbrief, der uns deutlich macht, was der Inhalt des Evangeliums ist. Paulus sagt sogar, dass er bewusst alles weggelassen hat, was das Evangelium irgendwie überhöhen könnte. Denn man kann die Kernbotschaft des Evangeliums nicht überhöhen.
Wir wollen gemeinsam lesen: 1. Korinther 2,1-5. Dort schreibt Paulus an die Korinther:
„Als ich damals zu euch kam, Brüder, kam ich nicht, um euch mit vortrefflicher Rede oder Weisheit das Geheimnis Gottes zu verkündigen. Denn ich nahm mir vor, nichts anderes unter euch zu wissen als nur Jesus Christus und ihn als gekreuzigt. Ich war bei euch in Schwachheit, mit Furcht und in vielem Zittern. Meine Rede und meine Predigt bestanden nicht in überredenden Worten der Weisheit, sondern in der Weisung des Geistes und der Kraft, damit euer Glaube nicht auf Menschenweisheit, sondern auf Gotteskraft beruhe.“
Mittlerweile gibt es Schulungen für Influencer. Warum beschäftige ich mich damit? Wir haben Familienunternehmen und verkaufen einige Produkte, oder versuchen es zumindest über Social Media. Deshalb muss ich mich ein bisschen weiterbilden: Wie kann man Produkte am besten platzieren? Wie kann man sie am attraktivsten präsentieren?
Ich glaube, Paulus hat gegen all diese Ratschläge verstoßen. Für ihn war es so unheimlich wichtig, allein das herauszustellen, was das Kreuz ist.
Die abschreckende Botschaft des Kreuzes
Und er beschreibt es schon vorher: Das Kreuz ist einfach abschreckend, eigentlich abstoßend und verschreckend. Mein kleiner Sohn fährt immer mit seinem Laufrad an einem Christuspavillon vorbei, schaut das Kreuz an und fragt: „Was sollen die roten Flecken?“
Da habe ich ihm erklärt, dass Jesus ans Kreuz genagelt wurde und dass die roten Flecken das darstellen sollen. Logischerweise ist das im kindlichen Rahmen für ihn schon völlig unbegreiflich und verstörend. Aber jetzt lebt er wieder, sagt er zu mir: „Papa, das ist die letzte Frage. Gott sei Dank, Jesus lebt.“
Diese Botschaft ist jedoch, wenn wir mit unserem menschlichen Verstand darauf schauen, sehr abschreckend und eigentlich bestürzend. Dass jemand am Kreuz sterben musste, dass jemand ans Kreuz geschlagen wurde, ist schwer zu begreifen. Es ist absolut verständlich, wenn Menschen sagen: „Hey, das ist ja völlig unbegreiflich, völlig unverständlich. Und daran will ich überhaupt nicht glauben.“
Aber genau mit dieser Botschaft kam Paulus damals nach Korinth. Wir haben das in den ersten beiden Versen gelesen.
Die zentrale Botschaft: Jesus, der Gekreuzigte
Und ich möchte die Botschaft überschreiben mit Jesus, dem Gekreuzigten. Wenn wir als Christen eine Botschaft haben und das Evangelium auf einen Punkt reduzieren, dann ist es das Kreuz. Es ist Jesus, der Gekreuzigte.
Paulus sagt: Als ich zu euch kam, um euch von Jesus zu erzählen und von dem, was geschehen ist, kam ich nicht, um euch mit Vortrefflichkeit der Rede oder mit Weisheit das Geheimnis Gottes zu verkündigen. Manche sagen, Paulus hätte das nicht drauf, weil es eine Geschichte gibt, in der jemand ihm zuhört und dann aus dem Fenster fällt.
Ich frage mich: Wem kannst du stundenlang zuhören, ohne einzuschlafen und aus dem Fenster zu fallen? Da kann der charismatischste Redner vornstehen – irgendwann ist auch mal Schluss. Vor allem, wenn es nachts um zwölf ist und du den ganzen Tag auf dem Feld gestanden hast.
Ich glaube, Paulus konnte reden, und er hat es auch gelernt. Aber ihm war es so wichtig – nicht nur in Korinth, sondern generell –, das Kreuz, die Botschaft vom Kreuz, das, was dort passiert ist, in den Mittelpunkt zu stellen.
Er sagt: Ich habe bewusst auf Vortrefflichkeit der Rede und übermäßige Weisheit verzichtet, wie ich das präsentieren könnte. Ich habe keine rhetorischen Feinheiten benutzt, kein Geschenkpapier drumherum gewickelt, als ich euch das Geheimnis Gottes verkündigt habe. Ich habe es euch so gebracht, wie es war.
Und das Geheimnis Gottes ist, dass Jesus Christus Mensch geworden ist und für unsere Schuld gestorben ist – an diesem Kreuz auf Golgatha. Paulus führt das später noch aus. Es war damals noch ein Geheimnis, weil es niemand wusste oder besser gesagt, niemand verstand.
Denn ich nahm mir vor, nichts anderes unter euch zu wissen als nur Jesus Christus und ihn als gekreuzigt. Und er hat kein Feuerwerk darum gemacht.
Die Unveränderlichkeit der Botschaft des Kreuzes
Wenn man sich die Werbespots der Influencer anschaut, sind Neonfarben zurzeit ganz weit vorn. Schrille Texte und eine explosionsartige Präsentation dominieren. Paulus wusste jedoch, dass all das das Kreuz, wenn überhaupt, nur übertünchen würde.
Mit dem Kreuz von Jesus kann man nichts anderes machen, selbst wenn man Lametta daran hängen würde. Das würde das Kreuz nicht weniger schrecklich machen. Man müsste es verstecken, wenn man die Botschaft irgendwie annehmbar machen will. Genau das erleben wir heute so oft in unserer Christenheit.
Wir begegnen vielen christlichen Philosophien, die heutzutage in großer Zahl existieren – sowohl in eine liberale als auch in eine eher konservative Richtung. Diese Lehren werden oft vor das Kreuz gestellt, um es zu übertünchen oder zu verdecken.
Es wird über Lebensentscheidungen gesprochen, und häufig auch darüber, dass man heil werden kann – meist ist damit gesundheitliches Heil gemeint. Oft hört man, dass es uns auf dieser Erde gut gehen soll, dass wir Reichtum haben und ein schönes Leben genießen können. Diese Botschaften werden leider manchmal auch von christlichen Influencern präsentiert.
Das macht mich sehr traurig, weil es uns die ganze Kraft nimmt. Paulus schreibt hier, dass er, wenn er das Kreuz mit einer großen rhetorischen Inszenierung versehen hätte, Angst gehabt hätte, dass ihr nicht erkennt, was euch wirklich frei macht, was euch rettet und was euch zu Kindern Gottes macht.
Deshalb hat er die Botschaft so klar und unverfälscht wie möglich dargestellt. Er hatte nicht den Auftrag, etwas zu verkaufen, sondern die Botschaft weiterzugeben, die ihm anvertraut wurde. Das, was Gott ihm gesagt hat, möchte er uns weitergeben.
Die Gefahr der Verflachung durch moderne Werbung
Und ich glaube, dass es wirklich so ist. Holy Energy Ads – so nennt man das für die Älteren. Ads sind Werbeclips, die die Sinne überfluten: Neon, Sound, Jubel – erlebe den Kick.
Manchmal habe ich die Angst, dass wir das Kreuz, dass wir die christliche Botschaft zu so einem Energy Drink verkommen lassen. Paolo schreibt jedoch: Erlebe das Kreuz, erlebe seine Kraft.
Da steht kein Charisma-Guru. Es fällt kein Spotlight von oben, als Paulus dort auftritt. Vielleicht haben es gar nicht so viele mitgekriegt. Er redet nur von dem einen, zwei nackten, blutigen Balken – Skandal oder Erlösung. Und du musst entscheiden: Ist es diese Botschaft, der du dein Leben anvertraust? Oder sagst du: Hey, davon will ich überhaupt nichts wissen, weil es mich bis zum Äußersten anwidert?
Paulus stellt das Evangelium genauso dar: Entweder ist es Wahrheit oder es ist Torheit. Und du musst wählen.
Paulus’ Haltung als schwacher Bote
Paulus sagt nicht nur das, sondern er betont auch: Ich, der Bote, bin nicht mit breiter Brust aufgetreten, nicht als Superheld, der sein T-Shirt zerreißt wie Hulk Hogan, der kürzlich von uns gegangen ist. Stattdessen war ich mir meiner Schwachheit mehr als bewusst. Er sagt: „Ich war bei euch in Schwachheit und mit Furcht und mit vielem Zittern.“
Man kann gut mit Paulus mitfühlen. Wer die Botschaft nicht so verkündet, hat sie vermutlich nicht richtig verstanden. Denn angesichts dieses Kreuzes, dieses Jesus, der unverdient für dich gestorben ist, fühlt man sich elend und schwach. Dann wird einem erst bewusst, was bei einem selbst alles nicht stimmt. Man reflektiert über sich und denkt: „Hey, ich, der hier vorne stehe, bin einfach nur ein schwacher Sünder.“
Hier vorne steht ein Schulabbrecher, dessen IQ nicht überragend ist. Vielleicht kann ich manchmal so tun, als wäre es anders, aber das hilft nicht weiter. Mein Körper entspricht nicht dem Body-Mass-Index, ich bin nicht der beste Ehemann, nicht der beste Vater und auch nicht der beste Leiter. Oft habe ich viel zu viel Menschenfurcht.
Doch angesichts dieses Kreuzes, wo mir meine ganze Schwachheit bewusst wird, kann ich dankbar sein, dass Jesus das für mich getan hat. Deshalb ist das die einzige angemessene Art, von diesem Kreuz zu sprechen: in dieser reflektierten Weise. Ich weiß: Ohne dieses Kreuz bin ich nichts, bin ich total verloren. Es gibt niemanden, der mich herausrettet aus meinen Fehlern, aus meiner Schwachheit, aus meinem Versagen.
Nur mit diesem Kreuz, in dessen Schatten ich treten darf, habe ich das, was mir wirklich Leben gibt und was mir wirklich Kraft schenkt.
Gottes Kraft zeigt sich im Schwachen
Und Gott erwählt das Schwache. Er macht dies immer wieder deutlich durch die gesamte Heilsgeschichte hindurch – ich würde sagen von Anfang bis zum Ende.
Er erwählt Lügner, Menschen, die Ehebruch begehen, und sonst wen – Schafhirten, Völker, die auf mancher Landkarte vielleicht gar nicht existiert haben. Und er erwählt Paulus.
Paulus hört von Gott im 2. Korinther 12,9: „Meine Kraft kommt gerade in dieser Schwachheit zur Vollendung.“ Das Kreuz demonstriert dasselbe Prinzip. Denn das vermeintlich Schwache zeigt Gottes Kraft und verdeutlicht, wie viel Veränderung durch Gottes Kreuz möglich ist.
Es gibt keine größere Veränderung als die von einem Sünder, der absolut verloren ist und nichts verdient hat, hin zu einem Königskind, das an Gottes Tisch Platz nehmen darf. Es gibt nichts Stärkeres, keine größere Kraft als dieses Kreuz, das auf Golgatha stand – mit Jesus Christus daran.
Geist und Kraft statt menschlicher Überredung
Und der Beweis ist Geist und Kraft, nicht irgendwelche Gimmicks. Paulus schreibt weiter: „Und meine Rede und meine Predigt bestanden nicht in überredenden Worten der Weisheit, sondern in der Weisung des Geistes und der Kraft.“
Wenn dieses Evangelium auf fruchtbaren Boden fällt, dann geschieht etwas. Leben werden verändert. Diebe werden plötzlich zu Menschen, die geben und Dinge verschenken. Heuchler werden zu Menschen, die ehrlich leben – nicht immer, aber zumindest zum Teil.
Ich habe diese verändernde Kraft des Evangeliums so oft in meinem eigenen Leben erlebt. Und ich glaube, viele von uns hier können ebenfalls sagen: Ja, genau das ist es!
Noch mehr Vorträge zum 1. Korinther 5,3-12 findest du auf www.frogwords.de. Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.