Die Erfahrung der Herrlichkeit Jesu und ihre Wirkung auf den Charakter
Wir befinden uns nun in Kapitel 1, Vers 17. Es wurde bereits erwähnt, dass die Apostel Augenzeugen der majestätischen Herrlichkeit des Herrn Jesus wurden. Ebenso waren sie Ohrenzeugen der Stimme Gottes, die aus dem Himmel an den Sohn Gottes erging. In Vers 17 heißt es, dass Jesus von Gott dem Vater Ehre und Herrlichkeit erhielt.
Diese Stimme von der majestätischen Herrlichkeit sagte: „Dieser ist mein geliebter Sohn, an ihm habe ich Wohlgefallen.“ Petrus hat diese Stimme gehört und die Herrlichkeit gesehen. Er möchte seine Leser daran erinnern, dass seine Absicht darin besteht, sie dahin zu führen, einen Charakter zu entwickeln, in dem die Tugenden Jesu Christi sichtbar werden.
Petrus weiß, dass der Weg dorthin darin besteht, sich mit der Herrlichkeit Jesu Christi zu beschäftigen. Er zeigt ihnen: „Seht, wir haben die Herrlichkeit von Jesus Christus gesehen, wir haben den König als verherrlichten König erlebt.“ Wenn wir uns mit der Herrlichkeit Jesu Christi beschäftigen, wird das Einfluss auf unseren Charakter haben.
Schon zuvor wurde gesagt: Du wirst, was du siehst; du wirst, was du liebst; du wirst, was du ansiehst. In 2. Korinther 3,17-18 spricht Paulus dasselbe. Er sagt: „Der Herr ist der Geist. Wo aber der Geist des Herrn ist, dort ist Freiheit. Wir aber alle schauen mit entschleiertem Angesicht in einem Spiegel die Herrlichkeit des Herrn und werden in dasselbe Bild umgestaltet, von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, gleich wie vom Herrn, dem Geist.“
Paulus erklärt, dass wir den Herrn anschauen, aber wie sehen wir ihn? Wir sehen ihn in der Bibel. Die Bibel ist wie ein Spiegel. In diesem Spiegel sehen wir einerseits uns selbst, wie Jakobus sagt. Wenn wir den Spiegel jedoch ein wenig schräg halten, sehen wir ihn – Christus. Das Bild wird verständlich: Das Wort Gottes ist wie ein Spiegel Jesu Christi. Der Spiegel zeigt uns Christus und spiegelt uns Jesus Christus wider.
Paulus sagt: „Wir alle schauen mit entschleiertem Angesicht in einem Spiegel oder wie in einem Spiegel die Herrlichkeit des Herrn an und werden in dasselbe Bild umgestaltet, von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, gleich wie vom Herrn, dem Geist.“ Das bedeutet, wir werden umgestaltet, wenn wir uns mit Christus beschäftigen und wenn dieses Bild vor unseren inneren Augen steht.
Wir haben heute über das Bild gesprochen. Die Welt zeigt uns viele Bilder – auf Monitoren, Plakaten, im Fernsehen – überall Bilder für die physischen Augen. Gott aber macht es viel besser. Er malt uns durch das Wort Gottes ein Bild von sich selbst vor Augen. Der Heilige Geist malt uns Christus vor Augen. Dies geschieht in unserem Geist, durch das Wort, das in unsere Ohren dringt oder wenn wir die Bibel lesen.
Wir sehen die Buchstaben, doch wenn wir darüber nachdenken, wird uns im Geist ein Bild von Christus vermittelt. Christus wird uns vor Augen geführt, und dieses Bild prägt uns. Es soll unser Denken, unser Reden und unser Leben prägen.
Petrus ist im wahrsten Sinne des Wortes begeistert von der Herrlichkeit, von der majestätischen Herrlichkeit Jesu Christi, die er gesehen hat. Er beschreibt, wie der Vater dem Sohn Ehre und Herrlichkeit gegeben hat. Eine solche Stimme von der majestätischen Herrlichkeit erging an den Sohn: „Dieser ist mein geliebter Sohn, an ihm habe ich Wohlgefallen.“ Diese Stimme hörten sie aus dem Himmel her ergehen, als sie zusammen mit Jesus auf dem heiligen Berg waren.
Die Bedeutung der Stimme Gottes und der Abstieg in die Welt
Was war der Zweck dieser Stimme aus dem Himmel?
Petrus wollte bleiben. Der Herr Jesus hätte eigentlich auch gerne auf dem Berg bleiben wollen. Doch der Herr Jesus sagt: „Wir gehen hinunter.“ Und Gott spricht: „Das ist mein geliebter Sohn, auf ihn hört.“ So gehen sie hinunter in diese Welt.
Was wäre gewesen, wenn der Herr Jesus geblieben wäre? Dann gäbe es kein Kreuz, keine Versöhnung und kein Königreich für uns. Seien wir froh, dass er hinabgestiegen ist.
Der Vater liebt den Sohn so sehr, dass er hier eingegriffen hat. Gott hat interveniert und gesagt: „Seht ihn euch an, das ist mein Sohn. Seht, wie gehorsam er ist. Seht, wie sehr er den Vater liebt, dass er den Ort der himmlischen Herrlichkeit verlassen hat und zu euch gekommen ist.“
Jetzt ist er für kurze Zeit wieder an einem Ort zurückgekehrt, und ihr habt ein Stück von Herrlichkeit gesehen. Doch er wird diesen Ort auch wieder verlassen, denn er geht ans Kreuz.
Sie kamen hinunter, und was sahen sie dort unten? Lukas berichtet davon im neunten Kapitel. Was war das nächste Ereignis? Ein Vater kommt mit seinem einzigen Sohn, der von Dämonen geplagt wird. Sein Gesicht ist entstellt, und Schaum kommt aus seinem Mund hervor.
Dieser Vater kommt zu den Jüngern, doch die Jünger konnten den Dämon nicht austreiben. Jetzt kommt er zu Jesus, der gerade vom Berg mit Petrus, Jakobus und Johannes heruntergekommen ist.
Die Jünger haben noch die Stimme des himmlischen Vaters in den Ohren: „Das ist mein geliebter Sohn, mein Einziger.“ Nun kommt der Vater und sagt zu Jesus: „Das ist mein geliebter Sohn, mein Einziger. Sieh ihn dir an, zerstört und entpersönlicht von dämonischen Kräften.“
Der Herr Jesus kommt, treibt den Dämon aus und gibt dann den Sohn dem Vater zurück. Jetzt hat der Vater wieder einen Sohn, an dem er sich freuen kann. Jetzt hat der Vater wieder einen Sohn, mit dem er sprechen kann.
Warum kam der Herr Jesus auf die Erde? Damit der himmlische Vater wieder Söhne bekommt, die entstellt waren durch die Sünde, und sie zurückbekommt.
Deshalb kam der Herr Jesus – um viele Söhne zur Herrlichkeit zu führen und dem Vater zu geben. Deshalb kam er, deshalb ist er gestorben.
Die Nachfolge Jesu und die Kosten des Glaubens
Und jetzt sagt er zu den Jüngern: „Ich gehe nach Jerusalem. Wer kommt mit? Wer kommt mit?“ Ja, das kostet viel. Wenn wir für die Welt leben, für die obere Welt, die Petrus dort auf dem Berg der Verklärung gesehen hat, dann werden wir entdecken, dass es etwas kostet, diesem Christus nachzufolgen.
Der Herr sagt: „Kommt mit mir! Wer mir nachfolgen will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf und folge mir.“ Denn wer seine Seele retten und bewahren will, der wird sie verlieren. Aber wer seine Seele um meinetwillen und des Evangeliums willen verliert, der wird sie retten und bewahren.
Es kostet etwas, aber schau, welchen herrlichen Preis! Schau, welchen herrlichen Lohn ihr empfangen werdet. Petrus will hier die Gläubigen motivieren. Wir sehen, ja, es kostet viel: es kostet unsere Zeit, unser Geld, unsere Kraft und unsere Gesundheit. Aber wir werden ein anderes Leben gewinnen.
Wir werden unser Leben für die Ewigkeit gewinnen. Wir werden ein herrliches Leben für den Himmel entwickeln und eine reiche Ernte einholen. Es wird sich gelohnt haben. Eines Tages werden wir zurückblicken und sagen: Es hat sich gelohnt.
Ein Bruder in Rumänien – ich war vor kurzem dort – sagt zu mir: „Weißt du, ich habe mich jetzt entschieden. Ich muss nicht alles in dieser Welt haben. Es ist ja nur eine kurze Zeit, die ich zurückstelle. Ich bekomme es in der Ewigkeit. Ich muss nicht überall in der Welt herumreisen und mir alles anschauen. Ich muss nicht immer überall Urlaub machen und dies und jenes erleben. Ich mache dann in der Ewigkeit den langen Urlaub. Und in der Ewigkeit werde ich gar nichts mehr verpassen. Ich muss keine Sorge haben, dass ich in dieser Welt etwas verpasse. Diese Welt ist ganz kurz, aber dann werde ich genießen.“
Ich habe das auch manchmal zu meiner Frau gesagt: „Weißt du was, nach Israel, da fahren wir dann im tausendjährigen Reich. Da wird es viel schöner sein.“
Petrus wird hier seine Gläubigen, seine Geschwister, ermutigen, dass sie für die andere Welt leben.
Die Zuverlässigkeit der prophetischen Botschaft
Und jetzt Vers 19 bis 21: Das Zeugnis der Propheten. Die Botschaft des Petrus ist zuverlässig, ebenso die Botschaft vom kommenden Königreich. Das liegt daran, dass das Schriftwort der alttestamentlichen Propheten vom Heiligen Geist hervorgebracht wurde.
Wir haben ein Zeugnis der alttestamentlichen Propheten, wie es in Vers 19 heißt. Wir haben das prophetische Wort, das „fester“ ist, sagt er, nachdem er das Erlebnis auf dem Berg gemacht hat. Das ist eine Bestätigung dessen, was die Propheten gesagt haben. Jetzt glauben wir umso fester an das, was die Propheten des Alten Testaments verkündet haben.
Das prophetische Wort ist fester. Das Wunder am Berg der Verklärung diente dazu, das Wort der Heiligen Schrift des Alten Testaments für die Jünger zu bestätigen. Nun haben sie umso mehr Vertrauen und stützen sich umso fester auf dieses Prophetenwort. Die Verheißung vom Kommen Jesu Christi haben sie erfüllt gesehen. Kurze Zeit haben sie die Erfüllung dort oben am Berg erlebt.
Wunder haben den Zweck, uns auf das geschriebene Wort Gottes aufmerksam zu machen. Hier war ein Wunder am Berg, und dieses Wunder hat sie bestätigt beziehungsweise dazu geführt, noch fester auf die Schrift zu achten und noch mehr auf die Schrift zu hören. Die Wunder dienen dazu, die Botschaft, die geschriebene Botschaft, zu bestätigen.
Das Wunder selbst ruft keinen Glauben hervor, aber es bekräftigt die Botschaft. Bei den Aposteln war es ebenfalls so: Sie haben Wunder getan, und das bekräftigte ihre Botschaft. Wir heute brauchen keine Wunder mehr, weil wir die Botschaft schriftlich vorliegen haben. Die Botschaft der Apostel des Neuen Testaments ist schriftlich überliefert und bereits durch Wunder bestätigt worden. Auch die Botschaft des Alten Testaments ist bestätigt.
Jetzt sagt Petrus, man solle auf das Wort der Propheten achten, wie es in Vers 19 heißt: „Auf welches zu achten ihr wohl tut.“ Was sollen sie tun? Darauf achten, es lesen, es bedenken, überlegen.
Nun haben wir eine Lampe, sagt Petrus. Wie auf eine Lampe sollen wir achten. Das Wort Gottes ist wie eine Lampe, wie eine Leuchte für unseren Fuß (Psalm 119,105). Das Wort Gottes ist wie eine Lampe, die scheint. Eines Tages wird die Sonne der Gerechtigkeit aufgehen, dann wird es hell werden. Dann brauchen wir die Lampe nicht mehr, denn wir haben Christus selbst, das andere Licht, das kommt, wenn der Morgen anbricht.
Heute sehen wir das noch nicht, dieses andere Licht. Heute brauchen wir die Lampe. Unsere Augen sind heute verschlossen, was die andere Welt betrifft. Deshalb schauen wir in die Bibel hinein. Petrus hat den Herrn Jesus gesehen, wir aber nicht. Daher achten wir auf das, was Petrus uns geschrieben hat und was die Propheten geschrieben haben.
Darauf zu achten ist wie auf eine Lampe zu achten, die an einem düsteren Ort scheint. Wo ist der düstere Ort? Bei uns ist es düster, Geschwister, weil der Tag noch nicht angebrochen ist. Es ist düster in unserem Herzen, weil der Herr Jesus noch nicht sichtbar da ist. Natürlich ist der Herr in unser Herz eingezogen, und im geistlichen Sinne ist auch ein Licht angezündet worden.
Aber seien wir ehrlich: Es fehlt uns an Licht, es fehlt uns an Klarheit. Immer wieder denken wir: „Ja, aber Herr, wie wird es sein?“ Wir haben mit Bruder Walter über die Ewigkeit gesprochen. Wie wird die Ewigkeit sein? Wir wissen es noch nicht genau. Das und jenes können wir uns schon vorstellen, und dann schauen wir in die Bibel hinein.
Die Bibel ist das einzige Licht, das wir haben. Wir haben nichts anderes, was die andere Welt betrifft. Wir können uns nicht auf unsere Gefühle oder Sinne verlassen, sondern nur auf die Bibel.
Nicht nur in der Welt ist es düster und dunkel, sondern auch in uns, in unserem Denken ist es dunkel. Wir brauchen Erleuchtung. Wie bekommen wir Erleuchtung? Wir beten. Wir lesen die Bibel und beten: „Herr, gib mir Licht, öffne mir die Augen, dass ich sehe, dass ich etwas mehr verstehe von dieser geistlichen Welt.“ Deshalb also diese Lampe.
Wenn wir diese Lampe nicht hätten, wären wir völlig ohne Orientierung. Petrus zeigt hier, wie sehr er darum ringt, dass die Gläubigen die Bibel lesen und auf das Wort der alten Propheten sowie der neutestamentlichen Propheten achten.
Wenn wir das Wort Gottes lesen und aufnehmen, kommt mehr und mehr Licht in unseren Geist. Wir verstehen, sind orientiert und können richtige Entscheidungen treffen. Wir können sogar etwas von den Entwicklungen in dieser Welt verstehen. Wir können unsere Gesellschaft, in der wir leben, ganz anders beurteilen, wenn wir von der Bibel her denken und sie von der Bibel her beleuchten lassen.
Dann können wir begreifen: Aha, diese Welt geht in eine antichristliche Richtung, die Gesellschaft wird auf den Antichristen ausgerichtet. Wenn wir Gottes Wort lesen, dann kommt Licht. Aber wir haben noch nicht die ganze Erkenntnis. Paulus sagt, wir erkennen stückweise. Das bleibt so, bis der Herr wiederkommt. Es sind immer nur Stücke und Teile, wir sehen noch nicht alles.
Wie lange sollen wir darauf achten? Bis der Tag anbricht, sagt Petrus, und zur gleichen Zeit der Morgenstern in euren Herzen aufgeht. Dann wird es sehr hell in unseren Herzen.
Wenn der Herr Jesus kommt, ist es wie wenn die Venus, der Morgenstern, am Morgen erscheint. Der Morgen ist ja die Zeit, in der man den ersten Stern sieht. Man sieht nicht den letzten Stern, der verblasst, sondern den hellsten Stern. Der Morgenstern, die Venus, ist der erste Stern am Nachthimmel, den wir sehen.
Wenn es immer dunkler wird, sieht man immer mehr Sterne. Aber der erste Stern, den wir sehen, ist die Venus, der Morgenstern. Am Morgenhimmel strahlt die Venus ganz hell, alle anderen Sterne verblassen. Es wird immer heller, aber die Venus ist immer noch zu sehen. Dann kommt die Sonne der Gerechtigkeit, wenn der Herr Jesus wiederkommt.
Hier ist das Bild nicht von der Sonne, sondern vom Morgenstern. Es ist nicht sicher, was genau mit dem Morgenstern gemeint ist. Manche sagen, es ist einfach der Herr Jesus, der Morgenstern. Das könnte sein. Aber es könnte auch einfach bedeuten, dass Licht kommt, dass es hell wird.
An jenem Tag wird es ganz hell werden. Dann braucht man keine Lampe mehr, kein kleines Licht auf dem Nachtkästchen, das nachts hell scheint. Am Morgen vergessen wir oft, das Licht auszuschalten, weil die Sonne schon scheint und wir gar nicht sehen, dass das Licht noch brennt.
Das andere Licht ist viel, viel heller. In unserem Herzen geht dieser Morgenstern auf. Das heißt, in unserem Herzen wird es Tag, könnte man sagen. In unserem Herzen wird es taghell, innerlich hell, und ein neuer Morgen bricht an in allen Herzen derer, die glauben. Dann werden wir sehen.
Die göttliche Urheberschaft der Schrift
Vers 20: Dieses Wort, diese Lampe – was ist mit dieser Lampe? Sie wurde durch den Heiligen Geist hervorgebracht. Vers 20 und Vers 21.
Nehmt zuerst zur Kenntnis, dass keine Prophetie der Schrift aus eigener Deutung entsteht. Wir sollen verstehen, dass keine Prophetie der Schrift, also kein Wort der Schrift, aus eigener Interpretation entstanden ist. Niemand hat sich hingesetzt und gesagt: „So, jetzt kommt meine Interpretation der Welt und der Geschichte, und jetzt schreibe ich etwas über Gott und die Welt.“ Nein, so war es nicht.
Petrus sagt, dass die Menschen, die die Schrift verfassten, vom Heiligen Geist geleitet waren. Keine Prophetie der Schrift ist aus eigenem Antrieb entstanden. Das Wort Gottes ist nicht das Produkt menschlicher Deutung. Nicht durch den Willen eines Menschen wurde einst Prophetie hervorgebracht (Vers 21). Menschen haben nicht einfach ihre Gedanken niedergeschrieben, sondern sie wurden vom Heiligen Geist getragen.
Das Wort „getragen“ ist im Griechischen sehr interessant. Es bedeutet, dass diese Menschen vom Heiligen Geist geführt wurden, als sie schrieben. Es ist, als hätte der Heilige Geist sie genommen und gesagt: „Jetzt trage ich dich, jetzt erkläre ich dir, und jetzt schreibst du, was ich dir sage.“ Sie wurden vom Heiligen Geist getragen und geführt, und so sprachen diese heiligen Menschen Gottes.
Das Wort „getragen“ wird auch für Segelschiffe verwendet, die vom Wind getragen werden. Ein Segelschiff wird über die Oberfläche des Meeres getragen. Man sagt auch, es wird „geführt“. Gott führt das Segelschiff oder der Wind führt es. Ebenso führte Gott diese Menschen, die vom Heiligen Geist geleitet sprachen.
Sie sprachen nicht aus sich selbst heraus und schrieben nicht aus sich selbst. Was sie niederschrieben, ist ganz Wort Gottes. Alles, was sie schrieben, ist Wort Gottes. Wenn wir also die Bibel lesen, ist jedes Wort so, als hätte Gott selbst es geäußert.
Im 2. Timotheus 3,16 steht: „Alle Schrift ist von Gott eingegeben.“ Das griechische Wort für „eingegeben“ heißt eigentlich „Gott gehaucht“ (Theopneustos). Das bedeutet, es ist so, als hätte Gott es selbst gesprochen oder gehaucht. Obwohl Menschen die Worte aufschrieben, ist es Wort Gottes, als wäre es durch seinen eigenen Mund gegangen.
Alles ist von Gott gegeben und zuverlässig, wo immer wir die Bibel aufschlagen und lesen. Wir brauchen nicht zu beten: „Herr, sprich zu mir.“ Warum nicht? Weil er es ohnehin tut. Er hat schon gesprochen. Vielleicht wäre es besser, wir beten: „Herr, öffne mir die Augen. Hilf mir, dass ich nicht abgelenkt werde. Öffne mir das Verständnis. Öffne mir die Schrift, damit ich dein Wort verstehe.“
Nicht „Herr, sprich zu mir“, denn er spricht ohne Zweifel. Er spricht auch dann, wenn ich nicht hinhöre. Er spricht immer. Es ist besser, zu beten: „Herr, hilf mir, mich auf dein Sprechen zu konzentrieren.“ Besonders am Morgen, wenn wir lesen, gehen die Gedanken oft weg.
Was soll man tun? Wenn ich die Bibel lese und plötzlich denke: „Oh, das darf ich heute nicht vergessen“ oder „Das muss ich noch erledigen“, dann nehme ich mir Zettel und Kugelschreiber. Einen Zettel für Ablenkungsgedanken, die ich notiere, damit ich sie nicht vergesse. Einen anderen Zettel, auf den ich schreibe, was ich aus der Bibel lerne.
So kann ich mich auf den Text konzentrieren. Wenn ein störender Gedanke kommt, muss ich mir nicht sagen: „Das muss ich mir merken.“ Viele Dinge vergesse ich sowieso. Ich schreibe sie einfach auf den Zettel, lege sie ab und denke nicht mehr daran. Dann gehe ich zurück zur Bibel und lese weiter. Das hilft, die Konzentration zu bewahren.
Praktische Hinweise zum Gebet und zum Umgang mit dem Körper
Jetzt fällt mir noch etwas ein. Manche von uns haben Schwierigkeiten beim Beten. Wir beten, vielleicht knien wir uns hin, und, ah, wir werden so müde, dass wir beim Beten einschlafen. Ist das schon jemandem passiert? Also, wie ist das oft passiert? Was mache ich jetzt? Das funktioniert nicht.
Da hat mir ein Bruder gesagt: „Ja, ich gehe Achterkurven.“ Er geht im Zimmer einen Achter. Einen Kreis kann er nicht gehen, weil er sonst schwindelig wird. Aber wenn er einen Achter geht, ändert sich immer wieder die Kurve. Dann kann er gut nachdenken und beten. Dabei wird er gar nicht müde.
Andere haben es noch schöner: Die können in den Wald hinausgehen. Wenn man sich nicht allzu stark ablenken lässt, ist das auch eine gute Möglichkeit, oder? Dann sind die Gehirnzellen mit Sauerstoff versorgt, und man kann sich besser beim Beten konzentrieren. Es sind ganz einfache Hilfen, die wir brauchen.
Oder man muss auch einmal länger schlafen. Das ist manchmal nötig. Unser Körper braucht Schlaf.
Wissen Sie, dass Schlafen biblisch ist? In der Bibel steht, dass wir Christen die Schöpfung achten sollen. Das heißt, wir sollen die Schöpfung, die Gott geschaffen hat, erhalten und pflegen. Wenn wir die Schöpfung erhalten sollen, dann sollen wir auch auf unseren Körper achten. Unser Körper braucht eine gewisse Anzahl von Stunden Schlaf.
Deshalb ist es biblisch und gehorsam, wenn wir auch mal schlafen gehen. Jetzt bin ich ganz gehorsam, gehe ins Bett und schlafe, damit der Körper wieder fit wird und ich am nächsten Tag dem Herrn wieder dienen kann.
In diesem Sinne ist auch Essen wichtig – möglichst solche Nahrung, die dem Körper gut tut. Das heißt, wir achten auch in dieser Hinsicht auf unseren Körper. Wir haben einen Schöpfungsauftrag. Wir kommen diesem Auftrag nach, wenn wir auch auf unseren Körper achten.
Manchmal kann es aber sein, dass es aus irgendeinem Grund ganz nötig ist, aufzubleiben. Vielleicht ist ein Mensch da, der jetzt Hilfe braucht. Dann muss ich mal verzichten, aber den Schlaf kann ich später nachholen.
Der Herr Jesus hat auch einmal eine Nacht im Gebet verbracht. Das gibt es. Aber nicht jede Nacht hat er im Gebet verbracht. Er musste auch schlafen. Manchmal hat er im Schiff geschlafen, weil er so müde war. Das war übrigens schon am Abend. Da ist er im Schiff eingeschlafen. Er war sehr müde.
So ein Schlaf zwischendurch tut auch gut – zum Beispiel 15 Minuten Schlaf nach dem Mittagessen, wenn man die Möglichkeit hat. Das macht einen wieder fit. Damit holt man eine ganze Stunde Schlaf auf.
Ja, also das war nur nebenbei.
Die Warnung vor falschen Lehrern im Zentrum des Briefes
Dann wollen wir uns jetzt noch ein paar Minuten mit Kapitel 2 beschäftigen und darüber nachdenken.
In Kapitel 2 finden wir das Zentrum des Briefes: eine Warnung. Diese kostbare Glaubensgrundlage, dieser wertvolle Glaube, wird angefochten durch falsche Boten, die Verderben bringen. Doch Gott wird schließlich mit Gericht eingreifen, so wie er es in der Vergangenheit getan hat.
Es geht hier um Irrlehrer. Irrlehrer und Sekten sind für die Gemeinde Jesu beständig eine Gefahr. Das ist bis heute so – heute sogar noch viel mehr. Denn heute brauchen die Irrlehrer nicht mehr an die Haustür zu kommen. Sie kommen über das Internet und sind schon auf unserem Bildschirm. Der moderne Mensch liest und holt sich alles aus dem Internet. Dort sind sehr viele Irrlehren verbreitet, sehr viele falsche Aussagen. Man holt sie sich auf den Bildschirm und liest diese Dinge.
So ist die Gemeinde Jesu heute sehr stark in Gefahr, auf falsche Lehre hereinzufallen. Jemand hat mal gesagt: Sekten sind die unbezahlten Rechnungen der Christen. Sekten konnten entstehen, weil wir unsere Arbeit nicht gut getan haben, weil wir in der Lehre etwas versäumt haben. Dann wurde diese versäumte Lehre von anderen mit einer falschen Lehre ausgefüllt.
Es gibt verschiedene Arten von falscher Lehre. Zum einen gibt es solche, die sagen, wir brauchen mehr Freiheit als die Bibel erlaubt. Zum anderen gibt es solche, die sagen, wir brauchen mehr Gesetze als die Bibel vorgibt. Die einen fordern mehr Freiheit, was dann in Richtung Gesetzlosigkeit geht. Die anderen fordern mehr Gesetze, was in Richtung einer falschen Gesetzesorientierung führt – statt Christusorientierung.
Wir müssen, und Petrus wird uns darauf aufmerksam machen, auf Christus orientiert leben. Wir leben Christuszentriert, personenzentriert. Die Person heißt Jesus Christus, der Vater, der Sohn. Auf sie müssen wir uns konzentrieren.
Was alle Sekten gemeinsam haben, was alle falschen Lehren gemeinsam haben, ist: Jesus Christus ist nicht im Mittelpunkt. Jesus Christus wird falsch verkündigt. Zum Beispiel bei den Zeugen Jehovas. Sie verkündigen auch Jesus Christus, aber einen falschen Jesus Christus, nicht den Jesus Christus der Bibel.
Wenn die Zeugen Jehovas sagen, wir glauben an den Sohn Gottes, so lügen sie eigentlich. Sie würden das nicht so sagen, aber wir müssen es so nennen. Denn sie meinen etwas anderes. Sie sagen, Jesus ist so ein Sohn Gottes, wie der Erzengel Michael ein Sohn Gottes ist und wie wir Menschen Söhne Gottes sind. So ist Jesus auch ein Sohn Gottes, einer von vielen.
Die Bibel lehrt uns: Jesus ist der Sohn Gottes schlechthin. Der ewige Gott, der keinen Anfang und kein Ende hat, ist Jesus Christus. Die Zeugen Jehovas würden das strikt ablehnen.
Also sollen wir auf alles andere verzichten neben Jesus Christus. Wir dürfen nichts anderes glauben als Jesus Christus allein.
Die Erscheinung und Wirkung falscher Lehrer
Petrus gibt in den ersten drei Versen eine erste Beschreibung dieser falschen Lehre und der falschen Boten. Diese falschen Boten verbreiten eine falsche Lehre über das Reich Gottes, über die Wahrheit der anderen Welt und über das Eingreifen Gottes.
Zunächst heißt es, sie werden auftreten. In Vers 1 steht: „Es entstanden auch falsche Propheten unter dem Volk, wie auch unter euch falsche Lehrer sein werden.“ Früher, im Alten Testament, gab es falsche Lehrer unter dem Volk, und so wird es auch in der neutestamentlichen Zeit falsche Lehrer geben. Damals waren es falsche Propheten, jetzt sind es falsche Lehrer. Was die falschen Propheten im Alten Testament waren, das sind die falschen Lehrer im Neuen Testament.
Im Alten Testament kamen die falschen Propheten und sagten: „So spricht der Herr“, und dann sagten sie etwas Falsches. Im Neuen Testament kommen die falschen Lehrer und behaupten: „So hat der Herr Jesus gesagt“, und sie bringen ebenfalls falsche Lehren. Sie erklären die Schrift falsch oder haben sie nicht verstanden. So bringen sie eine falsche Lehre über Jesus Christus und die Lehre Gottes. Beispiele dafür sind die Zeugen Jehovas, aber nicht nur sie.
Zweitens stehen diese falschen Lehrer auf der Stufe der alttestamentlichen falschen Propheten. Es heißt hier: „Es entstanden falsche Propheten unter dem Volk.“ Ich weiß nicht, wie das in Ihrer Übersetzung steht, aber im Griechischen bedeutet es, dass diese falschen Propheten nicht plötzlich da waren, sondern langsam entstanden sind. Sie entwickelten sich allmählich, oft wachsen sie langsam heran und geben dann ein falsches Bild von Gott weiter. Sie können sich auch einschleichen. Sie sind nicht einfach plötzlich da, sondern kommen irgendwoher in die Gemeinde Jesu und schleichen sich ein.
Diese falschen Lehrer geben sich als Brüder aus, sind aber falsche Brüder. Eine falsche Lehre bringt letztlich auch ein falsches Gottesbild mit sich. Das war oft in der Geschichte der Fall. Eine falsche Lehre stellt Gott falsch dar.
Warum war Gott gegen das goldene Kalb, den Stier? Die Israeliten sagten: „Das ist der Stier, das ist der Gott, der dich aus Ägypten herausgeführt hat.“ Sie haben also nicht nur ein Kalb angebetet, sondern gesagt, das sei Gott, den sie als Kalb oder Stier dargestellt haben. Aber warum ist Gott dagegen? „Du sollst dir kein Bildnis machen von mir“, heißt es. Was ist so schlimm daran?
Man könnte sagen, der Stier stellt dar, dass Gott stark ist. Das ist wunderbar, aber was stellt der Stier von der Weisheit Gottes dar? Was stellt der Stier von der Liebe Gottes dar? Das ist eine Entstellung. Gott ist kein Stier, Gott ist anders. Deshalb will Gott nicht, dass wir uns ein Bild von ihm machen.
Gott hat selbst ein Bild von sich gemacht. Dieses Bild wurde Mensch: Jesus Christus. Er zeigt uns Gott. Wenn wir Gott kennenlernen und das wahre Bild von Gott sehen wollen, müssen wir Jesus Christus ansehen.
Jede falsche Lehre liefert letztlich ein falsches Bild von Gott. Sie bringt eine Unwahrheit in irgendeinem Punkt, und eine Unwahrheit ist eine Lüge, eine falsche Darstellung.
Diese falschen Lehrer führen Sonderrichtungen ein, heißt es in Vers 1 weiterhin. Das bedeutet verderbenbringende Sonderrichtungen. Vielleicht steht bei Ihnen „Irrlehren“ oder ein ähnliches Wort. Das griechische Wort heißt Heresie. Eine Heresie ist eine falsche Lehre, eine Sonderlehre. Sie bringen verderbenbringende Heresien ein. Das Wort kommt vom griechischen „wählen“ – sie wählen sich eine eigene Lehre.
Dann richten sie Parteiungen an. Sie spalten Christen, zerstören den Lehrer und die Belehrten. Diese falsche Lehre zerstört den Lehrer und wirkt zerstörerisch auf alle, die diese Lehre aufnehmen.
Deshalb sollten wir immer darauf achten, ob die Lehre mit der Bibel übereinstimmt. Jeden Lehrer dürfen wir prüfen, jeden Lehrer über die Schulter schauen und sagen: „Moment mal, das ist nicht ganz sauber.“ Wir brauchen alle Korrektur. Manchmal ist die Korrektur nur ganz gering, aber wir brauchen sie.
Beim Autofahren ist es ähnlich. Man fährt auf der Straße, es ist schön gerade, aber dann braucht man eine kleine Korrektur. Wenn man das nicht macht, landet man im Straßengraben. Wir brauchen diese klare, immer wiederkehrende Zurechtweisung, die uns in die richtige Richtung lenkt.
Nicht alles Falsche wirkt sich sofort negativ aus, auch in der Gemeinde Jesu. Es gibt viele Dinge, die nicht richtig gelehrt wurden, die sich aber nicht ausgewirkt haben, weil wir in anderen Bereichen viel Gutes gelehrt haben. Doch in manchen Punkten kann sich das später auswirken.
Ich denke an ein Beispiel: Watchman Nee, ein sehr bekannter Gottesmann aus China. Er hat dort eine große, gute Arbeit getan. In einem Punkt war Watchman Nee jedoch nicht ganz sauber. Er lehrte über das Denken des Menschen in seinem Buch „Der geistliche Christ“. Dieses Buch schrieb er gegen Ende seines Lebens und bat darum, es nicht herauszugeben, weil es das Leben zu vollkommen darstelle. Das Leben sei nicht so. Er war also nicht einverstanden damit, dass das Buch veröffentlicht wird. Dennoch wurde es veröffentlicht.
Leider ist in dieser Lehre etwas nicht sauber. Watchman Nee sagte, das Denken des Menschen gehöre zum seelischen Bereich. Das ist nicht ganz richtig, denn das Denken des Menschen ist der entscheidende Punkt, an dem der Mensch mit Gott kommuniziert. Wir reden mit Gott durch unser Denken. Das Denken ist nicht etwas Fleischliches an sich. Wir können das Denken fleißig verwenden, aber das Denken an sich ist gut. Gott spricht unser Denken an.
Wir sind denkende Menschen, und der Heilige Geist will unser Denken erneuern und erleuchten. Watchman Nee hat das nicht sauber gelehrt. Einer seiner Nachfolger griff diesen Punkt auf – gerade diesen nicht sauberen Lehrpunkt. Dieser Nachfolger hieß Witness Lee.
Witness Lee entwickelte aufgrund dieser einen falschen Lehre eine eigene Lehre. Er lehrte, wenn du die Bibel liest, musst du dein Denken ausschalten, damit der Heilige Geist völlig in dir wirken kann. Das war ein großer Missgriff und eine sehr falsche Lehre.
Wir dürfen unser Denken niemals ausschalten. Witness Lee lehrte das aber, und daraus entstand eine Bewegung, die, glaube ich, bis nach Deutschland kam. Diese Bewegung, die „Witness Lee Bewegung“, war eine höchst charismatisch-pfingstliche Bewegung, in der die Menschen Bibel lesen, ohne zu denken.
Man müsse einfach nur lesen, lesen, lesen und beten, beten, beten – aber wenig denken. Das vermittelt ein völlig verkehrtes Bild von Gott und von der Schrift.
Ich nenne das nur als Beispiel. Diese Bewegung nennt sich „Ortsgemeinde“, glaube ich, in Deutschland, die Ortsgemeinden von Witness Lee.
Die Verleugnung des Herrn und die Folgen falscher Lehre
Was steht hier noch im ersten Vers? Es heißt ja, dass sie den Herrn, der sie gekauft hat, verleugnen werden. Immer noch im ersten Vers, am Ende von Vers 1: „den Herrn, der sie gekauft hat, verleugnen werden“.
Das Wort für Herr heißt im Griechischen hier „Despotes“. Das Wort „Despot“ stammt davon ab, aber im positiven Sinne. Ein Despot ist ein Eigentümer, einer, der mich besitzt. Ein Despot ist ein Besitzherr, der alle Rechte über mich hat.
Hier steht, dass Jesus Christus der Herr ist, der alle Rechte über mich hat, weil er uns gekauft hat. Und diesen Herrn verleugnen sie nicht nur mit dem Mund, sondern mit ihrem Leben. Sie leben ein anderes Leben. Sie leben nicht so wie Menschen, die wirklich gekauft wurden und jetzt dem Herrn Jesus gehören.
Der Herr Jesus hat uns gekauft, hat alle gekauft, hat die ganze Welt gekauft. Das heißt, er hat den Preis für alle Menschen bezahlt. Er starb am Kreuz für alle Menschen. Aber diesen Herrn verleugnen sie durch ihr Leben. Sie wollen nicht, dass dieser über sie herrscht. Sie wollen nicht, dass Jesus Christus wirklich Herr über sie ist. Das ist der Gedanke dahinter.
Das würden sie niemals zugeben, wenn man sie fragen würde: „Du, Ihr Lehrer, komm mal her, ist Jesus Herr in deinem Leben?“ Das würden sie nie sagen: „Nein, Jesus ist nicht mein Herr.“ Natürlich würden sie sagen: „Jesus ist mein Herr.“ Aber das Leben beweist, dass Christus nicht der Herr ist.
Auch heute gibt es viele Verkündiger, die herumreisen und sich selbst verkündigen statt Christus. Oder sie verkündigen eine Art freies Evangelium, bei dem Hauptsache Unterhaltung im Vordergrund steht. Manche Verkündiger leben auf großem Fuß.
Ich habe von einer Verkündigerin gehört, die zwei Lastwagen für ihre Kleider braucht, die sie mit sich herumführt. Zwei Lastwagen! Sie sagt, man müsse sich ja irgendwie auch schön machen für die Leute. Sie ist eine Predigerin, abgesehen davon, dass die Bibel etwas anderes über die Rolle der Frau in der Verkündigung sagt.
Aber man merkt auch an ihrem Lebensstil, dass sie in diesem Punkt nicht in den Fußstapfen Jesu Christi wandelt.
Was heißt das in der Gemeinde, dort, wo Christen sind? Ob das jetzt in einem gewissen Raum ist, wo sich Christen immer versammeln, oder in sonstigen Kreisen, wo sie irgendwie Zugang haben – das wissen wir nicht genau. Die Gemeinde Jesu ist ja auch Gemeinde, wenn sie nicht versammelt ist am Sonntagmorgen. Sie ist immer Gemeinde.
Damals gab es auch viele Möglichkeiten, Leute um sich zu scharen und sie zu belehren. Dann sind sie auch in der Gemeinde im weiteren Sinne, auch wenn sie nicht in dem Raum sind, in dem die Christen waren. Das wissen wir nicht genau.
Die Christen damals waren viel freier als wir heute. Man hatte sehr leicht die Gelegenheit zu sprechen. Wenn Christen zusammen waren, waren oft auch Gäste da, und ihnen wurde das Wort angeboten – wie bei den Juden auch in der Synagoge.
Wenn du als Gast in die jüdische Synagoge kommst, wirst du gefragt, ob du ein Wort an die Gemeinde richten möchtest. Da wurde nicht lange geprüft, ob der jetzt „koscher“ ist, also rein in der Lehre usw. Er durfte sprechen. Und wenn er etwas Falsches sagte, dann hat er entweder Verwirrung gestiftet oder wurde korrigiert.
Hier hatten wir viele Gemeinden in Pontus, Galatien und Kapadokien – diese ganze Gegend in Kleinasien. Es gab viele, viele Gemeinden, viele Gruppen von Christen. Dort haben diese Irrlehrer ihr Unwesen getrieben. Beziehungsweise es begann gerade, dann wurden sie mehr und mehr und traten schließlich als falsche Lehrer auf.
In dieser Hinsicht können wir nicht sagen, in welchem Rahmen sie aufgetreten sind. Die Schrift gibt uns darüber keine Auskunft. Aber ganz sicher hatten sie Zugang und konnten ihre falsche Lehre verbreiten.
Es kann auch sein, dass sie dort entstanden sind, also genau dort hervorwuchsen. Das ist eine andere Möglichkeit.
Entweder kamen sie von außen als Besucher oder sie wuchsen dort auf, schnappten andere Lehren auf und brachten diese dann als eigene Lehren weiter. Das geschieht heute auch.
Deshalb müssen wir immer wieder prüfen.