Einführung in die Kapitel 10 bis 12 des Buches Daniel
Wir kommen heute zum Höhepunkt des Buches Daniel, nämlich zu den Kapiteln zehn bis zwölf.
Kapitel zehn ist dabei etwas Besonderes, denn es dient als Einleitung zu den Kapiteln elf und zwölf. Die Kapitel elf und zwölf enthalten eine lange Weissagung über die Geschichte. Die Engel offenbaren Daniel darin viele Details. Bereits in Kapitel acht haben wir einige dieser Details erhalten, und am Ende von Kapitel neun gibt es ebenfalls weitere Hinweise – immer zur gleichen Thematik. Kapitel elf geht nun noch ausführlicher darauf ein. Es beschreibt sehr gründlich den Kampf zwischen dem König des Nordens und dem König des Südens sowie den Ausgang dieses Kampfes, der seinen Höhepunkt unter Antiochus findet.
Kapitel zehn gibt uns Aufschluss über die unsichtbaren Geistesmächte, die entscheidend auf die Geschichte der Völker einwirken. Über diesen Mächten steht jedoch Gott, der seinem Volk zum Sieg verhilft. Diese herrliche Wahrheit über den Sieg Gottes soll Daniel offenbart werden.
Kapitel elf führt dann im Detail weiter, was wir bereits in den Kapiteln acht und neun gelesen haben. Kapitel zehn bildet somit die Einleitung dazu.
Die Offenbarung an Daniel und seine Situation
Lesen wir Kapitel 10, die ersten Verse, insbesondere Vers 1: Im dritten Jahr des Chores, des Königs von Persien, wurde Daniel, der „Beltscharzer“ genannt wird, ein Wort geoffenbart. Dieses Wort ist Wahrheit und betrifft eine große Bedrängnis, also eine durch Kriegsscharen hervorgerufene Notlage.
Das Wort beschreibt eine große Bedrängnis, die hier als ein großer Konflikt oder ein großes Heereswerk verstanden wird – also offensichtlich eine Kriegsnot. Daniel verstand das Wort und erhielt Verständnis für das Gesehene.
Wir befinden uns im Jahr 536 v. Chr., dem dritten Jahr des Chores. Nach persischer Zählung ist das erste Jahr das Thronbesteigungsjahr, also das Jahr Null des Chores. Das zweite Jahr wäre dann 537 v. Chr., das dritte Jahr 536 v. Chr.
Da wir nicht genau wissen, in welchem Monat Chor König wurde, ist die genaue Jahresangabe etwas unsicher. Wenn man von 538 v. Chr. ausgeht, wäre das erste Jahr 537, das zweite Jahr 536 und das dritte Jahr 535. Aber die Angabe „drittes Jahr des Chores“ im Jahr 536 v. Chr. ist dennoch üblich.
Im dritten Jahr des Chores ist Daniel schon ziemlich alt. Es sind etwa siebzig Jahre vergangen, seit der babylonischen Gefangenschaft. Wenn er damals etwa fünfzehn Jahre alt war – vielleicht auch sechzehn oder siebzehn – dann ist er jetzt ungefähr 85 oder 86 Jahre alt.
Daniel war nicht zurückgezogen. Im Jahr 538 v. Chr. begann die große Rückkehrwelle unter Serubbabel und Jeschua. Dennoch blieb Daniel am Hof des persischen Königs. Das bedeutet, er wusste, dass er von Gott einen Auftrag erhalten hatte, der ihn dort wirksamer machen konnte als in Jerusalem.
Obwohl er im Herzen sicherlich gerne zurückgekehrt wäre – seine Sehnsucht galt Israel, dem Tempel und der Stadt – hat der Herr es so gewollt, dass er blieb und seinen Einfluss am Hof des Königs für die Sache des Herrn geltend machte.
Es wurde ihm ein Wort geoffenbart, das Wahrheit ist. Diese Wahrheit wird auch später noch betont, zum Beispiel in Kapitel 11 Vers 2: „Nun will ich dir die Wahrheit kundtun.“ In Kapitel 8 lesen wir, dass das kleine Horn die Wahrheit zu Boden geworfen und getreten hat.
Hier geht es um einen großen Konflikt. Daniel verstand das Wort und erhielt Verständnis für die Vision, die ihm gezeigt wurde.
Daniels Fasten und Gebet
Vers 2: In jenen Tagen trauerte ich, Daniel, drei volle Wochen. Trauern war oft mit Fasten verbunden im Alten Testament. Wenn man trauerte, fastete man auch. Hier handelt es sich um ein Teilfasten, kein vollständiges Fasten. Köstliche Speisen aß ich nicht, Fleisch und Wein kamen nicht in meinen Mund, und mit Salbe salbte ich mich nicht.
Das Salben ist ein Zeichen der Pflege und der Fröhlichkeit. Bei Festen machte man sich natürlich schön und salbte sich. Besonders am Königshof war das üblich, man legte Wert darauf, sich zu pflegen und zu schmücken. Darauf verzichtete er jedoch in seiner Trauerzeit. Beim Trauern salbt man sich nicht. In 2. Samuel 14,2 heißt es als Parallelstelle: Joab stellte eine Frau ein, die sich trauernd kleiden und nicht salben sollte. Wer trauert, salbt sich nicht und macht sich nicht schön mit Öl.
Also aß ich keine köstliche Speise, Fleisch und Wein kamen nicht in meinen Mund – also keine Festspeisen. Wahrscheinlich nahm er nur karge Speisen wie Brot und Wasser zu sich. Dies dauerte drei volle Wochen.
Später lesen wir in Vers 4: Am vierundzwanzigsten Tag des ersten Monats war ich am Ufer des großen Stroms, dem Hiddiken. Das bedeutet, er fastete vom dritten Tag des ersten Monats bis zum vierundzwanzigsten Tag, also vom 3. bis zum 23. Tag des ersten Monats. Die ersten zwei Tage des Jahres waren Festtage, an denen er nicht fasten konnte.
Der erste und zweite Tag des Monats waren Festtage, an denen er anwesend sein musste. Ich bin mir nicht sicher, ob es sich um den Monat Nisan oder Tishri handelt. Das Staatsjahr beginnt im September, das religiöse Jahr im März. Hier ist wahrscheinlich das Staatsjahr gemeint, also der Herbst.
Trotzdem gilt: Der Jahresbeginn hatte zwei Festtage, an denen er nicht fasten konnte und anwesend sein musste. Danach begann er das Jahr mit Fasten. Nachdem die zwei Festtage vorbei waren, hatte er die Möglichkeit, das Jahr mit Fasten und Beten zu beginnen. Das ist eine gute Gewohnheit.
Es war eine lange Zeit des Fastens und Betens. Später erfahren wir, dass der Grund für diese lange Fasten- und Trauerzeit im Gebet lag. Das erfahren wir in Vers 12. Dort heißt es, er wollte Verständnis erlangen.
Vers 12: Fürchte dich nicht, Daniel! Von dem ersten Tag an, an dem du dein Herz darauf gerichtet hast, Verständnis zu erlangen und dich vor deinem Gott zu demütigen, sind deine Worte erhört worden, und infolge deiner Worte bin ich gekommen.
Vers 12 zeigt, dass es um Fragen ging. Daniel hatte viele große Fragen. Diese Fragen betrafen jedoch nicht sein eigenes Leben. Das war für ihn nicht so wichtig – es würde bald zu Ende sein. Nein, es waren Fragen für Israel, für sein Volk. Er dachte ganz an sein Volk.
Die schwierige Lage des Volkes Israel
Er hat sich mit der Zukunft des Volkes beschäftigt. Die gegenwärtige Situation war schwierig. Die Menschen waren vor zwei Jahren, im Jahr 538, zurückgekehrt und hatten damals große Schwierigkeiten. Alles war schwer.
Die Samaritaner lebten im Land, und die Juden sagten: „Wir arbeiten nicht mit euch zusammen. Ihr seid Verräter des Glaubens, ihr habt euch mit den Völkern vermischt.“ Die Samaritaner waren darüber verärgert und machten den Juden das Leben schwer. So konnte das gesamte Werk nicht richtig vorangehen. Es war eine schwierige Zeit.
Er erhielt wahrscheinlich Informationen über die Lage des Volkes dort. Etwa 50 Leute waren zurückgekehrt – nicht das ganze Volk, aber doch ein großer Teil. Vielleicht war es die Hälfte oder drei Viertel, das ist nicht genau bekannt. Man kann jedoch davon ausgehen, dass etwa 70 bis 100 Juden in der Gefangenschaft waren. Wenn 50 zurückgekehrt sind, waren es also die Hälfte oder mehr.
Der Tempelbau ging nur schleppend voran. Man hatte gerade die Grundlagen des Tempels gelegt, aber mehr nicht. Dann wurde der Bau eingestellt. Im Jahr 537 stoppte der Bau, und auch im Jahr 536 lag er immer noch brach. Es geschah nichts.
Die Samaritaner waren böse und verklagten die Juden sogar in Persien. Sie taten alles Mögliche, um den Bau zu verhindern. In Esra Kapitel 4 lesen wir, wie sie gegen die Juden arbeiteten. Dort heißt es: Als die Gegner Judas und Benjamin hörten, dass die Kinder der Wegführung dabei waren, dem Herrn, dem Gott Israels, einen Tempel zu bauen, traten sie zu Zerubbabel und den Familienoberhäuptern und sagten: „Wir wollen mit euch bauen, denn wir suchen euren Gott wie ihr und opfern ihm seit den Tagen Ahaserhodas, des Königs von Assur, der uns hierhergeführt hat“ (Esra 4,1-3).
Doch Zerubbabel, Jeschua und die übrigen Familienoberhäupter Israels antworteten: „Ihr habt nichts mit uns zu tun bei dem Auftrag, unserem Gott ein Haus zu bauen. Sondern wir allein werden dem Herrn, dem Gott Israels, bauen, wie es uns der König Kyros, der König von Persien, befohlen hat“ (Esra 4,3-4).
Daraufhin machten die Einwohner des Landes den Händen des Volkes Judas müde und schreckten sie vom Bauen ab. Sie nahmen einen Ratgeber gegen sie in Dienst, um ihren Plan zu vereiteln – und zwar während der gesamten Regierungszeit Kyros’. Kyros regierte von 539 bis etwa 530. Die Juden wurden also während dieser ganzen Jahre immer wieder belästigt.
Auch unter der Regierung Darius’, der bis etwa 522 oder 520 regierte, gingen die Schwierigkeiten weiter. Vom Jahr 537 oder 538 bis etwa 520 waren es 17 bis 18 Jahre voller Belästigungen, und es ging nichts weiter.
In dieser Zeit, im Jahr 536, betete Daniel. Er war sehr bewegt und hatte viele Fragen zur Zukunft des Gottesvolkes. Wie würde es weitergehen? Hatte nicht Hesekiel vorausgesagt, dass alles herrlich werden würde, wenn sie zurückkommen? Dass es ein neues, herrliches Jerusalem geben würde?
Am vierundzwanzigsten Tag des ersten Monats war Daniel am Ufer des großen Stroms, dem Hidekel, dem Tigris. Er war dort mit seinem Körper und nicht allein.
Die Erscheinung des Engels und die Theophanie
Vers 5
Und ich erhob meine Augen und sah – siehe, da war ein Mann, ein Mann in Leinen gekleidet. Er trug einen Talar, ein Gewand bis zum Boden. Seine Lenden waren mit Gold von Ufas umgürtet, also sehr festlich gekleidet.
Dort an diesem Strom steht er. Man muss sich das gut vorstellen und ein bisschen in die Situation hineinversetzen: Dort steht Daniel, an diesem großen, breiten Tigris, der da fließt. Er fließt hinunter, genauso wie der Strom der Geschichte dahinfließt. Die Geschichte ist wie ein Fluss, der sich seinen Weg durch die Gegend bahnt. Aber wohin fließt er? Das war die große Frage für Daniel: Wo geht es hin? Wo wird es hingehen mit der Geschichte Israels?
Jeder von uns fragt sich manchmal: Wohin geht es mit meinem Leben? Wohin fließt der Strom meines Lebens? Wie geht es jetzt weiter? Man kann sich gut hineinversetzen.
Er erhebt seine Augen zum Himmel – das ist eine gute Haltung. In Vers 5 heißt es: „Ich erhob meine Augen.“ Wenn wir den Strom der Geschichte oder unseres eigenen Lebens betrachten, ist es immer gut, die Augen zum Himmel zu heben.
Und was sieht er, wenn er zum Himmel schaut? Er sieht den Mann über dem Strom. Dieser besondere Mann – im Hebräischen steht hier eine Betonung: „ein Mann“, nicht nur irgendein Mann, sondern „der Mann“. Einer war es, einer stand da, der Mann über dem Strom.
Vers 6
Sein Leib war wie ein Chrysolith – das ist ein Edelstein, ein Topas. Sein Angesicht war anzusehen wie der Blitz, und seine Augen wie Feuerfackeln, also funkelnde, blitzende Augen. Seine Arme und Beine waren wie der Anblick von glühendem Erz, also Kupfer oder Bronze – glühendes Bronze, Messing würden wir heute vielleicht sagen.
Der Schall seiner Worte war wie das Rauschen eines Volksgetümmels, also mächtig. Wenn er spricht, klingt es wie das Rauschen von Völkern. Das war eine Theophanie, eine Gotteserscheinung. Es war niemand anderer als Gott selbst, Yahweh, der hier Daniel erscheint.
Die ganze Beschreibung ist keine Engelsbeschreibung, sondern eine Gottesbeschreibung. Gott erscheint natürlich in der Gestalt eines Engels, aber es ist besonders. Wenn wir an die Offenbarung denken, zum Beispiel an Offenbarung 1, sehen wir auch eine Gotteserscheinung. Dort steht der Messias, der Auferstandene, und wird ähnlich beschrieben wie hier.
Hier ist es vielleicht die zweite Person der Gottheit, der Engel des Herrn. Ich denke, er ist ziemlich ähnlich wie in Offenbarung 1. Wenn man gerade in der Parallelstelle schaut, heißt es in Offenbarung 1, Vers 13: „Ein Mensch, bekleidet mit einem bis zu den Füßen reichenden Gewand, an der Brust umgürtet mit einem goldenen Gürtel, sein Haupt und sein Haar waren weiß wie weiße Wolle, wie Schnee, und seine Augen waren wie eine Feuerflamme. Und seine Füße waren gleich Golderz, also wie Messing, als glühten sie im Ofen, und seine Stimme war wie das Rauschen vieler Wasser.“ Fast wortwörtlich parallel.
Wie geht es mit dem Volk Gottes weiter? Das fragen wir uns auch manchmal. Wie geht es mit den Gemeinden weiter? Johannes hat sich das damals im ersten Jahrhundert gefragt: Wie geht es mit den Gemeinden weiter?
Von Gott, dem Engel des Herrn, über dem Wasser – hier sieht Daniel den Engel des Herrn über dem Tigris. Es ist wichtig, dass wir diesen Mann anschauen: den Mann über dem Strom.
Vers 7
Und ich, Daniel, allein sah die Erscheinung, ich sah das Gesicht. Die Männer aber, die bei mir waren, sahen das Gesicht nicht. Es war wie bei Saulus von Damaskus: Er sah etwas, die anderen sahen nichts.
Die Männer, die bei mir waren – also er war nicht allein –, sahen das Gesicht nicht. Doch ein großer Schrecken fiel auf sie, und sie flohen und verbargen sich. Sie merkten also etwas von der Gegenwart Gottes, obwohl sie nichts gesehen hatten. Sehr große Furcht überkam sie. Die Stimme hörten sie auch nicht, denn Daniel hatte noch nicht gesprochen; bis jetzt war nur die Erscheinung beschrieben.
Vers 8
Und ich blieb allein übrig und sah diese große Erscheinung. Es blieb keine Kraft in mir, und mein Glanz verwandelte sich an mir bis zur Entstellung. Wahrscheinlich ist gemeint: der Glanz in meinem Gesicht, die Farbe im Gesicht, verlor sich. Verwandelt er sich an mir bis zur Entstellung, wörtlich „bis zum Vergehen“, und ich behielt keine Kraft.
Wenn ein Mensch mit göttlichem Kontakt kommt, bekommt er Angst und wird blass. Plötzlich rührte mich eine Hand an und machte, dass ich auf meine Knie und Hände empor wankte. Es war so stark, dass ich am Boden gelegen hatte. Aber die Berührung durch diese Hand brachte mich so weit, dass ich mich wieder wankend auf die Knie richten konnte. Stehen konnte ich noch nicht, ich kniete noch.
Und die Erscheinung, derjenige, der mir erschienen war – also das war Gott selbst – sagte zu mir: „Daniel, du Mann des Wohlgefallens“ oder „du viel Geliebter“, „du Kostbarer, merke auf die Worte, die ich zu dir rede, und stelle dich auf deine Stelle, denn ich bin jetzt zu dir gesandt.“
Also es ist der Engel Gottes, Gott selbst, gesandt von Gott. Das ist ein bisschen schwierig für uns: Wie geht das, dass Gott von Gott gesandt ist? Nun, Gott erscheint hier in Gestalt eines Engels, vielleicht wirklich die zweite Person der Gottheit. „Ich bin jetzt zu dir gesandt.“
Und als er dieses Wort zu mir redete, stellte ich mich zitternd hin. Jetzt konnte ich wieder aufstehen, aber ich zitterte noch und war geschwächt.
Die Bedeutung des Fastens und der Gebetserhörung
Vers zwölf: Er sagte zu mir: „Fürchte dich nicht, Daniel! Denn von dem ersten Tag an, an dem du dein Herz darauf gerichtet hast, Verständnis zu erlangen und dich vor deinem Gott zu demütigen, sind deine Worte erhört worden.“
Wichtig für uns ist hier, dass das Fasten und Trauern eine Form der Demütigung ist. Das ist ein zentraler Punkt. Wenn wir fasten, demütigen wir uns vor Gott. Wir verzichten auf Speise und auch auf andere Dinge, die wir uns anhören oder anschauen könnten. Wir demütigen uns und konzentrieren uns auf Gott. Durch unser Kasteien und Beugen zeigen wir ihm, dass wir von ihm abhängig sind. Dass wir nichts essen, macht uns besonders bewusst, wie sehr wir von ihm abhängig sind. Dabei werden wir schwach.
Im Alten Testament war das Fasten mit äußeren Zeichen verbunden. Man salbte sich nicht, sondern trug Sacktuch und streute Asche auf den Kopf. Was der Herr Jesus den Pharisäern vorwirft, ist, dass sie diese äußeren Zeichen nur zeigten, damit andere sehen, wie fromm sie sind. Sie wollten, dass man sagt: „Schau, der fastet wieder! Siehst du ihn? Er fastet zweimal in der Woche. Das ist ein ganz besonderer Frommer.“
Der Herr Jesus sagt dazu: Wenn ihr fastet, dann zeigt es nicht so, dass man es sieht. Stellt das Fasten nicht an die große Glocke. Es geht nicht darum, äußerliche Religiosität vor anderen darzustellen. Das ist ekelhaft, sagt der Herr, das will er nicht. Er will, dass wir von Herzen unsere Kasteien und Demütigungen vornehmen – nicht um vor anderen als besonders fromm dazustehen.
Interessant ist Vers zwölf: Der Engel war sofort nach dem Anfang des Betens gekommen, vom ersten Tag an, da Daniel sein Herz darauf gerichtet hatte, Verständnis zu erlangen. Von Anfang an hat er von Gott den Befehl bekommen, zu erscheinen. Gott ist ganz bereit, Gebete zu erhören, wenn sie ernsthaft sind. Er reagiert sofort.
Also sind Daniels Worte vom ersten Tag an erhört worden. Die Erhörung war schon vom ersten Tag an da. Aufgrund dieser Worte ist der Engel des Herrn gekommen, um Daniel Einsicht zu geben. Er ist gekommen, um Daniel Verständnis über das Volk Gottes und über die Zukunft des Volkes Gottes zu geben – was dem Volk in der Zukunft widerfahren wird und wie es weitergehen wird. Das entspricht dem Gebet Daniels.
Was interessant ist: Er sagt nicht, dass er sofort gekommen ist, sondern nur, dass er ausgegangen ist, um zu kommen. Das heißt, der Befehl kam oder er ist ausgegangen, Daniels Worte sind erhört worden, aber bis er bei Daniel ankommt, vergehen einundzwanzig Tage.
Man fragt sich: Braucht Gott so lange, bis er endlich bei Daniel ankommt? Oder braucht der Engel des Herrn hier so lange? Nun, er brauchte Zeit. Warum? Warum kann er nicht sofort kommen? Weil er die Botschaft, die er ihm ausrichten möchte, noch nicht ausrichten konnte. Zuvor musste noch etwas erledigt werden.
Wir wissen nicht genau, wie Daniel gebetet hatte. Wenn Daniel aber gebetet hatte für die Wegräumung der Hindernisse, die den Tempelbau behinderten, dann musste Gott noch diese Hindernisse aus dem Weg räumen, bevor er Daniel sagen konnte: „Dein Gebet ist erhört, die Hindernisse werden jetzt weggeworfen oder sind weggeworfen.“
Um Daniel eine gute Botschaft zu bringen, musste also noch etwas geschehen. Die Gebetserhörung bedeutet also nicht nur, dass Gott den Engel des Herrn sandte, um Daniel Verständnis zu geben, sondern auch, dass Gott nun Schritte unternahm, um die Hindernisse zu beseitigen.
Der geistliche Kampf hinter den irdischen Mächten
Aber jetzt sagt dieser Engel des Herrn in Vers 13: „Aber der Fürst des Königreichs von Persien stand mir einundzwanzig Tage lang entgegen.“ Das heißt, das Hindernis, das hier im Wege stand, war ein Fürst des Königreichs von Persien.
Nun erfahren wir, dass dieser Fürst kein Mensch ist, sondern ein Engelsfürst, also ein Engelsfürst des persischen Königreiches. Das bedeutet, dass hinter dem menschlichen Fürsten Engelsfürsten stehen. Für uns ist das eine interessante Feststellung: Hinter den Politikern stehen Mächte. Hier handelt es sich um einen Dämonenfürsten, eigentlich nicht um einen Engelsfürsten, sondern um einen bösen Fürsten.
Wie sich zeigt, arbeitet dieser Fürst gegen das Volk Gottes und ist daher kein guter Fürst. Vielleicht ist das heute auch so, dass in der Politik der Menschheit hinter den großen Machthabern Dämonenfürsten stehen, die ihnen etwas einflüstern oder eingeben, was negativ für das Volk Gottes ist. Das ist für uns hier schon eine sehr erhellende Mitteilung.
Der Engel des Herrn sollte kommen, um Daniel die tröstliche Antwort Gottes zu bringen. Aber das konnte er nicht sofort. Zuerst musste er den Dämon bekämpfen, der bei den Königen von Persien stand – ein Dämon, der Feindseliges gegen das Volk Gottes vorhatte.
Nicht, dass Daniel nach Persien gegangen ist. Er ist dorthin gegangen, wo man gegen die Dämonenfürsten kämpft. Das ist ein Bereich, der nicht geographisch ist. Diese Dämonen, die flüstern, stehen bei den Königen von Persien, nicht nur beim ersten König, sondern auch beim zweiten und dritten König, und flüstern ihnen etwas ein.
Das hat nichts mit Territorialgeistern zu tun. Es gibt die Wahnvorstellung von Territorialgeistern, etwa dass man die Geister von Weinsberg vertreiben müsse, damit das Evangelium dort besser vorankommt. Das ist nicht so, als ob die Geister geographisch gebunden sind. Sie haben keine geographische Bindung. Es geht nicht um Territorialgeister, sondern um die Geisterwelt an sich.
Im Epheserbrief lesen wir, dass unser Kampf nicht gegen Blut und Fleisch ist, sondern gegen die Fürsten, gegen die Autoritäten, gegen die Weltbeherrscher dieser Finsternis, gegen die geistlichen Wesen in den himmlischen Bereichen, also in der geistlichen Welt. Eine geistliche Welt ist nicht geographisch gebunden.
Für uns ist das schwierig, weil wir in einer physischen Welt leben und wenig Vorstellung von einer geistlichen Welt haben. Doch hier bekommen wir die Information, dass es eine geistliche Welt gibt, in der Dämonen ihr Werk treiben. Diese Dämonen haben Einfluss auf die Regenten.
Ist das nicht ein eindeutiges Bild, wie wir diesen Kampf führen? Hier ist ein schönes Bild: Wir gehen auf die geistliche Ebene und beeinflussen damit auch das, was über uns geschieht. So ist es ja auch. Wir können hier eingreifen.
Wer beeinflusst hier wen? Nicht wir beeinflussen die Verhandlungen Gottes, sondern wir arbeiten mit Gott zusammen. Wir beten, dass der Herr etwas tut, und der Herr wartet darauf, dass wir beten. Wenn wir beten, dann handelt er. Aber er möchte, dass wir beten.
So war es auch bei Daniel. Gott wartete darauf, dass Daniel betet. Als Daniel betete, handelte Gott. Es ist also nicht so, dass wir Gott umstimmen oder beeinflussen müssen. Nein, er ist längst auf unserer Seite. Aber er tut nichts, ohne dass wir beten.
Insofern ist es sehr wichtig, dass wir für die Regierungen beten. Ich hatte heute beim Frühstück ein Gespräch, und es ist schade, dass manche Christen denken: „Ach, das ist alles schon verloren. Wir haben den Kampf längst verloren. Wir warten nur noch auf den Himmel, aber die Erde haben wir schon aufgegeben.“
Das ist nicht biblisch. Biblisch ist, dass wir für die Regierung beten und kämpfen, dass wir das Evangelium verkündigen. Nicht sagen: „Die Leute wollen sowieso nicht mehr hören. Das Evangelium ist schon durch in Deutschland. Das ist schon vorbei, das ist postchristliches Deutschland.“ Das ist negatives Denken.
Die Bibel sagt uns nicht, dass wir so denken sollen. Wir sollen positiv denken. Gott kann wenige treue Menschen mächtig gebrauchen. Das werden wir noch bei den Makkabäern sehen. Ein paar Treue haben das ganze Gottesvolk motiviert. Das ist sehr ermutigend.
Also nicht negativ denken. Gott will etwas tun, aber er möchte erbeten werden. In Johannes 14,12 sagt der Herr Jesus: „Ich gehe weg, und ihr werdet Größeres tun.“ Er ist weg, aber inwiefern werden wir Größeres tun? Indem er durch uns wirkt.
Wie können wir Größeres tun? Im nächsten Vers, Johannes 14,13, sagt er: „Ihr betet, und ich handle. Wenn ihr etwas bitten werdet in meinem Namen, werde ich es tun.“ Ihr betet, ich handle. Alles, was ihr in meinem Namen bittet, werde ich tun.
Der Herr ermutigt die Jünger damals: Macht weiter wie bisher. Bisher wart ihr mit mir zusammen, habt mich gebeten, und ich habe gehandelt. Jetzt bin ich nicht mehr da, aber bittet mich weiter, und ich handle. Ich handle durch euch.
Das heißt, Gott will, dass die Jünger Jesu mit Gott zusammenarbeiten. Zuerst müssen sie herausfinden, was er gerne möchte. Wir wissen mittlerweile, was er möchte: Er will, dass Menschen zum Glauben kommen, dass Menschen das Evangelium hören. Er möchte, dass die Flüchtlinge, die nach Deutschland gekommen sind, das Evangelium hören.
Gut, jetzt beten wir: Herr, bitte gib uns offene Türen. Wir brauchen die Türen zu diesen Herzen, zu diesen Menschen. Dann beten wir, dass er uns die Türen öffnet. Irgendwo schenkt er uns offene Türen und Möglichkeiten. Wir nutzen diese Möglichkeiten.
Dann beten wir weiter: Herr, gib uns Weisheit, dass wir in der richtigen Sprache reden oder jemanden haben, der übersetzt, oder dass wir den nächsten Schritt tun können. Gott hilft uns weiter. Dann beten wir für den nächsten Schritt, und er hilft uns erneut.
Es geschieht etwas. Wenn wir nicht beten, wird nichts geschehen, überhaupt nichts. „Ihr habt nichts, weil ihr nichts bittet“, sagt Jakobus. Gott möchte erbeten werden und möchte Großes tun.
Es ist nicht so, dass wir sagen sollten: „Das ist sowieso alles verloren. Wir leben in der Endzeit, und es ist schon alles vorbei.“ Gar nichts ist verloren. Gott ist auf unserer Seite. Wir wissen nicht, wie lange die Welt noch besteht und wie lange es weitergeht. Das weiß niemand.
Wir haben große Aufgaben in dieser Welt, und Gott kann jeden gebrauchen, der gehorsam ist und betet. Gott hat etwas vor mit uns, und hier auch mit Daniel.
Der Kampf gegen die Dämonenfürsten der Weltreiche
Gott ist sehr bereit, unser Gebet zu hören. Die Frage ist nur, ob wir es ernst meinen und wirklich beten wollen.
Hinter den Götzen Persiens stecken dämonische Mächte, die die Könige von Persien beeinflussen. Die nächsten Könige sind die Könige von Griechenland. Sie warten bereits am Horizont. Alexander ist schon am Erwachen, ebenso sein Vater und die nachfolgenden Herrscher. Diese sind die nächsten, die ein großes Reich haben werden. Auch hier sind Dämonen am Werk, die bereits auf ihren Einsatz warten. Das erfahren wir auch noch in den Kapiteln zehn und elf.
Wo waren wir? Vers 13: „Der stand mir entgegen“ – das ist der Fürst des Königreichs Persien, der mir 21 Tage lang Widerstand leistete. Von diesem Fürsten hören wir, dass er neben den Königen von Persien steht, also in deren Nähe wirkt. Und siehe, Michael, einer der ersten Fürsten, kam, um mir zu helfen. So gewann ich den Vorrang dort neben den Königen von Persien.
Man kann sich das bildlich vorstellen, wie diese Fürsten neben den Königen stehen und ihnen ins Ohr flüstern oder ihre Gedanken beeinflussen. Es geht darum, dass sie gegen Israel wirken sollen. Genau das wollen die Dämonen: Sie möchten nicht, dass es dem Volk Gottes gut geht. Sie wollen das Volk Gottes hindern und ihm negative Gedanken eingeben. Ebenso wollen sie die Feinde Israels beeinflussen, damit diese das Volk Gottes behindern.
Der Engel des Herrn kam nun auf Daniels Gebet hin, um den Dämonenfürsten von Persien von seiner Stellung und Einflussnahme zu verdrängen. Doch dieser Dämon leistete 21 Tage Widerstand und ließ sich nicht so schnell vertreiben. Man könnte sagen: Gott ist doch allmächtig, warum macht er nicht einfach „klick“ und der Dämon ist weg? So einfach macht er es nicht.
Natürlich könnte Gott das tun, aber er lässt gewisse Hindernisse eine Zeit lang bestehen. Er möchte, dass wir beten und mit ihm zusammenarbeiten. Das sind Geheimnisse, in die wir nicht vollständig hineinschauen können. Manchmal zeigt er uns jedoch, wie er arbeitet: Er handelt zusammen mit uns. Wir beten, und er handelt.
So erhielt dieser Dämon 21 Tage lang Widerstand, bis Michael zu Hilfe kam. Michael kam, um dem Engel des Herrn beizustehen. Braucht der Engel des Herrn Hilfe? Ja, natürlich braucht er Hilfe. Er müsste sie nicht brauchen, hat sich aber entschieden, sie anzunehmen.
Dürfen wir dem Herrn helfen? Ja, klar dürfen wir ihm helfen. Der Herr hat sich entschieden, Hilfe zu brauchen. Er könnte es auch ohne uns tun, aber er möchte mit uns zusammenarbeiten – hier mit seinen Engeln. Michael ist einer der ersten Fürsten, ein guter Engelsfürst. Sein Name bedeutet „Wer ist wie Gott?“, ein schöner Name. Nur bei Gott gibt es Hilfe, niemand ist mit ihm zu vergleichen.
Michael kommt übrigens noch mehrmals im Buch Daniel vor. In Kapitel 12, Vers 1 heißt es: „In jener Zeit wird auftreten Michael, der große Fürst, der für die Söhne deines Volkes steht.“ Dieser Engelsfürst setzt sich also für Israel, das Volk Gottes, ein.
Im Judasbrief wird Michael ebenfalls erwähnt. In Judas 9 heißt es, dass der Erzengel Michael mit dem Teufel stritt und sich über den Leib des Mose auseinandersetzte. Michael wagte es nicht, ein letztes Urteil zu fällen, sondern sagte: „Der Herr strafe dich.“ Hier kämpfte Michael um den Leib des Mose.
Auch in Offenbarung 12, Vers 7 gibt es einen Kampf, bei dem Michael kämpft: „Es entstand ein Krieg im Himmel; Michael und seine Engel führten Krieg gegen den Drachen.“ Hier kämpft Michael mit seinen Engeln gegen den bösen Engelsfürsten, den Drachen, also Satan.
Michael kommt also dem Herrn zu Hilfe. Als Diener des Herrn darf er ihm helfen. Helfen hat etwas mit Dienen zu tun.
Der Engel des Herrn sagt: „Ich gewann den Vorrang dort neben den Königen von Persien.“ Das heißt, er hat die anderen verdrängt und eine bessere Position eingenommen. Durch die Überwindung des Dämonen des Perserreiches ist dessen Einfluss auf Kyrus und die nachfolgenden Könige geschwächt. Nun ist Kyrus positiv gegenüber Israel eingestellt, ebenso sein Nachfolger. Das hat Auswirkungen auf die Könige von Persien.
Ich habe hierzu eine Notiz: Die Übersetzung darf hier nicht „übrig bleiben“ lauten, sondern „Vorzug haben“. Dieses Wort wird auch in 1. Mose 49,4 verwendet: „Du sollst keinen Vorzug haben.“ Das Wort muss also in diesem Sinne verstanden werden.
Die Übersetzung „übrig bleiben“ ist hier nicht korrekt. Das habe ich von Keil und Delitzsch übernommen. „Vorzug haben“ passt viel besser. Es heißt nicht, dass ich entbehrlich wurde oder nicht mehr gebraucht wurde, sondern dass ich eine bessere Position erreicht habe.
Das ist eine Frage des hebräischen Vokabulars. Hebräische Kommentatoren setzen sich dafür ein, das Wort hier als „Vorzug haben“ zu übersetzen. Ich stimme hier also nicht mit der Elberfelder Übersetzung überein, die ich sonst schätze.
Frau Schlacht sagte, es sei so, dass sich bei den Königen von Persien die Wehrlöcher öffnen. Ja, die Übersetzung geht ähnlich wie bei der Elberfelder. Keil dagegen sagt: Nein, es heißt „Vorrang haben“. Er zeigt, dass in 1. Mose 49,4 genau dasselbe Wort steht, und dort bedeutet es „Vorrang haben“.
In 1. Mose 49,4 heißt es in der Elberfelder: „Du bist übergewalt wie Wasser, du sollst keinen Vorrang haben.“ Dort hat die Elberfelder genauso übersetzt, wie das Wort sonst noch verwendet wird: „Vorrang haben“. Das ist das gleiche Wort wie hier. „Ich hatte Vorrang dort“, „ich gewann Vorrang“ – das ist der gleiche Sinn.
Ich stimme hier mit Luther überein. Es ist oft so, dass man bei verschiedenen Übersetzungen mehrere anschauen sollte. Es gibt ja genügend deutsche Übersetzungen. Hilfreich ist es, einen sprachlichen Kommentar zu lesen, der auf die sprachlichen Eigenheiten eingeht.
Das sind meistens wissenschaftliche Kommentare, wie zum Beispiel Keil und Delitzsch. Das ist ein bekannter wissenschaftlicher, sprachlicher Kommentar zum Text. Man kann solche Kommentare heute auch im Internet finden. Wenn man weiß, was man sucht, findet man genau das, was man will.
Das ist wie im Einkaufszentrum: Man geht gezielt hin, lässt sich nicht ablenken, holt sich das Gewünschte und geht dann zur Kasse. So sollte man das Internet nutzen. Man muss wissen, was man will. Wenn man das nicht weiß, ist man verloren im Internet – genauso wie im Einkaufszentrum. Dann kommt man mit allem Möglichen vollbeladen zur Kasse, was man gar nicht braucht.
Ja, es gibt hier eine Unstimmigkeit. Aber im Zusammenhang passt es besser, dass hier „ich hatte den Vorrang“ heißt. Das bedeutet, ich wurde nicht entbehrlich, sondern ich habe eine bessere Position erreicht.
Wie soll man als normaler Leser das herausfinden? Gar nicht. Keine Chance. Dafür muss man Kommentare wälzen. Das geht leider nicht anders. Das ist die Schwierigkeit, die wir haben. Wir sind leider abhängig von den Übersetzern. Das ist eigentlich schade. Oder man lernt Hebräisch.
Dann hat man ein Lexikon und sieht: Aha, das Wort hat beide Bedeutungen. Ich möchte sehr ermutigen, Sprachen zu lernen. Das dürfen wir nicht den Theologen allein überlassen. Es gibt viele Theologen, die können die Sprachen gar nicht so gut. Ich habe das gemerkt. Sie sind zwar gescheite Theologen, aber sprachlich oft schwach.
Wir sollen ruhig die Sprachen lernen. Gerade bibeltreue Leute brauchen wir, die die Sprachen beherrschen. Heute gibt es Bibelprogramme, mit denen man sehr gut arbeiten kann. Das sagt schon alles: Das bestimmte Wort und die Grammatik sind vorgegeben. Die Lexika sind ebenfalls oft im Bibelprogramm enthalten. Das ist sehr praktisch.
In Vers 14 heißt es: „Und ich bin gekommen, die Einsicht zu bringen.“ Jetzt bringt der Engel des Herrn Daniel eine trostreiche, gute Botschaft. Das war vorher nicht möglich, weil er noch den Dämon von Persien überwinden musste. Jetzt kann er ihm eine gute Botschaft und Einsicht über die Geschichte bringen.
Das Gesicht, das jetzt folgt, ist die Botschaft, die er ihm bringt. Es handelt sich um eine Offenbarung darüber, was deinem Volk in der letzten Zeit der Tage widerfahren wird. Wieder taucht der Ausdruck „in der Späte der Tage“ auf, den wir schon kannten. Das heißt, es geht um eine ferne Zukunft, etwa 300 Jahre später.
Das wäre sehr lange. Dieses Gesicht bezieht sich also nicht auf etwas, das Daniel im Jahr 536 v. Chr. oder in den nächsten zwei, drei Jahren für die Israeliten erleben wird. Nein, es geht um etwas, das sie in 300 oder 400 Jahren erleben werden. Das Gesicht bezieht sich auf eine ferne Zukunft aus Daniels Perspektive.
Vers 15: „Als er solche Worte mit mir redete, richtete ich mein Angesicht zur Erde und verstummte.“ Nun kann Daniel nicht mehr sprechen, er ist sprachlos.
Vers 16: „Und siehe, einer, der den Menschensöhnen gleich war, rührte meine Lippen an. Ich tat meinen Mund auf und redete und sagte zu dem, der vor mir stand: ‚Mein Herr, wegen der Erscheinung überfielen mich die Wehen, ich habe keine Kraft mehr behalten. Wie vermag dieser Knecht meines Herrn, mit diesem meinem Herrn zu reden? Von nun an bleibt keine Kraft mehr in mir, und kein Atem ist in mir übrig.‘“
Daniel nennt diesen Engel seinen Herrn. Der Engel wehrt ihn nicht ab, sondern sagt nichts Gegenteiliges. Er lässt es zu. Das ist der Engel des Herrn, der Herr in Engelsgestalt. Daniel hat Angst, zu sterben.
Vers 18: „Da rührte mich wiederum der an, der von außen war wie ein Mensch, und stärkte mich. Er sagte: ‚Fürchte dich nicht, Mann des Wohlgefallens.‘“
Hier gibt es eine Parallele zu Offenbarung Kapitel 1, wo der Herr zu Johannes sagt: „Fürchte dich nicht, Friede sei mit dir, sei stark!“ Auch dort heißt es: „Fürchte dich nicht, du Mann des Wohlgefallens, Friede sei mit dir, sei stark!“
Als der Engel mit Daniel redete, fühlte er sich gestärkt und sagte: „Mein Herr, möge reden, denn du hast mich gestärkt.“ Nach der dritten Berührung des Engels hat Daniel nun die Kraft, das Wort Gottes aufzunehmen.
Hier wird gezeigt, dass man Kraft braucht, um das Wort Gottes aufzunehmen. Daniel wird von Gott gestärkt, um die Botschaft zu empfangen. Es braucht Kraft, um die Bibel gewinnbringend zu lesen. Wir sind abhängig von Gott. Es ist gut, dass wir das wissen. Dann beten wir: „Herr, öffne mir die Augen!“
Vers 20: Der Engel fragt: „Weißt du, warum ich zu dir gekommen bin?“ Es wird keine Antwort erwartet. Er fährt fort: „Jetzt werde ich zurückkehren, um mit dem Fürsten von Persien zu kämpfen.“
Der Krieg gegen den Dämonenfürsten geht also weiter. Der Sieg, den der Engel vorher errungen hat, muss noch weiter ausgefochten werden. Es darf nicht aufgehört werden, denn diese Dämonen wollen ihre Stellung zurückerlangen. Der Kampf wird zu Ende geführt.
Die historische Entwicklung der persischen Könige und ihre Bedeutung
Es ist interessant, die Geschichte zu betrachten. Im Verlauf der Geschichte standen die Perserkönige Israel positiv gegenüber. Die Samaritaner hatten sich zwar beklagt, doch der Perserkönig Darius I., der Zweite oder der Nächste – ich bin mir nicht mehr ganz sicher, wie viele es genau waren – erlaubte den Israeliten, den Tempel weiterzubauen. Darius I. war es, der dies gestattete.
Auch später, unter Ahasverus, erlaubte der König Nehemia, zurückzukehren und die Mauern Jerusalems zu bauen. Die Perserkönige waren also grundsätzlich positiv eingestellt. Das ist darauf zurückzuführen, dass Daniel gebetet hatte und der Herr gegen die Dämonenfürsten von Persien kämpfte, die die Perserkönige negativ stimmen wollten.
Ich habe hier eine Liste der Perserkönige. Diese Liste findet sich auch auf dem Blatt, das ich am Anfang verteilt habe. Dort sieht man zuerst das neu-babylonische Reich mit den babylonischen Königen und den dazugehörigen Jahreszahlen. In der Mitte des Blattes ist das medo-persische Reich dargestellt – eine Art Tabelle, die ihr haben solltet.
Auf diesem Blatt sieht man das medo-persische Reich von 539 bis 331 v. Chr. Man kann auch 333 v. Chr. sagen, je nachdem, wie man es betrachtet. Im Jahr 539 eroberte Kyros Babylon. Er regierte bis 530 und war der Begründer dieses persischen Großreiches. Im Jahr 538 lesen wir vom Erlass des Kyros zum Wiederaufbau des Jerusalemer Tempels und der Rückführung des Volkes unter Serubbabel. All dies geschah im Jahr 538.
Im Jahr 537 begann der Tempelbau, der jedoch im Zeitraum von 536 bis 520 ins Stocken geriet. Die Arbeit am Tempel wurde eingestellt. Daneben findet ihr Bibelstellen aus dem Buch Esra, die dies beschreiben.
Von 530 bis 522 regierte Kambyses, der auch den Namen Ahasverus trug, der im Buch Esther vorkommt. Nach ihm regierte Gautama, auch Pseudo-Merlis genannt, ein Thronräuber, der nur einige Monate regierte. Sein Name war Artaxerxes.
Im Jahr 520 begann unter Serubbabel und Jeschua der Tempelbau erneut. Im Jahr 515 wurde der Tempel fertiggestellt und eingeweiht. Die Tempelweihe wird in Esra 6 beschrieben.
Von 522 bis 486 regierte Darius I., auch Hystaspis genannt. Er war der König, der den Israeliten den Tempelbau erneut erlaubte, förderte und sogar finanziell unterstützte. Die Perserkönige waren sehr positiv gegenüber Israel eingestellt.
Von 486 bis 465 regierte Xerxes I., der Ahasverus, den wir aus dem Buch Esther kennen. Xerxes I. ist derselbe wie Ahasverus im Buch Esther, der Esther geheiratet hat. Nach ihm regierte Artaxerxes, auch Artasasta genannt, der berühmte Artasasta Longimanus, wegen seiner langen Hände so genannt. Er ist in Esra 6 erwähnt und auch als Artaxerxes in der Geschichte bekannt.
Im Jahr 458 kehrte der Priester Esra unter der Regierung Artasastas zurück (Esra 7). Im Jahr 445 oder 444 wurde unter Artasasta der Mauerbau durch Nehemia begonnen. Zwischen 433 und 430 kehrte Nehemia ein zweites Mal nach Jerusalem zurück. Nach zwölf Jahren durfte er für drei Jahre wieder nach Jerusalem kommen, wo er das Volk führte.
Von 423 bis 404 regierte Darius II. Danach folgten Artaxerxes II. und Artaxerxes III., die in der Bibel nicht erwähnt werden. Der letzte persische König war Darius III., der berühmte Darius, der von Alexander dem Großen in der Schlacht bei Gaugamela 331 v. Chr. besiegt wurde.
Ich hatte einmal im Internet nach Informationen über Alexander den Großen gesucht. Interessanterweise wurde Darius III. nicht direkt von Alexander getötet, sondern von seinen eigenen Leuten. Alexander hatte ihn nicht mehr erreicht, weil Darius in der Ehre starb. Es war für ihn eine Ehre, nicht vom Feind getötet zu werden, sondern von seinen eigenen Leuten. Das ist wirklich interessant.
Frau Präsidentin!
Ausblick auf Kapitel 11 und die Weissagung über Antiochus
Das bringt uns nun zu Kapitel 11. Ich muss noch die letzten Verse von Kapitel 10 lesen; wir waren bei Vers 20.
Weißt du, warum ich zu dir gekommen bin? Jetzt kehren die Pferde zurück, um mit dem Fürsten von Persien zu kämpfen. Aber wenn ich ausziehe, siehe, da wird der Fürst von Griechenland kommen. Das ist der nächste, denn das nächste Weltreich ist das griechische Weltreich. Nun kommen die Dämonenfürsten von Griechenland, und sie wollen Einfluss auf die griechischen Könige nehmen – in diesem Fall auf Alexander und später auf die Könige im geteilten griechischen Reich.
Also der Dämon von Persien und danach der Dämon von Griechenland – es geht immer wieder um diese Weltherrscher, hinter denen Dämonen stehen, die sie negativ gegen das Gottesvolk beeinflussen wollen. Während ich also ausziehe, das heißt, während ich diesen Kampf gegen den persischen Dämonenfürsten führe, siehe, da wird der Dämonenfürst von Griechenland kommen. Dann wird es einen neuen Kampf geben.
Doch ich will dir kundtun, was in der Schrift der Wahrheit verzeichnet ist. Die Schrift der Wahrheit – bei uns heißt das Buch der Wahrheit. Das Wort hier lautet einfach „Schrift“. Es ist eine Schrift, die der Wahrheit gemäß ist, eine wahre Schrift, die nicht gebrochen werden kann. Gott darf sich das aufschreiben, weil er schon weiß, was geschieht. Was er weiß, darf er sich aufschreiben, wie seine Schrift, seine Schriften waren.
Das heißt nicht, dass alles vorherbestimmt ist, sondern dass es vorher gewusst ist. Wenn Gott etwas vorher weiß, heißt das nicht, dass es vorher bestimmt ist. Das ist ein Unterschied. Vorherbestimmung wäre so, dass der Mensch einfach eine Marionette ist und alles genau so abläuft, wie Gott es bestimmt. Vorherwissen bedeutet, dass Gott nicht über alles Einfluss nimmt, aber er weiß, wie sich die Menschen entscheiden werden. Das ist ein Unterschied.
Vers 11: „Und auch ich stand im ersten Jahr Darius des Meders ihm bei als Helfer und Schutz.“ Es geht also wieder um den Kampf gegen die Dämonen. Auch ich stand im ersten Jahr des Darius des Meders – nämlich dem König – bei als Helfer und Schutz. Das heißt, Gott, der Engel des Herrn, stand dem Darius des Meders damals bei und hat ihn positiv beeinflusst.
Ah, dem Michael! Danke, ja, ich stand dem Michael bei, also ich habe dem Michael geholfen bei der Beeinflussung des Darius des Meders. Danke für die Korrektur. Es geht darum: Gott stand dem Michael bei. Im ersten Jahr des Darius wirkte Michael dafür, dass Darius positiv gestimmt war gegenüber dem Volk Gottes. Er hat sie dann zurückgeführt. Darius hatte auch Daniel am Hof, und dabei hat der Engel des Herrn, Michael, geholfen.
Vers 2: „Und nun will ich dir die Wahrheit kundtun.“ Was jetzt kommt, ist eine lange Geschichte. Viele Bibelleser lesen einfach darüber hinweg, weil es furchtbar langweilig und kompliziert erscheint. Sie blättern dann schnell weiter zu Kapitel 12. Doch schauen wir uns dieses Kapitel an, denn es enthält interessante Dinge.
Wir haben hier eine vorbereitende Phase, die Verse 5 bis 19, die Vorbereitungen darstellen. Danach geht es um Antiochus den Dritten. Antiochus der Dritte war der Vater von Antiochus dem Vierten. Ich sage, er war der berühmteste der Seleukiden und auch derjenige, der das Reich vergrößern konnte. In den Versen bis 19 wird er näher beschrieben.
Ab Vers 20 kommt dann Antiochus der Vierte. Es gibt drei Berichte, also drei Phasen aus dem Leben des Antiochus IV. Die erste Phase ist Vers 20 bis 28. Ich komme gleich darauf, möchte aber zunächst einen Überblick geben.
Die erste Phase beschreibt Antiochus von Vers 20 bis 28. Die zweite Phase ist die Geschichte des Antiochus von Vers 29 bis 35. Die dritte Phase, zur Zeit des Endes, also das Ende des vierten Reiches, des Seleukidenreiches, umfasst Vers 36 bis 45. Es geht bis zum Tod von Antiochus.
Diese Abschnitte sind interessant, weil es Parallelen gibt. Manche Ereignisse wiederholen sich. Wenn man Kapitel 11 mehrmals liest, merkt man, dass sich manches wiederholt. Ich möchte das gleich zeigen. Zunächst gebe ich einen Überblick, danach gehen wir zum Text.
Zum Beispiel: In Vers 5 bis 19 ist die Rede von Antiochus dem Dritten. Zuerst geht es noch um seine Vorgänger, aber bald um ihn selbst. Ab Vers 13 heißt es: „Der König des Nordens wird wiederkommen und eine größere Streitmacht aufstellen als zuvor. Gegen Ende der Zeiten, nach vielen Jahren, wird er mit einem großen Heer und großer Ausrüstung kommen.“ Es geht um den Kampf des Königs des Nordens gegen den König des Südens.
In der zweiten Phase, Vers 20 bis 28, ist Antiochus der Vierte das Thema. Es heißt, dass dieser Antiochus aufsteigen wird. Er wird plötzlich kommen und sich durch Schmeicheleien des Königtums bemächtigen. Dann wird über seine Kriegszüge und seine List gegen den König des Südens berichtet.
Am Ende von Vers 27 heißt es: „Das Ganze ist aber noch nicht das Ende.“ Sie werden miteinander sprechen und Lügen verbreiten, doch es wird nicht gelingen. Das Ende ist noch nicht gekommen, sondern erst zu der festgesetzten Zeit. Dieser Ausdruck „das Ende“ taucht immer wieder auf. Es ist noch nicht das Ende; das Ende ist erst später, festgesetzt von Gott.
In der nächsten Phase, Vers 29 bis 35, kommt der zweite Angriff des Antiochus gegen den König des Südens. Vers 29 sagt: „Zur festgesetzten Zeit wird er wieder gegen den Süden ziehen.“ In Vers 35 lesen wir: „Und einige der Verständigen werden unterliegen, um geprüft, gereinigt und weiß gemacht zu werden bis zur Zeit des Endes.“ Das Ende verzögert sich noch bis zur festgesetzten Zeit. Es ist immer noch nicht das Ende.
In Vers 36 bis 45 wird erneut von einem Kriegszug des Antiochus gegen den König des Südens berichtet. Vers 36 beginnt: „Der König wird nach seinem Gutdünken handeln. Er wird sich erheben und sich über jeden Gott erheben und gegen den Gott der Götter unerhörte Dinge reden.“ Er wird Erfolg haben, bis der Zorn vollendet ist, bis das göttliche Zorngericht vollzogen wird. Das festgesetzte Ziel wird erfüllt.
Dann zieht dieser König nochmals gegen den Süden, kehrt zurück zum Norden und zieht gegen das Land der Zierde. In Vers 40 heißt es: „Und am Ende, zur Zeit des Endes...“ Jetzt sind wir am Ende. Zuvor hieß es immer wieder, es sei noch nicht das Ende. Nun aber, in Vers 40, ist die Rede von der Zeit des Endes.
Welches Ende ist gemeint? Wir werden gleich sehen: Der König stirbt; er lebt nicht mehr lange. Das ist das Ende des Königs und damit auch das Ende des Reiches – die Blütezeit des Reiches ist vorbei, und ab jetzt verfällt das Reich.
Manche Ausleger meinen, das sei das Jahr 2000 und irgendwas, in dem die Welt zusammenbricht oder der Herr sein Königreich aufrichtet. Doch das ist nicht die Gemeinde der Zeit des Endes. Wir müssen immer schauen, was im Buch selbst das Ende bedeutet.
Kapitel 8 hat uns das bereits gesagt, darf ich daran erinnern? In Kapitel 8, Vers 17 und Vers 19 heißt es, dass die Zeit von Antiochus die Zeit des Endes ist. Kann uns jemand diese Verse vorlesen? Kapitel 8, Vers 17 und 19.
Wenn das Zorngericht Gottes über Israel vollendet ist, dann ist auch die Zeit von Antiochus vorbei – und das ist die Zeit des Endes. Am Ende von Kapitel 8 lesen wir, dass er ohne Menschenhand erlegt wird.
Die Zeit des Endes ist also die Zeit von Antiochus. Das muss man so sehen. Bis jetzt wurde es oft anders verstanden. Doch wenn wir ein Buch wie das Danielbuch lesen, müssen wir die Begriffe, die dort vorkommen, vom Buch selbst definieren lassen – nicht von etwas anderem.
Das Danielbuch sagt uns in Kapitel 8 ganz klar, dass die Zeit des Endes die Zeit des kleinen Hornes ist, das gegen die Israeliten vorging. Damit haben wir eine klare Definition. Wer das kleine Horn ist, ist in Daniel 8 allgemein anerkannt: Es bezieht sich auf Antiochus.
Bei Kapitel 7 sind sich die Ausleger nicht einig, aber bei Daniel 8 sind sich alle einig. Und gerade dort sagt Kapitel 8, dass dies die Zeit des Endes ist.
Ich werde noch ein paar Parallelen aufzeigen. Wie lange haben wir noch? Bitte? Eine Minute noch? Elf Minuten? Dann zeige ich noch einige Parallelen, und danach machen wir Pause.
Parallelen in den Phasen des Kampfes zwischen König des Nordens und König des Südens
Hier zum Beispiel wieder der erste Teil mit Antiochus III. In Vers 13 wird ein Angriff des Nordkönigs gegen den Südkönig beschrieben. Ich lese jetzt nach der Elberfelder Übersetzung, weil sie für mich übersichtlicher ist. Dort heißt es: „Und der König des Nordens wird wiederkommen und eine Menge Truppen aufstellen, größer als die frühere. Nach Ablauf der Zeiten und nach Jahren wird er mit einem großen Heer und mit großer Ausrüstung kommen.“
Der Nordkönig, in diesem Fall Antiochus III., kämpft gegen den Südkönig. Der Südkönig fordert ihn heraus. Es wird betont, dass er ein sehr großes Heer hat, größer als das vorherige, mit großer Ausrüstung.
In Vers 14 heißt es: „In jenen Zeiten werden viele gegen den König des Südens aufstehen, und Gewalttätige deines Volkes, deines Volkes, Daniel, also Israeliten, werden sich erheben, um das Gesicht zu erfüllen.“ Hier wird also gesagt, dass viele aus Daniels Volk, den Israeliten, sich erheben werden, wenn dieser Kriegszug von Antiochus III. geschieht.
Warum? Im Jahrhundert 198 v. Chr., als Antiochus III. den Kriegszug gegen Ägypten führte, freuten sich die Israeliten riesig. Sie feierten ihn als Befreier, weil er sie von der Oberhoheit der Ägypter befreite. Daraufhin organisierten sie einen Widerstandskampf. Genau das beschreibt Vers 14: Gewalttätige deines Volkes werden sich erheben, Widerstandskämpfer.
Was wollen sie? Sie wollen die Vision erfüllen, das Gesicht. Welches Gesicht? Die Leute hatten eine Prophezeiung: Israel wird einmal zu einer herrlichen Zeit kommen, ein neues Jerusalem haben und alle Feinde besiegen. Sie dachten, jetzt sei die Zeit gekommen, jetzt kommt Antiochus III. von oben und befreit sie aus der Macht der Ägypter. Sie dachten an die Endzeit und wollten die Erfüllung der Prophezeiung beschleunigen. Deshalb werden sie sich erheben.
Parallel dazu, im zweiten Abschnitt, in Vers 25, sehen wir die Phase von Antiochus IV. Auch hier wird ein Angriff des Nordkönigs gegen den Südkönig beschrieben. Es heißt: „Mit einem großen Heer wird er seine Kraft und seinen Mut gegen den König des Südens aufbieten. Auch der König des Südens wird sich mit einem großen und überaus starken Heer zum Krieg rüsten, aber er wird nicht standhalten. Denn man wird Anschläge gegen ihn planen.“
Der König des Südens und der König des Nordens stehen sich also gegenüber. Der Norden greift an, der Süden rüstet sich mit einem starken Heer, aber er schafft es nicht und wird unterliegen. Antiochus IV. erringt hier einen Sieg. Auch hier wird das große Heer betont.
In Vers 26 heißt es: „Sein Heer wird die Heere fluten, und viele werden erschlagen fallen.“ Er wird also einen Sieg davontragen, ähnlich wie Antiochus III. in der ersten Phase gegen Ägypten.
In der nächsten Phase, Vers 29 bis 35, folgt ein weiterer Angriff des Königs des Nordens, immer noch Antiochus IV., gegen den König des Südens. In Vers 29 heißt es: „Zur bestimmten Zeit wird er wieder nach Süden ziehen.“ Doch beim zweiten Mal wird es nicht so sein wie beim ersten Mal. Diesmal läuft es schlecht für ihn.
In Vers 32 steht: „Aber die von dem Volk Daniels, die ihren Gott kennen, werden Stärke zeigen und es hinausführen.“ Hier sind wieder die Israeliten gemeint, die eine Opposition gegen Antiochus organisieren. Doch es wird deutlich gesagt, dass dies noch nicht das Ende ist. Der Kampf mit Antiochus geht weiter.
In der letzten Phase, Vers 36 bis 45, sehen wir erneut einen Angriff des Nordkönigs gegen den Südkönig, in Vers 40. Dort heißt es: „Zur Zeit des Endes wird der König des Südens mit dem König des Nordens zusammenstoßen, und der König des Nordens wird gegen ihn anstürmen.“ Er stürmt mit Waden, Reitern und vielen Schiffen und wird sie überschwemmen und überfluten.
Wieder liegt die Betonung auf dem starken, großen Heer des Königs des Nordens im Kampf gegen den König des Südens. Wir haben hier eine Wiederholung: Viermal ähnliche Geschichten, ähnliche Vorgänge.
Ich zeige noch ein paar Parallelen. In der ersten Phase, bei Antiochus III., heißt es in Vers 14, dass die Israeliten sich erheben und glauben, jetzt sei die Endzeit gekommen. Sie organisieren einen Widerstandskampf, doch sie werden unterliegen. Das heißt, der Widerstand gelingt nicht, war umsonst. Sie meinen, es sei die Erfüllungszeit, aber es ist noch nicht so.
In der zweiten Phase, Vers 20 bis 28, lesen wir in Vers 27, dass das Ende noch nicht ist, sondern auf die festgesetzte Zeit wartet. In der dritten Phase, Vers 35, wird ebenfalls gesagt, dass das Ende sich noch bis zur festgesetzten Zeit vollzieht.
Bei der vierten Phase, Vers 40, heißt es dann: „Zur Zeit des Endes.“ Das ist bewusst so gemacht: Die ersten drei Male wird betont, dass es noch nicht so weit ist, und bei der vierten Phase ist es dann so weit.
Was ist die Lektion daraus? Warum schreibt Gott das und warum erklärt der Engel das? Er sagt: Denkt daran, Israeliten, es wird mehrmals ähnliche Situationen geben, bei Antiochus III. und Antiochus IV. Ihr werdet meinen, jetzt sei das Ende da, aber passt auf, das Ende kommt nicht so schnell. Ihr müsst noch weiter kämpfen und durchhalten. Antiochus ist hartnäckig, er kommt noch einmal, und zum Schluss ein drittes Mal. Aber dann ist es das Ende.
Das bedeutet: Das Volk Gottes ist in Gefahr, zu schnell zu denken, das Ende dieses bösen Königs sei schon gekommen. Gott wird helfen und dem König und seinem Reich ein Ende setzen – aber noch nicht jetzt.
Es ist, als würde der Engel sagen: Ihr müsst aufpassen, das verzögert sich, der Kampf zieht sich hinaus. Ihr müsst durchstehen und ausharren. Es dauert 1290 Tage, sagt er in Kapitel 12.
Das zeigt, es geht nicht so schnell. Die praktische Anwendung für uns ist, dass wir nicht zu schnell begeistert sein dürfen. Vielleicht denken wir, jetzt greift Gott ein, aber er lässt den Kampf noch länger dauern.
Hier bezieht sich jemand auf die Zeit des Antiochus, nicht auf eine andere Zeit. Die Lektion, die wir lernen, können wir auf unser Leben und unsere Tage übertragen. In der Geschichte war Gottes Volk oft furchtbar bedrängt von Feinden. Es sah so aus, als ob die Feinde besiegt seien, doch dann wurde es noch schlimmer.
Das Ganze dient dazu, das Volk Gottes zum Ausharren aufzurufen. Durchsteht die Zeit!
Soweit dieser Überblick, bevor wir in die Verse einsteigen. Machen wir hier Pause?