Die Suche nach Erfüllung und das innere Vakuum
Ich weiß nicht, ob ihr den Satz kennt: Blaise Pascal, dieser französische Philosoph, hat einmal gesagt, in jedem Menschen gibt es ein Vakuum. Viele Menschen sind auf der Suche nach irgendetwas, mit dem sie dieses Vakuum, diese Unzufriedenheit, diese Leere, die sie verspüren, irgendwie ausfüllen können.
Er hat gesagt, Gott hat dieses Vakuum so geschaffen, dass es nur durch eines ausgefüllt werden kann, nämlich durch Gott selbst und die Beziehung zu ihm. Wir verwenden das manchmal in der Evangelisation. Menschen, die auf der Suche sind – das heißt: Das Einzige, was deine Suche wirklich befriedigen kann, das Einzige, was das Vakuum in dir ausfüllen kann, ist Gott selbst.
Ich glaube, die meisten von euch haben sich irgendwann entschieden, wirklich mit Gott zu leben. Meine Frage ist eine rhetorische, ich muss nicht alle Antworten hören: Ist das eure Erfahrung? Ist dieses Vakuum ausgefüllt worden?
Ich habe viele Christen gesehen, viele Leute, die gläubig geworden sind, viele, die euphorisch gestartet sind in ihr Leben als Christen. Doch wenn man sie eine Weile beobachtet, bekommt man irgendwann den Eindruck, dass sie wieder anfangen zu suchen. Dass sie plötzlich wieder Dinge suchen, mit denen sie diese kleine Unzufriedenheit in ihrem Leben ausfüllen können.
Dann fragt man sich: Stimmt es denn, dass diese Beziehung zu Gott dieses Vakuum ausfüllt? Denn nach einem halben Jahr, nach einem Jahr, nach drei oder sieben Jahren – viele gehen nicht vom Herrn weg. Sie lassen vielleicht die Beziehung zu Gott nicht los, manche schon. Aber trotzdem habe ich den Eindruck, dass viele Christen sich nach einer Zeit wieder auf die Suche machen. Dass sie wieder irgendetwas suchen, das ihnen Befriedigung bringt.
Das ist ganz unterschiedlich, je nach Typ. Manche suchen es in Musik, manche in Konzerten und Partys, wo sie Teil eines Ganzen sind, wo sie von der Stimmung eingefangen werden und so eine Befriedigung erleben, Teil eines größeren Ganzen zu sein. Manche suchen es im Fußballstadion, andere irgendwo anders. Und das sind alles keine verbotenen Dinge.
Aber ich frage mich manchmal: Stimmt es wirklich, dass Jesus reicht? Stimmt es wirklich, dass er die Suche in unserem Leben zu einem Ende bringt?
Ein Blick in die Gemeinde von Kolossä
Ich möchte heute mit euch einen kleinen Ausflug zu einer Gemeinde machen, von der ich glaube, dass sie genau dieses Problem hatte. Wir gehen ins Lykostal. Ich weiß nicht, ob ihr schon einmal dort wart. Heute besuchen wir eine kleine, wahrscheinlich relativ überschaubare Gemeinde in einer eher unbedeutenden Stadt. Ich glaube, es ist die unbedeutendste Stadt, an die im Neuen Testament ein Brief geschrieben wurde.
Aber zunächst kommt etwas, das vielleicht ein wenig trocken ist. Im Laufe des nächsten Jahres möchte ich ab und zu etwas über diesen Brief sagen. Deshalb möchte ich heute einige grundsätzliche Dinge zur Situation dieser Gemeinde und zu dem Brief erläutern. Zum Schluss werde ich dann auf die Frage zurückkommen, die ich gerade begonnen habe – die Frage dieses Briefes.
Es gibt Menschen, die sich sehr für den Hintergrund eines Textes interessieren: wer ihn geschrieben hat, wie die Umstände waren. Sie haben oft das Gefühl, dass sie den Text dadurch besser verstehen. Für diesen Teil nehme ich mir jetzt ungefähr zwanzig Minuten Zeit.
Andere finden das total langweilig, und das kann ich gut verstehen. Wenn du zu denen gehörst, die das langweilig finden, kannst du jetzt für zwanzig Minuten in den Schlafmodus schalten. Ich sage Bescheid, wenn der Abschnitt vorbei ist. Dann kannst du über Begegnungen nachdenken, die du diese Woche hattest, über Probleme mit deinen Kindern oder darüber, was du diese Woche kochen möchtest. Je nachdem.
Gut, ich sage Bescheid, wenn es wieder spannend wird – für alle, hoffe ich.
Die Entstehung und Lage der Gemeinde in Kolossä
Okay, ich möchte mit euch einen Ausflug nach Kolossä machen. Die Stadt liegt im Lykostal. Sie ist nicht die einzige Stadt aus dem Neuen Testament, die wir im Lykostal kennen. Aber Kolossä ist die einzige Stadt, an die ein Brief geschrieben wurde, den wir auch besitzen. Im Lykostal liegen außerdem noch Laodizea und Hierapolis, die relativ nah bei Kolossä liegen.
Zu der Zeit, als der Brief geschrieben wurde, waren Laodizea und Hierapolis etwas bedeutender als Kolossä. Einige Zeit nach diesem Brief wurde Kolossä durch ein Erdbeben vernichtet und nie wieder aufgebaut. Heute kann man dort nur noch einen großen Hügel sehen, unter dem sich alter Müll befindet. Ich glaube, es gibt inzwischen noch ein paar Ausgrabungen, aber nicht sehr viele, sodass es dort nicht viel zu sehen gibt.
Wie ist die Gemeinde entstanden? Wahrscheinlich entstand die Gemeinde zu der Zeit, als Paulus für drei Jahre in Ephesus war. Ephesus liegt ungefähr 160 Kilometer entfernt. Paulus selbst sagt in diesem Brief, dass er nie in Kolossä war. Er ist also nicht selbst dorthin gezogen, hat dort nicht evangelisiert und die Gemeinde nicht persönlich gegründet.
Im Neuen Testament, in der Apostelgeschichte, lesen wir, dass Paulus drei Jahre in Ephesus war. Das ist, wie gesagt, ungefähr 160 Kilometer entfernt. Dort erreichte er alle Menschen in der Provinz Asien mit dem Evangelium. Viele sind auch nach Kolossä gekommen. Wahrscheinlich hat Paulus auch viele Städte besucht, aber so weit ist er nicht gekommen.
Paulus kannte Leute aus dieser Gemeinde. Philemon zum Beispiel, der wahrscheinlich eine verantwortliche Person in der Gemeinde war, ist offensichtlich durch Paulus gläubig geworden. Wenn ihr wissen wollt, warum ich zu diesen Behauptungen komme, könnt ihr mich später gerne fragen.
Der eigentliche Gemeindegründer scheint ein gewisser Epaphras gewesen zu sein. Er war ein Mitarbeiter von Paulus und stammte wahrscheinlich selbst aus Kolossä. Wir können zwei Stellen dazu lesen.
In Kolosser 4,12 steht: „Es grüßt euch Epaphras, der von euch ist, ein Knecht Christi Jesu, der allezeit für euch ringt in den Gebeten.“ Paulus schreibt also an die Kolosser, dass Epaphras einer von ihnen ist, wahrscheinlich also aus Kolossä stammt. Er lässt sie grüßen und ringt für sie in seinen Gebeten.
Wenn man Kolosser 1 anschaut, findet man in Vers 5 die Aussage: „Ihr habt von dieser Hoffnung gehört, in dem Wort der Wahrheit, des Evangeliums.“ Danach folgen einige Sätze, und in Vers 7 heißt es: „So wie ihr gelernt habt von Epaphras, unserem geliebten Mitknecht, der ein treuer Diener Christi für euch ist und uns auch eure Liebe im Geist kundgetan hat.“
Offensichtlich haben sie das Evangelium von Epaphras gehört. Ob er bei Paulus in Ephesus immer in der Schulung war und dann zurück nach Hause ging, um die Leute zu evangelisieren, oder ob er jahrelang dort blieb und die Gemeinde aufbaute, weiß niemand genau. Aber er scheint verantwortlich zu sein für die Gemeindegründung und für einige, die in Kolossä gläubig wurden.
Wenn diese Einordnung stimmt und die Gemeinde zu der Zeit entstand, als Paulus nicht weit entfernt war, dann war die Gemeinde etwa sieben bis acht Jahre alt, als sie den Brief erhielt. Das ist gerade genug Zeit, um die erste Euphorie hinter sich zu lassen und sich mit den Realitäten des christlichen Alltags auseinanderzusetzen.
Entstehung und Übermittlung des Kolosserbriefes
Okay, so ist die Gemeinde entstanden. Wir wissen nicht viel darüber, aber ein bisschen schon. Wie dieser Brief zustande kam, wissen wir natürlich auch nicht genau. Wir können nur aus einigen Hinweisen im Text darauf schließen.
Paulus war zu der Zeit im Gefängnis. Er war ja öfter im Gefängnis, aber es gab verschiedene längere Zeiträume, in denen er inhaftiert war. Vermutlich war er im Gefängnis in Rom, und zwar zu einer Zeit, als seine Haft noch relativ locker war. Ganz am Ende der Apostelgeschichte steht, dass er in Rom inhaftiert wurde, bis die Gerichtsverfahren abgeschlossen waren. Er hatte sich auf den Kaiser berufen und durfte dabei in seinem eigenen Haus wohnen, allerdings unter Bewachung. Die Haft war also relativ locker. Er konnte sich zwar nicht frei bewegen, aber Besuch empfangen und so weiter.
Vermutlich entstand der Brief in dieser Zeit. Es könnte aber auch noch früher gewesen sein, in Caesarea. Dann wäre der Brief aus einer ganz anderen Richtung gekommen. Denn vorher war Paulus zwei Jahre in Caesarea verhaftet, bevor er sich auf den Kaiser berief und dann mit der großen Schiffsreise nach Rom kam. Irgendwo in diesem Zeitraum wurde der Brief geschrieben.
Gleichzeitig mit diesem Brief wurden wahrscheinlich noch mehrere andere Briefe transportiert. Und zwar von einem anderen Mitarbeiter von Paulus, dem Tychikus. Im Kolosserbrief heißt es zum Beispiel in Kolosser 4,7-8: „Alles, was mich angeht, wird euch Tychikus kundtun, der geliebte Bruder und treue Diener und Mitknecht im Herrn, den ich eben deshalb zu euch gesandt habe, damit er eure Umstände erfahre und eure Herzen tröste.“
Es kann nur sein, dass Tychikus ständig hin und her gefahren ist wie ein Postbote. Dann könnten die anderen Briefe bei einer anderen Reise mitgenommen worden sein. Zum Beispiel ist der Epheserbrief dem Kolosserbrief inhaltlich und im Aufbau sehr ähnlich. In Epheser 6,21 steht: „Damit aber auch ihr um meine Umstände wisst, wie es mir geht, so wird Tychikus, der geliebte Bruder und treue Diener im Herrn, euch alles kundtun, den ich eben deshalb zu euch gesandt habe, damit ihr um unsere Umstände wisst und eure Herzen tröste.“
Das ist genau die gleiche Formulierung. Außerdem gibt es viele weitere Ähnlichkeiten im Aufbau dieser Briefe. Daher sieht es so aus, dass Tychikus vom Gefängnis aus – entweder von Caesarea oder wahrscheinlich von Rom – in diese Region gereist ist, in die Provinz Asia. Er hatte den Epheserbrief dabei, der vielleicht gar nicht der Epheserbrief ist, sondern eher ein Rundbrief an diese Region war. Denn er ist sehr unpersönlich gehalten. Vielleicht ist das, was wir Epheserbrief nennen, ein Brief, der in verschiedenen Kopien an Gemeinden in dieser Region verteilt wurde.
Das Wort „an die Epheser“ in den ersten Versen steht in den ganz alten Handschriften normalerweise nicht drin. Gleichzeitig hatte Tychikus noch den Brief an die Kolosser im Gepäck. Dann zog er noch etwa 160 Kilometer weiter ins Lykostal. Dort hatte er offensichtlich noch einen Brief an die Laodizea dabei. Im Kolosserbrief steht nämlich, sie sollen auch den Brief an die Laodizea lesen, und die Laodizea sollen den Brief an die Kolosser lesen.
Außerdem hatte er noch einen ganz persönlichen Brief dabei. Ein Sklave war aus einem gläubigen Haus entlaufen und hatte sich aus irgendeinem Grund zu Paulus durchgeschlagen. Dort wurde er im Gefängnis bekehrt. Jetzt schickte Paulus ihn zurück nach Kolossä, wo er herkam, zu einem gewissen Philemon. Paulus hatte ein Begleitschreiben für Philemon verfasst, damit dieser den Sklaven freundlich aufnimmt, obwohl es möglicherweise vorher Ärger gab, weil er weggelaufen war. Paulus schrieb also einen sehr netten Brief an Philemon, der natürlich etwas privater ist als ein Gemeindebrief.
Herr Tychikus war also unterwegs in dieser Region und hatte mindestens vier Briefe dabei: den Epheserbrief, den Laodizeabrief, den Kolosserbrief und den Philemonbrief. Die meisten Informationen, auf denen dieser Brief aufbaut, hatte Paulus wahrscheinlich von Epaphras. Epaphras lässt Paulus grüßen – das hatten wir gerade gelesen.
Paulus war nie in Kolossä, er kannte nur Einzelne aus dieser Gemeinde, wie zum Beispiel Philemon. Die meisten kannte er wahrscheinlich nicht persönlich. Epaphras war einer, dem diese Gemeinde wirklich am Herzen lag. Wir lesen noch einmal in Kolosser 4,12: „Es grüßt euch Epaphras, der von euch ist, ein Knecht Christi Jesu, der alle Zeit für euch ringt in den Gebeten, damit ihr vollkommen und völlig überzeugt in allem Willen Gottes steht. Denn ich gebe ihm Zeugnis, dass er viel Mühe um euch hat, und die in Laodizea und die in Hierapolis.“
Epaphras war jemand, der wirklich für diese Gemeinde und die Geschwister gebrannt hat. Er betete viel, machte sich Sorgen und hatte Mühe um diese Leute. Epaphras war zu diesem Zeitpunkt gemeinsam mit Paulus im Gefängnis. Wie das dazu kam, wissen wir nicht. Vielleicht wollte er Paulus besuchen und wurde aus irgendeinem Grund verhaftet. Er konnte jedenfalls nicht selbst zurück nach Kolossä.
Im Philemonbrief schreibt Paulus: „Mein Mitgefangener“ – aus irgendeinem Grund war Epaphras also auch im Gefängnis. Wahrscheinlich hat er viel mit Paulus über diese Gemeinden und die Leute geredet. So viel, dass Paulus irgendwann das Bedürfnis hatte, ihnen selbst einen Brief zu schreiben und ihnen Dinge mitzuteilen, die er für wichtig hielt.
Außerdem hatte Paulus noch eine weitere Informationsquelle: Onesimus. Er stammte aus einem christlichen Haushalt, war aber wahrscheinlich noch nicht bekehrt, als er in Kolossä war. Wenn man aber die ganze Zeit in einem Haushalt eines vermutlich ältesten Mitglieds einer kleinen Hausgemeinde lebt, bekommt man vieles mit. Man weiß, wie die Leute predigen und wie sie zu Hause leben. Wahrscheinlich hatte Onesimus auch Kontakt zu den anderen Sklaven und Hausdienern in den anderen Familien, falls es in Kolossä noch wohlhabende Familien gab.
Das ist manchmal ganz spannend. Paulus hatte also nicht nur die Informationen von einem Prediger, der die Leute sonntags erlebt hat, sondern auch von einem ungläubigen Hausangestellten, der die Gläubigen im Alltag erlebt hat.
Das ist besonders interessant, wenn man liest, was Paulus über den Umgang von Herren mit ihren Sklaven schreibt, wie die Sklaven sich gegenüber ihren Herren verhalten sollen, wie Eltern mit ihren Kindern umgehen sollen und Männer mit ihren Frauen. Man hat beim Lesen immer das Gefühl, dass Paulus da wirklich Insiderinformationen hatte. Das steht aber erst in Kapitel drei.
Paulus hatte offensichtlich vieles im Kopf, was er den Geschwistern schreiben wollte.
Die Herausforderung durch Irrlehren in Kolossä
Was war die Situation? Was war eigentlich das Problem, um das es im Kolosserbrief geht? Die Kolosser hatten in ihrer Umgebung offenbar mit einer Irrlehre zu tun. Viel wurde darüber geschrieben und philosophiert, was genau das war, womit sie sich auseinandersetzen mussten. Ganz genau können wir das heute nicht rekonstruieren. Wahrscheinlich würde es auch wenig Sinn machen, weil niemand von uns jemals genau mit diesem Mischmasch aus Lehren zu tun hatte.
Paulus stuft das Ganze als Philosophie ein. Es war eine Mischung, die ich mit einem Fachbegriff aus der Gnosis umschreiben möchte. Gnosis ist eine griechische Philosophie, die erst etwa 150 Jahre später richtig aufblühte. Es ging um Grundideen, die heute vielleicht oberflächlich wirken. Wer sich auskennt, wird sagen, dass das, was ich erzähle, sehr vereinfacht ist. Aber das ist für heute Morgen ausreichend.
Diese Lehre vermittelte eine Art Geheimwissen. Man konnte verschiedene Stufen erreichen. Die Erfüllung bestand darin, innerlich eins zu werden mit dem Schöpfer und dem Universum. Das war die vollkommene Erfüllung, eine recht esoterische Vorstellung. Jesus wurde als die erste Stufe angesehen, als der Mensch gewordene Gott. Das war die erste Erkenntnisstufe Gottes.
Daneben gab es Engelwesen, die einen in weitere Geheimnisse einweihen konnten, um zur vollen Erkenntnis zu gelangen. So konnte man von einer Stufe zur nächsten aufsteigen, bis man letztlich Gott selbst innerlich erfasste und eins wurde mit dem Universum. Das ist eine sehr grobe Beschreibung.
Ein wichtiger Aspekt der Gnosis war das Erlangen von Wissen, von geheimem Wissen, das einen eine Stufe weiterbringt. Gnosis bedeutet Wissen, also ging es darum, geheime Erkenntnisse zu erlangen und darin eingeweiht zu werden.
In Kolossä war das Ganze interessant mit jüdischer Mystik vermischt. Offenbar gab es Leute, die sagten: „Um überhaupt Zugang zu diesen Sphären zu bekommen, solltet ihr euch beschneiden lassen, jüdische Feiertage einhalten und vielleicht Begegnungen mit Engeln haben.“ Solche Engelbegegnungen waren Bestandteil der jüdischen Mystik.
Man glaubte auch, dass Visionen ein Weg seien, um weiterzukommen auf diesen Stufen. Um solche Visionen zu erhalten, sei es gut, viel zu fasten. Askese war wichtig; man durfte nicht zu sehr auf irdische Bedürfnisse fixiert sein.
Es war also ein wilder Mix aus jüdischer Mystik, fernöstlicher Mystik, Esoterik und griechischer Philosophie. Für die Kolosser war das offenbar etwas, das einige beschäftigte. Sie dachten vielleicht, dass darin etwas Wahres steckte. Vielleicht hatten sie in Jesus nicht die volle innere Erfüllung gefunden. Vielleicht war das erst der erste Schritt, und es gab noch mehr.
Die Frage ist, warum sie darauf überhaupt ansprechbar waren. Ich glaube, das lag an einer gewissen Unzufriedenheit. Vielleicht wären wir für genau diesen Mix nicht empfänglich. Uns sprechen vielleicht andere Dinge an.
Deshalb entfaltet der Brief auch nicht im Detail, was genau diese Lehre war und wer sie lehrte. Die Antworten, die Paulus gibt, sind jedoch spannend. Ich glaube, sie sind auch heute noch sehr relevant – auch für uns.
Paulus schreibt in Kolosser 2,8: „Gebt acht, dass nicht jemand euch als Beute wegführe durch die Philosophie und durch eitlen Betrug nach der Überlieferung der Menschen, nach den Elementen der Welt und nicht nach Christus. Denn in ihm, in Christus, wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig.“ Paulus nimmt also direkt Bezug auf die Versprechung, man könne durch Philosophie irgendeine Fülle erlangen.
In Kolossä hatte das Ganze offenbar einen jüdischen Touch. Die Lehrer sagten, man müsse sich beschneiden lassen, jüdische Feiertage einhalten und Begegnungen mit Engeln haben. Fasten und Askese sollten helfen, die Visionen zu empfangen, die zu den höheren Stufen führen.
Dieser Brief zeigt, wie Paulus auf diesen wilden Mix aus jüdischer Mystik, Esoterik und griechischer Philosophie reagiert. Er warnt davor und stellt Christus als die wahre Fülle dar. Die Kolosser waren offenbar verunsichert und suchten nach mehr Erfüllung. Paulus gibt ihnen eine klare Antwort: Die wahre Fülle ist in Christus.
Diese Botschaft ist auch heute noch wichtig, denn viele Menschen suchen nach Erfüllung und sind offen für verschiedene Lehren. Paulus’ Antwort bleibt relevant: In Christus ist die ganze Fülle Gottes gegenwärtig.
Die Sorge um die Gemeinde und die geistliche Lage
Sowohl Epaphras als auch Paulus machen sich offensichtlich viele Sorgen um diese Gemeinde und die Geschwister dort. Für sie war es wirklich ein Kampf; sie haben sich ernsthaft Sorgen gemacht.
Wir haben das gelesen, noch einmal in Kolosser 4,12: Epaphras ringt allezeit in den Gebeten für euch. In Vers 13 heißt es: „Denn ich gebe ihm Zeugnis, dass er viel Mühe hat um euch.“ Paulus schreibt von sich selbst in Kapitel 2, Vers 1: „Denn ich will, dass ihr wisst, welch großen Kampf ich um euch habe und die in Laodizea, und so viele, die mein Angesicht im Fleisch nicht gesehen haben.“
In Kapitel 1, Vers 24 sagt Paulus: „Jetzt freue ich mich in den Leiden für euch und ergänze in meinem Fleisch das, was noch fehlt an den Drangsalen des Christus für seinen Leib, das ist die Versammlung.“ Paulus hat sich richtig Sorgen gemacht, und auch Epaphras hat sich wirklich Sorgen gemacht. Es war für sie mühsam, darüber nachzudenken und für diese Geschwister zu beten. Sie hatten Angst, dass einige von Christus weggehen und meinen, sie müssten den nächsten Schritt tun.
Interessant ist, dass offensichtlich noch gar nicht viel passiert ist. In Kapitel 2, Vers 5 schreibt Paulus: „Denn wenn ich auch im Fleisch nach Abwesen bin, so bin ich doch im Geist bei euch, mich freuend und sehend eure Ordnung und die Festigkeit eures Glaubens in Christus.“ Offensichtlich ist also noch nicht viel passiert. Dennoch spürt Paulus diese Unzufriedenheit. Er spürt, dass die Gemeinde empfänglich ist und dass manche angefangen haben, sich mit dem Zeug zu beschäftigen, das von außen in die Gemeinde hineingetragen wurde.
Obwohl alles äußerlich noch ganz gut aussieht – alle waren sonntags morgens zusammen, wahrscheinlich nicht ganz so viele wie hier – haben alle gesagt, sie glauben an Christus. Doch innerlich war spürbar, dass nicht mehr alles in Ordnung ist. Noch gab es mehr Grund zum Danken als zur Kritik, aber wie lange würde das so bleiben?
Vermutlich hat Paulus zwei Gruppen besonders im Blick, als er diesen Brief schrieb. Zum einen die, die sich mit diesen Dingen beschäftigen – das ist schon schlimm genug –, die irgendwo dafür angesprochen sind. Zum anderen die, die gerade nicht damit beschäftigt sind, also auch die Verantwortlichen in der Gemeinde. Aber auch diese spüren, dass eine Unzufriedenheit herrscht. Sie spüren, dass Leute sich mit Alternativen beschäftigen, und das belastet sie.
Wenn immer mehr Leute in der Gemeinde mit dem Glauben unzufrieden sind und die Verantwortung dafür empfinden, macht das auch sie nicht zufrieden oder glücklich. Paulus schreibt deshalb auch vieles an sie.
Einführung in den Kolosserbrief: Gemeinschaft und Dankbarkeit
Okay, zwanzig Minuten sind rum, wir können den Modus wieder umschalten und möchten mit euch einfach die ersten Verse lesen, wie Paulus das Thema bei den Kolossern angeht. Ich fange mal an zu lesen und sage ein paar Sachen dazu.
Paulus, Apostel Christi Jesu durch Gottes Willen, und Timotheus, die Brüder, den heiligen und treuen Brüdern in Christus, die in Kolosse sind: Gnade euch und Friede von Gott, unserem Vater.
Es ist ganz spannend. Ich werde nicht immer darauf eingehen, aber wir können mal darauf achten: Gerade am Anfang kennt Paulus die Leute ja gar nicht persönlich. Umso mehr bemüht er sich, ihnen immer wieder zu zeigen, dass sie Brüder sind und zusammengehören. Er schreibt den heiligen und treuen Brüdern, den treuen gläubigen Brüdern, und versucht sie immer einzubeziehen und zu sagen: Ja, ihr gehört dazu, ihr gehört zu uns, wir gehören zu euch. Wir sind eine Familie.
Wir danken dem Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus allezeit, indem wir für euch beten, nachdem wir gehört haben von eurem Glauben an Christus Jesus.
Das ist spannend, oder? Das sind Leute, die angefangen haben, an Jesus zu glauben. Und die nach ein paar Jahren unzufrieden werden – unzufrieden mit dem, was sie haben, unzufrieden mit ihrem eigenen geistigen Leben. Sie sagen: Diese versprochene Fülle in Gott empfinde ich nicht.
Paulus sagt: Wisst ihr, seit ich davon gehört habe, dass ihr gläubig seid, führt mich alles, was ich von eurem Glauben höre, dazu, für euch zu danken. Herr, ich bin dankbar für euren Glauben. Komisch, dass ihr nicht dafür dankbar seid – für den Glauben und für die Beziehung zu Gott, die ihr habt.
Und wir werden gleich noch sehen: Paulus schreibt in diesem Brief total viel von Dankbarkeit. Und das ist eigentlich das Thema heute, denn der erste Schlüssel, um mit Unzufriedenheit in unserem Leben als Christen fertig zu werden, ist, neu zu überlegen, dass es so vieles gibt, wofür wir dankbar sein können.
Paulus baut das Stück für Stück in seine ersten Sätze, in seine Einleitung, ein: Leute, ihr seid unzufrieden, überlegt mal, was ihr habt, überlegt mal, woher ihr kommt und was ihr habt. Ich bin dankbar für euren Glauben.
Wir danken nochmals, Vers 3: Wir danken dem Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus allezeit, dem wir für euch beten, nachdem wir gehört haben von eurem Glauben an Christus Jesus und der Liebe, die ihr zu allen Heiligen habt, wegen der Hoffnung, die für euch aufgehoben ist in den Himmeln, von der ihr zuvor gehört habt im Wort der Wahrheit des Evangeliums, das zu euch gekommen ist, wie es auch in der ganzen Welt fruchtbringend und wachsend ist, wie auch unter euch, von dem Tag an, da ihr es gehört habt und die Gnade Gottes in Wahrheit erkannt habt, so wie ihr gelernt habt von Epaphras, unserem geliebten Mitknecht, der ein treuer Diener Christi für euch ist und uns auch eure Liebe im Geist kundgetan hat.
Er nennt ihnen mindestens fünf Punkte, um dankbar zu sein.
Der erste Punkt ist schon genannt: Ihr habt einen Glauben an Jesus, für den andere dankbar sind – ich zum Beispiel, seit ich davon gehört habe. Das ist eigentlich ein Grund, dankbar zu sein.
Der zweite Punkt: Ihr habt Menschen, denen ihr wirklich am Herzen liegt – das ist Epaphras, sagt er. Der ringt für euch im Gebet, der hat euch das Evangelium gebracht, der hat euch geholfen zu verstehen, wer Gott ist, der ist ein treuer Diener Christi für euch.
Er sagt: Das ist doch verrückt, oder? Da gibt es Menschen, die könnten sicher etwas anderes mit ihrem Leben anfangen. Sie haben ihren Lebenssinn darin gefunden, euch etwas von Gott zu sagen und euch in eine Beziehung mit Gott zu bringen.
Überlegt mal, von wem ihr das Evangelium gehört habt. Überlegt mal, wer schon alles in euer Leben investiert hat. Wer euch neue Perspektiven für Gott eröffnet hat. Wer schon Zeit mit euch verbracht hat. Wer sein Leben in euer Leben investiert hat.
Paulus sagt: Ist es nicht ein Grund, dankbar zu sein, dass es einen Epaphras gibt, der euch so am Herzen liegt? Ist es nicht ein Grund, zu überlegen, ob ihr ihn wirklich frustrieren wollt? Klar, ihr könnt nicht bei diesem Glauben bleiben nur wegen ihm. Aber es ist ein Punkt, über den ihr nachdenken könnt.
Wollt ihr ihn wirklich frustrieren, indem ihr euch mit irgendwelchem Zeug beschäftigt, das sich hinterher vielleicht nicht als wertvoll erweist? Überlegt euch, ob das das wert ist oder ob es gut ist, für solche Menschen dankbar zu sein.
Er sagt: Wisst ihr, ihr seid reingekommen in eine weltweite Gemeinschaft. Ich bin so dankbar für eure Liebe zu allen Heiligen.
Wann habt ihr zum letzten Mal darüber nachgedacht, wie krass das ist, dass ihr Menschen habt, die zur gleichen Familie gehören wie ihr? Nicht nur hier in Kolosse, sondern auch in Laodizea, Hierapolis, Ephesus, Smyrna, Pergam, Korinth, Philippi, Rom, Jerusalem?
Habt ihr schon mal darüber nachgedacht, was das bedeutet? Überall, wo ihr hinkommt, findet ihr Menschen, die sagen: Hey, willst du nicht bei mir wohnen? Wir sind doch Brüder!
Ihr sagt: Ist das nicht krass? Ihr seid nicht nur zu Gott gekommen, ihr seid in die Gemeinschaft der Heiligen gekommen, ihr seid in eine neue Familie aufgenommen worden. Schon Grund genug, dankbar zu sein, oder?
Dann sagt er ihnen: Ja, und ihr habt das Evangelium gehört. Und das ist doch spannend, oder? Dieses Evangelium.
Was sagt er über dieses Evangelium? Ende von Vers 5: Das Wort der Wahrheit des Evangeliums, das zu euch gekommen ist, wie es auch in der ganzen Welt fruchtbringend und wachsend ist, wie auch unter euch, von dem Tag an, da ihr es gehört habt und die Gnade Gottes in Wahrheit erkannt habt.
Schon eine gewaltige Botschaft, oder? An die ihr da glaubt.
Wann habt ihr zum letzten Mal darüber nachgedacht, dass ihr ein Evangelium habt, das sich in eurer Mitte ausgebreitet hat? Ihr habt in den paar Jahren, in denen ihr gläubig seid, erlebt, wie das Evangelium neue Menschen erfasst hat, wie es das Leben von Menschen verändert hat.
Unter euch ist es fruchtbringend und wachsend, aber es ist nicht nur unter euch fruchtbringend und wachsend, sondern in der ganzen Welt. Ihr hört ständig von Leuten, mit denen ihr zu tun habt, dass an neuen Orten Gemeinden gegründet worden sind, dass in neuen Ländern Gemeinden gegründet wurden, dass es Frucht bringt, dass es Leben verändert bei Menschen in ganz verschiedenen Kulturen.
Und ihr habt dieses Evangelium gehört und lebt mit diesem Evangelium.
Wann hast du zum letzten Mal mit Begeisterung gelesen, dass es Erweckung gibt in China? Gut, es war ein Kolosser, die wussten noch nicht viel von China, aber dass es Erweckung gibt in Mazedonien.
Er sagt: Das ist doch total was Gewaltiges, an so einem Werk beteiligt zu sein, so ein Evangelium zu glauben, das überall, wo es hinkommt, Frucht bringt und wächst, sich ausbreitet und Menschen verändert.
Das ist schon ein Grund, dankbar und begeistert zu sein, oder? sagt Paulus.
Und dann sagt er: Wir haben das gelesen, ich lese noch mal Vers 4: Nachdem wir gehört haben von eurem Glauben an den Herrn Jesus Christus und der Liebe, die ihr zu allen Heiligen habt, und jetzt steht: Wegen der Hoffnung, die für euch aufgehoben ist in den Himmeln, von der ihr zuvor gehört habt in der Wahrheit des Evangeliums.
Paulus sagt: Zum Teil lieben wir einander, weil wir die gleiche Hoffnung haben. Manche Leute liebe ich nur, weil ich weiß, dass ich in der Ewigkeit mit ihnen für so viele Millionen Jahre auskommen muss. Nein, so hat er das nicht gemeint, aber er sagt: Die Liebe, die ihr habt, ist wegen der Hoffnung, die für euch aufgehoben ist.
Ihr habt eine gemeinsame Hoffnung, ihr habt eine gemeinsame Erwartung. Ja, vielleicht bist du manchmal unzufrieden auf dieser Erde, aber weißt du, sagt Paulus, die Erfüllung ist nicht auf dieser Erde.
Und wenn dir jemand versprochen hat: Bekehr dich, und dann wird dein Leben auf dieser Erde schön erfüllt und ohne Probleme, dann hat er dich angelogen. Das haben wir dir bestimmt nicht gesagt, oder fast auch nicht.
Aber es ist nur ein Anfang, und ihr habt hier eine Erfüllung in Christus, aber ihr habt eine Hoffnung mit allen Gläubigen gemeinsam, die weit, weit darüber hinausgeht.
Also sind in diesen ersten Versen 3 bis 8 mindestens fünf Punkte, wo er ihnen sagt: Da könnt ihr dankbar für sein.
Ich bin dankbar für euren Glauben – seid ihr dankbar dafür? Ihr habt eine ewige Hoffnung. Ihr seid in eine Gemeinschaft, eine weltweite Gemeinschaft von Gläubigen, aufgenommen worden. Ihr habt Leute, die ihr Leben in euch investieren. Und ihr habt ein Evangelium, das fruchtbringend ist und wächst und begeisternd ist.
Er wird ihnen viel schreiben in diesem Brief, auch von diesen seltsamen Lehren, und er wird ihnen viel, viel schreiben von Christus. Aber am Anfang schreibt er ihnen in seiner Einleitung viele Dinge, für die sie dankbar sein können.
Und es ist nicht das einzige Mal, dass er über Dankbarkeit spricht.
Wir haben irgendwann mal über das Gebet von Paulus im Kolosserbrief gesprochen, Vers 9 bis 13, 14. Dort ist sein letztes und größtes Gebetsanliegen, dass er für sie betet, damit sie dankbar sind – Vers 12.
Er sagt vorher: Deshalb hören auch wir nicht auf, von dem Tag an, da wir es gehört haben, für euch zu beten und zu bitten. Dann kommen Gebetsanliegen, und sein letztes Gebetsanliegen in Vers 12 ist: Dass ihr Leute seid, die danksagend sind dem Vater.
Und dann kommen wieder ganz viele Dinge, für die man dankbar sein kann.
Paulus sagt: Ich bete darum, dass ihr dafür einen Blick habt und dankbar dafür seid – danksagend, dass ihr danksagende Leute seid, dankt dem Vater, der uns fähig gemacht hat zum Anteil am Erbe der Heiligen im Licht, der uns errettet hat aus der Gewalt der Finsternis.
Kannst du dich überhaupt noch erinnern, wie dein Leben vorher war? Dass du nicht wusstest, wofür du eigentlich lebst, wie Leute, die im Dunkeln sind? Dass du gemerkt hast, dass du Dinge falsch machst, aber es am liebsten im Dunkeln gelassen hast? Dass du nicht wolltest, dass Leute zu genau in dein Leben hineinschauen?
Und empfindest du noch den Unterschied, im Licht zu leben, mit einem Gott zu leben, der sagt: Dafür lohnt es sich zu leben, so ist das Leben, das ist wichtig. Und zu dem du kommen kannst mit deinem Versagen, um einfach offen zu sagen: Das ist Mist. Und Vergebung zu erfahren und ganz neu anzufangen. Nicht Dinge im Dunkeln lassen zu müssen, sondern im Licht leben zu können.
Empfindest du den Unterschied eigentlich noch oder hast du vergessen, wie das vorher war?
Ich bete für euch, dass ihr Gott neu dafür dankt, wie euer Leben ist.
Paulus sagt, dass man beten kann und dass das so einen Unterschied macht.
Habt ihr vergessen, wie es war, als ihr vorher allein zurechtkommen musstet? Mit all euren Beziehungen, ohne das mit einem Gott besprechen zu können, der viel mehr Durchblick hat als ihr? Habt ihr das echt vergessen, dass ihr unzufrieden geworden seid in eurem Leben mit Gott?
Ich bete darum, dass ihr dankbar seid, der uns versetzt hat in das Reich des Sohnes seiner Liebe – zu jemandem zu gehören, der von Gott geliebt wird und irgendwie in diesem Licht der Liebe Gottes zu stehen.
Gott liebt uns selbst, ja, aber Paulus sagt: Wisst ihr, wen Gott am meisten liebt, der Vater? Er liebt am meisten seinen Sohn. Und wenn ihr ganz nah bei seinem Sohn seid, dann bekommt ihr so diese volle Breitseite der strahlenden Liebe Gottes ab, mit der er seinen Sohn liebt.
Ihr seid versetzt in das Reich des Sohnes seiner Liebe.
Seid ihr noch dankbar dafür, dass ihr die Liebe Gottes erlebt in eurem Leben, indem wir die Erlösung haben, die Vergebung der Sünden?
Paulus sagt: Ich bete darum, dass ihr nicht vergesst, dankbar zu sein für die Sündenvergebung – für die Sünden aus eurem alten Leben und auch für die Sünden, in die ihr jetzt noch fallt.
Erst sagte er ihnen mindestens fünf Punkte, für die sie dankbar sein können, und dann sagte er ihnen noch mal drei bis vier Punkte, und er sagte: Ich bete darum, dass ihr dafür auch dankbar seid.
Er sagt, Dankbarkeit würde so einen Unterschied machen in eurem Leben und im Leben eurer Gemeinde.
Kapitel 2, Vers 7, ich lese ab Vers 6:
Wie ihr nun den Christus Jesus, den Herrn, empfangen habt, so wandelt in ihm, gewurzelt und auferbaut in ihm und befestigt im Glauben, so wie ihr gelehrt worden seid, überströmt darin mit Danksagung.
Er sagt: Wie ihr angefangen habt, wie euer Leben mit Christus angefangen hat, lebt weiter, wachst darin, zieht Wurzeln, seid überströmt wie mit Dankbarkeit – dankbar zu sein.
Kapitel 3, Vers 15:
Paulus schreibt darüber, dass es schwierig ist, in der Gemeinde mit verschiedenartigen Leuten auszukommen – mit Leuten, mit denen man normalerweise keinen Umgang hatte. Das sind Leute aus verschiedenen Schichten: Sklaven und Freie, Herren und Frauen, alle ganz verschieden.
Manche aus ganz abgelegenen Gegenden wurden als Sklaven eingeschleppt, da hat man darüber diskutiert, ob das überhaupt Menschen sind.
Er sagt: Ihr gehört alle zusammen.
Und dann sagt er, ich lese mal Vers 14:
Zu diesem Allem aber zieht die Liebe an, die das Band der Vollkommenheit ist, und der Friede Christi regiere in euren Herzen.
Hier geht es um den Frieden miteinander, zu dem ihr auch berufen worden seid, in einem Leib. Ihr gehört alle zusammen.
Und dann als letztes zwei Worte in diesem Abschnitt: Seid dankbar.
Seid dankbar für diese Gemeinschaft, auch wenn es manchmal schwierig ist, dass der andere so anders tickt als ich.
Und seid dankbar.
In Vers 17 heißt es:
Und alles, was immer ihr tut, im Wort und im Werk, alles tut im Namen des Herrn Jesus, danksagend Gott dem Vater durch ihn.
Kapitel 4, Vers 2:
Verharrt im Gebet und wacht darin mit Danksagung.
Und er haut immer wieder auf diesen Nagel: Ihr habt Unzufriedenheit in eurem Leben. Wie wäre es, wenn ihr euch überlegt, was ihr alles für Schätze habt in Christus und wenn ihr neu dankbar werdet?
Paulus sagt einmal, dass er selbst dankt, und sagt ihnen fünfmal, dass sie dankbar sein sollen in diesem Brief.
Im Epheserbrief, der zur gleichen Zeit geschrieben wurde und sechs Kapitel hat, sagt er einmal, dass sie dankbar sein sollen.
Also scheint das ein Punkt zu sein im Kolosserbrief: Seid dankbar.
Dankbarkeit als Schlüssel zum erfüllten Leben
Und das wünsche ich euch und uns: Die Gefahr ist, glaube ich, groß, dass sich große und kleine Unzufriedenheiten in unserem Leben als Christen einschleichen. Es hat sich nicht alles geändert, was wir hoffen, dass es sich ändert. Wir empfinden gefühlsmäßig nicht immer die Erfüllung, die wir empfinden wollen.
Manche suchen nach neuen Perspektiven. Es gibt religiöse und esoterische Angebote. Die einen sagen: Dir fehlt noch eine Geistestaufe, dann bekommst du sie, und dann erlebst du die Fülle. Andere sagen, es gibt nur noch besondere Geheimnisse, die du von besonderen Menschen erfahren kannst. Wieder andere behaupten, Fasten und Visionen würden dich weiterbringen.
Die meisten von uns geben es einfach auf und sagen: Dann muss ich mich halt auf anderen Gebieten selbst belohnen, wenn schon das Leben mit Christus mich nicht erfüllt.
Paulus sagt, und das ist nur der erste Punkt dieses Briefes: Sei dir bewusst dankbar für die Veränderung deines Lebens, die du schon erlebt hast, weil du Gemeinschaft mit dem lebendigen Gott haben kannst. Sei dankbar, dass du beten kannst. Sei dankbar für die weltweite Gemeinschaft. Sei dankbar für die ewige Hoffnung, die du hast. Sei dankbar für das Evangelium und seine Wirkung. Sei dankbar für die Menschen, die Gott dir geschickt hat. Sei dankbar für die Vergebung, die du erfährst.
Ich wünsche mir, dass wir einfach nach Hause gehen und du dir irgendwann Zeit nimmst, vielleicht die Verse noch einmal zu lesen. Und darüber nachzudenken, welche großen Dinge es gibt und welche großen Veränderungen in deinem Leben eigentlich passiert sind, für die du dankbar sein könntest.
Nimm dir einfach mal zehn Minuten, um Gott dafür zu danken. Denke nicht über die Unzufriedenheiten und die mangelnde Erfüllung nach, die du vielleicht in deinem Leben empfindest, sondern über das, was du in Gott geschenkt bekommen hast.
Erfülltes Leben trotz unerfüllter Wünsche.