Bitte nehmen Sie die Bibel zur Hand, Hebräer 10. Wir haben nur ein Wort aus Hebräer 10, Vers 5, aber ich möchte Ihren Blick noch auf die Verse davor lenken. Dort ist ein Zitat aus Psalm 40.
Ich lese nun dieses Zitat aus Psalm 40, wie es in Hebräer 10,5 angeführt ist:
„Opfer und Gaben hast du nicht gewollt. Das spricht der Beter zu Gott: ‚Einen Leib hast du mir bereitet. Brandopfer und Sündopfer gefallen dir nicht.‘“
Dieses Zitat steht also schon im Alten Testament. Weiter heißt es:
„Da sprach ich: Siehe, ich komme. Im Buch steht von mir geschrieben, damit ich deinen Willen tue.“
Zuerst hatte er gesagt: „Opfer und Gaben, Brandopfer, Sündopfer hast du nicht gewollt, sie gefallen dir auch nicht“, obwohl sie doch nach dem Gesetz geopfert werden. Dann aber sagte er: „Siehe, ich komme, damit ich deinen Willen tue.“ Damit hebt er das erste auf, um das zweite in Kraft zu setzen.
Das erste sind Brandopfer, also der ganze religiöse Betrieb am Altar des Tempels. Das zweite ist der Wille Gottes, der jetzt in Kraft gesetzt wird.
Und jetzt kommt das Wort, über das ich heute predigen will:
„Nach diesem Willen sind wir ein für allemal geheiligt durch das Opfer des Leibes Jesu Christi.“
Die Bedeutung des Willens im Opfer Jesu Christi
Wer hilft uns, das Leiden Jesu richtig zu verstehen? Armin.
Die Großen unter uns – das sind die Helden. Leute, die Großes leisten. Zum Beispiel jemand, der mit einem kleinen Segelboot monatelang auf den Weltmeeren eine Erdumrundung macht und später erzählt, wie er in wilden Stürmen durchgehalten hat – das ist ein Held.
Oder vielleicht eine Frau, die jahrelang mit einer unheilbaren Krankheit lebt und sich nicht unterkriegen lässt – eine Heldin. Oder ein Sportler wie Reinhold Messner, der auf den höchsten Berg der Welt steigt und dann sagt: „Ich hatte Angst, ich bin auf allen Vieren gekrochen, aber dann habe ich mir vorgenommen, nicht aufzugeben. Ich musste wieder herauskommen.“
Menschen, die die Gefahr sehen, aber trotzdem auf sie zugehen und sie überwinden, die Selbstvertrauen haben und einen unbeugsamen Willen zeigen – für Angsthasen ist da nichts zu holen. Solche Leute bewundern wir zu Recht. Das sind die Großen in unserer Welt.
Und jetzt verstehen Sie, warum uns die Passionsgeschichte in unserer Welt so wenig bedeutet? Es geht uns allen so: Wir stehen davor und sagen uns, was soll das für mich sein? Das ist nichts für mich. Ich kann mich dafür nicht begeistern. Es ist nichts Erhebendes, nichts, das mich berauscht. Im Gegenteil: Jesus siegt nicht. Jesus lässt die Feinde an sich scheitern – nein, das Gegenteil passiert.
Er kommt unter die Räder. Er wird überfahren. Am Ende hängt er tot am Kreuz, und die Feinde lachen und sagen: „Wir haben es geschafft, wir haben ganze Arbeit geleistet.“ Das bedrückt uns.
Wir sehen in der Passionsgeschichte, dass das Böse, das Unheimliche, das Finstere in unserer Welt siegen kann. Das ist nichts Tröstliches, das ist beängstigend, erschütternd und unheimlich. Darum passt die Passionsgeschichte wirklich nicht in unser Denken und nicht in unsere Zeit.
Wenn Sie sich ein Bild in Ihr Zimmer hängen wollen, dann suchen Sie sich ein Bild von einem Helden. Das spornt uns zu großer Leistung an, das begeistert uns und berauscht uns.
Aber das Bild des Mannes, der Schmerzen am Kreuz leidet – das ist sehr bedrückend. Je mehr man darüber nachdenkt, desto trauriger wird man. Und man wird schwermütig.
Die Überwindung des eigenen Willens durch Jesus
Jetzt muss ich doch an dieser Stelle sagen: Genau an dieser Stelle war es für viele von uns genauso. Wir haben dann erkannt: Nein, da ist etwas Großes geschehen im Opfer Jesu, das alle großen Heldentaten weit in den Schatten stellt.
So wird das Bild von Jesus mit seinen Wunden zu einem tröstlichen Bild. Wir sehen und erkennen es so vor uns, dass wir in Augenblicken, in denen wir mutlos oder verzweifelt sind, auf ihn schauen und neue Kraft schöpfen. Wir bekommen Mut in Stunden der Krankheit.
Das will ich immer vor Augen haben, auch wenn ich einmal in der letzten Todesqual liege. Denn dann gibt es nichts Ermutigendes, nichts Stärkendes mehr. Da wird erzählt, wie man der Macht der Finsternis trotzen kann. Wenn die letzte große Kampfsituation auf jeden von uns zukommt, da müssen Reinhold Messner und der Weltumsegler passen. Auch der Patient, der einer unheilbaren Krankheit trotzen muss, muss passen.
Aber mit Jesus kann man überwinden. Deshalb muss ich heute an dieser Stelle über den Willen reden. Das steht ja in dem Wort, das ich als Predigttext ausgesucht habe. Ich will meine Predigt überschreiben mit: Nicht wie ich will. Jesus lässt sich seinen eigenen Willen durchstreichen.
Wir haben gerade festgestellt, dass wir Menschen uns an einem starken Willen freuen. Wer einen starken Willen hat, ist ein Mann, ein Tipp, der in der Welt Erfolg hat und weiterkommt. Menschen, die willensstark sind, verändern die Geschichte. Sie schaffen Großes und sind nicht bloß Statisten auf der Weltbühne.
Friedrich Schiller sagt in Wallenstein: „Des Menschen Wille ist sein Glück.“ Wer einen Willen hat, kann seine Persönlichkeit entfalten. Das spornt uns an zu großen Taten und Leistungen. Wir sagen sicher nicht zu Unrecht: Wo ein Wille ist, da ist ein Weg.
Ich verstehe, dass wir uns alle daran stoßen: Warum lässt sich Jesus seinen Willen durchstreichen? Das hat die Feinde des christlichen Glaubens immer wieder dazu verleitet, Christen anzugreifen, zu verspotten und zu verlachen. Sie sagen: Ja, die Christen sind willenlose Typen, ganz schwach, sie haben nichts.
Es ist richtig, dass Jesus seinen Willen durchstreichen ließ. Und es wird erzählt — ich habe das vorher verlesen — wie schwer es Jesus fiel. Jesus hat auch einen eigenen Willen. Der Schweiß läuft ihm von der Stirn.
Warum? Warum kann Jesus bis ins Zittern kommen? Das ist das Unheimlichste, wenn uns der Wille durchgestrichen wird. Ich verstehe, dass viele Menschen auch vor dem Schritt des Glaubens Angst haben. Sie spüren, dass da etwas von ihnen gefordert wird, das sie hergeben müssen.
Vielleicht tröstet sie in diesem Augenblick, dass sogar Jesus zittert. Sein Schweiß läuft von der Stirn herunter, weil es eine schwierige Operation ist, seinen Willen aufzugeben und zu sagen: Vater, Vater.
Der Kampf des Willens in der Passionsnacht
Das muss hier ganz klar sein: Christen sind keine willenlosen Menschen. Sie sind keine charakterlich schwachen Personen, die sich einfach allem fügen könnten. Das sieht man an dieser Geschichte in Gethsemane ganz deutlich. Auch Jesus hatte einen starken, mächtigen Willen. Aber Gott führt uns an Punkte, an denen wir unseren Willen aufgeben müssen.
Warum eigentlich? In dieser Nacht ging es um eine Bewährungsprobe, die viele vielleicht gar nicht kennen. Manche jedoch schon. Es ging um ein Ringen mit den Mächten der Finsternis, und das zeigt die Passionsgeschichte. Es gibt Teufelsmächte und die Macht der Finsternis, und in dieser Nacht waren sie besonders aktiv.
Als Jesus mit seinen Jüngern in den Garten ging, waren die Jünger zuversichtlich. Sie sagten zu Jesus: „Auf uns kannst du dich verlassen. Wir werden dir heute Nacht zeigen, wie treu wir dir sind.“ Jesus warnte sie jedoch und sagte: „Ihr werdet euch heute Nacht an mir ärgern.“ Doch sie antworteten ihm: Petrus war vorneweg und sagte: „Wir werden uns doch nicht an dir ärgern. Wir werden für dich eintreten.“
Als Jesus sagte, dass ihm in dieser Nacht Schlimmes widerfahren würde, entgegnete Petrus: „Das darf nie wieder geschehen. Wenn alle anderen an dir irre werden, ich will es nicht.“ (Matthäus 26). Petrus war ein willensstarker Mann. Er war entschlossen, handelte schnell und war zu großen Taten fähig. Ein Mann, wie er in unserer Welt oft Großes erreicht.
Doch in dieser letzten Bewährungsprobe vor der Macht der Finsternis erliegt unser Wille. Verstehen Sie, warum die Passionsgeschichte so tröstlich ist? Ich bin dankbar, dass im Neuen Testament steht, dass auch diese starken Glaubensmänner mit ihrem Willen gescheitert sind. Ich selbst bin auch schon oft gescheitert. Das gibt mir Trost, weil meine Not dadurch angesprochen wird.
Andere reden immer von der großen Möglichkeit unseres Willens. Man müsse nur wollen, dann könne man sein Leben ändern. Das hört man heute oft, auch von Menschen, die in der Sucht leben: „Du musst nur wollen, wenn du es richtig willst, kannst du alles ablegen.“ Das ist aber nicht wahr.
Es gibt keinen Menschen auf dieser Welt, der nicht an seinem Willen Schiffbruch erlitten hat. Selbst starke Männer wie Petrus mussten vor den Angriffen und Versuchungen des Teufels passen. Schauen Sie sich diese wackeren Männer an. Nicht, dass wir darüber spotten, sondern sie sind ein Bild von uns. Sie lagen unter den Büschen in Gethsemane, und Jesus bat sie: „Ich bitte euch, betet! Ihr könnt diese schweren Stunden nur überwinden.“
Die Versuchungen kann man nur mit Gebet überwinden, wenn man auf Gott baut. Es ist töricht zu meinen, man könne Versuchungen allein meistern. Doch was machen die starken Männer? Sie schlafen in dieser wichtigen Stunde ein und versagen völlig. Sie sind in dieser Stunde unbrauchbar. Sie können Jesus keinen Beistand geben.
Dann geht Jesus hinüber, legt den Finger auf die Wunde und sagt: „Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach.“ Diese Worte hat Petrus später im Römerbrief ausführlich entfaltet. Auch im Christenleben ist es nicht anders als im Leben aller anderen Menschen.
Wir wollen so gerne gut sein, das Rechte, Edle und Feine tun, aber wir schaffen es einfach nicht. In uns ist ein Widerstand, der das verhindert. Das sind schöne Pläne, die man als Idealist spinnen kann: „Ich will mein Leben so führen, ich habe da Pläne.“ Das hat aber nichts mit Christsein zu tun.
Es ist unser großes Vorrecht, dass wir vor Jesus über diese Not sprechen dürfen. Wahrscheinlich haben wir mit keinem anderen Menschen so offen über unsere Schwäche gesprochen. Wir sind willensschwache Menschen. Nicht bei kleinen Entscheidungen, wie zum Beispiel, ob wir heute Mittag spazieren gehen oder welchen Beruf wir ergreifen – da können wir stark sein.
Aber wenn es um den Sieg über das Böse geht, wenn der Teufel versucht und wir wissen, wie oft das geschieht, dann sind wir willensschwach. Dann hängen wir an unseren Begierden und können uns nicht lösen. Dann sind wir erbärmliche Gestalten.
Oft übergehen wir diese Schwäche mit großen Worten. Die Geschichten des Evangeliums erzählen keine Heldengeschichten, sondern berichten von der Not der Menschen. Verstehen Sie, warum zerbrochene Menschen in großen Scharen zu Jesus liefen? Und warum andere, die selbstgerecht waren, nicht zu ihm fanden?
Das war eine Ermutigung für Dirnen, die oft gestolpert waren. Eine Ermutigung für Ehebrecher, für diese willensschwachen Frauen. Für gescheiterte, geldgierige Menschen war es eine Hoffnung. Jesus schreibt uns nicht einfach ab und gibt uns nicht nur Schulterklopfer-Sprüche, wie sie Pädagogen aller Zeiten geben.
„Du musst nur wollen“ – das hat Jesus nie gesagt. Diese Forderung ist verlogen, sie ist Betrug. Damit werden Menschen kaputtgemacht. Wie oft reiten wir auf unseren jungen Leuten herum und erzählen ihnen, sie müssten nur wollen, dann klappt das schon. Das stimmt aber nicht, wenn es um die wirklichen Herausforderungen geht.
Auch in unserem Leben geschieht das fast täglich: Angriffe des Bösen lähmen uns bis tief ins Herz hinein. Viele im Neuen Testament hatten kein neues Leben. Sie wollten, aber sie konnten nicht. Das ist bis heute unsere Not.
Da helfen keine frommen Sprüche und keine heiligen Schlüsse. Jesus zeigt, wie schwer es ist, den eigenen Willen aufzugeben. Er sagt: „Vater, ich kann es ja gar nicht. Nicht ich will.“ Sogar der Sohn Gottes hat sich in diese Tiefe gegeben und geht uns diesen Schritt voraus.
Das ist eine Entthronung für uns stolze Menschen: Vor Gott, dem Vater, frei zu sagen: „Nicht ich, nicht mein Wille, Vater.“ Ich schaffe es nicht mit meinem Leben. Ich kann es nicht. Ich bin ein Gestrandeter und ein Gescheiterter.
Die Hingabe an Gottes Willen als Weg zum Frieden
Jesus verschreibt sich ganz dem Willen des Vaters. Das wird besonders deutlich in der Passionsgeschichte. Christen sind keine willenlosen Menschen, die sich von anderen treiben lassen. Es ist wichtig, das klar zu sagen.
Manche denken vielleicht, das sei zu viel verlangt. Doch es geht nicht darum, keinen eigenen Willen zu haben. Die Menschen sind nicht einfach willenlos oder schwach. Entweder haben wir einen eigenen Dickkopf, mit dem wir gegen die Macht des Teufels nichts ausrichten können, oder wir verschreiben uns ganz dem Willen Gottes.
Dann beherrscht Gottes Wille unser Leben. Das wird besonders groß sichtbar in dem Gebet Jesu in Gethsemane. Jesus sagt nicht: „Wie ich will“, sondern: „Wie du willst, Vater.“ Gott hat einen starken, unbeugsamen Willen. Der Wille Gottes wird sein Ziel erreichen.
Es ist schlimm, wenn Menschen mit Gottes Willen in ihrem Leben zusammenstoßen. Das kann eine solche Karambolage sein, von der sie sich nie mehr erholen. Wenn Gott einen Plan für ihr Leben hat und sie dagegen streiten, sagt Gott: „Ich habe einen Willen.“ Wenn Menschen ihren eigenen Kopf durchsetzen wollen, ihre Lust, ihre Befriedigung oder ihr Recht, führt das zu Unglück.
Gott wird von seinem Willen nicht abrücken. Sein Plan für unser Leben bleibt bis ans Ende. Und wir müssen uns einmal vor diesem Plan Gottes am Jüngsten Tag rechtfertigen.
Darum ist es so groß, wie Jesus kapituliert und sagt: „Vater, ich will mich deinem Willen hingeben.“ Er weiß, dass in dieser Nacht der Dunkelheit, in der die Mächte der Hölle los sind, nur der Vater ihn retten kann. Nur der Vater birgt ihn.
Jesus betet: „Vater, dir ist alles möglich. Nicht wie ich will, sondern wie du willst.“ Es ist schade, dass viele immer meinen, Gottes Wille sei etwas Schlimmes. Ich denke an junge Leute, mit denen ich spreche. Sie wollen sich nicht so leicht ausliefern, sie wollen sich nicht vor Gott beugen. Sie haben Angst, ihr Leben werde ihnen gestohlen. Sie denken, sie würden die Freude verlieren.
Doch genau das Gegenteil ist der Fall. Sie verlieren die Lebenserfüllung, die noch nicht gewachsen ist. Wenn sie sich in Gottes Willen hineingeben, dann kommt der große Friede.
Diesen Schritt geht Jesus vor in dieser unheimlichen Nacht. Daher das Zagen und Zittern Jesu, als er sagt: „Vater, nicht mein Wille, sondern dein Wille geschehe.“ Und da wurde Jesus ruhig.
Im Leben kommen Menschen nur dann zur Zufriedenheit, wenn sie sagen: „Vater, ich will nicht mehr meinen eigenen Kopf, ich will nur noch deinen Willen leben.“ Das ist die Burg, in die sie sich zurückziehen können vor den Angriffen.
Das Schlimme ist nur, dass viele Menschen zwischendrin leben. Sie haben ihren eigenen Kopf, haben aber noch nie Ja zu Gottes Willen gesagt.
Wissen Sie, dass das Predigtthema Jesu immer war: „Wacht auf, bekehrt euch!“ Sagt Ja zu Gottes Willen! Ich verstehe nicht, warum so viele Christen davor Angst haben, das zu hören. Sie leugnen es und meinen, das sei ein Sonderthema von ein paar frommen Leuten.
Aber im Neuen Testament ist das ein zentrales Thema: Macht eine Kehrtwendung und liefert euch dem heiligen Willen Gottes aus!
Wenn ich immer davorstehe und diesen Schritt nicht in einem klaren, bewussten Ja sage, bleibt mein Leben ein ständiges Wundern. Ich komme nie zum Frieden.
Das zeigt auch der Augenblick bei Jesus, als er ganz ruhig wird und sagt: „Vater, jetzt wird es richtig. Dein Wille soll auch mich bestimmen.“ In dieser dunklen Nacht will er nicht mehr nach seinem Gefühl urteilen, nicht mehr nach seinem eigenen Willen. Er will sich mit Haut und Haaren Gott verschreiben.
Gottes Plan und die Einladung zur Hingabe
Was hat Gott von Anfang an gewollt? Seit der Erschaffung der Welt hat Gott große Pläne. Was Gott will, ist oft schwer in Worte zu fassen. Diese schöne Welt mit Bergen und Seen, die Menschen und die Tiere – all das ist aus Gottes Willen entstanden. Diese wunderbare Schöpfung ist Gottes Werk, und er hat herrliche Pläne für ihr Leben.
Wenn man Gottes Willen Raum gibt, wird man staunen, was daraus entsteht. Viele haben Angst, weil vor ihnen Dunkelheit liegt. Doch Jesus zeigt uns, dass man Gott trauen kann, selbst wenn alles dunkel erscheint. Selbst wenn das Leid in unser Leben tritt und uns den Kelch des Leids reicht, können wir diesen dankbar und ohne Zittern aus Gottes guter und geliebter Hand annehmen. Denn nichts, was uns widerfährt, kann wirklich böse sein, auch wenn es so scheint. Gott meint es gut mit uns.
Ich kann mich dem Willen Gottes verschreiben, denn nur darin finde ich Frieden. Das möchte ich noch einmal klar zeigen. In der Passionsnacht im Garten Gethsemane waren die Jünger sehr zuversichtlich, wenn es um ihren eigenen Willen ging. Doch dann sagten sie, wie Petrus: „Ich will mich nicht ärgern.“ Das ist Hochmut und Stolz – nichts ist schlimmer als frommer Stolz. Stolz meint, man habe alles im Griff, auch im Glauben.
Keinen Schritt im Leben kann man gehen, auch nicht mit frommem Willen, ohne Gottes Hilfe. Unsere einzige Zuversicht ist: „Vater, Dein Wille geschehe.“ Dir ist alles möglich, du musst mich bewahren. Wenn nicht Gottes Güte mich schützt, würde ich jeden Moment abstürzen – in die tiefsten Abgründe, in die Menschen fallen können. Wer sich mehr einbildet, ist unaufrichtig. Nur Gottes Wille bewahrt uns. Dem muss ich mich verschreiben.
Nur wenn Gott das Beste für mich will und ich ihm gehorsam bin, finde ich Zufriedenheit. Wir haben in den letzten Predigten gesehen, wie alles zusammenhängt – bis hinein in die Passionsgeschichte. In jener Nacht zerbrach der fromme Wille der Jünger. Sie standen beschämt da, aber nicht stolz. Wir sollen lernen, dass Jesus nichts von unseren heldenhaften Sprüchen und frommen Worten will.
Ich bin dankbar, dass Jesus auch in der Bergpredigt sagte: „Nicht alle, die zu mir sagen: Herr, Herr, werden ins Himmelreich kommen.“ Es geht nicht nur um fromme Worte, sondern um den Willen des Vaters im Himmel. Glaube ist eine Frage des Gehorsams und der Umkehr. Ich muss mich mit Haut und Haar, mit meinem Beruf, meinem Leben, meinen Wünschen und Bitten Gott verschreiben und sagen: „Du musst mich führen.“
Nur wenn Gott mein Herr wird, finde ich Frieden. Das ist ein schwerer Schritt – ihm das Kommando ganz zu überlassen. Aber genau das ist das Leben, das Jesus uns zeigen wollte: „Ich bin nicht gekommen, um meinen Willen zu tun, sondern den Willen dessen, der mich gesandt hat.“ Das war das Leben Jesu.
Die Heiligung durch den Willen Jesu Christi
Noch ein dritter Gedanke: Das ist der Durchbruch. Hier steht, dass wir in diesem Willen ein für allemal geheiligt sind. Ich kann den Willen Gottes nie so leben, wie Jesus ihn gelebt hat. Das soll ganz klar sein. Ich bin immer wieder jemand, der scheitert. Aber hier, wo wir immer weiter darüber reden, sagt der Prayer Brief: Im Willen Jesu sind wir geheiligt. Das hat Jesus für uns gelebt.
Jetzt sind wir Gott angenehm geworden. Unser sündiges Leben ist für Gott brauchbar geworden. Am Anfang der Menschheitsgeschichte hatten die Menschen den Plan Gottes verwirklicht. Gottes Plan war nicht, dass Menschen fromme Opfer bringen, ob sie eine Opferbüchse füllen oder ein kostbares Lämmchen auf einem Altar schlachten. Das war gar nicht so wichtig. Vielmehr war es ihm wichtig, dass die Seele für Gott fromme Opfer brachte – das heißt, gut zu Ehren und zu dienen.
Als dann jemand ein Opfer schlachtete, kam der Prophet Samuel und sagte: Alles ist für die Katz, wenn du nicht gehorsam bist. Alle frommen Werke taugen nichts, wenn wir Gott nicht gehorsam sind. Nun sagt der Hebräerbrief: Wir sind ja gehorsam – wie wunderbar, dass Jesus stellvertretend für uns das schon erreicht hat! Durch das Opfer Jesu, durch seinen Willen, wurde vor dem Vater Gehorsam gelebt. Damals sagte Jesus: „Dein Wille geschehe.“ Mit dem ganzen Gehorsamsleben Jesu ist unser Leben für Gott geheiligt.
Wir dürfen heute Morgen unser fehlerhaftes, sündiges Leben vor Gott öffnen und einfach danken. Danken, dass du, Vater, unser Leben annimmst durch das Opfer Jesu und dass wir unser Leben jetzt auch Gott darbringen dürfen. Wir sind kein vollkommenes Opfer wie das Opfer Jesu, aber etwas anderes soll gezeigt werden: Unser ganzes Leben, das wir tagtäglich darbringen, soll für Gott im Gehorsam dargebracht sein. Anders hat es ja keinen Sinn mehr. Was wollen wir für uns noch holen?
Hier wird uns gezeigt, dass ein Durchbruch geschieht, eine ganz große Veränderung. Das Kalb- oder Lammblut, die Stiere – all das konnte nichts erbringen. Aber durch das Gehorsamsopfer Jesu ist unser Herz, unser Gemüt hineingenommen in den Dienst Gottes. Für uns gibt es jetzt nur eine Folge: Wenn wir sagen „Vater, ich will dir ganz dienen“, dann werden wir in diesem Willen Jesu ein für allemal geheiligt.
Wir schreiben uns Jesus zu und sagen: Ich will mich nicht mehr selbst verwirklichen, ich will dir gehorsam sein. Ich will deine Pläne ausführen. Gebrauche du mich, solange du mir ein Ziel gibst, einen Plan für mein Leben in dieser Welt – egal, ob ich ein alter oder ein junger Mensch bin. Das macht Mut, auch durch alle dunklen Wegstrecken des Lebens zu gehen. Der Vater will etwas mit mir. Ich will nur ihm folgen, nicht meinem eigenen Willen, sondern dem Willen des Vaters.
Dann wird gezeigt, dass dieser Wille Jesu kein trauriger Wille ist. Wir stehen ganz falsch vor der Passionsgeschichte, wenn wir sagen: „Ach, Jesus ist das arme Opfer.“ Nein, er ist nicht das arme Opfer, sondern hat einen Sieg errungen gegen die finsteren Mächte. Dort hat der Teufel die Schlacht verloren, weil sündige Menschen durch das Opfer Jesu zum Willen des Vaters heimfinden.
Das soll uns anspornen, uns nun ganz ihm zu verschreiben und gehorsam zu werden. Wenn Sie fragen: „Wie ist das mit der heldischen Frömmigkeit? Ach, das ist Quatsch.“ Oder: „Wie ist das mit dem Heldenleben?“ – ein Stück weit ist das ganz interessant. Aber für die letzte Bewährungsprobe vor Gott ist das ein albernes Theaterstück. Mich rettet in dieser letzten Bewährungsprobe vor der Macht der Finsternis, vor den vielen Versuchungen, nicht mein eigener Wille, sondern das Opfer Jesu, das mein Leben heiligt.
Ich kann das Wunder gar nicht verstehen: Gott will aus mir auch etwas Großes machen, so wie er das Leben Jesu gebraucht hat. Gott will mich benutzen, Gott will Sie benutzen. Welch ein Angebot für uns, welch eine fröhliche Nachricht! Heute sind wir tauglich geworden durch das Willensopfer Jesu, damit wir uns ganz im Gehorsam Gott zur Verfügung stellen. Amen.