Ein unerwarteter Freifahrtschein und die Frage nach der Gnade
Vor einigen Jahren erhielt mein Vater zum 25-jährigen Dienstjubiläum bei seinem Arbeitgeber, der Lufthansa, ein freies Ticket. Damit konnte er sich ein Ziel überall auf der Welt aussuchen – also dorthin, wo Lufthansa hinfliegt – und in der Business Class dorthin fliegen. Das war sein Geschenk zum 25-jährigen Dienstjubiläum.
Wir als Kinder versuchten natürlich sofort, Papa davon zu überzeugen, ein ganz tolles, exotisches Ziel anzusteuern. Doch das gelang nur mit wenig Erfolg. Wer meinen Vater kennt, weiß, dass er relativ bescheiden ist. Er sagte uns dann, dass er das Ticket nutzen werde, um von München nach Köln zu fliegen. Das ist eine Strecke, auf der er sowieso immer zwischen seinen beiden Wohnsitzen pendelt.
Dafür hatten wir als Kinder natürlich wenig Verständnis. Da hat man schon mal einen Freifahrtschein, ein freies Ticket – das muss man doch ausnutzen! So denken wir manchmal auch über die Gnade Gottes. Wenn Gottes Gnade so überreich ist und Gott immer wieder vergibt, dann können wir doch sündigen und das ausnutzen.
Mein Predigtthema heute lautet daher: Wie eben auch vor drei Wochen – ist Gnade im Überfluss ein Freifahrtschein für die Sünde?
Der Kontext: Römer 6 und die Gnade Gottes
Der Kontext ist, dass wir mittlerweile in Römer 6 angelangt sind. Paulus hat bereits in Römer 3 die Gnade Gottes großgemacht und betont, dass wir allein aus der Gnade errettet sind und nichts dazu beigetragen haben.
In Römer 5 fährt er fort und sagt, die Gnade ist der Raum, in dem wir stehen. Wir sind in der Gnade, wir haben Zugang zur Gnade. Das Ganze mündet dann in der fulminanten Aussage in Römer 5,20: „Wo aber die Sünde zugenommen hat, ist die Gnade überreich geworden.“
Am Ende von Kapitel 5 könnte man diese Aussage jedoch falsch verstehen und so deuten, dass man einfach mal drauflossündigen kann, weil die Gnade überreich ist. Man könnte denken, die Gnade sei ein Freifahrtschein zum Sündigen. Paulus verneint diese Frage jedoch vehement.
Diese Frage wird in Kapitel 6 zweimal aufgegriffen, einmal in Kapitel 6,1. Das haben wir uns beim letzten Mal angeschaut. Dort beginnt der erste Teil mit der Frage: „Was sollen wir nun sagen? Sollen wir in der Sünde verharren, damit die Gnade zunehme?“
Paulus beantwortet in den ersten vierzehn Versen von Kapitel 6 – das ist der Text, den wir uns in der letzten Predigt vor drei Wochen angeschaut haben – diese rhetorische Frage im Prinzip so: Auf keinen Fall! Wir sind für die Sünde gestorben. Paulus sagt: Wir sind tot, wir sind gestorben für die Sünde. Ein Toter lebt ja nicht mehr. Wie könnte man dann in der Sünde leben?
Ich habe in der letzten Predigt auch einen Unterschied gemacht zwischen „in Sünde leben“ und „in Sünde fallen“. Wir alle fallen immer wieder in die Sünde, solange wir hier auf der Erde sind und noch nicht im Himmel. Leider werden wir immer wieder in Sünde fallen.
Aber es ist etwas anderes, in Sünde zu fallen, Buße zu tun, gegen die Sünde zu kämpfen und sich auf keinen Fall mit der Sünde zufrieden zu geben oder ganz bewusst in der Sünde zu leben. Darauf geht Paulus gerade in Kapitel 6 ein und sagt: Wie könnten wir noch in der Sünde leben? Wir sind für die Sünde gestorben. Ein Toter lebt nicht mehr.
Die neue Identität in Christus sichtbar machen
Paulus veranschaulicht dies auch in Kapitel sechs im ersten Teil anhand einiger Bilder, unter anderem mit dem Bild der Taufe. Er sagt: Wenn wir mit Christus gestorben sind und zu einem neuen Leben auferstanden, dann muss dieses neue Leben, unsere neue Identität in Christus, sichtbar werden.
Am Ende des ersten Abschnitts geht er auf einige praktische Anwendungen ein und fordert dazu auf, die eigene Identität zu verinnerlichen. Wir müssen uns stets vor Augen halten, wer wir sind. Ich habe das mit einem Beispiel illustriert: Wenn die Versuchung anruft, geh mit dem richtigen Namen ran. Du bist nicht mehr Sklave der Sünde. Du bist freigemacht durch den Herrn. Du bist für die Sünde gestorben und zu einem neuen Leben auferstanden. Verinnerliche deine Identität, kämpfe gegen die Begierden und gib dich ganz Gott hin.
Das waren die Punkte, die wir in der letzten Predigt betrachtet haben. Nun sind wir bei Vers 15 angelangt, wo Paulus diese Frage ein zweites Mal stellt: Ist die Gnade ein Freifahrtschein für die Sünde? Die Antwort darauf lautet zusammengefasst – und damit sind wir jetzt beim zweiten Punkt einer Predigt, die ich an zwei Sonntagen halte. Heute kommen wir also zum zweiten Punkt.
Befreiung von der Macht der Sünde
Der zweite Punkt lautet: Auf keinen Fall, wir sind von der Macht der Sünde befreit.
Im ersten Teil lag die Betonung darauf, dass wir für die Sünde gestorben sind. Im zweiten Teil liegt die Betonung jetzt darauf, dass wir nicht mehr Sklaven der Sünde sind. Wir sind befreit worden von der Macht der Sünde. Deshalb dürfen wir nicht einfach wieder in der Sünde leben, denn das entspricht nicht dem, was in unserem Leben geschehen ist.
Der Text beginnt mit der absurden Ausgangsfrage in Vers 15. Ich lese die Frage einmal vor: „Was nun, sollen wir sündigen, weil wir nicht unter dem Gesetz, sondern unter der Gnade stehen?“ Paulus wirft hier diese Frage erneut auf. Man könnte sich selbst fragen, warum er das noch einmal tun muss. Der Grund ist, dass Vers 14 falsch verstanden werden könnte. Schaut man sich Vers 14 an, kann die Frage in Vers 15 aufgeworfen werden.
In Vers 14 hat Paulus ermutigend weitergegeben – das war der letzte Vers meiner letzten Predigt: „Denn die Gnade wird nicht über euch herrschen können, denn ihr seid nicht unter dem Gesetz, sondern unter der Gnade.“
Wenn wir uns den Zusammenhang noch einmal anschauen, ist dies eigentlich als Zuspruch gedacht. Paulus sagt: Kämpft radikal gegen die Sünde! Gebt alles, gebt euch Gott hin! Gebt euch nicht der Sünde hin, sondern lebt ganz für Gott. Am Ende spricht er die Gnade noch einmal in Vers 14 aus und sagt: Das ist eure Ermutigung im Kampf gegen die Sünde.
Unsere Ermutigung ist nicht das Gesetz. Unsere Motivation, gegen die Sünde zu kämpfen, ist nicht die Verdammnis. Ja, wenn wir sündigen, werden wir verdammt, deshalb dürfen wir auf keinen Fall sündigen. Paulus sagt: Das, was euch motiviert, gegen die Sünde zu kämpfen, ist die Gnade.
Diese Gnade darf man nicht missbrauchen als Freifahrtschein, sondern sie ist die Motivation im Kampf gegen die Sünde.
Jetzt könnte aber bei dem einen oder anderen doch noch die Frage aufkommen: „Okay, wenn wir unter der Gnade stehen, hat das keine Konsequenzen? Oder kann ich dann doch weiter sündigen?“
Deshalb greift Paulus diese Frage hier noch einmal auf und ändert etwas seinen Schwerpunkt in der Argumentation. Dieser Zuspruch kann eben falsch verstanden werden.
Deswegen sagt Paulus: Das sei ferne! Die Gnade ist kein Freifahrtschein für die Sünde. Die Gnade darf nicht missbraucht werden, sie darf nicht mit Füßen getreten werden.
Die Dramatik des Missbrauchs der Gnade
Aus verschiedenen Filmen kennt man vielleicht diese typische dramatische Szene: Jemand ist kurz davor, einen Abhang hinunterzufallen. Sei es ein Auto, das den Abhang hinunterzurutschen droht, oder eine Person – diese Szene begegnet uns in vielen Filmen. Es ist immer eine typische Situation voller Dramatik. Jemand steht kurz vor dem Fall, und im letzten Moment erscheint der Held, der die Person gerade noch festhält.
Die Gnade zu missbrauchen ist so, als würden wir Jesus, der uns im letzten Moment vor dem Abgrund gerettet hat und uns in seiner Hand hält, ins Gesicht spucken. Und obwohl er uns weiterhin festhält, spucken wir noch einmal.
Das würde bedeuten, die Gnade als Freifahrtschein für die Sünde zu benutzen.
Mein Anliegen heute Morgen ist, dass du diesen Gottesdienst mit einer großen Wertschätzung für die Gnade Gottes verlässt. Dass du verstehst, wie wunderbar die Gnade ist. Und dass du dich entscheidest: Nein, ich werde die Gnade nicht missbrauchen, um Sünde in meinem Leben zu tolerieren.
Das grundlegende Prinzip der Sklaverei
Die absurde Ausgangsfrage, die Paulus vehement verneint, bildet den Anfang. Dann fährt er fort und erklärt, warum es überhaupt keinen Sinn macht, in der Sünde weiterzuleben und die Gnade zu missbrauchen. Er zeigt auf, warum das absurd ist.
In Vers 16 erläutert Paulus dieses Prinzip anhand eines grundlegenden Gedankens. Es ist wichtig, dass wir dieses Prinzip nachvollziehen können. Dort heißt es: „Wisst ihr nicht, dass, wem ihr euch zur Verfügung stellt als Sklaven zum Gehorsam, ihr dessen Sklaven seid, dem ihr gehorcht – entweder Sklaven der Sünde zum Tod oder Sklaven des Gehorsams zur Gerechtigkeit?“
Paulus beginnt mit der Frage: „Wisst ihr nicht?“ Damit macht er deutlich, dass jemand, der die Gnade missbrauchen will, vieles nicht verstanden hat. Deshalb stellt Paulus diese Frage, um das Prinzip zu erklären.
Aus Vers 16 werden zwei Aspekte deutlich. Der erste Aspekt ist: Der Mensch ist immer unter einer Herrschaft. Paulus formuliert das sehr klar und schwarz-weiß. Er sagt: Entweder ist man Sklave der Sünde zum Tod oder Sklave des Gehorsams zur Gerechtigkeit. Das bedeutet, der Mensch ist nie völlig frei. Im Sinne einer autonomen, selbstbestimmten Freiheit gibt es den Menschen nicht. Er ist entweder Sklave der Sünde oder Sklave des Gehorsams, also Sklave Gottes.
Wir dienen immer jemandem. Ich glaube, Luther hat es auf den Punkt gebracht, als er sagte: „Einer reitet dich immer.“ Entweder stehen wir unter der Herrschaft Gottes oder unter der Herrschaft der Sünde. Es gibt keinen Zwischenraum, keinen Spielraum – entweder oder. Wir können nur einem Herrn dienen, aber einem dienen wir immer.
Menschsein ohne Gehorsam gibt es nicht. Der Mensch gehorcht immer einem Herrn. Die Frage ist nur, welcher Herr das ist.
Das führt uns zum zweiten Punkt dieses grundlegenden Prinzips in Vers 16. Paulus sagt, dass die Herrschaft immer auf einer aktiven Entscheidung beruht. Mit anderen Worten: Sage mir, wem du gehorchst, und ich sage dir, wer dein Herr ist. Du entscheidest dich, wer dein Herr ist.
In Vers 16 heißt es ja: „Wisst ihr nicht, dass, wem ihr euch zur Verfügung stellt als Sklaven zum Gehorsam, ihr dessen Sklaven seid, dem ihr gehorcht?“ Grammatikalisch geht es hier um ein permanentes Sich-zur-Verfügung-Stellen. Wem du dich dauerhaft zur Verfügung stellst, der wird dein Herr. Das ist die Person, die der Herr in deinem Leben ist.
Deshalb macht es keinen Sinn, wenn wir uns als freigewordene Christen wieder der Sünde unterstellen. Aber genau das ist der Punkt: Die Sünde hat eine versklavende Wirkung. Wenn wir ihr gehorchen, wird sie uns versklaven.
Die fünf Phasen der Versklavung durch Sünde
Ich finde es in diesem Zusammenhang überhaupt nicht hilfreich, wie in unserer Gesellschaft teilweise über süchtige und abhängige Menschen gesprochen wird. Wenn wir von einer Alkoholikerin sprechen, fällt oft das Wort „krank“. Ja, sie ist alkoholkrank, sie ist suchtkrank. Es könnte sein, dass ihr Verhalten mittlerweile etwas Krankhaftes an sich hat.
Aber der Punkt ist doch: Sie ist jetzt Alkoholikerin, weil sie sich vor vielen Jahren entschieden hat, sich dem Alkohol mit ihrem Gehorsam zur Verfügung zu stellen. Das ist entscheidend.
Der Narzisst ist nicht einfach nur psychisch gestört, auch wenn sein Verhalten krankhaft wirken mag. Ein Narzisst hat sich vor vielen Jahren dazu entschieden, sich seiner Ichsucht mit seinem Gehorsam hinzugeben und hat sich im Laufe der Jahre verschiedene Handlungsmuster angeeignet.
Der Drogenabhängige ist nicht einfach ohne seinen Willen drogenabhängig geworden. Auch er hat sich der Droge mit seinem Gehorsam zur Verfügung gestellt.
Edward Welch, ein gelernter Neuropsychologe und biblischer Seelsorger, beschreibt in seinem Buch „Abhängigkeiten“ – das ich sehr empfehlen kann – verschiedene Schritte, wie uns die Sünde in eine Abhängigkeit und Sucht führt und wie sie uns versklavt.
Ich möchte diese fünf Schritte hier kurz aufführen, weil sie auf jede Sucht angewendet werden können. Sie sind übertragbar auf den Alkoholsüchtigen, den Drogenabhängigen, den Spielsüchtigen und den Pornosüchtigen. Diese fünf Aspekte gelten für alle Süchte.
Am Anfang steht immer der Leichtsinn. Eine Person, die irgendwann durch die Sünde versklavt wird, gerät nicht unbedingt durch einen großen rebellischen Sprung in diese Lage. Es sind kleine Schritte, und oft beginnt alles mit Leichtsinn.
Eine sechzehnjährige Schülerin erzählt: „Ich war mit ein paar Leuten unterwegs, und jemand hatte zufällig ein bisschen Marihuana dabei. Ich hatte das noch nie gesehen, aber einige Freunde hatten erzählt, sie hätten es probiert und hätten nie ein Problem damit gehabt. Also habe ich es auch probiert.“
Das sind die ersten, scheinbar harmlosen Schritte. Man hat noch alles im Griff, macht es einfach, weil es alle tun, und die anderen haben ja auch kein Problem damit. Das lässt sich auf alle anderen Suchtbereiche übertragen.
Man geht ins Spielcasino, spielt einfach mal ein bisschen, nur um zu sehen, ob man gewinnt. Man macht es nur einmal und nie wieder. Am Anfang einer Sucht, einer Versklavung durch die Sünde, steht Leichtsinn.
Die nächste Phase, die Edward Welch beschreibt, ist die Phase der Freundschaft. Damit ist die Freundschaft zum Suchtmittel gemeint.
In dieser Zeit denkt die Person immer noch, sie habe die Lage im Griff. Sie merkt nicht, dass sie immer mehr nach den Befehlen ihres neuen Herrn handelt – immer mehr und mehr. Das Ganze macht ihr sogar zunehmend Spaß.
Der Pornosüchtige, der aus Leichtsinn die Bilder auf dem Smartphone eines Klassenkameraden gesehen hat, entdeckt nun zuhause die Pornografie für sich selbst und ist völlig berauscht von dieser Entdeckung.
Hier geht es langsam weiter: Es ist nicht mehr nur Leichtsinn, sondern es entwickelt sich eine Freundschaft zu dieser Sünde, zu diesem Suchtmittel.
Die dritte Phase könnte man die Phase der Verblendung nennen. Sünde verblendet immer, und zwar immer.
Die Sünde hat nun langsam immer mehr Auswirkungen auf das Leben der betroffenen Person. Das gilt sowohl für den Alkoholiker als auch für alle anderen Süchte.
Man merkt es zum Beispiel bei einem Schüler, der spielsüchtig ist und nur noch im Internet zockt. Seine schulischen Leistungen lassen langsam nach. Er erkennt selbst, dass hier etwas passiert, das eigentlich nicht gut ist.
Die Ehe eines Alkoholabhängigen verschlechtert sich immer mehr. Er erkennt es aber noch nicht wirklich, weil er sich ein Rechtfertigungssystem aufgebaut hat.
Sünde baut immer ein Rechtfertigungssystem auf, das erklärt, warum es doch nicht so schlimm sei.
In der Phase der Verblendung wird der Drogen- und Alkoholmissbrauch nicht nur einmal im Monat, sondern schon zwei- bis dreimal die Woche konsumiert. Der Spielsüchtige geht immer öfter ins Casino, der Pornosüchtige zieht sich immer häufiger das Material im Internet rein.
Dann folgt die nächste Phase, die Welch „Segen und Fluch“ nennt – Segen natürlich in Anführungszeichen.
In dieser Phase erweitert die Sucht ihr Terrain immer mehr. Sie nimmt immer mehr Lebensbereiche der Person ein, taucht fast täglich im Leben auf und wird zur Standardbehandlung.
Auf der einen Seite spürt die abhängige Person den Fluch der Sünde, der brutal ist. Vielleicht verliert der Alkoholiker an dieser Stelle seinen Arbeitsplatz.
Doch sie verspricht sich immer noch einen Segen – durch den Alkohol oder durch die Pornografie. Sie sagt sich: Wenn irgendetwas nicht läuft, fliehe ich dorthin, dort finde ich Trost, das gibt mir etwas.
So redet sie sich ein, dass es ihr hilft, und merkt nicht, wie sie immer tiefer in die Sucht hineingerät.
Der „Segen“ überwiegt für sie noch, obwohl eigentlich der Fluch dominiert und immer mehr Einzug hält.
Die letzte Stufe ist die Anbetung, die Anbetung des Götzen.
Das ist die Phase, in der die Person ganz besessen ist von dem Mittel oder der Tätigkeit, die sie abhängig gemacht hat.
Der Pornosüchtige muss immer heftigere und härtere Inhalte konsumieren. Der Drogenabhängige denkt jeden Tag nur daran, wie er seinen Stoff bekommt.
Das Verhalten hat tatsächlich etwas Krankhaftes.
Aber was ist der Ausgangspunkt?
Wir lesen noch einmal Römer 6,16: „Wisst ihr nicht, dass, wem ihr euch zur Verfügung stellt als Sklaven zum Gehorsam, ihr dessen Sklaven seid, dem ihr gehorcht?“
Das ist der biblische Befund.
Die Ketten der Sünde erkennen und ablegen
Ich habe heute eine Kette mitgebracht. Es ist eine sichtbare Kette, die heute als Illustration dient.
Ich möchte dir eine Frage stellen, die du dir letztendlich persönlich beantworten musst: Trägst du Ketten mit dir herum? Vielleicht hast du auch unsichtbare Ketten, die man nicht sieht, aber von denen du weißt, dass du sie in deinem Leben mit dir trägst.
Ich weiß nicht, was es bei dir ist. Vielleicht hast du dich gerade in diesem Bild wiedererkannt: Du kommst zum Gottesdienst und stellst dich nach außen so dar, als ob alles gut läuft. Aber eigentlich weißt du genau, dass du nicht frei bist. Vielleicht sitzt du heute im Livestream vor dem Bildschirm, in deinem Wohnzimmer, und weißt ganz genau: Du bist nicht frei. Die Sünde hat dich versklavt. Du bist ein Sklave der Sünde, weil du dich ihr ganz bewusst mit deinem Gehorsam zur Verfügung gestellt hast.
Du hast eine Kette in deinem Leben. Und ich möchte dir heute durch diese Predigt zeigen, wie Ketten gesprengt werden können. Du musst nicht mit dieser Kette hier sitzen.
Das Erste, was du tun musst, ist, dir einzugestehen, dass du so eine Kette mit dir trägst. Dass du nicht wirklich frei bist, sondern dass die Sünde dich tatsächlich an diesen Punkt gebracht hat. Dass du diese Kette trägst, dass du versklavt bist.
Das ist das Erste, was ein Abhängiger erkennen muss. Und es fällt so schwer, das zu erkennen, wenn du mittendrin steckst. Denn du wirst dir immer wieder einreden: „Es ist doch alles gut, ich habe mein Leben im Griff.“ Nein, hast du nicht.
Hast du nicht! Und das musst du anerkennen: Du bist versklavt.
Ich möchte dich heute auffordern und einladen, aus dieser Sklaverei herauszukommen. Und das geschieht nur durch einen Herrschaftswechsel in deinem Leben.
Bei wem du dich zur Verfügung stellst, dessen Sklave bist du. Die Frage ist: Wenn du dich der Sünde zur Verfügung gestellt hast, wie kannst du dahin kommen, dass du dich Christus zur Verfügung stellst?
Vielleicht ist es gar nicht die Pornografie in deinem Leben. Vielleicht ist es gar nicht ein Alkoholproblem oder eine Spielsucht. Vielleicht bist du abhängig von Menschen.
Vielleicht bist du so abhängig davon, dass Menschen dir zusprechen, dass Menschen dich loben. Und du stellst dich bewusst so dar, damit du Lob bekommst. Auch das ist eine Form von Versklavung.
Dann bist du nicht von einem Suchtmittel versklavt, aber du bist von Menschen abhängig. Und auch davon möchte Christus dich freimachen.
Menschen können von allem Möglichen abhängig sein. Es gibt Menschen, die entwickeln eine Abhängigkeit, sich selbst zu verletzen. Sie ritzen sich und empfinden in einer Messerklinge Befreiung. Ich habe mit solchen Menschen gesprochen. Das ist das, was ihnen in dem Moment Trost gibt: Wenn sie sich selbst zerstören können.
Es gibt viele Dinge, die uns abhängig machen können.
Die Frage ist: Siehst du das in deinem Leben ein? Wenn du versklavt bist durch die Sünde – und sind wir nicht alle irgendwie betroffen? Ich komme gleich auf uns Christen zu sprechen – aber wenn du unter der Sklaverei der Sünde leidest, dann gestehst du dir das heute Morgen ein.
Dann gibt es einen Ausweg. Dann gibt es Befreiung.
Die wunderbare Befreiung durch Jesus Christus
Und damit kommen wir zum nächsten Punkt: die wunderbare Befreiung. Paulus ändert jetzt die Stimmung im Römerbrief und wendet das Ganze auf die Christen an. Er beginnt in Vers 17 mit einem Dank. Dort heißt es: „Gott aber sei Dank, dass ihr Sklaven der Sünde wart, aber von Herzen gehorsam geworden seid dem Bild der Lehre, dem ihr übergeben worden seid.“
Paulus spricht hier die Christen in Rom an. Er stellt ihre Vergangenheit und ihre Gegenwart gegenüber. Er sagt genau das, wovon er gerade gesprochen hat: Sklaven der Sünde, das wart ihr mal. Aber jetzt seid ihr es nicht mehr, und dafür dankt er Gott, dass er euch befreit hat. Ihr wart Sklaven der Sünde, ja, ihr habt euch der Sünde zur Verfügung gestellt. Die Sünde hat euer Leben bestimmt, ihr habt diese Ketten getragen. Aber das war früher.
Jetzt ist das nicht mehr der Fall, weil ihr Christen geworden seid. Weiter heißt es: „Ihr seid von Herzen gehorsam geworden dem Bild der Lehre, dem ihr übergeben worden seid.“ Das Bild der Lehre meint hier das Evangelium. Paulus sagt, ihr habt euch bereitwillig dem Evangelium ausgeliefert, sozusagen. Ihr habt das Evangelium angenommen, ihr wart dem Evangelium gehorsam.
Schaut mal: Das Evangelium stellt jeden Menschen vor eine Entscheidung. Vielleicht stellt es dich heute vor eben diese Entscheidung, dem Evangelium zu gehören. Das Evangelium ist auch eine Herausforderung. Es beginnt damit, dass du erkennst, dass du eine Kette mit dir trägst, dass du Sklave der Sünde bist. Das Evangelium sagt: Erkenne das an, dass du Jesus brauchst und dass nur er retten kann.
Dann komm zu ihm, bitte ihn um Vergebung der Sünden und übergib ihm dein Leben. Das ist der Ruf des Evangeliums. Paulus sagt, ihr seid diesem Ruf gehorsam geworden. Das heißt, ihr habt ihn angenommen, als Christen. Er meint hier die Bekehrung der Römer.
Was folgt dann? Was folgt, wenn jemand sich zu Jesus bekehrt? Was folgt, wenn jemand das Evangelium für sich annimmt? In Vers 18 heißt es: „Freigemacht von der Sünde seid ihr Sklaven der Gerechtigkeit geworden.“
Ihr Lieben, wer dem Evangelium folgt, wird freigemacht von der Macht der Sünde. Wisst ihr, was das Verb „befreien“ bedeutet? Es bedeutet das Herausholen aus einer Situation, in der man von einer Sache beherrscht wird. Das Herausholen aus diesem beherrschten Zustand – das bedeutet freigemacht.
Deswegen steht das hier auch im Passiv. Die Römer konnten sich nicht selbst befreien, aber sie wurden befreit durch Jesus Christus. Paulus sagt: Das ist bei euch passiert. Jesus hat in eurem Leben die Ketten gesprengt. Ihr seid nicht mehr Sklaven der Sünde, ihr seid jetzt Sklaven der Gerechtigkeit.
Sklave der Gerechtigkeit bedeutet hier, Gottes Willen zu tun und ihm gehorsam zu sein – also das Gegenteil vom Sündigen. Paulus sagt: Ihr habt jetzt einen neuen Herrn. Ihr müsst nicht mehr sündigen, weil ihr von der Macht der Sünde befreit worden seid, um euch Gott ganz zur Verfügung zu stellen.
Ihr habt diese innere Befähigung, das Richtige zu tun. Das ist passiert, und Paulus sagt, das ist bei eurer Bekehrung passiert.
Ein lebendiges Beispiel der Befreiung
Ich möchte euch heute einen guten Bekannten von mir vorstellen: Wladimir Pfaffenroth. Ihr seht ihn hier auf dem Bild mit seiner Frau Natascha und ihren zwei Kindern.
Wladimir war zwanzig Jahre lang Sklave der Sünde und drogenabhängig. Ich habe diese Woche noch einmal mit ihm gesprochen. Er sagte zu mir: „André, ich hatte 35 Entgiftungen.“ Wahrscheinlich hat er bei 35 aufgehört zu zählen, denn es waren 35 oder sogar mehr. Außerdem hat er sechs staatliche Therapien hinter sich. Er berichtet, dass die Psychologen gesagt haben, er sei untherapierbar. Sie haben ihn als untherapierbar abgestempelt und meinten, er gehöre nicht in die Gesellschaft, sondern müsse ins Gefängnis. Wladimir saß fünf Jahre im Gefängnis.
Doch die ganze Zeit wusste er, das hat er mir noch einmal bestätigt, dass es etwas geben muss, das ihn freimachen kann. Er wusste nur nicht, was es ist. Trotzdem hatte er die Hoffnung, auch wenn die Psychologen ihn als untherapierbar bezeichneten. Er war überzeugt, dass es etwas geben muss, das ihn wirklich befreien kann.
Im Jahr 2016, nach seiner fünften Überdosis, lag er zwei Tage im Koma hier in Köln. In dieser Zeit hat Gott ihm bewusst gemacht: „Wladimir, entweder so oder so.“ Daraufhin ging er in eine christliche Therapie im Rehazentrum in Dormagen. Dort vertraute er Jesus sein Leben an. Die Geschichte bewegt mich sehr.
Wladimir erkannte, dass seine einzige Lösung in Jesus Christus liegt. Er übergab Jesus sein ganzes Leben. In diesem Moment fand ein Herrschaftswechsel statt: Er war nicht mehr Sklave der Sünde. Jesus zeriss die Ketten und machte ihn frei.
Und wisst ihr, was Gott aus Wladimir Pfaffenroth gemacht hat? Nach zwei Jahren Therapie kam er zurück und machte bei uns das Gemeindebibelseminar. Er absolviert gerade eine Seelsorgeausbildung. Er hat geheiratet und zwei glückliche Kinder mit seiner lieben Frau. Heute leitet er eine Reha, in die andere Drogensüchtige kommen – die Reha in Hasselbach.
Wenn ihr dieses Lebensbeispiel vor Augen habt, dann lesen wir noch einmal Vers 18: „Freigemacht von der Sünde seid ihr Sklaven der Gerechtigkeit geworden.“ Das ist eins zu eins die Lebenssituation von Wladimir.
Wenn du heute Morgen erkennst, dass du hier in Ketten sitzt, möchte ich dir Mut machen: Jesus kann dich freimachen. Ich lade dich ein, dich heute ganz bewusst zu bekehren. Komm zu Jesus und sag: „Ich kann nicht. Ich bin ein Sklave der Sünde. Mach du mich frei, nimm die Sünde aus meinem Leben, vergib mir. Ich brauche dich, ich brauche dich so sehr.“
Und weißt du, was Jesus dann tut? Er macht dich frei. Bitte denk nicht, du müsstest erst frei werden, um zu Gott zu kommen. Es geht nicht darum, erst frei zu werden. Komm mit deinen Ketten zu Jesus, und er sprengt die Ketten. Er macht dich frei.
Dazu lade ich dich heute ein. Am Ende der Predigt wirst du die Möglichkeit haben, das auch sichtbar zu machen, indem du nach vorne kommst und annimmst, dass Jesus dich wirklich freimachen kann.
Ermutigung an Christen: Dankbarkeit und Realisierung des Sieges
Ich bin mir bewusst, dass dieser Vers, dieser Text an Christen gerichtet ist. Deshalb möchte ich uns Christen diesen Vers ermutigend weitergeben.
Schau zurück und überlege, was Jesus in deinem Leben getan hat. Vergleiche dein früheres Leben mit deinem jetzigen. Sieh dir an, wo du früher warst und was Jesus aus dir gemacht hat. Das soll uns dankbar stimmen und uns auch ermutigen.
Vielleicht kämpfst du momentan mit verschiedenen Sünden in deinem Leben. Danke heute auch dem Herrn dafür, dass du diese Sünden nicht mehr tun musst. Die Macht der Sünde in deinem Leben ist gebrochen. Du kannst mit einer inneren Befähigung gegen die Sünde kämpfen. Schließe bitte auch die richtigen Schlussfolgerungen für dein Leben daraus und kämpfe gegen die Sünde.
Damit kommen wir zum nächsten Punkt: der notwendigen Realisierung dessen, was geistlich in unserem Leben schon passiert ist. In Vers 19 heißt es: „Ich rede menschlich, wegen der Schwachheit eures Fleisches. Denn wie ihr eure Glieder als Sklaven der Unreinheit und der Gesetzlosigkeit zur Verfügung gestellt habt, so stellt jetzt eure Glieder zur Verfügung als Sklaven der Gerechtigkeit zur Heiligkeit.“
Paulus sagt: „Ich rede menschlich.“ Das bedeutet, er verwendet eine Alltagssprache. Das Bild von der Sklaverei war damals gerade auch den Christen in Rom geläufig. Es war eine Situation aus dem Alltag, ähnlich wie Jesus es mit seinen Gleichnissen macht. Er nimmt Alltagssituationen und vermittelt damit geistliche Wahrheiten. So macht Paulus das hier ebenfalls. Er sagt, er wähle ein Bild aus der Alltagssprache.
Warum macht er das? Er sagt: „Wegen der Schwachheit eures Fleisches.“ Das kann unterschiedlich ausgelegt werden. Ich denke, es geht hier nicht um eine moralische Schwäche bei den Christen in Rom, sondern allgemein darum, dass wir als Menschen in unserem theologischen Verstehen begrenzt sind. Uns fällt es oft schwer, gewisse tiefe theologische Wahrheiten wirklich zu erfassen. Deshalb macht Paulus es ein bisschen leichter und wählt ein Bild aus der Alltagssprache.
Dann folgt die Aufforderung: „Wie ihr eure Glieder als Sklaven der Unreinheit und der Gesetzlosigkeit zur Verfügung gestellt habt, so stellt jetzt eure Glieder zur Verfügung als Sklaven der Gerechtigkeit zur Heiligkeit.“ Paulus erinnert hier an das frühere Leben.
Ihr merkt vielleicht in diesem Abschnitt einen ständigen Wechsel zwischen „das war früher“ und „das ist jetzt“. Paulus sagt: Schaut auf euer früheres Leben zurück. Ihr habt euch mit Leib und Leben, also mit euren Gliedern, eurem ganzen Körper, der Sünde zur Verfügung gestellt – zur Unreinheit und zur Gesetzlosigkeit.
Können wir uns vorstellen, was damit gemeint ist? Gesetzlosigkeit bedeutet Übertretung, Sünde, das, was Gott nicht will. Ihr habt euch ganz der Sünde hingegeben. Und daraus wurde immer mehr Gesetzlosigkeit.
Paulus sagt: Mit dieser Intensität gebt euch jetzt mit Leib und Leben dem Herrn hin. Werdet Sklaven der Gerechtigkeit! Früher habt ihr mit allem, was ihr habt und konntet, für die Sünde gelebt. Die Bekehrung bedeutet aber immer eine 180-Grad-Wende, und diese muss auch ganz konkret realisiert werden.
So sagt Paulus: Früher habt ihr dafür gelebt, mit allem, was ihr habt und konntet. Jetzt gebt euch ganz dem Herrn hin und werdet Sklaven der Gerechtigkeit. Unterstellt euch ihm, denn er ist ein guter Herr und lebt das wirklich aus. Am Ende steht die Heiligkeit, das lesen wir am Ende dieses Verses.
Douglas Moo schreibt in seinem Römerkommentar: „Wenn wir uns als Sklaven dazu verpflichten, das Richtige vor Gott zu tun, führt dies zu einem Leben, das zunehmend gottzentriert und weltentsagend ist.“ Das ist das, was die Bibel an anderen Stellen mit Heiligung beschreibt.
Paulus sagt: Realisiert das, was in eurem Leben schon passiert ist. Wie nennt er die römischen Christen? Wenn wir Kapitel 1, Vers 7 aufschlagen, sehen wir, dass er sie als Heilige anspricht. Das heißt, ihr seid schon heilig. Aber jetzt lebt auch heilig! Ihr seid schon gerecht, lebt jetzt auch gerecht! Ihr seid schon freigemacht, die Kette ist de facto zerbrochen, aber jetzt lebt auch so, als hätte die Sünde kein Anrecht mehr auf euch.
Das heißt: Verwirklicht das, was geistig schon in eurem Leben geschehen ist. Aus dem Sein muss immer das Sollen folgen. Ihr seid befreit von der Macht der Sünde – lebt das jetzt konkret aus und verwirklicht den Sieg in eurem Leben.
Der geistliche Kampf und die Notwendigkeit der Heiligung
Am Ende des Zweiten Weltkriegs übernehmen die Alliierten die Kontrolle über Berlin. Wer sich ein wenig mit Geschichte auskennt, weiß, dass die Schlacht um Berlin eine ganz entscheidende Schlacht war. Mit der Kontrolle über Berlin ist die Macht des Dritten Reichs gebrochen worden. Der Krieg ist jetzt offiziell vorbei.
Trotzdem gibt es im ganzen Land verteilt noch einzelne Nester mit Aufständischen. Einige kleinere Städte werden immer noch von Nazis kontrolliert, die sich nicht beugen wollen. Das Hitlerregime ist zwar offiziell nicht mehr an der Macht, der Sieg ist offiziell errungen, die Macht ist gebrochen worden. Dennoch muss diese Macht in den einzelnen Nestern noch realisiert werden. Auch die einzelnen Aufständischen müssen bekämpft werden. Wenn man sie nicht bekämpft, werden sie wieder zu stark.
Schau mal, das ist doch genau die geistliche Realität im Leben eines Christen. Der Sieg ist in Christus errungen worden. Paulus schreibt: Ihr seid nicht mehr Sklaven der Sünde, ihr habt jetzt einen neuen Herrn. Aber die Begierden in uns, die Sünde, sind noch gegenwärtig in unserem Leben. Sie wird es so lange sein, bis wir beim Herrn im Himmel sind.
Worum es geht, ist, diese Aufständischen jetzt zu bekämpfen und den Sieg, der offiziell errungen ist, in unserem Leben wirklich zu verwirklichen. Dabei müssen wir alles geben. Heiligung ist eine Sache, die zu 100 Prozent der Herr wirkt, und zu 100 Prozent wir gehorsam sein müssen – beides. Deswegen möchte ich dich mit dieser Predigt ermutigen, aber auch herausfordern: Sei radikal gegen Sünde in deinem Leben.
Vielleicht hast du dich heute wiedergefunden in der Skala mit den fünf Stufen nach unten, obwohl du sagst: „Ich bin ja eigentlich Christ, aber ich stecke da drin.“ Weißt du was? Da hast du wieder der Sünde in deinem Leben zu viel Raum gegeben. Du bist der Sünde gefolgt, und sie hat immer mehr Kontrolle über dein Leben bekommen. Dann möchte ich dich heute einladen, einen Neuanfang zu machen. Als Christ kannst du heute am Ende der Predigt zum Kreuz kommen und sagen: „Ich will radikal mit der Sünde brechen. Heute ist der Tag, an dem ich nochmal sage: Herr, ich will ganz entschieden jetzt wieder kämpfen. Ich bitte um Vergebung, dass ich es so leichtfertig mit der Sünde in meinem Leben genommen habe. Aber ab heute will ich in deiner Kraft und von deinem Sieg her, in deiner Gnade, alles geben, um die Sünde zu besiegen.“
Auch dich lade ich heute ein, nach vorne zu kommen, wenn du gemerkt hast, dass die Sünde dich als Christ wieder mehr und mehr in den Griff bekommen hat.
Paulus schließt diesen Gedankengang in Römer 6 mit einer tiefgreifenden Motivation ab. Das ist mein letzter Punkt. Er will die Christen noch einmal abschließend motivieren: Kämpft, kämpft, verwirklicht diesen Sieg in eurem Leben!
Zunächst einmal ein Blick in die Vergangenheit, die Verse 20 und 21: „Denn als ihr Sklaven der Sünde wart, da wart ihr frei gegenüber der Gerechtigkeit. Welche Frucht hattet ihr denn damals?“ Paulus sagt: Schaut doch mal zurück, wie sah euer Leben damals aus? Dinge, deren ihr euch jetzt schämt.
Das ist der richtige Blick als Christ auf unsere Vergangenheit: Wir sollten uns schämen. Ich finde es manchmal fast ein bisschen krass, wenn Christen in einem Zeugnis über ihre Vergangenheit erzählen und diese irgendwie schönreden, als wäre sie heldenhaft gewesen: „Das alles habe ich getan, und dann kam Christus in mein Leben.“ Ja, Moment mal! Wenn wir auf unsere Vergangenheit schauen, sollten wir uns schämen. Was haben wir da ohne Christus gemacht? Paulus sagt, das sind Dinge, deren ihr euch jetzt schämt, wenn ihr zurückschaut.
Das Ende davon ist der Tod. Paulus sagt: Wahnsinn, wenn ihr zurückschaut, war euer Leben so kaputt. Was war das für eine Lebensweise? Römer 1,28-32 gibt uns einen Einblick:
„Und da sie es nicht für gut fanden, Gott in der Erkenntnis festzuhalten, hat Gott sie dahingegeben, in einem verworfenen Sinn zu tun, was sich nicht gehört, erfüllt mit aller Ungerechtigkeit, Bosheit, Habsucht, Schlechtigkeit, voll von Neid, Mord, Streit, List, Tücke, Ohrenbläser, Verleumder, Gotteshasser, Gewalttäter, Hochmütige, Prahler, Erfinder böser Dinge, den Eltern ungehorsam, Unverständige, Treulose, ohne natürliche Liebe, Unbarmherzige. Obwohl sie Gottes Rechtsforderung erkennen, dass die, die so etwas tun, des Todes würdig sind, üben sie es nicht allein aus, sondern haben auch Wohlgefallen an denen, die es tun.“
Das war die Vergangenheit auch der römischen Christen. Paulus sagt: Das ist doch beschämend, wenn wir zurückschauen auf unser altes Leben. Da wollen wir doch nicht wieder hin! Wir können die Gnade nicht als Freifahrtschein für die Sünde benutzen.
Das ist so, als wenn das Volk Israel sagt: „Wir wollen zurück nach Ägypten.“ Ja, das wollten sie auch, obwohl sie aus der Sklaverei gekommen waren. So verblendet die Sünde uns manchmal, dass wir wieder zurückwollen. Auch als Christen, obwohl wir unsere Vergangenheit kennen, kommen uns manchmal Gedanken, dass das attraktiver ist als das, was wir momentan in Christus erleben. Das ist die Verblendung der Sünde.
Paulus sagt: Schaut mal zurück in die Vergangenheit, wollt ihr das wirklich? Das sind Dinge, deren ihr euch jetzt schämt. Das Ende war der Tod – nicht nur der leibliche Tod, sondern die Trennung von Gott. Das hat euch die Sünde gebracht.
Wie sieht die Gegenwart aus? Vers 22 und 23: „Jetzt aber, von der Sünde freigemacht und Gottes Sklaven geworden, habt ihr eure Frucht zur Heiligkeit. Das Ende aber ist ewiges Leben. Denn der Lohn der Sünde ist der Tod, aber die Gnadengabe Gottes ist das ewige Leben in Christus Jesus, unserem Herrn.“
Was für ein Kontrast, ihr Lieben! Das ist etwas, was wir uns immer wieder vergegenwärtigen sollten: Was waren wir in der Vergangenheit? Wohin hat das geführt? Und was haben wir jetzt in Christus? Deswegen ist auch das Abendmahl so wichtig, damit wir uns immer wieder bewusst machen, was er getan hat. Er hat uns freigemacht und die Macht der Sünde in unserem Leben gebrochen.
Die Gnadengabe Gottes ist das ewige Leben in Jesus Christus, unserem Herrn. Wir haben so eine wunderbare Perspektive. Paulus fügt hier noch einmal als tiefgreifende Ermutigung hinzu: Kämpft gegen die Sünde! Missbraucht die Gnade in eurem Leben nicht als Freifahrtschein für die Sünde, sondern erkennt die Gnade, die Gnadengabe Gottes, das ewige Leben, und lebt jetzt erst recht für ihn als Sklaven der Gerechtigkeit.
Wenn du versucht bist, deiner Sünde wieder nachzugehen, schau zurück in deine Vergangenheit und stell fest, wohin sie dich geführt hat. Aber schau bitte auch darauf, wo Christus dich herausgeholt hat. Da willst du doch nicht wirklich wieder zurück, oder?
Zum Abschluss dieser Predigt wollen wir zwei Lieder miteinander singen. Ich bitte die Musiker schon einmal nach vorne zu kommen. Während wir die Lieder singen, möchte ich zu einer Aktion einladen.
Ich habe heute ganz viele kleinere Ketten mitgebracht. Das ist eine symbolische Aktion, die wir gleich durchführen wollen. Ich lade heute Morgen zwei Personengruppen ein, sich eine Kette zu nehmen und während des Singens nach vorne zum Kreuz zu kommen.
Zunächst einmal möchte ich die Menschen einladen, die sich ganz bewusst bekehrt haben und den Sieg Jesu in ihrem Leben erlebt haben. Vielleicht sitzt du hier und stellst fest, dass die Sünde dich wieder so sehr umgarnt, dass du in letzter Zeit immer wieder gefallen bist.
Ich möchte dich einladen, heute noch einmal ganz bewusst nach vorne zu kommen. Du kannst dir so eine Kette nehmen, dich dann vor das Kreuz stellen und einfach für dich noch einmal um Vergebung beten, während wir die Lieder stehend singen. Danach werde ich mit einer Zange da vorne stehen. Du kannst mit deiner Kette zu mir kommen, und wir werden sie gemeinsam zertrennen.
Dann kannst du mit den beiden kaputten Kettenstücken nach Hause gehen. Sie sollen dich daran erinnern, dass Christus in deinem Leben die Macht der Sünde gebrochen hat. Du musst der Sünde nicht mehr nachgehen, und das soll dich ermutigen.
Ich möchte heute aber auch diejenigen einladen, nach vorne zu kommen, die Sklaven der Sünde sind und diese Befreiung in Jesus Christus noch nie erlebt haben. Es ist uns ein großes Anliegen, dass du nicht mit deiner Kette wieder nach Hause gehst. Wir wünschen uns sehr, dass du Befreiung erlebst.
Als jemand, der das selbst erlebt hat – Christus hat mich so sehr aus der Sklaverei der Sünde befreit – wünsche ich mir für dich, dass du befreit aus diesem Gottesdienst gehst. Ich lade dich ein, dir eine Kette zu nehmen und nach vorne zu kommen.
Diese Kette werden wir noch nicht durchtrennen. Sonst könnte der Eindruck entstehen, dass eine Bekehrung durch einen symbolischen Akt geschieht. Nimm deine Kette und gestehe damit ein: Ich habe diese Kette in meinem Leben, ich bin versklavt.
Bleib dann hier vorne stehen. Nach dem Gottesdienst werden wir gemeinsam beten. Dann kannst du dein Leben Jesus übergeben. Anschließend werden wir gemeinsam die Kette zertrennen, damit du mit einer kaputten Kette nach Hause gehen kannst.
Der Kontrast von Vergangenheit und Gegenwart
Was ist die Gegenwart?
In den Versen 22 und 23 heißt es: „Jetzt aber, da ihr von der Sünde freigemacht und Gottes Sklaven geworden seid, bringt ihr eure Frucht zur Heiligkeit. Als das Ende aber steht das ewige Leben. Denn der Lohn der Sünde ist der Tod, aber die Gnadengabe Gottes ist das ewige Leben in Christus Jesus, unserem Herrn.“
Was für ein Kontrast, ihr Lieben! Das ist etwas, was wir uns immer wieder vergegenwärtigen sollten. Was waren wir in der Vergangenheit? Wohin hat das geführt? Und was haben wir jetzt in Christus?
Deshalb ist auch das Abendmahl so wichtig: Es hilft uns, uns immer wieder bewusst zu machen, was Jesus getan hat. Er hat uns freigemacht und die Macht der Sünde in unserem Leben gebrochen. Die Gnadengabe Gottes ist das ewige Leben in Jesus Christus, unserem Herrn.
Wir haben so eine wunderbare Perspektive. Paulus betont das hier noch einmal als tiefgreifende Ermutigung: Kämpft gegen die Sünde! Missbraucht die Gnade in eurem Leben nicht als Freifahrtschein für die Sünde. Erkennt stattdessen die Gnade, die Gnadengabe Gottes – das ewige Leben – und lebt jetzt erst recht für ihn als Sklaven der Gerechtigkeit.
Wenn du versucht bist, deiner Sünde wieder nachzugehen, schau zurück in deine Vergangenheit und stelle fest, wohin sie dich geführt hat. Aber schau bitte auch darauf, wo Christus dich herausgeholt hat. Da willst du doch nicht wirklich wieder zurück, oder?
Einladung zur symbolischen Aktion der Befreiung
Wir wollen zum Abschluss dieser Predigt zwei Lieder miteinander singen. Bitte die Musiker schon einmal nach vorne kommen.
Während dieser Lieder möchte ich zu einer Aktion einladen. Ich habe heute viele kleinere Ketten mitgebracht. Das ist eine symbolische Aktion, die wir gleich gemeinsam durchführen wollen, während wir die Lieder singen.
Ich lade heute Morgen zwei Personengruppen ein, sich eine Kette zu nehmen und während des Singens nach vorne zum Kreuz zu kommen. Zunächst möchte ich diejenigen einladen, die sich ganz bewusst bekehrt haben und den Sieg Jesu in ihrem Leben erlebt haben. Vielleicht sitzt du aber hier und stellst fest, dass die Sünde dich wieder sehr umgarnt und du in letzter Zeit immer wieder gefallen bist.
Ich möchte dich einladen, heute noch einmal ganz bewusst nach vorne zu kommen. Du kannst dir eine Kette nehmen, dich vor das Kreuz stellen und für dich um Vergebung beten, während wir stehend die Lieder singen.
Ich werde mit einer großen Zange vorne stehen. Du kannst mit deiner Kette zu mir kommen, und wir werden sie gemeinsam zertrennen. Dann kannst du mit den beiden kaputten Kettenstücken nach Hause gehen. Sie sollen dich daran erinnern, dass Christus in deinem Leben die Macht der Sünde gebrochen hat. Du musst der Sünde nicht mehr nachgehen, und das soll dich ermutigen.
Ich möchte heute aber auch diejenigen einladen, nach vorne zu kommen, die Sklaven der Sünde sind und diese Befreiung in Jesus Christus noch nie erlebt haben. Es ist uns ein großes Anliegen, dass du nicht mit deiner Kette wieder nach Hause gehst.
Als jemand, der selbst diese Befreiung erlebt hat – Christus hat mich aus der Sklaverei der Sünde befreit – wünsche ich mir für dich, dass du befreit aus diesem Gottesdienst gehst.
Ich lade dich ein, dir eine Kette zu nehmen und nach vorne zu kommen. Diese Kette werden wir aber noch nicht durchtrennen. Sonst könnte der Eindruck entstehen, eine Bekehrung geschehe nur durch einen symbolischen Akt.
Nimm deine Kette und gestehe damit ein: Ich habe diese Kette in meinem Leben, ich bin versklavt. Bleib dann hier vorne stehen. Nach dem Gottesdienst werden wir gemeinsam beten. Du kannst dein Leben Jesus übergeben.
Nachdem das geschehen ist, werden wir zusammen die Kette zertrennen, damit du mit einer kaputten Kette nach Hause gehen kannst.