Erinnerung an die Lehrer des Glaubens und die Bedeutung Jesu Christi
Zu unseren heutigen wichtigen Bibelworten gehört das Wort aus dem Hebräerbrief: „Gedenkt an eure Lehrer, die euch das Wort Gottes gesagt haben. Ihr Ende schaut an und folgt ihrem Glauben nach. Jesus Christus ist gestern und heute derselbe und in Ewigkeit. Lasst euch nicht durch mancherlei und fremde Lehren umtreiben, denn es ist ein köstlich Ding, dass das Herz fest werde, welches geschieht durch Gnade.“
Gedenkt an eure Lehrer, liebe Freunde. Zu ihnen gehörte auch unser ehemaliger Landesbischof Martin Haug. Er hat einmal bei einem Großtreffen der Nachkriegszeit hineingerufen: „Die Christenheit wird nur dann Zukunft haben, wenn sie wieder viel mehr von ihm selbst, von Jesus Christus, erwartet.“ Gedenkt an eure Lehrer – unverändert Jesus!
Bei Martin Haug war nicht das Wichtigste, dass er oft auch die lebendige Gemeinde und die Hofacker-Vereinigung mit vollem Herzen unterstützt hat, sondern dass ihm das als Bischof und bis in den Ruhestand hinein wichtig war. Christus hat der Christenheit den Namen gegeben, und er darf uns nicht nebensächlich werden.
Als er im Alter war, wurde er oft von Schwermut geplagt. Mit zitternder Hand schrieb er mir in seinem letzten Brief „Christo Duce“: „Nihil triste.“ Wenn wir uns von Christus führen lassen, ist nichts mehr traurig. Das wollen wir heute von den Lehrern hören, die uns das Wort gesagt haben.
Wir sind in der Christenheit in Gefahr, zu vergessen, dass Jesus Christus die Hauptsache in Kirche und Christenheit ist. Zu den mancherlei fremden Lehren unserer Tage, die wie eine Seuche eingebrochen sind, gehört, dass man sich in der Christenheit des Namens Jesus Christus geniert. Es fällt sogar schon Presseleuten auf, die sagen: Die Gewerkschafter, die Politiker reden von ihrem Thema, die Christen reden von Werten, von Religion, vom Glauben, von Kirche – aber Jesus Christus kommt nicht mehr vor.
Wir sind überhaupt in der Gefahr, dass die Christenheit heute zu einer Moralpredigerin wird, dass uns Werte so wichtig sind, dass wir meinen, der Welt sagen zu können, was heute nicht mehr zu dem gehört, was böse ist, und was böse in der Welt ist. Dabei ist doch Jesus gekommen, um Menschen zu retten, die merken: „Ich stecke mittendrin im Bösen, ich möchte mich wehren und kann nicht.“ Für die ist Jesus als Retter gekommen.
Johann Christoph Blumhardt, einer der großen Lehrer der württembergischen Christenheit, hat einmal als alter Mann unter ein Foto von sich geschrieben: „Was ich an Jesus habe, weiß ich jetzt erst recht.“ Erst als Überachtzigjähriger – jetzt erst recht! Liebe Freunde, wir können noch wachsen in das hinein, was wir an Jesus haben – vital und erwartungsvoll warten.
Johann Christoph Spittler gehört auch zu den Lehrern unserer Christenheit. Er war Gründer der Basler Mission und hat über 51 Werke der Diakonie, der Bibelverbreitung und der Evangelisation geschaffen. Er konnte an seinem Fenster in Basel sitzen, ins Gebet vertieft, und seine Tochter wusste: Man darf ihn jetzt nicht stören. Es hatte ihn umgetrieben, eine neue Aufgabe, eine neue Herausforderung. Das wollte er betend vor Gott bringen: „Habe ich die Mitarbeiter dazu? Habe ich das Geld dazu?“
Aber wenn er dann aufstand und seine Gestalt sich straffte, konnte er zu seiner Tochter Suzette sagen: „Lasst uns mit dem starken Jesus vorangehen!“ Darum geht es mir heute für uns: Lasst uns doch mit dem starken Jesus ganz neu vorangehen, mit ihm voran. Das soll mein erster Teil sein – keine Rückschritte.
Ach, es gibt so manche Rückschritte. Wenn ich in Gottesdiensten, etwa Beerdigungsgottesdiensten, sitze und das Gebet beginnt mit „Guter Gott“, klingt es für mich so, als ob unser Lehrer in der Schule sagt: „Das Chefbuch, na ja, das ist gut, es war recht.“ In Israel hat man Gott auch ganz anders angerufen: Unsere Zuversicht und Stärke, der Gott, der Himmel und Erde geschaffen hat, du Schöpfer Himmels und der Erde, du Herr deines Volkes Israel, du Hirte Israels!
Die Christenheit hat das aufgenommen und betet zu Jesus. Sie hat sich sagen lassen, wir sollen den Sohn ehren wie den Vater. Deshalb hat man in der Christenheit Jesus als Herrn angerufen. Aber auch da können wir noch wachsen: Die vielen Ehrentitel, die es im Neuen Testament für Jesus gibt – du unser Erlöser, du Erbarmer, du hoher Priester, du Hirte, Brot des Lebens – möchte ich dazu ermutigen, dass wir nicht immer nur das Herrherz sagen. Das ist eine Gefahr, sondern dass wir hineinwachsen in die große Weite der Ehrentitel Jesu.
Und vor allem sollten wir ihn, Jesus, anrufen, der uns als Retter gegeben ist. Denn das ist von Gott her der schönste Name, noch schöner als Christus: Jesus, übersetzt von Gott, Matthäus 1, er wird sein Volk retten von ihren Sünden. Oh, wie ich das brauche – von meinem Kleinmut im Alter, von meiner Sorge, ob auch das Auskommen reicht, Sorge um Enkel und Kinder, von meiner Ungeduld. Herr, rette mich!
Wir müssen nicht nur Jesus anderen Menschen als Retter anpreisen. Sie brauchen ihn doch auch, so wie ich ihn brauche: Retter Jesus! Das war der große Name, der über dem Leben von Jesus nach dem Willen Gottes stehen sollte: Jesus, der Retter, der uns befreit von dem, was uns wie mit tausend Stricken hinunterziehen will in den Abgrund.
Wenn es diesen Retter Jesus nicht gäbe, wäre mein ganzes Leben eine Katastrophe. Er ist der Einzige, der mich herausziehen kann, wenn ich dabei bin, in Abgründe abzustürzen. Jesus, der Retter – lasst uns ihn festhalten!
Christen sind Leute – ach, lassen Sie mich es noch deutlicher sagen – Hofackerleute sind ganz normale Menschen, die aber wissen: Ich brauche einen Retter. Hofackerleute sind Christenmenschen, die sich nicht so sehr auf den Weg bringen können, die froh sind, dass sie diesen Retter Jesus kennen. Und Hofackerleute sind Menschen, die keinen Tag vorbeigehen lassen durften, keinen Morgen, keinen Abend, keine schwierige Situation, in der sie nicht anrufen durften: „Jesus, mein Retter, hol mich heraus, halte mich fest!“
Wir haben in der Nachkriegszeit immer wieder gehört, in eindrücklichen Gottesdiensten, als Menschen damals fragten: Wie kann Gott all das Schwere zulassen – die Nöte damals, Hunger, Heimatlosigkeit, Vertreibung? Wie kann Gott das zulassen? Da ist das Wort aus Jeremia 2 wichtig geworden: „Du musst inne werden und erfahren, welchen Kummer und Herzeleiden es bringt, den Herrn, deinen Gott, zu verlassen und ihm nicht zu dienen.“
Da heißt es in der Fortsetzung: „So wie ihr mir den Rücken zugekehrt habt, will ich euch den Rücken zukehren.“ Hat Gott das nicht nur Israel gesagt? Nein, so ist Gott. Wenn uns Gott gleichgültig wird, kann uns Gott den Rücken zukehren. Entschuldigung, ich habe den Eindruck, dass im Augenblick Gott uns allen, unserem Land, der ganzen Gesellschaft den Rücken zukehrt: „Macht doch, was ihr wollt, wenn ihr mich nicht haben wollt.“
Deshalb klappt doch nichts mehr in der Politik, in der Wirtschaft, nicht mal im Sport und sehr oft auch in der Kirche nicht. Es ist schrecklich: Wenn Gott uns den Rücken zukehrt, dann können wir so fromm tun, wie wir wollen – das haben sie in Israel auch versucht. Dann gibt es eigentlich nur eins – und das war es.
Doktor Fritz Grünzweig, der unserer Hofacker-Vereinigung den Namen gegeben hat und lange Jahre Vorsitzender war, hat gesagt, es war ihm wichtig bis in sein Sterben hinein: Wir sollten vielmehr Gott anflehen und als Hofackerleute vorangehen unserem Volk: „Herr, sei uns wieder gnädig, kehre dich zu uns, zu deinen Knechten und Mägden. Wir gehen doch kaputt, wenn du weggehst!“
Jesus als Retter anrufen – es wird heute so oft von der gesellschaftlichen Bedeutung der Kirche gesprochen. Liebe Schwestern und Brüder, die wichtigste gesellschaftliche Aufgabe, die wir als Leute des Herrn Jesus haben könnten, ist, dass wir unserem Volk vorangehen und einladen mit dem Busgebet: „Herr, komm doch einmal, lass uns nicht im Stich. Du hast so viel an unserem Volk getan mit Reformation und Pietismus, der Erweckungsbewegung und Bibelbewegung. Herr, komm doch einmal! Bitte rette uns!“
Dieses Gebet kann Jesus erhören. Jetzt bin ich beim Zweiten, was mir wichtig ist, weil Jesus heute derselbe ist wie gestern. Erstes Hauptthema: Jesus der Retter, ihn als Retter anrufen. Das Zweite: Er ist derselbe heute wie gestern und in Ewigkeit.
Wie Jesus gestern war, erzählen uns die Evangelien ausführlich. Darüber brauchen wir heute nicht viele Worte zu verlieren. Aber alle Evangelienberichte in der Bibel haben ein Gefälle hin zum Leiden und Sterben des Herrn Jesus. Bis heute ist das der Marterpfahl von Golgatha, das Erkennungszeichen, das für Jesus steht. Das ist typisch für ihn.
Das ist typisch für Jesus gestern, dass man ihn weg haben wollte. Wenn wir einen nicht brauchen, dann ihn. Wir müssen klar machen: Das waren lauter Leute, die mit Gott leben wollten, fromm leben wollten. Aber Jesus, den brauchen wir absolut nicht. Wenn einer nebensächlich ist, dann er – weg mit ihm! So haben sie ihn weggedrängt, wie man in der Medizin heute sagt, wie Fremdgewebe abgestoßen wird.
Das ist bis heute so. Warum ist das so? Dass bis in die Christenheit hinein eine Hemmung besteht, von Jesus zu sprechen. Jesus ist pietistisch, er ist evangelikal, er ist frömmlerisch. „Gott genügt doch, da treten wir auch den Muslimen nicht auf die Zehen, lass uns von Gott reden.“ Woher kommt diese Hemmung? Denn Jesus brauchen wir nicht. Woher kommt die Hemmung bei mir, dass wenn ich meine stille Zeit haben will, meine Bibel aufgeschlagen habe und das Telefon klingelt, viel wichtiger ist, was da kommt? Dann entdecke ich, was noch alles auf meinem Schreibtisch zu erledigen ist, und plötzlich ist das Gebet vergessen, alles andere ist wichtiger als die Begegnung mit dem heiligen Jesus.
Das ist gestern bei Jesus deutlich geworden, dass man auf ihn verzichten kann, dass das normal zum Menschen gehört, dass das in unseren Genen steckt. Wir können fromm sein, religiös, an Werten interessiert, aber Jesus – da ist eine Fremdheit da, weg mit ihm! Bis heute geht das durch.
Aber zu dem Jesus gestern gehört auch, dass Gott sich nicht gefallen ließ. Er ist eingetreten und hat gesagt: Wenn einer wichtig ist, dann dieser Jesus! Wenn unter denen, die das Menschenantlitz getragen haben, überhaupt einer wichtig ist, dann dieser Jesus. Dann wird er aus den Toten herausgeholt, groß herausgebracht.
Leute, wenn ihr auf alle verzichten wollt, dann auf den dürft ihr nicht verzichten! Und ich kann auf alle Menschen verzichten. Das Erschreckende beim Sterben, das Gott uns gibt: Auf diesen Jesus nicht. Den möchte ich lebend haben.
Jesus gestern – da ist das Programm Gottes, das ernst nimmt, dass wir Menschen eine Aversion haben, eine Fremdheit gegen Jesus bis hinein zu den religiösen Menschen. Und dass Gott uns wissen lässt: „Ach, ihr lieben, widerständigen Leute, ihr seid eingeladen zu diesem Jesus, Jesus Christus, gestern und auch heute derselbe.“
Das war unser kirchenpolitisches Programm, und Steffenkern hat es uns deutlich gemacht, dass bis heute das Programm auch der lebendigen Gemeinde nicht irgendwelche Streitereien sind, sondern dass wir zurückfinden zu dem, dass Jesus unter uns wirken kann und dass uns Jesus heilig wichtig wird, weil Gott will, dass dieser Jesus bekannt wird.
Deshalb unterstützen wir auch pro Christ 2013, damit noch einmal in unserem Land ein Segen anbricht. Wir erschrecken, wenn wir an unsere Möglichkeiten denken, wir zaudern, wenn wir an den vielen Widerstand denken. Aber wenn wir an das Programm des Herrn Jesus denken – Jesus Christus gestern, heute und in Ewigkeit derselbe – da sind wir froh, dass wir in unserem Land noch einmal weit einladen dürfen: pro Christ – hin für Christus.
„Jesus Christus gestern, heute und in Ewigkeit derselbe“ – das Hauptwort von Jesus war: „Komm, ihr Mühseligen und Beladen, kommt doch!“
Petrus, Andreas, komm! Zweifelnder Thomas, komm! Das Einladen des Herrn Jesus: „Komm!“ Wer zu mir kommt, das ist eines der großen Worte des Herrn Jesus: „Den werde ich nicht hinausstossen.“
Wilhelm Busch, der Evangelist und Jugendpfarrer von Essen, kam einst weit weg von Jesus. Als junger Leutnant in den Materialschlachten des Ersten Weltkriegs vor Verdun war er bloß noch durchpulst von einem Lebenshunger, von einer Lebensgier, die ihn alle Barrieren überspringen ließ.
Dann geschah es, dass sein Freund neben ihm, auch ein Leutnant, von einem Schrapnellsplitter getroffen wurde und tot war – von jetzt auf gleich. Wilhelm Busch erschrak: Wenn nicht ich so umkomme, dann wäre ich in der Hölle. Kann ich noch einmal zurückfinden zu Jesus, dem Retter?
Da ist ihm dieses Wort groß geworden, das Jesus gesagt hat: „Wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstossen.“ Das Wort hat ihn begleitet bei seinen Evangelisationen, seiner Jugendarbeit, damit Menschen zu Jesus kommen und erfahren: Wir sind willkommen, wie wir wohl nirgends sonst willkommen sind.
Das bleibt in Ewigkeit. Es war schon groß bei Jesus gestern, dass er Menschen, Schwache, Sünder, merkwürdige Menschen eingeladen hat: „Komm!“ Das ist groß bis heute, und es hat wohl bei uns allen einmal deutlich gemacht: „Komm doch! Komm!“
Mir ist als Pfarrer wichtig, wie viele Menschen das bei ihrer Konfirmation gehört haben. Ich erlebe es bei goldenen Konfirmationen, dass Menschen sagen: „Ich habe viel vergessen, aber das habe ich damals gespürt: Eigentlich lädt mich Jesus ein, komm!“
Es ist großartig, wenn Jesus Durchblicke gewährt hat, etwa der Maria Magdalena: „Ich fahre auf zu meinem Vater, der auch euer Vater ist.“ Es ist groß, wenn dieser Jesus gestern auch heute uns Durchblicke gibt – bei einer Predigt, beim Lesen einer Biografie, wenn wir unsere Bibel aufschlagen, sodass es zu einem geistlichen Aha-Erlebnis kommt.
So ist das, dass wir Durchblicke bekommen. Es war groß, wenn wir die Tröstungen Gottes erleben. Der Herr Jesus hat nie gesagt, er mache alle Rollstuhlfahrer gesund, alle Krebskranken. Er kann Aufschub der Krankheit erleben lassen – ich habe es auch erfahren. Ich habe auch erfahren, wie Fürbitte, die an ihn gerichtet ist, trägt. Vielen Dank auch für alle Fürbitte von euch.
Aber das wird noch einmal etwas ganz anderes sein in Ewigkeit in der Welt Gottes, wenn er über uns – hoffentlich sind wir dabei – sagt: „Komm, ihr meine verlorenen Töchter und Söhne, kommt, ihr seid willkommen! Für euch habe ich alles erledigt vor dem Vater, was euch hindern könnte, beim Vater zu sein. Kommt! Wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstossen.“
Keinen zweifelnden Thomas, keinen versagenden Petrus, keine Maria Magdalena, die nicht wusste, wo sie mit Jesus noch dran ist, keinen zurückgestoßen. Wer zu mir kommt, den stoße ich nicht hinaus. So wie Jesus Christus gestern, heute und in Ewigkeit derselbe.
Professor Otto Michel, einer der großen Lehrer unserer württembergischen Christenheit und Professor in Tübingen, wurde im Alter sehr schweigsam. Als er wenige Tage vor seinem Tod erlebte, wie seine Angehörigen darüber sprachen, was zu tun sei, wenn der Tod eintritt, wie man es mit der Beerdigung ordnet, sagte Otto Michel in eindrücklicher Sprache: „Dann wird wahr werden: ‚Gehe in ein Land, das ich dir zeigen will.‘ Der Jesus, der uns Großes erleben hat lassen, wird erst in Ewigkeit und Staunenswertes erleben lassen.“
Gedenkt an eure Lehrer, ihrem Glauben folget nach! In unserem württembergischen Konfirmandenbüchlein hieß einmal ein Satz: „Wo man anders lehrt, da gehören wir nicht hin, da gehören wir nicht hin.“ Amen.
Die Bedeutung großer Lehrer der Christenheit
Johann Christoph Blumhardt, einer der großen Lehrer der württembergischen Christenheit, hat als alter Mann einmal unter ein Foto von sich geschrieben: „Was ich an Jesus habe, weiß ich jetzt erst recht.“ Erst als Überachtzigjähriger, jetzt erst recht!
Liebe Freunde, wir können noch wachsen in das hinein, was wir an Jesus haben. Vital und erwartungsvoll dürfen wir darauf warten.
Johann Christoph Spittler gehört ebenfalls zu den Lehrern unserer Christenheit. Er war der Gründer der Basler Mission und hat über 51 Werke in den Bereichen Diakonie, Bibelverbreitung und Evangelisation geschaffen.
Er konnte an seinem Fenster in Basel sitzen, tief im Gebet versunken. Seine Tochter wusste dann: Man darf ihn jetzt nicht stören. Es beschäftigte ihn eine neue Aufgabe, eine neue Herausforderung. Das wollte er betend vor Gott bringen: „Habe ich die Mitarbeiter dazu? Habe ich das Geld dazu?“
Doch wenn er dann aufstand und seine Gestalt sich straffte, konnte er zu seiner Tochter Suzette sagen: „Lasst uns mit dem starken Jesus vorangehen!“
Darum geht es mir heute für uns: Lasst uns mit dem starken Jesus ganz neu vorangehen. Mit ihm voran – das soll mein erster Teil sein. Keine Rückschritte.
Die Herausforderung des Glaubens und die Vielfalt der Ehrentitel Jesu
Ach, es gibt so manche Rückschritte. Wenn ich in Gottesdiensten, auch bei Beerdigungen, sitze und das Gebet beginnt mit „Guter Gott“, klingt es für mich oft so, als würde unser Lehrer in der Schule sagen: „Das Chefbuch, na ja, das ist gut, es war recht.“
In Israel hat man Gott ganz anders angerufen: Unsere Zuversicht und Stärke, der Gott, der Himmel und Erde geschaffen hat, du Schöpfer Himmels und der Erde, du Herr deines Volkes Israel, du Hirte Israels! Die Christenheit hat das aufgenommen und beim Gebet zu Jesus gesagt, dass wir den Sohn ehren sollen, wie wir den Vater ehren. Deshalb hat die Christenheit Jesus als Herrn angerufen.
Aber auch da können wir noch wachsen. Die vielen Ehrentitel, die es im Neuen Testament für Jesus gibt – du unser Erlöser, du Erbarmer, du hoher Priester, du Hirte, Brot des Lebens – möchte ich ermutigen, dass wir nicht immer nur das Herr-Herz sagen. Das ist eine Gefahr. Vielmehr sollten wir hineinwachsen in die große Weite der Ehrentitel Jesu und vor allem ihn, Jesus, anrufen, der uns als Retter gegeben ist. Denn das ist von Gott her der schönste Name, noch schöner als Christus: Jesus, übersetzt von Gott, Matthäus 1, er wird sein Volk retten von ihren Sünden.
Oh, wie ich das brauche – von meinem Kleinmut im Alter, von meiner Sorge, ob auch das Auskommen reicht, von meiner Sorge um Enkel und Kinder, von meiner Ungeduld. Herr, rette mich!
Wir müssen nicht nur Jesus anderen Menschen als Retter anpreisen. Sie brauchen ihn doch genauso wie ich. Retter Jesus! Das war der große Name, der über dem Leben von Jesus nach dem Willen Gottes stehen sollte: Jesus, der Retter, der uns befreit von dem, was uns wie mit tausend Stricken hinunterziehen will in den Abgrund.
Wenn es diesen Retter Jesus nicht gäbe, wäre mein ganzes Leben eine Katastrophe. Er ist der Einzige, der mich herausziehen kann, wenn ich dabei bin, in Abgründe abzustürzen. Jesus, der Retter – lasst uns ihn festhalten!
Christen sind Leute – ach, lassen Sie mich es noch deutlicher sagen – Hofackerleute sind ganz normale Menschen, die aber wissen: Ich brauche einen Retter. Hofackerleute sind Christenmenschen, die sich nicht so sehr auf den Weg bringen können, die froh sind, dass sie diesen Retter Jesus kennen. Und Hofackerleute sind Menschen, die keinen Tag vorbeigehen lassen dürfen, keinen Morgen, keinen Abend, keine schwierige Situation, in der sie nicht anrufen durften: Jesus, mein Retter, hol mich heraus, halte mich fest!
Wir haben in der Nachkriegszeit immer wieder gehört – in eindrücklichen Gottesdiensten, als Menschen damals fragten: Wie kann Gott all das Schwere zulassen? Die Nöte damals – Hunger, Heimatlosigkeit, Vertreibung – wie kann Gott das zulassen? Da ist das Wort aus Jeremia 2 wichtig geworden:
„Du musst inne werden und erfahren, welchen Kummer und Herzeleiden es bringt, den Herrn, deinen Gott, zu verlassen und ihm nicht zu dienen.“
Da heißt es in der Fortsetzung: „So wie ihr mir den Rücken zugekehrt habt, will ich euch den Rücken zukehren.“
Hat Gott das doch nicht nur Israel gesagt, sondern so ist Gott. Wenn uns Gott gleichgültig wird, kann uns Gott den Rücken zukehren.
Entschuldigung, ich habe den Eindruck, dass im Augenblick Gott uns allen, unserem Land, der ganzen Gesellschaft den Rücken zukehren könnte: Macht doch, was ihr wollt, wenn ihr mich nicht haben wollt. Deshalb klappt doch nichts mehr – in der Politik, in der Wirtschaft, nicht mal im Sport und sehr oft auch in der Kirche nicht.
Es ist schrecklich, wenn Gott uns den Rücken zukehren kann. Dann können wir so fromm tun, wie wir wollen – das haben sie in Israel auch versucht. Dann gibt es eigentlich nur eins, und das war es: Doktor Fritz Grünzweig, der unserer Hofacker-Vereinigung den Namen gegeben hat und lange Jahre Vorsitzender war.
Der Ludwig-Hofacker-Vereinigung war es ihm wichtig, bis in sein Sterben hinein: Wir sollten vielmehr Gott anflehen, und wir sollten als Hofackerleute vorangehen unserem Volk und sagen: Herr, sei uns wieder gnädig, kehre dich zu uns, zu deinen Knechten und Mägden. Wir gehen doch kaputt, wenn du weggehst. Jesus als Retter anrufen!
Es wird heute so oft von der gesellschaftlichen Bedeutung der Kirche gesprochen. Liebe Schwestern und Brüder, die wichtigste gesellschaftliche Aufgabe, die wir als Leute des Herrn Jesus haben könnten, ist, dass wir unserem Volk vorangehen und einladen mit dem Bußgebet: Herr, komm doch einmal, lass uns nicht im Stich! Du hast so viel an unserem Volk getan mit Reformation, Pietismus, Erweckungsbewegung und Bibelbewegung. Herr, komm doch einmal! Bitte rette uns!
Dieses Gebet kann Jesus erhören. Jetzt bin ich beim Zweiten, was mir wichtig ist, weil Jesus heute derselbe ist wie gestern.
Erstes Hauptthema: Jesus der Retter, ihn als Retter anrufen. Und das Zweite: Er ist derselbe heute wie gestern und in Ewigkeit.
Wie Jesus gestern war, das erzählen uns ja die Evangelien ausführlich. Darüber brauchen wir heute nicht viele Worte zu machen. Aber alle Evangelienberichte in der Bibel haben ein Gefälle hin zum Leiden und Sterben des Herrn Jesus. Bis heute ist das der Marterpfahl von Golgatha, das Erkennungszeichen, das für Jesus steht.
Das ist typisch für ihn. Das ist typisch für Jesus gestern, dass man ihn weghaben wollte. Wenn wir einen nicht brauchen, dann ihn. Wir müssen klar machen, das waren lauter Leute, die mit Gott leben wollten, fromm leben wollten. Aber Jesus, den brauchen wir absolut nicht. Wenn einer nebensächlich ist, dann er. Weg mit ihm!
So haben sie ihn weggedrängt, wie man in der Medizin sagt, wenn Fremdgewebe abgestoßen wird. Das ist doch bis heute so. Warum ist das so? Dass bis in die Christenheit hinein eine Hemmung besteht, von Jesus zu sprechen. Jesus ist pietistisch, er ist evangelikal, er ist frömmlerisch, Gott genügt doch, da treten wir auch den Muslimen nicht auf die Zehen, lass uns von Gott reden.
Woher kommt diese Hemmung? Denn Jesus brauchen wir nicht. Woher kommt die Hemmung bei mir, dass wenn ich meine stille Zeit haben will, meine Bibel aufgeschlagen habe und das Telefon klingelt, viel wichtiger ist, was da kommt? Und dann entdecke ich, was noch alles auf meinem Schreibtisch liegt, was heute zu erledigen ist, und plötzlich ist das Gebet vergessen – alles andere ist wichtiger als die Begegnung mit dem heiligen Jesus.
Das ist gestern bei Jesus deutlich geworden: dass man auf ihn verzichten kann, dass das normal zum Menschen gehört, dass das in unseren Genen steckt. Wir können fromm sein, religiös, an Werten interessiert, aber Jesus – da ist eine Fremdheit da, weg mit ihm! Bis heute geht das durch.
Aber zu dem Jesus gestern gehört auch, dass Gott sich nicht gefallen ließ, dass er eingetreten ist und gesagt hat: Wenn einer wichtig ist, dann dieser Jesus. Wenn unter denen, die das Menschenantlitz getragen haben, überhaupt einer wichtig ist, dieser Jesus, dann wird er aus den Toten herausgeholt, groß herausgebracht.
Leute, wenn ihr auf alle verzichten wollt, dann auf den dürft ihr nicht verzichten. Und ich kann auf alle Menschen verzichten. Das Erschreckende beim Sterben, das Gott uns dahingibt: auf diesen Jesus nicht. Den möchte ich lebendig haben.
Jesus gestern – da ist das Programm Gottes, das ernst nimmt, dass wir Menschen eine Aversion haben, eine Fremdheit gegen Jesus, bis hinein zu den religiösen Menschen. Und dass Gott uns wissen lässt: Ach, ihr lieben, widerständigen Leute, ihr seid eingeladen zu diesem Jesus, Jesus Christus, gestern und auch heute derselbe.
Das war unser kirchenpolitisches Programm. Und Steffenkern hat es uns deutlich gemacht, dass bis heute das Programm auch der lebendigen Gemeinde nicht irgendwelche Streitereien sind, sondern dass wir zurückfinden, wieder dazu, dass Jesus unter uns wirken kann und dass uns Jesus heilig wichtig wird, weil Gott will, dass dieser Jesus bekannt wird.
Deshalb unterstützen wir auch pro Christ 2013, damit noch einmal in unserem Land ein Segen anbricht. Wir erschrecken, wenn wir an unsere Möglichkeiten denken, wir zaudern, wenn wir an den vielen Widerstand denken. Aber wenn wir an das Programm des Herrn Jesus denken: Jesus Christus gestern, heute und in Ewigkeit derselbe, da sind wir froh, dass wir in unserem Land noch einmal weit einladen dürfen – pro Christ, hin für Christus.
Jesus Christus gestern, heute und in Ewigkeit derselbe. Das Hauptwort von Jesus war: „Kommt, ihr Mühseligen und Beladen, kommt doch!“ Petrus, Andreas, kommt! Zweifelnder Thomas, kommt! Das Einladen des Herrn Jesus: Kommt! Wer zu mir kommt, das ist eines der großen Worte des Herrn Jesus, den werde ich nicht hinausstossen.
Wilhelm Busch, der Evangelist und Jugendpfarrer von Essen, vorher kam ein lieber Freund, der aus der Jugendarbeit des Weiglehauses kommt und unter uns ist, war einst weit weg von Jesus. Als junger Leutnant in den Materialschlachten des Ersten Weltkriegs vor Verdun war er bloß noch durchpulst von einem Lebenshunger, von einer Lebensgier, die ihn alle Barrieren überspringen ließ.
Dann geschah es, dass sein Freund neben ihm, auch ein Leutnant, von einem Schrapnellsplitter getroffen wurde und tot war – von jetzt auf nachher. Und Wilhelm Busch war erschrocken: Wenn nicht ich so umkommen würde, dann wäre ich in der Hölle. Kann ich noch einmal zurückfinden zu Jesus, dem Retter?
Da ist ihm dieses Wort groß geworden, dass Jesus gesagt hat: Wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstossen. Das Wort hat ihn begleitet bei seinen Evangelisationen, seiner Jugendarbeit, dass Menschen zu Jesus kommen und erfahren: Wir sind willkommen, wie wir wohl nirgends sonst willkommen sind.
Das bleibt in Ewigkeit. Es war schon groß bei Jesus gestern, dass er Menschen – Schwache, Sündige, merkwürdige Menschen – eingeladen hat: Kommt! Das ist groß bis heute, dass es doch wohl bei uns allen einmal deutlich gemacht hat: Komm doch, komm!
Mir ist als Pfarrer wichtig, wie viele Menschen das bei ihrer Konfirmation gehört haben. Ich erlebe es bei goldenen Konfirmationen, dass Menschen sagen: Ich habe viel vergessen, aber das habe ich damals gespürt: Eigentlich lädt mich Jesus ein, komm!
Es ist großartig, wenn Jesus Durchblicke gewährt hat, etwa der Maria Magdalena: „Ich fahre auf zu meinem Vater, der auch euer Vater ist.“ Es ist groß, wenn dieser Jesus gestern auch heute uns Durchblicke gibt – bei einer Predigt, beim Lesen einer Biografie, wenn wir unsere Bibel aufschlagen –, dass es zu diesem geistlichen Aha-Erlebnis kommt.
So ist das, dass wir Durchblicke bekommen. Es war groß, wenn wir die Tröstungen Gottes erleben. Der Herr Jesus hat nie gesagt: Ich mache alle Rollstuhlfahrer gesund, alle Krebskranken. Er kann Aufschub der Krankheit erleben lassen – ich habe es auch erfahren.
Ich habe auch erfahren, wie Fürbitte, die an ihn gerichtet ist, trägt. Vielen Dank auch für alle Fürbitte von euch. Aber das wird noch einmal etwas ganz anderes sein in Ewigkeit in der Welt Gottes, wenn er über uns – hoffentlich sind wir dabei – sagt: „Kommt, ihr meine verlorenen Töchter und Söhne, kommt, ihr seid willkommen! Für euch habe ich alles erledigt vor dem Vater, was euch hindern könnte, beim Vater zu sein. Kommt!“
Wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstossen. Keinen zweifelnden Thomas, keinen versagenden Petrus, keine Maria Magdalena, die nicht wusste, wo sie mit Jesus noch dran ist, keinen zurückgestoßen. Wer zu mir kommt, den stoße ich nicht hinaus.
So wie Jesus Christus gestern, heute und in Ewigkeit derselbe.
Professor Otto Michel, einer der großen Lehrer unserer württembergischen Christenheit, Professor in Tübingen, wurde im Alter sehr schweigsam. Als er wenige Tage vor seinem Tod erlebte, wie offenbar seine Angehörigen darüber sprechen, was machen wir denn, wenn der Tod eintritt, wie ordnen wir es mit der Beerdigung? Da hat Otto Michel gesagt, dann wird wahr werden – in seiner eindrücklichen Sprache: „Gehe in ein Land, das ich dir zeigen will.“ Der Jesus, der uns Großes erleben hat lassen, wird erst in Ewigkeit noch Staunenswertes erleben lassen.
Gedenkt an eure Lehrer, ihrem Glauben folgt nach! In unserem württembergischen Konfirmandenbüchlein hieß einmal ein Satz: „Wo man anders lehrt, da gehören wir nicht hin, da gehören wir nicht hin.“
Amen.
Die Notwendigkeit der Umkehr und das Gebet um Gottes Gnade
Wir haben in der Nachkriegszeit immer wieder in eindrücklichen Gottesdiensten gehört, wie Menschen damals fragten: Wie kann Gott all das Schwere zulassen? Die Nöte damals – Hunger, Heimatlosigkeit, Vertreibung – wie kann Gott das zulassen?
In diesem Zusammenhang ist das Wort aus Jeremia 2 wichtig geworden: „Du musst innewerden und erfahren, welchen Kummer und Herzeleiden es bringt, den Herrn, deinen Gott, zu verlassen und ihm nicht zu dienen.“
In der Fortsetzung heißt es: „So wie ihr mir den Rücken zugekehrt habt, will ich euch den Rücken zukehren.“ Gott hat dies nicht nur Israel gesagt, sondern so ist Gott allgemein. Wenn uns Gott gleichgültig wird, kann er uns den Rücken zukehren.
Ich habe den Eindruck, dass Gott uns im Augenblick allen – unserem Land, der ganzen Gesellschaft – den Rücken zukehrt. Er sagt gewissermaßen: Macht doch, was ihr wollt, wenn ihr mich nicht haben wollt. Deshalb klappt doch nichts mehr – weder in der Politik, noch in der Wirtschaft, nicht einmal im Sport, und sehr oft auch nicht in der Kirche.
Es ist schrecklich, wenn Gott uns den Rücken zukehrt. Dann können wir so fromm tun, wie wir wollen – das haben sie in Israel auch versucht. Dann gibt es eigentlich nur eins: das Gebet.
Das war es, was Dr. Fritz Grünzweig, der unserer Hofhacker-Vereinigung den Namen gegeben hat und lange Jahre Vorsitzender war, besonders wichtig war – bis in sein Sterben hinein. Wir sollten vielmehr Gott anflehen. Wir sollten als Hofhackerleute unserem Volk vorangehen mit dem Gebet: „Herr, sei uns wieder gnädig, kehre dich zu uns, zu deinen Knechten und Mägden. Wir gehen doch kaputt, wenn du weggehst.“
Jesus als Retter anzurufen ist heute wichtiger denn je. Es wird so oft von der gesellschaftlichen Bedeutung der Kirche gesprochen. Liebe Schwestern und Brüder, die wichtigste gesellschaftliche Aufgabe, die wir als Leute des Herrn Jesus haben, ist, unserem Volk voranzugehen und einzuladen mit dem Busgebet: „Herr, komm doch einmal, lass uns nicht im Stich! Du hast so viel an unserem Volk getan – mit Reformation, Pietismus, Erweckungsbewegung und Bibelbewegung. Herr, komm doch einmal! Bitte rette uns!“
Dieses Gebet kann Jesus erhören.
Jesus Christus – unveränderlich gestern, heute und in Ewigkeit
Jetzt bin ich beim Zweiten, was mir wichtig ist, weil Jesus heute derselbe ist wie gestern.
Das erste Hauptthema ist Jesus, der Retter, den wir als Retter anrufen. Das zweite ist, dass er derselbe ist – heute wie gestern und in Ewigkeit. Wie Jesus gestern war, erzählen uns die Evangelien ausführlich. Darüber brauchen wir heute nicht viele Worte zu verlieren.
Alle Evangelienberichte in der Bibel zeigen jedoch ein Gefälle hin zum Leiden und Sterben des Herrn Jesus. Bis heute ist das der Marterpfahl von Golgatha, das Erkennungszeichen, das für Jesus steht. Das ist typisch für ihn. Es ist typisch für Jesus gestern, dass man ihn loswerden wollte. Wenn man jemanden nicht braucht, dann ihn. Wir müssen klar machen: Das waren lauter Leute, die mit Gott leben wollten, fromm leben wollten. Aber Jesus, den brauchen wir absolut nicht. Wenn einer nebensächlich ist, dann er – weg mit ihm. So haben sie ihn weggedrängt. Man könnte sagen, wie in der Medizin, dass Fremdgewebe abgestoßen wird.
Das ist bis heute so. Warum ist das so? Warum gibt es bis in die Christenheit hinein eine Hemmung, von Jesus zu sprechen? Jesus ist pietistisch, evangelikal, frömmlerisch. Gott genügt doch. Da treten wir auch den Muslimen nicht auf die Zehen, lass uns von Gott reden. Woher kommt diese Hemmung? Denn Jesus brauchen wir nicht.
Woher kommt die Hemmung bei mir, wenn ich meine stille Zeit haben will, meine Bibel aufgeschlagen habe und das Telefon klingelt? Plötzlich ist viel Wichtigeres da. Dann entdecke ich, was noch alles auf meinem Schreibtisch liegt, was heute zu erledigen ist. Und plötzlich ist das Gebet vergessen, alles andere ist wichtiger als die Begegnung mit dem heiligen Jesus.
Das ist gestern bei Jesus deutlich geworden: Dass man auf ihn verzichten kann, dass das normal zum Menschen gehört, dass das in unseren Genen steckt. Wir können fromm sein, religiös, an Werten interessiert, aber bei Jesus ist eine Fremdheit da – weg mit ihm! Bis heute geht das durch.
Aber zu dem Jesus von gestern gehört auch, dass Gott sich das nicht gefallen ließ. Er ist eingetreten und hat gesagt: Wenn einer wichtig ist, dann dieser Jesus. Wenn unter denen, die das Menschenantlitz getragen haben, überhaupt einer wichtig ist, dann dieser Jesus. Dann wird er aus den Toten herausgeholt, groß herausgebracht.
Leute, wenn ihr auf alle verzichten wollt, dann auf den dürft ihr nicht verzichten. Ich kann auf alle Menschen verzichten, aber das Erschreckende beim Sterben, das Gott uns gibt, ist: Auf diesen Jesus nicht. Den möchte ich lebendig haben.
Jesus gestern – da ist das Programm Gottes, das ernst nimmt, dass wir Menschen eine Aversion haben, eine Fremdheit gegen Jesus – bis hinein zu den religiösen Menschen. Und Gott lässt uns wissen: Ach, ihr lieben, widerständigen Leute, ihr seid eingeladen zu diesem Jesus, Jesus Christus, gestern und auch heute derselbe.
Das war unser kirchenpolitisches Programm. Steffenkern hat es uns deutlich gemacht: Bis heute ist das Programm auch der lebendigen Gemeinde nicht irgendwelche Streitereien, sondern dass wir zurückfinden zu dem, dass Jesus unter uns wirken kann und dass uns Jesus heilig wichtig wird. Denn Gott will, dass dieser Jesus bekannt wird.
Deshalb unterstützen wir auch proChrist 2013, damit noch einmal in unserem Land ein Segen anbricht. Wir erschrecken, wenn wir an unsere Möglichkeiten denken. Wir zaudern, wenn wir an den vielen Widerstand denken. Aber wenn wir an das Programm des Herrn Jesus denken – Jesus Christus, gestern, heute und in Ewigkeit derselbe – da sind wir froh, dass wir in unserem Land noch einmal weit einladen dürfen: proChrist – hin für Christus.
Die Einladung Jesu und die Hoffnung auf ewiges Leben
Jesus Christus ist gestern, heute und in Ewigkeit derselbe. Das Hauptwort von Jesus lautet: „Komm!“
„Komm, ihr Mühseligen und Beladen, kommt doch! Petrus, Andreas, kommt! Zweifelnder Thomas, komm!“
Das ist das Einladen des Herrn Jesus: „Komm!“ Wer zu mir kommt – das ist eines der großen Worte des Herrn Jesus – den werde ich nicht hinausstossen.
Wilhelm Busch, der Evangelist und Jugendpfarrer von Essen, erzählt von einem lieben Freund, der aus der Jugendarbeit des Weiglehauses stammt und unter uns ist. Dieser Freund war einst weit weg von Jesus. Als junger Leutnant in den Materialschlachten des Ersten Weltkriegs vor Verdun war er nur noch von einem Lebenshunger, einer Lebensgier erfüllt, die ihn alle Barrieren überspringen ließ.
Dann geschah es, dass sein Freund neben ihm, ebenfalls Leutnant, von einem Schrapnellsplitter getroffen wurde und plötzlich tot war – von jetzt auf gleich. Wilhelm Busch war erschrocken und dachte: Wenn ich so umkomme, dann wäre ich in der Hölle. Kann ich noch einmal zurückfinden zu Jesus, dem Retter?
Da wurde ihm dieses Wort groß: Jesus hat gesagt: „Wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstossen.“ Dieses Wort hat ihn bei seinen Evangelisationen und seiner Jugendarbeit begleitet. Es ist das Ziel, dass Menschen zu Jesus kommen und erfahren: Wir sind willkommen, wie wir wohl nirgends sonst willkommen sind.
Das bleibt in Ewigkeit. Es war schon groß bei Jesus gestern, dass er Menschen einlud – Schwache, Sündige, merkwürdige Menschen – mit dem Wort: „Komm!“ Das ist groß bis heute. Es hat wohl bei uns allen einmal deutlich gemacht: „Komm doch, komm!“
Mir ist als Pfarrer wichtig, wie viele Menschen dieses Wort bei ihrer Konfirmation gehört haben. Ich erlebe es bei goldenen Konfirmationen, dass Menschen sagen: „Ich habe viel vergessen, aber das habe ich damals gespürt: Eigentlich lädt mich Jesus ein, komm!“
Es ist großartig, wenn Jesus Durchblicke gewährt hat, etwa der Maria Magdalena: „Ich fahre auf zu meinem Vater, der auch euer Vater ist.“ Es ist groß, wenn dieser Jesus – gestern und auch heute – uns Durchblicke gibt, sei es bei einer Predigt, beim Lesen einer Biografie oder wenn wir unsere Bibel aufschlagen, sodass es zu einem geistlichen Aha-Erlebnis kommt.
So ist es, dass wir Durchblicke bekommen. Es ist groß, wenn wir die Tröstungen Gottes erleben. Der Herr Jesus hat nie gesagt: „Ich mache alle Rollstuhlfahrer gesund, alle Krebskranken.“ Aber er kann Aufschub der Krankheit gewähren – das habe ich auch erfahren. Ich habe auch erlebt, wie Fürbitte, die an ihn gerichtet ist, trägt. Vielen Dank auch für alle Fürbitte von euch.
Doch das wird noch einmal etwas ganz anderes sein in Ewigkeit in der Welt Gottes, wenn er über uns – hoffentlich sind wir dabei – sagt: „Kommt, ihr meine verlorenen Töchter und Söhne, kommt! Ihr seid willkommen! Für euch habe ich alles erledigt vor dem Vater, was euch hindern könnte, beim Vater zu sein. Kommt!“
„Wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstossen.“ Keinen zweifelnden Thomas, keinen versagenden Petrus, keine Maria Magdalena, die nicht wusste, wo sie mit Jesus noch dran ist, wird er zurückstossen. Wer zu mir kommt, den stoße ich nicht hinaus.
So wie Jesus Christus gestern, heute und in Ewigkeit derselbe ist.
Der Trost der Hoffnung auf das ewige Leben
Professor Otto Michel, einer der großen Lehrer unserer württembergischen Christenheit und Professor in Tübingen, wurde im Alter sehr schweigsam.
Als er wenige Tage vor seinem Tod erlebte, wie offenbar seine Angehörigen darüber sprachen, was zu tun sei, wenn der Tod eintritt und wie sie die Beerdigung regeln sollten, sagte Otto Michel in seiner eindrücklichen Sprache: „Dann wird wahr werden: ‚Gehe in ein Land, das ich dir zeigen will‘.“
Der Jesus, der uns Großes erleben hat lassen, wird uns erst in Ewigkeit und auf staunenswerte Weise weiter erleben lassen.
Gedenkt an eure Lehrer und folgt ihrem Glauben nach. In unserem württembergischen Konfirmandenbüchlein hieß es einmal der Satz: „Wo man anders lehrt, da gehören wir nicht hin, da gehören wir nicht hin.“ Amen.