Einleitung und Gebet um Erkenntnis und Radikalität
Wir beten! Lieber Vater, wir danken dir jetzt auch für diese Worte, diese zehn Worte, die eine gewaltige Vorgabe sind. Wir wollen sie in diesem Jahr ernst nehmen.
Diese Worte decken auch Sünde auf, was du ja auch bezweckt hast, Herr Jesus Christus. Wir beten, dass du uns hilfst, nicht wie Pharisäer zu sein, die darüber hinweglesen, ohne sich wirklich Gedanken zu machen.
Danke, Herr Jesus, für deine Liebe, die diese Dinge aufdeckt. Amen!
Radikal sein – das ist der Gedanke. Buchstäblich die Hand abzuschlagen wird letztlich nicht helfen, denn dann stiehlt halt die andere Hand. Wenn die eine stiehlt, ist das Problem nicht einfach mit der Hand gelöst.
Was der Herr Jesus sagen möchte, zeigt dieses krasse Bild: Du musst ganz radikal sein mit allem, was ein Hindernis ist. Wir müssen alle radikal sein mit dem, was ein Hindernis in unserem Leben ist, um dem Herrn nachzufolgen.
Praktische Maßnahmen gegen Versuchungen
Wenn das das Internet ist, dann muss ich das Internet entweder abmelden oder mir einen Provider suchen, der familienfreundlicher ist. Ein solcher Provider filtert automatisch die Inhalte, sodass ich gar keinen Zugang zu problematischen Sachen habe.
Es gibt also Möglichkeiten, sich selbst eine Barriere zu schaffen. Zum Beispiel kann ich ein Passwort festlegen lassen, das jemand anderes aussucht. Dann kenne ich das Passwort nicht und kann auch nichts daran ändern. Das ist gesund.
Oder wenn es andere Dinge in unserem Leben sind, sollte ich mich fragen: Womit füttere ich meine Gedanken?
Ich habe hier noch einen Vers aufgeschrieben: Sprüche 4,20: "Mein Sohn, merke auf meine Worte, neige dein Ohr zu meinen Worten, lass sie nicht von deinen Augen weichen."
Hier spielen wieder die Augen eine wichtige Rolle. Wenn die Augen auf die Worte des Vaters gerichtet sind, dann kommt es gut. Man soll die Worte im Inneren des Herzens bewahren, sie nicht aus den Augen verlieren und im Herzen behalten.
Das sind diese beiden Dinge: Mit den Augen kommt das Wort Gottes zu uns. So lese ich das Wort des Vaters und bewahre es in meinem Herzen. Ich habe es immer vor Augen.
Das Wort Gottes vor Augen zu haben, kann auch durch einen Spiegel unterstützt werden. Vor dem Spiegel kann man sich an Bibelverse erinnern. Es gibt Geschwister, die sich bestimmte Bibelverse an den Spiegel kleben. Warum nicht? So schaut man immer wieder hinein.
Oder man hängt sich einen Tageskalender mit Bibelversen an den Spiegel. Dann wird man daran erinnert, dass man den Vers von heute Morgen noch nicht abgerissen hat.
So hat man das Wort Gottes stets vor Augen.
Die Bedeutung der Wahrnehmung und der Blick auf Versuchungen
Jemand hat einmal gesagt: Alles, was du über die Augen aufnimmst, prägt dich. Letztlich vergisst du nie etwas. Es hat sich fest in deinem Gehirn verankert. Unser Gehirn ist so gebaut, dass es Eindrücke aufnimmt.
Manche meinen, sie hätten diese Eindrücke vergessen, aber sie sind noch da. Das ist wie bei einer Festplatte. Wenn man dort etwas löscht, sagen Fachleute, dass gar nichts wirklich gelöscht wird. Es gibt zwar Tricks, mit denen man Daten wirklich entfernen kann, aber das normale Löschen reicht nicht aus. Die Daten sind immer noch vorhanden. So ist es auch in unseren Gedanken.
Was den Blick betrifft, kann es schon sein, dass uns etwas ins Blickfeld kommt, das wir nicht sehen sollten. Der erste Blick ist die Versuchung, der zweite Blick ist die Sünde.
Mir ist das einmal in Bregenz passiert. Ich kam auf eine Brücke zu, eine Eisenbahnbrücke, die mit einem riesigen Plakat beklebt war. Die Straße führte unter der Brücke hindurch. Auf dem Plakat war eine halb entblößte Frau abgebildet. Ich musste mit dem Auto fahren und kam nicht anders vorbei. Das war schon gefährlich, aber ich konnte mich nicht anders retten.
Manchen fällt es schon schwer, aber der Herr kann uns helfen. Der zweite Blick, das Gefallen an dem, ist die Sünde.
Radikale Selbstdisziplin und das Beispiel Hiobs
Radikal sein. Wenn deine Hand dir Anlass zur Sünde gibt, haue sie ab und wirf sie von dir. Mit der Hand nimmt man dem anderen die Frau weg, man raubt ihm die Frau oder andere Dinge.
Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder umkommt, als dass dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird.
Hier habe ich auch noch einen Vers von Hiob aufgeschrieben, den ich vergessen hatte. Es ist der bekannte Vers, in dem Hiob sagt: „Ich habe einen Bund mit meinen Augen gemacht, dass ich nicht schaute nach einer Jungfrau.“ Dabei ist das Nachschauen gemeint, oder? Wir Männer wissen, wie das ist. Es gibt diesen zweiten Blick, dieses Nachschauen.
Hiob hat jedoch einen Bund geschlossen. Er hat sich vorgenommen, dies als Bund vor dem Herrn zu halten.
Hier möchte ich einen kleinen Exkurs einflechten, weil ich denke, dass er sehr wichtig ist. Es sind Dinge, die uns täglich beschäftigen.
Die Welt wird immer unzüchtiger. Deshalb ist es gut, wenn wir uns Gedanken machen, wie wir unser Inneres rein bewahren können. Dabei sind ganz praktische und hilfreiche Ratschläge gefragt.
Geistliche Orientierung als Schutz vor Versuchungen
Ich habe etwas gelesen und es dann ein wenig weiterbearbeitet. Der ursprüngliche Text stammte von jemandem namens Gassmann, der darüber geschrieben hat. Anschließend habe ich das Ganze weiter ausgefeilt und beschlossen, mir die wichtigsten Bibelverse anzuschauen, die dabei eine Hilfe sein könnten. Das war für mich eine große Unterstützung.
Erstens: Römer 8,5 – „Die nach dem Geist sind, sinnen auf das, was des Geistes ist.“ Das bedeutet, sie denken an die Dinge, die den Heiligen Geist interessieren. Wenn du geistlich gesinnt sein möchtest, musst du an die Dinge denken, die den Heiligen Geist bewegen.
YouTube zum Beispiel interessiert den Heiligen Geist nicht. Oder noch schlimmere Dinge – es gibt ja noch schlimmere als das. Aber ich muss schauen, was mich wirklich interessiert, was den Heiligen Geist wirklich bewegt. Das sind das Reich Gottes, der Vater, der Sohn, der Heilige Geist, die Geschwister, die Gemeinde, das Wort Gottes und die herrlichen Wahrheiten. An diese Dinge soll man denken.
Ein junger Mann hat einmal gesagt: „Ich liebe ihn, den Herrn Jesus.“ Ein anderer fragte ihn, wie er das wisse, denn er war blind, so wie du. Er erinnerte sich gerade daran und fragte: „Woher weißt du, dass du ihn liebst?“ Der junge Mann antwortete: „Ich denke immer schön an ihn.“ Wenn man jemanden liebt, denkt man immer an ihn.
Was beschäftigt mich in meinen Gedanken? Wenn ich aufwache, was ist mein erster Gedanke? „Oh, schon wieder Montag“ oder etwas anderes? Ich habe Ilse Schrantz besucht und war sehr beeindruckt von ihrer positiven Einstellung zum Leben. Das prägt einen Menschen.
Die Freude daran, dass der Herr das geführt hat und dass er im Zentrum steht, ist etwas Schönes. „Der Herr hat das gemacht, und jenes.“ So steht der Herr im Mittelpunkt. Das ist wirklich schön.
Die Freude am Herrn als Kraftquelle
Die Freude am Herrn – zweitens – ist unsere Stärke. In dieser Freude liegt die Kraft. Die Frucht des Geistes umfasst Liebe, Frieden, Freude und weitere Eigenschaften. Liebe, Frieden und Freude – besonders die Freude am Herrn – sind unsere Stärke.
Wenn ich mich damit beschäftige und mir vor Augen führe, wer unser Herr ist, dann ist das eine große Hilfe in dieser unreinen und unzüchtigen Welt. So kann uns die Welt nicht so viel anhaben, weil der Herr uns groß vor Augen steht.
Vermeidung des Bösen und der Einfluss der Umgebung
Drittens: „Meidet das Böse in jeder Gestalt“ oder „Von jeder Art, von jeder Gestalt des Bösen haltet euch fern“ – das ist derselbe Vers, 1. Thessalonicher 5,22.
Von jeder Art, von jeder Gestalt des Bösen haltet euch fern, oder das Böse in jeder Gestalt meidet es. Versucht, dem Bösen keinen Raum zu geben. Gebt dem Teufel keinen Raum, sagt der Apostel.
Ich kann schon etwas tun, ich kann von mir aus handeln. Es gibt Dinge, die ich in meinem Leben tun kann, durch die der Feind Raum gewinnt. Ich nehme manche Dinge nicht so ernst, etwa diese oder jene Sache.
Wir haben einmal am Tisch über Kleidung gesprochen – ein Thema, das unter Christen nicht oft angesprochen wird. Dabei ist es eigentlich wichtig, dass man darüber redet. Kleidung.
Der Feind bekommt Raum, wenn eine gewisse Art von Kleidung normal wird, die eigentlich nicht normal sein dürfte. Es wird jetzt warm, die kalten Tage sind vorbei. Wie kleiden wir uns nun?
Das ist besonders für junge Frauen wichtig. Es liegt in der Natur der Sache, dass es für junge Frauen wichtig ist. Aber es muss darüber gelehrt werden. Und zwar müssen die Eltern darüber unterwiesen werden, damit sie ihren Kindern eine gute Anleitung in dieser Sache geben können.
Fliehen vor Unzucht und die Würde des Leibes
Fliehet stets die Unzucht, fliehet die Unzucht (1. Korinther 6,18).
Jede andere Sünde betrifft nicht den Leib, aber die Unzuchtsünde betrifft den Leib. Der Leib ist etwas Kostbares und Würdiges in unserem Wesen. Er ist nicht etwas Schlechtes. Gott wird ihn einmal verwandeln. Der Leib ist etwas Würdiges.
Er ist der Tempel des Heiligen Geistes – interessant, oder? Man denkt oft, der Heilige Geist wohnt in meinem Geist, richtig? Aber mein Geist wohnt in meinem Leib. Also wohnt der Heilige Geist in meinem Leib.
Der Leib ist ein Tempel des Heiligen Geistes, sagt Paulus an dieser Stelle (1. Korinther 6,19). Fliehe die jugendlichen Lüste, sagte er dem Timotheus. Timotheus war damals aber schon über dreißig. In der Bibel gilt das Alter von dreißig bis fünfunddreißig immer noch als Jugend.
Fliehe die jugendlichen Lüste!
In beiden Versen – 2. Timotheus 2,22 und 1. Korinther 6,18 – heißt es „fliehet“. Im Griechischen steht hier ein Präsensimperativ. Das bedeutet: Tut das, was befohlen wird, ständig, immerfort, als fortwährende Handlung.
Fliehet stets die Unzucht, fliehe stets die jugendlichen Lüste.
Das ist eine Haltung, die ich einnehmen muss.
Freude an der Ehefrau und die richtige Sicht auf Sexualität
Fünftens: Freue dich an der Frau deiner Jugend. Wenn ich noch keine habe, dann habe ich eben noch keine. Aber wenn ich eine habe, dann soll ich mich an ihr freuen. Und wenn sie alt geworden ist, freue ich mich immer noch an der Frau meiner Jugend. Denn genau diese ist es, die jetzt alt oder älter geworden ist.
Freue dich an der Frau deiner Jugend (Sprüche 5,18). Erfüllte Sexualität soll ausschließlich in der eigenen Ehe gesucht werden und nicht außerhalb. Dabei soll man nicht denken, dass man unerfüllt ist, wenn das aus irgendeinem Grund nicht möglich ist. Sexualität ist nicht das Letzte und auch nicht das Höchste aller Lüste und Freuden, die es gibt. Sie hat ihren Platz.
Es ist klar, dass ein junger Mensch, dessen Körper auf höchster Stufe Hormon produziert, wahrscheinlich andere Gefühle hat als ein älter werdender Mensch. Das ist vielleicht etwas anders, auch wenn es nicht bei jedem gleich ist – wie ich aus Gesprächen mit verschiedenen Leuten weiß. Grundsätzlich gibt es verschiedene Altersstufen, in denen man mehr angefochten ist als sonst.
Man sollte jedoch nicht denken: Wenn ich das jetzt nicht habe, bin ich unerfüllt. Das ist eine falsche Denkweise. Denn die Schrift zeigt uns – wenn man sie nur untersucht –, dass die höchsten Freuden nicht im körperlichen Bereich liegen. Auch das Essen ist nicht die höchste aller Freuden. Es ist schön, einen guten Braten zu essen, aber das ist nicht die höchste Freude. Und man kann auch ohne Essen auskommen.
Paulus sagt sogar, dass man ohne Betätigung der Geschlechtlichkeit auskommen kann. Geschwister haben das vorgelebt, zum Beispiel William McDonald. Ich möchte nur sagen: In der Welt wird uns vorgespielt, als ob diese Dinge das Wichtigste wären. Das ist eine ganz banale Lüge.
Enthaltet euch der fleischlichen Lüste! Enthaltet euch der fleischlichen Lüste! Denn sie kämpfen gegen die Seele. Es gibt sogar ein Hindernis, wenn man nicht mehr auf das Fleischliche aus ist, auf die fleischliche Erfüllung der Lust. Das kämpft gegen etwas anderes, das vorankommen möchte: das Innere, die Seele. Hier ist die Seele des Menschen gemeint.
Die wahre Natur des Menschen und die Steuerung der Gedanken
Wir sind nicht in erster Linie Leib. Der Mensch ist nicht Leib, Seele und Geist, sondern der Mensch ist Geist, Seele und Leib. Ein Unterschied, oder? Die Reihenfolge ist nämlich verkehrt.
Die letzte Erfüllung und das höchste Glück liegen in der Beziehung zu dem Herrn. Wir sind Personenwesen. Gott hat uns als Personenwesen geschaffen. Das Eigentliche, das, was wir sind, ist nicht der Leib. Das Eigentliche, was wir sind, ist der Geist.
Ich sehe Geschwister, die ich zehn Jahre nicht gesehen habe, einige von euch oder lange nicht gesehen. Der Geist, der dahinter ist, ist derselbe. Der Körper ist gealtert. Das merkt man erst, wenn man sich zehn Jahre nicht gesehen hat. Oder bei mir merkt man das wahrscheinlich auch. Aber die Person dahinter ist dieselbe.
Das ist ja der eigentliche Mensch. Wenn er gestorben ist, dann ist er nur eine leblose Hülle. Und du merkst, es ist nicht mehr die Person. Das eigentliche Wesen ist also die Person. Wir sind Personenwesen, weil Gott ein Personenwesen ist. Die höchsten Freuden des Menschen liegen auf persönlicher Ebene, auf Beziehungsebene und nicht auf leiblicher Ebene. Das muss man sich klar machen in einer Welt, in der die Prioritäten so sehr verschoben werden.
Womit beschäftige ich also meine Gedanken? Man kann Gedanken steuern, man kann Gedanken lenken. Jetzt sage ich mal euch: Niemand soll an eine Schlange denken. Niemand, keine Anaconda, diese zwölf Meter langen großen Schlangen und so weiter. Nicht an Schlangen denken, ja? Wer hat an Schlangen gedacht?
Wir können unser Denken steuern. Ganz bewusst dürfen wir sagen: Ich muss mein Denken mit etwas anderem füllen. Ich darf nicht an das Negative denken, an das, was ich nicht denken soll, sondern ich muss es mit etwas anderem füllen. Und das ist das Wort Gottes. Das ist hier gemeint.
Ehe und Scheidung im biblischen Kontext
Aber jetzt sollte ich weitermachen. Darf man die Frau verwerfen? Ja, das gehört immer noch zum gleichen Thema. Es geht immer noch um das Verhalten gegenüber der Frau – diesmal nicht gegenüber der Frau eines anderen, sondern gegenüber der eigenen Frau.
Der Herr Jesus sagt, du darfst sie nicht entlassen. Bei den Juden war es üblich, dass sie ihre Frauen entließen. Doch der Herr Jesus sagt: Man kann sie nicht entlassen, fertig.
Es wurde gesagt, wer sich von der Frau scheidet oder sie entlässt, der gebe ihr einen Entlassungsbrief, einen Scheidungsbrief. Aber ich sage euch: Wer sich von seiner Frau scheidet oder sie entlässt, außer aufgrund von Unzucht – ja klar, dann ist die Ehe natürlich schon dahin. Das ist ja die Basis, dass man sich versprochen hat, treu zu sein. Da ist sowieso alles schon dahin.
Wenn Unzucht geschehen ist, gibt es zwar noch Vergebung. Man kann die Sache wieder in Ordnung bringen, aber dann muss das Ehegelöbnis erneuert werden. Es ist ja gebrochen. Bei Unzucht innerhalb der Ehe wurde das Ehegelöbnis gebrochen, Geschwister. Damit ist die Basis der Ehe dahin. Dann muss das Gelöbnis wieder erneuert werden, wenn der Partner vergibt. Wenn er nicht vergibt oder sagt, er kann nicht, dann muss man das hinnehmen.
Das ist hart, aber als Christ gibt der Herr Jesus die Kraft, auch wieder zu vergeben. Und das wird man auch gerne tun. Aber das Treugelöbnis muss erneuert werden. Das Vertrauen wiederzugewinnen ist ein langer Weg.
Also: Unzucht ist klar. Aber abgesehen von Unzucht gibt es keine Ehescheidung. Das ist keine Option, Geschwister. Das ist grundsätzlich gar keine Option. Darüber sind ja viele Bücher geschrieben worden.
Wahrhaftigkeit im Reden als zentrales Thema
Weiterhin steht das dritte Wort über Wahrhaftigkeit im Reden im Zentrum. Von diesen fünf ist es das dritte, von den ersten fünf. Interessant ist, dass in der Mitte hier das Wort Rede, in der Form Reden, steht – es geht um die Wahrhaftigkeit, das Verhältnis zur Wahrheit. Wir sollen vollkommen sein im Umgang mit der Wahrheit und richtig damit umgehen.
Im Vers 33 heißt es: „Wiederum habt ihr gehört, dass zu den Alten gesagt wurde: Du sollst nicht falsch schwören, sondern dem Herrn deine Eide erfüllen. Ich aber sage euch: Schwört überhaupt nicht, weder beim Himmel, denn er ist Gottes Thron, noch bei der Erde, denn sie ist seiner Füße Schemel, noch bei Jerusalem, denn sie ist die Stadt des großen Königs. Auch sollst du nicht bei deinem Haupt schwören, denn du kannst nicht ein einziges Haar weiß oder schwarz machen.“
Dieser Vers ist für uns ein wenig schwierig, weil wir ja nicht bei unserem Haupt, bei Jerusalem, beim Himmel oder bei der Erde schwören. Aber bei den Juden war das damals ganz normal. Dort hat sich etwas eingeschlichen: Unwahrhaftigkeit. Unwahrhaftigkeit zerrüttet die Gesellschaft. Lüge und Betrug zerstören eine Gemeinschaft.
Bei den Juden war es üblich, dass man, wenn man es wirklich ernst meinte und die Wahrheit sagen wollte, schwor: „Ich schwöre beim Himmel.“ Es gab aber auch Tricks, bei denen man sagte: Wenn er beim Himmel schwört, gilt das nicht, und man konnte trotzdem lügen. Aber wenn man beim Thron Gottes schwor oder beim Altar, dann passte es und man musste die Wahrheit sagen. Das waren solche Tricks, die die Juden sich angewöhnt hatten.
Ich habe hier die Verse aus Matthäus 23,16 und 18 aufgeschrieben. Dort spricht der Herr Jesus genau davon: „Ihr blinden Führer, die ihr sagt: Wer beim Heiligtum schwört, der schwört nichts; wer aber beim Gold des Heiligtums schwört, der ist verpflichtet.“ Also wenn man so schwört, kann man ruhig lügen, aber wenn man beim Gold des Heiligtums schwört, muss man die Wahrheit sagen.
Das war natürlich ein sehr böser Trick. Oder wie manche sagen, man müsse einfach die Finger überkreuzen oder Ähnliches – solche Dinge tut der Mensch gern.
Wusstet ihr, dass in der katholischen Kirche Lügen keine schwere Sünde ist, sondern nur eine lässliche Sünde? Nur nebenbei erwähnt: In der katholischen Kirche wurde viel gelogen und betrogen. Manchmal deckt der Herr das dann auf, und das ist auch gut.
Wahrhaftigkeit steht also im Zentrum. Dabei sollen wir nicht nur auf die anderen schauen, sondern auch auf uns selbst. Wahrhaftigkeit gegenüber den Mitmenschen ist entscheidend.
Die Bedeutung von Ehrlichkeit und Klarheit im Umgang miteinander
Die Art, wie Menschen miteinander umgehen und miteinander reden, bildet die Grundlage jeder menschlichen Gemeinschaft. Dabei spielt es eine Rolle, ob man ehrlich oder unehrlich, freundlich oder unfreundlich miteinander umgeht. Die Art des Umgangs ist die Basis für die menschliche Gesellschaft. Eine Gesellschaft, die die Wahrheit nicht mehr ernst nimmt, geht zugrunde.
Oft hört man Ausdrücke wie „Oh mein Gott, mein Gott“. Das sind eigentlich kleine Schwüre, die man so einflechtet. Ein Schwur ist eine ernsthafte Verpflichtung, doch viele denken gar nicht daran, dass es ein Schwur ist. Oder man sagt: „Das war nicht so, ich schwöre das.“ Besonders bei Jugendlichen fällt mir das auf. Einige sagen: „Ich schwöre das.“ Solche Ausdrücke hört man in der Welt häufig. Aber bei uns Christen sollte das nicht der Fall sein.
Der Herr Jesus legt uns keine genauen Formulierungen auf, mit denen wir „ja“ oder „nein“ sagen sollen. Es genügt einfach ein „Ja“ oder „Nein“. Das Wort soll klar und verbindlich sein: „Euer Ja sei Ja und euer Nein sei Nein.“ Alles, was darüber hinausgeht, ist vom Übel, vom Bösen.
Heute gibt es eine Inflation der Worte – nicht nur des Geldes, sondern auch der Sprache. Es wird viel mehr geschrieben und telefoniert als früher. Im Zeitalter der Kommunikation werden die Worte inflationiert, das heißt, es gibt viele Wörter, aber sie haben weniger Wert. Das ist sehr schade. Der Wert der Worte sinkt, und damit auch die Sprache.
Ich möchte, dass besonders unsere jungen Leute das verstehen. Wir leben hier mit der deutschen Sprache, und auf diese sollte man stolz sein. Die deutsche Sprache ist eine gewaltige Sprache mit einem riesigen Wortschatz, der einen staunen lässt. Ich habe Bücher gelesen und mich viel mit der Bibelübersetzung beschäftigt. Dabei habe ich die Buber-Übersetzung benutzt. Es gibt Wörter, die man kaum kennt, die man im Wörterbuch nachschlagen muss, weil sie so selten sind.
Wir verwenden nur einen kleinen Teil des deutschen Wortschatzes. Und jetzt entwerten wir diese wenigen Wörter, die wir nutzen, indem wir sie verenglischen. Dann ist alles einfach nur noch „cool“ oder „super“. Wie Rosmar erzählt hat, kennen Kinder in der Schule Wörter wie „Touchpad“. Wenn man ihnen etwas anderes erklärt, verstehen sie es nicht. Aber diese englischen Wörter kennen sie alle, ebenso „downloaden“ und so weiter.
Die deutsche Sprache ist eine schöne Sprache. Wenn man Kommentare aus dem vorvorigen Jahrhundert liest, denkt man: „Boah, da muss man viermal lesen, bis man es verstanden hat.“ Die Sätze sind lang, aber man merkt, der Autor konnte Deutsch. Heute haben wir unsere SMS-Sätze. Das ist alles in Ordnung, aber dadurch geht etwas verloren. Wir lachen darüber, aber es ist keine Kleinigkeit.
Mit der Sprache geht nämlich auch Inhalt verloren. Wenn die Sprache verloren geht oder so sehr verfälscht wird, verliert man den Inhalt. Dann versteht man auch die Bibel nicht mehr. Manche Prediger lesen schwierige Bibelübersetzungen, wie die Elberfelder, und man versteht sie kaum. Dann kauft man sich eine „Hoffnung für alle“. Aber ihr wisst, dass „Hoffnung für alle“ keine echte Bibelübersetzung ist. Vielleicht sind 80 Prozent davon Bibel, aber die anderen 20 Prozent sind eigene Wörter. Das ist keine reine Bibelübersetzung.
Lest Bibelübersetzungen, die wirklich das übersetzen, was der Text im Griechischen sagt. Bekannte Übersetzungen wie die Elberfelder oder die neue Schlachter haben sich bemüht, die Sprache genau zu übersetzen. Das weiß ich, weil ich mich sehr viel mit diesem Thema beschäftigt habe. Ich habe zehn Jahre lang in der Bibelübersetzungsarbeit mitgearbeitet und weiß, wovon ich spreche.
Wahrhaftigkeit in Ehe und Gemeinschaft
Jetzt habe ich nicht mehr viel Zeit.
In der Ehe muss klar sein, dass wir einander die Wahrheit sagen. Das muss in der Ehe eindeutig sein – und auch in der Gemeinschaft der Christen. Wenn ich etwas sage, um den anderen an der Nase herumzuführen oder einen falschen Eindruck zu erwecken, dann werde ich früher oder später die Gemeinschaft zerrütten.
Wenn ich sarkastisch oder ironisch spreche, schädige ich ebenfalls früher oder später die Gemeinschaft. Es gibt Menschen, bei denen man nicht weiß, wie sie etwas gemeint haben. Hat er jetzt Klartext geredet oder war es ironisch? Solche Fälle kenne ich. Da muss ich mir mehrmals überlegen, wie ich es verstehen soll: wörtlich oder nicht? Oder meint er gerade das Gegenteil? Und das soll nicht so sein.
Ja soll Ja sein. Wenn wir den Kindern sagen Ja, dann heißt das auch für die Kinder Ja. Der Papa hat es versprochen. Wenn die Kinder dann sagen: „Ja, ja, der Papa verspricht viel, wenn der Tag lang ist“, geht die Autorität verloren. Dann geht auch die Wertschätzung verloren – die Wertschätzung des Menschen – und die Gesellschaft wird zerrüttet.
Diese Sache, die der Herr Jesus hier in den Mittelpunkt stellt, sind diese ersten fünf Worte, die sehr wichtig sind. Gott ist treu. Er ist vollkommen in seinem Tun und in seinem Reden. Alle seine Wege sind recht. Er ist ein Gott der Treue, ohne Falschheit, gerecht und gerade. Gott selbst ist wahr, und deshalb sollen wir wahr sein.
Deshalb sagt der Herr Jesus das hier, weil es dem Wesen Gottes entspricht: Ja heißt bei Gott Ja. Es steht auch in 2. Korinther 1,20: So viele Verheißungen Gottes es gibt, in ihm ist das Ja und das Amen. Wenn Gott etwas sagt, dann ist auch das Ja dabei. Das heißt, er tut es auch. Was Gott verspricht, dazu gibt es ein Amen. So ist es, und so wird es dann auch sein.
Wir sollen daran denken, dass der Herr Jesus sagt, dass wir über jedes unnütze Wort, das wir sprechen, am Tag des Gerichts Rechenschaft geben werden. Gott wird sagen: „Aber was hast du da gesagt – hier und hier?“ Der Herr kann uns helfen. Man kann dafür beten und sagen: „Herr Jesus, bitte hilf mir, dass ich lerne, in meinem Alltagsleben so zu reden, dass meine Worte nützlich sind und keine unnützen.“ Dass ich meine Worte nicht inflationiere, sondern deflatiere, damit sie wieder mehr Bedeutung und Wert bekommen.
Es gibt Geschwister, es gibt Brüder – ich denke jetzt an gewisse Brüder –, die reden wenig und sitzen dann still. Aber wenn sie sprechen, denkst du: Das war jetzt gut, das hat wirklich gesessen. Nach einer langen Diskussion sagt er zwei Sätze, und das passt jetzt sehr.
Der Herr kann uns das schenken. Wir dürfen dafür beten. Er hat es uns versprochen, dass er solche Gebete erhören wird.
Umgang mit Feinden und das Gebot der Feindesliebe
Viertens: Das Verhältnis und Verhalten zum bedrohlichen Nächsten, der uns bedroht und unser Widersacher ist.
Vers 38: Ihr habt gehört, dass gesagt wurde: Auge für Auge, Zahn für Zahn. Hier fällt auf, dass es wieder um das Auge geht, ähnlich wie beim zweiten Wort. Beim zweiten Wort war die Sache so: Wenn das Auge dich stört, reiß es heraus. Aber was soll ich tun, wenn der Bruder kommt und mir das Auge herausreißt? Auge für Auge, oder? Wie du mir, so ich dir.
Der Herr Jesus zitiert hier das Gesetz, das im Alten Testament so galt: Auge für Auge, Zahn für Zahn. Doch im Alten Testament gibt es auch klare Worte, die sagen, dass man sich nicht rächen soll. So heißt es in 3. Mose 19,18: „Du sollst dich nicht rächen und den Kindern deines Volkes nichts nachtragen, sondern du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“
Jesus korrigiert hier nicht das Gesetz Mose, das er zitiert, sondern einen falschen Umgang mit dem Gesetz. Die Menschen sagten: „Ja, Auge für Auge, da steht es.“ Jesus entgegnet: „Aber es steht noch mehr dort. Es gibt auch ein Verbot der persönlichen Rache.“
Er sagt: „Ich sage euch,“ und nun zeigt er den eigentlichen Sinn oder macht deutlich, dass sie das Gesetz verkehrt auslegen. Sie nehmen die Buchstaben des Gesetzes, aber nicht den Sinn wahr, nämlich die Liebe.
Jesus sagt: „Ich sage euch, leistet dem Bösen keinen Widerstand.“ Dabei ist nicht das Böse im Verhalten des Menschen gemeint, sondern persönliche Begegnungen mit Ungerechtigkeit, die in irgendeiner Form auf mich zukommen. Wenn ich ungerecht oder böse behandelt werde, wie soll ich reagieren?
Der Herr Jesus gibt klare Richtlinien: „Leistet dem Bösen keinen Widerstand. Wenn dich jemand auf die rechte Wange schlägt, dem kehre auch die andere zu.“
Interessant ist hier die Parallele zur rechten Hand im zweiten Gebot – jetzt ist es die rechte Wange. Welche Wange wird rot, wenn dir jemand eine Ohrfeige gibt? Die linke, weil der Schlag mit der rechten Hand ausgeführt wird, trifft er deine linke Wange. Normalerweise geschieht das mit der Vorderhand.
Doch hier handelt es sich um eine Ohrfeige mit der Rückhand. Das ist eine besondere Beleidigung, denn mit der Rückhand zu schlagen tut weh und ist eine zusätzliche Demütigung. Wenn dich also jemand auf deine rechte Wange schlägt, dem kehre auch die andere zu.
Was bedeutet das? Es ist eine große Beleidigung, ins Gesicht geschlagen zu werden, und noch dazu auf diese Art. Was meint der Herr Jesus mit „dem kehre auch die andere zu“? Soll man einfach hinstellen und sagen: „Bitte, schlag zu?“ Das kann nicht gemeint sein. Jesus hat das selbst nicht so praktiziert. Als er geohrfeigt wurde, hat er nicht gesagt: „Bitte, schlag weiter.“
Vielmehr geht es um die grundsätzliche Bereitschaft: Wenn dir Unrecht geschieht, sei bereit, weiteres Unrecht auf dich zu nehmen, falls es so kommen sollte. Nicht: „Der hat mir Unrecht getan, dem werde ich es jetzt zeigen.“ Oder: „Der hat mich ungerecht behandelt, dem zahle ich es heim.“ Nein, sei sogar bereit, zusätzliches Unrecht zu erdulden.
Was hat der Herr Jesus getan? Er wurde geschlagen und geohrfeigt. Und was hat er gemacht? Er war bereit, weiteres Unrecht zu ertragen. Er wurde nicht nur geohrfeigt, sondern auch gegeißelt – alles unschuldig – und schließlich gekreuzigt. Auch das war unschuldig. Er war bereit, zusätzliches Unrecht zu erdulden. Das macht ihn zum großen Vorbild.
Es geht hier um die eigene Ehre, die bei einer Ohrfeige verletzt wird. Das ist eine Demütigung.
Weiter in Vers 40: „Und dem, der mit dir rechten und dein Leibhemd nehmen will, überlass auch den Mantel.“ Hier nimmt jemand mehr weg. Jesus sagt, das gehört zum Dulden. Du sollst wissen, dass Gott alles in der Hand hat. Wenn er dir das Hemd auszieht, dann gib ihm auch den Mantel. Das heißt: Sei bereit, weiteres Unrecht zu ertragen.
Man nimmt alles aus der Hand des Herrn. In den Sprüchen heißt es: „Sage nicht: Wie er mir tat, so tue ich ihm; ich vergelte dem Mann nach seinem Tun“ (Sprüche 24,29). Diese Haltung wird vom Herrn Jesus später bestätigt, wenn er sagt: „So wie ihr wollt, dass euch die Leute tun, so tut ihr ihnen.“
Lasst euch also demütigen! Die Ohrfeige ist eine Demütigung, und man muss bereit sein, solche Demütigungen hinzunehmen, wenn es um die eigene Ehre geht und um das Evangelium.
Ein Beispiel ist Paulus, der in Philippi ungerecht geschlagen wurde. Die Verantwortlichen schickten ihn heimlich weg. Paulus bestand darauf, dass sie sich öffentlich entschuldigen und ihn öffentlich wegschicken. So hatte die Gemeinde in Philippi Frieden. Die Statthalter wurden als falsch erkannt, was dem Ruf des Evangeliums diente.
Das darf man tun. Aber wenn es um persönliche Ehre geht, sollten wir uns demütigen. Wir brauchen keine Ehre für uns selbst.
Schlusswort und Ausblick auf die Fortsetzung
Nun werde ich, ja, ich denke, wir müssen jetzt wirklich schließen. Wir sind jetzt mittendrin, aber das macht nichts. Ich werde morgen hier weitermachen, denn es wäre zu lang, jetzt abzubrechen.
Vielleicht möchte ich zum Schluss nur noch zeigen, dass hier eine Parallele besteht. Wenn wir diese fünf Worte betrachten, seht ihr, dass das erste und das letzte parallel sind. Das zweite und das vorletzte Wort sind ebenfalls parallel. In der Mitte steht ein besonderes Wort über das Reden.
Darüber möchte ich morgen weitermachen, denn ich bin heute nicht fertig geworden. Aber das macht nichts. Wollen wir hier schließen und wieder aufstehen zum Gebet? Vielleicht kann uns der eine oder andere noch im Gebet leiten.