Zu der Zeit geschah es, dass der König Ahas von Juda sich sorgte, weil Rezin, der König von Aram, und Pekach, der Sohn Remaljas, der König von Israel, gegen Jerusalem Krieg führten. Der HERR sprach zu Jesaja: „Geh hinaus, dem Ahas entgegen, du und dein Sohn Schear-Jaschub, auf den Weg zum Teich des oberen Wildes, an den Weg, der nach dem Feld des Walkers führt. Sage zu ihm: Sei ruhig, fürchte dich nicht, lass dein Herz nicht verzagen wegen der beiden Raupen, der großen und der kleinen.
Denn es ist ein Vorzeichen vom HERRN: Siehe, die Jungfrau wird schwanger werden und einen Sohn gebären, und wird ihm den Namen Immanuel geben. Er wird Butter und Honig essen, bis er versteht, das Böse zu verwerfen und das Gute zu wählen.
Denn bevor der Knabe lernt, das Böse zu verwerfen und das Gute zu wählen, wird die Gegend, die du fürchtest, verlassen sein von den Königen, vor denen du dich fürchtest. Denn die beiden Könige, die du fürchtest, werden zugrunde gehen.
Der HERR wird dir ein Zeichen geben: Siehe, die Jungfrau wird schwanger werden und einen Sohn gebären, und wird ihm den Namen Immanuel geben. Er wird Butter und Honig essen, bis er versteht, das Böse zu verwerfen und das Gute zu wählen.
Das Land wird verlassen sein von Rezin und von dem Sohn Remaljas. Die Könige von Aram und Israel werden nicht mehr gegen Juda vorgehen.
Der HERR sprach weiter zu Ahas: „Bitte um ein Zeichen vom HERRN, deinem Gott, tief unten in der Tiefe oder hoch oben in der Höhe.“ Doch Ahas antwortete: „Ich will nicht bitten, ich will den HERRN nicht versuchen.“
Da sagte Jesaja: „Hört nun, ihr Haus David! Ist es euch zu wenig, die Menschen zu ermüden, dass ihr auch Gott ermüdet? Darum wird der HERR selbst euch ein Zeichen geben: Siehe, die Jungfrau wird schwanger werden und einen Sohn gebären und wird ihm den Namen Immanuel geben.
Vor dem Knaben wird man weder Speise noch Trank zu sich nehmen können, bis er versteht, das Böse zu verwerfen und das Gute zu wählen. Denn vor dem Tag, an dem der Knabe das Böse verwerfen und das Gute wählen kann, wird das Land der zwei Könige, die ihr fürchtet, verwüstet sein.
Der HERR wird das Land von Aram und Israel verlassen, und die Könige von Aram und Israel werden nicht mehr gegen Juda vorgehen. Das ist das Zeichen, das der HERR geben wird.“
Einleitung: Die Vielfalt der Adventsverheißungen in der Bibel
Ich bin immer hin- und hergerissen, welche der vielen Adventsverheißungen der Bibel wir nehmen sollen. Manchmal würde ich einfach mit Ihnen im Dauerlauf alles durchgehen. Gerade das Buch Jesaja ist ja voll von Messias-Erwartungen, ebenso das Buch Jeremia und das Buch Sacharja.
Ich hoffe, dass Sie sich in Ihrer eigenen Bibellese Zeit dafür nehmen. Ich selbst bin lange stehen geblieben und hätte Sacharja 6 gern mit Ihnen heute Abend gelesen. Früher hatten wir schon einmal eine Predigt darüber, wie Jeshua – das ist eigentlich Josua, der Hohepriester – gekrönt wird, der Königpriester. Das ist ein wunderbarer Hinweis auf das Amt Jesu, wie es in Sacharja 6 dargestellt wird.
Das sind alles so verborgene Messiasprophezeiungen. Aus dem Buch Jesaja kennen Sie ja die bekannte Adventsverheißung in Jesaja 8,23: „Es wird nicht dunkel bleiben.“ Darauf folgt die Stelle im Kapitel 9, Verse 1 und 5: „Uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben.“ Dann gibt es noch Jesaja 11 mit der berühmten Weissagung: „Es wird ein Reis hervorgehen aus dem Stamm Isais.“
Aber wir haben ja noch viel mehr. In einer Adventszeit haben wir vier Reihenpredigten über Jesaja 62 gehalten – über die Wächter auf den Mauern Jerusalems. Das sind wunderbare Adventsworte.
Die Wahl des Predigttextes und der historische Kontext
Heute habe ich Jesaja 7 gewählt: "Siehe, eine Jungfrau ist schwanger und wird einen Sohn gebären, den wird sie Immanuel nennen."
Ich dachte, wir nehmen auch den Zusammenhang dazu, denn das hilft immer wieder, die Bibel besser zu verstehen.
Jesaja 7,1: "Es begab sich zur Zeit des Ahas, des Sohnes Jothams, des Sohnes Usias, des Königs von Juda, da zogen Retzin, der König von Aram, und Pekach, der Sohn Remaljas, der König von Israel, herauf nach Jerusalem, um es zu bekämpfen. Sie konnten es aber nicht erobern."
Da wurde dem Haus Davids angesagt, dass die Aramäer sich in Ephraim gelagert hatten. Da bebte das Herz des Königs und das Herz seines Volkes, wie die Bäume im Wald, die vom Wind erzittern.
Die hebräische Sprache ist hier besonders bildhaft. Unser lieber Bruder Schwarz hatte vorhin die hebräische Bibel dabei und las sie so, wie man eine Zeitung liest. Im Hebräischen ist es immer so schön, dass die Sprache bildhaft ist. Es ist eine der wenigen Stellen, wo das auch im Deutschen durchscheint.
Die Worte sind im Hebräischen immer Bilder. Es ist so schön, wenn wir sagen, jemand hat Angst, aber hier schlottern richtig die Knie, wie die Bäume, die im Wind beben. Das ist eine wunderbare Stelle.
Der Herr sprach zu Jesaja: "Geh hinaus, Ahas entgegen, du und dein Sohn Scher Jaschub, an das Ende der Wasserleitung des oberen Teiches, an der Straße, beim Acker des Walkers oder Walkmüllers, und sprich zu ihm: Hüte dich und bleibe still, fürchte dich nicht, und dein Herz sei unverzagt vor diesen beiden Brandscheiten."
Oder Rauchstummen, die nur noch rauchen vor dem Zorn Rezins, der Aramäer, und des Sohnes Remaljas. Denn die Aramäer haben gegen dich Böses ersonnen, zusammen mit Ephraim und dem Sohn Remaljas.
Sie sagen: "Wir wollen hinaufziehen nach Juda, es erschrecken und für uns erobern, und zum König darin machen den Sohn Tabeals."
Gottes Zusage gegen die Bedrohung Jerusalems
So spricht Gott der Herr: Es soll nicht geschehen und nicht so gehen, sondern wie Damaskus das Haupt von Aram ist, so soll Rezin nur das Haupt von Damaskus sein. In fünfundsechzig Jahren soll es mit Ephraim aus sein, da sie nicht mehr ein Volk sind. Und wie Samaria das Haupt von Ephraim ist, so soll der Sohn Remaljas nur das Haupt von Samaria sein.
Glaubt ihr nicht, so bleibt ihr nicht. Auch das ist ein hebräisches Wortspiel. Martin Buber übersetzt es immer mit: „Wenn ihr nicht vertraut, dann seid ihr nicht betreut.“ Beide Worte sind nur ganz leicht verändert.
Und der Herr redete abermals zu Ahas und sprach: „Fordere dir ein Zeichen vom Herrn, deinem Gott, es sei unten in der Tiefe oder oben in der Höhe.“ Aber Ahas sprach: „Ich will es nicht fordern, damit ich den Herrn nicht versuche.“
Da sprach Jesaja: „Hört wohl, ihr vom Hause David! Ist euch zu wenig, dass ihr Menschen müde macht? Müsst ihr auch meinen Gott müde machen? Darum wird euch der Herr selbst ein Zeichen geben.“
Die Verheißung des Immanuel und die Zeichen der Zeit
Siehe, eine Jungfrau ist schwanger und wird einen Sohn gebären. Den wird sie Immanuel nennen. Butter und Honig wird er essen, bis er weiß, Böses zu verwerfen und Gutes zu erwählen. Denn ehe der Knabe lernt, Böses zu verwerfen und Gutes zu erwählen, wird das Land verödet sein vor seinen zwei Königen, die er fürchtet.
Der Herr wird über dich, über dein Volk und über das Haus deines Vaters kommen lassen, wie es seit alters nicht geschehen ist. So wird er kommen lassen, wie es nicht geschehen ist, seit der Zeit, da Ephraim sich von Juda schied, nämlich durch den König von Assyrien.
Zu der Zeit wird der Herr die Fliege am Ende der Ströme Ägyptens beipfeifen und die Biene im Land Assur. Sie werden kommen und sich alle niederlassen in den tiefen Tälern, in den Steinklüften, in allen Hecken und an jeder Tränke.
Zu der Zeit wird der Herr das Haupt und die Haare am Leib scheren und den Bart abnehmen – das ist für Männer das Schlimmste.
Es wird geschehen durch das Schermesser, das jenseits des Stroms durch den König von Assyrien gedungen ist. Zu der Zeit wird ein Mann eine junge Kuh und zwei Schafe aufziehen und so viel zu melken haben, dass er Butter essen wird. Denn Butter und Honig wird essen, wer im Land übrig bleiben wird.
Das darf ich schon mal sagen: Das ist auch rätselhaft, was es meint. Es bedeutet, dass man so arm sein wird. Denn das ist nicht mehr viel.
Es wird höchstens noch so sein, dass jemand vielleicht eine Kuh hat und gerade das essen kann, was die Kuh gibt. Er wird sich also gerade mit dem Notdürftigsten nähren können, mehr wird er nicht haben.
Und es wird zu der Zeit geschehen, wo jetzt tausend Weinstöcke stehen, dass daraus tausend Silberstücke werden. Da werden Dornen und Disteln sein.
Genauso ist die Verödung des Landes gemeint. Es wird bloß noch ein paar Beduinen geben, die sich ein wenig von der Milch ernähren.
Man wird mit Pfeil und Bogen dahingehen müssen, denn im ganzen Land werden Dornen und Disteln sein. Man wird auch zu all den Bergen, die man jetzt mit der Hacke zu behacken pflegt, nicht mehr kommen können – aus Scheu vor Dornen und Disteln.
Stattdessen wird man Rinder darüber treiben und Schafe es zertreten lassen.
Der politische Hintergrund der Bedrohung Jerusalems
Uns interessiert der Zusammenhang, der sehr wichtig ist. Wir wissen genau, in welchem Jahr das war. Es war ein Krieg, den zwei befreundete Völker miteinander geführt haben: Syrien und Ephraim.
Die Syrer, die auch Aramäer genannt werden, sind ein interessantes Volk. Ich habe durch Zufall – manche haben das vielleicht im Fernsehen auf Sat. 3 mitbekommen – einen tollen Film gesehen, in dem gezeigt wird, dass sie heute noch Aramäisch sprechen. Im Zweistromland haben sich diese Menschen bis heute mit ihrer aramäischen Sprache erhalten. Sie sprechen noch heute Altaramäisch, zumindest in Restgruppen.
Also, das sind die Aramäer aus Syrien und Damaskus, und Ephraim ist das nordisraelische Reich. Sie wissen doch, dass Palästina damals gespalten war in Juda mit Jerusalem und im Norden das Nordreich mit den Kälbern von Samaria.
Warum führten diese beiden Völker Krieg gegen Juda, gegen Jerusalem? Ganz einfach: Diese zwei Völker wollten eine Gegenfront gegen die Assyrer bilden. Die Assyrer waren die aufkommende Macht unter Tiglath-Pileser, dem großen Herrscher im Zweistromland.
Jetzt fragen Sie sich vielleicht, woher man das alles weiß. Ganz einfach: Im 2. Könige 16 wird die Geschichte erzählt. Sie brauchen das jetzt gar nicht aufzuschlagen, ich wiederhole es Ihnen, damit Sie wissen, dass das alles einen Hintergrund hat. Dort wird die ganze Geschichte von König Ahas noch einmal erzählt.
Wir befinden uns jetzt im Prophetenbuch, und wenn wir uns die Könige ansehen, wo das Fortlaufen berichtet wird, wird auch dieser Krieg erwähnt. Interessant ist, dass manche Bibelausleger an dieser Stelle von einem Widerspruch sprechen. Im Buch der Chronik wird das etwas schlimmer dargestellt: Es seien sehr viele Menschen in die Gefangenschaft geführt worden.
Das ist jedoch kein wirklicher Widerspruch. Wahrscheinlich war die Gefechtslage so, dass beide feindlichen Heere sich zwar zusammengeschlossen hatten, aber unterschiedliche Kriegsaufträge ausführten. Das Nordreich von Samaria rückte vor Jerusalem vor, während die Syrer weiterzogen und Elad eroberten.
Elad erkennen wir von den Israelreisenden als Ort am Roten Meer. Elad wurde erobert, und vielleicht gab es dort sogar eine große Schlacht. Das, was im Buch der Chronik berichtet wird, deutet darauf hin, dass die Judäer geschlagen wurden und sich gerade noch mit Ach und Krach in die Mauern Jerusalems zurückziehen konnten.
Archäologische Funde und die Rolle des Königs Ahas
Einige von Ihnen haben das gute archäologische Buch gekauft, das im katholischen Bibelwerk für über sechzig Mark erhältlich ist. Es stammt von Gerhard Groll. Wenn man unter dem Stichwort „Ahas“ nachschlägt, findet man Hochinteressantes. In Jerusalem, an der Davidstadt, wurden Ausgrabungen durchgeführt von der großen Archäologin, wie heißt sie, Kenne Kesslin, Canyon heißt sie.
Sie hat etwas Merkwürdiges entdeckt: Dort unten befinden sich Säulen in einem engen Raum, ganz tief in der Mauer, die wie Stützen das Dach tragen. Das Ganze ist jedoch nicht so groß wie eine Speisekammer. Man kann anhand der Datierung dieses Mauerwerks schnell feststellen, dass es aus der Zeit des Königs Ahas stammt.
In dem Buch wird ausführlich beschrieben, dass wir hier sogar ein Dokument haben. Offenbar wurden diese Steinsäulen, diese Stäbe oder Maststäbe von den Kanaanitern aufgestellt, die Ahas aufgestellt hat. Ahas verbreitete in Jerusalem sehr viel Götzendienst. Heute sind die Überreste dort vollständig ausgegraben. Das interessiert natürlich vor allem archäologisch Interessierte oder diejenigen, die in der Bibel nachforschen wollen.
Ich erzähle das alles, weil es interessant ist, wie wir hier wirklich auf einen historischen Bericht stoßen, der genau so im Chronikbuch und im Königsbuch berichtet wird. Warum hat denn Ahas den Götzenkult in Jerusalem so öffentlich gemacht? In der Bibel wird gesagt, dass er nicht in den Fußspuren Davids wandelte.
Ich erzähle Ihnen die Geschichte jetzt einmal vollständig, damit Sie unseren Abschnitt besser verstehen. König Ahas wusste sich nur so gegen die zwei angreifenden Heere – die Syrer von Damaskus und die Nordisraeliten von Samaria – zu verteidigen, dass er sich freiwillig dem Assyrer unterwarf.
Die Assyrer hatten schon immer die Frontstellung inne. Das ist wie heute im politischen Spiel: Man muss sich entscheiden, ob man mit dem Osten oder mit dem Westen mitmacht, wem man sich verkauft und wo man sich anschließt. Die Assyrer verlangten zur Unterwerfung, dass im Jerusalemer Tempel ein heidnisches Götzenbild aus Assyrien aufgestellt wird.
In 2. Könige 16 ist genau beschrieben, dass Tiglath-Pileser gekommen sei und ein Modell mitgebracht habe. Das war ein Zeichen der Unterwerfung, denn diese Religionsstatue wurde im Tempel untergebracht. Was für eine Schändung des Tempels! Nun wurde dort also noch das heidnische Götzenbild aufgestellt.
Von Ahas wissen wir, dass er sogar seinen Sohn durchs Feuer gehen ließ. Ziemlich sicher war das ein Menschenopfer, bei dem sein eigener Sohn zur Versöhnung der Götter verbrannt wurde. Es könnte nicht sein, dass der Junge einfach durchgegangen ist, wie jemand beim Sonnenwindfeuer.
Ich glaube, der Ausdruck „durchs Feuer gehen“ bedeutet noch viel mehr, denn das wäre an sich noch nicht so tragisch gewesen. Die ganze Liste solcher Taten findet sich in 2. Könige 16. Das Verbrennen des Sohnes steht im Chronikbuch.
Es ist interessant, dass wir hier sehr genaue Kenntnisse haben, bis hin zu den Ausgrabungen in der alten Davidstadt am großen Steilhang über der Gihon-Quelle. Dort ist das alles im Grunde im Detail zu sehen. Solche Dinge entdeckt man natürlich nicht so leicht.
Das Ganze spielte sich erst später ab, nämlich als Tiglath-Pileser bereits Damaskus erobert hatte. Die genaue Zeitfolge interessiert uns jetzt weniger, sondern dass es vor dieser schrecklichen Unterwerfung unter die Assyrer geschah – eine freiwillige Unterwerfung, die für Jerusalem schlimm war.
In dieser Zeit spricht Gottes Prophet mit König Ahas und sagt ihm: Auch in einer so schwierigen Phase deiner Herrschaft musst du mit dem lebendigen Gott rechnen. Das ist die Botschaft für heute Abend.
Ich wollte, dass Sie diese Botschaft ganz konkret auf die Schwierigkeiten Ihres Lebens übertragen können. Wenn Sie nicht mehr weiterwissen, wenn Sie nicht wissen, wie Sie eine Situation lösen sollen, wenn so viel gegen Sie steht und die Lage furchtbar erscheint – die Heere lagerten vor der Stadt –, dann denken Sie daran:
In den Ausgrabungen in Jerusalem wurde festgestellt, dass um diese Zeit die Mauern noch einmal repariert wurden. Man hat alles versucht, um die Verteidigungsfähigkeit zu erhöhen. Der Prophet sagt: Entweder legst du dein Lebensschicksal in die Hand des lebendigen Gottes, dann bist du sicher. Oder du vertraust auf dich selbst und auf die Machtpolitik der Welt, dann bist du verloren.
Die Gegensätze zwischen Ahas und Hiskia
Und das ist natürlich im konkreten Augenblick sehr schwierig, wenn man die Heere der Feinde sieht, die in solchen Massen da sind.
Man weiß, dass dieser Ahas einen Sohn hatte, der später in den Fußspuren Gottes ging – das war Hiskia. Dieser hat dann erlebt, wie die Feinde, die Assyrer, abgezogen sind. An der Mauer stand der Lästerer Rapschake und sagte: „Wir können dir ja Pferde geben, du hast ja keine Leute zum Draufsetzen, und ihr müsst euren eigenen Mist fressen.“ Das waren die Assyrer.
Hiskia legte den Brief im Tempel vor Gott nieder und zerriss seine Kleider. Hier zeigen sich zwei Haltungen: der Glaubende und der Ungläubige. Zwischen Ahas und Hiskia war nur noch ein anderer König, den wir jetzt nicht näher erörtern müssen. Wichtig ist, dass wir die beiden in ihren unterschiedlichen Haltungen sehen und wie Gott auf den wankenden, kleingläubigen König Ahas zugeht.
Hiskia hatte sich bei der Wasserleitung versammelt, am Ende der Wasserleitung des oberen Teiches an der Straße beim Acker des Walkers. Wir wissen nicht genau, wo das ist, aber eines ist interessant: Die Bibel ist wirklich faszinierend, wenn man sich Zeit nimmt, sie richtig zu lesen. Im Bibeltraining möchte ich daher auch Jesaja 36,2 betrachten.
Wir sind jetzt in der Zeit des Sohnes von Ahas, also bei Hiskia. Dort kommen die Assyrer unter Sanherib und nehmen die Stätte Judas ein. Der König von Assyrien sandte den Rapschake, einen obersten Hofbeamten, mit großer Heeresmacht nach Jerusalem zu König Hiskia.
Der Rapschake trat an die Wasserleitung des oberen Teils, an der Straße beim Acker des Walkmüllers, also genau an derselben Stelle wie zuvor. Dort lässt sich die Situation leichter rekonstruieren. Wahrscheinlich kam der Feind von Norden, von der Seite, wo später die Burg Antonia stand.
Jerusalem war dort relativ leicht angreifbar, denn es gab keinen großen Höhenunterschied zu überwinden. Oben war noch ein Teich, vielleicht bei dem späteren Teich Bethesda. Vielleicht wird das später noch erläutert. Heute findet man diesen Teich, soweit ich weiß, nicht mehr.
Diese Wasserbecken waren für die Wasserversorgung wichtig. Die Wasserteiche wurden abgeleitet, sodass nur noch der Gihon unten blieb. Den kannten die Israeliten gut. Sie hatten ihn nach außen zugedeckt und innen durch einen Tunnel gegraben – später zu Hiskias Zeiten.
Vermutlich gab es diesen inneren Tunnel beim Ahas noch nicht. Er wurde gerade zu Hiskias Zeiten gegraben. Das ist die Erwähnung des Gihon-Tunnels, der etwa 700 Meter durch den Fels unter Jerusalem führt, damit man den Teich Siloah besser schöpfen kann.
Das mag für andere verwirrend sein, aber für uns reicht es, die Zusammenhänge zu erkennen. Genau an der gleichen Stelle erlebte Hiskia später noch einmal die gleiche Glaubensprobe und löste sie anders als sein Vater Ahas.
Man kann nur mitfühlen, wie man selbst bebt und Angst hat, wenn man vor schwierigen Entscheidungen steht. Wer von ihnen jetzt in so einer Lage ist, darf mutig sein – mutig nach dem Wort Gottes!
Die Bedeutung des Namens Shirjaschub und die Zukunft des Nordreichs
Der Sohn von Jesaja wird mitgenommen, Scher-jaschub, was bedeutet: „Ein Rest wird sich bekehren.“ Das heißt, von Israel wird nur noch ein Rest übrig bleiben.
Es ist gar nicht lange her, vom Jahr 735, in dem wir uns jetzt befinden, bis zum Jahr 701. Dann wird das Nordreich schon von den Assyrern besetzt sein. Das Nordreich wird ausgelöscht, und es gibt nur noch Juda. Und heute haben wir noch einen Juden aus Juda.
Wir sehen hier die Wege Gottes, die im Prophetenwort schon deutlich angezeigt sind: „Hüte dich und bleibe still, fürchte dich nicht, dein Herz sei unverzagt.“ Das Schlimme ist oft, dass unser Herz so zappelt, bewegt und unruhig ist.
Die Feinde sind doch nur Brandscheite, die rauchen. Sieh es einmal mit den Augen Gottes an: Das, was dir heute so Angst macht – der riesige Berg, der vor dir steht und den du nicht bezwingen kannst – sieh es aus der großen Perspektive Gottes. Er sitzt im Regiment und führt alles wohl.
Der große Weltherrscher, der ewige Gott, der nicht müde noch matt wird, nimmt sich auch um deine kleinen Nöte an. Was ist denn der Zorn Rezins und der Aramäer und des Sohnes Remaljas? Sie werden nicht verwirklichen können, was sie wollen. Das schaffen sie nicht.
Und wenn sich auch gleich ein Heer wider mich legt, sagt David, fürchte ich mich nicht. Aber kannst du das glauben? Kannst du das akzeptieren? Wenn du es nicht glauben kannst, dann hast du es auch nicht.
Gott geht noch weiter und sagt: Es soll aus sein mit Ephraim, das ist Nordisrael, es soll aus sein mit Damaskus. Sie werden die Pläne nicht durchsetzen können, einen anderen König in Jerusalem zu installieren. So wunderbar hat das Gott dem Propheten gesagt.
Und was macht Ahas? Er verwirft alles und handelt nach seiner einfachen Milchmädchenrechnung. Er sagt: Ich setze auf ein Bündnis mit dem stärksten Mächtigen der Welt, dass man dann unter deren Gewalt kommt.
Das hat er nicht bedacht: Man muss dann tun, was die einem vorschreiben, und zum Schluss bestimmen sie auch das geistliche Leben von uns. Das ist das Tragische.
Darum ist es so wichtig, dass Christen frei bleiben, weil sie allein unter Gott stehen und sich nicht aus irgendwelchen Gründen mit irgendetwas vermischen und verbinden.
Gottes Angebot eines Zeichens und die Bedeutung des Immanuel-Wortes
Und nun geht Gott noch viel weiter und bietet Ahas ein Zeichen an, ein Zeichen, einen Pfand. Wir leben ja in dieser Welt so, dass wir nicht sehen können, was Gott uns zusagt. Doch Gott gibt uns hier und da Zeichen, Wunder, die uns bestätigen. Sie können zwar unseren Glauben nicht stützen, aber Gott tut das in seiner großen Güte.
Ahas sagt jedoch: „Ich will gar nicht.“ Daraufhin kommt Gott noch einmal ganz leidenschaftlich: „Warum willst du mich denn ermüden?“ Er steigt hier gleichsam ganz tief zu seinem Volk herunter und wirbt um es. „Müsst ihr auch meinen Gott müde machen?“, sagt Jesaja.
Der Herr wird ein Zeichen geben, und nun spricht er von diesem Zeichen. Bibelausleger weisen immer darauf hin, dass das nicht unbedingt eine Jungfrau heißen muss, sondern auch eine eben verheiratete junge Frau meinen kann. Sicher, darauf gründet sich auch nicht unser Glaubensbekenntnis von der Jungfrau Maria. Das hat ganz andere Gründe, die wir bereits in unseren Predigten an Weihnachten behandelt haben.
Es ist aber immerhin interessant, was jetzt kommt: Selbst wenn es heißt, eine junge Frau wird schwanger und einen Sohn gebären, den werden sie nennen „Gott mit uns“. Was tut denn plötzlich diese Heilszusage mitten in dieser schrecklichen Geschichte Israels? Die Zeit des Ahas war so grausam, so schwer, dass Israel später daran zurückdenkend sagen musste: „Ist das nicht furchtbar, was hier geschieht?“
Bibelausleger sagen, wahrscheinlich war das eine ganz einfache Sache. Das deutet auf die Geburt des Hiskia hin. Die junge Frau ist die Ehefrau von Ahas, und sie wird ein Kind bekommen. Aber was soll das heißen: „Den werden sie nennen Immanuel“? Beim Prophetenwort fragt man immer wieder: Wo geht es eigentlich aus? Wo erfüllt sich das Prophetenwort?
Sie wissen ja, dass Matthäus 1,23 sagt, dass sich das auf das Kommen Jesu bezieht. Wir gehen jetzt einfach mal im Neuen Testament entlang. „Das alles ist geschehen.“ Da wird von Maria und Joseph erzählt. Ich darf noch einmal daran erinnern: Als Joseph Maria verlassen will, denken wir immer gleich anders. Wir meinen, es war fies, dass Josef die schwangere Maria verlassen will.
Nein, Josef wusste ja, dass er selbstverständlich mit Maria keine geschlechtliche Gemeinschaft gehabt hatte. Also konnte Maria nur mit einem anderen Mann etwas gehabt haben. Darum wollte er sie verlassen. Denn nach dem jüdischen Gesetz – das haben wir ausführlich behandelt – war es die Pflicht, in so einem Fall die schwangere Braut zum Tempel zu bringen und über sie diese Prozedur zu machen mit der Asche und der Kuh. Dann musste sie das Wasser trinken.
Wir haben es ja ausführlich behandelt, wo sie sagt: „Ich habe mit niemandem geschlafen“, und dann wird Gott ein Urteil sprechen. Joseph wollte das nicht, weil er sagte: „Ich kann doch nicht …“ Da war ein normaler Mann, der sagt: „Mit Maria, die war halt nicht treu, und ich kann doch nicht zum Tempel gehen.“ Am besten ziehe ich mich aus der Affäre, er hat nichts mit der Sache zu tun gehabt.
Das ist in der Bibel völlig klar, in der eindeutig geregelten vorehelichen Beziehung. Dann sagt Gott: „Nein, du bleibst dabei, denn das in Maria Geborene wird vom Heiligen Geist sein.“ Dann wird bezogen auf diese Stelle Jesaja 7, eine junge Frau wird einen Sohn gebären, und dem sollst du den Namen Jesus geben. Denn er wird sein Volk retten von ihren Sünden.
Das Neue Testament macht uns hier einen wichtigen Hinweis. Trotzdem sagen wir: Auch dieses Wort hat sich zu einem großen Teil erfüllt, und ein ganzes Stück der Erfüllung steht noch aus. Wir werden beim Bibellesen immer merken, dass die Prophetenworte ein ganzes Stück weit die Geschichte prägen. Der Rest steht ja noch aus.
In den vielen Worten, auch in den Adventsworten, hören wir noch Worte, die von Jerusalem reden. Ich bin überzeugt, auch diese werden sich noch in ihren letzten Resten entwickeln. Es werden alle Teile sich erfüllen. Ein theologischer Lehrer, Gerhard von Rath aus Heidelberg, sagte immer: Mit dem Prophetenwort sei es wie mit einem großen Rad, das einen Berg herunterrollt und seine Spur hinterlässt.
Ein Prophetenwort läuft, bis es sich ganz erfüllt hat und seine Spur gelaufen ist – bis zur Vollendung der Neuschaffung der Welt. Deshalb können wir einem Wort nur ein Stück weit nachsehen. Wir sehen, wie es sich in Jesus genau erfüllt. Dann sagen wir: Der Rest wird sich auch noch erfüllen.
Das macht uns so fröhlich in diesen Adventstagen der Erwartung, in denen wir noch einmal teilhaben an der großen Sehnsucht der Väter, die auf den Trost Israels warteten.
Die zeitliche Dimension der Verheißung und ihre Erfüllung
Ehe der Knabe lernt, Gutes und Böses zu verwerfen – das heißt also, bevor er, wenn ein Kind es überhaupt kann, mit vier oder fünf Jahren Gutes und Böses unterscheidet – bis zu diesem Reifestadium wird das Land verödet sein, vor dessen zwei Königen die Grausamkeit herrscht.
Darum ist ganz deutlich, dass wahrscheinlich der Prophet auf ein zeitnahes Ereignis anspielt, denn dieses war ja bald gekommen. Ich meine die Belagerung aus Jesaja 36. Diese fand schon dreizehn Jahre später statt. Ich habe es nicht genau im Kopf, aber es kam unheimlich früh; alles ging sehr, sehr schnell.
Vielleicht war das die erste Erfüllung. Die zweite Erfüllung dieses Prophetenwortes, die sich noch nicht ganz erfüllt hat, kommt noch einmal in viel tieferer Weise in Jesus.
Ich darf noch einmal betonen: Der Ton liegt im Hebräischen nicht auf der Frage, ob es sich um eine Jungfrau oder eine verheiratete Frau handelt. Im Hebräischen ist das offen gelassen und heißt eigentlich „eine junge Frau“. Es gibt andere Gründe in der Bibel, die die Jungfrauengeburt begründen und diese Erfüllung, die dort geschieht.
Die wesentliche Zusage erfolgt jedoch, dass Gott dieses große, notvolle Problem der Feinde lösen wird – nämlich die Damaskus-Syrer und die Ephraimitten dort oben in Samaria. Diese brauchst du nicht mehr zu fürchten.
Leider, leider war Ahas der Totengräber Judas, weil er mit diesem schrecklichen, unheiligen Krieg den Assyrern das Leben noch leichter gemacht hat. Für die Assyrer war es natürlich das Tollste, dass die zu erobernden Völker nicht zusammenhielten. So war es ein Leichtes, sie niederzuwerfen.
Dann folgt noch das Gerichtswort, wie Gott das Gericht schicken wird und wie das Gericht nun über Israel, über Juda kommt. Das schwere Gericht wird Israel veröden. Die Männer werden geschändet durch das Rasieren der Haare, es wird nichts mehr zu essen geben, die herrlich gepflegten Weinberge veröden, alles liegt armselig da, und niemand wird mehr das Land bebauen.
Das sind alles Bilder, die sich dann so schrecklich erfüllt haben. Die Fliegenschwärme – wie Fliegenschwärme kommen die Feinde und legen sich auf das Land, plündern alles nieder.
Wir können hier einfach aufhören und das so stehen lassen.
Gottes Heilsplan trotz Gericht und die Hoffnung auf den Messias
In diesem ganzen schrecklichen Gericht, das sich auch durch den Lauf der Welt vollzieht, hat Gott seinen Heilsplan. Es war nicht so, dass mit einem gottlosen König Ahas alles zusammenbrach. Das Wunderbare ist vielmehr, dass Gott sein Wort in einer viel größeren Weise erfüllt hat.
Wir sehen dies auch bei den anderen Verheißungen wieder, zum Beispiel wenn es um die Davidsnachfolge geht. Dieser Zweig kommt noch einmal aus dem abgeschlagenen Stamm hervor. In Jesaja 11 und Jesaja 9 wird beschrieben, wie aus dem ganzen Kriegselend ein neuer Friedefürst hervorgeht, auf den man schauen wird.
Wir haben guten Grund zu sagen: Nur in Jesus haben wir es, so dass wir es verstehen und sehen können. Dort hat sich alles erfüllt. Es war für uns eine Stärkung, auch von Ahas zu lesen und von seinem Kleinglauben. Das hat Ihnen hoffentlich heute Abend etwas gebracht.
Was uns in diesen Adventstagen bewegt, ist, wie alles in der Bibel zusammenläuft – im Handeln Gottes. Bis er seinen Sohn in Bethlehem gebären lässt und wie er dann durch Israel zieht. Immanuel, Gott mit uns – dieser wunderbare Name. Wir singen: Immanuel, weil in Jesus einmal festgestellt ist: Gott ist für uns. Wer kann jetzt noch gegen uns sein? Niemand mehr, weil Jesus alles ausräumt, was gegen mich spricht.