Einführung und persönliche Haltung zur Evangelisation
Im Boxkampf würde es jetzt heißen: Ring frei zur letzten Runde. Wir wollen darauf achten, wirklich pünktlich fertig zu werden.
Ich hoffe, dass wir durch das gute, ja sogar ausgezeichnete Mittagessen gestärkt sind und uns jetzt auf die Zielgerade begeben können.
Wir haben eben mit der letzten Folie geschlossen, als wir fragten, welche Menschen zum Glauben kommen. Dabei haben wir gesehen, dass es hauptsächlich solche Menschen sind.
Wir freuen uns immer, wenn Menschen zum Glauben kommen. Ich freue mich doppelt, wenn es Katholiken sind, weil ich einfach glaube, dass sie einen schwereren Anmarschweg haben.
Grundsätzlich wollen wir jeden Menschen als potenziellen Christen sehen. Wir sollten uns lieber zu Tode hoffen, als jemanden durch Unglauben als verloren anzusehen. Das ist meine persönliche Devise.
Ich will mich lieber zu Tode hoffen, auch für Menschen, für die ich schon lange bete.
Grundhaltungen in der persönlichen Evangelisation
Kommen wir nun zum vorletzten Abschnitt, nämlich zur Gesprächsführung in der persönlichen Evangelisation. Dabei geht es noch einmal um die spezielle Gesprächsführung.
Unsere Grundhaltung dabei ist: Wir sind Schuldner.
Wir sind Schuldner und haben eine Bringschuld
Paolo schreibt: "Ich bin ein Schuldner der Griechen und der Nichtgriechen, also der Juden und der Nichtjuden, kurz aller Nationen."
Er sah sich als einen Schuldner, jemanden, der eine Bringschuld hatte.
Nicht die Menschen sind schuldig, zu uns zu kommen und sich das Evangelium abzuholen. Wir sind die Schuldner, und das ist unsere Grundhaltung. Wir haben eine Bringschuld.
Dann, ...
Pro-Haltung statt Contra-Haltung
Wir sind pro und nicht contra – das ist ganz wichtig. Wir sind für Gott, für Christus, für den Heiligen Geist, für die Bibel, für die Wahrheit, für das Evangelium, für die Gemeinde. Wir sind pro – das ist unsere Grundhaltung. Wir sind nicht gegen den Papst, gegen Maria, gegen die Heiligen, gegen die Ökumene oder gegen anderes. Natürlich sind wir gegen all die falschen Lehren über diese Dinge, ganz klar.
Aber versteht ihr: In einem evangelistischen Gespräch mit einem Nichtchristen kann man sich ganz schnell verzetteln, wenn man dauernd nur sagt: „Das ist falsch, das ist falsch, das nicht und das nicht.“ Dann kommt man nicht dazu, das eigentliche Evangelium zu verkünden. Unsere Grundhaltung ist: Wir sind pro.
Es bringt auch gar nichts, einem Katholiken zum Beispiel den Glauben an Maria oder an die Heiligen wegzunehmen. Das ist wie – entschuldigt das Bild – wenn man einem Hund den Knochen wegnehmen will, dann beißt er nur noch fester zu. Der lässt sich den Knochen nicht wegnehmen. Aber wenn man einem Hund ein Stück Fleisch anbietet, dann lässt er auch mal den alten Knochen liegen und freut sich über das Fleisch. So müssen wir Christus groß machen, wirklich den Herrn Jesus ihnen vor Augen stellen und ihnen sagen, was er uns bedeutet. Dann könnte auch bei ihnen Interesse entstehen.
Unsere Grundhaltung ist liebevolle Offenheit. Wir wollen wirklich liebevoll mit den Menschen sprechen. Wir sind nicht fanatisch, wir sind keine Zeugen Jehovas, wir sind keine Apostolischen, keine Mormonen und keine anderen Gruppen, wie sie alle heißen. Wir sind nicht militant, sondern haben liebevolle Offenheit. Wir wollen wirklich den Menschen sehen, auch wenn er noch so eine verkehrte Meinung vertritt.
Ich weiß, manchmal regt mich auch auf, was die Leute heute alles glauben. Die Menschen von heute sind bereit, alles und jedes zu glauben – nur darf es nicht in der Bibel stehen, dann kann man es glauben. Erich von Däniken, der Schweizer Volksverdummer mit seinen Weltraumphantasien, hat den größten Bucherfolg seit dem Zweiten Weltkrieg. Das können die Leute glauben, der fehlt fast bei keinem Gebildeten im Bücherschrank. Aber wenn du mit der Bibel kommst, werden sie ganz skeptisch und machen überall Fragezeichen.
Trotzdem, wenn sie noch so verkehrte Sachen sagen, wollen wir sie lieben. Das heißt nicht, dass wir nicht auch mal ein Gespräch abbrechen können. Das mache ich oft. Dann sage ich: „Gut, ich glaube, wir haben jetzt das Wesentliche ausgetauscht. Sie haben im Moment andere Überzeugungen. Ich möchte das stehen lassen, bleibe aber bei meinen. Vielleicht denken Sie doch mal darüber nach.“ So gebe ich ihnen einen kleinen Anstoß und lasse es dann dabei.
Viertens: Wir sind abhängig von der Leitung des Heiligen Geistes. Ich glaube, dass man nie so abhängig ist – wirklich abhängig von der Leitung des Heiligen Geistes – wie im missionarischen Gespräch und in der Seelsorge. Das sind zwei Bereiche, wo wir uns völlig abhängig wissen müssen und auch sind.
Auch in einem evangelistischen Gespräch kann man immer wieder mal kurz beten und sagen: „Herr Jesus, bitte hilf mir, ich weiß jetzt nicht weiter“ oder „Schenk doch, dass mir jetzt ein gutes Beispiel einfällt“ oder irgendwie ein kurzer Stoßseufzer Richtung Himmel. Wir sind abhängig.
Das soll auch heißen: Wir haben keine auswendig gelernten Patentantworten auf jeden Einwand und auch nicht auswendig gelernte Passagen wie die Zeugen Jehovas, die das wirklich richtig eindreschen im Kopf und dann abspulen. Das machen wir nicht. Wir sind abhängig von der Leitung des Heiligen Geistes.
Zweitens: Es gibt Hürden im Gespräch. Ich bitte euch, dass wir noch eine Bibelstelle aufschlagen, eine große Bibelstelle, Johannes 4. Auch das ist eine Stelle, die nicht ausgelassen werden kann, wenn es um das Thema persönliche Evangelisation geht: Johannes 4, die Frau am Jakobsbrunnen.
Hürden im Gespräch: Der Einstieg ist die erste Hürde. Es ist euch allen schon aufgefallen, wie leicht man mit Leuten über den G8-Gipfel reden kann, über das Wetter, über Sport, über Politik und über alles Mögliche – diese Allerweltsthemen. Wie einfach das geht und wie schnell man ins Gespräch kommt, zum Beispiel mit Tierliebhabern. Man kann ganz schnell mit Hundebesitzern ins Gespräch kommen, wenn man sich nur ein bisschen für den Hund interessiert und ihn ein bisschen streichelt. Schon ist man im Gespräch, vor allem, wenn zwei Hundebesitzer zusammenkommen.
Aber wir haben keinen Hund. Gut, trotzdem: Der Einstieg in ein Gespräch ist sehr leicht, wenn man mit alltäglichen Themen anfängt.
Der Herr Jesus hier bei der Frau – ihr wisst, es war Mittag, die Sonne stand hoch am Himmel, es war heiß, die Jünger waren in der Stadt, Jesus war am Brunnen. Er hätte sich gerne ein bisschen Ruhe gegönnt von dem anstrengenden Dienst, und jetzt kommt diese Frau zur Mittagszeit mit Krügen, um Wasser zu schöpfen.
Ihr seht seinen Einstieg in Vers 7 oder 8: Jesus spricht zu ihr: „Gib mir zu trinken.“ Einen natürlicheren Einstieg gab es nicht, als die Frau zu bitten, „Gib mir zu trinken“, denn sie waren am Brunnen. Nur so ganz natürlich war es nicht, weil er hier ja gleich zwei Hürden übersprungen hat.
Erstens spricht er als Jude eine Samariterin an. Zwischen den beiden Volksgruppen gab es einen großen Graben, eine große Kluft. Normalerweise hatten sie keine Gemeinschaft miteinander. Er überwindet diese soziologische Hürde.
Zweitens spricht er als Mann eine Frau an. Auch das war nicht üblich, dass ein fremder Mann eine fremde Frau in der Öffentlichkeit ansprach. Aber diese Hürden hinderten ihn nicht. Er sah den Menschen. Er sah, dass diese Frau eine Frau mit Vergangenheit war. Das konnte er auf den ersten Blick sehen – daran, dass sie um diese Zeit kam, um Wasser zu schöpfen.
Man geht nicht in der Hitze, wenn man über zwei Kilometer vielleicht einen vollen Wasserkrug tragen muss, man geht nicht in der Hitze. Andere Frauen kamen am Morgen oder am Abend in der Kühle. Sie wollte nicht, weil sie verachtet war in der Gesellschaft, weil sie eine Frau war, die eine Reihe Männergeschichten hatte, eine Vergangenheit. Darum kam sie allein zur Mittagszeit.
Herr Jesus sieht das alles. Er wusste ja, was in ihrem Herzen war, und steigt mit der Bitte ein: „Gib mir zu trinken.“
Übrigens: Wisst ihr, dass es eine gute Sache ist, auch mal Nichtchristen um etwas zu bitten? Wir haben kein Problem damit, unsere Nachbarn mal zu bitten, nach dem Rasenmäher zu sehen, wenn der nicht richtig läuft. Ich bin kein Handwerker von Beruf und brauche immer Hilfe von Technikern. Oder wir haben einen Nachbarn, der Elektromeister ist. Wenn mal eine Lampe nicht brennt, hat er uns schon geholfen.
Wir bitten sie, weil das eine Form der Kommunikation und Wertschätzung ist: Ich bitte ihn um Hilfe, damit sage ich ja, ich kann das nicht, ich brauche dich. Das ist eine gute Sache, jemanden zu bitten – natürlich nicht einfach zum Vorwand, sondern wenn ein wirklicher Grund da ist.
Ich erzähle euch eine Geschichte zur Ermutigung: Ein Mann kam schon ab und zu mit in die Gemeinde, ich nenne ihn mal Helmut, obwohl er nicht so heißt. Er war früher Rentner, seine Frau gläubig. Er kam gelegentlich mit, aber nicht zu Gottesdiensten, nur zu besonderen Veranstaltungen. Ich wusste, dass er ein besonders guter Handwerker ist. Der Mann kann aus jedem Draht ein Kofferradio bauen – wirklich ein außerordentlich begabter Handwerker, vor allem mit Holz.
Wir waren von Mannheim nach Hünfeld gezogen. Wir hatten damals noch einen Hasen und ein Meerschweinchen und brauchten einen neuen Hasenstall. Wir waren ratlos, wer uns einen Hasenstall bauen könnte. Ich hätte auch einen bauen können, aber das hätte jeder gesehen, dass ich es war. Also dachte ich, ich frage mal jemanden, ob er helfen kann.
Eines Tages fragten wir Helmut: „Könntest du uns den Hasenstall bauen?“ Er sagte: „Doch, das mache ich gerne.“ Dann war vier Wochen Sendepause, nichts zu hören oder zu sehen von Helmut. Plötzlich kam ein Lastwagen mit Kranarm angefahren und brachte das Vier-Sterne-Hasenhotel, das er gebaut hatte – isoliert und mit allen Schikanen, ein bombastischer Hasenstall. Wir waren ganz platt, damit hatten wir nicht gerechnet. Wir hatten gedacht, er macht eine einfache Kiste, aber das war ein riesiges Ding, das der Kran runterheben musste.
Wir standen da, meine Frau und ich, und überlegten, wie wir uns erkenntlich zeigen könnten. Er wollte keinen Pfennig Geld, weder für Material noch für die Zeit. Da dachte ich: Hat mir Gott wirklich eine Idee gegeben? Ich mache ihm einen Gutschein für zehn Bibelstudien, zehn Treffen, zehn Lektionen über Themen seiner Wahl. Er darf die Themen selbst aussuchen. Ich hoffte, er geht darauf ein, und habe gebetet.
Er ging darauf ein, freute sich sehr, und wir begannen uns zu treffen. Ich weiß nicht, wann er sich bekehrt hat – beim dritten, vierten oder fünften Treffen. Irgendwann hat er das alleine für sich gemacht. Er hat sich bekehrt und ist inzwischen getauft.
Ihr wisst: Ich hatte gerade Geburtstag. Am Montag hat meine Frau – ohne mein Wissen – die ganze Gemeinde eingeladen. Über 120 Leute saßen da, und ich wusste nichts davon. Wir haben fünf Stunden lang zusammen gefeiert. Helmut war einer derjenigen, die aufstanden und herzlich dankten, dass ich ihn zum Herrn führen und begleiten durfte. Ich habe einige Kurse mit ihm durchgenommen. Mein Ziel ist, dass er bald einer der Diakone in der Gemeinde wird. Er ist jetzt fünf Jahre im Glauben und hat viel gelernt. Ich habe ihn oft mitgenommen zu Diensten.
Also: Hürden im Gespräch – der Einstieg. Allerdings muss ich sagen: Seine Frau hat den Boden vorbereitet. Sie war gläubig und hat sich in vielen Dingen sehr weise verhalten. Gott gebraucht vieles, um einen Menschen zum Herrn zu bringen. Vielleicht durfte ich von den hundert Steinen die letzten zwei legen.
Der Einstieg: „Gib mir zu trinken.“ „Baue mir einen Hasenstall.“ „Gib mir dein Boot“, sagt der Herr Jesus zu Petrus. Man darf einen Menschen auch um etwas bitten.
Dann der Umstieg – das Schwierige. Wie kommt man jetzt vom Wetter, vom Sport, vom G8-Gipfel zum Evangelium? Das ist das Schwierige. Wie kriege ich die Kurve, dass ich nicht die ganze Zeit über Belangloses rede und nicht zum Wesentlichen komme?
Der Herr Jesus erweckt Interesse bei der Frau. Schaut mal, wie er das macht: In Vers 10 sagt er: „Wenn du die Gabe Gottes kennen würdest und wer es ist, der zu dir spricht, ‚Gib mir zu trinken‘, so hättest du ihn gebeten, und er hätte dir lebendiges Wasser gegeben.“
Er weckt Interesse an seiner Person. Er sagt: „Wenn du die Gabe Gottes kennen würdest – wer ist das, die Gabe Gottes?“ Er weckt Interesse und würde dir lebendiges Wasser geben. Sie wollte Wasser holen, es geht hier um Wasser, und er spricht von lebendigem Wasser.
Lebendiges Wasser ist Quellwasser, frisches Wasser, nicht Zisternwasser, das schon lange steht. Jesus spricht hier natürlich vom Wasser des Lebens, aber das versteht die Frau noch nicht. Er weckt Interesse.
Ich glaube, das ist wichtig: Interesse zu wecken bei Menschen. Es gibt natürlich keine Patentrezepte, aber wenn man sagt: „Ich habe jemanden gefunden, der hat mein Leben unendlich reich gemacht“, ohne gleich zu sagen: „Ich glaube an Jesus“, dann ist die Spannung noch da. Wenn man sagt: „Ich habe eine Lebenswende erfahren und seitdem geht es mir wirklich gut. Da ist jemand in mein Leben getreten“, denkt der andere vielleicht zuerst an einen Menschen. Aber es macht ja nichts, man kann erst mal Interesse wecken. So hat es hier der Herr gemacht, und er ist umgestiegen mit dieser Frage.
Dann gab es natürlich auch Einwände, die Frau ist sehr skeptisch, und die Menschen heute sind auch sehr skeptisch. Schaut mal: Als er die Bitte geäußert hatte, „Gib mir zu trinken“, sagt sie in Vers 9: „Wie bittest du, der du ein Jude bist, von mir zu trinken, der ich eine samaritische Frau bin? Denn die Juden verkehren nicht mit den Samaritern.“
Da ist schon mal eine Hürde. Als er sagt, „Ich will dir lebendiges Wasser geben“, antwortet sie in Vers 11: „Du hast doch kein Schöpfgefäß, und der Brunnen ist tief. Woher hast du denn lebendiges Wasser? Und du bist doch nicht größer als unser Vater Jakob, der uns den Brunnen gab und der selbst daraus trank, ebenso seine Söhne und sein Vieh.“
Sie ist ganz skeptisch. Du willst lebendiges Wasser geben, hast nicht mal eine Schöpfkelle. Sie ist nüchtern, realistisch, auf dem Boden der Tatsachen und lässt sich nicht so leicht ein X für ein U vormachen. Aber Jesus blieb dran und kommt dann auf das Wesentliche.
Wenn ich das noch sagen darf: Schaut mal, wie weise der Herr Jesus das hier gemacht hat. Die Frau hat diesen Einwand, den ich gerade gelesen habe, und jetzt schaut mal Vers 13: Jesus antwortete und sprach zu ihr: „Jeder, der von diesem Wasser trinkt, wird wieder dürsten. Wer aber von dem Wasser trinken wird, das ich ihm gebe, wird nicht dürsten in Ewigkeit. Das Wasser, das ich ihm gebe, wird in ihm eine Quelle Wassers werden, die ins ewige Leben quillt.“
Er sagt der Frau: „Guck mal, du kommst jeden Tag zur Mittagszeit hierher, um Wasser zu holen. Das Leben ist ein Kreislauf bei dir: Durstig werden, Wasser holen, trinken, durstig werden, Wasser holen, trinken, durstig werden, Wasser holen, trinken – immer wieder.“
Damit will er ihr zeigen: Genau dasselbe ist in deinem Inneren. Du hast immer wieder Sehnsucht nach einem Mann, nach einem Partner fürs Leben. Vielleicht suchst du den Mann, der deine Bedürfnisse stillen kann. Du hattest den Ersten, Enttäuschung, Trennung, nächster Mann, Enttäuschung, Trennung, nächster Mann, Enttäuschung, Trennung.
Genau dasselbe war bei der Frau. Sie suchte nach Sinnerfüllung, hatte den Sinn ihres Lebens nicht gefunden. Viele Frauen suchen den Sinn ihres Lebens mehr in Partnerschaften, in Beziehungen zu Männern, während Männer den Sinn des Lebens eher in Sport, Hobbys, Technik, Computer, Auto, BMW und so weiter suchen. Oder im Zusammenhang mit Frauen eher im Bereich Sexualität. Das ist einfach so: Frauen suchen Intimität, also Beziehung, und Männer suchen eher Sexualität. Das ist nicht dasselbe.
Darüber will ich jetzt nicht sprechen, aber Jesus wollte der Frau den tieferliegenden Durst, die tiefere Sehnsucht zeigen, wo es bei ihr fehlte, wo das Bedürfnis nicht gestillt war – nämlich nach Sinnerfüllung. Er knüpft praktisch an. Der Umstieg bei ihm ist, ihr zu zeigen: Mensch, du hast den Sinn deines Lebens noch gar nicht gefunden. Wozu das Ganze?
Bei der Sinnfrage können wir auch anknüpfen bei unseren Zeitgenossen und ihnen sagen: Aufstehen, Arbeiten, Essen, Schlafen, Aufstehen, Arbeiten, Essen, Schlafen – ja, wo ist der Sinn vom Ganzen? Die Sinnfrage ist universal. Jeder Mensch fragt sich: Was soll ich hier auf der Erde? Wo komme ich her? Was mache ich hier 70, 80 Jahre? Und wo gehe ich hin?
Bei der Sinnfrage können wir anknüpfen. Natürlich werdet ihr erschütternde Erfahrungen machen. Manche Leute ist die Sinnfrage egal. Ich habe junge Leute in Schulklassen gefragt: „Was ist für euch der Sinn des Lebens?“ Da kam: „Wochenende.“ Das ist der Sinn seines Lebens – Wochenende. Oder Fun, Spaß, dies und das. Da merkt ihr, es gibt Menschen, die sind glücklich, wenn sie nur essen, trinken und noch ein bisschen Sexualität haben. Sie sind glücklich wie Schweine, denen man den Trog vollgeschüttet hat. Ich sage nicht, das sind Schweine, ich will nur vergleichen mit Tieren, denen man den Trog vollgeschüttet hat, und dann sind sie zufrieden.
Das ist nicht das Ganze. Wir müssen anknüpfen bei der Sinnfrage.
Dann springt die Frau darauf an. Sie spricht zu ihm, Vers 15: „Herr, gib mir dieses Wasser, damit mich nicht dürste und ich nicht mehr herkommen muss, um zu schöpfen.“ Erst hat er sie gebeten, jetzt bittet sie ihn. Sie hat wieder angebissen. Sie ist natürlich noch ganz bei H2O, beim irdischen Wasser. Sie denkt noch nicht an das geistliche Wasser, das Jesus ihr geben will. Aber sie äußert eine Bitte.
Als sie so weit ist, macht Jesus wieder einen Wechsel. Vers 16: Jesus spricht zu ihr: „Geh hin, rufe deinen Mann und komm her.“
Bums, da hört man förmlich, wie der Rollladen runterknallt bei ihr. Jesus sagt: „Rufe deinen Mann und komm her.“ Die Frau antwortet: „Ich habe keinen Mann.“ Zack, in die Wunde reingepikst. „Ich habe keinen Mann.“ Jesus sagt zu ihr: „Du hast recht gesagt, ‚Ich habe keinen Mann‘, denn fünf Männer hattest du, und der, den du jetzt hast, ist nicht dein Mann.“
Sie hatte fünf Männer, mit ihnen zusammengelebt. Übrigens hat Jesus Christus ein eheähnliches Verhältnis nie als Ehe anerkannt. Er sagt: „Fünf hattest du, und der, den du jetzt hast, ist nicht dein Mann.“ Sie lebte in einem eheähnlichen Verhältnis, aber das ist nicht ihr Mann, das ist ihr Hurra – ganz deutlich gesagt.
Du hast wahrgeredet, sagt er. Fünf hattest du, und jetzt ist der sechste. Aber der wird dich auch nicht glücklich machen. Du musst den siebten Mann finden. Im Johannes-Evangelium zieht sich die Zahl sieben durch, von Anfang bis Ende. Hier auch wieder: Der siebte Mann kommt jetzt in ihr Leben – und das ist Jesus Christus. Natürlich nicht im Sinne wie die anderen Männer, sondern als Sohn Gottes, der ihr die Erfüllung bringt.
Dann findet sie ihn. Ihr kennt die Geschichte, wie sie ausgeht: Sie lässt sogar den Krug stehen. Sie war gekommen, um Wasser zu holen, lässt den Krug stehen. Das war alles nicht mehr wichtig. Sie wird das Werkzeug einer Erweckung für eine ganze Stadt.
Hier haben wir ein Beispiel, wie ein Mensch in einem einzigen Gespräch zum Glauben geführt wird. So etwas ist extrem selten.
Gehen wir weiter, damit wir das noch zu Ende führen können: Die Entscheidung. Jesus hat ihr gesagt... Die Frau macht noch einen Einwand oder versucht zu fliehen, versucht abzubiegen. Sie sagt: „Herr, ich sehe, dass du ein Prophet bist. Unsere Väter haben auf diesem Berg angebetet, und ihr sagt, in Jerusalem.“
Merkt ihr, sie will ablenken. Jesus sagt: „Komm, das ist ganz egal, auf welchem Berg. Es kommt die Zeit, da werdet ihr im Geist und in der Wahrheit anbeten.“
Dann sagt sie: „Ja, ja, irgendwann mal.“ Erholt das in die Gegenwart. Sie sagt: „Ich weiß, dass der Messias kommt, der Christus genannt wird.“ In Vers 25.
Jesus antwortet: „Ich bin, der mit dir redet.“ Da steht nicht „Ich bin's“, wie fast alle Bibelübersetzungen falsch übersetzen. Er sagt: „Ich bin, der mit dir redet.“ Hier ist das „Ich bin“ – der Gott des Alten Testaments, Jahwe. Er steht vor dir und redet mit dir.
Das ist nur eine Nebenbemerkung. Er stellt sie vor die Entscheidung, sie entscheidet sich richtig und glaubt an ihn als den Messias.
Das zu den Hürden im Gespräch: zum Einstieg, Umstieg und zur Entscheidung.
Jetzt möchte ich gern noch ein paar praktische Hinweise geben, ganz praktisch.
Im evangelistischen Gespräch muss man dem anderen auch zuhören. Der wird uns auch eine Weile erzählen von seinen Vorstellungen. Zuhören ist von größter Wichtigkeit. Habt ihr schon mal überlegt, warum Gott uns zwei Ohren und nur einen Mund gegeben hat? Wahrscheinlich, damit wir auch ab und zu mal zuhören.
Das gilt vor allem für Ehepartner, aber auch für Gespräche mit suchenden Menschen. Die merken schnell, ob wir ihnen zuhören, ob wir sie wichtig nehmen oder nur warten, bis wir endlich dazwischenfahren und unsere Sachen loswerden können. Das merken sie.
Dann gezielte Fragen stellen, wie ich schon angedeutet habe: Seit wann glauben Sie an Gott? Schon immer oder seit einer bestimmten Zeit? Wer ist Gott für Sie? Was bedeutet Jesus Christus für Sie? Haben Sie schon einmal in der Bibel gelesen? Haben Sie wirklich das Neue Testament ganz durchgelesen? Haben Sie schon einmal Ihre Schuld vor Gott gebracht? Haben Sie schon einmal so etwas wie eine Bekehrung erlebt? Angenommen, Sie müssten heute Nacht sterben – wissen Sie, was dann weiterkommt? Solche gezielten Fragen stellen.
Drittens: Die zwei Gesprächsebenen beachten. Es gibt in jedem Gespräch zwei Ebenen: die persönliche Ebene und die Sachebene.
Auf der persönlichen Ebene bleibe ich freundlich. Auf der Sachebene bleibe ich sachlich im Gespräch. Ich werde nicht grantig, nicht ärgerlich, nicht laut, wenn der andere etwas Falsches sagt oder etwas ablehnt, was ich sage. Ich bleibe sachlich und freundlich.
Dann vertraute biblische Begriffe erklären. Das ist wichtig. Wir wissen, was Wiedergeburt ist, was Buße ist, was Heilsgewissheit ist. Diese Begriffe sind uns vertraut. Aber wenn man sagt: „Meine Buße war damals noch nicht tief genug, ich hatte noch keine Heilsgewissheit, erst danach habe ich meine Wiedergeburt erlebt“, dann sind das für den anderen böhmische Dörfer.
Er versteht nicht, was Buße ist, nicht was Heilsgewissheit ist, und schon gar nicht, was Wiedergeburt ist. Er denkt an Reinkarnation, an hinduistische Wiedergeburt. Wir müssen diese Begriffe sehr vorsichtig verwenden. Sogar „Sünde“ versteht er nicht. Er denkt an Kaloriensünde, wenn er ein Stück Kuchen zu viel gegessen hat, oder an die Verkehrssünderkartei in Flensburg, wenn er mal zu schnell gefahren ist und Punkte bekommen hat.
Das ist für ihn Sünde. Aber dass Sünde die Übertretung der Gebote Gottes ist, dass er damit Gott ins Angesicht geschlagen hat, dass er Gott verletzt hat und Gott das sehr ernst nimmt, das müssen wir ihm erklären.
Dann auf Einwände eingehen, ohne das Ziel aus den Augen zu verlieren. Ich habe das schon am Beispiel von Jesus gezeigt, wie die Frau hier Einwände bringt mit dem Schöpfen und den Samaritern. Jesus blieb dabei, ließ sich nicht beirren, auch nicht, als sie ablenken wollte mit den Bergen, auf denen angebetet wird. Er hatte das Ziel vor Augen, ihr das Evangelium zu verkündigen.
Niemals streiten! Wir streiten nicht mit Leuten, auch wenn sie eine andere Meinung haben. Dann kann man sagen: „Gut, das sehe ich anders als Sie, aber das können wir so stehen lassen. Ich möchte nur noch einmal bezeugen: Sie brauchen Christus. Wenn Sie eines Tages bei Gott im Himmel sein wollen, brauchen Sie ihn.“ Das ist der wichtigste Punkt.
Wir sind auf Blatt 18 und nähern uns mit großen Schritten dem Schluss.
Eigene Fehler zugeben: Wir denken alle, wenn wir einen Fehler zugeben, verlieren wir Glaubwürdigkeit. So denken wir von Natur. Aber das Gegenteil ist der Fall: Wenn wir einen Fehler im Gespräch zugeben, gewinnen wir Glaubwürdigkeit.
Denkt an die Geschichte, die ich gestern erzählt habe, als ich am Mittwochabend falsch gelehrt hatte und das am Sonntag korrigierte. Ich habe dadurch an Glaubwürdigkeit in der Gemeinde in Mannheim nur gewonnen. Keiner hat gesagt: „Was bist du für einer? Hast du deine Hausaufgaben nicht gemacht?“ Nein, alle fanden es gut.
Auch im Gespräch: Man redet irgendwas, sagt mal etwas Unbedachtes. Plötzlich stellt sich heraus, das Gegenüber ist ein Professor der Physik. Ich habe gerade etwas gesagt, was naturwissenschaftlich falsch war. Wenn ich das merke, ist mein Gegenüber mir haushoch überlegen. Dann muss ich schnell zurückrudern. Wenn ich etwas Falsches gesagt habe, muss ich sagen: „Oh, ich glaube, ich habe mich zu weit aus dem Fenster gelehnt. Das verstehe ich, Sie wissen das besser als ich. Aber ich sage Ihnen trotzdem: In der Bibel steht das und das. Das kann ich Ihnen hier schwarz auf weiß zeigen (Bibelstelle). Da kenne ich mich besser aus als Sie in der Bibel.“
Dann: Die Bibel gebrauchen. Ich habe es euch schon angedeutet: Bei wichtigen Stellen nicht jede Aussage mit einem Bibelzitat unterlegen, das wirkt nicht gut, das wird eher sektiererisch. Aber wenn ich eine zentrale Aussage machen will, zum Beispiel wenn der Gesprächspartner glaubt, es gibt verschiedene Wege zu Gott, dann schlage ich Apostelgeschichte 4,12 auf und sage: „Hier steht es, in keinem anderen ist das Heil.“ Oder Johannes 14,6 oder Römer 3 oder Jesaja 53. Solche Stellen schlage ich auf.
Zeit und Geduld haben: Es bekehrt sich selten jemand in einem Gespräch. Ich nehme mir Zeit, habe Geduld, treffe mich lieber wieder mit demjenigen und warte, bis der Geist Gottes sein Werk tut.
Manchmal hilft auch eine heilige Schlagfertigkeit. Wisst ihr, da muss ich euch ein Beispiel sagen: Einstein unterhielt sich mit einem Christen. Einstein fragte: „Was würden Sie machen, wenn ich Ihnen mathematisch beweisen würde, dass es Gott nicht gibt?“ Der Christ antwortete in heiliger Schlagfertigkeit: „Herr Professor, dann würde ich warten, bis Sie Ihren Rechenfehler gefunden haben.“ Das war auf den Punkt getroffen. Das war heilige Schlagfertigkeit. Wäre euch das eingefallen? Mir nicht.
In jedem Fall freundlich auseinandergehen. Ich rufe nicht hinterher: „Das werden Sie in der Ewigkeit noch bereuen!“ So etwas bringt nichts. Ich muss ihn gehen lassen und will lieber später wieder anknüpfen können, als zu drohen und hinterherzubrüllen.
Zweitens: Glaubenserfahrungen bezeugen. Ist es biblisch, seine eigene Bekehrungsgeschichte zu erzählen? Stellt man sich da nicht in den Mittelpunkt? Wenn man von sich redet? Ist es biblisch?
Paulus erzählt seine Bekehrungsgeschichte im Neuen Testament mehrfach. In Apostelgeschichte 22 und 26 hat er sie zweimal erzählt, zweimal lang und zweimal kurz. Einmal in Galater 1: „Als es Gott wohlgefiel, mich vom Mutterleib an auszusondern und in mir seinen Sohn zu offenbaren.“ Und in 1. Timotheus 1 auch noch mal.
Also, es ist biblisch, das zu tun.
Ein Bekehrungszeugnis kann, wenn es in der richtigen Haltung erzählt wird, bei Evangelisationen die Leute mehr ansprechen als die darauffolgende Predigt. Genau das habe ich erlebt: Ich habe irgendwo zuerst mein Zeugnis erzählt und danach gepredigt. Die Leute haben die Predigt kaum wahrgenommen, waren aber vom Zeugnis so angesprochen, dass sie eine Woche später sofort wieder an das Zeugnis anknüpften. Das war ein Ehepaar, für das ich gebetet und gefastet habe. Angefangen hatte es mit meinem Zeugnis.
Darum: Ein Zeugnis kann von Gott gebraucht werden. Darum müssen wir es in der richtigen Art und Weise bringen.
Wir reden jetzt von Zeugnis, weil das ein Insiderbegriff ist. Wenn wir einem Ungläubigen „Zeugnis“ sagen, denkt er natürlich an Schulzeugnis oder Arbeitszeugnis. Eigentlich müssten wir „Lebensbericht“ sagen. Das muss nicht sein, irgendwann verstehen sie, was wir meinen. Aber in der Evangelisation, wenn wir Gäste einladen, sollten wir lieber von Lebensbericht sprechen.
Apostelgeschichte 4,20: „Wir können es nicht lassen, von dem zu reden, was wir gesehen und gehört haben.“ Das ist Zeugnis. Johannes schreibt in 1. Johannes 1,2: „Wir bezeugen und verkündigen.“
Wir zeugen auf dreifache Weise: Indem wir tun, bestimmte Dinge tun, indem wir bestimmte Dinge nicht tun – auch das ist schon Zeugnis, unser Leben. Aber dann gibt es auch Zeugnis durch Worte, ein verbales Zeugnis. Damit meine ich vor allem das Bekehrungszeugnis.
Natürlich kann ich auch erzählen, wie Gott mich in einer bestimmten Situation geführt hat, wie er mich bewahrt hat, wie er mich gerettet hat aus einer Notlage. Auch das kann ich erzählen zur Ehre Gottes. Aber jetzt geht es um das Bekehrungszeugnis.
Es sollte immer drei Teile haben: das Leben ohne Jesus, die Hinwendung zu Jesus Christus und das Leben mit ihm, was sich verändert hat. Drei Teile. Sie müssen nicht genau gleich gewichtet sein, aber diese drei sollten vorkommen.
Beim Leben ohne Jesus ist das meistens der längste Teil. Ich habe Zeugnisse gehört, die dauerten zwanzig Minuten. Davon waren etwa siebzehn Minuten das Leben ohne Jesus, dann zwei Sätze zur Bekehrung und drei Sätze, was jetzt anders ist. Das ist falsch gewichtet. So darf es nicht sein. Dann bekommt der Teufel mehr Ehre als Gott, und das wollen wir nicht.
Wir wollen nüchtern, ohne Ausmalungen und Intimitäten erzählen, dass wir in der Welt gelebt haben, oder in einem frommen Elternhaus, kleine Pharisäer waren im Herzen oder was auch immer. Wir erzählen, wie es war, bevor Christus in unser Leben kam. Dann erzählen wir genau, wie wir uns zu ihm hingewendet haben.
Wir sagen nicht: „Dann habe ich mich bekehrt“, denn da kann der Nichtchrist nichts mit anfangen. Wir sagen: „Dann bin ich in mein Zimmer gegangen, habe das Licht ausgemacht, bin auf die Knie gegangen und habe gebetet: Herr Jesus Christus, ich möchte keinen Tag mehr so weiterleben wie bisher. Bitte komm jetzt in mein Leben, vergib mir meine Schuld, ich will dir gehören, von heute an mit dir leben.“
So erzählen wir, was wir gebetet haben, wie wir uns ihm anvertraut haben. Dann sagen wir, was sich dadurch verändert hat. Wenn ich das auch nur mit ein paar Strichen andeute. Auf jeden Fall, dass ich mich verändert habe oder mein Leben durch ihn verändert wurde.
Ich schließe das Zeugnis bitte nicht mit einem allgemeinen Bekehrungsappell ab. Wenn jetzt hier noch jemand ist, der noch nicht, dann soll er doch heute... Das sagt später der Evangelist, ja, das braucht er nicht beim Zeugnis. Beim Zeugnis sollen wir nicht predigen und nicht moralisieren, sondern nur sagen, was Christus in unserem Leben getan hat.
Damit bin ich schon bei Problemen und Gefahren beim Erzählen.
Ich war letzten Monat in einer Mennonitengemeinde zu einer Evangelisation in Nordrhein-Westfalen. An jedem Abend kam ein Zeugnis, mal Bruder, mal Schwester, mal älter, mal jünger, sehr gut gemischt.
Eine Schwester am vorletzten Abend hat ein Zeugnis gegeben, das hat so gesessen. Die Leute waren echt ergriffen, ich saß vorne und sah, wie sie wirklich angesprochen waren. Sie erzählte ehrlich, wie sie auf einem Markt in Russland einen Apfel geklaut hatte.
Dann sagte eine Frau zu ihr: „Dieser Apfel wird dich noch stören, wenn du vor der Himmelstür stehst.“ Dieser eine Satz saß an dem Abend. Ich konnte in der Predigt mehrmals auf diesen Satz zurückgreifen, wo die gläubige Frau zu dem Mädchen sagte: „Dieser Apfel wird dich noch stören, wenn du vor der Himmelstür stehst, den du da geklaut hast.“
Sie konnte den Apfel nicht essen, wollte ihn anderen geben, die wollten ihn auch nicht haben, sie warf ihn weg. Dieser Satz war wie ein Angelhaken, ein Widerhaken in ihrem Herzen. Er half mit, dass sie sich bekehrte.
Das erzählte sie, da hätte man eine Nadel fallen hören können. Das war ein Zeugnis, das ich mehrmals in der Predigt aufgreifen konnte. Das hat mir sehr gut gefallen.
Gut, jetzt Probleme und Gefahren beim Erzählen aus dem Leben.
Eine Gefahr ist die Wahrhaftigkeit. Wir meinen manchmal, wir müssten unser Zeugnis aufpolieren. Wir haben nicht so etwas erlebt wie fast tot sein, in den Bergen verirrt sein und mit dem letzten Cent auf dem Handy Rettung herbeirufen. Solche dramatischen Bekehrungsgeschichten gibt es.
Bei uns war es oft alltäglich, im gläubigen Elternhaus. Dann meinen wir, wir müssen das aufbauschen. Nein, das müsst ihr nicht. Wenn ihr im gläubigen Elternhaus aufgewachsen seid, erzählt es so, wie es war. Es wird anderen helfen, die Ähnliches erlebt haben. Erzählt einfach ehrlich und wahrhaftig.
Dann Natürlichkeit: Manche bekommen beim Zeugnis eine andere Sprache, fangen an zu predigen, bekommen eine salbungsvolle Stimme. Man denkt: Was will der jetzt? Redet ganz anders, unnatürlich. Bitte natürlich bleiben, normale Stimme, normale Sprache.
Da war mal ein 66-Jähriger, der auf einem Jugendabend Zeugnis gab. Er dachte, bei jungen Leuten müsse er Jugendsprache reden, sich anpassen. Plötzlich sagt er: „Dann bin ich zu Jesus geturnt.“ Ein 66-Jähriger turnt nicht zu Jesus. Versteht ihr? Das ist unpassend. Das braucht man nicht. Wenn ihr jung seid, redet in eurer Sprache. Es sollte aber keine Gossensprache oder Anzüglichkeiten sein, sondern eine normale, gute Sprache, an der Gott wohlgefallen hat.
Verständliche Bilder und Beispiele, wenn ihr welche habt, sind gut.
Dann nicht predigen und nicht moralisieren. Wenn wir jemanden vor uns haben, der raucht, fangen wir nicht an: „Wissen Sie, das Rauchen sollten Sie aufgeben, das Trinken auch und das Fluchen.“ Wenn er raucht, trinkt und flucht, ist er noch keinen Millimeter näher bei Jesus. Das kommt später.
Das ist moralisierend, wenn wir schon an ihm herumdoktern und ihn anders machen wollen, obwohl er den Heiligen Geist noch nicht hat. Ich rede nicht von Kindererziehung. Kindern muss man Dinge beibringen, bevor sie den Heiligen Geist haben. Die müssen lernen, Danke zu sagen, das Geschirr abzuräumen. Aber an Fremden doktern wir nicht herum, moralisieren nicht.
Das ist möglich.
Dann geben wir etwas Schriftliches mit. Früher habe ich oft Anhalter mitgenommen. Heute gibt es kaum noch welche, inzwischen haben alle Autos und Motorräder. Früher standen oft Anhalter an der Straße, vor 30 Jahren, als ich den Führerschein machte, habe ich oft junge oder ältere Leute mitgenommen.
Dann dachte ich: „Du sitzt in meinem Auto, wirst nicht rausspringen, wirst mir zuhören.“ Ich habe gebetet: „Herr Jesus, hilf mir, dass ich sie ansprechen kann.“ Ich habe vielleicht nur 20 Minuten im Auto und will ihnen etwas mitgeben.
Einmal fuhr ich von Karlsruhe nach Stuttgart. Kurz nach Karlsruhe standen vier junge Leute an der Autobahn und trampelten. Ich hielt an, ließ sie einsteigen. Dann dachte ich: „Wann hast du wieder Gelegenheit, diesen vieren etwas zu sagen?“
Ich sagte: „Freunde, ich nehme euch mit, habe eine Bitte: Ich möchte euch etwas vorspielen auf einer Kassette. Bitte hört es euch an.“
Ich spielte eine Predigt von Wolfgang Dück ein, „Das Maschinengewehr Gottes“, eine der schärfsten evangelistischen Predigten, die ich kenne. Sie heißt „Mao oder Jesus“. Unglaublich auf den Punkt.
Sie hörten zu, sanken hinten immer mehr in ihren Sitzen. Ich konnte sie kaum noch im Rückspiegel sehen. Sie wussten nicht, wie ihnen geschah, aber ich betete wie ein Weltmeister. Sie hörten die Predigt an, keiner sprang raus. Als ich anhielt, schlichen sie aus dem Auto, klein mit Hut, nach der Predigt.
Ich bin gespannt, was Gott daraus macht. Sie haben eine Predigt gehört, den Heilsweg klar.
Das muss man nicht nachmachen. Ihr Mädchen schon gar nicht, ihr solltet nicht unbedingt Anhalter mitnehmen. Aber wenn ihr eine Gelegenheit habt, erinnert euch daran.
Nun Gesprächsführung mit religiösen Menschen – ich hatte gesagt, wir kommen noch kurz darauf zurück. Ich werde die Uhr im Auge behalten.
Gesprächsführung mit religiösen Menschen – das als letzter vermittelnder Teil.
Wir haben immer wieder religiöse Menschen vor uns. Religiöse sind manchmal Katholiken, aber auch Evangelische, die sehr religiös sein können. Religiös heißt: religiös, aber nicht wiedergeboren.
Das ist ein Mann, den Gott sehr gebraucht in Österreich und darüber hinaus in Europa. Er wurde einmal gefragt: „Herr Colwin, was ist Ihre Hauptaufgabe in Österreich, im religiösen Österreich?“ Insgesamt 89 Prozent Katholiken in Österreich, in Kärnten noch mehr.
Er antwortete: „Meine Hauptaufgabe ist es, Gläubige zu Ungläubigen zu machen.“
Dann sagte man: „Wie bitte? Habe ich mich verhört? Sie meinen, Ungläubige zu Gläubigen machen?“
„Nein, ich meine es so: Meine Aufgabe ist es, Gläubige zu Ungläubigen zu machen.“
„Wie? Das verstehe ich nicht.“
Dann erklärte er: In Österreich sind alle irgendwie gläubig. 89 Prozent Katholiken, 95 Prozent glauben an einen Herrgott, 5 Prozent sind Atheisten. Von den Gläubigen glauben nur 17 Prozent an die Auferstehung Jesu Christi von den Toten.
Das ist ein Feld-Wald-und-Wiesen-Glaube, wie Wilhelm Busch es nannte: oberflächlich, ohne Bezug zum Leben. Sie haben einen sogenannten Herrgottswinkel im Haus – ein Kruzifix in einer Ecke. Da bleibt der Herrgott, aber das Leben führen sie, wie sie wollen.
Das gibt es auch in Bayern und hier in Neuwied. Menschen, die es nicht so nennen würden, aber so ist es.
Fred Colwin sagte: „Sie sind alle irgendwie gläubig in Österreich. Sie glauben an Gott, an das Transzendente, an ein Weiterleben nach dem Tod, irgendwie je nach Reinkarnation. Sie haben einen zusammengezimmerten Glauben.“
Deshalb will er sie erst zu Ungläubigen machen, damit die Religiosität zertrümmert wird und der Weg frei wird für den wirklichen Heilsglauben.
Johannes 16, Vers 8 haben wir schon gelesen: Der Heilige Geist überführt Menschen. Die Frage ist: Wie können wir ihm bei dieser Aufgabe helfen? Nicht, dass der Heilige Geist Nachhilfe braucht, aber wie können wir ihm Gelegenheit geben, Menschen zu überführen?
Bei religiösen Menschen, wie gesagt, benutze ich das Wort Gottes. Wenn jemand sagt: „Ich habe versucht, die Gebote zu halten“, frage ich: „Ist Ihnen das gelungen? Haben Sie wirklich alle Gebote gehalten?“
„Ja, ich denke schon. Perfekt ist ja niemand, nobody is perfect, and I am nobody.“ Nach dem Motto: „So ganz wird es vielleicht nicht hingehauen, aber über den Daumen gepeilt habe ich die Gebote gehalten.“
Dann frage ich: „Kennen Sie die zehn Gebote? Wissen Sie, wo sie stehen?“ Manche kommen mit dem Katechismus. Ich sage: „Nein, in der Bibel. Schlagen wir mal 2. Mose 20 auf.“ Wir lesen die zehn Gebote durch.
Dann sage ich: „Schauen Sie mal, haben Sie das wirklich gehalten?“
Ich sage ehrlich: „Ich habe diese Gebote ungezählte Male übertreten, alle. Vielleicht nicht buchstäblich im Sinn, niemanden ermordet, soweit ich weiß, aber im Sinn der Bergpredigt.“
Darum steht in der Bergpredigt gleich nach den zehn Geboten: Jesus zeigt, dass man die Gebote nicht nur äußerlich einhalten muss, sondern auch innerlich dem Sinn nach.
Wenn ich einen Menschen in Gedanken umbringen könnte, wenn ich denke: „Den könnte ich jetzt eine überziehen“, ist in meinem Herzen die Gesinnung eines Mörders. Wenn ich eine Frau ansehe und sie begehre, ist die Gesinnung eines Ehebrechers in mir. Das zeigt Jesus in der Bergpredigt.
Dann frage ich: „Haben Sie schon mal die Bergpredigt gelesen? Das sind nur drei Kapitel. Sie sind doch ein aufgeklärter Mensch, haben viele Bücher gelesen, und kennen nicht mal die Bergpredigt? Lesen Sie sie doch bitte.“
„Wenn wir uns das nächste Mal treffen, unterhalten wir uns darüber. Lesen Sie bis dahin Matthäus 5 bis 7 und beten Sie, dass Gott Ihnen zeigt, wie er über Sie denkt.“
So kann man einen religiösen Menschen mal für eine Woche oder zwei entlassen. Dann knüpft man wieder an und betet, dass der Geist sein Werk tut.
Einer meiner liebsten Texte der Evangelisation ist Matthäus 19, 16–22, der reiche Jüngling.
Der Herr Jesus sieht diesen Menschen an und liebt ihn (Markus-Evangelium). Er wollte ihm wirklich helfen.
Ein Mann fragt: „Lehrer, was soll ich Gutes tun, damit ich ewiges Leben habe?“
Jesus antwortet: „Warum fragst du mich über das Gute? Einer ist der Gute. Wenn du ins Leben eingehen willst, halte die Gebote.“
Er fragt: „Welche?“
Wir denken: Die zehn Gebote. Für einen Juden war das nicht klar. Sie hatten 613 Gebote.
Jesus sagt: „Welche?“ und nennt nur Gebote der zweiten Tafel, die Beziehung zu Mitmenschen.
„Du sollst nicht töten.“ Er denkt: „Ich habe niemanden umgebracht.“
„Du sollst nicht ehebrechen.“ „Habe ich nicht gemacht.“
„Nicht stehlen.“ „Ich war kein Dieb.“
„Nicht falsches Zeugnis geben.“ „Ich bin ehrlich.“
„Ehre Vater und Mutter.“ „Habe ich gemacht.“
„Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.“ „Habe ich versucht.“
Dann sagt Jesus: „Das habe ich alles befolgt. Was fehlt mir noch?“
Er war der Meinung, er habe die Gebote oberflächlich gehalten.
Menschen, die auf dem Weg des eigenen Bemühens sind, fragen immer: „Was fehlt mir noch? Habe ich genug getan? Wann habe ich die nötigen Punkte, um in den Himmel zu kommen?“
So geht es nicht. So bekommt man keine Heilsgewissheit.
Jesus sagt: „Wenn du vollkommen sein willst, verkaufe deine Habe, hab deinen Schatz im Himmel und folge mir nach.“
Er wollte nicht lehren, dass Christen kein Privateigentum haben dürfen, aber er zeigt: Du willst alle Gebote halten, hast nicht mal das erste gehalten: „Ich bin der Herr, dein Gott, du sollst keine anderen Götter neben mir haben.“
Das hast du nicht gehalten.
Dann ging er traurig weg. Jesus ließ ihn gehen, rief nicht hinterher.
Ich weiß nicht, was wir gemacht hätten. Er ließ ihn gehen.
Dieser Abschnitt eignet sich hervorragend zur Gesprächsführung mit religiösen Menschen. Wir zeigen ihnen: So geht es nicht. Wir können die Gebote nicht halten. Wir sind schuldig vor Gott.
Der ältere Bruder des verlorenen Sohnes – es sind ja zwei verlorene Söhne – oder besser das Gleichnis vom liebenden Vater (Lukas 15).
Der ältere Bruder war selbstgerecht, religiös. Er sagt zu seinem Vater: „Ich habe nie dein Gebot übertreten.“
Das eignet sich auch.
Dann noch zwei wichtige Stellen: Galater 3,10 und Jakobus 2,10.
Diese solltet ihr auswendig können. Sie gehören zum Repertoire eines Menschen, der andere gewinnen will.
Galater 3,10: „Denn alle, die aus Gesetzeswerken sind, sind unter dem Fluch. Es steht geschrieben: Verflucht ist jeder, der nicht bleibt in allem, was im Buch des Gesetzes geschrieben ist, um es zu tun.“
Haben wir verstanden? Wer die Gebote halten will, muss alle hundertprozentig erfüllen.
Wenn das einer von uns könnte, könnte er vor der Himmelstür sagen: „Hier, ich habe alle Gebote gehalten.“ Gott würde sagen: „Bitte, darfst du hinein?“
Aber Gott würde trotzdem sagen: Nein, denn er ist trotzdem Sünder, auch wenn er alle Gebote gehalten hätte – wegen der Erbsünde von Adam und Eva.
Jakobus 2,10: „Denn wer das ganze Gesetz hält, aber in einem strauchelt, der ist aller Gebote schuldig geworden.“
Merkt ihr? Ich erkläre das Leuten so: Stellt euch vor, ihr seid in den Schweizer Alpen und wollt einen Viertausender besteigen. Ihr macht Hunderte, Tausende sichere Tritte. Kurz unter dem Gipfelkreuz tretet ihr einmal daneben – und dann geht’s abwärts, sagt der Österreicher.
Dann stürzt ihr den ganzen Abhang runter und seid tot. Dann nützt euch nichts, dass ihr viele gute Tritte gemacht habt. Ein Fehltritt genügt, um abzustürzen.
So ist es auch im Blick auf Gott und das Gebot. Wir wären verpflichtet, alle Gebote hundertprozentig zu halten. Wir können es nicht. Wir wissen das alle hier. Aber das müssen wir auch den Menschen sagen.
Jetzt kann ich noch eine Frage beantworten, die vorhin in der Mittagspause kam: Wie pflegt man mehrere unterschiedliche Beziehungen gleichzeitig?
Wir kommen noch einmal zum Thema Beziehungen zurück, nachdem wir lange über Gesprächsführung gesprochen haben.
Wie kann man mehrere Beziehungen gleichzeitig pflegen?
Hier seht ihr einen Herd abgebildet. Ich wollte eigentlich den Herd meiner Mutter fotografieren. Meine Mutter kocht noch jeden Tag auf einem alten Herd mit Feuer, nicht mit Strom. Da schiebt sie Holz und Kohlen rein und kocht auf dem Herd.
Er sieht ungefähr so aus wie dieser hier. Auf dem Herd kann man fünf oder sechs Töpfe stellen. Das, was gerade kochen soll, kommt rechts über die Feuerstelle.
Nehmen wir an, rechts ist die Feuerstelle. Die Kartoffeln sind schon gar, die schiebt sie nach links und hält sie warm, denn die Wärme breitet sich über die ganze Platte aus. Das Fleisch muss eine halbe oder zwei Stunden kochen, das kommt über die Feuerstelle. Später macht sie noch die Suppe, die kommt kurz auf die Feuerstelle, und was fertig ist, wird zur Seite geschoben.
So langsam. Menschen sind weder Kochtöpfe, die wir hin- und herschieben können, noch Schachfiguren oder Missionsobjekte.
Was ich damit ausdrücken will: Wenn wir mehrere Beziehungen pflegen wollen – Klassenkameraden von früher, Arbeitskollegen, Freunde von früher – haben wir einen Bekanntenkreis von 50 oder mehr Leuten. Die kann man nicht alle gleichzeitig pflegen.
Ich persönlich habe zu niemandem die Beziehung abgebrochen. Aber wenn ich merke, jemand ist sehr offen für das Evangelium oder suchend, wie die Klassenkameradin Christiane, die ist jetzt auf der Feuerstelle. Für die bete ich jeden Tag. Ich schicke ihr etwas zum Lesen, habe Hilfsgüter gebracht, weil sie in Not war.
Andere alte Kameraden aus Bundeswehrzeiten, mit denen habe ich auch Kontakt, stehen weiter hinten. Ich halte Kontakt, schreibe zum Geburtstag oder treffe mich mal wieder.
Sie wissen, dass ich Christ bin, haben meine Bekehrung miterlebt oder unmittelbar danach.
Mir hat das Bild mit dem Herd geholfen. Man kann Beziehungen warm halten, indem man sich einmal im Jahr trifft, einlädt oder hingeht. Beziehungen, bei denen Gott wirkt, kann ich jede Woche besuchen oder treffen.
So kann ich mehrere Beziehungen gleichzeitig in unterschiedlicher Intensität pflegen. Das wollte ich mit dem Herd ausdrücken.
Einwände behandeln wir jetzt nicht mehr. Es gibt viele Einwände. Ich hätte eine Liste mit zehn Haupteinwänden machen können, habe es mir gespart, weil wir zeitlich nicht schaffen.
Ich möchte euch noch ein kleines Leckerbissen geben. Nach dem ohnehin guten Mittagessen gab es noch ein Eis. Jetzt gibt es noch ein kleines Eis, wenn ich so sagen darf. Ich muss kurz umschalten.
Ich möchte euch eine kleine Geschichte erzählen. Sie ist aus einem Kinderbuch. Das Kinderbuch gibt es nicht mehr, auch nicht antiquarisch. Ich habe bei Amazon 100 Euro geboten, wenn mir jemand das Buch geben würde. Keiner hat geantwortet.
Ein Kinderbuch, in dem die Autorin Niko und das Murmeltier eine kleine Geschichte erzählt. Die möchte ich euch jetzt vorlesen.
Wir haben einen Hund und eine Katze, sagt das Mädchen. 33 bunte Bälle gehören uns, und eine goldene Eisenbahn, fügt der Junge hinzu. Aber jetzt möchten wir ein Murmeltier, rufen beide Kinder.
Im Dorf wohnt Nico, der die Ziegen hütet. „Hör zu“, sagt der fremde Mann zu Nico, „ich bin reich, bring mir ein Murmeltier“, er ist der Vater der Kinder. „Ich erfülle dir einen Wunsch.“
Gut, sagt Nico, er denkt daran, dass sein größter Wunsch ein grünes Hütchen ist, eins mit einer Feder drauf. Muss ein Österreicher gewesen sein, ne?
Am nächsten Tag wandert Nico mit seinen Ziegen den Berg hinauf. Es riecht nach Veilchen und frischen Tannenspitzen, das Moos zwischen den Steinen ist seidig und weich wie Schmetterlingsflügel. Hoch oben auf den Bergen ist es still und friedlich, dort leben die Murmeltiere.
Sie sitzen in der Sonne, putzen ihr Fell und haben einander lieb. Nico findet die Murmeltiere sehr nett, am besten gefällt ihm ein ganz kleines Murmel. „Ich werde es fangen“, denkt er, „dann trage ich es ins Dorf und gebe es dem reichen Mann. Dann kriege ich meine Belohnung.“
Doch das kleine Murmel ist so flink wie ein Windstoß. So oft Nico die Hand ausstreckt, ist es husch in seiner Höhle verschwunden.
Nico wartet geduldig, Tag für Tag schaut er den Murmeltieren zu. Sie machen Männchen, springen über Felssteine, fressen Grashalme, trinken dicke silberne Tautropfen, packen sich bei den Vorderpfoten und balgen miteinander herum. Manchmal sitzen sie auch still, lauschen dem Südwind und träumen ihre Murmeltierträume.
Klassenkameraden träumen auch. Wovon träumen sie? Die Nachbarn, ob sie nach Kanada oder Australien auswandern wollen? Was für Träume sie haben?
Es dauert nicht lange, da versteht Nico die Murmeltiersprache.
Darum haben wir uns heute Morgen eine Weile mit dem postmodernen Menschen befasst, damit wir verstehen, wie er geprägt ist, wie er drauf ist, welche Sprache er spricht.
„Komm“, lockt er, „komm.“ Das kleine Murmel kommt jeden Tag ein Stückchen näher. Bald ist nur noch eine Blume zwischen ihnen.
Da ist die Blume. „Du musst vorsichtig sein“, sagt das kleine Murmel, „ich bin noch ein bisschen scheu.“
„Ja“, antwortet Nico, und er sitzt ganz still.
Die Leute sind sehr scheu, wenn wir sie für Christus gewinnen wollen. Sie sind sehr scheu, aber zum Glück auch neugierig, Frauen und Männer.
Das kleine Murmel ist nicht nur scheu, sondern auch neugierig. Es klettert vorsichtig auf Nicos Fuß und schaut ihn an.
Jetzt können sie es packen. Es ist schon ganz nah. Jetzt könnte er es packen.
Da streichelt Nico das kleine Murmel. Sein Fell ist so zart wie ein Apfelblütenblatt.
Eigentlich sollte Nico das Murmel ins Dorf bringen und dem reichen Mann geben, aber er will lieber noch ein wenig warten.
Von nun an sind die beiden immer zusammen. Sie gehen zum Gletschersee, besuchen den Salamander und unterhalten sich mit den Dolen. Wenn der Fuchs das kleine Murmel fangen will, jagt Nico ihn fort.
Am Abend, wenn der große gelbe Mond am Himmel steht, spielt Nico auf seiner Flöte für das kleine Murmel und hört ihm zu.
In den Nächten sieht der Himmel aus wie eine Wiese mit vielen Blumen.
Jetzt kommt etwas Entscheidendes: „Bist du mein Freund?“ fragt das kleine Murmel. „Ja“, antwortet Nico, und er weiß, dass es die Wahrheit ist.
Den reichen Mann unten im Tal hat er fast vergessen.
Wir wollen nie vergessen, dass wir Menschen gewinnen wollen, weil uns die Liebe Christi drängt, weil der Herr zu fürchten ist.
Wir wollen Menschen gewinnen, aber auf der anderen Seite sind es so wertvolle Menschen, dass wir mit ihnen Beziehung aufbauen. Es kann sein, dass wir vergessen, dass wir sie gewinnen wollen. Das wollen wir nie vergessen.
Im Hinterkopf haben wir das immer. Aber wir reden mit ihnen, freuen uns, wenn wir sie sehen, verbringen Zeit mit ihnen, wandern mit ihnen oder machen etwas anderes.
Den reichen Mann hat er fast vergessen.
Aber genau in der Zeit wird es dem dicken reichen Mann zu dumm. Er steigt stöhnend und ächzend den Berg hinauf. Seine beiden Kinder folgen ihm.
„Wo ist mein Murmeltier?“ will er wissen. Da unten ist Textverderbnis. „Wo ist mein Murmeltier?“
„Schaut euch die unerzogenen Stadtkinder an, was die da machen.“
Nico versteckt das kleine Murmel unter seiner Jacke und schweigt. „Das Murmel ist mein Freund, und einen Freund verrät man nicht, auch nicht für ein grünes Hütchen mit Feder drauf.“
Dann schreit der dicke reiche Mann: „Dann fange ich mir eben selber eins!“ und zieht sein großes Netz hervor.
Kennt ihr noch die vier geistlichen Gesetze? Kennt ihr sie nicht mehr? Es war ein kleines Heftchen von Campus für Christus, wie man in vier Schritten jemanden zu Christus führen konnte, so instantmäßig, was nicht geht, wie wir gelernt haben.
Nico pfeift den Murmeltier-Warnpfiff. Alle Murmeltiere verschwinden in ihre Höhlen. Der dicke reiche Mann springt mit seinem Netz wütend hinterher und fällt auf die Nase.
Er verspricht seinen Kindern: „Ich kaufe euch ein Karussell mit hundert gläsernen Glöckchen, wenn es nichts geworden ist mit dem Murmeltier.“
Merkt ihr, das ist manchmal der Fehler der Väter: „Ich kaufe euch, ich kaufe euch, ich habe keine Zeit, aber ich kaufe euch.“
Das ist die letzte Folie. Ich bitte euch, sie genau anzuschauen. Wir machen keine Bildbetrachtung.
Da ist eine Botschaft drauf: Das kleine Murmel holt alle Murmeltiere herbei.
Was hat Lewy mit seinen Arbeitskollegen gemacht? Er holt alle Murmeltiere herbei.
Sie feiern mit Nico in der Hütte ein Fest. Sie essen und trinken miteinander. Die Murmeltiere hüpfen über Tische und Bänke. Das kleine Murmel ist so übermütig, dass es in die Kaffeekanne springt.
Viele lange Sommertage verleben Nico und das kleine Murmel miteinander, und sie sind glücklich.
Was findet ihr auf dem Bild? Was haben die Murmeltiere gefunden? Zwei Dinge: Wärme und Speise, den Tisch.
Speise und Wärme haben sie in der Hütte bei Nico gefunden.
Genau das suchen unsere Zeitgenossen auch. Sie suchen Speise. In der Welt bekommen sie nur Steine, auch in den Kirchen manchmal nur Steine. Dort wird meilenweit über ihren Intellekt hinweg gepredigt, die Predigten haben nichts mit dem Leben zu tun – geistliche Steine. Und es ist kalt in der Welt.
Sie suchen echte Liebe und Annahme, Wärme, echte Liebe und christliche Gemeinschaft.
Wenn unsere Gemeinden und Jugendkreise das geben könnten – Speise, das Wort Gottes, Wärme, echte Liebe und Gemeinschaft – dann könnten wir manche gewinnen. Speise und Wärme, das ist es, was die Leute suchen.
Diese Autorin, die ich nicht kenne, war wahrscheinlich keine Christin. Sie wollte nur eine Kindergeschichte schreiben, Niko und das Murmeltier.
Aber ohne es zu merken, hat sie die Prinzipien für beziehungsaufbauende Evangelisation dargelegt.
Ist euch das aufgefallen?
Deshalb habe ich ab und zu eine Zwischenbemerkung gemacht. Sonst hättet ihr gedacht: „Was ist mit ihm los? Jetzt erzählt er eine Kindergeschichte.“
Ich habe das bewusst gemacht, um zu zeigen, so soll es in unserem Leben sein. So wollen wir unsere „Murmeltiere“ gewinnen, Beziehungen aufbauen. Sie sind scheu, man kriegt sie nicht so leicht. Es braucht viel Zeit und Geduld, wie bei Niko. Am Ende ist er Freund geworden und hat sie gewonnen. Jetzt sitzen sie mit ihm am Tisch und in seiner Wohnung, haben Speise und Wärme.
So wünschen wir uns, dass eines Tages Menschen hier in der Gemeinde oder in einer anderen biblisch ausgerichteten Gemeinde sitzen, den Herrn gefunden haben – nicht uns zuerst – und Speise und Wärme haben.
Auf Seite 20 sind einige Fragen. Ich habe Fragen gestellt, die ihr beantworten könntet. Das machen wir jetzt nicht mehr, das gehört euch, die Mappe könnt ihr mitnehmen.
Wir wollen sie wenigstens lesen. Man hätte das in einer Gruppe machen können, wenn mehr Zeit gewesen wäre.
Was hat dich an der Geschichte Niko und das Murmeltier am meisten angesprochen?
Könnt ihr darüber nachdenken, euch in kleinen Gruppen austauschen.
Bist du dabei, mit Menschen, die noch nicht gläubig sind, Beziehungen aufzubauen? Pflegst du solche Beziehungen? Nicht mit dem Sinn einer späteren Heirat, sondern nur mit dem Ziel, Beziehung aufzubauen, weil es wertvolle Menschen sind und weil ich über die Beziehung das Evangelium leichter transportieren kann als einfach nur einen Brief in den Briefkasten zu werfen.
Kennst du die Träume und die Sprache deines Murmeltiers? Wenn nicht, was wirst du tun, um sie herauszufinden?
Welche Fehler sind dir unterlaufen?
Ich habe unglaubliche Dinge erlebt. Menschen haben in ihrer Freizeit Türkisch gelernt, um sich mit Türken in ihrer Sprache zu unterhalten, aus Liebe zum Herrn.
Ich weiß, dass sich die Herrnhuter Missionare aus Liebe zu den Verlorenen auf Galeerenschiffe verkaufen ließen, um den Ärmsten der Armen das Evangelium zu bringen. Sie waren selbst Sklaven auf dem Schiff.
Die Liebe Christi drängt uns also.
Welche Fehler sind dir unterlaufen? Sprich offen darüber.
Ist es uns auch schon so gegangen wie dem reichen Mann mit dem Kescher, mit dem Netz? Haben wir gedacht, so können wir evangelisieren, und sind auf die Nase gefallen?
Fünftens: Welches konkrete Anliegen könntest du jetzt für die anschließende Gebetsgemeinschaft in der kleinen Gruppe nennen? Wenn ihr eine Gebetsgemeinschaft macht, könnt ihr ganz konkret für solche Dinge beten.
Konkrete Schlussfolgerungen:
Es wäre großartig, wenn der eine oder andere von euch, möglichst viele, vielleicht alle, sich vornehmen würden, täglich für den oder die namentlich zu beten – für Helmut, Willi, Sabine, Susanne.
Besser täglich für zwei Leute beten als alle Schaltjahre mal für dreißig Leute hintereinander herunterzubeten.
Ich habe auf meiner Gebetsliste den Namen Christiane, meine Klassenkameradin, und bete täglich für sie. Wenn mal ein Aussetzer kommt, ist kein Weltuntergang, aber ich möchte möglichst täglich für sie beten.
Zweitens: Ich will mich mit diesem oder jenem baldmöglichst treffen, um mit ihm oder ihr etwas zu unternehmen, die Beziehung zu pflegen.
Man muss Beziehungen auf einem gewissen Niveau pflegen, sonst schlafen sie ein oder brechen ab. Einfach etwas unternehmen, zusammen wandern, Eis essen gehen oder irgendwas.
Drittens: Ich will mich mit Wolfgang oder Frida baldmöglichst treffen, um mit ihm oder ihr über das Evangelium zu sprechen.
Wenn ihr gemerkt habt, da ist jemand in eurem Bekanntenkreis, der offen oder suchend ist, der schon in den Jugendkreis kommt oder Veranstaltungen besucht, der schon in der Bibel liest – warum hast du nicht den Mut, dich mit ihm zu treffen und zu sagen: „Ich wollte dich mal fragen, wie es dir gerade geht mit Blick auf deinen Weg zum Herrn. Hast du schon gefunden oder stehst du kurz davor? Können wir offen darüber reden? Mich interessiert das sehr. Wir wollen dir helfen und für dich beten.“
Wenn wir so offen reden, wird selten jemand abblocken und sagen: „Das geht dich nichts an, das möchte ich nicht besprechen.“ Solche Antworten bekommt man nicht. Im Gegenteil, die Leute sagen: „Endlich interessiert sich mal jemand für mich.“
Macht das bitte.
Unten ist noch ein Zitat von Moody, dem großen Seelengewinner:
„Es gibt auf der Erde keine größere Ehre, als ein Werkzeug in Gottes Hand zu sein, das eine Seele aus dem Reich Satans ins herrliche Licht des Himmels führt.“
Ich wünsche euch, wenn ihr diese Erfahrung noch nie gemacht habt, dass ihr sie bald machen dürft.
Was für eine Freude das ist, wenn man einen Menschen auf dem Weg zum Herrn begleiten darf, wenn man vielleicht mithelfen darf, Werkzeug von Gott zu sein, um dieser Seele den Weg zu zeigen.
Ihr werdet an der Freude des Himmels beteiligt sein, die Engel im Himmel spielen Gitarre, und ihr seid mitbeteiligt an dieser Freude.
Was für eine Freude, wenn ein Mensch wirklich zu Christus gefunden hat. Ich habe schon etliche Male mitgeweint, wenn Leute vor Freude geweint haben, dass sie zum Herrn gefunden haben. Oder Frauen, die endlich ihre Männer nach einer seelsorgerlichen Aussprache in Empfang genommen haben, die sich bekehrt hatten. Ich habe vor Freude mitgeweint.
Ich hatte euch versprochen, dass wir auch die wunderbaren Bilder von Niko und dem Murmeltier in der Präsentation auf dem Stick haben. Nein, die sind nicht drauf, ich darf sie nicht hergeben. Ich habe sie nur unter dem Versprechen bekommen, dass ich sie nicht weitergebe.
Ich habe sie lange auf Folien gezeigt und jetzt für dieses Seminar eingescannt. Es ging ihr einigermaßen, konnte man sehen. Aber ich habe versprochen, sie nicht weiterzugeben. Nur Leute, die Freundschaftsevangelisation leben, dürfen sie verwenden.
Es mag sein, dass der eine oder andere von euch das tut, aber derjenige, der sie mir gegeben hat, Walter Mauerhofer aus der Schweiz, ein Schweizer Missionar in Österreich, hat mir das Versprechen abgenommen, und das muss ich halten.
Also, tut mir leid, ich kann sie nicht hergeben. Aber ihr habt sie jetzt gesehen und nehmt die Geschichte von Niko mit.
Seite 21: Wir gehen noch einmal kurz durch, letzte drei Minuten.
Erstens: Erfolgreiche Evangelisten benutzen aufdringliche Methoden, weil das Evangelium selbst aufdringlich ist. Falsch, total falsch! Seit wann ist das Evangelium aufdringlich? Das Evangelium ist eindringlich, aber niemals aufdringlich. Wir drängen niemandem etwas auf.
Jeder Christ, der Gott ernsthaft darum bittet, bekommt auch die Gabe der persönlichen Evangelisation. Falsch! Wo steht, dass wir um eine Gabe bitten sollen? In meiner Bibel steht 1. Korinther 12,11: Der Heilige Geist teilt die Gaben aus, wie er will. Er weiß besser, welche Gaben eine Gemeinde oder ein Mensch braucht. Also falsch.
Drittens: Wer nicht die Gabe der Evangelisation hat, braucht sich um die Weitergabe des Evangeliums keine Gedanken zu machen. Doppelt falsch! Erstens gibt es keine Gabe der Evangelisation im persönlichen Sinn. Zweitens, selbst wenn es so wäre, müsste er sich trotzdem Gedanken machen, weil jeder Christ ein Zeuge Jesu sein soll.
Viertens: Etwa zehn bis zwanzig Prozent der Christen haben die Gabe der Evangelisation. Das könnt ihr in Büchern von Christian Schwarz lesen. Aber das ist nicht der einzige Irrtum, den dieser Mann verbreitet.
Fünftens: Jeder hingegebene Christ ist ein Zeuge Jesu. Ja, das stimmt.
Sechstens: Neubekehrte haben in der Regel ein größeres evangelistisches Potenzial als Christen, die schon länger dabei sind. Ja, das stimmt. Sie haben noch mehr Beziehungen zu Nichtchristen.
Wir sollten Neubekehrten helfen, in ihrer Umgebung zu wirken, damit sie nicht alles falsch machen, was man falsch machen kann. Dass sie nicht ihren Eltern predigen und sagen: „Tretet aus der Sekte der katholischen Kirche aus.“ Das sagen bekehrte Katholiken oft, und dann ist oft jahrelang nichts mehr möglich.
Siebtens: Das bei weitem wirksamste Mittel der Evangelisation sind die Massenmedien, besonders Rundfunk und Fernsehen. Das ist falsch.
Wenn eine Entscheidung für Christus echt ist, finden Menschen automatisch den Weg in die Gemeinde. Auch falsch. Nichts passiert automatisch im Reich Gottes. Das sind Ausnahmen, die die Regel bestätigen. Menschen müssen durch Nacharbeit in die Gemeinde geführt werden.
Neuntens: Die meisten Menschen kommen über persönliche Beziehungen zu Freunden, Verwandten und Kollegen zum Glauben. Ja, ja, ja, richtig.
Zehntens: Jeder Christ sollte dafür sorgen, möglichst viel Zeit in gemeindlichen Räumen zu verbringen. Nein, es liegt nicht an den Räumen. Schön, dass ihr tolle, neue Räume habt. Wenn Veranstaltungen sind, sollt ihr da sein. Aber sonst liegt es nicht an den Räumen. Es ist nicht wie der alttestamentliche Tempel. Gott ist nicht nur hier im Raum. Wenn ihr euch mit einer Freundin trefft und über das Evangelium redet, ist das genauso gesegnet.
Elftens: Menschen, die traditionell sehr verwurzelt sind, sind offener für das Evangelium als traditionslose Menschen. Falsch. Sie sind nicht offener, sondern wenn sie entwurzelt, umgetopft, umgesiedelt sind, dann sind sie viel offener. Vergesst eure Landsleute nicht, ehemalige aus Mittelasien oder woher ihr kommt.
Zwölftens: Je länger ein Mensch Christ ist, desto weniger Kontakte hat er zu Menschen, die Christus nicht kennen. Das ist das Gegenteil von Punkt sechs und stimmt.
Gab es viele Abweichungen? Stimmt es so ungefähr? Von Seite 3 zu Seite 21 lagen ein paar Stunden dazwischen. Vielleicht habt ihr das eine oder andere Neue gehört oder manches aufgefrischt, was ihr kanntet und wusstet. Das gehört auch dazu.
Ich bin froh, dass wir es zeitlich geschafft haben.
Als letztes darf ich euch noch ein Buch empfehlen. Man hebt sich ja das Wichtigste immer zum Schluss auf.
Das Buch heißt Fiat Lux. Fiat ist keine Automarke, Luchs keine Seife, sondern Fiat Lux heißt auf Deutsch: Es werde Licht (1. Mose 1,3).
Das Buch ist eine Erzählung, ein Roman, aber kein Unterhaltungsroman, sondern ein Lehrroman.
Ich kann euch zu dem Thema persönliche Evangelisation kein besseres Buch empfehlen. Es beschreibt anhand einer Handlung, die der Autor selbst erlebt hat – McCarthy, derselbe, der dieses Buch geschrieben hat, ein Experte für Katholiken und ein Mann, der persönliche Evangelisation seit Jahrzehnten lebt und viele Menschen zu Christus geführt hat.
Er beschreibt die Geschichte einer jungen Studentengruppe, die auf einem Campus in Kalifornien evangelisiert. Sie werden mit Calvinisten konfrontiert, die sagen: „Warum evangelisiert ihr überhaupt? Niemand kommt zu Gott, außer der Vater zieht ihn. Gott hat eine bestimmte Zahl von Menschen vorherbestimmt, die im Himmel sein werden, alle anderen haben keine Chance. Also braucht man nicht zu evangelisieren.“
Eine ganz verderbliche Lehre, leider vertreten von manchen Gläubigen auch hier im Land. Auch in russlanddeutschen Gemeinden lerne ich immer mehr Calvinisten kennen.
Dieses Buch zeigt wunderbar, wie Gott diese Studenten geführt hat. Sie lesen Bücher, studieren die Bibel.
Der Autor beschreibt das so gut und unterhaltsam, dass viele Leute das Buch nicht aus der Hand legen konnten. Ein Mann hat die ganze Nacht durchgelesen.
Das Buch ist so ansprechend, dass ich es zu den zehn besten Büchern zähle, die ich je gelesen habe. Ich habe weit über tausend Bücher gelesen.
Als ich es im Englischen gelesen hatte, gab mir der Mann das Buch und bat mich, es ins Deutsche zu übersetzen und zu veröffentlichen.
Als ich es zu Ende gelesen hatte, ging ich auf die Knie und dankte Gott für die Weisheit, die er dem Bruder gegeben hat. Ich konnte nur Gott anbeten und preisen.
Viele haben das Buch inzwischen gelesen und sich bedankt. Das Buch war teuer in der Herstellung, kostete mich 12.500 Euro, Geld, das ich nicht hatte, das ich mir leihen musste.
Trotzdem habe ich es getan, weil ich so überzeugt bin von diesem Buch. Inzwischen ist das Geld wieder reingekommen, ich konnte der Schwester das Geld zurückgeben.
Darum habe ich den Preis gesenkt. Es kostete vorher 14,50 Euro, jetzt nur noch 10 Euro.
Wenn hier Studenten oder Auszubildende sind, die nicht so viel haben, nehmt es mit, lest es. Solange der Vorrat reicht.
Eigentlich sollten alle Brüder in Verantwortung das Buch kennen.
Ich weiß, man sollte viele Bücher lesen.
Ich würde mich freuen, wenn ihr es lest. Ihr werdet dankbar sein für den Inhalt.
Gut, ich habe alles gesagt. Es ist halb drei. Wir stehen erst mal auf und schließen offiziell mit Gebet ab. Manche haben sich darauf eingerichtet, dass halb drei Schluss ist. Vielleicht können noch zwei oder drei mitbeten.
Hürden im Gespräch: Einstieg, Umstieg und Einwände
Der Einstieg ins Gespräch
Es gibt Hürden im Gespräch. Ich bitte euch, dass wir noch eine Bibelstelle aufschlagen, eine große Bibelstelle: Johannes 4. Auch diese Stelle darf nicht ausgelassen werden, wenn es um das Thema persönliche Evangelisation geht. Johannes 4 erzählt die Geschichte von der Frau am Jakobsbrunnen.
Hürden im Gespräch
Der Einstieg ist die erste Hürde. Es ist euch allen sicher schon aufgefallen, wie leicht man mit Leuten über den G8-Gipfel reden kann, über das Wetter, über Sport, Politik oder andere alltägliche Themen. Diese sogenannten Allerweltsthemen sind eine einfache Möglichkeit, schnell ins Gespräch zu kommen. Auch Tierliebhaber findet man schnell als Gesprächspartner. Man kann ganz leicht mit Hundebesitzern ins Gespräch kommen, wenn man sich nur ein bisschen für den Hund interessiert und ihn streichelt. Besonders, wenn zwei Hundebesitzer zusammenkommen, ist das ein guter Gesprächseinstieg.
Doch wir haben keinen Hund. Trotzdem ist der Einstieg in ein Gespräch oft sehr leicht, wenn man mit alltäglichen Themen beginnt.
Der Herr Jesus bei der Frau am Jakobsbrunnen
Jesus begegnet der Frau am Jakobsbrunnen zur Mittagszeit. Die Sonne steht hoch am Himmel, es ist heiß. Die Jünger sind in der Stadt, und Jesus ist am Brunnen. Er hätte sich gerne ein wenig Ruhe von seinem anstrengenden Dienst gegönnt. Doch jetzt kommt diese Frau mit Krügen, um Wasser zu schöpfen.
Seinen Einstieg seht ihr in Johannes 4, Vers 7 und 8. Jesus spricht zu ihr: „Gib mir zu trinken.“ Einen natürlicheren Einstieg gab es kaum, denn sie standen ja am Brunnen. Doch so ganz natürlich war es nicht, denn Jesus übersprang hier gleich zwei Hürden.
Erstens spricht er als Jude eine Samariterin an. Zwischen diesen beiden Volksgruppen gab es einen großen Graben, eine tiefe Kluft. Normalerweise hatten sie keine Gemeinschaft miteinander. Jesus überwindet diese soziologische Hürde.
Zweitens spricht er als Mann eine Frau an. Auch das war damals unüblich, dass ein fremder Mann eine fremde Frau in der Öffentlichkeit ansprach. Doch diese Hürden hielten ihn nicht auf.
Jesus sah den Menschen. Er erkannte, dass diese Frau eine Frau mit Vergangenheit war. Das konnte er auf den ersten Blick sehen. Daran, dass sie zur Mittagszeit kam, um Wasser zu schöpfen. Man geht nicht in der Hitze Wasser holen, wenn man einen vollen Krug über zwei Kilometer tragen muss. Andere Frauen kamen morgens oder abends, wenn es kühler war.
Sie aber wollte nicht zu diesen Zeiten kommen, weil sie in der Gesellschaft verachtet war. Sie war eine Frau mit mehreren Beziehungen in ihrer Vergangenheit. Darum ging sie alleine zur Mittagszeit. Jesus sah das alles. Er wusste, was in ihrem Herzen war, und stieg mit der Bitte ein: „Gib mir zu trinken.“
Übrigens ist es eine gute Sache, auch mal Nichtchristen um etwas zu bitten. Wir haben kein Problem damit, unsere Nachbarn um Hilfe zu bitten, wenn der Rasenmäher nicht richtig läuft. Ich bin kein Handwerker und brauche oft Hilfe von Technikern. Oder wir haben einen Nachbarn, der Elektromeister ist. Wenn mal eine Lampe nicht funktioniert, hat er uns schon geholfen.
Wir bitten sie, weil das eine Form der Kommunikation und Wertschätzung ist. Ich bitte ihn um Hilfe und sage damit: Ich kann das nicht, ich brauche dich. Das ist eine gute Sache, jemanden zu bitten – natürlich nicht einfach zum Vorwand, sondern wenn ein wirklicher Grund dafür da ist.
Beispiel zur Ermutigung: Helmut und der Hasenstall
Ich erzähle euch wieder eine Geschichte zur Ermutigung. Ein Mann kam auch schon ab und zu mit in die Gemeinde. Ich nenne ihn jetzt mal Helmut, obwohl er nicht Helmut heißt. Er war früher Rentner, und seine Frau war gläubig.
Er kam gelegentlich mit, aber nicht zu den Gottesdiensten. Bei besonderen Veranstaltungen war er dabei. Ich wusste, dass er ein besonders guter Handwerker ist. Der Mann kann aus jedem Draht ein Kofferradio bauen – also wirklich ein außerordentlich begabter Handwerker, vor allem mit Holz.
Wir waren von Mannheim nach Hünfeld gezogen. Damals hatten wir noch einen Hasen und ein Meerschweinchen. Wir brauchten einen neuen Hasenstall und waren wirklich ratlos. Wer könnte uns denn einen Hasenstall bauen? Ich hätte auch einen bauen können, aber dann hätte jeder gesehen, dass ich das war. Deshalb dachte ich lieber, ich frage mal jemanden, ob er uns helfen könnte.
Eines Tages fragten wir ihn: „Helmut, könntest du uns den Hasenstall bauen?“ Er sagte: „Doch, das mache ich gerne.“ Dann war vier Wochen Sendepause – nichts zu hören und nichts zu sehen von Helmut. Plötzlich kam ein Lastwagen angefahren, mit einem Kranarm hinten drauf. Er brachte das Viersterne-Hasenhotel, das er gebaut hatte. Es war isoliert und mit allen Schikanen ausgestattet – also ein bombastischer Hasenstall.
Wir waren ganz platt, damit hatten wir nicht gerechnet. Wir hatten gedacht, er baut uns so eine einfache Kiste. Aber es war wirklich ein Mordsding, das der Kran da runterheben musste.
Nun standen meine Frau und ich da und überlegten, wie wir uns erkenntlich zeigen könnten. Er wollte keinen Pfennig Geld, weder für das Material noch für die Zeit. Da dachte ich, hat mir Gott wirklich eine Idee gegeben. Ich beschloss, ihm einen Gutschein zu machen: zehn Bibelstudien, zehn Treffen, zehn Lektionen über Themen seiner Wahl. Er durfte sich die Themen selbst aussuchen. Ich hoffte, er würde darauf eingehen, und habe gebetet.
Er ging darauf ein und freute sich sehr darüber. Wir begannen, uns zu treffen. Ich weiß nicht genau, wann er sich bekehrt hat – ob es beim dritten, vierten oder fünften Treffen war. Irgendwann hat er das ganz allein für sich gemacht. Er hat sich bekehrt und ist inzwischen getauft.
Ihr wisst, ich hatte gerade Geburtstag. Am Montag hat meine Frau – ohne mein Wissen – die ganze Gemeinde eingeladen. Über hundertzwanzig Leute saßen da. Sie brachte mich dorthin, und ich wusste nichts davon. Wir haben fünf Stunden lang zusammen gefeiert.
Helmut war einer von denen, die aufstanden und zum Mikrofon kamen. Er bedankte sich herzlich dafür, dass ich ihn zum Herrn führen und weiter begleiten durfte. Ich habe einige Kurse mit ihm durchgenommen. Mein Ziel ist, dass er bald einer der Diakone in der Gemeinde werden könnte.
Er ist jetzt seit fünf Jahren im Glauben, und in dieser Zeit hat er viel gelernt. Ich habe ihn oft zu Diensten mitgenommen. So konnte er Hürden im Gespräch überwinden und den Einstieg in den Glauben finden.
Allerdings muss ich sagen, seine Frau hat den Boden vorbereitet. Sie war gläubig und hat sich in vielen Dingen sehr weise ihm gegenüber verhalten. Gott gebraucht vieles, um einen Menschen zum Herrn zu bringen. Vielleicht durfte ich von den hundert Steinen nur die letzten zwei legen, die noch fehlten.
Der Umstieg zum Evangelium
Der Einstieg: „Gib mir zu trinken.“
„Baue mir einen Hasenstall, gib mir dein Boot“, sagt der Herr Jesus zu Petrus. Man darf einen Menschen auch um etwas bitten.
Dann der Umstieg – das ist das Schwierige. Wie kommt man jetzt vom Wetter, vom Sport oder vom Geachtgipfel zum Evangelium? Das ist das Schwierige, nicht Schlimme, sondern das Schwierige. Wie schaffe ich es, die Kurve zu kriegen, sodass ich nicht die ganze Zeit mit belanglosem Reden verplempere und nicht zum Wesentlichen komme?
Der Herr Jesus weckt Interesse bei der Frau. Schaut mal, wie er das macht. Er sagt in Vers 10: „Wenn du die Gabe Gottes kennen würdest und wer es ist, der zu dir spricht: Gib mir zu trinken, so hättest du ihn gebeten, und er hätte dir lebendiges Wasser gegeben.“
Er weckt Interesse an seiner Person. Er sagt: „Wenn du die Gabe Gottes kennen würdest, wer sie ist, die Gabe Gottes?“ Er weckt Interesse, und er würde dir lebendiges Wasser geben.
Sie wollte Wasser holen, es geht hier um Wasser, und er spricht von lebendigem Wasser. Lebendiges Wasser ist Quellwasser, frisches Wasser, nicht Zisternwasser, das schon lange steht. Jesus spricht hier natürlich vom Wasser des Lebens, aber die Frau versteht das noch nicht.
Er weckt Interesse, und ich glaube, das ist wichtig: auch Interesse bei Menschen zu wecken. Es gibt natürlich keine Patentrezepte dafür. Aber wenn man sagt: „Ich habe jemanden gefunden, der mein Leben unendlich reich gemacht hat“, und nicht gleich sagt: „Wissen Sie, ich glaube an Jesus“, dann ist die ganze Spannung schon raus.
Wenn man sagt: „Ich habe eine Lebenswende erfahren, und seitdem geht es mir wirklich gut. Da ist jemand in mein Leben getreten“, dann denkt der andere vielleicht zuerst an einen Menschen. Aber das macht ja nichts. Man könnte erst einmal Interesse wecken. So hat es hier der Herr gemacht, und er ist mit dieser Frage umgestiegen. Und...
Umgang mit Einwänden
Dann gab es natürlich in diesem Gespräch auch Einwände. Wir werden das gleich noch sehen. Die Frau ist sehr skeptisch, und die Menschen heute sind es auch.
Schaut mal: Als Jesus die Bitte äußerte, gib mir zu trinken, sagt sie in Vers 9: „Wie bittest du, der du ein Jude bist, von mir zu trinken, der ich eine samaritische Frau bin? Denn die Juden verkehren nicht mit den Samaritern.“ Also da ist schon mal eine Hürde.
Und dann, als er sagt: „Ich will dir lebendiges Wasser geben“, antwortet sie in Vers 11: „Du hast doch kein Schöpfgefäß, und der Brunnen ist tief. Woher hast du denn lebendiges Wasser? Du bist doch nicht größer als unser Vater Jakob, der uns den Brunnen gab und der selbst daraus trank, ebenso seine Söhne und sein Vieh.“ Sie ist ganz skeptisch. Du willst lebendiges Wasser geben, hast ja nicht mal eine Schöpfkelle. Also sie ist nüchtern, realistisch, auf dem Boden der Tatsachen und lässt sich nicht so leicht ein X für ein U vormachen.
Aber Jesus blieb dran und kommt dann auf das Eigentliche. Wenn ich das noch sagen darf: Schaut mal, wie weise der Herr Jesus das hier gemacht hat. Die Frau hat diesen Einwand, den ich gerade gelesen habe, und jetzt schaut mal Vers 13: Jesus antwortete und sprach zu ihr: „Jeder, der von diesem Wasser trinkt, wird wieder dürsten. Wer aber von dem Wasser trinken wird, das ich ihm geben werde, den wird nicht dürsten in Ewigkeit. Sondern das Wasser, das ich ihm geben werde, wird in ihm eine Quelle Wassers werden, das ins ewige Leben quillt.“
Er sagt der Frau: Guck mal, du kommst hier jeden Tag zur Mittagszeit her, um Wasser zu holen. Und das Leben ist ein Kreislauf bei dir: Durstig werden, Wasser holen, trinken; durstig werden, Wasser holen, trinken; durstig werden, Wasser holen, trinken – da ist ein Kreislauf, immer wieder.
Damit will er ihr zeigen: Genau dasselbe ist in deinem Inneren. Du hast immer wieder Sehnsucht nach einem Mann, nach einem Partner fürs Leben. Vielleicht suchst du den Mann, der deine Bedürfnisse stillen kann. Dann hattest du den Ersten, Enttäuschung, Trennung; nächster Mann, Enttäuschung, Trennung; nächster Mann, Enttäuschung, Trennung.
Genau dasselbe war doch bei der Frau. Sie suchte nach Sinnerfüllung, sie hatte den Sinn ihres Lebens nicht gefunden. Viele, viele Frauen suchen den Sinn ihres Lebens mehr in Partnerschaften, in Beziehungen zu Männern. Während Männer den Sinn des Lebens eher in Sport, Hobbys, Technik, Computer, Auto, BMW und so weiter suchen – in dieser Richtung oder eben im Zusammenhang mit Frauen mehr im Bereich Sexualität.
Und das ist einfach so: Männer und Frauen suchen unterschiedlich. Frauen suchen Intimität, also Beziehung, und Männer suchen eher Sexualität. Und das ist nicht unbedingt dasselbe. Aber darüber will ich jetzt nicht sprechen.
Jesus wollte der Frau den tieferliegenden Durst, die tieferliegende Sehnsucht zeigen, wo es bei ihr fehlte, wo das Bedürfnis nicht gestillt war – nämlich nach Sinnerfüllung. Er knüpft praktisch an und zeigt ihr: Mensch, du hast doch den Sinn deines Lebens noch gar nicht gefunden. Wozu das Ganze?
Und da können wir auch anknüpfen bei unseren Zeitgenossen und ihnen sagen: Aufstehen, Arbeiten, Essen, Schlafen; Aufstehen, Arbeiten, Essen, Schlafen. Ja, wo ist der Sinn vom Ganzen? Die Sinnfrage ist universal. Jeder Mensch fragt sich: Was soll ich hier auf der Erde? Wo komme ich her? Was mache ich hier 70, 80 Jahre? Und wo gehe ich hin?
Bei der Sinnfrage können wir anknüpfen. Natürlich werdet ihr da erschütternde Erfahrungen machen. Manche Leute ist die Sinnfrage wurscht. Ich habe junge Leute in Schulklassen gefragt, wo ich sprechen durfte: „Was ist für euch der Sinn des Lebens?“ Dann quarkt einer raus: „Wochenende.“ Ja, das ist der Sinn seines Lebens: Wochenende. Oder eben Fun, Spaß, dies und jenes.
Da merkt ihr, es gibt Menschen, die sind glücklich, wenn sie nur essen und trinken und noch ein bisschen Sexualität haben. Die sind glücklich wie Schweine, denen man den Trog vollgeschüttet hat. Ich sage nicht, dass das Schweine sind, ich will nur das eine vergleichen: wie Tiere, denen man den Trog vollgeschüttet hat, und dann sind sie zufrieden. Und das ist eben nicht das Ganze.
Wir müssen anknüpfen bei der Sinnfrage, und dann…
Die Entscheidung und weitere Einwände
Als die Frau wiederum darauf anspringt, spricht sie zu ihm in Vers 15: „Herr, gib mir dieses Wasser, damit mich nicht dürste und ich nicht hierher kommen muss, um zu schöpfen.“
Zuerst hat er sie gebeten, jetzt bittet sie ihn. Sie hat wieder „angebissen“ – ja, gib mir solches Wasser. Natürlich denkt sie noch ganz an H2O, an das irdische Wasser. Sie denkt noch nicht an das geistliche Wasser, das der Herr Jesus ihr geben will. Aber sie äußert eine Bitte.
Als sie so weit ist, als sie „angebissen“ hat – in der Anglersprache – macht der Herr wieder etwas. Es kommt ein „Shift“, um es mit einem Computerbegriff zu sagen, also ein Wechsel. In Vers 16 spricht Jesus zu ihr: „Geh hin, rufe deinen Mann und komm hierher.“
Man kann förmlich hören, wie bei ihr der Rollladen herunterknallt. Jesus sagt: „Rufe deinen Mann und komm her.“ Die Frau antwortet: „Ich habe keinen Mann.“
Zack, da ist sie in die Wunde gepikst – ja, sie hat keinen Mann. Jesus sagt zu ihr: „Das hast du richtig gesagt, ich habe keinen Mann. Denn fünf Männer hast du gehabt, und der, den du jetzt hast, ist nicht dein Mann.“
Sie hatte fünf Männer, mit ihnen zusammengelebt. Übrigens hat Jesus Christus ein eheähnliches Verhältnis nie als Ehe anerkannt. Er sagt: „Fünf hast du gehabt, und der, den du jetzt hast, ist nicht dein Mann.“ Sie lebt mit ihm zusammen, hat ein eheähnliches Verhältnis, aber das ist nicht ihr Mann, sondern ihr Hurra – ganz deutlich gesagt, ja, aber nicht ihr Mann.
Und da hast du wahrgeredet, sagt Jesus. Er meint: Fünf hast du gehabt, und jetzt ist der sechste da, aber der wird dich auch nicht glücklich machen. Du musst den siebten Mann finden.
Im Johannes-Evangelium zieht sich eine Zahl von Anfang bis Ende durch, das ist die Zahl sieben. Hier auch wieder: Der siebte Mann kommt jetzt in ihr Leben, und das ist Jesus Christus. Natürlich nicht im Sinne der anderen Männer, sondern in dem Sinn, dass er der Sohn Gottes ist, der ihr jetzt Erfüllung bringt.
Und dann findet sie ihn. Ihr kennt die Geschichte, wie sie ausgeht: Sie lässt sogar den Krug stehen. Sie war gekommen, um Wasser zu holen, doch das war alles nicht mehr wichtig. Sie wird zum Werkzeug einer Erweckung für eine ganze Stadt.
Hier haben wir ein Beispiel, wie ein Mensch in einem einzigen Gespräch zum Glauben geführt wird. Ich sage noch einmal: So etwas ist extrem selten.
Gehen wir weiter in unserem Text, damit wir das noch zu Ende führen können – die Entscheidung. Jesus hat ihr dann gesagt... Die Frau macht erst noch einen Einwand oder versucht zu fliehen, versucht irgendwie abzubiegen. Sie sagt: „Herr, ich sehe, dass du ein Prophet bist. Unsere Väter haben auf diesem Berg angebetet, und ihr sagt in Jerusalem.“
Merkt ihr, sie will ablenken. Jesus sagt: „Komm, das ist ganz egal, auf welchem Berg. Es kommt die Zeit, da werdet ihr im Geist und in der Wahrheit anbeten.“
Und dann sagt sie: „Ja, ja, irgendwann mal.“ Jesus holt das in die Gegenwart. Sie sagt: „Ich weiß, dass der Messias kommt, der Christus genannt wird“ (Vers 25).
Jesus antwortet: „Ich bin, der mit dir redet.“ Da steht nicht „ich bin’s“, da übersetzen fast alle Bibelübersetzungen falsch. Er sagt: „Ich bin.“ Das ist eines der Ich-bin-Worte. „Ich bin, der mit dir redet.“
Hier ist das „Ich bin“ der Gott des Alten Testaments, der Jahwe aus dem Alten Testament. Der steht vor dir und redet mit dir. Das ist nur eine Nebenbemerkung.
Er stellt sie vor die Entscheidung. Sie entscheidet sich richtig und glaubt an ihn als den Messias. Das zu den Hürden im Gespräch, zum Einstieg, zum Umstieg und zur Entscheidung.
Praktische Hinweise für das evangelistische Gespräch
Nun möchte ich einige praktische Hinweise geben, ganz konkret.
Zuhören und gezielte Fragen stellen
Im evangelistischen Gespräch ist es wichtig, dem anderen auch zuzuhören. Er wird uns eine Weile von seinen Vorstellungen erzählen, und genaues Zuhören ist dabei von größter Bedeutung. Habt ihr schon einmal darüber nachgedacht, warum Gott uns zwei Ohren und nur einen Mund gegeben hat? Wahrscheinlich, damit wir öfter dem anderen zuhören können.
Das gilt besonders für Ehepartner, aber ebenso für Gespräche mit suchenden Menschen. Diese merken sehr schnell, ob wir ihnen wirklich zuhören und sie ernst nehmen oder ob wir nur darauf warten, endlich wieder dazwischenzureden und unsere eigenen Gedanken loszuwerden. Das werden sie spüren.
Im weiteren Verlauf des Gesprächs sollte man gezielte Fragen stellen, wie ich bereits angedeutet habe. Zum Beispiel: Seit wann glauben Sie an Gott? Schon immer oder erst seit einer bestimmten Zeit? Wer ist Gott für Sie? Was bedeutet Jesus Christus für Sie? Haben Sie schon einmal in der Bibel gelesen? Haben Sie das Neue Testament vielleicht sogar ganz durchgelesen?
Weitere wichtige Fragen sind: Haben Sie schon einmal Ihre Schuld vor Gott gebracht? Haben Sie eine Bekehrung erlebt? Angenommen, Sie müssten heute Nacht sterben – wissen Sie, was dann weiterkommt? Diese sogenannten Kennedy-Fragen helfen, das Gespräch zu vertiefen.
Dabei sollten stets die beiden Gesprächsebenen beachtet werden, um ein gutes und verständnisvolles Miteinander zu gewährleisten.
Zwei Gesprächsebenen beachten
In jedem Gespräch gibt es zwei Ebenen: die Personalebene und die Sachebene.
Auf der persönlichen Ebene bleibe ich freundlich. Gleichzeitig halte ich auf der Sachebene das Gespräch mit dem anderen Menschen aufrecht. Dabei werde ich nicht grantig, nicht ärgerlich und nicht laut, selbst wenn er etwas Falsches sagt oder meine Aussagen ablehnt.
Ich bleibe also auf der sachlichen Ebene freundlich und achte stets darauf, diese beiden Gesprächsebenen zu berücksichtigen.
Vertraute biblische Begriffe erklären
Dann biblische Begriffe erklären, die uns vertraut sind. Das ist wichtig. Wir wissen, was Wiedergeburt ist, wir wissen, was Buße ist, wir wissen, was Heilsgewissheit ist. Wir kennen all diese Begriffe, für uns sind sie vertraut.
Wenn aber jemand sagt: „Ja, wissen Sie, weil meine Buße damals noch nicht tief genug ging, hatte ich noch keine Heilsgewissheit. Erst danach habe ich dann meine Wiedergeburt erlebt“, dann sind das für viele böhmische Dörfer.
Wer nicht weiß, was Buße ist, wer nicht weiß, was Heilsgewissheit ist, und erst recht nicht, was Wiedergeburt bedeutet, der denkt vielleicht an Reinkarnation oder an hinduistische Wiedergeburt. Deshalb muss man all diese Begriffe sehr vorsichtig verwenden.
Sogar das Wort Sünde ist vielen unbekannt. Sie denken vielleicht an eine Kaloriensünde, wenn sie ein Stück Kuchen zu viel gegessen haben. Oder sie verbinden Sünde mit der Verkehrssünderkartei in Flensburg, wenn sie mal zu schnell gefahren sind und Punkte bekommen haben. Für sie ist das Sünde.
Aber dass Sünde die Übertretung der Gebote Gottes ist, dass man damit Gott ins Angesicht geschlagen hat und ihn verletzt hat, dass Gott diese Dinge sehr ernst nimmt – all das müssen wir erklären.
Dann gilt es, auf Einwände einzugehen, ohne das Ziel aus den Augen zu verlieren.
Auf Einwände eingehen, ohne das Ziel aus den Augen zu verlieren
Ich habe eben bereits am Beispiel von Jesus gezeigt, wie diese Frau Einwände bringt – zum Beispiel mit dem Schöpfen und den Samaritern. Er blieb dabei und ließ sich nicht beirren, auch nicht, als sie ablenken wollte, indem sie auf die Berge hinwies, auf denen angebetet wird. Jesus hatte das Ziel fest im Auge: ihr das Evangelium vor Augen zu stellen.
Niemals streiten – wir streiten nicht mit den Leuten, auch wenn sie eine andere Meinung haben. Man kann sagen: „Gut, das sehe ich jetzt anders als Sie, aber das können wir so stehen lassen.“ Wichtig ist, noch einmal zu bezeugen: Sie brauchen Christus. Sie brauchen ihn, wenn Sie eines Tages bei Gott im Himmel sein wollen. Das ist der wichtigste Punkt.
Wir sind auf Blatt 18 und nähern uns mit großen Schritten dem Schluss: eigene Fehler zuzugeben.
Eigene Fehler zugeben
Wir denken alle, dass wir an Glaubwürdigkeit verlieren, wenn wir einen Fehler zugeben. So ist unser natürlicher Impuls. Doch das Gegenteil ist der Fall: Wenn wir im Gespräch einen Fehler zugeben, gewinnen wir an Glaubwürdigkeit.
Denkt an die Geschichte, die ich gestern erzählt habe. Ich hatte einmal am Mittwochabend falsch gelehrt und habe das am Sonntag korrigiert. Dabei habe ich in der Gemeinde in Mannheim nur an Glaubwürdigkeit gewonnen. Niemand hat danach gesagt: „Was bist du denn für einer? Hast du deine Hausaufgaben nicht richtig gemacht?“ Keiner hat einen Vorwurf gemacht. Im Gegenteil, alle fanden es gut, und ich habe dadurch sogar an Glaubwürdigkeit gewonnen.
Auch im Gespräch ist das so: Man sagt etwas Unbedachtes. Plötzlich stellt sich heraus, dass das Gegenüber ein Professor der Physik ist. Ich habe gerade etwas gesagt, das naturwissenschaftlich nicht ganz stimmt. Wenn ich merke, dass mein Gegenüber mir haushoch überlegen ist, muss ich schnell zurückrudern.
Wenn ich etwas Falsches gesagt habe, muss ich das zugeben. Dann sage ich zum Beispiel: „Oh, ich glaube, ich habe mich eben zu weit aus dem Fenster gelehnt. Das verstehst du besser als ich.“ Dennoch kann ich hinzufügen: „Aber ich sage Ihnen trotzdem: In der Bibel steht das und das. Das kann ich Ihnen hier schwarz auf Weiß zeigen.“ In solchen Momenten kenne ich mich in der Bibel besser aus als mein Gegenüber.
Dann nutze ich die Bibel als Grundlage.
Die Bibel gebrauchen
Die Bibel zu gebrauchen, habe ich euch schon angedeutet, aber nicht bei jeder wichtigen Stelle. Es ist nicht notwendig, jede Aussage immer mit einem Bibelzitat zu untermauern. Das wirkt nicht gut und kann eher sektiererisch erscheinen.
Wenn ich jedoch eine ganz entscheidende, zentrale Aussage machen möchte, zum Beispiel wenn der Gesprächspartner wirklich glaubt, es gäbe verschiedene Wege, um zu Gott zu gelangen, dann schlage ich die Bibel auf.
Ich verweise zum Beispiel auf Apostelgeschichte 4,12 und sage: „Hier steht es, in keinem anderen ist das Heil.“ Oder ich zitiere Johannes 14,6, Römer 3 oder Jesaja 53. Solche Stellen schlage ich dann manchmal auf.
Dabei ist es wichtig, Zeit und Geduld zu haben.
Zeit und Geduld haben
Es bekehrt sich selten jemand in einem einzigen Gespräch. Deshalb nehme ich mir eine gewisse Zeit und habe Geduld.
Ich treffe mich lieber erneut mit der Person und warte darauf, dass der Geist Gottes sein Werk in ihr tut.
Heilige Schlagfertigkeit
Manchmal hilft auch eine heilige Schlagfertigkeit. Eine heilige Schlagfertigkeit, wisst ihr, na ja, da muss ich euch ein Beispiel sagen: Einstein unterhielt sich mit einem Christen. Dann sagte Einstein zu dem Christen: „Was würden Sie eigentlich machen, wenn ich Ihnen mathematisch beweisen würde, dass es Gott nicht gibt?“
Der Christ antwortete in heiliger Schlagfertigkeit: „Herr Professor, dann würde ich warten, bis Sie Ihren Rechenfehler gefunden haben.“ Das sagte er zu Einstein, dem größten Mathematiker oder Physiker, den es gegeben hat.
Das war heilige Schlagfertigkeit, oder? Wäre euch das in dem Moment eingefallen? Mir nicht, aber das war auf den Punkt getroffen. Es war natürlich besonders schön, aber manchmal ist es wirklich eine Schlagfertigkeit, wenn wir eine Antwort geben, bei der der andere entwaffnet ist. Er steht da und denkt: „Oh, das hat jetzt gepasst, was der gesagt hat.“
Freundlich auseinandergehen
In jedem Fall sollte man freundlich auseinandergehen. Ich werde dem Heer nicht nachrufen. Das werden Sie in der Ewigkeit noch bereuen, mag er es auch noch so laut über den Platz brüllen. Das bringt überhaupt nichts, gar nichts.
Ich muss ihn gehen lassen. Lieber möchte ich später wieder in der Lage sein, anzuknüpfen, als ihm noch irgendwie zu drohen oder hinter ihm herzubrüllen.
Römischer Brief, zweitens: Glaubenserfahrungen bezeugen.
Glaubenserfahrungen bezeugen
Ist es eigentlich biblisch, seine eigene Bekehrungsgeschichte zu erzählen? Stellt man sich dabei nicht sehr in den Mittelpunkt? Man muss doch von sich reden. Ist das wirklich biblisch?
Was meint ihr? Jemand nickt? Meine mutige Schwester, und du? Ja, haben wir einen biblischen Beleg dafür? Ganz genau: Paulus erzählt seine Bekehrungsgeschichte im Neuen Testament wie oft? Wo sind hier die Schriftgelehrten? Einmal, zweimal, dreimal – wer bietet mehr? Viermal, viermal, dreimal, richtig, und einmal kurz.
Nämlich in der Apostelgeschichte 22 und 26 hat er sie zweimal erzählt. Ja, eigentlich zweimal lang und zweimal kurz. Einmal in Galater 1: „Als es Gott wohlgefiel, mich vom Mutterleib an auszusondern und in mir seinen Sohn zu offenbaren.“ Und in 1. Timotheus 1 auch noch einmal.
Also zweimal lang, wo sie fast wortwörtlich berichtet wird, sogar vor Akripa. Vor dem König erzählt er seine Bekehrungsgeschichte und vor den Juden. Und da sehen wir: Es ist biblisch, das zu tun.
Ich kann euch sagen, liebe Geschwister, ein Bekehrungszeugnis kann, wenn es in der richtigen Haltung erzählt wird, bei Evangelisationen die Leute mehr ansprechen als die darauffolgende Predigt. Genau das habe ich einmal erlebt.
Ich habe irgendwo in einem Ort zuerst mein Zeugnis erzählt und danach gepredigt. Die Leute haben meine Predigt – meine großartige Predigt – nicht interessiert. Sie waren von dem Zeugnis so angesprochen, dass sie, als ich sie eine Woche später besuchte, sofort wieder an das Zeugnis angeknüpft haben.
Das war auch dieses Ehepaar, für das ich dann eine Weile gebetet und gefastet habe, von dem ich gestern Abend erzählt habe. Angefangen hatte es damit, dass sie mein Zeugnis gehört hatten.
Darum: Ein Zeugnis kann von Gott wirklich gebraucht werden. Und darum müssen wir es auch in der richtigen Art und Weise bringen. Wir reden jetzt von Zeugnis, weil das ein Insiderbegriff ist. Wenn wir einem Ungläubigen „Zeugnis“ sagen, denkt er natürlich an Schulzeugnis oder Arbeitszeugnis vom Arbeitgeber.
Eigentlich müssten wir das Lebensbericht nennen. Das muss nicht sein, irgendwann kriegen die das auch mit, was wir unter Zeugnis verstehen. Aber in der Evangelisation, wo wir Gäste einladen, sollten wir lieber von Lebensbericht sprechen.
In Apostelgeschichte 4,20 heißt es: „Wir können es nicht lassen, von dem zu reden, was wir gesehen und gehört haben.“ Das ist eben Zeugnis. Und wir haben gesehen und bezeugen und verkündigen, schreibt Johannes in 1. Johannes 1,2.
Wir zeugen auf dreifache Weise: indem wir bestimmte Dinge tun, indem wir bestimmte Dinge nicht tun – auch das ist schon unser Zeugnis, unser Leben. Aber dann gibt es natürlich auch ein Zeugnis durch Worte, ein verbales Zeugnis.
Damit meine ich jetzt in erster Linie das Bekehrungszeugnis. Natürlich kann ich auch erzählen, wie Gott mich in einer bestimmten Situation geführt hat, wie er mich bewahrt hat, wie er mich aus einer Notlage gerettet hat. Ja, auch das kann ich zur Ehre Gottes erzählen.
Aber jetzt geht es mal um das Bekehrungszeugnis. Es sollte immer drei Teile haben: nämlich das Leben ohne Jesus, die Hinwendung zu Jesus Christus und das Leben mit ihm – was sich jetzt verändert hat.
Diese drei Teile müssen nicht alle genau gleichgewichtet sein, aber sie sollten vorkommen. Beim Leben ohne Jesus ist meistens der längste Teil in Zeugnissen.
Ich habe schon Zeugnisse gehört, die gingen zwanzig Minuten. Davon waren ungefähr siebzehn Minuten lang das Leben ohne Jesus, dann mit zwei Sätzen die Bekehrung und noch drei Sätze, was jetzt anders war. Das war natürlich falsch gewichtet.
So darf es nicht sein, dann bekommt der Teufel mehr Ehre als Gott. Und das wollen wir nicht.
Wir wollen nüchtern und ohne Ausmalungen und ohne Intimitäten einfach erzählen, dass wir in der Welt gelebt haben oder dass wir in einem frommen Elternhaus lebten und kleine Pharisäer in unserem Herzen waren – oder was auch immer mit uns war.
Wir erzählen, wie es war, bevor Christus wirklich in unser Leben kam. Dann erzählen wir ganz genau, wie wir uns zu ihm hingewendet haben.
Dann sagen wir nicht: „Ja, und dann habe ich mich bekehrt.“ Da kann der Nichtchrist nichts mit anfangen. Stattdessen sage ich: „Dann bin ich in mein Zimmer gegangen, habe das Licht ausgemacht, bin auf die Knie gegangen und habe gebetet: ‚Herr Jesus Christus, ich möchte keinen Tag mehr so weiterleben wie bisher. Bitte komm du jetzt in mein Leben, vergib mir meine Schuld, jetzt will ich dir gehören. Von heute an will ich mit dir leben.‘“
So sage ich das. Ich erzähle, was ich da gebetet habe, wie ich mich ihm anvertraut habe. Und dann sage ich, was sich dadurch verändert hat – auch wenn ich das nur noch mit ein paar Strichen male.
Auf jeden Fall sage ich, dass ich mich verändert habe oder dass mein Leben durch ihn verändert wurde.
Ich schließe das Zeugnis bitte nicht mit einem allgemeinen Bekehrungsappell ab, wie: „Und wenn jetzt hier noch jemand ist, der noch nicht ... dann soll er doch heute ...“ Das sagt später der Evangelist.
Das braucht er nicht beim Zeugnis. Beim Zeugnis sollen wir nicht predigen und auch nicht moralisieren, sondern nur das sagen, was Christus in unserem Leben getan hat.
Und damit bin ich auch schon bei Problemen und Gefahren beim Erzählen.
Probleme und Gefahren beim Erzählen
Das eine möchte ich noch sagen: Ich war letzten Monat in einer Mennonitengemeinde zu einer Evangelisation in Nordrhein-Westfalen. An jedem Abend kam ein Zeugnis – immer abwechselnd Bruder, Schwester, Bruder, Schwester, mal älter, mal jünger, sehr gut gemischt.
Eine der Schwestern hat am vorletzten Abend ein Zeugnis gegeben, das wirklich tief ging. Die Leute waren richtig ergriffen. Ich habe es gesehen, denn ich saß vorne, nicht ganz vorne, aber doch nah dran, und konnte beobachten, wie sie wirklich angesprochen wurden.
Sie erzählte ganz ehrlich, wie sie auf einem Markt in Russland einen Apfel gestohlen hatte. Dann sagte eine Frau zu ihr: „Dieser Apfel wird dich noch stören, wenn du vor der Himmelstür stehst.“ Dieser eine Satz saß an dem Abend tief. Ich konnte in der Predigt mehrfach auf diesen Satz zurückkommen. Die gläubige Frau hatte zu dem Mädchen gesagt: „Dieser Apfel wird dich noch stören, wenn du vor der Himmelstür stehst, den du da geklaut hast.“
Die Schwester konnte den Apfel danach nicht mehr essen und wollte ihn anderen geben. Doch die wollten ihn auch nicht haben, und schließlich warf sie ihn weg. Aber das Geschehene hatte sich eingebrannt. Dieser Satz saß wie ein Angelhaken, wie ein Widerhaken in ihrem Herzen. Er half mit, dass sie sich bekehrte.
Als sie das erzählte, hätte man eine Nadel fallen hören können. Das war ein Zeugnis, sage ich euch. Ich konnte diesen Satz in der Predigt mehrfach aufgreifen. Das hat mir sehr, sehr gut gefallen.
Wahrhaftigkeit und Natürlichkeit
Gut, dann jetzt zu den Problemen und Gefahren beim Erzählen aus dem Leben. Eine Gefahr ist zum Beispiel die Wahrhaftigkeit. Man meint manchmal, das eigene Zeugnis ein bisschen aufpolieren zu müssen.
Vielleicht hat man nicht so dramatische Erlebnisse gehabt, wie etwa fast tot in den Bergen zu sein, sich zu verirren und mit dem letzten Cent auf dem Handy noch Rettung herbeizufordern. Solche dramatischen Bekehrungsgeschichten gibt es ja. Aber wenn bei uns alles eher alltäglich war, zum Beispiel im gläubigen Elternhaus, dann denkt man vielleicht, man müsse das noch irgendwie aufbauschen.
Nein, das ist nicht nötig. Wenn ihr im gläubigen Elternhaus aufgewachsen seid oder einfach nur über den Bodensee gefahren seid, dann erzählt es auch genau so, wie es war. Es wird vielleicht anderen helfen, die ebenfalls über den Bodensee gefahren sind. Erzählt es einfach so, wie ihr es erlebt habt. Ihr braucht nichts hinzuzufügen und müsst euer Zeugnis nicht anreichern. Erzählt wahrhaftig und ehrlich, so wie es war.
Ein weiteres Problem ist die Natürlichkeit. Manche, wenn sie ein Zeugnis erzählen, wechseln plötzlich ihre Sprache. Sie fangen an zu predigen, bekommen eine salbungsvolle Stimme, und man denkt: Was will er denn jetzt? Sie fangen auf einmal an, ganz anders und unnatürlich zu reden.
Bitte bleibt natürlich. Sprecht mit einer ganz normalen Stimme und benutzt eine normale, natürliche Sprache. Da war zum Beispiel mal ein 66-Jähriger, der auf einem Jugendabend Zeugnis gab. Er dachte, bei den jungen Leuten müsse er auch so in Jugendsprache reden und sich ihnen anpassen.
Und auf einmal sagt er: „Und dann bin ich zu Jesus geturnt.“ Ein 66-Jähriger, der turnt nicht zu Jesus. Das ist unpassend und braucht man nicht. Wenn ihr jung seid, dann redet in eurer Sprache. Es sollte aber auch keine Gossensprache sein und keine anzügliche Sprache.
Es sollte eine normale und gute Sprache sein, an der Gott Wohlgefallen hat. Ihr müsst sie auch nicht irgendwie verfremden.
Verständliche Bilder und keine Moralisierung
Verständliche Bilder und Beispiele sind hilfreich, wenn ihr welche habt – das ist völlig in Ordnung.
Wichtig ist jedoch, dass wir nicht predigen oder moralisieren. Wenn wir zum Beispiel jemanden vor uns haben, der raucht, sollten wir nicht gleich sagen: „Wissen Sie, das Rauchen sollten Sie als Allererstes aufgeben, ja, und das Trinken auch, und das Fluchen und so weiter.“
Nur weil jemand mit dem Rauchen, Trinken oder Fluchen aufhört, ist er noch keinen Millimeter näher bei Jesus – wirklich kein Millimeter, versteht ihr? Das kommt alles später.
Es ist moralisierend, wenn wir sofort an jemandem herumbasteln und ihn verändern wollen, obwohl er den Heiligen Geist noch gar nicht hat.
Ich spreche hier nicht von der Kindererziehung. Bei Kindern muss man auch einige Dinge beibringen, bevor sie den Heiligen Geist haben. Sie müssen zum Beispiel lernen, am Tisch „Danke“ zu sagen und das Geschirr abzuräumen. Darauf warten wir nicht, bis sie den Heiligen Geist in sich haben. Kinder müssen bestimmte Dinge einfach tun.
Aber bei Fremden sollten wir nicht herumbasteln oder moralisieren.
Schriftliches Material mitgeben
Das ist möglich, das habe ich auch schon erwähnt: Man kann etwas Schriftliches mitgeben. Früher habe ich sehr oft Anhalter mitgenommen. Inzwischen gibt es kaum noch welche, denn heute besitzen fast alle Autos und Motorräder – oder was auch immer. Früher, vor etwa dreißig Jahren, als ich meinen Führerschein gemacht habe, standen sehr oft Anhalter an der Straße.
Damals habe ich häufig junge Leute oder auch ältere mitgenommen. Dabei habe ich oft gedacht: So, Freund, jetzt sitzt du in meinem Auto, und du wirst schon nicht während der Fahrt rausspringen. Jetzt wirst du mir zuhören. Ja, das habe ich so bei mir gedacht. Dann habe ich gebetet: Herr Jesus, hilf mir jetzt, dass ich ihn ansprechen kann. Ich habe ihn vielleicht nur zwanzig Minuten im Auto, und ich möchte ihm etwas mitgeben.
Einmal bin ich von Karlsruhe nach Stuttgart gefahren. Kurz nach Karlsruhe standen vier junge Leute an der Autobahn und trampelten mit dem Daumen. Ich habe angehalten und sie reingelassen. Dann saßen sie im Auto.
Da habe ich gedacht: Wann wirst du die Gelegenheit haben, diesen vieren zu begegnen? Die wirst du wahrscheinlich nie mehr sehen. Also habe ich gesagt: Freunde, hört mal, ich nehme euch jetzt mit, ich tue etwas für euch. Jetzt habe ich eine Bitte an euch. Ich möchte euch gerne etwas vorspielen auf einer Kassette. Ich bitte euch einfach nur, dass ihr es anhört.
Dann habe ich eine Predigt von Wolfgang Dück reingetan. Ich habe ihn heute schon erwähnt. Es ist „Das Maschinengewehr Gottes“, eine der schärfsten evangelistischen Predigten, die ich kenne. Sie heißt „Mao oder Jesus“ und trifft den Nagel wirklich auf den Kopf.
Sie haben dann angefangen, die Predigt zu hören. Ich merkte, wie sie hinten immer mehr in ihren Sitzen zusammensanken. Ich konnte sie im Rückspiegel kaum noch sehen, so weit waren sie heruntergesunken. Sie wussten nicht, wie ihnen geschah. Aber ich habe gebetet wie ein Weltmeister, und sie haben sich die Predigt angehört.
Keiner ist rausgesprungen. Als ich angehalten habe, sind sie aus dem Auto geschlichen. Nach der Predigt waren sie so klein mit Hut. Ich bin gespannt, was Gott daraus noch macht.
Aber sie haben eine Predigt gehört. Sie haben den Heilsweg, den Weg der Errettung, ganz deutlich in dieser Predigt gehört.
Das muss man nicht unbedingt nachmachen. Und ihr Mädchen schon gar nicht – ihr solltet nicht unbedingt Anhalter mitnehmen. Aber wenn ihr mal so eine Gelegenheit habt, erinnert euch vielleicht der Herr daran.
Nun zur Gesprächsführung mit religiösen Menschen: Ich hatte gesagt, dass wir noch kurz darauf kommen. Ich werde die Uhr im Auge behalten. Gesprächsführung mit religiösen Menschen.
Gesprächsführung mit religiösen Menschen
Wir haben immer wieder religiöse Menschen vor uns. Religiöse können manchmal Katholiken sein, aber auch Evangelische. Sie können sehr religiös sein, doch das bedeutet nicht, dass sie wiedergeboren sind. Mit „religiös“ meine ich hier Menschen, die nicht wiedergeboren sind.
Ein Mann, den Gott in Österreich und darüber hinaus in verschiedenen anderen Ländern Europas sehr gebraucht, wurde einmal gefragt: „Herr Colwin, was ist Ihre Hauptaufgabe in dem religiösen Österreich?“ Insgesamt sind 89 Prozent der Bevölkerung in Österreich katholisch, in Kärnten sogar noch mehr.
Er antwortete: „Meine Hauptaufgabe ist es, Gläubige zu Ungläubigen zu machen.“ Daraufhin fragte man ihn: „Wie bitte? Habe ich mich verhört? Sie meinen doch, Ungläubige zu Gläubigen zu machen?“ Er bekräftigte: „Nein, ich meine es wirklich so. Meine Aufgabe ist es, Gläubige zu Ungläubigen zu machen.“
Verwirrt fragte man weiter: „Wie soll das gehen? Das verstehe ich nicht.“ Er erklärte: „In Österreich sind alle irgendwie gläubig. Ja, alle glauben an den Herrgott.“ Interessante Statistik: Von den 89 Prozent Katholiken in Österreich glauben 95 Prozent an einen Herrgott, fünf Prozent der Katholiken sind also Atheisten. Von diesen 95 Prozent glauben jedoch nur 17 Prozent an die Auferstehung Jesu Christi von den Toten.
Damit sieht man, was für ein Glaube das ist. Wilhelm Busch nannte das einen Feld-, Wald- und Wiesenglauben – einen oberflächlichen Glauben, der nichts mit dem Leben zu tun hat. Sie leben wie alle anderen, und im Haus haben sie einen sogenannten Herrgottswinkel – eine Ecke im Wohnzimmer, in der ein Kruzifix hängt. Dort hängt der Herrgott, und da kann er bleiben. Aber das Leben führen sie, wie sie wollen.
Dieses Phänomen gibt es natürlich auch in Bayern und hier in Neuwied. Menschen, auch wenn sie es nicht so nennen würden, leben so. Deshalb sagte Fred Colwin: „Sie sind alle irgendwie gläubig in Österreich. Sie glauben an Gott und an das Transzendente, an ein Weiterleben nach dem Tod, aber oft in Form von Reinkarnation oder Ähnlichem. Sie haben einen zusammengezimmerten Glauben.“
Deshalb will er sie erst zu Ungläubigen machen. Damit die Religiosität zertrümmert wird und der Weg frei ist für den wirklichen Heilsglauben.
Johannes 16,8 haben wir eben schon gelesen: Der Heilige Geist überführt Menschen. Die Frage ist, wie wir ihm bei dieser Aufgabe helfen können. Nicht, weil der Heilige Geist Nachhilfe braucht, sondern wie wir ihm die Gelegenheit geben können, Menschen zu überführen.
Bei religiösen Menschen, wie ich vorhin schon sagte, gebrauche ich das Wort Gottes. Zum Beispiel, wenn jemand sagt: „Ich habe versucht, die Gebote zu halten.“ Dann frage ich: „Ist Ihnen das gelungen? Haben Sie wirklich alle Gebote gehalten?“ Die Antwort ist oft: „Ich denke schon. Perfekt ist ja niemand. Nobody is perfect, and I am nobody.“ So in etwa: „Ganz genau wird es vielleicht nicht hingehauen haben, aber im Großen und Ganzen habe ich die Gebote gehalten.“
Dann frage ich: „Kennen Sie denn die Zehn Gebote? Wissen Sie, wo sie stehen?“ Manche kommen dann mit dem Katechismus, aber ich sage: „Nein, in der Bibel. Schlagen wir doch mal in 2. Mose 20 auf.“ Wir lesen die Zehn Gebote gemeinsam durch.
Dann frage ich: „Haben Sie das wirklich gehalten?“ Ich selbst muss ehrlich sagen: Ich habe diese Gebote alle übertreten, ungezählte Male. Vielleicht nicht im buchstäblichen Sinn – ich habe niemanden ermordet, soweit ich weiß. Aber im Sinn der Bergpredigt.
Die Bergpredigt steht gleich nach den Zehn Geboten und ist eine Radikalisierung dieser Gebote. Hier zeigt der Herr Jesus, dass man die Gebote nicht nur äußerlich einhalten muss, sondern auch innerlich dem Sinn nach. Wenn ich einen Menschen in Gedanken umbringen könnte oder sage: „Den könnte ich jetzt doch gerade eine überziehen“, dann ist in meinem Herzen die Gesinnung eines Mörders.
Oder wenn ich eine Frau ansehe und sie begehre, habe ich die Gesinnung eines Ehebrechers in mir. Das zeigt der Herr Jesus in der Bergpredigt auf.
Dann frage ich die Leute: „Haben Sie schon mal die Bergpredigt gelesen?“ Sie umfasst nur drei Kapitel. „Sie sind doch ein aufgeklärter Mensch, haben viele Bücher gelesen, und kennen nicht einmal die Bergpredigt?“ Natürlich sage ich nicht „Schämen Sie sich“, aber man muss vorsichtig sein, wie man das sagt.
Ich darf aber sagen: „Lesen Sie doch bitte mal die Bergpredigt. Wenn wir uns das nächste Mal treffen, unterhalten wir uns darüber. Lesen Sie sie, tun Sie mir einen Gefallen. Lesen Sie die drei Kapitel Matthäus 5 bis 7 bis zum nächsten Mal und beten Sie zu Gott, dass er Ihnen zeigt, wie er über Sie denkt.“
So kann man einen religiösen Menschen für eine Woche oder zwei entlassen. Dann knüpft man wieder an und betet, dass der Geist sein Werk des Überführens tut.
Beispiel: Der reiche Jüngling
Einer meiner liebsten Texte überhaupt zur Evangelisation ist Matthäus 19,16-22, die Geschichte vom reichen Jüngling. Ja, ihr blättert schon, also schlagen wir sie auch auf. Aber wir lesen nicht die ganze Geschichte. Ich möchte euch nur zeigen, worauf es mir dabei ankommt.
Der Herr Jesus sieht diesen Menschen, und im Markus-Evangelium heißt es, er sah ihn an und liebte ihn. Er wollte ihm wirklich helfen. Einer trat zu ihm und sprach: „Lehrer, was soll ich Gutes tun, damit ich ewiges Leben habe?“ Er aber antwortete: „Was fragst du mich über das Gute? Einer ist der Gute. Wenn du aber ins Leben eingehen willst, dann halte die Gebote.“
Der Jüngling fragt: „Welche?“ Wir denken, das ist doch klar – die Zehn Gebote. Nein, das war für einen Juden nicht klar. Juden hatten 613 einzelne Gebote zu halten, nach der offiziellen Zählung in den Mose-Büchern. Deshalb sagt Jesus: „Welche?“ Und er antwortet ihm diese.
Jesus nennt ihm jetzt nur Gebote von der zweiten Tafel. Wisst ihr, Mose hat zwei Tafeln auf dem Berg Sinai bekommen. Die einen Gebote regeln unsere Beziehung zu Gott, die anderen die Beziehung zu unseren Mitmenschen. Und Jesus nennt nur die Gebote von der zweiten Tafel, also die Gebote, die die Beziehung zu den Mitmenschen betreffen.
Er sagt: „Du sollst nicht töten.“ Der Jüngling denkt: „Ich habe niemanden umgebracht.“ „Du sollst nicht ehebrechen.“ „Das habe ich auch nicht gemacht.“ „Du sollst nicht stehlen.“ „Nein, ich war kein Dieb.“ „Du sollst kein falsches Zeugnis geben.“ „Ich bin ein ehrlicher Mensch.“ „Ehre deinen Vater und deine Mutter.“ „Das habe ich gemacht.“ „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ „Okay, habe ich versucht, wenigstens.“ So etwa ist es bei ihm abgelaufen.
Dann sagt er: „Das habe ich alles befolgt, was fehlt mir noch?“ Er war wirklich der Meinung, dass er die Gebote oberflächlich gesehen gehalten hatte. Dem Buchstaben nach hatte er sie gehalten. Er hatte niemanden umgebracht, keine Bank ausgeraubt, sicher nicht.
Aber interessant ist: Er sagt, das habe ich alles gehalten, was fehlt mir noch? Menschen, die auf dem Weg des eigenen Bemühens sind, die selbst versuchen, die Gebote zu halten, bekommen keine Heilsgewissheit. Sie fragen noch auf dem Sterbebett: Was fehlt mir noch? Habe ich genug getan?
Denn da ist immer die Frage: Wenn es auf mein Tun ankommt, habe ich genug getan? Wann habe ich denn endlich genug getan? Wann habe ich die 613 Punkte erreicht, die ich brauche, um in den Himmel zu kommen? Versteht ihr? So geht es nicht. So bekommt man keine Heilsgewissheit. Das ist mir hier aufgegangen.
Wer auf dem Weg der Werke ist, des eigenen Tuns, des Gebotehaltens, der wird immer fragen: Was fehlt mir noch? Habe ich genug getan? Reicht es mir aus? Nein, es wird nicht ausreichen. Was immer wir tun, selbst wenn wir unser Leben als Märtyrer geben würden, würde es nicht ausreichen, eine einzige Sünde aus unserem Leben zu tilgen.
Und Jesus sagt dann: „Wenn du vollkommen sein willst, verkaufe deine Habe. Du wirst deinen Schatz im Himmel haben. Und komm und folge mir nach.“ Er wollte nicht lehren, dass Christen kein Privateigentum haben dürfen – das dürfen wir. Aber er zeigt ihm hier, was Sache ist.
Du willst alle Gebote gehalten haben? Nicht mal das erste Gebot hast du gehalten: „Ich bin der Herr, dein Gott, du sollst keine anderen Götter neben mir haben.“ Das hast du nicht gehalten. Er macht ihm hiermit klar, wo sein Gott war – nämlich an seinem Reichtum. Und dann war das alles andere, was er meinte gehalten zu haben, Makulatur.
Nicht mal das erste Gebot hat er gehalten. Und dann ging er traurig weg. Jesus ließ ihn gehen. Er hat nicht hinter ihm hergerufen und gesagt: „Komm, warte doch, ich habe das nicht so ernst gemeint“ oder „Ich kann die Latte auch noch ein bisschen tiefer legen für dich.“ Nein, er ließ ihn gehen. Er ließ ihn gehen.
Ich weiß nicht, was wir in so einer Situation gemacht hätten, als er wegging. Aber Jesus hat ihn gehen lassen. Dieser Abschnitt eignet sich hervorragend zur Gesprächsführung mit religiösen Menschen. Wir können ihnen einfach zeigen: So geht es nicht. Wir können die Gebote nicht halten. Wir haben sie übertreten und sind schuldig vor Gott.
Der ältere Bruder des verlorenen Sohnes...
Der ältere Bruder des verlorenen Sohnes
Es sind ja zwei verlorene Söhne – oder noch besser: das Gleichnis vom liebenden Vater. Wenn ich darüber predige, beziehe ich mich auf Lukas 15. Dieses Gleichnis ist ähnlich wie die Geschichte vom reichen Jüngling.
Der jüngere Sohn war ungerecht, der ältere hingegen selbstgerecht, religiös selbstgerecht. Er sagt zu seinem Vater: „Ich habe nie dein Gebot übertreten.“ Doch der Vater entgegnet: „Ja, aber dieser hier hat dein Gut mit Dirnen durchgebracht“ usw.
Dieses Gleichnis eignet sich sehr gut, um diese beiden Haltungen zu verdeutlichen.
Wichtige Bibelstellen für das Gespräch
Dann gibt es noch zwei sehr wichtige Stellen, die wir ebenfalls lesen wollen: Galater 3,10 und Jakobus 2,10. Diese solltet ihr auswendig kennen. Sie gehören zum Repertoire eines Menschen, der andere gewinnen möchte, auch im persönlichen Gespräch – jemand, der ein Seelengewinner sein will.
In Galater 3,10 heißt es: „Denn alle, die aus Gesetzeswerken sind, die sind unter dem Fluch; denn es steht geschrieben: Verflucht ist jeder, der nicht bleibt in allem, was im Buch des Gesetzes geschrieben ist, um es zu tun.“ Haben wir das verstanden? Wer die Gebote halten will, ist verpflichtet – heilig verpflichtet – vor Gott alle Gebote hundertprozentig zu erfüllen.
Wenn das einer von uns könnte, könnte er tatsächlich vor der Himmelstür sagen: „Hier, ich habe alle Gebote gehalten.“ Dann würde Gott sagen: „Bitte, darfst du hinein?“ Aber das würde Gott trotzdem nicht sagen, denn er ist immer noch ein Sünder – auch wenn er alle Gebote gehalten hätte – durch die Erbsünde, wie wir das nennen, die von Adam und Eva stammt.
Jakobus 2,10 sagt: „Denn wer das ganze Gesetz hält, aber in einem strauchelt, der ist aller Gebote schuldig geworden.“ Merkt ihr das? Ich vergleiche das oft so und erkläre es Leuten folgendermaßen: Stellen Sie sich vor, Sie sind in den Schweizer Alpen und wollen einen Viertausender besteigen. Sie können Hunderte, ja Tausende von sicheren Tritten machen. Aber ein paar Meter unter dem Gipfelkreuz treten Sie einmal richtig daneben, und dann geht’s abwärts – sagen die Österreicher: „Ja, dann geht’s abwärts.“
Dann geht es bergab, und Sie stürzen den ganzen Abhang hinunter und sind tot. Dann nützt Ihnen nichts, wenn Sie viele gute und sichere Tritte gemacht haben. Ein Fehltritt genügt, um abzustürzen.
So ist es auch im Blick auf Gott und das Gebot. Wir wären heilig verpflichtet, alle Gebote gehalten zu haben, doch wir können es nicht. Ja, wir können es nicht. Das wissen wir alle, die wir hier sind. Aber das müssen wir auch den Menschen sagen.
Mehrere Beziehungen gleichzeitig pflegen
Jetzt kann ich noch eine Frage beantworten, die vorhin in der Mittagspause auf Seite 19 gestellt wurde, nämlich: Wie macht man das, wenn man mehrere unterschiedliche Beziehungen gleichzeitig pflegen möchte?
Wir kommen noch ein letztes Mal auf das Thema Beziehungen zurück, nachdem wir jetzt lange über Gesprächsführung gesprochen haben. Wie kann man mehrere unterschiedliche Beziehungen gleichzeitig pflegen? Wie funktioniert das?
Hier seht ihr einen Herd abgebildet. Ich wollte eigentlich ... Ich habe neulich sogar den Herd meiner Mutter fotografiert. Meine Mutter kocht noch jeden Tag auf einem alten Herd mit Feuer, nicht mit Strom, also kein Elektroherd. Sie hat eine Feuerstelle, in die sie Holz und Kohlen legt, und dann kocht sie auf diesem Herd.
Er sieht ungefähr so aus wie dieser hier, der abgebildet ist. Auf dem Herd kann man fünf oder sechs Töpfe gleichzeitig abstellen, passend nebeneinander. Das, was gerade kochen soll, kommt rechts über die Feuerstelle. Nehmen wir mal an, hier rechts ist die Feuerstelle.
Zum Beispiel sind die Kartoffeln schon gar. Die schiebt sie dann nach links und hält sie nur noch warm. Denn die Wärme breitet sich über die ganze Platte bis hier hinten aus, obwohl die eigentliche Feuerstelle nur hier ist. Das Fleisch muss eine halbe Stunde oder zwei Stunden kochen. Das kommt hier über die Feuerstelle.
Später macht sie noch die Suppe. Die kommt dann kurz auf die Feuerstelle. Was fertig ist, wird hier zur Seite geschoben.
Menschen sind weder Kochtöpfe, die wir hin und her schieben können, noch Schachfiguren oder Missionsobjekte – das habe ich schon gesagt. Aber was ich damit ausdrücken will, ist Folgendes:
Wenn wir mehrere Beziehungen haben, die wir pflegen wollen – wir haben Klassenkameraden von früher, Arbeitskollegen, Freunde aus dem Wohnort, wo wir mal gelebt haben, und dort haben wir andere kennengelernt –, dann haben wir oft einen Bekanntenkreis von 50 Leuten oder mehr. Diese kann man nicht alle gleichzeitig intensiv pflegen.
Ich persönlich habe zu niemandem die Beziehung abgebrochen. Aber wenn ich zum Beispiel merke, dass jemand sehr aufgeschlossen ist, für das Evangelium offen oder sogar suchend, dann konzentriere ich mich mehr auf diese Person.
Ich habe euch vorhin erzählt von der Klassenkameradin von früher, Entschuldigung, Christiane. Sie ist jetzt bei mir auf dieser Seite, über der Feuerstelle. Für sie bete ich jeden Tag. Ich schicke ihr etwas zum Lesen, habe ihr Hilfsgüter gebracht, weil sie in einer Notlage war. Sie ist also auf der Feuerstelle.
Dann habe ich andere alte Kameraden aus Bundeswehrzeiten. Mit denen habe ich die Beziehung auch nicht abgebrochen, aber sie stehen ganz hinten auf dem Herd. Ich halte mit ihnen Kontakt, vielleicht hat jemand bald Geburtstag, dann schreibe ich ihm oder wir treffen uns mal wieder.
Ich fahre dann auch dorthin, auch wenn es weit ist. Ich versuche, die Beziehung zu halten. Natürlich bekommen sie dann wieder ein Buch oder etwas anderes von mir. Sie wissen, dass ich Christ bin. Sie haben meine Bekehrung miterlebt oder unmittelbar danach.
Das Bild vom Herd und der Feuerstelle hat mir geholfen: Ich kann Beziehungen warmhalten, indem ich mich zum Beispiel einmal im Jahr mit solchen Leuten treffe, sie einlade oder zu ihnen hingehe. Gleichzeitig kann ich Leute, bei denen ich den Eindruck habe, dass Gott wirkt, jede Woche besuchen oder mich mit ihnen treffen.
So kann ich mehrere Beziehungen gleichzeitig pflegen – in unterschiedlicher Intensität. Das wollte ich mit diesem Bild vom Herd ausdrücken.
Abschließende Gedanken und Ermutigung
Einwände behandeln wir jetzt nicht mehr. Natürlich gibt es unglaublich viele Einwände. Ich hätte eine Folie gehabt – ja, die finden wir hier nicht mehr. Ich hätte eine Liste mit zehn Haupteinwänden machen können, das habe ich mir jetzt gespart, weil ich befürchtet habe, dass wir das zeitlich nicht schaffen. Aber ich möchte euch noch ein kleines Leckerbissen bereiten.
Vorhin gab es nach dem ohnehin guten Mittagessen schon ein Leckerbissen, ein Eis hinter euch. Und jetzt gibt es noch ein kleines Eis, wenn ich so sagen darf. Aber ich muss kurz etwas umschalten.
Ich möchte euch eine kleine Geschichte erzählen. Sie stammt aus einem Kinderbuch. Ihr braucht gar nicht zu fragen, das Kinderbuch gibt es nicht mehr, auch nicht antiquarisch. Ich habe bei Amazon, glaube ich, hundert Euro geboten, falls es mir jemand geben würde. Zwei Jahre lang hat niemand darauf geantwortet. Die hundert Euro hätte sicher jeder gerne mitgenommen, der das Buch gehabt hätte.
Die Autorin erzählt in dem Kinderbuch die Geschichte von Niko und dem Murmeltier, die ich euch jetzt gerne vorlesen möchte. Wie mache ich das jetzt am besten? Darf ich das mal hier runternehmen? Geht das? Ja, zurück und jetzt wieder ein bisschen. Ja, so geht’s schon. Danke, vielen Dank.
„Wir haben einen Hund und eine Katze“, sagt das Mädchen. „33 bunte Bälle gehören uns“, fügt der Junge hinzu, „und eine goldene Eisenbahn.“ „Aber jetzt möchten wir ein Murmeltier!“, rufen beide Kinder.
Im Dorf wohnt Niko, der die Ziegen hütet. „Hör zu“, sagt der fremde Mann zu Niko, „ich bin reich. Bring mir ein Murmeltier“, sagt der Vater der Kinder, „und ich erfülle dir einen Wunsch.“ „Gut“, sagt Niko, und er denkt daran, dass sein größter Wunsch ein grünes Hütchen ist, eins mit einer Feder drauf. Muss ein Österreicher gewesen sein, oder?
Am anderen Tag wandert Niko mit seinen Ziegen den Berg hinauf. Es riecht nach Veilchen und frischen Tannenspitzen, und das Moos zwischen den Steinen ist seidig und weich wie Schmetterlingsflügel. Hoch oben auf den Bergen ist es still und friedlich. Dort leben die Murmeltiere. Sie sitzen in der Sonne, putzen ihr Fell und haben einander lieb.
Niko findet die Murmeltiere sehr nett. Am besten aber gefällt ihm ein ganz kleines Murmel. „Ich werde es fangen“, denkt er, „dann werde ich es ins Dorf hinuntertragen und dem reichen Mann geben. Und dann kriege ich meine Belohnung, ja?“
Doch das kleine Murmel ist so flink wie ein Windstoß. So oft Niko die Hand nach ihm ausstreckt, ist es husch in seiner Höhle verschwunden. Niko wartet geduldig. Tag für Tag schaut er den Murmeltieren zu. Sie machen Männchen, springen über die Felssteine, fressen Grashalme, trinken dicke silberne Tautropfen, packen sich bei den Vorderpfoten und balgen miteinander herum. Manchmal sitzen sie auch ganz still, lauschen dem Südwind und träumen ihre Murmeltierträume.
Klassenkameraden träumen – wovon sie träumen – oder die Nachbarn, ob sie nach Kanada auswandern wollen oder nach Australien, oder was sie für Träume haben. Es dauert nicht lange, da versteht Niko die Murmeltiersprache.
Darum haben wir uns heute Morgen eine Weile mit dem postmodernen Menschen befasst, damit wir ein wenig verstehen, wie er geprägt ist, wie er drauf ist, welche Sprache er spricht.
„Komm“, lockt er, „komm!“ Und das kleine Murmel kommt jeden Tag ein Stückchen näher. Bald ist nur noch eine einzige Blume zwischen ihnen. „Da ist die Blume.“ „Du musst vorsichtig sein“, sagt das kleine Murmel, „ich bin noch ein bisschen scheu.“ „Ja“, antwortet Niko, und er sitzt ganz still.
Die Leute sind sehr scheu, wenn wir sie für Christus gewinnen wollen. Sie sind sehr scheu, aber zum Glück sind sie auch neugierig – Frauen und Männer. Aber das kleine Murmel ist nicht nur scheu, sondern auch neugierig. Es klettert vorsichtig auf Nikos Fuß und schaut an ihm empor. Jetzt können wir das packen, oder? Es ist schon ganz nah bei ihm, jetzt könnte er es packen.
Da streichelt Niko das kleine Murmel. Sein Fell ist so zart wie ein Apfelblütenblatt. Eigentlich sollte Niko nun das Murmel ins Dorf bringen und dem reichen Mann geben, aber er will lieber noch ein wenig damit warten.
Von nun an sind die beiden immer zusammen. Sie gehen zum Gletschersee, besuchen den Salamander und unterhalten sich mit den Dolen. Wenn der Fuchs das kleine Murmel fangen will, jagt Niko ihn fort. Am Abend, wenn der große gelbe Mond am Himmel steht, spielt Niko auf seiner Flöte, und das kleine Murmel hört ihm zu. In den Nächten sieht der Himmel aus wie eine Wiese mit lauter Blumen.
Jetzt kommt etwas ganz Entscheidendes: „Bist du mein Freund?“, fragt das kleine Murmel. „Ja“, antwortet Niko, und er weiß, dass es die Wahrheit ist. Den reichen Mann unten im Tal hat er fast vergessen.
Wir wollen nie vergessen, dass wir Menschen gewinnen wollen, weil uns die Liebe Christi drängt, weil der Herr zu fürchten ist. Wir wollen Menschen gewinnen, aber auf der anderen Seite sind es so wertvolle Menschen, dass, wenn wir mit ihnen Beziehung aufbauen, es sein kann, dass wir vergessen, dass wir sie gewinnen wollen. Das wollen wir nie vergessen. Im Hinterkopf haben wir das immer.
Aber wir reden mit ihnen, freuen uns, wenn wir sie sehen, verbringen Zeit mit ihnen, wandern mit ihnen oder machen etwas gemeinsam. Wir gehen mit ihnen irgendwo hin, in die Berge oder was auch immer. Den reichen Mann hat Niko fast vergessen.
Aber genau zu dieser Zeit ist es dem dicken reichen Mann zu dumm geworden. Er steigt stöhnend und ächzend den Berg hinauf. Seine beiden Kinder folgen ihm. „Wo ist mein Murmeltier?“, will er wissen. Da unten ist Textverderbnis, ja. „Wo ist mein Murmeltier? Schaut euch mal die unerzogenen Stadtkinder an da, ja, was die da machen!“
Doch Niko versteckt das kleine Murmel unter seiner Jacke und schweigt. Das Murmel ist sein Freund, und einen Freund verrät man nicht, auch nicht für ein grünes Hütchen mit einer Feder drauf, steht da noch hier unten.
„Dann fange ich mir eben selber eins!“, schreit der dicke reiche Mann und zieht sein großes Netz hervor.
Kennt ihr noch die vier geistlichen Gesetze? Kennt ihr sie nicht mehr? Es war so ein kleines Heftchen von Campus für Christus, wie man so zack in vier Schritten jemanden zu Christus führen konnte – so instantmäßig, was nicht geht, wie wir gelernt haben.
Also, da pfeift Niko den Murmeltier-Warnpfiff. Und alle Murmeltiere verschwinden in ihren Höhlen. Der dicke reiche Mann springt mit seinem Netz wütend hinterher und plumpst auf die Nase.
„Ich kaufe euch ein Karussell mit hundert gläsernen Glöckchen“, verspricht er seinen Kindern, „wenn es jetzt nichts geworden ist mit dem Murmeltier.“ Merkt ihr, das ist manchmal der Fehler der Väter: „Ich kaufe euch, ich kaufe euch, ich kaufe euch. Zeit habe ich keine, aber ich kaufe euch.“ Ja.
Und das ist die letzte Folie. Ich bitte euch, sie genau anzuschauen. Wir wollen jetzt keine Bildbetrachtung machen, keine Sorge, aber da ist eine Botschaft drauf.
Das kleine Murmel holt alle Murmeltiere herbei. Was hat Lewy mit seinen Arbeitskollegen gemacht? Wisst ihr es noch? Ja, der Zöllner – er holt alle Murmeltiere herbei.
Sie feiern mit Niko in der Hütte ein Fest. Sie essen und trinken miteinander, und die Murmeltiere hüpfen über Tische und Bänke. Das kleine Murmel ist so übermütig, dass es in die Kaffeekanne springt.
Viele lange Sommertage verleben Niko und das kleine Murmel miteinander, und immer sind sie glücklich.
Was findet ihr hier auf diesem Bild? Was haben die Murmeltiere in der Hütte gefunden? Was haben sie gefunden? Zwei Dinge. Genau, das ist dasselbe: Wärme und Speise, der Tisch.
Speise und Wärme haben sie in der Hütte bei Niko gefunden. Und genau das suchen unsere Zeitgenossen auch, glaubt mir. Sie suchen Speise.
In der Welt kriegen sie doch nur Steine, auch in den Kirchen manchmal nur Steine. Da wird meilenweit über ihren Intellekt hinweg gepredigt. Die Predigten haben nichts mit dem Leben zu tun – Steine, geistliche Steine. Und kalt ist es auch genug in der Welt.
Sie suchen echte Liebe und Annahme, sie suchen Wärme. Wenn unsere Gemeinden das geben könnten und unsere Jugendkreise – nämlich Speise, das Wort Gottes, Wärme, echte Liebe und christliche Gemeinschaft – dann könnten wir manchen gewinnen.
Speise und Wärme, das ist es, was die Leute suchen.
Ja, merkt ihr, diese Autorin, die ich nicht kenne, war wahrscheinlich keine Christin. Sie wollte nur eine Kindergeschichte schreiben: Niko und das Murmeltier. Aber ohne es zu merken, hat sie die Prinzipien für beziehungsaufbauende Evangelisation in dieser Geschichte dargelegt.
Ist euch das aufgefallen? Deswegen habe ich ab und zu eine Zwischenbemerkung gemacht. Sonst hättet ihr gedacht: Was ist denn jetzt mit ihm los? Jetzt erzählt er uns da eine Kindergeschichte.
Aber ich habe das ganz bewusst gemacht, um zu zeigen: So soll es eigentlich in unserem Leben sein. So wollen wir unsere „Murmeltiere“ – in Anführungsstrichen – gewinnen, indem wir Beziehung zu ihnen aufbauen. Sie sind scheu, man kriegt sie nicht so leicht. Es braucht wirklich viel Zeit und Geduld, wie wir es hier bei Niko sehen.
Am Ende ist er Freund geworden und hat sie gewonnen. Jetzt sitzen sie mit ihm am Tisch und in seiner Wohnung. Sie haben Speise und Wärme.
Und so wünschen wir uns, dass eines Tages Menschen hier in der Gemeinde sitzen oder in einer anderen Gemeinde – aber in einer biblisch ausgerichteten Gemeinde – und sie haben den Herrn gefunden, nicht uns zuerst, sondern den Herrn. Und dann auch Speise und Wärme.
Fragen zur Reflexion und konkrete Schlussfolgerungen
Nun seht ihr auf Seite zwanzig einige Fragen. Ich habe Fragen gestellt, die ihr jetzt beantworten könntet. Das machen wir jetzt aber nicht mehr, das muss nicht sein. Ihr könnt das zu Hause machen. Die Mappe, dieser Umdruck, gehört ja euch und ihr könnt sie mitnehmen.
Wir wollen sie aber wenigstens lesen. Man hätte das jetzt auch in einer Gruppe machen können, wenn noch mehr Zeit gewesen wäre.
Was hat dich von der Geschichte „Niko und das Murmeltier“ am meisten angesprochen? Könnt ihr darüber nachdenken? Ihr könnt euch auch in kleinen Grüppchen darüber austauschen, wie ihr wollt.
Bist du dabei, mit Menschen, die noch nicht gläubig sind, Beziehungen aufzubauen? Pflegst du solche Beziehungen bereits? Also, wie gesagt, nicht mit dem Sinn einer späteren Heirat, sondern nur mit dem Ziel, eine Beziehung aufzubauen. Weil das wertvolle Menschen sind und weil ich über diese Beziehung das Evangelium viel leichter transportieren kann – als es einfach nur in den Briefkasten zu werfen.
Kennst du die Träume und die Sprache deines Murmeltiers? Wenn nicht, was wirst du tun, um sie herauszufinden?
Welche Fehler sind dir unterlaufen?
Drittens: Ich habe unglaubliche Dinge erlebt. Ich habe erlebt, wie Menschen in ihrer Freizeit Türkisch gelernt haben, um sich mit Türken in ihrer Sprache unterhalten zu können – aus Liebe zum Herrn.
Ich weiß, dass sich die Herrnhuter Missionare aus Liebe zu den Verlorenen auf Galeerenschiffe verkaufen haben lassen, damit sie den Ärmsten der Armen, den Rudersklaven auf den Galeeren, das Evangelium bringen konnten. Es war nur zu diesem Preis möglich, dass sie selbst auch Sklaven auf dem Schiff waren.
Die Liebe Christi dringt uns also.
Welche Fehler sind dir unterlaufen? Bitte sprich offen darüber. Ist es uns auch schon so gegangen wie dem reichen Mann mit dem Kescher, mit dem Netz? Haben wir gedacht, so können wir auch evangelisieren und haben gemerkt, das geht nicht? Sind wir auf die Nase gefallen?
Fünftens: Welches konkrete Anliegen könntest du jetzt für die anschließende Gebetsgemeinschaft in der kleinen Gruppe nennen? Wenn ihr eine Gebetsgemeinschaft machen würdet, könnt ihr ganz konkret für solche Dinge beten.
Konkrete Schlussfolgerungen – Stichwort: konkret, konkrete Schlussfolgerungen.
Konkrete Schlussfolgerungen
Es wäre zum Beispiel großartig, wenn der eine oder andere von euch – möglichst viele, vielleicht sogar alle – sich vornehmen würden, täglich für bestimmte Personen zu beten. Ihr könntet sagen: „Ich will jetzt für den Helmut und für den Willi oder für die Sabine und für die Susanne täglich beten.“
Besser ist es, du betest täglich für zwei Leute, als nur alle Schaltjahre mal für dreißig Personen hintereinander, die du dann nur herunterbetest. Bete täglich für Menschen.
Ich habe auf meiner Gebetsliste jetzt den Namen Christiane stehen, meine Klassenkameradin, und ich bete täglich für sie. Wenn es mal einen Aussetzer gibt, ist das kein Weltuntergang. Aber ich möchte nach Möglichkeit täglich für sie beten.
Zweitens: Ich will mich mit diesem oder jenem, mit dieser oder jener baldmöglichst treffen, um mit ihm oder ihr etwas zu unternehmen und die Beziehung zu pflegen. Jemand, der weit links stand, soll mal weiter in die Mitte rücken. Beziehungen muss man auf einem gewissen Niveau pflegen, sonst schlafen sie ein oder brechen ganz ab.
Einfach etwas unternehmen: zusammen wandern gehen, mit ihr Eis essen oder irgendetwas mit ihm oder ihr unternehmen.
Drittens: Ich will mich mit Wolfgang oder Frida baldmöglichst treffen, um mit ihm oder ihr über das Evangelium zu sprechen. Wenn ihr heute Nachmittag, heute Morgen oder gestern gemerkt habt: Da ist doch jemand in meinem Bekanntenkreis, der eigentlich sehr offen ist, vielleicht sogar suchend. Jemand, der schon in den Jugendkreis kommt, an Veranstaltungen teilnimmt oder sogar schon selbst in der Bibel liest.
Warum hast du nicht mal den Mut, dich mit ihm zu treffen und zu sagen: „Ich wollte dich einfach mal fragen, wie es dir im Moment mit Blick auf deinen Weg zum Herrn geht. Würdest du sagen, dass du schon gefunden hast oder kurz davorstehst? Können wir mal offen darüber reden? Mich interessiert das sehr. Wir wollen dir gerne helfen und für dich beten.“
Wenn man so offen redet, ist es selten, dass jemand abblockt und sagt: „Das geht dich gar nichts an, das möchte ich mit dir nicht besprechen.“ Solche Antworten bekommt man nicht. Im Gegenteil, die Leute sagen: „Endlich interessiert sich mal jemand dafür, endlich ist das mal jemandem Anliegen.“
Macht das bitte.
Unten ist noch ein Zitat von Moody, dem großen Seelengewinner: „Es gibt auf der Erde keine größere Ehre, als ein Werkzeug in Gottes Hand zu sein, das eine Seele aus dem Reich Satans ins herrliche Licht des Himmels führt.“
Ich wünsche euch, falls ihr diese Erfahrung noch nie machen durftet, dass ihr sie hoffentlich bald erleben könnt. Es ist eine große Freude, einen Menschen auf dem Weg zum Herrn begleiten zu dürfen. Vielleicht darf man sogar mithelfen und Werkzeug Gottes sein, um dieser Seele den Weg zu zeigen.
Ich sage euch: Ihr werdet an der Freude des Himmels beteiligt sein. Da spielen die Engel im Himmel Gitarre, und ihr werdet an dieser Freude teilhaben.
Ja, was für eine Freude das ist, wenn ein Mensch wirklich zu Christus gefunden hat! Ich habe schon etliche Male mitgeweint, wenn Leute vor Freude geweint haben, weil sie zum Herrn gefunden haben. Oder Frauen, die endlich ihre Männer nach einer seelsorgerlichen Aussprache empfangen haben, die sich bekehrt hatten.
Ich habe vor Freude mitgeweint.
Nun, ich hatte euch versprochen, dass wir auch die wunderbaren Bilder von Nico und dem Murmeltier in der Präsentation zeigen, die auf den Stick geladen wurde. Nein, die sind dort nicht drauf, ich darf sie nicht herausgeben.
Ich habe sie nur unter dem Versprechen bekommen, sie nicht weiterzugeben. Lange Zeit habe ich sie auf Folien gezeigt. Diese Woche habe ich sie für dieses Seminar endlich eingescannt. Man konnte sehen, dass es Nico einigermaßen ging.
Aber ich habe versprochen, sie nicht weiterzugeben. Die Bilder dürfen nur von denen verwendet werden, die Freundschaftsevangelisation und Beziehungsevangelisation leben.
Es mag sein, dass auch der eine oder andere von euch das tut, aber derjenige, der sie mir gegeben hat – Walter Mauerhofer aus der Schweiz, ein Schweizer Missionar in Österreich – hat mir das Versprechen abgenommen, und das muss ich halten.
Also, tut mir leid, ich kann sie nicht auf dem Stick herausgeben. Aber ihr habt sie ja jetzt gesehen und nehmt die Geschichte von Nico mit.
Letzte Minuten: Irrtümer und Buchempfehlung
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Wir gehen noch einmal durch, die letzten drei Minuten.
Erstens: Erfolgreiche Evangelisten benutzen aufdringliche Methoden, weil das Evangelium selbst aufdringlich sei. Das ist falsch, total falsch! Seit wann ist das Evangelium aufdringlich? Das Evangelium ist eindringlich, aber niemals aufdringlich. Wir drängen niemandem etwas auf.
Jeder Christ, der Gott ernsthaft darum bittet, bekommt auch die Gabe der persönlichen Evangelisation – falsch. Wo steht denn, dass wir um irgendeine Gabe bitten sollen? In meiner Bibel steht 1. Korinther 12,11: Der Heilige Geist teilt die Gaben aus, wie er will. Er weiß besser, welche Gaben eine Gemeinde und ein Mensch braucht. Also ist das bei zweitens falsch.
Drittens: Wer nicht die Gabe der Evangelisation hat, braucht sich um die Weitergabe des Evangeliums keine Gedanken zu machen – doppelt falsch. Erstens gibt es keine Gabe der Evangelisation im persönlichen Sinn, und zweitens müsste sich jeder Christ trotzdem Gedanken machen, weil jeder ein Zeuge Jesu sein soll.
Viertens: Etwa zehn bis zwanzig Prozent der Christen haben die Gabe der Evangelisation. Das könnt ihr in Büchern von Christian Schwarz lesen. Aber das ist nicht der einzige Irrtum, den dieser Mann verbreitet, leider. Also auch das ist falsch.
Fünftens: Jeder hingegebene Christ ist auch ein Zeuge Jesu. Ja, das stimmt endlich. Jeder hingegebene Christ wird ganz sicher ein Zeuge sein.
Sechstens: Neubekehrte haben in der Regel ein größeres evangelistisches Potenzial als Christen, die schon länger dabei sind. Das stimmt auch. Sie haben einfach noch viel mehr Beziehungen zu Nichtchristen. Eigentlich sollten wir Neubekehrten helfen, jetzt in ihrer Umgebung zu wirken, damit sie nicht alles falsch machen, was man falsch machen kann. Zum Beispiel sollten sie nicht ihren Eltern predigen und ihnen nicht sagen, sie sollen endlich aus der Sekte der katholischen Kirche austreten. Das sagen bekehrte Katholiken oft ihren Eltern, und dann ist für jahrelang oft Schicht im Schacht, dann geht nichts mehr.
Siebtens: Das bei weitem wirksamste Mittel der Evangelisation sind die Massenmedien, insbesondere Rundfunk und Fernsehen. Das ist falsch. Wenn eine Entscheidung für Christus wirklich echt ist, finden Menschen ganz automatisch den Weg in die Gemeinde – auch falsch. Überhaupt nichts passiert automatisch im Reich Gottes. Das ist falsch, das sind zufällige Dinge, die auch mal vorkommen. Das sind nur die Ausnahmen, die die Regel bestätigen. Menschen müssen durch Nacharbeit in die Gemeinde hineingeführt werden.
Neuntens: Die meisten Menschen kommen über persönliche Beziehungen zu Freunden, Verwandten und Kollegen zum Glauben. Ja, ja und noch mal ja, richtig.
Zehntens: Jeder Christ sollte dafür sorgen, dass er möglichst viel Zeit in gemeindlichen Räumen verbringt. Nein, es liegt nicht an den gemeindlichen Räumen. Schön, dass ihr solche großartigen, neuen, funktionalen Räume habt. Wenn hier Veranstaltungen sind, sollt ihr selbstverständlich da sein. Aber ansonsten liegt nichts an den Räumen. Es ist nicht wie der alttestamentliche Tempel, dieses Gebäude. Gott ist nicht nur hier in diesem Raum. Wenn ihr euch wirklich im Gebet mit einer Freundin trefft, ihr Schwestern, oder mit einem Freund, ihr Brüder, und mit ihm über das Evangelium redet, dann ist das genauso gesegnet.
Elftens: Menschen, die traditionell sehr verwurzelt sind, sind offener für das Evangelium als traditionslose Menschen. Das ist falsch. Sie sind eben nicht offener. Wenn sie entwurzelt sind, umgetopft, umgesiedelt, dann sind sie viel offener. Darum vergesst eure Landsleute nicht oder ehemalige von Mittelasien oder wo ihr herkommt.
Zwölftens: Je länger ein Mensch Christ ist, desto weniger Kontakte hat er zu Menschen, die Christus noch nicht kennen. Das ist jetzt nur das Gegenteil zu Sechstens, und das ist deswegen auch richtig.
So, gab es viele Abweichungen oder stimmt es so ungefähr? Von Seite drei zu Seite einundzwanzig lagen ein paar Stunden dazwischen, und vielleicht habt ihr doch das eine oder andere Neue gehört, vielleicht auch manches nur aufgefrischt, was ihr kanntet und wusstet. Das gehört auch dazu, das ist auch wichtig. Ich bin froh, dass wir es zeitlich geschafft haben, dass es so ungefähr gestimmt hat.
Dann darf ich euch als allerletztes noch ein Buch empfehlen. Man hebt sich ja das Wichtigste immer zum Schluss auf. Dieses Buch heißt Fiat Lux. Fiat ist keine Automarke, und Lux ist keine Seife, sondern Fiat Lux heißt auf Deutsch: Es werde Licht (1. Mose 1,3).
Dieses Buch ist eine Erzählung, also wenn ihr so wollt ein Roman. Aber keine Sorge, kein Unterhaltungsroman, sondern ein Lehrroman. Ich könnte euch heute zu dem Thema persönliche Evangelisation kein besseres Buch empfehlen als dieses.
Denn es beschreibt anhand einer Handlung, die der Autor selbst erlebt hat – auch wieder der McCarthy, derselbe, der dieses Buch geschrieben hat –, ein Experte für Katholiken, aber auch ein Mann, der persönliche Evangelisation seit Jahrzehnten lebt und viele Menschen zu Christus führen durfte. Er beschreibt in dem Buch die Geschichte von einer jungen Studentengruppe, die auf einem Campus einer Universität in Kalifornien evangelisiert.
Dann werden sie mit Calvinisten konfrontiert, die ihnen sagen: „Warum evangelisiert ihr überhaupt? Es kann niemand zu Gott kommen, es sei denn, dass ihn der Vater ziehe.“ Mit anderen Worten: Gott hat eine bestimmte Zahl von Menschen vorherbestimmt, und diese werden mal bei ihm im Himmel sein. Alle anderen haben sowieso keine Chance, also braucht man auch nicht zu evangelisieren.
Eine ganz verderbliche Lehre, die leider von manchen Gläubigen vertreten wird – auch hier in unserem Land. Auch in russlanddeutschen Gemeinden lerne ich immer mehr Leute kennen, die sich als Calvinisten outen. Dieses Buch zeigt in wunderbarer Weise, wie Gott diese Gruppe von Studenten geführt hat.
Zuerst haben sie Bücher gelesen, dann haben sie die Bibel angefangen zu studieren. Er beschreibt das so gut und auch unterhaltsam – im guten Sinne –, dass viele Leute dieses Buch angefangen haben zu lesen und es nicht eher aus der Hand legen konnten. Ein Mann hat die ganze Nacht durchgelesen. Das braucht ihr nicht machen, ja, aber das Buch ist so ansprechend, dass Nachts lesen anstrengend ist, aber sonst nicht.
So ansprechend, dass ich es zu den zehn besten Büchern zähle, die ich bisher je gelesen habe, und ich habe weit, weit mehr als tausend gelesen. Als ich es auf Englisch gelesen hatte – der Mann hat es mir gegeben und gesagt, ich soll es einmal durchlesen und prüfen, ob ich dafür sorgen kann, dass es ins Deutsche übersetzt wird –, bin ich auf die Knie gegangen und habe Gott gedankt für die Weisheit, die er dem Bruder gegeben hat. Wirklich, ich konnte nur Gott anbeten und preisen für diese Weisheit.
Viele haben es inzwischen gelesen, ich habe viele Reaktionen bekommen, viele haben sich bedankt. Das Buch war sehr teuer herzustellen, es hat mich 12.500 Euro gekostet, Geld, das ich nicht hatte und mir von jemandem leihen musste. Trotzdem habe ich es getan, weil ich so überzeugt von diesem Buch bin. Inzwischen ist das Geld für das Buch wieder reingekommen, ich konnte der Schwester das Geld zurückgeben. Darum habe ich den Preis auch reduziert.
Es hat vorher 14,50 Euro gekostet, das ist natürlich ein stolzer Preis. Jetzt kostet es nur noch 10 Euro. Wenn hier Studenten oder Auszubildende sind, die nicht so viel haben, wenn ihr nur fünf Euro oder so habt, nehmt es mit. Lest dieses Buch, solange der Vorrat reicht.
Eigentlich sollten die Brüder, die in Verantwortung stehen, es auch alle kennen. Ich weiß, man sollte viele Bücher lesen, ja. Oder Thyssen ist nicht mehr da, aber Johann oder wer hier noch Verantwortung trägt: Ich würde mich freuen, wenn ihr es lest. Ihr werdet sehr dankbar sein für den Inhalt.
Gut, ich habe alles gesagt. Es ist halb drei. Stehen wir erst mal auf und schließen offiziell mit Gebet ab. Manche haben sich darauf eingerichtet, dass halb drei zu Ende ist. Vielleicht können noch zwei oder drei mit uns beten?
