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Gefesselt für Jesus – gefesselt von Christus!

Tausende Glaubensgeschwister sind verfolgt, werden misshandelt – um Gottes Willen. Was können wir von ihnen lernen?
06.01.2013Epheser 4,1

Vielen Dank für die liebe Begrüßung. Und das wusste ich auch noch nicht, dass ich prominent bin. Aber das ist schön, so lernt man immer etwas dazu.

Mich hat das bewegt: Was werden wir einmal im Himmel staunen, Yasser, wenn wir all diese Geschichten von all den Zachariers hören werden. Wie Gott das zusammenfügt, wie Gott die Geschichte noch einmal auf den Kopf stellen kann. Wo wir heute nur Unglück und Katastrophe sehen, da schreibt Gott noch ganz andere Geschichten.

Vielen Dank für diese Ermutigung. Was für ein Gott! Ich denke immer viel zu klein von Gott. Neulich bin ich wieder so erschrocken. Ich weiß nicht, ob ihr solche Karten kennt, die immer an Silvester verteilt werden. Jemand Liebes hat mir so eine Karte zugesteckt, manche nennen sie Neujahrslos. Ich habe sie mir angeschaut und gelesen. Da waren die ersten Worte: „Lass dir nicht grauen.“

Da habe ich totalen Schreck bekommen und gedacht: Oh, gute Güte, warum kriege ich so ein Wort? Hat Gott einen ganz schweren Weg für mich vorbereitet in diesem neuen Jahr? Dann bin ich erschrocken über mich selbst und habe gedacht: Was habe ich eigentlich für ein Bild von Gott?

Noch einmal bin ich erschrocken über mich und habe mich gefragt: Was habe ich für ein Bild vom christlichen Leben? Es wäre ja gar nicht unnormal, wenn es auch in meinem Leben, in deinem Leben passieren könnte, dass Gott uns durch schwierige Gebiete führt. Das gehört zu unserem Leben als Christen dazu.

Gefesselt für Jesus – Die doppelte Bedeutung

Das Thema für diesen Nachmittag heißt „Gefesselt für Jesus, gefesselt von Christus“ – ein krasses Thema.

Der erste Teil ist klar: Viele Christen in dieser Welt sind für ihren Glauben an Jesus Christus gefesselt. Allein in Nordkorea sind es vielleicht 30.000.

Aber der zweite Teil: Was bedeutet es, gefesselt zu sein von Christus? Kann das wirklich ausreichen, wenn wir so fasziniert und begeistert von Jesus sind? Reicht das? Trägt uns das auch durch die dunklen Täler? Ich glaube, das reicht nicht – solch ein Gefühl, solch eine Begeisterung, wie man sie vielleicht bei der Jumiko hat, reicht nicht, wenn dann der Alltag kommt. Da muss noch mehr sein.

Paulus sagt, was mehr sein muss: Unser ganzes Leben muss in der Hand von Jesus Christus sein. Paulus hat das im Philipperbrief bildlich dargestellt. Er sagt: „Bei mir geht es rauf und runter, hin und her, aber ich danke Gott, dass Christus mich ergriffen hat.“ Das ist entscheidend.

Das Unterthema unseres Verses aus dem Epheserbrief, Kapitel 4, Vers 1, lautet: Lebt eurer Berufung würdig! Lebt eurer Berufung würdig!

Wir kommen von Weihnachten her, und Elisabeth hat uns diese wunderbare Geschichte erzählt: Wenn jemand, der das gar nicht kennt, zum ersten Mal Weihnachten feiern darf. Weihnachten bedeutet, dass das Licht – Jesus, das Licht der Hoffnung – noch in die letzte Dunkelheit, noch in die letzte Not und Hoffnungslosigkeit eindringt.

Die drei Weisen aus dem Morgenland haben einen Stern gesehen. Sie sind diesem Stern gefolgt, und der Stern hat sie zu Jesus gebracht.

Ich möchte heute Nachmittag fragen: Wem folgst du? Wohin gehst du? Was siehst du?

Mein Gebet und mein Wunsch ist, dass niemand diese Veranstaltung verlässt, ohne zu wissen: Mein Licht, das mir leuchtet, ist Jesus Christus. Mit diesem Jesus kommt Hoffnung auch in mein Leben.

Licht als Symbol für Hoffnung und Herausforderung

Licht ist unter Umständen zwiespältig. Vielleicht habt ihr das noch vor Augen mit den Chilenen in dem Bergwerk vor zwei Jahren oder wann das war. Wenn ich mir vorstelle, ich bin so ein Bergarbeiter und bin verschüttet in einer Mine, dann höre ich Geräusche. Auf einmal dringt ein Lichtstrahl durch, und ich weiß: Die Rettungsmannschaften sind da. Was bedeutet Licht? Alles, Leben.

Jetzt stelle ich mir vor, ich bin heimlich in einem Haus, das mir nicht gehört, und auf einmal geht das Licht an. Ich werde als Einbrecher ertappt. Habe ich eine andere Reaktion? Jetzt bedeutet Licht: überführt werden.

Was bedeutet das Licht Jesu für dich? Das Licht Jesu ruft auch beide Reaktionen hervor. Für die einen, die Weisen aus dem Morgenland, bedeutet dieses Licht Hoffnung und Leben. Sie folgen dem Licht und finden Jesus. Sie lieben dieses Licht mehr als die Finsternis.

Für andere, zum Beispiel damals den Herodes, bedeutet das gleiche Licht Angst und Erschrecken. Er entscheidet sich für den Kindermord in Bethlehem. Er liebt die Finsternis mehr als das Licht.

Ich frage mich, wie das bei mir aussieht und wie das bei dir aussieht. Fürchtest du die göttliche Gnade oder suchst du diese göttliche Gnade? Ich glaube und hoffe, wir sehnen uns alle danach, dass das Licht Jesu auch noch in die letzten dunklen Bereiche unseres Lebens fällt.

Das ist ja auch bei uns gestandenen Christinnen und Christen so, dass es immer noch manche Bereiche gibt, in denen uns vielleicht ein Bruder anspricht und wir merken, dass etwas nicht in Ordnung ist. Oder eine Schwester weist uns darauf hin, und wir spüren, dass unser Charakter im Argen liegt.

Lassen wir zu, dass das Licht Jesu das aufdeckt? Wie viel Ichbezogenheit, wie viel Krankhaftes gibt es noch in meinem Leben, wie viel Sündhaftes?

Persönliche Herausforderungen und Gottes Führung

Ich erinnere mich noch gut daran, als meine Frau und ich in die Mission gingen. Wir arbeiteten sechs Jahre lang als Dozenten in Mosambik. Gerade waren wir ein paar Tage dort – ich weiß nicht genau, wie deine Erfahrung war –, vielleicht noch nicht einmal drei Wochen. Alles war anders, als wir es uns vorgestellt hatten.

Ich war so verzweifelt. Nach zwölf Jahren Vorbereitung, und nach nur drei Wochen fühlte ich mich so verloren, dass ich eine E-Mail schrieb. An Winrich Schäffburg, der gerade predigte, schrieb ich: „Lieber Winrich, ich muss hier meine Not klagen.“ Heute habe ich diese E-Mail noch einmal gelesen. Es ist mir fast peinlich. Nach nur drei Wochen waren alle großen Vorsätze weg – alle. Wegen meiner Ichbezogenheit fühlte ich mich zurückgesetzt. Ich fühlte mich nicht so, wie ich dachte, dass ich mich als Missionar fühlen sollte.

Das war eine Lernkurve. Gott sei Dank haben wir durchgehalten. Nach sechs Jahren durften wir dann die ersten Früchte sehen, und das war eine wunderbare Erfahrung.

Darum ist Jesus heute noch so aktuell wie damals und zu jeder Zeit. Er sucht dich und mich. Er möchte uns Hoffnung und Licht schenken. Dieser Berufung sollen wir würdig leben. Wenn wir das tun, dann geht die Geschichte, die mit Jesus vor zweitausend Jahren begann, heute mit dir und mir weiter.

 Epheser 1,1-2: So ermahne ich euch nun, ich, der Gefangene in dem Herrn, dass ihr der Berufung würdig lebt, mit der ihr berufen seid.

Ach Herr, das musst du uns selbst schenken, dass wir das verstehen. Du, Herr, musst uns helfen, unserer Berufung würdig zu leben. Amen!

Paulus im Gefängnis – Ein Vorbild für Berufung und Vertrauen

Was für ein Vers! Ihr müsst wissen, wer diesen Brief schreibt: Paulus. Das wisst ihr, aber von wo er den Brief schreibt, nämlich aus dem Gefängnis. Wenn man das zusammennimmt, sieht man: Da ist einer im Knast – bei Paulus war das ja eine Art Regelzustand – und dieser jemand hat die Stirn, uns zu ermahnen. Sollte er nicht lieber einen Bittbrief schreiben: „Tut was für mich, ich muss hier raus“?

Paulus, du bist in Ketten und willst uns etwas erklären. Was hast du uns denn zu sagen? Ist das, was Paulus uns hier gibt, nicht eigentlich ein Ratschlag aus unberufenem Munde? Gerade nicht, auf gar keinen Fall!

Wo scheint denn das Licht? Wo scheint heute in Deutschland das Licht des Evangeliums? Das wissen wir von der Taschenlampe: Das Licht scheint in der Nacht. Darum kann Paulus gerade im Gefängnis von dem Licht Jesu sprechen.

Deshalb haben wir unten im Messebereich so einen kleinen Käfig aufgestellt, weil wir das deutlich machen wollen: Gefangene Christen im Gefängnis erfahren Christus, der ihnen hilft. Und wenn Christus im Gefängnis helfen kann, dann kann er dir auch im Büro helfen.

Darum ist Paulus kein unberufener Mund, sondern einer, der erfährt, wovon er spricht.

Drei Überlegungen zu unserem Text:

Der erste Gedanke: Wozu bin ich berufen?

Drei Überlegungen zur Berufung

1. Wozu bin ich berufen?

Paulus beginnt seinen Vers mit den Worten: „Ich bin ein Gefangener in dem Herrn.“ Für Paulus ist es wichtig, „in dem Herrn“ zu sein. Und das ist auch für uns die alles entscheidende Frage. In dem Herrn – also in Jesus Christus – bist du geborgen. Du bist bei ihm, dazu bist du berufen. Das ist deine Berufung.

Ihr Lieben, ich bin Leiter eines Hilfswerks, das verfolgten Christen hilft. Was mich immer wieder beeindruckt, ist, dass diese Christen in Ländern wie Nordkorea, China, Iran und anderen Orten oft gezwungen sind, ihren Glauben ohne Netz und doppelten Boden zu leben, ohne zusätzliche Absicherung. Ich habe diese Christen immer wieder gefragt: „Was können wir für euch tun?“

Was mich so oft überrascht hat, war die Antwort, die ich mehr als einmal bekommen habe: „Gib dein Leben ganz Jesus hin.“ Da fasse ich mich an den Kopf und denke: „Mensch, ich wollte euch irgendwie mit Projekten helfen.“ Aber die Antwort lautet: „Gib dein Leben ganz Jesus hin.“ Warum sagt mir das ein bedrängter Christ? Warum will er mir das als seine Botschaft mitgeben?

Weil die verfolgten Christen durch ihre äußere Not verstanden haben, dass nichts anderes in dieser Welt zählt, nichts anderes Bestand hat. Das Entscheidende ist, dass dein Leben in der Hand Jesu geborgen ist, wenn wir nur ihn haben. Das ist das Wichtigste. Darum sagt Paulus hier „in dem Herrn“. Und das muss jetzt praktisch werden, bei mir und auch bei dir. Ganz praktisch: Hast du diesen Ruf Jesu über dein Leben gehört und bist du ihm gefolgt? Wenn nicht, dann ist es jetzt das Entscheidende, festzumachen: „Herr, mein Leben soll dir gehören.“

Jesus benutzt Bilder wie die von der kostbaren Perle oder dem Schatz, für den jemand alles zurücklässt, um ihn zu besitzen. Genau so machen es die verfolgten Christen. Wir in Deutschland denken oft, dass wir Jesus nachfolgen können, ohne alles zurückzulassen. Und scheinbar funktioniert das. Aber deshalb ist unser Leben als Christen oft so lau. Die verfolgte Gemeinde ruft uns freie Gemeinden zu: „Gebt euch ganz Jesus hin, euer ganzes Leben, mit allem, was dazugehört.“ Billige Nachfolge gibt es nicht, auch in Deutschland nicht.

Das ist ärgerlich, und manchmal ärgert es mich. Ich möchte gern nachfolgen, aber doch nicht so extrem. Aber so sieht es Jesus. Und so sagt es uns die verfolgte Gemeinde: Du kannst keine faulen Kompromisse eingehen – entweder die Welt oder Jesus.

Verfolgte Christen sagen uns das nicht nur, sie sind sogar bereit, für diesen Glauben zu sterben. So wie jetzt wieder, als wir den ersten Weihnachtstag gefeiert haben: Fünf Christen in Nordnigeria wurden getötet. Und am letzten Sonntag, gerade eine Woche her, wurden in Nordnigeria 15 oder 16 Christen brutal umgebracht. Das halten wir kaum aus. Da wollen wir etwas tun, da müssen wir an die Regierenden schreiben, da muss man etwas bewegen.

Wenn wir zu sehr in dieser Richtung denken, verpassen wir das eigentlich Entscheidende: Dass wir hier Christen haben, die dir und mir zunächst einmal ein Vorbild geben – Jesus über alles zu haben. Haben wir das auch verstanden? So möchte Jesus, dass wir unseren Glauben leben.

Lieber Freund, willst du das tun? Alle Vorbehalte fallen lassen, nicht sagen: „Herr, diese siebzehn Bereiche darfst du haben, aber die drei, da geh bitte nicht ran, da rühr bitte nicht dran.“ Jesus will dich ganz. Das ist deine Berufung. Heute auch auf der Jumiko: „Herr, nimm mein Leben ganz, was auch immer es kostet, es gehört dir.“

Wer so seine Berufung in Jesus findet – und das ist das Entscheidende – dem gibt Jesus auch die Platzanweisung. Wir sind ja hier bei der Jumiko, und viele suchen: Was ist meine konkrete Berufung jetzt? Wenn du das eine geklärt hast, gibt Jesus dir auch deine Platzanweisung.

Wir arbeiten mit einer Frau in Ägypten zusammen, die aus guten Verhältnissen stammt, Dozentin an einer Universität ist. Sie hat ganz offen gebetet – manchmal ist es riskant, wenn wir so von der Leber weg beten: „Herr, was ist deine Berufung?“ Und Jesus hat ihr gesagt: „Geh zu den Ärmsten der Armen, das ist meine Berufung für dich.“

Sie dachte: „Ja, aber das kann ich gar nicht, das ist so schwierig.“ Doch der Herr sagte: „Das ist deine Berufung.“ Sie hat all ihre Karriere und ihre Position zur Seite gelegt und diese Berufung angenommen. Heute nennen manche sie die Mutter Teresa von Kairo. Sie hilft Zehntausenden von Kindern.

Aber das geht immer durch diesen Kampf, immer durch diesen Zerbruch. Wenn Gott, wenn Jesus dich ruft, kommst du in eine Krise, in der sich entscheidet: Willst du nur deinen eigenen Vorstellungen folgen, oder darf er dich führen? Bete auf dieser Jumiko, dass Jesus dir auch konkret deine Platzanweisung im Dienst in seinem Reich zeigen möge.

Ein zweiter Gedanke zu unserem Text: Vertrau dich dem großen Plan Gottes an.

2. Vertrau dich dem grossen Plan Gottes an

Denn es ist der allmächtige Gott, der dich ruft. Wohl dem, sagt der Psalm, wohl dem, der sich bei Gott birgt.

Jetzt möchte ich euch mitnehmen auf eine Reise – eine Reise vielleicht so gen Süden, ein bisschen zweitausend Jahre zurück in der Zeit, eine Reise nach Rom. Das Rom vor zweitausend Jahren war die Stadt der Christenverfolgung, mit einer korrupten Regierung, Not und Leid. Und mitten in dieser Metropole war unser Paulus als Gefangener.

Wie kam es dazu? Paulus, was hast du gemacht? Paulus hatte gepredigt, und seine Predigt hatte zu Unruhen geführt. Er wurde angeklagt, Hochverrat begangen zu haben. Er war in Jerusalem, dort wurde er verhaftet, kam nach Caesarea und war zwei Jahre dort in Gefangenschaft. Dann wurde er nach Rom gebracht. Unterwegs hatte er auch noch Schiffbruch erlitten – ihr kennt die Geschichte.

Jetzt war er im Hausarrest, in Ketten, so schreibt er, und schreibt einen Brief. Wenn das deine Situation wäre, wenn das meine Situation wäre, was hätte ich geschrieben? Was hättest du geschrieben? Was hätte Paulus schreiben können? „Tut was, macht was, ich versauere hier, ich hatte so große Pläne!“ Er hatte ja schon einen Römerbrief geschrieben, um alles vorzubereiten, und jetzt ist er hier im Hausarrest. „Gott, warum?“

Und was schreibt Paulus? Er schreibt von Hoffnung und von Licht. Wie kann er das machen? Weil er versteht, dass das Licht der Hoffnung in der Finsternis und in der Not unserer Bezüge tagtäglich scheint – auch in deiner Not, auch in deinen Schwierigkeiten.

Das war doch das Weihnachtsevangelium: Das Volk, das im finsteren Wandel lebt, sieht ein helles Licht, und denen, die im finsteren Land sind, scheint es hell. Und das dürfen wir für uns ganz persönlich ergreifen. So macht es Paulus: Er greift danach.

Und auf einmal – er ist ja immer noch im Gefängnis – weitet sich sein Blick. Auf einmal sieht er über den Hausarrest, über die Fesseln, über die Not, über diese Beschränkung hinaus. Er sieht nicht mehr diese Schwierigkeiten, sondern er sieht auf Jesus.

Und das ist auch für uns gut. In all den Problemen, in denen wir stehen, sollten wir diesen Blick wiederfinden. Sozusagen „rauszoomen“ und unseren Blick neu auf Jesus einstellen.

In dem Moment, in dem Paulus das tut, überschlägt er sich fast in seinen Worten. Nur ein paar Beispiele: Im ersten Kapitel, Vers vier, da spricht Paulus – immer noch im Gefängnis – davon, dass Gott uns erwählt hat, bevor überhaupt der Welt Grund gelegt war.

Mensch, Gott ist in Kontrolle, Gott hält die Fäden in seiner Hand. In Kapitel 1, Vers 5 sagt Paulus, Gott hat uns berufen, seine Kinder zu sein. Und dann sagt Paulus: Das bedeutet doch, dass wir Erben sind all dessen, was dem Vater gehört. Uns gehört alles, wenn wir Gottes Kinder sind.

Und dann, in Vers 7, sagt er, dass Christus gesandt wurde, um unsere Schuld zu sühnen, um uns frei zu machen. Er hat uns mit dem Heiligen Geist versiegelt (1,13) und in 2,7 hat er uns – dir und mir, genauso wie Paulus – eine Ewigkeit verheißen.

Das ist der weite Blick, den Paulus auf einmal in seinem Hausarrest hat. Und das ist der weite Blick, den Christen auch in Nordkorea im Arbeitslager haben. Ich habe jetzt einen Christen getroffen, dessen ganze Familie – die Eltern – im Arbeitslager in Nordkorea sind. So etwas habe ich überhaupt noch nicht erlebt. Das sind alte Eltern, und der Mann sagt: „Bitte betet für meine Eltern!“

Ich habe gedacht: Was sollen wir denn jetzt beten? Und er hat gesagt: „Betet dafür, dass sie ihren Dienst dort im Lager treu vollenden dürfen.“ Was für eine Hingabe! Jesus über alles.

Und dann sagt Paulus in Vers 12, Kapitel 1: „Damit wir etwas sein dürfen zum Lobe seiner Herrlichkeit.“ Mit anderen Worten: Der christliche Glaube, die christliche Hoffnung ist mehr als alles, was diese Welt zu bieten hat. Weiß ich das auch? Weißt du das? Verstehst du das?

Jetzt lass doch diese überwältigende Weite Jesu und seiner Verheißung in die notvolle Enge deiner täglichen kleinen und großen Schwierigkeiten hinein – gerade so wie Paulus. Er greift danach, und so wird es in seinem Gefängnis Licht.

Da möchte ich beten: Herr, schenk mir das auch, mach auch meinen Blick weit! Oh Mann, da habe ich so ein wunderbares Verheißungswort und bleibe bei den ersten drei Worten kleben: „Lass dir nicht grauen!“ Es geht ja noch weiter: „Denn der Herr, dein Gott, ist mit dir in allem, was du tun wirst.“

Gott meint es doch gut mit uns, aber manchmal führt er uns durch diese dunklen Täler, und auch das dient letztlich zum Lobe seiner Herrlichkeit. Das alles sieht Paulus im Gefängnis.

Keine Gedanken von Theologen, keine hohe Theorie, die man studieren kann, sondern praktisch erlebt: Vertraue dich dem großen Plan Gottes an, in dem Herrn. Das ist ja ein Geheimnis. Da könnte man jetzt eine halbe Stunde darüber nachdenken.

Paulus sagt: „Ich bin ein Gefangener in dem Herrn.“ Jetzt übertrage das mal auf deine Situation, auf meine Situation: Ich stecke in diesen Schwierigkeiten nicht alleine, sondern auch in dem Herrn. Die Eheprobleme, die ich habe, habe ich auch in dem Herrn, denn ich habe die Ehe in dem Herrn begonnen.

Und das, was am Arbeitsplatz so schwierig ist, ist auch in dem Herrn, weil mein ganzes Leben in dem Herrn ist. So sieht Paulus das. Und so sollst du, so darf ich das auch sehen. Das möchte Paulus uns sagen.

Und jetzt noch ein letzter Gedanke: Lebe deiner Berufung würdig.

3. Lebe deiner Berufung würdig

Was meint das? „Würdig“ ist ja ein etwas schwieriges Wort. Wir sind ja gar nicht so würdig. Paulus sagt das im Römerbrief ganz klar: Wir mangeln alle des Ruhmes, der Herrlichkeit, der Würde. Das fehlt uns, sagt Paulus.

Das fehlt uns, weil wir Sünder sind. Doch derselbe Paulus sagt auch, dass Jesus Christus sich für dich und mich dahingegeben hat, damit er uns diese Würde zurückgibt – durch seinen Tod und seine Auferstehung schenkt er uns neues Leben.

Jetzt sagt Paulus: Weil Jesus das für dich und mich getan hat, dürfen wir auch entsprechend leben. So wie wir es vielleicht in einem Weihnachtslied von Paul Gerhard singen: „Fröhlich soll mein Herze springen.“ Was euch quält, was euch fehlt, ich bring alles wieder – das tut Jesus.

Darum geht es auch in diesem Text: Jesus möchte das auch in deinem Leben tun und in meinem Leben. Über Berufung haben wir gerade gesprochen. Die erste Berufung ist: Wir brauchen Jesus. Und wenn wir Jesus haben, dann bekommen wir auch unsere Platzanweisung.

Der zweite Gedanke: Das war Gottes Heilsplan. Wir dürfen uns in diesem Plan Gottes bergen. Nun geht es darum zu verstehen, dass wir unserer Berufung würdig leben. Diese Würde schenkt Jesus; wir bringen sie nicht mit. Jesus gibt uns das, was wir nicht haben. Und jetzt dürfen wir dementsprechend leben.

Wieder ist Paulus uns ein Vorbild. Paulus hat den Epheserbrief nicht erst in Kapitel 4, Vers 1 begonnen, sondern schon drei Kapitel vorher geschrieben. In diesen drei Kapiteln beschreibt er, was Gott für ihn, für dich und für mich getan hat.

Ab Kapitel 4, Vers 1, ist eine Art Scharnier. Dort sagt Paulus, wie das praktisch aussieht, wie das praktisch gelebt wird. Paulus ist gefesselt von Jesus, fasziniert von ihm, und jetzt möchte er mit Jesus leben. Die Kapitel ab 4 bringen die praktische Umsetzung.

Paulus sagt: Die praktische Umsetzung passiert im Alltag, in Ketten, in Schwierigkeiten, in Beschränkungen. Es gibt keine „Jumiko“ – keinen einfachen Weg, um unsere Traumberufung zu finden. Es fängt immer da an, wo du gerade stehst.

Das ist erstaunlich. Paulus, meinst du das ernst mit der Würde und so weiter? Du mit deinen Ketten, die wir eben schon erwähnt haben. Dir sind doch alle Möglichkeiten aus den Händen geschlagen. Was willst du jetzt für Jesus tun? Wie willst du jetzt für Jesus würdig leben?

Paulus sagt: Gerade so, indem ich diese Situation, die ich mir nie selbst ausgesucht hätte, aus Jesu Hand annehme. Und genau so musst du das auch machen – ich auch. In den schwierigen Alltagsumständen, in denen wir stehen.

Denn alles, sagt Paulus, das ganze Universum ist eingeschlossen in den Ratschluss Gottes – auch das Leben des Paulus, auch im Gefängnis. Der Schöpfer und Herr des Universums hält Paulus, und nun will Paulus diesem Gott keine Schande machen.

So nimmt Paulus sein schweres Lebensschicksal an. Er ist mir ein Vorbild. Das ist wirklich das, was ich von den verfolgten Christen lerne. Sie sind mir ein Vorbild. Aufbegehren kann man immer, und vielleicht tun wir das in Deutschland gern und ständig.

Doch die schwierige Platzanweisung von Gott anzunehmen und zu sagen: „Hier unter diesen schwierigen Umständen möchte ich mich als würdig erweisen“ – da ist Paulus ein Vorbild. Das möchte ich auch lernen, zusammen mit dir.

Das können wir von Paulus lernen: Über all den notvollen Dingen des Alltags Jesus Christus zu sehen als den Sieger, als den Herrn. In diesem Vertrauen lebt Paulus geborgen – sogar mit Ketten. Er trägt seine Ketten mit Würde.

Trägst du auch die schwierigen Alltagsumstände in deinem Leben mit Würde?

Lernen von verfolgten Christen

Was können wir von verfolgten Christen lernen? Viel, vor allem, wie sie ihre schwierigen Lebensumstände tragen und wie Gott sie gerade darin gebraucht.

Ich habe einen Christen in einem kleinen Land in Südostasien getroffen. Er ist mit mir ein wenig herumgefahren und hat mir ein Gelände gezeigt. Er sagte: „Das ist das Gelände, wo ich mehrere Monate im Gefängnis war.“ Als er freigelassen wurde, haben die Leute ihm gesagt: „Du darfst jetzt nie wieder im Namen Jesu predigen.“ Er antwortete: „Na gut, mal sehen.“ Dann haben sie ihn freigelassen.

Ich fragte ihn: „Was machst du denn jetzt?“ Er sagte: „Predigen weiß ich nicht. Was ich jetzt mache, ist, dass ich eine DVD habe. Auf dieser DVD sind Glaubenszeugnisse, so ähnlich wie das, was wir von Elisabeth gehört haben: Zeugnisse von Menschen, die von einer anderen Religion Jesus Christus als ihren Herrn und Heiland gefunden haben.“ In seinem Land ist diese andere Religion der Islam.

Diese Glaubenszeugnisse hat er aufgenommen, und sie sind auf der DVD. Diese DVD kopiert er jetzt. Was macht er mit den DVDs? Das sind sozusagen Traktate, die er verteilt – natürlich an Muslime in seinem Land. Er war ja schon im Gefängnis. Da habe ich die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen und gesagt: „Lieber Mann, das kannst du doch nicht machen, das ist doch gefährlich!“

Dann hat er sich sofort bei mir entschuldigt und gesagt: „Manfred, es tut mir leid, ich habe vergessen, dir das Wichtigste zu erzählen.“ Ich habe aufgeatmet und war ganz gespannt: „Was ist das Wichtigste?“

Er sagte: „Natürlich bete ich, bevor ich die DVD verteile.“ Kein Wunder, dass die Gemeinde in diesem kleinen südostasiatischen Land wächst. Das ist das, was ich vorhin meinte: so eine Art Glaube ohne Netz und doppelten Boden. Wann haben wir zuletzt so im Gebet Dinge gewagt mit Jesus?

Das sind die Vorbilder, die wir brauchen. Mein Gebet ist immer, wenn ich in Gemeinden unterwegs bin, dass so ein bisschen der Funke überspringt – dass wir uns in Deutschland aus unserer schläfrigen Christlichkeit aufrütteln lassen. Jesus möchte doch, dass wir auch Großes mit ihm wagen und mit ihm erleben.

Ich habe einen jungen Mann getroffen, der in einer Bibelschulklasse saß. Das war in einem großen Land in Südostasien, Indonesien, dem bevölkerungsreichsten muslimischen Land. Er saß in der ersten Reihe mit einem blau-weißen T-Shirt und studierte dort Bibelschule.

Er erzählte mir seine Geschichte. Er sagte: „Ich komme aus einer muslimischen Familie.“ Ich antwortete: „Das ist interessant, erzähl mal.“

Er berichtete: „Ich war neugierig. Einmal habe ich auf dem Markt Bücher gesehen: eine Bibel und ein hinduistisches Buch. Die habe ich mir besorgt. Mit den Büchern bin ich nach Hause gegangen und habe zu meinem Vater gesagt: ‚Schau mal, ich habe hier etwas gefunden, interessant, nicht wahr? Ich will mal sehen, was die anderen glauben.‘“

Dann wollte sein eigener Vater ihn im Affekt töten, weil er so aufgebracht war, dass er diese Bibel und das hinduistische Buch mitgebracht hatte – der eigene Vater. Der Sohn geriet natürlich in Panik, rannte aus dem Haus und griff während des Laufens wahllos nach einem der Bücher, die er gerade dem Vater gezeigt hatte. Er rannte um sein Leben, bis er nicht mehr konnte.

Als er völlig erschöpft war, sah er irgendwo eine Bank. Dort setzte er sich, war so müde und schlief die Nacht ein. Am nächsten Morgen kamen Leute vorbei, weckten ihn auf und fragten: „Was machst du denn hier?“ Er war ganz peinlich berührt und sagte: „Ich bin von zu Hause weggelaufen.“

Die Leute fragten: „Was ist das für ein Buch?“ Er antwortete: „Ja, Bibel wahrscheinlich.“ „Bist du Christ?“ „Nein, ich bin Muslim.“ „Erzähl mal, warum hast du eine Bibel? Was ist das? Interessiert dich, was da drin steht?“ „Ja, du, dann komm mal mit rein.“

Diese Leute waren auf dem Weg zur Kirche. Die Bank stand vor dem Gelände einer Kirche, erzählte er mir. So kam er in dieser Gemeinde zum Glauben. Eine tolle Geschichte.

Ich sprach mit ihm und fragte: „Du bist jetzt hier in der Bibelschule, warum möchtest du dich ausbilden lassen?“ Er antwortete: „Ich möchte Prediger werden, Evangelist. Ich habe den Wunsch, mit dem Evangelium in mein Dorf zu meiner Familie zu gehen. Ich möchte ihnen den Weg zum Heil zeigen.“ Der Vater, der ihn töten wollte.

Jetzt wollen wir gar nicht über unsere Probleme sprechen, die man manchmal bei Erbstreitigkeiten hat. Aber wie schwer fällt es uns, über unseren Schatten zu springen! Im Glauben etwas zu wagen heißt auch, Verletzungen hinter sich zu lassen. Was kann schlimmer sein, als wenn der eigene Vater einen töten will?

Und trotzdem diese brennende Liebe zu haben, dass andere auch von Jesus hören, und den Mut, betend mutig anderen von Jesus zu erzählen.

Was können wir von verfolgten Christen lernen? Sie sind uns Vorbilder.

Ich habe ein junges Mädchen oder eine junge Frau getroffen in Nordnigeria. Weltweit werden viele Christen verfolgt. In Ländern ohne Religionsfreiheit leben vielleicht 200 Millionen oder mehr Christen. Das sind 64 Länder, und in einigen Ländern ist es besonders schwierig. Nordnigeria ist eines davon.

Dort kommt es immer wieder zu Übergriffen, und in vielen der nördlichen Bundesstaaten gilt das Scharia-Gesetz. Christen werden dort bedrängt und verfolgt.

Mitten in diesem Leid ist dieses eine junge Mädchen. Sie liest immer in der Bibel. Das Tolle daran hat mich umgehauen: Sie hat eine Gruppe von anderen Leuten gefunden, auch Jugendliche, und erzählt ihnen immer das, was sie gerade erst neu von Jesus gelernt hat. So eine Art Laien-Bibelkreis oder wie man das nennen möchte.

Da habe ich mich gefragt: Wenn das bei mir so wäre, wenn das bei dir so wäre – stellt euch mal vor, wir kommen am Sonntag aus der Kirche, unser Pastor hat vielleicht über die Geschichte vom verlorenen Sohn gepredigt. Am Montag sind wir wieder in der Vorlesung oder in der Schule oder im Büro und sagen: „Mensch, hört mal zu, ich habe da am Sonntag eine Geschichte gehört. Da war ein Sohn, der hat alles verprasst, und der Vater ist ihm nachgegangen, hat ihn zurückgeholt. Und dann sagt die Bibel: Gerade so ist es mit Gott, der sucht uns, der liebt uns, der will uns beschenken. Wäre das nicht was für dich?“

So hat sie einen Kreis von Leuten, die keine Christen sind, sondern Muslime. Sie erklärt ihnen ein bisschen, was sie von Jesus gelernt hat. Sie ist gerade selbst erst Christ geworden.

Ich wünsche mir, dass da der Funke überspringt. Wie schön wäre das in unseren Kreisen und Gemeinden, wenn wir unseren Glauben so leben würden!

Wir haben doch etwas weiterzugeben. Uns ist etwas anvertraut worden: das Evangelium von Jesus Christus.

Zeugnisse von Glauben und Verfolgung

Was können wir von verfolgten Christen lernen?

Ich habe einen Mann in Indien getroffen. Das war in einem Gebiet, etwa eineinhalb Flugstunden von Kalkutta entfernt, wo früher Mutter Teresa wirkte. Dort gab es schlimme Übergriffe auf Christen, die man sich kaum vorstellen kann. Rund 50 Christen waren auf der Flucht. Im Jahr 2007 erreichte die Verfolgung einen Höhepunkt. Sechstausend oder mehr christliche Familien verloren ihre Häuser, die zerstört wurden. Hunderte von Kirchen wurden ebenfalls zerstört.

Ich habe eine dieser zerstörten Kirchen gesehen. Der Mann, ein Diakon, stand in seiner kleinen, zerstörten Kapelle. An der Wand vorne war etwas auf Hindi geschrieben. Ich fragte ihn, was dort steht. Er erklärte es mir auf Englisch und sagte: „Da steht: Jesus Christus spricht: Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.“ Dann las er weiter: „Niemand kommt zum Vater denn durch mich“ – und schluchzte dabei.

Ich fragte ihn: „Lieber Bruder, warum weinst du jetzt? Kommt das alles wieder über dich – diese Verfolgung, diese Angst?“ Diese Ereignisse lagen nur wenige Tage zurück. Er antwortete: „Nein, ich weine wegen dieses Bibelwortes.“ Ich sagte, dass ich das nicht verstehe. Dann erklärte er: „Pass mal auf, mein leiblicher Bruder hat diese Kapelle zerstört. Mein leiblicher Bruder wollte mich töten. Da kann man weinen.“

Ich dachte, das sei der Grund für seine Tränen. Doch er sagte: „Nein, nicht so meine ich das. Mein leiblicher Bruder kommt auch nicht zum Vater, wenn er Jesus nicht kennt. Wenn doch nur mein Bruder diesen Jesus als Weg, Leben und Wahrheit erkennen würde.“ Da wusste ich nichts mehr zu sagen.

Manchmal rege ich mich über kleine Dinge auf, wenn mir jemand krummkommt. Vielleicht kennst du das auch. Dann kann ich mich kaum wieder beruhigen, weil ich so wütend bin. Doch dieser Mann lässt all das hinter sich – was sein Bruder ihm angetan hat und noch mehr antun wollte. Jetzt sorgt er sich nur um das Seelenheil seines Bruders.

Ich stelle mir vor, wir würden ab jetzt so leben – in unserem SMD-Kreis, Hauskreis, in unserer Frauengruppe, Jugendgruppe, Schülerbibelkreis, Gemeinde oder Arbeitsstelle. Meint ihr nicht, dass unser Christsein dann auch wieder mehr Salz und Licht in unserem Umfeld wäre?

Darum sind verfolgte Christen uns ein Vorbild. Deshalb sagt der Hebräerbrief: „Denkt an die, die verfolgt werden“ – nicht nur, damit wir etwas für sie tun, sondern damit wir daran denken, weil wir Vorbilder haben, denen wir jetzt nachahmen dürfen.

Deutschland braucht solche Christen, die mutig sind und sich ganz Jesus hingeben.

Gehorsam und Zeugnis trotz Leid

Auch dein Leben soll ein gesegnetes Leben sein. Manchmal kommen Leute und sagen: „Amateurium, das ist so schrecklich, da sterben ja Menschen.“ Doch das Entscheidende, Amateurium, ist nicht der Tod. Märtyrer bedeutet Zeuge. Entscheidend ist der Gehorsam. Der Tod ist das, was einigen Christen wegen dieses Gehorsams zustößt.

Bist du gehorsam? Ich frage mich, Manfred, bin ich gehorsam? Bin ich gehorsam? Jesus sucht Menschen, die ihren Willen ihm unterordnen. Diese möchte er segnen und zum Segen machen. Auch das Leid und die Schwierigkeiten in deinem Leben sind dann nicht vergeblich. In Gottes Plan hat all das seine Einordnung.

Darüber hinaus – das haben wir im Zeugnis von Jassim mit Zacharias gehört – und wenn es 25 Jahre dauert, sind alle Probleme und Nöte bei Gott schon gelöst und haben ihren Platz. Manchmal dürfen wir das sehen. Preist den Herrn, wenn uns das geschenkt wird! Oft dürfen wir das nicht sehen, aber wir wissen: Jesus Christus hat den Sieg. Das ist die große Perspektive, die Paulus vor Augen hat und die er proklamiert.

Jetzt schließt sich der Kreis: Wegen dieses Bekenntnisses ist Paulus überhaupt in Rom in Ketten und schreibt uns den Epheserbrief. Das war damals nicht populär – und heute auch nicht. Wenn wir denken, dass wir mit dem Evangelium die große Nummer landen, muss ich euch enttäuschen. So ist das Evangelium: Den Griechen ist es eine Torheit, den Juden, so sagt Paulus, ein Ärgernis.

Aber uns, die wir zu Jesus Christus gehören, sagt Paulus, ist es eine Gotteskraft. Eine Kraft, die sich in deinem Leben entfalten möchte – gerade da, wo wir in unseren Begrenzungen stecken, gerade da, wo wir leiden. Denn es überwindet all das, wie wir in dem Zeugnis aus dem Sudan gehört haben.

Meine Frage an dich heute Nachmittag: Nimmst du den Sieg Jesu auch für dich in Anspruch? Gibst du Zeugnis davon, was Jesus in deinem Leben tut? Paulus tut das, und darum ist er in Ketten. Paulus sagt: Wenn wir das auch tun, dann leben wir unsere Berufung würdig – auch angesichts des Widerspruchs um Jesu Willen.

Würdig – da denkt man vielleicht auch an Schuld und Sünde. Aber ich möchte das mal anders betrachten. Wer verstanden hat, worum es hier wirklich geht, wer verstanden hat, was das Evangelium bedeutet und welche Beschränkungen es überwinden kann, der möchte doch – ich möchte das, ich sehne mich danach, ganz persönlich – der möchte doch entsprechend diesem Evangelium und dieser Berufung würdig leben.

Wir wollen uns doch gar nicht in Kleinkram wie Kränkung, Sünde und Ichbezogenheit verstricken, oder willst du das? Da sind wir doch gar nicht wirklich glücklich, wir leiden doch selbst am meisten. Lass dich von Jesus herausführen.

Die Hirten als Vorbild für Zeugnis und Umkehr

Mir ist das an Heiligabend bei den Hirten besonders aufgefallen. Diese Hirten gehörten nicht gerade zu den wichtigen Persönlichkeiten der Gesellschaft. Dennoch erlebten sie in dieser Nacht ein großes Wunder.

Die Engel erschienen ihnen und überbrachten ihnen die Botschaft vom Jesuskind. Sie sahen das Kind, beteten es an und kehrten dann zurück, um alles zu berichten, was sie gehört und gesehen hatten. Auf diese Weise erwiesen sich die Hirten als würdig.

Uns ist die Botschaft dieses Evangeliums anvertraut. Paulus fordert uns auf, unserer Berufung entsprechend würdig zu leben.

Bist du bereit, dieser Berufung zu folgen? Du bist dazu berufen vom Herrn aller Herren, vom König aller Könige, von Jesus Christus.

Zusammenfassung und Gebet zum Abschluss

Ich möchte schließen mit einer kurzen Zusammenfassung.

Wir haben am Anfang gefragt: Wo scheint eigentlich das Licht? Paulus, bist du nicht ein Unberufener, du mit deinen Ketten? Das Licht scheint in der Finsternis, auch in der Finsternis deiner Not und Hoffnungslosigkeit. Du darfst Jesus auch heute Nachmittag deine Not sagen, deine Angst, deine Zweifel und deine Sorgen.

Was ist deine Berufung, haben wir gefragt. Die erste Berufung für uns alle ist Jesus Christus. Das lernen wir von der verfolgten Gemeinde. Paulus sagt: Ketten ja, aber in dem Herrn. Bist du in dem Herrn? Wenn du nicht in diesem Herrn bist, dann hat alles andere mit Jumiko auch nicht viel Sinn.

Und wenn du diesen Herrn hast – oder besser noch, wenn er dich hat – dann zeigt er dir auch ganz konkret deine Platzanweisung. Vertraue dich dem großen Plan Gottes an, haben wir gesagt. Er kann es. Er hat den Weg aller Wege, an Mitteln fehlt es ihm nicht. Vertraue dich ihm an! Er möchte dich halten in seiner Hand, so wie das einige von uns früher vielleicht im Kindergottesdienst gesungen haben: Er hält die große, weite Welt, auch dich und mich, in seiner Hand.

Dann haben wir gesagt, oder Paulus sagt: Wandle deiner Berufung würdig, nicht aus eigener Kraft, denn dann wird es falsch, sondern in ihm, in dem Herrn. Lebt als Kinder des Lichts in der Kraft des Heiligen Geistes.

Jetzt möchte ich dich bitten, das heute Nachmittag einmal ganz persönlich zu prüfen: Was bedeutet das für dich? Was musst du in deinem Leben vielleicht auch ändern, wenn du so leben möchtest, wie es deiner Berufung entspricht? Lebe deiner Berufung würdig!

Wir kommen von Weihnachten her. Die Hirten wurden ganz umgekrempelt, und sie kehrten um. Auch wir müssen von der Jumiko umkehren in unseren Alltag, der ist vielleicht schwierig. Aber das Schöne an unserem Glauben ist: Jesus Christus ist der gleiche – nicht nur gestern, heute und in Ewigkeit, sondern auch hier auf der Jumiko und da, wo der Alltag dich wieder hat.

Und da, wo der Alltag dich wieder hat, da darfst du Zeugnis geben von dem, was du gesehen und gehört hast. Im Alltag bewährt sich, was wir gehört und gesehen haben. Lebt eure Berufung würdig!

Was soll ich sagen? Los geht’s! Der Herr sei mit euch und segne euch. Ich möchte noch kurz beten:

Herr, wir fragen uns das immer wieder: Wozu sind wir berufen? Was ist dein Auftrag für uns? Du hast eine Platzanweisung, Jesus, dafür danken wir dir. Die Platzanweisung ist an deiner Seite. Halt uns immer nahe bei dir, Herr, wir wollen dir ganz gehören.

Aber wir brauchen auch konkret, dass du uns immer wieder sagst, wo du uns haben möchtest – auch im beruflichen Bereich, vielleicht auf dem Missionsfeld. Herr, eröffne uns die Augen und mach uns sensibel, auch an so einem Tag wie heute, deine Stimme zu hören und den Weg zu finden, den du uns führen möchtest.

Herr, wir danken dir, dass wir uns bei dir bergen dürfen. Wir müssen die Dinge nicht lösen, Herr, wir dürfen zu dir kommen, so wie wir sind. Und dann dürfen wir sagen: Herr, jetzt machst du auch aus unserem Leben etwas zum Lobe deiner Herrlichkeit. Du bist der Sieger, dafür preisen wir dich.

Und auch das Letzte wollen wir bitten: Herr, lass uns lernen, unsere Berufung würdig zu leben. Da ist auch Schuld, Herr, in unserem Leben, auch in meinem Leben. Und da wollen wir dich um Vergebung bitten. Danke, Herr Jesus, dass du dich als Opfer am Kreuz gegeben hast und uns selbst unsere verlorene Würde zurückgegeben hast.

Und jetzt wollen wir entsprechend leben, nicht aus eigener Kraft, sondern in der Kraft deines Heiligen Geistes. Und jetzt wollen wir es so machen wie die Hirten: Wir wollen es nicht für uns behalten, sondern davon weitersagen – in deiner Kraft, weil du lebst.

Amen.