Die geistliche Bedeutung von Städten und Gemeinden
Wir möchten einige Minuten nutzen, um in unserem Dienst darüber zu sprechen, wie wir eigentlich unser Volk, unser Land, unsere Gegend und unsere Stadt sehen – insbesondere als solche, die in der Gemeindegründung tätig sind.
Wir wissen, dass wir in der Bibel immer wieder den Auftrag finden, der in der geistlichen Arbeit gegeben ist. Dabei gibt es zahlreiche Bibelstellen, die uns Orte und Ortschaften nahebringen, sodass wir sie gut verstehen können. Es geht dabei um Städte und Gemeinden.
Ich denke zum Beispiel an Matthäus 11,20-24. Dort spricht Jesus von den Städten Korazin, Bethsaida und Kapernaum. Er sagt, wenn in diesen Städten so viele Zeugnisse und Wunder geschehen wären wie in Sodom und Gomorra, dann hätten sich die Menschen wahrscheinlich umgekehrt. Sodom würde dann weniger hart bestraft als diese Städte. Jesus kannte also einen Ort, eine Stadt – denn er ist Gott, wir sind es nicht. Er sah, was auf geistlicher Ebene in einer Stadt geschah.
Wir haben oft Schwierigkeiten, das zu erkennen. Jesus wusste auch, wie er für eine Stadt beten konnte und was die Not dieser Stadt war. Er hat über Jerusalem geweint, weil er die Stadt sowohl in der Vergangenheit als auch in der Zukunft gesehen hat. Rückblickend und vorausschauend gab es vieles, das ihm Mühe bereitete und weswegen er um Jerusalem weinte. Das ist Jesus.
In Offenbarung 2,13 wird über eine Gemeinde geschrieben, die in Pergamon lebt: „Ich weiß, dass du in einer Stadt wohnst, die vom Satan regiert und beherrscht wird. Trotzdem bekennst du dich treu zu mir und hast deinen Glauben nicht widerrufen.“ Manchmal wird das auch so übersetzt, dass dort, wo Satan seinen Thron hat, diese Stadt ist.
Es ist interessant, wie Jesus selbst den Blick für die geistliche Situation in Pergamon öffnet. Dort gibt es einen Thron Satans. In dieser Stadt herrschte Verfolgung, und trotz dieser Verfolgung sind die Gläubigen treu geblieben.
Gottes Sorge um Städte und das Gebet für das Land
Schon im Alten Testament sehen wir, wie Gott sich mit Städten und Ländern beschäftigt. In Jeremia 29,7 sagt das Wort: „Du sollst das Gute suchen für die Stadt, in der du in der Gefangenschaft bist“ – oder in der Situation der Stadt, in der Gott dich eingepflanzt hat. Das Gute suchen für die Stadt ist wichtig in unserem Gedankengang. Wir sind an einem Ort, und wir suchen nicht nur das Gute für die Gemeinde Jesu, sondern für die ganze Stadt. Das erscheint mir sehr bedeutend. Später werden wir überlegen, wie wir das tun können.
In Hesekiel 22,30 sucht Gott einen Menschen, der für das Land einsteht. Das finde ich so gewaltig: Dass etwas für ein ganzes Land geschehen kann, wenn ein Mensch einsteht. Diese Dimension scheint mir so unerhört zu sein. Ein Mensch für Deutschland – ja, das macht doch gar nichts aus, ein Mensch für Deutschland, oder? Ein Mensch für Frankreich mit 58 Millionen Menschen – macht das wirklich etwas aus? Und Gott staunt, dass er diesen Menschen nicht hat.
In Jesaja 59,16 sieht Gott gekümmert, dass kein Mensch eingreift in der Notsituation. Da ist nicht nur Gebet, sondern er ist besorgt darum, dass kein Mensch eingreift. Es ist, als würde er sagen, dass das ganze Volk, das an ihn glaubt, nicht aufsteht, um einzugreifen. Kein Mensch ist da.
1. Mose 18,23 kennt dieses Kapitel vom Gebet Abrahams, wo der Freund Gottes für Sodom und Gomorra betet. Das ist mutiges Einstehen und Ausharren. Abraham ging so weit auf den Ast seines Glaubens hinaus, und Gott war dabei und nahm das Gebet ernst.
Dann denken wir natürlich auch an andere, zum Beispiel an Nehemia, Kapitel 1. Er war so gekümmert um Jerusalem. Er war in Susa, also weit entfernt von Jerusalem, etwa tausend Kilometer. Sein Herz war geplagt wegen der Situation in Jerusalem. Er hatte eine gute Arbeitsstelle beim König und hätte dort in Ruhe leben können. Doch sein Herz war beschäftigt mit seiner Stadt.
Sobald die Brüder kamen, musste er sofort fragen: „Wie steht es mit Jerusalem? Wie geht es ihr?“ Und wenn sie erzählten, wie es um Jerusalem stand – du kennst ja Nehemia, der auch darüber gepredigt hat –, dann traf das alles genau sein Herz. Vom Herzen ging es über in seinen Willen, denn das Gefühl allein genügt meist nicht zum Fasten. Dann schlug es über in seinen Willen. Er fastete und betete und brachte die ganze Not vor den Herrn.
Am Schluss seines Gebets sagte er nur: „Ich bin beim König, Herr, ich bin bereit. Ich kann ja nichts machen außer meinen Job beim König weiterführen, aber ich bin bereit.“ Gott öffnete ihm dann Wege. Du kennst die Geschichte. Er betete für Jerusalem, und es war ihm eine Not, diese Stadt so zu sehen.
Die Verantwortung für das ganze Volk und praktische Nächstenliebe
Wir gehören zu einem Volk. Ich bin Franzose und sehr froh darüber, Franzose zu sein. In der Pionierarbeit und Gemeindebauarbeit war es für uns immer eine Last, dass wir nicht nur Seelen um uns herum sehen, sondern ganze Menschen. Nicht einfach nur Seelen, sondern Menschen in ihrer Gesamtheit. Wir sind nicht nur da, um einen Teil der Menschen zu sehen, während der andere Teil als vergänglich betrachtet wird. Der ganze Mensch braucht Jesus.
In der Pionierarbeit waren wir oft auch in der Sozialarbeit tätig. Dabei haben wir Sozialarbeit nie als Priorität gesetzt. Die Bibel sagt jedoch: Wenn du jemanden triffst, der nichts hat, reicht es nicht, ihm nur zu sagen: „Der Herr segne dich, schönen guten Abend“ und ihn dann unter der Brücke frieren zu lassen. Wenn du in deinem Leben auf Menschen in Not triffst, sind diese Menschen auf deinem Weg, weil Gott sie auf diesem Weg hat und weil sie Hilfe brauchen.
Manchmal führen diese Wege zu merkwürdigen Situationen, in denen man nicht immer von allen verstanden wird. Doch das ist nicht wichtig. Wichtig ist, dass du in deiner Stadt so lebst, dass du immer mehr echte Liebe für sie entwickelst.
Ein Winter in unserer Stadt: Es gab eine alte, schlechte und traurige Wohnung, in der sich Gestrandete versammelten, die unter den Brücken lebten. Die Stadt beschloss, diesen Raum zu schließen, weil kein Geld mehr da war, um ihn zu erneuern. Die Betten waren kaputt, der Kochherd ebenfalls. Die Stadt sagte: „Fertig, wir machen zu.“ Das war unser Problem.
Wir gingen mit Brüdern dorthin, strichen die Wohnung neu, putzten und räumten den ganzen Dreck weg. Wir sagten: „Das ist unser Problem, das ist unsere Stadt.“ Der Bürgermeister meinte, vielleicht sei es seine Stadt. Aber für uns ist es unsere Stadt, richtig? Uns gehört die ganze Welt. Wir sind reich, das muss ich nicht jedem sagen.
Ich habe das einmal jemandem gesagt, und es kam nicht gut an. Er hatte ein großes Haus, einen großen Park, so eine Art Schloss. Da musste ich ihm sagen: „Ja, das ist ja mein Boden.“ Das kommt nicht immer gut an, muss ich sagen.
Auch die katholische Sozialarbeit hatte Probleme, denn sie hatten kein Geld für die Gestrandeten. Da sagten wir: „Kein Problem, wir haben zwei Garagen, die können wir so umbauen, dass die Gestrandeten dort im Winter Schutz finden. Wir haben Platz.“ Denn draußen schlafen ist im Winter für Menschen schlimmer als in einer Garage.
Das öffnet Türen, aber das gehört nicht zum evangelistischen Programm. Du weißt, dass das scheinbar nicht der schnelle Weg ist, um Gemeinde zu gründen. Der schnelle Weg scheint zu sein, sich um Menschen zu kümmern, die viele Beziehungen haben, eine gute Stellung in der Gesellschaft besitzen und von anderen ernst genommen werden. Menschen, die man um Jesus herum kaum sieht – so wie in den Evangelien.
Paulus sagt in seinen Briefen: Schaut euch die Gemeinde an, sind viele Edle dabei? Nein, nicht viele. Das macht uns manchmal traurig, weil das Evangelium nicht durch einen gezielten, geplanten Weg geht, sondern dort, wo Menschen in Not sind und Jesus brauchen.
Jahrelang hatten wir Gestrandete bei uns, nicht nur als wir ein größeres Haus hatten, sondern auch in der Wohnung. Kinder gingen aus dem Zimmer heraus, während Gestrandete darin waren. Unser Schlafzimmer war draußen, andere schliefen drinnen. Man kann ja überall schlafen, wenn es möglich ist.
Denn alles, was wir haben, gehört uns nicht wirklich. Das ist uns klar, oder? Es gehört ihm. Unser wahres Kapital haben wir oben im Himmel. Hier auf der Erde sind wir nur auf der Durchreise.
Das muss uns klar werden, damit wir uns in unsere Stadt hineindenken, für die Not der Stadt beten und überlegen, was wir für diese Stadt tun können.
Unerwartete Wege im Dienst und gesellschaftliches Engagement
Wir hätten nie gedacht, Ursula und du, dass wir einmal eine Arbeit für Gestrandete beginnen würden. Das war nie unser Ziel. Wir haben nie daran gedacht, Werkstätten zu eröffnen, in denen Gestrandete arbeiten können. Das war nie unser Anliegen. Wir wollten nur Evangelisation betreiben und Gemeinden aufbauen. Doch unterwegs trafen wir Menschen in Not.
Diese Menschen in Not wurden durch Jesus verändert. So entstand ein ganzes Abteil, in dem der Staat und die politischen Autoritäten sagten: Eigentlich ist diese Sekte doch nicht so schlecht. Sie helfen Menschen und binden sie nicht an sich. Natürlich unterlagen wir dann finanziellen Kontrollen durch den Staat. Sie sollten nur überprüfen, aber nicht eingreifen. Wichtig war, dass wir präsent sind.
Zum Auftrag gehört auch die Sorge um unsere Stadt. Unsere Obrigkeiten im Land sind ein Gebetsanliegen. Es geht nicht nur darum, dass sie gerettet werden, sondern auch darum, dass sie wirklich in die Freude im Herrn hineinwachsen können.
In Frankreich gibt es die Fédération Evangelique de France, eine Vereinigung, der etwa 400 Gemeinden angehören. Diese Gemeinden haben gemeinsam ein Glaubensbekenntnis unterschrieben. Es sind keine Gemeinden mit Pfingstler-Tendenz, sondern eine andere Richtung.
Zu unserem 25-jährigen Jubiläum der Föderation musste man in Frankreich solche Feste gut feiern. Dann kam die große Idee: Wir veranstalten ein riesiges Treffen und versammeln alle. Doch schnell wurde klar, dass das sehr teuer wird. Die Gläubigen müssten Tausende von Kilometern auf den Straßen zurücklegen, mit vielen Gefahren unterwegs sein. Was bringt eigentlich dieses Treffen?
Dann kam eine andere Idee: Wenn wir jedem Bürgermeister in Frankreich ein Neues Testament schenken würden – im persönlichen Kontakt. 36 Bürgermeister. Als Geschenk zu unserem 25-jährigen Jubiläum. Wir wollten ihnen danken, dass wir so viel Freiheit haben, und ihnen Mut machen, das Evangelium zu lesen, das Neue Testament zu bewahren. Diese Neuen Testamente sollten wir persönlich unterschreiben und ihnen so Mut zusprechen.
Klar hatten wir kein großes nationales Fest, aber warum sollten wir uns um uns selbst drehen und so viel Geld ausgeben? Wenn wir in einem Land leben, in dem so viele Menschen das Evangelium nicht kennen, ist das viel wichtiger.
Das war so schön: Über das ganze Land verteilt hatten wir verschiedene Missionare, jeder mit seinem Gebiet. Ich war mit 45 Ortschaften in den Vogesen und 70 Ortschaften im Département beschäftigt. Wir schrieben den Bürgermeistern, besuchten sie und ermutigten sie, das Neue Testament zu lesen.
Zuerst sandten wir allen Bürgermeistern ein Fax, einige Wochen vorher, mit der Ankündigung, dass sie bald ein Geschenk von der Fédération Evangelique de France erhalten würden. 36 Faxe. Ich finde es so schön, wenn wir verstehen, dass wir zu unserem Volk gehören und dafür sorgen, dass unser Volk das Evangelium kennt.
Wir müssen immer wieder aufpassen, dass wir uns in diesen Komitees nicht nur auf unsere Gemeinden und schöne Dinge für Gläubige konzentrieren. Vielmehr müssen wir die Möglichkeiten nutzen, um die Obrigkeit unseres Landes mit dem Evangelium zu erreichen.
Ich habe so viel Schönes erlebt mit einem Bürgermeister. Diejenigen, die das Neue Testament bekommen haben, habe ich besucht. Einer sagte: „Ja, wir lesen jeden Abend. Meine Frau liest im Neuen Testament. Wir sind so dankbar.“ Ein anderer Bürgermeister lud mich abends zu sich nach Hause ein. Er gab mir zuerst etwas zu trinken, öffnete dann sein Leben. Er kannte mich nicht, hatte aber sein Neues Testament schon halb gelesen.
Was heißt das? Wie geht es weiter? Natürlich gab es auch die üblichen Reaktionen: „Brauche ich nicht“, „Langweilig“. Das ist kein Problem. Aber ich finde, es ist wunderbar, wenn dieser Gedanke in unseren Köpfen verankert ist: Wir sind beschäftigt mit der Obrigkeit, denn Paulus sagt, wir sollen für sie beten, für sie einstehen und uns mit unserem Land beschäftigen.
Weite Perspektiven im Gebet und gesellschaftliche Herausforderungen
Ich hoffe, dass dies auch im Gemeindebau berücksichtigt wird. Wenn die Gemeinde betet, dann oft nur für die Gemeinde selbst oder für dieselben biblisch treuen Gemeinden. Wenn sie für einen kleinen Kreis betet, finde ich das schade, denn dadurch wird der Blick zu eng. Je kleiner der Blick, desto schwerer fällt es den Menschen, das Werk Jesu wirklich zu sehen und die echten Lasten zu tragen.
Wahrscheinlich gibt es in jedem Land hin und wieder eine Zeitschrift, die voll mit Statistiken ist, was in einem ganzen Jahr in diesem Land geschehen ist. Solche Zeitungen habe ich immer dabei, wenn ich spazieren gehe, um zu beten. Das hilft mir, denn so kann ich für das Land beten.
Ich glaube daran, dass wenn Gott sagt, er sucht einen Mann für ein Land, ich nicht einfach sagen kann: „Ja, hier bin ich, Herr, für Frankreich.“ Nein, es gibt mindestens noch sechstausend andere. Aber ich glaube, dass ich auch zu diesen gehöre und dass meine Verantwortung auch für Frankreich besteht. Deshalb muss ich für dieses Land beten.
Jeden Tag kommen in Frankreich 724 Babys zur Welt. Von diesen 724 sind bei 2000 die Eltern nicht verheiratet oder es gibt nur die Mutter. 724 Babys pro Tag. Siehst du schon das Gebetsanliegen? Diese Kinder kommen nicht in einen Rahmen der Familie. Sie werden im Krankenhaus zurückgelassen, ohne Namen. Da gibt es massenhaft Gebetsanliegen in dieser Zeitung.
Diese Anliegen bewegen mich. Und weil ich sie vor den Herrn bringen kann, gibt er mir im Gebet auch Ideen, was wir tun sollen. Wir haben Traktate und Plakate herausgegeben, die nur durch Statistiken lesen und beten, mit dem Ziel, ein anderes Denken ins Land zu tragen. Auf einem Plakat sieht man ein Kind mit einem Sack auf dem Rücken, das von der Schule nach Hause kommt. Darauf steht: „Ach, wie froh bin ich, Mama ist zuhause.“ Das ist kein Evangelium, oder?
Aber acht von zehn Frauen in Frankreich arbeiten berufstätig, und die Kinder werden von anderen betreut. Wie können wir im Land anders darüber nachdenken? Einfach mit Steinen oder Gesetzen? Das glaube ich nicht. Aber ich glaube, dass im Beten für das Land Ideen kommen. Und diese Ideen brauchen wir, um ganz Konkretes im Land zu tun und eine andere Denkweise hineinzutragen.
Das ist für mich alles wichtig als Vorbereitung, um das Evangelium zu suchen und den Menschen einen Weg zu bahnen, damit sie ins Suchen kommen.
Jeden Tag gehen 27 Franzosen zu Astrologen. Meistens kostet so ein Gespräch 1500 Franc. Du kannst dir ausrechnen: 27 mal 1500 Franc pro Tag – das Geld könnte man auch anders verwenden, oder?
An einem normalen Sonntag in Frankreich sieht man, wenn man alle verschiedenen Fernsehprogramme anschaut, im Durchschnitt 126 Morde oder Mordversuche, 142 Situationen, in denen Leute erschossen werden, und 153 Situationen, in denen Menschen körperlich attackiert werden. An einem Sonntag! Da weißt du, was auf die Kinder zukommt. Da verstehst du die Reaktionen in der Schule. Da erkennst du genau, wie das Volk geprägt wird.
Das brauche ich als Gebetsanliegen und als Überlegung. Herr, wie können wir ihnen das sagen? Wie können wir es weitergeben? Wie können wir sie davor warnen? Du weißt genau, wir können nicht einfach mit einem Gesetz warnen – das geht sofort nicht durch. Aber mein Volk braucht eine andere Denkweise, eine andere Zielsetzung.
Realistische Erwartungen und die Herausforderung der Evangelisation
Ich würde sagen, es ist, ich hoffe, für euch klar, dass wir uns in den nächsten Jahren nicht so gut verstanden haben. Ich glaube nicht, dass sich die Welt immer zum Besseren entwickelt. In meiner Eschatologie erwarte ich keine totale Erweckung.
So, wie ich die Bibel lese, erwarte ich in der Endzeit einen Kampf, der immer größer wird. Ich glaube, dass der Herr Jesus ständig Menschen aus der Finsternis ins Licht führen wird, bis er zurückkommt.
Ich meine nicht, dass ich das Gefühl habe, man könne Frankreich komplett verändern. Nein. Aber ich merke, wie schwer es ist, ein Volk zu evangelisieren, das einfach nicht mehr auf das Evangelium reagiert.
Wenn Menschen mich ansprechen, finde ich das schön. Es ist nicht immer ganz so schön, ja, aber wenn sie mich ansprechen, weiß ich, dass es eine Reaktion gibt – da war Aktion!
Aber wenn du am Evangelisieren bist, in Kontakt stehst, und die Miene sich nicht einmal ändert, blass bleibt, dann ist das wie Boxen gegen eine Matratze – mühsam. Da hast du keine Waffen.
Du musst dir also überlegen, was du für dein Land, für deine Stadt tun kannst. Wie kannst du in deiner Stadt bewirken, dass es mehr als nur einen Reflex gibt? Dass die Menschen erkennen: Es gibt etwas anderes, man könnte das Leben anders sehen.
Sei beschäftigt von deiner Stadt, sei beschäftigt von der Obrigkeit deines Ortes. Dabei möchte ich Mut machen. Wir müssen immer wieder aufpassen, dass wir nicht negativ gegenüber unseren Obrigkeiten sind.
Wir sollten wirklich gute Franzosen, gute Deutsche, gute Österreicher sein. Wir sollen unser Volk lieben und nicht einfach im Volk mitleben in einem ewigen Geist der Kritik. Wir können auch helfen.
So kannst du manchmal ganz große, offene Türen vorfinden, nur weil du Interesse an deiner Stadt hast, weil du mithilfst, weil du Fragen stellst.
Die Bedeutung von Interesse und Integration in die Stadt
Wir sind jetzt wieder in einer neuen Gegend, in der wir die Leute noch gar nicht kennen. Da sitze ich natürlich gerne an schönen Tagen im Restaurant in Seur oder auch in Saint Jean de Londres, in den Ortschaften, und komme mit den Leuten ins Gespräch. Wir gehen an die Bar, nehmen einen Kaffee, und dann sage ich: „Ich bin ja gerade ganz neu in der Gegend. Was ist hier wichtig? Wie seht ihr das Leben? Gibt es große Fabriken? Wie geht es den Leuten? Gibt es viele Arbeitslose?“ So beginnt man zu reden und lernt die Stadt allmählich kennen.
Plötzlich sagt eine Person: „Es gibt hier eigentlich nur ein wirklich gutes Tanzlokal, ein Nachtlokal, das super ist.“ Und ich antworte: „Das interessiert mich eigentlich nicht.“ Daraufhin fragt sie: „Warum nicht?“ Merkst du, was da passiert? Es öffnen sich viele Türen, wenn du Interesse am Leben in deiner Stadt hast, wenn du den Ort, die Industrie und das, was die Stadt ausmacht, kennenlernen möchtest. So kannst du auch vom Heiland sprechen, lernen zu beobachten und Kontakte in der Stadt knüpfen.
Für die Gegend und die Stadt haben wir verschiedene Informationsquellen. Ich möchte dir Mut machen: Versuche immer wieder, solche Quellen zu finden, um zu verstehen, was in deiner Stadt passiert, wie die Feste ablaufen, welche Bräuche, Sitten und Klöpste es gibt und wie das Miteinander funktioniert. Du kannst natürlich nicht überall mitmachen, das ist klar, aber du kannst verstehen, was in deiner Stadt vor sich geht. Stelle Fragen!
Manchmal habe ich das Gefühl, dass wir Christen denken, wir müssten immer Antworten geben und keine Fragen stellen. Wir haben ja Jesus. Doch die meisten Kontakte, die ich im Dienst habe, entstehen, weil ich Fragen stelle. Auf fast allen Gebieten kann mir jeder etwas beibringen. Ich möchte lernen, also frage ich: „Wie ist das? Wie macht ihr das? Wie funktioniert das?“ Für einen Menschen ist es die größte Ehre, wenn er dir antworten und sein Wissen weitergeben kann.
Schau auch in deinem Ort, dass du zum Leben beiträgst. Wir waren in einem kleinen Ort in den Vogesen, ziemlich klein. Dort mussten wir ein ganzes Haus renovieren und auch einen Saal für die Gemeinde bauen. Wir hätten das Material 50 Kilometer weiter viel günstiger bekommen können. Aber mein Dorf muss leben, und ich will menschliche Beziehungen pflegen. Deshalb kaufe ich das Material im Dorf, auch wenn es teurer ist. So komme ich in Kontakt mit den Handwerkern, kann sie um Rat fragen, und sie schätzen mich. Wir werden Freunde. Die Handwerker sind dankbar, dass ich nicht einfach alles billig von woanders hole, sondern Fragen stelle und Beziehungen pflege.
Manchmal kommen Handwerker sogar gratis ins Haus, wenn sie merken, dass ich wenig Erfahrung habe. Sie zeigen mir genau, wie etwas besser gemacht werden kann, und wollen nichts dafür. Für sie ist es schön, gebraucht zu werden und dass das Material bei ihnen gekauft wird.
Überlege also, wie du deinen Ort unterstützen kannst. Die kleinen Geschäfte in deinem Ort müssen nicht unbedingt schließen. Du kannst etwas dafür tun, dass sie bleiben. In diesen kleinen Geschäften triffst du Menschen, mit denen du besser ins Gespräch kommst als im Supermarkt. Ich habe selbst im Supermarkt gearbeitet und weiß, wie wichtig es ist, sich in den Ort zu integrieren, dort einzukaufen und Teil der Gemeinschaft zu sein.
Ich hatte oft keine feste Bürozeit oder einen Arbeitsplatz. Manchmal musste ich im Auto arbeiten, weil wir zu viele Leute waren. Dann ging ich in die Natur oder in die Berge, um mit meinen Kommentaren und der Bibel zu arbeiten. Im Winter nur mit Bleistift, während die anderen schon hart geworden waren. So habe ich gelernt, in der Stadtbibliothek zu arbeiten. Dort ist es beheizt und kostenlos – das günstigste Büro in der Stadt. Für zwanzig Francs im Jahr als Mitglied der Bibliothek hast du einen ruhigen Ort zum Arbeiten.
In der Bibliothek sitzen oft Leute am Eingang, die zu Freunden werden können. Ich bringe Bücher mit. Ich bin froh, dass in verschiedenen Städten, in denen ich arbeiten konnte, Bibeln, Bücher über Okkultismus, Bibelauslegungen und Zeugnisse in der Stadtbibliothek verfügbar sind. Ich schenke der Bibliothek Bücher und sehe dann, wie oft sie ausgeliehen werden. Das ist wunderbar. Die Bibel wird oft ausgeliehen, das freut mich sehr.
So kannst du fast kostenlos in Ruhe und gut geheizt arbeiten. Es gibt viele schöne Möglichkeiten, aber wir müssen manchmal umdenken. Manchmal denken wir, alles müsse bei uns selbst geschehen. Dabei gibt es viele andere Wege, anders zu denken und zu arbeiten.
Die Bedeutung von Gaben, Gewissen und persönlichem Dienst
Aber was ich betonen möchte, ist, dass wir, wenn wir in unserer Gegend arbeiten, immer die Möglichkeiten entsprechend unseren Gaben und unserem Gewissen nutzen.
Wir haben alle geistliche Gaben bekommen, ein bestimmtes Temperament, Leichtigkeit oder Schwierigkeit im Kontakt mit anderen Menschen. Außerdem besitzen wir ein Gewissen. Dieses Gewissen ist geprägt von unserer Erziehung, unserem Hintergrund und unserer Bibelkenntnis. Es ist nicht neutral, sondern beeinflusst von dem, was wir erfahren und gelernt haben. Deshalb darfst du nicht über dein Gewissen hinweggehen, sondern solltest deine Gaben entdecken und danach handeln.
Paulus sagt ja, für manche ist nicht jeder Tag gleich. Für manche ist auch nicht jedes Essen dasselbe. Aber sei kein Anstoß für andere, hab sie alle lieb. Wenn jemand etwas nicht isst, dann akzeptiere das und lass es beiseite. Du kannst auch etwas anderes essen. Das ist frei aus dem Text übersetzt.
Manche Menschen können nicht mit ihrem Gewissen in einer Kneipe sitzen und dort Kontakt haben. Kein Problem, mach es nicht. Andere können das, um in Kontakt mit Menschen zu sein, und freuen sich daran. Aber übergib dein Gewissen nicht den anderen.
Ich habe oft erlebt, dass Gemeindevorsteher ihr Gewissen den anderen übertragen. Wir hatten Fußballspieler, die sich bekehrt haben und trotzdem auf dem Fußballplatz blieben. Der beste Fußballer aus den Vogesen spielte weiter. Wenn er falsch spielte, riefen alle im Stadion: „Raus mit Jesus! Raus mit Jesus!“ Sie wussten, wer er war. Schließlich ging er aus dem Fußball heraus, nachdem die ganze Mannschaft gesehen hatte, wie sich sein Leben verändert hatte.
Die Gemeinde war manchmal lustig, wenn im Gottesdienst am Sonntagmorgen manche Gebete mit „Herr, hilf dem Lüg, dass er heute Morgen wie ein Zeuge deiner Gnade spielt“ begannen. Ja, das gibt es im Fußball: mit Gnade spielen.
Der Lüg war ein harter Spieler, der beste von den Vogesen, ganz hart. Aber er lernte, wenn er während des Spiels zu einem anderen Spieler trat, ihm auf die Schulter zu klopfen und sich zu entschuldigen. Die anderen erkannten ihn nicht mehr. Früher war er ein Choleriker auf dem Spielfeld. Der Fußballtrainer begeisterte sich sogar für sein Zeugnis.
Wir hätten sagen können: „Na, Gottes Sache, ganz wichtig, er kann nicht mehr Fußball spielen, raus, ja, vom Fußballplatz, raus aus der Welt!“ Aber sein Zeugnis musste bekannt sein. Dann kam die Zeit, in der alle es wussten und Luke sagte: „Jetzt kann ich raus.“ Er ging raus.
Es ist so wichtig, dass wir unser Gewissen nicht einfach auf andere übertragen, unseren Hintergrund nicht an andere weitergeben und unsere persönlichen Begrenzungen nicht auf andere abwälzen.
Wir sollten Vertrauen haben, dass, wenn der Heilige Geist in einem Menschen lebt, wir oft nur staunen können. Wo der Mensch mit dem Heiligen Geist hingehen kann und wie Gott ihn gebrauchen kann – das ist wunderbar!
So wird dann auch eine Gegend in der Bevölkerung durchdrungen von einer neuen Denkweise und einer neuen Botschaft, weil eine Gemeinde anfängt, für ihre Gegend, ihre Stadt und ihr Volk zu beten.
Das sind nur einige Gedanken. Danke!