Uns interessiert immer, wie die Weltgeschichte überhaupt weiterläuft. Wie gut, dass Jesus uns in Matthäus 24 ganz klar über die letzte böse Zeit informiert, in der wir mittendrin leben.
Jesus ging aus dem Tempel. Seine Jünger traten zu ihm und zeigten ihm die Gebäude des Tempels. Jesus aber sprach zu ihnen: „Seht ihr das nicht alles? Amen, das heißt wahrlich, Amen, ich sage euch, es wird hier nicht ein Stein auf dem anderen bleiben, der nicht zerbrochen wird.“
Als Jesus auf dem Ölberg saß, traten seine Jünger zu ihm und sprachen, als sie allein waren: „Sage uns, wann wird das geschehen? Und was wird das Zeichen sein für dein Kommen und für das Ende der Welt?“
Jesus aber antwortete und sprach zu ihnen: „Seht zu, dass euch nicht jemand verführe.“ Das ist die schlimmste Gefahr für uns in dieser letzten bösen Zeit, in der wir leben: Verführung.
Warnung vor Verführung und Beginn der Endzeitzeichen
Denn viele werden in meinem Namen kommen und sagen: „Ich bin der Messias, der Christus.“ Sie werden viele verführen. Ihr werdet von Kriegen und Kriegsgeschrei hören. Seht zu und erschreckt nicht, denn das muss so geschehen!
Aber das Ende ist noch nicht da. Ein Volk wird sich gegen das andere erheben, und ein Königreich gegen ein anderes. Es wird Hungersnöte geben und Erdbeben hier und dort. All das ist jedoch nur der Anfang der Wehen.
Hinzu kommt jetzt auch das Wirrwarr in den Gemeinden der Christenheit. Dann werden sie euch der Bedrängnis preisgeben und euch töten. Ihr werdet gehasst werden um meines Namens willen von allen Völkern weltweit.
Der Name Jesus ist der am meisten gehasste Name auf der Welt, besonders von denen, die ihm nicht nachfolgen. Den Zorn erleben sie oft schon in ihren Familien.
Abfall und Bedrängnis in der Christenheit
Dann werden viele abfallen, sie werden einander verraten und hassen. Es werden sich viele falsche Propheten erheben, die viele verführen.
Weil die Ungerechtigkeit überhandnehmen wird, das heißt die Gesetzlosigkeit – das erleben wir ja heute –, wird alles aufgelöst. Die Gesetzlosigkeit wird überhandnehmen, und die Liebe wird in vielen erkalten. Noch nie wurde so viel über Liebe gesprochen wie heute, und doch ist es so kalt.
Wer aber bis ans Ende beharrt, wird selig werden. Das Evangelium vom Reich, vom Gottesreich, vom Jesusreich wird in der ganzen Welt gepredigt werden, als Zeugnis für alle Völker. Dann wird das Ende kommen.
Das ist sehr erschreckend, wenn man wach in diesen Tagen die Entwicklung betrachtet, die wir tagtäglich auf allen Kontinenten der Welt erleben. Es erschüttert uns, wie Jesus das vorausgesehen hat: Die heiligen Ordnungen Gottes werden aufgelöst und sogar in der Christenheit mit Füßen getreten und gebrochen.
Man weiß gar nicht mehr, was noch gilt und was noch da ist.
Globale Spannungen und die Ausbreitung des Evangeliums
Wir erleben, dass es große Spannungen zwischen den Völkern der Welt gibt. Es ist recht unheimlich zu beobachten, wie sich diese Spannungen in den großen Nationen der Welt zeigen – in China, der Türkei, Lateinamerika und überall sonst.
Wir wollen an dieser Stelle nur auf eine kleine Beobachtung hinweisen, die Jesus gemacht hat. Er sagte, dass das Evangelium gepredigt werden wird. Aber es wird nicht nur gepredigt, sondern auch weitergetragen von vielen Menschen aus allen Nationen, Sprachen und Völkern.
Dieses Evangelium verbreitet sich inzwischen weltweit. Erst seit einigen Jahren gibt es den Zustand, dass es keine Nation der Welt mehr gibt, in der es keine Jesusgemeinde gibt. Vor 30 Jahren sah das noch ganz anders aus. Damals gab es noch völlig verschlossene Länder.
Heute gibt es in allen Nationen der Welt Jesusgemeinden, teilweise nur im Untergrund – wie zum Beispiel in Saudi-Arabien oder sogar in Marokko. Wir kennen auch Fälle, in denen christliche Fachkräfte entsandt wurden, etwa nach Nordkorea an eine Universität, wo lauter wiedergeborene Christen sind.
Davon möchte ich Ihnen heute Abend gerade erzählen, damit Sie das wissen.
Die unaufhaltsame Ausbreitung des Evangeliums trotz Widerständen
Je mehr die Menschen sperren, desto mehr öffnet Jesus mit Macht. Das hat Zinzendorf einmal gesagt: Die Sache ist entschieden. Wenn die Menschen verschließen, dann öffnet Jesus so kraftvoll, dass es kracht. Wohl dem, der dem Herrn dient!
Die Widerstände der Herren dieser Welt können das Evangelium nicht aufhalten. Das ist ungeheuer, denn die Widerstände sind sehr groß.
In Stuttgart hatten wir immer einen Missionar, wenn er Heimaturlaub machte: Dr. Riedl von der Aussätzlichen Mission aus Esslingen, der großen weltweiten aussätzlichen Mission. Er war in Bhutan tätig. Immer wenn ich Dr. Riedl traf, hat er mich ein wenig herausgefordert und gesagt: „Der Bruder Schiffbu behauptet ja immer, in Bhutan gäbe es Christen. Ich bin seit dreißig Jahren als Arzt in Bhutan, aber es gibt keine Christen.“
Doch was wir schon lange wussten: Durch indische Evangelisten, die im Untergrund und sehr unauffällig eingeschleust wurden, gab es auch in diesem völlig geschlossenen buddhistischen Land Jesusnachfolger. Ganz verborgen, natürlich im Untergrund, sodass man es kaum verstehen konnte.
Vor etwa acht Jahren ist etwas Besonderes geschehen: Wir von „Hilfe für Brüder“ durften sogar ein Gebäude in Bhutan kaufen. Dort hat die Studentenmission ihr Büro. Das Land ist völlig verschlossen, und dennoch konnten wir so schnell Fortschritte machen.
Die Studentenmission hat nun ein Büro, von dem aus sie an den Universitäten arbeitet. Das ist wirklich gewaltig.
Die Herausforderung des Glaubens in Wohlstandsländern und das Wachstum in Asien
Aber was uns überhaupt interessiert: Was läuft denn da eigentlich ab? Wir erleben eine regelrechte Schwindsucht im christlichen Glauben. Deshalb ist es immer irritierend, wenn ich das erzähle.
Wir haben das größte Wachstum der Weltchristenheit überhaupt in den letzten 2000 Jahren – aber nicht in den Ländern des Wohlstands. Diese Schwindsucht hat längst Kanada und Nordamerika erfasst. Dort sind die bibeltreuen Christen stark auf dem Rückzug, und ihr Einfluss nimmt ab, obwohl er in Amerika immer noch erheblich ist.
Man sagt schon lange, dass heute in China mehr Christen in den Gottesdienst gehen als in den USA. Und das, obwohl die Religionspolitik in China bis heute völlig verschlossen ist und sich gegen das Evangelium wappnet – mit der ganzen Staatsgewalt. Das bedeutet auch große Einschränkungen: Es darf nicht frei verkündigt werden, es darf keinen christlichen Staatsbeamten geben, weil dieser natürlich Partei sein muss und sich dem Atheismus verpflichtet fühlen muss. Dazu kommen viele weitere Einschränkungen, von denen wir hören.
Vor einigen Jahren konnte man das kaum glauben, doch Fachleute zeigten uns, dass es in China 130 Millionen Jesusleute, Jesusbekenner und Bibeltreue gibt. Diese große Bewegung ist bemerkenswert. Man muss sich einmal vor Augen führen, wie das alles begann: Es war eine der schwersten Missionen, die Hudson Taylor und zuvor Morrison sowie andere große Missionare unternahmen. China war geprägt von großer Weisheit und starker religiöser Bindung.
Auf dem Höhepunkt des Mao-Kults, als die Kommunisten 1949 die Revolution übernahmen, gab es etwa eine Dreiviertelmillion Christen in China, katholisch und evangelisch zusammengenommen. Das war eine große Zahl. Doch dann geschah etwas, das wir kaum verstehen.
Die verborgene Gemeinde in China während der Mao-Ära
Auf dem Höhepunkt von Maos Revolution, dem Mao-Kult, der roten Sonne Mao, mit der kleinen roten Bibel – wo war man da? Wo liefen alle herum? Die, die es miterlebt haben, erinnern sich doch noch an den Studentenaufstand im Jahr 1968, an die große Mao-Bewegung, an Ho-Chi-Minh und was sie gerufen haben.
In dieser Zeit offenbarte sich eine führende, verfolgte Gemeinde Gottes. Im Internet gibt es, wenn man danach sucht, vier DVDs mit dem Titel „Das Kreuz – Christen in China“. Dort haben Chinesen selbst diese wunderbaren Aufnahmen von Gottesdiensten dokumentiert. Besonders in der zweiten Folge, die man im Internet auch im Schnelllauf anschauen kann, erhält man einen wichtigen Einblick.
Diese DVDs kann man auch kaufen, und sie bieten eine wertvolle Gelegenheit, das einmal zu sehen. Führende Christen erzählen, wie es damals war, auf dem Höhepunkt des Mao-Kults. Einer berichtet: „Ich war für zehntausend Studenten verantwortlich. Wir zogen durch die Dörfer, rissen alle Kirchen nieder, suchten nach Predigern und haben einen alten Prediger mit einem Stiefel traktiert. Er betete sterbend: ‚Herr, öffne ihnen die Augen, dass sie sich erkennen.‘ Ein Jahr später, sagt der Mann, bin ich Jesusjünger geworden.“
Sehen Sie, das ist ein Geheimnis, das nur Gott durch den Heiligen Geist wirken kann. Und das ist so wunderbar. Wir selbst waren mit unseren Missionen damals gar nicht beteiligt, haben aber viel unterstützt, etwa die großen Rundfunkmissionen.
Die Rolle der Rundfunkmissionen und das Wachstum der Untergrundgemeinden
Der größte evangelikale Rundfunkanbieter ist nicht TWR oder Trans World Radio, sondern Far East Broadcasting Company (FEBC). Über die Sender im Pazifik senden sie täglich 90 Stunden Programm in vielen verschiedenen Sprach- und Dialektvarianten. Dort gibt es Bibelschulen auf der Erde und Bibelschulen über Funk, in allen chinesischen Sprachen – das Programm ist überall verbreitet.
Schon sehr früh war ich dort in China unterwegs, zunächst in der großen Zentrale in Hongkong von FEBC. Dort zeigten sie mir die Briefe, die sie erhalten hatten. Bei uns hatte man damals noch nicht geglaubt, dass es so etwas gibt. Man stritt sogar ab, dass es überhaupt Untergrundchristen gibt. Das könne doch gar nicht sein. Doch sie zeigten mir einen Brief, in dem eine Frau aus dem Inneren Chinas schrieb: „Wir sind nur noch drei alte Frauen, die letzten Überbleibsel als Christen, aber wir treffen uns jeden Abend zum Gebet.“ Aus dieser kleinen Gruppe sind in wenigen Jahren 18 Gemeinden mit Hunderten von Gläubigen entstanden.
Sehen Sie, was Gott im Verborgenen tut! Damals entstand der Wunsch der chinesischen Christen, Ernst Vater und mich einzuladen. Sie wollten uns diese Gemeinden zeigen, diese Untergrundgemeinden, die man kaum glauben kann. Ein Doktor Jonathan Zhou aus Hongkong begleitete uns. Ernst Vater wurde krank, und ich reiste allein weiter. Es war überwältigend.
Man fuhr uns hinaus ins Land, immer mit Taxis, die gewechselt wurden. Teilweise kamen sie ins Hotel und erzählten uns, mit welcher planmäßigen Art sie das Training der Evangelisten organisieren. Auch in der großen Ernte treffen sich Landarbeiter noch nachts zu ihren Versammlungen – natürlich alles unter strenger Beobachtung des Geheimdienstes.
Für uns war es eine Überraschung, als wir in den 1990er Jahren plötzlich gebeten wurden, Dozenten mit christlichen Fachkräften in die Mandschurei zu entsenden. Dort war ein Mann zuständig, der in Peking für das Hochschulwesen verantwortlich war. Er sagte: „Wir suchen Professoren, die keinen Alkohol trinken und nicht geschieden sind.“ Ich fragte, was das solle. Er antwortete nur, dass er nicht mehr erklären könne. Ich dachte, das sei vielleicht eine Sekte oder Ähnliches. Er gab mir noch die Adresse eines koreanischen Professors in Ostberlin, den ich anrufen sollte. Dieser sagte nur: „Reisen Sie hin und schauen Sie sich das an.“
Das war für mich sehr schwierig neben meinem Gemeindedienst, und ich konnte nur im August reisen. Das war ungeschickt, denn gerade dann war Ferienzeit. Dort gibt es eine Universität, an der 160 wiedergeborene Christen in allen Fächern lehren: Ingenieurwesen, Architektur, Metalltechnik, Medizin und ärztliche Ausbildung.
Inzwischen haben wir noch viel mehr von diesem Dekan, Doktor Kim, erfahren. Er hat beim Gemeindetag im Neckarstadion in Stuttgart gesprochen. Er hat längst in Nordkorea eine Universität aufgebaut. Diese kann man im Internet unter dem Namen Pyongyang University of Science and Technology finden. Dort steht ganz offen: „Wir sind Christen, wir wollen Nordkorea helfen.“
Jetzt fragt man sich, was sie dort tun können. Sie dürfen weder predigen noch öffentlich auftreten oder Werbung machen. Sie werden ständig von Geheimdienstleuten beobachtet. Es wird erst in der Ewigkeit sichtbar sein, welche Frucht Gott gewirkt hat. Kürzlich hat Trump einen inhaftierten Amerikaner aus Nordkorea befreit. Dieser Mann war Mitarbeiter dieser christlichen Universität in Pjöngjang. Und es waren die Südkoreaner, die sich dafür eingesetzt haben, dass er freigelassen wurde.
Darf ich weiter erzählen? Wunderbar, der Mann wurde befreit, und er war Mitarbeiter dieser Universität. Erstaunlich ist, dass wir fast 20 Jahre lang in der Mandschurei, in Jilin, eine ähnliche Universität hatten. Dort hatten wir zwei Studenten und zehn Dozenten. Ihnen war strikt verboten, irgendein religiöses Wort zu verwenden. Das gilt in ganz China: Man darf überhaupt nichts Religiöses sagen, egal zu welcher Religion man gehört.
Unsere Leute wussten, wie wichtig es ist, was unter vier Augen geschieht. Das bleibt geheim, und wenn Fragen kommen, wird geschwiegen. Ein großer Einschnitt war, als einer der Studenten nach langem Leiden starb. Man fragte ihn: „Was glaubst du, was jetzt ist?“ 80 Prozent der Studenten in China sind dort zum Glauben an Jesus Christus gekommen. Ist das nicht wunderbar?
Dass wir das an vielen Stellen verfolgen, bleibt ein Geheimnis. Man kann über viele Dinge kaum sprechen. Aber ich möchte Ihnen zunächst sagen: Was ist überhaupt das Geheimnis, warum heute in Ländern, in denen das Evangelium noch nie verkündet wurde, so viele Menschen zum Glauben kommen?
Zeugnisse aus Burma und der muslimischen Welt
Als ich in Burma, heute Myanmar, war, besuchte mich eine Gruppe einheimischer Burmesen. Sie nannten sich Evangelistik Theatrin, was auf Burmesisch so viel bedeutet wie Burmesischer Evangelismus oder Myanmar Inland Mission. Es waren vier Männer, die mir erzählten, dass sie früher buddhistische Mönche gewesen seien.
Ich fragte sie: „Wirklich? Seid ihr mit diesen gelben Roben herumgelaufen?“ Sie bestätigten das und berichteten, dass sie damals bettelten, denn die Mönche wollen immer Essen. Sie sagten: „Ja, das waren wir.“
Dann fragte ich, wie sie zum Glauben an Jesus gekommen seien. Das Erstaunliche war, dass keine Visionen daran beteiligt waren. Sie erzählten, dass bei ihrem ersten Kontakt mit Jesus eine tiefe Sehnsucht in ihnen erwachte, die man sich kaum vorstellen kann. Es verging lange Zeit, bis sie zum ersten Mal ein Neues Testament in der Hand hielten.
Sie erklärten weiter, dass der Buddhismus eine sehr „weiße“ Religion sei, die gegen den Stress hilft. Die Ruhe, die Buddha ausstrahlt, wenn er so dasitzt mit seinen Bauchfalten, steht für eine innere Gelassenheit im Gegensatz zum Stress der Zeit. Doch was ihnen in Jesus begegnete, war Wahrheit, Licht und Helligkeit. Sie fühlten, dass sie Jesus gehorsam sein und ihn suchen müssten.
Ähnliches hört man heute auch von Muslimen, beispielsweise von Iranern in Teheran, die unter dem Druck der Regierung Khomenis stehen. Es ist beeindruckend, wie sich die Perser in ihren Versammlungen in privaten Häusern sammeln. Evangelisten aus den USA erreichen sie teilweise über Satellitenfernsehen. Oft sind dort etwa dreißig Personen versammelt, die über das Telefon Verbindung halten. Sie sagen: „Wir wollen uns taufen lassen, was können wir tun, um zu Jesus zu gehören?“ Ein Hunger nach Jesus geht durch die Welt.
Dabei rede ich nicht von den Wohlstandsländern, sondern von Ländern, in denen der Name Jesus bisher kaum verkündet wurde. Sie haben mit Recht Nordkorea angesprochen. Es gibt viele Länder, die noch nicht erreicht sind. Zentralasien wurde lange Zeit völlig vernachlässigt.
Zentralasien war nie wirklich mit dem Evangelium erreicht. Samuel Zwemer, der bedeutendste Missionar unter Muslimen, sagte immer, dies werde die letzte Aufgabe der Weltmission sein. Erst nach der Wende war der Zugang nach Zentralasien möglich, denn während der Sowjetzeit war keine Missionsarbeit erlaubt.
Die Deutschen, die dort lebten, unsere Russlanddeutschen, wurden von uns bei „Licht im Osten“ oft gefragt: „Was macht ihr eigentlich für die Kasachen, Kirgisen, Turkmenen, Tadschiken und Usbeken?“ Die Antwort war oft: „Wir haben keinen Kontakt, die stinken so nach Knoblauch.“
Das ist interessant, denn oft ist in der Mission genau das ein Hindernis: Vorurteile. Man würde sie nicht einmal beim Trampen mitnehmen.
Als die Wende 1990 kam, waren es vor allem zwei Deutsche, die sich engagierten: Heinrich Voth in Kirgisistan, ein älterer Mann, und Franz Thiesen, ein Baptist in Kasachstan. Sie kamen immer wieder und baten um Bibelteile zum Verteilen.
Ein Bruder bei uns sagte zu Frau Wobiter Zehntau: „Hört auf mit dem Unsinn, wenn man die Bibeln so verteilt, nehmen die sie doch nur zum Anzünden des Ofenfeuers.“ Doch sie entgegneten: „Nein, nein, nein, das sind alles Muslime, aber sie lesen die Bibel.“
Ich erinnere mich noch, wie Heinrich Voth abends gegen 18:45 Uhr klingelte und sagte: „Wir haben jetzt schon drei Gemeinden.“ Das war unglaublich. Dann lud er mich ein zu einer Konferenz in Almaty, Kasachstan. Dort waren 450 einheimische Prediger versammelt: Kasachen, Kirgisen, Usbeken – eine Entwicklung in rasanter Geschwindigkeit.
Früher hatten wir bei „Licht im Osten“ versucht, etwas zu tun, aber wir fanden kaum Kasachen, die das Evangelium in ihrer Sprache lesen konnten. Nur Waldemar Glatt, der in einer Jurte aufgewachsen war, konnte Kasachisch sprechen. Er war damals in Deutschland und wurde engagiert. Sonst kannten wir kaum natürliche Kasachen, nur Kirgisen.
Heute sind dort viele lebendige Gemeinden entstanden. Doch mit dem Evangelium kommt immer Verfolgung. Das ist ein typisches Kennzeichen. Bereits damals, als ich in Almaty war, erzählten sie, wie ihre Evangelisten umgebracht wurden, weil die Feindschaft gegen das Evangelium sehr groß ist.
Auch in Kirgisistan ist die Verfolgung der Gemeinden stark. Vor ein paar Tagen hörte ich, dass Gemeinden Geldstrafen aufgelegt werden, die höher sind als das, was die Gemeindemitglieder in einem Jahr verdienen können. Diese Geldstrafen sollen die Gemeinden zerstören.
Das sind die Nachfolgestaaten der Sowjetunion. Wichtig ist, dass trotz allem der Hunger nach Jesus und nach seinem Wort sehr groß ist.
Zeugnis eines chinesischen Professors und die Bedeutung des persönlichen Glaubens
Vor vielen Jahren, als ich noch in der Stuttgarter Gemeinde war, haben wir Freunde angerufen. Sie berichteten, dass eine chinesische Staatsdelegation zu Besuch sei und dass dort ein Mann sei, der getauft werden wollte. Er kam aus Qingdao. Ich sagte, das könne ich doch nicht einfach so machen. Wenn jemand einfach kommen und getauft werden möchte, wollen wir das nicht, damit die Taufe nicht so billig erscheint.
Ich erklärte, dass ich erst mit dem Mann sprechen müsse. Plötzlich sagte er etwas, das mich überraschte: Er kannte das Neue Testament auswendig. Ich fragte ihn, wie das bei ihm sei. Er antwortete: "Unsere Not ist groß. Ich bin Professor an der Universität. Wenn öffentlich wird, dass ich Christ bin, verliere ich meine Professur. Denn Staatsbeamte, auch Polizisten, müssen linientreue Parteigenossen sein. Meine Frau ist ebenfalls Professorin. Das kann ich mir nicht leisten."
Wir sprachen weiter. Ich fragte ihn, wie er überhaupt zum Glauben gekommen sei. Er erzählte: "Wir waren als Studenten an der Universität ganz eifrige Marxisten und Sozialisten durch und durch. Dann kam die schreckliche Unterdrückung der Revolution auf dem Platz des Himmlischen Friedens, bei der Tausende getötet wurden. Das war ein Schock für uns. Ist das der Sozialismus? Wir saßen im Studentenheim und weinten und weinten. Wir wussten nicht, was werden sollte."
Dann suchten sie Antworten. Sie lasen alle religiösen Schriften: den Koran, die Veden der Hindus und vieles mehr. Schließlich sagte er wieder dasselbe: "Als wir zum ersten Mal von Jesus hörten, können Sie sich nicht vorstellen, was das in uns ausgelöst hat."
Ich freue mich, weil wir morgen hier auch einen Visionstag haben. Wenn Ihnen das einmal wichtig werden sollte: Wir reden viel über religiöse Fragen. Reden Sie immer nur in Ihrem Zeugnis von dem, was Sie mit Jesus erlebt haben. Wenn Sie türkische Nachbarn haben, sprechen Sie nie über die Unterschiede der Religion. Streiten Sie nicht, sondern sagen Sie: Ich kann ohne Jesus nichts. Sagen Sie auch: Ich bin unter der Schuld meines Lebens, jeden Tag meiner Versäumnisse verloren, wenn Jesus nicht am Kreuz für mich gestorben wäre.
Wissen Sie, dass bei allen Muslimen, die Christen werden, oft Jahre vergehen, bis das Samenkorn des Evangeliums aufgeht? Geben Sie ein Jesuszeugnis weiter und dringen Sie in Ihren Gemeinschaften und Versammlungen darauf, dass nicht über alle Geheimnisse der Welt oder des Evangeliums gesprochen wird. Sprechen Sie über das, was uns offenbart ist: dass Jesus der Heiland und Retter ist, der zu uns gekommen ist. Erzählen Sie von dem, was Sie erlebt haben und weitergeben können.
Das ist etwas, was Sie überall hören. Es ist so groß in diesen Tagen, dass es weitergeht.
Zeugnisse von Verfolgung und Glauben in Bangladesch und Libyen
Wir haben kürzlich von den verfolgten Christen in Bangladesch eine Sache gehört, die uns sehr beschäftigt hat: Ein Moslem ist Christ geworden.
Im Koran steht, dass ein Moslem, der Christ wird, getötet werden muss – nicht darf, sondern muss. In diesem Fall wurde das Urteil nicht nur vollstreckt, sondern sogar durch einen Gerichtsprozess bestätigt. Bis zur Hinrichtung wurde diesem Mann, der Christ geworden war, ein einheimischer bangladeschischer Beamter beigegeben. Dieser sollte ihn begleiten und versuchen, ihn von seinem „Irrweg“ zurückzuholen.
In der Zelle fragte der Beamte ihn: „Warum machst du so einen Unsinn? Du kannst doch dein Leben retten. Du musst doch widerrufen!“ Doch der Mann antwortete: „Der Herr hat gesagt, ich kann das, was Jesus mir schenkt, nicht absagen.“
Als das Urteil vollstreckt wurde und der Mann hingerichtet wurde, geschah etwas Erstaunliches: Der bangladeschische Beamte, der den Verurteilten begleitet hatte und selbst Moslem war, wurde durch das Zeugnis des Hingerichteten Christ.
Solche Dinge bewegen uns sehr. Wie ist das möglich? Durch das Lebenszeugnis. Wir sagen oft: „Ich möchte durch mein Leben Zeugnis geben.“ Aber doch nicht durch mein Schweigen! Durch mein Zeugnis von Jesus will ich reden und Zeugnis geben.
Das Bewegendste ist jedoch das, was in Libyen geschah: Dort hat ISIS 21 ägyptische Landarbeiter am Strand gefangen genommen. Sie standen in orangen Kutten, und hinter ihnen stand ein Mörder mit einem Schwert. Diese Bilder liefen oft im Fernsehen.
Martin Mosebach, ein katholischer Journalist vom Spiegel, hat ein großartiges Buch über diese 21 Männer geschrieben. Er hat die Familien in Ägypten besucht und alles erzählt, was geschehen ist.
Diese Männer wollten in Libyen Geld verdienen, weil ihre Familien in Ägypten große Not litten. Sie waren alle Christen. Die Hälfte von ihnen kam aus der Arbeit von Maggie Gobran, einer Frau, die ein Kinderheim leitet und die Kinder zum Glauben an Jesus geführt hatte.
Martin Mosebach schreibt, dass diese 21 Männer vier Wochen lang systematisch mit Gehirnwäsche bearbeitet wurden. Sie sollten ihren christlichen Glauben absagen.
Als der Tag an der Küste kam, sollten sie „Allah u akbar“ rufen. Wissen Sie, was sie gerufen haben? „Jesus, mein Heiland!“ Das war ihr Zeugnis, ihr Wort.
Unter ihnen war ein Ghanaer, der eigentlich nicht zu den Ägyptern gehörte. Er sagte nicht, er wolle entkommen, sondern: „Ich will für Jesus mein Leben lassen.“
Neulich habe ich einen ehemaligen Muslim, einen Perser, gefragt: „Ist dir bewusst, unter welcher Bedrohung du dein Leben lang stehst, wenn du Christ geworden bist? Dich kann doch jeder umbringen.“ Er antwortete: „Es macht nichts, ich habe doch Jesus.“
Das ist eine so wunderbare Sache, und das muss uns aufwecken in unserer toten Christlichkeit, in unseren Gemeindediskussionen, in denen wir alle möglichen Fragen erörtern und dabei das Wichtigste vergessen: Was uns wirklich bewegt, ist die Frage: Hast du Jesus und lebst du mit ihm?
Darum ist es großartig, was heute alles geschieht. Für uns, die wir in einer Krise der Mission sind: Wissen Sie, die Mission wird nicht durch unsere Missionsgesellschaften getragen.
Neuess schrieb wunderbar über die Südosteuropa-Mission: Man könnte alle Missionsgesellschaften entbehren, denn Jesus würde sein Reich trotzdem bauen – nämlich durch seine Zeugen. Das sind Sie, die das in ihrer Nachbarschaft, in der Familie tun. Und das ist oft wunderbar.
Heute wird der Großteil der Weltmission durch einheimische Missionare getragen. Es sind sicher über hunderttausend, wahrscheinlich noch viel mehr. Diese Arbeit kostet gar nicht viel Geld. Wenn indische Evangelisten in Nachbarländer wie Nepal gehen, ist das sehr effektiv.
Im Jahr 1950 gab es in Nepal keinen einzigen Christen. Nepal war ein hinduistisches Königreich. Man kann sich das kaum vorstellen, wenn man an unser Leben denkt. Dann kamen indische Evangelisten und Nepalisten, die im Ausland Christen geworden waren, ins Land. Viele von ihnen landeten im Gefängnis.
Heute gibt es in diesem hinduistischen und christenfeindlichen Land über eine Million bekennende Jesusleute.
Jesu Worte zum Wohlstand und die Bedeutung des Wortes Gottes
Was hat Jesus zum Thema Wohlstand gesagt? Im Gleichnis vom vierfachen Ackerfeld hat Jesus dies sehr eindrücklich dargestellt. Sie kennen sicher noch den Wortlaut: „Das, was unter die Dornen fällt, was ist das?“ Er gibt selbst eine Erklärung dazu: „Es sind die Sorgen dieser Welt und der Betrug des Reichtums, die das Wort Gottes ersticken.“
Dies ist eine wichtige Frage in Ihrer Bibellese und betrifft Ihren Gehorsam gegenüber dem Wort Gottes. Mich beeindruckt das immer wieder sehr. Es gibt viele Menschen, die die biblische Botschaft umdeuten. Das kennen wir von Theologen, Spöttern, Feinden und Verfolgern des Evangeliums.
Ist es nicht ein Wunder, dass all diese Feinde es nie geschafft haben, auch nur ein Wort im Bibeltext zu ändern? Wir haben über zweitausend Jahre hinweg einen unversehrten Bibeltext, obwohl es so viele Gegner gibt. Viele würden sagen, die Bibel darf man nicht wörtlich nehmen, aber wir haben sie doch alle. Jeder kann zur Bibel, zum Wort Gottes, Zugang finden und wissen: „Dein Wort ist wahr, trügt nicht und hält gewiss, was es verspricht, im Tod und im Leben.“
Darauf können Menschen ihr Leben gründen und darauf können sie sterben.
Kommen wir nun zum zweiten Punkt, der ganz wichtig ist: Es gibt eine beispiellose Christenverfolgung. Auch darauf hat uns Jesus hingewiesen, als er sagte: „Ihr werdet gehasst werden um meines Namens willen.“ Der Name Jesus ist unter den Völkern der Welt gehasst.
Die Ursache der Feindschaft gegen Jesus und das Wachstum in der Verfolgung
Warum ist die Feindschaft so groß? Das erkennt man schon bei den Enkeln. Wenn sie in der Schule einen Schülerbibelkreis oder einen Gebetskreis gründen wollen, beginnt sofort der Spott der Kameraden. Sie wissen, wie das immer war – auch in unseren Gemeinden, wenn sich die Gläubigen versammelten, gab es Spott. Warum ist das so?
Weil Jesus die Mächte dieser Welt entzaubert, auch die Religionen. Jesus entzaubert die Mächte dieser Welt, und das Evangelium tut das auch heute beim modernen Menschen. Man kann ohne Jesus nicht mit Gott versöhnt werden. Es gibt keinen Weg zu Gott weltweit ohne den Opfertod von Jesus am Kreuz. Kein Mensch kann auch mit allen guten Taten vor Gott bestehen. Es bleibt genauso, wie es im Evangelium steht.
Interessant ist, dass gerade die verfolgten Gemeinden in ihrer Wehrlosigkeit am meisten erleben, wie Feinde des Evangeliums zum Glauben kommen. Wachsende Gemeinden sehen wir fast nur in der Verfolgung. Ich war lange in der Arbeit in der Sowjetunion durch Licht im Osten tätig. Haben Sie das miterlebt? Damals, in der Zeit des Kommunismus, musste man die Bibel noch schmuggeln. Es war undenkbar, dass die Regierung in der Sowjetunion die Bibel erlaubte.
Die Christen, oft einfache Leute mit Kopftüchern, wurden von der Polizei gejagt und verfolgt. Und was hatte die Regierung der Sowjetunion davon? Ich habe immer gedacht, das kann doch nicht wahr sein, dass sie eine Jagd auf Bibeln machen. Bei uns stehen Bibeln in vielen Haushalten im Schrank, und niemand gräbt sie aus. Die Feinde haben besser erkannt, welche Kraft das Wort Gottes hat. Und das ist ganz wunderbar.
Nirgendwo in der Kirche, in der Christenheit, hat es eine Erweckung ohne das Wort Gottes gegeben. Es hat das noch nie gegeben. Wo das Wort Gottes verbreitet wurde, geschah Erweckung – aber das genügt nicht. Bei uns ist das Wort Gottes noch verbreitet, viele wissen das kaum mehr. Die Erweckung kann erst beginnen, wenn das Evangelium überhaupt bekannt ist. Darum ist das so wichtig.
In der verfolgten Gemeinde lebt das Evangelium plötzlich auf, aber der Hass und der Widerstand sind enorm groß. Die große Not bei uns ist, dass man meint, das Evangelium an unsere Zeit anpassen zu müssen – an unsere moderne, gottlose Zeit. Daraus kommt nichts mehr heraus. Viele haben nicht begriffen, dass gerade das Wort Gottes für die Menschen, die weit entfernt sind, eine Sensation ist. Sie greifen danach und sagen: „Das ist ja so gewaltig!“
Das Wort Gottes hat eine Bedeutung. Es geschieht aber nicht durch unsere Überredungskunst, sondern durch die Kraft des Wortes Gottes. Ich finde das immer wieder wichtig, zum Beispiel in Kuba. Was hat Fidel Castro dort alles gemacht? Das ist unvorstellbar, wenn man verfolgt, wie die Menschen auch wirtschaftlich in großer Not waren. Der Monatsverdienst betrug umgerechnet etwa 15 Euro, ausgezahlt in Peso. Aber ich rede jetzt nicht von der wirtschaftlichen Armut, sondern von dem totalen Kampf gegen das Evangelium.
Und da ist es wunderbar, wie das Evangelium aufbricht. Prediger sind meist junge Leute zwischen 20 und 30 Jahren, ohne Ausbildung. Sie werden von anderen mitgenommen. 90 Prozent der Gemeinden bekommen keine Anerkennung. In kommunistischen Systemen muss man die Registrierung beantragen. Die beantragen sie, aber die Polizei gibt sie nicht heraus.
Das gibt der Polizei Anlass, jede Versammlung sofort aufzulösen, Strafen zu verhängen, weil sie die Treffen als illegal ansehen. Trotzdem sind die Gemeinden überfüllt, weil das Evangelium die einzige Antwort auf die lebenswichtigen Fragen der Menschen ist. Wer gibt eine Antwort, wenn jemand stirbt? Wer hilft bei den Nöten des Lebens? Das ist die Botschaft für uns.
Das soll Ihnen Mut machen, das Evangelium weiterzutragen, in Ihrer Umgebung weiterzusagen und zu wissen: Ohne Kreuz keine Krone. Ohne Kreuz – kein Krone. Gerade die schwierigen Lebensabschnitte treiben die Menschen zum Herrn. In Zeiten des Wohlstands und üppigen Lebens vergisst man Gott oft und liest die Bibel kaum noch.
Darum ist es wunderbar, dass wir überall in den Ländern der Verfolgung erleben, wie die Gemeinde wächst. Mir ist es wichtig, das bewusst zu machen, weil viele bei uns in der Gebetsgemeinschaft beten: „Herr, gib ihnen Freiheit!“ Aber das ist eine Gefahr, die Freiheit. Sie sitzen Tag und Nacht vor dem Fernseher oder am Smartphone, und unsere jungen Leute…
Nein, Herr, gib ihnen in dieser Not die Kraft, dir treu zu bleiben. Das ist wunderbar. Ich habe in vielen Teilen der Welt verfolgte Christen erlebt, in Afrika, in der Sowjetunion, in China und anderen Ländern. Interessanterweise sagten sie immer: Ihr habt es in der Freiheit noch viel schwerer. Sie haben erkannt, dass bei uns der Glaube verwässert wird, weil man sich anpasst und den materiellen Dingen nachhängt.
Darum ist es so wichtig, dass wir in unserer Zeit treu bekennen. Es ist schrecklich, wie der Grundwasserspiegel des Glaubens sinkt. Noch vor Jahren war das anders. Viele ehemalige Jugendarbeiter sind heute weg, stehen nicht mehr im Glauben. Wir müssen ihnen nachgehen. Das bewegt mich besonders für unsere Älteren.
Viele sagen, wenn ich sie besuche: „Was hast du heute gelesen?“ – „Ich habe die Zeitung gelesen.“ „Da reicht die Kraft nicht mehr für die Bibel.“ Das ist furchtbar, wenn man im Glauben müde und matt wird. Helfen Sie mit, dass die Menschen bei Jesus bleiben und in seinem Dienst stehen.
Es ist wunderbar, wie der Herr uns führt. Eine der schlimmsten Verfolgungsstätten, die ich erlebt habe, waren die Inseln Indonesiens.
Verfolgung auf den Molukken und der Hass gegen Jesus
Indonesien umfasst über 13 Inseln in den Molukken. Im Jahr 2000 und erneut 2002 brach dort eine schreckliche Verfolgungswelle los. Es handelte sich dabei um Guerillakämpfer. In unseren Zeitungen wurde kaum darüber berichtet. Von zehn Kämpfern, die aus Saudi-Arabien finanziert wurden, kamen einige auf die Insel Halmahera. Dort brannten sie alles nieder, zerstörten und verwüsteten die Gegend.
Hunderttausende, meist Christen, flohen. Einige fanden Zuflucht in Sarawak oder wurden in Fabrikhallen zusammengetrieben. Die Verfolgung war äußerst brutal, alle Kirchen wurden zerstört. Was mich besonders interessierte, waren die niedergebrannten Kirchen. Es gibt eindrückliche Fotos, auf denen man sehen kann, dass dort mit Spray das Wort „Jesus Eiterbeule“ in der indonesischen Sprache hingeschmiert wurde.
Dies war ein Ausdruck des Hasses gegen Jesus. Es war eine Schmähung, die Jesus als Eiterbeule oder Dreck bezeichnete. Ich kann das Wort nicht genau übersetzen, aber es ist ein herabsetzendes Schimpfwort. Dabei muss man wissen, dass der Sohn Gottes solche Verleumdungen und Ablehnungen erträgt. Wir ehren und lieben ihn, denn er gibt alles für uns und ist der einzig rettende Name für eine verlorene Welt.
Der Hass gegen Jesus zeigt sich in vielen Formen, sei es im Kommunismus oder bei islamischen Verfolgungen. Boko Haram ist derzeit die schlimmste Mordorganisation, nicht ISIS. Seit 1980, und kaum beachtet von uns, tobt der Kampf von Boko Haram. Man hat nur gelegentlich von den entführten Schulmädchen gehört.
Unsere Mitarbeiter, die immer wieder in Nordnigeria waren, berichten, dass dort jedes Jahr etwa 15 Frauen, Männer und Kinder, völlig friedliche Zivilisten, um ihres Glaubens willen ermordet werden. Im Norden Nigerias, im sogenannten Sahel-Gürtel, einem sehr schwierigen Gebiet für Missionare, leben viele Muslime. Dort ist es besonders schwer, das Evangelium zu verbreiten, da die Menschen sich gegen den Glauben schützen.
Doch nirgendwo auf der Welt gibt es so viele muslimische Christen wie gerade dort. Sie geben Zeugnis bei Massenbeerdigungen, wo ganze Dorfgemeinschaften getötet werden. Sie beten sogar für ihre Verfolger. Sie haben uns gebeten, für sie zu beten, damit sie durchhalten können.
Viele Christen dienen im Militär, wahrscheinlich die Mehrheit. Nigeria hatte sogar einen christlichen Präsidenten, der jedoch nicht in der Lage war, die Gewalt militärisch zu beenden. Das ist nicht die Lösung. Jesus fordert von uns, ihm treu zu bleiben, auch bis zum Tod. Das ist es, was Muslime am meisten erschüttert.
Zeugnis eines mutigen Evangelisten in Algerien
Mein Freund Yusuf in Algerien und ich kennen uns seit Jahren. Er ist ein großartiger Evangelist und ein mutiger Mann. Er ist mit einer asiatischen Frau verheiratet und betreibt in Algerien eine Bibelschule für Muslime, die Christen geworden sind. Yusuf gehört zur Operation Mobilisation, einer Gruppe mutiger, bekennender Christen.
Als wir uns das letzte Mal getroffen haben, erzählte er mir, dass der Innenminister in Algerien gesagt hat: „Ihr dürft evangelisieren, wo ihr wollt – auf den Plätzen, in den Straßen Algeriens. Kein Polizist wird euch etwas tun.“ Das ist bemerkenswert, da Algerien ein überwiegend muslimisches Land ist.
Die Menschen dort sind erschüttert über den Terrorismus. Viele Muslime können die Mordsserie von Islamisten nicht verstehen. Diese Situation bietet eine Chance für das Zeugnis des Evangeliums.
Yusuf war in einer Sitzung, als ein Mann namens Juschof den Raum verließ. Dabei hielt er noch einmal die Bibel hoch und sagte: „Uns geht es nicht um Kirchen und Gruppen, sondern um Jesus und sein Wort. Dient ihm!“ Das ist sehr wichtig. Auch an dem Tag, an dem wir uns morgen mit diesem Thema beschäftigen, wird es darum gehen, wie wichtig ein machtvolles Zeugnis ist – auch das Leiden der Christen.
Paulus hat viel über das Leiden gesprochen. Das werde ich morgen kurz erwähnen. Immer wenn er vom Leiden sprach, sagte er: „Ich freue mich meiner Leiden.“
In den Gemeinden ist auch das Leiden der Krankenpflegebedürftigen ein machtvolles Zeugnis für Jesus. Denn dort spricht Jesus im Leben der Menschen ganz stark durch das Ritual.
Das Reich Gottes wächst trotz politischer Spannungen
Jesus baut heute sein Reich – das haben wir bereits beim Lied gehört. Die Sache ist: Jesus Christus ist der Herr. Wir schauen oft auf die politischen Vorgänge. Für die Gemeinschaften und evangelikalen Kreise ist es heute sehr schwierig, sich nicht in den politischen Fragen der Zeit zu verlieren.
Ich möchte warnen: Politische Fragen haben die Gemeinden immer wieder zerrissen und zerstört. Darauf muss man sehr achten. Wenn wir heute Abend über politische Fragen sprechen würden, wären wir sofort uneins und zerstritten, weil es viele verschiedene Meinungen gibt.
Wichtig ist: Mit dem Kommen von Jesus hat er sein Reich begonnen – die Herrschaft in den Menschen durch die Bekehrung. So ist Gemeinde entstanden. Die Gemeinde hat die Welt überwunden, und die Siegesbotschaft wurde verbreitet.
Heute geht es darum, das Reich Gottes wieder stärker ins Bewusstsein zu rücken. Jesus breitet sein Königreich aus. Das ist ein Vorgeschmack auf die kommende ewige Welt, und wir dürfen daran beteiligt sein. Das ist besonders wichtig in unseren Tagen: dass das Reich Gottes wächst.
Es geht nicht darum, eine große oder perfekte Gemeinde zu bauen – das ist eine falsche Vision. Vielmehr geht es darum, dass Menschen zum Glauben an Jesus kommen, aus dem Machtbereich der Finsternis befreit werden und von Jesus in den verschiedensten Diensten und Aufgaben gebraucht werden. So baut Jesus sein Reich.
In dem Büchlein „Schneit er nicht trenn“ wurde heute Abend das schöne Lied von Garve gesungen: „Das Reich des Herrn“. Dieses Lied über das Reich Gottes wurde in der Missionsbewegung immer wieder gesungen und drückt die Sehnsucht aus, dass das Reich Gottes ausgebreitet wird.
Erweckung in Äthiopien und die Öffnung der koptischen Kirche
Ein alter Ruhestandsarzt der Deutschen Missionsgemeinschaft, Dietrich Schmoll – viele kennen ihn –, ist weit über achtzig Jahre alt. Gott hat ihm noch einmal aufs Herz gelegt, in den Süden Äthiopiens zu gehen, wo die großen Erweckungen stattfinden. Dort gibt es die sogenannten Wort-des-Lebens-Kirchen, die heute über elf Millionen Mitglieder haben.
Im Jahr 1940 gab es dort erst die ersten Bekehrungen. Diese Gemeinden erlebten Verfolgung, sowohl durch marxistische als auch durch militärische Kräfte. Doktor Dietrich Schmoll hat dort gewirkt, doch die koptische Kirche ist anders. Sie zählt etwa dreißig Millionen Mitglieder, die jedoch in geistlicher Blindheit gefangen sind. Diese Kirche besitzt viele Schriften, die die Bibel verdunkeln.
Die koptischen Christen in Äthiopien haben sich immer wieder gegen diese Einflüsse gewehrt. In Ägypten hingegen ist die koptische Kirche missionarischer ausgerichtet. Dort erfahren sie auch dauernde Verfolgung durch den Islam. In Äthiopien dagegen wissen die Priester der koptischen Kirche oft nicht, was wirklich in der Bibel steht. Sie kennen nur ihre eigenen Reden und Traditionen.
Dietrich Schmoll ist erneut aufgebrochen. Gott hat ihm die Tür geöffnet, um in Tigray, im Norden Äthiopiens, zu wirken. Gerade dieser Stamm ist in der Regierung Äthiopiens beteiligt. Er hat seine Erfahrungen im Evangeliumsrundfunk erzählt und wird morgen auch unter uns sein. Ich glaube, er ist etwa 84 oder 85 Jahre alt.
Gott hat ihm geschenkt, dass die Priester der koptischen Kirche sagen: „Wir sind bereit, wenn das Evangelium übersetzt wird.“ Die Kirche verwendet nur eine alte Kirchensprache, die heute niemand mehr versteht. Diese Sprache muss in eine moderne Sprache übersetzt werden, da die letzte Übersetzung vor Jahrhunderten erfolgte.
Wir durften damals die Finanzierung des Bibelübersetzungskomitees übernehmen und den Druck ermöglichen. So wurde die ganze Bibel gedruckt. Ich war noch dabei, als der Leiter des Priesterseminars sagte: „Schickt uns einen evangelischen Bibellehrer, der uns das Evangelium erklärt!“
Jetzt sind die Türen offen, auch in Äthiopien, einer toten Kirche. Es ist immer wieder schlimm, wenn es tote, erstarrte Kirchen gibt. Umso mehr dürfen wir uns freuen, dass so etwas möglich ist – dass Jesus Erweckung und Erneuerung schenkt.
Das erbitten wir auch in unseren Gemeinden. Wir wollen uns wieder auf das Wesentliche konzentrieren: dass das Wort Gottes lebendig bleibt und weitergegeben wird. Und wir dürfen uns daran freuen, dass Gott das tut.
Ermutigung zum Zeugnisgeben und Gebet für die Mission
Lassen Sie mich schließen mit einer kleinen Geschichte, die mich sehr beeindruckt hat. In Peru ist unser Kurt Philipp natürlich ganz anders mit seiner Elvira in Südamerika zu Hause. Er könnte uns jetzt erst recht erzählen, was alles Gott tut.
Mich hat besonders beeindruckt, was ich von einer dieser großen Bibelkirchen in Lima hörte. In einem Vorort von Lima stehen Frauen und warten auf den Bus. Unter ihnen ist eine einsame Frau, die fragt: „Wo geht ihr denn hin?“ Die anderen antworten: „Wir gehen zum Gottesdienst in die Bibelkirche.“ Darauf sagt sie: „Da könnte ich nicht hingehen.“ Man fragt sie, warum sie nicht hingehen könne. Sie zögert und sagt schließlich: „Ich bin Prostituierte.“ Die Frauen antworten: „Das waren wir doch bis vor einem halben Jahr auch. Dann haben wir Jesus gefunden. Komm mit!“
Sehen Sie, das ist so wunderbar, dass so etwas geschieht. Es ist nichts Großes, sondern wo der Heilige Geist leitet, werden Menschen gebraucht und dürfen mithelfen. So geschieht es auch in unserer Zeit, dass Gottes Reich weltweit wächst – an dem Ort, wo man lebt, bei den Kindern und Enkeln, in der Gemeinde.
Es kann auch sein, dass sich ein Paar zusammenfindet und sagt: „Wir wollen wieder für die Missionsarbeit beten und das auch tun.“ Nicht das Geld ist das Hauptproblem, wissen Sie das? Sondern das Fehlen des Heiligen Geistes, weil die Beter fehlen. Paulus sagt im Kolosserbrief: „Betet!“ Und die Sklaven mit Wachen, die ja todmüde waren und zwölf Stunden am Stück arbeiten mussten, wachten nachts auf, um zu beten, damit das Reich Gottes wächst.
Gott tut so viel, dass es uns ermutigen sollte. Ich bitte Sie, sammeln Sie die Nachrichten, wo Sie vom Wachsen des Reiches Gottes hören. Das ermutigt Sie. Wissen Sie, diese Nachrichten müssen wir sammeln. Oft sind sie in den Missionsblättern versteckt – zwischen Geldspenden, Fragen, Ordnungsfragen und Bausachen. Uns interessiert, was heute geschieht.
Es ist so wunderbar, dass Sie diese Nachrichten sammeln und aufmerksam machen. Und dass Sie für die Sache des Herrn beten – das wollen wir jetzt auch noch tun.
Lieber Herr, wir danken dir, dass du dein Reich baust, auch in dieser letzten bösen Zeit. Du bist stärker als alle Mächte dieser Welt, auch stärker als die Finsternis Satans.
Herr, wir wollen Buße tun, weil wir oft nur so leichtfertig dir nachfolgen und deinem Wort nur so lau gegenüberstehen. Erneuere uns und erwecke uns. Wir danken dir für die vielen Anstöße, die wir aus allen Teilen der Welt bekommen.
Wir wollen jetzt auch betend eintreten für deine leidende und verfolgte Gemeinde. Herr, wir verstehen es nicht, wie sie auch unter Tränen dich loben können. Aber sie erfahren deine Nähe und deinen Segen, auch in schweren Prüfungen.
Wir bitten dich für die, die inhaftiert sind und mit der Gehirnwäsche bearbeitet werden. Stärke deine Gemeinde auch in Nordkorea, aber auch in all den Ländern wie Kambodscha, Laos, Usbekistan, in den afrikanischen Ländern, in muslimischen Ländern und auch in der buddhistischen Verfolgung von Sri Lanka.
Herr, gib deinen Zeugen Kraft und Mut, dich zu bekennen. Und dass wir von ihnen lernen, dass du uns auch die Türen öffnen willst, auch bei uns. Amen.
Jetzt möchte ich noch sagen, dass ich natürlich für Sie zur Verfügung stehe. Ich beantworte gern alle Fragen, die Sie haben. Wir wollten nur unser Thema noch durchziehen. Ich stehe die ganze Nacht zur Verfügung, wenn es sein soll.
Aber jetzt singen wir noch. Für diejenigen, die früh zu Bett gehen wollen, ist das Lied auf, denn die Nacht wird kommen: „Auf mit dem jungen Tag, die Zeit ist gar nicht mehr lang, wo wir wirken können. Wir wollen die Zeit benutzen.“ Nummer vier: „Auf, denn die Nacht wird kommen.“
Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Abend, gute Unterhaltungen und für die, die früh zu Bett gehen, eine gute Nachtruhe. Der Herr sei mit Ihnen.
Herr, segne uns und behüte uns. Herr, lass dein Angesicht leuchten über uns und über deiner ganzen Christenheit weltweit. Erhebe dein Angesicht auf uns und gib uns deinen Frieden. Amen.