Gesunde Lehre, gesunde Grenzen – Nachfolge als Marathon
Theologie, die dich im Glauben wachsen lässt. Nachfolge praktisch – dein geistlicher Impuls für den Tag.
Mein Name ist Jürgen Fischer, und heute geht es um Pausen.
Mein Freund Anton vom christlichen Bildungszentrum Erzgebirge hat mich gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, im Rahmen eines Intensivwochenendes für Gemeindeleiter und Gemeindemitarbeiter ein Seminar zum Thema gesunde Abgrenzung anzubieten.
Da ich jedoch nicht die Zeit habe, ein solches Seminar einfach nebenher vorzubereiten, wollte ich ihm trotzdem bei der Seminarvorbereitung helfen. Deshalb dachte ich mir: Ich schreibe dazu einfach eine Podcast-Reihe mit dem Titel „Gesunde Lehre, gesunde Grenzen – Nachfolge als Marathon“.
Die Herausforderung der gesunden Abgrenzung in der Nachfolge
Worum geht es dabei? Es geht um die Frage, wie ich mich selbst als Christ in der Nachfolge ernst nehmen kann. Besonders wichtig ist dies für diejenigen, die als Nachfolger und Gemeindemitarbeiter aktiv sind.
Wie kann ich als Jünger Jesu im geistlichen Leben engagiert sein, ohne auszubrennen? Diese Frage steht im Mittelpunkt. Eine Antwort darauf ist, dass ich mich auf gesunde Weise von Ansprüchen abgrenzen muss. Diese Ansprüche können zwar geistlich klingen, aber auf lange Sicht schaden sie mir.
Die Bedeutung von Ruhe und Ruhetagen
Und ich fange mal an mit dem Thema Ruhe. Wer mich ein wenig kennt, weiß, dass ich ein großer Verfechter der Idee des Ruhetags bin. Ich kann das einfach so sagen: Ich würde mein Arbeitspensum nicht schaffen, wenn ich nicht einen Tag in der Woche bewusst Pause machen würde.
Ich sage nicht, dass man das tun muss. Es gibt für einen Christen kein Sabbatgebot. Aber mir ist mein Ruhetag wirklich heilig.
Wenn ich 5. Mose 5,13-14 lese, heißt es: „Sechs Tage sollst du arbeiten und all deine Arbeit tun, aber der siebte Tag ist Sabbat für den Herrn, deinen Gott. Du sollst an ihm keinerlei Arbeit tun, du und dein Sohn und deine Tochter und dein Sklave und deine Sklavin und dein Rind und dein Esel und all dein Vieh und der Fremde bei dir, der innerhalb deiner Tore wohnt, damit dein Sklave und deine Sklavin ruhen wie du.“
Ruhen wie du – schöne Idee, oder? Sechs Tage Arbeit, ein Tag Ruhe. Richtig Ruhe. Somit ausschlafen, spät frühstücken, Bücher lesen, spazieren gehen, gammeln, die Seele baumeln lassen.
Dabei ist es egal, was du tust. Wichtig ist nur eines: Ein guter Ruhetag lädt meine Batterien auf. Ein guter Ruhetag sorgt dafür, dass ich am nächsten Tag mit einhundertzehn Prozent Leistungsfähigkeit wach werde.
Die biblische Grundlage und persönliche Haltung zum Sabbat
Das ist die Idee, und damit wirklich niemand denkt, dass ich für die Sabbatheiligung bin: Ich bin es nicht. Ich verstehe den Sabbat als Bundeszeichen für Israel und als Hinweis auf Jesus.
Die Formulierung von Luther im Kleinen Katechismus, das dritte Gebot mit „Du sollst den Feiertag heiligen“ wiederzugeben, finde ich sehr unglücklich. Mir reicht es zu sehen, dass Gott für sein Volk im Alten Bund einen Tag festlegt, an dem sie nicht arbeiten dürfen. Das erscheint mir schlicht und ergreifend weise.
In die Schöpfung ist von Anfang an ein Siebenerzyklus eingewoben. So heißt es in 1. Mose 2,2: „Und Gott vollendete am siebten Tag sein Werk, das er gemacht hatte, und er ruhte am siebten Tag von all seinem Werk, das er gemacht hatte.“ Weil dieses Konzept – sechs Tage Arbeit, ein Tag Pause – bei Gott zu finden ist, nehme ich es als Vorbild. Übrigens ist Gott mein ultimatives Vorbild. Weil er es so macht, mache ich es auch.
Und siehe da, es bewährt sich: Ich bewahre meinen Körper und meine Seele vor dem Ausbrennen, denn ich bin keine Maschine.
Persönliche Grenzen achten und bewahren
Ich habe persönliche Grenzen, die es zu achten gilt, wenn ich mit meiner individuellen Leistungsfähigkeit das Pensum an Arbeit in Treue schaffen will, das Gott mir für mein Leben mit meiner Begabung zugeteilt hat. Deshalb passe ich auf mich auf.
Zum Aufpassen gehört auch ein Ruhetag. Denn nur ein konsequent gelebter Ruhetag führt in meinem Leben dazu, dass ich auf lange Sicht genug Kraft für die Aufgaben habe, die Gott mir gibt.
Ich achte nicht nur auf meinen Ruhetag, sondern auch auf Urlaub. Das klingt ein wenig komisch, aber das Alte Testament ist voller Urlaub – Urlaub für alle.
Biblische Feste als Zeiten der Erholung und Freude
Da gibt es zunächst das Passafest, gefolgt von einer bewussten einwöchigen Pause. Diese Pause wird als Fest der ungesäuerten Brote bezeichnet. In 3. Mose 23,8 heißt es: "Und ihr sollt dem Herrn sieben Tage lang ein Feueropfer darbringen. Am siebten Tag ist eine heilige Versammlung; keinerlei Dienstarbeit dürft ihr tun."
Ein weiteres Fest, das nach Urlaub klingt, ist das Laubhüttenfest. In 3. Mose 23,39-42 steht: "Doch am fünfzehnten Tag des siebten Monats, wenn ihr den Ertrag des Landes eingesammelt habt, sollt ihr sieben Tage das Fest des Herrn feiern. Am ersten Tag soll Ruhe sein, und am achten Tag soll Ruhe sein. Ihr sollt euch am ersten Tag prächtige Baumfrüchte nehmen, Palmwedel und Zweige von dicht belaubten Bäumen und von Bachpappeln, und euch vor dem Herrn, eurem Gott, sieben Tage freuen."
Weiter heißt es: "Ihr sollt sieben Tage im Jahr als Fest für den Herrn feiern, eine ewige Ordnung für eure Generationen. Im siebten Monat sollt ihr es feiern, in Laubhütten sollt ihr wohnen, sieben Tage lang. Alle Einheimischen in Israel sollen in Laubhütten wohnen."
Das Interessante daran ist, dass Gott diesen Urlaub ganz bewusst mit Freude und Genuss verbindet.
Gottes Vorstellung von Feier und Genuss
Das in diesem Zusammenhang bemerkenswerteste Gebot stammt aus 5. Mose 14,26. Es ist ein Gebot, sich vor Gott in Jerusalem zu freuen und mit Worten bewusst Party zu machen. Die Israeliten waren verpflichtet, ein Zehntel ihres jährlichen Ertrages in Jerusalem zu verfeiern. So sollten sie, wie es in 5. Mose 14,23 heißt, „den Herrn fürchten“.
Gottesfurcht durch gutes Essen, Trinken und Feiern – was für ein Konzept! Der Gott des Alten Testaments ist definitiv kein mieser, geiziger Petrus, der seinem Volk nichts gönnt. Damit niemand Gott missverstand, konkretisiert er seine Vorstellung von Feiern in 5. Mose 14,26. Dort heißt es: „Und gib das Geld für alles, was deine Seele begehrt, für Rinder und Schafe, für Wein und Rauschtrank und für alles, was deine Seele wünscht. Iss dort vor dem Herrn, deinem Gott, und freue dich – du und dein Haus.“
Ist das nicht genial? Feiern vor Gott! Und ich habe euch noch nicht einmal erzählt, dass Gott alle sieben Jahre ein Sabbatjahr einführt, in dem man die Äcker nicht bebauen durfte. Noch mehr Urlaub, noch mehr Ausruhen.
Jesus als Vorbild für Ruhe und Erholung
Warum erzähle ich euch das? Ganz einfach, weil es Jesus ist, der in Markus 6,31 zu seinen Jüngern sagt: „Kommt ihr selbst allein an einen öden Ort und ruht ein wenig aus.“
Es ist richtig viel los. Die Jünger haben so viel zu tun, dass sie nicht einmal Zeit haben, um zu essen. Jesus sieht, wie es ihnen geht, und sagt: „Kommt ihr selbst allein an einen öden Ort und ruht ein wenig aus!“
Der Herr Jesus weiß, dass wir Ruhe brauchen, und verordnet sie seinen Jüngern. Wir tun gut daran, beim Thema gesunde Grenzen die Grenzen unserer eigenen Belastbarkeit ernst zu nehmen. Dabei sollten wir aktiv dafür sorgen, dass Ruhe, Urlaub, gern auch Sport und Genuss in unserem Leben nicht zu kurz kommen.
Wir tun das nicht, weil wir faul sind, sondern weil wir wissen, wer wir sind, was uns gut tut und dass Pausen keine Sünde sind. Im Gegenteil: Sie sind ein sehr weiser Beitrag zum Erhalt unserer Leistungsfähigkeit.
Einladung zur persönlichen Reflexion
Was könntest du jetzt tun? Du könntest darüber nachdenken, wie ein Ruhetag aussehen müsste, der deiner Seele und deinem Körper richtig gut tut.
War das alles für heute? Wenn du mehr Informationen zum Angebot des Christlichen Bildungszentrums Erzgebirge suchst, schau auf www.christliches-bildungszentrum.de vorbei.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.