Gemeinsam Glauben Leben
Sie hören den Predigt-Podcast der evangelisch-freikirchlichen Gemeinde The Rock Christus Kirche aus Berlin-Spandau.
Einführung: Die prägende Kraft des christlichen Glaubens
Je länger ich mich mit Kulturgeschichte beschäftige, desto mehr begeistert mich der Einfluss des christlichen Glaubens. Es ist fast unglaublich, in welchem Maß das Christentum die Welt zu einem besseren Ort gemacht hat. Egal, ob wir auf die Abschaffung der Sklaverei, auf die Idee der Menschenrechte, auf das große Thema Bildung, Universitäten, Schulen, die Entstehung der Naturwissenschaften oder einfach nur auf die Sorge um Notleidende schauen – immer ist das Christentum ganz vorne mit dabei.
Wenn wir heute für völlig selbstverständlich halten, dass im Jahr 1967 die Beatles ein Lied herausbringen mit dem Titel „All you need is love“, hätte ein durchschnittlicher Spartaner oder Römer in der Antike darüber einfach nur müde gelächelt. Das hätte er nicht verstanden: „All you need is love – was willst du denn damit?“ Das heißt, das Christentum hat wirklich wie keine andere Religion diesen Planeten zum Guten verändert und zu einem besseren Ort gemacht.
Nicht, dass da nicht noch Luft nach oben wäre – ja, nicht, dass Christen nicht auch Fehler gemacht haben, ja, und nicht, dass im Namen des Christentums nicht Gräueltaten verübt worden wären. Auch das sehe ich kritisch. Aber gerade das zwanzigste Jahrhundert ist ein Paradebeispiel dafür, welchen Blutzoll der Atheismus fordert, wenn er links oder rechts wüten darf.
Deswegen bin ich so stolz. Ich bin einfach so stolz darauf, Christ zu sein und sagen zu können: Wow, wir haben wirklich etwas vorangebracht. Es ist so, wie der Herr Jesus es sagt, wenn er davon spricht, dass das Reich Gottes sich ausbreitet wie Sauerteig, der unter so einen Riesenbatzen Mehl gemengt wird und dann ganz langsam vor sich hin gärt.
So ist das auch mit den christlichen Gedanken: Sie gären langsam vor sich hin. Nur werden sie eben nicht politisch oder militärisch durchgesetzt. Das ist nicht das, was der Herr Jesus meint, wenn er sagt: „Mein Reich wird kommen.“ Er sagt nämlich gleichzeitig auch: „Mein Reich ist nicht von dieser Welt.“ Es ist in dieser Welt, aber nicht auf die typische Weise.
Es entsteht dadurch, dass ein Herz nach dem anderen das Evangelium hört. Weil Menschen sich bekehren und anders werden, entsteht Kultur auf einem ganz neuen Level. Mich begeistert das. Ich denke mir immer wieder: Boah, einfach so schön, wirklich so schön.
Die historische Haltung zum Thema Abtreibung
Und bei einem Thema wird das womöglich noch deutlicher als bei vielen anderen, und das ist das Thema Abtreibung. Wir gehen jetzt mal einen Sprung zurück. Man muss das ganz klar sagen: Abtreibung war in der griechisch-römischen Welt eine absolute Selbstverständlichkeit, genauso übrigens wie das Aussetzen von Kindern nach der Geburt. Das heißt, die Kinder wurden ausgesetzt, damit wilde Tiere sie dann einfach gefressen haben.
Plato, das ist so ein Philosoph, habt ihr vielleicht mal gehört, fordert für seinen Idealstaat ganz selbstverständlich die Aussetzung von Kindern mit Körperfehlern. Du siehst nicht richtig aus? Weg! Ein Idealstaat braucht solche Leute nicht.
Aristoteles hat auch so eine Idee, wie man den idealen Staat leben soll. Dabei geht es auch um die Kontrolle der Bevölkerungszahl. Und wie kontrolliert man am besten die Bevölkerungszahl? Ganz genau: staatlich organisierte und durchgeführte Abtreibung. Damit halten wir das Niveau der Leute möglichst gleich.
Dann kommen die Christen, und die sind von Anfang an einfach gegen Abtreibung. Robert Jütte schreibt in seinem Buch „Die Geschichte der Abtreibung“: „Von einem Lebensrecht des ungeborenen Kindes konnte im Abendland bis zum Auftreten des Christentums keine Rede sein.“ Und das stimmt völlig.
Aber dann kommt das Christentum, und mit ihm kommt eine jüdisch-christliche Ethik. Im Rahmen dieser Ethik ist völlig klar: Da ist für Abtreibung kein Platz – strikte Ablehnung der Abtreibung. Das ist übrigens ein weiteres Beispiel dafür, dass Christen sich nicht einfach dem Zeitgeist angebiedert haben. Das ist das genaue Gegenteil. Der Zeitgeist geht in die eine Richtung, und die Christen sagen: Da machen wir nicht mit. Und das ist tatsächlich von Anfang an so.
So heißt es in der Didache, einer frühchristlichen Schrift aus dem späten ersten Jahrhundert. Das ist nicht die Bibel, aber es zeigt, wie die Leute im ersten Jahrhundert, die Christen waren, gedacht haben. Da heißt es dann, Didache Kapitel 2, ab Vers 1:
„Dies ist das zweite Gebot der Lehre: Du sollst nicht töten, du sollst nicht Ehe brechen, du sollst nicht Knaben schänden, du sollst nicht Huren, du sollst nicht stehlen, du sollst nicht zaubern, du sollst nicht Gift mischen.“
Ihr merkt, wie die Gesellschaft damals drauf war, dass man das so deutlich schreiben muss. Und dann heißt es hier: „Du sollst kein Kind abtreiben, noch sollst du, du sollst kein Neugeborenes töten.“ Das ist mal eine Ansage!
Also die ersten Christen ganz klar: Wenn du da getauft werden wolltest, dann haben die dir erst mal klargemacht: Hey, du bist jetzt kein Heide mehr, du bist Christ. Und dazu gehört es, dass wir unsere Kinder nicht nach der Geburt umbringen und auch nicht davor.
Oder eine andere Stelle: Der Barnabas-Brief, auch ein ganz frühes Dokument. Da heißt es, Barnabas 19, Vers 5: „Du sollst nicht ein Kind abtreiben oder ein Neugeborenes töten.“ Und wenn man ein bisschen weiterliest – ich rate euch, den Barnabas-Brief irgendwann mal zu lesen, ganz tolles Dokument –, da heißt es dann im Kapitel 20, wo typische Sünder beschrieben werden, mit den Worten, dass sie schnell mit Verleumdungen bei der Hand sind, ihren Schöpfer nicht kennen und ihre Kinder umbringen.
Also wenn du wissen willst, was macht so ein typischer Heide: Der redet schlecht über andere Leute, der kennt Gott nicht und der bringt seine Kinder um. Der Hammer!
Und deswegen heißt es in dem frühen Handbuch für Geistliche aus dem vierten Jahrhundert, den Apostolischen Konstitutionen, Kapitel 7: „Du sollst nicht dein Kind durch Abtreibung töten, noch das Geborene umbringen. Alles Gebildete wird, weil es von Gott eine Seele empfangen hat, gerecht werden wie bei Mord.“
Das ist die Haltung der ersten Christen. Und deswegen finden wir, wenn wir Kirchenväter lesen – also Leute, die so im zweiten, dritten, vierten Jahrhundert und kurz danach noch geschrieben haben –, bei allen großen Kirchenvätern eindeutig, dass sie sich gegen Abtreibung aussprechen. Da ist niemand dabei, der mal darüber nachdenkt, ob das vielleicht richtig sein könnte, weil ja alle es so machen. Die sind alle dagegen.
Ein Beispiel: Tertullian schreibt hier im Apologetikum, Kapitel 9, Vers 8: „Wir aber dürfen, da der Mord uns ein für allemal verboten ist, auch den Fötus im Mutterleib, während noch das Blut zur Bildung eines Menschen absorbiert wird, nicht zerstören.“
„Was ein Mensch werden soll, ist schon ein Mensch.“ Wahnsinn, oder? Und hier reden wir vom Ende des zweiten, Anfang des dritten Jahrhunderts. Das ist die ganz klare Lehre der Kirche.
Und es ist deshalb auch ganz folgerichtig, dass einer der ersten Verwaltungsakte des ersten christlichen Kaisers in Rom, das war Konstantin, so um 318, der gerade so an die Macht kommt, das Verbot der Abtreibung erließ. Also 318 wurde Abtreibung im Römischen Reich verboten. Und das war so unerhört, und das war für die Heiden so neu, dass es unter eine besonders drakonische Strafe gestellt wurde.
Ich möchte euch von Klaus Bockmühl aus seinem Buch „Die Beurteilung der Abtreibung in der Frühzeit der christlichen Kirchen“ einen kleinen Abschnitt vorlesen, weil ich ihn so spannend finde. Er schreibt:
„Wahr ist schließlich auch, dass Kaiser Konstantin im Jahr 318 das wichtigste Menschenrecht des freien Römers abschaffte, die potestas vitae necisque.“
Das ist das Recht eines Familienoberhaupts, über Leben und Tod seiner Familienmitglieder zu entscheiden. Das wurde abgeschafft. Vorher durfte ein Familienoberhaupt, normalerweise ist das der Familienvater, einfach sagen: ‚Ich will dich nicht mehr, ich erschlage dich jetzt‘, und er hatte das Recht dazu. Niemand hätte sich darum gekümmert, weil ihm das Recht zustand, jedes Familienmitglied einfach umzubringen.
Und jetzt kommt der römische Kaiser und sagt: ‚Das hört auf, schafft es ab.‘
Dann schreibt Bockmühl Folgendes:
„Die Gebildeten bewundern heute mit Recht die Philosophie der Griechen, sie bestaunen die Architektur der alten Ägypter, schwärmen von der Höflichkeit der Chinesen, vergöttern die Astronomie der Babylonier und rühmen die römische Staatskunst. Darüber wird indes leicht vergessen, dass all diese Hochkulturen völlig bedenkenslos den Kindesmord als Mittel der Geburtenkontrolle anwandten. Es gab in der ganzen antiken Welt nur ein Volk, bei dem es als Verbrechen galt, ungewollte Säuglinge zu töten: das waren die Juden.“
Jetzt kann man sich fragen: Wie kamen genau die Juden zu dieser Sicht, wenn alle anderen es anders gemacht haben? Für alle anderen war klar: Du willst das kleine Baby nicht, das schielt oder das hat einen Arm zu wenig oder keine Ahnung was, du willst es halt einfach nicht. Na, keine Ahnung, das kriegt das Wildschwein des Vertrauens, leg es einfach auf den Acker. Das wäre völlig okay gewesen, hätte niemand im Haus gesagt: Warum? Jeder hätte gesagt: Na klar, hätte ich auch so gemacht, völlig logisch. Außer bei den Juden.
Wie kann es sein, dass es dieses eine Volk gibt, das so ganz andere Regeln hat?
Fangen wir vorne an bei den Zehn Geboten. Da heißt es: „Du sollst nicht morden.“ Und es geht bei den Zehn Geboten immer um rechtswidriges Töten. Es ist dabei egal, ob das absichtlich geschieht – Mord – oder unabsichtlich, das wäre dann Totschlag.
Und ja, es gibt in der Bibel Ausnahmen zum Mordverbot. Gott erlaubt Tötung. Er erlaubt das bei der Todesstrafe, bei der Selbstverteidigung und bei der Landesverteidigung. Aber, und das ist eben entscheidend: Nirgends gibt Gott irgendeiner Instanz das Recht, Ungeborene vor jedem staatlichen Gericht als unschuldige Kinder zu töten.
Und es ist deshalb spannend, weil wir haben ja gerade gesehen: Alle anderen machen es anders. Im Alten Testament ist es so, dass selbstverständlich Eltern ihre Kinder im Rahmen der Erziehung bestrafen dürfen, aber gleichzeitig wird ausdrücklich in der Bibel verboten, dass sie ihre Kinder töten.
Und noch mal: Das ist ganz anders als das, was wir im römischen Recht haben, wo der Vater jederzeit ungestraft das Recht hatte, seine Kinder umzubringen.
Also, wir haben die Zehn Gebote, aber da ist natürlich noch mehr. Kinder sind ein Segen und kein Fluch. So heißt es im Psalm 127, Vers 3:
„Siehe, Kinder sind eine Gabe des Herrn, und Leibesfrucht ist ein Geschenk.“
Schön, oder? Es ist Gott, der Kinder schenkt. Und das wird vor allem im Alten Testament deutlich, wo ein Ehepaar kinderlos ist. Da gibt es eine ganz lustige Geschichte: Rahel kriegt keine Kinder und geht dann zu ihrem Ehemann und sagt: „Mach mir Kinder.“ Und dann lesen wir hier, 1. Mose 30, Vers 2, wie der Ehemann antwortet:
„Da entbrannte Jakobs Zorn gegen Rahel und er sagte: Bin ich an Gottes Stelle, der dir Leibesfrucht vorenthalten hat? Ey, du willst von mir Kinder? Das ist nicht mein Job, es ist Gott, der die Kinder gibt, ich kann da nichts machen.“
Kinder sind eine Gabe, ein Geschenk, ein Segen Gottes.
Und das Kind entsteht nicht einfach so, sondern es wird im Mutterleib von Gott gebildet. Hiob 31, Vers 15 heißt es:
„Hat nicht er, das ist Gott, der mich im Mutterleib gemacht hat? Auch ihn hier ist der Knecht gemeint, auch ihn gemacht und hat nicht einer im Mutterschoß uns bereitet.“
Wir merken: Weil Gott alle Kinder im Mutterschoß macht, können wir uns nicht hinstellen und sagen, dass soziale Unterschiede irgendetwas mit dem Wert eines Menschen zu tun haben. Der Knecht ist genauso von Gott im Ebenbild Gottes geschaffen wie der, der oben steht in der Nahrungskette. Beide sind gleich viel wert. Das ist Menschenwürde, die hier beschrieben wird, weil wir alle Geschöpfe Gottes sind.
Und der da im Mutterleib ist, der lebt, deswegen kann er auch sterben. So heißt es in Hiob 3, Vers 11:
„Warum bin ich nicht gestorben im Mutterschoß? Warum bin ich nicht umgekommen, als ich aus dem Mutterleib kam?“
Versteht ihr? Das, was da im Mutterleib drinsteckt, das lebt, deswegen kann es sterben, noch bevor es aus dem Mutterleib kommt, also geboren wird.
Und man kann noch einen Schritt weitergehen. Man kann formulieren, dass der Embryo bereits eine Form von Beziehung zu Gott hat. Ganz bekannter Vers: Psalm 139, ab Vers 13:
„Denn du – und hier spricht der Psalmist Gott an – denn du bildetest meine Nieren, du wobst mich in meinem Mutterleib. Ich preise dich darüber, dass ich auf eine erstaunliche, ausgezeichnete Weise gemacht bin. Wunderbar sind deine Werke, und meine Seele erkennt es sehr wohl. Nicht verborgen war mein Gebein vor dir, als ich gemacht wurde im Verborgenen, gewoben in den Tiefen der Erde.“
Das ist jetzt Poesie, da werde ich jetzt nicht weiter darauf eingehen. Meine Urform, das ist der Embryo, meine Urform sah an deine Augen, und in dein Buch waren sie alle eingeschrieben, die Tage, die gebildet wurden, als noch keiner von ihnen da war.
Merkt ihr, Gott bildet den Menschen im Mutterleib, er sieht ihn, er weiß um ihn, weiß um ihn als Person und erkennt bereits von dem kleinen Embryo sein Schicksal. Der Mensch als persönliche Schöpfung Gottes – darum geht es im Psalm 139.
Und dann verwundert es nicht, dass wir davon lesen, dass Johannes der Täufer bereits mit Heiligem Geist erfüllt war, als er noch im Mutterleib war. Das ist halt schon Mensch, und da kann auch schon der Heilige Geist etwas mit anfangen. Der Mensch hat als Embryo bereits so etwas wie eine Beziehung zu Gott.
Und deswegen darf das uns auch nicht verwundern, dass Gott ihn als Mensch ernst nimmt und ihn zum Beispiel beruft. Hier, Jeremia 1, Vers 5:
„Ehe ich dich im Mutterleib bildete, habe ich dich erkannt, und ehe du aus dem Mutterschoß hervorkamst, habe ich dich geheiligt.“
Also Gott sieht die schwangere Mutter von Jeremia, sieht das Kind und sagt: Hey, ich habe einen Job für dich. Er ist ja noch gar nicht geboren, da kriegt er schon seine erste Arbeitsanweisung, so nach dem Motto: Hey, ich habe da so eine Idee, was du werden könntest, nämlich Prophet für die Nationen. Dafür habe ich dich eingesetzt.
Das Gleiche übrigens bei Paulus, Galater 1: Paulus schreibt: „Als es aber dem, der mich von meiner Mutterleib an ausgewählt und durch seine Gnade berufen hat, gefiel.“
Also auch Paulus, jemand, der sagt: Ich bin jetzt Apostel der Heiden, aber diese Auserwählung, dass Gott mich gesehen hat, dass Gott mich dazu berufen hat, diesen Dienst zu tun, das war schon von meiner Mutterleib an. Da ist Paulus noch Jahrzehnte davon entfernt, Christ zu werden, da hat Gott diesem kleinen Kind im Mutterleib bereits eine Berufung zugesprochen.
Es gibt Berufungen im Mutterleib, weil Gott uns schon vor der Geburt als Menschen sieht und ernst nimmt.
Die Frage war: Warum gibt es in der ganzen antiken Welt nur ein Volk, bei dem das Töten von ungewollten Säuglingen verboten war und auch dieses Verbot so strikt eingehalten wurde?
Wir haben jetzt gesagt: Einmal, weil in den Zehn Geboten etwas steht, weil in der Bibel beschrieben wird, dass das, was da entsteht, nicht einfach ein unbelebter Zellhaufen, ein Klumpen ist, irgendwie so eine Art Pflanze, die erst noch beseelt werden muss – übrigens etwas, worüber sich Kirchenväter, ausgelöst durch zu viel Kontakt mit griechischer Philosophie, dann doch irgendwann Gedanken gemacht haben, aber das ist nicht Bibel.
In der Bibel ist es so: Gott bildet den Menschen.
Ich will die Frage noch mal wiederholen: Warum ist es so, dass die Juden sich strikt an das Verbot halten, Kinder abzutreiben, obwohl es doch im Alten Testament, im mosaischen Gesetz, noch nicht einmal ein eigenes Verbot dafür gab? Auch Jesus sagt nicht: Du darfst nicht abtreiben.
Und jetzt immer, wenn er vor dieser Frage steht: Warum tun Leute etwas, wenn es kein Gebot gibt? Immer dann, wenn ein Gebot, ein Verbot nicht formuliert wird und Leute sich daran halten, dann bedeutet das, dass in dem Fall gar nichts gesagt werden musste, weil es für alle sonnenklar war. Du musst das nicht noch mal sagen.
Und wir reden jetzt bei dem Thema Abtreibung. Wir reden natürlich nicht über den Fall, dass es Komplikationen gibt und ohne eine Abtreibung das Leben der Mutter beziehungsweise von Mutter und Kind auf dem Spiel stehen. Darüber rede ich heute überhaupt nicht.
Auch in der jüdisch-christlichen Ethik gibt es Ausnahmen zum Verbot der Abtreibung, aber es sind eben Ausnahmen. Die Regel ist ganz klar: keine Abtreibung, weil wir unsere Kinder einfach nicht töten.
Und ich lege jetzt mal noch was nach: 2. Mose 21, Vers 22. Ich hatte euch das an anderer Stelle schon mal erklärt, und ich möchte es hier nur wiederholen.
Die alttestamentliche Gesetzgebung – wir sind hier mitten im mosaischen Gesetz – ist eine kasuistische Gesetzgebung. Ich schildere einen Fall, einen Kasus, leite daraus ein Prinzip ab und übertrage das Prinzip dann auf alle ähnlich gelagerten Fälle.
So, der Fall: Keine Ahnung, warum genau der Fall hier steht. Ich vermute, es ist vielleicht gerade passiert.
Wenn Männer miteinander streiten – das soll ja vorkommen – und dabei eine schwangere Frau stoßen, also die streiten nicht nur, sondern sie prügeln sich, und da kommt eine Frau eben irgendwie unter die Räder, so dass ihr die Frucht, wörtlich steht hier, „Kinder abgeht“, die kommen heraus, sind einer Frühgeburt, aber sonst kein Schaden widerfährt oder entsteht.
Also ich habe eine Frühgeburt, aber sonst ist alles in Ordnung.
So soll man ihn, das ist der, der geschlagen hat, um Geld strafen, wie viel ihr Ehemann ihm auferlegt, und er soll es geben durch die Hand der Richter.
Der Fall ist: Zwei prügeln sich, die Frau kommt dazwischen, kriegt einen Stoß ab, fällt vielleicht hin, es gibt eine Frühgeburt, aber Mutter und Kind sind wohlauf. Was gibt es dafür? Eine Geldstrafe.
Das macht man nicht. Man muss schon ein bisschen aufpassen.
Also merken wir uns als Männer das nächste Mal: Wenn wir uns prügeln, erst schauen, ob eine Schwangere im Raum ist.
Das ist aber natürlich nur eine Möglichkeit. Es könnte ja sein, dass die den Schlag bekommt und selber jetzt einen Schaden davon nimmt oder das Kind wird geboren viel zu früh und stirbt.
Was ist dann?
2. Mose 21, ab Vers 23 heißt es:
„Entsteht ein dauernder Schaden, aha, so sollst du geben: Leben um Leben, Auge um Auge, Zahn um Zahn, Hand um Hand, Fuß um Fuß, Brandmal um Brandmal, Wunde um Wunde, Beule um Beule.“
Das, was ihr hier lest, ist der sogenannte Lex Talionis.
Lex Talionis ist ein unglaublich wichtiges Rechtssystem, bei dem festgelegt wird, dass die Strafe für etwas, was ich Böses tue, nicht höher ausfallen darf als der Schaden, den ich anrichte.
Ist klar?
Also der Schaden ist, was weiß ich, ich stoße die Frau, die fällt ins Feuer, hat irgendwo ein Brandmal, und jetzt ist das, was ich an Strafe bekommen darf, nicht höher.
Es geht hier wirklich, wenn so etwas beschrieben wird, Auge um Auge, Zahn um Zahn, es geht nie darum, dass man den Täter verstümmelt. Es geht immer um die Frage der Höhe des Strafmaßes.
Und selbstverständlich wurden hier im Allgemeinen nicht Augen ausgeschlagen und irgendwelche Zähne und Hände und so, sondern hier wurde Geld überwiesen.
Also wenn das passiert, sagst du: Okay, was ist dir dein Auge wert? Hier Knete, gib mir Geld dafür!
Was übrigens dazu führt, dass Leute, die reicher sind, auch mehr Schadenersatz leisten mussten – ganz spannendes Prinzip.
So, aber was wird hier deutlich?
Hier wird deutlich, dass der Begriff Schaden sich auf Mutter und Kind bezieht.
Wenn darüber hinaus, wenn das Kind einfach nur geboren wird als Frühgeburt, alles ist easy, nichts weiter passiert, gibt es eine Geldstrafe.
Jetzt Schaden darüber hinaus: Das Kind stirbt, die Mutter verletzt sich schwer. Was passiert dann? Auge um Auge, Zahn um Zahn.
Versteht ihr jetzt, warum Abtreibung bei den Juden unbekannt war?
Ganz einfach: Sie war strafbewehrt.
Die Hebamme – und in der Antike waren die Hebammen für die Abtreibung zuständig – die, und das war üblich, so ein fruchtabtreibendes Giftzepfchen verabreicht hat, so eine Hebamme musste damit rechnen, dass sie im Fall einer Totgeburt womit bestraft wurde? Mit dem Tod.
Versteht ihr?
Das ist diese kasuistische Gesetzgebung.
Im Fall von den beiden raufenden Männern haben wir das Prinzip kennengelernt, und jetzt übertragen wir das Prinzip.
Und wenn wir sagen, dass schon der Strafe erleidet, der aus Versehen einer Schwangeren das antut, ja, wie viel mehr die Person, die es vorsätzlich tut.
Und jetzt verstehen wir: Wir haben die Zehn Gebote, wir haben einen Gott, der sagt: Ich erschaffe das Leben, das ist etwas Heiliges, eine Gabe, ein Geschenk, ein Segen.
Und wir haben eine kasuistische Gesetzgebung, in der deutlich wird, dass wenn ich einer Schwangeren Schaden zufüge, ich dafür verantwortlich bin.
Und das ist dann der Grund dafür, warum es unter den Juden im Gegensatz zu allen anderen Völkern ganz logischerweise kein Recht gab auf Abtreibung und auch kein Recht gab, neugeborene Kinder, die niemand haben wollte, einfach auszusetzen.
So, was machen wir jetzt mit dem Thema?
Wir leben in einer Gesellschaft, die jährlich 100.000 Kinder im Mutterleib tötet.
Das heißt, 200.000 Menschen werden jährlich zu Mördern ihrer eigenen Kinder, und dabei sind früh abtreibende Verhütungsmittel wie zum Beispiel die Spirale noch nicht einmal mit eingerechnet.
Also wir leben in einer heidnischen Gesellschaft, die unter dem Stichwort Menschenrecht auf Familienplanung ihre eigenen Kinder entsorgt.
Und ich glaube, man kann über unser Land nur das sagen, was der Herr Jesus seiner eigenen Generation sagt. Er sagt mal zu den Juden, die ihn umbringen wollen: „Ihr habt den Teufel zum Vater, und nach eures Vaters Begierden wollt ihr tun.“
Und wir wissen, dass der Teufel von Anfang an ein Mörder war.
Und das ist das, was wir sehen: Mord auf Krankenschein ist ein sichtbares Indiz dafür, dass unser Volk zutiefst verloren ist, sich wirklich geistlich zutiefst verrannt hat.
Was machen wir mit dem Thema?
Drei Dinge.
Und das eine ist natürlich völlig klar: dass wir nicht abtreiben – logisch –, dass wir das nicht unterstützen.
Aber was können wir ganz normal machen?
Der erste Punkt ist: Bitte nehmt das Thema auf eure Gebetslisten. Es ist ein wichtiges Thema. Es ist vielleicht das Thema, wo wir uns als Volk den meisten Zorn Gottes zuziehen im Moment.
Wir dürfen für unser Land Buße tun. Daniel tut das, obwohl er selber nicht schuldig war für seine Generation.
Wir dürfen für Einsicht bei Politikern beten.
Wir dürfen für Menschen beten, die abgetrieben haben oder die zu Mittätern geworden sind, weil sie eine Abtreibung gefördert oder nicht verhindert haben.
Wir dürfen dafür beten, dass Menschen sich ihrer Schuld bewusst werden und sich ausstrecken nach Vergebung.
Das ist das erste Gebet.
Wenn du das ganze Thema noch nicht auf deiner Gebetsliste hast, am besten auf einer Gebetsliste, die einmal die Woche drankommt, weil es wirklich ein wichtiges Thema ist, dann mach das doch.
Zweitens: Wir dürfen großzügig für Institutionen spenden, die Schwangeren wirklich Hilfe und Unterstützung geben.
Ich weiß, ich kenne mich da nicht zutiefst aus, du wirst nachher vielleicht noch was sagen, ich kann Profemina empfehlen, ich glaube, ich kann Alpha empfehlen, aber wir dürfen da Geld hingeben, weil es Leute gibt, die sagen: Wir wollen eine echte Konfliktberatung, wir wollen die zur Verfügung stellen, die den Namen auch verdient.
Drittens: Wir brauchen Sprachfähigkeit, wir brauchen Sprachfähigkeit und Mut, um mit anderen Menschen über dieses Thema zu reden.
Ich habe euch deshalb im Skript drei YouTube-Videos verlinkt von Markus Voss, der sich des Themas sehr intensiv angenommen hat.
Und wir brauchen diese Sprachfähigkeit umso mehr, weil jetzt wird es ein bisschen irre, weil sich im Jahr 2023 die evangelische Kirche für eine Liberalisierung von Paragraph 218 ausgesprochen hat.
Das heißt, die evangelische Kirche sagt: Ja, ja, das kann ruhig noch ein bisschen entspannter gehandhabt werden, dieses ganze Thema Abtreibung.
Und die Schutzbedürftigkeit des ungeborenen Lebens spielt dabei praktisch keine Rolle mehr.
Die Bibel und die Heiligkeit des Lebens und der Wille Gottes sowieso nicht.
Und jetzt müsst ihr euch vorstellen: Unsere Nachbarn bekommen das mit.
Und wir müssen an der Stelle Rede und Antwort stehen.
Und deswegen drei gute Videos, die ihr anschauen könnt, um euch mit dem Thema vertraut zu machen.
Drei Dinge, die mir wichtig wären: Beten, Spenden, reden.
Und wenn ihr das im Hauskreis nachbearbeiten wollt, am Ende von dem Skript ist eine komplette Hauskreisvorbereitung, könnt ihr euch die gerne zu Gemüte führen.
Soweit dazu. Amen.
www.weil-gott-dich-liebt.de
Wir wünschen Ihnen Gottes reichen Segen. Bis zum nächsten Mal.
Gesetzliche Verankerung des Abtreibungsverbots im Römischen Reich
Und es ist deshalb auch ganz folgerichtig, dass einer der ersten Verwaltungsakte des ersten christlichen Kaisers in Rom, Konstantin, im Jahr 318 das Verbot der Abtreibung erließ. Konstantin kam gerade an die Macht, und in diesem Jahr wurde Abtreibung im Römischen Reich verboten.
Dieses Verbot war so unerhört und für die Heiden so neu, dass es unter eine besonders drakonische Strafe gestellt wurde. Ich möchte an dieser Stelle einen kleinen Abschnitt aus Klaus Bockmühls Buch über die Beurteilung der Abtreibung in der Frühzeit der christlichen Kirchen vorlesen, weil ich ihn sehr spannend finde.
Er schreibt: Wahr ist schließlich auch, dass Kaiser Konstantin im Jahr 318 das wichtigste Menschenrecht des freien Römers abschaffte, die potestas vitae necisque. Das ist das Recht eines Familienoberhaupts, über Leben und Tod seiner Familienmitglieder zu entscheiden.
Vorher durfte ein Familienoberhaupt, normalerweise der Familienvater, einfach sagen: „Ich will dich nicht mehr, ich erschlage dich jetzt.“ Er hatte das Recht dazu, und niemand hätte sich darum gekümmert, weil ihm dieses Recht zustand, jedes Familienmitglied einfach umzubringen. Doch nun kam der römische Kaiser und sagte: Das hört auf, schafft es ab.
Dann schreibt Bockmühl Folgendes: Es muss angemerkt werden, dass die Gebildeten heute mit Recht die Philosophie der Griechen bewundern, die Architektur der alten Ägypter bestaunen, von der Höflichkeit der Chinesen schwärmen, die Astronomie der Babylonier vergöttern und die römische Staatskunst rühmen.
Darüber wird jedoch leicht vergessen, dass all diese Hochkulturen völlig bedenkenlos den Kindesmord als Mittel der Geburtenkontrolle anwandten. Es gab in der ganzen antiken Welt nur ein Volk, bei dem es als Verbrechen galt, ungewollte Säuglinge zu töten: das waren die Juden.
Die jüdische Wurzel des Abtreibungsverbots
Jetzt kann man sich fragen: Wie kam es genau zu dieser Sichtweise, wenn alle anderen es anders gemacht haben? Für alle anderen war klar: Du willst das kleine Baby nicht, das schielt oder einen Arm zu wenig hat oder aus welchem Grund auch immer. Du willst es einfach nicht. Dann hätte man es dem Wildschwein des Vertrauens gegeben und es einfach auf den Acker gelegt. Das wäre völlig okay gewesen. Niemand im Haus hätte gesagt, warum du das tun konntest. Jeder hätte gesagt: Na klar, hätte ich auch so gemacht, völlig logisch.
Außer bei den Juden. Wie kann es sein, dass es dieses eine Volk gibt, das ganz andere Regeln hat?
Fangen wir vorne an bei den Zehn Geboten. Dort heißt es: Du sollst nicht morden. Und bei den Zehn Geboten geht es immer um rechtswidriges Töten. Dabei ist es egal, ob das absichtlich geschieht – Mord – oder unabsichtlich, was dann Totschlag wäre.
Ja, es gibt in der Bibel Ausnahmen zum Mordverbot. Gott erlaubt Tötung. Er erlaubt sie bei der Todesstrafe, bei der Selbstverteidigung und bei der Landesverteidigung. Aber – und das ist entscheidend – nirgendwo gibt Gott irgendeiner Instanz das Recht, Ungeborene vor jedem staatlichen Gericht unschuldige Kinder zu töten.
Das ist deshalb spannend, weil wir gerade gesehen haben: Alle anderen machen es anders. Im Alten Testament ist es so, dass Eltern selbstverständlich ihre Kinder im Rahmen der Erziehung bestrafen dürfen. Gleichzeitig wird aber ausdrücklich in der Bibel verboten, dass sie ihre Kinder töten.
Noch einmal: Das ist ganz anders als im römischen Recht, wo der Vater jederzeit ungestraft das Recht hatte, seine Kinder umzubringen.
Also, wir haben die Zehn Gebote, aber da ist natürlich noch mehr. Kinder sind ein Segen und kein Fluch. So heißt es im Psalm 127, Vers 3: „Siehe, Kinder sind eine Gabe des Herrn, und Leibesfrucht ist ein Geschenk.“
Schön, oder? Es ist Gott, der Kinder schenkt. Das wird vor allem im Alten Testament deutlich, wenn ein Ehepaar kinderlos ist. Da gibt es eine ganz interessante Geschichte: Rahel bekommt keine Kinder und sagt dann zu ihrem Ehemann: Mach mir Kinder.
Dann lesen wir in 1. Mose 30,2, wie der Ehemann antwortet: „Da entbrannte Jakobs Zorn gegen Rahel und er sagte: Bin ich an Gottes Stelle, der dir Leibesfrucht vorenthalten hat? Ey, du willst von mir Kinder? Das ist nicht mein Job. Es ist Gott, der die Kinder gibt. Ich kann da nichts machen.“
Kinder sind eine Gabe, ein Geschenk, ein Segen Gottes.
Die göttliche Schöpfung und Würde des ungeborenen Lebens
Und das Kind entsteht nicht einfach so, sondern es wird im Mutterleib von Gott gebildet. In Hiob 31,15 heißt es: „Hat nicht er, das ist Gott, der mich im Mutterleib gemacht hat?“ Damit ist auch der Knecht gemeint, denn auch ihn hat Gott gemacht. „Hat nicht einer im Mutterschoß uns bereitet?“
Wir erkennen daran, dass Gott alle Kinder im Mutterschoß schafft. Deshalb können wir uns nicht hinstellen und sagen, dass soziale Unterschiede irgendetwas mit dem Wert eines Menschen zu tun haben. Der Knecht ist genauso von Gott im Ebenbild Gottes geschaffen wie derjenige, der oben steht in der Nahrungskette. Beide sind gleich viel wert.
Das ist die Menschenwürde, die hier beschrieben wird, weil wir alle Geschöpfe Gottes sind. Und derjenige, der im Mutterleib ist, der lebt. Deshalb kann er auch sterben. So heißt es in Hiob 3,11: „Warum bin ich nicht gestorben im Mutterschoß? Warum bin ich nicht umgekommen, als ich aus dem Mutterleib kam?“
Versteht ihr? Das, was im Mutterleib steckt, das lebt. Deshalb kann es sterben, noch bevor es aus dem Mutterleib kommt, also geboren wird.
Man kann noch einen Schritt weiter gehen und formulieren, dass der Embryo bereits eine Form von Beziehung zu Gott hat. Ein ganz bekannter Vers dazu findet sich in Psalm 139,13-16: „Denn du, Gott, bildetest meine Nieren, du wobst mich in meinem Mutterleib. Ich preise dich darüber, dass ich auf eine erstaunliche, ausgezeichnete Weise gemacht bin. Wunderbar sind deine Werke, und meine Seele erkennt es sehr wohl. Nicht verborgen war mein Gebein vor dir, als ich gemacht wurde im Verborgenen, gewoben in den Tiefen der Erde. Meine Urform, das ist der Embryo, sah an deine Augen. In dein Buch waren sie alle eingeschrieben, die Tage, die gebildet wurden, als noch keiner von ihnen da war.“
Das ist jetzt Poesie, auf die ich nicht weiter eingehe. Aber merkt euch: Gott bildet den Menschen im Mutterleib, er sieht ihn, er weiß um ihn, weiß um ihn als Person und erkennt bereits von dem kleinen Embryo sein Schicksal. Der Mensch ist eine persönliche Schöpfung Gottes – darum geht es im Psalm 139.
Es verwundert daher nicht, dass wir davon lesen, dass bei Johannes dem Täufer bereits mit Heiligem Geist erfüllt war, als er noch im Mutterleib war. Das ist schon Mensch, und da kann auch schon der Heilige Geist etwas mit anfangen. Der Mensch hat als Embryo bereits so etwas wie eine Beziehung zu Gott.
Deshalb darf es uns auch nicht verwundern, dass Gott ihn als Mensch ernst nimmt und ihn zum Beispiel beruft. In Jeremia 1,5 heißt es: „Ehe ich dich im Mutterleib bildete, habe ich dich erkannt, und ehe du aus dem Mutterschoß hervorkamst, habe ich dich geheiligt.“
Gott sieht die schwangere Mutter von Jeremia und sieht das Kind. Er sagt: „Ich habe einen Job für dich.“ Jeremia ist ja noch gar nicht geboren, da bekommt er schon seine erste Arbeitsanweisung. So nach dem Motto: „Hey, ich habe da so eine Idee, was du werden könntest, nämlich Prophet für die Nationen. Dafür habe ich dich eingesetzt.“
Das Gleiche gilt übrigens bei Paulus. In Galater 1,15 schreibt Paulus: „Als es aber dem, der mich von meiner Mutterleib an ausgewählt und durch seine Gnade berufen hat, gefiel…“
Paulus, der sagt: „Ich bin jetzt Apostel der Heiden“, erzählt, dass diese Auserwählung, dass Gott ihn gesehen hat und berufen hat, diesen Dienst zu tun, schon von seiner Mutterleib an gilt. Paulus war noch Jahrzehnte davon entfernt, Christ zu werden, da hat Gott diesem kleinen Kind im Mutterleib bereits eine Berufung zugesprochen.
Es gibt Berufungen im Mutterleib, weil Gott uns schon vor der Geburt als Menschen sieht und ernst nimmt.
Die rechtliche Situation im Alten Testament und ihre Bedeutung
Die Frage lautete: Warum gibt es in der gesamten antiken Welt nur ein Volk, bei dem das Töten von ungewollten Säuglingen verboten war und dieses Verbot auch so strikt eingehalten wurde?
Wir haben bereits gesagt, dass dies zum einen daran liegt, dass in den Zehn Geboten etwas dazu steht. In der Bibel wird beschrieben, dass das, was entsteht, nicht einfach ein unbelebter Zellhaufen oder ein Klumpen ist, etwa eine Art Pflanze, die erst noch beseelt werden muss. Übrigens ist dies ein Thema, über das sich Kirchenväter, beeinflusst durch den intensiven Kontakt mit der griechischen Philosophie, irgendwann Gedanken gemacht haben. Doch das ist nicht biblisch.
In der Bibel heißt es vielmehr, dass Gott den Menschen bildet.
Ich möchte die Frage noch einmal wiederholen: Warum halten sich die Juden strikt an das Verbot, Kinder abzutreiben, obwohl es im Alten Testament, im mosaischen Gesetz, nicht einmal ein eigenes Verbot dafür gibt? Auch Jesus sagt nicht ausdrücklich: „Du darfst nicht abtreiben.“
Immer wenn sich Menschen an ein Gebot oder Verbot halten, obwohl es nicht ausdrücklich formuliert ist, bedeutet das, dass in diesem Fall gar nichts gesagt werden musste. Es war für alle so sonnenklar, dass man es nicht noch einmal aussprechen musste.
Wir sprechen hier über das Thema Abtreibung. Dabei geht es natürlich nicht um den Fall, dass Komplikationen auftreten und ohne eine Abtreibung das Leben der Mutter beziehungsweise von Mutter und Kind auf dem Spiel steht. Darüber rede ich heute überhaupt nicht.
Auch in der jüdisch-christlichen Ethik gibt es Ausnahmen vom Verbot der Abtreibung. Aber es sind eben Ausnahmen. Die Regel ist ganz klar: keine Abtreibung, weil wir unsere Kinder einfach nicht töten.
Die kasuistische Gesetzgebung im Alten Testament
Und ich lege jetzt noch etwas nach, und zwar zu 2. Mose 21,22. Ich hatte das an anderer Stelle schon einmal erklärt, und möchte es hier nur wiederholen.
Die alttestamentliche Gesetzgebung – wir befinden uns hier mitten im mosaischen Gesetz – ist eine kasuistische Gesetzgebung. Das bedeutet: Es wird ein Fall, ein Kasus, geschildert, daraus ein Prinzip abgeleitet und dieses Prinzip dann auf alle ähnlich gelagerten Fälle übertragen.
Nun zum Fall: Keine Ahnung, warum genau dieser Fall hier steht, ich vermute, es ist vielleicht gerade passiert. Wenn Männer miteinander streiten – das soll ja vorkommen – und dabei eine schwangere Frau stoßen, also die streiten sich nicht nur, sondern sie prügeln sich, und dabei gerät eine Frau irgendwie unter die Räder, so dass ihr die Frucht, also die Kinder, wörtlich hier steht: „gehen ab“. Das bedeutet, es kommt zu einer Frühgeburt, aber sonst entsteht kein Schaden.
Es liegt also eine Frühgeburt vor, aber Mutter und Kind sind ansonsten wohlauf. So soll man den Täter, also den, der geschlagen hat, mit einer Geldstrafe belegen – so viel, wie der Ehemann der Frau auferlegt, und das soll durch die Hand der Richter geschehen.
Der Fall ist also folgender: Zwei Männer prügeln sich, die Frau kommt dazwischen, bekommt einen Stoß ab, fällt vielleicht hin, es gibt eine Frühgeburt, aber Mutter und Kind sind wohlauf. Was gibt es dafür? Eine Geldstrafe.
Das macht man nicht leichtfertig. Man muss schon ein bisschen aufpassen. Also merken wir uns als Männer das nächste Mal: Wenn wir uns prügeln, erst schauen, ob eine Schwangere im Raum ist.
Das ist aber natürlich nur eine Möglichkeit. Es könnte ja auch sein, dass die Frau den Schlag bekommt und selbst Schaden davonträgt oder das Kind wird viel zu früh geboren und stirbt. Was ist dann?
2. Mose 21,23ff. heißt es: „Entsteht ein dauernder Schaden, so sollst du geben: Leben um Leben, Auge um Auge, Zahn um Zahn, Hand um Hand, Fuß um Fuß, Brandmal um Brandmal, Wunde um Wunde, Beule um Beule.“
Das, was ihr hier lest, ist die sogenannte Lex Talionis. Lex Talionis ist ein unglaublich wichtiges Rechtssystem, bei dem festgelegt wird, dass die Strafe für eine böse Tat nicht höher ausfallen darf als der Schaden, den ich anrichte.
Ist das klar? Also: Der Schaden ist, ich stoße die Frau, sie fällt ins Feuer, hat irgendwo ein Brandmal. Das, was ich als Strafe bekommen darf, darf nicht höher sein.
Wenn so etwas beschrieben wird, Auge um Auge, Zahn um Zahn, geht es nie darum, dass man den Täter verstümmelt. Es geht immer um die Frage der Höhe des Strafmaßes.
Selbstverständlich wurden hier im Allgemeinen nicht tatsächlich Augen ausgeschlagen oder Zähne gezogen, sondern es wurde Geld überwiesen. Also wenn das passiert, sagt man: „Okay, was ist dir dein Auge wert? Hier Geld, gib mir das!“ Was übrigens dazu führt, dass Leute, die reicher sind, auch mehr Schadenersatz leisten mussten – ein ganz spannendes Prinzip.
Aber was wird hier deutlich? Hier wird deutlich, dass der Begriff Schaden sich auf Mutter und Kind bezieht. Wenn darüber hinaus das Kind einfach nur als Frühgeburt geboren wird und alles in Ordnung ist, gibt es eine Geldstrafe.
Entsteht aber darüber hinaus Schaden – das Kind stirbt oder die Mutter verletzt sich schwer –, dann gilt: Leben um Leben, Auge um Auge, Zahn um Zahn.
Versteht ihr jetzt, warum Abtreibung bei den Juden unbekannt war? Ganz einfach: Sie war strafbewehrt.
Die Hebammen – in der Antike waren die Hebammen für Abtreibungen zuständig – mussten damit rechnen, dass sie, wenn sie ein fruchtabtreibendes Gift verabreichten, im Fall einer Totgeburt mit dem Tod bestraft wurden.
Versteht ihr? Das ist diese kasuistische Gesetzgebung. Im Fall der beiden raufenden Männer haben wir das Prinzip kennengelernt, und jetzt übertragen wir das Prinzip.
Wenn schon derjenige bestraft wird, der einer Schwangeren versehentlich Schaden zufügt, wie viel mehr muss dann derjenige bestraft werden, der es vorsätzlich tut?
Jetzt verstehen wir: Wir haben die Zehn Gebote, wir haben einen Gott, der sagt: „Ich erschaffe das Leben. Das ist etwas Heiliges, eine Gabe, ein Geschenk, ein Segen.“
Und wir haben eine kasuistische Gesetzgebung, in der deutlich wird, dass ich verantwortlich bin, wenn ich einer Schwangeren Schaden zufüge.
Das ist dann der Grund dafür, warum es unter den Juden – im Gegensatz zu allen anderen Völkern – ganz logisch kein Recht auf Abtreibung gab und auch kein Recht, neugeborene Kinder, die niemand haben wollte, einfach auszusetzen.
Die heutige Situation und der Umgang mit dem Thema
Was machen wir jetzt mit diesem Thema? Wir leben in einer Gesellschaft, die jährlich 100 Kinder im Mutterleib tötet. Das bedeutet, dass 200 Menschen jedes Jahr zu Mördern ihrer eigenen Kinder werden. Dabei sind früh abtreibende Verhütungsmittel, wie zum Beispiel die Spirale, noch nicht einmal mit eingerechnet.
Wir leben also in einer heidnischen Gesellschaft, die unter dem Stichwort Menschenrecht auf Familienplanung ihre eigenen Kinder entsorgt. Ich glaube, man kann über unser Land nur das sagen, was der Herr Jesus seiner eigenen Generation gesagt hat. Er sagte einmal zu den Juden, die ihn umbringen wollten: „Ihr habt den Teufel zum Vater, und nach eures Vaters Begierden wollt ihr tun.“ Wir wissen, dass der Teufel von Anfang an ein Mörder war.
Das ist es, was wir sehen: Mord auf Krankenschein. Das ist ein sichtbares Indiz dafür, dass unser Volk zutiefst verloren ist und sich geistlich zutiefst verrannt hat.
Was machen wir mit diesem Thema? Drei Dinge.
Das erste ist natürlich völlig klar: Wir dürfen nicht abtreiben und es auch nicht unterstützen.
Aber was können wir ganz konkret tun?
Der erste Punkt ist: Bitte nehmt das Thema auf eure Gebetslisten. Es ist ein wichtiges Thema. Vielleicht ist es das Thema, durch das wir uns als Volk im Moment den meisten Zorn Gottes zuziehen. Wir dürfen für unser Land Busse tun. Daniel tat das, obwohl er selbst nicht schuldig war an seiner Generation.
Wir dürfen für Einsicht bei Politikern beten. Wir dürfen für Menschen beten, die abgetrieben haben oder zu Mittätern geworden sind, weil sie eine Abtreibung gefördert oder nicht verhindert haben. Wir dürfen dafür beten, dass Menschen sich ihrer Schuld bewusst werden und sich nach Vergebung ausstrecken.
Das ist das erste Gebet. Wenn du dieses Thema noch nicht auf deiner Gebetsliste hast – am besten auf einer Liste, die einmal pro Woche dran kommt, weil es wirklich so wichtig ist – dann nimm es bitte auf.
Zweitens: Wir dürfen großzügig für Institutionen spenden, die Schwangeren wirklich Hilfe und Unterstützung geben.
Ich kenne mich da nicht tiefgehend aus, vielleicht kannst du später noch mehr sagen. Ich kann Profemina empfehlen, ich glaube auch Alpha. Wir dürfen Geld geben, weil es Menschen gibt, die echte Konfliktberatung anbieten wollen – Beratung, die diesen Namen auch verdient.
Drittens: Wir brauchen Sprachfähigkeit. Wir brauchen Mut, um mit anderen Menschen über dieses Thema zu reden.
Ich habe euch deshalb im Skript drei YouTube-Videos von Markus Voss verlinkt, der sich intensiv mit dem Thema beschäftigt hat. Wir brauchen diese Sprachfähigkeit umso mehr, weil es jetzt ein bisschen verrückt wird.
Im Jahr 2023 hat sich die evangelische Kirche für eine Liberalisierung von Paragraph 218 ausgesprochen. Das heißt, die evangelische Kirche sagt: Ja, das kann ruhig noch ein bisschen entspannter gehandhabt werden, dieses ganze Thema Abtreibung. Die Schutzbedürftigkeit des ungeborenen Lebens spielt dabei praktisch keine Rolle mehr. Die Bibel, die Heiligkeit des Lebens und der Wille Gottes sowieso nicht.
Jetzt stellt euch vor, unsere Nachbarn bekommen das mit. Wir müssen an dieser Stelle Rede und Antwort stehen. Deshalb gibt es die drei guten Videos, die ihr anschauen könnt, um euch mit dem Thema vertraut zu machen.
Drei Dinge sind mir wichtig: Beten, Spenden, Reden.
Wenn ihr das im Hauskreis nachbearbeiten wollt, findet ihr am Ende des Skripts eine komplette Hauskreisvorbereitung. Ihr könnt sie euch gerne zu Gemüte führen.
Soweit dazu. Amen.
www.weil-gott-dich-liebt.de
Wir wünschen Ihnen Gottes reichen Segen. Bis zum nächsten Mal.