Der zweite Timotheusbrief – Vers für Vers: Gottes Wort für dich.
Ich brauche eine Auszeit. Deshalb bekommt ihr in den nächsten Wochen eine ganz neue Reihe von mir zum zweiten Timotheusbrief.
Mein Name ist Jürgen Fischer. Ich wünsche euch beim Zuhören Gottes Segen und viele hilfreiche geistliche Impulse für euer Leben.
Herausforderungen und Erwartungen in der Welt
Vers 5
Wo stehen wir? Wir beschäftigen uns gerade mit der Frage, was wir erwarten dürfen, wenn wir in dieser Welt leben. Welche Art von Menschen werden uns begegnen? Paulus möchte Timotheus ermutigen, in einer Zeit des Leidens durchzuhalten, in der es immer schwieriger wird.
Deshalb beschreibt er ganz unverblümt den Charakter der Menschen und wie sich dieser in der Welt zeigt. Diese Beschreibung der Welt ist nicht schön – und sie gilt bis heute. Das ist umso erstaunlicher, wenn man bedenkt, dass wir bereits 2000 Jahre Kirchengeschichte hinter uns haben.
An vielen Stellen in der Welt ist es zwar schon besser geworden, weil das Evangelium viele Menschen verändert hat. Auch gesellschaftliche Veränderungen wurden durch das Evangelium vorangetrieben. Vielleicht ist euch das nicht bewusst, aber das Evangelium ist wahrscheinlich die positivste Kraft, die jemals in der Weltgeschichte sichtbar wurde.
Innerhalb der ersten drei bis vier Jahrhunderte entstanden viele Formen der Sozialfürsorge, wie wir sie heute kennen. Christen waren die ersten, die sich um ausgesetzte Kinder kümmerten und dafür entsprechende Einrichtungen gründeten. Christen errichteten Armenhäuser, Blindenheime und sorgten sich um Kranke.
Auf das Christentum gehen auch der Staat, die Universitäten und vieles mehr zurück.
Der positive Einfluss des Christentums auf die Gesellschaft
Wenn man einen Blick in die Weltgeschichte wirft, wird man feststellen, dass das Christentum der positivste Einfluss ist, den diese Welt jemals erlebt hat. Das ist absolut erstaunlich.
Es zeigt sich, was es bedeutet, an einen barmherzigen Gott zu glauben, der einem sagt, man soll barmherzig sein – und diese Barmherzigkeit dann in der Kraft Gottes umzusetzen. Das ist wirklich beeindruckend.
Man könnte einen eigenen Vortrag darüber halten, welche positiven Einflüsse das Christentum bis heute in die Welt gebracht hat. Wenn man sich irgendeine Sache in dieser Welt ansieht, bei der man sagt: „Grandios, dass wir das haben“, dann findet man im Hintergrund entweder die Erfinder oder die Menschen, die das bis heute praktizieren, häufig unter Christen.
Wer mir nicht glaubt, dem kann ich gerne etwas Literatur dazu empfehlen. Es ist absolut großartig zu sehen, wie diese kleine, verfolgte Religion, die sich im ersten Jahrhundert gebildet hat, die ganze Welt geprägt hat.
Ich bin an dieser Stelle sehr stolz, wenn ich das einfach nur sehe, weil es so fantastisch ist. Es ist wunderbar zu erkennen, dass es nicht ein Programm braucht, um Dinge in einer Gesellschaft zu verändern, sondern erneuerte Herzen.
Wenn diese erneuerten Herzen vorhanden sind, entstehen daraus Programme. Menschen stellen sich die Frage: Wie kann ich meiner Gesellschaft, wie kann ich meinem Nächsten Gutes tun? Wenn man das über Jahrhunderte hinweg tut, kommen viele positive Veränderungen zusammen.
Die Realität der Welt und die Herausforderung der Christen
Die Welt ist leider immer noch eine Welt, die mit den Christen wenig anfangen kann. Wir waren stehen geblieben bei einer langen Liste von Negativa, einer Beschreibung, wie Menschen in den letzten Tagen sein werden. Ich habe euch gesagt, dass die letzten Tage schon eine ganze Weile laufen. Es ist wie ein letzter Akt, in dem wir uns befinden.
Wir sind bei Vers 5 stehen geblieben. Ich habe diesen Vers heute Morgen ganz bewusst noch nicht mit einbezogen, weil hier eine besondere Art von Menschen beschrieben wird, die mir persönlich vielleicht die größte Not bereitet.
Zuvor wurde der gemeine Heide beschrieben – also der Mensch, der lieblos, unversöhnlich, verleumderisch, unenthaltsam, grausam ist, das Gute nicht liebt, ein Verräter, unbesonnen, aufgeblasen und mehr das Vergnügen als Gott liebt. Diese Beschreibungen werfen bei mir selbst die Frage auf, wie es bei mir aussieht und wie viel von diesen falschen Verhaltensweisen sich in meinem Leben finden.
Die Gefahr der Scheinfrömmigkeit
Aber jetzt kommt eine Stelle, bei der ich beim ersten Lesen wirklich erschrocken bin. Dort heißt es, dass einige eine Form der Gottesfurcht haben, deren Kraft sie aber verleugnen.
Ich darf also davon ausgehen, dass ich im normalen Leben auf Menschen treffe, die in irgendeiner Form – hier steht ausdrücklich „Form“ – eine äußere Form oder einen Schein von Frömmigkeit haben. Es sind Menschen, die für sich in Anspruch nehmen, irgendwie zu Gott zu gehören.
Diese Menschen behaupten also, dass sie dazugehören. Wenn man so etwas behauptet, dann muss es natürlich mehr geben. Wahrscheinlich gibt es religiöse Übungen, vielleicht auch schöne Feierlichkeiten und Feste, die man begeht. Es gibt bestimmte Praktiken und Rituale, die man ausführt. Außen herum ist also schon eine Form erkennbar.
Ich schaue nur auf diese Form, lerne solche Menschen kennen, die für sich in Anspruch nehmen: „Ich bin Christ.“ Dabei merke ich, dass, obwohl sie äußerlich dazugehören und sich selbst für Christen halten, innerlich etwas nicht in Ordnung ist.
Denn es heißt: Sie haben eine Form der Gottesfurcht, verleugnen aber deren Kraft. Und wir wissen – das haben wir oft besprochen –, dass die Kraft in unserem Leben nicht aus uns selbst kommt, sondern vom Heiligen Geist. Er ist der Geist der Kraft. Gott ist derjenige, der uns Kraft gibt.
Die wahre Kraft des Glaubens und ihre Bedeutung
Erinnert euch: „Kommt das Leid, kommt die Kraft“ – so hatten wir es einmal in einem Vortrag gesagt. Das heißt, eigentlich leben wir als Gläubige immer mit der Gewissheit, dass genug Kraft da ist, um die Dinge zu tun, für die Gott uns beauftragt hat. Auch wenn Gott uns einen Auftrag für unsere eigene Charakterveränderung und Heiligung gibt, dürfen wir wissen, dass wir vorankommen werden.
Das mag zwar eine Weile dauern, aber in uns ist etwas, das uns ausrüstet, um in dieser Welt zu bestehen. So erleben wir, wie Gott durch uns hindurch an uns selbst und an anderen wirkt. Das gehört eigentlich dazu.
Jetzt treffe ich auf Leute, die nur eine religiöse Hülle haben. Wenn es aber darum geht zu sagen: „Ist es nicht genial, dass wir als Christen heilig leben dürfen? Dass wir uns mit der Bibel beschäftigen dürfen und uns anschauen können, was Gott von uns möchte?“ – dann fehlt oft die Begeisterung.
Es ist doch großartig, dass wir Stück für Stück Jesus ähnlicher werden dürfen. Ist das nicht total genial? Dass wir tatsächlich ganz andere Menschen werden dürfen? Wenn du dir ein christliches Leben anschaust, ist es genau so, wie wir es in den Sprüchen lesen: Das Leben eines Gerechten wird verglichen mit der aufgehenden Sonne, die heller und heller erstrahlt bis zur Tageshöhe (Sprüche 4,18).
Der Prozess der Heiligung im Glaubensleben
Das ist das Leben des Gerechten. Am Anfang bist du so ein Babygerechter. Da zeigen sich nur ein paar rote Flecken am Horizont. Dann steigt das langsam an und wird immer mehr.
Wenn du einen Gerechten nach etwa zehn Jahren triffst, hat er schon einiges zum Thema Gerechtigkeit gelernt. Er weiß ungefähr, wie man halbwegs richtig lebt. Dann geht es noch ein bisschen weiter, die Sonne geht auf.
Ich hoffe, dass man den Gerechten mit sechzig, siebzig oder achtzig Jahren so erlebt: Da tropft aus jeder Pore Liebe, Weisheit und Heiligung.
So viel zur Theorie. Das ist zumindest möglich, das ist möglich und gewünscht. Wenn wir über geistliches Leben sprechen, erwarten wir, dass wir uns in einem Prozess befinden – Stichwort Dynamik.
Es soll etwas vorangehen. Wir wollen neue, gute Gewohnheiten entwickeln, die uns verändern. Auf diese neuen Gewohnheiten richtet sich unser Herz aus. Unsere Emotionen folgen dann irgendwann nach.
Das ist es, was wir uns wünschen. Darin liegt Kraft im Leben eines Gläubigen. Bitte unterschätzt das nicht. Es ist wirklich Kraft da, anders zu werden.
Die Herausforderung durch oberflächliche Religiosität
Und jetzt trifft man auf Leute, die zwar auch schon etwas Religiöses haben. Sie machen vielleicht Gottesdienste, haben ihre Umzüge, ihre Roben und all die anderen Dinge, die dazu gehören.
Wenn man sich jedoch anschaut, was sie glauben, und dabei ihre Kraft verleugnen, dann streichen sie mit ihrem Leben oder schon allein mit ihrer Erwartungshaltung die Idee durch, dass Gott ein mich von Grund auf verändernder Gott ist. Sie leben, ich sage es mal so, mehr eine Religiosität, in der keine Kraft zur Heiligung enthalten ist.
Wenn man auf solche Leute trifft, gibt es ein Gebot. Dieses Gebot lautet: Und von diesen wende dich weg. Es ist hier linear formuliert, also so, dass man das nicht nur einmal tut, sondern dauerhaft.
Die Gefahr falscher Theologie und der Umgang damit
Warum erzähle ich euch das so ausführlich?
Weil ich mich immer wieder frage: Wie kommt es, dass Menschen, die sehr viel Kontakt mit liberalen Christen haben – auch mit liberalen Theologen – über die Jahre langsam anfangen, deren komische Theologie zu übernehmen?
Eigentlich müsste man ja, wenn man seine Bibel kennt, einfach denken: Na ja, die denken halt irgendwie, dass Jesus nicht von einer Jungfrau geboren wurde. Wir haben es ja eben gesungen. Die denken, dass Jesus nicht für meine Sünden gestorben ist, nicht auferstanden ist, nicht in den Himmel aufgefahren ist und nicht vom Himmel her wiederkommt. Das glauben sie halt alles nicht. Aber das braucht mich ja nicht weiter zu berühren.
Aber jetzt merken wir: Hier steht von diesen Leuten, wenn sie das nicht glauben, aber trotzdem so eine religiöse äußere Form haben, hier steht: Wende dich weg.
Warum? Und die Antwort ist, das hatten wir schon: Weil wir hier mit einem Geist konfrontiert werden. Wenn wir uns mit Theologie beschäftigen, die nicht wahr ist, wenn wir solches Gedankengut in uns aufnehmen, durchkauen oder auch einfach stehen lassen, dann wird das dazu führen, dass es unseren Glauben kaputt macht.
Ich weiß nicht genau, warum das so ist, aber ich sehe es. Und ich mag jetzt hier keinen Namen nennen, aber ich sehe Leute, die sich einfach sehr auf so einem ökumenischen Weg begeben haben und wo am Ende ihr eigener, guter, alter Glaube Schiffbruch erlitten hat.
Das finde ich ganz dramatisch, und das macht mir persönlich Angst.
Konsequenzen für den Umgang mit falscher Frömmigkeit
Ich lese dann das hier, wende mich ab, und ich kann von hier vorne nur sagen: Ich halte Theologen und Prediger, von denen ich denke, dass sie das ganz einfache, alte Evangelium nicht kennen oder nicht leben, auf Abstand. Ich weiß nicht, was ich da bekomme. Und ich mache es einfach, weil es hier steht: Von diesen wende dich ab. Ich habe keine Gemeinschaft mit solchen Leuten.
Das klingt ein bisschen schräg, weil das ja auch bedeutet, dass man auf bestimmten Ebenen in der Gemeinde weniger Kontakt hat. Aber ich bin da wirklich vorsichtig. Ich möchte da irgendwie nichts mit zu tun haben. Ich merke Menschen, die eine Frömmigkeit haben, aber ich spüre nicht, dass sie den Heiligen Geist haben.
Wegen dieses Verses „Von diesen wende dich ab“ bin ich ganz, ganz vorsichtig geworden. Ich höre mir ihre Vorträge nicht an, ich arbeite auch nicht mit ihnen zusammen. Ich möchte keinen Exklusivismus predigen, aber ich möchte schon sagen: Hier ist etwas, das mich ganz, ganz vorsichtig sein lässt, zu viel Umgang mit solchen Leuten zu haben. Denn ich glaube, es ist auf lange Sicht schädlich für mich.
Das war es für heute. In der nächsten Episode wird diese Reihe fortgesetzt. Mit dem regulären Podcast geht es am 14. November 2022 weiter. Viele alte Episoden finden sich auch in der App und in den meisten Podcast-Playern.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.