Gesellschaftliche Ordnung und die neue Gedankenpolizei
Nicht alles in Deutschland ist musikalisch. Deutschland gilt auch als ein besonders geordnetes und sicheres Land. Für fast alle Lebensbereiche gibt es eine spezielle Polizei. So gibt es die Kriminalpolizei, die Verkehrspolizei, die Bereitschaftspolizei und die Wasserschutzpolizei.
Leider ist in den letzten Jahren noch eine weitere Polizeigattung hinzugekommen: die Wörter- und Gedankenpolizei. Deren Kommissare sitzen in der Regel nicht in den Amtsstuben der Polizeipräsidien. Vielmehr findet man sie eher in den Redaktionsstuben der Zeitungen. Manche dieser Kommissare arbeiten in staatlichen Organisationen und künftig wohl auch in Antidiskriminierungsbehörden. Leider sitzen die Kommissare der Gedankenpolizei bei vielen Menschen auch schon im Kopf.
Der Berliner Medienwissenschaftler Professor Norbert Bolz hat dies erst kürzlich in einem Essay geschrieben. Er sagt: Öffentliche Meinung ist nicht das, was die Leute meinen, sondern das, was die Leute meinen, was die Leute meinen – also das, was man meint, meinen zu sollen. Längst, so schreibt er, haben die Funktionäre der politischen Korrektheit die Stellen der sozialen Kontrolle dessen besetzt, was noch als diskutabel gilt.
Der politischen Korrektheit geht es nicht darum, eine abweichende Meinung als falsch zu erweisen – also mit Argumenten. Vielmehr verurteilt sie den abweichend Meinenden als unmoralisch. Man kritisiert abweichende Meinungen nicht mehr, so Bolz, man hasst sie einfach und bringt sie so zum Schweigen.
Er sagt weiter: Es geht um den Mut zur Wahrheit und die Freiheit, Nein zu sagen. Dazu sind Tugenden erforderlich, die nicht zufällig sehr antiquiert klingen: Freimut, Redlichkeit, Leidenschaft und Enthusiasmus, vor allem aber auch Eigensinn.
Ich würde hinzufügen: Die beste Voraussetzung, sich dem Gebot der political correctness zu entziehen, sind ein Herz und ein Gewissen, das sich an die Heilige Schrift klammert. Wir brauchen also Mut.
Kritische Betrachtung eines ökumenischen Verhaltenskodex
Vor diesem Hintergrund ist es wichtig, sehr kritisch hinzuschauen, wenn im letzten Jahr gemeinsam vom Vatikan, vom Ökumenischen Rat der Kirchen und der weltweiten Evangelischen Allianz ein Verhaltenskodex für Missionen feierlich verabschiedet wurde. Von Seiten der Allianz war dabei besonders Thomas Schirmacher federführend. Das Dokument wurde ausgerechnet in Genf unterzeichnet, also am Sitz der liberalen Ökumene.
Vieles, was in diesem Kodex steht, sind blanke Selbstverständlichkeiten: Zum Beispiel, dass man Menschen nicht persönlich bedrängen soll, wenn man sie evangelisieren möchte, oder dass man nicht mit falschen Versprechungen locken darf. Das sind grundlegende Regeln, die selbstverständlich sein sollten.
Doch zwei grundsätzliche Fragen an diesen Kodex sind nicht nur erlaubt, sondern auch notwendig.
Die erste Frage lautet: Kann man mit Vertretern eines anderen Evangeliums gemeinsame Bekenntnisse zur Ausbreitung des Evangeliums ablegen? Der Ökumenische Rat der Kirchen vertritt ein anderes Evangelium als das biblische. Auch die römisch-katholische Dogmatik vertritt ein anderes Evangelium als das biblische. Sonst hätten sich Luther und seine Mitstreiter die Reformation sparen können.
Die zweite Frage lautet: Besteht nicht die Gefahr, dass wir in unseren eigenen evangelikalen Reihen ein Blockwartdenken oder ein politisch korrektes Überwachungsdenken einführen, wenn wir solche Erklärungen vorgeben? Könnte dies möglicherweise dazu führen, dass man bestimmte biblische Wahrheiten irgendwann nicht mehr deutlich genug auszusprechen wagt?
Bei manchen öffentlichen Erklärungen auch evangelikaler Organisationen erinnert das bisweilen an einen Eiertanz.
Sprache und geistlicher Kampf: Besonnenheit und Klarheit
Es ist richtig, dass wir die Sprache bewusst und differenziert benutzen müssen. Sie soll auch für Nichtchristen verständlich sein. Unser Herr hat gesagt, wir sollen klug sein wie die Schlangen. Wir sollen nicht durch schlampige Sprache unnötige Fronten eröffnen, indem wir uns missverständlich ausdrücken. Ebenso dürfen wir keine falschen Hindernisse durch Gedankenlosigkeit aufrichten.
Das gilt erst recht für unser Tagungsthema: Waffenrüstung und geistlicher Kampf. Wir müssen deutlich machen, dass der geistliche Kampf, von dem wir als Christen sprechen, etwas völlig anderes ist als der Dschihad der Moslems.
Aber Besonnenheit ist etwas anderes als Feigheit. Deshalb dürfen wir bei aller nötigen Differenzierung den Kampf des Geistes des Glaubens nicht unterschlagen, nicht verleugnen und auch nicht sprachlich verstecken. Damit wir erst gar nicht in Versuchung kommen, hat Paulus den Begriff des Kampfes und des Kämpfens sowohl im Bereich des Sports, den er oft als Vergleich heranzieht, als auch im Bereich des Militärs so häufig in die Bibel eingeflochten, dass wir gar nicht daran vorbeikommen. Macht einmal eine Konkordanzstudie zum Thema Kampf und Kämpfen, da findet sich vieles.
Wir brauchen also beides: einen besonnenen, bewussten und differenzierten Umgang mit Sprache, gerade gegenüber Nichtchristen. Wenn Sie einem Normalheiden des 21. Jahrhunderts das Wort Wiedergeburt benutzen, wird er es immer in buddhistischen oder hinduistischen Kategorien verstehen – diesen Kreislauf der Wiedergeburt. Sie können einem Nichtchristen nicht einfach von Wiedergeburt sprechen, wenn Sie möchten, dass er versteht, was die Bibel mit der neuen Geburt oder der Geburt von oben meint.
Wir müssen da schon differenzieren und gut auf unsere Mitmenschen eingehen. Besonnenheit, aber auch Klartext. Die Sprache darf nicht der Verschleierung dienen, sondern der Aufdeckung und der Verständigung. Darum geht es.
Das gilt erst recht, wenn wir heute Morgen zu dem Teil der geistlichen Waffenrüstung kommen, der nicht nur zur Verteidigung dient. Jetzt wird es besonders brisant in dieser Hinsicht, und das ist das Schwert. Im Griechischen heißt es Machaira. Wir werden gleich sehen, was das bedeutet.
Das Schwert des Geistes im multireligiösen Kontext
Auch hier gilt: In unserem multireligiösen Kontext müssen wir deutlich machen, dass dies nicht der Dschihad des Islam ist. Wenn ein Moslem dem Koran treu sein will, muss er gegebenenfalls bereit sein, Gewalt gegen Andersgläubige anzuwenden. Ein Moslem, der dem Koran treu sein will, muss dazu bereit sein, weil der Koran das ausdrücklich fordert. Auch wenn heute versucht wird, durch verschiedene Interpretationskunststücke diese Forderung zu entfernen, bleibt die Tatsache bestehen.
Im Gegensatz dazu darf ein bibeltreuer Christ niemals Gewalt zur Durchsetzung oder Verteidigung des Glaubens anwenden. Die Bibel spricht sehr deutlich vom Gewaltmonopol des Staates: Die Obrigkeit führt das Schwert, niemand sonst. Darüber hinaus gilt, was unser Herr gesagt hat: „Wer das Schwert nimmt, wird durch das Schwert umkommen.“ Das ist eine klare Ansage.
Aber ein anderes Schwert müssen wir unbedingt ergreifen. In Epheser 6,17 heißt es: „Nehmt das Schwert des Geistes!“ Auch Paulus schließt von vornherein jedes Missverständnis aus. Es ist eben das Schwert des Geistes. Es ist nicht der Brotbeutel des Geistes, nicht das Taschenmesser des Geistes, nicht der Gummiknüppel des Geistes – es ist das Schwert des Geistes.
Und dann fügt Paulus gleich die Erklärung seines Bildes hinzu, also er löst seine Metapher sofort auf: „Welches ist das Wort Gottes?“ Machaira.
Das Machaira: Bedeutung und Eigenschaften des Schwertes
Machaira, das Schwert, im Lateinischen Gladius genannt, ist ein Kurzschwert, das beidseitig geschliffen ist. Die Klinge ist oft bis zu fünfundzwanzig Zentimeter lang, wobei die Länge variieren kann. Dieses Schwert steckt in einem Gürtel, den uns Andreas Vett am ersten Abend so eindrucksvoll vor Augen geführt hat. Ich habe es immer noch im Blick, wie es in der Schwertscheide steckt, die manchmal mit Bronze verziert ist.
Die Waffe war leicht und handlich. Wenn der Legionär in enger Formation stand, konnte er sie mit einem kleinen Griff und einer kurzen Bewegung herausziehen und in Anschlag bringen. Meistens wurde sie als Stichwaffe eingesetzt, seltener als Hieb- oder Schlagwaffe.
Auf den ersten Blick sah dieses Kurzschwert nicht sehr furchterregend aus – ähnlich wie eine Gideon-Bibel, die auch nicht besonders einschüchternd wirkt. Die Römer verfügten durchaus über imposantere Waffentechnik, doch wenn es darauf ankam, erwies sich diese Waffe als ausgesprochen wirkungsvoll.
Jedenfalls kam Paulus unter der Leitung des Heiligen Geistes, als er ein Bild, eine Metapher für Gottes Wort suchte, ausgerechnet auf dieses Machaira. Was könnte der Grund dafür sein, wenn wir unsere Bibel so betrachten? Was haben ein Kurzschwert und das Wort Gottes gemeinsam?
Mindestens drei Gemeinsamkeiten drängen sich auf, und diese wollen wir jetzt Schritt für Schritt ins Auge fassen.
Gottes Wort als Geheimwaffe
Erstens: Gottes Wort, dieses Schwert, ist eine Geheimwaffe.
Gottes Wort ist eine Geheimwaffe. Das bedeutet, dass sie auf den ersten Blick nicht sehr eindrucksvoll wirkt, aber dennoch eine überraschende Wirkung entfaltet, die man nicht unbedingt erwartet. Das ist der Charakter einer Geheimwaffe. Sie sieht so harmlos aus, eingehüllt zwischen zwei Buchdeckeln.
Das Besondere an dieser Waffe ist auf den ersten Blick nicht sichtbar. Man erkennt ihr nicht die etwa 1500-jährige Entstehungsgeschichte – oder sogar eine noch längere. Man sieht ihr nicht den roten Faden an, der sich von der ersten Seite, von 1. Mose 1, bis hin zur Offenbarung 22 zieht. Man sieht diesem Buch nicht die Vielzahl der Hunderte erfüllten Verheißungen an. Auch die unzähligen Lebensgeschichten, die dadurch radikal verändert wurden, nur weil Menschen angefangen haben, dieses Buch zu lesen, sieht man ihm nicht an.
All das sieht man dieser Geheimwaffe nicht an. Deshalb sagen manche: „Traut doch, es ist ja auch nur ein Buch wie jedes andere.“ Besonders laut wird das gesagt, wenn man sich in Deutschland vermeintlich wissenschaftlicher Theologie verschreibt. Dietrich Georg hat das erwähnt. Dieses Problem ist aber nicht neu und auch nicht typisch deutsch.
Der Theologe Barton Payne erzählt, wie er 1942 an der Westküste der USA während seines Theologiestudiums ein Seminar besuchte. In einer der ersten Sitzungen wollte der Professor für Altes Testament den Studenten beweisen, dass die Bibel nur ein Buch wie jedes andere sei. Er nahm sie mit hinaus auf den Parkplatz des Seminars, warf die Bibel auf den Boden, holte seinen Wagenheber aus dem Auto und setzte das Auto auf die Bibel.
Er sagte: „Seht mal, das kann man mit der Bibel machen. Es ist nur ein Buch wie jedes andere. Wir können es treten, wir können damit umgehen wie mit jedem anderen Buch.“ Er war Alttestamentler. Das sollte wohl eine Zeichenhandlung für die angehenden jungen Theologen sein: Die Bibel verdient nicht mehr Ehrfurcht als jedes andere Buch.
Nun, ich denke, so martialisch würde man das heute vielleicht nicht mehr wagen. Aber die Haltung, die dahinter steckt, hat sich kein Deut geändert. Das ist bis heute das Motto der historisch-kritischen Methode: Die Bibel ist nur ein Buch wie jedes andere auch. Sie ist eine antike Quellensammlung beeindruckender Glaubenszeugnisse.
Was habt ihr dann schon an eurem Gürtel – dieses Schwert? Eine antike Quellensammlung, gut! Und Paulus sagt: Lass dich nicht ins Boxhorn jagen! Gottes Wort ist ein Schatz. Es ist eine Geheimwaffe von göttlicher Qualität, ja!
Du kannst das auf den ersten Blick übersehen, aber es ist eine Geheimwaffe. Es ist nicht prachtvoll auf den ersten Blick, aber es ist eine Geheimwaffe, denn die Bibel ist das Schwert des Geistes, und...
Die göttliche Herkunft und Führung des Wortes
Wir müssen Paulus fragen: Wie kommst du zu dieser Behauptung „Schwert des Geistes“? Woran machst du das fest? Paulus zeigt uns mindestens drei Gründe.
Erstens: Die Bibel ist das Schwert des Geistes, denn sie ist vom Heiligen Geist geformt. Das Schwert des Geistes ist von Gott selbst, vom Heiligen Geist geformt (2. Timotheus 3,16). Paulus hat das an anderen Stellen ausführlich entfaltet. Dort sagt er: „Alle Schrift ist von Gott eingegeben.“ Man kann auch übersetzen: „Die ganze Heilige Schrift ist von Gott eingegeben.“ Im Griechischen steht dort Theopneustos, also „Gott gehaucht“. Pneustos ist das Grundwort, das auch für den Heiligen Geist steht, Pneuma, also Geist. Es bedeutet: Geist gehaucht, Gott gehaucht, Geist gegeben. Paulus bezieht das zunächst auf das Alte Testament, aber es ist klar, dass die Bibel, auch das Neue Testament, ankündigt, dass sie selbst zur Vollendung kommen wird. Schon innerhalb des Neuen Testaments wird deutlich, dass Schriften des Neuen Testaments gleichwertig mit dem Alten Testament als das Wort Gottes behandelt wurden.
Ein Beispiel dazu findet sich in 1. Timotheus 5,18. Dort sagt Paulus: „Denn die Schrift sagt: Du sollst dem Ochsen, der da drischt, nicht das Maul verbinden, und ein Arbeiter ist seines Lohnes wert.“ Interessante Stelle, denn unter der Überschrift „Die Schrift sagt“ folgt zuerst ein Zitat aus dem 5. Mose 25, und dann ein Wort Jesu, so wie es in Lukas 10,7 steht. Beides – das Wort Jesu und das Zitat aus dem Alten Testament – wird unter der Überschrift „Die Schrift sagt“ zusammengefasst.
Oder denken wir an das, was Petrus im 2. Petrusbrief schreibt, wo er von Spöttern redet, die zu ihrem eigenen Verderben die Schriften verfälschen. Dann sagt er: „Wie sie es auch tun mit den Schriften des Paulus.“ Das heißt, Paulus wird schon von Petrus auf eine Ebene mit den Heiligen Schriften des Alten Testaments gestellt. Deshalb können wir den Vers 2. Timotheus 3,16 für die ganze Bibel in Anspruch nehmen: Die ganze Heilige Schrift ist von Gott eingegeben.
Diese Waffe hat also göttlichen Ursprung und göttliche Qualität. Das Schwert des Geistes ist vom Geist geformt.
Zweitens: Der demütige Benutzer dieses Schwertes wird vom Heiligen Geist geschult. Das brauchen wir auch, wenn wir dieses Wort verstehen wollen. Das schreibt Paulus in 1. Korinther 2,12: „Wir haben nicht empfangen den Geist der Welt, sondern den Geist aus Gott, damit wir wissen können, was uns von Gott geschenkt ist.“ Paulus empfiehlt, sich diese Stellen zu notieren und sie gründlich zu studieren, am besten auswendig zu lernen.
Er sagt weiter: „Davon reden wir nicht mit Worten, wie menschliche Weisheit lehren kann, sondern die der Geist lehrt.“ Der natürliche Mensch versteht nichts vom Geist Gottes. Das heißt: Paulus sagt, wir verstehen das vom Geist gewirkte Wort nur, wenn der Geist selbst es uns aufschließt. Damit wir dieses vom Geist gewirkte Wort immer besser verstehen, müssen wir vom Geist dafür geschult werden.
Es ist das Schwert des Geistes. Der demütige Benutzer wird vom Geist geschult. Auch der römische Legionär brauchte eine Schulung, um sein Kurzschwert effektiv einzusetzen. Man nimmt an, dass die erste Schulung gegen Holzpfähle erfolgte. Später, wenn der Legionär geübter war, kamen menschliche Sparringspartner hinzu. Das musste geübt und trainiert werden. Im Kampf war nicht viel Zeit, da musste jeder Griff sitzen.
So werden auch wir vom Heiligen Geist geschult, wenn wir betend die Heilige Schrift lernen.
Drittens: Das Schwert des Geistes wird vom Heiligen Geist geführt. Dieses Schwert wird vom Heiligen Geist selbst geführt. Unser Herr hat zugesagt: Wenn wir sein Wort in Anschlag bringen, dann wirkt er selbst. Das ist ein Geheimnis.
Deshalb war Paulus sicher in Römer 1,16: „Ich schäme mich des Evangeliums nicht, denn es ist eine Kraft Gottes, die Menschen rettet.“ Es ist also nicht nur eine Information über die Kraft Gottes, sondern die Wahrheit, die uns in der Bibel offenbart wird, ist die Kraft Gottes selbst.
Das Schwert des Geistes wird vom Heiligen Geist selbst geführt und gebraucht.
Jeremia hat es aus dem Munde Gottes so geschrieben: „Ist mein Wort nicht wie ein Feuer? Ist mein Wort nicht wie ein Hammer, der Felsen zerschlägt?“ (Jeremia 23,29). Und Jesaja hat es schon vorher so gesagt: Das Schwert des Geistes wird vom Heiligen Geist geführt (Jesaja 55,10-11). Wie der Regen und der Schnee vom Himmel fällt und nicht wieder dahin zurückkehrt, sondern wirkt, die Erde feuchtet, sie fruchtbar macht, damit sie Samen gibt zu säen und Brot zu essen, so soll das Wort, das aus meinem Munde geht, auch sein. Es soll nicht leer zu mir zurückkommen, sondern tun, was mir gefällt, und ihm soll gelingen, wozu ich es sende.
Das heißt: Das Schwert des Geistes wird vom Heiligen Geist geführt. Darum ist das Schwert des Geistes die göttliche Geheimwaffe.
Es ist vom Heiligen Geist geformt, wir werden vom Heiligen Geist geschult, und das Wort, das wir einsetzen, wird vom Heiligen Geist selbst geführt.
Das ist nicht magisch zu verstehen. Die Bibelworte sind nicht wie ein Mantra, das wir als Zauberschwert in eine bestimmte Situation hineinstechen. Es ist viel geheimnisvoller. Unser Herr hat einfach versprochen, sein Wort so zu gebrauchen – oft für uns verborgen –, aber er handelt so, wie und wann er will und es für richtig hält. Darauf dürfen wir uns verlassen, wenn wir dieses Wort ausbreiten.
Deshalb haben die Reformatoren von der Selbstwirksamkeit der Bibel gesprochen. Sie nannten es die Suffizientia, die Suffizienz der Schrift, die Genügsamkeit, die durch sich selbst wirkt. Suffizienz heißt Genügsamkeit. Ein anderer Begriff, der oft schwer auszusprechen ist, ist die Efficacia Scripturae, die Wirksamkeit der Schrift. Die Schrift offenbart Gottes Wahrheit, und dadurch greift Gott Menschen.
Das ist das eine: Das Geheimnis dieser Wunderwaffe ist, dass der Geist Gottes und das Wort Gottes untrennbar miteinander verbunden sind. Es gehört beides zusammen: der Geist und das Wort.
Damit löst Paulus in einem genialen Satz ein Problem, das die Theologie jahrhundertelang beschäftigt hat: Wie gehören das Wort und der Geist zusammen? Paulus sagt ganz einfach: untrennbar. Wir dürfen das nicht auseinanderreißen. Geist ohne Wort ist Schwärmerei, und Wort ohne Geist wird zu einem toten, menschlichen System. Es gehört beides zusammen.
Das war etwa die Tragödie der Quäker George Fox. Je älter er wurde, desto mehr verließ er sich auf innere Erleuchtung durch den Heiligen Geist, auf direkte Botschaften, die er glaubte, von Gott zu bekommen. Er emanzipierte sich immer mehr vom geschriebenen Wort Gottes. Das führte zu vielen Irrlehren. Es gehört zusammen.
Darum hat Luther gesagt: „Das Wort ist der Wagen, auf dem der Heilige Geist einherfährt.“
Lasst uns also ganz neu dankbar werden und stolz sein auf unsere Bibel. Wenn wir morgen wieder zu Hause unsere Bibellese machen, erinnern wir uns daran: Das ist die Geheimwaffe Gottes. Vom Heiligen Geist selbst geformt, vom Heiligen Geist selbst werden wir geschult, um sie zu verstehen. Und wenn wir dieses Wort Gottes in Anschlag bringen und weitersagen, dann wird dieses Schwert vom Heiligen Geist selbst geführt, um Menschen und Situationen auf wundersame Weise zu verändern.
Gottes Wort als Offensivwaffe
Das ist das Erste. Paulus gibt uns dann eine zweite Information über dieses Schwert. Er sagt, das Schwert des Geistes, Gottes Wort, ist nicht nur eine Geheimwaffe, sondern auch eine Offensivwaffe. Das ist das Zweite: eine Offensivwaffe.
Machaira wurde manchmal als Hieb- und Schlagwaffe benutzt, vor allem aber als Stichwaffe. Sie diente einerseits dem Selbstschutz, vor allem aber dem aktiven Angriff. Martin Lloyd-Jones hat dazu deutlich gesagt: „Der entscheidende Unterschied zwischen dem Schwert und den anderen Waffen besteht darin, dass das Schwert eine Angriffswaffe darstellt. Das macht seine Einzigartigkeit aus.“ Weiter sagt er: „Damit können wir den Feind nicht nur zurückweisen, sondern auch attackieren.“
Unser Heerführer will offensichtlich, dass wir nicht einfach passiv dastehen und abwarten, wann die nächste Angriffswelle des Feindes kommt oder ob wir schon ein Donnergrollen hören. Stattdessen sollen wir mit dem Schwert selbst vorangehen. Wir sollen agieren und nicht nur reagieren. Wir sollen proaktiv werden – im besten Sinne des Wortes. Wir sollen nicht nur altes Gebiet verteidigen, sondern neues Terrain erobern. Jesus verordnet uns eine Vorwärtsstrategie.
Ihr Lieben, als Christen sollen wir Vordenker sein. Niemand hat mehr Wahrheit zur Verfügung als wir. Wir sollen Vordenker sein, die Avantgarde, die Leute, die vorangehen und gesellschaftliche Entwicklungen als Erste begreifen.
Ich denke, es ist eine große Gefahr, dass manche Christen sich geistig, also denkerisch, ständig nur in der Defensive befinden. Sie fragen: Wo kommt das nächste Problem? Wo müssen wir wieder den Kopf einziehen? Wo wird es wieder schwierig? Diese innere Haltung spiegelt sich bei manchen sogar in der Körperhaltung oder in den Gesichtszügen wider. Man hat dann eher ein „Nord-Süd-Gesicht“. Paulus sagt: Du hast es nicht nötig, diese Haltung zu zeigen. Diese passt nicht zu einem Königskind.
Zeig mir deine Waffe, hol deine Bibel heraus! Das ist eine Offensivwaffe. Deshalb hat Philipp Spitta das in seinem Pfingstlied gut gedichtet:
„Unglaub und Torheit brüsten sich
Frecher jetzt als je,
Darum musst du uns rüsten
Mit Waffen aus der Höhe.
Und dann, oh du, den unser größter Regent
Uns zugesagt,
Komm zu uns, wert der Tröster bei uns
Und verzagt,
Gib uns in dieser schlaffen und glaubensarmen Zeit
Was die scharf geschliffenen Waffen der ersten Christenheit.“
Scharf geschliffen – das Schwert, ja, das Kurzschwert war beidseitig scharf geschliffen. Dieses Lied atmet den Geist der Offensive und nicht des Rückzugs.
Liebe Geschwister, der Herr möge uns schenken, dass wir auch so aus Zabelstein in unsere Heimat zurückkehren. Dass wir nicht sagen: Ja, Zabelstein war wunderschön, eine Sturmburg, in der wir uns stärken konnten – ja, das war es auch. Meine Frau hat gestern Abend gesagt: „Hier kommt es einem vor, als wäre man schon fast im Himmel.“ Ich kann das nur bestätigen.
Aber wenn wir jetzt zurückkehren, dann nicht mit der Haltung: Ja gut, Zabelstein war schön, aber jetzt kommt wieder unser trauriger Alltag und alles wird wieder schwierig. Sondern dass wir wirklich in diesem Geist der Offensive zurückkehren. Der Herr hat uns sein Schwert gegeben.
Die richtige Anwendung der Offensivwaffe
Und jetzt müssen wir noch genauer fragen: Wie kann diese Offensive funktionieren? Gemeint ist nicht, dass wir direkt gegen den Teufel vorgehen. Das lehrt die Bibel nirgendwo. Geistliche Kriegführung, wie sie viele Charismatiker lehren – dass man betend durch ein Gebiet marschiert, um widerständige Dämonen zu bannen – ist der Bibel völlig fremd. Das ist magisches Denken. Es steht eher in der katholischen Tradition der Prozessionen, wie wir es gerade wieder beim Fronleichnam erlebt haben. Oder wenn man meint, Exorzismus durch die magische Anwendung von Bibelstellen betreiben zu können – das ist nicht gemeint, das ist nicht Teil dieser Offensive.
Wer sich darüber gut informieren möchte, sollte unbedingt das Buch von Roland Antholzer zum Thema Okkultismus lesen und wie man in der Seelsorge damit umgeht. Ich kann dieses Buch nur wärmstens empfehlen. Es klärt diesen ganzen Sachverhalt sehr deutlich.
Nein, wir müssen fragen: Welche Munition steckt in dieser Waffe? Womit ist sie geladen? Mit Wahrheit. Das ist die Munition, die in dieser Waffe steckt. In diesem Sinne wollen wir diese Waffe abfeuern – wir wollen Wahrheit aus dieser Waffe abfeuern. Diese Wahrheit wollen wir offensiv einsetzen, und das heißt evangelistisch. Mit dem Schwert des Geistes kämpfen wir gegen die Fesseln verlorener Sünder. Das ist offensiv.
Deshalb hat Paulus gesagt, Römer 1,16: Das Wort, die Wahrheit Gottes, das Evangelium, ist eine Dynamis Gottes, ein Dynamit Gottes, eine Kraft Gottes, die die Fesseln der Sünde zersprengt. Wir setzen dieses Schwert offensiv ein, damit Sünder aktiv überführt werden von ihrer Verlorenheit und durch Jesus allein gerettet werden.
Schaut, Hebräer 4,12 verwendet genau dieses Wort Machaira. Hebräer 4,12 spricht vom Machairan dystomon, also vom zweischneidigen Schwert, und sagt: Hört genau zu – das ist offensiv! Das Wort Gottes ist lebendig und kräftig und sogar noch schärfer als jedes zweischneidige Schwert. Und jetzt hört mal, wie es offensiv wirkt: Es dringt durch bis zur Scheidung von Seele und Geist, auch Mark und Bein. Es durchdringt also dort, wo man eigentlich nicht durchdringen kann. Es ist ein Richter der Gedanken und Sinne des Herzens, und kein Geschöpf ist vor ihm verborgen. Das heißt, kein Geschöpf kann sich vor ihm verteidigen oder wegducken. Alles ist bloß und aufgedeckt vor den Augen Gottes, dem wir Rechenschaft geben müssen.
Das ist die Offensivkraft des Schwertes. Es ist sogar noch schärfer als ein zweischneidiges Schwert, sagt der Hebräerbrief hier. Wir setzen das Schwert offensiv ein, damit Sünder aktiv überführt werden von ihrer Verlorenheit ohne Jesus. Das ist offensiv. Die Finsternis wird überwunden durch das rettende Evangelium – das ist offensiv.
Wir wollen auch zulassen, dass diese Waffe vom Heiligen Geist immer wieder gegen unser eigenes Herz eingesetzt wird. Für unser eigenes Herz, gegen unser eigenes Herz, damit wir überführt werden. Im Studium des Wortes Gottes erkennen wir unsere Situation vor dem Herrn, erkennen, wo wir immer wieder Vergebung brauchen.
Wenn wir Offensive so im Licht des Hebräerbriefes sehen, dann ist sonnenklar: Die Offensivkraft der Bibel richtet sich niemals gegen Menschen, um sie fertig zu machen, zu zwingen oder zu bedrängen. Sondern die Offensivkraft der Bibel kämpft für ihre Befreiung.
Das Schwert des Geistes, das Schwert der Wahrheit offensiv einzusetzen, heißt die Bibel evangelistisch einsetzen. Es heißt aber auch, die Bibel offensiv diakritisch einzusetzen im Sinne der Geisterunterscheidung, im Dienst der Aufklärung und Orientierung, in der Auseinandersetzung mit dem Zeitgeist. Wir haben den Auftrag, die Bibel offensiv diakritisch einzusetzen. Paulus hat das auch erläutert.
Es ist wunderbar, dass dieser kurze Satz in Epheser 6 von Paulus an vielen anderen Stellen wie mit einem Mosaik erläutert wird. Ich möchte euch bitten, diese Stellen unbedingt noch einmal nachzuschlagen – also die diakritische offensive Einsetzung des Wortes Gottes, zum Beispiel 2. Korinther 10,3-5. Wir können das jetzt nur ganz kurz machen, aber ich möchte euch anregen und ermutigen, diese Stellen weiter zu studieren und sie auch im Umfeld bekannt zu machen und zu erläutern, damit wir sehen, wie offensiv das Wort Gottes wirklich wirkt.
Dort sagt Paulus, 2. Korinther 10,3: „Obwohl wir am Fleisch noch leben, kämpfen wir doch nicht auf fleischliche Weise, denn die Waffen unseres Kampfes sind nicht fleischlich, sondern mächtig im Dienste Gottes.“ Dann sagt er, wozu sie mächtig sind: Festungen zu zerstören. Wir zerstören damit Gedanken – man kann auch sagen Gedankengebäude – und alles Hohe, das sich erhebt gegen die Erkenntnis Gottes. Wir nehmen gefangen alles Denken in den Gehorsam gegenüber Jesus Christus.
Ist das offensiv? Zerstören, zerstören, gefangen nehmen, vorgehen, ergreifen. Ich denke, manchen Christen wäre es lieber, wenn da nicht nur stünde „Wir zerstören Gedankengebäude“, sondern wenn da auch stünde „Wir zerstören alles Denken“. Das wäre bequemer. Dann könnte man den Verstand an der Garderobe abgeben, sich auf Unterhaltungsprogramme beschränken und ein Wohlfühl-Christ sein, ohne denkerische Anstrengungen.
Aber Paulus sagt eben nicht, wir zerstören das Denken, sondern wir zerstören alle eigenmächtigen, menschlichen, selbst erdachten Gedankengebäude. Hier kann man alles einfügen: alle Philosophien, alle Ideologien, alles, was in irgendeiner Weise in Spannung steht zur Wahrheit des Wortes Gottes.
Paulus sagt, wir haben das Schwert und gehen aktiv offensiv vor. Wir haben die Vollmacht, diese Gedankengebäude, die Gottes Wort in Frage stellen – wie zum Beispiel das Gedankengebäude der Bibelkritik –, aufzudecken. Die historisch-kritische Methode ist eine Philosophie. Wir haben in der Bibel die Vollmacht und die Wahrheit, dieses Gedankengebäude ohne zu stolpern aufzudecken, ihm die Luft gewissermaßen rauszuziehen, seine vermeintlich überwältigende Macht zu zerstören und zu zeigen, dass es letztlich ein Pappkamerad ist.
Das heißt nicht, dass wir das eigenmächtig tun, dass wir das einfach so in der Tasche haben. Nein, das sind oft harte Kämpfe, der Herr muss es letztlich tun. Aber der Herr sagt: Ich gebe dir das Schwert, und du sollst es in Anschlag bringen. Dann will ich mich dazu bekennen. Manchmal sieht man es gleich, manchmal sieht es erst wie eine Niederlage aus. Aber vertraue meinem Wort, vertraue meiner Wahrheit und geh ran an all diese Gender-Mainstream-Gedankengebäude, Multikulti-Träume, Emerging-Church-Konzepte und denke – denke an Christus gebunden.
Paulus sagt, wir nehmen gefangen alles Denken. Das heißt, wir richten alles Denken daran aus, was Christus will. Dadurch wird unser Denken weit, nicht eng. Wir werden nicht kleinkariert, nicht blind und taub für die Kultur, die sich um uns herum auf den unterschiedlichsten Wegen entwickelt. Stattdessen lernen wir, unser Denken in der Spur Christi neu zu entwickeln – immer mit der Bitte: Herr, gib mir Weisheit! Herr, schenk mir Durchblick! Herr, hilf mir, dass ich klar sehe, erinnere mich an die richtigen Zusammenhänge, lass mich die richtigen Bücher lesen und einfach verstehen, was Sache ist.
Das will der Herr uns schenken. So können wir uns auseinandersetzen mit dem Relativismus der Postmoderne. So können wir die Gedankengebäude zerstören, die uns die Ethik des Neomarxismus gebracht hat – wo man die Ehe auflösen, die Autorität in der Familie kaputtmachen und Sexualität auf dem freien Markt zur freien Verfügung stellen wollte.
Damit müssen wir uns auseinandersetzen. Und wir werden es nur mit Vollmacht tun, wenn wir das Wort Gottes haben. Oder bei der Auseinandersetzung mit den Religionen: Wenn behauptet wird, der Allah des Korans sei dasselbe Wesen wie der Vater Jesu Christi. Wir haben ja gestern gehört, dass auch Johannes Reimer, einer der Hauptvertreter der Emerging Church in Deutschland, diese These verbreitet, im Wesen seien das eigentlich der gleiche Gott – Allah und der Gott der Bibel. Das müssen wir zerstören, diese falsche Position.
Wir können es nur zerstören, wenn wir den Koran mit dem messen, was er aus der Hand Mohammeds kommend über Allah sagt, und mit dem, was die Heilige Schrift über Gott und den Vater Jesu Christi sagt. Dann sehen wir: Das ist wie Tag und Nacht, wie Licht und Finsternis. Dem Allah des Korans fehlen nicht nur ein paar Eigenschaften Gottes, sondern er ist von Anfang an gegengöttlich konzipiert – gegen den Gott der Bibel, gegen Jesus, der der Retter ist, der am Kreuz starb, auferstanden ist und der Sohn Gottes ist. Dagegen geht der Koran von Anfang an. Das ist der Geist des Allah, des Korans.
Und was sagt die Heilige Schrift? Es ist der Geist des Antichrists, der behauptet, dass Jesus Christus der ins Fleisch gekommene Gott ist. Das können Sie später gerne hinterfragen. Ich kann Ihnen meine Ausgabe nächstes Mal mitbringen.
Deswegen sind Sie umso dankbarer für die Heilige Schrift, je mehr Sie den Koran lesen. Deshalb müssen wir diese Zusammenhänge sehen und die Heilige Schrift in Anschlag bringen. Das ist unsere Aufgabe.
Es ist immer dasselbe: Gedankengebäude zerstören und das Denken an Jesus ausrichten. Und das nicht mit Schaum vor dem Mund, nicht aufgeregt – obwohl man sich manchmal schon über manches aufregen kann, was da gesagt und behauptet wird.
Und, ihr Lieben, das ist keine Spezialaufgabe nur für theologische Experten. Unser Herr drückt dieses Schwert des Geistes jedem seiner Jünger in die Hand – jedem. Nutze es als Offensivwaffe! Wenn du deine Kinder erziehst, nutze die Bibel als Offensivwaffe. Zeige deinen Kindern von der Wahrheit Gottes her, wie sie mit manchem umgehen sollen, was ihnen in der Schule als Wahrheit beigebracht wird. Zeige es, nutze die Offensivwaffe!
Indem wir so für die Wahrheit kämpfen, kämpfen wir niemals gegen, sondern immer für unsere Mitmenschen. Ich habe Kontakt zu manchen Moslems und bin dankbar für jede Möglichkeit, die der Herr schenkt, das Wort Gottes in irgendeiner Weise weiterzugeben. Ich denke da besonders an einen iranischen Koch in einem kleinen Studentengasthaus, in dem wir ab und zu sind. Als sein Kind schwer krank wurde, rief er abends bei uns an und bat: „Bitte betet für mein Kind.“
Wir kämpfen niemals gegen Menschen, aber wir müssen wissen, wer der eigentliche Widersacher ist. Epheser 6,12 sagt: „Wir haben nicht mit Fleisch und Blut zu kämpfen.“ Darum ist es kein Wunder, wenn der Teufel alles daran setzt, uns das Schwert aus den Händen zu reißen.
Wenn wir den Einflüsterungen der Bibelkritik glauben, was haben wir dann in der Hand? Dann haben wir nur noch ein gebrochenes Schwert in der Hand, wie es einer der Glaubensväter sagte. Mit einem gebrochenen Schwert kannst du nicht mehr offensiv kämpfen.
Darum will uns Paulus hier ganz neu ermutigen: Du hast nicht den geringsten Grund zu resignieren. Du bist dem Zeitgeist nicht ausgeliefert. Dein Herr hat dir eine wunderbare Waffe in die Hand gedrückt. Es ist eine göttliche Geheimwaffe, darum sollst du sie ehrfurchtsvoll gebrauchen. Es ist eine göttliche Offensivwaffe, darum sollst du sie absichtsvoll gebrauchen.
Gottes Wort als Präzisionswaffe
Und was „offensiv“ im Unterschied zu „defensiv“ bedeutet, kann man manchmal gut beim Fußball beobachten. Vielleicht erinnern sich einige noch an das Champions-League-Endspiel Bayern gegen Chelsea. Die Bayern spielten offensiv, sie dominierten das Spiel und setzten den Gegner unter Druck. Chelsea hingegen war ganz defensiv eingestellt. Dennoch hat Chelsea am Ende gewonnen, wenn auch unverdient.
Dieses Ergebnis hätte jetzt Johannes Pflaum gefreut, der heute leider nicht mehr unter uns weilt. Warum? Warum ist Offensive doch nicht immer gut? Weil die Bayern trotz aller Offensive nicht präzise genug gespielt haben. Sie haben aus etwa zwanzig Ecken kaum eine einzige echte Chance generiert.
Was Paulus uns hier lehrt, ist keine blinde Offensive. Blinde Offensive ist Fanatismus. Am Ende zeigt Paulus uns noch eine dritte Qualität, die Gott diesem Kurzschwert beigelegt hat. Was steht hier? „Nehmt das Schwert des Geistes, welches ist das Wort Gottes.“
Wisst ihr, was hier im Griechischen für „das Wort Gottes“ steht? Der meistgebrauchte Ausdruck für das Wort Gottes ist „Logos“. Hier steht jedoch „Rhema“. Was ist der Unterschied? „Logos“ meint das ganze Wort Gottes. Jesus ist der Logos, das Wort Gottes. Die gesamte biblische Wahrheit ist das Wort Gottes.
„Rhema“ betont die einzelnen Wörter, die einzelnen Aussagen, die Details. Deshalb macht Paulus uns hier ein drittes klar: Nehmt das Schwert des Geistes, welches aus den Wörtern Gottes besteht. Gottes Wort ist nicht nur eine Geheimwaffe, nicht nur eine Offensivwaffe, sondern drittens eine Präzisionswaffe.
Versteht ihr? Wenn wir das Schwert des Geistes einsetzen, kämpfen wir nicht mit dem Säbel, sondern mit dem Florett. Es kommt auf die Einzelheiten an, diese sollen präzise sein. Das Kurzschwert war für den Nahkampf bestimmt. Und genau diese Exaktheit hat Paulus von seinen Mitarbeitern und von uns gefordert.
In 2. Timotheus 2,15, einer wunderbaren Stelle, die ich euch noch einmal kurz in Erinnerung rufen möchte, sagt Paulus zu Timotheus: „Bemühe dich darum, dich vor Gott zu erweisen als einen rechtschaffenen und untadeligen Arbeiter, der das Wort der Wahrheit gerade schneidet.“ Wörtlich kann man auch übersetzen: „präzise schneidet“.
Das Erste, was wir hier sehen, ist: Wenn wir dieses Schwert einsetzen wollen, müssen wir arbeiten. Wir müssen lesen, studieren und Zeit investieren. Erweise dich als ein guter Arbeiter! Biblische Erkenntnisse kann man in der Regel nicht einfach mal so im Vorbeigehen mit einem kurzen Blick erhaschen.
Du sollst die Bibel nicht mit der Schmetterlingsmethode lesen, sondern mit der Bienenmethode. Der Schmetterling hüpft von Blüte zu Blüte, mal hier, mal da, immer leichtfüßig. Die Biene hingegen kriecht tief in die Blüte hinein und saugt alle Nektar und Pollen, die sie fassen kann. Sie fliegt hungrig hinein und kommt gesättigt heraus.
So sollen wir die Heilige Schrift studieren und hineinkriechen. Auch wenn wir einmal nur kurz lesen können, kann Gott darauf natürlich einen Segen legen. Manchmal ist es besser, kurz zu lesen als gar nicht. Aber unser Ziel sollte sein, immer mehr von der Schmetterlingsmethode zur Bienenmethode zu kommen.
Nicht nur auf den Blüten herumhüpfen, ein bisschen hier, ein bisschen da, mal dort eine Predigt hören, da noch eine Stelle lesen, sondern tief hinein, tief hinein in die Blüte. So ein Nektar- und Pollensaugen soll auch diese Malachikonferenz sein.
Also: Arbeiten, sich vertiefen. Lass dich nie entmutigen. Der Teufel will uns immer wieder wegziehen. Dann sind wir über uns selbst entsetzt und sagen: „Heute hat es wieder nicht geklappt, ich habe mich wieder ablenken lassen.“ Irgendwann flüstert dir der Teufel ein: „Du packst es doch nicht, es lohnt sich nicht.“
Aber unser Herr sagt: Du darfst jeden Tag neu anfangen, jeden Tag wieder neu. Diese Arbeit hilft uns dann, was Paulus sagt: „gerade schneiden“. Paulus hat seinen Brotberuf als Zeltmacher im Hinterkopf. Als Zeltmacher musste er darauf achten, dass die Nähte sauber übereinandergelegt wurden, wenn man aus Tierhäuten Zelte baute.
Um die Nähte sauber übereinanderzulegen, musste man gerade schneiden. Dann konnten die Planen so übereinandergelegt werden, dass es nicht durchregnete, dass alles passte und präzise war. Dieses Bild steht wahrscheinlich im Hintergrund, wenn Paulus sagt, wir sollen das Wort gerade schneiden.
Wir sollen die einzelnen Stellen verstehen, die Begriffe und die grammatikalische Zusammensetzung – jeder nach seinem Vermögen. Aber das ist es. Und das beste Beispiel dafür, wie man die Bibel als Präzisionswaffe einsetzt, hat uns unser Herr selbst gegeben.
Das wäre auch mal ein Bibeltext zum Feiern bei der Al-Yachi-Konferenz: Matthäus 4 und Lukas 4. Spurgeon hat eine wunderbare Predigt darüber gehalten und veröffentlicht: „Es steht geschrieben.“
Dort sieht man, wie unser Herr dieses Schwert sowohl als Defensiv- als auch als Offensivwaffe einsetzt. Er schlägt jede Attacke des Satans zurück mit dem Argument: „Es steht geschrieben.“
Das ist ein wunderbares Beispiel für ein blitzschnelles Umschalten von Abwehr auf Angriff. Der Teufel gerät immer in die Defensive. Am Ende versucht er sich nur noch dadurch zu retten, dass er selbst die Bibel zitiert, weil er merkt, wie gut das klappt. Aber es gelingt ihm nicht.
Überlegt mal: Sogar unser Herr, der der Logos selbst ist, das Wort Gottes in Vollkommenheit, hat sich in dieser Situation auf das geschriebene Wort berufen. Ist das nicht erstaunlich? „Es steht geschrieben.“
Unser Herr hätte es nicht nötig gehabt. Er ist die Wahrheit Gottes in Vollkommenheit. Und dennoch hat er das getan, wovon viele sagen würden: „Ach, ihr immer mit eurem Biblizismus, was müsst ihr euch ständig auf die Bibel berufen, diese Papstbehandlung der Bibel!“
Unser Herr hat es so gemacht: „Es steht geschrieben.“ Wie viel mehr sind wir darauf angewiesen! Und, ihr Lieben, wie töricht wäre es, diese wunderbare, segensreiche Waffe einfach im Gürtel stecken zu lassen.
Das Kurzschwert war keine Zierde des Soldaten, obwohl manche die Scheiden, in denen sie es steckten, mit Bronze verziert hatten. Das war die Luxusausführung – vergleichbar mit mancher Handytasche heute, die mit Luxusausführung daherkommt.
So gab es damals auch Luxusausführungen für die Schwertscheide. Aber das war unwichtig. Dafür hatte der Soldat sie nicht, um seine tolle Bronzeverzierung spazieren zu führen. Das Kurzschwert war gedacht als Handwerkszeug mitten im Kampf.
So hat uns unser Herr unsere Bibel gegeben. Der schottische Pastor Thomas Guthrie hat es einmal wunderbar auf den Punkt gebracht, in der Tradition der Puritaner. Er sagte:
„Die Bibel ist eine Schatzkammer voller himmlischer Waffen. Sie ist ein Laboratorium mit unfehlbar wirksamer Medizin. Sie ist eine Miene mit unausschöpflichen Bodenschätzen. Sie ist eine Landkarte für jede Straße, eine Seekarte für jedes Meer, eine Medizin für jede Krankheit und eine Salbe für jede Wunde. Nimm uns unsere Bibel, und unser Himmel hätte seine Sonne verloren.“
Darum, liebe Geschwister, ist es so wichtig, dass wir das Wort Gottes immer besser kennenlernen. Darum bin ich bei einer solchen Konferenz auch so dankbar für das Beispiel meiner Brüder, wenn ich sehe, mit welcher Ehrfurcht sie die Heilige Schrift auslegen.
Ich denke, wir wollen uns gegenseitig ermutigen und anspornen, dieses Wort immer mehr zu lieben. Wir müssen wissen: Bibelstudium ist keine Geheimwissenschaft. Bibelstudium ist kein Sonderrecht für Theologen.
Deshalb hat William Tyndale sich geschworen, dass jeder englische Landarbeiter und jeder englische Junge, der irgendwo auf einem einsamen Feld einen Pflug zieht, einmal in der Lage sein soll, Gottes Wort in seiner Landessprache zu lesen und zu verstehen.
Das war seine Leidenschaft. Dafür hat er sein ganzes Leben geopfert: die Heilige Schrift aus den Originaltexten ins Englische zu übersetzen. So konnte jeder Landarbeiter und jeder kleine Kerl, der einen Pflug zog, die Bibel lesen.
Deshalb hat Martin Luther, nachdem er selbst die Rettung in diesem Buch gefunden hatte – nachdem er Jesus in diesem Buch durch den Römerbrief gefunden hatte – sich daran gemacht, im Eiltempo eine gute deutsche Übersetzung zu erstellen.
Nebenbei fiel dabei noch die geniale Kulturleistung ab, dass er die deutsche Sprache in einer Weise vorangebracht und entwickelt hat, wie es niemandem vor oder nach ihm wieder gelungen ist. Das war gewissermaßen das kulturelle Abfallprodukt, das Gott noch mitgeschenkt hat.
Aber das Entscheidende war, dass in dieser Bibel jeder Jesus finden sollte – und das Heil, die Rettung, die ewige Rettung aus der Verdammnis.
So ist die Bibel eine göttliche Geheimwaffe. Lasst sie uns ehrfurchtsvoll einsetzen! Sie ist eine Offensivwaffe. Lasst sie uns absichtsvoll einsetzen! Und die Bibel ist Gottes Präzisionswaffe.
Darum wollen wir sie im recht verstandenen Sinne kunstvoll einsetzen, sachgerecht anwenden, immer besser verstehen und immer genauer gebrauchen.
Unser Gebet ist auch, dass diese Malachi-Konferenz mit ihren vielen Bibelarbeiten von morgens bis abends euch alle mit neuem Mut ausrüstet und mit neuem Eifer ansteckt.
Es lohnt sich! Es lohnt sich, Gottes Wort gründlich zu studieren. Es ist nicht das persönliche Steckenpferd einiger übermäßig ernster Bibeltreuer, sondern das Brot, von dem der Christ Tag für Tag lebt.
Wenn ihr gleich eure Koffer packt nach der Bibelarbeit von Wolfgang Bühne und eure Bibel einpackt, dann macht euch klar: Ihr reist mit wertvollstem Gepäck. Damit seid ihr gerüstet für alle Kämpfe und vorbereitet für alles, was euer Herr euch noch schenken will.
