Wir lesen weiter im Johannesevangelium aus der Leidensgeschichte.
In der kommenden Woche werden wir in den Passionsandachten noch weitere Abschnitte aus Kapitel 18 hören. Heute betrachten wir Johannes 19, Verse 1 bis 5.
Die grausame Behandlung Jesu vor der Kreuzigung
Da nahm Pilatus Jesus und ließ ihn geißeln. Die Kriegsknechte flochten eine Dornenkrone, setzten sie auf sein Haupt und legten ihm ein Purpurgewand an. Dann traten sie zu ihm und sprachen: „Sei gegrüßt, lieber Judenkönig!“ Sie gaben ihm Backenstreiche.
Anschließend ging Pilatus wieder hinaus und sprach zu ihnen: „Seht, ich führe ihn zu euch heraus, damit ihr erkennt, dass ich keine Schuld an ihm finde.“
Da ging Jesus heraus, trug die Dornenkrone und das Purpurgewand. Pilatus sagte zu ihnen: „Seht, welch ein Mensch!“
Die Bedeutung des Leidens Jesu für unsere heutige Zeit
Herr, mach uns das Geheimnis deines Leidens und Sterbens ganz groß!
In unseren Tagen hören wir oft von schrecklichen Leidensgeschichten, von Passionsgeschichten großen Umfangs. Es liegt nahe, eine Parallele zu ziehen zwischen diesen Geschehnissen und der Passion Jesu. In allen Völkern und politischen Systemen erleben Menschen unterschiedlich schwere Leiden. Doch gerade dabei wird sichtbar, dass wir die Passionsgeschichte Jesu noch gar nicht richtig verstanden haben.
Heute reden wir nicht über das Leiden Jesu, weil wir uns irgendwo über das Schlimme erregen, das geschieht – so wie man sich heute über eine Entführung in Italien, über Menschen, die zu Unrecht inhaftiert sind, oder über Arme, die hungern müssen, empört. Das ist nicht der Sinn der Passionsgeschichte.
Auch wenn wir solche Dinge in diesen Tagen oft hören, wollen wir sagen: Das ist nicht das Wesentliche der Passionsgeschichte. Natürlich nehmen wir solche Ereignisse zur Kenntnis, und sie erregen uns wie andere Menschen auch. Aber hier finden wir noch viel, viel mehr.
Es gibt einen großen Unterschied zwischen den Leidensgeschichten unserer Zeit und der Passionsgeschichte. Bei den heutigen Leidensgeschichten kann man oft mit dem Finger auf jemanden zeigen und sagen, wer schuld ist. Häufig werden diese Geschichten auch nur dargestellt, um eine Front der Solidarität zu errichten. Solidarität ist eine Kampffront. In einer Kampffront kommt es darauf an, dass möglichst viele Menschen mitschreien und das Unrecht anprangern.
Das ist nicht bloß ein sentimentales Anteilnehmen, sondern ein Mitergreifen der Partei – sei es in Südafrika, Chile, Russland, China oder wo auch immer. Darum geht es in der Passionsgeschichte bestimmt nicht: nicht darum, Menschen zu mobilisieren, damit sie mitschreien.
Es war gerade das Zeichen einer missverstandenen Passionsgeschichte, wenn Christen immer wieder herauslasen und sagten: Aha, das waren also die Juden, die Jesus umgebracht haben, und zeigten mit dem Finger auf sie. Da wurde alles falsch verstanden.
Man kann heute da sitzen und sich empören, dass Menschen so etwas tun können, dass so etwas geschehen kann – dieser zwielichtige Pilatus und diese Frommen, wie sie da handeln. Man kann sich empören, aber dann hat man die Passionsgeschichte völlig falsch verstanden.
Darum ist es ein Irrweg, die Passionsgeschichte mit unseren modernen Leidensgeschichten zu vergleichen. Auch wenn das hier und da in Kirchen und Gottesdiensten geschieht, ist es falsch.
Die persönliche Begegnung mit der Passionsgeschichte
Jetzt wollen wir es so halten, wie wir es bei unseren Fotografien machen. Wenn man auf dem Familientisch Fotos vom letzten Urlaub mitbringt, passiert etwas Merkwürdiges: Jeder schaut zuerst nach seinem eigenen Gesicht. Der eine sagt: „Oh, da sehe ich aber komisch aus.“ Er sieht gar nicht, ob das Foto sonst recht nett ist, sondern immer nur sich selbst. Auch das Kind sagt: „Oh, da sehe ich aber auch merkwürdig aus.“
Wir wollen die Passionsgeschichte einmal so lesen, wie wir ein Foto anschauen. Dabei fragen wir uns: Wo komme ich denn darin vor? Und wie sehe ich denn in dieser Passionsgeschichte aus?
Das ist das Große, was uns schon die Passionslieder sagen: „Wer hat dich so geschlagen, wer war denn das?“ Die Antwort lautet: „Ich, ich und meine Sünden, die waren es.“ Darum geht es in dieser Passionsgeschichte nur um uns.
Wir wollen das an drei Stellen tun. Ich meine, wir sollten das bei der Geißelung Jesu, bei der Dornenkrone und bei der Verhöhnung beziehungsweise Verspottung tun.
Gehen wir zuerst einmal zur Geißelung. Wo kommen wir denn da vor? Zuerst müssen wir uns das Geschehen noch einmal vor Augen führen: Es waren sehr grausame Folterinstrumente. In die Bleischnüre, in diese Lederschnüre, waren Bleistücke eingesetzt, und es waren Knochenteile daran befestigt.
Dann hat man den so Folternden so aufgestellt, dass der Rücken ganz prall gespannt und gebogen war. Anschließend haben starke Männer mit dieser Peitsche auf den Rücken geschlagen. Nach wenigen Schlägen war der ganze Rücken zerschlagen.
Diese Auspeitschung wurde meist bei Menschen vorgenommen, die nachher sowieso hingerichtet wurden. Dann macht es nichts mehr aus, wenn jemand schon halb tot war. Das Blut floss in Strömen herunter.
Die Verantwortung für Jesu Leiden und unsere eigene Schuld
Da kommen wir doch nicht darin vor in diesem schrecklichen Geschehen. Achten Sie mal darauf! Pilatus war ein sehr korrekter Mann. Unsere Jurastudenten in Tübingen werden heute noch im römischen Recht unterwiesen, weil das römische Recht eine ganz wichtige Grundlage für unser Recht darstellt.
Wie kommt eigentlich dieser Pilatus dazu, Jesus in diese grausame Folterung zu schicken? Es geschieht auf seinen Befehl, es war kein Zufall. Wie kommen denn die anderen dazu, dass sie ihr Wohlgefallen daran haben? Wie kommen die Soldaten dazu? Befehl war Befehl. Auf einmal stehen alle da, keiner ist richtig verantwortlich für die ganze Sache, und doch läuft alles ab.
Man kann sehr deutlich erklären, warum diese schreckliche Folter über Jesus kommen muss. Da waren Menschen, die in ihrem Gewissen getroffen waren, auch Pilatus. So sehr er seine Hände in Unschuld wäscht, will er Jesus wegschaffen, denn Jesus hat ihm ganz deutlich gezeigt, dass er Stellung nehmen muss zu ihm. Darum hofft Pilatus wenigstens, sich durch diese Maßnahme herauslavieren zu können.
Was hier enthüllt wird und wo ich mich in dieser Passionsgeschichte finde, das habe ich in den letzten Tagen einfach untersucht. Wo komme ich darin vor? Das habe ich bei mir geprüft. Das ist genau der gleiche Hass, der sich in meinem Leben findet: der Hass gegen Jesus.
Das ist eben nicht nur eine Unlust, die man ab und zu hat, dass man das Wort Gottes nicht gerne hört oder dass es einem schwerfällt, unter die Gemeinschaft der Gläubigen zu gehen. Wir haben in uns ganz starke Kräfte, die uns alle von Jesus möglichst weit wegziehen wollen. Wir wollen ihn loswerden.
Wie man das dann im Einzelnen macht, ist nur eine Frage des Charakters, der Mittel und des Zeitpunkts. Wir können das viel einfacher machen. Ich kann eine Bibel im Schrank stehen lassen und habe sie schon los. Ich brauche mich morgens nur auf die Seite legen, schlafen und sagen: Dann geht alles an mir vorüber. Ich kann die Gemeinschaft mit den Gläubigen ausfallen lassen, und dann bin ich schon Jesus los mit seinen unbequemen Fragen.
Was uns in dieser Passionsgeschichte gezeigt wird, ist diese große Nein-Bewegung gegen Jesus. Das zieht sich durch die Jahrhunderte hindurch und durch jedes Menschenleben. Wir haben Teil an dieser Bewegung, die Nein zu ihm sagt.
Da sehen wir, wie Jesus einfach dasteht und das sich gefallen lässt. Er schlägt nicht zurück und rächt sich nicht mit ein paar bitteren Bemerkungen. Das hat mich bei der Vorbereitung bewegt: wie Jesus mit unsagbarer Geduld das ertragen hat.
Er hat das selbst ertragen, als ich ihm ins Gesicht gespuckt habe und sagte: Ich will deinen Geboten nicht gehorchen, ich will tun, wozu ich Lust habe, und wo ich Nein zu ihm sagte. Und dann steht er da und lässt sich diese Schläge ins Gesicht gefallen.
Bis heute geht diese Passionsgeschichte weiter, und da kommen wir darin vor. Das sind unsere Schläge. Wer hat dich so geschlagen? Ich, ich und meine Sünden. Ja, genau! Da, wo ich dir nicht gehorcht habe und dich, Jesus, nicht über alles geliebt habe.
Die Dornenkrone als Zeichen der gefallenen Welt und des ertragenen Fluchs
Nun kommen wir zum nächsten Punkt: Wo begegnen wir der Dornenkrone?
Diese Dornen sind ganz besondere Dornen, mit sehr langen Stacheln. Man verwendet sie unten auf dem Land, um zwischen zwei Viehweiden einen Zaun zu errichten, damit junge Stiere nicht durchbrechen können. Diese Dornen sind außerdem sehr biegsam. Hier wurden sie zu einer Dornenkrone zusammengefügt, die Jesus auf das Haupt gesetzt und richtig hineingedrückt wurde.
Wir kennen Bilder, die erschütternd zeigen, wie diese großen, langen Dornen in den Kopf Jesu eindringen. Dabei fällt uns ein Vergleich ein: Diese Dornen spielen in der Bibel eine wichtige Rolle. Sie sind ein Zeichen für unsere Welt, die von Gott gefallen und von Gott losgelöst ist. Die Geschichte vom Sündenfall und dem Abfall von Gott hängt eng mit diesen Dornen zusammen. Sie symbolisieren unsere Welt, in der wir uns nun durchkämpfen müssen.
Überall begegnen wir diesen Dornen bei unserer Arbeit. Der Acker soll Dornen und Disteln tragen, und dabei wird man sich die Finger wundreißen. Diese Welt ist eigentlich so schön. Wir spüren immer noch die wunderbare Schöpfung Gottes, die durchscheint. Doch zugleich stoßen wir immer wieder auf diese schrecklichen Dornen.
Das alles ist ja nicht zufällig geschehen, sondern wird oft gerade in der Passionsgeschichte festgehalten: Es geschah, damit erfüllt würde, was geschrieben steht. Das steht hier nicht direkt, aber hier geschieht etwas, was uns ein anderes Wort der Bibel verständlich macht. Wenn Jesus diese Dornen auf den Kopf gedrückt werden, wird plötzlich ganz deutlich sichtbar: Er trägt für mich aus, was eigentlich mein Menschenschicksal ist.
Darum ist die Passionsgeschichte etwas völlig anderes als die Leidensgeschichten der Menschen heute. Hier wird erzählt, dass Jesus an unserer Stelle etwas für uns tut. Wir sollten das immer wieder bei der ganzen Passionsgeschichte herausfinden: Wo ist das für uns, für mich? Diese Dornen hat er sich für uns aufsetzen lassen.
Wir leben doch noch in einer Welt, in der uns der Fluch, der über dieser Schöpfung liegt, fortwährend zu schaffen macht. Ich empfinde diesen Fluch zum Beispiel bei der Krankheit, dieser schweren Krankheitslast, die über unserer Welt liegt. Es ist furchtbar, wenn man von lieben Menschen hört, wie sie unter einer unheilbaren Krankheit leiden. Das ist nur ein Teil dieses Fluches. Der Todeskeim liegt in dieser Welt.
In der Passionsgeschichte hören wir: Er hat den Fluch für uns getragen. Die Dornen sind doch eigentlich schon gebrochen, sie können uns nicht mehr verletzen. Deshalb erleben Menschen, die mit Jesus, dem Gekreuzigten, ihre Leidenszeit durchleben, dass es keine qualvolle Zeit ist. Stattdessen wird sie zur Segenszeit. Sie dürfen ihm nachfolgen, denn der Fluch trifft sie nicht mehr. Jesus hat ihn ausgehalten.
Es ist nicht mehr so, dass ich hier etwas büßen muss, was ich gar nicht büßen kann. Manche sagen immer wieder, dass das Schwere, das sie gerade durchleiden, eine Vergeltung Gottes sei, weil sie früher zu ihrer Mutter nicht lieb waren oder in ihrer Jugend Böses getan haben. Nein, das können Sie in dieser Welt nicht büßen. Das Gericht kommt erst am jüngsten Tag.
Nur Jesus kann unsere Schuld büßen, und das wird in der Passionsgeschichte erzählt. Er hat gebüßt – wohl dem, dem die Sünde bedeckt ist und dem seine Missetat vergeben ist. Da kann auch eine schwere Krankheitszeit kein Fluch mehr sein. Da kann alles Bittere, was uns noch in dieser Welt treffen mag, uns nicht mehr heimholen und nicht mehr verletzen.
Die Dornen können uns nicht mehr verwunden, so sehr sie uns auch noch die Haut aufreißen. Er hat den Fluch unseres Menschenlebens getragen. Das ist eine so wichtige Aussage der Passionsgeschichte: Die Erlösung Jesu bedeutet wirklich Erlösung vom Fluch, der über dieser Welt liegt – von diesem vielfältigen Fluch in all seinen Variationen.
Wir haben Anteil an diesem Bösen, wir haben unser Leben selbst zerstört. Aber wir müssen es nicht ausbaden. Er hat es getragen bis zum bitteren Ende und die Folgen ausgehalten, damit wir Frieden haben.
Ich weiß, wie viele heute hierhergekommen sind und ab und zu jemand sagt: „Ich bin heute ganz bedrückt oder zerschlagen.“ Darum sind wir heute zusammen, damit wir erkennen: Er hat das für mich getragen. Er spricht mich frei. Er ist das Opferlamm, das diesen Weg für mich gegangen ist und ihn bis zum Ende gebracht hat.
Darum darf ich auch mit all dem Schweren, das heute noch auf mir liegen mag, fröhlich aufblicken. Es kann mich nicht mehr von ihm trennen.
Die Verhöhnung Jesu als Ausdruck menschlicher Schwäche und seine Stellung zu uns
Noch das Letzte: Ich möchte noch über die Verhöhnung sprechen.
Das ist sehr merkwürdig an der Passionsgeschichte – diese Verhöhnung. Warum haben Menschen denn so eine Freude daran, einen anderen zu verhöhnen? Verhöhnung ist immer ein Zeichen von Schwäche. Man verspottet einen anderen, um sich selbst behaupten zu können.
Wenn ich – ich sage mal von mir – in der Schulklasse nicht mit meiner Autorität durchkomme, dann kann ich nur zur letzten Waffe greifen und sagen: „Du, kleines stinkendes Bürschlein, komm mal her!“ So kann ich jemanden herabsetzen, um mich selbst besser zu fühlen. Das ist eine Waffe, um besser durchzukommen.
Warum haben die Römer Jesus so herabgesetzt? Das war auch ein Stück Antisemitismus, besonders im Zusammenhang mit dem Judenkönig. Sie wollten den Juden eins auswischen und sagten: So könnte ich mir vielleicht einen Messias der Juden vorstellen – eine Demütigung Jesu!
Das ist das Schlimmste, was einem in dieser Welt widerfahren kann: Wenn einer einen demütigt, und das auch noch vor anderen. Das ist so schlimm, weil wir wirklich schwächliche Gestalten sind. Wenn uns dann noch unsere Ehre genommen wird, was haben wir dann noch? Dann haben wir gar nichts mehr. Es bleibt nichts mehr übrig von unserer schönen Menschengestalt.
Hier hat Jesus freiwillig diese Demütigung ertragen. Er stellt sich in eine Reihe mit uns, dort, wo wir entehrt sind. Das ist das Befreiende an der Passionsgeschichte: Man muss keine Schau mehr machen und es ist nichts mehr da vom großen Menschenleben.
Wir dürfen zu Jesus kommen und sagen: Du weißt, wie viel wir falsch gemacht haben, wie schwach wir sind und wie elend wir uns fühlen. Dort stellt er sich in eine Reihe mit uns entehrten Menschen.
Das ist eigentlich das erschütternde Schicksal des Menschen seit Adam, des gefallenen Menschen vor Gott, der nichts mehr bieten kann und nichts mehr hat. Wenn man dann fragt: Was ist denn noch dran? – Da kommt Pilatus heraus und sagt: „Seht, ein kümmerlicher Mensch!“ Vielleicht wollte er noch ein Stück Menschlichkeit retten, an die Leute appellieren und sagen: Seid doch so nett, erbarmt euch doch und schlagt ihn nicht tot wie einen Hund. Vielleicht will er sagen: Er ist doch noch ein Mensch.
Aber wenn er das sagt, macht er schon deutlich: Was ist denn eigentlich ein Mensch? Dieser schrecklich zerschlagene Rücken, ein Mensch an der Schwelle des Todes, gefoltert und geschlagen – was ist denn noch dran an diesem Menschen? Und was ist an meinem Leben noch dran?
Wir können das in unseren Tagen nicht oft genug sagen, wenn wir vielen Menschen begegnen, die immer wieder davon sprechen, dass sie ihr Leben wegwerfen wollen. Kein Wunder, die vielen Angebote der Welt machen ein Leben nicht lebenswert.
Dort muss man auf die Passionsgeschichte schauen, wo Jesus zeigt, was Leben ist – gerade dort, wo er entehrt dasteht. Er hat dieses eine noch: dass er ein Sohn des himmlischen Vaters ist. Und er ging diesen Weg, um uns dieses Allergrößte zu schenken.
Wir sind nicht entehrte und geschenkte Menschen, nicht elende Menschen, für die man keine fünf Pfennig mehr einsetzen braucht. Wir sind Königssöhne, Söhne, die nach dem Ebenbild des Vaters geschaffen sind.
Und das ist der letzte Sinn des Leidens Jesu: Er will uns in dieses Ebenbild Gottes wieder zurückschaffen. Er will uns dorthin führen, wo wir wieder neue Menschen werden.
Es gibt so viele Minderwertigkeitsgefühle, Miko, sagen wir. Mit Recht wollte ich jetzt hinzufügen: Nach der Passionsgeschichte brauchen wir uns doch gar nicht mit menschlichen Ehrenschmücken zu schmücken.
Das, was mein Leben lebenswert und groß macht, ist, dass Jesus für mich eintritt. Er hat sein Leben nicht gelassen, weil Pilatus so böse war oder weil die Juden das so wollten. Nein, er ging freiwillig in sein Leiden hinein, um unser Leben wertvoll zu machen, um uns herauszureißen aus unseren irdischen Lebenszielen und uns das eine wieder zu zeigen: dass wir Gotteskinder sein sollen und ihm zur Ehre leben! Amen!
Gebet und Segen
Polen beten: Herr Jesus Christus, du bist in großer Geduld bis heute uns nachgelaufen. Du hast es willig und bewusst ertragen, dass wir dich so oft stehen ließen. Ja, unser Gott, wir haben oft gegen dein Wort gewehrt und gegen deinen Ruf. Wir haben dir so oft ein trotziges Nein entgegengeschleudert und ganz bewusst gegen dein Wort und deinen Willen gesündigt.
Herr, das sind die Schläge, die dich bis heute treffen. Aber wir danken dir, dass wir gerade darüber deine große Liebe erkennen können. Du willst uns auch darin zeigen, dass du uns zurückholen willst in den großen Stand der Gotteskinder. Wir dürfen heute Befreiung und Vergebung bei dir erfahren. Du willst in unserem Leben die ganze schreckliche Geschichte des Fluches abschließen, der auf uns liegt. Heute dürfen wir in deine Nähe treten.
Danke, dass du zudeckst, wo unser Gewissen uns immer wieder anklagt. Wir werden ganz frei und ganz geborgen sind wir bei dir. Herr, lass uns dein Leiden und dein Sterben immer besser verstehen. So erkennen wir, dass du unser Leben trägst und wir durch dein großes Erbarmen leben.
Wir wollen dich jetzt auch bitten für alle Menschen, die durch schweres Leiden hindurchgehen, überall in der Welt. Für die Menschen, die geschändet, geschlagen, gefoltert und verhöhnt werden. Für die, die hungern und Unrecht leiden. Lass doch diese Menschen erkennen, dass es in dieser Welt keine Gerechtigkeit gibt als allein bei dir. Du schenkst uns deine göttliche Gerechtigkeit, wenn wir bei dir angenommen werden. Das ist der einzige Trost im Leben und im Sterben.
Wir danken dir auch, dass du uns in dieser kommenden Passionswoche noch näher kommen willst durch dein Wort. Du willst uns deine ganze Liebe spüren lassen in all den Nöten und Sorgen, die uns auch bewegen mögen.
Lasst uns gemeinsam beten:
Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name,
dein Reich komme,
dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute,
und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Herr, segne uns und behüte uns.
Herr, lass dein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig.
Herr, hebe dein Angesicht auf uns und gib uns deinen Frieden!