Ich möchte euch alle herzlich begrüßen. Ich darf Grüße aus unserer Gemeinde in Hohentengen ausrichten.
Ich bin Österreicher, wir wohnen in der Schweiz und wir treffen uns in Deutschland. Meine Kinder stammen aus Rumänien, Österreich und der Schweiz.
Meine Dienste leiste ich in der Ukraine, in Moldawien, in Ungarn, in Rumänien und auch in deutschen Ländern. Ich arbeite zusammen mit Herbert Janssen in Kanada. Es geht also recht international bei uns zu.
Ich freue mich, heute bei euch sein zu können. Wir haben zwei Tage mit den Jugendlichen hinter uns – Freitag und Samstag. Ich habe mich sehr gefreut, Gemeinschaft mit den Jungen zu haben und auch heute noch mit euch.
Einführung in das Thema und Lesung des Predigttextes
Ich möchte 1. Petrus 4 lesen. Beginnen wir mit Vers 7, ab Vers 7 einfach:
„Das Ende aller Dinge ist nahegekommen. Seid also gesunden Sinnes, züchtig und nüchtern für die Gebete. Habt dabei vor allem untereinander eine lebendige Liebe, denn Liebe wird viele Sünden bedecken. Seid gastfreundlich gegeneinander, ohne Murren.
Dient einander, jeder so, wie er eine Gnadengabe empfangen hat, als treue Hausverwalter der vielfältigen Gnade Gottes. Wenn jemand redet, so als jemand, der Gottes Worte spricht. Wenn jemand dient, so als jemand, der die Kraft nutzt, die Gott gibt, damit in allem Gott verherrlicht werde durch Jesus Christus, dem in alle Ewigkeit die Herrlichkeit und die Macht gebühren. Amen.“
Auch Vers 12 möchte ich noch vorlesen:
„Geliebte, lasst euch den Brand, der unter euch zur Prüfung entstanden ist, nicht befremden, als ob euch etwas Fremdes widerführe. Sondern freut euch, so wie ihr an den Leiden Christi teilhabt, damit ihr auch in der Offenbarung seiner Herrlichkeit jubelnd euch freuen mögt.“
Das Thema lautet: Wie lebt die Gemeinde Jesu im Blick auf das Ende? Wie lebt die Gemeinde Jesu in der Endzeit? Dieses Thema ist heute aktueller denn je. Hier haben wir einige sehr wichtige Aufforderungen des Apostels Petrus.
Er spricht in seinem Brief mehrmals über das Ende. So sagt er in Vers 7: „Das Ende aller Dinge ist nahegekommen.“ Danach gibt er drei Befehlsformen. Es kann sein, dass Ihre Übersetzung mehr als drei Befehlsformen enthält, aber im griechischen Grundtext sind es nur drei. Die anderen Formen sind meist mit Partizipien verbunden, also mit Mittelwörtern der Gegenwart oder ähnlichem.
Ich spreche hier von den drei Imperativen, den drei Befehlsformen.
Die drei zentralen Aufforderungen im Blick auf das Ende
Der erste Imperativ finden wir in Vers 7: „Seid also gesunden Sinnes und nüchtern für die Gebete.“ Das bedeutet, seid gesund, gesunden Sinnes.
Der zweite Imperativ steht in Vers 8: „Habt dabei vor allem unter euch eine spannkräftige oder intensive Liebe.“
Der dritte Imperativ findet sich in den Versen 12 und 13: „Lasst euch die Hitze oder den Brand nicht befremden, sondern freut euch.“ Genauer gesagt, in Vers 13, in der Mitte steht: „Habt ihr das? Sondern freut euch.“
Diese drei Punkte können wir heute betrachten und uns anschauen.
Der erste Imperativ lautet also: Seid gesunden Sinnes und nüchtern für die Gebete. Vielleicht würde man hier auch sagen: Seid besonnen oder ähnlich. Das griechische Wort kann das durchaus bedeuten. Es setzt sich aus zwei Wörtern zusammen: gesund und denken.
Das heißt, der Apostel Petrus fordert uns auf, nicht krank im Denken zu sein. Gerade im Blick auf die Endzeit ist das sehr wichtig. Die Welt denkt krankhaft und ist krank im Denken. Wir dagegen sollen gesund sein in unserem Denken und unseren Blick nicht zu stark auf das Irdische richten.
Er sagt hier: „Gesund und nüchtern.“ Seid gesund und nüchtern. Nüchtern bedeutet nicht benommen. Wenn wir viel gegessen haben, sind wir nicht mehr nüchtern. Oder wenn wir Alkohol getrunken haben, sind wir ebenfalls nicht mehr nüchtern.
Auch im Geistlichen gilt das so: Wenn unser Denken scharf ist, dann sind wir nüchtern. Wenn wir fasten, ist unser Denken schärfer. Nach dem Essen sind wir oft schläfrig und können uns nicht so gut konzentrieren.
Wenn wir nüchtern sind, auch im Geistlichen, dann sind wir scharf im Denken und hellwach. Gerade in der Endzeit ist es sehr wichtig, dass wir hellwach sind.
Das nahe Ende und seine Bedeutung für das christliche Leben
Petrus sagt hier, dass das Ende aller Dinge nahegekommen ist. Was meint er damit? Schon zu seiner Zeit war das Ende nahe, weil der Schöpfer der Welt Mensch geworden ist und am Kreuz für uns gestorben ist. Wenn der Schöpfer für uns stirbt, leitet er das Ende der Schöpfung ein. Mit dem Tod Jesu hat er das Ende der Schöpfung eingeleitet.
Seitdem sind einige Jahre vergangen, doch die Apostel haben damals so gesprochen, dass wir in den letzten Tagen leben. Petrus sagt in der Apostelgeschichte, dass in den letzten Tagen bestimmte Ereignisse geschehen werden. Das entspricht dem, was Joel gesagt hat: In den letzten Tagen werde ich meinen Geist ausgießen.
Der Herr gießt seinen Geist nun schon seit fast zweitausend Jahren aus, immer wenn Menschen zum Glauben kommen. Wir leben in dieser Endzeit, in der der Geist ausgegossen wird. Dies ist nicht so zu verstehen, wie es manche Pfingstler interpretieren, dass der Geist erst kurz vor der Wiederkunft Jesu in einer besonders starken Ausgießung kommt. Das ist ein Missverständnis von Joel.
Joel sagt, dass der Geist in der ganzen Endzeit ausgegossen wird, und diese Endzeit dauert nun schon fast zweitausend Jahre, seitdem Jesus in den Himmel aufgefahren ist. Wir erleben also diese Endzeit. Gott wird ein Ende setzen mit dieser Welt.
Jetzt ist die Zeit, in der der Geist Gottes ausgegossen wird. Jetzt ist die Zeit, in der der Herr sein Königreich aufrichtet – zunächst unsichtbar. Eines Tages wird der Herr wiederkommen und es sichtbar aufrichten. Das Ende aller Dinge, das Ende der ersten Schöpfung, ist nahe.
Man könnte sagen: Ja, es kommt noch das tausendjährige Reich. Das stimmt, aber trotzdem ist das Ende nahe. Petrus spannt hier einen weiten Bogen und möchte, dass die Christen angesichts dieses nahen Endes leben. Dabei gibt er drei wichtige Aufforderungen.
Je näher wir dem Ende heute kommen, desto dringender werden diese Aufforderungen. Das sind sehr wichtige Dinge, die hier gesagt werden. Wir sollen unser Augenmerk wirklich stark darauf richten.
Erste Aufforderung: Besonnenheit und Nüchternheit für das Gebet
Also das Erste, was er sagt: Seid besonnen und nüchtern für die Gebete – nicht fürs Beten, für die Gebete! Petrus setzt voraus, dass die Christen viel beten wollen, viele Gebete zusammen und auch alleine.
Seid nüchtern und wachsam, sagt er an anderer Stelle im Kapitel 5. Seid nüchtern und wachsam. Jetzt hat er gesagt: Seid nüchtern und besonnen für die Gebete. Schaut, dass euer Denken scharf ist und lasst euch nicht von den Dingen dieser Welt vereinnahmen. Der Herr Jesus hat das auch gesagt.
In Lukas 21 habe ich vor kurzem einen Bruder getroffen, der 88 Jahre alt ist und hellwach im Denken. Das hat mich gefreut. Dann hat er gesagt, den Vers in Lukas 21, Vers 35, das bete ich jeden Tag. Wisst ihr, was da steht? Schauen wir uns das kurz an: Lukas 21, Verse 34 bis 36.
Da spricht der Herr Jesus in Bezug auf die Endzeit, in der Endzeitrede. Vers 34: „Habt aber stets Acht auf euch selbst, damit eure Herzen nicht beschwert werden durch Rausch und Trunkenheit, durch Benommenheit und Sorgen des irdischen Lebens.“ Das ist genau das, was wir heute haben.
Einerseits Brot und Zirkusspiele, die die Leute benommen machen. Hauptsache, man beschäftigt sie richtig, damit sie mit irgendwelchen Dingen fest beschäftigt sind. Wir machen viel Fußball-WM und alle möglichen Sachen, damit die Leute immer irgendwas haben, dass irgendwas los ist. Sie müssen beschäftigt sein, kaufen und so weiter.
Auf der anderen Seite: schaffe, schaffe, arbeiten. Ich muss sorgen für den Lebensunterhalt und ich muss arbeiten. Der Druck wird immer größer und man hat kaum noch Zeit, an die ewigen Dinge zu denken und für die Ewigkeit zu arbeiten – für die Gemeinde Jesu, für das Reich Gottes. Nein, ich muss schauen für die Familie, wir müssen arbeiten.
Das ist heute so. Ich komme viel herum und merke in den Gemeinden – ich kenne euch nicht, deshalb habe ich Freimütigkeit zu reden – ich komme in Gemeinden und stelle fest, die Geschwister haben kaum Zeit. Kaum Zeit, sich zum Gebet zu treffen, zur Zurüstung, zum Wort Gottes, zum Mithelfen, sich gegenseitig zu besuchen, sich gegenseitig zu ermutigen und aufzubauen.
Die Frauen gehen arbeiten. Natürlich bleibt einiges in der Familie liegen, das muss man dann schnell, schnell machen, wann man eigentlich Zeit für die Kinder hätte, aber da muss man den Haushalt noch schnell erledigen. Der Druck wird größer, und er wird in Zukunft noch größer werden.
Petrus sagt, und der Herr Jesus sagt genau dasselbe: Habt Acht auf euch selbst, damit eure Herzen nicht beschwert werden durch Rausch und Trunkenheit und durch Sorgen des irdischen Lebens. Das ist genau das Sorgen des irdischen Lebens.
Der Bruder hat gesagt, er betet jeden Tag diesen Vers. In Vers 36 – ich lese den ganzen Vers: Vers 35 und 36.
Vers 35: „Und jener Tag wird plötzlich über euch kommen, denn wie eine Schlinge wird er kommen über alle, die auf dem Angesicht der ganzen Erde ansässig sind. Wacht also zu jeder Zeit flehend, damit ihr würdig geachtet werdet, diesem allem, das zu geschehen im Begriffe ist, zu entfliehen und vor dem Sohn des Menschen zu stehen.“
Vers 36: „Wacht also zu jeder Zeit und fleht – nicht nur betet – fleht, dass ihr würdig geachtet werdet.“
Nun, durch Christus sind wir würdig geachtet, durch Christus können wir entfliehen. Aber es geht hier darum, dass wir auch bei Christus bleiben, wenn der Druck härter wird. Entfliehen in die herrliche Ewigkeit – und sie werden nicht entfliehen.
Kennt ihr die Stelle? „Und sie werden nicht entfliehen.“ Gibt es ein Buch darüber? 1. Thessalonicher 5. Und sie werden nicht entfliehen – die Ungläubigen. Sie werden nicht entfliehen. Ihr aber betet, dass ihr da nicht in diesen Sog mitgerissen werdet.
Also jetzt wieder zurück zum ersten Petrusbrief: Wenn unser Blick bei den irdischen Dingen haften bleibt – bei den Sorgen des Lebens, beim Beruf und bei all dem, was zum irdischen Leben gehört – dann kann man leicht vereinnahmt werden. Dann ist man nicht mehr nüchtern.
Und wieso soll ich nüchtern sein? Für die Gebete. Ja, was, beten kann ich doch zwischendurch, oder? Nein. Petrus ist sich bewusst, dass es eine gesunde Vorbereitung braucht. Gebet muss einen großen Platz im Leben des Christen einnehmen. Das weiß Petrus.
Petrus spricht aus eigener Erfahrung. Petrus weiß, was es heißt, nicht vorbereitet zu sein im Gebet. Und dann kommt die Situation, du hast nicht gebetet und merkst: Ich habe falsch reagiert. Warum? Weil ich nicht vorbereitet war im Gebet.
Petrus weiß davon zu sprechen, sie waren im Garten. Daher sagt Jesus: „Wachet und betet mit mir.“ Jesus weiß, warum er das ihnen sagt – Johannes, Jakobus und Petrus. Sie haben geschlafen, der Herr Jesus hat gebetet, sie haben geschlafen.
Lukas sagt „Vertraurigkeit“ – Lukas ist sehr gnädig mit Petrus, er sagt „Vertraurigkeit“, sie sind eingeschlafen. Markus schreibt im Auftrag von Petrus in seinem Evangelium. Er schreibt nicht von Traurigkeit, er sagt einfach, sie sind eingeschlafen. Markus ist eigentlich das Petrusevangelium, denn Markus schreibt ja im Auftrag von Petrus.
In Markus sieht man sehr die Fehler von Petrus. Petrus beschönigt nichts. Petrus sagt dem Markus: „Markus, du schreibst alles, du kannst alles schreiben, ohne Beschönigung.“ Ich meine nicht, dass das, was Lukas schreibt, falsch ist. Es war sicher eine Traurigkeit dabei, aber Petrus weiß davon, und er weiß: Es war nicht recht, ich habe geschlafen.
Dann kommen die Soldaten, und wenn er schweigen sollte, weil er nichts tun soll, haut er rein und tut etwas. Und wenn er reden soll, schweigt er. Er macht es gerade verkehrt.
Der Herr Jesus hat gebetet und ist vorbereitet auf die große Schlacht der Wahrheit gegen die Lüge. Der Herr Jesus war vorbereitet, wenn er weiß, wann er schweigen muss und wann er reden muss.
Manchmal gibt es in unserem Leben Zeiten, da sagst du: fünf Minuten oder zehn Minuten, der Herr schenkt uns die Zeiten. „Ah, ich schaue noch schnell in den Computer oder ich schaue die E-Mails, ich möchte dich noch abholen und so weiter.“ Du hättest Zeit gehabt zu beten jetzt.
Mir geht es genauso, mir geht es ganz genauso. Ich stecke in genau der gleichen Situation. Und dann habe ich verpasst zu beten und dann kommt etwas und ich bin nicht vorbereitet.
Seid nüchtern für die Gebete! „Betet ohne Aufhören“, sagt der Apostel Paulus. Ohne Aufhören – ohne große Unterbrechungen, heißt das.
Und wenn man betet, was passiert? Wenn wir beten, dann erleben wir geöffnete Türen. Irgendwo tun sich Türen auf. Oder ich sehe Dinge, die ich nicht gesehen hätte. Oder ich erinnere mich, ich merke: Hier ist eine Möglichkeit zum Gespräch.
Der Nachbar steht draußen und schaut seinen Kindern zu, wie sie spielen, und ich stoße gerade auf ihn. Dann stehe ich mit ihm so, er wechselt ein paar Worte und dann gehe ich wieder. Dann denke ich: Hey, jetzt warst du dumm, du hättest jetzt mit ihm viel länger reden können.
Er schaut seinen Kindern eine halbe Stunde zu, er weiß nicht, was er macht, er steht einfach da. Und du? „Ja, ich muss rein.“ Warum muss ich rein? Jetzt hätte ich Zeit, mit dem Nachbarn ein bisschen zu reden, Beziehung zu stärken und vielleicht irgendwann mal das Evangelium unterzubringen.
Wer betet, erlebt geöffnete Türen. Wer betet, erlebt Gelegenheiten und merkt dann: Hey, das ist jetzt eine Gelegenheit, die der Herr dir gibt. Wer betet, erlebt veränderte Situationen. Gottgeschenkte Rendezvous, gottgeschenkte Verabredungen, die du nicht ausgemacht hast, die du nicht abgemacht hast.
Das ist das Erste. Also im Blick auf das Ende braucht es Leute, die beten in der Gemeinde. Hier sind viele junge Leute da. Ich sage euch eins: Wenn ihr beten lernen wollt, dann müsst ihr heute anfangen. Heute ist eure Zeit zum Beten.
Manchmal denkt man, da gibt es alte Frauen, die beten. Wir hatten das in Österreich. Eine alte Frau, die betet, hat mir einmal erzählt: „Du Thomas, ich habe am Abend gebetet und war so beschäftigt, habe für das und jenes gebetet, und stell dir vor, ich mache die Augen auf und sehe, draußen wird es wieder hell.“
Ja, was? Die hat gebetet, dann ist sie heimgegangen. Ich dachte, welch ein Verlust für die Gemeinde. Wie hat die Frau beten gelernt? Sie war in ziemlichen Nöten, als ihr Mann noch lebte. Ihr Mann war Arzt und sie war eigentlich seine Gehilfin. Er war gegen das Evangelium und sie musste diese Spannung aushalten. Sie hat viel gebetet, viel zum Herrn geschrien.
Sie waren beide ungläubig, sie kam zum Glauben, er nicht. Dann ist er gestorben, und sie hat gesehen: Jetzt habe ich Zeit, jetzt nutze ich die Zeit. Aber sie hat das Beten gelernt, als sie gläubig wurde. Da hat sie, weil sie in dieser Spannung stand, Beten gelernt.
Manchmal fragt man sich, wenn es Leute gibt, die Beterinnen sind, oder man sagt sich: „Ja, wenn ich dann alt bin, wenn ich nicht mehr arbeite oder wenn ich dann mehr Zeit habe, dann kann ich ja beten.“
Dann wirst du nicht beten. Du wirst auch als Alter nicht beten oder nur wenig beten. Ich sage nicht „nicht“, aber man wird wenig beten – so die üblichen Gebete und die üblichen Gebetszeiten. Aber es wird nichts Besonderes sein.
Aber wenn du von Gott gebrauchen werden willst, dann fang an als junger Mensch zu beten. Und dann halte durch, bleib dabei.
Manche sagen: „Wieso? Ich habe keine Ahnung, was soll ich denn zwei Stunden mit Gott reden?“
Ich erzähle von einem, das war ganz interessant: Ein Student hat mir erzählt, er hatte ein Praktikum irgendwo. Ein Bruder hat ihm gesagt: „Wir fangen an mit der Arbeit, heute ist Montag, du gehst jetzt beten.“
Er kam in einen Raum, und dort wurde ihm gesagt: „Zum Mittag kommst du dann wieder.“ Das war morgens um acht. Zum Mittag kommst du wieder. Da geht er in den Raum und denkt: Was? Ich soll jetzt beten?
Dann hat er angefangen zu beten. Nach zwanzig Minuten war er fertig. „Gut, was mache ich jetzt? Jetzt habe ich noch dreieinhalb Stunden.“ Er hat gesagt: „Ich soll beten.“ Dann hat er sich überlegt und ein bisschen wieder gebetet. Es war irgendwie zäh, aber dann wurde endlich Mittag und es war fertig.
Am nächsten Morgen sagt man ihm: „Du gehst wieder beten, um zwölf Uhr treffen wir uns wieder.“ Dann ist er wieder beten gegangen, dann hat er länger gebetet. Und so ging es dann zwei oder drei Wochen.
Wir waren bei dem Pastor dort. Der kam total verändert zurück aus diesem Praktikum. Könnt ihr euch das vorstellen? Dann hat er gesagt: Die vier Stunden waren wie im Flug. Dann habe ich die vier Stunden gebraucht, um mir die Gebetsanliegen zu sammeln, Notizen zu machen, für wen ich noch bete und so weiter.
Da hat er es gelernt, der hat etwas gelernt in seinem Praktikum. Ich weiß nicht, ob er es später behalten hat, aber das ist verloren gegangen. Kennen wir nicht mehr.
Ich wollte jetzt gar nicht so lange über das Beten reden.
Zweite Aufforderung: Die Kraft der Liebe in der Gemeinde
Gehen wir zum nächsten Punkt. Zweitens haben wir hier eine weitere Aufforderung, nämlich die Liebe. Wie lebt die Gemeinde Jesu in der Endzeit?
Es heißt hier: „Habt vor allem unter euch eine spannkräftige Liebe.“ Dabei muss man sagen, ich weiß nicht, wie es bei euch übersetzt ist, aber in Vers 8 besteht eine Verbindung mit Vers 7. In der Übersetzung sollte also ein Wort wie „dabei“ oder „während“ stehen. Das bedeutet, hier besteht eine Verbindung: Während ihr das eine tut, sollt ihr auch das andere tun.
Also: Während ihr betet und dabei nüchtern und besonnen seid, solltet ihr gleichzeitig eine inbrünstige oder spannkräftige Liebe untereinander haben. Das Wort hier ist schwer zu übersetzen. Es bedeutet „spannkräftig“. Ich denke dabei an einen Bogen, einen Pfeilbogen. Jedes Mal, bevor man den Bogen benutzt, spannt man die Sehne ein, bis sie richtig gespannt ist. Dann kann man schießen.
Ein Freund von mir, ein Bruder, macht das als Hobby. Er hat uns gezeigt, wie weit der Pfeil fliegen kann – weit über hundert Meter. Da habe ich gedacht: Was für eine Spannung da drauf ist! „Spannkräftig“ – das griechische Wort hat etwas mit „ausstrecken“ zu tun. Es beschreibt eine Liebe, die sich zum anderen ausstreckt, die etwas aushält und Spannung hat.
Man kann nicht mit allen Gläubigen zusammen sein, man kann nicht mit allen Gemeinschaft haben, aber man kann sich nach ihnen ausstrecken. Man kann anrufen, nachfragen und sich um sie kümmern. Nach der Versammlung nutzen wir oft die Zeit, um noch etwa eine Stunde zusammenzustehen und miteinander zu reden. Dabei versuchen wir, nicht über Fußball oder den Garten zu sprechen, sondern über geistliche Dinge.
Das gelingt uns natürlich nicht immer, aber wir sollten uns das zum Ziel machen. Zum Beispiel frage ich meinen Bruder: „Wie geht es dir geistlich? Wie läuft es mit deinem Gebet?“ Dann sagt er: „Schau mich an, stell mir diese Frage öfter.“ Liebe untereinander bedeutet eine inbrünstige, innige oder sich ausstreckende Liebe. Das heißt vor allem: Die Liebe steht an erster Stelle, vor allem anderen.
Egal, was wir tun – wenn wir nicht lieben, ist das, was wir tun, wertlos. Das kennt ihr aus 1. Korinther 13: „Wenn ich das und das und das mache und keine Liebe habe, dann ist es nichts, und dann bin ich nichts.“ Warum ist das in der Endzeit so wichtig? Der Herr Jesus sagt, dass in der Endzeit, gegen Ende, die Liebe der vielen erkalten wird.
Ich weiß nicht genau, wer mit „die vielen“ gemeint ist – ob die Welt oder die Gläubigen. Sicher ist aber, dass in der Welt die Liebe abnimmt und dass die Gemeinde immer von den Trends der Welt angesteckt wird. Wenn man in der Welt weniger Zeit hat, dann hat man auch in der Gemeinde mit der Zeit weniger Zeit.
Die Gemeinde hinkt dem weltlichen Trend immer ein paar Jahre hinterher, aber er kommt auch in die Gemeinde. Das habe ich festgestellt. „Passt auf“, sagt der Apostel Petrus, „bei euch soll es nicht so sein, bei euch soll die Liebe höchste Wichtigkeit haben.“
Wenn es stressig wird und die Zeit knapp ist, hat man oft keine Zeit mehr, Liebe zu üben. Doch Liebe üben heißt, Zeit zu investieren – auch in der Ehe. Wenn ich weniger Zeit mit meiner Frau verbringe und ihr weniger Aufmerksamkeit schenke, entstehen Probleme. Die Liebe braucht Zeit, sie muss gelebt werden, und das kostet Zeit.
Wenn aber alles schnell gehen muss, wissen wir, wie das endet. Welche Art von Liebe ist gemeint? Eine anhaltende, nachhaltige, spannkräftige Liebe, die die Begegnung sucht. Das heißt, ich muss Ausschau halten: Ist jemand da, der übersehen wurde? Wer ist heute nicht da? Warum fehlt jemand in der Versammlung?
Dann sollte man anrufen oder vorbeischauen: „Wie geht es dir? Ich habe mir Sorgen gemacht, weil ich dich nicht gesehen habe.“ Und derjenige denkt: „Heidi! Die denken an mich.“ Nicht so, wie wenn jemand dreimal nicht kommt und niemand nachfragt. Dann denkt er: „Die interessieren sich nicht für mich. Es ist ihnen nicht wichtig, dass ich da bin.“
Die Wirkung der Liebe: Sünden zudecken und Gastfreundschaft üben
Die Wirkung der Liebe
Die Liebe deckt viele Sünden zu. Nicht aufdecken, sondern zudecken. In der Familie wird auch vieles zugedeckt, oder? Wir sind keine Polizisten in der Familie, die alles notieren, was die Kinder tun oder nicht tun sollen. So kann man nicht leben, denn es gäbe keine familiäre Atmosphäre.
Das gilt auch für die Gemeinde Gottes. Dort darf man es sich erlauben, auch mal einen Fehler zu machen. Dann kommt vielleicht jemand, legt die Hand auf die Schulter und sagt: „Komm, ich helfe dir ein bisschen.“ Verurteilen oder Vorwürfe machen – nein, das soll nicht sein.
Auch in der Ehe ist das so. Wir sind nicht dazu berufen, unseren Ehepartner zu erziehen. Das steht nirgends in der Bibel. Männer sollen ihre Frauen nicht erziehen oder verändern wollen. Ich habe festgestellt, dass es nicht gut funktioniert und ich nicht erreiche, was ich möchte, wenn ich meine Frau verändern will.
Besser ist es, dass ich mich selbst verändere. Wenn sie beispielsweise den Schrank offen stehen lässt, dann lasse ich ihn offen. Ich mache ihn zu. Ich habe ihr das einmal erklärt, aber irgendwann stand der Schrank wieder offen. Dann habe ich gesagt: „Ah, jetzt kenne ich die Lektion, das ist mein Job.“ Also mache ich den Schrank zu.
Seit ich das verstanden habe, habe ich kein Problem mehr damit. Früher hat es mich geärgert, jetzt ärgert es mich überhaupt nicht mehr. Das ist ja mein Job, ich mache den Schrank zu. Es ist wirklich so, Bruder, ich glaube, das hat mir jemand gesagt: Du hast das innerlich nicht akzeptiert. Und dann versucht man, den anderen zu verändern. Das funktioniert nicht.
Man lebt Jahr für Jahr so, und es wird sich nicht verändern. Natürlich gibt es Fälle, in denen Sünde ans Licht gebracht werden muss, das ist klar. Aber das ist nicht das Thema hier. Das Thema ist der Umgang miteinander. Dabei darf man auch mal etwas beim anderen übersehen.
„Der hat mich nicht gegrüßt.“ – Ja, vielleicht hat er dich einfach nicht gesehen. Ich sehe viele Menschen nicht gut. Meine Augen sind nicht so gut. Wenn jemand mit dem Auto vorbeifährt, weiß ich oft nicht, wer darin sitzt. Und wenn er mich dann sieht, fragt er: „Warum hast du mich nicht gegrüßt?“ – „Ich habe dich einfach nicht gesehen.“
Was die Liebe betrifft: In Vers 9 steht vielleicht ein neuer Satz, ich weiß es nicht. Aber Vers 9 ist kein neuer Satz, er steht im Zusammenhang mit der Liebe, Vers 8: „Als solche, also liebet einander, als solche, die gastfreundlich sind.“ Gastfreundlichkeit ist ein Ausdruck der Liebe.
Er bringt nun zwei praktische Beispiele: Gastfreundschaft als Ausdruck der Liebe und Dienen als Ausdruck der Liebe. Wenn man aufhört, sich zu besuchen, was passiert? Die Liebe wird kälter. Es wird zu stressig.
Heute muss man vielleicht vorher noch anrufen: „Kann ich schnell vorbeischauen? Bist du da und hast du Zeit?“ Manchmal kann man auch spontan vorbeischauen. Dann muss man halt sehen, ob es gerade passt oder nicht.
Wir leben in einer Zeit, die eigentlich furchtbar ist. Oft hat man nicht einmal fünf Minuten Zeit für solche Unterbrechungen. Eines der größten Probleme heute ist, dass Christen zu viel tun. Zu viel am Computer, zu viel arbeiten, zu viel reden, zu viel Aktivität für den Herrn.
„Ja, ich muss etwas für den Herrn tun, ich muss das und das machen, wir organisieren diese Aktion und jene Aktion.“ Wenn es aus dem Gebet geboren ist, kann der Herr uns gezielt gebrauchen. Aber wir sollten nicht einfach denken: „Um mein schlechtes Gewissen zu beruhigen, muss ich jetzt irgendeine christliche Aktivität machen.“
Wir tun zu viel und beten zu wenig. Das bringt noch mehr Stress ins Leben. Dann fahre ich noch dorthin, noch schnell dahin. Dieses „noch schnell“ dauert dann doch eine Stunde – irgendetwas, was man gerade noch tun will. Das fehlt einem dann.
Dann fehlt die Zeit, ein offenes Haus und ein offenes Herz zu haben. Wenn das Haus offen ist, kommen die Leute gern! Die Jünger fragen Jesus: „Wo wohnst du?“ Er sagt: „Kommt, seht.“ Das Haus ist offen.
Wo wohnst du? Eines Tages wird er uns aufnehmen in seine Hütten, Wohnungen. Wir werden bei dem Herrn sein, im Hause des Herrn, allezeit. Ohne Murren heißt es hier, ohne Murren.
„Ah, schon wieder der, schon wieder, warum?“ – Das sind oft Gelegenheiten, wenn Gäste kommen. „Manchmal sind es Engel“, sagt der Hebräerbrief. Engel, die wir beherbergen. Aber wir dürfen auch die beherbergen, die keine Engel sind. Auch sie werden gesegnet.
Dienen mit den Gnadengaben als Ausdruck der Liebe
Vers 10 geht es weiter. Als nächstes Beispiel: Wenn ihr dient, also gastfreundlich seid, sollt ihr einerseits Liebe üben. Andererseits sollt ihr Liebe zeigen, indem ihr dient, so wie jeder die Gnadengabe empfangen hat, einander zu dienen.
Jeder hat eine Gnadengabe. Selbst wenn jemand erst seit kurzer Zeit Christ ist, hat er eine Dienstgnadengabe erhalten und kann schon dienen. Irgendetwas kannst du. Vielleicht schlummert noch etwas in dir, das du noch nicht so stark geweckt hast, aber das kannst du gut.
Eine Gnadengabe ist hier eine übernatürliche Befähigung, die der Herr dir gibt, um anderen etwas zu vermitteln, das ihnen hilft und sie weiterbringt. Die Bibel nennt das Gnade. Gnade ist etwas, was hilft und geschenkt wird, um zu unterstützen. Gnade kann auch Kraft sein, Gnade kann auch Vergebung sein.
Hier spricht er vom Dienen. Er sagt: Ihr seid Verwalter der mannigfaltigen Gnade. Jeder von uns, der hier sitzt und wiedergeboren ist, verwaltet die Gnade Gottes in sich. Wissen wir das? Wir können sie für uns behalten oder weitergeben.
Wenn wir den Dienst tun, den der Herr uns gegeben hat, den Dienst, für den wir vom Herrn die Befähigung bekommen haben, dann erhält die Gemeinde Gnade. Das heißt: Die Gemeinde wird unterstützt, aufgebaut und gestärkt durch Gott, durch diesen Dienst.
Es ist der Herr, der die Gnade gibt. Nicht du und nicht ich. Der Herr gibt die Gnade. Aber durch diese übernatürliche Befähigung der Gnadengabe kann der Herr uns als Kanal gebrauchen und der Gemeinde Gnade vermitteln. Deshalb ist jeder Christ ein Verwalter der Gnade.
Die Frage ist: Will ich sie für mich behalten und vergraben? Und wenn der Herr dann wiederkommt, sagen: „Oh ja, ich hatte da noch irgendwo eine Gabe“, dann bekommst du sie zurück – Herr, ohne Zinsen. Oder habe ich sie gebraucht, habe ich damit gearbeitet, und der Herr konnte etwas tun, konnte daraus etwas machen?
An einem Verwalter wird gesucht, dass er was ist? Treu. Das ist unsere Aufgabe. Fache die Gnadengabe, die der Herr dir gegeben hat, sagt der Apostel Paulus dem Timotheus.
Wissen Sie, was es heißt, fachen? Nicht anfachen. Anfachen heißt anzünden, oder? Dass überhaupt mal Feuer kommt. Das ist hier nicht gemeint. Im griechischen Text heißt fachen, dass das Feuer schon auf kleiner Flamme brennt und jetzt gefacht wird, damit es größer wird.
Das sollte Timotheus tun. Er hat einen Dienst, er hat eine Flamme, aber er soll das Feuer mit Sauerstoff versorgen, sozusagen, damit es heller lodert für den Herrn. Bring dich ein, heißt das.
Jeder, der hier sitzt, hat Gaben – mindestens eine. Jeder kann sich einbringen. Die Gemeinde wird gesegnet. Schau, wo deine Gnadengabe liegt, wo du dienen kannst.
Man kann es feststellen: Man hilft hier, man tut dort etwas, und merkt, das gelingt, der Herr gibt Segen, das geht mir leicht von der Hand. Das andere ist für mich eine Belastung. Für das brauche ich monatelange Vorbereitung, etwa für eine Bibelstunde. Vielleicht ist das nicht gerade meine Gnadengabe.
Der gleiche Bruder hat mit den älteren Geschwistern der Gemeinde einen Ausflug gemacht. Und die Geschwister redeten Wochen und Monate danach immer noch von diesem Ausflug. Das ging ihm von der Hand, er hatte Freude daran, die älteren Geschwister auszuführen und einen schönen Tag mit ihnen zu verbringen.
Jeder so, wie er die Gnadengabe vom Herrn empfangen hat.
Dann heißt es: Wenn jemand redet, als einer, der Worte Gottes spricht. Also geht es hier um die Wortverkündigung. Wenn deine Aufgabe in der Verkündigung liegt, dann will der Herr von dir, dass du das Wort Gottes weitergibst. Predige das Wort.
Nicht eine Predigt basteln. Ich weiß nicht, wie viele bei euch predigen – nicht eine Predigt zusammenbauen, mit allen möglichen Tricks und Darbietungen. Präsentation ist heute modern, aber nicht biblisch. Der Inhalt ist viel wichtiger als die Art der Präsentation.
Die Homiletik, also die Art der Predigtweise, ist nicht so wichtig wie der Inhalt dessen, was wir weitergeben. Und der Inhalt ist das Wort Gottes. Beten wir und bringen wir das Wort Gottes weiter. Der Herr hilft dann.
Wer dient, also praktisches Dienen, wer mit der Hand, mit den Beinen, mit dem Geben dient, der soll das tun – und zwar aus der Stärkung, die Gott gibt. Gott ist ein Gott, der uns innerlich stärkt.
Vielleicht bin ich gerade müde und denke: „Ah, das jetzt auch noch.“ Aber der Herr stärkt. Und manchmal schenkt der Herr auch Erholungszeiten.
In der Gemeinde ist es heute oft wie auf einem Fußballfeld: 22 Leute rennen hinter einem Ball her, die unbedingt Erholung bräuchten, und 22 sitzen rundherum, die unbedingt Bewegung bräuchten. Verstehen Sie? So ist es heute.
Einige strampeln sich ab für das Werk des Herrn, die anderen kritisieren, was sie tun.
Und dann weiter, der dritte Punkt, in Vers 12: Wir können hier nicht alles machen, denn das Ziel des Dienens ist, dass Gott geehrt wird, dass der Herr groß wird.
Dritte Aufforderung: Freude im Leiden und die Bedeutung des Gerichts
Drittens, Geliebte, lasst euch vom Brand, der unter euch zur Prüfung entstanden ist, nicht befremden. Manchmal brennt etwas ab, und dann sieht man den Brand. Das griechische Wort, das hier mit Brand übersetzt wird, bedeutet eigentlich nicht Hitze. Das ist interessant, denn im Elberfelder wird es mit Hitze übersetzt. Doch das griechische Wort heißt tatsächlich Brand. Und wir wissen, was ein Brand ist. Wir haben alle schon einen Brand gesehen.
So können Leiden im Leben eines Christen wie ein Brand sein. Da ist Feuer, da lodert es. Und dann sagt er: Wenn ihr Leiden erfahrt, soll euch das nicht vorkommen, als ob das etwas Fremdes wäre. Das gehört dazu, sagt er. Ihr müsst zu Hause sein beim Leiden, das ist euer Los.
Wir kennen das oft gar nicht, weil wir – also jedenfalls ich in meinem Leben – relativ wenig oder eigentlich fast keine Leiden erlebt habe in diesem Sinne. Ich kann gar nicht nachempfinden, was andere Christen erdulden müssen. Die Leiden sind verschieden verteilt und verschiedenartig. Leiden sind eine Sache der Führung Gottes, Krankheiten sind eine Sache der Führung Gottes – was er zulässt und was er nicht zulässt.
Es ist aber wichtig, dass ich weiß: Ich brauche alles, was Gott mir gibt, was Gott mir widerfahren lässt. Das brauche ich vom Herrn. Das ist nötig für mich. Wenn ich das verstanden habe, lerne ich, mit einer ungemütlichen Situation zu leben. Dann sage ich: Danke, Herr, für die ungemütliche Situation, das brauche ich. Ich weiß noch nicht genau warum, aber Herr, ich brauche es ganz sicher.
Denn die Bibel sagt, dass du es gut meinst mit mir. Ich habe keinen Mangel. Du bist mein Hirte, und weil du mein Hirte bist, habe ich keinen Mangel. Mir wird nichts mangeln, nicht nur in der Zukunft. Wie Luther Psalm 23 übersetzt: Weil der Herr mein Hirte ist, habe ich keinen Mangel heute. Der Herr bestimmt, was Mangel heißt und was nicht. Der Herr bestimmt das.
Ich sage: Aber Herr, ich habe so viel Mangel. Er sagt: Nein, nein, das ist kein Mangel, du hast mich, du hast mich. Und das Leiden, das habe ich dir geschickt, das brauchst du jetzt.
Dann sagt Petrus nicht nur, aufzuhören, gegen das Leiden zu rebellieren, nicht nur aufzuhören, bitte zu sein, nicht nur aufzuhören zu klagen und nicht nur ja zu sagen und das Leiden einfach anzunehmen. Sondern was sagt er? Freut euch im Leiden. Freut euch! Ich kann mich nicht über das Leiden freuen. Über das Leiden nicht. Ich stehe nicht da und sage: Freu dich über das Leiden, freu dich im Leiden.
In dem Maße, wie ihr wisst, dass das auch Leiden des Herrn Jesus sind. Wir leiden irgendetwas, und wir sagen: Herr, du siehst, wie ist das ein Leiden seelischer Art oder körperlicher Art. Herr, mir ist das ein Leiden. Und der Herr sagt: Ich leide mit dir mit, weißt du das? Du hast Anteil an meinem Leiden, wie ihr der Leiden des Christus teilhaftig seid.
Christus leidet mit, ein einzelnes Glied leidet, das Haupt leidet mit. „Saul, Saul, was verfolgst du mich?“ Der Saul hat den Herrn Jesus gar nicht verfolgt, er hat die Christen verfolgt. Der Herr Jesus sagt: Du verfolgst mich, das ist meine Gemeinde, das ist mein Leib.
Also heißt das hier: In dem Maße, in dem ihr der Leiden Christi teilhaftig seid, freut euch. Ihr solltet das wissen, ihr könnt euch freuen im Leiden. Und mitten im Feuer, mitten im Feuer steht der Mann der Schmerzen.
Ihr erinnert euch, ihr kennt die Geschichte von Daniel im Feuerofen. Vorher war der Herr nicht da, sie mussten rein ins Feuer. Aber im Feuer drinnen war der Herr, war Gott selber mit ihnen.
Das Gericht beginnt im Haus Gottes und die Hoffnung im Leiden
Und zum Abschluss möchte ich noch auf Vers 17 aufmerksam machen. Ich lese Vers 16: „Wenn er aber als Christ leidet, wenn wir als Christen leiden, dann sollen wir uns nicht schämen. Vielmehr soll Gott in diesem verherrlicht werden, das ihm zuteilwurde.“
Vers 17 ist eine große Hilfe im Umgang mit Leiden. Achten wir darauf, was der Apostel sagt: „Weil der Zeitpunkt da ist, an dem das Gericht beim Haus Gottes beginnen sollte.“ Das Leiden, das du und ich erleben – sei es Christenverfolgung, die wir derzeit noch nicht haben, aber die kommen könnte, oder andere Leiden – dient als Gericht.
Warum als Gericht? Ich habe mich oft gefragt, warum wir jetzt gerichtet werden müssen. Dann sagt er: Überlege mal, wenn Gott anfängt, die Welt zu richten, wird er zuerst die Gemeinde durch Leiden führen. Das ist ein Läuterungsgericht. Die Gemeinde erhält ein Läuterungsgericht, ein Reinigungsgericht, während die Welt ein schreckliches Strafgericht bekommt.
Wir lesen in der Bibel, dass es im Blick auf das Ende immer härter wird. Die Gemeinde Jesu durchlebt eine schwere Zeit, die zur Läuterung des Volkes Gottes dient. Aber wenn diese schwere Zeit schon bei uns beginnt, was wird dann das Ende derer sein, die der guten Botschaft Gottes nicht gehorchen?
„Wenn der Gerechte mit Mühe gerettet wird“ – das heißt, Gott bemüht sich sehr um den Gerechten. Er prüft ihn und schickt ihm Schwierigkeiten, damit er durch diese Hindernisse noch mehr an den Herrn klammert und das Beten lernt. Wenn der Gerechte mit Mühe gerettet wird, wo wird dann der Ehrfurchtslose und Sünder erscheinen?
Daher sollen auch diejenigen, die nach dem Willen Gottes leiden, ihre Seelen einem treuen Schöpfer anvertrauen und ihm Gutes tun. Wenn ich jetzt leide, darf ich zu Gott sagen: Herr, du bist ein treuer Schöpfer. Was bedeutet das? Du hast mich geschaffen und bist treu. Als Schöpfer bist du auch Bewahrer. Du wirst mich bis zum Ziel bringen, bis zum Ende, bis zu dem herrlichen Ende.
Abschluss mit einem Gedicht und Gebet
Ich habe ein Gedicht vorbereitet, das ich gerne vorlesen möchte. Vielleicht habe ich es auch schon woanders vorgetragen. Es handelt von der rechten Zeit. Hier ist es:
Immer zur rechten Zeit
Immer zur rechten Zeit lässt du die Sonne scheinen.
Immer zur rechten Zeit stillst du, o Herr, unser Weinen.
Immer zur rechten Zeit trittst du an unsere Seite
und schickst zur rechten Zeit den Engel, der uns leite.
Immer zur rechten Zeit schenkst du verborgenen Segen.
Immer zur rechten Zeit kommst du Müden entgegen.
Immer zur rechten Zeit gibst und nimmst du Henniden
und holst zur rechten Zeit uns heim in deinen Frieden!
Alles zu seiner Zeit, alles zur rechten Zeit.
Möge der Herr uns segnen, möge der Herr uns Gnade schenken.
Und ich danke auch für die Aufmerksamkeit.
Wollen wir noch beten? Sollen wir gemeinsam beten?
Wollen wir dazu aufstehen?
Herr, ich danke dir, dass du so geduldig bist und so ein gütiger Vater, ein treuer Schöpfer bist.
Du setzt nicht nur Leben in die Welt, sondern erhältst, bewahrst, ernährst und führst es durch bis zum Ziele.
Du bist ein Schöpfervater und ein erlösender Vater.
Als Erlöser bist du unser Vater geworden und bringst uns auch hier zum Ziele.
Ich will dich loben und preisen für dieses wunderbare Wissen, mit wem wir es zu tun haben.
Wir beten, dass du das, was wir im Petrusbrief gelesen haben, in unser Herz einbrennst,
dass wir es nicht vergessen und dass du uns, Herr, im Alltag daran erinnerst.
Amen.