Einstieg mit humorvollen Himmel-und-Hölle-Geschichten
Liebe Freunde,
am Flughafen in Moskau fragt ein Soldat einen Juden, warum er nach Israel ausreisen will. Der Jude antwortet, er wolle Hebräisch sprechen. Der Soldat fragt weiter: „Na, wozu?“ Der Jude sagt: „Weißt du, im Himmel spricht man doch Hebräisch.“ Daraufhin fragt der Soldat: „Und was passiert, wenn du gar nicht in den Himmel, sondern in die Hölle kommst?“ Der Jude antwortet gelassen: „Macht nichts, Russisch kann ich schon.“
Dann kommt noch jemand von der Sorte, der Gerechtigkeit halber aber aus Amerika. Ein schwarzer Baptistenprediger steht auf der Straße und predigt in New York oder irgendwo anders. Er schildert ganz lebendig Himmel und Hölle und erzählt, was die Christen im Himmel alles von Jesus bekommen. Zum Beispiel ein neues weißes Kleid, Flügel und so weiter.
Da meldet sich ein Spötter aus der Menge und fragt: „Kannst du mir mal erklären, wie das vor sich gehen soll? Wie willst du dein Kleid über die Flügel kriegen?“ Der Prediger antwortet: „Das lass mal meine Sorge sein. Kümmere du dich lieber darum, wie du dein Kleid über deine Hörner kriegen wirst.“
Es gibt viele solcher Witze über Himmel und Hölle. Aber die Hölle ist kein Witz. Und mit den Witzen ist es vorbei in dem Moment, in dem die Frage ernst wird: Wo gehe ich denn eigentlich hin? Komme ich in den Himmel oder in die Hölle?
Um diese Frage geht es spätestens in dem Moment, in dem du stirbst. Denn mit dem Tod ist nicht alles aus. Dann geht es ja erst richtig los, denn die Ewigkeit liegt vor dir.
Damit du nicht wie die Kuh vor dem neuen Tor dastehst, wenn du vor den Toren der Ewigkeit stehst, stellt dir die Bibel heute die Frage: Wo wirst du deine Ewigkeit verbringen?
Die Geschichte vom reichen Mann und Lazarus als Bild für Himmel und Hölle
Ich lese euch eine Geschichte vor, die Jesus im Lukas-Evangelium, Kapitel 16, erzählt hat.
Es war einmal ein reicher Mann, der immer die teuerste und beste Kleidung trug und Tag für Tag im Luxus lebte. Vor seinem Haustor lag ein armer Mann namens Lazarus. Sein Körper war ganz mit Geschwüren bedeckt. Er wartete darauf, dass von den Mahlzeiten des Reichen ein paar kümmerliche Reste für ihn abfielen. Er konnte sich nicht einmal gegen die Hunde wehren, die seine Wunden beleckten.
Der Arme starb, und die Engel trugen ihn zu Abraham in den Himmel. Auch der Reiche starb und wurde begraben. Unten in der toten Welt litt er große Qualen. Als er aufblickte, sah er hoch oben Abraham und Lazarus bei sich im Schoß.
Da rief er laut: „Vater Abraham, hab Mitleid mit mir! Schick mir doch Lazarus! Er soll seine Fingerspitze ins Wasser tauchen und meine Zunge ein wenig kühlen, denn das Feuer hier brennt entsetzlich.“
Aber Abraham sagte: „Denke daran, dass es dir im Leben immer gut gegangen ist, Lazarus aber schlecht. Dafür wird er nun hier getröstet, während du Qualen leidest. Außerdem liegt zwischen uns und euch ein tiefer Graben. Selbst wenn jemand wollte, könnte er nicht zu euch kommen, genauso wenig wie jemand von dort zu uns gelangen kann.“
Da bat der reiche Mann: „Vater Abraham, dann schick doch Lazarus wenigstens in mein Elternhaus! Ich habe noch fünf Brüder. Er soll sie warnen, damit sie nicht auch an diesen schrecklichen Ort kommen.“
Doch Abraham sagte: „Deine Brüder haben das Gesetz Moses und die Weisung der Propheten. Sie brauchen nur darauf zu hören.“
Der Reiche erwiderte: „Vater Abraham, das genügt nicht. Aber wenn einer von den Toten zu ihnen käme, dann würden sie sich ändern.“
Abraham antwortete: „Wenn sie auf Mose und die Propheten nicht hören, dann lassen sie sich auch nicht überzeugen, wenn jemand vom Tod aufersteht.“
Die Bedeutung der Bilder von Himmel und Hölle in der Geschichte
Für manche Menschen spielt diese Geschichte die Rolle eines Schlüssellochs, durch das sie einen Blick in das sogenannte Jenseits werfen wollen. Wenn wir hier jedoch etwas über Abrahams Schoß, Qualen, Feuer und Ähnliches erfahren, sind diese Einzelheiten vollkommen unwichtig. Sie sind nichts weiter als Bilder und Vergleiche. Denn von allem, was jenseits der Todesgrenze liegt, kann Jesus nur in Bildern und Vergleichen sprechen.
Wichtig ist nur, dass wir verstehen, was mit diesen Bildern und Vergleichen gemeint ist. Dabei soll zweierlei gesagt werden: Erstens, nach dem Tod kommt die große Scheidung – die Trennung der Menschen in zwei Gruppen. Das Sprichwort sagt zwar: „Ob arm, ob reich, im Tode sind alle gleich“, aber die Bibel sagt das nicht. Im Gegenteil, die Bibel lehrt, dass die Ewigkeit die Menschen überhaupt nicht gleich macht. Dort werden sie vielmehr auf eine Weise getrennt, wie sie es vorher noch nie waren – nämlich in diejenigen, die bei Gott sind, und diejenigen, die nicht bei Gott sind.
So wie wir es oft in diesem Gottesdienst gesungen haben: Finsternis bleibt für die einen zuletzt, die anderen dürfen ins Licht. Die einen dürfen in der Nähe Gottes sein. Das bedeutet das Bild von Abrahams Schoß, von Geborgenheit. Die anderen müssen fern von ihm sein, was durch das Bild vom Feuer dargestellt wird. Die Hölle besteht also nicht darin, dass Menschen auf einem Grill geröstet werden, so wie es bei Wilhelm Busch und Frau Mellene geschildert wird. Vielmehr bedeutet Hölle, dass Menschen fern von Gott sein müssen und dies bewusst erleben.
Das ist vergleichbar mit einem Verdurstenden, der eine Quelle sieht, aber nicht zu ihr gelangen kann. Im Neuen Testament, im 2. Thessalonicherbrief, wird die Hölle so beschrieben: Jesus wird kommen, um Vergeltung zu üben an denen, die Gott nicht kennen wollen und an denen, die nicht gehorsam sind dem Evangelium unseres Herrn Jesus Christus. Diese werden Strafe leiden, das ewige Verderben, fern vom Angesicht des Herrn und von seiner herrlichen Macht.
Fern sein müssen von Gottes Angesicht – das ist Hölle. Es bedeutet das Wissen, zu denen gehören zu müssen, die nicht bei Gott sein dürfen. In die Hölle kommen die Ungläubigen, die Atheisten. Doch eines steht fest: In der Hölle wird es keine Atheisten mehr geben. Dort gibt es nur Menschen, die zugeben müssen, dass es einen Gott gibt. Sie werden dort ihr Glaubensbekenntnis „Es gibt keinen Gott“ nicht mehr aufsagen können.
Dort wird es nur Menschen geben, die einsehen müssen: Ich habe mich ein Leben lang geirrt, und es ist wahr, was die Bibel sagt. Es gibt einen Gott, und die Christen haben nicht gesponnen. Es gibt ein Gericht und eine Hölle. Das Teuflische an der Hölle ist, dass sie einen Eingang hat, durch den man sehr leicht hineinkommt, aber keinen Ausgang. Sie hat für die Ewigkeit keinen Ausgang.
Die Hölle hat sozusagen nur Fenster, durch die man hindurch das sieht, was man hätte haben können, aber nicht mehr erreichen kann. Man muss erkennen, dass man sich geirrt hat und dass es jetzt zu spät ist, den Irrtum zu korrigieren.
Die Unumkehrbarkeit der Entscheidung nach dem Tod
Und das ist das Zweite, was uns durch diese Geschichte gesagt werden soll: Es gibt keine Möglichkeit, nach dem Tod von der einen Gruppe in die andere überzuwechseln. Zwischen beiden Gruppen liegt, so sagt die Bibel hier, eine tiefe Kluft, ein tiefer Graben.
Es gibt keine Möglichkeit, nach dem Tod noch in das Lager der Frommen zu gelangen. Wenn du darauf spekulierst, dass der liebe Gott am Ende doch recht lieb sein wird und alle bei sich reinlassen wird, dann hörst du dich genauso an wie die römischen Katholiken. Diese glauben, sie könnten durch ein Fegefeuer geläutert werden und sich so auf Kosten anderer abstottern lassen, um Gott schrittweise noch ein bisschen näherzukommen.
Der Tod legt uns unwiderruflich auf unser Leben fest. Gerade diese Geschichte sagt das ganz deutlich: Es gibt nach dem Tod keine Möglichkeit der Entscheidung, keine Möglichkeit der Korrektur, es gibt keine Zwischenlösung. Es gibt nur alles oder nichts.
Was bis zum Tode nicht erledigt ist, wird nie erledigt. Dann sind alle Chancen vorbei. Wenn deine Zeit hier abgelaufen ist, dann läuft nichts mehr. Dann bleibt es dabei: Wenn du dich bis dahin nicht bekehrt hast, bist du unbarmherzig zu spät verdammt – in alle Ewigkeit.
Die Liebe Gottes und die Einladung zur Umkehr
Und nun fragen viele Menschen: Ist das nicht sadistisch? Wo bleibt da die Liebe Gottes?
Die Liebe Gottes besteht erstens darin, dass er dir vorher offen und ehrlich sagt, was auf dich zukommt. Er klärt dich über deine Situation auf und lässt dich nicht im Unklaren. Es ist nicht so, dass du ruhig hier unten an deiner Bank sitzen kannst und an der Wegkreuzung entscheidest, ob du nach links oder nach rechts gehst – in den Himmel oder in die Hölle. Du bist doch bereits auf dem Weg zur Hölle. Du bist bereits von Gott verurteilt und bist so, wie du bist, zunächst einmal verloren.
Ich habe es mal auf dem Büchertisch gesehen: Da lag so ein kleines Traktat, auf dem stand: „Was muss ich tun, um verloren zu werden?“ Die Antwort ist: Nichts, du bist es bereits. So, wie der Mensch von Natur aus ist, ist er verloren. Das ist die bittere Wahrheit, die die Bibel über uns Menschen sagt.
Aber – und jetzt kommt das Zweite, und das ist die herrliche Wahrheit, die die Bibel uns sagt: Gott lässt uns nicht einfach laufen, sondern er ruft dich. Ein Leben lang ruft Gott dich zu sich. Heute Abend ruft er dich durch mich. Gott stellt sich an deinem Lebensweg auf und sagt: „Lauf nicht weiter, kehr um, komm auf den richtigen Weg.“ Er will dich retten. Es lässt ihm einfach keine Ruhe, dass du in dein Unglück rennst.
Deshalb – und das ist das Dritte, worin Gottes Liebe besteht und überhaupt das Größte, worin Gottes Liebe besteht – er ließ seinen eigenen Sohn am Kreuz sterben, an deiner Stelle, wegen deiner Schuld, für dich. Jesus hängt am Kreuz, weil du Schuld hast. Und einer muss für deine Schuld bezahlen. Entweder bezahlst du sie in der Hölle die Ewigkeit lang, oder Jesus bezahlt sie für dich am Kreuz. Und er sagt: „Ich zahle für dich.“ Und warum willst du das nicht annehmen?
Mehr als dass einer mit seinem Leben für dich bezahlt, gibt es doch gar nicht. Eine größere Liebe ist ja gar nicht vorstellbar. Ein Leben lang zeigt dir Gott seine Liebe am Kreuz – und du willst nicht. Aber dann hast du auch kein Recht, dich zu beschweren, wenn du in die Hölle kommst.
Wenn du die Amnestie nicht akzeptierst, dann maul nicht, dass es lebenslänglich bleibt. Wenn du den Lebensretter ablehnst, dann schimpf nicht darüber, dass du untergehst. Wenn du dein Leben ohne Gott leben willst, dann musst du auch deine Ewigkeit ohne Gott leben.
Das ist doch nicht sadistisch, das ist nur logisch. Gott ist nur gerecht, er ist nur fair. Du bekommst genau das, was du willst. Und wenn du ein Leben lang Gott nicht haben willst, wird er sich dir in der Ewigkeit nicht aufdrängen.
Willst du ohne Gott leben? Dann kannst du das tun, was du willst: ohne Gebet leben, ohne die Bibel leben, ohne die Gebote leben, hurren, saufen, andere Menschen betrügen – bitte, du kannst alles machen. Kein Mensch und kein Gott wird dich daran hindern. Wenn du weiter in die Hölle laufen willst, hindert dich niemand daran. Gott zwingt dich doch nicht.
Aber er ruft dich, er liebt dich, er lädt dich ein. Er sagt: „Mensch, komm zurück!“ Gott bietet dir die Rettung an. Jesus rettet dich vor der Verdammnis – das ist die Liebe Gottes.
Du kannst sagen: „Brauche ich nicht, will ich nicht.“ Bitte, es ist deine Entscheidung. Aber du musst die Folgen tragen. Die Bibel sagt: Was der Mensch sät, das wird er auch ernten.
Die Realität von Himmel und Hölle und die Warnung vor Ignoranz
Wir kommen nicht alle in den Himmel, nur weil wir brav sind. Nach der Bibel gibt es auch Menschen, die in die Hölle kommen. Um dich davor zu bewahren, dass du dort landest, ist Jesus auf die Erde gekommen und ans Kreuz gegangen.
Viele sagen jedoch, das sei alles Quatsch. Sie meinen, das dürfe nicht wahr sein, schließlich lebe man nicht mehr im Mittelalter. Die Hölle sei eine leere Drohung, und das ganze Gerede vom Himmel sei Pfaffengeschwätz. Deshalb solle man leben und leben lassen, und wenn man stirbt, dann sei eben Schluss.
Solche Leute gibt es massenweise, und sie sind oft in der Mehrheit. Auch in der Geschichte der Bibel sind sie in der absoluten Mehrheit vertreten, wie der reiche Mann und seine fünf Brüder. Diese sagten: Wenn jemand von den Toten zurückkäme, wenn wir einen Augenzeugenbericht von jemandem hätten, der schon drüben war, dann könnten wir uns bekehren und glauben.
Wie ihr aus der Geschichte bereits wisst, warten solche Menschen vergeblich auf einen himmlischen oder einen rasenden Reporter aus der Hölle. Es gibt allerdings Menschen, zum Beispiel Spiritisten, die versuchen, mit toten Geistern in Kontakt zu treten, um zu erfahren, was sich dort abspielt. Das ist zwar möglich, aber es geht in jedem Fall nach hinten los.
Gott hat den Umgang mit toten Geistern in seinem Wort streng verboten. Wer das tut, kommt garantiert in die Hölle. Es gibt keine Möglichkeit, mehr über das Leben nach dem Tod zu erfahren – auch nicht durch Berichte von klinisch Toten.
Wir haben nichts anderes als Mose und die Propheten, das heißt, wir haben nur die Bibel. Die Bibel ist unsere einzige und beste Informationsquelle. Sie sagt nicht viel darüber, was nach dem Tod kommt. Sie sagt nur, dass es dem Menschen bestimmt ist, einmal zu sterben, und danach kommt das Gericht.
Die Bibel sagt uns, dass das Gericht für jeden Menschen kommt. So wie es auch in dem Lied hieß, das vorhin gesungen wurde: Für jeden Menschen kommt der Tag, an dem die Quittung fällig ist. Niemand kann diesem Gericht entkommen.
Deshalb kommt es darauf an, unser Leben jetzt richtig zu führen, damit wir im Gericht bestehen können.
Die Absicht der Geschichte: Fokus auf das Leben im Hier und Jetzt
Das ist der Grund, warum Jesus diese Geschichte überhaupt erzählt. Er erzählt solche Geschichten nicht, um uns zu Spekulationen über das Jenseits anzuregen. Auch will er uns nicht von der Gegenwart ablenken, sondern unsere Aufmerksamkeit gerade auf die Gegenwart lenken.
Denn was Gott nach unserem Tod mit uns macht, hängt davon ab, was wir vor unserem Tod mit unserem Leben tun. Genauer gesagt: Es kommt darauf an, wie wir als Reiche mit dem armen Lazarus umgehen, mit dem wir zusammenleben.
Unsere Geschichte richtet sich nämlich nicht an die, die sich mit dem armen Lazarus vergleichen können, sondern an diejenigen, die sich mit dem reichen Mann vergleichen können.
Viele von euch werden jetzt vielleicht sagen: „Na gut, ich bin kein reicher Mensch, also geht mich das alles nichts an.“ Doch natürlich seid ihr reich. Auch ohne Mercedes bist du reich. Im Vergleich zur Weltbevölkerung sind wir unglaublich reich.
Die Hälfte der Menschheit lebt bis heute nicht in festen Steinhäusern. Die Hälfte ist unterernährt, hat keine feste Heimat, keine richtige Erziehung und keine Chancen auf Ausbildung. Selbst den Ärmsten unter euch geht es besser als Millionen anderer Menschen.
Millionen Jugendliche würden alles dafür geben, wenn sie sich nur einen einzigen Tag so anziehen könnten wie du heute und sich so ernähren könnten wie du heute. Du bist der reiche Mann!
Ich bin fest überzeugt, dass du Mitleid hast, wenn du hörst, dass jeden Tag sechzigtausend Menschen an den Folgen des Hungers sterben. Das Problem ist nur: Unser Mitleid ist meist nur vorübergehend. Wir haben Mitleid mit den Armen, solange wir von ihnen hören oder sie in der Tagesschau sehen.
Doch dann schalten wir um, das Programm läuft weiter, und wir gehen zur Tagesordnung über – denn es ändert sich nichts.
Die Aktualität der Geschichte und die persönliche Verantwortung
Vielleicht fällt jetzt auf, dass die Geschichte keineswegs eine alte Erzählung ist, sondern eine sehr aktuelle. Sie beginnt allmählich, uns sogar unangenehm zu werden.
Ist euch eigentlich beim Vorlesen aufgefallen, dass der reiche Mann in unserer Geschichte keinen Namen hat? Der Arme hingegen hat einen Namen: Lazarus. Das bedeutet „Gott hilft“. Der reiche Mann wird einfach nur als „der reiche Mann“ bezeichnet, fertig. Jesus gibt ihm keinen Namen, damit jeder, der die Geschichte liest, an der Stelle „reicher Mann“ seinen eigenen Namen einsetzen kann.
Erst wenn wir unseren eigenen Namen dort einsetzen, wo „reicher Mann“ steht, ist die Geschichte vollständig. Erst dann beginnen wir wirklich, sie zu verstehen. Also: der reiche Mann Theo, die reiche Frau Christine, der reiche Mann Jörg und so weiter. Dann ist das plötzlich kein altes, harmloses Märchen mehr.
Stattdessen wird diese Geschichte zu einem unerhörten Angriff auf unseren Lebensstil, mit dem Jesus unser Leben umwandeln möchte.
Die biblische Kritik an Reichtum und die Bedeutung von Nächstenliebe
Es gibt Menschen, die behaupten, Himmel und Hölle seien nichts weiter als Erfindungen der Reichen, um die Armen unter Kontrolle zu halten. Wenn das wahr wäre, frage ich mich jedoch, warum Jesus gerade Himmel und Hölle ins Spiel bringt, um sich für den armen Lazarus einzusetzen.
Die Bibel übt immer wieder scharfe Kritik an den Reichen, an den Wohlhabenden, die sich auf Kosten der einfachen Leute bereichern. Dabei nimmt die Bibel eindeutig und einseitig Partei für die Armen.
Im Fall unserer Geschichte sind wir diejenigen, die kritisiert werden. Lazarus steht stellvertretend für die Milliarden Menschen aus der Dritten Welt, die hungernd vor den Toren unserer Zivilisation liegen.
Lazarus zwingt uns zur Entscheidung. Ob die Reichen den Armen helfen, entscheidet nicht nur über das Schicksal der Armen und die Zukunft unserer Welt, sondern auch über unser persönliches Schicksal.
Der Lazarus vor meiner Tür bestimmt mein ewiges Schicksal. Ob Gott mich einmal in seiner Nähe duldet, hängt davon ab, ob ich den Lazarus in meiner Nähe dulde. Wenn ich den Lazarus vor meiner Tür der Qual überlasse – seiner Armut und seinem Leiden –, wird Gott mich der Qual der Hölle, der Gottesferne, überlassen.
Die Herausforderung der persönlichen Nächstenliebe im Alltag
Das ist natürlich äußerst unangenehm, dass Gott den Lazarus vor meiner Tür zum Prüfstein für meinen Glauben macht. Die Sache wäre für mich günstiger, wenn sich Gott ein paar meiner Predigten anhören und mich danach beurteilen würde. Für dich wäre es einfacher, wenn Gott sich nach deinem Glaubensbekenntnis richten würde.
Aber das Bekenntnis, ob wir Gott lieben, kann auch eine Lüge sein – eine bewusste oder eine unbewusste. Ob meine Liebe zu Gott echt ist, entscheidet sich daran, ob ich meine Nächstenliebe, also den Lazarus vor meiner Tür, zeige.
Es hat jetzt keinen Zweck, zu argumentieren und zu sagen: „Wir leben doch hier nicht in Kalkutta, wo sie früh mit dem Korn durch die Stadt fahren und die Leichen der Verhungerten einsammeln. Bei uns kommt die Straßenkehrmaschine und kehrt die Kippen weg. Wo ist bei uns der arme Lazarus vor der Tür?“
Freunde, es geht hier doch gar nicht um das Thema Luxus oder Lazarus. Es geht nicht bloß um das Verhältnis von Arm und Reich. Der arme Mann kommt nicht in den Himmel, weil er arm war, und der Reiche kommt nicht in die Hölle, weil er reich war.
Er kommt auch nicht in die Hölle, weil er ein schlechter Mensch war, denn er war kein schlechter Mensch. Im Gegenteil, er war ein anständiger Mensch. Zum Beispiel wischte er sich nach jeder Mahlzeit, wie es sich für anständige Menschen gehört, die fettigen Hände ab.
Damals gab es noch keine Papierservietten. Man wischte sich die Hände mit Brot ab, das ließ man runterfallen. Und das, was da herunterfiel, war die Nahrung, von der sich der Lazarus ernährte.
Für den reichen Mann war das kein Opfer, das war Abfall. Aber dabei fiel für ihn auch noch etwas ab: Er stand in dem Ruf, ein sozial denkender Mensch zu sein. Er ernährte einen Bettler, er spendete für die Aktion „Brot für die Welt“.
Er hätte den Bettler ja auch rausschmeißen können. Aber nein, der reiche Mann ist doch kein Unmensch. Man weiß doch, was sich gehört, man ist doch ein Humanist, man kennt doch seinen Goethe: „Edel sei der Mensch, hilfreich und gut.“
Der reiche Mann ist ein guter Mann. Aber schon vor zweihundert Jahren sagte der Theologe Bengel: Er ist ein praktischer Atheist. Er ist lieblos, er liebt weder Gott noch seinen Nächsten, und das ist seine Schuld.
Deshalb kommt er in die Hölle. Nicht, weil er reich an Geld ist, sondern weil er arm an Liebe ist. Er liebt die Menschheit so im Allgemeinen und sich selber im Besonderen. Aber den konkreten Menschen vor seiner Tür – um den kümmert er sich nicht. Den speist er mit Abfall ab.
Für mich das Beste, für dich die Reste. Seht ihr, das ist die Schuld des reichen Mannes. Das ist unsere Schuld.
Konkrete Beispiele für Lazarus im eigenen Leben
Im Allgemeinen sind wir natürlich alle für die Nächstenliebe. Es ist doch klar, dass es keinen Menschen gibt, der sich gegen die Nächstenliebe ausspricht.
Im konkreten Fall klappt es jedoch oft nicht so gut mit den Nächsten, mit denen wir es zu tun haben. Lazarus vor deiner Tür – das kann das Mädchen aus deiner Klasse sein, das ihr alle im Bogen meidet, weil sie vielleicht eine unreine Haut oder eine schwierige Vergangenheit hat. Dabei wünscht sie sich nichts mehr als ein bisschen Kameradschaftlichkeit, Fairness und Freundschaft.
Es kann die alte Frau aus deinem Haus sein, die genug Geld hat und sich trotzdem freut, wenn du ihr mal ein Stückchen Kuchen mitbringst. Verstehst du? Sie braucht keine Almosen, aber zum Leben braucht sie mal ein persönliches Wort von dir, ein Zeichen, dass du in ihr nicht nur einen toten Gegenstand im Treppenhaus siehst, sondern einen Menschen.
Der Lazarus vor deiner Tür könnte auch deine eigenen Kinder sein, die mal ein bisschen Zeit und Zuwendung von dir brauchen. Es kann deine eigene Ehefrau sein, deren Probleme du übersiehst und die du mit einem frostigen Kuss abspeist.
Jeder von uns hat seinen Lazarus vor der Tür seines Lebens – jeder. Und jeder von uns wird einmal danach beurteilt, wie er mit dem anderen umgegangen ist.
Die Aufforderung zur Entscheidung und Umkehr
Und nun frage ich dich: Was würde sich bei dir ändern? Was wirst du ab heute Abend anders machen?
Die Bibel sagt dir klar, was du tun sollst und mit welchen Konsequenzen du rechnen musst. Du hast gehört, dass es einen Himmel und eine Hölle gibt. Du weißt, dass es von dir abhängt, wo du deine Ewigkeit verbringst.
Du bist eingeladen, als Kind Gottes zu leben. Gleichzeitig wirst du gewarnt, dass es ein „zu spät“ gibt.
Heute ist es jedoch noch nicht zu spät. Heute kannst du dich noch entscheiden. Heute kannst du dich bekehren. Die Bibel sagt: Heute ist der Tag des Heils.
Ich bitte dich, kehre um, komm zu Jesus und gib ihm dein Leben, bevor es zu spät ist. Bereue deine alten Sünden und lasse dir Kraft schenken, damit du ein neues Leben anfangen kannst.
Komm, bevor es zu spät ist!
Die Warnung vor dem zu spät und das Bild vom Sterben des reichen Mannes und Lazarus
Zu spät – das ist vielleicht das schrecklichste Wort, das es überhaupt gibt. Ich wünsche dir nicht, dass Gott dieses Wort als das Letzte über dein Leben sagen muss.
Ein Leben lang hat der reiche Mann immer von oben auf alle anderen herabgesehen. Als er tot ist und sich die Radieschen von unten ansieht, blickt er zum ersten Mal nach oben. Dabei sieht er hoch oben Abraham und Lazarus bei sich. Doch da ist es zu spät.
Ein Leben lang hat der reiche Mann nicht gebetet. Als er tot ist, ruft er: „Vater Abraham!“ Doch da ist es zu spät. Ein Leben lang hat dieser reiche Mann kein Erbarmen gekannt. Als er tot ist, verlangt er Erbarmen – und zwar für sich selbst. Er ruft laut: „Abraham, erbarme dich!“ Aber da ist es zu spät.
Ein Leben lang hat der reiche Mann keinen Finger für Lazarus gekrümmt. Und als er tot ist, verlangt er: „Schick mir doch Lazarus! Er soll seine Fingerspitze ins Wasser tauchen und meine Zunge ein wenig kühlen, denn das Feuer hier brennt entsetzlich!“ Aber da ist es zu spät.
Ein Leben lang hat dieser reiche Mann nur an sich selbst gedacht. Als er tot ist, fallen ihm seine fünf Brüder ein. „Ich habe noch fünf Brüder. Sende Lazarus, damit er sie warnt!“ Doch da ist es zu spät.
Er hätte es wissen können, denn er hatte ja die Bibel. Die hat er bloß nicht gelesen. Im Alten Testament steht: „Viele, die in der Erde schlafen, werden erwachen, die einen zum unvergänglichen Leben, die anderen zu ewiger Schmach und Schande.“ Oder beim Prediger: „Fassen wir alles zusammen, so kommen wir zu dem Ergebnis: Nimm Gott ernst und befolge seine Gebote. Das ist alles, worauf es für den Menschen ankommt.“ Über alles, was wir tun, wird Gott Gericht halten – über die guten und die schlechten Taten, auch wenn sie jetzt noch verborgen sind.
Das hätte er alles lesen können, wenn er es nur getan hätte. Aber er hat die Bibel nicht gelesen und ihr nicht geglaubt. Ihm waren die Trinksprüche wichtiger als die Bibelsprüche.
Als Gott ihn daraufhin anspricht und sagt: „Du hattest doch von mir alles bekommen. Du hattest doch die Bibel, da steht doch alles drin, was du zum Leben und zum Sterben brauchst“, da hat der reiche Mann die Frechheit zu antworten: „Nein, die Bibel genügt nicht. Das kann man doch nicht glauben, was da drinsteht. Da müsste erst mal einer kommen aus dem toten Reich, zusätzlich als Beweis von den Toten auferstehen, dann könnten wir glauben.“
Dieser Mann bleibt bis zum letzten Moment und bis zum letzten Argument das, was er ein Leben lang gewesen ist: nämlich ein Ungläubiger, ein Gottloser. Er muss noch von der Hölle aus Gott widersprechen.
Die Gottlosen, so sagt die Bibel, haben keinen Frieden. Lazarus dagegen starb in Frieden und ruht in Frieden. Als man ihn in seinem billigen Sarg beerdigte, sang und klanglos – wie ein Hund auf dem Friedhof verscharrt –, da ging kein Mensch hinter dem Sarg her, außer den Sargträgern. Aber Gottes Engel waren da. Denn es heißt, dass sie ihn in die Herrlichkeit trugen. Deshalb heißt es von ihm: „Nun wird er hier getröstet.“
Leute, so möchte ich einmal sterben. Ob ich in meinem Bett sterbe oder ob man mich eines Tages an die Wand stellt und erschießt – ich möchte sterben wie Lazarus. Und weil ich mein Leben auf Jesus aufgebaut habe, weil ich mein Leben auf diesen Fels Jesus gestellt habe, werde ich sterben wie Lazarus: getragen von den Engeln in Abrahams Schoß, in Frieden und getröstet.
Und ich frage dich: Wie wird dein Sterben einmal sein? Auch der reiche Mann starb, auch er wurde begraben. Große Sache – der ganze Friedhof schwarz voller Menschen. Das war das Letzte, was er von seinem vielen Geld sich noch leisten konnte: eine teure Beerdigung. Die Grabreden beteuerten, man habe einen guten Menschen verloren. So lautete das Urteil der Leute.
Aber das Urteil Gottes lautet auf ewig: verloren.
Am Grab des reichen Mannes sind viele, lange und trostlose Reden gehalten worden. Die Grabrede, die Jesus ihm hält, besteht nur aus zwei Worten: „Zu spät!“
Was wird Jesus als Letztes über dein Leben sagen? Wo wirst du die Ewigkeit verbringen? Bevor du weiter so lebst wie bisher und dich über Gottes Gericht und Gottes Wort lustig machst, bevor du weiter in der Illusion lebst, es gebe keinen Himmel und keine Hölle, kein Gericht, keine Gerechtigkeit und keine Liebe Gottes, dann sage ich dir: Es wäre besser, du suchst dir ein Heim. Es wäre besser für dich, du stellst dich auf den Fels, der Jesus heißt.