So ein Mann wie Georg Weisel wurde nur 45 Jahre alt, doch er hat ein erfülltes Leben gefunden.
Das ist wichtig für Sie, damit auch Sie von Ihrem Leben so bekennen können.
Unser Predigttext führt uns genau dorthin. Er wird heute überall im Land gepredigt: Johannes 1,35-42.
Begegnung mit Jesus: Der Ruf zur Nachfolge
Am nächsten Tag stand Johannes, der Täufer, wieder dort, und bei ihm waren zwei seiner Jünger.
Als er Jesus vorübergehen sah, sagte er: „Siehe, das ist Gottes Lamm.“ Die beiden Jünger hörten seine Worte und folgten Jesus.
Jesus wandte sich um, sah, dass sie ihm folgten, und fragte sie: „Was sucht ihr?“ Sie antworteten ihm: „Rabbi“ – das bedeutet Meister –, „wo ist deine Herberge?“
Er sagte zu ihnen: „Kommt und ihr werdet sehen.“ Sie kamen, sahen es und blieben an diesem Tag bei ihm. Es war aber um die zehnte Stunde.
Einer von den beiden, die Johannes gehört hatten und Jesus gefolgt waren, war Andreas, der Bruder des Simon Petrus. Er fand zuerst seinen Bruder Simon und sagte zu ihm: „Wir haben den Messias gefunden.“ Das bedeutet „der Gesalbte“.
Dann führte er ihn zu Jesus. Als Jesus ihn sah, sagte er: „Du bist Simon, der Sohn des Johannes. Du sollst Kephas heißen, das bedeutet Fels.“
Herr, segne dieses Wort an uns allen. Amen.
Das Finden einer lebensverändernden Erkenntnis
Es gibt viele geflügelte Worte, die der Mathematiker Archimedes geprägt hat. Er war übrigens auch ein großer Konstrukteur von Kriegsmaschinen, mit denen er auf seine Weise dem Vaterland diente – so wie es damals üblich war.
Sie kennen sicher die Worte: „Gebt mir einen Punkt, und ich werde die Welt aus den Angeln heben.“ Oder das andere Zitat, das man ebenfalls oft hört: „Störe meine Kreise nicht.“ Heute Morgen möchte ich jedoch ein anderes Wort von Archimedes zitieren – besonders für die Mathematiker unter uns zum Anstoß.
Heureka ist ein griechisches Wort und bedeutet: „Ich habe es gefunden.“ Das zeigt, dass es bei Mathematikern nicht so ist, dass ihnen die Erkenntnisse einfach in den Schoß fallen. Für den gelehrten und weisen Archimedes war es wie für alle klugen und leistungsfähigen Menschen: Es wurde viel nachgedacht, und er hat sich geplagt und bemüht.
Nächte lang ist er wachgeblieben. Oft hat er gezweifelt, ob er überhaupt noch weiterkommen würde. Wie lange das bei ihm dauerte, bis er sein „Heureka!“ rief, wissen wir leider nicht. Er war tief konzentriert und besorgt, durchlebte große Unsicherheit. Doch dann kam der Augenblick, in dem er rufen konnte: „Ich hab’s! Jetzt habe ich es!“
Das war sein Glück. Dieses Gefühl wollte er allen anderen mitteilen. „Ich habe es gefunden, ich habe es jetzt wirklich!“ Genau so etwas steht auch in diesem Bibeltext.
Andreas ruft ganz begeistert seinem Bruder Simon zu: „Ich habe es gefunden! Ich habe es, du musst es auch haben!“ Nach langen Jahren des Zweifelns, Suchens und der Unsicherheit sagt er: „Ich habe mich gequält und gerätselt, aber jetzt habe ich es!“
Die Bedeutung des persönlichen Glaubensbekenntnisses
Warum sagt man bei uns eigentlich immer, das wäre pietistisch? Das ist doch neutestamentlich, das haben uns die Apostel mitgeteilt. Das ist doch nicht überheblich gesprochen!
Damit will doch der Andreas keinen anderen abwerten oder verunglimpfen. Er sagt das nicht, um andere zu diskriminieren. Vielmehr drückt er in großer Freude aus, dass sein Suchen zu Ende ist und seine Unsicherheit vorbei ist. Er möchte die anderen daran teilhaben lassen und sagen: Ihr müsst jetzt auch finden.
Im Geschwisterkreis kennt man das ja: Man nimmt wenig voneinander ab. Obwohl man sich sehr um die Erziehung des anderen bemüht, panzert man sich oft gerade deshalb so hart gegen das, was der andere sagt.
Aber dieses persönlich Erlebte – und noch einmal: Gehen Sie doch mit mir in die Schrift, ob das nicht biblisch ist, dieses ganz persönliche Zeugnis. Ich habe es gefunden! Ich habe entdeckt, was mein Leben wertvoll macht, was mein Leben glücklich macht und was meine Nöte löst.
Übrigens, von diesem Ereignis her sagt Andreas, ist bei ihm alles klargestellt. Ich möchte das Ihnen auf dreifache Weise erklären.
Der Weg zur Entdeckung: Vom Suchen zum Finden
Man muss darauf gestoßen werden, das ist das Erste. Andreas hat das nicht so schnell entdeckt. Ich weiß nicht, wie alt er war, als er diese Entdeckung machte. Es steht nur da, es sei nachmittags um vier Uhr gewesen. Aber wie alt er wirklich war, können wir nicht rekonstruieren.
Es steht nur, dass er eine ganze Zeit seines Lebens bei Johannes dem Täufer als Jünger lebte. Er war hinausgegangen an den Jordan. Dort stand dieser ungewöhnliche Prediger mit seiner merkwürdigen Kleidung, mit dem Fell, das er umgeschlungen hatte, und mit seiner eigenartigen Speise, die er von den Feldfrüchten nahm.
Wir haben schon einmal neulich in der Predigt gesagt, dass Johannes eigentlich für unsere Jugend ein Idol war. Er lebte alternativ, führte einen einfachen Lebensstil und wirkte auf seine Zeit merkwürdig anziehend. Die Leute spürten genau, dass eine Wende nötig war. Man konnte nicht mehr so weitermachen, wie bisher in unserer Gesellschaft. Viele erkannten, dass eine Änderung bei ihnen selbst erfolgen musste.
All das hat Andreas mitgemacht. Er war bereitwillig hinausgezogen, um sich dem zu unterziehen. Dazu gehört sehr viel. In seinem Gewissen hat das Predigtwort des Johannes geruht, und er hat gemerkt, dass es keinen Wert hat, wenn man immer nur an die anderen appelliert. „Ich muss mich heute ändern.“ So wurde er Schüler des Johannes und schloss sich ihm an. Sicher hat er viel verlassen und aufgegeben, aber er wollte hier draußen bei Johannes mitmachen.
Er sammelte sich in dieser Johannesgemeinde in der Wüste und schloss sich dem Johannes an – ein erfülltes Leben. Wenn ich mir heute Christengemeinden anschaue, könnten sie diesen Johannesgemeinden sehr wohl ähnlich sein. Dort hat man erkannt, dass eine Wende nötig ist. Man spürt, dass man Gott dienen muss, man will fromm sein, alles ist da.
Aber Johannes sagt seinen Jüngern – und darin unterscheidet er sich von vielen Predigern heute: Johannes sagt seinen Jüngern, dass es zu wenig ist, wenn sie bei ihm bleiben. Ihm geht es gar nicht darum, dass er seine Freunde sammelt und eine Gemeinde baut. Das ist dem Johannes gar nicht wichtig. Stattdessen schickt er seine beiden Jünger, die gerade bei ihm stehen, weg. Er sagt: „Nicht bei mir dürft ihr bleiben, das erfüllt euch nicht.“
Ich möchte das sagen, weil sich vielleicht das Missverständnis einschleichen könnte, als ob dies ein erfülltes Leben wäre. „Ich habe doch Frömmigkeit, ich lebe doch mit anderen zusammen, und ich habe doch einiges erkannt, was sich ändern muss.“ Der Täufer Johannes, der letzte Prediger des Alten Testaments und Prophet, der einen so großen Durchblick hat, sagt es noch einmal so deutlich als die zusammengefasste Botschaft des Alten Testaments: Du brauchst Jesus, sonst ist dein Leben leer.
Darum schickt er sie weg. So fromm das alles aussieht, sich draußen bei Johannes in der Wüste zu versammeln – das kann nur eine Übergangszeit sein.
Und dann zeigt er mit seinem Finger hin. Keine Sorge, ich werde Sie heute nicht über den Grünewaldfinger unterhalten, das ist schon oft passiert. Dann schickt er sie hin und sagt: „Da musst du dorthin, das brauchst du.“ Das wollen wir hier in unserem Gottesdienst jetzt tun.
Die zentrale Botschaft: Jesus als Gottes Lamm
Wenn Sie heute hierher gekommen sind, freut mich das sehr. Es ist schön, dass wir eine so große Gemeinde sind – mitten in der Woche. Doch all das ist umsonst und vergebens, wenn Sie nicht weitergehen und die Entdeckung machen: „Ich habe es gefunden.“
Heute wird viel über Jesus gesprochen, und viele haben eine hohe Meinung von ihm. Doch Johannes zeigt uns den entscheidenden Punkt. Er sagt: „Siehe, das ist Gottes Lamm!“ Was bedeutet das für Sie? Sie sind doch kein Schafzüchter oder Landwirt – was fangen Sie mit diesem Bild an?
Aber genau das haben die beiden Jünger Johannes’ damals sofort verstanden, worum es geht. Das Bild war ihnen vertraut, weil sie als Kinder oft zum Tempel hinaufgegangen waren. Dort sahen sie, wie auf dem Brandopferaltar die verendeten Tiere lagen. Das hat sie immer wieder erschüttert – diese zarten, weichen Lämmer, die da lagen. Der Schnitt am Hals, durch den sie verbluteten – der Vater sagte damals: „Das ist alles, damit unsere Schuld gesühnt sei.“
Unsere aufgeklärte Zeit ist heute weit über dieses Bild hinaus. Man sagt, das sei nichts mehr für unsere Zeit und könne heute nicht mehr gepredigt werden. Dabei leidet unsere Generation wie keine andere unter unvergebener Schuld. Es ist kaum mehr zu ertragen, wie selbst die unbewältigte Geschichte des Dritten Reiches unser Volk immer wieder unvergeben trifft. Warum legen wir diese Last nicht dorthin, wo sie vergeben wird?
Die vielen Versuche, das zu bewältigen, was in unserem Leben steckt, scheitern oft. Man sagt, Opfer gebe es heute nicht mehr. Doch fast das ganze Handeln des modernen Menschen ist ein Versuch, Gott Opfer zu bringen. Ich habe den Verdacht, dass hinter vielen guten Taten im Verborgenen nur der Versuch steht, sich vor Gott zu rechtfertigen. Man will ein Opfer bringen: „Ich bin nicht so, wie ich bin. Ich kann auch anders.“ Als ob diese Opfer Gott sühnen könnten.
Unsere Welt ist voller Opfergedanken. Man entschuldigt sich und sagt: „Na ja, das war ja… Ich habe mich für ein gutes Ziel eingesetzt.“ Und meint, das könne sühnen. Auch wir selbst sind im Gewissen umgetrieben von den vielen Fehlentwicklungen unseres Lebens.
Ich glaube nicht, dass heute die Angst vor dem Tod das Entscheidende ist. Das müsste eigentlich jedes Kind wissen: Man muss einmal sterben. Vielmehr ist es die große Unsicherheit: Habe ich den Frieden Gottes, wenn ich sterbe? Diese Unruhe kommt letztlich von der Schuld.
Es ist wie eine dünne Eisdecke im Winter. Wenn man darauftritt, kann man durchbrechen. Wir geben es uns nur nicht zu. Im Verborgenen wissen Sie selbst, wenn Sie sich prüfen, wie die Fragen Sie umtreiben. Deshalb finden Sie keinen Frieden und keine Gewissheit – auch im Glauben. Weil so viele unbereinigte Dinge in unserem Leben liegen, die uns vor Gott anklagen.
Da ist der Ruf Johannes’ so wichtig: „Siehe, da ist Gottes Lamm!“ Du kannst deine Schuld nicht selbst büßen oder abtragen, aber du kannst sie unter dieses Opfer legen. Es gibt keine Schuld, kein Versäumnis, keinen Fehler, kein Vergehen und kein verfehlt gelebtes Leben, das nicht durch das Opfer Jesu vollständig gesühnt wird. Du kannst ganz frei und losgelöst werden.
Diese Botschaft konnte Johannes der Täufer damals noch gar nicht predigen: dass es vollkommene Vergebung gibt. Einige von Ihnen waren dabei, als wir einmal auf der Königstraße ein Erlebnis hatten. Wir sprachen über Schuld und Vergebung. Die Zuhörer, die offenbar der Kirche sehr fremd waren, reagierten oft nur mit lächelndem Kopfschütteln. Wie sollte es möglich sein, dass Vergangenes noch einmal bewältigt werden kann?
Das ist eine wunderbare Heilung. Das waren Kassettenrekorder, keine Sorge – das ist die Technik. Wissen Sie, dass eine Heilung tief innen in unseren Verwundungen, in unserer Seele, bis in die tiefen psychologischen Narben unseres Lebens hinein möglich ist?
Viele leiden heute noch unter Konflikten mit ihren Eltern, unter Komplexen aus der Schulzeit oder Kindheit, verursacht durch falsche Erziehung. Wie heilend könnte es sein, wenn diese Verwundungen bereinigt würden!
„Siehe, das ist Gottes Lamm, der der Welt Sünde wegträgt.“
Die bleibende Relevanz der Botschaft Jesu
Wenn wir heute immer wieder vor der Versuchung stehen, aktuelle Themen aufzugreifen, fragen wir uns oft: Müssen wir nicht etwas Aktuelles nehmen, das die Menschen hören wollen? Was beschäftigt die Menschen heute?
Ein aktuelles Thema könnte sein: Der Ölpreis sinkt um die Hälfte, der Urlaub wird auf das Doppelte verlängert, Hausfrauen bekommen ab morgen die 40-Stunden-Woche oder die Zeugnisse werden in den Schulen abgeschafft. Solche Themen wären attraktiv.
Immer wieder geht es in der Christenbotschaft um den Mittelpunkt unseres Lebens. Dieser ist aktuell, auch wenn er nicht auf den Schlagzeilen der Zeitungen steht. Denn jeder Mensch leidet darunter – jeder! Vielen ist noch gar nicht bewusst geworden, wie sehr die Unruhe sie treibt. Da heißt es: Siehe, da ist Gottes Lamm!
Wenn man, wie die beiden Johannesschüler von ihrem Meister, dorthin gestoßen wird, dann wird man zu einem neuen, erfüllten und geborgenen Leben geführt.
Der erste Schritt: Das Hinbewegtwerden zu Jesus
Das Zweite – Und sie kamen.
Man muss also tüchtig angestoßen werden, weil man es von allein nicht merkt. Auch die beiden Johannesjünger dachten nicht, dass sie hier die Lösung ihres Lebens finden würden. Es wird hier anschaulich erzählt, wie sie zu Jesus kamen. Sie kamen zu Jesus und setzten sich hinten. Dann gingen sie hinten hinter Jesus her. Offenbar hatten sie Schwierigkeiten, mit Jesus Kontakt aufzunehmen. Das ist immer so schwierig.
Haben Sie auch solche Schwierigkeiten gehabt? Ich wusste auch nicht, wie das geht und wie man das macht, obwohl ich in der christlichen Tradition aufgewachsen war. Sie liefen irgendwie schüchtern hinter Jesus her. Wenn man sie gefragt hätte, hätten sie vielleicht gerufen: „Ach, wir wollen bloß schon mal gucken.“
Jesus ist so nett und dreht sich zu ihnen um und fragt sie. Er macht es ganz leicht, wenn ein Mensch den ersten Kontakt zu Jesus selbst aufnehmen will. Vielleicht kommt er aus einer frommen Umgebung, aber jetzt will er zu Jesus selbst. Er will ihn haben, er will das Entscheidende finden, auf das es ankommt.
Wir haben neulich hier bei der Predigt über den verlorenen Sohn darüber gestaunt: Als dieser noch fern war, sah ihn sein Vater schon. Jesus spürt und empfindet, wenn sich jemand suchend aufmacht und ihm entgegengeht. Und das macht es ganz leicht. Er weiß jetzt, was in unserem Herzen an Sehnsucht da ist, und er geht auf sie zu. Er fragt die beiden: „Was sucht ihr?“
Dann sagen sie so nett: „Herr Jesus, wir interessieren uns für deine Möbel. Wo wohnst du? Hast du eine Drei-Zimmer-Wohnung oder eine Vier-Zimmer-Wohnung?“ Ist das nicht eine verdeckte Sache? Sie können es gar nicht so sagen, sie bringen es nicht über ihre Lippen. Haben Sie Verständnis dafür. Denken Sie nicht, die Menschen draußen auf der Straße müssten vor uns sagen: „Wir suchen den Sohn Gottes, wir suchen Vergebung unserer Schuld.“ Es ist doch immer so, dass wir unsere Fragen sehr verdeckt stellen.
Vielleicht ist das Gespräch über ganz äußere Dinge. Vielleicht redet mal jemand nur und schimpft ein bisschen über die Kirche, und dahinter steht ein Suchen. Wenn sie es doch merken würden! Was interessiert die beiden? Wo wohnt Jesus? Haben sie sich interessiert, ob er in einer Etagenwohnung wohnt oder im Bunker? Was hat sie denn wirklich interessiert? Sie wollen ein bisschen näher zu Jesus hin – das war doch der ganze Trick dieser Frage.
Das steht hinter so vielen Fragen. Wir sind manchmal ungeschickt, weil wir immer an den vordergründigen Fragen stehen bleiben. Jesus sagt einfach: „Komm doch mit.“
Warum nahm er sie mit? Was macht er denn? Haben sie sich da über Wohnungseinrichtungen unterhalten, über Kanarienvögel oder Teppiche? Da ging es doch bloß noch um ein seelsorgerliches Gespräch: „Komm mit.“
Dann nahm er sie in ein Stübchen mit und sprach mit ihnen. Jesus hat ja nicht, wo er sein Haupt hinlegt. Er ging mit ihnen dorthin und sagte ihnen: „Wisst ihr, der Menschensohn hat kein Haus und geht in Armut einher. Aber er macht Wohnung bei denen, die zerschlagenen Herzens sind.“ Das hat er ihnen erzählt. Er steht vor der Tür und klopft an.
Es war mittags vier Uhr. Das ist ein Streitpunkt: Muss man die Stunde wissen? Bestimmt nicht. Viele wissen die Stunde, viele wissen sie nicht. Aber was Sie wissen müssen: Ab jetzt gehe ich ganz mit ihm. Das müssen Sie wissen. Wenn es heute ist, dann müssen Sie es wissen. Sie können es nicht hinausschieben und sagen: „Da bin ich noch unsicher.“
Das ist ein Unterschied: einst und jetzt. Und das ist ein Punkt, wo man hinkommen muss, dass man sagt: „Ich habe es gefunden. Ich habe entdeckt, dass das, was Johannes gepredigt hat, wichtig war, aber mich letztlich nur hingeführt hat zu dem einen Großen, zum Sohn Gottes selbst, in dem alle Fülle Gottes leibhaftig da ist und der nun zu mir kommt und Wohnung bei mir macht.“
Das zieht sich noch einmal hin. Es kommt noch einmal in Johannes 14 vor, wo Jesus darauf hinweist: „Ich will Wohnung bei ihnen machen.“ Natürlich ging es nicht um die äußere Wohnung. In der Frage ging es wohl um die äußere Wohnung.
Das Vertrauen in Jesus als Ausdruck des Glaubens
Und dann entsteht dieses Vertrauen zu Jesus – das ist Glauben. Warum glauben die Menschen? Wie entsteht das? Jesus wird ihnen so groß.
Später hat es dann Petrus, der ja mitangelt, so ausgedrückt: „Herr, wenn du es befiehlst, dann kann ich aufs Wasser treten, ich werde nicht untergehen.“ Eine andere Frau, eine große Sünderin, hat ihre ganze Last der Sünde einfach bei Jesus abgelegt. Sie hatte so ein Vertrauen und wusste: Jesus kann das in Ordnung bringen, ich selbst schaffe es nicht mehr.
Andere kamen weinend zu Jesus. Sie wussten nicht mehr weiter und sagten: „Jesus, nur du kannst helfen.“ Und danach gingen sie fröhlich ihren Weg weiter. Glauben kann man nicht erklären. Ich möchte jetzt auch nicht viele Worte über dieses Geheimnis verlieren.
Wenn sie sich aufmachen, will ich sie nur anstoßen, so wie Johannes der Täufer es tat. Wenn sie sich aufmachen, geht Jesus ihnen entgegen und spricht mit ihnen über die Nöte ihres Lebens. Er sagt ihnen zu: „Ich bin bei dir, fürchte dich nicht.“ Und sie werden gewiss, gerade durch die Blutwunden seines Lebens, die ihnen Trost spenden: „Nichts kann dich aus meiner Hand reißen.“ Sie werden gewiss und froh und folgen Jesus nach.
Sie wussten, dass Jesus das Einzige ist. Sie sprachen nicht viel über Himmel und Erde oder über Glaubensprobleme und Schwierigkeiten. Sie sagten nur: Jesus.
Das persönliche Finden und Weitergeben des Glaubens
Das ist das Dritte, und sie fanden. Man muss hingestoßen werden, und sie kamen. Das war das Zweite, und sie fanden. Es ist ein ganz persönliches Entdecken. Wenn sie dieses Wort persönlich herausstreichen, haben sie alles zerstört.
Es ist ein ganz privates Suchen und Finden bei Jesus. Es ist eben nicht richtig, wenn sie meinen, sie könnten es über Bücher oder theoretisch im Kopf machen. Es muss zu einem Suchen ihres Lebens werden, zu einem Suchen, das über die aufgebrochenen Fragen ihres intimsten Lebensbereiches geht.
Heute Morgen sind sie da mit ihren Enttäuschungen, ihren Nöten, ihrem Kummer, ihren Ängsten um Krankheiten, die in ihnen schlummern, und ihren Fragen. Sie können nur vor Jesus stehen und das bei ihm niederlegen, dem Lamm Gottes. Sie müssen sich in seine Hand geben und bei ihm fahnden.
Nun geht es so schön weiter, wie Andreas seinen Bruder aufsucht, mit dem er sich sicher manchmal tüchtig gebalgt und geprügelt hat. Wir waren fünf Brüder, und ich glaube, bei uns ging es ganz normal zu. Aber das Schönste ist, wenn man einander Bruderschaft geben kann über diese Entdeckung.
Meinen Sie nicht, dass es leichter ist? Die unter uns, die in ihrer eigenen Familie missionieren, wissen, dass dies schwerer ist als alles andere. Machen Sie es wie Andreas: Sprechen Sie nicht viele Dinge. Er hat noch gar nicht viel von der Lehre kapiert, wusste nichts vom jüngsten Tag, wann Jesus wiederkommt oder von all den Problemen. Er sagt bloß: „Ich habe es gefunden. Ich habe es gefunden.“
In Amerika haben sie eine große Evangelisationskampagne gemacht, nur mit diesem Wort – ganz großartig. Das lief über Fernsehwerbung, und die Neugier der Menschen wurde durch große Plakatwände geweckt. Dann konnte man eine Telefonnummer anrufen, wo man jemanden fragen konnte: „Wie haben Sie es gemacht?“ Die Antwort war: „Ich fand es, ich habe es gefunden.“ Das ist biblisches Zeugnis.
Wenn Sie das weiter erzählen würden – wenn Sie am Montagmorgen, wenn die anderen noch in der Arbeit sind und keinen Urlaub haben, Ihren Kollegen sagen: „Ich habe es gefunden“ – und dann nicht viel erzählen von Pfarrer und Kirche und nichts von der Dobbelstraße oder sonst wo, sondern einfach von Jesus, dann ist das eben doch kennzeichnend.
Es ist ein Trick des Teufels, dieses Zeugnis von Jesus, das so einfach, persönlich und direkt ist, zu diffamieren. Es war Petrus sicher auch schwergefallen, dass er das über seinen Bruder erst lernte. Er war früher oder später ein stolzer Mann, der gerne eine Säule sein wollte. Aber in seinem Leben wurde der Grund gelegt durch einen Bruder, der ihm den Dienst tat und ihn auf die Fährte brachte.
Das ist doch ein Hinweis, dass auch ein „Felschenmann“ wie Petrus zum Glauben nur hingeführt wird durch den Dienst eines schlichten Menschen, durch ein paar Worte, die einer sagt – persönlich, echt. So kommen andere zum Glauben.
Wissen Sie, wo die Krise unserer Kirche liegt? Wissen Sie, wo die Krise Ihres Lebens liegt? Wenn Sie nicht missionarisch sind. Nur Leute, die selbst gefunden haben, können anderen weitererzählen. Aber sie sollen finden und dann weitererzählen – ihr ganzes Leben lang.
Es ist gar nicht kompliziert. Sie brauchen keinen Kurs und keine Anleitung dazu.
Ich möchte Sie zum Schluss dieser Predigt fragen: Bringen Sie andere zu Jesus? Sagen Sie doch: „Ich habe ihn gefunden.“
Jesus sieht auch den Petrus, wie er kommt, sehr rasch und sagt: „Du!“ Unsere Väter haben uns das Wort mitgegeben. So war es auch bei den Stuttgarter Vätern des CV, von denen ich das oft gehört habe: Was nicht per Du geht, das verfliegt. Was im Zeugnis nicht auf den Menschen zielt und auf sein Herz, das ist weg.
„Komm doch zu Jesus und bring andere zu Jesus!“ So einfach zeigt es uns Johannes hier in seinem Evangelium am Anfang. Da werden Menschen zugeschmiedet als Werkzeuge, die später Jesus brauchen wird als seine Apostel. Und das will er auch in unseren Tagen tun. Das geschieht auch heute.
Gebe Gott, auch unter der Verkündigung dieses frohen Evangeliums heute Morgen, dass Menschen leben finden, fröhlich werden und sagen: „Ich habe es, ich habe es jetzt.“ Und wenn andere dann fragen: „Hast du es so sicher in der Tasche?“ sagt Jesus: „Er hat mich in der Tasche, er hat mich angenommen. Ich gehöre ihm im Leben und im Sterben, und da gibt es nichts mehr, was das zerstören könnte, weil seine Hand mich fest umklammert.“
Ich will nur, dass es alle wissen: Komm doch zu Jesus! Amen.
Schlussgebet und Segensbitte
Wir wollen beten, Herr Jesus. Jetzt wollen wir nur noch vor dir stehen. Es ist gut, dass du alles weißt und kennst, sodass wir nur noch sagen müssen: Vater und Herr Jesus, wir haben vor dir gesündigt, aber du nimmst uns an, weil du für solche Leute wie uns gestorben bist.
Und dann gilt uns dies jetzt: Dein Frieden geht mit uns, und du machst Wohnung bei uns. Auch bei dem unter uns, der bedrückt, beladen und beschwert ist und so wenig Hoffnung hat. Wo du zu uns kommst, ist unser Leben von der Sonne überstrahlt und in dein Licht getaucht.
Dann bitten wir dich, dass du all das andere auch noch löst, was uns beschwert und was uns Not macht. Dir bringen wir die Aufgaben, in denen wir stehen, unsere Verpflichtungen. Du kannst uns hier zum Segen setzen für viele.
Tu du dies auch durch unsere Gemeindearbeit, durch das Waldheim. Wir möchten dir danken für die erste Woche. Sei du auch in der nächsten Woche da und segne die ganze Arbeit, die dort geschieht.
Wir möchten dich für unsere Stadt bitten, dass viele Menschen dein Evangelium verstehen, dich erkennen und an dich glauben. Wir möchten dich für unser Volk und die ganze Welt bitten: In allem Unfrieden, in aller wirtschaftlichen Not, Hunger und Elend lass uns doch gelingen, dass wir zeichenhaft deine Liebe darstellen können und Menschen dadurch auf dich aufmerksam machen.
Wir möchten dir danken, dass du dies immer wieder tust. Aber gib du große Aufbrüche und neue Erweckungen, dass noch viele Menschen selig werden.
Lasst uns gemeinsam beten: Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name, dein Reich komme, dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Und nun wollen wir um den Segen Gottes bitten: Herr, segne uns und behüte uns. Erlaß dein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig. Herr, hebe dein Angesicht auf uns und gib uns deinen Frieden.