Persönliche Predigtmotivation und Bibelwahl
Ich habe für die vier Adventssonntage ein Kapitel aus dem Buch Jesaja ausgewählt. Warum habe ich diesen Hang, immer andere Texte zu nehmen als die der üblichen Reihen? Ich bin jetzt bald 15 Jahre im Predigtdienst tätig. Wir haben nur sechs Jahre an Textreihen, danach wiederholen sich die Reihen. Dennoch suche ich in der Bibel immer wieder neue Worte, die ich auslegen kann, neue Entdeckungen, die ich machen kann.
Das ist schön, wenn man immer tiefer in seiner Bibel graben darf. Deshalb suche ich auch Predigttexte, über die sonst selten gepredigt wird. Im letzten Teil des Buches Jesaja findet sich viel von der Adventshoffnung. Sie kennen sicherlich das Wort: „Mache dich auf, werde Licht, denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des Herrn geht auf über dir.“ Das steht zwei Kapitel weiter vorne.
Und dann gibt es da noch das Kapitel 62, das von der zukünftigen Herrlichkeit Jerusalems und des Tempelberges spricht. Heute lesen wir die ersten fünf Verse daraus.
Die Adventshoffnung in Jesaja 62,1-5
Um Zions Willen will ich nicht schweigen und um Jerusalems Willen nicht innehalten, bis seine Gerechtigkeit wie ein Glanz aufgeht und sein Heil wie eine Fackel brennt.
Dass die Heiden deine Gerechtigkeit sehen und alle Könige deine Herrlichkeit, dass sie neidisch werden. Du sollst mit einem neuen Namen genannt werden, den der Herr selbst ausspricht. Du wirst eine schöne Krone in der Hand des Herrn sein und ein königlicher Armreif in der Hand deines Gottes.
Man soll dich nicht mehr „Verlassene“ nennen und dein Land nicht mehr „Einsame“. Du sollst heißen „Meine Lust“ und dein Land „Liebe Frau“, denn der Herr hat Lust an dir und dein Land hat einen lieben Mann.
Wie ein junger Mann ein Mädchen heiratet, so wird dich dein Erbauer heiraten. Und wie sich ein Bräutigam über seine Braut freut, so wird sich dein Gott über dich freuen.
Herr, wir bringen dir so viel Schande. Lass es geschehen, dass du dich an uns freuen kannst. Amen.
Advent in der heutigen Welt: Eine persönliche Erfahrung
Liebe Gemeinde,
es ist in der malerisch in fünf Schwarzwaldtälern gelegenen Stadt Schramberg geschehen. In den Adventstagen erschien im Schwarzwälder Boten eine Anzeige: „Weihnachten – da geht es um die Wurst. Ihr Metzger empfiehlt Ihnen seine Fleisch- und Wurstwaren.“
Es ist schon schwierig, in diesen Adventstagen nette Dinge zu entdecken, mit denen man einander Freude machen kann. Es ist ja schön, wie man sich jetzt den Kopf zerbricht, was man dem und jenem schenken muss.
Es wäre schade, wenn das Ihnen nur Verdruss bereiten würde und nicht doch noch ein schönes Stück. Ein netter Zug an unserer Welt ist, dass man sich müht, Freude zu bereiten. Aber es gibt so viele Schwierigkeiten, und man weiß gar nicht, was man eigentlich einem anderen schenken soll.
Ich möchte Ihnen sagen: Wissen Sie, was Sie an der Adventsbotschaft haben, die Sie bringen können? Ich habe mir zu Hause einen Band, in dem Briefe gefallener württembergischer Soldaten abgedruckt sind – letzte Briefe vor ihrem Tod.
Da schreibt ein junger Offizier aus dem Jahr 1942 im Russlandfeldzug, wie sie vorgerückt waren. Dann kam das Tauwetter noch einmal im Dezember, und es war alles nur Matsch. Da war keine Hoffnung mehr, dass sie Urlaub bekommen über Weihnachten, und die Feldpost ging nicht mehr zurück.
Er berichtet, dass er mit zwei Hauptleuten zusammensitzt und die ganze Nacht nicht schlafen kann, weil sie die Katastrophe sehen. Er schreibt nur von der Katastrophe in diesen Monaten und vom Töten.
Und er sagt, dass er in dieser ganzen Verzweiflung, wo das Wasser bis zum Halse steht und unsere Seele bedrückt, die Adventsverheißungen unseres Herrn zu uns reden.
Vielleicht können das im Augenblick nur die richtig verstehen, die durch schwere Not hindurchgehen und die ein Ohr haben für diese große Ankündigung unseres Herrn, was er in diesen Adventstagen uns bescheren will.
Ich möchte Ihnen Mut machen, diese Adventsbotschaft auszugraben. Ich habe wieder drei Sätze geprägt, die ich Ihnen mitgeben will. Ich habe sie untergliedert, damit Sie sie behalten können.
1. Mut zum Aussprechen der Adventsbotschaft
Erstens: Schluss mit dem Mundhalten, Schluss mit dem Mundhalten! Der Prophet Jesaja, der diese Adventsbotschaft verkündet, hat offenbar Schwierigkeiten mit seinen Mitmenschen bekommen. Die Adventsbotschaft wird in unserer Welt nicht begeistert aufgenommen.
Ich rede jetzt nicht davon, dass sie in ehrwürdigen Kirchen klangvoll verlesen wird und dass wir sie irgendwo zu Hause vor einem Kerzenlicht in Erinnerung rufen. Dieser Jesaja hat diese Adventsbotschaft auf den Straßen hinausposaunt. Die Leute schüttelten den Kopf und dachten: Spinnt er? Was redet er nur? Das passt doch nicht, das sind doch Sprüche, Träume, Vermutungen. Das hat doch nichts Wirkliches an sich.
Und dann sagt er: „Ich will nicht schweigen.“ Man spürt direkt, wie er sich mit den Leuten auseinandersetzt. Die sagen: „Halt doch deinen Mund mit deiner Sache!“ Er aber antwortet: „Ich will nicht schweigen, ich will nicht innehalten.“ In seiner ganzen Botschaft taucht immer wieder auf, dass er sich offenbar mit Widerständen auseinandersetzen muss.
Das soll uns Christen in diesen Adventstagen mahnen. Es erfordert Mut, in diesen Tagen einen Brief zu schreiben – einem Menschen, von dem man weiß, dass er davon nicht viel hält – und ihm trotzdem das zu bezeugen, worauf wir warten, welche Hoffnung wir haben und warum wir diese Hoffnung haben.
Es war ja immer so bei diesen Adventsboten. Wir denken an den ganz bekannten Adventsboten, der in der Wüste stand und nur dieses Fell anhatte: Johannes der Täufer. Er rief die Menschen und sagte immer wieder: „Dort, dort, dort, schaut, schaut, es kommt!“ Hebt euren Kopf hoch! Ich sehe schon, Gott macht es jetzt ernst in unserer Welt. Es bleibt nicht so mit dieser Not, mit dem Leiden, mit der Angst, mit der Glorifizierung und mit der Schuld. Macht euch bereit, er kommt!
Bei Jesaja fällt auf, dass er noch viel fröhlicher redet. Er ist ein Bote der Freude und macht uns klar: Die Adventsbotschaft ist nichts mit theologisch schwierigen Sätzen oder komplizierten Denkvorgängen. Sie ist eine einprägsame Botschaft, die man in die Welt hinausrufen muss, so wie man einen Trompetenstoß macht – den jeder verstehen kann und hören muss.
Das ist etwas, was man dort hinausrufen muss, wo Menschen es nicht verstehen und noch nicht gefunden haben. Gerade Johannes der Täufer war auch so: Er sagt, nicht von mir, nicht auf mich müsst ihr schauen, sondern ihr müsst diese Botschaft annehmen. Davon will ich reden.
Ich habe immer etwas Angst, dass wir uns in der Verkündigung zurückziehen und nur über unsere Probleme reden. Das ist bei mir bei jeder Predigtvorbereitung eine Klippe. Man könnte über die Weltkirchenkonferenz in Nairobi sprechen, über die Probleme der Jugend und all die komplizierten Dinge bei uns. Aber die Predigt soll doch hinausgehen über den Kreis, in dem wir eingeengt sind, und etwas zeigen von dem Heil, das unser Herr schaffen wird und schaffen will.
Er hat sich aufgemacht und lässt diese Welt nicht los. Er kommt, er kommt.
2. Hoffnung trotz Enttäuschung und Schuld
Bei den Menschen in Jerusalem herrschte eine große Depression. Sie waren aus der Gefangenschaft in Babel zurückgekehrt und fanden die Trümmer Jerusalams vor. Auf diesen Trümmern wuchsen bereits Pflanzen; es war eine verwilderte Wüstenstadt.
Die Menschen begannen, das Nötigste in der Stadt wieder aufzubauen, so wie man es nach einem totalen Zusammenbruch tut. Plötzlich tritt der Adventsbote Jesaja auf und spricht leuchtend von der Zukunft – strahlend hell voller Optimismus.
Diese Botschaft war schwer zu verstehen, denn das, was in Jerusalem geschehen war, war doch Gottes Gericht. Gott hatte alles zerschlagen. Das musste so kommen. Dieses Volk hatte Gottes Führung gehabt: Er hatte sie aus der Wüste geführt, durch das Schilfmeer hindurchgeleitet, ihnen einen König gegeben, sie vor Feinden beschützt, sie befreit, als sie überfallen wurden. Gott hatte ihnen alles gegeben, doch das Volk hatte ihm nicht gedient.
Ist es nicht so, dass es in unserem Leben Momente gibt, in denen man sagen muss: Ich bin von Gott verlassen, es ist jetzt aus. Das Gericht hat sich vollzogen. Es ist schwer, wenn wir uns in unseren eigenen Holzwegen verrannt haben, ohne Gott, und nun mit unserem Leben ausbaden müssen, was wir uns ohne Gott eingebrockt haben.
Und da steht dieser Adventsbote Jesaja und sagt: Gerade euch gilt das, ihr Bewohner Jerusalems, mit eurer Schuld, mit dem, was ihr vor Gott verbrochen habt. Er will jetzt zu euch kommen. Ich kann nicht schweigen, ich muss es euch zusprechen, ich muss es euch sagen: Euch gilt das.
Ich weiß nicht, mit welchem Gefühl die Menschen heute hierhergekommen sind und was sie erwartet, wenn sie wieder hinausgehen. Was auf ihnen lastet und drückt. Sie müssen wissen, dass diese Adventsbotschaft ihnen gilt. Ihr Herr will zu ihnen kommen und in ihr Leben hineinwirken.
Das ist eine fröhliche Botschaft, etwas, worüber man lachen und sich freuen kann. Denn mein Gott will meine Probleme lösen und sich meiner annehmen. Selbst wenn ich noch so weit von ihm entfernt bin, will er jetzt Neues schaffen in diesen Adventstagen und einen Einschnitt machen. Darüber darf ich fröhlich sein.
Wenn Sie diese Botschaft weitergeben, seien Sie kein Miesmacher. Manchmal ist es traurig, dass Christen selbst in den Adventstagen meinen, sie müssten alles schlechtreden, weil so viele Lichter brennen und die Leute so viel einkaufen.
Lassen Sie doch die Menschen. Sagen Sie ihnen, warum sie sich freuen können – auch in der Traurigkeit dieser Welt. Seien Sie ein Freudenbote. Ich will nicht innehalten, ich will nicht schweigen. Ich will von dem reden, was Gott tun wird – in den Krankenstuben, bei den Depressiven und Verzweifelten, in meinem eigenen Leben, was er tun will.
3. Die wahre Hoffnung und der entscheidende Durchbruch
Das Zweite, was ich Ihnen sagen will, ist endlich der entscheidende Durchbruch. Das Erste war: Schluss mit dem Mundhalten, wir müssen reden. Das ist endlich der entscheidende Durchbruch.
Ich gehe gerne vor einer Predigt am Samstag noch ins Krankenhaus und rede mit Kranken über das, was ich predigen will – nicht direkt, indem ich das Wort so vornehme, sondern über die Sache, die ich predigen möchte.
Da habe ich gedacht: Das ist doch eigentlich die Hauptschwierigkeit, wenn wir Christen von der Hoffnung reden. Dann sagt jeder: Ja, ich habe auch Hoffnungen. Wer hat nicht Hoffnungen? Aber es gibt Hoffnungen, die sind verrückte Hoffnungen. Sie können sich ja gar nie erfüllen.
Denken Sie doch daran: Wenn ein Kranker im Krankenbett das Blaue vom Himmel herunterträumt, machen wir da nicht eigentlich Menschen falschen Mut? Dass Leute sich an ganz irdische Erfüllungen hinklammern, das dürfen wir nicht tun.
Wenn wir so ungeschützt von Hoffnung reden, dann geben die Adventstage leider Anlass zu Missverständnissen. Einer sagt: Ein Licht brennt in der Dunkelheit, und man soll nur den Kopf hochhalten. Das Licht brennt und brennt. Und dann meint einer: Wunderbar, es müsste bei mir hell werden. Aber es wird gar nicht hell.
Es gibt Menschen, die ein Leben lang im Unrecht bleiben, und es wird ihnen äußerlich keine Hilfe zuteil. Es gibt Menschen, die hingerichtet werden, auch in unseren Tagen, ohne dass sie frei werden, obwohl sie unter falscher Anklage stehen. Es gibt so viel Unrecht, so viel Leiden, so viel Qualvolles.
Hat uns Jesus das versprochen, dass wir unsere Hoffnungen erfüllt bekommen? Nein, er hat uns eine ganz bestimmte Hoffnung gegeben.
Es lohnt sich, ganz genau hinzuhören: Was willst du denn uns geben in den Adventstagen? Was versprichst du uns? Dass unsere Gerechtigkeit hergestellt wird, dass wir einen neuen Namen bekommen und die Menschen die Herrlichkeit in unserem Leben sehen?
Was ist denn das? Jetzt müssen wir hinsehen, was Jesus getan hat.
Jesus hat den Menschen nicht einfach ihre äußeren Erwartungen erfüllt. Aber da lebt eine Frau, deren Leben zerbrochen war, enttäuscht an der Liebe, von einer hemmungslosen Gier befallen. Da geht Jesus auf diese Frau zu, macht sie gerecht, spricht sie frei von der Schuld, nimmt das weg und macht ihr Leben heil.
Denn da legt Jesus immer den Finger darauf: Die Welt ist krank, weil ich von Gott weggelaufen bin. Die Welt ist nicht krank, wie wir meinen, letztlich weil Bombenangriffe geflogen werden und Menschen hungern.
Die Welt ist viel tiefer krank. Auch wenn Menschen die Tische voll haben, dass die Tische krachen vor Lebensmitteln, können sie ein verzweifeltes Leben führen.
Das ist doch nicht der Sinn des Lebens, das spüren wir doch im Wohlstand. Die Not der Welt liegt doch darin, dass ich von Gott getrennt bin, dass ich Gott verloren habe. Und von dort her habe ich keinen Maßstab mehr.
Von dort kommt der Unfriede, von dort kommt das Leiden, von dort kommt der Streit, der Hass und die Zwietracht. Und dort legt Jesus den Finger hin.
Wo Gott anfängt, in unserer Welt noch einmal Neues zu machen, das ist immer da, wo er in Menschen Zugang findet, wo er bei Menschen einkehrt.
Und das geschieht bei ihm nur so, dass er uns das Unrecht in unserem Leben wegräumt. Anders bekommen sie die Adventsfreude nicht.
Ich habe das dann gerne den Kranken im Krankenhaus erzählt. Ich wünsche es ihnen von Herzen, dass sie bald gesund werden und dass Gott ein richtiges Wunder vollbringt. Aber ich kann es Ihnen nicht zusprechen.
Was ich Ihnen zusprechen kann, ist: Auch wenn Ihnen Leib und Seele verschmachten, können Sie fröhlich sein, weil Sie sagen: Ich stehe in meines Herrn Hand und will darin stehen bleiben.
Von allen Seiten umgibst du mich. Mit dir, Herr, kann ich durchs Todestal gehen. Du hilfst mir und bringst mich in deine Ewigkeit.
Ich kann ein Leben voller Entbehrungen leben und bin doch der reichste Mensch, weil ich von den Schätzen der Ewigkeit lebe.
Das ist das Glück eines Christen: dass er geben kann und geben kann und geben kann – auch in der Armut, auch in der Not.
Hoffnung im Spannungsfeld von Christentum und Ideologien
Es wird heute viel von der Hoffnung gesprochen. Das ist vielleicht die große Versuchung der Christenheit: An vielen Stellen hat sich eine Verbindung zwischen Christen und Marxisten vollzogen. Man diskutiert darüber, ob das nicht möglich sei, denn auch die Marxisten reden von Hoffnung. Sie wollen doch auch etwas Gutes.
Das Niveau der Diskussionen wird manchmal flach. Dann sagt einer: „Der will doch auch etwas Gutes.“ Und der andere: „Der will auch etwas Gutes.“ So entsteht der Eindruck, als ginge es nur darum, welcher Diktator eigentlich nichts Gutes gewollt hat. Welches Verbrechen wurde nicht im Zeichen dessen begangen, dass jemand etwas Gutes tun wollte – auch wenn es nur für sich selbst war?
Was ist denn mit dieser Hoffnung? Wenn der französische Marxist Roger Garaudy sagt: „Das ist doch bei uns so wie bei den Marxisten“ und dann empfiehlt, Jesus zu studieren, weil Jesus in die Hoffnungslosigkeit der Welt eine Bresche geschlagen hat, dann möchte ich sagen: Das ist total missverstanden.
Es wäre ja Optimismus zu sagen: „Leute, es wird rosa-rot am Himmel, alles wird gut.“ Das stimmt doch gar nicht. Wir sind viel zu realistisch, um zu behaupten, dass im Zeichen des Marxismus das Heil auf der Erde begonnen hätte. Wir sehen doch die Tränen, die unter der Diktatur des Unrechts fließen. Genauso wie dort, wo aus dem Christentum eine Ideologie gemacht wurde.
Was denn dann? Das Entscheidende ist nicht, dass der Mensch sagt: „Ich kann alles neu machen.“ Sondern dass Jesus sagt: „Ich komme zu dir und mache dich neu.“ Das ist das Wunder, und davon redet der Marxist nicht mehr.
So wie in Bukarest, als der Theologe Josef Zonn in einer Denkschrift den Marxisten der kommunistischen Parteizentrale anbot: „Wir arbeiten mit euch zusammen, wir sind bereit, wir wollen die neue Welt mit euch. Aber an einer Stelle müssen wir euch helfen: Nämlich bei der Schaffung des neuen Menschen. Das kann nur Jesus tun, der Menschen von der Sünde freimacht und sie durch seine Herrschaft neu macht.“
Dafür haben sie ihm seine Bibliothek weggenommen und ihn in Haft genommen. Bis heute ist der Prozess nicht abgeschlossen. In dieser Denkschrift ist kein Wort gegen die Ideologie enthalten. Dort liegt das Rätsel der Hoffnung: Kann ich dem Menschen noch einmal Hoffnung geben? Diesem Menschen, der schon so viel Unheil angerichtet hat?
Das wissen Sie aus dem Spiegelbild Ihres Lebens, denn Sie sehen, wie viel Not ein Mensch verursachen kann. Neu wird es, wenn ich hoffen kann, weil Jesus mich erneuert. Und das ist die Adventsbotschaft: Dass in der dunklen Nacht eine Fackel brennt.
„Bis deine Gerechtigkeit aufgeht wie ein Glanz und dein Heil brennt wie eine Fackel.“ So will unser Herr in unserem Leben, in unrechtem Leben, in verkorkstem Leben dieses neue Heil schaffen und anfangen, uns noch einmal umzuwandeln.
Die Verwandlung durch Gottes Herrlichkeit
Noch ein letztes Mal: Grund zur Freude, Grund zur Freude. Was hat sich denn jetzt eigentlich verändert? Was ist in diesen Adventstagen ganz entscheidend anders geworden? Es ist die größte Veränderung, die unsere Welt je erlebt hat: Dass durch unsere Welt Menschen gehen, die die Herrlichkeit Gottes widerspiegeln.
Der Prophet spricht in so großen Worten davon, was der Herr in uns bewirkt. Lassen Sie mich noch einmal betonen: Wir sollen eine Krone für Gott werden, wir sollen ein Schmuckarmband für Gott sein. Er will uns so ansehen, wie ein verliebter Bräutigam seine Braut sieht. Er sagt: Alle Mädchen dieser Welt sind nichts gegen meine Auserwählte, die Schönste, Liebste, Netteste und was weiß ich.
So spricht Gott von uns – von wem denn? Von einem Sünder am Kreuz, der sein Leben Jesus gibt. Bei Gott ist Vergebung so grundlegend. Er will einen solchen Einschnitt in unserem Leben machen. Er wird uns nicht lebenslang die Schuld vorhalten. Das ist ja gerade das Missverständnis: Als ob bei Christen die Sünde das Thema wäre.
Die Sünde ist nicht mehr das Thema. Jeder Mensch ohne Jesus, egal wie sehr er sich bemüht, muss immer wieder davon sprechen, dass die Fehler an ihm haften bleiben. Bei Jesus ist das anders: Sie werden weggetan, und aus sündigen Menschen formt Gott Schmuckstücke.
Ich kann das gar nicht groß genug nehmen. Ich würde immer in Gefahr stehen, so zu sagen: Herr Jesus, danke, danke, danke, das ist mir zu groß, ich bin demütiger. Aber er schätzt diese Demut nicht. Er will noch viel Schönes aus uns machen, sodass es in unserem Leben leuchtet und spiegelt.
So sollen auch ungläubige Menschen etwas von der Herrlichkeit Gottes sehen – nicht durch Willensanstrengung, indem wir uns zusammenreißen und sagen: „Wollen wir mal!“, sondern dadurch, dass der nahe Jesus uns so prägt, dass das auf uns abfärbt, dass seine Liebe unser Leben gestaltet.
Und da wir von seiner Art geprägt sind, da wo er einzieht, erfüllt er auch Menschen mit seinem Leben.
Einladung zur persönlichen Adventserfahrung und Gebet
Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Advent.
Auch wenn Sie jetzt Päckchen packen, denken Sie dabei an Ihre Mitmenschen. Sagen Sie diesen Menschen nicht nur, welche Freuden Sie ihnen bereiten möchten. Sagen Sie ihnen auch, wie ein Leben verwandelt wird, wenn man selbst im Schweren, das man trägt, bereits im Licht der Ewigkeit lebt. In einer Welt, die auf den Tod zugeht, ist man geborgen in der Hand des Herrn.
Wenn das in Ihrem Leben geschehen darf, dass Sie ein Schmuckstück Gottes in dieser Welt werden – er meint Sie –, dann ist das die große Adventsbotschaft Gottes: dass er zu Ihnen kommt.
Wir freuen uns, wenn in diesem Jahr auf den Schlachtfeldern der Welt für vierundzwanzig Stunden das Kämpfen pausiert wird. Das ist nicht das Ziel Gottes gewesen, aber es ist schon etwas. Dennoch leiden wir darunter, dass es danach weitergeht.
Die Frage ist, ob durch Sie in dieser Welt ein neues Leuchten kommt. Ob Sie ihm Raum geben, damit er in Ihnen wirken kann. Er will denen erscheinen, die in Finsternis und im Schatten des Todes sitzen, und unsere Füße auf den Weg des Friedens richten. Amen!
Schlussgebet und Segensbitte
Wir wollen beten: Herr Jesus, komm jetzt zu uns und kehre in unserem Herzen ein. Mache dir alles untertan, damit du uns zu einem Schmuckstück für Gott prägen kannst.
Wir leiden an unserem Leben und an all dem, was dir nur Schande macht. Immer wieder fühlen wir uns überfordert von der großen Aufgabe, weil wir so sündig sind und so getrennt von dir, dass es uns gar nicht gelingt. Aber wenn du einkehrst, dann wird alles anders.
Lass uns jetzt keine äußere Adventsfeier erleben, in der du nicht einkehrst und alles neu machst. Lass auch von unserem Leben ein Lichtschein in unsere Welt hinausstrahlen. Nicht, weil wir groß von uns denken, sondern weil wir groß von dir denken.
Segne die Worte, die wir sprechen, und das, was wir in diesen Tagen an anderen tun. Lass Frucht daraus entstehen und segne es. Wir bitten dich für die ganze Christenheit. Wir leiden darunter, dass wir als Christen Schande machen, weil wir so wenig von deinem Wort widerstrahlen lassen.
Herr, vergib uns diese große Schuld und erwecke uns zu neuem Leben. Lass uns uns dir ausliefern, damit du in uns und durch uns wirken kannst. So soll Heil in dieser Welt entstehen – durch deine Gemeinde und unser Zeugnis. Rufe Menschen zu dir, dass sie sich dir öffnen und du in ihnen dein Werk vollbringen kannst.
Wir bitten dich auch für die Weltkirchenkonferenz in Nairobi, die gerade stattfindet. Lass die Sammlung der Christen allein durch deinen Geist geschehen, sodass alles andere zurücktreten muss vor dem, was du tust.
Sei auch bei allen Veranstaltungen der kommenden Woche, die wir planen. Besonders bei denen, die krank, schwermütig oder einsam sind, suche du sie auf. Geh mit uns, wenn wir ihnen die Adventsbotschaft von deinem Kommen weitergeben, damit du bei ihnen alles hell machen kannst.
Herr, wir bitten dich für unsere friedlose Welt mit all ihrem Kampf und Streit, mit den vielfältigen Leiden. Gib doch, dass Menschen auf dein Evangelium hören, wie du sie verwandeln kannst und Heil schaffst, wenn sie sich dir öffnen.
Lasst uns gemeinsam beten:
Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme, dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Nun wollen wir den Herrn um seinen Segen bitten:
Herr, segne uns und behüte uns. Herr, lass dein Angesicht über uns leuchten und sei uns gnädig. Herr, hebe dein Angesicht auf uns und gib uns deinen Frieden.