Wenn wir uns nun im zweiten Teil dem heute lebenden Menschen zuwenden, besteht die Gefahr, dass wir uns zu sehr in aktuellen Schreckensmeldungen verlieren. Manchmal mögen Christen ein gewisses Gruseln vor dem Schlimmen empfinden, das ringsherum passiert – sei es in Gemeinden, in der Politik oder anderswo. Dabei sollten wir generell vorsichtig sein.
Wir wissen aus der Kirchengeschichte, dass fast alle bisherigen Deutungen solcher Ereignisse falsch waren. Den Eindruck zu haben, weil ich heute in Deutschland lebe, wisse ich es ganz genau, ist daher mit Vorsicht zu genießen. Manchmal kann es sogar eine Strategie des Teufels sein, viel Energie und Zeit auf Nebensächlichkeiten zu verschwenden.
Beispielsweise wollen wir jetzt ganz genau deuten, wie es mit dem neuen Heizungsgesetz steht. Oder wir fragen, ob wir die AfD in der Bibel finden. Oder ob die Bibel sagt, was man tun kann. Es gibt auch Christen, die darauf eine genaue Antwort geben und Bibelverse zitieren. Doch diese Antworten sind spätestens in zehn Jahren alle falsch. Dann interessiert es niemanden mehr, und alles ist längst vergessen.
Es ist jedoch gut, wenn wir bei der Aktualität nicht nur auf die Zeitereignisse schauen und suchen, wo wir sie in der Bibel finden, sondern vielmehr von den Beschreibungen der Bibel ausgehen und dann prüfen, ob wir darin etwas entdecken. Dabei werden wir merken, dass viel wichtiger ist als irgendwelche politischen Entscheidungen, Zusammenschlüsse von Staaten, Politikern oder Wirtschaftsverbänden – die sich für groß halten – was im Herzen des Menschen passiert.
Die Bibel legt darauf viel mehr Wert. Das ist allerdings unangenehmer, denn man kann intensiv darüber diskutieren, was Herr Bill Gates falsch macht, was er richtig machen sollte oder was unser Bundeskanzler falsch macht. Am Ende ändert das sowieso nichts. Wir regen uns auf, führen Gesprächsstunden über viele Tage und Stunden. Es ist insofern bequem, solange wir mit dem Finger auf andere zeigen. Dann stehen wir als die Wissenden gut da.
Doch ehe wir uns versehen, befinden wir uns plötzlich in der Situation des Pharisäers im Tempel. Dieser dachte doch auch: „Schau, gut, dass ich nicht bin wie der.“ Manche Christen tun das ebenfalls: „Gut, dass ich nicht bin wie Bill Gates, oder nicht wie Frau Baerbock, oder nicht wie Frau Thunberg, oder sonst jemand.“ Dabei merken wir vielleicht nicht, dass wir genau den Fehler des Pharisäers begehen.
Vielleicht ist das, was die anderen tun, tatsächlich falsch. Doch das macht uns nur ein kleines bisschen besser. Es löst auch unsere Probleme nicht – zumindest solange, bis du Bundeskanzler bist! Wir können für den Bundeskanzler und die Regierung beten, aber wir sollten nicht anfangen, endlos zu spekulieren und viel Zeit dafür verwenden.
Stattdessen sollten wir uns Gedanken darüber machen, wie der Mensch heute ist. Dabei hilft es, in die Bibel zu schauen und zu sehen, wie die Bibel den Menschen beschreibt, der von Gott losgelöst ist. Dann werden wir ganz schnell feststellen: Abgesehen von ein paar äußerlichen Dekorationen, veränderten Begriffen und Ideologien ist der Mensch seit der Schöpfung ziemlich gleich geblieben.
Und das Urproblem des Menschen heute ist immer noch genau das, worunter schon Adam und Eva gelitten haben. Man kann es einmal durchgehen. Was war das Urproblem? Es war das Misstrauen gegenüber der Aussage Gottes, so wie Gott es gesagt haben soll. Das ist wörtlich zu verstehen.
Wir merken immer wieder, dass genau das auch in Römer 1 deutlich wird: Wenn die Menschen Gott über Bord werfen, dann gibt Gott sie in alle möglichen ethischen und moralischen Probleme hinein. Wenn sie Gottes Ordnung beiseite stellen, weil sie sagen: „Ich bin klüger, ich weiß es besser. Das, was in der Bibel steht, das, was christliche Geschichte ist, ist falsch, ich weiß es besser.“
Das war schon bei Adam und Eva so. Die Schlange, also der dahinterstehende Teufel, versuchte zuerst Eva zu verführen mit der Frage: „Hat Gott das denn wirklich gesagt? Könnte man das nicht auch ganz anders verstehen?“ Eva kämpft noch ein bisschen dagegen an und sagt: „Nein, so hat Gott das nicht gesagt.“ Aber am Ende tut sie doch, wozu die Schlange sie verführt.
Was ist das Hauptargument? Nicht nur „Sollte Gott das gesagt haben?“, sondern der Keim des Zweifels wird gelegt: Meint es Gott wirklich gut mit uns? Wenn er sagt, du sollst in der Ehe beieinander bleiben, ist Gott dann nicht böse, weil er dich zwingt, mit deinem bösen Ehemann oder deiner bösen Ehefrau zusammen zu sein? Ist Gott nicht böse, wenn er dich dazu drängt, Kinder zu bekommen? Ist Gott nicht böse, wenn er sagt, du sollst nicht betrügen, obwohl alle deine Kollegen es tun?
Solche Gedanken begegnen uns immer wieder. Die Menschen um uns herum haben oft den Eindruck, dass Gott kein guter Gott ist. Sondern dass Gott den Menschen etwas wegnehmen will und das Leben schwer machen will. Wer Gott folgt, hat keinen Spaß mehr – so denken viele. Und genau das hat die Schlange gesagt.
„Gott will nicht, dass du von dem Baum isst, weil wenn du davon isst, dann wirst du selbst sein wie Gott. Gott ist eifersüchtig, rachsüchtig. Er will nicht, dass du auf seine Stufe kommst, und deshalb hat er dir das verboten.“ So sagt es die Schlange, und das verfängt bei Eva.
Dann kommt das Versprechen: „Denn wenn ihr davon esst, werdet ihr sein wie Gott, zu erkennen, was gut und böse ist.“ Hier ist nicht gemeint, dass man „erkennt“ im Sinne von „ich erkenne das“, was früher auch möglich war. Sondern es geht um Selbstbestimmung. Das ist das Besondere bei Gott.
Gott erkennt nicht Gut und Böse, als ob es losgelöst von ihm existieren würde. Die Philosophen der Aufklärung meinten, es gäbe einen losgelösten Maßstab von Gut und Böse, nach dem sich auch Gott richten müsse. Aber so ist es nicht. Der Wille Gottes an sich ist gut. Es gibt keinen höheren Maßstab als Gott. Gott ist derjenige, der festlegt, was wahr und falsch, was gut und böse ist.
Wenn wir anfangen, das zu relativieren, dann kommt plötzlich heraus – so wie viele Theologen heute sagen wollen –, dass Gott rassistisch oder frauenverachtend sei. Zum Beispiel, weil er Frauen nicht als Priesterinnen eingesetzt hat oder weil er die Israeliten beauftragt hat, gegen die Kanaaniter zu kämpfen. So wird argumentiert, weil plötzlich ein Maßstab gilt, nach dem ich bestimme, was gut und böse ist, und nach dem Gott bemessen wird.
Und genau das ist die Versuchung, mit der der Teufel bei Eva anfängt: Willst du nicht selbst bestimmen, was gut und böse ist? Gott sagt dir, du darfst nur von bestimmten Bäumen essen, du sollst die Erde bevölkern. Entscheide doch selbst! Du sollst an die Stelle Gottes treten.
Ich möchte behaupten, dass das, wenn wir auf die eigentlichen Grundlagen zurückgehen, in fast jedem Bereich der Trennung von Gott – sei es bei einer Generation oder in einer Gesellschaft, die kaputtgeht – fast immer der Ansatzpunkt ist.
Dann erfindet der Mensch alle möglichen prächtigen Ideen, die scheinbar logisch und stimmig wirken. Man kann sie mit Umfragen oder philosophischen Systemen belegen. Aber sie gelten so lange, bis die Menschen merken: „Oh, das hat uns richtig viel Schaden zugefügt. Uns geht es jetzt richtig schlecht.“ Dann kommt manchmal ein Krieg, manchmal auch wieder das Rufen nach Gott.
Aber am Anfang steht immer die Frage: Ist Gott nicht eigentlich böse? Will Gott uns nicht etwas von unserem Wissen vorenthalten? Wer gibt Gott das Recht, überhaupt zu sagen, was richtig und was falsch ist? Ich finde, das müsste anders laufen.
In Gesprächen mit Menschen, die Gott nicht kennen, begegnet mir immer wieder die Aussage: „Gott ist ungerecht.“ Allein als Christ ist das eine ungeheuerliche Behauptung. Wer bestimmt eigentlich, dass Gott ungerecht ist? Meistens sagen die Menschen: Ich bestimme das. Das heißt, Gott muss sich nach meinen Maßstäben richten. Ich lege fest, was gut und richtig ist, und wenn Gott das nicht tut, dann ist Gott ungerecht.
Der Gedanke, dass ich selbst ungerecht sein könnte oder dass meine Maßstäbe falsch sind, kommt den Menschen oft gar nicht. Deshalb entstehen heute solche Auffassungen: Wenn Gott nicht für Transsexualität ist, dann ist Gott ungerecht, ja sogar transphob. Da versucht man dann, Gottes Ehre zu retten, indem man in der Bibel auch transsexuelle Menschen finden möchte, die von Gott gesegnet sind.
Und wenn man sucht, findet man immer etwas – oder zumindest etwas, das man dafür missbrauchen kann. Zum Beispiel wird in der Urgeschichte nicht gesagt, Gott habe Mann und Frau geschaffen, sondern „männlich und weiblich, gemischt“. Wenn man genauer hinschaut, merkt man, dass das nicht passt. Denn dann stimmt das Gebot „Seid fruchtbar und mehret euch“ nicht mehr, und auch Kapitel 2 passt nicht, wo erst ein Mann und dann eine Frau binär beschrieben werden.
Oder man findet Aussagen über Joseph, und es wird behauptet, Joseph sei ein Transsexueller im Alten Testament, weil sein Vater ihm einen bunten Rock geschenkt hat. Daraus wird geschlossen, sein Vater habe ihm zustimmend gezeigt, Joseph wolle eigentlich eine Frau sein, deshalb habe er ihm einen Rock geschenkt – und auch noch einen bunten. Deshalb musste er nicht mit aufs Feld. Und weil er transsexuell sei, habe er die Frau des Potifars zurückgewiesen, weil er lieber mit einem Mann zusammen sein wollte, nämlich mit Potifar. Deshalb habe er sie zurückgewiesen.
Allerdings ist schwer zu erklären, warum Joseph, als er in Ägypten ankommt, eine Frau heiratet und sogar Kinder mit ihr bekommt. Das passt irgendwie nicht zur Behauptung. Und wenn man dann noch nachschaut, ob es zur Zeit des Alten Testaments überhaupt Hosen als Kleidermode für Männer gab, stellt sich heraus: Alle Männer trugen Röcke. Das mag uns heute seltsam vorkommen, aber die Kleidermode wurde damals nicht für alle Zeiten festgeschrieben. Röcke waren für Männer genauso verbreitet wie für Frauen, und bunt bedeutete lediglich wertvoll oder kostbar.
Das erklärt auch, warum Joseph der Lieblingssohn seines Vaters war und deshalb nicht aufs Feld gehen musste, um einen Sonderstatus zu erhalten. Das war zwar nicht sonderlich klug, denn dadurch wurden die anderen Brüder neidisch – die ganze Geschichte kennt man. Aber in der Bibel finden wir keinen transsexuellen Joseph.
Genauso verhält es sich mit anderen Bibelstellen, die herangezogen werden, um Transsexualität zu legitimieren. Kürzlich hörte ich einen Beitrag von Thorsten Dietz, einem der Hauptredner von „Wort aus“. Er argumentierte, weil im Neuen Testament der Kämmerer aus dem Morgenland, der ein Eunuch war, von Gott angenommen wird, sei auch Transsexualität von Gott gutgeheißen.
Das ist eine seltsame Argumentation. Denn in der Geschichte steht nichts über einen Geschlechterwechsel. Es wird auch nicht gesagt, ob seine Entmannung aus Gottes Sicht richtig war oder nicht. Er war ja schon entmannt, und das kann man nicht rückgängig machen. Gläubig werden kann jeder, egal welche sexuelle Orientierung er hat. Aber ob das richtig ist oder nicht, sagt der Text nicht. Von Transsexualität ist dort gar nicht die Rede. Selbst zum Eunuchen-Sein äußert sich der Text nicht moralisch.
Doch so argumentieren Leute, die sich als Christen ausgeben, sogar als Evangelikale. Dahinter steckt die Haltung: Wir wissen es besser als Gott. Woher kommt dieses Wissen? Nicht durch eingehende Exegese. In den vergangenen 1900 Jahren ist kein Theologe auf die Idee gekommen, dass Joseph transsexuell sei oder dass Eunuchen ein Vorbild für Transsexualität seien. Stattdessen werden Maßstäbe der Welt übernommen und versucht, sie für fromme Christen akzeptabel zu machen, indem biblische Geschichten so lange umgedeutet werden, bis sie scheinbar passen.
Dahinter steckt das Prinzip: Wir wollen sein wie Gott und selbst bestimmen, was richtig und falsch ist. Dabei merkt man kaum, wie schnell man zum Spielball des Teufels wird. Der Zeitgeist prägt uns stärker, als wir wahrnehmen. Auch die Ideen von Thorsten Dietz kommen nicht aus ihm selbst. Er lebt im Deutschland des 21. Jahrhunderts, und das beeinflusst ihn so stark, dass er meint, es müsse wahr sein. Also sucht er es in der Bibel.
Das kann selbst kluge Menschen täuschen, gerade weil sie sich viel auf ihre eigene Klugheit einbilden. Die Botschaft ist: Gott meint es böse mit dem, was bisher gesagt wurde. Deshalb sagt Thorsten Dietz, wir müssten uns bei Transsexuellen entschuldigen, weil wir sie in der Vergangenheit verurteilt haben, obwohl es aus Gottes Sicht richtig sei.
Ich habe mir den ganzen Beitrag angehört. Es wird keine einzige Bibelstelle genannt, die wirklich belegt, dass es von Gott kommt. Nun sollen wir Menschen, die in ihrer sexuellen Identität unsicher sind, nicht mobben, nicht fertig machen oder beschimpfen. Wir sollen sie für Jesus gewinnen. Aber wir können auch nicht einfach segnen, was Gott nicht segnet. Das ist keine Lösung.
Woher kommt das Problem? Nicht von der Transsexualität, sondern vom Herzen des Menschen. Der Mensch sagt: Ich stelle selbst Maßstäbe auf, und diese gelten. Die Grundlage dieser Maßstäbe ist heute vor allem mein Wohlergehen, mein Gefühl, meine Emotion. In der postmodernen Zeit, in der wir in Westeuropa und Nordamerika leben, gibt es keine neutrale Wahrheit mehr in gesellschaftlichen oder persönlichen Fragen. Vielleicht noch in der Naturwissenschaft – aber auch das wird von einigen infrage gestellt. Im privaten Leben gibt es nur noch Erzählungen.
Das heißt: Du hast diese Erzählung, ich habe diese Erzählung, und jeder sucht sich die aus, die am besten zu ihm passt. Das tun inzwischen auch Christen. Man kann sehr schnell feststellen, dass Gemeinden am stärksten wachsen, die dem Menschen mit seinen Interessen und Wünschen am meisten entgegenkommen. Entweder Gemeinden, die von vornherein eine Regenbogenfahne zeigen und sagen: „Bei uns sind alle willkommen, du kannst machen, was du willst, alles ist super.“
Oder ich war in einer Gemeinde in meiner Gegend und habe nach der Predigt mit einem Ältesten gesprochen. Er sagte: „Bei uns reden wir nicht mehr darüber, was falsch ist, auch nicht über Sünde, wir reden nur noch über das Positive.“ Glaubt ihr, dass diese Gemeinde wächst? Ja, klar wächst sie. Ich habe dort Leute kennengelernt, die aus Nachbargemeinden kommen und sagen: „Früher war ich immer deprimiert, wenn ich in die Gemeinden kam, weil ich dachte, ich bin nicht gut genug. Seitdem ich in dieser Gemeinde bin, weiß ich: Alles ist perfekt, Gott beschenkt mich jeden Tag, und ich bin genauso, wie ich vorher war.“
Dahinter steckt wieder das Prinzip: Gott ist dafür verantwortlich, dass er uns gute Gefühle gibt. Diese guten Gefühle sind dann der Maßstab dafür, was Gott sagen darf oder was aus Gottes Sicht richtig ist. Das sieht man auch, wenn man Videos anschaut oder mit Menschen über Transsexualität spricht. Es gibt keinerlei medizinische oder andere objektive Möglichkeiten, Transsexualität festzustellen. Das einzige, was zählt, ist das momentane Gefühl des Betreffenden.
Meistens sind diese Menschen gerade in der schweren Phase der Pubertät, in der sie selbst noch nicht genau wissen: Bin ich Männchen oder Weibchen? Wer bin ich? Was will ich? Dann greifen Aufklärer ein und verunsichern die Kinder noch mehr. Irgendwann kommen sie auf die Idee: Wahrscheinlich liegen meine Probleme daran, dass ich im falschen Geschlecht geboren bin.
Je mehr man darauf fokussiert, desto stärker scheint sich das zu bestätigen, weil man nur nach Indizien sucht, die die eigene innere Überzeugung stützen. Der einzige Maßstab ist nichts Äußeres. Es gibt kein Blutbild, keine Hirnphysiologie, die man untersuchen kann. Es zählt allein die Aussage des Betreffenden.
Wenn ein Kind mit zehn oder elf Jahren zu seinen Eltern kommt und sagt: „Papa, vielleicht bin ich im falschen Körper“, dann wird heute von guten Eltern verlangt, das Kind sofort zu unterstützen. Sie sollen sagen: „Das ist gar nicht schlimm, toll, dass du so mutig bist. Ich liebe dich genauso. Komm, wir gehen zur Therapie, die hilft dir.“ Wer das in Frage stellt, gilt als böse Mutter oder böser Vater.
Hier zeigt sich wieder dasselbe Prinzip: Es gibt keinen Maßstab mehr außerhalb von mir. Ob etwas richtig ist oder nicht, wird nicht mehr an der Bibel gemessen, sondern allein am eigenen Gefühl. Das ist nicht einmal mehr wie früher in der Naturwissenschaft, sondern rein subjektiv.
Immer mehr Gemeinden gehen dazu über, sogenanntes hörendes Gebet zu praktizieren. Man sucht nicht mehr, was die Bibel sagt, ob etwas richtig oder falsch ist, sondern betet und schweigt. Alles, was im Inneren hervorkommt, gilt dann als Wille Gottes.
Was kommt in den meisten Fällen vor? Das, was von Erziehung, Gesellschaft, eigenen Wünschen und Vorstellungen geprägt ist. Hast du gerade eine Schulung gehabt, wie schlimm Ehemänner sind, dann siehst du bei jeder zweiten Frau Eheprobleme. Wenn wir einfach schweigen, ist es ein Irrtum zu glauben, dass plötzlich die Stimme Gottes aus uns redet. Das finden wir nirgends in der Bibel.
Wenn wir schweigen, kommen alle möglichen Stimmen aus uns heraus, die uns manchmal genau ins Gegenteil dessen führen, was Gott will. Hier gilt wieder: Ich will mich nicht ärgern über das, was die Bibel sagt, denn dann müsste ich etwas verändern. Stattdessen will ich tun, was in mir steckt, denn in mir selbst redet Gott.
Diese Maßstäbe sind wichtiger als das, was in der Bibel steht. Dann wird manchmal argumentiert: „Das hat ja nicht Jesus gesagt, das hat nur Paulus gesagt.“ Paulus sei sowieso ein Spaßverderber und Frauenverächter, deshalb könne man seine Aussagen ignorieren.
Dann wird plötzlich alles, was Paulus gesagt hat, über Bord geworfen. Was einen nicht ärgert, wie das Abendmahl, bleibt noch drin, aber was stört, fliegt raus. Warum? Weil Paulus nicht sagt, was man gerne hören will.
Statt die eigene Überzeugung am Maßstab der Bibel zu verändern, versucht man die Bibel zu verändern oder beiseitezuschieben oder gar nicht mehr zu lesen. Diese Herausforderung trifft heute vor allem Christen.
Jemand, der nicht gläubig ist, dem ist meistens egal, was in der Bibel steht. Das merkt man schnell, wenn man in einer deutschen Großstadt mit wildfremden Menschen redet. Sie haben von Kindesbeinen an gelernt, dass die Bibel wenig vertrauenswürdig, altmodisch und unterdrückerisch ist. Deshalb brauchen sie sie nicht.
Menschen, die Gott nicht kennen, müssen wir meist in einem langen Prozess immer wieder mit kleinen Gedanken an die Bibel heranführen, damit sie sie überhaupt für relevant halten. Wenn ich meinem ungläubigen Nachbarn sage, dass in der Bibel steht, muss er mich oft nur anschauen und denkt, ich spinne. Dass ich überhaupt in eine Gemeinde gehe, ist für ihn schon schlimm genug. Dass ich dann noch meine, man müsse sich nach Aussagen dieses uralten Buchs richten, versteht er gar nicht.
Bei diesen Menschen kann ich höchstens punkten, wenn ich Bibelstellen nenne, die sie auch vertreten, zum Beispiel dass man Klimaschutz betreiben muss oder eine Quotenregelung für Frauen befürwortet. Dann sagen sie: „Das steht in der Bibel? Okay.“ Das ändert ihre Meinung nicht, aber zumindest ist die Bibel da nicht schlecht.
Sobald ich aber sage, dass etwas falsch ist und man etwas ändern müsste, höre ich schnell: „Aber ich fühle das doch so.“ Wenn Gott sagt, du sollst nicht eine Ehe mit einer Minderjährigen schließen – beispielsweise mit einem zwölfjährigen Mädchen –, dann war das früher gesellschaftlich eindeutig. Heute gibt es immer mehr Leute, die sagen: „Aber wenn sie verliebt sind, was kann man dagegen tun? Das ist eine Naturkraft, der man den Weg ebnen muss.“
Oder wenn du verheiratet bist und dich in deinen Kollegen verliebst, dann muss man das tun dürfen. Wenn du deinen Mann nicht mehr liebst, kann man dich nicht zur Ehe zwingen. Nein, du musst deinem Herzen folgen.
Vielleicht kennt ihr das: „Hör auf dein Herz.“ Biblisch ist das nicht, denn wir wissen: Was ist in deinem Herzen? Lüge und Sünde. Unser Herz ist nicht von vornherein das Reden Gottes, auch nicht bei uns Christen. Es gibt immer Versuchungen.
Wir haben mit Anfechtungen zu kämpfen, weil der Teufel versucht, uns durch Gefühle, Emotionen und Gedanken vom Willen Gottes wegzuziehen. Er weiß, wo unsere Schwachpunkte sind, und legt uns genau das in den Sinn, was wir gerne hören wollen.
Es kann sein, dass du am Ende sagst: „Ich fühle mich hier unterdrückt, ich bin unglücklich.“ Das sagt aber nichts darüber aus, ob das, was du tun willst, aus Gottes Sicht richtig ist oder nicht. Du stellst deine eigenen Maßstäbe und Gefühle über Gottes Aussagen.
Wir dürfen Menschen nicht nur biblische Wahrheiten vor Augen halten, sondern müssen ihnen auch helfen, diese umzusetzen. Manchmal müssen wir sie regelrecht an die Hand nehmen und monatelang begleiten, damit sie den schweren Weg zurücklegen können.
Nur die Wahrheit gesagt zu haben, reicht nicht. Unser Ziel ist es, Menschen dahin zu bringen und zu unterstützen, dass sie die Wahrheit auch im Leben umsetzen können. Dann werden wir erleben, dass viele Menschen, deren Leben gescheitert ist, wieder eine Perspektive finden und vieles heil wird.
Ich war vor zwei Jahren in einer Gemeinde in Hessen. Dort traf ich ein Paar. Wir waren noch nicht allzu lange gläubig, etwa eineinhalb Jahre. Ich fragte sie nach ihrer Geschichte. Sie erzählten mir, dass sie vorher völlig weltlich lebten und mit dem Glauben nichts zu tun hatten. Trotzdem wussten sie, dass sie vieles falsch gemacht hatten.
Die Frau hatte einen Freund und Kinder. Dieser Freund war fortgegangen, und sie stand allein da. Der jetzige Freund hatte ebenfalls eine Freundin und Kinder, war aber auch allein. Dann kamen sie zusammen, bekamen weitere Kinder, waren jedoch nicht verheiratet. Beide waren spielsüchtig, hatten enorme Schulden und stritten sich ständig.
Später lernten sie einen Arbeitskollegen kennen, der gläubig war. Sie erkannten, dass das die Wahrheit ist. Glaubt ihr, dass sie am nächsten Sonntag glücklich und anständig in der Gemeinde sitzen würden? Natürlich nicht. Was man jahrelang eingeübt hat, hinterlässt Spuren.
Die Gemeinde erzählte mir, dass durch dieses Paar plötzlich eine Erneuerung in der ganzen Gemeinde stattfand. Die Menschen merkten, dass hier jemand konsequent etwas verändern wollte. Nicht nur theoretisch darüber sprach, sondern es auch umsetzte.
Eine der ersten Veränderungen war, dass sie heirateten. Danach entwickelten sie mit den Ältesten einen Rückzahlungsplan für ihre Schulden. Nach und nach begannen sie, die gescheiterten Bereiche ihres Lebens aufzunehmen und zu verändern.
Das ist genau das, was Gott möchte: dass wir von alten Wegen abkommen und nicht nur tun, was wir für richtig halten. Hat irgendeine Frau gezwungen, mit einem Freund Kinder zu bekommen oder mit ihm zusammenzuleben? Nein, niemand hat sie gezwungen. Sie hat alles freiwillig getan und meinte, es sei gut und richtig. Trotzdem haben sie ihr Leben völlig zerstört.
So geht es vielen Menschen. Selbst manche eurer Nachbarn haben nach außen vielleicht eine heile Beziehung. Doch man muss immer unterscheiden zwischen dem, was nach außen gezeigt wird, und der Realität dahinter.
In den meisten Nachbarhäusern gibt es ebenfalls kaputte Familien. Dort hassen sich die Menschen, gehen sich aus dem Weg, reden nicht mehr miteinander, werfen sich gegenseitig Vorwürfe an den Kopf oder begehen Ehebruch. Wenn du davon ausgehst, liegst du wahrscheinlich eher richtig.
Der Eindruck, dass alle nur liebenswerte Menschen sind, entsteht, weil sie dir so begegnen. Sie wissen, dass ein guter Eindruck gesellschaftlich oder gerade bei dir anerkannt ist. Deshalb wollen sie gut rüberkommen.
Als Seelsorger erlebe ich das immer wieder. Selbst in der Gemeinde treffe ich Menschen, die nach außen behaupten, bei ihnen sei alles in Ordnung. Doch wenn ich sie näher kennenlerne, merke ich: Das ist gar nicht in Ordnung. Dann muss sich etwas verändern.
Dieses „Ich will selbst Gott sein, ich will selbst bestimmen, was gut und böse ist“ gilt nicht nur für Nichtchristen, sondern auch für uns Christen. Deshalb sagt Jesus im Vaterunser: „Dein Wille geschehe, im Himmel wie auf Erden!“
Wir sollten uns das als Christen immer wieder in Erinnerung rufen: „Gott, dein Wille geschehe im Himmel und auf Erden!“ Der postmoderne Mensch hingegen sagt: „Mein Wille geschehe im Himmel wie auf Erden.“ Am liebsten möchte er, dass sich Politik, Wirtschaft und sogar der Ehepartner nach seinem eigenen Willen richten.
Das ist genau das Gegenteil von dem, was wir in der Bibel finden. Als Johannes der Täufer Jesus begegnet, sagt er am Ende, wenn er über Jesus spricht: „Ich muss abnehmen, er aber muss zunehmen“ (Johannes 3). Das zeigt Demut und wahre Gotteserkenntnis.
Johannes sagt nicht: „Ich bin der Messias, ich bin wichtig, ich habe den Messias getauft.“ Nein, er erkennt seine Rolle richtig ein: Er muss abnehmen, Jesus muss zunehmen. Diese Perspektive brauchen wir. Für Menschen ohne Gott ist das oft schwer oder sogar unmöglich, weil sie dann etwas als falsch anerkennen müssten.
Warum tun wir das? Weil wir dem vertrauen, der diese Ordnung aufgestellt hat, nämlich Gott. Wir müssen uns immer wieder daran erinnern, dass Gott es nicht schlecht meint, auch wenn wir nicht immer verstehen, wofür eine Sache gut ist oder wohin sie führt.
Auch manche Menschen in der Bibel haben das nicht immer erkannt. Hat jemand Stephanus gefragt, ob er Lust habe, gesteinigt zu werden? Sicher nicht. Wahrscheinlich hätte er gesagt: „Ich warte noch ein bisschen, um länger predigen zu können.“
Doch so war es nicht. Er war bereit, seinen Auftrag zu erfüllen und zu predigen. Wenn man ihn töten würde, dann wäre das eben so. In der Vergangenheit haben Christen oft gesagt: Ich handle nicht nur nach meinem momentanen Vorteil oder danach, was sich gut anfühlt, sondern nach dem, was ich von Gott weiß, auch wenn ich Nachteile habe.
Wenn wir uns die Zeit anschauen, erkennen wir, dass viel mehr als irgendwelche bekannten Namen, große Organisationen oder Staaten das Problem des Menschen ist. Wenn wir die Regierung wechseln, wird sich gar nichts verändern, denn das Herz der Menschen ist noch genauso von Gott entfernt und noch genauso selbstsüchtig auf sich ausgerichtet. Daran wird kein Regierungswechsel etwas ändern, wie manche Leute hoffen, auch kein neues Wirtschaftssystem oder Ähnliches.
Die Bibel lässt daran keinen Zweifel: Das Herz des Menschen ist das Entscheidende. Selbst wenn in der Regierung plötzlich alle gläubig würden, könnten sie keine gläubigen Gesetze umsetzen. Sie würden sofort rausfliegen, es gäbe Massendemonstrationen, und spätestens bei der nächsten Wahl würden sie nicht wiedergewählt. Deshalb entscheiden Politiker nicht, was sie für richtig halten, sondern womit sie wahrscheinlich am ehesten gewählt werden können.
Deshalb wundert es uns auch gar nicht, dass manche Politiker in einem Jahr das sagen und fünf Jahre später genau das Gegenteil. Das sollte uns nicht überraschen. Das liegt nicht daran, dass sie wankelmütig sind, sondern daran, dass ein Politiker so gut wie nie eine feste Überzeugung vertritt, sondern das, was sich umsetzen lässt und womit er viele Wählerstimmen bekommt.
Wenn sich die Gesellschaft verändert, dann wird es heute keinen Politiker geben, der seinen Wahlkampf damit bestreitet: „Ich bin gegen eine geringere Förderung für Transgender.“ Das wird keiner tun, weil er weiß, dass er damit keine Stimmen bekommt. Das Ziel eines Politikers ist, gewählt zu werden, in Amt und Würden zu bleiben, gut finanziert zu werden, Ansehen zu bekommen, Interviews zu erhalten und ein wichtiger Name zu sein.
Manchen Theologen geht es genauso. Einige fühlen sich stärker verpflichtet, Anerkennung und Jubel der Gesellschaft zu erhalten, als dem, was wirklich richtig ist. So habe ich zum Beispiel bei meinem neuen Band „Helden des Glaubens“ ein paar theologische Zeitschriften angefragt, ob sie eine Rezension bringen würden.
Die Kirchenzeitung von Westfalen, also der evangelischen Kirche, antwortete mir, dass sie so ein frauenfeindliches Buch nicht rezensieren könnten. Woran sie das festmachte? Allein am Titel, weil es „Heldinnen des Glaubens“ heißen müsste. Ich habe ihr zurückgeschrieben, dass ich es erstaunlich finde, dass man jetzt nur Bücher rezensiert, die politisch korrekt sind – egal, was drinsteht –, nur wenn der Titel passt oder nicht passt.
Darauf kam keine weitere Antwort, was ich auch nicht erwartet hatte, aber ich finde das bemerkenswert. Das heißt, man muss damit rechnen, Widerstand zu bekommen, wenn man sich nicht dem Mainstream anpasst. Auch wenn man gar nichts Böses sagt. Habe ich etwas Böses über Frauen gesagt? Nein, in meinem Band porträtiere ich sogar Frauen, es kommen Frauen vor. Aber das scheint keine Rolle zu spielen. Es heißt einfach „Helden“, und das geht nicht, man muss „Heldinnen“ sagen.
So etwas werdet ihr immer wieder erleben. Dann müsst ihr entscheiden: Steht das zu Gottes Überzeugung oder nicht? Versucht nicht, es so umzubiegen, dass es zum gesellschaftlichen Mainstream passt. Sonst verlieren wir am Ende unsere Glaubwürdigkeit und auch unser ideologiekritisches Potenzial als Christen.
Denn in den meisten Fällen bestätigt die Bibel nicht das, was in der ungläubigen Welt präsent war. Sonst hätte man die Bibel ja gar nicht gebraucht. Die Bibel deckt vielmehr auf, was in den Gesellschaften falsch gelaufen ist.
Manche argumentieren zum Beispiel, dass der Dienst der Frau in der Gemeinde Paulus nur gesagt habe, weil im Römischen Reich Frauen so etwas nicht durften. So wird gerne argumentiert. Doch aktuelle Doktorarbeiten zeigen, dass in den meisten griechischen Tempeln etwa ein Viertel bis ein Drittel des Personals weiblich war. Das liegt daran, dass es weibliche Götter gab, die verehrt wurden.
Westalien zum Beispiel war eine Reihe von Frauenorden, die nur aus Priesterinnen bestanden. Es gab auch andere Frauen, die Opfer brachten und Gottesdienste feierten. Hier müssen wir sagen: Was in der Bibel steht, ist nicht, dass man das Heidnische übernommen hat. Das lesen wir nirgends in der Bibel.
Vielmehr profilierte sich Paulus gegen den heidnischen Trend der griechischen Gesellschaft und sagte: „Bei uns nicht!“ Heute versucht man das genau umzudrehen. Obwohl es keine Bibelstelle gibt, die sagt: „Ihr müsst euch anpassen, weil die Welt so ist und sonst nerven die, also machen wir es auch so.“ Eigentlich will Gott das anders, aber eine solche Stelle finden wir nicht.
So versuchen Theologen uns ein ruhiges Gewissen zu geben, damit wir das machen können, was auch alle Heiden tun – und das mit gutem Gewissen, weil es scheinbar biblisch abgesegnet ist. Aber wenn ihr genau hinschaut und jedes Mal nur in der Bibel lest und dann auch mal danach sucht, wie es mit Priesterinnen in Griechenland oder im Römischen Reich war, werdet ihr merken, dass manche dieser Aussagen, die herangezogen werden, so gar nicht stimmen.
Der Gedanke dahinter ist nicht, dass wir unbedingt Frauen als Pfarrerinnen brauchen. Der Gedanke ist: Gott ist ungerecht, weil er Frauen aus dem Pfarramt ausschließt. Aber weil wir nicht so sexistisch sind wie Gott, lassen wir sie zu. Das ist der Gedanke dahinter.
Hier müsste eigentlich jedem Christen das Wort im Mund stecken bleiben. Man müsste sagen: Was sage ich da? Wie bilde ich mir ein, dass wir heute, inspiriert von einer heidnischen Kultur, klüger sind als das, was Gott einem Paulus, einem Petrus und anderen inspiriert hat? So funktioniert das nicht.
In der Bibel gibt es auch verschiedene Leute, die so etwas versucht haben. Ein Beispiel möchte ich euch vorlesen, das viele kennen, das wir aber unter dieser Perspektive betrachten können: die Geschichte von Zachäus. Zachäus war auch so ein moderner Mensch.
Über sein Leben vor seiner Begegnung mit Jesus lesen wir nur wenig. Wir müssen versuchen, uns hineinzuversetzen. Wie kam das? Das lesen wir in Lukas 19, ab Vers 1:
„Und er kam nach Jericho hinein und zog hindurch. Und siehe, es war da ein Mann, genannt Zachäus, ein Oberzöllner, und dieser war reich. Und er wollte gerne Jesus sehen, wer er sei, und konnte es nicht wegen der großen Volksmenge, denn er war von kleiner Gestalt. Da lief er hinaus und stieg auf einen Maulbeerbaum, um ihn zu sehen, denn dort sollte er vorbeikommen. Als Jesus an den Ort kam, blickte er hinauf und sah ihn und sprach zu ihm: ‚Zachäus, steige schnell herab, denn heute muss ich in dein Haus einkehren.‘ Und er stieg schnell herab und nahm ihn bei sich auf mit Freunden. Als sie es aber sahen, murrten alle und sprachen: ‚Er ist ein sündiger Mann, er ist bei einem sündigen Mann eingekehrt, um Herberge bei ihm zu nehmen.‘ Zachäus aber trat hin und sprach zu dem Herrn: ‚Siehe, Herr, die Hälfte meiner Güter gebe ich den Armen, und wenn ich jemanden betrogen habe, so gebe ich es ihm vierfältig zurück.‘ Und Jesus sprach zu ihm: ‚Heute ist diesem Haus Heil widerfahren, weil auch er ein Sohn Abrahams ist. Denn der Sohn des Menschen ist gekommen, um zu suchen und zu retten, was verloren ist.‘“
Ein Beispiel von einem Menschen, der Jesus begegnet ist. Wenn wir uns das Leben des Zachäus anschauen, was er vorher getan hat, müssen wir sagen: Nach damaliger und heutiger Auffassung war er ein Erfolgsmensch, der tat, was ihm gut erschien.
Er wusste ganz genau, dass es falsch war, mit den Römern zu kollaborieren, seine eigenen Landsleute auszubeuten und sie zu betrügen, indem er mehr Zoll nahm, als eigentlich erlaubt war. Er war nicht dumm, er wusste das. Aber es war ihm egal, denn sein höchstes Ziel war: „Mir muss es gut gehen. Ich will reich sein.“
„Ich will Feste feiern, ich will ein großes Haus haben, ich will Party machen.“ Dieses Ziel war ihm so wichtig, dass die Gebote Gottes wie „Du sollst den anderen nicht betrügen und belügen“ keine Rolle spielten. Dass ihm das klar wurde, merken wir erst, nachdem er gläubig wird. Jesus musste ihn gar nicht lange auffordern: „Denk doch mal an die, die du betrogen hast.“ Das war ihm sofort klar.
Der Heilige Geist öffnete ihm sofort das richtige Verständnis dafür, wie wir vor Gott handeln sollen. Vorher richtete er sich nicht danach. Es war ihm egal, ob die Frommen ihn verachteten oder nicht. Zöllner wurden verachtet, manchmal aus der Synagoge oder dem Tempel ausgeschlossen, wenn man konnte. Sie standen am Rand und wurden spöttisch oder verachtend angesehen, wie im Gleichnis vom Pharisäer und Zöllner.
Zachäus entschied sich für ein Leben nach seinen eigenen Maßstäben, nach dem, was er als gelingendes Leben betrachtete: Erfolg, Wohlstand und Anerkennung der Römer und der Reichen in Jericho. Er war scheinbar recht erfolgreich, denn wir lesen, dass er viel Reichtum besaß. Trotzdem blieb er innerlich leer.
Er merkte, dass er zwar immer das getan hatte, was er sich wünschte und was nach seinen Vorstellungen gut war, aber dass ihm etwas Entscheidendes fehlte. Sobald er Jesus begegnete, wurde ihm klar, dass all das, was vorher sein Leben bestimmte, was ihn ausmachte und wo er seine Zeit und Energie investierte, nicht mehr wichtig war.
Es spielte keine Rolle mehr, die Hälfte seines Reichtums wegzugeben und nicht nur genau zurückzuzahlen, was er betrogen hatte, sondern sogar vierfach. Er muss wohl einiges an Geld gehabt haben und war bereit, das freiwillig zu tun.
Denn er erkannte: Das Wesentliche ist nicht, das zu tun, was ich für gut und richtig halte – das hatte er Jahre oder Jahrzehnte getan –, sondern das Wichtigste ist der Kontakt zu Gott, zu wissen, was Gott als richtig und falsch ansieht, und danach zu leben. Auch wenn das zunächst ein Nachteil zu sein scheint.
Denn den Reichtum wegzugeben war offensichtlich ein Nachteil. Vielleicht musste er sogar seine Villa verkaufen. Er konnte nicht mehr so großzügig leben wie vorher. Wenn er ehrlich war, wurde sein Einkommen reduziert, und er konnte nicht mehr so viel Geld einnehmen wie zuvor.
Doch er war bereit, das zu tun, weil er seinen eigenen Willen unter den Willen Gottes stellte. Dafür brauchte es keine lange Argumentation. In seiner Begegnung mit Jesus erkannte er, dass Jesus Autorität, Weisheit, Liebe und Wahrheit hat – Dinge, die er selbst nicht hatte und vergeblich gesucht hatte.
Solche Menschen begegnen uns in der Bibel immer wieder: Menschen, die zunächst ihr Leben nach eigenen Konzepten führen wollen und dann, wenn sie Jesus begegnen, alles über Bord werfen.
Dabei sollen wir Menschen helfen. Das können wir nicht, wenn wir uns einfach dem Zeitgeist anpassen. Wenn wir unserem Nachbarn oder Freunden nur sagen: „Ist schon alles gut, was du machst, du kannst auch so Christ sein“, versteht er irgendwann gar nicht mehr, was wir aus der Bibel noch ernst nehmen oder nicht. Er fragt sich dann zu Recht, warum er uns überhaupt vertrauen soll, weil die Bibel oft etwas ganz anderes sagt, als wir ihm gerade erzählen.
Wir müssen auch zu unangenehmen Dingen stehen. Natürlich müssen wir bei manchen feststellen, dass die Leute eine falsche Vorstellung haben. Wenn jemand denkt, ein Christ könne sich nicht freuen, dann ist das definitiv falsch. Es kommt nur darauf an, woran man sich freut.
Wenn ihr einmal Christ seid, hoffe ich, dass ihr gar nicht mehr versteht, wie euer Nachbar sich freuen kann, wenn er sich am Abend zusäuft. Ich kann das nicht verstehen. Wie kann man so blöd sein, sich so zu betrinken, dass man nicht mehr weiß, was man sagt? Die anderen wissen das auch nicht, und danach feiert man, das war ein gutes Wochenende.
Ich verstehe auch nicht, dass manche Leute sich ein Prunkauto kaufen, obwohl sie nur fünf Kilometer zur Arbeit fahren müssen und das Auto eigentlich nicht brauchen. Sie könnten mit dem Fahrrad fahren oder mit einem Skoda, der aber natürlich nicht so viel her macht.
Ich frage mich: Was hast du davon, so ein supertollen Wagen zu fahren? Was sagt das über deine Person aus? Ich hoffe, dass es euch allen so geht, dass ihr, wenn ihr gläubig werdet, nicht den Eindruck habt, jetzt müsse ich besonders viel verzichten. Und weil ich viel verzichtet habe, werde ich im Himmel dafür belohnt.
Vielmehr sollt ihr sehen, dass Gott euch vor Irrtümern bewahrt, vor Dingen, die euch nicht glücklich machen können – egal wie viel ihr davon bekommt. Das ist es, was Jesus eigentlich will.
Dann fällt es uns auch gar nicht mehr schwer, auf bestimmte Dinge zu verzichten, weil wir merken: Eigentlich brauche ich das gar nicht. In meinem Leben kommt es auf ganz andere Dinge an.
Und genau das war bei Zachäus der Fall.
Ich möchte euch gerne noch eine andere Stelle vorlesen, die Paulus direkt auf das Ende der Zeit bezieht, und zwar in 2. Timotheus 3. Das ist wahrscheinlich eine Stelle, die manchen auch in Erinnerung kommt, wenn es darum geht, wie die Menschen am Ende der Zeiten sein werden.
Solche Aussagen finden wir nicht nur dort, sondern auch im Zweiten Petrusbrief, im Judasbrief oder im Titusbrief. Ich nehme hier aber die Stelle aus 2. Timotheus Kapitel 3: „Dies aber sollst du wissen, dass in den letzten Tagen schlimme Zeiten eintreten werden. Denn die Menschen werden sich selbst lieben, geldgierig sein, prahlerisch, überheblich, lästerlich, den Eltern ungehorsam, undankbar, unheilig.“
Jetzt geht das Ganze noch weiter, aber wenn wir schon einmal die ersten Aussagen betrachten und versuchen zu beleuchten, was dahintersteckt, dann steckt genau das dahinter: „Ich weiß am besten, was für mein Leben gut ist.“ Die Maßstäbe Gottes werden als schlecht angesehen. „Ich muss für mich sorgen, und wenn ich das getan habe, bin ich stolz darauf. Ich bin stolz, dass ich so ein toller Kerl bin, wie viel ich kaufen kann, welchen Job ich habe, was ich geleistet habe.“ Darauf sind diese Menschen stolz.
Das wird hier in mehreren Variationen gesagt: Diese Menschen sind stolz, hochmütig und eingebildet. Wen lieben sie? Sich selbst. Was sagt die Bibel? Gott will, dass wir ihn lieben und den Nächsten lieben. Aber hier leben sie sich selbst.
Das kommt heute an vielen Stellen zum Ausdruck. Ich habe gerade einen Artikel gelesen, glaube, in der letzten Woche in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, die ja eher als konservativ gilt – zumindest habe ich das bisher so eingeschätzt. Dort wurde eine Buchautorin interviewt, die ein neues Buch herausgegeben hat. Im Verlauf des Interviews kam heraus, dass sie bereits drei Ehen hinter sich hat, die alle gescheitert sind. Das sollte man auch im Hinterkopf behalten.
Jetzt sagt sie, dass die Idee einer romantischen, lebenslangen Ehe vollkommen falsch sei. Man mache es den Menschen schlecht, wenn man das fordere. Wir müssten uns auf Polyamorie einstellen. Falls ihr das Wort noch nicht kennt: Es bedeutet, dass man Menschen nur für bestimmte Tage, Zeiten und Dinge liebt, die man mit ihnen machen will.
Also am Montag finde ich jemanden toll, mit dem ich Volleyball spielen kann. Mit dem gehe ich zusammen, danach essen und auch ins Bett. Am Dienstag habe ich jemanden, der so romantisch ist und mir Liebesgedichte schreibt. Dann bin ich mit dem zusammen. Am Mittwoch gibt es jemanden, mit dem ich gut ins Kino gehen kann.
Sie schreibt auch, dass wir so viel Liebe haben, dass diese in einer einzigen Beziehung gar nicht zum Tragen kommen kann. Schon als ich das gelesen habe, dachte ich: Liebe Frau Professorin, das ist doch alles total unlogisch. Das ist doch nicht viel Liebe, sondern viel Egoismus. Ich will nicht bereit sein, auf irgendetwas zu verzichten. Nur dort, wo du mir gute Gefühle gibst, bin ich bereit, Zeit mit dir zu verbringen. Wenn keine guten Gefühle mehr da sind, ist Schluss.
Denn wer würde jetzt noch freiwillig den besuchen, der zu Hause ist, keinen Sport mehr macht, wenig Geld hat und vielleicht ein bisschen senil ist? Wer hat denn große Freude daran, diesen einmal in der Woche zu besuchen? Dann wird der Staat oder die Kirche zuständig sein, die sich darum kümmern müssen.
Oder wenn ich mich mit einem Arbeitskollegen zerstritten habe, ist es auch vorbei. Jetzt habe ich keine guten Gefühle mehr. Aber genau das feiert sie – und das in einer konservativen deutschen Zeitung. Da meint sie ganz deutlich, man müsste die Ehe abschaffen, weil sie nicht mehr zeitgemäß sei und den Menschen nicht entgegenkomme.
Der Mensch solle ganz frei entscheiden und dürfe gesellschaftlich nicht gezwungen werden, mit jemandem zusammenzuleben. Sie sagt auch, vielleicht möchte ich mit diesem Menschen einfach ein Kind haben, aber nicht mehr. Nur das Kind haben und dann Tschüss.
Oder mit dem möchte ich in den Urlaub fahren und dann nur Urlaub machen und danach Tschüss. Das war es. Natürlich sind das alles nur Beziehungen auf äußerster Oberfläche, die nur so lange funktionieren, wie der andere mir gute Gefühle gibt. Ständig steht man unter dem Druck: Wenn das nicht gut läuft, ist Schluss.
Das wird dem Menschen gar nicht gerecht. Die Bibel sagt: „In guten und in bösen Tagen.“ Nein, in bösen Tagen ist keiner mehr da. Oder selbst dann, wenn du wirklich so bist, wie du bist und nicht nur ein schönes Gesicht aufsetzt, ist es gleich vorbei und Krise.
Da merken wir: Gottes Bild ist ganz anders. Gottes Bild besteht aus guten und bösen Tagen, aus Tiefen und Höhen. Ich glaube, das ist die viel bessere und erfüllendere Variante als die, die Menschen seit Jahrzehnten probieren, nämlich: „Ich bin frei und entscheide selbst.“
Früher haben manchmal die Eltern noch Ratschläge für Ehepaare gegeben. Das ist heute schon ein bisschen aus der Mode gekommen. Aber auch heute in Deutschland können eigentlich alle frei entscheiden, wenn sie heiraten. Die Ehescheidungsrate war nie so hoch wie heute.
Jetzt stellt sich die Frage: Irgendetwas scheint mit der Vorstellung „Ich weiß am besten, wer zu mir passt“ nicht zu stimmen. Irgendetwas ist offensichtlich ziemlich falsch. Oder meine Vorstellung von Ehe ist falsch.
Eine interessante Umfrage der Partnervermittlungsorganisation Parship zeigte, dass die meisten jungen Deutschen unter 25 sich nach einer dauerhaften, treuen Liebesbeziehung sehnen. Sie können diese aber nicht einlösen, weil sie immer im Zweifel sind, ob nicht irgendwo noch ein idealerer Partner zu finden ist.
Man lernt also jemanden kennen, zum Beispiel auf einer sozialen Netzwerkseite. Alles scheint toll: die richtige Musik, gemeinsame Interessen und so weiter. Aber wenn man die Person kennenlernt, merkt man, dass sie nicht ganz perfekt ist. Dann wächst der Zweifel: Vielleicht gibt es jemanden, der alle Eigenschaften hat, aber diese nicht. Also sucht man weiter.
Das geht nach einem Misserfolg zum nächsten, und irgendwann landet man bei Polyamorie, wie diese Frau Professorin nach drei längerjährigen Partnerschaften. Aber glücklich wird man dadurch auch nicht. Nach den Maßstäben Gottes passt das nicht. Und Familie kann man so auch nicht führen.
Wenn man gar nicht genau weiß, ob der Partner die Zeit der Kinder durchsteht, ob er bei dir bleibt, wenn es mal nervig wird, oder ob er dann abhauen wird.
Aber genau das wird heute in der Gesellschaft vertreten: „Ich will, dass meine Gefühle zählen. Was ich denke und fühle, muss durchgesetzt werden.“ Deshalb sind die biblischen Maßstäbe falsch. „Du kannst mich nicht zwingen“, hört man selbst bei Christen immer häufiger. „Gott kann mich auch nicht zwingen. Gott will doch das Gute für mich. Und was das Gute ist, bestimme ich anhand meines Gefühls.“
Genauso ist es auch mit der Suche nach Gott. Viele Menschen treten in großer Zahl aus der Kirche aus, weil sie der Kirche nichts mehr abgewinnen können. Dieser Verfall der Kirche beschleunigt sich sogar immer noch.
Ich habe vor Jahren gedacht, das könne gar nicht passieren, doch es beschleunigt sich wahnsinnig. Allein im letzten Jahr sind 600 Menschen aus der katholischen Kirche und 500 aus der evangelischen Kirche ausgetreten. Das sind mehr als alle evangelikalen Christen in Deutschland zusammen.
Viele sagen: „Die Kirche hat mir nichts mehr zu sagen.“ Auch diejenigen, die noch dabei sind, besuchen den Gottesdienst immer seltener. In den letzten zehn Jahren hat sich der Gottesdienstbesuch gedrittelt. Vor zehn Jahren gingen noch dreimal so viele Leute in der evangelischen und katholischen Kirche zum Gottesdienst wie heute.
Heute sind es in beiden Kirchen jeden Sonntag noch etwa 800.000 von 20 Millionen Mitgliedern. Wir erleben also einen riesigen Verfall, der sich mit dem Sterben der älteren Generation noch beschleunigen wird. Die Jüngeren haben noch weniger Interesse daran, in der Kirche zu bleiben. Die Älteren sind noch aus Tradition dabei.
Was diesem Trend am meisten entgegensteht, ist nicht die Ablehnung Gottes, sondern die Art der Spiritualität. Sich irgendwo einfügen und einbegeben wird als schlecht angesehen.
Das, was in Deutschland boomt, sind esoterische Veranstaltungen. Man rechnet damit, dass 20 Prozent der Bevölkerung regelmäßig solche Veranstaltungen besuchen. Das sind Millionen Menschen, viel mehr als Gottesdienste besuchen.
Sie gehen regelmäßig zu Yoga-Seminaren, zu Hexen, Schamanen, Zauberern oder Life-Coaches, die esoterische Ideen vermitteln. Das sind viele Millionen. Ich habe mir mehrere solcher Angebote im Internet angeschaut, die sich gut bezahlen lassen.
Was bei allen gleich ist: „Höre in dich hinein, erkenne, wer du bist, denn du hast die Antwort.“ Es wird nicht gesagt: Du musst dein Leben verändern oder da ist etwas, das du tun sollst. Das lieben die Menschen.
Sie sind, wie man heute sagt, spirituell. Sie wollen etwas wie Gott und Glaube, weil das in sie hineingelegt ist. Es gibt mehr als nur das, was ich sehe. Aber nicht das Christliche.
Nein, das legt mich zu sehr fest. Da sagt mir jemand anderes, was ich denken und tun soll. Ich will das selbst bestimmen.
Deshalb ist die Religiosität oder Spiritualität unserer Tage eine selbstbestimmte Spiritualität. Ich bestimme, was richtig und falsch ist, ich bestimme, was Gott zu sagen hat. Und da bestätigt er – wen wundert es – genau das, was ich mir schon immer gewünscht habe.
Manche Christen tun das auch, besonders evangelikale Gemeinden, die das intensiv tun, wachsen häufig am stärksten. Manche kennen das vielleicht im Zusammenhang mit dem Wohlstandsrevangelium.
In Südamerika oder Afrika wachsen diese Gemeinden am intensivsten. Denn bei einer armen Bevölkerung verspricht man: „Wenn du Christ wirst, wirst du nicht mehr krank und wirst immer reicher.“ Oder: „Jesus vergibt dir deine Sünden, aber wahrscheinlich bleibst du so. Sei froh, im Himmel wirst du getröstet.“ Etwas verkürzt.
Was glaubt ihr, wo sich die meisten Leute anschließen? Die Zahlen sagen es ganz eindeutig: Die Gemeinden, die die größten Versprechungen an finanziellen Wohlstand oder körperliche Gesundheit haben, wachsen am stärksten.
Warum? Nicht weil Gott das gesagt hat, sondern weil es das ist, was die meisten Menschen sich am meisten wünschen: „Wer soll bestimmen, was richtig und falsch ist? Ich.“
Ich will gesund sein, ihr wahrscheinlich auch. Ich hätte auch nichts dagegen, reich zu sein. Aber am Ende ist die entscheidende Frage: Will Gott das? Und nicht: Will ich das?
Sonst kommen wir am Ende zu einem genauso selbstsüchtigen Leben, wie es hier für die letzte Generation beschrieben wird, nur mit einer kleinen christlichen Einkleidung. Und das ist natürlich viel zu wenig.
Ich lese noch ein Stück weiter: „Er soll mit… wie ist das denn hier… da, wo war ich? Ach ja: Verräter, leichtsinnig, aufgeblasen, sie lieben das Vergnügen mehr als Gott. Sie lieben das Vergnügen mehr als Gott.“
Da liegt es nicht an irgendeinem Regierungschef, sondern es liegt im Menschen selbst. Was willst du am liebsten? Dass es mir gut geht, dass ich mich gut fühle. Das muss Gott auch gewährleisten. Die Religion oder Kirche ist am besten, die das tut.
Obwohl Gott eben nicht nach den Maßstäben geht, ob ich mich immer wohlfühle. Sie haben den äußeren Schein von Gottesfurcht, aber deren Kraft verleugnen sie. Von solchen wende dich ab.
Dann wird noch weiter erklärt, dass es auch Leute gibt, die sich für besonders klug halten. Das merken wir ja in jedem Fall: klüger als Gott und klüger als die Theologen der Vergangenheit.
In christlichen Gemeinden werden diese dann genauso kritisiert: „Was hat denn Luther gesagt?“ oder „Was hat August Hermann Francke gesagt?“ „Das können wir doch vergessen, die waren ja nicht so gebildet wie wir heute.“
Wenn ich mir diese Kriterien durchlese, kann ich jedes einzelne betrachten und feststellen, dass sie typische Beschreibungen der heutigen Generation sind – in außerordentlicher Weise, viel mehr als noch vor 20 oder 30 Jahren.
Der Kern der ganzen Angelegenheit ist: Ich will keine Autorität über mir akzeptieren. Ich will nicht auf andere Menschen achten, weder auf Gott noch auf andere Menschen. Es geht nur um mich.
Ich bin stolz, eingebildet, aufgeblasen, suche das Vergnügen. Wenn Gott mir Vergnügen anbietet, super. Wenn nicht, dann wechsle ich, gehe woanders hin.
Ich glaube, hier liegt eine der größten Herausforderungen, mit der wir auch kämpfen sollten – mit den Menschen, mit denen wir zu tun haben, und bei uns selbst.
Denn schnell geraten wir selbst in denselben Strudel, dass wir Gott nur danach beurteilen, wo er uns das gibt, was wir uns wünschen und erhoffen.
Wir müssen feststellen: In der Bibel war es oft so, dass Leute nicht den Weg bekamen, den sie sich wünschten.
Als Jesus sich bei Petrus verabschiedete, sagte er sogar: „Wenn du alt wirst, wirst du dahin gehen, wo du nicht hin wolltest. Man wird dich dahin führen.“
Und ich sage auch: Bei Stephanus wurde nicht vorher gefragt, ob er gesteinigt werden will.
Jesus selbst, als er im Garten betete, sagte: „Wenn es möglich ist, lass den Kelch an mir vorübergehen. Aber nicht mein Wille, sondern dein Wille geschehe.“
Das ist die Herausforderung, vor der wir stehen. Immer wieder nicht zu fragen: Wo sind die angenehmen Dinge, die am meisten geachtet werden und gute Gefühle bringen, sondern: Wo sind die Forderungen, die Gott festgelegt hat, auch wenn sie unzeitgemäß erscheinen oder erst einmal einen Nachteil mit sich bringen?
Am Ende geht es nicht darum, groß rauszukommen oder viel Spaß im Leben zu haben, sondern darum, dass die Leute auf Jesus aufmerksam werden und ihm Vertrauen schenken.
Und sie werden ihm nur Vertrauen schenken, wenn sie merken, dass ich ihm vertraue.
Worin zeigt sich, ob ich ihm vertraue? Indem ich nicht nur rede, was Jesus gesagt hat, sondern indem man auch erkennen kann, dass ich das tue, was Jesus gesagt hat.
Da merken wir die Herausforderung mit der aktuellen Stellung des Menschen, der Selbstdefinition des Menschen und der Situation, in der wir leben. Das kommt uns dann ganz persönlich nahe.
Das ist nicht mehr nur eine Sache, die wir auf Distanz halten können, wo wir mit dem Finger auf andere zeigen und sagen: „Die machen es falsch, die machen es falsch.“
Manchmal haben wir recht, aber wir dürfen nie vergessen, wo wir selbst schon geprägt und infiziert sind von diesem Grunddenken.
Ist das jetzt gerecht? Sollte Gott nicht… oder müsste man das nicht anpassen? Obwohl wir aus der Bibel wissen, dass es deutlich anders ist.
Wir müssen den Leuten helfen, zu Gott zu kommen. Das ist keine Frage. Wir können ihnen nicht einfach um die Ohren hauen, was falsch ist.
Wir müssen das Ziel vor Augen haben, sonst wissen wir nicht, wohin wir die Leute begleiten wollen.
Wenn wir sie nur an die Hand nehmen und sagen: „Wir feiern zusammen“, kommst du nirgends an.
Du musst dir sagen: „Okay, ich nehme dich an die Hand und gut, wir grillen auch mal zusammen, aber dann beten wir auch, dass Gott dein Herz verändert und meines auch.“
Da liegt die Herausforderung.
Da die Zeit jetzt vorbei ist für heute Abend, möchte ich gerne noch mit euch beten und Gott um seinen Segen bitten. Ihr dürft auch dazu aufstehen.
Vater im Himmel, vielen Dank, dass wir dir vertrauen dürfen. Du bist der Schöpfer der Welt, der schon ewig da war, ehe überhaupt jemand an uns dachte. Du bist viel, viel intelligenter und weiser als wir.
Wenn du Regeln gibst, dann haben sie Gültigkeit und sind am Ende richtig, auch wenn wir das nicht immer so empfinden.
Hilf uns, das Selbst für unser Leben zu übernehmen und uns an deinen Maßstäben zu orientieren, auch dort, wo es uns nicht passt oder wo es uns manchmal wehtut.
Hilf uns, andere Menschen zu ermutigen, dass sie merken: Es geht nicht nur darum, möglichst viel zu verzichten, sondern darum, zu erkennen, dass wir nicht leben, wie der Zeitgeist es macht, weil wir einer Illusion nachlaufen.
Sondern dass es echte Erfüllung, echtes Glück, Vergebung und Beziehung zu dir nur bei dir gibt und nur über die Vergebung der Schuld.
Erinnere uns daran, wenn wir Entscheidungen treffen – für uns und für andere.
Amen.