Begegnung mit Leid und Trost im Glauben
Wir waren neulich unterwegs mit einer unserer Diaserien, die wir von unserer Arbeit „Hilfe für Brüder“ haben. Darin ist auch das Bild vom Grab der Ehefrau von Dr. Ludwig Krapf in Mombasa zu sehen. Ebenso das Grab eines Kindes, das kurz nach der Ankunft am Fieber gestorben ist.
Die Freunde, die uns diese Diaserie in schöner Sprache und Musik vertont haben, erzählen darin die Geschichte von Ludwig Krapf als Emissionspionier. Im Hintergrund wird dabei der Choral „Warum sollt ich mich denn grämen?“ gespielt.
Ein Zuhörer sagte dazu: „Das kann man doch nicht tun! Man kann doch nicht ein Grab zeigen und dann so ein Lied spielen. Das ist doch zynisch.“ Warum soll ich mich denn grämen? Was ist daran falsch?
Was Christen glauben, ist doch Folgendes: Was auch immer heute in Ihrem Leben Schweres ist, Sie können es nur überwinden, weil wir Christus haben. Wir wollen mit Ihnen weinen, mit Ihnen trauern und mittragen. Aber der Trost kann nur von Christus kommen.
Das ist nicht zynisch, sondern das ist der große Anspruch Jesu, der den trauernden und Verzweifelten dieser Welt gegenübertritt und vom Leben redet.
Die Einfachheit und Tiefe der Worte Jesu
Ich habe für heute wieder ein Wort ausgesucht. Manchmal denke ich, wir sollten noch viel einfacher die Grundwahrheiten des Glaubens erkennen. Oft sind die langen Schriftabschnitte fast zu schwer für uns zu fassen. Zum Beispiel Matthäus 10,30.
Ich habe manchmal über diesen Abschnitt gepredigt. Meist sprechen wir dabei über den Hass der Menschen und die Schwierigkeit, Jesus in einer feindlichen Umgebung zu bezeugen, wo wir um Jesu willen gehasst werden. Doch dieser Vers 30 allein genügt, um ein Leben lang immer wieder neu gehört zu werden.
Jesus spricht: „Nun aber sind auch eure Haare auf dem Haupt alle gezählt.“ Herr, Du musst uns erst groß machen, damit wir verstehen, wie Du alles in Deiner Regie hast.
Sie wissen doch, wie es war, als Menschen Jesus unmittelbar gegenüberstanden. Wovon waren sie am meisten beeindruckt? Immer wieder nannten sie das Gesicht Jesu, die Erscheinung. Das bedeutet, dass die Leute ganz aufgeregt sagten: Es hat noch nie ein Mensch geredet wie dieser.
Die Worte Jesu waren es. Wenn Sie wissen wollen, was Jesus ist, müssen Sie auf die Worte Jesu achten.
Aber jetzt gehen wir mal ein Stück weiter: Was ist das Besondere an den Worten Jesu? Wir laufen immer wieder Gefahr, wenn wir die Worte Jesu in unserer Zeit predigen, sie eindrucksvoll, mit Pathos und Leidenschaft zu sagen. Ich weiß gar nicht, ob das richtig ist.
Denn die Worte Jesu waren gar nicht von besonderer Redekunst geprägt. Da ist keine Rhetorik von Abraham a Santa Clara oder von Demosthenes dabei. Die Worte sind ganz schlicht.
Und wenn wir denken, dass sie sicher auch tiefsinnige Weisheit wie Platon, Heidegger, Ernst Bloch oder irgendeiner dieser großen Denker unserer Zeit enthalten, werden wir enttäuscht. Das Besondere bei Jesus ist, dass er gar nicht so geschraubt redet.
Also, jetzt müssen wir Prediger uns einmal entschuldigen. Es ist ja schade, dass wir oft so predigen, dass man wenig mitnimmt. Dann werden Fremdwörter gebraucht und komplizierte Gedanken formuliert. Mancher Predigthörer sagt: Das Einzige, was ich von der Predigt verstehe, ist das, was am Schluss gesagt wird. Das, was vorher war, habe ich nicht richtig mitbekommen.
Bei Jesus war das Besondere, dass jedes Kind seine Worte verstehen konnte. Und es ist ein Zeichen der Reife unseres Glaubens, ob wir so schlicht wiederreden können wie Jesus: ganz einfach, ganz unkompliziert.
Und das sind ja die größten Geheimnisse des Glaubens, die tiefsten Wahrheiten, die uns da verkündigt werden. Jesus redet von Dingen, die man nicht betasten und nicht fassen kann, die jenseits unseres Begreifens und Verstehens liegen.
Und Jesus sagt das in diesem ganz grandiosen Bild: „Eure Haare auf dem Haupt sind alle gezählt.“ Sie werden nie in ihrem Leben damit fertigwerden, dieses Jesuswort zu verstehen und auszuschöpfen.
Es wird sie trösten in schwierigen Stunden, es wird sie erquicken und aufrichten.
Die Verlässlichkeit und Güte Gottes
Ich möchte mit niemandem streiten.
Die Frage, die heute viele bewegt, lautet: Ist die Bibel Gottes Wort, Menschenwort oder eine Mischung aus beidem? Ich bin überzeugt, dass sie Gottes Wort ist. Die Bibel überführt uns selbst, denn noch nie hat ein Mensch so gesprochen wie Jesus. So einfach und unkompliziert.
Manche, die in der Bibel herumflicken und etwas anderes wollen, können nicht so sprechen wie Jesus. Immer wieder begegnet uns dieses Wort, das so groß und mächtig vor uns steht. Jesus hat dieses Wort zu ängstlichen Menschen gesprochen, zu denen, die sich fürchteten.
Ich hätte Verständnis, wenn Jesus zu den Ängstlichen gesagt hätte: „Geniert euch mal, schämt euch tüchtig, ihr habt ja gerade Grund, ängstlich zu sein, glaubt doch!“ Aber tut Jesus das? Nein, er schimpft nicht. Er spricht mit den ängstlichen, furchtsamen und sorgenden Menschen voller Güte und Milde.
Gestern gab es in der Stuttgarter Zeitung einen dummen Artikel. Dort hieß es, Jesus sei ein autoritärer Vater gewesen, und die Journalistin berichtete von einer Religionsgemeinschaft, in der ihr angeblich mit der Peitsche die Lust oder Lebensfreude aus dem Leib getrieben wurde. Ich weiß nicht, in welcher Kirche sie früher war.
Wir kennen Jesus und seine Milde und seine Güte. Darum sind wir ja von Jesus so gepackt. Er redet so gütig mit uns, wählt Worte, die jeder verstehen kann. Von unseren Kindertagen an hat uns immer wieder die Liebe und Güte Jesu angezogen.
Ich möchte jetzt nur drei Schlagworte aus diesem Wort herausnehmen. So genau kennt uns Gott.
Gottes genaue Kenntnis und Fürsorge
Dass uns Gott genau kennt, ist eigentlich unfassbar. Es sprengt unser Denken. Wir haben ja schon Schwierigkeiten, uns richtig die Namen zu merken. Wenn ich Ihre Köpfe anschaue, dauert es oft, bis man den richtigen Namen zum richtigen Kopf bringt.
Wir haben Schwierigkeiten, unsere Adressen im Kopf zu behalten und auch die dazugehörigen Telefonnummern. Wie können wir da sagen, dass Gott alle Menschen kennt? Schon die Zahl von fünf Milliarden Menschen – und dazu noch die Verstorbenen – hat er nicht vergessen. Das ist eine Zahl, die man gar nicht fassen kann. Wie soll Gott uns Menschen da kennen?
Gott kennt nicht nur die Menschen, die sich vielleicht jetzt auf dem Gipfel in Toronto versammeln oder die, die oft in Brüssel zusammensitzen. Auch die Großen in Moskau und Rio, die die Weltgeschichte mitgestalten, kennt er. Dieses Jahr war so groß, aber Gott ruft alle mit Namen. Nicht nur die Menschen, sondern auch die Dinge, die er geschaffen hat, erkennt er durch und durch.
Er hat die Planeten nicht nur auf ihre Bahn entlassen, sondern führt sie auch heute noch auf ihren ehernen Gesetzen. Nach seinem großen Ratschluss. Und Gott kennt dich. Es läuft niemand über diese Erde, den Gott nicht kennt. Jetzt musst du das umsetzen und sagen: Gott kennt mich.
Freunde kennen unsere Schwächen. Wenn wir uns ein wenig näher kennenlernen, merken sie schnell, welche Schwächen und Fehler wir haben. Familienangehörige sehen alles noch genauer und kennen uns sehr gut. Aber es hat noch nie einen gegeben, der die Haare auf unserem Haupt gezählt hat. Das ist also wirklich nebensächlich. Es gibt wichtigere Dinge, die man bei uns zählen und notieren kann.
Jesus gebraucht dieses drastische Bild, um zu sagen, wie Gott uns kennt – auch mit unseren Haaren. Warum gerade die Haare? Wenn wir Männer sind, sind wir ja ein wenig eitel. Zur Vorbereitung dieser Predigt war ich mal wieder beim Friseur. Da gibt es hinten immer eine Stelle, wo ich sage: „Nicht so viel darunter, sonst wird es zu licht, da kommt schon die Glatze raus.“
Dann stehe ich manchmal vor dem Spiegel und merke, wie der Kamm voller Haare ist und wie das allmählich weniger wird. Ich frage mich, wie ich dann aussehe, wenn alles vollends weg ist. Der Friseur sagt: „Sie können gar nichts machen. Alpecin und Seborin helfen nichts.“ Die Haare auf dem Haupt sind alle gezählt.
Wie oft hat mich dieses Wort so praktisch getröstet! Jetzt müssen Sie es nur noch auf die anderen Schwierigkeiten Ihres Lebens übertragen. Dann kennt Gott auch die anderen Begrenzungen Ihres Lebens: Ihre Kraftlosigkeit, die Spannungen, in denen Sie leben, die Schmerzen, die Ihren Leib seit längerem plagen, Ihre Schwermut, die auf Ihnen lastet.
Dann kennt er auch Ihre Zähne, die Gicht in den Gliedern Ihrer Finger und Ihre schweren Gedanken. Sie können alles jetzt nehmen – er kennt sie. Was heißt das? Es heißt, er hat das bemessen. Gott hat gesagt: So ist es okay. So lassen wir es.
Er hätte auch gern einen Wuschelkopf, aber Gott ist gut. Er ist gut mit dem lichten Haar, mit dem grauen Haar. Lass es so sein, so ist es okay. So hat Gott uns das zugemessen. Sie sollen das akzeptieren – aus der Hand Gottes – und nicht immer denken, es müsste anders sein. So hat es Gott gezählt, so hat er es gemessen, so hat er es Ihnen zugedacht.
Und wenn wir das wissen, erleichtert das unser Beten. Wenn Gott alles schon weiß und uns kennt, dann müssen wir gar nicht viel erzählen. Manche Leute beten so, als müssten sie Gott erst bekehren oder überzeugen, dass in der Bibel etwas drinsteht. Sie erzählen dann alles, was sie im Katechismus gelernt haben. Dabei weiß das doch Gott.
Deine Gebete dürfen sogar kürzer sein. Du darfst zur Sache kommen. Und dann kannst du wissen: Gott kennt alles – die Prüfungsängste, die Fragen, wie alles weitergehen soll. Er hat alles wunderbar schon in seiner Regie. So genau kennt uns Gott, durch und durch.
Und wenn er uns so kennt, weiß er auch schon, wie wir aus dieser Lage herauskommen. Wir sehen sorgenvoll in den morgigen Tag und wissen gar nicht, wie das werden soll. Ich stelle mir das immer wieder vor, aus vielen Gesprächen mit Ihnen, bei denen ich weiß, unter welchem Druck manche von Ihnen stehen.
Kapieren Sie das als Ihren Zuspruch von Jesus für diese Bedrängnis, in der Sie leben? Er kennt auch den Weg, wie er Sie herausführt.
Vertrauen in Gottes Führung trotz Ungewissheit
Ich weiß manchmal nicht weiter. Das ist heute so, als wollte man irgendwo im Stuttgarter Westen hin und findet dort nur verkehrsberuhigte Straßen. Man weiß dann nicht mehr, durch welches kleine Nadelöhr man kommen soll, wenn jemand entgegenkommt.
Ich bin froh, dass mein Herr weiß, wie alles geht. Wir sitzen auf einem Krankenbett und fragen uns: Was soll jetzt werden? Wie soll das weitergehen, wenn die Krankheit da ist? Der Herr weiß es. Er hat sogar die Haare auf unserem Haupt alle gezählt. Wenn er die Haare gezählt hat, dann kennt er auch die anderen Dinge. Für ihn sind wir alle so wichtig.
Jetzt sind wir beim zweiten Punkt: Wie wichtig sind wir ihm? Was sind schon Haare? Es ist schön, Haare zu haben, aber am Ende hat mein Friseur sie mit dem Besen weggekehrt. Nun, ich habe sie nicht mitgenommen. Er hätte sie mir sicher auch mitgegeben. Aber Haare sind so unwichtig. Es gibt wichtigere Dinge: meine Körperkraft, meine klaren Gedanken, die Menschen, die um mich leben.
Genau das will Jesus sagen: Er sorgt sogar schon für die kleinen Dinge. Jetzt müssen wir darauf achten. Das war ein Grundzug bei Jesus: Er hat immer die kleinen Dinge ganz wichtig genommen. Für Jesus gab es nie Menschen, die wegen ihrer Herkunft oder ihrer Kleidung besonders beachtet wurden. Bei uns spielt das eine große Rolle: Was sind das für Leute? Welchen Einfluss haben sie? Aus welchem Stall kommen sie? Welche Titel und Ehrenzeichen tragen sie?
Bei Jesus spielte das nie eine Rolle. Er suchte besonders gerne Menschen, die in der Welt nicht mehr viel galten. Er will damit deutlich machen, dass das Geringe bei ihm wertvoll wird. Was heißt das? Dass auch das Wenige, das ich habe, ihm zur Ehre dienen soll. Also sollen meine Haare zur Ehre Gottes sein.
Man könnte auf die Idee kommen, das sei nicht wichtig. Aber es ist wirklich so: Er hat uns einen Leib anvertraut. Ein alter Offizier hat einmal gesagt, wie ein Halberstädter Kürassier seinen Gaul: So hat mir der Herr den Leib anvertraut, dass ich für ihn Sorge trage. Ich soll ihn nicht kaputtreiten. Er hat mir alles gegeben, damit ich damit lebe.
Umgang mit Krankheit und Leid im Glauben
Jetzt möchte ich ganz konkret auslegen. Ich habe immer wieder bemerkt, wie viele Menschen heute von der Frage umgetrieben sind, ob Gott ihnen nicht Heilung schenken muss.
Bei einer Evangelisation auf dem Schillerplatz stand hinten an der Mauer des alten Schlosses Ulrich Parzany, wenige Minuten vor seinem Einsatz. Dann kam ein mittelalter Mann zu ihm und fragte: „Herr Parzany, müssen Sie klar sagen, jeder Mensch, der glaubt, wird gesund?“ Parzany erklärte kurz, dass das nicht sein könne. „Sie sterben doch auch mal“, sagte er. „Ja“, antwortete der Mann, „aber ich sterbe nicht an einer Krankheit.“ „Woran denn dann am Tod?“ fragte Parzany. Es war eine komische Auseinandersetzung.
Ich glaube immer wieder, dass wir Christen lernen müssen, dass Gott uns nicht immer gesund macht. Aber wenn danach ein Paar kommt und sagt: „Sie glauben nicht an Wunder? Wir haben ja gerade diese Wunder erlebt.“ Auch bei dieser Evangelisation wurde das kleinste Kind von Konrad Eißler an dem Tag, an dem es um Jesus, den Heiland, ging, gegen Hirnhautentzündung durch Gebet geheilt. Das Wunder war, dass der Bub wieder fast gesund ist.
Wir wissen, dass ich Ihnen viele Geschichten erzählen könnte. Nehmen Sie mir das ab oder nicht. Wir beten gerne um Heilung an allen Krankenbetten – auch mehrfach. Aber Sie werden in Ihrem Leben als reifer Christen lernen müssen, dass Ihr Körper zunehmend kränker wird.
Wer ist denn ganz gesund von uns? Auch von denen, die so volltönend reden und mir so eine Hilfe versprechen? Das Geringe von Jesus wird gezählt und gemessen – auch mein angeschlagener Leib, auch das Alter, auch der Mensch, der im Pflegeheim lebt, hat doch kein falsches Bild von dem, was Jesus sucht. Er nimmt das Schwache und sagt ihm, es soll zur Ehre leben. Und das wird so wichtig und wertgehalten. Dafür ist Jesus gestorben.
Man sagt das so leicht, aber man muss sich das einmal richtig vorstellen, wie das bei Geiselnahmen geschieht. Wenn Terroristen Geiseln nehmen und sagen: „Jetzt wollen wir den Preis dafür haben!“ Hat Gott für mich einen Preis bezahlt? Den Opferpreis seines Sohnes Jesus Christus. Ihr seid teuer erkauft! Und ganz gleich, was das ist.
Jetzt möchte ich Ihnen helfen, dass Sie endlich aus dieser falschen Fragestellung herauskommen: „Wann kriege ich endlich Heilung?“ Sie dürfen um Heilung beten, aber wenn Ihnen Gott die Heilung versagt, dann preisen Sie Gott mit einem kranken Leib. Denn auch das Geringe ist für ihn da.
Ich habe wieder in der Vorbereitung das Schönebuch von Anni Hahn aus dem Schrank geholt. Ihr Mann wurde einst von Terroristen in Dorpat erschlagen. Es ist so wohltuend, dass Anni Hahn, Mutter des Kultusministers Hahn, schreibt, wie schwer ihr das geworden sei. In den Wochen der Trauer konnte sie gar kein Loblied mehr mitsingen: „Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren“, auch in den ganzen schweren Umständen. Aber das hat sie dann getröstet.
Da muss man bei solchen Leuten einmal lernen, wie das Wort zu ihr sprach: „Leben wir, so leben wir dem Herrn; sterben wir, so sterben wir dem Herrn.“ Mein Sterben hat einen Sinn, in dem ich für Gott tue. Und wenn Sie krank sind, dann sind Sie es für Gott. Wenn Sie einen schwachen Leib haben, der Ihnen Schmerzen bereitet, dann ist das für Gott.
Oder ich las das Wort von dem Blaukreuz-Gründer Knobelsdorf. Er wurde zum Arzt gerufen. Für ihn ist nicht Gesundheit die Hauptsache, sondern das Gesegnetsein. Wenn der Herr meine Haare gezählt hat, dann will ich ihm nicht widersprechen, auch dann nicht, wenn er mir so und so viel vorenthält. Er weiß das Maß für mich.
Und das, was Traut Hahn, der Mann von Anni Hahn, so oft gepredigt hat: „Er hat die Umstände meines Sterbens schon geordnet.“ So gütig ist Gott in seiner Fürsorge für mich, dass er weiß, wie das alles werden wird. Ich brauche mich darum nicht zu grämen. Alles für ihn, alles zu seiner Ehre.
Auch wenn wir uns selbst wertlos fühlen, wie mein Schopf, den der Friseur eben so grob abschneidet – der Herr hat alles geschaffen, wunderbar. Er weiß, wann das Meer gibt, wie lange ich habe und wofür ich es habe.
Gottes Kontrolle über das Leben trotz menschlicher Ungewissheit
Noch ein letztes? Ja, immer so, dass ich versuche, verschiedene Wege zu gehen und das Wort von unterschiedlichen Seiten zu betrachten.
Gott kennt uns so genau. Das Zweite war so wichtig: Alles ist unter seiner Kontrolle. Das fällt uns am schwersten zu glauben. Ist wirklich alles unter seiner Kontrolle, wo doch die Haare vom Kopf fallen? Dass die Haare eine Mütze tragen, muss aus guten Gründen sein. Aber irgendwo fallen sie unbeachtet herunter. Keiner weiß genau, wo und wie das geschieht.
Mit diesem Bild vor Augen kommen wir als Grübler schnell zur Frage: „Lieber Gott, hast du wirklich alles vorherbestimmt?“ Diese Frage können wir nicht bis ins Letzte beantworten. Es bleiben Dinge, die wir nie ganz durchschauen.
Um im Bild zu bleiben: Ich kann mir natürlich eigenmächtig eine Haarsträhne abschneiden. Dann brauche ich mich nicht mehr darum zu kümmern. Ich habe es selbst getan. So kann ich in meinem Leben vieles eigenmächtig tun.
Wir erleben oft, wie Menschen eigenmächtig die Welt zerstören oder ihr Leben ruinieren. Müssen sie dafür nicht haftbar gemacht werden? Man kann sich ins Auto setzen und gegen einen Baum fahren. Die Polizei hat das gemacht. Aber dieses Wort ist ja anders gemeint.
In den vielen Dingen meines Lebens, die ich nicht kontrollieren kann, die außerhalb meiner Regie liegen, hat Gott alles bestens unter Kontrolle. Sie brauchen sich doch nicht zu grämen, von welchem Krankheitserreger sie befallen werden. Sie brauchen sich nicht stundenlang zu sorgen, ob sie Krebs haben oder wann sie krank werden. Lassen Sie diese kurzen Sorgen unter seiner Kontrolle. Er weiß es. Und Sie wissen genug von seiner Liebe.
Es wird uns manchmal schwer, wenn wir fragen: „Warum, warum lässt Gott das zu?“ Ich will die Frage nicht beantworten. Ich will Ihnen nur erzählen, wie Menschen des Glaubens in schweren Stunden ihres Lebens damit umgegangen sind.
Als Hiob zum Vater rannte und erzählte: „Die Feinde sind hergefallen, deine Söhne sind umgekommen, dein Besitz ist verbrannt“, was hätte Hiob gesagt? Er hätte sich nicht verzweifelt. Er sagte: „Der Herr hat gegeben, der Herr hat genommen.“ (Hiob 1,21)
Wir können oft sehr genau in unserem Leben markieren, wo uns Menschen Böses tun, wo uns Leiden und Krankheiten belasten. Dann bleiben wir hängen mit unseren Gedanken und sagen: „Da ist es.“ Aber wir dürfen auch sagen: „Daher hat es gegeben, daher hat mir das zugemessen, und das hat er für mich abgezählt und bereitgestellt.“
Der Trost in Christus trotz Leid und Schwäche
Und wenn das so ist, dann darf ich das ja sagen: Das hat mich ungemein erschüttert. Wie?
Da ist dieser eine Zuhörer bei unserer Dias, der meint, er sei zynisch und fragt: Warum sollte ich mich kümmern? Ich habe doch Christus noch.
Ich denke an einen Patienten, beziehungsweise an eine Ärztin, die ich eine Zeit lang betreuen durfte. Sie wurde ganz plötzlich mitten aus der Praxis gelähmt. Seit Jahren liegt sie nun nur auf ihrem Krankenbett und kann nichts mehr tun, sich nicht mehr erheben.
Viele Freunde kamen an ihr Krankenbett und sagten: Du musst nur glauben. Wenn du glaubst, wirst du gesund. Dann beteten sie, riefen und sangen. Und dann ließen sie sie liegen.
Das war immer interessant: Sie ist Christin. Mit schwerem Mund kann sie heute immer nur erzählen, wie sie ganz neu entdeckt hat, dass man Gott im Leiden preisen kann. Ganz merkwürdig.
Und sie ist voll des großen Friedens: Der Herr ist da, und er segnet mich. Wissen Sie, was das Ja-Sagen bedeutet? Das Größte ist – und das ist das Ziel, das Gott will.
Er will oft Genesung, oft Wunder, oft aber auch nicht. Aber eines will er immer: dass man sich unterwirft und fröhlich, ja, dazu sagt. Fröhlich und dankbar sagt: Danke, Herr, auch das Schwere kommt aus Deiner lieben Hand.
Das ist ein großer Unterschied: Ob man das sagt wie ein Fatalist, der an das Schicksal glaubt, nichts machen kann und sich passiv ergibt – so, als ginge das alles über einen hinweg. Oder ob man aktiv sagt: Ja, Herr, vor dir nehme ich an, denn ich kenne deine Liebe.
Du hast meine Haare gezählt, und dann auch dies. Aus deiner gütigen Hand will ich diese Schwere nehmen und fröhlich ja dazu sagen.
Die Kraft des Glaubens in schwierigen Zeiten
Und jetzt kommt das größte Wunder: Das größte Wunder ist nicht die Heilung selbst. Das größte Wunder ist, wenn Christus so mächtig wirkt.
Das ist wie bei einem Gelähmten auf dem Krankenbett, der Halleluja sagt. Das ist die größte Macht Jesu, die uns frei macht von unserer Ichbezogenheit.
Jetzt hoffe ich, dass Sie Ihre Probleme unter die Füße bekommen – das, was Sie bedrängt, Ihre Einsamkeit, Ihre Sorgen und Ihre Nöte, die Sie belasten. So können Sie fröhlich Ihren Weg gehen.
Jesus hat das Ganze in einem Abschnitt erzählt, der uns Mut macht. Wir sollten kühn auch in schwierige Situationen hineingehen. Er spricht von der Verfolgung der Christen, bei der es um das Leben der Gläubigen geht und sie geachtet sind wie Schlachtschafe.
Wenn Menschen uns verklagen und vor Gericht zerren, sagt Jesus: Fürchtet euch nicht, fürchtet euch nicht! Nehmen Sie diese Worte ernst und gehen Sie fröhlich Ihren Weg mit Jesus.
Armin.
