Guten Morgen! Vor ein paar Wochen hatten wir ein Thema begonnen, und ich hatte versprochen, dass wir es fortsetzen würden.
Wir leben derzeit im sogenannten Lutherjahr. Deshalb halte ich es für sinnvoll, uns daran zu erinnern, welche Grundsätze für die Reformatoren damals besonders wichtig waren. Diese Grundsätze lassen sich auf fünf Punkte reduzieren.
Beim letzten Mal haben wir den Punkt sola scriptura – allein die Heilige Schrift – behandelt. Heute wollen wir uns den Punkt solus Christus – allein Jesus Christus – ansehen.
Den Reformatoren war es damals sehr wichtig, wieder auf die Kernpunkte der Bibel zurückzukommen. Ich weiß nicht, wie es euch damit geht und wie ihr die Informationen in den Medien wahrnehmt. Wenn etwas über das Lutherjahr gesagt wird, auch von offiziellen Stellen, fragt man sich oft, warum heute überhaupt noch das Lutherfest gefeiert wird, wo die meisten Christen gar nicht mehr das vertreten, was Luther damals auf den Podest gestellt hat.
Wie gesagt, beim letzten Mal hatten wir uns mit dem Prinzip „sola scriptura“ beschäftigt – allein durch die Schrift. Ich möchte dazu noch einen kleinen Anstoß geben. Ich hatte damals gesagt: Wir nehmen die Bibel wörtlich. Daraufhin kamen Nachfragen, wie das gemeint sei. Ich habe nicht gesagt, dass wir die Bibel wörtlich auslegen, sondern dass wir die Bibel wörtlich nehmen.
Ich möchte das einmal so formulieren, wie Paulus es im 1. Thessalonicherbrief, Kapitel 2, sagt. Dort stellt er den Thessalonichern folgendes Zeugnis aus:
Darum danken auch wir Gott unablässig, dass, als ihr von uns das Wort der Kunde von Gott empfingt, ihr es nicht als Menschenwort aufnahmt, sondern wie es wahrhaftig ist, als Gottes Wort, das in euch, den Glaubenden, auch wirkt (1. Thessalonicher 2,13).
Ich finde es erstaunlich, dass ein Apostel von seinem eigenen Reden sagt, ihr habt es aufgenommen als Gottes Wort.
Daraus können wir folgern: Die Bibel ist irrtumslos. Das gilt auch in historischer, geografischer und naturwissenschaftlicher Hinsicht. Das wird heute von vielen in Frage gestellt, besonders was Schöpfung, Sintflut und die Verfasserschaft der Bibel betrifft.
Die Bibel ist Gottes absolut zutreffendes Wort. Sie ist im Grundtext fehlerlos und widerspricht sich nicht. Wenn wir meinen, dass es Widersprüche in der Bibel gibt, dann liegt das nicht an der Bibel, sondern an uns. Unser Gehirn mit seinen etwa 1400 Gramm mag nicht alle Gedanken Gottes fehlerfrei aufnehmen.
Jesus selbst hat die Bibel und das Wort Gottes als absolute Wahrheit verstanden – vor allem das Alte Testament – und ist auch dafür eingetreten. Er macht deutlich, dass das Wort Gottes im Alten Testament verständlich ist und dass das Alte Testament abgeschlossen ist. So bestätigt es auch der Schreiber des Hebräerbriefes in Kapitel 1, Vers 1.
Wir nehmen die Bibel wörtlich. Wenn wir sie lesen, auslegen und anwenden, müssen wir natürlich berücksichtigen – das hat auch der Herr Jesus getan und auch die Apostel –, dass wir die Bibel im Kontext des Textes lesen, also im Zusammenhang. Man darf nicht einfach einen Vers herausnehmen und für sich allein betrachten. Sonst kann man mit der Bibel auch die größten Irrlehren behaupten.
Wir lesen, legen aus und wenden die Bibel an – auch im historischen Kontext. Das heißt, wir berücksichtigen sehr wohl, wann etwas gesagt wurde und zu wem es gesagt worden ist.
Wir lesen und wenden sie auch im heilsgeschichtlichen Kontext an. Das bedeutet, wir berücksichtigen, dass Gott zu verschiedenen Zeiten unterschiedlich gehandelt hat und zu unterschiedlichen Menschen geredet und mit ihnen umgegangen ist.
Das wird an vielen Stellen deutlich. Auch der Herr Jesus macht das zum Beispiel in der Bergpredigt deutlich, wenn er sagt: „Den Alten ist gesagt, ich aber sage euch.“
Von daher macht der Herr Jesus selbst in seinem Reden deutlich, dass Gott zu verschiedenen Zeiten unterschiedlich geredet und gehandelt hat. Auch das müssen wir beim Lesen und Anwenden berücksichtigen.
Das vielleicht noch als Nachtrag zum Thema „sola scriptura“.
Heute wollen wir uns mit Solus Christus beschäftigen – allein durch Jesus Christus. Und, hoffentlich solange der Herr nicht wiederkommt, wollen wir uns auch mit Sola gratia, allein durch die Gnade, Sola fide, allein durch den Glauben, und Soli Deo gloria, allein zur Ehre Gottes, auseinandersetzen.
Wie gesagt, heute geht es um Solus Christus – allein durch Jesus Christus. Ich habe vier Punkte vorbereitet, um uns deutlich zu machen, was damals den Reformatoren sehr wichtig war. Ich bin überzeugt, dass es auch heute noch für uns sehr bedeutend ist, gerade in einer Zeit, in der vieles abgelehnt wird.
Zuerst wollen wir uns damit beschäftigen, dass Jesus Christus einzigartig ist. Dann folgt eine etwas komplizierte Frage: Wie ist das mit der Person des Herrn Jesus? Ist er wahrer Mensch oder wahrer Gott?
Anschließend betrachten wir, ob der Herr Jesus wirklich der einzige Weg zu Gott ist. Und zum Schluss wollen wir klären: Was bewirkt der Herr Jesus heute in mir?
Zum Ersten: Der Herr Jesus ist einzigartig. In Johannes 14 lesen wir einen Vers, in dem Jesus dies sehr deutlich macht. Kurz bevor er stirbt, spricht er in den Versen 6 und 7 zu seinen Jüngern. Thomas hatte ihn gefragt: „Herr, wir wissen nicht, wohin du gehst; wie können wir den Weg wissen?“ Jesus antwortet ihm: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater als nur durch mich. Wenn ihr mich erkannt habt, werdet ihr auch meinen Vater erkennen. Und von jetzt an erkennt ihr ihn und habt ihn gesehen.“
Hier macht Jesus sehr deutlich: Wenn du zu Gott kommen willst, gibt es nur einen Weg, und dieser führt über ihn. Er bezeichnet sich als die Wahrheit. Das ist in unserer heutigen Generation etwas, das völlig infrage gestellt wird. Man sagt oft, es gebe heute keine absolute Wahrheit mehr. Der Begriff Wahrheit ist relativiert worden. Jeder hätte seine eigene Wahrheit, und das, was dem Einzelnen wichtig sei, wäre seine Wahrheit.
Der Herr Jesus erhebt den Alleinanspruch: „Ich bin die Wahrheit, ich bin der Weg, ich bin das Leben. Niemand kommt zum Vater als nur durch mich.“ Wenn wir heute das betonen, was die Reformatoren damals hervorgehoben haben und was wir auch weiterhin betonen, sind wir Außenseiter in der Gesellschaft.
Heute wird Toleranz erwartet. Doch Toleranz hat heute eine andere Bedeutung als früher. Man erwartet, dass man nicht nur die Meinung des anderen toleriert, sondern sie auch akzeptiert. Bei Jesus gibt es jedoch keine Toleranz in diesem Sinne. Er erhebt den Alleinvertretungsanspruch – und das wird heute nicht gerne gehört.
Die zweite Stelle, die ich uns vorstellen möchte, ist Apostelgeschichte 4. Es handelt sich um eine sehr brisante Begebenheit. Kurz nachdem die Gemeinde entstanden ist, also kurz nach Pfingsten, werden Paulus und Johannes gefangen genommen.
Der Grund dafür ist, dass sie am Eingang des Tempels einen Mann im Namen Jesu gesund gemacht haben – einen Gelähmten. Weil sie das Wort Gottes verkündigt haben, heißt es in Vers 2, dass sie das Volk in Jesus und der Auferstehung von den Toten lehrten.
Daraufhin werden sie in Gewahrsam genommen, weil die Obersten des Volkes das nicht hören wollten. Sie werden vorgeladen und gefragt, in welcher Kraft oder in welchem Namen sie dies getan haben.
Da spricht Petrus, erfüllt mit dem Heiligen Geist, zu ihnen: „Oberste des Volkes und Älteste, wenn wir heute über die Wohltat an einem kranken Menschen verhört werden, wodurch dieser geheilt worden ist, so sei euch allen und dem ganzen Volk Israel kund, dass es im Namen Jesu Christi, des Nazureers, geschehen ist. Den habt ihr gekreuzigt, aber Gott hat ihn von den Toten auferweckt. In diesem Namen steht dieser Mann gesund vor euch.“
Er fährt fort: „Das ist der Stein, der von euch, den Bauleuten, verachtet wurde und zum Eckstein geworden ist. Und es gibt kein anderes Heil; denn auch kein anderer Name unter dem Himmel ist den Menschen gegeben, durch den wir gerettet werden müssen.“
Ich empfinde das als eine ungeheure Herausforderung. Man stelle sich vor: Petrus und Johannes, zwei einfache Fischer, stehen vor den Obersten des Volkes und werden verhört. Die Reaktion des Obersten Rates ist interessant. Als sie die Freimütigkeit von Petrus und Johannes sahen und bemerkten, dass es ungelehrte und ungebildete Leute sind, verwunderten sie sich. Gleichzeitig erkannten sie, dass diese mit Jesus gewesen waren.
Wir merken hier: Seit Pfingsten sind diese Jünger völlig anders. Vorher waren sie ängstlich, doch durch den Herrn Jesus sind sie mutige Zeugen geworden. Ich weiß nicht, wie es uns gehen würde, wenn wir verhaftet und vor Gericht gezogen würden.
Jesus sagt einmal zu seinen Jüngern: „Habt davor keine Angst! In solchen Situationen wird der Heilige Geist euch sagen, was ihr sagen sollt.“ Darauf vertraue ich. Ansonsten hätte ich auch weiche Knie, wenn ich darüber nachdenken müsste.
Aber diese beiden bezeugen sehr deutlich: Es gibt kein anderes Heil. Denn auch kein anderer Name unter dem Himmel ist den Menschen gegeben, durch den wir gerettet werden müssen.
Jesus ist einzigartig. Paulus beschreibt dies noch einmal im 1. Timotheus 2,5 und macht deutlich: Es gibt nur einen Gott und einen Mittler zwischen Gott und den Menschen, nämlich den Menschen Christus Jesus.
Wir können sehen, dass diese Aussagen für die Reformatoren damals von großer Bedeutung waren. Wenn wir uns an die Zeit Martin Luthers erinnern, wurde damals der Anspruch erhoben, dass man nur über den Papst, die Heiligen oder Mutter Maria zu Gott gelangen könne. Der Mensch brauchte demnach Mittler, Vermittler zwischen Gott und Mensch. Keiner traute sich, direkt zu Jesus Christus zu kommen.
Tatsächlich ist diese Auffassung in der katholischen Kirche bis heute weitgehend erhalten geblieben. Seit der Reformation hat sich daran nichts Grundlegendes geändert. Den Reformatoren war es wichtig, klarzumachen, dass es nur durch den Herrn Jesus Christus und auf keine andere Weise zum Heil kommen kann.
Deshalb betonten sie so deutlich das Prinzip „Jesus allein“. Damit stießen sie auf großen Widerstand. Bei Luther wurde dies sogar handgreiflich: Er wurde vogelfrei erklärt, verurteilt und jeder, der ihm begegnete, hätte ihn ungestraft töten können.
Ein Freund täuschte daraufhin einen Überfall vor, um ihn zu retten. Luther verbrachte dann Zeit auf der Wartburg. In dieser Zeit übersetzte er heimlich die Bibel ins Deutsche, damit alle Menschen das Wort Gottes selbst lesen und sich überzeugen konnten, dass nur in Jesus Christus das Heil zu finden ist.
Für uns ist das heute selbstverständlich: Jeder von uns besitzt eine Bibel, und in unseren Landstrichen ist es leicht, eine Bibel zu bekommen. Das ist kein Problem. In vielen Ländern ist das jedoch ganz anders. Oftmals denke ich, wir sind gar nicht dankbar genug für die Freiheit, die wir noch haben.
Wie lange diese Freiheit noch bestehen wird, weiß ich nicht. Aber solange sie besteht, dürfen wir sie nutzen. Nehmen wir das mit „Jesus allein“ ernst und nichts anderes.
Ich möchte einige Punkte aufzeigen, wie einzigartig Jesus ist. Dabei merken wir, dass dies eng verknüpft ist mit dem, was wir beim letzten Mal gehört haben: dem Einzigartigen der Bibel.
Das, was wir von Jesus wissen, kennen wir nur aus der Bibel. Der Teufel weiß sehr genau, dass wenn er die Bibel angreift und in Frage stellt, er damit auch den Herrn Jesus in Frage stellt. Diese beiden kann man nicht voneinander trennen.
Heute wird von vielen behauptet – und ich hatte das damals auch schon gesagt –: „Wir glauben nicht an die Bibel, wir glauben an Jesus.“ Diese Trennung kann man jedoch gar nicht machen. Denn ich glaube nur an den Jesus, der uns in der Bibel geoffenbart ist. Von daher hängt das unmittelbar zusammen.
Auch wenn wir sehen, was Jesus von sich selbst sagt, oder was über ihn gesagt wird: Er ist das Wort Gottes. Er ist das Wort Gottes personifiziert, wie es in Johannes 1,1 heißt. Er identifiziert sich mit der Bibel, und daher ist das eins zu eins.
Das bedeutet, dass wir das, was wir von ihm wissen, nur aus der Bibel kennen. Wenn wir also den Herrn Jesus kennenlernen wollen, müssen wir allein die Bibel lesen. Wenn wir gerettet werden wollen, müssen wir allein Jesus glauben, der für uns gestorben und auferstanden ist. Und...
Wenn ich sein Leben betrachte, wird mir bewusst, wie einzigartig Jesus ist. Schon seine Geburt beginnt mit einem Wunder. Wie uns der Arzt Lukas in seinem Evangelium berichtet, ist die Geburt Jesu ein einziges Wunder. Biologisch und naturwissenschaftlich ist sie unmöglich: Er wird von einer Jungfrau geboren, die keinen Kontakt zu einem Mann hatte. Dies wird ausdrücklich bezeugt.
Wir können dankbar sein, dass gerade ein Arzt, ein Mediziner, ein solches Ereignis bezeugt – etwas, das er aufgrund seiner Erfahrungen, Überzeugungen und Gelehrsamkeit hätte ablehnen müssen. Im Alten Testament war bereits verheißen, dass Jesus von einer Jungfrau geboren werden würde. Heute wird diese Tatsache oft abgelehnt. Viele hochrangige Theologen behaupten, die Errettung hänge nicht davon ab, ob Jesus wie ein normaler Mensch oder von einer Jungfrau geboren wurde.
Die Bibel macht jedoch sehr deutlich: Es geht gar nicht anders. Wir werden uns gleich noch damit beschäftigen, wenn es darum geht, ob Jesus wahrer Mensch oder wahrer Gott ist. Sein Leben begann mit einem einzigartigen Wunder, das es vorher nie gegeben hat und auch danach nicht wieder gab.
Sein Leben war voller Wunder, wie die Evangelien bezeugen. Wie viele Wunder hat Jesus gewirkt! Er heilte nicht einfach alle Kranken. Wenn wir zum Beispiel gemeinsam die Evangelien lesen, stellen wir immer wieder fest, dass Jesus nicht alle Menschen heilte. Aber diejenigen, die er heilte, litten an besonderen Krankheiten. Diese Krankheiten waren bereits im Alten Testament angekündigt worden als solche, die geheilt würden, wenn der Messias kommen würde.
Die Heilungen, die Jesus in den Evangelien vollbrachte, dienten dazu, dass die Menschen erkennen, dass er der verheißene Messias ist. Denken wir nur daran, wie er Aussätzige heilte und sie dann zum Priester nach Jerusalem schickte. Er sagte ihnen, sie sollten zum Zeugnis hingehen. Denn es hatte so etwas in Israel noch nie gegeben: dass ein Aussätziger geheilt wurde.
Der einzige, der im Alten Testament vom Aussatz geheilt wurde, war Naaman, der Syrer. Für ihn galt das israelitische Gesetz nicht. Im dritten Buch Mose, Kapitel 14, steht ein ganzes Kapitel darüber, was ein Mensch tun muss, wenn er vom Aussatz geheilt ist. Man könnte fragen: Warum steht so ein Kapitel in der Bibel, wenn es nie zur Anwendung kam?
Das erste Mal, dass es Anwendung findet, ist, als Jesus einen Aussätzigen heilt und ihn zum Priester nach Jerusalem schickt. Der Aussätzige hätte sagen können: Priester, du hast mich als aussätzig bezeichnet, kontrolliert und in Quarantäne geschickt. Nun komme ich zurück, ich bin geheilt. Der Priester hätte sagen müssen: Das gibt es nicht, das hat es noch nie gegeben.
Der Priester hätte den Mann untersuchen und feststellen müssen, dass er geheilt ist. Dann hätte er im Alten Testament nachschlagen müssen, was dort über Heilungen vom Aussatz steht. Er hätte das dritte Buch Mose, Kapitel 14, aufschlagen müssen. Dieses Kapitel war in all den Jahrhunderten nie angewendet worden.
Hier wäre zum ersten Mal das Wort Gottes aus 3. Mose 14 zur Anwendung gekommen. Der Priester hätte fragen müssen: Wie ist das geschehen? Jesus sagt dem Geheilten: Geh hin, zum Zeugnis. Daraus hätte der Priester erkennen müssen, dass Jesus Gott ist.
So verhält es sich auch bei allen anderen Wundern. Zum Beispiel bei dem Blindgeborenen in Jerusalem. Jesus sagt danach, es habe noch nie einen Blindgeborenen gegeben, der geheilt wurde. Es gab zwar schon Menschen, die blind geworden waren und geheilt wurden, aber einen Blindgeborenen zu heilen, war neu.
Der Blindgeborene, den Jesus heilte, machte den Obersten des Volkes deutlich, dass dies nur von Gott kommen kann. Sie warfen ihn daraufhin aus der Synagoge hinaus.
Jesus vollbrachte Wunder, damit die Menschen erkennen, dass er Gott ist. Wer kann Sünden vergeben außer Gott? Die Pharisäer hatten recht: Nur Gott kann Sünden vergeben. Wenn Jesus also Sünden vergibt, ist er entweder ein Hochstapler oder Gott. Jesus macht sehr deutlich, wer er ist.
Das Leben des Herrn Jesus endet mit einem Wunder. Nicht die Grausamkeit des Kreuzes ist das Wunder, sondern die Art und Weise, wie der Herr Jesus stirbt. Nicht der Kreuzestod hat ihn getötet, sondern es wird ausdrücklich gesagt: „Vater, in deine Hände übergebe ich meinen Geist.“
Vorher hatte er seinen Jüngern gesagt, dass er von seinem Gott und Vater das Gebot erhalten hat, sein Leben zu lassen und es wiederzunehmen. Und genau das hat Jesus getan. Er hat bewusst sein Leben in die Hände des Vaters gegeben. Die Reaktion darauf ist bemerkenswert: Der Hauptmann, der unter dem Kreuz stand, sah, wie Jesus schrie und verschied. Er sprach: „Wahrhaftig, dieser Mensch war Gottes Sohn.“
Wir merken, dass das Sterben des Herrn Jesus eher von einem Heiden verstanden wird als von den Juden, weil diese es nicht wollten. Die Auferstehung des Herrn Jesus ist ein weiteres Wunder. Später sagen die Apostel: „Den Fürsten des Lebens habt ihr getötet, den Gott aus den Toten auferweckt hat, wovon wir Zeugen sind.“
Auferstehen kann kein Mensch aus eigener Kraft. Auferstehen konnte nur Jesus selbst. Er hatte es angekündigt, und es ist so geschehen. Paulus bezeugt dies im 1. Korinther 15, dass es in den Schriften schon verheißungsvoll angekündigt war: Er ist auferstanden nach den Schriften. Sein Tod und seine Auferstehung bewirken auch heute noch Wunder in dir und in mir. Jeder, der ein Eigentum des Herrn ist, hat dieses Wunder in seinem eigenen Leben erlebt.
Das, was Jesus in dir und in mir tut, ist ein Wunder. Dass er uns die Sünden vergibt und uns Leben aus Gott schenkt, ist ein Wunder. Wir lesen in Johannes 1,12: „So viele ihn aber aufnahmen, denen gab er das Recht, Kinder Gottes zu werden, denen, die an seinen Namen glauben.“
Paulus sagt es dann später dem Kerkermeister in Philippi: „Glaube an den Herrn Jesus, und du wirst errettet werden.“ Wer an den Herrn Jesus glaubt, erhält nicht nur Vergebung der Sünden, sondern auch Leben aus Gott. Das ist etwas völlig Neues. Es ist nicht das alte Leben, das verbessert wurde, nicht nur reingewaschen oder abgewaschen, sondern etwas völlig Neues.
Der alte Mensch wird irgendwann sterben, aber der Neue, der aus Gott geboren ist, wird in den Himmel eingehen. Wir dürfen in Neuheit des Lebens wandeln. Sein Wiederkommen ist ebenfalls ein Wunder. Das, was er seinen Jüngern in der letzten Nacht vor seinem Tod verheißen hat, lautet: „Vater, ich will, dass die, die du mir gegeben hast, auch bei mir sind, wo ich bin, damit sie meine Herrlichkeit schauen, die du mir gegeben hast.“
Paulus beschreibt das in 1. Thessalonicher 4,13-18. Ich kann hier nicht auf alle Einzelheiten eingehen. Einzigartig und ein Wunder ist deine persönliche Beziehung zu ihm und seine Beziehung zu seiner Gemeinde. Er ist das Haupt der Gemeinde. Die Gemeinde ist der Leib Christi, und seine Beziehung zu dir ganz persönlich ist ein Wunder.
Ich kann das aus eigener Erfahrung bezeugen. Ich werde in diesem Jahr fünfundsiebzig und bin seit meinem neunten Lebensjahr ein Eigentum des Herrn. Ich kann nur sagen: Es ist Wunder auf Wunder, und es ist Gnade um Gnade.
Der zweite Punkt, den ich mit euch ansprechen möchte, ist die Frage: Ist Jesus wahrer Mensch und wahrer Gott? Auch das ist seit Jahrhunderten heiß umstritten. Die Menschen haben lange darüber gestritten, obwohl sie es nicht hätten tun müssen, wenn sie erkannt hätten, dass beide Seiten in der Bibel stehen.
Die Bibel berichtet sehr ausführlich, besonders in den Evangelien, dass Jesus wirklich Mensch gewesen ist. Gleichzeitig zeigt sie ihn auch als Sohn Gottes, ja, als Gott selbst. Für manche mag es schwierig sein, diese beiden Aspekte miteinander in Einklang zu bringen. Dabei tauchen viele Fragen auf. Vielleicht mache ich darüber einmal eine eigene Predigt, denn es würde jetzt zu lange dauern.
Für die meisten von uns ist es wahrscheinlich selbstverständlich zu sagen: Ja, Jesus ist wahrer Mensch und wahrer Gott. Hast du dir schon einmal Gedanken darüber gemacht, welche Konsequenzen das hat, wenn du diesen Gedanken weiterverfolgst? Ich glaube, zwei wichtige Fragen stellen sich, die ich jetzt nicht beantworten werde, vielleicht ein andermal.
Die erste Frage lautet: Wenn Jesus Gott war, als er auf der Erde war, wer passte dann auf diese Welt auf, als er als Baby in der Krippe lag? Hast du dir darüber schon einmal Gedanken gemacht? Wir merken, das ist eine heikle Frage.
Die zweite Frage ist: Wenn Jesus wirklich Gott ist und war, wer starb dann am Kreuz? Gott kann doch nicht sterben, oder? Oder war er doch nur ein Mensch?
Ich möchte jetzt nicht ausführlich darauf eingehen. Im Laufe der Kirchengeschichte gab es zahlreiche Konzile, die sich mit diesen Fragen beschäftigten. Man stritt sich, kam zu unterschiedlichen Ergebnissen, stellte manche davon als Dogma auf und verfolgte diejenigen, die dagegen waren.
Ich kann nur sagen: Die Bibel zeigt uns beide Seiten. Sie tut das bei vielen Dingen so. Die Bibel zeigt uns oft zwei Seiten, die im Wettbewerb stehen und die wir mit unserem Verstand nicht miteinander in Einklang bringen können. Wir sagen oft „entweder – oder“, entweder Gott oder Mensch. Aber ich möchte sagen, das ist so ähnlich wie zwei Seiten einer Medaille. Ein Geldstück ohne eine Seite ist nichts wert. Jesus ist wie eine Medaille mit zwei Seiten.
Man könnte auch ein anderes Bild verwenden: Diese Gegensätzlichkeit, diese Spannung ist wie zwei Schienenstränge eines Gleises. Sie verlaufen immer parallel und du kannst sie nicht übereinanderlegen. Wenn du versuchst, sie übereinander zu bringen, entgleist der Zug. Nur in der Ewigkeit scheinen sie zusammenzulaufen, so formuliert es Erich Sauer in einem seiner Bücher. Er schreibt, dass der Glaube diese Spannung aushält, die wir mit unserem Verstand nicht lösen können.
Das ist an vielen Stellen so. Gott hat auch diese zwei Seiten. Von ihm wird gesagt, er ist heilig, und gleichzeitig wird gesagt, er ist Liebe. Für unser Denken passen diese Eigenschaften nicht zusammen. Auch unser Glaube hat zwei Seiten: Ist er Gnade oder unsere eigene Entscheidung? Die Bibel zeigt beide Seiten auf, und es ist wichtig, dass wir diese beiden Seiten stehen lassen. Wir können sie nicht in eine Schublade stecken.
Die Bibel zeigt uns bei vielen Dingen diese zwei Seiten. Genauso hat die Gemeinde zwei Seiten. Sie ist vor Gott heilig und untadelig, das ist ihre Stellung. Aber ihr Zustand ist nicht immer so. Es wird gesagt: „Seid heilig!“ und oft sehen wir Widersprüche. Die Bibel macht das jedoch sehr deutlich.
Die Reformatoren haben das verstanden. Deshalb formulierten sie die weiteren Soli: sola gratia – allein die Gnade, und sola fide – allein der Glaube. Sie ließen diese beiden Dinge nebeneinander stehen und sagten: Ja, beides sagt die Bibel.
So finden wir das auch bei Jesus: Beide Seiten bleiben bestehen in Ewigkeit.
Den dritten Punkt möchte ich noch mit euch besprechen: Jesus ist der einzige Weg zu Gott. Dazu muss ich nicht viel sagen, denn die Bibel bestätigt dies an vielen Stellen.
So heißt es zum Beispiel in 1. Timotheus 1,15: „Das Wort ist gewiss und aller Annahme wert, dass Christus Jesus in die Welt gekommen ist, Sünder zu retten.“
In Johannes 14,6 lesen wir: Jesus spricht zu ihm: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater als nur durch mich.“
Am Ende seines Evangeliums, in Johannes 20,31, zählt Johannes die Zeichen und Wunder des Herrn Jesus auf. Er schreibt: „Diese aber sind geschrieben, damit ihr glaubt, dass Jesus der Christus ist, der Sohn Gottes, und damit ihr durch den Glauben Leben habt in seinem Namen.“
Was folgt daraus? Was bewirkt Jesus in mir heute? Im Grunde ist das die Frage, die wir auch für die nächste Woche mitnehmen. Welche Auswirkung hat die Person des Herrn Jesus in meinem Leben?
Wir haben uns heute Morgen in der ersten Stunde daran erinnert, was er für uns getan hat – für jeden Einzelnen persönlich. Allein durch das Sterben und Auferstehen meines Heilands bin ich erlöst. Allein sein Blut macht mich rein von aller Sünde. Allein sein Sterben schenkt mir das Leben aus Gott, und allein seine Auferstehung ist die Garantie meiner Errettung.
Er allein verändert mein Leben, er vergibt mir alle Sünden und gibt mir ewiges Leben! Vielleicht nehmen wir das so mit für uns: Was hat Jesus in deinem Leben bewirkt, seit du dich bekehrt hast? Was hat sich geändert? Und was wünscht er noch, dass sich ändert?
Wir könnten sagen: Mit Jesus, so los Christus, allein durch Jesus Christus – diese Botschaft dürfen wir auch der heutigen Welt, unseren Nachbarn, Bekannten und Verwandten weitersagen. Er ist der Einzige. Noch einmal: Apostelgeschichte 4,12: „Es ist in keinem anderen das Heil, denn auch kein anderer Name unter dem Himmel ist den Menschen gegeben, in dem wir gerettet werden müssen.“
Wenn wir das heute verkündigen, gelten wir oft als christliche Fundamentalisten. Ich kann nur sagen: Ich bin ein fröhlicher Fundamentalist, einer, der weiß, dass er durch den Herrn Jesus gerettet ist. Es gibt keinen anderen Weg.
Und wenn andere mit dem Finger auf uns zeigen, bin ich dankbar, dass ich diese Botschaft weitersagen darf. Nehmt das so mit: Jesus allein. Amen.
Vielen Dank an Eberhard Platte, dass wir seine Ressourcen hier zur Verfügung stellen dürfen! Bücher und CDs können günstig erworben werden auf der Homepage von Eberhard Platte und in jeder Buchhandlung.