
Ja, einen schönen guten Morgen euch allen! Wir befinden uns in einer Reihe über Geistesgaben. Gestern Abend hatten wir einen Einführungsvortrag, in dem es mir darum ging, mit euch einige grundlegende Punkte festzulegen.
Ich gehe davon aus, dass viele von euch schon etwas über das Thema Geistesgaben wissen. Mir war gestern besonders wichtig, den Punkt zu betonen, dass wir alle zu einem Wir berufen sind. Ich bin nicht berufen zum Ich und mein Herr Jesus, sondern zu einem Wir.
Es ist unser Glaube, es ist Gemeinschaft, es ist ein Volk, eine heilige Nation, es ist ein Tempel, den wir gemeinsam bauen sollen. Das müssen wir, glaube ich, gerade in einer Zeit, die von Individualismus geprägt ist. Diese Zeit ist besonders durch die sozialen Medien geprägt, durch Selbstdarstellung: „Schaut, wie toll ich bin! Ich im Urlaub, ich mit meinem Selfie vor den Palmen, ich am Strand.“ Noch besser ist Foodporn: „Ich esse jetzt ein extra großes Schnitzel.“
Versteht ihr, das ist die Zeit, aus der wir kommen: Ich, meiner, mir, mich. Und jetzt kommt Gott und sagt: „Ich möchte dich gerne dazu berufen, Teil einer Gemeinschaft zu sein.“ Für viele Menschen verlangt das ein großes Umdenken.
Aber damit wir Teil dieser Gemeinschaft werden können, beruft Gott uns nicht nur zum Wir, sondern auch zum Dienst. Er beruft uns dazu, in dieser Gemeinschaft eine Rolle zu übernehmen – eine wichtige Rolle, die kein anderer für uns ausfüllen kann.
Ich möchte dazu zu Beginn einen Text aus dem Matthäusevangelium lesen, Matthäus 25,14. Es geht hier um das Reich Gottes und darum, wie Gott unterschiedlichen Christen unterschiedliche Begabungen schenkt. Ich werde nicht das ganze Gleichnis lesen, denn mir geht es nicht um alle Details. Vielmehr möchte ich zeigen, wie wir unterschiedlich sein dürfen und gleichzeitig, wenn wir diese Unterschiede annehmen und unsere Begabungen ausleben, von Gott denselben Lohn und dasselbe Lob erhalten.
Wir lesen Matthäus 25,14-22:
„Denn es ist wie bei einem Menschen, der außer Landes reiste, seine eigenen Knechte rief und ihnen seine Habe übergab. Einem gab er fünf Talente, einem anderen zwei, einem anderen eins, jedem nach seiner Fähigkeit, und reiste außer Landes. Sogleich aber ging der, der die fünf Talente empfangen hatte, hin und handelte mit ihnen und gewann andere fünf Talente. So auch der, der die zwei empfangen hatte, gewann andere zwei. Der aber, der das eine empfangen hatte, ging hin, grub ein Loch in die Erde und verbarg das Geld seines Herrn.
Nach langer Zeit aber kam der Herr jener Knechte und rechnete mit ihnen ab. Es trat herbei der, der die fünf Talente empfangen hatte, und brachte andere fünf Talente und sagte: ‚Herr, fünf Talente hast du mir übergeben, siehe, andere fünf Talente habe ich dazugewonnen.‘ Sein Herr sprach zu ihm: ‚Recht so, du guter und treuer Knecht! Über weniges warst du treu, über vieles werde ich dich setzen. Geh ein in die Freude deines Herrn!‘
Es trat aber auch herbei, der die zwei Talente empfangen hatte, und sprach: ‚Herr, zwei Talente hast du mir übergeben, siehe, andere zwei Talente habe ich dazugewonnen.‘ Sein Herr sprach zu ihm: ‚Recht so, du guter und treuer Knecht!‘“
Wir könnten weiterlesen, und es gibt sicherlich noch mehr, was man zu diesem Gleichnis sagen kann. Aber was mir wichtig ist: Wir starten in diese Welt und Gott beschenkt uns mit Talenten. Jeder von euch hat Gaben, und diese sind unterschiedlich. Es gibt die mit fünf Talenten, bei denen man denkt: Wow, hat der aber viel! Und es gibt die mit zwei Talenten, die eher unauffällig sind.
Daraus entsteht eine Spannung, denn in Gemeinden gibt es solche, die offensichtlich mehr begabt sind, und solche, die weniger begabt erscheinen. Man könnte nun denken, dass die, die mehr Talente haben, besser dran sind. Das stimmt aber nicht. Und das ist ein ganz wichtiger Punkt: Wir dienen mit den Gaben, die wir haben.
Wenn es unterschiedlich ist und wir den Eindruck haben, der eine hat mehr oder etwas, das man leichter sieht und anerkennt, womit er mehr öffentlich glänzt, und der andere hat weniger, wird vielleicht nicht wahrgenommen oder anerkannt, dann spielt das, was wir bekommen haben, am Ende keine Rolle.
Worum geht es hier? Der Herr kommt zurück und sagt zu dem, der fünf Talente hatte und fünf dazugewonnen hat, genau dasselbe wie zu dem, der zwei Talente hatte und zwei dazugewonnen hat: „Recht so, du guter und treuer Knecht!“
Ich möchte das an den Anfang stellen: Auf der einen Seite sind wir alle begabt, wir sind berufen zum Dienst. Wir dürfen keine Ausreden finden und sagen: „Ich habe so wenig, das braucht eh keiner.“
Wir hatten das gestern schon mit dem Bild vom Leib, wo kein Glied sagen kann: „Ich bin so unwichtig, lasst mal die anderen machen.“ Wenn das passiert, haben wir vielleicht viele Augen, Ohren und eine Nase, aber andere wichtige Glieder fehlen. Zum Beispiel eine Niere sieht man nicht gleich, aber ohne sie geht es nicht. Wer keine Nieren hat, hängt an der Dialyse.
Deshalb brauchen wir alles: das, was man sofort sieht und bewundert, und das, was im Hintergrund wirkt und zum Beispiel für Entgiftung sorgt. Wir brauchen alles.
Deswegen ist es egal, ob du sagst: „Ich bin der mit den fünf Talenten, das habe ich schon mitbekommen“, oder „Ich bin der mit den zwei Talenten“ – das spielt keine Rolle. Ich möchte dich ermutigen, deine Berufung anzunehmen.
Du hast dir dein Leben, deine Biografie, deine Herkunft, deine Begabungen, deinen Charakter und deinen Intellekt nicht ausgesucht. Du bist Verwalter. Gott hat dir ein Leben anvertraut, und dieses Leben gilt es, treu zu leben.
Nimm den Stress aus deinem Leben heraus. Du hast eine Berufung, die darfst du entdecken. Darüber werden wir uns heute auch unterhalten. Aber dann muss auch Schluss sein, denn es reicht, wenn du mit deinen Talenten wucherst.
Mich macht das total ruhig. Vielleicht versteht ihr das nicht. Es gibt diese großen Prediger, ich nenne sie mal Parzany-Typen, dann gibt es MacArthur-Typen und Piper-Typen. Oder auf deutscher Ebene Leute, die jeder kennt, die ein Video einstellen, das zwanzigtausendmal angeklickt wird. Ich stelle ein Video ein, das wird zweihundertmal angeklickt.
Man könnte sagen: Lohnt sich das eigentlich? Macht es Sinn, dass ich ein Video einstelle? Die anderen bekommen doch viel mehr Klicks. Braucht es mich überhaupt?
Dann komme ich mit diesem Gleichnis und denke mir: Okay, ich bin der mit den zwei Talenten. Ich bin nicht der Große, nicht der, der deutschlandweit bekannt ist und zu Konferenzen eingeladen wird. Aber ich darf im Kleinen, da wo Gott mich gebraucht, einfach treu sein.
Dazu möchte ich ermutigen: Jeder an der Stelle, wo Gott ihn mit seinen Begabungen hinstellt, soll treu sein und sich daran freuen.
Ich könnte natürlich jeden Morgen aufwachen und einen Minderwertigkeitskomplex bekommen, wenn ich mich mit anderen vergleiche. Aber das muss ich nicht. Ich muss nicht sein wie die anderen, ich muss einfach ich sein – echt und treu und für den Herrn. Dann ist alles gut.
Das war ein Gedanke von gestern: Wir sind berufen zum Wir, wir sind berufen zum Dienst am Wir, an der Gemeinschaft, und wir sind berufen zu diesem Dienst als Ausdruck unserer Liebe zu Jesus Christus.
Soweit die Gedanken von gestern.
Zwei kurze Exkurse, bevor ich in diesem ersten Vortrag die Unterschiedlichkeit von Gaben herausstellen möchte.
Mini-Exkurs I: Unsere Liebe zur Gemeinde, also zu diesem Tempel Gottes, zeigt sich ganz praktisch an unserer Liebe zur Ortsgemeinde. Warum sage ich das? Weil wir einen Trend beobachten, der dahin geht, dass sich immer mehr Menschen mit einem nebulösen Gebilde, der Gemeinde weltweit, identifizieren, aber es immer schwerer fällt, Teil einer Ortsgemeinde zu werden.
Das ist ein Trend, und deswegen muss ich das einfach mal so deutlich sagen: Diesen Trend gibt es in der Bibel nicht. Im Neuen Testament wird Liebe zu Geschwistern immer auf der Ebene der Ortsgemeinde gelebt, dort, wo ich Teil einer Gemeinschaft bin, der ich mich verbindlich zugewandt habe. Eigentlich müsste man sagen, in die der Geist Gottes mich hineingetauft hat.
Wie man Mitglied einer Gemeinde wird, ist nur zum Teil etwas, das man sich selbst aussucht. Dort diene ich mit meinen Gaben, weil ich verstanden habe, dass ich in dieser Gemeinschaft gebraucht werde. Das ist ein ganz wichtiger Punkt. Liebe zur Gemeinde zeigt sich also an der Liebe zur Ortsgemeinde, genauer gesagt an der Liebe zu den Geschwistern, mit denen Gott mich in einer Gemeinde zusammengestellt hat.
Wir hatten das gestern schon: 1. Petrus 2,5. Diesen Gedanken lese ich noch einmal vor, weil er so schön ist:
„Lasst euch auch selbst als lebendige Steine aufbauen, als ein geistliches Haus.“
Man merkt daran, dass ich nur ein lebendiger Stein sein kann in einer Gemeinschaft, in der ich auch die anderen Steine um mich herum spüre, wo etwas ist, das wir gemeinsam haben. Irgendwie zu sagen: „Ich gehöre so zu irgendetwas nebulösem, Weltweitem“ – natürlich tun wir das. Wenn wir in der Ewigkeit ankommen, dann werden dort Abermillionen und Millionen Gläubiger sein, mit denen wir wahrscheinlich gemeinsam Lobpreis machen. Vermute ich mal.
Vielleicht bekomme ich aber auch mein Haus am See und habe erst einmal meine Ruhe. Das könnte auch sein. Aber heute manifestiert sich meine Liebe zu Geschwistern dadurch, dass ich mich in einer Gemeinde den Geschwistern annehme, mit denen Gott mich zusammengestellt hat.
Das war Mini-Exkurs I.
Mini-Exkurs Nr. 2, bevor wir mit unserem Thema starten: Gebet ist kein Ersatz für Gaben. Gebet ist keine Gabe.
Damit möchte ich sagen: Jeder Christ ist zum Gebet berufen. Wenn du sagst: „Na ja, ich arbeite nicht mit, aber ich bete“, dann ist das etwas, bei dem ich sagen würde, dass es nicht biblisch ist. Natürlich kannst du sagen: „Ich bin viel zu alt, um mich jetzt in alle Aufgaben der Gemeinde einzubringen.“ Das mag sein. Aber zu sagen: „Gebet ist meine Gabe“, dem müsste ich widersprechen und sagen: „Nein, das sehe ich von der Bibel her nicht so.“
Gebet ist die Aufgabe aller Christen. Da kann sich niemand herausnehmen, auch nicht derjenige, der sagt: „Ja, aber ich mache sonst ganz viel.“
Das ist nämlich die Kehrseite: Manche sagen, sie machen so viel in der Gemeinde, sind bei fast jeder Veranstaltung dabei, aber fürs Beten bleibt dann wenig Zeit. Das wäre genauso falsch, wie zu sagen: „Ich habe keine Gabe, aber ich bete halt.“
Bitte spielt das eine nicht gegen das andere aus. Wir sind zum Beten berufen, und wir sind auch dazu berufen, mit unseren Gaben zu dienen.
So viel zu zwei kleinen Exkursen vorweg.
Jetzt möchte ich heute zuerst mit euch die Unterschiedlichkeit der Gaben betrachten. Also, was gibt es für Gaben? Im zweiten Vortrag werde ich dann den Schwerpunkt auf Hindernisse legen – also darauf, was mich davon abhalten könnte, diese Gaben auszuleben.
Wir starten mit den Gaben, wie sie uns im Neuen Testament vorgestellt werden. Danach werde ich einen Schritt weitergehen und überlegen: Wenn wir im Neuen Testament Gaben vorgestellt bekommen, dann sind das in meinen Augen Gaben, die Gott seiner Gemeinde für eine konkrete Situation im ersten Jahrhundert gegeben hat. Diese Situation finden wir heutzutage nicht mehr vor – das ist euch hoffentlich klar.
Im Neuen Testament sehen wir die Gemeinde Gottes als ein Projekt des Heiligen Geistes, das hineinwächst in eine Welt, die von den Ideen des Christentums noch nichts kennt. Absolut nichts. Es geht also darum, die ersten Fundamente für das zu legen, was später die weltweite Kirche wird. Gott gibt der Gemeinde im ersten Jahrhundert genau die Gaben, die sie braucht, um in ihrer Zeit diese ersten Schritte als Christenheit zu gehen.
Für mich ist es logisch, dass das, was wir im Neuen Testament an Gabenausstattung lesen, nicht zwingend das ist, was wir heute im 21. Jahrhundert brauchen. Wahrscheinlich brauchen wir ganz andere Dinge, und wir erleben das ja auch.
Ich möchte mit euch einerseits anschauen, wie unterschiedlich die Gaben im Neuen Testament sind, damit wir den Begriff „Gabe“ in unserem Kopf klarkriegen – was ist damit eigentlich gemeint? Andererseits möchte ich mit euch auch überlegen, was wir heute brauchen beziehungsweise was heute gebraucht werden könnte. Dabei würde ich gerne mit euch im Anschluss an den Vortrag in der Frage-Antwort-Runde weiterdenken und gemeinsam überlegen, was es heute geben könnte.
Schauen wir uns zunächst an, was es damals gab.
Bevor ich das tue, noch einmal: Warum glaube ich, dass die Gaben, die wir in der Bibel lesen, nicht ein für allemal und ausschließlich die einzigen Gaben sind?
Zum einen, weil der Geist Gottes Gaben gibt, damit der Leib – also die Gemeinde – funktioniert. Das ist irgendwie klar. Der Geist Gottes weiß, was wir brauchen. Wenn ich mir anschaue, was wir heute brauchen, mache ich mal zwei Beispiele.
Wir brauchen zum Beispiel Techniker. Jetzt könntest du sagen: Gibt es die Gabe der Technik nicht im Neuen Testament? Ich müsste sagen: Nein, die gibt es nicht. Nirgendwo steht, „wer in der Technik dient, der diene in der Technik“. Das steht weder in Römer 12, noch in 1. Korinther 12 oder Epheser 4. Dort taucht kein Techniker auf.
Es wird noch schlimmer: Es taucht nicht einmal ein Kindermitarbeiter auf. Wusstet ihr das? Kinderarbeit, so wie wir sie heute kennen – ich meine nicht Teppiche knüpfen, sondern das, was wir machen, wenn wir Kindern biblische Geschichten erzählen, missionarische Arbeit unter Kindern, Jungscharangebote, Sommerlager, Freizeiten – das gibt es nicht in der Bibel.
Die Gemeinden im ersten Jahrhundert waren gar nicht so aufgestellt. Versteht ihr? Sie hatten auch keine eigenen Gemeindehäuser, in die sie einladen konnten. Deswegen findest du auch nirgendwo die Gabe des Hausmeisters oder so. Da musste niemand Stühle stellen. Man traf sich im Tempel oder am Anfang in Häusern, aber das waren nie überschaubare Gemeinden. Das passte so in einen Innenhof einer attischen Villa – fertig. Schön, oder?
Also fehlen einfach Gaben, von denen wir heute sagen: Ohne die könnten wir überhaupt nicht auskommen.
Auf der anderen Seite finden wir im Neuen Testament Gaben, die definitiv verschwunden sind. Ich zeige euch mal eine.
Schlagen wir Epheser 2,20 auf. Das ist eine Gabe, die es in meinen Augen definitiv so nicht mehr gibt.
Dort schreibt Paulus: „Ihr seid aufgebaut auf der Grundlage der Apostel und Propheten.“ Das heißt, im ersten Jahrhundert gab es Apostel und alttestamentliche Propheten. Dieser Aposteldienst meint den inneren Kern – also die zwölf berufenen Apostel plus Paulus, der als der Zwölfte hinzukam. Diese zwölf plus eins haben eine Grundlage gelegt.
Dieser urapostolische Dienst, so will ich ihn mal nennen, hat die Aufgabe gehabt, die Bibel zu schreiben und die ersten Gemeinden zu gründen. Das hat sich tatsächlich erledigt.
Ich weiß, dass immer wieder Leute auftauchen, die sagen: „Haha, ich bin aber doch so ein Apostel!“ Das gibt es in der Kirchengeschichte laufend. Wenn euch so jemand begegnet, zeigt ihm das Aposteltest: 2. Korinther 12,12.
Paulus hat nämlich genau das Problem, dass in den Gemeinden Apostel auftauchen, die sich Autorität anmaßen, die ihnen nicht zusteht. In 2. Korinther 12,12 lesen wir von den Zeichen der Apostel:
Wenn jemand sagt, er sei ein Apostel wie Paulus oder Petrus und ihr müsst jetzt auf seine Worte hören, wie ihr auf deren Worte gehört habt, dann fragt: „Hast du denn auch die Zeichen eines Apostels getan?“
Was sind die Zeichen eines Apostels? Dort steht: „Die Zeichen des Apostels sind unter euch vollbracht worden, in allem Ausharren, in Zeichen, Wundern und Machttaten.“
Man kann sich ja mal fragen: Hatte Paulus so etwas erlebt? Zum Beispiel, dass man sein Schnupftuch nahm und es Kranken auflegte, die dann gesund wurden? Gab es das in deinem Leben auch? Das wären nämlich die Zeichen eines Apostels.
Apostel sind Leute, die von Gott in einer bestimmten Zeit mit einem ganz neuen Auftrag und einer neuen Botschaft ausgesandt werden. Hier wird das Evangelium zum ersten Mal verkündet, und Gott stellt sich auf eine Weise dazu, die außergewöhnlich ist.
Deshalb haben wir an dieser Stelle ein Beispiel dafür, dass es Gaben oder Aufgaben gibt, die verschwunden sind.
Ich glaube persönlich, dass das auch für die Sprachenrede gilt.
Ich möchte euch das zeigen.
Sprachenrede ist die Fähigkeit, in einer Fremdsprache zu reden, die ich nicht gelernt habe. Interessanterweise taucht diese Gabe im Neuen Testament recht häufig auf. Sie ist die Erfüllung einer alttestamentlichen Prophezeiung.
Das wird häufig übersehen. Schlagen wir 1. Korinther 14 auf.
Dort lesen wir in Vers 21, im Zusammenhang mit der Bewertung der Sprachenrede im Vergleich zur Auslegung oder Weissagung:
„Es steht im Gesetz geschrieben: ‚Ich will durch Leute mit fremder Sprache und durch Lippenfremde zu diesem Volk reden, und auch so werden sie nicht auf mich hören, spricht der Herr.‘ Daher sind die Sprachen ein Zeichen, nicht für die Glaubenden, sondern für die Ungläubigen.“
Schauen wir uns diese Stelle an und tauchen in Jesaja 28 ein, von wo dieses Zitat stammt.
Wir stellen fest, es handelt sich um ein Gerichtswort an Israel.
Dem Volk Israel, dem ungläubigen Israel, wird prophezeit, dass eine Zeit kommt, in der Menschen in Fremdsprachen zu ihnen reden.
Das ist ein Zeichen.
Deshalb kommt das auch an Pfingsten vor. Ich weiß nicht, ob ihr euch die Frage gestellt habt, warum gerade an Pfingsten die Apostel den Heiligen Geist empfangen und dann in fremden Sprachen reden.
Was soll das?
Es ist ein Gerichtswort an Israel.
In Jesaja 28, Verse 11-13, sagt Gott:
„Ja, durch stammelnde Lippen und eine fremde Sprache wird er zu diesem Volk reden, er, der zu ihnen sprach: ‚Das ist die Ruhe, schafft Ruhe dem Erschöpften, und das ist die Erquickung.‘ Aber sie wollten nicht hören.“
Ich hoffe, ihr habt vor Augen, wie der Herr Jesus einlädt: „Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid!“ Darauf wird hier Bezug genommen.
Der Messias sagt: „Ich bin die Ruhe, ich lade euch ein.“ Und dann kommt das Reden in fremden Sprachen dazu – für das Volk, um ihnen zu zeigen: Vorsicht, Freunde, ihr seid gerade dabei, diese Prophezeiung zu erfüllen.
Weiter heißt es:
„Das Wort des Herrn für sie wird sein: Zaffla, Zaff, Zaffla, Zaff, Kaffla, Kaff, Kaffla, Kaff – hier ein wenig, da ein wenig –, damit sie hingehen, rückwärts stürzen, zerschmettert werden, sich verstricken und gefangen werden.“
Das ist ein Gerichtswort.
Wenn Israeliten erleben, wie Gott zu ihnen in fremden Sprachen spricht, dann muss bei ihnen eine rote Lampe angehen: Achtung! Im Alten Testament gibt es diese Prophezeiung, dass, wenn das passiert, wir in Gefahr sind, an der Ansprache, an der Berufung, an der Predigt des lebendigen Gottes vorbeizugehen.
Darauf nimmt Paulus Bezug.
Deshalb sage ich: Dieses Gerichtswort an Israel in Form von fremden Sprachen ist eine Gabe, die sich im ersten Jahrhundert erledigt hat.
Das merkt man auch in der Kirchengeschichte: Über Jahrhunderte hinweg ist davon nicht mehr die Rede.
Achtung, für alle, die jetzt denken, ich hätte gesagt, es gäbe die Gabe der Zungenrede nicht: Das habe ich nicht gesagt.
Ich habe gesagt, es gab eine Gabe, die im ersten Jahrhundert von besonderer Bedeutung war, weil sie als Erfüllung einer Prophetie ein Gerichtswort an Israel war und ungläubige Israeliten besonders berühren und zum Glauben an den Herrn Jesus aufwecken sollte.
Ob es diese Gabe später in einem anderen Zusammenhang noch einmal gibt, kann ich nicht sagen.
Ich kann nur sagen: Diese Primärfunktion, diese Gabe für das erste Jahrhundert, ist erledigt.
Ansonsten bin ich der Typ, der sagt: Der Geist gibt, wie er will. Ich werde dem Heiligen Geist keine Vorschriften machen, welche Gabe er wem wann und wie gibt.
Bitte ordnet mich da nicht falsch ein.
Mir ging es darum zu zeigen, dass es eine Gabe gibt, die im ersten Jahrhundert eine besondere Rolle spielte. Diese Rolle, diese Primärfunktion als Zeugnis gegenüber ungläubigen Israeliten, die hat sie heute nicht mehr und braucht sie auch nicht mehr. Das ist erledigt.
Ich will euch zeigen, dass Gaben nichts Statisches sind, sondern dass sie etwas Dynamisches haben.
Ich habe damit angefangen zu sagen, dass Gott unterschiedliche Gaben zu unterschiedlichen Zeiten gibt, weil er möchte, dass sein Leib, die Gemeinde, in jeder Zeit funktioniert.
Ich habe euch mit dem Aposteldienst eine Gabe gezeigt, die definitiv aufgehört hat.
Ich habe die Sprachenrede genommen, um zu zeigen, dass es eine Gabe gab, die zeitlich in ihrer Primärfunktion als Gerichtswort im ersten Jahrhundert verortet war.
Dann könnte ich sagen: Im Neuen Testament gibt es verschiedene Listen von Gaben.
Im Wesentlichen sind das Römer 12, 1. Korinther 12 und ein klein wenig Epheser 4.
Man kann sich diese Gabenlisten anschauen.
Wenn es nur ein Set von Gaben gäbe, das man immer quasi erwartet, müssten diese Listen sehr ähnlich sein.
Sie haben Ähnlichkeiten, aber auch große Unterschiede.
So merkt man: Es gibt hier kein geschlossenes System von Gaben, sondern ein offenes System – sogar schon im Hinblick auf unterschiedliche Gemeinden im ersten Jahrhundert.
Mindestens gibt es unterschiedliche Schwerpunkte.
Der letzte Punkt, den ich schon ganz am Anfang genannt habe: Ich schaue mich um und entdecke ständig neue Gaben.
Das ist ganz putzig.
Den Techniker hatten wir schon, den Kindermitarbeiter auch.
Ihr könnt ja mal weiter überlegen, was es sonst noch an neuen Gaben gibt, die in der Bibel nicht auftauchen, die wir aber brauchen, um zu funktionieren.
Das ist gut so.
Deshalb lasst uns davon ausgehen, dass die Unterschiedlichkeit der Gaben im Neuen Testament für uns zuerst einmal ein Hinweis auf die Breite des Gabenbegriffs sein darf.
Nicht, dass wir sagen: „Okay, das sind sie jetzt, und mehr gibt es nicht.“
Das wäre für mich tatsächlich ein falscher Ansatz.
Jetzt schauen wir uns die neutestamentlichen Gaben an. Dabei liegt der Schwerpunkt nicht darauf, ihre genaue Bedeutung zu erklären. Dazu gibt es tatsächlich eine mehrteilige Reihe auf Frogwords – das ist meine Homepage. Unter dem Stichwort Frogwords findet ihr im World Wide Web auch andere Angebote. Zum Beispiel gibt es einen Podcast, bei dem man von Montag bis Freitag morgens für acht Minuten einen kleinen Impuls bekommen kann. Außerdem gibt es eine App. Wenn ihr nicht so der Typ seid, der viel im Internet unterwegs ist, und es lieber auf dem Handy haben möchtet, ist das auch möglich. Zusätzlich gibt es einen YouTube-Kanal. Es gibt also verschiedene Angebote, und das Stichwort ist immer Frogwords.
Ich weiß, das hat sich so entwickelt, weil mein Spitzname Frosch war. 2008 wollte ich meine Predigten auf einer Seite zusammenfassen. Die Domain sollte eine .de-Domain sein. Das war 2008 schon nicht mehr so einfach, aber Frogwords war tatsächlich noch frei. Spannend, oder? Da dachte ich mir, ich nehme die Worte vom Frosch. Ihr könnt auch jürgen-fischer.net ausprobieren, das funktioniert irgendwie auch, aber Frogwords ist leichter.
Auf Frogwords findet ihr eine siebenteilige Reihe zum Thema Geistesgaben. Ich gehe dabei alle Gaben durch und habe zu jeder Gabe einen kleinen Test, ob man sie vielleicht hat oder nicht. Grundsätzlich gehe ich davon aus, dass es Gaben noch gibt. Der Geist gibt, wie er will. Bitte habt die Freiheit, auch zu sagen, dass ihr euch an einigen Stellen bei diesen alten Gaben aus dem ersten Jahrhundert wiederfindet. Natürlich brauchen wir manches die ganze Zeit, sogar ziemlich viel. Aber wenn du dich nicht so wiederfindest, mach dir erst mal keinen Kopf.
Mir geht es darum, euch diese Gaben zu clustern, also in Gruppen zusammenzufassen, damit man einfach sieht: Aha, was gibt es da? Was fällt unter die Rubrik Gabe?
Der erste große Cluster, den ich euch zeigen möchte, hat mit dem Reden zu tun. Das ist vielleicht nicht so verwunderlich, aber so ist es. Es gibt Gaben, bei denen Gott Menschen befähigt, Dinge auszusprechen.
Zum Beispiel das sogenannte Wort der Weisheit. Das findet sich in 1. Korinther 12,8. Wenn du dich fragst, wer ein Wort der Weisheit hat, würde ich das so formulieren: Das sind Leute, die, wenn du sie zu einer konkreten Frage im Leben ansprichst, bei der du nicht weiterweißt, eine kluge Antwort geben können. Du gehst zu ihnen, stellst ein Problem vor, und sie bringen dir eine Lösung, bei der du denkst: „Da hätte ich doch selber draufkommen können.“ Das ist das Wort der Weisheit.
Wir merken, es ist eine interessante Gabe. Es gibt solche Typen in der Gemeinde. Du gehst zu ihnen hin und weißt, es lohnt sich, sie zu fragen.
Dann gibt es eine andere, ganz ähnliche Gabe, das sogenannte Wort der Erkenntnis, ebenfalls aus 1. Korinther 12,8. Erkenntnis hat mehr mit biblischen Sachverhalten zu tun, eher mit dem Theoretischen. Das sind Leute, zu denen du gehst, wenn du eine Bibelfrage hast, vielleicht eine etwas komplexere. Sie geben dir eine Antwort, bei der du denkst: „So habe ich das noch gar nicht gesehen, toll, vielen Dank!“
Das Wort der Weisheit bezieht sich eher auf Lebensfragen, also kluge Ratschläge. Das Wort der Erkenntnis dagegen erfasst eher theoretische, biblische Zusammenhänge mit einer gewissen Leichtigkeit.
Wenn du Schwierigkeiten hast, dich in der Bibel zurechtzufinden oder Antworten zu finden, dann merkst du: Es gibt Leute, die ein Wort der Erkenntnis haben. Manche kommen zu mir und sagen: „Jürgen, ich habe oft zu viele Fragen an die Bibel.“ Das zeigt erstens, dass du nicht das Wort der Erkenntnis hast, und zweitens, dass du zu den Leuten hingehen solltest, die es haben.
Manchmal erwarten wir von uns selbst, dass wir beim Bibellesen alle Antworten finden. Aber warum? Wenn Gott in Gemeinden Leute mit dem Wort der Erkenntnis ausstattet, sollten wir diese auch nutzen. Versteht ihr? Ich möchte euch zeigen, wie sehr wir aufeinander angewiesen sind. Es passiert leicht, dass ein Individualismus entsteht – der Gedanke „Ich muss es selbst schaffen“. Stattdessen sollte man sich überlegen: Wer ist denn gut an der Stelle? Wer kann mir schnell helfen? Oft kostet es nur wenige Sekunden, eine Antwort zu geben, die dich weiterbringt.
Manche verzweifeln und denken: „Ich bin nicht so wie die anderen.“ Ja, natürlich bist du das nicht, deswegen machen wir ja das Seminar. Du brauchst die anderen. Darum geht es.
Gehen wir weiter. Es gibt in der Gemeinde auch den Lehrer. Der Lehrer taucht im Epheserbrief Kapitel 4 auf. Der Lehrer ist eine geistliche Begabung, die voraussetzt, dass ich mit Leichtigkeit biblische Zusammenhänge erklären kann, sodass der andere versteht, was ich sagen will.
Jeder Christ ist dazu berufen, lehrfähig zu sein, das steht im 2. Timotheusbrief. Wir sollen die Grundlagen des Glaubens nicht nur an ungläubige Arbeitskollegen oder an unsere Kinder weitergeben, sondern an jeden, der fragt.
Das bedeutet aber nicht, dass alle Lehrer sind. Es gibt einfach Leute, die das besser können. Keine Ahnung warum, aber bei ihnen stimmt es irgendwie. Sie erklären etwas so, dass die meisten danach sagen: „Ich habe verstanden.“ Andere erklären so, dass die meisten sagen: „Ich wusste nicht, was er sagen wollte.“ Das ist der Unterschied zwischen einem Lehrer und jemandem, der es nicht ist.
Das ist auch eine Gabe, die mit Reden zu tun hat. Ebenso gibt es den Evangelisten. Woran erkennt man einen Evangelisten? Evangelisten sind die Typen, die dir, egal welchen Bibeltext du ihnen gibst, innerhalb von drei Sätzen erklären, warum der Text genau von Jesus und dem Kreuz spricht.
Das sind Evangelisten. Die lassen Lehrern wie mir die Haare zu Berge stehen, wenn sie sehen, wie sie mit Texten umgehen, denn das darf man eigentlich nicht. Trotzdem machen sie es, weil sie eine große Liebe zum Menschen haben. Sie finden in jedem Text das Evangelium, haben eine Freimütigkeit im Umgang mit Menschen.
Ich möchte euch sagen: Lasst euch von Evangelisten nicht frustrieren. Manche sind so evangelistisch orientiert, dass sie davon ausgehen, jeder Christ müsste genauso sein. Vorsicht, wenn ihr von solchen Leuten Gebetsbriefe lest – die können einen frustrieren. Es gibt Leute, die sagen: „Natürlich habe ich immer ein evangelistisches Gespräch, wenn ich spazieren gehe, was denn sonst?“ Oder: „Wenn ich U-Bahn fahre, suche ich jemanden, mit dem ich reden kann.“
Ich höre das und denke: Ich werde für dich beten, aber auch daran denken, dass du eine Gabe hast. Ich werde mich nicht mit deiner Gabe vergleichen, sonst werde ich frustriert. Das will ich nicht.
Ich habe meine Gabe. Deshalb setze ich mich auch mal stundenlang an meinen Tisch im Wohnzimmer, studiere Kommentare und versuche, einen Text zu durchdringen, um zu überlegen, wie man predigen kann. Das kann ich. Das kann der Evangelist nicht.
Wenn ich mal ein Gespräch habe, freue ich mich darüber. Aber ich mache mir keinen Kopf, wenn ich nicht jeden Tag ein evangelistisches Gespräch führe. Genauso wenig macht sich der Evangelist Sorgen, wenn er wochenlang keinen neuen Bibeltext studiert hat. Versteht ihr? Das brauchen sie nicht, sie haben ihre Texte.
Ich sage euch das, damit ihr eine gewisse Freiheit entwickelt.
Jetzt haben wir also nur den Bereich Reden betrachtet. Dort gibt es das Wort der Weisheit, also Leute, die kluge Ratschläge geben. Das Wort der Erkenntnis, die bei theoretischen Fragen mehr Durchblick haben. Dann gibt es Lehrer und Evangelisten.
Ihr merkt schon: Egal, wo ich eine Begabung habe, ich lasse mich nicht von den anderen frustrieren. Das ist wichtig. Ihr solltet nicht denken: „Ich wäre gern so wie der oder die.“ Brauchst du nicht. Du bist du, das reicht völlig.
Glaub mir, wenn du dein Leben lebst, das Gott dir anvertraut hat, mit deinen Begabungen, dann reicht das absolut. Niemand verlangt mehr.
Denkt an die zwei Talente, denkt an die fünf Talente. Egal was du hast: Sei treu. Punkt.
Ich gehe mal durch ein paar andere Gaben durch, und ich fange an mit dem Thema Menschen. Es gibt einen großen Cluster von Gaben, die sich auf Menschen beziehen. Zum Beispiel die Gabe der Hilfeleistung beziehungsweise das Thema Dienst. Dienst und Hilfeleistungen finden sich tatsächlich in Römer 12,7, 1. Korinther 12,8-28 und 1. Petrus 4,11. Diese Gaben sind breit aufgestellt.
Es sind tatsächlich Menschen, die die außergewöhnliche Fähigkeit haben, soziale und materielle Nöte im Leben anderer zu erkennen. Sie haben den Drang und die Möglichkeit, diesen Nöten praktisch zu begegnen. Also sind es Leute, die eine Not im Leben eines anderen sehen und auf diesen Menschen zugehen. Sie merken: „Ich will an dieser Stelle helfen.“ Das kann vieles sein.
Zum Beispiel jemand, der sagt: „Ich merke, ihr braucht mal wieder einen Eheabend. Du brauchst dringend einen Babysitter, ich bin da.“ Oder jemand, der bei dir zu Besuch ist und sagt: „Hm, das Wohnzimmer müsste mal neu gestrichen werden. Ich merke, du kommst da nicht so dazu. Wann hast du mal Zeit? Wann kann ich vorbeikommen?“ Es sind Dienste und Hilfeleistungen. Menschen mit dieser Gabe haben eine innere Begabung dafür, im Leben eines anderen zu erkennen, was dieser konkret und praktisch, wirklich auf Schweiß und Tränen gebraucht wird.
Dann gibt es die Gabe der Barmherzigkeit. Diese würden wir vielleicht als die typische Seelsorgergabe bezeichnen. Die Gabe der Barmherzigkeit findet sich in Römer 12,8. Menschen mit dieser Gabe können anderen, die durch körperliche, seelische oder geistliche Nöte belastet sind, besonders effektiv beistehen.
Ich weiß nicht, ob ihr solche Leute in eurer Gemeinde habt. Aber das sind die, die sehen, dass jemand Hilfe braucht. Sie kommen nach vorne und sagen: „Da müssen wir doch mal helfen.“ Dabei besteht die Gefahr, dass jeder denkt, weil er diese Gabe hat und den Mangel wahrnimmt, müssten alle anderen genauso empfinden wie er selbst. Das ist aber nicht so.
Es gibt diese Typen mit der Gabe der Barmherzigkeit, die die Not sehen und sofort anpacken. Das sind nicht die praktischen Nöte, das waren die Dienste und Hilfeleistungen. Hier geht es eher um die Gefühle und die Psyche.
Dann gibt es eine spannende Gabe, die sich auf Ermahnen, Ermuntern und Trösten bezieht. Auch diese findet sich in Römer 12,8. Das Wort, das dort steht, ist nicht einfach zu übersetzen, deswegen werden die drei Begriffe ermahnen, trösten und ermuntern verwendet.
Es geht darum, zur rechten Zeit das richtige Wort zu haben. Jemandem durch ein Wort zu helfen, den nächsten Schritt im Leben zu gehen, der genau richtig ist. Versteht ihr? Manchmal brauchen wir einen Anschubser. Ein solcher Anschubser kann ermahnen, trösten oder ermuntern.
Jemand, der zur rechten Zeit das richtige Wort hat, weiß genau, was der andere jetzt braucht, um im Leben den nächsten Schritt zu tun. Ermahnen, ermuntern, trösten – das ist eine Gabe. Das sind Leute, die auf einen zugehen und intuitiv etwas sagen, und du denkst: „Wow, das hat jetzt echt gut getan.“
Es ist nicht jemand, der sich lange um einen kümmert und begleitet, sondern jemand, der das richtige Wort zur richtigen Zeit hat. Dieser Mensch kann auch mal etwas dringlicher sein, zum Beispiel: „Hey, jetzt kneif mal die Pobacken zusammen und mach endlich was.“ Oder: „Du hast so viel geschafft in den letzten Wochen, jetzt fahr mal ein Stück runter. Ich glaube, da ist jetzt mal Pause dran.“
Wenn jemand kommt und sagt: „Du siehst traurig aus, wollen wir mal kurz rausgehen? Ich möchte für dich beten“, dann ist das auch ein Ausdruck von Ermahnen, Ermuntern und Trösten. Es ist eine Gabe, wenn jemand so auf Menschen zugehen kann.
Dann gibt es im Neuen Testament eine weitere Gabe, die sich ebenfalls auf Menschen bezieht: die Gabe der Heilung. Das ist ganz spannend. Die antike Welt kannte noch nicht den Arzt, wie wir ihn heute kennen, und auch kein ausgefeiltes Gesundheitswesen.
Deshalb gibt es Menschen, die die Gabe der Heilung haben. Dabei geht es stark darum, anderen praktische Tipps zu geben, wie sie leben sollen und was sie tun sollen, damit sie gesund bleiben oder gesund werden. Ihr erinnert euch vielleicht an die Stelle, wo Paulus dem Timotheus sagt: „Hier, ein bisschen Wein für deinen Magen, das wäre mal dran“, damit das Unwohlsein aufhört.
Es gibt Menschen, die ein Händchen dafür haben, anderen dabei zu helfen, gesund zu werden. Je nach Ausbildung kann das bis hin zur Verschreibung von Medikamenten oder Therapien gehen. Vielleicht denkt ihr jetzt: „Das ist aber eine komische Gabe.“
Doch wörtlich steht da sogar „Heilungen“, also das gesamte Spektrum, wie man Menschen auf körperlicher Ebene unterstützt. Das ist total spannend. Es ist eine Gabe, die Gott gegeben hat, damit Menschen geschickt darin sind. Wenn du diese Gabe hast, würde ich dir persönlich raten, etwas Medizinisches zu machen. Dann hast du auch im Beruf Freude an deiner Gabe.
Dann gibt es den Hirten, erwähnt in Epheser 4. Der Hirte ist fast schon ein Seelsorger im übergemeindlichen Sinn. Das sind die Menschen, die Bücher schreiben und an die man sich wendet, wenn man zu einem größeren Thema eine längere Abhandlung möchte.
Diese Menschen haben wirklich Ahnung von Seelsorge, so wie der Lehrer Ahnung vom Lehren hat. Ein Hirte gibt nicht nur mal einen guten Ratschlag, ermuntert, tröstet oder ermahnt und geht barmherzig mit anderen um. Er sagt: „Ich bin Seelsorger.“ Er hat in einem breiteren Sinn wirklich Ahnung davon, wie man Menschen begleitet, und nutzt das, um einer ganzen Gemeinde zu dienen.
Der Lehrer dient der Gemeinde, wahrscheinlich sogar übergemeindlich. Der Hirte hat denselben Fokus. Er geht über die Gemeinde hinaus und will mehr Menschen erreichen. Der Hirte wird auch als Pastor bezeichnet.
Um diesen Cluster „Menschen“ noch abzurunden, gibt es eine ganz besondere Gabe: die Dämonenaustreibung. Auch das gibt es im Neuen Testament. Zur Zeit Jesu gab es eine regelrechte Flut des Dämonischen.
Vielleicht ist euch das aufgefallen: In der Bibel spielen böse Geister oft nur eine untergeordnete Rolle. Über Hunderte von Seiten liest man kaum etwas über böse Geister. Doch in der Zeit, als Jesus in Israel auftauchte, scheinen diese bösen Geister wie eine Invasion von überall gekommen zu sein. Sie versuchten zu verhindern, dass vom Messias etwas Gutes geschieht. Sie waren überall.
Deshalb war es damals ein ganz wichtiger Punkt, dass Christen im Umgang mit Dämonen etwas hatten: die Kraft Gottes, um diesen bösen Geistern zu gebieten. Ich habe mal ein Buch gelesen mit dem Titel „Dämonologie und die frühe christliche Welt“. Darin wird behauptet, dass der Siegeszug des Evangeliums auch deshalb so erfolgreich war, weil Christen echte Mittel gegen böse Geister und Dämonen hatten, die funktionierten.
Diese Gabe gibt es also auch für Menschen. Das war der Cluster „Menschen“. Ihr seht, wie unterschiedlich diese Gaben sind.
Ich stelle sie noch einmal vor: Wir haben Dienste, Hilfe und Leistung, wo jemand praktisch anderen unter die Arme greift. Wir haben Barmherzigkeit, wo jemand eher emotional anderen beisteht. Wir haben den Anstupser, der das rechte Wort zur rechten Zeit hat. Dann denjenigen, der wie ein Arzt funktioniert. Den Hirten, der Ansprechpartner für alle Probleme und Belange im Leben ist. Und schließlich die Gabe der Dämonenaustreibung.
Mir geht es nur darum, die Unterschiedlichkeit dieser Gaben wahrzunehmen. Das sind alles Gaben im Neuen Testament.
Jetzt stelle ich euch die unspektakulärste Gabe vor, die ganz alleine bei mir steht, ohne dass es eine andere dazu gibt: Spenden. Spenden ist eine Gabe. Komisch, oder? Das steht im Römerbrief, genauer gesagt in Römer 12. Dort heißt es allerdings nicht „Spenden“, sondern in der Elberfelder Übersetzung „Mitteilen“. Spenden ist eine Gabe, und zwar Römer 12, Vers 8.
Das gilt, wenn Gott mir die Mittel und die Willigkeit schenkt, mehr zu geben, als was normal ist. Es gibt also Leute, die haben die Gabe des Spendens. Das sind Menschen, die so unglaublich viel Geld verdienen, dass sie sagen: „Ich weiß gar nicht, was meine Gabe sonst sein soll.“ Und dann kommt jemand und sagt: „Wie wäre es, wenn deine Gabe darin besteht, dass du spendest?“ Das kann doch keine Gabe sein, jeder Christ soll doch spenden. Ja, logisch, aber es gibt eben Menschen, die hat Gott vorbereitet, um zur rechten Zeit mit genügend finanziellen Mitteln bereit zu stehen, um sein Reich zu bauen. Wir brauchen ja auch Geld, sage ich mal.
Auch der Herr Jesus hatte Frauen an seiner Seite, die ihn finanziell unterstützten, wusstet ihr das? In Lukas 8, am Anfang, wird erwähnt, dass Gott Frauen in den Jüngerkreis aufgenommen hat, die ihn finanziell unterstützten. Diese Frauen hatten entweder selbst Mittel oder ihre Männer. Ja, wir leben in einer patriarchalischen Gesellschaft, muss man fairerweise sagen, aber anscheinend hatten sie nichts dagegen.
Überlegt mal, wie unspektakulär so eine Gabe ist, wie Spenden. Stell dir vor, jemand fragt dich: „Was ist deine Gabe in der Gemeinde?“ und du sagst: „Ich bin der Spender.“ Da würde doch jeder sagen: „Das ist doch keine Gabe, das sollen wir alle tun.“ Und doch kann es zur Gabe werden. Bitte versteck dich nicht hinter deinen Spenden und sag: „Ich habe keine andere Gabe.“ Du darfst schon mal schauen, was da noch ist. Aber es ist eine Gabe, die explizit herausgestellt wird.
Eine andere Gabe, die auch ein bisschen alleine dasteht, ist Leitung. Leitung als Gabe findet sich in 1. Korinther 12 und in Römer 12. Leitung ist die Fähigkeit, Mitarbeiter zu führen. Es ist die Fähigkeit, etwas zu organisieren, etwas voranzubringen, Projekte zu durchdenken und sie dann zu einem guten Abschluss zu bringen.
Achtung: Du musst nicht Leiter sein, um Ältester zu sein. Und es ist auch nicht so, dass wenn du Leiter bist, du automatisch Ältester bist. Leitung als Gabe ist erst einmal die Fähigkeit, sich wohlzufühlen, wenn es darum geht, ein Projekt mit anderen Mitarbeitern voranzubringen. Und das ist eine eigene Gabe.
Das bedeutet aber – und das finde ich ganz spannend – wir leben in einer Gesellschaft, in der es tausende Bücher über Leiterschaft gibt. Wenn man auf dem säkularen Markt schaut, wie viele Bücher über Leiterschaft es gibt, dann stellt man fest: Gott macht das so, dass er seine Leiter eigentlich keine Bücher lesen lässt, sondern er begabt die Gemeinde mit Leuten, die leiten können.
Wenn du so jemanden hast, dann lass den bitte leiten. Das ist wichtig für die Ältestenschaft. In einer Ältestenschaft sind häufig sehr unterschiedliche Persönlichkeiten mit unterschiedlichen Begabungen zusammen. Dann muss der Leiter leiten dürfen, okay? Und wenn daneben der Lehrer ist, der nicht so der Leiter ist und vielleicht auch ein bisschen Bammel davor hat, den Leiter leiten zu lassen, weil der immer so visionär ist, so schnell und immer schon den übernächsten Schritt im Kopf hat, dann lasst ihn mal. Das ist seine Gabe. Du darfst ja deine Kommentare lesen und vielleicht ein bisschen mitspielen bei dem Thema Lehre. Ergänzt euch da, das ist das, was ich sagen möchte.
Ich springe jetzt mal ein bisschen durch, weil ich glaube, ihr habt das Konzept verstanden. Wir finden im Neuen Testament eine unglaublich breit gestreute Gabenvielfalt, bei der man einfach nur sagt: Das ist doch Wahnsinn. Ich zeige euch mal die außergewöhnlichen Gaben.
Da gibt es zum Beispiel das Thema Prophetie und Weissagung. Das sind Leute, die von Gott etwas geschenkt bekommen haben an Offenbarung. In der Apostelgeschichte gibt es jemanden, der eine Hungersnot voraussagt. Das ist wichtig. Das ist eine Gabe, die dazu führt, dass Gemeinde auf eine kluge Weise nach vorne leben kann. Zumindest im Neuen Testament ist das so der Fall.
Ich glaube nicht, dass alles, was heutzutage unter der Überschrift Prophetie läuft, wirklich Prophetie ist. Ich glaube sogar, dass die meisten sogenannten Propheten, von denen man so im Internet Sachen findet, falsche Propheten sind. Aber ich glaube, dass Gott in der Lage ist, Menschen auch Offenbarungen zu geben, die dann helfen, Gemeinde voranzubringen beziehungsweise im Seelsorgerlichen. Gott kann Dinge offenbaren, die in einem Gespräch, gerade wenn es um Sünde geht, sehr hilfreich sein können.
Dann gibt es die Gabe des Glaubens. Da denkt man: Da kann doch keine Gabe des Glaubens geben, jeder muss doch glauben, um gerettet zu werden. Ja, das stimmt. Aber es gibt einfach Glauben und Glauben. Es gibt den Basisglauben, den wir alle haben, und dann gibt es ein paar Verrückte, die glauben noch, wenn alle anderen aufhören zu glauben, weil da nichts mehr zu glauben ist.
Das sind Leute, die sich an die Seite von Menschen stellen, die gerade durch eine schwierige Zeit gehen und mit ihrem Glauben die unterstützen, die vielleicht sagen: „Hey, ich schaffe es gerade nicht mehr.“ Das sind Leute, die für andere glauben. Ein gutes Beispiel sind die vier Freunde, die den Gelähmten zu Jesus bringen. Ihr kennt die Geschichte: Sie kommen zu dem Haus, kommen nicht rein, haben eine grandiose Idee – sie könnten ja oben aufs Flachdach gehen, es abdecken und den Gelähmten von oben herablassen.
Im Text heißt es: Als Jesus ihren Glauben sah – also den Glauben von allen, mit einem Schwerpunkt auf den vieren, die für den Gelähmten geglaubt haben. Es braucht Leute, die, wenn es richtig hart wird, an deine Seite treten und sagen: „Ich habe Glauben.“ Achtung, das ist eine Gnadengabe. Das sind Leute, die nicht genau wissen, warum sie noch glauben. Sie sind nicht einfach nur charakterstärker, sondern haben eine feste Zusage von Gott. Sie wissen: An dieser Stelle gilt es jetzt, weiter zu glauben. Mit dieser Gabe kommen sie ins Leben anderer hinein und unterstützen Menschen.
Oder es gibt die Gabe der Unterscheidung der Geister. Das sind Menschen, die im Leben anderer sagen können: „Hey, das, was du hier sagst, das kommt nicht von Gott.“ Ich kenne jemanden, der beim Lesen von Büchern manchmal den Eindruck hat: „Das ist nicht wahr, was hier steht.“ Und der mehrfach erlebt hat, dass Biografien, die er so eingeschätzt hat, vom Markt genommen wurden, weil sie erstunken und erlogen waren.
Das gibt es auch im christlichen Bereich. Ich finde das ganz spannend. Es hat damit zu tun, dass man irgendwie mitbekommt: Hier stimmt etwas nicht. Der Geist, der draufsteht, ist nicht drin. Das ist Unterscheidung der Geister. Man trifft auf Menschen, die sehr schnell sagen: „Mit dir stimmt das nicht. Ich weiß nicht genau, was es ist, aber da stimmt etwas nicht.“ Solche Leute können zum Beispiel keine Irrlehrer-Videos anschauen, da geht ihnen die Galle hoch. Das wäre Unterscheidung der Geister.
Wir hatten schon Sprachenrede und Auslegung, dazu sage ich jetzt nichts mehr. Wunderkräfte sind eine tolle Gabe – Wunder wirken. Da denkt man: Hammer, wie manifestiert sich das denn? Keine Ahnung, wir wissen es nicht. Aber es gibt Dinge, die so ungewöhnlich sind, dass man nur sagen kann: Keine Ahnung, wie der das gemacht hat, aber es gibt sie im Neuen Testament im ersten Jahrhundert als eigenständige Gabe.
Wenn wir uns vor Augen halten, dass es die Zeit ist, in der das Evangelium anfängt zu laufen und Gott sich auf besondere Weise manifestiert, dann macht das Sinn. Ihr werdet immer mal wieder von Missionaren hören, die in Gemeindegründungssituationen in ganz neuen Ländern sind und ganz wundersame Erfahrungen machen. Sie beten zum Beispiel über kranke Kühe, und die werden gesund. Das spielt für uns keine Rolle, aber für Leute, die von Kühen leben, ist das ein Riesending.
Deshalb glaubt daran, dass Gott solche Gaben damals hatte, um sein Evangelium in die Welt hineinzutreiben. Und wenn er will, kann er sie natürlich auch heute noch geben. Aber es wäre absurd zu sagen: „Ja, wir brauchen heute noch ein Wunder.“ Ja, im konkreten Einzelfall gerne. Ich bete für Leute und bitte auch darum, dass Dinge sich entwickeln.
Aber wo ist denn der Apostel, der heute noch durch Zeichen und Wunder sich als Apostel darstellen muss? Der ist nicht da, den hatten wir schon.
Was es aber noch gibt, ist der „kleine Apostel“. Auch das ist eine Gabe im Neuen Testament. Der „kleine Apostel“ ist nicht einer der Zwölf plus Paulus, sondern ihr werdet sehen, wenn ihr das Neue Testament lest, dass immer wieder Mitarbeiter von Aposteln auch Apostel genannt werden.
Man kann den Begriff Apostel also sehr eng fassen – das sind die zwölf Apostel plus Paulus – oder weiter. Der Begriff Apostel bedeutet ja nur so viel wie Gesandter oder Bote. Es gibt außen herum eine Gruppe von Leuten, die auch als Apostel bezeichnet werden, ohne diese grundlegende Funktion zu haben.
Was macht ein Apostel? Ein Apostel gründet Gemeinden. Es gibt also den ursprünglichen Apostel, die zwölf Apostel, und dann gibt es den Apostel, den wir Missionar nennen würden. Apostel ist der Gesandte, griechisch, und wenn man das auf Latein sagt, kommt man auf Missionar.
Wenn du eine apostolische Begabung hast, zeigt sich das im Wesentlichen dadurch, dass du Lust auf Gemeindegründung hast. Du bist wahrscheinlich multibegabt, das heißt, du kannst von allem etwas und nichts richtig perfekt. Das ist der typische Apostel. Er ist genug Seelsorger, genug Lehrer, genug Evangelist, halbwegs organisiert und kann auch praktisch etwas. Oder er sucht sich jemanden, der das ist.
Das sind Leute, die du als Pionier-Missionare irgendwo hinschicken kannst. Sie haben ihre eigene Vision, sind charakterlich oft etwas unabhängiger gestrickt – das brauchen sie auch. Kritik prallt an ihnen ab, sie gehen ihren Weg. Das ist der klassische Apostel als Missionar. Auch den gibt es als Gabe. Wenn man jemanden aussendet, sollte man nach der Gabe schauen.
Kunst und Musik hatten wir schon. Kunst hatten wir schon, Musik habe ich euch jetzt nicht vorgestellt. Es gibt auch im Alten Testament geistbegabte Sänger. Heute geht es mir nicht darum, die einzelnen Gaben mit euch durchzugehen.
Mir geht es darum, dass ihr steht und sagt: Wow, da gibt es Kunst und Musik als Gabe, da gibt es Spenden als Gabe, da gibt es Gaben, die sich um Menschen drehen. Es gibt Gaben, die haben etwas mit Reden zu tun. Es gibt ganz außergewöhnliche Sachen, die man nirgendwo so richtig einsortieren kann. Es gibt Menschen, die sind mit Leitung begabt oder begabt, ganz neue Felder für das Reich Gottes zu erschließen.
Das, was ich euch in diesem Vortrag vermitteln möchte, sind die Gaben des ersten Jahrhunderts. Ihr merkt, hier wirkt Gott durch seinen Geist hinein in eine Gesellschaft, die diese Gaben braucht, damit Gemeinde entsteht. Es ist so breit aufgestellt, dass keiner sagen kann: „Ich habe nichts.“
Es ist natürlich spannend, wenn du in einer Gemeinde mal zulässt, diesen Gedanken zu denken: „Aha, ich darf mich betrachten und entdecken, wer ich bin.“ Merkst du, wie grandios das ist, wenn schon im ersten Jahrhundert so eine Fülle da war? Das scheint nirgendwo aufzuhören.
Da kannst du nicht sagen, eine Gabe muss immer etwas Übernatürliches sein. Spenden ist jetzt nicht so furchtbar übernatürlich. Es gab auch nicht so etwas, was du immer zwingend nach deiner Bekehrung bekommst.
Ich gehe mal davon aus, dass Paulus schon vor seiner Bekehrung ein begnadeter Rhetoriker war, zumindest würde ich das erwarten. Ich kann es von mir selbst sagen: Ich habe mich schon gerne mit Rhetorik beschäftigt, da war ich noch lange nicht gläubig. Hat Gott das einfach genommen und gesagt: „Ja, können wir ja vielleicht dann auch mal so in einem gemeindlichen Kontext verwenden.“ Ja, kann man.
Was ich möchte: Wenn ihr über euch nachdenkt, über die zwei oder fünf Talente, die ihr habt, dann möchte ich, dass ihr nicht engstirnig auf irgendwelche Gaben fokussiert seid, von denen ihr schon mal gehört habt. Noch schlimmer: Entschuldigt, wenn ich das so sage, aber macht keinen Gabentest. Bitte macht keinen Gabentest.
Warum nicht? Weil ein Gabentest, wie er auf dem Markt angeboten wird, so tut, als wären die Gaben, die in der Bibel stehen, alle Gaben, die es gibt. Dann versucht er, alle Christen, die heute leben, in dieses Schema zu pressen.
Bitte macht keinen Gabentest. Das bringt nichts. Ihr könnt gerne schauen, ob ihr euch darin wiederfindet, ja klar. Vielleicht sagt der eine oder andere: „Ich mache das, ich finde mich da ein Stück weit wieder. Ich denke, das kann ich wirklich gut, da bin ich begabt.“ Aber wenn du dich nicht wiederfindest, ist das nicht schlimm.
Du musst dich finden. Du bist von Gott begabt, um im 21. Jahrhundert in deiner Gemeinde mitzuarbeiten, damit dein Gemeindeteam funktioniert, deine Gemeinde hier vor Ort Evangelisation betreibt, das Reich Gottes baut und Jüngerschaft macht. Dafür bist du da.
Deshalb soll dieser Vortrag nur zeigen: Schaut mal, wie breit das aufgestellt ist, damit ihr, wenn ihr eure Gaben anschaut, in die Breite geht und überlegt: Könnte es sein, dass das, was ich gut kann und wofür Leute sagen: „Hey, das ist ja toll“, obwohl es nicht mit einer dieser neutestamentlichen Gaben übereinstimmt, genau deine Gabe ist, mit der du dienst? Mach dich nicht verrückt, wenn du deine Gabe nicht im Neuen Testament findest.
Deshalb möchte ich Techniker immer wieder herausheben. Die finden sich nicht im Neuen Testament. Und ich möchte sie nicht einfach unter der Überschrift Dienst subsumieren. Das wird oft gemacht: Alles, was praktisch ist, kommt dann unter Dienst. Aber das ist Quatsch.
Es muss Quatsch sein, weil niemand im Neuen Testament an Technik gedacht hat. Niemand hat an Kinderstundenmitarbeiter gedacht, das waren einfach Dinge, die es damals nicht gab. Niemand hat an jemanden gedacht, der ein Sommerlager vorbereitet oder eine Freizeit plant. Niemand hat an Fahrdienst mit dem Auto gedacht, weil es das einfach nicht gab.
Aber es gibt das heute. Diese breiten Gaben, die ich euch vorgestellt habe, sollen euch nur dazu dienen, einen Schritt zurückzugehen und zu sagen: „Okay, ich darf mir anschauen, wer ich bin. Ich darf über mich nachdenken. Ich darf den biblischen Befunden erst mal ein Stück weit beiseite schieben.“ Die dürfen dir Anhaltspunkte geben, aber keine neutestamentliche Gabe wird dich vollständig beschreiben.
Auch nicht, wenn du mehrere Gaben hast. Das muss dir klar sein. Du bist tatsächlich du, du bist ein Original, und Gott hat dich mit deinen Gaben beschenkt, damit du andere mit diesen Gaben erreichst und pflegst.
Ich habe das gestern gesagt: Ihr seid Gottes Geschenk füreinander. Und zwar genau so, wie ihr hier sitzt, mit den Gaben, die ihr habt. Traut euch, das zu denken. Dazu gibt es diesen Vortrag. Amen.
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