Wenn man so über das Orchestertreffen geht, im Zelt die Veranstaltung miterlebt und eine Großveranstaltung sieht, dann fallen zwei Dinge besonders auf: Entweder achtet man auf die Musik oder auf die Menschen.
Viele gehen ja zu Veranstaltungen, weil sie ein bisschen Leute anschauen wollen. Da sind interessante, vielleicht auch hübsche Menschen dabei. Man sieht sich um und interessiert sich für das Umfeld.
Jesus war unterwegs in dieser Welt, und auch er hat auf Menschen geachtet – allerdings nicht aus den Gründen, aus denen wir vielleicht Leute anschauen. Wenn Jesus Menschen anschaute, dann tat er das oft mit einem gewissen Mitleid.
Es heißt einmal, er sah sie wie Schafe, die keinen Hirten haben. Solche, die orientierungslos und ohne die Gegenwart und Wirklichkeit Gottes durchs Leben gehen. Sie sind auf sich selbst gestellt und werden irgendwann durstig, weil es in dieser Welt so staubtrocken ist. Wir brauchen diesen Jesus, diese Kraft, die von Gott kommt und die sich als eine Quelle bezeichnet, so dringend – und doch entbehren wir sie oft.
Ich frage mich manchmal, was Jesus heute sagen würde, wenn er durch Tum oder durch eine der Großstädte unseres Landes gehen müsste. Wenn er mit ansehen müsste, wie orientierungslos gerade junge Leute durchs Leben torkeln, wie sie sich zuballern, sich ritzen, sich in Hass klicken und zusammenrotten. Wie sie eigentlich schon viel zu lange auf irgendwelche freundlichen Worte von jemandem gewartet haben.
Viele Menschen in unserer Welt und Gesellschaft sind einsam, wurden sitzen gelassen, sind verzweifelt am Leben. Viele sehen keinen anderen Ausweg, als mit dem Leben Schluss zu machen.
Deshalb sagen wir in diesen Tagen: Leben ist mehr. Leben ist mehr, als dass wir einfach nur unser Dasein fristen und mal gucken, was das Leben noch so zu bieten hat.
Ich möchte heute Abend die Frage stellen: Wie siehst du eigentlich Menschen? Natürlich wollen wir auch immer ein bisschen unser eigenes Leben reflektieren. Wie siehst du deine Stellung vor Gott? Aber auch: Wie siehst du andere Menschen?
Wir waren gestern im sechsten Kapitel des Lukasevangeliums unterwegs. Heute, wie Sie sehen können, geht es um das siebte Kapitel. Wir werden fortlaufend die Geschichten betrachten, die Jesus zur Veranschaulichung in seinen Gleichnissen erzählt hat. Wie gesagt, wir sind im siebten Kapitel des Lukasevangeliums. Zunächst möchte ich nur den einleitenden Vers 36 vorlesen.
Dort steht: Ein Pharisäer hatte Jesus zum Essen eingeladen. Jesus ging in sein Haus und legte sich zu Tisch.
Viele Jungs heißen Simon. Gibt es eigentlich Simons hier heute Abend? Melden sich mal die Simons unter uns. Ist kein Simon hier? Das ist selten bei so einer Veranstaltung. Gerade Jungs, die aus christlichem Hintergrund kommen, bekommen oft einen christlichen Namen verpasst, das ist auch sehr gut. Ich habe auch einen, Markus, das ist ja eines der Evangelien im Neuen Testament. Es gibt schon eine Menge Simons auf unseren Freizeiten und so weiter.
Jesus hatte auch viel mit verschiedenen Simons zu tun. Einer seiner leiblichen Brüder hieß etwa Simon. Zwei aus seinem Jüngerstab hießen Simon. Dann war da noch der, der sein Kreuz hinter ihm nach Golgatha getragen hat, auch er hieß Simon. Heute ist Jesus bei einem Simon zu Besuch, wie der weitere Text zeigt. Der Name dieses Pharisäers war Simon.
Pharisäer sind dafür bekannt, dass sie auf der Straße beten. Das wirft Jesus den Pharisäern auch mal vor: Ihr geht auf die Straße, damit jeder es sehen kann, öffentlich betet ihr, und eure Frömmigkeit ist letztendlich nur irgendwie hohl. Ihr stellt etwas dar, was überhaupt nicht wirklich ist.
Simon tut das auch. Er spricht Jesus auf der Straße an, irgendwo in der Straße von Kapernaum. Ich kenne mich da auch nicht so aus. Dann spricht er Jesus an: Komm, Herr Jesus, sei unser Gast. Es ist im Grunde genommen ein Gebet, das er Jesus aufsagt, und gleichzeitig eine Einladung. Sei unser Gast, komm in unser Haus. Meine Frau macht etwas Leckeres zu essen. Ich möchte gerne ein bisschen Zeit mit dir verbringen. Wir laden auch noch ein paar andere interessierte Leute dazu ein, die unser Gespräch verfolgen und zuhören dürfen.
Jesus nimmt diese Einladung an. Es ist immer so, dass wenn Jesus eingeladen wird, er kommt. Wenn jemand eine ernsthafte Einladung ausspricht und sagt: Herr Jesus, komm in mein Leben, so wie Andreas es getan hat – Herr Jesus, du siehst mein Chaos, komm in meine Situation, in mein Leben hinein, mach mein Leben neu – so eine Einladung nimmt Jesus an.
Wenn jemand einen Gebetsspaziergang macht und sagt: Herr Jesus, du siehst meine Gedanken, die so durcheinander sind, bring mich zur Ruhe, dann kommt Jesus mit seinem Frieden, schenkt diese Ruhe und hört Gebete. Er nimmt Einladungen an.
Wir lesen in der Offenbarung Kapitel 3: Merkst du nicht, dass ich vor der Tür stehe, dass ich anklopfe? Wer meine Stimme hört und mir öffnet, zu dem werde ich hineingehen, und wir werden miteinander essen, ich mit ihm und er mit mir.
Das ist eine der schönsten Formen von Gemeinschaft, die wir uns vorstellen können: Wenn wir zusammen essen und uns bei einem guten Essen miteinander unterhalten können. Auf dem Spaziergang kann man sich gut unterhalten, und beim Essen ebenfalls. Das sind zwei der schönsten Formen, wie wir Gemeinschaft untereinander pflegen können.
Jesus steht auch vor deiner Tür und möchte in dein Leben kommen. Vielleicht merkst du das von Abend zu Abend, dass er anklopft und um Einlass bittet, dass er etwas mit dir zu tun haben will. Dann verschließe nicht deine Ohren und ignoriere das nicht einfach, sondern öffne die Tür und sage: Komm, Herr Jesus, komm rein und mach auch mein Leben neu.
Als Jesus also Mensch war und in dieser Welt lebte, nahm er bei mancher Gelegenheit an Gelagen teil und nahm Einladungen an. Das wurde ihm bereits zwei Verse zuvor, in Vers 34, vorgeworfen. Die Leute sagten nämlich: „Sieh mal, das ist ein Säufer und ein Fresser, und er hält sich bei einem Gesindel auf, bei den Zöllnern und Sündern.“
Man warf ihm vor, sich mit einem Schlag von Leuten abzugeben, was als unglaublich galt. So wurde über ihn geredet und hergezogen. „Fresser und Weinsäufer“ nannte man ihn. Ich frage mich, ob das wirklich ein Vorwurf ist oder vielleicht sogar ein Kompliment.
Sich mit Leuten abzugeben, die irgendwie als seinesgleichen gelten, oder mit Menschen, die vielleicht auch vermögend sind, um ein bisschen von ihrem Besitz, Ruhm und ihrer Ehre abzubekommen, dazu gehört nicht viel.
Aber sich als der Sohn Gottes einzusetzen und sich den Menschen zu nähern, die am Ende sind und verzweifelt, das verdient ein hohes Kompliment. Man sollte es nicht als Vorwurf stehen lassen, wenn gesagt wird: „Siehe, er ist ein Fresser und Weinsäufer, ein Freund von Zöllnern und Sündern.“
Es ist vielmehr ein Kompliment. Er war Freund von Zöllnern und Sündern, und er möchte auch dein Freund sein. Er möchte Gemeinschaft mit dir haben. Simon hat die Tür geöffnet, er hat Jesus eingeladen. Nun lesen wir, wie es weitergeht, ab Vers 37.
In derselben Stadt lebte eine Frau, die als Prostituierte bekannt war. Als sie hörte, dass Jesus bei dem Pharisäer eingeladen war, kam sie mit einem Fläschchen voll kostbarem Salböl. Weinend trat sie an das Fußende des Polsters, auf dem Jesus lag. Ihre Tränen fielen auf seine Füße.
Jetzt wissen Sie schon, was es mit dem Bild da drüben auf sich hat, das jemand aus diesem Ort gemalt hat. Ich finde es übrigens eine sehr gute Idee, dass man Abend für Abend jemanden aufgefordert hat, ein solches Kunstwerk anzufertigen. Das bringt ein Stück der Vielfalt von Herold hier in das Zelt hinein. Ich freue mich sehr über diese Werke, wie sie hier aufgehängt sind.
Mit ihren Haaren trocknete sie Jesus die Füße ab, bedeckte sie mit Küssen und salbte sie mit Öl. Als der Pharisäer, der Jesus eingeladen hatte, das sah, sagte er sich: „Wenn dieser Mensch wirklich ein Prophet wäre, dann wüsste er, was für eine Frau das ist, von der er sich da anfassen lässt. Er müsste wissen, dass sie eine Hure ist.“
Da sprach Jesus Simon an: „Simon, ich muss dir etwas sagen.“ Simon antwortete: „Lehrer, bitte sprich.“
Jesus begann: „Zwei Männer hatten Schulden bei einem Geldverleiher. Der eine schuldete ihm fünfhundert Silberstücke, der andere fünfzig. Weil keiner von ihnen zahlen konnte, erließ er beiden ihre Schulden. Wer von ihnen wird wohl dankbarer sein?“
Simon antwortete: „Ich nehme an, der, dem er das meiste geschuldet hat.“
„Du hast Recht“, sagte Jesus. Dann wies er auf die Frau und sagte zu Simon: „Sieh die Frau an. Ich kam in dein Haus, und du hast mir kein Wasser für die Füße gereicht, sie aber hat die Füße mit Tränen gewaschen und mit ihrem Haar abgetrocknet. Du gabst mir keinen Kuss zur Begrüßung, sie aber hat nicht aufgehört, mir die Füße zu küssen, seitdem ich hier bin. Du hast meinen Kopf nicht mit Öl gesalbt, sie aber hat mir die Füße mit kostbarem Öl eingerieben.
Darum sage ich dir: Ihre große Schuld ist ihr vergeben worden, eben deshalb hat sie mir so viel Liebe erwiesen. Wem wenig vergeben ist, der zeigt auch wenig Liebe.“
Dann sagte Jesus zu der Frau: „Deine Schuld ist dir vergeben.“
Die anderen Gäste fragten einander: „Was ist das für ein Mensch, dass er sogar Sünden vergibt?“
Jesus aber sagte zu der Frau: „Dein Vertrauen hat dich gerettet. Gehe hin in Frieden!“
Jesus hatte also, wie wir hier sehen können, auf der Couch seine Füße hochgelegt. Plötzlich beginnt jemand, ihm diese zu massieren. Deshalb hatten wir vorhin diese Stelle betrachtet.
Simon hatte Jesus, wie gesagt, die Tür geöffnet, sie aber offensichtlich nie wieder geschlossen. So konnten Leute hereinkommen. Das war bei öffentlichen Festmahlen üblich: Man ließ das Haus für neugierige Zuhörer offen. Wenn man eine hochstehende Person eingeladen hatte, gab es natürlich ein gewisses Interesse, diese Person auch einmal kennenzulernen und zu hören. Jesus machte von sich Reden, er tat viele Wunder. Viele wollten diesen Jesus aus nächster Nähe anschauen und hören.
So kam diese Frau herein, die uns als Sünderin vorgestellt wird. Die Frau war bekannt als Prostituierte, und die Leute bezeichneten sie deshalb als Sünderin. Das hatte man Jesus vorgeworfen: Er hält sich mit solchen Leuten auf. Sie war als Hure bekannt und kannte Füße – weil sie immer mit gesenktem Kopf durchs Dorf ging, um nicht die Verachtung in den Augen der anderen sehen zu müssen. Sie kannte Füße, die schnell an ihr vorbeieilten, die zertreten, was nach Dreck aussah. Solche Füße waren ihr vertraut.
Wir erfahren nicht viel von dieser Frau, nicht einmal ihren Namen. Aber wir sind dabei, wie sie sich auf die Knie wirft und anfängt, die Füße von Jesus zu küssen. Diese Füße waren ganz anders. Sie scheuten den Staub und den Dreck der Welt nicht, sie gingen nicht einfach vorbei. Jesus war sich nicht zu schade, seinen Fuß auf diese Erde zu setzen. Er wurde Mensch, der Gottessohn erniedrigte sich so sehr, um den Menschen nahe zu sein und uns mit Gott in Verbindung zu bringen.
Diese Füße, die am Kreuz durchbohrt wurden, genauso wie die Hände Jesu, über die wir vorhin im Lied von Aileen gehört haben, die blutig waren und für uns so verletzt wurden. Man hatte ihn festgenagelt an dieses Holz. Er hat seine Liebe bewiesen, als er für uns gekreuzigt wurde. Als hätte die Frau geahnt, wie diese Füße leiden würden, wendet sie sich ihnen zu, um ihre ganze Verehrung auszudrücken.
Simon, der die ganze Szene aus einer gewissen Distanz betrachtet, ist ein wenig misstrauisch. Er fragt sich, wer diese Frau überhaupt ist und wie sie hereingekommen ist. Er denkt: Wie kann man nur so etwas tun? Simon gehört zu denen, die genau wissen, was sich gehört. Er war ein Mann, der, wie gesagt, zur High Society gehörte. Er wusste, wie man soziale Beziehungen unterscheidet.
Für Simon ist die Unterscheidung zwischen Kopf und Fuß genauso klar wie die zwischen Menschen, die ihn interessieren, und solchen, die ihm gleichgültig sind. Wo er sich nicht sicher ist, wo jemand hingehört, versucht er, das herauszufinden. Wahrscheinlich ist das auch der Grund, warum er Jesus eingeladen hatte. Er wollte wissen, was er von diesem Mann halten soll. Die einen verachten ihn als Fresser und Weinsäufer, die anderen verehren ihn als Propheten und als Gottessohn. Simon wollte sich ein Bild machen und Jesus einordnen können.
Doch diese Frau, diese Sünderin, macht es ihm schwerer als gedacht. Die Szene mit der weinenden Frau an den Füßen des Mannes aus Nazareth beantwortet die Frage nach dem Prophetsein Jesu für Simon eindeutig negativ. Er fragt sich: Wenn Jesus wirklich ein Prophet wäre, wüsste er genau, wer diese Frau ist. Dann würde er jetzt reagieren, seine Füße zurückziehen.
So grenzt Simon Jesus im Stillen aus – aus dem Kreis derer, mit denen er etwas zu tun haben will. Gerade als er das tut und Jesus gedanklich verurteilt – „Das ist kein Prophet“ –, spricht Jesus ihn an und sagt: „Simon, ich habe dir etwas zu sagen.“
Simon, ich habe dir etwas zu sagen. Nun kommen wir zu der nächsten Stelle, an der ein Gleichnis erzählt wird. Ab Vers 40 geht es weiter. Jesus sagt: „Ich habe dir etwas zu sagen.“ Simon antwortet: „Bitte sprich.“
Dann erzählt Jesus von zwei Männern, die Schulden bei einem Geldverleiher hatten. Der eine schuldete ihm fünfhundert Silberlinge, der andere fünfzig. Da keiner von beiden zahlen konnte, erließ der Geldverleiher beiden ihre Schulden. Jesus fragt: „Wer von den beiden wird wohl dem Verleiher dankbarer gewesen sein?“
Simon dachte bei sich: „Wenn dieser ein Prophet wäre …“ Und sofort erhält er von Jesus einen Beweis für diese prophetische Gabe. Jesus erkannte seine Gedanken und gab ihm eine genaue Antwort. Wenn das kein Beweis dafür war, dass Jesus ein Prophet ist – denn er wusste, was Simon dachte.
Ein Prophet hat die Gabe, mehr zu wissen. Er kann eine Botschaft von Gott direkt in eine Situation hineinsprechen. Das beweist Jesus hier. Er sagt: „Ich weiß, was du denkst, Simon, und deshalb muss ich unbedingt mit dir reden.“
Dann erzählt er das Gleichnis von den beiden Schuldnern. Zwei arme Männer hatten Schulden. Der eine schuldete 50 Denare, der andere 500. Ein Denar war etwa ein Silbergroschen und entsprach dem Tagesverdienst eines Arbeiters. Weil ihre Konten überzogen waren, konnten sie nicht zahlen.
Jetzt standen sie da, und der großzügige Geldverleiher erließ beiden die Schulden. In der Realität kaum vorstellbar, dass jemand sagt: „Ich habe Mitleid mit euch, ich erlasse euch eure Schuld.“ Das ist ein Bild für Gott, der großzügig ist und bereit, zu vergeben.
Man kann sich vorstellen, dass beide sehr erleichtert und glücklich waren. Besonders der, der 500 Silberlinge schuldete, hatte wahrscheinlich Tag und Nacht darüber nachgedacht und keinen Ausweg gesehen, wie er je seine Schulden loswerden könnte.
Mit dieser Geschichte gibt Jesus Simon zunächst einmal Recht. Er sagt sozusagen: Es gibt tatsächlich einen Unterschied zwischen dieser Frau und dir. Sie hat viel mehr Schuld auf sich geladen, ein Vielfaches von dem, was man dir anlasten kann.
Jesus macht einen Unterschied und sagt: „Da ist einer, der hat fünfzig, der andere aber fünfhundert.“ Unter uns Menschen gibt es solche, die einigermaßen anständig leben und sich irgendwie durchschlagen. Man kann ihnen nicht so viel vorwerfen wie anderen, die ganz offensichtlich als Sünder handeln.
Das sagt Jesus zunächst einmal in diesem Gleichnis aus. Doch die Geschichte geht weiter und zeigt, dass es nicht darauf ankommt. Es ist nicht so, dass Gott im Himmel sitzt und eine Liste führt, auf der alle unsere Sünden registriert werden, um dann zu entscheiden, wer in die Hölle muss.
Darauf kommt es nicht an – nicht auf die Menge unserer Sünden. Es ist schön, Simon, wenn du ein Leben führst, das du einigermaßen im Griff hast und dir wenig zu Schulden kommen lässt. Aber Simon, du bist darüber gleichgültig geworden.
Das ist dein Problem: Du bist gleichgültig und selbstgerecht geworden.
Und ich möchte auch einmal ein Gleichnis wagen. Mein Gleichnis hat nicht die Qualität von dem, was Jesus erzählt hat, aber folgende Geschichte:
Da sind zwei Ehepaare, die wohnen in der gleichen Straße, sind also beinahe Nachbarn. Nach ein paar Jahren trennt sich das eine Paar, und es kommt zur Scheidung. Auf dem Gebiet der Liebe haben die beiden miteinander versagt. Dementsprechend fühlen sie sich auch als Versager.
Die anderen, also auch ein Ehepaar, führen eine einigermaßen harmonische Ehe. Damit steht es also eins zu null für die, die an ihrer Ehe festhalten.
Als die aber von der Scheidung der anderen erfahren, sind sie derart empört, dass sie auf einmal anfangen, über sie herzuziehen und so einen Dorftratsch in Gang bringen. Sie kennen so etwas vielleicht hier aus dem Ort oder so, keine Ahnung.
Nun haben die beiden auf dem Gebiet der Liebe mindestens genauso versagt, damit steht es eins zu eins.
Verstehen Sie, was ich damit sagen will? Natürlich haben die einen ein Gebot Gottes übertreten, wenn es heißt: Du sollst nicht Ehe brechen, du sollst dich da nicht auf einen anderen einlassen. Ich will, dass ihr einander treu seid, auch miteinander durch Krisen geht.
Jetzt kann man natürlich auch solche Leute mit dem Finger zeigen und sagen: Schau dir den an, zweite Ehe und so, und er ist auch noch stolz, stellt sich da vorne hin. Aber in dem Moment, wo ich solche Gedanken habe – und das ist das, was Jesus dem Simon anlastet – in dem Moment verschulde ich mich genau so und gebe damit zum Ausdruck, ich bin lieblos, wenn ich so über jemanden rede.
Ehescheidung verletzt ein Gebot Gottes, ohne Frage. Aber negatives Reden verletzt auch ein Gebot Gottes. Im Jakobusbrief Kapitel 4 heißt es: Redet nicht schlecht übereinander.
Jetzt will ich natürlich nicht eine Sünde gegen die andere ausspielen. Sünde ist Sünde, und Sünde stinkt immer zum Himmel. Und Gott, der heilig ist, kann Sünde nicht einfach so gutheißen und sagen: Na ja, Schwamm drüber, lassen wir es mal gut sein, und irgendwie kommst du schon durch und bei mir an.
Sünde ist Sünde, und wir als Sünder sind verloren, wenn wir nicht die Vergebung von Jesus Christus in Anspruch nehmen.
Du, Simon, du bist so selbstzufrieden, dass du jedes Interesse am anderen verloren hast. Diese Frau ist voller Leidenschaft. Sie gibt sich hin, im wahrsten Sinne mit Haut und Haaren, und ihre Dankbarkeit beweist den Glauben dieser Frau.
Dann sagt Jesus: Du hast mir kein Wasser für meine Füße gegeben. Seit Abrahams Zeiten war es üblich, dass man Gästen die Füße wäscht, so steht es schon in 1. Mose 18.
Du hast mir keinen Kuss gegeben. Das war eine Geste der Wertschätzung, was übrigens den Judas-Kuss so erbärmlich macht. Was für eine Heuchelei, ihn mit einem Kuss zu verraten!
Und du hast mein Haupt nicht mit Öl gesalbt. Das hätte er auch nicht unbedingt machen müssen. Sie aber salbte sogar seine Füße, und das nicht mit billigem Olivenöl, wie das üblich war bei ähnlichen Anlässen, sondern es war ein kostbares Salböl, das man sicher nicht für Füße verwendet hatte.
Dieses Salböl, eine Mischung aus Nadel und Myrrhe, ist Ausdruck ihrer absoluten Liebe zu Jesus. Ihre Tränen sind eine Mischung aus Reue und Glück.
Sie bereut, dass sie eine Sünderin ist, dass sie als Hure gelebt hat, gearbeitet hat, sich ihr Geld verdient hat. Sie bereut es zutiefst und wendet sich an Jesus.
Dieses Glück stellt sich ein, weil sie sich deshalb auf einmal sicher werden kann: Er hat mir vergeben, und er nimmt mich an, trotz dass ich Sünder bin. Er möchte, dass ich zu diesem Neuanfang finde.
Der Prüfstein fürs Glücklichsein ist Dankbarkeit, so hat Chesterton einmal gesagt. Es gibt ein altes Lied, das in unseren Gemeindeliederbüchern steht, und darin heißt es: "Durch Danken kommt Neues ins Leben hinein." Das möchte ich Ihnen einfach ans Herz legen – werden Sie Menschen, die ihre Dankbarkeit auch in Worte fassen.
Natürlich kann man dankbar leben, aber dennoch nicht danken. Es gibt einen Unterschied zwischen Dankbarkeit und Danken.
Im Lukas-Evangelium wird von zehn aussätzigen Männern berichtet, die alle todkrank waren. Sie kamen zu Jesus, und Jesus heilte sie. Natürlich waren alle zehn dankbar. Wenn jemand keine Perspektive mehr hat und weiß, dass er bald sterben wird, und dann wieder gesund wird, ist das Grund zur Dankbarkeit. Alle zehn waren dankbar, aber nur einer kam zurück und sagte Jesus Danke.
Es ist ein Unterschied, ob ich dankbar bin oder danke. Fassen Sie Ihre Dankbarkeit in Worte und drücken Sie diese Dankbarkeit Gott gegenüber aus. Genau das tut diese Frau in dem Gleichnis. Offensichtlich war ihr vorher schon vergeben worden, denn sonst würde das Ganze keinen Sinn machen. Das heißt, ihr war die Schuld von 500 Silberlingen erlassen worden, und daraufhin war sie dankbar.
Simon, schau mal, sie bringt ihre Dankbarkeit Jesus gegenüber zum Ausdruck, weil ihr schon vergeben worden war. So wie dieser eine Samariter zu Jesus kommt und dankt, freut sich Jesus sehr über ihn. Gleichzeitig ist Jesus enttäuscht über die neun anderen. Er fragt: "Wo sind die Neun? Waren es nicht zehn, die ich gesund gemacht habe?"
Der Prüfstein fürs Glücklichsein ist Dankbarkeit.
Kinder sind dankbar, wenn der Nikolaus Süßigkeiten oder Spielzeug in ihre Stiefel steckt. Wofür kannst du dankbar sein? Vielleicht dafür, dass Gott in deine Stiefel zwei gesunde Beine als Geschenk gelegt hat. Wir sind oft so abgeklärt und nehmen die Dinge einfach als selbstverständlich hin. Aber dass du auf zwei gesunden Beinen, soweit es möglich war, hierhergekommen bist, ist ein großer Grund zur Dankbarkeit.
Nicht jedem geht es so, dass er gesund ist, Gebetsspaziergänge machen oder Nordic Walking betreiben kann. Dankbarkeit heißt staunen. Staunen bedeutet, Gott selbst zu erkennen und zu ihm aufzublicken. Wo es kein Staunen gibt, da gibt es auch keine Dankbarkeit. Dort sind wir selbstzufrieden, und diese Selbstzufriedenheit macht gleichgültig.
Das Gegenteil von Liebe ist nicht Hass – so hat es Elie Wiesel, der jüdische Schriftsteller, einmal gesagt. Das Gegenteil von Liebe ist nicht Hass, sondern Gleichgültigkeit.
Simon ist gleichgültig geworden. Er schimpft die Frau nicht aus, und er wirft sie auch nicht raus. Das hätte er tun können: „Das ist mein Haus, und du hast hier nichts verloren. Geh bitte weg!“ Aber stattdessen ignoriert er sie einfach. Und das ist schlimmer als Hass – jemanden einfach so links liegen zu lassen.
Vielleicht haben Sie das schon einmal erlebt: Sie halten jemandem die Hand hin, und die Person geht einfach nicht darauf ein. Simon war so ein gleichgültiger Ignorant.
Jesus bringt Simon durch sein Gleichnis dazu, die Frau überhaupt erst einmal anzuschauen. „Siehst du diese Frau?“, fragt Jesus. „Nimmst du sie wahr? Und wenn ja, was nimmst du wahr?“ Siehst du ihre verheulten Augen und ihre ölverschmierten Haare? Siehst du das äußere, erbärmliche Bild, das sich uns hier am Fußende bietet? Oder siehst du genauer hin? Siehst du ihre Verzweiflung? Siehst du ihre Gebrochenheit? Siehst du aber auch ihre Hoffnung?
Sieh sie an, ohne ihr etwas überzustülpen, was man von ihr erzählt hat. Ohne sie in ein Bild zu pressen, das du dir selbst von ihr gemacht hast. Sieh sie einmal so, wie Gott sie sieht.
Simon glaubte, ihre Vergangenheit zu kennen. Jesus kennt ihre Vergangenheit. Das war keine Spekulation, sondern Jesus als der Gottessohn, der einen Menschen durch und durch kennt, wusste sehr genau über diese Frau Bescheid.
Wenn jemand verhaltensauffällig ist, dann hat das immer etwas mit seiner Vergangenheit zu tun. Es begegnen uns manchmal Menschen, die wir irgendwie nicht leiden können. Dann stempeln wir sie ab, wie bei der Post, ohne zu prüfen, was eigentlich der Absender ist, wo so jemand überhaupt herkommt.
Stell dir vor: Der hat die Schule abgebrochen, der hat Freundschaften abgebrochen, er hat Fingernägel abgebrochen – da stimmt irgendetwas nicht mit dem. Der ist irgendwie komisch. Und dann sagt man: „Den kann ich nicht leiden.“ Wieder haben wir abgestempelt.
Aber wo kommt der denn her? Warum ist er so geworden, wie er ist? Niemand ist so, wie er ist, ohne einen Grund, der irgendwo in seiner Vergangenheit liegt.
Ich wünsche mir, dass wir mehr Erbarmen mit unseren Mitmenschen haben. Dass wir ein bisschen von der Liebe, die Jesus zum Ausdruck bringt, auch als Christen in unseren Kirchen und Gemeinden zeigen. Hab Erbarmen!
Es ist auch als Christ anstrengend, sich vorbehaltlos auf jeden Menschen einzulassen. Das Leben wird einfacher, wenn wir unsere Schubladen parat haben. In die eine Schublade kommen die Junkies, in die andere die Behinderten, in die dritte die Ausländer. So haben wir sie irgendwie alle fein säuberlich sortiert.
Ich habe eine E-Mail bekommen von einem Gemeindeältesten einer Baptistengemeinde in Goslar. Er erzählte mir, dass sie aus ihrer Gemeinde zwei junge Leute ermutigt haben, bei einem unserer Missionseinsätze, die wir 2006 in Berlin durchgeführt haben, groß aufgezogen teilzunehmen. Besonders für einen jungen Mann namens Samuel haben sie gebetet. Ihr Gebet war, dass dieser Einsatz für ihn eine der stärksten oder die stärkste Glaubenserfahrung werden möge, die er bis dahin erlebt hat.
Genau so bestätigte Samuel es hinterher wörtlich: Es war die stärkste Glaubenserfahrung, die er je gemacht hat. Die Gemeinde wünschte sich, dass dieser Einsatz eine Langzeitwirkung bei ihm haben würde. In seiner Mail schrieb der Gemeindeälteste weiter, dass Samuel in der Gruppe für Migranten war. Nach dem Einsatz war er so begeistert, dass er weitermachen wollte. Deshalb schlug man ihm vor, einmal pro Woche auf der Straße in Goslar zu evangelisieren.
Besonders Ausländer, vor allem Türken, liegen ihm am Herzen. Dabei konnten sie das Buch „Murat findet Jesus“ weitergeben, von dem sie Dutzende verteilten. Manchmal trafen sie Türken, die auch dieses Buch haben wollten, weil sie es bei Freunden gesehen hatten. Samuel kannte die in Berlin entdeckte evangelistische Ausstrahlung, und auch seine Hingabe vertiefte sich.
Am Ende seiner Lehre kristallisierte sich nach einigem Hin und Her heraus, dass er seinen Weg nach Berlin sehen konnte. Dort bekam er einen Arbeitsplatz. Er begann, Türkisch zu lernen, sich also auf diese Sprache, auf diese Kultur und auf diese Menschen ganz und gar einzulassen. Auch finanziell bestätigte Gott das alles, sodass dieser junge Mann heute in Berlin lebt und Muslimen das Evangelium von Jesus Christus weitergibt.
Vielleicht sagen Sie jetzt: „Wir haben nicht viel mit ihnen zu tun, von denen leben wir nicht viel, mit denen wollen wir auch nichts zu tun haben.“ Alles, was irgendwie fremd ist, ist uns auch ein bisschen suspekt. Ausländer werden von uns manchmal wie Aussätzige behandelt. Wir machen einen großen Bogen um sie.
Wir müssen uns jedoch bewusst machen, dass in Deutschland, bezogen aufs ganze Land, mittlerweile etwa 3,3 Millionen Muslime leben, die unter uns sind. Wie stehen wir als Christen dazu? Was ich feststelle, sind in unseren Kirchen und Gemeinden drei verschiedene Haltungen.
Die erste Haltung ist die, dass sie sagen: „Die haben hier nichts verloren.“ Sie ärgern sich über die Muslime, die hierherkommen und die sozialen Zuwendungen als selbstverständlich ansehen. Diese Haltung beobachte ich häufig.
Die zweite Haltung ist die der Angst. Man sagt: „Wer weiß, was da im Namen des Dschihad, des Heiligen Krieges, noch alles passiert.“ Sie haben einfach Angst vor dieser fremdartigen Kultur.
Die dritte Haltung ist Gleichgültigkeit. Die Leute sagen: „Es ist eben so, da kann man nichts ändern.“ Sie zucken mit den Schultern, und es bleibt dabei.
Wir haben als Christen jedoch einen klaren Auftrag: das Evangelium allen Nationen zu bringen. Gott hat es zugelassen, dass so viele Muslime hier unter uns leben. In deren Ländern ist es fast unmöglich, das Evangelium von Jesus weiterzusagen. Dort riskiert man Kopf und Kragen.
Aber Jesus sagt: „Macht zu Jüngern alle Nationen.“ Wir haben in unserem Land die Möglichkeit, das zu tun. Und da sollen wir diese Menschen nicht einfach in Schubladen stecken, wie Simon das gemacht hat, sie abstempeln und dann nichts mehr mit ihnen zu tun haben. Das sind Menschen, die Gott liebt.
Viele Muslime, die unter uns leben, sind gezwungen, den Islam zu leben, weil niemand ihnen von Jesus erzählt. Das ist meine Erfahrung in Deutschland, wo ich in vielen Städten unterwegs bin, um die Botschaft von Jesus weiterzusagen.
Wenn ich mit diesen Menschen rede, die große Vorbehalte gegenüber der westlichen Welt haben, dann verbinden sie „christlich“ mit „westlich“ oder „westlich“ mit „christlich“. Deshalb befassen sie sich mit dem Evangelium überhaupt nicht weiter. Dabei haben sie es so nötig.
Viele sind gezwungen, im Islam zu leben, weil ihnen niemand die viel bessere Alternative zeigt: dass Jesus uns von jedem religiösen Zwang befreien will. Das wird ihnen vorenthalten.
Viele Frauen, wie in unserer Geschichte hier, sind zu dem gezwungen, was sie tun. Sie können sich und ihre Kinder oft nur durch Prostitution ernähren und ihr Geld verdienen. Viele gehen auf den Strich und werden nach Strich und Faden ausgebeutet, besonders unter den Migrantinnen.
Die Geschichte im Wohnzimmer von Simon zeigt jedenfalls, dass Jesus nicht nur bei frommen Leuten Kaffee trinkt, wie man auf den ersten Blick meinen könnte. Ja, er lässt sich einladen, und das ist schön – Gast zu sein genießt man auch. Aber das ist nicht alles.
Jesus ist wirklich ein Freund von Zöllnern und Sündern.
Und ich frage dich heute Abend: Du, der du hier zu dieser Gemeinde gehörst, die das veranstaltet, zu einer der drei Gemeinden – bist du so ein Simon, der Pharisäer, oder bist du ein Simon Petrus, der kulturelle Grenzen überschreitet, um Menschen die frohe Botschaft von Jesus zu bringen?
Dazu sind wir beauftragt, und das ist der Sinn unseres Lebens. Andreas hat sich vor etwa zwölf Jahren darauf eingelassen, sich Jesus anzuvertrauen und damit auch als Jünger Jesu anderen davon zu erzählen. Deswegen hat er das heute Abend getan. Wir haben diesen Auftrag, der ganzen Welt das Evangelium zu sagen.
Jesus lässt die Berührungen und Küsse einer Frau zu, die auf dem Strich geht. Ihm wendet sich eine Prostituierte zu – und zwar mit Haut und Haaren. Simon, dem auffällt, wie haarig es in seinem Haus zugeht, geht das Verhalten der Frau gegen den Strich. Weiß er denn nicht, von wem er sich da anfassen lässt? Dann zieht Jesus den Strich unter die ganze Sache oder das bisherige Leben dieser Frau und sagt zu ihr: „Deine Sünden sind dir vergeben, deine Sünden sind dir vergeben.“
Wie gesagt, ich glaube, dass es vorher schon mal eine Begegnung zwischen den beiden gab und dass sie jetzt zurückgekommen ist, um ihre Dankbarkeit öffentlich zu machen. Ich sage dir noch einmal: Lauf nicht mit deiner Sünde davon, sondern komm zurück und bleib bei Jesus.
Vielleicht hast du es ja schon einmal eingesehen, dass in deinem Leben etwas nicht in Ordnung ist. Vielleicht gab es mal so eine Beziehung zwischen Gott und dir, und dann hast du Gott wie eine göttliche Krankenschwester behandelt. Du hast dich also vergeben lassen, und dann sagst du auf Wiedersehen und gehst wieder deine eigenen Wege. Aber Jesus möchte mehr sein als eine Krankenschwester, von der wir uns mal behandeln lassen. Er möchte, dass wir bei ihm bleiben und dass er der Herr in unserem Leben ist.
Darum geht es, wenn wir uns als Christen bekennen. Sünde ohne Opfer ist eine Illusion. Jeder Betrug, jede Sünde, alles, was wir in unserem Leben angesammelt haben, ist ein Monster, das ständig gefüttert werden muss. Dabei ziehst du andere mit hinein. Sünde dürfen wir auf keinen Fall verharmlosen. Wer glaubt, dass Lug und Trug oder Ehebruch sich verbergen lassen, der macht sich selbst etwas vor.
Diese Frau kommt zurück und steht zu ihrer Schuld, weil sie weiß, dass sie bei Jesus in der Schuld steht – und bei Jesus in der Schuld stand, weil er ihr vergeben hat.
Ich fasse das noch einmal zusammen: Wenn Jesus sagt „Deine Sünden sind dir vergeben“, dann heißt das erstens, dass mit dieser Begegnung im Haus von Simon deine Vergebung endgültig in Kraft getreten ist. Was nützt denn die Zusage der Vergebung, wenn wir sie nicht annehmen? Was nützt es, wenn wir zwar das Wort Gottes schwarz auf weiß vielleicht in unserem Buchregal stehen haben, es aber nicht für uns in Anspruch nehmen?
Er kann dir nur dann deine Sünden vergeben, wenn du sie auch bekennst und das für dich in Anspruch nimmst. Zweitens bestätigt Jesus die frühere Zusage und setzt die Frau damit in glänzender Weise ins Recht gegenüber den inneren Vorwürfen eines Pharisäers. Drittens spricht er mit solcher Vollmacht vor den Ohren der Zuhörer, dass klar wird, dass nur er selbst die Quelle der Vergebung ist – nur er selbst.
Die Leute fragen sich: „Was ist das für einer, der Sünden vergibt?“ Er ist der Einzige, der Sünden vergeben kann, weil er am Kreuz für unsere Sünden bezahlt hat. Da, wo du zahlungsunfähig warst vor Gott mit deiner Schuld, hat Jesus mit seinem Leben bezahlt. Einen höheren Preis kann man überhaupt nicht bezahlen. Er hat mit seinem Leben bezahlt, damit du Vergebung bekommen kannst.
Ich schließe: Die Frau hat an Simons Tisch nichts zu essen und nichts zu trinken bekommen, aber ihr sehnsüchtigstes Verlangen ist gestillt.
Das, was wir von ihr lernen können, ist, dass Glaube durch Liebe und Dankbarkeit Ausdruck bekommt. Ich möchte dazu ermutigen, dass du in dieser Woche an jedem Morgen Gott dankst für alle materiellen Segnungen, für das, dass es uns gut geht. Durch Danken kommt Neues in unser Leben hinein.
Dank auch für das größte Geschenk, das Jesus uns gemacht hat: dass er sein Leben für uns gegeben hat, damit er uns vergeben kann und uns zu einem Neuanfang helfen kann. Er bietet uns dieses Geschenk an. Wenn du es annimmst, dann danke auch dafür. Nimm es nicht einfach nur zur Kenntnis, als sei es interessant, sondern pack es an und komm zu diesem Erlebnis, so wie Andreas es hatte, dass dein Leben neu werden kann.
Dass Vergebung auch für dich gilt und dass alles, was in deiner Situation gewesen ist, für Gott – wenn er dir vergeben hat – endgültig vergessen ist. Er will unsere Sünden an der tiefsten Stelle des Meeres versenken. Die Einladung gilt, dass du heute Abend zu diesem Neuanfang kommen kannst. Jesus bietet dir das an.