
Ich habe uns heute mal zwei Spendenbecher mitgebracht. In beiden ist auch etwas drin. Die Becher habe ich allerdings nicht gerade von John bekommen, das stammt von einer anderen Spende.
Die Frage ist: In welchem Becher ist mehr drin? Dazu bräuchte ich jetzt zwei Freiwillige, gerne auch jemand von den Kindern. Levi und Chiara melden sich beide als Erste. Dann kommt ihr bitte nach vorne.
Ihr müsst uns jetzt allen sagen, in welchem Becher mehr drin ist. Ich kann das ja schlecht zeigen, damit es nicht beeinflusst wird. Levi, was ist deine Einschätzung? Levi sagt, in diesem Becher ist mehr drin. Chiara, was sagst du? Auch. Also beide sagen, hier ist mehr drin. Dankeschön, ihr bekommt auch noch eine Belohnung. Wir reden heute nämlich über Geld, da solltet ihr nicht leer ausgehen.
Vielen Dank fürs Mitmachen, ihr könnt euch wieder setzen. Also beide sagen, hier ist mehr drin als hier. Die Frage heute Morgen lautet: Ist das wirklich so? Oder wie soll man das einschätzen? Wer hat mehr gegeben? Diejenigen, die hier reingespendet haben, oder diejenigen, die hier reingespendet haben?
Als Pastor dieser Gemeinde habe ich keine Einblicke in unsere Spenderlisten, und das ist auch gut so. Bei einer Kollekte kann man sowieso nicht wirklich sehen, wer was gibt. Aber nehmen wir mal an, ich wüsste tatsächlich, wer hier gegeben hat und wer dort.
Zum Beispiel: Hier war Bruder X. Wir wissen, er ist Großunternehmer, wir freuen uns, dass er bei uns in der Gemeinde ist. Bei ihm läuft es zurzeit ganz gut, und er hatte heute Morgen wieder einen guten Tag. Er hat hier etwas reingespendet.
Schwester X hatte noch etwas von ihrem Weihnachtsgeld übrig. Sie wollte nicht alles für Schuhe und Taschen ausgeben. Sie dachte: Neues Jahr, neue Vorsätze, ich gebe auch ein bisschen was zur Spende dazu.
Bruder Z hat letztes Jahr geerbt und sagte: Komm, einen Teil davon gebe ich auch ab.
Das, was hier drin ist, kommt von Schwester W. Wir wissen, sie hat vor einigen Jahrzehnten ihren Mann verloren und ist nicht so gut betucht. Aber auch sie hat heute morgen etwas zur Spende beigetragen.
Und die Frage ist: Wer hat mehr gegeben? Vielleicht denkst du jetzt, André, diese Frage ist doch völlig banal, das ist doch eindeutig. Vielleicht nicht.
Wir wollen uns heute einen Text anschauen, der unser Verständnis vom Spenden völlig auf den Kopf stellt. Unser bisheriges Verhalten oder Verständnis vom Spenden wird, ich würde sogar sagen, radikal auf den Kopf gestellt.
Der Text heute stammt aus dem Lukasevangelium, Kapitel 21, Verse 1 bis 4 (Lukas 21,1-4). Ich lese den Text einmal am Stück vor:
Jesus blickte auf und sah, wie reiche Leute ihre Geldspenden in den Opferkasten warfen. Er sah auch eine arme Witwe, die steckte zwei kleine Kupfermünzen hinein. Da sagte er: „Ich versichere euch, diese arme Witwe hat mehr gegeben als alle anderen. Die haben alle nur etwas von ihrem Überfluss gegeben, sie aber hat alles hergegeben, was sie selbst dringend zum Leben gebraucht hätte.“
Mein Predigtthema heute Morgen lautet: „Wenn aus Spende Anbetung wird“. In diesem Monat beschäftigen wir uns als Gemeinde ganz besonders mit dem Thema „Gott anbeten“ und betrachten dabei verschiedene Aspekte.
Pastor Jakob Goertzen hat zu Beginn des Jahres eine Predigt darüber gehalten, dass sich Anbetung darin zeigt, dass wir Gott lieben, ihm gehorchen und ihm folgen. Am letzten Sonntag sprach Pastor Heinrich Derksen über die Sehnsucht nach Gott. Gott anzubeten bedeutet, Sehnsucht nach ihm zu haben, einen Hunger nach Gott zu spüren und mehr von ihm zu wollen.
Heute, in der dritten Predigt dieses Monats, geht es um einen sehr praktischen Aspekt der Anbetung: Anbetung zeigt sich im Spenden. Ich muss sagen, dieser Text beschäftigt mich seit Monaten. Ich verspüre heute eine tiefe Last, wenn ich über diesen Text nachdenke. Ich glaube, dass der Herr uns als Gemeinde wirklich einiges deutlich machen möchte.
Spenden ist nicht immer Anbetung. Spenden ist nicht immer Anbetung. Aber Anbetung zeigt sich auch immer im Spenden – wenn auch Spende Anbetung wird.
Ich weiß, wenn man über Geld spricht, ist das immer ein heikles Thema – besonders in freikirchlichen Kreisen. Dort ist es oft ein Thema für sich. Deshalb halte ich heute Morgen einige Vorbemerkungen für angebracht.
Zumal ich nicht im Rahmen einer Predigtreihe auf diesen Text gestoßen bin, sondern ihn sehr bewusst für uns heute Morgen ausgewählt habe. Es kann leicht falsch verstanden werden, wenn ein Pastor einer Gemeinde, dessen Gehalt aus den Spenden der Gemeinde finanziert wird, über dieses Thema spricht. Dessen bin ich mir voll bewusst.
Aber ich kann sagen: Gott ist mein Zeuge, dass ich diese Predigt nicht aus persönlichen Ambitionen halte.
Eine zweite Vorbemerkung betrifft alle Gäste, die heute entweder hier im Raum sind oder über den Livestream dabei sind. Ich möchte euch versichern: Uns als Gemeinde geht es nicht um euer Geld.
Wenn du heute Morgen hier sitzt, kannst du ganz entspannt sein. Wir wollen nichts von dir. Wenn du unser Gast bist, wollen wir heute Morgen einfach für dich da sein. Also kannst du dich bei diesem Thema ganz entspannt zurücklehnen.
Natürlich kann es sein, dass Gott auch dir heute Morgen etwas sagen möchte, aber das ist seine Sache.
Kommen wir zu den ersten beiden Versen. Jesus beobachtet das Spenden.
Ein bisschen zum Zusammenhang: Jesus ist inzwischen in Jerusalem angekommen. Lukas, der Arzt und Historiker, widmet in seinem Buch ganze zehn Kapitel, um Jesu letzte Reise nach Jerusalem zu beschreiben. Man kann sagen, es ist das Lamm unterwegs zur Schlachtbank. Von Lukas 9 bis Kapitel 19 ist Jesus auf dem Weg nach Jerusalem. Dann kommt er in Jerusalem an. Das Erste, was er tut, ist, dass er in den Tempel geht.
Nachdem Jesus im Tempel sämtliche Händler vertrieben hat, die aus dem Tempel ein Kaufhaus gemacht hatten, beginnt er dort zu lehren. Seine Lehre richtet sich vor allem gegen die Heuchelei der theologischen Elite. In diesem Setting, also im Tempel, spielt sich die Begebenheit unseres Textes ab. Jesus befindet sich im sogenannten Vorhof der Frauen. Wo das genau war, kann man auf dem Bild sehen. Es bedeutet nicht, dass Männer dort nicht hineindürfen, aber Frauen dürfen nur bis zu diesem Punkt und nicht weiter.
Im Vorhof der Frauen befinden sich die Opferkästen, insgesamt waren es dreizehn an der Zahl. In Vers 1 heißt es: Jesus blickte auf und sah, wie reiche Leute ihre Geldspenden in den Opferkasten warfen.
Zu dieser Zeit, das müssen wir wissen, gibt es viele Reiche in Israel. Zum Beispiel Zachäus, der Oberzöllner, oder der reiche Jüngling. Sie stehen mit ihrem Reichtum nicht alleine da, es gibt viele Reiche. Diese Reichen kommen auch in den Vorhof des Tempels und spenden. Interessanterweise sagt der Text aber nicht, dass man anhand der Höhe ihrer Spende darauf schließen konnte, dass sie reich sind. Das steht nicht im Text. Vielleicht haben sie viel gespendet, vielleicht auch nicht – das wissen wir nicht.
Woran erkennt man Reiche? Reiche erkennt man vor allem an ihrem Äußeren. Einem Reichen sieht man an, dass er reich ist. So steht es auch einige Kapitel zuvor in Lukas 16,19: „Es war einmal ein reicher Mann, der prachtvoll gekleidet war und jeden Tag im Luxus lebte.“ Reichen Leuten sieht man an, dass sie reich sind. Das ist heute so, das war damals so.
Zur Zeit Jesu gibt es aber nicht nur viele Reiche, sondern auch viele Arme. Viele Witwen. Gerade Lukas scheint in seinem Buch ein ganz besonderes Anliegen für die Witwen zu haben. Warum sage ich das? Wisst ihr, wie oft das Wort „Witwe“ im Matthäusevangelium vorkommt? Keinmal. Wisst ihr, wie oft das Wort „Witwe“ im Johannesevangelium vorkommt? Ebenfalls keinmal. Dreimal bei Markus, neunmal bei Lukas. Also hat Lukas ein besonderes Anliegen für die Witwen.
Auch hier in Vers 2 ist wieder von einer Witwe die Rede. Da heißt es: Er sah auch eine arme Witwe, die steckte zwei kleine Kupfermünzen hinein. Wir würden gerne mehr über diese Frau erfahren. In Lukas 2 erfahren wir einiges über eine Witwe namens Hanna. Wir erfahren ihren Namen, ihr Alter und wie lange sie schon Witwe ist. Von dieser Witwe erfahren wir kaum etwas, nicht einmal ihren Namen. Es ist eine Witwe ohne Namen für uns.
Nicht nur den Reichen sieht man an, dass sie reich sind, auch den Armen sieht man an, dass sie arm sind. Der Text sagt deutlich: Diese Witwe ist arm. Das konntest du sehen. Diese Frau hat nicht viel. Die Armen sind für das Publikum weniger interessant, und meine Vermutung ist, niemand hat auf diese Witwe geachtet. Niemand – aber Jesus schon. Da heißt es im Text: Er sah auch eine arme Witwe.
Schaut man in einer Welt, in der es nur die Promis in die Schlagzeilen schaffen, in der nur die Reichen gesehen werden, sieht Jesus auch die Witwe. Bei uns in der Gemeinde haben wir über 45 Witwen und Witwer, von denen auch einige heute hier im Gottesdienst sind. Ich möchte dies einfach mal so formulieren: Jesus sieht dich. Das kannst du auch ganz auf dich anwenden. In einer Welt, in der Menschen dich vielleicht übersehen oder du dich alleine fühlst, sieht Jesus dich.
Diese Witwe ist bedürftig, aber sie hat etwas mit den Reichen gemeinsam: Auch sie legt etwas in den Spendenkasten hinein. Bei den Reichen sagt uns der Text nicht, wie viel sie geben. Aber hier bei der Witwe wissen wir die genaue Summe. Sie legt zwei kleine Kupfermünzen in den Spendenkasten.
Einige Übersetzungen sprechen hier von Schärflein, im Griechischen ist von Lepta die Rede. Wie viel wert war ein Lepton? Wir wissen, dass ein Tageslohn ein Denar war. Ein Lepton, wie man an der Wand sehen kann, ist eine kleine Kupfermünze und entspricht dem hundertachtundzwanzigsten Teil eines Tageslohns. Das heißt, das, was man am Tag verdient, geteilt durch 128, ist ein Lepton. Die Witwe gibt davon zwei, also den vierundsechzigsten Teil eines Tageslohns.
Diese Gabe wird hier noch gar nicht bewertet. Aber die Witwe gibt eben beide Münzen. Jesus macht am Anfang nur die Beobachtung: Die Reichen kommen und legen etwas hinein, die arme Witwe kommt und legt zwei Kupfermünzen hinein.
Aber wisst ihr, was mir an diesem Text so auffällt? Zweimal ist hier davon die Rede, dass Jesus es sieht. Er blickt auf und er sieht – und das meint, er sieht genau hin. Er sieht ganz genau hin.
Wisst ihr, was wir daraus lernen können? Jesus beobachtet die Spender. Jesus beobachtet die Spender.
Im ersten Moment scheint uns das ein bisschen unhöflich zu sein, oder? Beim Thema Geld ist doch Diskretion angesagt. Das kennen wir ja von der Bank: Wenn vor uns jemand am Schalter ist, gibt es irgendwo eine Linie oder einen Gurt, und dann steht dort „Bitte Diskretion“. Man wartet, bis derjenige vor uns ein paar Meter weiter seine Geldgeschäfte erledigt hat. Das entspricht unserer Etikette, das ist höflich, und daran halten wir uns.
Auch hier, wenn die Becher durch die Reihen gehen, schaut ja keiner, was der andere gibt. Hoffentlich nicht. Es wäre unhöflich. Die Kameras filmen das übrigens auch nicht, denke ich zumindest. Es wäre unhöflich. Stellt euch mal vor, hier würden die Leute stehen und genau beobachten, was ihr gebt. Das macht man doch eigentlich nicht, oder?
Jesus macht das. Jesus beobachtet die Spender ganz genau. Das heißt, Einblick in unsere Konten hat nicht nur die Bank, sondern auch Jesus. Also Datenschutz hin oder her, Bankgeheimnis hin oder her – Jesus hat den vollen Einblick. Jesus schaut genau hin, wie viel wir geben.
Warum macht Jesus das? Das ist die Frage. Warum schaut er genau hin? Weil ihm das Thema so sehr interessiert. Jesus ist sehr interessiert daran, wie viel jeder gibt. Das Thema Geld – ich habe den Eindruck, es ist eines der Lieblingsthemen Jesu. Wusstet ihr, dass Jesus in der Bibel mehr über das Thema Geld und Besitz redet als über die Hölle, als über den Himmel und haltet euch fest – als über den Glauben? Jesus redet mehr über das Geld als über den Glauben. Ist das sein Ding, oder?
Warum macht er das? Ich meine, wir suchen in der Bibel ja eigentlich nach Trost und Ermutigung. Wenn wir finanziellen Rat brauchen, dann gehen wir zur Bank oder kaufen uns das Handelsblatt, um finanzielle Ratschläge für unser Leben zu bekommen. Aber die Bibel mischt sich in alle Bereiche unseres Lebens ein. Sie redet so viel über Geld. Das heißt, Geld und Glaube kann man nicht trennen, so als wären das zwei Paar Schuhe. Das gehört zusammen.
Wusstet ihr, dass sich doppelt so viele Verse mit dem Thema Geld beschäftigen als mit den Themen Glaube und Gebet zusammen? Das war für mich auch neu, wusste ich nicht. Ist ein Ding. Warum ist das so? Warum spricht die Bibel so viel über Geld?
Jesus nennt einige Gründe. Zuvor, in einigen Kapiteln, nennt er den Grund, warum er so an diesem Thema interessiert ist. In Lukas 12 heißt es: „Denn wo euer Schatz ist, da wird auch euer Herz sein.“ Das heißt, das, was wir mit unserem Geld tun, egal was es ist, ist ein sicherer Hinweis darauf, woran wir unser Herz gehängt haben, was wir anbeten.
Jesus sagt an einer anderen Stelle im Lukasevangelium: „Niemand kann zwei Herren dienen, entweder wird er Gott dienen oder dem Geld, dem Mammon.“ Das heißt, im Leben eines jeden von uns gibt es einen Thron. Auf diesem Thron kann Gott sitzen oder das Geld, aber nicht beides. Das funktioniert nicht.
Schaut mal: Wenn Jesus nicht Herr über alle Bereiche unseres Lebens ist, auch darüber, dann ist er überhaupt nicht unser Herr. Wenn er Herr ist, dann über alles, aber nicht über einen Teil. Das ist paradox, ein Widerspruch in sich: Herr über einen Teil – entweder Herr über alles oder Herr über nichts.
Deswegen macht uns Jesus deutlich: Ich interessiere mich dafür, wie viel du spendest. Denn anhand dessen, wie du dein Geld ausgibst, kann ich dein Herz lesen. Was ist dir wirklich wichtig?
Ich möchte, dass wir uns heute Morgen alle – ich nehme mich da voll mit rein – sehr, sehr eindringlich die Frage stellen: Welchen Stellenwert hat das Geld, welchen Stellenwert hat Besitz in unserem Leben? Es ist ja nicht verkehrt, Geld zu besitzen, das möchte ich hier auch deutlich machen. Aber es ist verkehrt, wenn das Geld uns besitzt. Das ist der entscheidende Unterschied.
Besitzen wir das Geld oder besitzt es uns? Wie oft denke ich an das Geld, wenn ich frei bin zu denken, was ich will? Wie schwer fällt es mir, mein Geld abzugeben?
Jesus beobachtet das Spenden. Jesus beobachtet aber nicht nur das Spenden, er bewertet es auch. Das heißt, er hat seine Meinung dazu. Und dazu kommen wir im zweiten Punkt.
Dort heißt es zunächst einmal in Vers 3: „Da sagte er: Ich versichere euch.“ Das ist jetzt seine Bewertung des Ganzen. „Ich versichere euch“, man könnte auch sagen hundertprozentig, „diese arme Witwe hat mehr gegeben als alle anderen.“
Also Jesus verblüfft mit der Aussage. Jesus sagt: Hier wurde mehr gegeben als dort. Wie kommt das, wie kann das sein, Jesus? Jesus schaut sich seine zwölf Jünger an und er sieht zwölf Fragezeichen vor sich, glaube ich, oder?
Ich kann mir die Jünger in dieser Situation richtig gut vorstellen: Da kommen die Reichen in den Tempel, in Sistus, an und sie packen aus. Die Jünger freuen sich und denken: Oh, gut! Gott, du kannst so froh sein, solche Kapazitäten in deinem Reich zu haben. Das sind die geistlichen Schwergewichte, die geben hier richtig ordentlich was in die Kasse, damit der Gottesdienst laufen kann, damit Gott geehrt wird.
Und jetzt sagt Jesus, die haben gar nicht so viel gegeben. Die Witwe hat viel mehr gegeben. Sie hat mehr gegeben als alle anderen.
Ich kann mir vorstellen, die Jünger haben einige Fragen. Vielleicht schüttelt Judas mit dem Kopf. Er war der Kassenwart, er hat da vielleicht eine andere Meinung, weil er das Geld liebte. Jesus nutzt jetzt die Situation. Es ist kurz vor seinem Tod, es ist schon in Jerusalem, kurz vor Golgatha. Er nutzt diese Situation noch einmal, um seinen Jüngern eine wichtige Lektion zum Thema Spenden zu erteilen.
Und er gibt uns hier in Vers 4 einen Einblick in seine Bewertungsgrundlage.
Auf welcher Grundlage bewertet Jesus, dass hier mehr gegeben wurde als dort? Was ist seine Basis für eine solche Einschätzung? Für uns erscheint das völlig paradox.
Wie bewertet Jesus Vers 4? Die Reichen haben alle nur etwas von ihrem Überfluss gegeben, während sie alles hergegeben hat, was sie selbst dringend zum Leben gebraucht hätte. Mein Eindruck ist, dass Jesus von den Reichen überhaupt nicht beeindruckt ist. Für ihn sind reiche Menschen noch lange nicht freigiebig, auch wenn sie viel geben. Sie leben im Überfluss und geben nur einen Teil davon.
Wie sieht das bei der Witwe aus? Im letzten Vers, Vers 4, erfahren wir etwas über die Witwe, was alle anderen bisher nicht wissen konnten. Die Witwe, die zwei kleine Kupfermünzen gegeben hat, besaß nur diese zwei Münzen.
Wenn das Gesamtvermögen aus zwei Kupfermünzen besteht, hat sie bezüglich des Spendens drei Optionen: Die erste Option ist, nichts zu geben. Einige denken so, ich habe das auch schon gehört: "Wir haben nicht viel Geld, deshalb spenden wir nichts." Die Wahrheit ist jedoch: Wenn du nicht spendest, wenn du arm bist, wirst du auch nicht spenden, wenn du reich bist.
Diese Witwe hätte die Option gehabt, nichts zu geben. Das ist Option eins. Die zweite Option wäre gewesen, eine Münze zu geben, also 50 Prozent ihres Gesamtvermögens. Die dritte Option ist, beide Münzen zu geben, also 100 Prozent. Sie entscheidet sich für Option drei. Sie gibt nicht den Zehnten, sondern den Hundertsten – und das als Witwe.
Wir müssen uns vor Augen halten, dass eine Witwe in der damaligen Antike ein sozialer Härtefall war. Es gab keine Witwenrente, keine Sozialleistungen vom Staat und keine Pflegeversicherung. Das bedeutete: Warst du Witwe, warst du absolut von der Unterstützung anderer abhängig. Erstens von deiner Großfamilie. Ob diese Frau eine Großfamilie hatte, wissen wir nicht. Aber wir wissen, dass sie ihr gesamtes Vermögen gegeben hat – einfach alles.
Diese Witwe beeindruckt mich sehr. Dieser Text spricht seit Monaten immer wieder zu mir: Sie gibt einfach alles.
Im Lukasevangelium gibt es drei Personen, die ihr gesamtes Vermögen irgendwo investieren – drei Beispiele. Am Anfang ist die sogenannte blutflüssige Frau, die ihr gesamtes Vermögen für Ärzte ausgibt. Dann haben wir den verlorenen Sohn, der sein gesamtes Vermögen für Vergnügen ausgibt. Und schließlich die Witwe, die ihr gesamtes Vermögen ins Reich Gottes gibt.
Jeder gibt sein Vermögen dorthin, was ihm besonders wichtig ist. Die blutflüssige Frau wollte gesund werden, das war ihr oberstes Ziel, und sie gab alles für Ärzte aus. Der verlorene Sohn wollte das Leben genießen und verprasste alles für Vergnügungen. Diese Witwe hatte nur ein Anliegen im Leben: Gott anzubeten. Sie gab alles für ihn.
Wie bewertet Jesus das? Er sagt, sie hat mehr gegeben als alle anderen, denn die anderen haben nur etwas von ihrem Überfluss gegeben. Sie hingegen hat alles gegeben, selbst das, was sie eigentlich dringend zum Leben gebraucht hätte.
Wie bewertet Jesus also? Jesus bewertet nicht in erster Linie die gegebene Summe. Da wäre sicher mehr drin gewesen. Er bewertet die Spende im Verhältnis zum Vermögen. Anders ausgedrückt: Jesus misst die Größe unserer Spende nicht primär am gegebenen Betrag, sondern am zurückbehaltenen Betrag.
Schaut mal, nicht nur die Gabe ist wichtig, auch die Nichtgabe. Denn die Nichtgabe zeigt oft, woran unser Herz hängt.
Diese Bewertung von Jesus fordert uns sehr heraus, weil Jesus meint, was er sagt, und sagt, was er meint.
Jetzt mal eine Frage an uns: Wie hätten wir reagiert, wenn die Witwe uns vorher gefragt hätte: „Ich habe vor, diese zwei wegzugeben.“ Was hätten wir der Witwe geraten? Nehmen wir an, wir sind heute Morgen Finanzberater, okay? Versetzt euch mal in diese Rolle.
Heute Morgen haben wir zwei Termine. Zwei Personen kommen zu uns, beide aus dem Lukasevangelium. Einmal der reiche Kornbauer aus Lukas 12, der ein Beratungsgespräch sucht, und danach die Witwe aus Lukas 21, die ebenfalls ein Beratungsgespräch wünscht.
Also, es ist neun Uhr morgens, es klopft an der Tür, der reiche Landwirt steht da mit einem Lächeln im Gesicht, nimmt Platz. Wir fragen: „Worum geht es? Wie kann ich Ihnen weiterhelfen?“ Er sagt: „Wissen Sie was, ich bin so gesegnet. Die Ernte in diesem Jahr war bombig! Ich habe auch sehr, sehr viel dafür gearbeitet, 24/7, ich habe mich reingehängt, Überstunden gemacht. Gott hat mich gesegnet, die Ernte ist so reich. Ich habe nur ein Problem: Meine Scheunen sind viel zu klein, ich weiß nicht, wohin damit. Aber ich habe einen Plan, den wollte ich mal mit Ihnen durchsprechen. Mein Plan ist, ich mache alle alten Scheunen platt und baue neue, größere. Dann kann ich mein Gesamtvermögen, die ganze Ernte einlagern, und ich habe ausgesorgt. Wenn ich diesen Plan so verwirklicht habe, kann ich meine Rente genießen, auf Reisen gehen, endlich mal Golf spielen und das Leben genießen.“
Was würden wir dem Mann sagen? Offensichtlich hat Gott ihn gesegnet, er hat hart dafür gearbeitet, ehrlich verdient. Ein gutes Geschäft, die Landwirtschaft, da arbeitet man ehrlich. Gott hat ihn gesegnet. Also, wenn er das machen kann, sollte er es tun. Expandieren, aber immer weise. Think big. Und wenn er ausgesorgt hat, Gott sei Dank. Ich würde mich freuen, wenn ich irgendwann so weit wäre.
Der Mann verabschiedet sich und geht raus. Dann steht die Witwe da, sie schämt sich ein bisschen. Sie denkt: „Wissen Sie was, ich muss Ihnen sagen, ich habe nur zwei, zwei Lepta. Gott legt es mir seit Wochen aufs Herz, sie einfach ihm zu geben, alles. Ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich glaube, Gott will, dass ich das tue. Was halten Sie davon?“
Jetzt überlege mal für dich, was hättest du dieser Frau geraten? Sehr wahrscheinlich würden wir antworten: „Gute Frau, das ist sehr großzügig von Ihnen, aber Gott hat Ihnen doch auch einen Verstand gegeben, oder? Der kommt ja auch von Gott, damit wir unser Denken benutzen. Der Herr kennt Ihr Herz, er weiß, dass Sie geben möchten. Aber wissen Sie was? Sie können ja nicht von Gott verlangen, dass er einfach Brot vom Himmel fallen lässt. Offensichtlich hat Gott Ihnen diese Zweige gegeben, damit Sie morgen für sich etwas einkaufen können. Das dürfen Sie aus Gottes Hand auch für sich annehmen. Sie müssen Ihren Verstand einsetzen.“
Das ist vermutlich das, was wir der Frau geraten hätten. Ich wahrscheinlich schon. Ich weiß ja nicht, ob ihr das auch gemacht hättet.
Aber das Verhalten der Witwe sprengt doch unser Verständnis von Vernunft und Weisheit, oder? Nach menschlichen Maßstäben ist der reiche Kornbauer weise und die Witwe unweise. Jesu Bewertung ist genau andersherum. Jesus sagt, dieser reiche Kornbauer ist ein Tor – man kann heutzutage sagen ein Dummkopf – denn in der Nacht darauf ist er gestorben. Er hat nur fürs Diesseits gesorgt, aber nicht fürs Jenseits. Er hatte keine Schätze im Himmel.
Die Witwe dagegen, in Lukas 21, lobt Jesus, indem er sie besonders hervorhebt. Er sagt: „Diese Witwe da, die hat mehr gegeben als alle anderen.“ Er lobt diese Frau für ihr Verhalten.
Nein, die Bibel ruft uns nicht zur Unvernunft auf, das möchte ich hier auch deutlich machen. Aber die Bibel stellt unser Verständnis von Vernunft völlig auf den Kopf. Diese Witwe handelt in Gottes Augen weise. Sie nimmt Gott einfach beim Wort.
Wisst ihr, warum ich das sage? Wir sind jetzt in Lukas 21. Bis dahin hat Jesus ganz viel über Geld gesagt. Ich gebe euch mal einen kleinen Einblick:
In Lukas 12, Vers 15, sagt Jesus: „Wenn auch jemand Überfluss hat, besteht sein Leben nicht aus dieser Habe.“ Das hat die Witwe offensichtlich verstanden. Es geht im Leben nicht nur ums Geld.
In Lukas 12, Verse 22 und 23, sagt Jesus: „Macht euch keine Sorgen um euer Leben, ob ihr etwas zu essen habt, um euren Leib, ob ihr etwas anzuziehen habt. Das Leben ist mehr als Essen und Trinken, und der Leib ist mehr als die Kleidung.“ Jesus sagt: „Macht euch doch keine Sorgen.“ Diese Frau macht sich keine Sorgen, sie gibt alles und vertraut.
Jesus sagt: „Sammelt euch Schätze im Himmel.“ Genau das macht diese Frau. Sie sammelt sich Schätze im Himmel.
Das ist hart.
In Lukas 14, Vers 33, sagt Jesus: „So kann nun keiner von euch, der nicht allem entsagt, was er hat, mein Jünger sein.“ Das sind so die Verse, die wir gerne mit einer Rasiermesserklinge aus der Bibel schneiden würden, oder? Hier sagt er: Wenn du dich nicht von allem löst – das Wort bedeutet verabschieden, das meint sicherlich auch in erster Linie innerlich – wenn du dich nicht innerlich verabschiedest von allem, was du hast, kannst du nicht mein Jünger sein.
Das ist ein Ding.
Und die Witwe hat sich von allem verabschiedet, sogar sehr praktisch: Sie gibt einfach alles.
Merken wir: Sie nimmt Jesus beim Wort. Sie macht einfach im kindlichen Glauben das, was Jesus vorher gesagt hat.
Die Frage, die mich ein wenig interessiert, ist: Was ist in den folgenden Tagen mit der Witwe passiert? Der Text sagt uns nichts darüber, und ich hätte es gerne gewusst. Ich gehe davon aus, dass Gott sie versorgt hat.
Gott tut das oft so, dass er einem Menschen aufs Herz legt: „Weißt du was, gib der Witwe mal ein bisschen.“ Der Mensch hört dann oft die Stimme des Heiligen Geistes und gibt etwas der Witwe. In der Bibel kann Gott auch Raben schicken, um zu versorgen. Deshalb gehe ich einfach mal davon aus, dass Gott sich um diese Witwe gekümmert hat.
Aber selbst wenn nicht – denken wir das einfach mal durch. Es ist zwar etwas unwahrscheinlich, aber angenommen, diese Witwe wäre verhungert, weil sie alles gegeben hat. Sie wäre gestorben und ins Reich Gottes gekommen, ins Paradies. Es gibt schlimmere Umstände, oder? Als auf diese Weise in die Gegenwart Gottes zu treten, nachdem man alles gegeben hat. Und dann steht man vor dem Herrn. Was sagt Jesus zu dieser Frau? Vielleicht: „Mein liebes Kind, du hast mich ein bisschen zu wörtlich genommen, aber es gibt Schlimmeres.“
Ich denke, Jesus hat sich um diese Frau gekümmert. Was Jesus sieht, ist, dass die Menschen eine unterschiedliche Herzenshaltung haben. Ich habe euch heute Morgen zwei Herzen mitgebracht. Ich weiß nicht, ob man das auf der Empore sehen kann, aber so ungefähr. Die Herzen sehen unterschiedlich aus.
Das ist ein Herz, so wie wir es kennen. Und das hier ist ein geteiltes Herz. Jesus schaut nicht in erster Linie auf das Geld, das da reingelegt wird, sondern er sieht, dass die Reichen etwas geben, aber mit einem geteilten Herz. Bei der Witwe hingegen sieht Jesus nicht die zwei Lepta in erster Linie, sondern ein ganzes Herz, das diese Frau gibt.
Wie wir es gerade im Lied gesungen haben: „Ich gebe dir mein Herz und alles, was ich bin.“ Ich meine, wir haben es alle gesungen, oder? Ich muss das Lied häufig als Wunsch singen, weil ich weiß, dass es, glaube ich, noch nicht ganz so ist. Aber ich will, Herr, ich will, dass es der Wahrheit entspricht.
Diese Witwe gibt ihr ganzes Herz. Ihr Lieben, nur wer sich selbst gibt, gibt genug. Nur wer sich selbst gibt, gibt genug. Nur wer sich selbst gibt, betet an.
Ich möchte uns heute Morgen eine Frage stellen: Wo finden wir uns wieder? Hier, bei denen, die ein bisschen aus dem Überfluss geben? Oder hier, bei jemandem, der sich komplett selbst gibt und alles, was er hat, Gott zur Verfügung stellt?
Wie schon gesagt, jetzt geht es ein bisschen ins Eingemachte, und ich möchte offen ein wenig von mir erzählen. Seit Monaten beschäftigt mich dieses Thema, und ich bin damit noch nicht fertig. Trotzdem möchte ich euch jetzt einfach mal in ein paar meiner Überlegungen mitnehmen, in denen ich mich selbst wiedergefunden habe.
Ich habe mich vor einiger Zeit bei den Reichen wiedergefunden, bei denen, die zwar etwas geben, aber es tut nicht weh, weil es aus dem Überfluss geschieht. Wir sind reich. „Oh André, ich wusste nicht, dass ihr reich seid.“ Ich meine: Wir in Deutschland sind alle reich, wenn wir mal über den Tellerrand schauen. Andere Menschen suchen tatsächlich auf der Müllkippe nach ihrem Essen.
Wisst ihr, was unser Problem ist? Welche Fragen wir uns stellen? „Ach, ich könnte für die Fußball-WM einen größeren Bildschirm im Wohnzimmer gebrauchen.“ Das sind unsere Fragen – ein bisschen provozierend formuliert. Wir haben nicht die Probleme, die so manch ein armer Mensch auf dieser Welt hat. Uns in Deutschland geht es so gut, wir sind so reich, und ich finde mich wieder bei denen, die etwas aus dem Überfluss geben.
Wir werden so schnell materialistisch. Wisst ihr, ich habe in den letzten Jahren einfach immer brav meinen Zehnten gegeben, so ungefähr, per Dauerauftrag hier an diese Gemeinde. Wir haben ja als Gemeinde auch keine Mitgliedsbeiträge, sondern wir finanzieren uns durch freiwillige Spenden. Es wird auch immer wieder zu Recht betont, dass das hier eine freiwillige Sache ist. Und wir sagen auch immer wieder: Der Zehnte ist ein guter Richtwert.
Das möchte ich jetzt auch nicht mit dieser Predigt revidieren, versteht mich nicht falsch. Aber ich habe gemerkt: Man kann brav immer schön seinen Zehnten geben und doch am Geld hängen. Man kann brav seinen Zehnten geben, und das tut auch irgendwie nicht weh – mir hat es jedenfalls nicht wehgetan. Der Zehnte geht sowieso immer weg, man achtet gar nicht mehr darauf. Klar, man kann mit dem Geld etwas anderes machen. Aber wenn man es so eingerichtet hat, ist der Zehnte immer weg, und es tut nicht weh. Wir können uns so viel anderes immer noch leisten.
Ich habe mir die Frage gestellt: Geht es wirklich nur darum? Der Vorteil am Zehnten ist, du kannst einen Haken dran machen, oder? „Ja, erledigt, ich bin guter Christ, ich gebe den Zehnten.“ Dann gucke ich in die Bibel, und da gibt es Leute, die den Zehnten brav gegeben haben und trotzdem völlig danebenlagen – völlig. Der reiche Jüngling, der zu Jesus kommt, sagt: „Ich habe alle Gebote gehalten.“ Er hat hundertprozentig den Zehnten gegeben. Und Jesus sieht: Du hängst trotzdem am Geld. Und ihm sagt Jesus – er sagt es nicht allen, aber ihm sagt Jesus: „Verkaufe alles, was du hast, und gib es den Armen.“ Und der Mann tut es nicht, weil er am Geld hängt.
Wisst ihr, man kann brav den Zehnten geben und trotzdem danebenliegen, sich trotzdem auf dieser Seite befinden. Das hat mir Gott in letzter Zeit immer mehr deutlich gemacht. Er hat mir gesagt, gerade auch im letzten Jahr: Das Leben kann so vergänglich sein. Worum geht es? Ihr Lieben, wir wurden für eine Person und für einen Ort geschaffen. Die Person ist Jesus, der Ort ist der Himmel. Es geht nicht um dieses Leben. Wir sind hier nur auf einer Durchreise. Es geht um die Ewigkeit. Und Jesus sagt: „Sammelt euch Schätze dort, nicht hier.“
Ich sehe in der Bibel Leute, die mehr gegeben haben als den Zehnten. Abgesehen davon: Der Zehnte ist im Neuen Testament gar nicht mehr gefordert. Ich könnte jetzt ein bisschen weiter ausholen: Wenn man sich schon an den Zehnten hält, müsste man eigentlich dreißig Prozent geben. Denn im Alten Testament gab es drei Zehnte: einen Zehnten für die Priester, einen Zehnten für arme Leute und einen Zehnten für Feiern. Aber das sollte man nie als Forderung verstehen, was ich jetzt sage. Ich sage einfach nur, das war im Alten Testament so.
Im Neuen Testament wird der Zehnte gar nicht mehr aufgegriffen an den entscheidenden Stellen. Stattdessen sehe ich Leute, die mehr gegeben haben. Ich sehe diese Frau, Jesus ist bei jemandem zu Gast, und diese Frau kommt mit einem kostbaren Salböl. Wisst ihr, wie viel das gekostet hat? Steht sogar im Text: Dreihundert Denare, das ist ein Jahresgehalt. Sie macht diese Flasche kaputt und gibt alles auf Jesu Füße, weil sie damit deutlich machen will: Jesus ist mir so viel wert, ich liebe Jesus so sehr, ich gebe ihm mein Jahresgehalt.
Ich sage das nicht, damit ihr das geben müsst, nicht falsch verstehen, überhaupt nicht. Es geht hier überhaupt nicht ums Müssen. Diese Frau hat es einfach gemacht. Dann sehe ich diese Witwe, die einfach alles gegeben hat, was sie hat.
Und ich habe noch einen Text, 2. Korinther 8, den möchte ich mal lesen, die Verse 1 bis 5. Der Kontext ist: Paulus möchte eine Gemeinde zum Spenden motivieren, die Korinther, weil die Gemeinde in Jerusalem Nöte hatte. Paulus fängt an, die Korinther zum Spenden zu motivieren, indem er vorbildliche Gemeinden darstellt. Und auf diese vorbildlichen Gemeinden möchte ich einmal zu sprechen kommen.
Da heißt es: „Ich will euch berichten, Geschwister, was Gottes Gnade in den Gemeinden in Mazedonien bewirkt hat. Sie hatten viel zu leiden und haben es nicht nur standhaft ertragen, vielmehr wurde ihre Freude im Glauben nur umso stärker und führte trotz ihrer großen Armut zu einer erstaunlichen Hilfsbereitschaft. Ihr könnt es mir glauben, sie spendeten – jetzt kommt’s – so viel sie konnten, ja noch mehr, und sie taten es ohne Aufforderung.“
Diese Leute befinden sich genau hier. Ich weiß nicht, wie man mehr spenden kann, als man kann. Ich weiß es nicht. Haben sie einen Kredit aufgenommen und noch etwas draufgepackt? Ich weiß es nicht. Aber sie haben mehr gespendet, und die Bibel sagt nicht, das sei unvernünftig. Paulus sagt, das ist vorbildlich, da hat Gottes Gnade gewirkt.
Und das ist der Punkt: Wenn die Gnade Gottes unser Leben erfüllt, dann stellen wir nicht die Frage: Wie viel muss ich geben? Wenn wir Gottes Gnade in unserem Leben verstehen, dann stellen wir die Frage: Herr, was kann ich noch für dich tun? Ich will ganz für dich leben. Diese Gemeinden taten das.
Dann heißt es hier weiter, Vers 4 und 5, das ist auch ein Hammer: „Sie haben sich mir geradezu aufgedrängt und darum gebeten, sich an dem Werk der Gnade, also an der Spende, beteiligen zu dürfen.“ Kennen wir immer andersherum, wir bitten um Spenden. Diese Gemeinde bittet, spenden zu dürfen.
Und dann heißt es weiter: „An dieser Hilfeleistung, in der die Verbundenheit mit der Gemeinde in Jerusalem zum Ausdruck kommt, taten sie dabei noch mehr, als ich gehofft hatte. Sie schenkten sich selbst, zuerst dem Herrn das ganze Herz und dann auch dem Willen Gottes gemäß auch mir.“
Dann lese ich diesen Text und stelle mir die Frage: André, kann es sein, dass Gott etwas in dir bewirken möchte? Das Leben ist so vergänglich, und ich will, dass sich das in meinem Portemonnaie zeigt, dass ich das begriffen habe.
Ich habe mir für dieses Jahr mal ein Jahresziel gesetzt. Diesen Betrag möchte ich spenden. Am Ende des Jahres soll dieser Betrag gespendet sein. Das müsst ihr nicht machen. Ich erzähle jetzt nur von mir. Ich habe gesagt: Diesen Betrag will ich spenden, Herr. Er ist ein bisschen höher als bisher. Er wird ein bisschen wehtun. Das ist ein Glaubensschritt. Aber Gott hat es mir aufs Herz gelegt: André, guck, was du noch geben kannst.
In diesem Prozess habe ich mir die Frage gestellt: Wie kann ich noch mehr geben? Eines Morgens in der stillen Zeit – ich kann die Situation noch genau nachempfinden – früh morgens, ich sitze im Bett mit meiner Bibel, meine Frau schläft noch, und ich lese Lukas 12. Dort steht: „Verkaufe, was du hast, und gib Almosen.“ Ich dachte: Bum! Das ist mal ein Ding, oder?
Der Theologe in mir versucht dann vielleicht ein bisschen, das umzudeuten. Ich glaube, so direkt hat Jesus das nicht gemeint. Doch, hat er. Genau so, wie es da steht.
Mark Twain hat ja mal gesagt: „Die Bibelverse, die mir am meisten Probleme bereiten, sind nicht die, die ich nicht verstehe, sondern die, die ich verstehe.“ So habe ich mich gefühlt. Ich saß da im Bett und dachte: Boah, Herr, du hast jetzt eine Antwort.
Was bedeutet das? Auto verkaufen? Ja, macht nicht so viel Sinn, weil wir dann auf Kosten anderer angewiesen sind. Aber dann hat mir der Herr einige Punkte deutlich gemacht: Andere verkaufen mal das und verkaufen das. Und ich habe es gemacht. Da kommt richtig was zusammen. Ich habe Sachen verkaufen können, damit ich mehr geben kann.
Versteht das nicht falsch, es geht nicht darum, dass ich... Ich habe auch gerade von meinen Schwächen erzählt, wo der Herr mich auch verändern musste. Aber gerade im Alter, im Zeitalter von Ebay Kleinanzeigen, kann man schnell mal etwas verkaufen.
Da möchte ich euch einfach mal ermutigen, in diese Richtung zu denken: Wenn es da steht „Verkaufe, was du hast, und spende“, dann ist das doch eine Möglichkeit, wie wir noch mehr Spenden generieren können.
Ich meine, ich habe mal im Dachboden angefangen, Sachen zu verkaufen. Selbst das tut auch noch nicht weh. Aber das ist die eine Seite. Die andere Sache ist natürlich, Sachen nicht zu kaufen, damit man mehr geben kann.
Ich kann euch sagen: Wenn man das immer mehr zur Lebenseinstellung macht, das macht Freude. Man fährt hungrig an McDonald's vorbei und denkt sich: Eigentlich könnte ich jetzt etwas essen für zehn Euro, aber ich mache es nicht. Dann habe ich zehn Euro mehr.
Ich weiß, ihr sagt jetzt vielleicht: André, das ist völlig radikal, das ist ein bisschen zu radikal. Ich kann auch nicht sagen, dass ich das so konsequent durchziehe. Aber lasst uns mal einfach hinterfragen: Die Bibel ruft uns doch zur Genügsamkeit auf.
Müssen wir wirklich viermal im Jahr in Urlaub fahren? Müssen wir wirklich dauernd ins Restaurant gehen? Was können wir damit machen, wenn wir es einsparen? Dann haben wir mehr, um zu geben. Und geben ist so viel seliger als nehmen.
Jetzt stellst du dir die Frage: Dürfen wir denn gar nichts mehr genießen? Kein Urlaub mehr, kein Restaurantbesuch? Gut, dass du fragst. Ich möchte darauf eingehen, damit ich nicht falsch verstanden werde.
Das wäre kein Aufruf zum Asketentum. Das Asketentum ist eine Denkweise, die Geld und materielle Dinge an sich für böse hält. Für den Asketen gilt: Je weniger man hat, desto geistlicher ist man. Aber genau das lehrt die Bibel nicht, überhaupt nicht. Diese Predigt darf also nicht so verstanden werden.
Gott gibt uns Dinge, damit wir sie genießen können. Die Bibel spricht viel vom Genuss. Aber schau mal: Es ist doch etwas anderes, wenn wir uns nicht selbst im Griff haben und uns von den Dingen beherrschen lassen.
Wenn ich sage: Herr, alles in meinem Leben gehört dir, ich will alles für dich geben, dann sagt Gott an manchen Punkten: Ja, ich weiß, ich schätze das auch. Aber hier, das gebe ich dir, damit du es genießen kannst. Und das macht Gott immer wieder.
Es ist etwas anderes, wenn ich Dinge haben will und sie an mich reiße. Das ist nicht unsere Aufgabe. Unsere Aufgabe ist es, alles ihm zu geben. Serge Fuchs hat das im Lebensbericht am letzten Sonntag gut auf den Punkt gebracht. Am Ende sagte er: Jetzt gehört nicht mehr zehn Prozent dem Herrn, sondern hundert Prozent.
Das sollte unsere Haltung sein: Alles, was wir haben, Herr, ist alles dein. Und dann beschenkt uns Gott und sagt: Ja, ich weiß, aber das und das gebe ich dir, damit du es genießen kannst.
Die Bibel ist nicht gegen Genuss, sie ist nicht dagegen, Geld zu haben. Die Frage ist: Wem gehört das Ganze? Nimmt es uns gefangen oder haben wir die Sache mit Gottes Hilfe im Griff?
Wir müssen an dieser Stelle nicht nur an unser Geld denken. Anstatt gewisse Dinge zu verkaufen, um mehr geben zu können, können wir manche Dinge auch direkt an Bedürftige spenden – in Form einer Sachspende.
Ja, da ist der alte Kinderwagen noch auf dem Dachboden. Vielleicht denken wir: „Aber es kann sein, dass wir irgendwann in Zukunft noch mal ein Kind bekommen.“ Ja, irgendwann in der Zukunft. Aber jetzt braucht ihn vielleicht jemand aus der Nachbarschaft oder aus der Gemeinde.
Ich kann nur sagen: Wir als Familie wurden so beschenkt von Geschwistern hier aus der Gemeinde, die uns viele Sachspenden gegeben haben. Es tut wirklich gut, es ist ein Zeichen der Liebe.
Wenn Spenden unser Lebensstil ist – Spenden als Lebensstil, Freigiebigkeit als Lebensstil – dann zeigt sich das in allen Bereichen: mit Geldspenden, mit Sachspenden und manchmal auch dadurch, dass wir Zeit geben. Wir geben insgesamt, wenn aus Spenden Anbetung wird.
Ich möchte uns heute Morgen dazu einladen, von dieser Witwe zu lernen. Ich möchte uns einladen, uns innerlich von unserem Geld loszusagen. Wisst ihr, wir werden uns eines Tages sowieso definitiv von all dem Besitz trennen müssen. Die einzige Frage ist, wann wir es tun.
Wir haben keine Wahl, ob wir uns später einmal davon trennen, aber wir haben die Wahl, ob wir uns jetzt schon davon trennen. Und ich kann euch sagen: Wer sich auf einen solchen Lebensstil einlässt – und ich bin noch dabei, ich habe es noch nicht ganz begriffen, aber ich will lernen, was Gottes Wort dazu sagt – stellt fest, dass es so glücklich macht, dass es so froh macht.
Ich habe euch ein Zitat mitgebracht, das ich an dieser Stelle einmal vorlesen möchte, von Randy Alcorn:
„Für mich gehört die Freude, weise und großzügige Entscheidungen bezüglich meines Geldes und meiner Güter zu treffen, zu den wenigen Erfahrungen, die mit der Freude, jemanden zu Christus zu führen, vergleichbar ist. Beides ist ein Akt der höchsten Anbetung, beides stimmt einen fröhlich, beides gehört zu dem, wofür wir geschaffen sind.“
Ich möchte heute zu einem Lebensstil voller Freude und Freigiebigkeit einladen. Dass wir ebenfalls – wie Serge Fuchs am letzten Sonntag sagte – sagen können: „Nein, nicht zehn Prozent, dem Herrn gehört hundert Prozent. Gott, wirke etwas in meinem Herzen, ich bin bereit, dir alles zu geben. Ich möchte an nichts mehr hängen in meinem Leben.“
Ich hoffe, dass wir heute Morgen klarer verstanden haben: Spenden hat nicht nur eine horizontale Komponente. Wir dürfen nicht nur das Zwischenmenschliche sehen – das natürlich auch –, aber es gibt mehr. Da ist eine Not, da gebe ich etwas hin. Doch Spenden hat auch eine vertikale Dimension. Spenden hat etwas mit Anbetung zu tun.
Herr, ich möchte dich anbeten, und deswegen gebe ich. Ich hoffe, dass wir das heute klarer verstanden haben. Es geht um Anbetung. Ich wünsche mir für unsere Gemeinde, dass wir Gott anbeten, dass wir eine anbetende Gemeinde sind. Und eine anbetende Gemeinde ist eine freigiebige Gemeinde, bestehend aus freigebigen Mitgliedern.
Vielleicht hast du heute Morgen erkannt, dass du eigentlich nur für dich selbst lebst. Du bist von Geld und Besitz getrieben. Du versuchst, deine Erfüllung im Geld und in materiellen Dingen zu finden. Doch wir werden nie Erfüllung darin finden. Wir werden nie Erfüllung im Materiellen finden, weil wir als Menschen für eine Beziehung geschaffen sind – zu Gott.
Das heißt: Wenn das Geld dich treibt, wenn du ständig ans Geld denkst, ans Geld ausgeben oder ans Geld verdienen, dann möchte ich dich heute Morgen einladen, loszulassen und zu Jesus zu kommen. Denn Jesus sagt: Ich will dir Ruhe geben, ich möchte dir wirklichen Sinn im Leben geben, ich möchte dir das Wasser des Lebens geben – echte Erfüllung. Du musst es nicht im Geld suchen.
Lass los, trenn dich innerlich davon, sei bereit, es abzugeben, wenn Gott es von dir will. Dazu möchte ich dich einladen, dass du in Jesus Christus deine Erfüllung findest. Denn Jesus sagt: Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und volle Genüge. Ich möchte alles für dich sein.
Wenn du diese Entscheidung heute treffen möchtest und sagen willst: Ja, ich lasse los, ich möchte, dass Jesus mein Leben regiert, dann lade ich dich ein, mit uns darüber zu sprechen. Nach dem Gottesdienst kannst du gerne hier nach vorne kommen.
Ich finde es auch wichtig, dass wir uns als Christen noch einmal neu hinterfragen. Vielleicht hast du heute Morgen festgestellt: Ja, ich bin eigentlich ein materialistischer Christ. Ich bin Christ, ich bin hier Mitglied in der Gemeinde, aber bei mir geht es so viel ums Geld.
Ich möchte dich einladen, loszulassen. Ich möchte dich einladen, das Lied, das wir gleich singen werden – ihr könnt schon mal nach vorne kommen –, als dein Gebet zu machen. Sag heute noch einmal neu: Jesus, ich möchte dir tatsächlich alles weihen. Ich möchte nicht 99 geben, ich will dir alles geben. Dir gehört mein Leben.
Bis zur Hingabe kann man es mit einem leeren Blatt Papier vergleichen, auf das du deine Unterschrift setzt und es Gott gibst. Du sagst: Schreib du drauf, was du willst. Mein Leben gehört dir, alles gehört dir.
Wenn du das wirklich möchtest, dann lade ich dich ein, auch nach dem Gottesdienst zurückzubleiben. Wir können zusammen beten.
Schaut mal, ich habe heute Morgen sehr offen einiges erzählt, wo Gott mich auf meine Fehler aufmerksam gemacht hat. Ich denke, es ist wichtig, dass wir hier in der Gemeinde Offenheit und Transparenz leben. Dass wir zu unseren Fehlern stehen und einander helfen – auch bei diesem Thema.
Wenn du das möchtest, kannst du gerne nach dem Gottesdienst nach vorne kommen, damit wir zusammen beten, dass Gott uns hilft, auch diesen Bereich unseres Lebens ihm ganz zu geben.