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Kirche ist sich der Ernsthaftigkeit ihrer Aufgabe bewusst

So wächst die Kirche, Teil 5/5
26.03.2017Matthäus 13,47-50

Kirche ist sich der Ernsthaftigkeit ihrer Aufgabe bewusst

Reihe: So wächst die Kirche! (5/5)

Matthäus-Evangelium 13,47-50

Einleitende Gedanken Jesus erzählt auf einem Schiff sitzend am Ufer des Sees Genezareth verschiedene meist sehr kurze Geschichten, mit denen er verschiedene Aspekte des Königreichs der Himmel aufzeigt. Mit diesen Erzählungen führt er uns vor Augen, wie die Kirche wächst und wohin sie sich bewegt. Sechs dieser kleinen Gleichnisse haben wir bereits genauer betrachtet und man kann das auf unserer Webseite nachhören oder das Leseexemplar der Predigten lesen. Es sind folgende Predigten: Der Sämann, der seinen Samen auf verschieden beschaffenen Boden sät: Kirche spricht über ihre DNA. Vom Weizen, der durch das Unkraut bedrängt wird: Kirche hält Spannungen aus. Die Erzählungen über das Senfkorn und den Sauerteig: Kirche weiss um das Potenzial des Unscheinbaren. Und die beiden Gleichnisse über den Schatz im Acker und die einzigartige Perle: Kirche ist ein Ort, wo das Leben entdeckt wird. Jede Geschichte betont einen besonderen Aspekt über die Entfaltung und Entwicklung des Himmelreichs. Jedes Gleichnis zeigt uns eine wichtige Seite des Gemeindewachstums. Die Gleichnisse haben einen gemeinsamen Punkt, der sie miteinander verbindet. Es ist die Botschaft des Evangeliums, dass Jesus Christus für unsere Schuld am Kreuz starb und danach auferstand. Das Evangelium ist das Grundelement für das Wachstum der Kirche. Die Botschaft des Evangeliums muss diese Welt durchdringen – nur so kann Kirche wachsen! Das siebente und letzte Gleichnis bildet einen dramatischen Höhepunkt dieser Erzählreihe von Jesus. Uns wird vor Augen geführt, wohin das führt, wenn das Evangelium abgelehnt wird. Jesus erzählt dazu einmal mehr eine kleine Geschichte aus dem Lebensumfeld seiner Zuhörer. Diesmal geht es ums Fischen. Vier Jünger von Jesus waren ja Fischer: Petrus, Andreas, Jakobus, Johannes. Und zu Petrus und Andreas sagte Jesus bei ihrer Berufung sogar: „Kommt, folgt mir nach! Ich will euch zu Menschenfischern machen.“ Matthäus 4, 19. Also, heute geht es um einen Fischfang. Lesen wir zuerst, was Jesus erzählte: „Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Netz, das in den See geworfen ist und mit dem man Fische aller Art fängt.“ Matthäus 13, 47. „Wenn es voll ist, ziehen die Fischer es ans Ufer, setzen sich hin und lesen die Fische aus. Die guten legen sie in Körbe, aber die ungeniessbaren werfen sie weg.“ Matthäus 13, 48. „So wird es auch am Ende der Welt sein. Die Engel werden kommen und die Bösen aussondern; sie werden sie von den Gerechten trennen und in den Feuerofen werfen, dorthin, wo es nichts gibt als lautes Jammern und angstvolles Zittern und Beben.“ Matthäus 13, 49-50. Ein ernstes Gleichnis! Es lenkt unseren Blick auf den letzten grossen Akt der Heilgeschichte: auf das Gericht. Deshalb habe ich dieser Predigt folgendermassen überschrieben: Kirche ist sich der Ernsthaftigkeit ihrer Aufgabe bewusst.

Bibelstellen zum Nachschlagen: Matthäus 4,18-22; Matthäus 13,1-2

Zuerst kommen die Menschenfischer

Eigentlich beginnt das Gleichnis ganz harmlos: „Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Netz, das in den See geworfen ist und mit dem man Fische aller Art fängt.“ Matthäus 13, 47. Ein Schleppnetz wird ins Wasser geworfen und langsam durchs Wasser gezogen. „Wenn das Netz voll ist, ziehen die Fischer es ans Ufer, setzen sich hin und lesen die Fische aus. Die guten legen sie in Körbe, aber die ungeniessbaren werfen sie weg.“ Matthäus 13, 48. Bis hierhin ist eigentlich alles klar – oder? Schwieriger wird es, wenn wir nun die Frage beantworten müssen, mit wem oder mit was Jesus dieses Netz, den See und den Fischzug vergleichen wollte. Wer sind die Fische und wer die Fischer? Ist nun jeder Fisch, der sich in diesem Netz verfängt ein Mensch, der zur Kirche hinzukommt? Sind das die Menschen, die sich bekehren? Oder anders gesagt: Ist das Netz mit den Fischen ein Bild für die Kirche? In diesem Fall müssten wir erklären können, warum es in diesem Netz ungeniessbare Fische hat, die man wegwerfen muss. Oder wollte uns Jesus damit sagen, dass die Kirche aus Menschen besteht, die Jesus nachfolgen und solchen, die gar nicht gläubig sind? Ist das die Vorstellung von Kirche, die uns das Neue Testament vermittelt? Paulus würde sich gegen eine solche Vorstellung wehren. Selbstverständlich wusste er, dass es in den Gemeinden Menschen gab, die Jesus nicht wirklich nachfolgten. Er sagte einmal über diese Leute, sie seien Feinde des Kreuzes Christi. Ihr Gott sei ihr Bauch (Philipper 3, 18-19)! Für Paulus war klar, selbst wenn solche Leute in der Gemeinde ein- und ausgehen, so gehören sie nicht zum Leib Christi. Weil der Leib Christi eben keine Institution ist. Paulus wollte immer, dass man für die Reinheit der Gemeinde kämpft. So schrieb er z.B. den Korinther sehr direkt: „Über die Menschen, die nicht zur Gemeinde gehören, wird Gott selbst das Urteil sprechen. Schliesst also den, der Böses tut, aus eurer Gemeinschaft aus!“ 1. Korinther 5, 13. Mir scheint klar, dass Jesus mit diesem Netz nicht die Gemeinde vor Augen hatte. Das Netz ist vielmehr ein Bild für die Verkündigung des Evangeliums. Der See ist ein Bild für die Welt, so wie beim Gleichnis über den Weizen und das Unkraut, bei dem der Acker für die Welt stand. Jesus sagt mit diesem Gleichnis: Wer das Evangelium hört, der wird von diesem Netz gefangen. Er kann nicht mehr so tun, als ob er unwissend sei. Ob jemand nun sein Leben Jesus anvertrauen wird oder nicht, das wird sich zeigen. Aber jeder, der das Evangelium gehört hat, ist nun verantwortlich für das, was er gehört hat. Paulus sagt bei seiner Rede in Athen: „Gott hat in der Vergangenheit gnädig über die Verfehlungen hinweggesehen, die die Menschen in ihrer Unwissenheit begangen haben. Doch jetzt fordert er alle Menschen an allen Orten zur Umkehr auf. Er hat nämlich einen Tag festgesetzt, an dem er durch einen von ihm bestimmten Mann über die ganze Menschheit Gericht halten und über alle ein gerechtes Urteil sprechen wird. Diesen Mann hat er vor aller Welt als den künftigen Richter bestätigt, indem er ihn von den Toten auferweckt hat.“ Apostelgeschichte 17, 30–31. Dieser Mann ist Jesus und Jesus wird in der ganzen Welt bekannt gemacht. Jeder, der von Jesus gehört hat, der ist ins Netz gegangen und es ist seine Verantwortung, wie er sich gegenüber dem Evangelium nun verhält. In Athen gab es auf die Rede von Paulus verschiedene Reaktionen: Ein Teil der Zuhörer brach in Gelächter aus, und andere sagten: „Über dieses Thema wollen wir zu einem späteren Zeitpunkt mehr von dir erfahren.“ Apostelgeschichte 17, 32. Egal wie sie reagierten: Alle, die diese Rede von Paulus hörten, sind ins Netz gegangen. Um es an einem dramatischen Beispiel deutlich zu machen. Wenn du Zeuge eines Mordes wirst, dann bist du automatisch zum Mitwisser geworden und aus diesem Wissen erwächst eine Verantwortung, die du vielleicht gar nicht wolltest, aber weil du Zeuge warst, hast du diese Verantwortung und du müsstest diesen Mord melden. Unterlässt du das, dann machst du dich mitschuldig. Die Fische aller Art, das sind die Menschen aus allen Nationen. Allen Völkern muss das Evangelium verkündigt werden. Paulus wusste sich dieser Aufgabe verpflichtet. Er schrieb: „Ich weiss mich allen verpflichtet: sowohl den Völkern griechischer Kultur als auch den übrigen Völkern, sowohl den Gebildeten als auch den Ungebildeten.“ Römer 1, 14. Jeder Mensch, egal welcher Nation und welchem sozialen Stand er angehört oder wie gebildet er sein mag – alle müssen das Evangelium hören! So füllt sich das Netz mit allerei Fischen: Fische, die dem Evangelium gleichgültig gegenüberstehen. Fische, die das Evangelium bekämpfen. Fische, die das Evangelium verfälschen. Fische, die das Evangelium annehmen usw. Das Netz auswerfen heisst nichts anderes, als dass die Botschaft des Evangeliums in der ganzen Welt verkündigt wird. Das Netz, von dem Jesus spricht, liegt also immer noch im Wasser! Es wurde noch nicht eingezogen.

Bibelstellen zum Nachschlagen: Hesekiel 3,11.18-19.27; Matthäus 4,19; Matthäus 13,47; Matthäus 24,14; Matthäus 28,19; Markus 13,10; Markus 16,15-16; Johannes 15,22; Johannes 16,9; Apostelgeschichte 17,30; Römer 1,14; Galater 3,14

Zuletzt kommen die Engel

Wenn das Netz voll ist, ziehen es die Fischer ein und sortieren die Fische. Kranke, tote und ungeniessbare Fischer werden weggeworfen. Die guten werden in Behälter gelegt, damit man sie weiter verwerten kann. Diesen Vorgang des Sortierens deutet Jesus unmissverständlich: Der Zeitpunkt, an dem das Netz eingezogen wird ist das Ende der Welt. Und das Verlesen der Fischer übernehmen die Engel. „So wird es auch am Ende der Welt sein. Die Engel werden kommen und die Bösen aussondern; sie werden sie von den Gerechten trennen.“ Matthäus 13, 49. Die Fische sind nun auch zu Menschen geworden und bekommen andere Eigenschaften zugesprochen. Es sind nicht mehr gute oder ungeniessbare Fische, sondern böse oder gerechte Menschen. Bemerkenswert ist, dass nicht die Bösen von den Guten getrennt, sondern die Bösen werden von den Gerechten getrennt werden. Zum Glück ist das so! Denn kein Mensch schafft es gut zu sein. Paulus sagte das einmal so: „Es macht keinen Unterschied, ob jemand Jude oder Nichtjude ist, denn alle haben gesündigt, und in ihrem Leben kommt Gottes Herrlichkeit nicht mehr zum Ausdruck.“ Römer 3, 22–23. Egal wie jemand lebt und was er glaubt: Kein Mensch ist gut. Deshalb werden auch nicht die Bösen von den Guten getrennt, sondern die Bösen von den Gerechten. Ein Mensch kann nicht gut sein, aber er kann gerecht werden! Und gerecht wird ein Mensch, wenn er sich durch den Tod von Jesus die Schuld vergeben lässt. Deshalb schreibt Paulus weiter: „Dass wir für gerecht erklärt werden, beruht auf Gottes Gnade. Es ist sein freies Geschenk aufgrund der Erlösung durch Jesus Christus.“ Römer 3, 24. Die Gerechten sind also die Menschen, die das Evangelium und somit die Vergebung angenommen haben. Es sind die Menschen, die ihre Schuld erkannt und bekannt haben. So wie Johannes schreibt: „Wenn wir unsere Sünden bekennen, erweist Gott sich als treu und gerecht: Er vergibt uns unsere Sünden und reinigt uns von allem Unrecht, das wir begangen haben.“ 1. Johannes 1, 9. Und wer von allem Unrecht gereinigt wird, wem die Schuld vergeben wurde, der ist in den Augen Gottes gerecht. So einfach ist das! Das ist die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt. Und am Ende der Welt zählt nämlich nur noch das, was in den Augen Gottes richtig ist. Paulus sagte das einmal so: „Gott hat Christus, der ohne Sünde war, an unserer Stelle als Sünder verurteilt, damit wir durch ihn vor Gott als gerecht bestehen können.“ 2. Korinther 5, 21. Jesus macht uns gerecht und das gilt bei Gott. Wenn das nicht so wäre, dann gäbe es in diesem Netz nur faule und ungeniessbare Fische. Damit allen die Ernsthaftigkeit der Botschaft über das Königreich der Himmel klar wird, sagt es Jesus zum Schluss in aller Deutlichkeit: „Die Engel werden die Bösen in den Feuerofen werfen; da wird Heulen und Zähneklappern sein.“ Matthäus 13, 49–50. Ein Bild, das uns erschaudern lässt und wir würden das am liebsten ignorieren. Aber Jesus zeigt uns damit die Dringlichkeit des Evangeliums. Wäre Jesus nämlich nicht für unsere Sünde gestorben, so könnte kein einziger Mensch diesem Feuerofen entkommen. Dieses Bild vom Feuer wird im letzten Buch der Bibel nochmals erwähnt: „Der Tod und das Totenreich wurden in den Feuersee geworfen; der Feuersee ist der zweite Tod.“ Offenbarung 20, 14. Natürlich würde ich das lieber nicht erwähnen, denn das ist einfach unheimlich und ungemütlich. Aber – es ist die Wirklichkeit und vor der Wirklichkeit sollte man die Augen nie verschliessen. Und weil das so ist, ist sich die Kirche der Ernsthaftigkeit ihrer Aufgabe bewusst. Es geht tatsächlich darum, dass Menschen gerettet werden. Das ist auch der einzige Grund, weshalb Jesus die Herrlichkeit bei seinem Vater verlassen hatte. Er wusste, wie hoffnungslos verloren wir sind. Er wusste, wie schrecklich unsere Zukunft sein wird, wenn er nichts unternehmen würde. Wir können wirklich dankbar sein, dass der Schöpfer ein Gott der Liebe und des Mitgefühls ist. „Denn Gott hat die Welt so geliebt, dass er seinen einzigen Sohn für sie hergab, damit jeder, der an ihn glaubt, das ewige Leben hat und nicht verloren geht.“ Johannes 3, 16. Jesus hat für uns ein unvorstellbar grosses Opfer gebracht, damit wir am Ende nicht weggeworfen werden. Petrus schreibt: „Jesus hat unsere Sünden an seinem eigenen Leib ans Kreuz hinaufgetragen, sodass wir jetzt den Sünden gegenüber gestorben sind und für das leben können, was vor Gott richtig ist. Ja, durch seine Wunden seid ihr geheilt.“ 1.Petrus 2,24

Bibelstellen zum Nachschlagen: Jesaja 53,6; Matthäus 7,21-23; Apostelgeschichte 17,31; 2.Korinther 6,14-17; Epheser 5,5; Philipper 2,15-16; Galater 5,19-21; Judas 1,4; Jakobus4,4; Offenbarung 20,10.14

Schlussgedanke Das Gleichnis vom Netz, das in den See geworfen wird, ist ein sehr ernstes Gleichnis. Es zeigt uns die ganze Tragweite des Evangeliums auf. Es weist uns auf die Dringlichkeit der Verkündigung hin. Und mit Verkündigung meine ich jetzt nicht nur Predigten, die gehalten werden. Verkündigung meint jede Art von Weitergabe des Evangeliums: Gespräche, Bücher, Traktate, Filme, Zeugnisse, Radio, Fernsehen, Internet und wie auch immer das Evangelium verbreitet werden kann. Für diese Aufgabe war Paulus bereit sich auf alle Seiten hin zu verbiegen. Seine eigenen Gewohnheiten, Freiheiten und sein Wohlbefinden waren ihm nicht so wichtig. Es ist erstaunlich und bewundernswert, wie weit Paulus bei seiner Verkündigung gegangen war. Den Christen in Korinth schrieb er: „Ich bin frei und keinem Menschen gegenüber zu irgendetwas verpflichtet. Und doch habe ich mich zum Sklaven aller gemacht, um möglichst viele für Christus zu gewinnen. Wenn ich mit Juden zu tun habe, verhalte ich mich wie ein Jude, um die Juden zu gewinnen. Wenn ich mit denen zu tun habe, die dem Gesetz des Mose unterstehen, verhalte ich mich so, als wäre ich ebenfalls dem Gesetz des Mose unterstellt (obwohl das nicht mehr der Fall ist); denn ich möchte auch diese Menschen gewinnen. Wenn ich mit denen zu tun habe, die das Gesetz des Mose nicht kennen, verhalte ich mich so, als würde ich es ebenfalls nicht kennen; denn auch sie möchte ich gewinnen. (Das bedeutet allerdings nicht, dass mein Leben mit Gott nicht doch einem Gesetz untersteht; ich bin ja an das Gesetz gebunden, das Christus uns gegeben hat.) Und wenn ich mit Menschen zu tun habe, deren Gewissen empfindlich ist, verzichte ich auf meine Freiheit, weil ich auch diese Menschen gewinnen möchte. In jedem einzelnen Fall nehme ich jede nur erdenkliche Rücksicht auf die, mit denen ich es gerade zu tun habe, um jedes Mal wenigstens einige zu retten. Das alles tue ich wegen des Evangeliums; denn ich möchte an dem Segen teilhaben, den diese Botschaft bringt.“ 1.Korinther 9,19-23Paulus verbiegt sich auf alle Seiten, um wenigsten einige Menschen zu retten. Paulus hat die Ernsthaftigkeit des Auftrags voll und ganz verstanden! Und wir – haben wir das auch verstanden?