Ich bestimme meinen Input
Reihe: So lebe ich mit Jesus (4/4)
Kolosser-Brief 3,16-17
„Innerlich war die Pistole schon geladen.“ Das sagt der Kriminalpsychologe Jens Hoffmann in einem Interview zu dem schrecklichen Amoklauf am letzten Mittwoch in Menznau. Hoffmann ist Experte für Amokläufe und sagt, viele Täter würden während Jahren über ihre Tat nachdenken. Damit weisst Hoffmann auf eine wichtige Verhaltensweise von uns Menschen hin, nämlich, dass alles, was wir tun in unseren Gedanken seinen Anfang nimmt. Alle Handlungen seien sie gut oder böse, haben ihren Ursprung in unseren Gedanken. Das war schon zurzeit von Adam und Eva so. Die Schlange setzte Eva den „Floh ins Ohr“, wenn sie von der Frucht essen würde, sie wie Gott sein werde. Diese Gedanken haben sie schliesslich dazu gebracht, die verbotene Frucht zu essen. Die Rebellion gegen Gott beginnt immer zuerst in unseren Gedanken. Paulus meint: „Die Menschen verloren sich in sinnlosen Gedankengängen, und in ihren Herzen, denen jede Einsicht fehlte, wurde es finster.“ Röm.1,21. Jede Handlung, selbst wenn sie im Effekt geschieht, hat ihren Ursprung in unseren Gedanken. Helfe ich einer alten Frau über die Strasse, so liegt der Ursprung meiner Handlung in meinen Gedanken. Stehle ich in der Migros eine Schokolade, so liegt der Ursprung meiner Handlung in meinen Gedanken. Zuerst ist immer ein Gedanke oder man könnte auch sagen, eine Idee vorhanden. Deshalb ist es eine der wichtigsten Aufgaben in meinem Leben, die Kontrolle über meine Gedanken zu behalten. Es ist meine Aufgabe zu entscheiden, welche Ideen sich in meinen Gedanken entfalten dürfen. In unserer medialen und von Informationen überfluteten Welt ist das gar nicht so einfach. Ob ich Christ bin oder nicht, für das, was ich in mich hineinlasse, bin ich immer selber verantwortlich. Ich bestimme meinen Input. Ich bestimme, über was ich weiter nachdenken will. Ich bestimme welche Zeitschriften und Bücher ich lese, welche Filme ich schaue, auf welchen Seiten ich surfe usw. Ich bestimme meinen Input. Darum geht es nun auch in dem Abschnitt, den wir heute im Kolosserbrief, Kapitel 3, in den Versen 16-17 betrachten. Wir lesen zuerst die beiden Verse: „Lasst die Botschaft von Christus bei euch ihren ganzen Reichtum entfalten. Unterrichtet einander in der Lehre Christi und zeigt einander den rechten Weg; tut es mit der ganzen Weisheit, die Gott euch gegeben hat. Singt Psalmen, Lobgesänge und von Gottes Geist eingegebene Lieder; singt sie dankbar und aus tiefstem Herzen zur Ehre Gottes. Alles, was ihr sagt, und alles, was ihr tut, soll im Namen von Jesus, dem Herrn, geschehen, und dankt dabei Gott, dem Vater, durch ihn.“ Kol.3,16-17
I. …indem ich mich von Gottes Wort beeinflussen lasse
Ich bestimme meinen Input, indem ich mich von Gottes Wort beeinflussen lasse. Paulus gibt uns einen praktischen Hinweis darauf, wie wir als Christen leben können, ohne dass es zu einem Kampf um Verhaltensregeln und Gesetze kommt, sondern dass alles wie selbstverständlich aus uns heraus kommt. Er sagt: „Lasst die Botschaft von Christus bei euch ihren ganzen Reichtum entfalten.“ Kol.3,16. Im Grundtext steht, dass wir das Wort Christi reichlich in uns wohnen lassen sollen. Ein Bild, das sehr gut zur Vorstellung des Paulus passt, dass wir ein Tempel Gottes sind. Den Korinthern schreibt er nämlich: „Wisst ihr nicht, dass ihr der Tempel Gottes seid und dass Gottes Geist in eurer Mitte wohnt?“ 1.Kor.3,16. Gott wohnt in uns und wir sollen deshalb auch sein Wort in uns wohnen lassen, denn schlussendlich bestimmen wir, wie viel Platz dieses Wort in unserem Leben bekommt. Ich bestimme, ob sich das Wort bei mir, in meinen Gedanken einnisten darf. Wenn ich ein Haus bewohne, dann bestimme ich, was in diesem Haus geschieht. So soll das Wort Christi in unserem Leben seinen Raum einnehmen und unser Leben beeinflussen und bestimmen. Die Kirche und jeder einzelne Christ wird in der Bibel als Tempel Gottes bezeichnet – als ein Ort, wo Gott zu Hause sein will. Wer unseren Gottesdienst besucht oder die Predigt als Podcast hört, der hat die Tür geöffnet. Der zeigt Bereitschaft, sich dem Einfluss des Wortes Gottes auszusetzen, denn Paulus schreibt: „Unterrichtet einander in der Lehre Christi und zeigt einander den rechten Weg.“ Kol.3,16. Den Gottesdienst besuchen und predigten hören ist eine Möglichkeit, dem Wort Christi Raum zu geben. Doch das ist nur eine, der vielen Möglichkeiten, wie wir dem Wort Gottes Raum geben. Gegenseitig sollen wir uns in der Lehre Christi unterrichten und einander den richtigen Weg weisen. Es handelt sich hier um eine Art Gemeinschaftsprojekt. Das geschieht in persönlichen Gesprächen, in unseren Hauskreisen oder wenn wir in der Bibel lesen. Es ist klar, wir brauchen einander, denn kein Mensch ist im Besitz der ganzen Erkenntnis. Keiner kennt sich im Wort Gottes total aus. Gute Kenntnis der Bibel ist ein grosser Vorteil, denn sonst kann es schnell geschehen, dass wir den „gesunden Menschenverstand“ mit dem Wort Gottes verwechseln. Das muss nicht immer zu schlechten Verhaltensweisen führen, aber der gesunde Menschenverstand ist nicht so zuverlässig, wie das Wort Gottes. Mir ist bewusst, dass Christen das Forschen in der Schrift und das Fragen nach Antworten, die uns die Bibel gibt, oft mit Gesetzlichkeit in Verbindung bringen. Der Verdacht erwacht schnell, dass mich der andere mit der Bibel erschlagen will, dass er von mir etwas fordert, dass gar nicht meiner Situation entspricht. Es ist die Angst, dass man irgendeine Verhaltensweise überstülpt bekommt. Ja – diese Gefahr besteht. Ja – es kommt vor, dass aus der Bibel falsche Schlussfolgerungen gezogen werden. Es ist möglich, dass Christen eigene Meinungen vertreten und behaupten, die Bibel würde das so lehren. Doch die Antwort auf missbräuchlichen Gebrauch der Bibel kann nicht der Verzicht auf intensives Forschen in der Bibel sein. Der Missbrauch der Bibel entbindet uns nicht von der Verantwortung, dem Wort Gottes in unserem Leben viel Raum einzuräumen. Glücklicherweise macht Paulus darauf aufmerksam, in welcher Art wir einander belehren und ermahnen sollen. „Tut es mit der ganzen Weisheit, die Gott euch gegeben hat.“ Kol.3,16. Damit schiebt Paulus den Holzhammermethoden einen Riegel. Er selber gibt uns mit seinen Briefen ein hervorragendes Beispiel, was es bedeutet, in Weisheit einander zu unterweisen. Selbst bei schwierigen Gemeindesituationen fand er ermutigende und anerkennende Worte. Er nahm sich die Zeit den Christen die Zusammenhänge zu erklären, damit sie verstehen konnten, um was geht. Das hinderte ihn aber auch nicht daran, schwierige Punkte anzusprechen und sie mit deutlichen Worten richtigzustellen. Aber er bemühte sich immer, seine Leser zu überzeugen und nicht zu überreden oder einfach Befehle zu erteilen. Dem Wort Chrisi in unserem Leben Raum zu geben ist ein Gemeinschaftswerk. So formulieren wir es auch in den zehn Grundwerten unserer Gemeinde: Wir sind überzeugt, dass geistliches Wachstum und Lebensveränderung des Einzelnen sich besonders gut in einer Kleingruppe entfalten kann. (Grundwert 7)
II. …durch geistliche Lieder
Ich bestimme meinen Input durch geistliche Lieder. Im Neuen Testament gibt es keine Lehre über die Musik. Das verleitet Christen oft dazu, der Musik im geistlichen Leben wenig Bedeutung einzuräumen. Man versteht Musik als etwas, das auch irgendwie dazu gehört, aber nicht unbedingt nötig ist. Wichtig sei vor allem das gesprochene Wort. Doch Paulus ist offensichtlich ganz anderer Meinung. Es ist erstaunlich, wie er hier, wo es darum geht, dass das Wort Gottes in uns Raum finden, soviel Gewicht auf die Musik legt: „Singt Psalmen, Lobgesänge und von Gottes Geist eingegebene Lieder; singt sie dankbar und aus tiefstem Herzen zur Ehre Gottes.“ Kol.3,16. Musik ist eine Gabe Gottes und eine Sprache, die uns Gott zur Verfügung gestellt hat. Gott freut sich über Musik! Musik kann uns Menschen auf einer ganz anderen Ebene ansprechen. Musik kann sogar heilende Wirkung haben z.B. bei Saul, dem ersten König von Israel. Samuel berichtet: „Immer wenn der von Gott geschickte böse Geist über Saul kam, griff David zur Harfe und begann darauf zu spielen. Dann wurde es Saul leichter ums Herz, er fühlte sich wieder wohler und der böse Geist verliess ihn.“ 1.Sam.16,22. Oder der grosse Prophet Elisa liess einen Harfenspieler kommen, der mit seiner Musik dazu beigetragen hat, dass der Geist Gottes über Elisa kam und er Prophetien empfing. „Während das Harfenspiel erklang, kam der Geist des Herrn über Elisa.“ 2.Kö.3,15. Eine Anwendung von Musik, die bei uns vermutlich umstritten wäre. Auch Jakobus ist der Meinung, dass Musik ein ganz wichtiger Teil im geistlichen Leben ist. Er sagt: Macht jemand von euch Schweres durch? Dann bete er! Erlebt jemand eine Zeit der Ermutigung? Dann singe er Loblieder! Jak.5,13. Und im Leben von Paulus sehen wir, dass er sogar im Gefängnis in Philippi, Loblieder sang. „Gegen Mitternacht beteten Paulus und Silas; sie priesen Gott mit Lobliedern, und die Mitgefangenen hörten ihnen zu.“ Apg.16,25. Kurz danach wurden sie durch ein Erdbeben aus der Gefangenschaft befreit. Selbst wenn das Neue Testament keine Lehre über Musik und Lobpreis hat, so sehen wir, dass Musik ganz selbstverständlich einen wichtigen Platz im Leben der Christen einnimmt. Sonst würde Paulus doch nicht sagen: „Singt Psalmen, Lobgesänge und von Gottes Geist eingegebene Lieder; singt sie dankbar und aus tiefstem Herzen zur Ehre Gottes.“ Kol.3,16. Musik ist vielschichtig. Ja – Musik spricht unsere Gefühle an, Musik ist emotional und das wollte Gott so. Egal welche Art von Musik wir machen, das Wichtigste ist, dass sie aus tiefstem Herzen zur Ehre Gottes gemacht wird. Wichtig ist, dass wir die Musik als Sprache ernst nehmen und für Gott das Beste geben. Ein weiterer unserer zehn Grundwerte, gilt selbstverständlich auch für die Musik: Wir sind überzeugt, dass bestmögliche Qualität Gott ehrt und Menschen inspiriert. (Grundwert 8)
III. …damit ich authentisch leben kann
Ich bestimme meinen Input, damit ich authentisch leben kann. Wenn wir uns durch das Wort Gottes füllen lassen, wenn es in uns wohnt und Raum gewinnt, dann können wir auch authentisch Leben. Unsere innere Einstellung stimmt dann mit unserem Verhalten überein. Deshalb kann uns Paulus auffordern: „Alles, was ihr sagt, und alles, was ihr tut, soll im Namen von Jesus, dem Herrn, geschehen.“ Kol.3,17. Aber wie müssen wir das jetzt verstehen? Bedeutet das, dass ich mich nur noch mit frommen Worten ausdrücken kann? Darf ich keinen Spass mehr haben, keinen Witz mehr erzählen? Darf ich mich in meinem Beruf noch einsetzen oder muss ich in der Mission tätig werden, um dieser Aufforderung gerecht zu werden? Was müssen wir darunter verstehen, dass alles „im Namen von Jesus“ geschehen soll? Eigentlich ist das eine ganz einfach Sache, denn die meisten von uns sind sich gewohnt, in einem anderen Namen zu handeln. In unseren Gerichtssälen, werden die Urteile im Namen des Volkes verkündigt. So handelt der Richter im Namen und in der Autorität des Volkes. Jeder von uns, der in einem Anstellungsverhältnis steht, arbeitet im Namen seines Arbeitsgebers. Vielleicht hast Du viele Kompetenzen und Du kannst sehr selbständig arbeiten, aber Du arbeitest immer im Namen Deines Arbeitgebers. Du bist angestellt, um seine Interessen zu vertreten. Wenn ein Angestellter Kunden betrügt, schädigt er den Namen der Firma. Alle, die ein eigenes Geschäft haben, wissen wie wichtig es ist, dass sich die Angestellten zuverlässig für die Ziele einsetzen, die man selber verfolgt. Selbst Mütter und Hausfrauen arbeiten nicht im eigenen Namen, sondern im Namen der Familie. So erlebt jeder in seinem Berufsleben ein Stück Selbstverleugnung, wenn er erfolgreich sein will. Dies muss keineswegs schlecht sein, denn es ist ein gutes Zeugnis für Gott, wenn Christen zuverlässige Mitarbeiter sind. Wenn wir nun im Namen von Jesus sprechen und handeln sollen, heisst das nichts anderes, als dass wir uns in allem, was wir tun mit Christus identifizieren. Wir sind sozusagen die Visitenkarten des Reiches Gottes. Als ich auf der Bank arbeitete, sagte man mir, dass die Schalterleute, die Visitenkarten der Bank seien. Sind sie zu den Kunden freundlich und hilfsbereit, so wird die Bank als freundlich und hilfsbereit wahrgenommen. Sind die Leute am Schalter unfreundlich und mürrisch, wird die Bank als unfreundlich und mürrisch wahrgenommen. Christen leben und handeln im Namen von Jesus. Eigentlich sind wir Diplomaten, die die Interessen des Reiches Gottes vertreten. Wir haben eine grosse Freiheit und sehr viele Kompetenzen, aber wir vertreten nicht uns, sondern das Reich Gottes. Bist Du bereit, im Namen von Jesus zu sprechen und zu handeln – überall wo Du bist? Und nochmals legt Paulus uns ans Herz in allem, was wir tun dankbar zu sein. „Dankt dabei Gott, dem Vater, durch Jesus.“ Kol.3,17. Dankbarkeit ist schon deshalb sehr wichtig, weil wir in der Dankbarkeit bezeugen, dass wir Empfangende und Beschenkte sind. In einer Welt, die sich wichtig nimmt und auf alles Erreichte stolz ist, setzen Christen mit ihrer Dankbarkeit einen wichtigen Kontrapunkt. Denn im Grunde sind alle Menschen Empfangende. Wenn mir jemand für einen Dienst dankt, freue ich mich. Doch wenn mir jemand sagt, Du kannst stolz sein, auf das, was Du gemacht hast oder Du kannst stolz auf Deine Kinder sein, dann weiss ich gar nicht, wie ich mit diesem gut gemeinten Kompliment umgehen soll. Wie kann ich auf etwas stolz sein, was mir von Gott geschenkt wurde? Wenn mir etwas gelungen ist, dann hat Gott das Gelingen geschenkt. Er hat mir die Begabung geschenkt. Dankbarkeit ist ein wichtiger Wesenszug von uns Christen und dankbare Menschen sind attraktive Menschen. Paulus sagt den Thessalonichern: „Dankt Gott in jeder Lage! Das ist es, was er von euch will und was er euch durch Jesus Christus möglich gemacht hat.“ 1.Thess.5,18. Das heisst nicht, dass ich für jede missliche Lage danken muss, aber ich kann in jeder Lage Gott danken, dass ich gerettet bin und in den Himmel komme.
Wir sind nicht einfach dem Schicksal ausgeliefert. Ich bestimme meinen Input. Dazu muss ich die richtigen Entscheidungen treffen. Paulus warnte die Korinther: „Lasst euch nicht täuschen! Schlechter Umgang verdirbt auch den besten Charakter.“ 1.Kor.15,33. Deshalb ist es wichtig, dass wir die Kontrolle über die Einflüsse haben, die wir in unserem Leben zulassen wollen. Der Einfluss, der unser Leben am positivsten beeinflusst und uns hilft, dass wir das Ziel erreichen, ist das Wort Gottes. Paulus meint dazu: „Alles, was in der Schrift steht, ist von Gottes Geist eingegeben, und dementsprechend gross ist auch der Nutzen der Schrift: Sie unterrichtet in der Wahrheit, deckt Schuld auf, bringt auf den richtigen Weg und erzieht zu einem Leben nach Gottes Willen.“ 2.Tim.3,16. Also, geben wir dem Wort Christi den Raum, dass es in uns wohnen kann!