
Herzlich willkommen zum Predigt-Podcast von Neuland. Wir freuen uns, dass du eingeschaltet hast und hoffen, dass du aus der folgenden Predigt etwas Wertvolles für deine Beziehung zu Gott und dein Leben mitnehmen kannst.
Wir stehen am Anfang einer neuen Predigtreihe mit dem Titel „Leitung“. In dieser Reihe geht es um das Thema Leiterschaft. Ich möchte diese Reihe zunächst mit einem Bild beginnen: dem Bild einer kräftigen Wurzel. Wir kennen ja alle Wurzeln, aber hier geht es um eine richtig mächtige Wurzel.
Ihr wurdet gefragt, was ihr mit Leiterschaft verbindet, was ihr darüber denkt oder fühlt. Dieses Bild kannst du dir gut merken, denn Leiterschaft ist in großem Maße wie das Wurzelwerk eines Baumes. Dieses Bild beschreibt Leiterschaft sehr gut, denn genauso wie die Wurzel dem Baum Stabilität gibt, ihn ernährt und stützt, damit er Jahr für Jahr weiter wachsen und sich entwickeln kann, so sind gute Leiter wie eine Wurzel in deinem Leben. Sie sind das Fundament für Organisationen und prägen uns. Sie weisen uns den Weg und halten uns auf Trab, auch wenn ihre Arbeit oft unsichtbar bleibt.
Leitung ist in großem Maße unsichtbar, aber genauso wichtig wie eine Wurzel. Man sieht sie nicht, weil alles unter der Erde passiert. Doch wenn sie gut ist, sieht man, was daraus entsteht: Leben, Wachstum und Frucht. Darum geht es bei guter Leiterschaft.
Heute wollen wir einen Einstieg in dieses große Thema machen. Da es sehr umfangreich ist, können wir nur einzelne Aspekte betrachten. Ich habe dabei ein doppeltes Ziel: Ich möchte mit euch über Leiterschaft sprechen – zunächst auf persönlicher Ebene. Wir wollen eine Grundlage schaffen und überlegen, was Leiterschaft eigentlich mit unserem Leben zu tun hat.
Vielleicht denkst du: „Ich bin überhaupt kein Leiter.“ Ich hoffe, dass du nach der Predigt eine andere Sichtweise hast und erkennst, dass du an vielen Stellen Verantwortung trägst, auch wenn du dich nicht Leiter nennst. Es muss ja nicht so sein, aber du hast eine leiterschaftliche Verantwortung.
Darauf möchte ich mit euch eingehen: Wir sollen diese Verantwortung erkennen und annehmen, wo wir sie haben. Das ist der erste Teil unserer Betrachtung.
Und der zweite Teil: Wir versuchen so, die Kurve elegant zu kriegen, nämlich in die Leitung und Leiterschaft von Gemeinde. Also, wie funktioniert Gemeinde? Was sind Gottes Gedanken und Ideen, wenn er über Leitung und Leiterschaft in der Gemeinde spricht?
Das Thema hat auch einen Grund, warum wir es behandeln wollen. Wir als Neuland Church sind an einem ganz spannenden Punkt angekommen. Wahrscheinlich ist es nicht jedem so bewusst, aber uns gibt es jetzt, mal ganz grob gesagt, schon ein bisschen länger, als wir an der Oberfläche sind. Das hat auch mit Wurzeln zu tun, die unter der Oberfläche begonnen haben – nämlich einfach mit Anke, Nadine und mir, die angefangen haben zu beten, dass hier etwas passiert.
Dann sind immer mehr Leute dazugekommen. Zum Beispiel Jasmin und Johannes, später waren Silas und Wally dabei. Die meisten von euch kennen sie gar nicht mehr, denn sie mussten wieder wegziehen. Zwischendrin waren auch Chris und Samira dabei, die viele von euch ebenfalls nicht mehr kennen, weil sie auch weggezogen sind. Aber all diese Menschen haben im Kern von Neuland mitgewirkt. Sie haben gesagt: „Hey, wir wollen hier mithelfen, dass etwas entsteht.“
Am Anfang waren wir einfach eine kleine Gruppe, die sich traf, um Zeit miteinander zu verbringen. Dann ist die Gruppe immer weiter gewachsen. Irgendwann haben wir gesagt: „Hm, wir müssen uns wohl öfter treffen, weil wir ein paar Sachen entscheiden müssen. Sonst endet das hier im Chaos.“
Diese Kerntruppe hat sich dann regelmäßig getroffen, um letztlich Leiterschaft als Leiter zu dienen. Der Punkt war, dass einige aus dieser Gruppe schon gesagt hatten: „Ich mache da gerne mit und denke mit.“ Ich war von Anfang an dabei, aber habe mich nie als Leiter gesehen. Ich sehe mich nicht als Leiter einer Gemeinde. Deshalb haben wir gemerkt, dass wir irgendwann die Struktur ändern müssen.
Jetzt ist es schön zu sehen, dass der Neulandbaum wächst und sprosst. Letztes Jahr haben wir festgestellt, dass wir theologische Fragestellungen klären müssen. Dabei haben wir gemerkt: Wer entscheidet denn eigentlich darüber? Wir haben festgestellt, dass es da eine Unklarheit gibt, ein Loch, weil wir nicht wissen, wer zuständig ist und wer etwas sagen darf.
Daraufhin haben wir uns hingesetzt und gesagt: „Okay, wir müssen ganz grundlegend über Leiterschaft nachdenken.“ Wir haben die Bibel aufgeschlagen, viel gesucht und diskutiert. Die meisten von euch haben wahrscheinlich nicht alle unser Leitungsprofil bekommen. Wer das noch nicht hat, kann es gerne bekommen. Kommt einfach nach dem Gottesdienst auf mich oder Johannes zu, und wir schicken es euch gern zu.
In diesem Leitungsprofil haben wir aufgeschrieben, wie wir Leitung als Gemeinde verstehen. Das, was wir hier besprechen, findet ihr noch einmal in sehr zusammengefasster Form in diesem Leitungsprofil. Dort haben wir festgelegt, wie in Neuland jetzt geleitet wird.
Ein wichtiger Aspekt war, dass wir gesagt haben: Wir wollen – weil wir das aus dem Neuen Testament so verstanden haben – als Leitung ein sogenanntes Ältestenteam einsetzen. Älteste sind die Idee, wie Gemeinde geleitet wird.
Wenn du jetzt hier sitzt und dich fragst: „Älteste? Was ist das denn? Und hier gibt es doch gar nicht so richtig Alte?“ – dann herzlich willkommen, wunderbar, dass du da bist. Genau darum soll es ja gehen.
Jetzt wollen wir ein bisschen entdecken, was die Bedeutung von Leitung und Ältesten ist und wie diese Aspekte in der Gemeinde zum Tragen kommen sollen. Aber wir wollen erst einmal mit dem persönlichen Aspekt von Leiterschaft anfangen.
Und dazu müssen wir zunächst ganz allgemein die Frage klären: Was ist eigentlich Leiterschaft, was bedeutet Leitung? Das ist ein großes Wort, und es gibt wahrscheinlich so viele Definitionen, wie es Bücher zu diesem Thema gibt – also unzählige. Die aller einfachste Definition, die ich gefunden habe, ist wirklich absolut basic, aber sie trifft schon ganz gut: Leiterschaft ist Einfluss.
Das ist die allereinfachste Definition. Leiterschaftlich unterwegs zu sein bedeutet, Einfluss auf andere Menschen zu haben. Und ihr merkt schon, Einfluss zu haben, das geht eigentlich ziemlich schnell. Die allererste Person, auf die du Einfluss hast, bist du selbst. Das nennt man dann Selbstleitung.
Das ist ein furchtbar wichtiges Thema, denn du musst dich ja selbst leiten können. Sonst bist du so ein Chaot, der durch die Gegend poltert und einen Haufen Schaden anrichtet. Das ist der erste Punkt.
Dann machen wir den Radius größer. Viele von euch sind Eltern und haben einen massiv großen Einfluss auf ihre Kinder. Das heißt, wenn du Vater oder Mutter bist, kannst du sagen: Du bist Leiter, weil du deine Kinder leitest. Die werden nicht von alleine groß. Die Frage ist ja: Wie werden sie groß? Wo willst du sie hinführen? Was ist das Ziel deiner Leiterschaft, deines Elternseins?
Damit hast du schon eine große Verantwortung. Wenn du Kinder hast, hast du höchstwahrscheinlich auch einen Partner. Du hast also auch auf ihn Einfluss. Außerdem hast du Freunde um dich herum, und du beeinflusst auch sie.
Ihr seid in der Schule und habt Einfluss auf die Leute um euch herum. Ihr habt in gewissem Maße sogar Einfluss auf Lehrer. Du bist am Arbeiten, hast Arbeitskollegen und beeinflusst auch sie.
Das sind alles nicht unbedingt Positionen, die du offiziell innehast. Deine Arbeitskollegen würden jetzt nicht sagen, dass du sie leitest. Aber durch die Art und Weise, wie du dich verhältst, kannst du sie bewusst gut leiten. Und wenn du es unbewusst machst, kann es auch gut sein – es kann aber auch schnell schiefgehen und schlecht werden.
Das heißt, wir haben so viel Einfluss auf unterschiedliche Menschen, und wir können diesen Einfluss gut oder schlecht gestalten. Das liegt bei uns. Ich gehe mal davon aus, dass die meisten von euch sich wünschen, dass etwas Gutes dabei herauskommt, dass Leute sagen: „Hey, du hattest einen guten Einfluss auf mein Leben.“
Das ist etwas wirklich Schönes, wenn jemand das zu dir sagen kann. Wir können also sehen: Leitung geht uns alle an. Selbst wenn du dir nicht den Titel „Leiter“ gibst, bist du an ganz vielen Stellen in deinem Leben genau in der Situation, dass du leiten musst und Einfluss auf andere hast.
Und jetzt ist es ja so, dass jeder von uns schon ganz unterschiedliche Erfahrungen mit Leitung, mit Leitern und mit Leiterschaft gemacht hat. Wenn ich dich jetzt fragen würde: Welche guten Beispiele fallen dir in deinem Leben ein, wo Menschen dich richtig gut geprägt haben? Ich gebe euch mal zehn Sekunden, um kurz darüber nachzudenken. Wer fällt dir so ein?
Vielleicht sind dir ein paar Namen eingefallen, ein paar Leute, die dich geprägt haben oder prägen. Im Idealfall – und das wäre richtig schön – sind es deine Eltern. Ganz egal, wie alt du jetzt bist, aber du sagst: Boah, meine Eltern, die sind oder die waren für mich irgendwie so unheimlich prägend. Das waren Vorbilder, das war das, was wir richtig gute Leiter nennen würden. Sie haben mich an die Hand genommen, mir den Weg gezeigt, Orientierung gegeben und Schutz geboten. Aber sie haben mir auch mal den nötigen Tritt gegeben.
Ich feiere das immer sehr, wenn ich Jugendliche treffe, die sagen: „Ey, meine Eltern sind für mich die Vorbilder.“ Da denke ich: Wow, cool, die will ich mal kennenlernen, denn es ist immer spannend, solche Leute kennenzulernen.
Vielleicht war es für dich aber auch ein Lehrer, der dich besonders gefördert hat, oder ein Trainer, der etwas in dir gesehen und hervorgebracht hat. Vielleicht ist es auch ein Autor, jemanden, den du immer wieder liest, den du nicht persönlich kennst, aber in dessen Gedanken du eintauchst. Du merkst, wie sehr diese Person dich prägt durch ihre Gedanken. Du denkst: Boah, das ist ein richtiger Segen für mein Leben, wie derjenige mich prägt.
Ich hoffe, ihr habt einige Leute, bei denen ihr sagen könnt: Boah, die sind richtig gut für mich, sie prägen mich und sind ein Segen in meinem Leben gewesen.
Vielleicht ist aber auch – oder höchstwahrscheinlich – das Gegenteil der Fall: Die Dinge, die ich gerade aufgezählt habe, fehlen dir. Du sagst: Oh ja, ich hätte mir gewünscht, dass meine Eltern mich mehr an die Hand genommen hätten, mehr geprägt hätten, mehr diese Leiter gewesen wären. Ich hätte mir so einen Trainer im Leben gewünscht.
Ich treffe oft Menschen, die auch noch im Erwachsenenalter sagen, dass sie sich so einen Mentor wünschen, der ihnen als Leiter den Weg zeigt und ihnen Stabilität gibt. Vielleicht ist es genau das, was du vermisst.
Das zeigt die Dualität dieses Themas: Dort, wo Leiterschaft stattfindet, ist es etwas Wunderschönes, weil Leben aufblüht. Dort, wo sie nicht stattfindet, entsteht ein Loch. Und wo Leiterschaft missbraucht wird, ist es furchtbar schmerzhaft.
Ich habe viele Beispiele von Menschen in meinem Leben, die mir tolle Vorbilder sind, die mich gefördert haben. Dafür bin ich mega dankbar. Gleichzeitig habe ich auch Erfahrungen, auf die ich gerne verzichtet hätte. Wenn ich in meine Dreißiger zurückblicke, hätte ich gerne Gas gegeben und mir jemanden an der Seite gewünscht, der mich unterstützt und mitpuscht, der über meine Fehler hinwegsehen kann.
Stattdessen war ich in einer Situation, in der ich eher ausgebremst wurde. Wenn ich heute daran zurückdenke, denke ich oft: Oh Mann, schade, ich hätte da gerne etwas anderes erlebt. Aber gut, so ist es nun mal, und damit müssen wir klarkommen.
Wir sehen also: Leiterschaft ist unheimlich wertvoll. Sie bringt Situationen und Menschen zum Blühen. Gleichzeitig ist ihr Fehlen extrem spürbar, demotivierend und störend.
Das merken wir auch an kleinen Dingen. Es müssen nicht immer weltbewegende Ereignisse sein. Wenn du zum Beispiel in einer Gruppe sitzt und weißt, dass eigentlich jemand leiten sollte, aber niemand es tut, dann zerreißt es mich innerlich fast. Ich denke: Hallo, sag doch endlich was! Bring doch den Abend endlich zu Ende! Aber derjenige tut nichts.
Da merken wir: Hier muss Leitung ergriffen werden.
Diese persönlichen Erfahrungen mit Leiterschaft zeigen uns, wie stark jegliche Leitung und jeglicher Einfluss, den andere Menschen auf unser Leben haben, ist – ob positiv oder negativ. Ich bin überzeugt, dass jeder von uns in irgendeiner Form Vorbilder für Leitung hat.
Wenn ihr an gute Leiter denkt, fallen euch vielleicht auch berühmte Persönlichkeiten ein. Ich habe mir ein paar überlegt, die mir spontan eingefallen sind. Der Erste, der mir in den Sinn kam – und das soll jetzt nicht irgendwie fromm oder gezwungen klingen, nur weil wir im Gottesdienst sind – ist tatsächlich Jesus.
Jesus ist wahrscheinlich nicht das klassische Beispiel eines großen militärischen Leiters wie Alexander der Große oder Julius Caesar. Aber, wie Nadine das so beeindruckend eingeleitet hat: In Jesus findet man all die Erwartungen, die wir an Menschen stellen, die eigentlich kein Mensch erfüllen kann. Die Einleitung von Nadine zeigt uns eine wichtige Sache: Leitung ist unmöglich, weil es niemand perfekt schaffen kann. Gleichzeitig können wir aber zu Jesus schauen und sehen, wie er geleitet hat.
Jesus wusste immer, was zu tun war. Ich finde das einfach beeindruckend. In den Evangelien lesen wir nie, dass er einmal unsicher war und gesagt hat: „Puh, was sollen wir jetzt machen? Ich weiß auch nicht, Leute, lasst uns mal diskutieren.“ Nein, er wusste immer, was dran war. Er ging seinen Weg, wusste immer, was er antworten musste, schien immer einen Plan zu haben und den richtigen Weg zu kennen. Das ist so herrlich, weil ich mir denke: „Oh ja, so wäre ich auch gern – immer zu wissen, was dran ist, und so sicher durchs Leben zu gehen.“
Die Menschen in seiner Nähe sind aufgeblüht und haben sich entwickelt. Gleichzeitig war die Zeit mit Jesus aber auch herausfordernd. Die Jünger hatten keine Kuschelzeit, sie erlebten oft Todesängste und schwierige Situationen. Trotzdem durften sie die starke Leitung von Jesus erfahren.
Ein weiteres Beispiel stammt eher aus der Fiktion. Wenn ihr nicht so Herr-der-Ringe-Fans seid wie ich, sagt euch das vielleicht weniger. Aber für mich ist die Figur Aragorn aus Herr der Ringe ein großes Vorbild für Leiterschaft. Im Buch noch viel mehr als in den Filmen, denn dort bekommt man seine innere Zerrissenheit mit. Er ist nicht immer sicher, wo es langgeht oder wie er führen soll. Trotzdem strahlt er nach außen Sicherheit aus.
Er führt eine Gruppe, die eigentlich verloren ist, und geht voran – aber mit großer Demut. Obwohl er König ist, zeigt er sich voller Hingabe. Er ist bereit, sein Leben für die Gruppe zu geben, die er leitet. Gleichzeitig ist er entschlossen und stark. Das sind wunderbare Eigenschaften von Leitung.
Wenn wir in die große Politik und Weltgeschichte schauen, fällt immer wieder eine Person auf: Gandhi. Vielleicht kennt ihr ihn. Er führte Millionen von Menschen nicht aus einem Büro oder Elfenbeinturm heraus, sondern mitten unter ihnen. Durch seinen gewaltlosen Widerstand zeigte er, dass Freiheit möglich ist. Er lebte ganz einfache Werte wie Einfachheit und sozialen Wandel vor – mitten unter seinen Leuten. Er war kein Abgehobener, sondern mittendrin. Auch das ist ein tolles Beispiel für Leitung.
Und für unsere Fußballfreunde ein weiteres Beispiel: Jürgen Klopp. Ich weiß nicht, wie viele von euch ihn kennen. Er war früher Trainer von Dortmund und ist jetzt in England. Er ist total inspirierend. Ich bin kein Fußballer, aber er begeistert mich. Er hat ein riesiges Charisma. Wenn er einen Raum betritt, beherrscht er ihn.
In Interviews spricht er über seine Vorstellung von Leitung. Er ist ein Diener, obwohl er ein Startrainer ist. Er ist visionär, leidenschaftlich und zugleich unglaublich unterstützend. Ich glaube, er kennt jeden Namen von allen, die im Club arbeiten – sogar die Putzleute. Er begrüßt sie persönlich, wertschätzt sie und sagt: „Ohne euch würde hier nichts laufen.“ Auch er ist ein super Beispiel für Leidenschaft in der Leitung.
Wenn wir uns diese Beispiele anschauen, sehen wir eine große Vielfalt an Typen in ganz unterschiedlichen Bereichen. Das bedeutet, wir können nicht sagen: „So sieht Leitung aus, so muss man führen.“ Es gibt eine enorme Bandbreite, wie Leitung funktionieren kann.
Fakt ist aber: Alle diese Leiter haben erkannt, dass sie eine Verantwortung haben. Sie haben diese Verantwortung angenommen und überlegt, wie sie es bestmöglich machen können. Wie sie Menschen wirklich gut führen können.
Und die Frage ist ja: Wenn wir diese Menschen sehen, denken wir uns vielleicht, boah, ich würde so gerne mal mit so jemandem zusammenarbeiten oder mitleben. Ich möchte erleben, wie sie sind, und mir von ihnen lernen. Was ist die Faszination? Warum sind diese tollen Vorbilder? Warum bewundern wir sie?
Ich glaube, die Antwort liegt in einer Sehnsucht, die wir alle haben. Wir sehnen uns nach guter Leitung, weil sie uns Sicherheit im Leben gibt. Gute Leitung gibt uns einen Rahmen. Das heißt, sie steckt Grenzen ab und sagt: Stopp, bis hierhin und nicht weiter. Gute Leitung gibt uns Orientierung, Schutz, ein Vorbild, Vision und Antrieb. Sie lässt uns entfalten.
Im Endeffekt können wir sagen: Wir finden ein Stück weit Leben unter guten Leitern, weil dort Leben aufblühen kann. Das sind alles Dinge, die wir uns unheimlich in unserem Leben wünschen, die wir erleben möchten.
Jetzt sehen wir gute Beispiele von Leiderschaft, aber gleichzeitig erleben wir sie nicht immer. Ich weiß nicht, wie es dir in deinem Leben geht, aber ich kann mir gut vorstellen, dass du nicht immer so einen Aragon oder Jürgen Klopp an deiner Seite hast, der dir ein gutes Vorbild und ein guter Leiter ist.
Wenn wir einen Schritt weitergehen, müssen wir feststellen, dass wir selbst oft nicht diese guten Leiter sind. Wir wünschen uns, dass andere diese Rolle für uns übernehmen. Gleichzeitig ducken wir uns aber gerne weg, wenn es darum geht, Verantwortung für andere zu übernehmen.
Wir wollen diese Verantwortung häufig nicht tragen. Wir sagen: Oh nein, lass andere das machen, lass andere diese Aufgabe übernehmen. Wir ducken uns weg, vielleicht weil wir uns überfordert fühlen, vielleicht weil wir unmotiviert sind oder andere Ziele verfolgen.
Gute Leiterschaft hat immer mit Dienen zu tun. Gute Leiter sind immer Diener, die etwas geben. Sie verlangen nicht, dass andere ihnen etwas bringen, sondern sie geben immer.
Wir leben heute in einer extrem egozentrischen Gesellschaft, in der sich jeder um sich selbst dreht. Deshalb tun gute Leiter in unserer Gesellschaft so unglaublich gut. Wir merken, da ist jemand, der sich nicht ständig um sich selbst dreht, sondern der gerne gibt, für andere da ist und in sie investiert.
In unserer Gesellschaft hören wir viele Sprüche wie: „Ich kümmere mich nur um mich selbst“ oder „Was springt dabei für mich raus? Warum sollte ich mich kümmern? Was habe ich davon?“ Wir wollen uns nicht in andere Dinge hineinziehen lassen. „Das ist deren Problem, da will ich nichts mit zu tun haben.“
Wir leben in einer hedonistischen Gesellschaft, in der der eigene Genuss im Vordergrund steht. „Ich will mein Leben genießen, das ist das Wichtigste.“ Verantwortung zu übernehmen ist uns oft zu anstrengend. Das wollen viele einfach nicht.
Ich möchte an dieser Stelle zeigen, wie vollkommen anders Jesus ist und wie er ein wunderbares Gegenbeispiel zu dem darstellt, was wir in unserer Gesellschaft finden.
Paulus hat im Neuen Testament, also im zweiten Teil der Bibel, einen Brief an eine Gemeinde im heutigen Griechenland, in Philippi, geschrieben. Darin schreibt er über Jesus Folgendes: Jesus, der Gott in allem gleich war und auf einer Stufe mit ihm stand, nutzte seine Macht nicht zu seinem eigenen Vorteil aus. Im Gegenteil, er verzichtete auf alle seine Vorrechte und stellte sich auf dieselbe Stufe wie ein Diener.
Er wurde einer von uns, ein Mensch wie andere Menschen. Doch er erniedrigte sich noch mehr: Im Gehorsam gegenüber Gott nahm er sogar den Tod auf sich. Er starb am Kreuz wie ein Verbrecher.
Das ist das Beispiel von Jesus, das er uns gibt. Es zeigt, was es bedeutet, wirklich ein hingegebener Leiter zu sein.
Wir sagen vielleicht oft: „Ich kümmere mich nur um mich selbst.“ Jesus hingegen hat gesagt: „Nein, ich kümmere mich nicht nur um mich selbst. Ja, ich will mich um andere kümmern.“
Wir fragen manchmal: „Was springt für mich dabei heraus?“ Jesus hat sich etwas kosten lassen, um uns zu dienen und zu leiten.
Wir sagen: „Ich will mich nicht in andere Sachen reinziehen lassen.“ Jesus sagt ganz bewusst: „Ich habe mich reinziehen lassen.“
Ja, das war eigentlich euer Problem – eure Schuld, eure Sünde, euer Problem. Was habe ich denn damit zu tun? Und er sagt ganz bewusst und klar: „Okay, ich mache das zu meinem Problem und nehme eure Schuld auf mich.“
Während wir sagen: „Ich will mein Leben genießen“, sagt Jesus: „Ich übernehme Verantwortung und gebe mein Leben. Ich verzichte ganz bewusst.“
So können wir sehen, dass gute Leiterschaft in unserem Leben Jesus widerspiegelt. Das heißt: An der Stelle, wo du gute Leiterschaft erlebst, kannst du sagen, dass du einen Charakteraspekt von Jesus mit erlebst. Denn Jesus ist ein vollkommener und guter Leiter durch und durch.
Da Leiterschaft immer tiefgehende Aspekte von Gottes Charakter widerspiegelt, ist die Sehnsucht nach Leitung in gewisser Weise immer auch eine Sehnsucht nach Gott.
Wir sehnen uns danach, dass da jemand ist, auf den wir uns vollkommen verlassen können und der uns nicht im Stich lassen wird.
Wenn wir uns diese Folie von eben noch einmal anschauen – diese Sehnsucht, die wir nach Leitung haben –, dann sehen wir, dass wir diese Aspekte genau bei Jesus finden. Jesus gibt uns Sicherheit, einen guten Rahmen, in dem wir uns entwickeln können. Er setzt Grenzen und gibt uns Orientierung. Jesus schützt uns in unserem Leben, ist uns ein Vorbild und gibt uns Vision für unser Leben. Er ist ein Antrieb in unserem Leben.
Wenn wir mit Jesus leben, können wir uns wirklich entfalten, weil wir wahres, echtes, tiefes Leben finden. Deshalb ist Leiterschaft etwas zutiefst Geistliches, zutiefst geistlich. An der Stelle, an der du die Aufgabe für andere übernimmst und Verantwortung trägst, wo du sagst: „Ich übernehme hier Verantwortung für dich und will dich prägen“, da spiegelst du immer ein Stück weit Gottes Charakter wider.
Wenn du ein Nachfolger von Jesus bist, ist es dein absolutes Ziel im Leben, ihm immer ähnlicher zu werden. Das bedeutet auch, dass du die Verantwortung annimmst, die Leitung und Leiterschaft mit sich bringen.
Gut, kurz durchschnaufen – wir wollen jetzt die Brücke schlagen. Wir brauchen Leitung in unserem Leben, und wir wünschen uns gute Leitung. Weil gute Leitung etwas Wertvolles ist, das Leben und Wachstum schenkt, wünscht sich Gott auch gute Leitung für seine Gemeinde. Er sagt: „Ihr braucht das, ihr braucht diese gute Leitung.“
Wenn wir nun in die Bibel schauen und uns anschauen, was das Neue Testament insbesondere über Leitungsfunktionen, Positionen und Strukturen sagt, müssen wir feststellen: Es ist nicht sehr viel. Du findest nur ein paar Anhaltspunkte, aber nicht sehr viel. Das bedeutet, es besteht eine gewisse große Freiheit.
Das kann zwei Gründe haben, warum wir nicht viel finden. Erstens: Wenn du das Neue Testament liest, hast du es mit einer sehr jungen Bewegung zu tun, die gerade gestartet ist. Die Gemeinde, also die christliche Gemeinde, war zu der Zeit, als die Briefe geschrieben wurden, etwa dreißig bis fünfzig Jahre alt. Das ist aus Sicht einer Bewegung sehr jung, in der sich alles erst zu etablieren und zu entfalten beginnt. Großartige Strukturen waren damals noch nicht das Thema. Die Menschen hatten ganz andere Probleme, mit denen sie sich beschäftigten. Deshalb schreiben die Autoren des Neuen Testaments auch nicht viel über dieses Thema.
Zweitens: Es ist vielleicht mehr ein theologischer Grund. Das Neue Testament legt viel Gewicht auf die Verantwortung der Gemeinschaft. Es geht immer um die Gemeinschaft, um die Kirche, um die Gemeinde. Es macht den Eindruck, dass der Fokus mehr auf der Gemeinschaft liegt als auf einzelnen Leitern, die etwas tun. Das heißt, dem Einzelnen werden viele Aufgaben anvertraut, die wir heute vielleicht nur professionellen Christen, wie Pfarrern oder Pastoren, zuschreiben würden.
Manchmal hört man: „Das darf doch nur ein Pfarrer oder Pastor oder Priester machen, zum Beispiel die Taufe.“ Doch, wenn du Christ bist, steht nirgends, dass das nur bestimmte Personen tun dürfen. Es ist keine reine Leiteraufgabe, auch das Abendmahl auszuteilen oder zu predigen, steht nicht so fest. Vielmehr heißt es: „Ermahnt und ermutigt einander.“ Das ist ein gegenseitiges Miteinander, nicht so, dass einer das für alle macht und der Leiter alles zu tun hat.
Wir sollen uns gegenseitig prägen. Kümmert euch um Witwen, Waisen und Kranke! Auch hier könnte man denken, das müssten die Leiter übernehmen, aber nein, das soll jeder tun. Wir sind Gemeinschaft als Gemeinde und füreinander zuständig. Das Neue Testament legt viel mehr Fokus darauf, als dass es sagt: „Hier ist euer Hauptleiter, der für alles zuständig ist.“
Das Neue Testament sagt viel über das Gemeindeleben, wie wir miteinander umgehen und uns umeinander kümmern sollen. Diese Aufgaben haben wir alle, nicht nur ein paar Leiter. Dennoch finden wir auch Hinweise auf Strukturen, einige wenige.
Ich möchte dazu kurz in die Apostelgeschichte gehen, zur ersten Missionsreise von Paulus und Barnabas. Sie zogen über Kreta, machten einen Bogen und besuchten verschiedene Städte. Dort kamen Menschen zum Glauben. Sie reisten einmal im Kreis und kehrten dann zurück. Lukas schreibt in der Apostelgeschichte:
„Als sie in jener Stadt das Evangelium verkündigten und viele zu Jüngern gemacht hatten, kehrten sie nach Lystra, Ikonion und Antiochia zurück. Sie stärkten die Seelen der Jünger und ermahnten sie, im Glauben zu verharren, und sagten, dass wir durch viele Bedrängnisse in das Reich Gottes hineingehen müssen. Als sie ihnen aber in jeder Gemeinde Älteste gewählt hatten, beteten sie mit Fasten und befahlen sie dem Herrn, an den sie gläubig geworden waren.“
Hier sehen wir zum ersten Mal die Idee, dass in den Gemeinden Älteste gewählt werden. Es entsteht eine Gemeinschaft, eine Gemeinde, eine Kirche, und diese braucht Leitung. Die Leitung wird durch Älteste gestellt.
An anderer Stelle schreibt Paulus seinem Mitarbeiter Titus, den er auf Kreta zurückgelassen hat:
„Ich habe dich auf Kreta zurückgelassen, damit du das, was noch zu tun ist, zu einem guten Abschluss bringst. Setz in jeder Stadt Älteste ein, und zwar entsprechend den Anweisungen, die ich dir gegeben habe.“
Das zeigt, dass die Einsetzung von Ältesten ein wichtiger Schritt im Leben einer Gemeinde ist. Diese Leiter nennt man Älteste, und von ihnen liest man im Neuen Testament ziemlich häufig. Wenn du von Leitern liest, dann meistens von Ältesten.
Was du in den meisten deutschen Bibeln vergeblich suchst, ist das Wort „Pastor“, obwohl wir es so gewohnt sind. Pastor ist Latein und heißt Hirte. Einmal wird es in Epheser 4 erwähnt, wo als Position „Hirten und Lehrer“ beschrieben werden – das sind Pastoren. Aber ansonsten findest du es kaum. Der Begriff, den du findest, ist „Älteste“.
Auch wenn das für uns ein ungewöhnliches Wort ist, haben wir uns entschieden, dabei zu bleiben, weil sonst Verwirrung entsteht. Wenn wir sagen, bei uns heißen die jetzt anders, und du liest in der Bibel „Älteste“, denkst du: „Wer ist jetzt was?“ Deshalb: Älteste sind Älteste.
Diese Idee der Ältesten stammt aus dem Alten Testament. Dort waren es tatsächlich die älteren Männer in großen Familienclans, die als Patriarchen leiteten. Mit der Zeit bekamen sie immer mehr Verantwortung, als das Volk Israel wuchs. Sie übernahmen Leitungsfunktionen.
Das Volk Israel geriet auch in babylonische Gefangenschaft, und die Ältesten wurden noch wichtiger. Sie erinnerten die Leute an Überlieferungen und Traditionen und wurden zu Leitern der Synagogen. So gewannen die Ältesten an Bedeutung.
Die ersten Gemeinden, die entstanden, waren jüdisch – Juden, die an Jesus glaubten, sich aber weiterhin als Juden verstanden. Deshalb übernahmen sie das Prinzip der Ältesten, das sie kannten. Paulus übernahm diese Struktur, entwickelte sie aber weiter. Wir dürfen nicht denken, dass es eins zu eins dasselbe ist. Es handelt sich um eine junge Bewegung, die ihren eigenen Stil für Leiterschaft findet.
Im Neuen Testament finden wir zwei Leitungsfiguren: Älteste und Diakone. Diakone sind in unserem Kontext etwa Teamleiter. Sie kümmern sich um Menschen und tragen Verantwortung für eine Gruppe.
So entwickelte sich die Gemeinde strukturell Stück für Stück, weil es eine Bewegung war. In der Apostelgeschichte sehen wir, dass am Anfang die Apostel – die Jünger von Jesus – die Hauptverantwortlichen waren. Mit der Zeit erhielten die Ältesten mehr Einfluss.
Ein Beispiel dafür finden wir in Apostelgeschichte 15. Dort kommt es zu einem Konflikt: Die junge Bewegung muss theologisch klären, ob Heiden, also Nichtjuden, erst Juden werden müssen, um richtige Christen zu sein. Das war für uns heute weit weg, aber damals war das eine wichtige Frage. Die Juden sagten: „Natürlich müssen sie Juden werden, beschnitten werden und die Gesetze einhalten.“ Paulus war anderer Meinung und sagte: „Nein, Christus allein reicht.“
Dieser Konflikt musste gelöst werden. Interessant ist, wer ihn löst: In Apostelgeschichte 15 heißt es, dass sich die Apostel und die Ältesten trafen, um zu beraten. Hier sehen wir, dass nicht mehr nur die Apostel entscheiden, sondern dass die Ältesten mit dem Heiligen Geist und der Weisheit Gottes ausgestattet sind und Verantwortung übernehmen, auch theologische Fragen zu klären.
Man kann vereinfacht sagen: Die Apostel leiteten die Bewegung, die Ältesten leiteten die einzelnen Gemeinden. Denn zwölf Apostel konnten nicht weltweit alles leiten. Deshalb gab es diese Leiter.
Wie Paulus zu Titus sagte, so würde er heute wahrscheinlich auch zu uns sagen: „Ich habe dich in Gmünd zurückgelassen, damit du das, was noch zu tun ist, zu einem guten Abschluss bringst. Setze Älteste ein, und zwar entsprechend den Anweisungen, die ich dir gegeben habe.“
Damit sind wir an einem wichtigen Punkt angekommen. Wir haben eine Reise hinter uns, und jetzt geht es darum zu erkennen, dass wir damit nicht fertig sind. Wir sehen uns immer noch als Gemeindegründung. Die Einsetzung von Ältesten ist ein großer Schritt, um eine etablierte, feste Leitung zu haben.
Paulus sagt: Setze Älteste ein, und zwar entsprechend den Anweisungen, die ich dir gegeben habe. Diese Anweisungen wollen wir uns beim nächsten Mal anschauen. Das ist sehr interessant.
Für heute schulde ich euch noch eine Antwort: Im letzten Jahr haben wir angekündigt, euch mitzuteilen, wen unser bisheriges Leitungsteam als Älteste vorgeschlagen hat. Ich sage bewusst „vorgeschlagen“, denn es ist nur ein Vorschlag. Es ist keine Ansage oder ein Befehl.
Wir als bisheriges Leitungsteam haben viel geredet, diskutiert, gebetet, studiert und eine hilfreiche Beurteilung vorgenommen und besprochen. Was wir euch jetzt als Leitungsteam vorschlagen, ist genau das: ein Vorschlag.
Petrus schrieb den Ältesten: „Spielt euch nicht als Herren der Gemeinde auf, die Gott euch zugewiesen hat, sondern seid ein Vorbild für die Herde.“ Das heißt, spielt euch nicht als Herren auf. Ihr herrscht nicht über die Gemeinde, sondern dient ihr und seid Vorbilder.
Das Leitungsteam, das wir bisher haben, genauso wie die Ältesten, die wir einmal haben werden, sind nicht die Chefs oder Herrscher oder CEOs, die alle Ansagen machen und bei denen alle kuschen müssen. Das ist ganz klar: Sie sind Leiter, die durch Vorbild leiten und in Gemeinschaft mit der Gemeinde führen.
Es ist keine Alleinherrschaft, aber auch keine Demokratie. Ihr merkt schon: Hier gibt es noch viel zu entdecken und zu sagen. Es ist ein spannendes Thema.
Wenn ihr tiefer eintauchen wollt, lest gern unser Leitungsprofil. Dort bekommt ihr viele Ideen dazu, wie wir das verstehen, was wir in der Bibel gefunden haben und wie wir hier vorgehen wollen.
Unser Prozess ist folgender: Als Leitungsteam haben wir – kleiner Trommelwirbel – Johannes und mich als Älteste erkannt. Es ist etwas seltsam, sich selbst vorzustellen, aber so ist es nun mal. Wir schlagen uns jetzt vor. Wir setzen uns nicht einfach ein und sagen: „So ist es“, weil wir das Leitungsteam sind und bestimmen. Es ist ein Vorschlag.
Ihr habt jetzt drei Wochen Zeit, auf unser altes Leitungsteam zuzugehen – also auf Johannes oder mich, auf Nadine, Gunther, Jasmin oder Anke. Wenn ihr Probleme, Rückfragen oder Anmerkungen habt, könnt ihr euch melden. Wir freuen uns besonders, wenn ihr uns bestätigt und ermutigt. Wir brauchen das genauso wie ihr.
Wenn wir in den nächsten drei Wochen keine alarmierenden Beschwerden über Johannes oder mich hören, werden wir in vier Wochen beide als Älteste eingesetzt.
Deshalb machen wir diese Predigtreihe, damit wir alle eine Idee davon bekommen, was es mit dieser Aufgabe auf sich hat und welchen Job wir dann haben. Wir sind keine eierlegenden Wollmilchsäue – so viel vorab.
Beim nächsten Mal schauen wir uns noch einmal Paulus zu Wort kommen lassen: „Ich habe dich in Gmünd zurückgelassen, damit du das, was noch zu tun ist, zu einem guten Abschluss bringst. Setze Älteste ein, und zwar entsprechend den Anweisungen, die ich dir gegeben habe.“ Genau das wollen wir hier tun.
All right, ihr habt lange durchgehalten, vielen Dank dafür. Ich fasse noch einmal ganz kurz zusammen, was wir jetzt hatten.
Wir haben gesagt, dass wir Leitung brauchen. Wo es an Leitung fehlt, sagt das Alte Testament in den Sprüchen, da kommt ein Volk zu Fall. Leidenschaft ist etwas Echtes, etwas richtig Gutes und Wunderbares. Unter gesunder und guter Leitung kann Leben aufblühen.
Deshalb brauchen wir für unser Leben gute Leitung und gute Leiter. Zunächst müssen wir lernen, uns selbst zu leiten. Danach sollen wir auch Verantwortung für andere übernehmen. Auch als Gemeinde brauchen wir gute Leitung.
Das Konzept, wie es das Neue Testament uns vorstellt, sieht diese Leitung innerhalb eines Ältesten-Teams vor. Das bedeutet, mehrere Leute, die das zusammen machen. Was genau der Aufgabenkatalog davon ist, schauen wir uns nächste Woche noch einmal an.
Gleichzeitig haben wir aber auch gesehen, dass jeder Einzelne von euch, der sich hier zu Neuland zählt, eine extrem große Wichtigkeit innerhalb dieser Gemeinschaft hat. Nur dadurch funktioniert es, dass wir uns alle zusammen prägen, gut prägen und uns gut prägen wollen, sodass die ganze Gemeinde gut aufblüht und gut aufwächst.
Okay, ihr seid es gewohnt, dass wir am Ende unserer Predigten immer eine Zeit der Stille machen. Heute machen wir das anders: Wir machen eine Zeit des Lärms. Ihr dürft jetzt reden, okay?
Ich gebe euch ein paar Schritte mit, die ihr gehen könnt, wenn ihr sagt: „Ich möchte jetzt gerne in meiner Leitung weiterwachsen.“ Das sind nächste Schritte, die ihr gehen könntet. Ich habe vier Vorschläge dazu, über die ihr gleich ein bisschen miteinander ins Gespräch kommen könnt, um das noch einmal zu festigen.
Also, der erste Schritt ist, dass ihr euch erst einmal selbst als Leiter erkennt und akzeptiert – auch wenn ihr nicht den Titel „Leiter“ tragt. Wichtig ist, dass ihr seht: Ich habe Einfluss. Jeder von uns hat Einflussbereiche, sei es in der Familie, am Arbeitsplatz oder in der Gemeinde. Deshalb fragt euch: Wo habe ich Einfluss auf andere? Und wie kann ich diesen Einfluss zum Wohl der anderen nutzen?
Das ist der erste Punkt: Du machst dir Gedanken darüber, wen du beeinflusst und wie du das gut machen kannst. Was wären gute Aspekte davon?
Der zweite Punkt ist, dass ihr aktiv nach Möglichkeiten sucht, um zu lernen und zu wachsen. Es kann sein, dass du mal ein Seminar mitmachst oder Bücher zum Thema liest. An dieser Stelle möchte ich euch unseren Büchertisch noch einmal in Erinnerung rufen. Der ist mega cool, und die liebe Julia kümmert sich total gut darum. Wir können Julia mal einen Applaus geben! Dort gibt es richtig, richtig gute Bücher.
Eines, das ich euch sehr empfehlen möchte, ist von Thomas Harry: „Von der Kunst, sich selbst zu führen“. Denn es fängt damit an, dass wir erst einmal lernen, mit uns selbst umzugehen. Ein ganz wertvolles Buch. Wenn ihr das lesen wollt, kann ich es euch sehr ans Herz legen.
Wenn ihr Lust habt, das in der Gruppe zu lesen und miteinander zu diskutieren, hätte ich auch voll Lust darauf. Wer das gerne machen möchte, dass man sich mal alle ein bis zwei Monate trifft, um über Aspekte daraus zu sprechen, sehr gerne. Das ist sicherlich auch noch einmal eine gute Möglichkeit, weiterzufinden. Nutzt solche Angebote und lest von Leuten, die sich schon gute Gedanken darüber gemacht haben.
Drittens: Wenn du in Führung bist, dann sind Selbstreflexion und Feedback deine Werkzeuge. Das heißt, du denkst über dein Leben nach: Lebe ich in der Demut und Dienstbereitschaft, die Jesus mir vorgelebt hat? Dient mein Handeln dem Wohl der anderen oder eigentlich nur mir selbst?
Das bedeutet, du reflektierst dich und holst dir Feedback. Das ist spannend und auch eine gefährliche Sache, weil Leute dir dann ganz ehrlich sagen, wie sie dich erleben. Aber es ist so unglaublich wichtig.
Und letztlich bete regelmäßig um Weisheit und um Führung durch den Heiligen Geist in deinen Leitungsaufgaben. Betet auch für die Menschen, die in deinem Leben dich leiten. Leiter brauchen Unterstützung und Gebet, deshalb betet auch für eure Leiter.
Okay, wir nehmen uns jetzt fünf Minuten Zeit. Dreht euch einfach zu eurem Nebenmann oder zur Nebenfrau um. Wenn ihr nicht reden wollt, ist das kein Problem – ihr müsst nicht reden. Aber kommt einfach noch einmal ins Gespräch über zwei Fragen:
Was hat euch angesprochen?
Habt ihr eine Idee davon, was ihr jetzt weitermachen wollt?
Das sind die zwei Fragen. Ihr habt fünf Minuten. Los geht’s!
Das war der Predigt-Podcast von Neuland. Wir hoffen, du konntest einiges mitnehmen, einen Schritt in dein eigenes Neuland machen und Gott besser entdecken.
Wenn du Fragen hast oder einfach Kontakt zu uns aufnehmen möchtest, schreibe uns gerne eine E-Mail an hallo@neuland-church.de.
Bis zum nächsten Mal!