Eröffnung mit Gebet und Einstimmung auf das Wort Gottes
Wir wollen noch beten zu Beginn.
Großer Gott, wir kommen wieder und halten deinem Reden still. Drück die Welt auch nieder, was in uns zum Himmel will. Herr, du kannst aus Kram und Ketten, aus dem lauten Markt der Zeit, unsere arme Seele retten. Deine Flügel tragen weit.
Darum stehen wir da und harren auf ein Wort aus deinem Mund. Ach, der Menschen Worte, Narren, tu uns deinen Willen kund. Und aus tausend eitlen Dingen führ uns unter deine Macht.
Rede, dass die Riegel springen und das letzte Herz erwacht. Rede, dass dein Feuer zündet und durch alle Gassen fährt. Und der Ärmste Liebe findet, die sein dunkles Los verklärt und die müde Seele wieder glauben kann an Lieb und Treu.
Großer Gott, steig du hernieder und mach alles, alles neu!
Und wir danken dir jetzt auch, Herr Jesus Christus, für deine verheißene Gegenwart. Du hast versprochen: Wo dein Wort ist, da bist du.
Habt von Herzen Dank für unseren Bruder, der es uns sagt. Hab Dank für alle, die es jetzt hören dürfen. Danke, du willst an unseren Herzen und in unserem Leben wirken. Mach uns bereit dazu.
Amen.
Die Herausforderung des Lernens und die Versuchung der Schau
Ich habe Ihnen ja schon am Morgen gesagt, dass ich das mit Zittern getan habe, weil das Lernen überhaupt schwierig ist. Wer lernt schon gern? Und wer lernt im Alter noch gern etwas? Wir wissen doch schon alles. Aber bei Jesus müssen wir immer in die Schule gehen.
Ganz schlimm ist, dass wir alle in unserer alten Eigenart leben. Wir leben heute in einer Zeit, das wissen Sie alle, wenn Sie den Fernseher einschalten. Und wenn Sie keinen Fernseher haben, wissen Sie auch, was dort läuft: Es läuft immer eine Schau.
Was ist eine Schau? Das kommt aus dem amerikanischen Sprachgebrauch. Dort wird etwas ganz toll aufgemotzt, groß dargestellt. Da laufen ein paar kümmerliche, armselige Leute, aber mit Farben und Musik wird daraus eine große Show gemacht. Das Ziel ist natürlich, dass man sagt: Unsere Gemeinde muss das auch so glanzvoll machen, vor der Welt, damit das imponiert.
Mit der Musik braucht man natürlich einen riesigen Aufwand und viele Vorbereitungen. Ein normaler Gottesdienst oder eine Bibelstunde hat gar nicht so viel Zeit und so viele Mitarbeiter. Es muss eine Schau werden, bei der die Leute etwas erleben – mit Bildern fürs Auge, schön frisierten Leuten, schick und schön.
Aber man muss sich manchmal fragen: Ist das noch die Art von Jesus, der so schlicht war, aber voller Kraft und Leben in seinem Wort? Es ist immer wieder interessant, dass die großen Wirkungen des Reiches Gottes alle durchs Wort gehen, nicht durchs Bild.
Sie haben viele Botschaften auch hier von der Lahi gehört. Sagen die Leute, auch die lieben Schwestern aus den neuen Bundesländern: Wir haben immer die Botschaften, da braucht man kein Bild. Die Visage stört doch nur das Gesicht. Es ist Gott, und Gott hat gesprochen mit seinem Wort – wie er die Welt geschaffen hat, wie er zu Adam sprach, wie er Abraham gerufen hat, wie er zu Jesaja sprach und überall.
Die Worte von Jesus sind Geist und Leben. Sie wirken und dringen bis ins Gewissen. Das ist so herrlich. Darum ist es so schön, wenn wir das heute Abend auch verfolgen dürfen, dass die Demut bei Jesus eine große Rolle spielt.
Keiner von uns ist demütig. Sie kennen doch den schönen Spruch, wo einer sagt: „Ich bin so stolz auf meine Demut.“ Also: Ich bin so stolz, dass ich so demütig bin. Das ist eine ganz große Not in der Jesusgemeinde – eine Ehrenkäserei von vorne bis hinten, eine Geltungssucht.
Das ist in unserem Tag wieder so geworden, bis hin zu den Publikationen. Manchmal kann ich die Zettel kaum in die Hand nehmen: Wir sind eine nette Gemeinde, wir sind eine erfolgreiche Gemeinde, bei uns sind ganz viele Akademiker, und bei uns kommen viele Menschen zum Glauben.
Da brüste dich nicht mit Dingen, die gar nicht stimmen. In den Augen Gottes sind wir alle notvolle Leute, die viel, viel – auch wenn sie Gutes tun – viel, viel Versäumnisse haben. Und das wird uns immer wieder bewusst.
Schön, ich will das nur am Anfang setzen. Ich will dann ein bisschen durch die Bibel gehen, wie wir diesen Wortschatz auch schon bei der Fußwaschung benutzt haben. Das lese ich einfach:
Johannes 13: Vor dem Passafest aber erkannte Jesus, dass seine Stunde gekommen war, dass er aus dieser Welt zum Vater ginge. Und wie er die Seinen geliebt hatte, die in der Welt waren, so liebte er sie bis ans Ende.
Die Fußwaschung als Zeichen tiefster Demut und Dienstbereitschaft
Das Letzte, was Jesus vor seiner Hinrichtung tut
Die Hinrichtung am Kreuz war die schmählichste Hinrichtungsart. Kein Römer durfte ans Kreuz gehängt werden. Das war nur bei Juden erlaubt; die Römer selbst haben das nicht zugelassen. Ausgerechnet der Sohn Gottes, der König aller Könige, stirbt auf diese schmachvolle Weise.
Das Letzte, was er seinen Jüngern mitgibt, ist kein ausführlicher Plan oder eine Stabsbesprechung für die letzten Stunden. Es gibt keine Dienstanweisungen, wie sie sich verhalten sollen. Stattdessen sammelt er seine Jünger zum Abendmahl und Abendessen, obwohl der Teufel bereits Judas Iskariot, Simons Sohn, ins Herz gegeben hatte, ihn zu verraten und Jesus auszuliefern – aus Hass gegen ihn.
Jesus aber wusste, dass ihm der Vater alles in seine Hände gegeben hatte. Er wusste, dass er von Gott gekommen war und zu Gott zurückkehren würde. Er stand vom Mahl auf, legte sein Obergewand ab, nahm einen Schurz und umgürtete sich.
Man weiß, dass manche Männer kaum einen Besen in die Hand nehmen. Doch der Gottessohn zieht seine Kleider aus und nimmt einen Schurz – eine Handlung, die nur Sklaven verrichteten. Kein Jünger hätte gedacht, dass Jesus solch einen Dienst tun würde.
Das bleibt für uns in der Passionsgeschichte ein wichtiger Hinweis darauf, warum Jesus stirbt. Seine Erniedrigung geht noch viel, viel tiefer: Er zahlt den Erlösungspreis für mein sündhaftes Leben und meine verlorene Existenz. Schon beim Mahl macht er das deutlich, und mit der Fußwaschung zeigt er es noch einmal.
Er goss Wasser in ein Becken, begann, den Jüngern die Füße zu waschen, und trocknete sie mit dem Schurz. Als er umgürtet war, kam er zu Simon Petrus. Petrus sprach zu ihm: „Herr, solltest du mir die Füße waschen?“ Er wusste, wie ungeheuerlich diese Herausforderung war.
Jesus antwortete ihm: „Was ich tue, das verstehst du jetzt nicht. Du wirst es aber später erfahren.“ Gut, wenn wir das verstehen – warum Jesus sich erniedrigt hat. Das ist für uns die tiefste Bedeutung.
Da sprach Petrus zu ihm: „Nimmermehr sollst du mir die Füße waschen!“ Jesus antwortete ihm: „Wenn ich dich nicht wasche, hast du keinen Teil an mir.“ Petrus sprach weiter: „Herr, nicht nur die Füße, sondern auch die Hände und das Haupt!“
Jesus erwiderte: „Wer gewaschen ist, braucht nichts, als dass ihm die Füße gewaschen werden, denn er ist ganz rein.“ Dann fügte er hinzu: „Ihr seid rein, aber nicht alle.“ Denn er kannte seinen Verräter. Auch Judas wusch er die Füße und reichte ihm das Brot – für ihn gab er sein Leben, auch für Judas.
Darum sagte Jesus: „Ihr seid nicht alle rein.“ Nachdem er ihre Füße gewaschen hatte, legte er seine Kleider wieder an, setzte sich und sprach zu ihnen: „Wisst ihr, was ich euch getan habe? Ihr nennt mich Meister und Herr, und das mit Recht, denn ich bin es.
Wenn nun ich, euer Herr und Meister, euch die Füße gewaschen habe, dann sollt auch ihr einander die Füße waschen. Ein Beispiel habe ich euch gegeben, damit ihr so handelt, wie ich es euch getan habe.“
Jetzt folgt das herrliche Amen: „Amen, amen, ich sage euch: Der Knecht ist nicht größer als sein Herr, und der Apostel nicht größer als der, der ihn gesandt hat. Wenn ihr dies wisst, seid ihr selig, wenn ihr es tut.“
Die Fremdheit und Herausforderung der Jesus-Demut
Diese Art von Jesus kennt niemand auf der Welt durch seine alte Natur. Niemand wird als Mensch mit einer solchen Charaktereigenschaft geboren. Die Demut Jesu ist uns fremd. Wenn wir ehrlich sind, ist sie für uns oft untragbar. Selbst mit dem besten Willen können wir sie nicht verwirklichen.
Oft wird daraus Heuchelei, eine gespielte Demut oder nur ein Spruch, den man auf den Lippen trägt. Paulus spricht im Kolosserbrief davon, dass viele Christen in einer geheuchelten Demut herumschleichen. Das sei etwas ganz Schlimmes. Sie tun so, als seien sie schlechte Menschen, sind aber in ihrem Herzen stolz.
Bei Jesus geht es um eine Herzenshaltung. Wir wollen uns daran erinnern, was schon bei der Sanftmut erkennbar ist. Nur Jesus besitzt diese Art von Sanftmut. Erst wenn Jesus Herr deines Lebens ist, in deinem Leben König wird, bei dir einzieht und durch seinen Geist in deinem Leben herrscht, kann er immer mehr von dieser Eigenschaft in dir hervorbringen.
Das müssen wir ständig tun, denn Hochmut schleicht sich schnell bei uns ein. Wir denken: „Ich bin besser als die anderen.“ Heute spricht man viel vom rassistischen Hochmut, wenn Menschen sagen: „Wir sind ja nicht wie die Zigeuner“ oder „Wir sind nicht wie die Kriminellen im Gefängnis.“
Aber wissen Sie, was noch schlimmer ist? Der geistliche Hochmut. Ich bin als Christ besser als die anderen – das gibt es gar nicht. Es gibt nur eine Stellung für uns, und wir bleiben ein ganzes Leben lang, bis zum letzten Atemzug, darunter. Wir sind bedürftig der Gnade von Jesus.
Wenn Jesus uns seine Gnade wegnimmt, sind wir nichts. Verlorene Leute, Kinder der Hölle. Da kann einer sagen: „Ich reiße mich zusammen, ich will das Gute tun.“ Gottlose Leute sagen: „Ich will auch das Gute.“ Aber sie verstehen es nicht. Sie wissen nicht, dass unser Herz so sperrig ist. Von Natur aus haben wir ein böses Herz.
Ihr seid eine unierte Kirche in Baden, wenn ich richtig informiert bin. Der Heidelberger Katechismus sagt: Wir sind von Natur aus geneigt, Gott und unseren Nächsten zu hassen. Das wissen die meisten Christen heute nicht mehr. Diese Erkenntnis ist ein wunderbares Zeugnis des Calvinismus in Deutschland, besonders im Heidelberger Katechismus.
Dort heißt es: „Ich bin nicht mein Eigentum, sondern meines Heilands Jesus Christus.“ Eine wunderbare Formulierung und ein wichtiges Wissen. Ohne Jesus bin ich ein Kind der Hölle. Nur seine Gnade rettet mich. Nirgendwo mein eigenes Können, mein Tun, meine Frömmigkeit, mein Singen oder Beten.
Ist das heute in unseren Tagen noch so klar? Die biblische Lehre zeigt es deutlich. Jesus spricht in Johannes 10 mit seinen Jüngern darüber. Den Juden sagte er damals: „Ihr könnt gar nicht zu mir kommen, weil ihr Ehre von den Menschen sucht.“
Jeder Mensch sucht Ehre von anderen. Wir sind verletzt, wenn jemand uns runterputzt oder ungerecht behandelt. Dabei ist das nicht schlimm. Wenn es nicht stimmt, kann man den anderen reden lassen.
Thomas von Kempen, der große Erbauungsschriftsteller des 14. Jahrhunderts, sagte einmal: „Wenn Menschen Böses über dich reden, was macht dir das aus? Gott rechtfertigt dich. Du musst dich nicht einmal verteidigen.“ Hast du das nie begriffen? Gott rechtfertigt dich. Du musst nicht mit Menschen um deinen Ruf streiten.
Jesus widersprach nicht, als man ihn schuldig sprach. Er drohte nicht, als er litt. Er überließ es dem, der das Recht richtet (1. Petrus 2). Das ist sehr wichtig. Jesus hat das so klar gesagt: Er sucht keine Ehre bei den Menschen.
Die Ehre spielt eine große Rolle. Søren Kierkegaard verspottete, wie Kirchenpräsidenten sich mit Ehrentiteln anreden lassen und Anerkennung suchen. Wir wollen nicht über die Kirchenoberhäupter schimpfen, sondern uns an der eigenen Nase packen.
Auch in unseren Gemeinden spielt das eine Rolle, besonders für unsere jungen Leute ist das die erste Testprobe: „Der durfte den Jugendkreis leiten, ich nicht.“ Oder: „Der wurde nicht in den Ältestenrat gewählt.“ Das sind Verletzungen unserer Seele. Es ist uns wichtig, wie wir von Menschen gesehen und beurteilt werden.
Ein anderes Jesuswort, das wir selten auswendig lernen, ist Lukas 16,15. Dort sagt Jesus: „Aber Gott kennt eure Herzen.“ Gott allein hat den Durchblick, um unsere Herzen zu beurteilen.
Das ist tröstlich, denn Jesus kennt mein Herz. Wenn du ihn von Herzen liebst, darfst du beten: „Herr, du weißt, was in meinem Herzen ist. Ich liebe dich über alles.“ Doch es heißt auch: „Was hoch ist bei den Menschen, das ist ein Gräuel vor Gott.“
In der Welt gibt es viel Großartiges: Ingenieurskunst, Pyramiden, Wolkenkratzer, das World Trade Center, Manhattan, Frankfurt, Wissenschaft und Kunst. Doch das alles ist ein Gräuel vor Gott, wenn es ohne ihn geschieht.
Der Mensch des Abfalls, der Mensch des Widerspruchs, der sich von der Stille Gottes abwendet, macht alles ohne Gott. Stolz sagt er: „Ich brauche Gott nicht.“ So leben viele heute.
Ich sehe darin die Stimme des Antichristen, der unter uns schon wütet, besonders in westlichen Ländern. „Wir können alles, wir machen Frieden, wir lösen die Probleme.“ Doch die Probleme werden schlimmer.
Wir sind nicht einmal fähig, das Hungerproblem zu lösen, obwohl genug Nahrung für alle da wäre. Die Kriegsspannungen nehmen zu. Wir werden auch das nicht lösen. Und wenn man noch tausendmal mehr Bomben auf den Islam wirft, wird der Islam nicht schwächer.
Man kann den Islam nicht mit Waffen bekämpfen, sondern nur mit dem Evangelium. Das sei nur eine Nebenbemerkung.
Was hoch ist von der Welt, ist dem Herrn ein Gräuel. Das zieht sich durch die ganze Bibel. Sie kennen die Geschichte Daniels: Belsazar feierte ein Festmahl. Heinrich Heine hat dazu ein schönes Gedicht geschrieben.
Belsazar sagte: „Jehova, dir spreche ich auf ewig Hohn. Ich bin der König von Babylon.“ So ist der moderne Mensch heute: stolz und selbstbewusst. Doch in derselben Nacht wurde Belsazar von seinen Knechten umgebracht.
In der Bibel steht auch von Herodes, der sich auf einen Thron setzte und das Volk begeistert rief: „Das ist Gottes Stimme.“ Doch er fiel um, und die Würmer fraßen seinen Leib auf.
Die Bibel zeigt so schnell, wie es mit aller Hoheit des Menschen endet – auch mit unserer Hoheit. Wir sind alle Todeskandidaten, Staub und Asche, vergängliche Menschen.
Das Einzige, was uns aus dem Staub erhebt, ist, dass Jesus uns beim Namen ruft: „Du bist mein.“
Die Würde der Erwählung und der Dienst in Demut
Fürchte dich nicht, ich will dich erlösen. In deinem Leben möchte ich dich herrlich machen, und ich habe dich lieb. (Jesaja 43)
Ich habe Moab, Ägypten und Sheba für dich hingegeben, aber dich will ich haben, Israel – und dann unsere Welt. Wenn du deine Erwählung greifst, sagt Jesus, ist das das Größte in meinem Leben: dass du etwas aus meinem Leben machen willst. Das ist für mich ganz, ganz groß.
Dadurch wird unserer Tätigkeit nichts weggenommen. Jetzt lohnt es sich erst recht, vor diesen Herren zu wirken. Es ist ja so schlimm, dass das Wort der Demut bei uns oft so wirkt, als ob wir nichts wären. Doch gerade durch die Erwählung von Jesus sind wir Königskinder. Wir sind mit einer großen Würde ausgestattet, mit einer Vollmacht zum Wirken, und wir können ganz, ganz viel tun.
Darum hat Jesus seinen Jüngern die Füße gewaschen. Was Jesus hier tut, ist nicht kümmerlich. Es ist der größte Königsdienst, der sich so tief neigen kann, weil er die Ehre des Vaters hat und weil der Himmel offensteht.
In Philipp 2 wird das schön besungen. Darum hat Gott ihn erhöht und ihm einen Namen gegeben, der über alle Namen ist. In dem Namen Jesu beugen sich alle Knie, weil er sich so tief erniedrigt hat. Das ist für uns ganz wichtig. Dorthin kommen wir gar nie, das ist viel zu groß für uns. Es ist gewaltig.
Ich will immer Beispiele bringen, damit Sie es besser verstehen. Noch einmal: Ich habe mir überlegt, wo es viele Leute gibt, die Sie kennen, die ein Vorbild in ihrer Demut waren. Die nie etwas aus sich gemacht haben, sondern alles aus Jesus und für seinen Namen groß gemacht haben.
Heute Morgen habe ich schon den Namen Friedrich von Bodelschwing genannt. Keiner von uns ist in einem so würdigen Familienkreis geboren wie Bodelschwing. Sein Vater war preußischer Innenminister, später sein Schwiegervater preußischer Finanzminister. Das war schon eine edle Sache. Im Schloss in Berlin bei den Hohenzollern war er Spielkamerad des späteren Kaisers Friedrich III. So hoch stand er außen.
Dann hat ihn Jesus bei einem Missionsfest in Bublitz berufen. Natürlich war Gustav Knak dabei, der das Lied „Bitte den Herrn der Ernte“ gemacht hat. Bodelschwing wollte eigentlich Landwirtschaftsgüter in Pommern verwalten. Er war auf einer großen Schule, und der Schmaun ist ganz früh aufgestanden und sagte: „Ich will noch zum Missionsfest.“ Dort hat er sein Goalfest gebunden, um noch etwas mitzuerleben.
Dann hörte er, wie Gustav Knak wahrscheinlich rief: „Bitte den Herrn der Ernte, dass er Arbeit in seine Ernte sende.“ Da sagte der Herr: „Ich bin bereit, ich gehe.“ Er wollte nach Afrika gehen, aber die Gesundheit seiner Frau ließ das nicht zu.
Dann ging er zu den deutschen Gastarbeitern, den Straßenkehrern von Paris. Dort wohnte er ganz kümmerlich in Montmartre, in einer kleinen Stube. Er hat nie die Tür abgeschlossen und wurde auch mehrfach bestohlen. Ganz nah bei den einfachen Gastarbeitern, den Deutschen, die dort ihr kümmerliches Brot verdienten.
Nach Delbrück zu kommen, war hart: Vier Kinder starben innerhalb von vier Wochen. Lesen Sie mal die Geschichte – da müssen Sie weinen, was Gott ihm zugemutet hat.
Bodelschwing wurde später dieser große Mann an den Geisteskranken. Denken Sie nicht, Diakonie macht der Welt Eindruck. Die Bielefelder haben einmal ein Haus angezündet, weil sie sagten: „Er holt uns alle Deppen nach Bielefeld.“ Die künstlerische Welt kann das nicht verstehen; man versteht die gottlose Welt nicht.
Aber sein Sohn, Fritz von Bodelschwing, als Hitler wollte, dass die deutschen Kirchen einen Reichsbischof berufen, der alles im Führerprinzip unterordnen sollte. Auch die evangelischen Kirchen sollten sich einigen. Es waren Führerbefehle, und die Wahl fiel einmütig auf Fritz von Bodelschwing.
Fritz von Bodelschwing nahm die Wahl an und sagte: „Ich will nicht Reichsbischof sein, ich will Reichsdiakon sein.“ So klar hat er das gesagt. Nach 28 Tagen hat Hitler ihn durch ein Dekret abgesetzt und den versoffenen Reichsbischof Müller, einen alten Wehrmachtspfaffen, eingesetzt – wenn Sie Geschichte kennen.
Aber war Bodelschwing so toll? Wenn er eine Sitzung hatte und ein Kranker wollte etwas, unterbrach er die Sitzung für den Schwächsten der Schwachen. Das waren für ihn die Leute in der Zionskirche, als er letztlich die Bodelschwing-Prinzipien prägte – auch sein Sohn Fritz von Bodelschwing.
Mit dem Lied „Nun gehören unsere Herzen ganz dem Mann von Golgatha“ – wie demütig!
Er war übrigens der Mann, der die Euthanasie stoppte, indem er persönlich zum Führer ging und sagte: „Dieses Unrecht muss gestoppt werden.“ Hitler antwortete: „Es gibt doch gar keine Euthanasie.“ Die Großen leugnen das ja immer. Doch Bodelschwing erreichte, dass es 1941 gestoppt wurde. Ein mutiger Mann!
Das ist Demut: „Ich will Reichsdiakon sein, ich will keine Würde haben.“ Der höchste Dienst ist der geringste Dienst in der Jesusgemeinde, weil Jesus wirken will. Und durch den geringen Dienst wirkt Jesus ganz, ganz viel.
Jetzt sehe ich alle diese Leute vor mir: Da waren Eva von Thiele-Winkler und viele Diakonissen. Was Sie immer wissen müssen: Wir werden im Himmel staunen über Millionen und Abermillionen von ganz, ganz unbekannten Leuten, die aber die Vollmacht von Jesus hatten in ihrem schlichten und geringen Dienst.
Die vielen Missionsboten, die im Diakoniedienst unterwegs waren, die Hausbesuche gemacht haben, die Traktatmissionen durchführten und nichts aus ihrem Namen machten. Die Namen sind vergessen, aber der Herr kannte sie. Sie haben viel, viel mehr gewirkt als all jene, die große Sprüche machen und sich große Ketten und Orden umhängen.
Es ist großartig, das einmal zu sehen: die echte Demut, die echte Jesushaltung, die ich für den Dienst brauche.
Ich wünsche einfach, dass wir wieder lernen, dass Jesus in unserem Wesen und Herzen Wohnung nehmen kann, uns umgestaltet und erneuert.
Demut als Lebenshaltung – Beispiele aus Geschichte und Gegenwart
Maria hat die Mutter Jesu in ihrem Lobgesang, den wir in Lukas 1 finden, so schön besungen. Wenn Sie die Bibel aufschlagen, lesen Sie dort, wie sie sagt: „Der Herr hat große Dinge getan.“ In Lukas 1, Vers 51 heißt es: „Der Herr übt Gewalt mit seinem Arm und zerstreut die Hoffärtigen in ihres Herzens Sinn. Er stößt die Gewaltigen vom Thron und erhebt die Niedrigen.“
Wenn Sie wissen wollen, wie das Reich Gottes funktioniert: Wir haben eine schöne Runde an unserem Esstisch, und ich habe wenig erzählt von der großen Weltmissionsbewegung, die heute mit keinem großen Namen verbunden ist. Jesus hat in aller Stille hunderttausend Missionare aus der sogenannten Dritten Welt berufen – Inder und andere –, die in Laos, Kambodscha und Kirgisistan das Evangelium weitergetragen haben. In den letzten Jahren ist daraus ein riesiger Flächenbrand entstanden. So viele Menschen sind in unseren Tagen zum Glauben an Jesus gekommen wie nie zuvor.
Bei uns hingegen brauchen wir riesige Veranstaltungen, große Räume, Plakate, schöne Bilder und viel Geld. Doch wir verstehen immer mehr, dass der Herr Jesus durch den schlichten Dienst seiner Leute wirkt – durch dich, wenn du andere zu Jesus führst, und dass dein Hauskreis zum Segen wird. Das ist ganz lebendig. Vertraue darauf, dass der Herr nicht durch die Großen wirkt, nicht durch große Namen.
Es ist erschütternd, wenn plötzlich schreckliche Dinge ans Licht kommen, Missstände in der Christenheit, auch bei berühmten Evangelisten. In Amerika ist das besonders schlimm, wie manche mit ihrem Namen umgehen. Billy Graham zum Beispiel war wahnsinnig bescheiden, wenn man ihn noch einmal sieht. Er hat nie viel gemacht und ist immer nach seinen Versammlungen verschwunden, weil er nicht von Menschen gefeiert werden wollte. Und Gott hat ihn als Werkzeug gebraucht, damit das Wort Gottes wirkte. So wollen wir es auch bei uns: Wir brauchen keine großen Namen, sondern dass Gott uns benutzt.
Ein paar biblische Beispiele dazu: Im Buch Hesekiel, das man nicht so schnell parat hat, finden sich Stellen über Tyrus und Sidon – alte phönizische Städte im Norden Israels, heute im Libanon gelegen. Dort wird der Hochmut von Tyrus gegen das Volk Israel beschrieben. Für Israel war es furchtbar, wie Tyrus sich gebrüstet hat, ähnlich wie Babel. Gott hat gesagt, dass Babel zerfallen wird – wir haben es ja erlebt. Wenn Sie heute in die Wüste im Irak gehen, wo Babel seine Größe hatte, sehen Sie die Überreste.
Auch Tyrus wird nicht mehr aufgebaut werden, so steht es in Hesekiel 26. Es gibt zwar noch einige Städte wie Kapernaum, Korazin und Bethsaida, aber Tyrus ist nicht mehr die Weltstadt, die sie einmal war. Als ich mit meiner Frau dort war, haben uns Libanesen hingebracht, um zu zeigen, wie es in der Bibel steht: Fischer stehen auf Felsen, wo früher Tyrus war, diese Weltstadt, die vom Thron gestoßen wurde.
Wir Christen müssen nicht mit den Mächten kämpfen, sondern als Beter haben wir große Vollmacht. Wir wollen, dass Jesus uns heiligt und für die Aufgaben einsetzt, die er uns gegeben hat, auch für die Treue im Kleinen, wo wir wirken. Das ist so gewaltig, dass Gott das schon im Alten Bund gesagt hat, wie er wirken will.
Psalm 119 enthält viele schöne Stellen. Zum Beispiel Vers 67: „Ehe ich gedemütigt wurde, irrte ich; nun aber halte ich dein Wort.“ Nehmen Sie es als Gnade, wenn Gott Sie in Ihrem Glaubensstand demütigt. Manche Christen verzweifeln, wenn der Herr ihnen Sünde aufdeckt. Doch die Grundsache ist: Vielen Dank, Herr, dass ich merke, deine Gnade ist größer als meine Sünde. Bleiben Sie nicht stehen, fliehen Sie zum Kreuz und danken Sie für den Sieg.
Demut macht uns nüchtern. Der Vater Bodelschwing hat das schöne Wort geprägt: Wenn die Gnade das Herz nicht demütig, klein, arm und dankbar macht, wird es stolz, frech, hart und sicher. Das ist eine Gefahr. Deshalb deckt der Herr manchmal unsere Schuld auf, nicht um uns niederzumachen, sondern damit wir die Gnade wieder ergreifen und uns freuen können. So sagen wir: „Mir ist Erbarmung widerfahren.“ Das haben wir heute auch im Lied gesungen: „Ich habe nun den Grund gefunden.“
Das will der Herr: dass wir seine Kraft sehen und in einer königlichen Haltung leben. Wir sind alle schwache Menschen, machen Fehler, aber der Herr hat uns als Schwache stark gemacht, damit wir in seinem Dienst wirken können. Er will sich durch unser Leben verherrlichen.
Psalm 119, Vers 71 sagt: „Es ist für mich gut, dass du mich gedemütigt hast, damit ich deine Gebote lerne.“ Und Vers 75: „Herr, ich weiß, dass deine Urteile gerecht sind. In deiner Treue hast du mich gedemütigt. Deine Gnade soll mein Trost sein, wie du es deinem Knecht zugesagt hast.“
Demütigung ist nicht schlecht, sondern positiv, weil wir so erst den Heiland brauchen, den Herrn Jesus. Wir wollen auch unseren jungen Leuten immer wieder sagen: Hüte dich davor, in die Gefahr zu geraten, eine Schau abzuziehen. Es ist nicht wichtig, vor anderen groß dazustehen und zu zeigen, wie toll man ist.
Das größte Zeugnis ist, wenn wir ehrlich sagen: „Ohne Heiland halte ich es nicht aus, ich brauche Jesus.“ Das fehlt heute oft im Zeugnis. Es gibt kein wirkungsvolleres Zeugnis für einen Muslim. Ein Muslim sagt: „Ich bin gut.“ Aber er hat keine Sündenerkenntnis. Sie können Ihrem türkischen Nachbarn sagen: „Ich bin ein Mensch, ich kann ohne den Heiland Jesus nicht leben. Ich könnte abends nicht ins Bett gehen ohne seine Vergebung.“
Das beeindruckt Muslime, weil sie so zum ersten Mal dem Heiland Jesus begegnen. Sie können nur von sich selbst sprechen, nicht anderen sagen: „Du bist ein Sünder.“ Das lächelt man weg. Aber wenn man sagt: „Du hast keine Ahnung, was in meinem Herzen wohnt“, dann ist das wichtig.
Eine weitere schöne Psalmstelle, die Luther fantastisch übersetzt hat, ist Psalm 18, Vers 36: „Wenn du mich demütigst, machst du mich groß.“ Luther hat manchmal genial übersetzt. Deshalb sind die alten Luther-Übersetzungen wertvoll.
Jesus macht uns nicht fertig, wie es die Welt tut. Die Presse macht Menschen fertig, sie putzt sie runter und schimpft über sie. Jesus aber demütigt uns, wenn wir im falschen Hochmut sind.
Gerade Petrus, den wir heute Morgen schon hatten, kommt heute Abend noch einmal vor. Der erste Petrusbrief ist so schön, weil er auch so war. Er sagte: „Herr, ich will für dich sein, ich will groß sein.“ Doch Jesus sagte leise: „Eh der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen.“ Und dann liebt Jesus ihn: „Simon, ich will nicht mehr von dir, als dass du mich liebst.“ Man muss keine großen Schwüre geben. Wir leben von seiner Gnade.
Im 1. Petrusbrief heißt es: „Der Teufel geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlingen kann. Gott widersteht den Hochmütigen, aber den Demütigen gibt er Gnade.“ Gibt es etwas Größeres als Gnade? Paulus schreibt im 1. Korinther 1, Vers 26-31 wunderbar darüber, wie Gott die Schwachen erwählt hat.
Paulus hatte die Schwierigkeit, gegen Irrlehrer zu kämpfen, so wie wir heute auch. Oft weiß man gar nicht, wer wirklich Irrlehrer sind. Vor einem Jahr gab es in Florida einen tätowierten Mann, der die Christenwelt durcheinanderbrachte, weil er sagte, er mache alle Wunder und heile alles. Er wurde schnell zurückgezogen, weil er drogensüchtig war. Das ist erschütternd.
Paulus hatte in Korinth dieselbe Not. Die Korinther waren wahnsinnig stolz und meinten, sie seien besser als Paulus. Sie fanden sich toll, während Paulus kümmerlich aussah. Doch im 1. Korintherbrief sagt Paulus gleich zu Beginn: Gott hat das erwählt, was schwach ist vor der Welt. Die Korinther glaubten, sie seien die leuchtenden Christen, doch es ging drunter und drüber. Einer lebte mit der Frau seines Vaters zusammen, und die Gemeinde tolerierte es. Sie meinten, sie hätten den Heiligen Geist, doch alles war Täuschung.
Paulus sagt: „Euer Leib muss ein Tempel des Heiligen Geistes sein.“ Aber zuerst geht es darum, dass das, was töricht ist vor der Welt, von Gott erwählt ist. Die Korinther merken das nicht. Wir stolzen Menschen sind eitelarme Sünder, wie Matthias Claudius in der Zeit der Aufklärung sagte. Wir wissen gar nicht viel.
Wir suchen viele Künste, doch das führt uns vom Ziel weg. Das war der Boden der Aufklärung. Matthias Claudius war eigentlich der hellste Kopf seiner Zeit. Und heute ist es wieder so: Das Geringe vor der Welt, das Verachtete, hat Gott erwählt und macht zunichte, was etwas ist. Wir bilden uns viel ein.
Stolze Menschen stehen im Licht des Todes. Was sind wir denn? Wir sind Todeskandidaten. Wer kann sich vor Gott rühmen? Alle vergehen, und nichts bleibt in dieser Welt. Selbst wenn der Generaldirektor stirbt, freuen sich schon vier, die an seine Stelle rücken können. Endlich ist er weg, und es ist wieder Platz. So ist die Welt.
Man redet hinter vorgehaltener Hand. Wie sagt man so verlogen: „Wie er Leichen räumt.“ So ist es mit Menschenruhm. Das ist falsch. Wir Christen sollten andere nicht verurteilen, sondern bei uns selbst anfangen. Wir brauchen an unserer Beerdigung nichts Negatives zu sagen, sondern die Gnade rühmen.
Das schönste Lied für eine Beerdigung ist unsere schwäbische Nationalhymne: „Mir ist Erbarmung widerfahren.“ Erbarmung, die nicht verdient ist. Das müssen unsere Engel wissen, das wollen wir ihnen sagen: Ohne Jesus keinen Schritt. Wenn er uns nicht gerecht gemacht hätte, wären wir verlorene Leute in der Welt. Das macht uns demütig. Sonst wird unser Herz frech, stolz und sicher.
Das Allerschlimmste ist, wenn wir meinen, wir könnten alles selbst. Jakobus 4, Verse 6 und 10 sagt: „Gott widersteht den Hochmütigen, aber den Demütigen gibt er Gnade.“ Auch im Philipperbrief wird die Sanftmut betont. Kapitel 2 fordert uns auf: „Seid eine sinnherzige Liebe, einmütig und einträchtig. Tut nichts aus Eigennutz oder eitler Ehre, sondern in Demut achte einer den anderen höher als sich selbst.“
Es gäbe in der Gemeinde keinen Streit mehr, wenn wir alle diese Jesusart hätten. Paulus sagt: „Ich bin der Allergeringste.“ Timotheus sagt: „Ich bin der schlimmste von allen Sündern. Mir ist Barmherzigkeit widerfahren, darum arbeite ich.“ Paulus wurde der wirksamste Missionar der Kirchengeschichte, aber er nennt sich den Allergeringsten.
Er rühmt sich seiner Schwäche, weil er von sich aus nichts kann. Ich höre heute oft, dass Menschen sagen: „Wir bauen Gemeinde.“ Aber das hat sich der Herr Jesus selbst vorbehalten. Wir dürfen Wasser tragen, beten und mithelfen, aber der Chef muss Jesus sein. Wenn er nicht baut, ist es auf Sand gebaut und hat keinen Wert. Wir müssen in Abhängigkeit von ihm bleiben.
Wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden. Sie brauchen sich nicht selbst demütigen – das ist ein Missverständnis. Wenn Sie seelische Verzweiflung haben, suchen Sie bitte Seelsorge auf. Heute Abend können wir nur sagen: Diese Barmherzigkeit und Gnade Gottes ist mir widerfahren, und sie macht mich mutig.
Denken wir an Vorbilder wie Zinzendorf. Er war Reichsgraf und hatte unmittelbaren Zugang zum Kaiser. Seine Familie war aus Glaubensgründen vertrieben worden. Seine fromme Großmutter hat ihn geprägt. Bis zum vierten Lebensjahr durfte er nie auf den Boden laufen, sondern wurde immer von Dienern getragen. Gott demütigte ihn so sehr, dass Theologen noch heute über ihn spotten.
In kirchengeschichtlichen Kompendien findet man viel Unsinn über Zinzendorf. Doch seine herrlichen Lieder, wie „Christi Blut und Gerechtigkeit, das ist mein Schmuck und Ehrenkleid“, sind unvergessen. Er ging zu Fuß nach Lettland, ohne Pferd, oft stolpernd, weil er nicht richtig laufen konnte. Niemand hat Demut so gelebt und das Kreuz Jesu so herausgestellt wie Zinzendorf. Was Gott durch ihn schenkte, muss man wieder lesen.
Wir waren beeindruckt von Maggie Gobran. Wir knüpften erste Kontakte zu ihr. Ihr Mann ist Professor an einer amerikanischen Universität, sie war Computerspezialistin an der Universität in Kairo. Sie ist koptische Christin, fremd mit den Priestermützen, aber eine gläubige Jesusjüngerin. Als wir sie kennenlernten, fuhr sie eine rostige, kümmerliche Rostlaube, wie ein Trabbi.
In ihrer Familie fuhr man nur mit Mercedes 450 und Chauffeur. Sie nahm Müllkinder auf. Sie erzählte, wie es war, diese Kinder zum ersten Mal zu berühren. Sie hatten Krätze, es stank elend, sie sammelten den ganzen Müll der Stadt. Sie betete: „Jesus, gib mir deine Art.“ Und ich sagte, ich konnte zum ersten Mal ein Kind küssen, trotz des Straßenstaubs, weil diese Demut da war.
Ihre Geschwister sind Stararchitekten in Kairo, die große Hochhäuser bauen. Sie aber ging den Weg der Niedrigkeit. Ihr Mann machte ihr den Weg frei und sagte: „Wenn Sie wüssten, wie meine Frau Goldschmuck geliebt hat, hat sie alles abgelegt.“ Sie sagt: „Das ist so ein Reichtum, wenn man die Spur von Jesus kennt.“
Sie müssen nicht Ihren Schmuck ablegen und nicht in den Dreck gehen. Es war ihre Berufung. Schauen Sie, wie Jesus sie in der Gemeinde braucht. Jeder Dienst, den man für Jesus tut, ist wunderbar.
Unser Gott, so heißt es in Jesaja 57, wohnt in der Höhe und im Heiligtum. Er erquickt den Geist der Gedemütigten. Er will sie aufrichten, nicht in der Demut lassen, sondern sie krönen mit himmlischer Herrlichkeit. Jesus soll ihr Schmuck und Ehrenkleid sein.
Deshalb ist es wichtig, das zu lernen und zu gebrauchen. Ich breche hier mittendrin ab, weil es noch viel zu sagen gäbe, das können Sie selbst in Ihrer Bibel entdecken. Es ist so wichtig, dass wir sagen: „Herr Jesus, schmücke mich!“ Mit Weisheit und Liebe, auch mit Sanftmut.
Das Lied „Oh Jesus, süßes Licht, nun ist die Nacht vergangen“ fasst das herrlich zusammen. Im Vers 4 heißt es: „Oh Jesus, schmücke mich.“ Das ist alles sein Werk der Heiligung, das er in mir treibt.
Schlussgebet um Demut und Hingabe
Wir wollen noch beten, lieber Herr. Das soll unsere Bitte sein: dass nicht mehr wir in unserer stolzen Art leben, sondern dass immer mehr Du unser Leben bestimmst. Du bist unser Herr und wohnst in uns. So lebe nicht mehr ich, sondern Christus lebt in mir.
Was wäre das für ein Geschenk, wenn unser Wort von Dir geprägt wäre, unsere Gedanken von Deinem Willen, Deiner Demut, Deiner Liebe und Deiner Selbsthingabe bestimmt würden!
Dass Du uns gebrauchen kannst, damit wir Dein Reich bauen – das ist so groß, dass aus unserem Leben Segen entstehen soll. Wir danken Dir dafür und preisen Dich. Amen.
