Jetzt kommen wir zum sechsten Abschnitt der Offenbarung, Offenbarung 3, Verse 7-13.
Manche von Ihnen sind schon tausendfach zum Gottesdienst gegangen und mussten nie eine Bibel mitnehmen. Das ist nicht ganz einfach, wenn man plötzlich umlernen muss und versteht, dass man das Wort Gottes in der Hand haben muss, wenn man es auslegt.
Das Sendschreiben an die Gemeinde von Philadelphia
Dem Vorsteher der Gemeinde in Philadelphia schreibe: Dies sagt der Heilige, der Wahrhaftige, der den Schlüssel Davids hat, der auftut und niemand schließt, und zuschließt, und niemand auftut.
Ich kenne deine Werke. Siehe, ich habe dir eine Tür aufgetan, die niemand zuschließen kann. Denn du hast nur geringe Kraft und hast doch mein Wort bewahrt und meinen Namen nicht verleugnet.
Siehe, ich werde Leute aus der Synagoge des Satans schicken – das ist aus der Lügenkirche, also Gottesdienst und doch Teufelsdienst –, die sich Juden nennen und es nicht sind, sondern lügen.
Siehe, ich will sie dazu bringen, dass sie kommen und zu deinen Füßen niederfallen und erkennen, dass ich dich geliebt habe.
Weil du mein Gebot bewahrt hast, geduldig zu sein, will ich dich auch bewahren vor der Stunde der Versuchung, die über den ganzen Erdkreis kommen wird, um alle auf die Probe zu stellen, die auf Erden wohnen.
Siehe, ich komme bald. Halte fest, was du hast, damit niemand deine Krone nimmt.
Wer überwindet, den will ich zum Pfeiler im Tempel meines Gottes machen, und er wird immer dort bleiben. Ich will auf ihn den Namen meines Gottes schreiben, den Namen des neuen Jerusalem, der Stadt meines Gottes, die vom Himmel herniederkommt, von meinem Gott, und meinen Namen, den neuen.
Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt.
Die Herausforderung des Schweigens und die persönliche Scham
Es gibt immer wieder Menschen, die darauf drängen und sagen, man müsse doch noch mehr über die vielen Missstände in der Welt sprechen. Sie fragen, ob Christen nicht schärfer ihre Stimme erheben und klarer protestieren sollten.
Ich muss Ihnen sagen, warum ich das nicht kann. Es liegt nicht daran, dass meine Augen nicht mehr klar wären oder ich nicht sehen könnte, was in der Welt um uns herum oft Zorn erregen kann. Der Grund ist ein anderer: Es ist einfach Scham, persönliche Scham über mich als Christ, die mich zum Schweigen bringt.
Denn wenn ich als Christ meine Liebe zu Jesus klarer und deutlicher leben würde, wäre die Welt ein ganzes Stück verändert. Dann hätten die Menschen um mich herum einen ganz anderen Maßstab. Deshalb sind wir oft, und das mit Recht, still. Wir beugen uns unter die Schuld. Gerade auch in unseren Tagen, in denen die Gottlosigkeit im Raum der Kirche so massiv voranschreitet.
Wir stellen uns darunter, dass Kirchen leer werden, dass das Wort Gottes vielen Christen nichts mehr bedeutet, dass die Predigt nicht mehr geachtet wird und der Glaube bei vielen Menschen schwankt. Die Zweifel nehmen überhand, die Liebe erkaltet.
Darum bin ich so froh, dass uns Jesus in diesen Sendschreiben, in den Wochen vor dem Karfreitag, einfach zeigt, wo die Schuld liegt – bei uns, bei der Gemeinde, bei den Christen selbst. Wir brauchen nicht zum Fenster hinauszureden. Die Gemeinde Gottes soll Buße tun und im Glauben neu ergreifen, was nötig ist.
Wenn Jesus uns durchleuchtet, ist das ganz anders, als wenn man zum Arzt geht. Dort hat man ja oft Angst: Findet er etwas? Findet er nichts? Gibt es vielleicht etwas Verborgenes bei uns?
Wenn wir vor Jesus stehen, sind wir uns sehr wohl bewusst, dass plötzlich die Dinge angesprochen werden, die wir immer verheimlichen. Darum werden die Sendschreiben immer mit den Worten eingeleitet: „Der Heilige und Wahrhaftige“. Man hat ja Bedenken – mir geht es selbst so –, sich in die Nähe der Wahrheit Jesu zu bringen.
Bei ihm ist das so klar: Wenn er in unserem Leben Dinge aufdeckt, die falsch sind ... Wir haben vorhin gesungen, vielleicht ist es Ihnen noch im Ohr: „Der sich in seiner Wahrheit Glanze sonnet, frei und kühn.“ So sollen wir uns in der Wahrheit Jesu sonnen.
Die Wahrheit Jesu und die Herausforderung der Gemeinde
Wir haben oft die Angewohnheit, Dinge zu verändern, zu manipulieren oder umzudeuten, wenn sie uns treffen oder korrigieren könnten. Häufig ist es so: Je näher Menschen bei Jesus stehen, desto weniger ertragen sie die Wahrheit Jesu. Deshalb passen sie das Wort Gottes einfach ihrem Denken an.
Der Wahrhaftige spricht mit seinem Wort so, dass Sünde beim Namen genannt wird – auch bei Christen. Er legt das Versäumte offen. Der Heilige, den man nicht zu berühren wagt, weil er so heilig ist, hat in der Bibel jedoch eine noch viel wunderbarere Bedeutung. Der Heilige hat sündige Menschen geheiligt, neu gemacht, ihnen ihre Schuld vergeben und sie in seinen Dienst genommen.
Der Heilige ist Jesus, der Menschen verändern kann. Deshalb ist diese Botschaft für uns heute Morgen so wichtig: Der Heilige und Wahrhaftige, Jesus, deckt in seiner Gemeinde, unter seinem Volk, die Missstände auf. Das ist das Allerwichtigste, dem wir uns heute Morgen aussetzen müssen.
Es geht dabei nicht darum, die Missstände der Welt jetzt noch einmal der Reihe nach aufzuzählen. Was in der Welt geschieht, können Sie in Ihrem eigenen Leben beobachten: Die Welt richtet sich durch ihre Gottlosigkeit selbst, und Sünde zerstört sich selbst. Darüber brauchen wir heute Morgen nicht mehr zu reden.
Viel wichtiger ist, dass der Heilige und Wahrhaftige heute Morgen eine Umkehr von uns will und uns in seine Nachfolge ruft. In den Sendschreiben der Offenbarung hat Jesus die Missstände sehr deutlich aufgedeckt. In den letzten Sonntagen haben wir gesehen, wie genau Jesus das nimmt. Ich hoffe, dass Sie in Ihrem Leben ganz konkrete Änderungen vorgenommen und Weichen neu gestellt haben.
Die Gemeinde von Philadelphia als Vorbild
Erstaunlich ist, dass in der Offenbarung von den sieben Gemeinden, die in Kleinasien angesprochen werden, zwei Gemeinden genannt sind, an denen der Heilige und Wahrhaftige keinen Tadel hat. Eine dieser beiden Gemeinden ist die Gemeinde von Philadelphia.
Ja, gibt es das wirklich? Ja, es ist möglich, das Wohlgefallen Jesu zu haben. Man sollte nicht zu schnell sagen: „Wir sind ja alle Sünder.“ Natürlich sind wir alle Sünder und brauchen Vergebung. Doch die entscheidende Frage ist, ob wir als Gemeinde hartnäckig gegen den Willen Gottes leben oder ob wir gehorsam werden und den Willen Jesu erfüllen.
In diesem Text steht kein Wort wie „Ich habe dich wieder“. Das ist wichtig, denn wenn Jesus etwas gegen uns hat, muss das geklärt werden. Andernfalls wird er den Leuchter einer Gemeinde umstoßen und uns unbrauchbar machen für den Dienst.
Nun interessiert uns, was in der Gemeinde von Philadelphia eigentlich los war. Ich habe heute nur zwei Punkte: Zuerst möchte ich über die unschlagbare Kraft sprechen, und danach über die durchschlagende Kraft. Also beginnen wir mit der unschlagbaren Kraft.
Die unschlagbare Kraft einer kleinen Gemeinde
Wenn wir das hören – ich habe die Predigt überschrieben mit „Nicht totzukriegen: eine Gemeinde, die man nicht kaputt machen kann“ – dann fragen wir uns: Was war das bloß für eine starke, mächtige Gemeinde?
Wenn man genau hinsieht, war die Gemeinde von Philadelphia all das nicht. Sie lebte in einer Stadt, die sehr unbedeutend und klein war. Das lag daran, dass Philadelphia stark erdbebengefährdet war. Die Stadt konnte sich nie richtig entfalten, hatte keine große Wirtschaft und keine große Kultur. Die Gemeinde war ausgesprochen klein, sehr klein. Das steht sogar zweimal: „Du hast eine kleine Kraft“, also du hast eine geringe Kraft.
Das wird alles erwähnt im Zusammenhang der großen Christenverfolgungen, die damals losbrachen, als die geballte Macht des Römischen Reiches sich anschickte, den Namen Jesu zu bekämpfen. Er durfte nicht mehr öffentlich ausgesprochen werden. Wie sollte diese kleine Gemeinde diese schweren Christenverfolgungen überstehen?
Hinzu kam noch die Auseinandersetzung mit der jüdischen Synagoge, die tief in die Gemeinde hineinwirkte – auch davon haben wir gelesen. Außerdem gab es die Auseinandersetzungen mit der großen Denkströmung der Gnosis, die damals die Menschen sehr verwirrte. Offenbar war diese Gemeinde, obwohl sie so winzig war und für uns unbedeutend erschien, doch ganz besonders. Jeder hätte gesagt: „Warum sollte ich mich da anschließen? Da ist nicht viel los, da fällt nichts auf.“ Die Pressedienste hätten nichts darüber berichten können, es gab nichts Aufregendes, über das man viel erzählen konnte wie bei anderen Gemeinden.
Diese Gemeinde ist unschlagbar – aber nicht automatisch, nur weil sie klein ist. Das ist nicht wahr. Es gibt auch viele kleine Gruppen und Kreise, die absterben. Wir sehen das heute, wo so viel vergeht, wo Traditionen zerbrechen und der Einfluss lebendiger Gemeinden in kurzer Zeit verloren geht. Was macht das hier aus? Was macht diese Gemeinde von Philadelphia so unschlagbar?
„Du hast eine kleine Kraft, ich weiß deine Werke, du hast eine kleine Kraft.“ Was war denn das Besondere? In dieser kleinen Kraft hat sie mit großer Treue die Hand Jesu gefasst. „Du hast mein Wort bewahrt und meinen Namen nicht verleugnet.“ Wenn man wissen will, was das Geheimnis einer lebendigen Gemeinde ist, dann ist es dies: wie sie zum Wort Gottes steht.
Es bewegt mich jetzt doch ein wenig, darum will ich Ihnen erzählen: Es ist jetzt zwölf Jahre her, es war am dritten Advent 1971, da habe ich zufällig über diesen Text hier auch gepredigt. Ich war ganz neu in der Ludwigshafener Gemeinde. Ich darf das nach zwölf Jahren noch einmal unterstreichen: Eine Gemeinde lebt ausschließlich davon, wie sie zum Wort Gottes steht. Wenn sie anfängt, so habe ich damals gesagt, am Wort Gottes herumzuschnippeln und herumzureißen, dann wird sie keine Gemeinde sein, zu der sich Jesus bekennt.
Aber ich will hinzufügen: Es genügt auch nicht, wie viele heute meinen, die die Bibel hoch und heilig halten und mit großen Worten preisen, sie aber als ein Todeswort durch die Gegend tragen. Es genügt nicht, dass man bloß mit rechten Lehren die Bibel verteidigt. Wenn Jesus sagt: „Du hast mein Wort bewahrt“, dann meint er nicht nur das Wort, das in den Buchdeckeln steht, sondern das Wort Gottes, das man liest, hört und im Herzen gehorcht und befolgt.
Der Heilige Geist will uns dieses Wort so wichtig machen. „Du hast mein Wort bewahrt“ – kann man das von uns wirklich sagen? Die erste Voraussetzung ist, dass wir es überhaupt täglich lesen und bedenken. Aber dann gehört noch mehr dazu: dass wir mit diesem Wort Gottes leben.
Die kleine Kraft einer Gemeinde – das macht gar nichts aus. Umso entschlossener hat sie dieses Wort bewahrt und gesagt: Davon will ich nicht weichen.
Wenn Sie wissen wollen, warum es auch in der Kirche und in den Kirchen der Welt so viel Abfall gibt, dann liegt das immer nur daran, dass man vom Wort Jesu abfällt und sich selbst zum Meister der Schrift macht. Das andere, was hier gesagt wird: „Du hast meinen Namen bewahrt.“ Was bedeutet das?
In den Auseinandersetzungen, die über die Gemeinde kamen, haben sie sicher nicht alles durchschauen können, was als große Streitthemen diskutiert werden musste. Aber sie haben in Entschlossenheit den Namen Jesu bewahrt.
Was meint der Name? Ist das wieder nur ein einfaches Nachplappern des Namens, oder steckt in dem Namen das Programm Jesu? Das war so hilfreich gegen die damalige Lehre der Gnosis, die ja mit unserer Anthroposophie viel gemein hat. Dort denkt der Mensch, er könne sich seine Erlösung selbst erschaffen. Das Gute entwickelt sich zur Welterlösung. Die Christen dagegen sprachen von Schuld und Sünde.
Wenn man das einmal merkt, können sie mit ihren schlichten Worten sogar noch viel besser als ich jetzt in den Diskussionen, in denen es um Welterneuerung und Weltfrieden geht, plötzlich ganz schlicht sagen: „Ich leide darunter, dass ich in meinem Leben das Gute nicht tun kann.“ Da gibt es plötzlich Entsetzen, ein Aufschauen, die Frage: Was ist bloß mit dem los? Und dann sagen sie: „In meinem Leben ist mir zum Größten geworden Jesus Christus, der mir meine Schuld vergibt.“
Den Namen Jesu nicht verleugnen – da wird plötzlich die ganze Ideologie entlarvt. Er wird als Traum entlarvt, und man sieht, wie wenig sie wert ist. Das war die Stosskraft dieser Gemeinde in ihrem Zeugnisdienst, in ihrem Predigen und Reden.
„Du hast eine kleine Kraft, du hast eine geringe Kraft“, sagt Jesus. Das macht doch nichts aus. Heute steht man in Versuchung, die Wirksamkeit der Christen immer an ihren Erfolgen zu messen und zu prüfen: Was können die Christen überhaupt? Man müsste einmal ausrechnen: Was erreichen eigentlich die Christen? Haben sie die Welt wirklich verändert?
Wissen Sie, so rechnet Jesus nie. Lassen Sie sich nie verwirren. Es wird immer ein Kampf gegen die Christen geführt mit der Frage: Was haben sie eigentlich erreicht? Was hat denn eigentlich Jesus erreicht? Damals hat er bei der Hochzeit zu Kana Wasser in Wein verwandelt. Wurde dadurch Gerechtigkeit auf der Welt geschaffen? Wurde dadurch das Übel abgeschafft? Sind dadurch die Kriege beseitigt worden? Was hat sich eigentlich verändert, wenn Jesus einem einzigen Aussätzigen Reinigung und Heilung brachte?
Legt man den Maßstab der quantitativen Erfolge an die Taten Jesu an, wird man enttäuscht sein. Legt man diesen Maßstab an die Gemeinde von Philadelphia an, wird man enttäuscht sein. „Du hast eine kleine Kraft.“ Sie hat das Unrecht des Römischen Reiches nicht überwinden können.
Mir kommt es auch komisch vor, wenn heute Christen sich anmaßen, als könnten sie die Welt aus den Angeln heben. Ich freue mich, wenn es ihnen gelingt. Aber wenn darüber unsere Gemeinden selbst absterben und für Jesus unbrauchbar werden, wie es heute geschieht, dann ist das nichts anderes als eine große Lüge.
Die Werke, die Jesus von uns als Gemeinde fordert, liegen vor der Tür, in der nächsten Nähe. Bleiben Sie in Ihren kleinen Aufgaben, oder wenn Sie große Aufgaben haben, bleiben Sie auch in den großen Aufgaben. Doch es wird immer nur ein Feld sein, wo Jesus sagt: „Ich weiß deine Werke, ich weiß, was du tust.“
Das ist schön, wenn Jesus sagt: „Ich segne deine Werke, denn sie sind in meiner Kraft gewirkt.“ Die Dienste, die wir in unserer nächsten Nähe haben, wo wir heute so oft versagen – in unserer Umgebung, in dem Kreis, in dem wir stehen – „Ich weiß deine Werke.“ Das sieht so kümmerlich, so unscheinbar aus. Und doch stellt sich Jesus dazu und sagt dieser Gemeinde diesen Trost.
Die Leute von Philadelphia haben sich bestimmt oft hilflos gefühlt, ob das unter den Angriffen war, die sie getroffen haben, oder in der Verfolgung. Und es ist so groß, wenn man dann Zuflucht suchen darf unter der bergenden Hand Jesu: „Fürchte dich nicht, ich habe dich erlöst, du hast den Namen Jesu bewahrt.“
Da lebt man – und das ist die Gemeinde, die Jesus meint, an der er nichts zu tadeln hat und die für ihn Licht und Salz in der Welt sein kann.
Ja, von der Gemeinde von Laodizea wurde schon gesprochen. Die kommt das nächste Mal dran: die Laodizea-Gemeinde, die laue Gemeinde, von der Jesus sagen muss: „Du meinst, du seist reich und hättest alles und seist satt und bedürft es nicht und weißt nicht, dass du elend, jämmerlich, arm, blind und bloß bist.“ Dass man sich einbildet, man hätte etwas.
Ermutigung für Einzelne und die Bewahrung in der Versuchung
Ich habe einen Brief von einem jungen Monteur erhalten, der bei den Filtern arbeitet und zurzeit 300 Kilometer hinter Paris für die Firma Thyssen Aufzüge montiert. Ich kannte ihn nicht und auch seinen Namen nicht. Er schrieb, dass er ein paar Kassetten aus den 80er Jahren mitgenommen habe und sich furchtbar allein fühle. Das ist sicher typisch für viele Menschen, die heute allein sind. Er sitzt sonntags in seinem Zimmer und hält Gottesdienst in der französischen Gemeinde, die er gefunden hat. Dort versteht er jedoch zu wenig Französisch, um wirklich etwas mitzubekommen.
Ich dachte, wir könnten ihm heute einfach eine Kassette als Gruß aus diesem Gottesdienst schicken. Auch an dieser Stelle suchen einsame Christen Trost. Wir könnten ihnen sagen: Du mit deiner kleinen Kraft, das ist doch Christenart. An dem Platz, an dem wir stehen, bist du nicht allein, weil Jesus bei dir ist – auch dort, wo man oft verzagt ist, unter seiner Sünde leidet und unter der eigenen Lauheit und Trägheit.
Jesus braucht dich trotzdem, weil er treu ist. Er sagt: „Ich will dich bewahren in der Stunde der Versuchung, auch wenn dann der große Abfall kommt.“ Das spricht Jesus dieser Gemeinde zu, damit sie durchhalten kann.
Man kann immer nur auf dieses große Wunder hinweisen, das sich vor unseren Augen in diesem Ausmaß gegenwärtig darstellt. 1949 gab es in China 840 evangelische Christen und drei Millionen Katholiken. Nach den neuesten Untersuchungen des China Research Centers in Hongkong, das die detailliertesten Informationen hat, sprechen sie heute von 25 bis 75 Millionen evangelischen Christen, die sie in Hauskreisen in China treffen. Dies geschieht nach der Stunde der Versuchung, nach brutalen und scheußlichen Verfolgungen, der Kulturrevolution und dem großen Marsch nach vorn, den Mao proklamiert hat.
Das wird auch in Ihrem Umfeld geschehen, aber nur dort, wo Sie den Namen Jesu bewahren und sein Wort treu behalten. Dort können Sie erfahren, dass der Herr seine schützende Hand über seine Gemeinde hält.
Wenn ich von Gemeinde spreche, meine ich nicht nur die Kirchengemeinden. Ich meine auch die Jugendgruppen, die Hausversammlungen und die Gemeinschaftsstunden, die sich treffen. Dort will der Herr seine Gaben schenken. Aber er will uns nur treu – anders will er uns nicht haben.
Die durchschlagende Kraft des Schlüssels und der offenen Tür
Dann habe ich von der unschlagbaren Kraft gesprochen und möchte noch von der durchschlagenden Kraft sprechen, denn Jesus erwähnt den Schlüssel.
Vor ein paar Tagen sagte mir jemand, dass er die Menschen gar nicht richtig erreicht. Er merkt, dass die Menschen alle irgendwie verschlossen sind. Wenn er mit seinen Kollegen spricht, erzählte er mir, ist es, als wäre eine Wand dazwischen. Er kann den Menschen sein Zeugnis nicht richtig sagen. Das sei schon immer so gewesen.
Wir Menschen haben eine Abneigung gegen Gott. Der Schlüssel muss her. Die Theologen sprechen von der Hermeneutik. Das bedeutet, wie man die Botschaft in unsere Zeit übersetzt. Doch bei aller Hermeneutik muss man immer noch wissen, dass das nicht einfach ein Problem ist, das man lösen und in die Hand nehmen kann. Sondern das ist ein Werk, das sich Jesus vorbehält, weil er den Schlüssel hat. Kein Theologe verfügt über den Schlüssel durch seine Worte.
Es bleibt immer ein Geheimnis, wenn Jesus die Tür aufschließt. Dann sagt er dieser Gemeinde: Obwohl so viel Widerstand um Philadelphia herum ist, habe ich dir eine offene Tür gegeben. Das ist erstaunlich, dass so viele Menschen offen sind.
Ich verspreche Ihnen, dass kaum eine Glastür hier in unserer Umgebung, in unserer gottlosen Stadt Stuttgart, für das Evangelium verschlossen ist. Die Menschen warten darauf. Merkwürdig ist, warum wir Christen so stumm sind und warum wir nicht bezeugen oder darüber sprechen können.
Für die meisten Menschen, denen Sie begegnen, ist in ihren geheimsten Gedanken das schwierigste Problem, wie sie einmal ihre Todesstunde bestehen können. Warum reden Sie nicht darüber? Warum sagen Sie nicht, dass Jesus da ist, dass er uns kennt und dass er Schuld vergeben kann? Warum genieren Sie sich?
Ich habe dir eine offene Tür gegeben. Wenn Jesus die Tür zum Menschen aufschließt, dann kann man hindurchgehen. Es sind immer mehr Türen offen, als die Christen benutzen, auch bei uns. Wir sollten diese offenen Türen nutzen und nicht darüber reden, wo verschlossene Türen sind oder gar klagen. Nutzen wir die Türen, die offen sind!
Wie viele Kranke warten heute auf uns? Wie viele Menschen in unserer Nähe sind verzweifelt und mutlos? Gehen Sie zu ihnen! Eine Gemeinde hat immer einen missionarischen Auftrag. Wenn man den nicht sieht, kann man gar keine lebendige Gemeinde sein.
Darum erwähnt Jesus dies bei der Gemeinde von Philadelphia: Er gräbt sich nicht in ihre Kirchenmauern ein, obwohl die Verfolgung schon beginnt, sondern sagt: Ich habe dir eine offene Tür gegeben, sogar von der Synagoge des Satans. Werden sie kommen? Sie werden gläubig werden. Du wirst sogar die schlimmsten Gotteshasser durch dein Zeugnis überführen können.
Was soll heute das Geheul über die leeren Kirchen? In der Bibel steht nirgends ein Wort, dass Gott die Leute in die Kirchen bringt. Das steht nirgendwo. Es steht auch nie in der Bibel, lade die Leute in die Kirche ein, dann werden sie zum Glauben kommen.
Vielmehr steht drin: Geht hin zu ihnen! Geht hinaus in die Welt, dorthin, wo ihr Menschen trefft, und macht Jesus groß, damit Menschen zum Glauben an ihn kommen. Dann werden sie auch den Weg zur Gemeinde finden. Sucht die Menschen und führt sie dorthin!
Die Krone des Lebens und die bleibende Gemeinschaft mit Gott
Halte fest, was du hast, damit niemand deine Krone nimmt.
Es handelt sich um eine kleine, schwache Gemeinde. Am Ende möchte ich ihnen ganz direkt zusprechen, dass Jesus sie krönen will – nicht, weil sie ihm Ehre gemacht hätten, sondern weil seine Erlösung in ihrem Leben so mächtig ist.
Weil er ihr Herz überwunden hat und sie zum Gehorsam gebracht hat, will er ihnen die Krone aufsetzen. Noch mehr: Er will sie zu Pfeilern machen in seinem neuen Tempel, den er baut – einem Tempel, der tragen kann und den man belasten kann.
Das ist wunderbar, wie er uns wieder zum Dienst braucht. Dann will er seinen Namen darauf schreiben, den neuen Namen. Es gibt dies wirklich: Man kann in dieser Welt leben mit einer fröhlichen Gewissheit, dass Jesus einem gnädig ist und dass man eine große, ewige Zukunft vor sich hat.
Die wichtige Frage ist nun, ob der Herr dies von uns sagen kann – ob dies für uns gilt, dass wir so eine Gemeinde sind wie die Gemeinde von Philadelphia, der er die Krone aufsetzen kann.
Wer Ohren hat zu hören, der höre. Amen.
