Gott wird Mensch – Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist.
Episode 535: Echte Schafe glauben. Teil I.
Einführung in das Fest der Tempelweihe und sein historischer Hintergrund
Da wir uns chronologisch und synoptisch durch die Evangelien bewegen, wechseln wir nun den Schauplatz und das Evangelium.
Johannes 10,22 berichtet: Es war damals das Fest der Tempelweihe in Jerusalem. Es war Winter. Das Fest der Tempelweihe fand in der zweiten Dezemberhälfte statt. Es wird auch Hanukka oder Lichterfest genannt.
Gefiert wird die erneute Einweihung des Tempels im Jahr 164 vor Christus. Diese erneute Einweihung war notwendig geworden, weil der syrische Diktator Antiochus Epiphanes den Tempel entweiht hatte.
So lesen wir in 1. Makkabäer 1,44-50: „Auch sandte Antiochus Boten mit Briefen nach Jerusalem und in alle Städte Judäas. In ihnen gebot er, die Gebräuche der Heiden anzunehmen, die Brandopfer, Speisopfer und Sündopfer im Heiligtum einzustellen, Sabbate und andere Feste abzuschaffen, das Heiligtum und das heilige Volk Israels zu entweihen, Altäre, Tempel und Heiligtümer für die Götzen zu errichten, Schweine und andere unreine Tiere zu opfern. Auch die Beschneidung ihrer Söhne verbot er. So brachte er die Leute dazu, sich in allem mit Unreinheit und Gräuel zu beflecken, damit sie Gottes Gesetz vergessen und alle seine Rechtsordnungen abschaffen. Und wer dem König Antiochos nicht gehorsam wäre, der sollte sterben.“
Dieser Gewaltherrschaft setzten die Juden eine Revolte entgegen – den Makkabäeraufstand – und gewannen damit die politische und religiöse Freiheit zurück. Als Folge davon musste der Tempel von den Götzen gereinigt und erneut eingeweiht werden.
Die Bedeutung des Festes und Jesu Haltung dazu
Was hier auffällt, ist Folgendes: Jesus ist zum Fest der Tempelweihe in Jerusalem. Das Fest selbst ist nicht biblischen Ursprungs, wir finden es also nicht im mosaischen Gesetz. Trotzdem hält sich Jesus im Tempel auf, er distanziert sich also nicht davon und predigt auch nicht dagegen.
Mir ist das wichtig, weil es mir zeigt, dass es keine Sünde ist, Ostern oder Weihnachten zu feiern. Als Gläubige dürfen wir Feste erfinden, in denen wir uns an besondere Momente der Heilsgeschichte erinnern. Das kann eine Tempeleinweihung sein, aber eben auch die Geburt oder das Sterben des Herrn Jesus.
Natürlich gibt es keine Pflicht, an diesen Festen teilzunehmen. Man darf und sollte manches kritisch hinterfragen, was geschieht. Nur weil die Kirche seit fast zweitausend Jahren eigene Feste feiert, heißt das nicht, dass ich mitmachen muss. Aber neue Feste zu erfinden, scheint mir eben auch nicht verboten zu sein.
Kommen wir nun zurück zum Fest der Tempelweihe.
Jesus im Tempel und die Frage nach seiner Messianität
Johannes 10, die Verse 23 und 24:
Und Jesus ging im Tempel umher, in der Säulenhalle Salomos. Dort umringten ihn die Juden und sprachen zu ihm: „Bis wann hältst du unsere Seele hin? Wenn du der Christus bist, so sage es uns frei heraus.“
Jesus befindet sich an dem Ort, an dem sich später die ersten Christen trafen – in der Säulenhalle Salomos. Das macht besonders im Winter mit kalten Ostwinden viel Sinn. Dort, in der Säulenhalle Salomos, wird Jesus von den Juden umringt und gefragt, ob er der Messias sei. „Wenn du der Christus bist, so sage es uns frei heraus.“
Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber man fragt sich schon, warum Jesus hier diese Frage gestellt wird. Wie kann es sein, dass sich die Juden einerseits so sehr an seinem Auftreten und seinem Reden stören, dass sie ihn umbringen wollen, andererseits aber noch keine abschließende Meinung zu ihm gebildet haben?
Ich kann diese Frage nicht wirklich beantworten. Vielleicht ist der Mensch einfach so – ein bisschen unlogisch, leicht irrational. Das ist vielleicht sogar noch ein wenig tragischer. Sie haben in ihrem Herzen eine Entscheidung getroffen, nämlich nicht zu glauben. Und diese Entscheidung wirkt sich nun auf ihr Denken aus.
Vergessen wir bitte nie: Unser Denken ist nicht losgelöst von unserem Wollen. Wenn ich etwas nicht will, wird es sehr schwer, diese Sache unvoreingenommen zu durchdenken.
Jesu Antwort auf den Unglauben der Juden
Deshalb kann der Herr Jesus auch in Johannes 10,25 sagen: Jesus antwortete ihnen: „Ich habe es euch gesagt, und ihr glaubt nicht. Die Werke, die ich im Namen meines Vaters tue, diese zeugen von mir.“
Sie wollen wissen, ob er der Messias ist, und Jesus kann nur antworten, dass er es ihnen bereits gesagt hat. Dabei müssen wir vor allem verstehen, dass es die Werke sind, die er vollbringt, die ihn als Messias ausweisen.
Jeder kann behaupten, der Messias zu sein. Aber wer lässt die Gelähmten gehen? Wer öffnet die Augen der Blinden? Wer kann Aussätzige reinigen? Wer kann mit fast nichts Tausende satt machen?
Das Problem derer, die ihn fragen, ob er der Christus ist, besteht darin, dass sie nicht glauben. Sie werfen ihm vor, nicht klar genug zu sein, doch Jesus entgegnet, dass es mehr als genug Beweise gibt. Mehr Beweise würden nichts an ihrem Unglauben ändern.
Es ist der Widerstand in ihnen, der es unmöglich macht, Jesus als Messias zu erkennen. Merken wir uns das gut: Wer nicht glauben will und wem die Offenheit für das Offensichtliche fehlt, der wird immer genug Gründe finden, Jesus als Messias abzulehnen. Doch das Problem reicht tiefer.
Die Zugehörigkeit zu Jesu Herde als Grund für den Glauben
Johannes 10, Vers 26: "Aber ihr glaubt nicht, denn ihr seid nicht von meinen Schafen, wie ich euch gesagt habe."
Hier erklärt Jesus, warum sie nicht glauben. Sie gehören nicht zu seiner Herde.
Die Frage lautet: Was muss ein Mensch tun, um zu dieser Herde zu gehören? Die Antwort ist: Er muss grundsätzlich gottgläubig sein.
Vor dem Glauben an den Messias steht der Glaube an Gott. Wo dieser Glaube vorhanden ist – und das hatten wir schon in Johannes 6 gesehen – da kommen Menschen zu Jesus. Das geschieht, weil der Vater selbst dafür sorgt, dass die, ich nenne sie mal Gottvatergläubigen, auch eine Beziehung zum Sohn aufbauen.
Das muss ich jetzt etwas genauer erklären. Wenn wir weiterlesen, heißt es über die Schafe in Johannes 10, Vers 29: "Mein Vater, der sie mir gegeben hat, ist größer als alle, und niemand kann sie aus der Hand meines Vaters rauben."
Die Schafe werden dem Sohn gegeben. Noch deutlicher wird diese Idee in Johannes 17, Vers 6 beschrieben. Dort spricht der Sohn mit dem Vater und sagt: "Ich habe deinen Namen den Menschen offenbart, die du mir aus der Welt gegeben hast. Sie waren dein, und mir hast du sie gegeben, und sie haben dein Wort bewahrt."
Es ist wichtig, dass wir das gut verstehen. Die Juden, die zu Jesus kommen, sind Juden, die zum Vater gehören. Es heißt hier: "Sie waren dein." Und "mir hast du sie gegeben."
Es handelt sich also um gottgläubige Juden, bei denen der Vater dafür sorgt, dass sie an den Sohn gläubig werden.
Aber was bedeutet das für Juden, die nicht an Jesus glauben? Es bedeutet, dass diese Juden nicht nur ein Problem mit Jesus haben, sondern mit Gott selbst.
Die Tatsache, dass sie die Stimme des Messias nicht als die Stimme des guten Hirten erkennen können, hängt damit zusammen, dass sie nicht Gottes sind, keine Glaubensbeziehung zum Vater haben und daher auch nicht zu den Schafen gehören, die der Vater dem Sohn gibt.
Diese Schafe erhalten ewiges Leben, und der Sohn wird sie am letzten Tag auferwecken.
Abschluss und praktische Anregung
Was könntest du jetzt tun? Denke darüber nach, was dich überzeugt hat, dass Jesus der Messias ist.
Das war's für heute. Suche dir eine Gruppe von Menschen aus und schreibe zehn Fürbitte-Anliegen für sie auf. Falls dir nichts einfällt, kannst du zum Beispiel deine Gemeindeleitung, die Jugendgruppe oder Mütter mit kleinen Kindern wählen.
Der Herr segne dich. Erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.
