Selten hat mich ein Predigttext gleich zu Beginn der Predigtvorbereitung so direkt angesprochen und mir so unmittelbar ins Leben gesprochen wie der Text für diese Woche.
Dabei hatte ich ursprünglich gar nicht vor, diesen Text zu predigen. Eigentlich waren wir anders eingeteilt. Wir haben etwas hin und her geschoben, und so fand ich mich schließlich mit dem Judasbrief vor mir.
Dieser Brief ist wahrscheinlich den meisten von uns gar nicht so vertraut. Ich würde sogar vermuten, dass er der am wenigsten gelesene Brief des Neuen Testaments ist. Zum einen ist er ganz hinten versteckt, kurz vor der Offenbarung. Zum anderen ist er innerlich ein Brief, der auf den ersten Blick gar nicht sonderlich erbaulich wirkt.
Es geht um geistlichen Kampf. Es geht um falsche Lehrer, die sich in die Gemeinde eingeschlichen haben. Diese leben nach ihren Begierden und reden dabei stolze und lästerliche Worte.
Die Aktualität des Judasbriefs und geistlicher Kampf heute
Aber genau das erlebe ich. Ich weiß nicht, wie es dir geht. Diejenigen, die ein bisschen verfolgen, was in der christlichen Szene in Deutschland geschieht, haben vielleicht mitbekommen, dass gerade am letzten Wochenende ein vorgeblich christlicher Kongress unter dem Namen Coming In stattgefunden hat.
Dort wurde proklamiert, dass Gott letztendlich ein Fan der LGBTQI-Community sei. Sexuelle Sünde wurde nicht als solche bezeichnet, sondern als völlig akzeptabel und von Gott gewollt angesehen.
Nächste Woche steht das alljährliche Treffen von Vertretern freier evangelischer Gemeinden an. Auch dabei wird es wahrscheinlich hitzige Diskussionen über genau diese Fragen geben. Der Grundkonsens, dass praktizierte Sexualität exklusiv in den Schutzraum einer Ehe zwischen einem Mann und einer Frau gehört, existiert inzwischen auch in unserem Bund nicht mehr.
Hier tobt geistlicher Kampf. Wir stecken mittendrin und erleben das sicherlich auch in anderen Bereichen und ganz persönlich.
Der Judasbrief ist genau für eine solche Zeit geschrieben. Er ruft Christen dazu auf, in solchen Zeiten den wahren Glauben zu verteidigen und in einen Kampf einzutreten – einen Kampf, der ohnehin beständig tobt und erst enden wird, wenn Jesus wiederkommt.
Deshalb habe ich die Predigt mit dem Titel „Sei bereit für den geistlichen Kampf“ überschrieben. Wir wollen den Judasbrief in drei Abschnitten betrachten.
Aufbau der Predigt und Gebet um Gottes Hilfe
Im ersten Abschnitt wollen wir uns nur den ersten drei Versen zuwenden. Das wird sehr ermutigend und baulich sein, hoffe ich, denn dort werden wir sehen, was uns allein überhaupt zum geistlichen Kampf befähigt. Das sind die ersten drei Verse.
Anschließend betrachten wir relativ kurz und kompakt den langen Mittelteil, die Verse vier bis neunzehn. Dabei werden wir sehen, warum der geistliche Kampf notwendig ist.
Schließlich wenden wir uns den letzten sechs Versen zu, den Versen 20 bis 25. Dabei wollen wir bedenken, wie der geistliche Kampf geführt werden soll. Das sind die drei Punkte.
Bevor wir uns nun dem Text zuwenden, möchte ich mit uns beten, dass der Herr uns hilft, sein Wort zu hören, es aufzunehmen und danach zu leben.
Himmlischer Vater, das ist unser Gebet. Ich kann mir vorstellen, dass mancher unter uns denkt, dieser Text sei heute nicht so relevant für mein persönliches Leben. Das mag auch so sein. Aber himmlischer Vater, du hast uns dein Wort gegeben, und du hast uns auch Worte gegeben, die uns vielleicht weniger persönlich und mehr als Gemeinschaft ansprechen. So bitte ich dich, dass du zu uns als Gemeinde sprichst und uns bereit machst, auch für die Kämpfe dieser Zeit.
Hilf uns zu erkennen, was notwendig ist und was nicht. Wir wollen dich bitten, dass du uns gibst, was wir brauchen, um den Kampf so zu kämpfen, wie du es von uns willst. Herr, wir brauchen deine Hilfe. Öffne unsere Ohren und Herzen und mach uns bereit, auf dich zu hören. Amen.
Die Grundlage für den geistlichen Kampf: Berufung, Liebe und Bewahrung
Wir sehen in den ersten Versen, was uns überhaupt zum geistlichen Kampf befähigt. Es handelt sich um einen typischen Brief, der mit einigen bemerkenswerten Aussagen beginnt.
Die ersten drei Verse lauten: Judas, ein Knecht Jesu Christi und Bruder des Jakobus, an die Berufenen, die geliebt sind in Gott dem Vater und bewahrt für Jesus Christus. Gott gebe euch viel Barmherzigkeit und Frieden!
Und weiter: Liebe, ihr Lieben, nachdem ich ernstlich vorhatte, euch zu schreiben von unser aller Heil, hielt ich es für nötig, euch in meinem Brief zu ermahnen, dass ihr für den Glauben kämpft, der ein für allemal den Heiligen überliefert ist.
Wir sehen, dass der Brief von Judas geschrieben wurde. So benennt er sich selbst. Er beschreibt sich als ein Knecht Jesu Christi, also als Diener Jesu. Das sollten wir alle sein: Diener des Herrn Jesus Christus.
Außerdem bezeichnet er sich als Bruder des Jakobus. Jakobus ist uns vor allem als der Leiter der Gemeinde in Jerusalem bekannt. Von diesem Jakobus wissen wir, dass er ein Halbbruder Jesu war.
Fast alle Ausleger gehen daher davon aus, dass Judas zusammen mit Jakobus ebenfalls ein Halbbruder Jesu ist. Es handelt sich also um diesen Judas, der auch namentlich im Matthäus- und im Markus-Evangelium erwähnt wird.
Wir haben keinen Hinweis darauf, an wen genau dieser Brief verfasst wurde. Doch Gott gibt uns alles, was wir wissen müssen. Wenn er uns das nicht sagt, dann hat das auch eine Bedeutung.
Auch das, was nicht niedergeschrieben ist, hat eine Bedeutung. Ich glaube, dass es bewusst so ist, damit wir diesen Brief als einen zeitlosen Brief lesen – einen Brief, der Menschen aller Zeiten und an allen Orten anspricht.
Angesprochen sind hier also nicht die Christen in einer konkreten Situation, sondern die Berufenen, die geliebt sind in Gott, dem Vater, und bewahrt für Jesus Christus.
Ist das nicht eine wunderbare Beschreibung? Eine Beschreibung, die auf jeden Christen zutrifft. Wenn du Jesus Christus nachfolgst, wenn Jesus Christus dein Herr ist, wenn du darauf vertraust, dass er für deine Sünden gestorben und am dritten Tage auferstanden ist, wenn er der lebendige Herr deines Lebens ist, dann beschreibt dich das.
Du bist berufen – damit ist der Heilige Ruf gemeint, mit dem Gott in seiner souveränen Gnade Sünder aus der Finsternis und Verlorenheit eines geistlichen Todes herausgerufen hat.
Sein Ruf brachte uns geistliches Leben, wahres Leben, so wie einst der Ruf von Jesus am Grab seines Freundes Lazarus diesen zurück zum Leben brachte. Wir sind berufen mit diesem effektiven Ruf.
Wenn du heute hier bist und das vielleicht noch nicht für dich sagen kannst, wenn du nicht sagen kannst, dass du unbedingt darauf vertraust, dass Jesus dich durch sein Sterben gerettet hat, wenn du vielleicht noch nicht genau weißt, warum das notwendig war oder was es bedeutet, wirklich unter seiner Herrschaft zu leben, dann lade ich dich ein, darüber ins Gespräch zu kommen.
Komm gerne mit mir oder mit Freunden, die dich vielleicht eingeladen haben, in die Gemeinde, ins Gespräch. So darfst auch du zu denen gehören, die sagen dürfen: Ich bin ein Berufener des Herrn.
Denn wir lesen hier weiter, dass jeder, der diesen Ruf gehört hat, vom Herrn geliebt ist – geliebt in Gott, dem Vater.
Lieber Christ, ist dir das klar? Vielleicht hast du vorhin beim Sündenbekenntnis deine Sünden klar vor Augen gehabt und für einen Moment gedacht: Dann kann Gott mich gar nicht lieb haben.
Aber die großartige Wahrheit ist: Gott liebt dich. Er liebt jeden, den er berufen hat, mit einer einzigartigen Liebe.
Wir Christen müssen nicht verzweifelt in der Welt nach Liebe suchen, denn diese Welt hat keine Liebe, die auch nur annähernd so groß und dauerhaft ist wie die Liebe Gottes zu uns.
Seine Liebe ist bedingungslos. Jeden, den er berufen hat, liebt er mit seiner besonderen Retterliebe.
Und dann sehen wir drittens: Die, die von Gott berufen und geliebt sind, werden auch bewahrt für Jesus Christus – von ihm bewahrt.
Das heißt, dass wir Christen uns nicht sorgen müssen, ob wir es irgendwie schaffen, in der Liebe Gottes zu bleiben. Er hält uns fest in seiner Liebe, er bewahrt uns und bringt uns sicher an das Ziel unseres Glaubens.
Lieber Christ, sei getrost! Nichts und niemand – weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte noch Gewalten, weder gegenwärtiges noch zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch eine andere Kreatur – kann uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn. Amen!
Diese Worte stammen direkt aus dem Römerbrief, am Ende von Kapitel 8.
All das trifft auf uns Christen zu. Und das ist die Sicherheit, die wir haben dürfen und auch brauchen, um für den geistlichen Kampf gerüstet zu sein.
Wir gehen nicht als Verunsicherte in den Kampf, sondern als Menschen, die berufen sind, die zu Gott gehören, die von ihm geliebt werden und unter seinem Schutz stehen – bewahrt für alle Ewigkeit.
Die Notwendigkeit des geistlichen Kampfes angesichts falscher Lehrer
Und Judas weiß, dass wir noch etwas mehr für den geistlichen Kampf brauchen. Deshalb betet er für die Christen. Konkret bittet er in Vers 2 Gott, ihnen viel Barmherzigkeit, Frieden und Liebe zu geben.
Am Ende der Predigt, im dritten Punkt, werden wir noch darüber nachdenken, warum wir so dringend die Barmherzigkeit und die Liebe Gottes brauchen und warum das für den geistlichen Kampf so wichtig ist.
Es fällt auf, dass hier eine Anrede verwendet wird, die wir sonst kaum finden. Typischerweise lesen wir in den meisten Briefen von der Gnade Gottes und vom Frieden Gottes in den Anreden. Hier aber tauchen plötzlich Barmherzigkeit und Liebe auf.
Darauf möchte ich kurz eingehen: Barmherzigkeit und Liebe sind die Ausrüstung, die wir brauchen, um die Sache Gottes im Sinne Gottes tun zu können. Wir benötigen Herzen voller Barmherzigkeit, Liebe und Frieden, um den Kampf zu führen, zu dem uns Gott ruft.
Im Vers 3 folgt schließlich der Aufruf zum geistlichen Kampf. Paulus schreibt: „Ihr Lieben, nachdem ich ernstlich vorhatte, euch zu schreiben von unser aller Heil, hielt ich es für nötig, euch in meinem Brief zu ermahnen, dass ihr für den Glauben kämpft, der ein für allemal den Heiligen überliefert ist.“
Offensichtlich hatte Judas vor, einen etwas anderen Brief zu schreiben. Er hatte es sehr ernst gemeint, wie er hier schreibt. Er wollte also einen Brief verfassen, der wahrscheinlich sehr aufbauend gewesen wäre, um das Evangelium noch einmal ausführlicher zu erklären.
Andererseits kannten die Christen, an die er schrieb, das Evangelium wohl gut genug. So erkannte er in der aktuellen Situation, dass es etwas gibt, das dringender ist – dringender als die Wiederholung dessen, was sie schon wissen.
Die Christen müssen aufgefordert, ermahnt und vielleicht auch ermutigt werden, für ihren Glauben zu kämpfen. Das ist eine zeitlos wichtige Aufforderung, denn oft ziehen wir uns lieber zurück, als zu kämpfen.
Viele Christen denken zudem, dass Kämpfen für Christen falsch sei. In gewisser Weise stimmt das auch. Als Christen sind wir aufgefordert, die andere Wange hinzuhalten, unsere Feinde zu lieben und stets zu bedenken, dass wir selbst auch Sünder sind, wenn wir mit Sünde zu tun haben.
Jesus selbst sagte ja: „Wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein.“ Viele Christen schließen daraus, dass Kampf etwas ist, das sich für Christen nicht gehört.
Deshalb braucht es diese Herausforderung, diese Ermahnung. Es kann nicht darum gehen, nicht zu kämpfen, sondern nur darum, wie wir kämpfen.
Deswegen schreibt Judas diesen Brief. Er ermahnt die Christen, für den Glauben zu kämpfen – für den Glauben, der ein für allemal den Heiligen überliefert ist.
Das ist wichtig: Es geht nicht um irgendeinen Glauben. Glaube ist nicht etwas ganz Persönliches oder Subjektives. Glaube ist objektiv, eine feststehende Wahrheit, eine ein für allemal überlieferte Wahrheit.
Diese Überlieferung der ewig gültigen Wahrheit finden wir in der Bibel. Das ist die ein für allemal gültige Wahrheit, die Überlieferung, die Gott uns gegeben hat.
Und diese Wahrheit, das Wort Gottes, die Überlieferung der göttlichen Wahrheit, ist ganz offensichtlich umkämpft – und war es schon immer.
Die Gefahr durch falsche Lehrer und die Strategie des Teufels
Und das bringt uns zum zweiten Punkt dieser Predigt, nämlich der Frage, warum der geistliche Kampf nötig ist. In Vers 4 lesen wir die Antwort: Denn es haben sich einige Menschen eingeschlichen, über die schon längst das Urteil geschrieben ist. Gottlose sind sie, missbrauchen die Gnade unseres Gottes für ihre Ausschweifung und verleugnen unseren alleinigen Herrscher und Herrn Jesus Christus.
Das ist eine harte Beschreibung, eine Warnung. Sie entspricht dem, was auch der Apostel Paulus einst den Ältesten der Gemeinde in Ephesus gesagt hatte. In seiner Abschiedsrede an sie in Apostelgeschichte 20, Vers 29, sagte er: „Ich weiß, dass nach meinem Abschied reißende Wölfe zu euch kommen, die die Herde nicht verschonen werden. Auch aus eurer Mitte werden Männer aufstehen, die verkehrte Lehren bringen, um die Jünger an sich zu ziehen. Darum seid wachsam.“
Ich glaube, dass Paulus das nicht wusste, weil er eine prophetische Einsicht hatte über das, was geschehen würde. Nein, ihm war einfach klar, dass Satan immer versuchen wird, die christliche Gemeinde zu zerstören. Das ist sein Ziel. Satan hasst den christlichen Glauben, denn dort, wo sich Christen versammeln, sammeln sich Menschen, die aus seinem Herrschaftsbereich herausgerufen wurden, die ihm abspenstig geworden sind. Und er kämpft dagegen an.
Es muss uns klar sein: Den geistlichen Kampf fangen nicht wir an, den hat Satan begonnen, weil er den Herrn Jesus Christus, den Retter, hasst. Er kämpft gegen ihn. Dabei gebraucht der Teufel Menschen, die sich als Wölfe in Schafskleidern unter die Schafe mischen, um dort großen Schaden anzurichten.
In diesem langen Mittelabschnitt dieses Briefes zeigt uns Judas, wie die Feinde des biblischen Glaubens aussehen. Wir haben schon eben gesehen, dass es gar nicht so einfach ist, sie zu erkennen, weil sie sich eingeschlichen haben. Sie legen Wert darauf, nicht sofort erkannt zu werden. Wir dürfen also nicht erwarten, dass falsche Lehrer hereinkommen und ein großes T-Shirt tragen mit der Aufschrift „Ich bin ein falscher Lehrer“. Sie schleichen sich ein, sehen aus wie alle anderen, vielleicht sogar ganz besonders freundlich.
Doch man kann sie erkennen. Judas macht deutlich, dass wir sie vor allem an ihren Worten und an ihrem Wandel erkennen sollen. So haben wir zwei Ws: Worte und Leben, Worte und Wandel. In Vers 4 haben wir das schon gesehen. Dort heißt es: Sie missbrauchen die Gnade unseres Gottes für ihre Ausschweifungen – das ist der Wandel, das falsche Leben – und verleugnen unseren alleinigen Herrscher und Herrn Jesus Christus – das sind die Worte.
Und das sehen wir im Fortgang immer wieder. Ich werde jetzt nicht den ganzen Abschnitt lesen, der ist ein bisschen lang, sonst wäre die halbe Predigt nur Textlesung. Aber wenn wir den Text vor uns haben, sehen wir in Vers 8, dass sie ihr Fleisch beflecken – wiederum falsches Leben – und jede Herrschaft verachten, was ebenfalls Leben ist. Außerdem lästern sie über die himmlischen Mächte, das sind wieder Worte. Es wird davon gesprochen, dass sie über Dinge lästern, Worte, die sie nicht verstehen.
In Vers 16 schreibt Judas, dass diese gottlosen Menschen nach ihren Begierden leben und ihr Mund stolze Worte redet. In Vers 18 warnt Judas vor Spöttern – wieder Worte –, die nach ihren eigenen gottlosen Begierden leben. Immer wieder dasselbe: Das zieht sich durch den ganzen Mittelteil. Immer wieder lesen wir von gottlosen Spöttern, die gegen Gottes Wort reden und im Ungehorsam gegen Gottes Wort leben.
Spötter, die lästern, verführen, gottlose Menschen, die sich Ausschweifungen und ihren sündigen Begierden hingeben. Wir sind aufgerufen, Acht zu geben – Acht auf unser Leben und auf unsere Lehre. Das heißt, unser erstes Achtgeben fängt bei uns selbst an: Wie sieht es bei mir aus? Bin ich jemand, der in Lehre und Leben, mit Worten und Wandel so lebt, wie Gott es will?
Deshalb haben wir in eigentlich jedem Gottesdienst eine Zeit des Sündenbekenntnisses. Wir wollen uns selbst prüfen und das vor Gott bringen, wo es nicht passt. Wir bitten Gott, uns zu verändern, damit wir mehr und mehr so reden und leben, wie es Gott gefällt.
Dann sollen wir auch Acht geben darauf, was um uns herum geschieht – wie Menschen leben und wie sie reden. So erkennen wir die Wölfe in Schafskleidern. Die Ältesten sind dabei besonders gefordert. Paulus richtet sich in Apostelgeschichte 20 offensichtlich an die Ältesten in Ephesus. Aber wir sehen hier bei Judas, dass diese Aufforderung allen Christen gilt. Wir sind alle herausgefordert. Wir müssen gemeinsam Acht geben.
Man kann sich nicht darauf zurückziehen und sagen: „Der Matthias oder der andere Matthias oder der Jonathan oder die anderen Ältesten werden das schon für uns machen.“ Ja, hoffentlich helfen wir in besonderer Weise dabei. Das ist unsere Berufung als Älteste. Aber was, wenn wir auf einmal die Wölfe in Schafskleidern sind? Oder was, wenn wir so beschäftigt sind mit anderen Dingen oder bestimmte Dinge im Gemeindeleben noch nicht wahrgenommen haben?
Wenn ihr etwas seht, seid ihr genauso mit in der Verantwortung. Es ist unsere gemeinsame Verantwortung, Acht zu geben auf unsere Gemeinde.
In unserer Zeit ist dieses Achtgeben noch viel schwieriger als damals. Viele Christen, auch viele unter uns, empfangen ihre Lehre nicht nur in der Gemeinde, in Gottesdiensten, Bibelstunden, Hauskreisen und anderen Kleingruppen. Viele von uns sind auch online aktiv, hören Predigten, Vorträge. Ich bin mir sicher, dass der Teufel das weiß. Er hat seinen eigenen Social-Media-Berater. Spaß beiseite: Der Teufel nutzt alle Kanäle.
Auch wenn wir hier in der Gemeinde Acht geben, haben wir keine Kontrolle darüber, womit ihr euch zu Hause berieseln lasst, wenn ihr YouTube anmacht. In der Gemeinde können wir auf die Lehre achten, aber letztlich können wir nicht vollkommen Acht geben.
Das heißt, ihr seid alle herausgefordert, auch persönlich. Besonders möchte ich hier die Jugendlichen und jungen Erwachsenen ansprechen. Ihr seid digital noch viel mehr unterwegs als wir Älteren in der Regel. Ihr seid die Zielgruppe des Teufels schlechthin. Ist euch das klar? Ihr seid die Zielgruppe dieser Verführer.
Seid vorsichtig mit dem, was ihr euch anschaut, und mit dem, was ihr euch anhört. Lest vor allem die Bibel. Holt euch eure geistliche Erbauung und Lehre nicht aus dem Internet von irgendwelchen Leuten. Ihr braucht das Wort Gottes. Das wird euch zurüsten.
Lest die biblischen Aussagen und lest sie im Kontext. Legt sie sorgfältig aus, studiert! Und habt Acht, wenn ihr Lehrer hört, die biblische Aussagen, die scheinbar klar sind, plötzlich unklar erscheinen lassen. Wenn sie Bibelverse kontextfrei verwenden, um interessante neue Thesen zu verkünden – habt Acht, lasst euch nicht verführen!
Lasst euch auch nicht verwirren, wenn diese Irrlehren sehr sympathisch, freundlich und gewinnend rüberkommen. Das ist Teil der Strategie. Das sagt Judas übrigens schon in Vers 16: „Um ihres Nutzens willen schmeicheln sie den Leuten.“ Sie sagen: „Du bist so wunderbar, Gott ist so begeistert, dich zu haben, du bist der beste Mensch, den ich je getroffen habe.“
Judas betont, dass das nicht letztlich erfolgreich sein wird. Das ist wichtig, dass wir das sehen. Das ist im langen Mittelteil ein zentrales Thema.
Judas betont immer wieder: Diese Irrlehrer werden ihrem verdienten Gericht nicht entgehen. Gleich zu Beginn seiner Ausführung in Vers 4 sagt er, dass über sie das Urteil schon längst geschrieben ist. Dann verweist er auf die Geschichte Israels und zeigt, dass es immer Menschen gab, die sich gottlosen Ausschweifungen hingegeben und lästerliche Worte geredet haben. Er betont immer wieder, wie Gott sie gerichtet hat.
Wenn ihr den Text lest – vielleicht macht er das heute Nachmittag noch einmal – seht ihr das in den Versen 5 bis 7, wo es zum Beispiel um Sodom und Gomorra geht. Im weiteren Abschnitt folgt der Bericht über den Brudermörder Kain oder über die Rotte Korach, die gegen Mose rebelliert hat. Immer wieder macht Judas deutlich: Gott hat diese Menschen gerichtet.
Gott erkennt die Irrlehrer. Er lässt sich nicht täuschen. Er weiß genau, wo die wahren und wo die falschen Lehrer stehen, wo die Verführer sind, und er wird sie richten.
Bei allen geistlichen Kämpfen darf das unser Trost sein. Das darf unsere feste Zuversicht, unsere Gewissheit sein: Der Herr wird alles Falsche und Böse eines Tages richten. Die frechen Urheber der Irrlehre, die zügellosen Sünder, werden eines Tages vor Gott stehen. Die Wahrheit wird sich durchsetzen, und sie werden verstummen.
Aber Gottes Wort bleibt. Das ist ein wunderbarer Trost, oder? Manchmal kann der Eindruck entstehen, dass sich falsche Lehren immer weiter ausbreiten und es bergab geht. Nein, Gott gewinnt, die Wahrheit gewinnt. Die wahre Lehre und das wahre Leben werden sich durchsetzen.
Aber eines ist auch klar: Bis es so weit ist, geht der Kampf weiter. Der Teufel hat schon immer gekämpft, das macht Judas hier sehr deutlich, und er tut es umso mehr, je näher der Tag des Gerichts kommt. Auch darauf verweist Judas beginnend in Vers 17:
„Ihr aber, meine Lieben, erinnert euch der Worte, die zuvor gesagt sind von den Aposteln unseres Herrn Jesus Christus, als sie euch sagten, dass zu der letzten Zeit Spötter sein werden, die nach ihren eigenen gottlosen Begierden leben.“
Diese sind es, die Spaltung hervorrufen, Niedriggesinnte, die den Geist nicht haben. Das möchte ich noch einmal deutlich sagen: Hier wird gesagt, dass die, die von der wahren Lehre und vom gottgewollten Leben abweichen, die Spalter sind.
Sie versuchen, die Botschaft umzudrehen und sagen: „Wir sollten alle eins sein, ihr solltet uns akzeptieren, da muss doch genug Platz für uns alle und verschiedene Sichtweisen sein.“ Und die Spalter sind dann die, die sagen: „Nein.“ Das ist die Verdrehung, die wir in unserer politisch korrekten Zeit erleben.
Vielleicht kennt ihr das: Neulich habe ich ein Comicbild gesehen, auf dem ein Hirte vor einer Schafherde steht. Hinten kommt ein Wolf, und er ruft: „Vorsicht, Wolf!“ Im nächsten Bild wird er von allen angeschimpft, das sei völlig intolerant.
Nein, die Spalter sind die, die von der wahren Lehre und vom wahren Leben abweichen. Sie sind es, die Spaltung hervorrufen – hier nach Judas Vers 19.
Ihr Lieben, wir sehen: Der geistliche Kampf ist notwendig, er ist real und findet statt. Die Frage ist, wie wir ihn führen sollen. Das ist der dritte Punkt und der Schwerpunkt dieses Briefes. Ab Vers 20 sehen wir, wie der geistliche Kampf aussehen sollte.
Die richtige Haltung und Vorgehensweise im geistlichen Kampf
Die zentrale Aufforderung findet sich in Vers 3: die Ermahnung, den geistlichen Kampf, den Kampf des Glaubens, zu kämpfen. Die eigentliche Anleitung, wie wir das tun sollen, beginnt jedoch erst in Vers 20. Alles, was dazwischensteht, dient lediglich dazu zu erklären, warum dieser Kampf notwendig ist.
In Vers 20 heißt es: „Ihr aber, meine Lieben, erbaut euch auf euren allerheiligsten Glauben und betet im Heiligen Geist, unterhaltet euch in der Liebe Gottes, wartet auf die Barmherzigkeit unseres Herrn Jesus Christus zum ewigen Leben und erbarmt euch derer, die zweifeln, und reißt sie aus dem Feuer und rettet sie. Anderen erbarmt euch in Furcht und hasst auch das Gewand, das befleckt ist vom Fleisch.“
Judas spricht hier über zwei Dimensionen des geistlichen Kampfes: Die eine richtet sich auf uns selbst, die andere auf andere Menschen. Das sehen wir in den Versen 20 und 21. Zunächst geht es um uns selbst. Wir erkennen, dass im geistlichen Kampf das wichtigste unser eigenes Glaubensleben ist. Wir sollen auf dem biblischen, hier als „allerheiligster Glaube“ bezeichneten Fundament aufbauen. Dieses Fundament ist unerlässlich für den geistlichen Kampf. Es schützt uns vor dem Verführer.
Dafür müssen wir tief in der biblischen Wahrheit verwurzelt sein. Es gibt keine Abkürzungen. Das ist manchmal mit Arbeit verbunden, wie bei allem, was man lernen muss. Doch es ist gut, Schüler von Gottes Wort zu sein. Das schützt uns. Das ist das Wichtigste überhaupt.
Die Schule hat wieder angefangen: Mathe, Deutsch, Englisch, Französisch, Latein – alles toll? Vielleicht nicht unbedingt. Aber Bibellehre ist wichtiger als alles andere. Wenn Leute sagen, gut in Deutschland zu sein sei wichtig fürs Berufsleben, mag das sein. Doch tief in der Bibel gegründet zu sein, ist wichtig fürs ewige Leben. Nehmt euch Zeit dafür. Nehmt euch Zeit, sonntags in den Gottesdienst zu kommen, auch wenn montags Klausuren anstehen. Es ist wirklich wichtig.
Dann sollen wir beten – und zwar in der Kraft des Heiligen Geistes. Wir sollen den Kanal nutzen, den Gott uns gegeben hat: seinen Heiligen Geist. Durch ihn beten wir. Dabei suchen wir Schutz und Hilfe beim Allmächtigen. Wir erkennen, dass wir den Kampf nicht alleine führen können. Wir brauchen die Gründung in Gottes Wort und die Hilfe Gottes, der uns zum einen hilft, sein Wort besser zu verstehen, und uns zum anderen beschützt und stärkt. Das ist es, was Judas sagt.
Wenn Judas hier schreibt: „Erhaltet euch in der Liebe Gottes und wartet auf die Barmherzigkeit unseres Herrn Jesus Christus zum ewigen Leben“, erinnert er die Christen an das, was er am Anfang über sie gesagt hat: Sie sind berufen und geliebt. Ermahnt euch immer wieder dazu, euch dessen bewusst zu sein. Geht immer wieder dahin zurück: Ich bin geliebt von Gott. Lebt zielgerichtet auf die Zukunft hin. Wartet auf die Barmherzigkeit, auf das Wiederkommen, auf die endgültige Erlösung unseres Herrn zum ewigen Leben.
Vielleicht könnt ihr euch diesen Dreiklang merken: Ich bin berufen, ich bin geliebt, ich werde bewahrt. Das ist Gottes gutes Werk in meinem Leben. Wenn ich mich darauf besinne, bin ich besser zugerüstet für den geistlichen Kampf. So kämpfen wir anders. Wenn ich weiß, dass Gott mich liebt, gibt mir das Sicherheit und tiefen Frieden – gerade dann, wenn mein Glaube von vielen Seiten aggressiv bekämpft wird. Wenn ich weiß, dass der Herr mich bewahrt, gerate ich nicht in Panik, auch wenn die Feinde des Glaubens scheinbar übermächtig erscheinen.
Das ist die Grundhaltung, die Gott uns geschenkt hat: Wir sind berufen, wir sind geliebt, und wir werden bewahrt. Judas hat für die Christen gebetet, dass sie erfüllt seien mit Barmherzigkeit, Frieden und Liebe. Das brauchen wir für diesen Kampf – nicht nur für uns selbst, sondern auch im Hinblick auf andere.
Wir sehen, dass wir im geistlichen Kampf nicht nur für uns selbst kämpfen, indem wir tief im Wort Gottes gegründet sind und im Gebet stehen. Wir haben auch Verantwortung füreinander, besonders für die, die in diesem Kampf vielleicht nicht feststehen. Darum geht es im weiteren Verlauf.
In den Versen 22 und 23 lesen wir den Aufruf: „Erbarmt euch derer, die zweifeln; andere reißt aus dem Feuer und rettet sie; anderen erbarmt euch in Furcht und hasst auch das Gewand, das befleckt ist vom Fleisch.“
Hier werden drei Kategorien von Menschen genannt, derer wir uns erbarmen sollen. Für diese Menschen brauchen wir Barmherzigkeit und Liebe im geistlichen Kampf.
Die erste Gruppe sind die, die zweifeln (Ende Vers 22). Uns muss klar sein, dass es viele Christen gibt, die nicht besonders gut gelehrt oder bibelfest sind. Sie hören plötzlich von Theologen neue Thesen, garniert mit Bibelstellen und beeindruckendem Vokabular. Das klingt sehr schlau und überzeugend.
Ich habe schon viele Gespräche mit Christen geführt – mindestens einmal die Woche. Sie kommen zu mir und sagen: „Ich habe das gehört, und das klang wirklich überzeugend. Was hältst du davon?“ Ich bin froh, wenn sie kommen, und möchte euch ermutigen, mit solchen Fragen zu mir zu kommen.
Ich erlebe, wie Christen durch solche Argumente verunsichert werden und anfangen zu zweifeln – oft sogar an dem, was für sie eigentlich immer biblisch klar war. Sie laufen Gefahr, den Lügen der Verführer zu glauben und ihren Sünden zu folgen.
Ich habe eingangs die „Coming-in“-Initiative erwähnt. Ich bin mir sicher, dass viele Christen anfangen zu zweifeln, etwa bei der Frage nach praktizierter Homosexualität. War das wirklich immer ein Problem? Sie haben die Bibel so gelesen, dass es klar war. Doch nun kommen Theologen, die sagen, es sei ganz anders: Die Bibelstellen seien anders zu verstehen, der biblische Autor habe andere Dinge im Sinn gehabt. Wenn man die Hintergründe kenne, verstehe man das. Und überhaupt: Wie kann Liebe Sünde sein?
Ich kann mir vorstellen, dass ihr solche Fragen schon gehört habt. Wer auch immer in Diskussionen über theologische Fragen eintritt – in der Schule, im Berufsleben oder mit Nachbarn – hat vielleicht solche Thesen gehört.
Unsere Reaktion sollte nicht sein, diese Menschen anzugreifen, als seien sie böse. Wir sollten aber auch nicht schweigen. Unsere Berufung ist es, uns ihrer zu erbarmen. Erbarmt euch derer, die zweifeln. Helft ihnen, indem ihr die Bibel öffnet und mit ihnen gemeinsam schaut, damit sie wieder mehr Klarheit gewinnen.
Bei der Frage nach praktizierter Homosexualität wäre es zum Beispiel hilfreich, Römer 1,26 anzuschauen. Diese Bibelstelle wird oft von Kritikern aus dem Kontext gerissen. Sie sagen, es gehe um Missbrauch von Sklavenjungen, um Knabenschänderei. Ich frage dann: Habt ihr Römer 1 wirklich gelesen? Dort heißt es in Vers 26: „Darum hat sie Gott dahingegeben in schändliche Leidenschaften; denn ihre Frauen haben den natürlichen Verkehr vertauscht mit dem widernatürlichen. Desgleichen haben auch die Männer den natürlichen Verkehr mit der Frau verlassen und sind in Begierde zueinander entbrannt, haben Mann mit Mann Schande getrieben und den Lohn ihrer Verirrung, wie es sein musste, an sich selbst empfangen.“
Ich weiß nicht, wer bei diesem Text von Knabenschänderei spricht. Auch die anderen neutestamentlichen Stellen sind ähnlich. Dort heißt es: Schaut mal rein, lest 1. Korinther 6 oder 1. Timotheus 1, dann wird es deutlich.
Wir müssen uns die Zeit nehmen und die Mühe machen, selbst tief in Gottes Wort gegründet zu sein. Dann können wir denen, die zweifeln, helfen. Das ist Ausdruck von Barmherzigkeit und Liebe.
Menschen sind verwirrt – das geschieht, und wir sind es manchmal auch. Ausdruck unseres Erbarmens im geistlichen Kampf ist nicht, die Leute einfach plattzumachen, sondern ihnen zu helfen, zurückzufinden zur wahren Lehre, die befreit und die Gott uns in seiner Liebe gegeben hat.
Die zweite Gruppe sind jene, die über das Zweifeln hinaus sind. Sie sind so verwirrt, dass sie falschen Thesen folgen oder diese sogar weiterverbreiten. Hier ist es wichtig, zwischen verwirrten Lehrern und Irrlehrern zu unterscheiden. Nicht jeder verwirrte Lehrer ist ein Irrlehrer.
Lehrer können verwirrt sein, auch Pastoren können in Zweifel geraten und verwirrt sein. Sie lehren Falsches, sind aber noch keine Irrlehrer im biblischen Sinn, die total verdammt werden.
Auch diese Menschen brauchen unser Erbarmen. Judas sagt: „Andere reißt aus dem Feuer und rettet sie.“ Das Erbarmen zeigt sich hier in der Ermahnung, in liebevoller und klarer Zurechtweisung. Das kann bis dahin gehen, dass wir Menschen aus der christlichen Gemeinschaft ausschließen, wenn sie in Sünde verharren und in falschem Denken und Leben bleiben.
Wir ermahnen sie, rufen sie zur Ordnung, belehren sie und haben Geduld mit ihnen. Wenn sie aber so verwirrt sind, dass sie mehr an ihre falschen Lehren glauben wollen als an die Schrift, ist es zu unserem und ihrem Besten, sie aus der Gemeinde auszuschließen. So wie sie leben und reden, gehören sie nicht zur Gemeinschaft der Christen, weil sie Schaden anrichten und nicht eindeutig zeigen, dass sie Christen sind.
Diese Form der Ermahnung klingt zunächst hart: Gemeindeausschluss. Da sind sie wieder, die konservativen Christen, immer mit der Keule. Aber was sagt uns die Bibel? 1. Korinther 5 ruft ganz klar zur Gemeindezucht auf, damit der Geist gerettet werde am Tage des Herrn.
Wir haben Erbarmen mit diesen Menschen und lassen sie nicht in ihrer Sünde, sondern ermahnen sie bis aufs Schärfste mit dem Ziel und Gebet, dass sie zurückkommen.
Ich hoffe, ihr versteht das. Ich bereite keinen Gemeindeausschluss vor, ihr könnt ganz entspannt sein. Ich werde nicht am Ende sagen: „Das sind die drei falschen Lehrer in der Gemeinde, ich weiß von keinem.“ Ich predige einfach den Text. Vielleicht hilft uns das, vorbereitet zu sein, falls es mal relevant wird.
Es ist Ausdruck unseres Erbarmens, Menschen bis dahin zu ermahnen.
Die dritte Kategorie sind vermutlich die Irrlehrer, die sich ganz der Sünde hingegeben haben. Judas schreibt in Vers 23: „Anderen erbarmt euch in Furcht und hasst auch das Gewand, das befleckt ist vom Fleisch.“
Das klingt ziemlich hart. Erbarmt euch in Furcht und hasst sogar das befleckte Gewand. Für mich ist das die größte Herausforderung. Wenn ich es mit Menschen zu tun habe, die so offensichtlich gottlos und gotteslästerlich leben, Spötter und Lästerer sind und das Wort Gottes verdrehen, werde ich schnell aggressiv.
Deshalb war dieses Buch diese Woche für mich so relevant. Es hat mich herausgefordert und daran erinnert: Matthias, entspann dich. Du bist von Gott berufen, du bist geliebt und wirst bewahrt. Judas betet für mich: „Der Herr gebe dir Barmherzigkeit, Frieden und Liebe.“ Das brauchen wir.
Der Brief hat mir geholfen zu sehen, dass der Herr richten wird. Er wird es tun. Ich muss es nicht tun. Ich muss mich nicht mit Argumenten durchsetzen. Der Herr gewinnt den Kampf. Er wird es tun.
Was ist nun meine Aufgabe? Wenn der Herr den Kampf gewinnt, bin ich dazu da, die Herde zu schützen. Das tue ich, indem ich euch die Wahrheit sage, so gut ich kann, euch aus Gottes Wort zurüste, damit ihr gestärkt seid, ins Gebet ruft und in die Schrift geht. Zum anderen erbarme ich mich derer.
Mein Kampf gegen falsche Lehrer ist kein Kampf mit Aggression, sondern mit Barmherzigkeit und Liebe. Ich weiß, der Herr wird sie richten. Wenn sie nicht umkehren, wird es kein gutes Ende mit ihnen nehmen.
Jetzt beginnt mein Herz zu sagen: Der, der mich gerade noch so genervt hat, über den ich zornig war, marschiert Richtung Hölle. Jetzt könnte ich ihm noch einen Tritt geben: „Dann geh halt!“ Oder ich kann sagen: „Teufel, den Triumph gönne ich dir nicht. Ich kämpfe um diese Seele, um diesen verwirrten Menschen, der Gott noch nicht kennt.“
Deshalb begegne ich meinen Feinden mit Liebe und Barmherzigkeit. Ich rufe sie zur Umkehr, ermahne sie aufs Schärfste und halte Abstand, damit ich nicht in ihre Sünde hineingezogen werde. Aber ich begegne ihnen mit einem Herzen voller Barmherzigkeit und Liebe.
So kämpfen wir den geistlichen Kampf, indem wir ringen, Menschen aus dem Hoheitsgebiet des Teufels zu befreien und sie zu Gott zu führen.
In all dem dürfen wir uns voll und ganz Gott anvertrauen und auf ihn verlassen. Er ist es, der uns berufen hat, der uns liebt und der uns bewahrt.
Abschluss und Segensbitte
Und was könnte ein besseres Ende für einen solchen Brief sein als das, was wir hier haben? Höre Gottes Wort, dem aber, der euch vor dem Straucheln behüten kann und euch untadelig stellen kann vor das Angesicht seiner Herrlichkeit mit Freude, dem alleinigen Gott, unserem Heiland, sei durch Jesus Christus, unseren Herrn, Ehre und Majestät und Gewalt und Macht vor aller Zeit, jetzt und in alle Ewigkeit. Amen!
Himmlischer Vater, danke für diese wunderbare Zusage. Du bist der Gott, der uns behüten kann, der uns untadelig vor das Angesicht unseres Herrn, vor dein Angesicht stellen kann – in aller Herrlichkeit und mit großer Freude. Dich wollen wir loben und preisen.
Wir bitten dich, dass du uns bereit machst für den geistlichen Kampf, dass wir uns nicht zurückziehen und das, was um uns herum geschieht, nicht ignorieren. Vielmehr wollen wir uns von dir gebrauchen lassen – im festen Wissen darum, dass wir bei dir sicheren Halt haben.
Du bist unsere feste Burg, in dir finden wir Schutz. So sind wir zugerüstet, und darum bete ich, dass du uns ausrüstest mit Barmherzigkeit, Frieden und Liebe für den Kampf, der vor uns liegt. Amen.